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THE AMERICAN MUSEUM
OF
NATURAL HISTORY
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Herpetologia europaea
Eine systematische Bearbeitung der
Amphibien und Reptilien
welche bisher in Europa aufgefunden sind
Von
Dr. Egid Schreiber
k. k. Schulrat in Görz
Zweite, gänzlich umgearbeitete Auflage
Mit 188 in den Text eingedruckten Holzschnitten
Jena
Verlag von Gustav Fischer
1912
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on E. Koken. Suppl.-Bd. 1.) 19071908. _ Preis: 160 Mark.
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schriebenen Arten. Anhang: Einzelaufzählung des Materials. Kay 4. Rekonskal
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re . Bi Ba.1IT], Heft2.) 1896. Preis: 9 Mark.
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päischen Dinosaurier der Dalin ter sich. Kap. 6. Vergleichung der triassischen
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Sauropoden. Ei 8. Das allais der Theropoden zu den Orthopoden. B:
Die Beziehungen der Dinosaurier zu anderen Reptilien. Kap. 10. Die Entw ck-
_ lung der Dinosaurier. Verzeichnis der benutzten Literatur.
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Von E. Koken.
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welche bisher in Europa aufgefunden sind
Von
Dr. Egid Schreiber
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Mit 188 in den Text eingedruckten Holzschnitten
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Verlag von Gustav Fischer
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Vorrede zur ersten Auflage.
Obwohl die herpetologische Literatur heutzutage bereits ein ziem-
lich reiches Material darstellt, so fehlt es doch bisher an einem
Werke, welches die europäischen Amphibien und Reptilien ausschließ-
lich und in eingehender Weise behandelt, und während in den anderen
Gebieten der Zoologie fast durchgängig jedermann leicht zngängliche
monographische und faunistische Bearbeitungen vorhanden sind, ist
die auf Kriechtiere und Lurche bezügliche Literatur in einer solchen
Menge von größeren und kleineren Werken, Spezialabhandlungen
und Reisebeschreibungen zerstreut, daß eine schon ziemlich ansehn-
liche Bibliothek dazu gehört, will man nur die zur Bestimmung der
europäischen Tiere der genannten Klassen nötigen Behelfe gehörig bei-
sammen haben. Die Beschaffung so ausgedehnter literarischer Hilfs-
mittel ist aber teils wegen der Kostspieligkeit, teils wegen der Ent-
fernung von größeren Bibliotheken nur den wenigsten möglich, ab-
gesehen davon, daß gerade die wichtigsten dieser Quellen nicht ın
unserer Muttersprache geschrieben und dadurch auch nicht immer
jedermann zugänglich sind. Daher mag es auch kommen, daß die
Beschäftigung mit Herpetologie sich im allgemeinen noch keiner so
weiten Verbreitung erfreut, wie sie es der Natur der Sache nach
wohl verdiente, da gewiß schon mancher, der sich vielleicht mit
lebhaftem Interesse den hieher gehörigen Tieren zuwandte, die Sache
schon in den ersten Anfängen wieder aufgeben mußte, weil er die
Unmöglichkeit einsah, mit den ihm zu Gebote stehenden Hilfsmitteln
mitunter selbst die allergewöhnlichsten Vorkommnisse scharf und
sicher — wenn überhaupt — bestimmen zu können.
In Anbetracht dieser Umstände habe ich es unternommen, die
. bisher in Europa beobachteten Amphibien und Reptilien in einer be-
sonderen Bearbeitung zusammenzustellen. Obwohl schon seit Jahren
mit dem Studium der Herpetologie beschäftigt, ward mir die endliche
Ausführung dieser Arbeit namentlich dadurch ermöglicht, daß mir
die reichhaltigen Sammlungen des kaiserl. zoologischen Kabinettes
in Wien in liberalster Weise zur Verfügung gestellt wurden, und kann
VI Vorrede.
ich im Namen der Wissenschaft nicht umhin, hiefür sowohl dem
Direktor, Herrn Regierungsrat Dr. Redtenbacher, wie nicht '
minder dem Custos, Herrn Dr. Alois Rogenhofer, meinen
wärmsten Dank öffentlich auszusprechen; da ich dabei zugleich
durch freundliche Zusendungen und Mitteilungen meiner Korrespon-
denten aus den verschiedensten Teilen Europas unterstützt wurde,
so sah ich mich dadurch in die Lage versetzt, mit wenigen Aus-
nahmen fast alle unserer Fauna angehörenden Kriechtiere und Lurche
in einer solchen Anzahl in Natura zu untersuchen, daß ich ein zur
ersprießlichen Durchführung des mir vorgesetzten Zweckes hin-
reichendes Material zusammenbrachte.
Die Hauptaufgabe, die ich mir in dieser Arbeit gestellt habe,
liegt teilweise bereits in dem oben Gesagten ausgesprochen; es soll
dieselbe die Bestimmung aller bisher in Europa aufgefundenen Am-
phibien und Reptilien in einer leichten und sicheren Weise ermög-
lichen und nicht nur den Anfänger in das Studium der Herpetologie
einführen, sondern auch dem Fachmanne in zweifelhaften Fällen als
Nachschlagebuch dienen. Es war daher vor allem mein Augenmerk
darauf gerichtet, die einzelnen Gattungen und Arten durch möglichst
scharfe und hervortretende Merkmale festzustellen, ein Umstand, der
mir von um so größerer Bedeutung erschien, als in vielen Werken
darauf nur allzu wenig Gewicht gelegt wird, indem die daselbst an-
geführten Charaktere entweder dadurch, daß sie zu allgemeiner Natur
sind oder aber nur auf minder hervortretenden Eigenschaften und
Merkmale gegründet erscheinen, eine sichere und genaue Bestimmung
ungemein erschweren. Daher habe ich auch bei den Reptilien haupt-
sächlich auf die Bedeckungen des Körpers Rücksicht genommen,
weil die davon hergenommenen Kennzeichen, unter gehöriger Be-
achtung ihrer manchmal vorkommenden Veränderlichkeit, in den
meisten Fällen hinreichende und leicht sichtbare Anhaltspunkte
bieten, um dadurch die Bestimmung mit der gehörigen Schärfe und
Leichtigkeit zu erreichen; aus eben dem Grunde räumte ich auch
der in vielen Werken fast allein zur Einteilung benutzten Bezahnung
nur eine sehr untergeordnete Rolle ein, da dieselbe als praktisches
Bestimmungsmittel nur selten zu verwenden ist, indem die darauf
gegründeten Unterscheidungen wegen der Kleinheit der Zähne häufig
nur an gut macerierten Schädeln beobachtet werden können. Die
größtenteils nach der Natur von mir selbst gefertigten, dem Texte
beigegebenen Zeichnungen dürfen endlich auch mit dazu beitragen,
die Kenntnis der einzelnen Formen zu fördern und zu erleichtern,
sowie anderseits die am Ende jedes einzelnen Abschnittes über die
geographische Verbreitung durchgeführten Auseinandersetzungen auf
Vorrede. VII
manche bisher nicht beachtete Verhältnisse in der Verteilung der
hieher gehörigen Tiere aufmerksam machen und als ein Erstlings-
versuch einer herpetologischen Geographie unseres Weltteiles selbst
in weiteren wissenschaftlichen Kreisen nicht ohne Interesse sein
dürften.
Was nun die Lösung der mir gestellten Aufgabe betrifft, so
habe ich es an redlicher Bemühung nicht fehlen lassen, dieselbe nach
meinem besten Können und Wissen zu vollführen, und wenn noch
manches hie und da mangelhaft, oder unvollständig erscheint, so mag
dies mehr in der Natur der Sache, als in Fahrlässigkeit von meiner
Seite gelegen sein. Denn trotz der geringen Zahl der hier abzuhan-
delnden Arten wird der Fachmann die Schwierigkeit einer derartigen
Arbeit nicht verkennen. Schon der Umstand, daß die Beschäftigung
mit Herpetologie noch immer keine sehr allgemeine ist, setzte der
Durchführung meiner Arbeit manches Hindernis entgegen, indem die
Beschaffung des dazu unumgänglich nötigen Materiales oft sehr
schwer zu erreichen war. Eine zweite wohl nicht minder große
Schwierigkeit ergab sich in der Benttzung der diesbezüglichen Li-
teratur. Wenn mir auch die meisten zu meinen Studien erforderlichen
Quellen zu Gebote standen, so ist doch die Natur eben dieser Quellen
nur zu oft eine derartige, daß sie einer erfolgreichen Benutzung
häufig die größten Hindernisse in den Weg legte; denn sehr viele
herpetologische Schriften leiden an dem Fehler, daß sie statt der
Spezies Individuen beschreiben, wobei noch der große Übelstand hin-
zutritt, daß gewöhnlich nur die gerade bei Kriechtieren und Lurchen
meist so wenig Bedeutung habende Färbung und Zeichnung als ein-
ziges Merkmal hervorgehoben wird, wogegen die so wichtigen Ver-
hältnisse der Körperbedeckung sehr häufig gar nicht, oder nur in
ganz ungenügender Weise erwähnt werden. Daher nimmt auch die
Synonymik in keinem Zweige der Naturgeschichte so ungeheuerliche
Dimensionen an, wie in der Herpetologie, und ist die Schwierigkeit,
aus den äußerst lückenhaften und oberflächlichen Beschreibungen
älterer Autoren die betreffende Art mit Sicherheit herauszufinden,
wirklich eine oft kaum zu bewältigende. Wenn ich demungeachtet
versucht habe, in den meisten Fällen den diesbezüglichen Namen und
Beschreibungen eine meiner Ansicht entsprechende Deutung zu geben,
so mag dies bei vielen Arten eben nur als ein Versuch angesehen
werden, dessen vollkommenes Gelingen nur demjenigen möglich sein
wird, welcher in der günstigen Lage ist, von Fall zu Fall die zu den
Beschreibungen gehörenden Originalien zu vergleichen.
So hätte ich denn die Grundsätze auseinandergesetzt, die mich
bei der Durchführung dieser Arbeit leiteten, und indem ich dieselbe
VIII Vorrede.
hiemit einem billig urteilenden Publikum übergebe, hege ich den
aufrichtigsten Wunsch, daß sie mit dazu beitragen möge, das Studium
der Herpetologie in weiteren Kreisen zu fördern und zu verbreiten.
Salzburg, im Oktober 1874.
Der Verfasser.
Vorrede zur zweiten Auflage.
Wenn ich in dem Vorworte zur ersten Auflage dieses Werkes
den Wunsch aussprach, daß dasselbe das Studium der Herpetologie
in weiteren Kreisen fördern und verbreiten möge, so kann ich zu
meiner Befriedigung konstatieren, daß ich mich ın dieser Hoffnung
nicht getäuscht habe. Die Beschäftigung mit diesem Zweige der
Zoologie ist seit dieser Zeit eine im hohen Grade ausgedehnte und
erfreuliche geworden, und wenn man das zum Schlusse angefügte
Literaturverzeichnis durchgeht, so wird man dieser meiner Behaup-
tung nur beistimmen können. Eben hiedurch ist aber auch die
Bedeutung meiner ersten Auflage fast hinfällig geworden und haben
die stets fortgesetzten Forschungen und Beobachtungen auf diesem
Gebiete zu soviel neuen Entdeckungen und Gesichtspunkten geführt,
daß mir eine zweite, dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft
entsprechende Auflage dringend geboten schien.
So habe ich mich denn zum Schlusse meiner wissenschaftlichen
und wohl auch meiner Lebenstätigkeit überhaupt daran gemacht, eine
Umarbeitung meiner Herpetologie zu verfassen, teils um diesen Teil
der Naturkunde den ihm derzeit gebührenden Platz zu verschaffen,
teils um auch alles, was in neuerer Zeit in diesem Fache geleistet ward,
in einem Ganzen übersichtlich zusammenzufassen.
An gediegenen Vorarbeiten hiezu, sowie auch an eigenen Studien
und Beobachtungen hat es in den letzten 37 Jahren wahrhaftig nicht
gefehlt und wenn die von mir daraus gezogenen Resultate auch nicht
allerorts ihre Zustimmung finden dürften, so liegt dies eben in der
individuellen Auffassung des einzelnen, die ja je nach dem Gesichts-
punkte des Betreffenden nicht immer dieselbe ist.
Das Schwierigste bei gegenwärtiger Arbeit war wohl die Be-
grenzung der Spezies, über welche bei den Herpetologen durchaus
Vorrede. 12%
noch keine Übereinstimmung besteht und bezüglich deren ich
namentlich bei meinen älteren Fachgenossen mitunter auf argen
Widerspruch gefaßt bin. Ich bin aber auch einer von diesen älteren,
ja höchst wahrscheinlich der derzeit älteste Herpetologe und hat eben
meine langjährige, über zwei Menschenalter umfassende Beschäfti-
gung mit den hieher gehörigen Tieren, sowie die unausgesetzte
Beobachtung der Lebensweise und Verbreitung derselben die in
diesem Buche vertretenen Ansichten gezeitigt.
Übrigens kann ich bezüglich der Artentrennung nicht umhin,
meine Verwunderung darüber zu äußern, daß man in neuerer Zeit
bei einzelnen Gattungen eine sehr weitgehende Aufstellung von
allgemein anstandslos anerkannten Spezies vorgenommen hat, wäh-
rend man sich dagegen bezüglich weit reichhaltigerer Genera ent-
schieden ablehnend verhält. Ich will hier nur für den ersten Fall
auf die Gattungen Rana und Vipera, für den letzteren auf die Lacerten
hinweisen. Von diesen sind manche bisher noch vielfach als Varie-
täten aufgefaßte Formen ganz unzweifelhaft mehr untereinander
verschieden, als manche Braunfrösche und Ottern, eine Differenz,
welche bei Rücksichtnahme auf Lebensweise und Vorkommen noch
schärfer hervortritt. Wenn hiebei mitunter auch Übergangsstücke
vorkommen, so ist dies bei allen noch in der Differenzierung begriffenen
Gattungen der Fall, und glaube ich, daß jeder Form, die sich in
ihren Hauptmerkmalen ständig herausgebildet hat und als solche
erhält, die Artcharaktere zugesprochen werden müssen, wenn auch
noch hie und da einzelne Zwischenglieder übrig geblieben sind.
Sagt doch Boulenger selbst, daß manche der in seiner letzten
Arbeit über die westpaläarktischen muralis - Formen noch als Varie-
täten bezeichneten Lacerten ebensogut auch als eigene Arten be-
trachtet werden könnten, und wenn ich dieselben, um die Unmasse
der in eine Spezies vereinigten Eidechsen zu sondern, schließlich
artlich trenne, so wird mir dies der berühmte obgenannte Autor
wohl auch nicht gar zu sehr verargen, zumal in diesen Wust von
Formen doch einmal eine gewisse Ordnung gebracht werden mußte.
Ob ich dabei immer das Richtige getroffen, ist freilich Ansichtssache
und werden spätere Forschungen und Entdeckungen meine hier
niedergelegten Auffassungen jedenfalls noch in mancher Richtung
modifizieren.
Ein Umstand, welcher diese zweite Auflage von der ersten vor-
teilhaft unterscheiden dürfte, ist die weitgehende Berücksichtigung
der biologischen Verhältnisse, welche mir die vielen seit 1875 über
die Lurche und Kriechtiere gemachten Beobachtungen ermöglichten
und die manchem eine willkommene Beigabe sein wird. In dieser
3,4 Vorrede.
Richtung habe ich namentlich den ausgezeichneten Arbeiten Joh.
v. Fischers, des Meisters der Terrarienkunde, vieles entnommen,
aber auch den Veröffentlichungen und brieflichen Mitteilungen
meiner fachmännischen Freunde, namentlich der Herren v. Be-
drıiaga, Brauner, Lindholm;,v.Mehely Bora
Müller, v. Tomasini,: Veith, Werner und:
terstorff wertvolle Beiträge zu verdanken; da ich überdies
die meisten der hier beschriebenen Arten lebend hielt und viele im
Freien beobachtet habe, so war ich auch selbst in der Lage, die Sitten
und Gewohnheiten derselben kennen zu lernen. Desgleichen waren
die letztgenannten Verhältnisse der gegenwärtigen Arbeit insoferne
von Nutzen, als ich auf Grund deren imstande war, fast alle Spezies
nach lebenden Stücken zu beschreiben, während ich zum Zwecke
der ersten Auflage für viele Arten nur konservierte Exemplare zur
Verfügung hatte.
Schließlich fühle ich mich noch gedrängt allen, die mir bei Ab-
fassung dieses Werkes durch Rat und Tat an die Hand gingen, hier
im Namen der Wissenschaft meinen herzlichsten und verbindlichsten
Dank auszusprechen; vor allem fühle ich mich aber gegenüber dem
Senckenbergischen Museum zu Frankfurt a. M. ver-
pflichtet, das mir in jeder Richtung in liberalster Weise entgegenkam
und durch Zusendung seltener oder mir unbekannter Arten meinen
Studien eine nicht hoch genug anzuschlagende Förderung ange-
deihen ließ. |
Und so übergebe ich denn diese zweite Auflage einem billig
denkenden Publikum in der Hoffnung, daß es eine nicht minder
freundliche Aufnahme finden möge als die erste.
Görz, im Jänner IQI2.
Der Verfasser.
I. Abteilung.
Amphibien.
Schreiber, Herpetologia europaea.
Einleitung.
Die Amphibien oder Lurche sind Wirbeltiere, deren Blut keine
selbständige Temperatur, sondern die ihrer jeweiligen Umgebung be-
sitzt; sie werden daher auch wechselwarme Vertebraten genannt.
Dieselben machen fast ausnahmslos eine Verwandlung (metamor-
phosis) durch, indem deren Jungen von den ausgebildeten Individuen
mehr oder weniger verschieden sind und erst im Laufe ihrer Ent-
wicklung allmählich die Gestalt der letzteren annehmen. Ist diese
Verschiedenheit so groß, daß die jugendlichen Formen — namentlich
anfangs — mit den vollendeten kaum eine Ähnlichkeit zeigen, so ist
die Verwandlung eine vollkommene (Anura), stimmt aber das
Junge mit dem verwandelten Tiere der Hauptsache nach schon mehr
oder weniger überein und beschränkt sich dessen Verschiedenheit vor-
nehmlich auf die Atmungsorgane, so ist die Metamorphose eine un-
vollkommene (Urodela). In beiden Fällen werden die stets im
Wasser lebenden und durch Kiemen atmenden Jungen Larven
(larvae), im ersteren auch Kaulquappen /(gyrini) genannt.
Der Körper zeigt in seiner Gesamtheit bei den zwei Ordnungen,
welche die europäischen Mitglieder dieser Klasse enthalten, eine ziem-
lich abweichende Form und Gestaltung. Während er bei den einen
mehr gestreckt und eidechsenartig und mit einem wohl ausgebildeten
Schwanze versehen ist (Urodela), erscheint er bei den anderen mehr
verkürzt und scheibenförmig, ohne Spur eines Schwanzes, wenigstens
im ausgebildeten Zustande (Anura ).
In allen Fällen können aber an demselben stets drei Hauptteile,
nämlich Kopf (caput), Rumpf (truncus) und Gliedmaßen oder
Beine (membra)) unterschieden werden.
Der vom Rumpfe nicht oder nur wenig gesonderte Kopf ist fast
immer ziemlich breit, mit nach vorne zu mehr oder weniger ver-
rundeter oder stumpf abgestutzter Schnauze. Die Augen sind
meistens gut ausgebildet und gewöhnlich stark vorstehend, nur
selten mehr klein oder selbst von der allgemeinen Körperhaut über-
zogen, ihre Lider meist wohl entwickelt und längsgespalten, das
untere das obere an Größe in der Regel bedeutend übertreffend;
auch zeigt sich am Innenwinkel des Auges noch eine kleine, unbeweg-
liche Falte, die sogenannte Nickhaut. Das Ohr ist bald durch
das offen zutage tretende Trommelfell deutlich sichtbar, bald durch
die über letzteres hinweggehende Körperhaut mehr oder weniger,
I*
4 Einleitung.
öfters auch ganz verborgen; äußere Ohrmuscheln sind niemals vor-
handen. Die kleinen Nasenlöcher liegen meist nach vorn und sind
unmittelbar nach abwärts hinter dem Oberkiefer in die Rachenhöhle.
geöffnet, woselbst sie als innere Nasenöffnungen oder Cho-
anen deutlich sichtbar sind. Das Maul ist fast immer weit ge-
spalten und hinter die Augen verlängert, bald vollkommen zahnlos,
bald in einem oder auch in beiden Kiefern sowie im Gaumen bezahnt.
Die Gaumenzähne stellen in den meisten Fällen zwei Reihen oder
Gruppen vor, welche entweder nach rückwärts über die Länge des
Gaumens hinziehen, oder bald hinter, bald zwischen den inneren
Nasenlöchern quergestellt sind. Alle Zähne sind übrigens immer sehr
klein, ragen nur wenig aus den Weichteilen hervor und sind im all-
gemeinen weniger durch das Gesicht, als vielmehr durch das Gefühl
oder das Geräusch, wenn man etwa mit der Schneide eines Messers
darüber hinfährt, zu erkennen. Die Zunge, welche mitunter durch
ihre vollständige Verwachsung mit dem Boden der Mundhöhle zu
fehlen scheint, zeigt in ihrer Form und Größe, sowie in der Art und
Weise ihrer Befestigung mancherlei, für die Systematik sehr wichtige
Unterschiede. Niemals ist sie, wie dies sonst bei Wirbeltieren ge-
wöhnlich der Fall ist, bloß hinten befestigt, sondern, wie schon erwähnt,
entweder in ihrer ganzen Fläche an den Boden der Mundhöhle fest-
gewachsen, oder durch ein über die Mitte der Unterseite hinziehendes
Längsband, oder nur mit ihrem vorderen Teile, seltener durch einen
zentralen Stiel befestigt, so daß sie in dieser Weise selten vorn, häufig
jedoch an den Seitenrändern oder in ihrem hinteren Teile frei er-
scheint; oft ist letzterer in eine Art Scheide zurückgezogen, welche
durch eine sich vom Boden der Mundhöhle abhebende Hautfalte
gebildet wird.
Der vor den Augen liegende Teil des Kopfes wird Schnauze
(rostrum) oder Gesicht (facies), der zwischen denselben. befind-
liche Stirn (frons) oder Interokularra um (spatium interoculare),
der hinter denselben gelegene Hinterkopf (occput) oder
Scheitel (vertex) und die Unterseite des Kopfes Kehle (gula)
genannt. Der gegenseitige Abstand der Nasenlöcher wird als Inter-
nasalraum (sdatium internasale) bezeichnet. Die Seiten der
Schnauze, die sogenannte Zügelgegend (regio frenalis), geht
entweder unmerklich in die Oberfläche derselben über, oder ist von
letzterer durch eine bald mehr bald weniger deutliche Kante, die
Schnauzenkante (canthus vostralis), getrennt. Endlich ist noch
am Hinterende der Kehle mitunter eine deutliche Querfalte, die sog.
Kehlfalte (plica gularıs) zu bemerken.
Der Rumpf ist bei den gestreckten Formen meist ziemlich walzig
und gleich dick, bei den verkürzten Formen hingegen gewöhnlich
nach rückwärts merklich eingezogen, seitlich häufig mehr oder weniger
bauchig verdickt oder aufgetrieben und unten abgeplattet.
Die Beine zeigen einen sehr verschiedenen Grad der Ausbildung
und während sie bei den niedersten Formen so verkümmert sind,
daß sie als Gehwerkzeuge nur eine untergeordnete Rolle spielen,
sind sie bei anderen gut, ja mitunter sogar zu Sprungorganen ent-
wickelt. Die Zahl der Zehen wechselt von zwei bis fünf und ist an
Einleitung. 5
den Vorderbeinen meist geringer als an den hinteren; Nägel sind
niemals vorhanden.
! Die Haut ist stets nackt und fast'immer mehr oder weniger
feucht, bald glatt, bald rauh, sehr häufig mit Drüsen versehen, die
entweder nur als einfache Poren erscheinen, oft aber auch über die
Oberfläche des Körpers hervorragen und in der Gestalt von Körnern
oder Warzen die Kontinuität der Haut bald mehr,
bald weniger unterbrechen. Mitunter treten solche
Drüsen zu größeren Gruppen oder Haufen zu-
sammen, in welchem Falle sie dann einzelne, über
die Oberfläche des Körpers gewöhnlich stärker her-
vortretende Anschwellungen bilden, unter denen
namentlich zwei an den Kopfseiten in der Öhr-
gegend befindliche Wülste besonders auffallen und
mit dem Namen der Ohrdrüsen oder Paro- Bien
tiden belegt werden.
F > B 5 z > Salamandra atra
Alle diese Drüsen sondern ein meist milchiges, Tanz.
zähes, an der Luft gerinnendes klebriges Sekret „ Ohrdrüsen (Paro-
ab, welches einerseits dazu dient, die Haut feucht tiden).
und geschmeidig zu erhalten, anderseits durch
seine giftigen Eigenschaften für die sonst vollkommen wehrlosen
Tiere ein nicht zu unterschätzendes Schutzmittel gegen die Angriffe
ihrer Feinde abgibt. Diese Ausscheidung, aus welcher mittelst
Phosphormolybdänsäure eine kristallinische, in Wasser und Alkohol
lösliche organische Base, das sog. Salamandrin und Phry-
nin, gewonnen werden kann, verhält sich kleineren Wirbeltieren
gegenüber als ein direkt auf die Nervenzentren wirkendes scharfes
Gift, wirkt aber auch auf größer@ Tiere, namentlich auf die Schleim-
häute oder unmittelbar in das Blut gebracht, schädigend und ätzend
und ist mitunter auch durch einen unangenehmen Geruch widerlich.
In seinen Wirkungen ist dieses Drüsensekret ein dem Strychnin oder
Aconitin ähnliches, starkes Gift, das epileptische Krämpfe, Hem-
mungen der Herztätigkeit, ja selbst den Tod verursachen kann,
so daß mitunter Hunde, welche Kröten totbeißen oder apportieren,
darüber eingehen können. Die Ausscheidung dieses Drüsensaftes
ist nicht immer gleich stark, in der Wärme und in südlichen Gegenden
sowie zur Brunstzeit intensiver und in größerer Menge oft den Amphıi-
bien selbst verderblich. Wenn übrigens auch die Lurche dem Men-
schen gegenüber als durchaus harmlos und ungefährlich zu betrachten
sind, so hat man es bei Hantierungen mit diesen Tieren doch zu ver-
meiden, mit den Händen Augen, Mund- und Nasenhöhlen oder
offene Wunden zu berühren, weil hiedurch, wenn auch absolut keine
Gefahr, so doch immerhin an den betreffenden Teilen ein heftiges
Brennen und Jucken und eine kleine, allerdings bald von selbst
schwindende Entzündung hervorgerufen wird.
Außerdem ist die Lederhaut der Amphibien noch reich an Pig-
menten, von denen namentlich das Schwarz sehr häufig ist, während
noch ein weißer, gelber und metallischer Farbstoff eine mehr unter-
geordnete Rolle spielen. Durch Zusammenziehung und Ausdehnung
der diese Pigmente enthaltenden, ästigen Hautzellen (Chromato-
6 Einleitung.
phoren) werden die verschiedenen, oft sehr schnell und auffallend
wechselnden Farbentöne dieser Tiere hervorgebracht, Es sind daher
die Lurche nicht nur nach Alter, Geschlecht und Jahreszeit häufig
verschieden gefärbt, sondern sie können auch unter dem Einfluß
des Nervensystems ihre Farbe oft in kurzer Zeit gänzlich ändern,
indem verschiedene Temperaturgrade, Schreck, Lichtreiz und äußere
Umgebung auf diese Tiere derart wirken, daß sie infolgedessen ganz
verschiedene Färbungen annehmen. Sehr häufig kommt es nament-
lich vor, daß sich die Amphibien: bezüglich des Kolorites der Um-
gebung anpassen und auf diese Weise mit letzterer übereinstimmende,
sog. harmonische oder Schutzfarben annehmen.
Bei den meisten Lurchen ist übrigens die Haut sehr dünn, so daß
durch dieselbe eine Verdunstung des im Körper enthaltenen Wassers
leicht stattfinden kann, weshalb dieselben auch vorwiegend im Wasser
oder an feuchten Örtlichkeiten leben und in der Trockenheit meist
bald sterben. Demungeachtet treten nicht selten stellenweise mehr
oder weniger starke Verdickungen der Oberhaut auf, welche als horn-
artige Körner, Warzen oder selbst Dornen einzelne Partien des
Körpers bedecken. -
Mitunter weist die Haut auch periodische Wucherungen auf,
welche in Gestalt von Kämmen, Leisten und Schwimmlappen be-
sonders zur Fortpflanzungszeit und im männlichen Geschlechte
auftreten, nach Ablauf der Brunst aber wieder resorbiert werden
und verschwinden.
Mit Ausnahme der Winterszeit wird die Haut der Amphibien
in der Regel allmonatlich gewechselt, wobei die sich an einzelnen
Körperstellen ablösende oder platzende Haut durch energische Be-
wegungen und unter Zuhilfenahme des Mundes und der Beine nach
und nach abgestreift und öfters auch von dem betreffenden Tiere
verschlungen wird.
Die nicht im Wasser lebenden Lurche halten sich bei Tage meist
verborgen und kommen nur des Abends oder nachts, wenn der Boden
und die ihn überziehende Pflanzendecke durch den Tau befeuchtet
sind, mitunter wohl auch bei Regenwetter heraus. In trockenen
und dürren Landstrichen fehlen die hieher gehörenden Tiere meist
gänzlich, während sie in wasserreichen Gegenden gewöhnlich in
Menge zu finden sind, woselbst sie aber nur durch die ihnen zu-
sagenden Lebensbedingungen, keineswegs aber durch einen ihnen
durchaus fremden Geselligkeitstrieb zusammengeführt werden.
Alle Amphibien sind Raubtiere, welche stets nur lebende Beute,
namentlich Insekten, nackte Schnecken und Würmer, mitunter auch
kleinere Wirbeltiere ergreifen und ganz verschlingen. Während der
kalten sowie auch während der heißen, regenlosen Zeit ziehen sie
sich zurück, indem sie sich entweder in den Schlamm der Gewässer
vergraben oder am Lande an geeigneten Orten verkriechen.
Die meisten Lurche sind eierlegend und nur wenige gebären
lebendige Junge (Salamandra). Die Eier werden fast immer ins Wasser
abgesetzt, bald einzeln unter Steine und an Wasserpflanzen (Urodela),
bald in größeren Massen durch eine Gallerte zu Klumpen oder Schnüren
verbunden (Anura); nur ausnahmsweise werden dieselben von dem
Einleitung. 7
Männchen bis zum Auskriechen am Lande herumgetragen (Alytes).
In der Regel suchen jedoch beide Geschlechter zur Fortpflanzungs-
zeit das Wasser auf, teils, um die Eier oder den Samen daselbst ab-
zulegen, teils um erstere zu befruchten. Eine der Begattung der
höheren Wirbeltiere analoge Vereinigung der Geschlechter findet nur
ausnahmsweise statt (Euproctus, Salamandra). Die Befruchtung ist
entweder eine innere, indem das Weibchen den von dem Männchen
ausgeschiedenen Samen in seine Kloake aufnimmt (Urodela), oder
eine äußere, indem das auf dem Weibchen sitzende Männchen den
austretenden Laich mit den Samen übergießt (Anura).
Die lebendig geborenen Jungen sind den vollendeten Tieren in
der Haupftorm ziemlich gleich, haben aber fast immer noch äußere
Kiemen und werden daher auch in der Regel ins Wasser abgesetzt,
wo sie eine, allerdings nur unvollkommene Metamorphose durch-
machen. DBei den eierlegenden Amphibien erscheinen jedoch die
Jungen von den Alten fast ausnahmslos mehr weniger, oft ganz be-
deutend verschieden, indem sie einen bald mehr fischartigen, bald
wieder mehr rundlichen oder elliptischen Körper besitzen, der stets
einen durch Hautflossen gesäumten Ruderschwanz, aber, wenigstens
in der ersten Zeit der Entwicklung, niemals eine Spur von Gliedmaßen
zeigt. Die Atmung dieser Larven findet, wenigstens anfangs, aus-
schließlich durch Kiemen statt, welche aber mit fortschreitender
Entwicklung der Lungen allmählich zurückgehen und nach voll-
endeter Ausbildung der letzteren ganz verschwinden. Die Kiemen
selbst können entweder innere oder äußere sein und stehen
letztere gewöhnlich in Form dreier kamm- oder baumförmiger Büschel
zu jeder Seite des Halses ab; bei niederen Formen sehr wohl aus-
gebildet und lange bleibend, sind sie bei den höheren Typen sehr klein
und äußerst vergänglich. Was endlich die Bildung der Beine betrifft,
so erscheinen selbe niemals zu gleicher Zeit, indem bald das vordere,
bald das hintere Paar in der Entwicklung vorangeht.
Die Nahrung der Amphibienlarven besteht anfangs entweder
aus Pflanzenstoffen und verwesenden organischen Substanzen, die
sie häufig mit dem Schlamme des Grundes aufnehmen, oder aus den
kleinsten tierischen Organismen, die sie meist schwimmend erhaschen.
Mitunter werden auch im Wasser faulende Pflanzen oder Tierleichen
benagt oder von denselben kleine Stücke abgezupft, späterhin er-
nähren sich die noch in der Verwandlung begriffenen Lurche aus-
schließlich von kleineren Tieren, die sie in der Regel ganz verschlingen.
Da die Amphibien schon im Ei und ebenso während ihrer Ent-
wicklung mannigfachen Zufälligkeiten und Gefahren ausgesetzt sind
und besonders im Jugendzustande viele Feinde haben, so geht ein
großer Teil der Brut schon vor der erreichten Reife zugrunde und
können daher die Amphibien die in ihren Reihen angerichteten Ver-
heerungen nur durch große Fruchtbarkeit ausgleichen, ohne welche
sie im Kampfe ums Dasein bald von der Erde verschwinden würden.
Es ist daher auch die Anzahl der gelegten Eier eine um so bedeutendere,
- je mehr Gefahren diese und die daraus geschlüpften Jungen ausgesetzt
sind, so daß deren Zahl mitunter in die Tausende geht. Damit steht
auch im Zusammenhange, daß die Weibchen fast immer größer sind
8 Einleitung.
als die Männchen, ja bei großer Fruchtbarkeit die letzteren oft um
mehr als das Doppelte übertreffen.
Die vielen, den jungen Lurchen drohenden Gefahren mögen wohl
auch die Ursache sein, daß gewöhnlich nur erwachsene Tiere gefangen
werden, während entwickelte Junge wegen ihrer versteckten oder
vielleicht vorwiegend nächtlichen Lebensweise im allgemeinen nur
selten anzutreffen, ja bei manchen Arten nur ausnahmsweise zu
finden sind.
Im erwachsenen Zustande leben die Amphibien vorwiegend
am Lande und wird das Wasser gewöhnlich nur zum Behufe der
Fortpflanzung, die in der Regel gleich nach dem Erwachen aus dem
Winterschlafe stattfindet, aufgesucht.
Weil das Salz diesen Tieren das ihnen zum Leben so notwendige
Wasser entzieht, so können dieselben auch nur im Süßwasser leben
und stellt daher das Meer ihrer Verbreitung ein unüberwindliches
Hindernis entgegen. Aber auch ausgedehnte Strecken trockenen
Landes können sie wegen ihres ständigen Bedürfnisses nach Feuchtig-
keit und namentlich wegen ihrer auf das Wasser angewiesenen Ent-
wicklung nicht überschreiten und ist daher ein Vorkommen derselben
‘an durch wasserlose Gegenden getrennten Orten wohl nur durch
zufällige Verschleppung des Laiches durch Wasservögel zu erklären.
Die meisten Amphibien vertragen die Gefangenschaft gut, dauern
in derselben, unter ihrer natürlichen Lebensweise entsprechende
Verhältnisse gebracht, viele Jahre lang aus und können auch einen
ziemlich hohen Grad von Zahmheit erreichen; viele Arten können
selbst zur Fortpflanzung gebracht werden.
Die Mitglieder dieser Klasse zerfallen in zwei Ordnungen, welche
durch nachstehende Merkmale scharf voneinander geschieden werden
können:
I. Körper gestreckt, eidechsenartig, Schwanz stets wohl ent-
wickelt; Beine ziemlich gleich lang. Stets beide Kiefer und der
Gaumentbezabat” 5:9 au WE 1. Ordng. Ureodeiı
2. Körper verkürzt, scheibenförmig, Schwanz vollkommen fehlend.
Hinterbeine merklich länger als die vorderen. Unterkiefer
RENT ER RR SE LENE 2. Ordng. Anura.
I. Ordnung. Urodela.
Corpus elongatum, caudatum, pedibus subaequalibus instructum.
Der Körper ist stets verlängert, oft sehr bedeutend, fast aalartig,
meist jedoch nur mäßig gestreckt, eidechsenartig, auf der Oberseite
entweder gerundet oder schwach niedergedrückt, auf der Unterseite
bald mehr bald weniger abgeflacht, in seiner ganzen Erstreckung
entweder ziemlich gleich dick oder in der Mitte des Rumpfes etwas
bauchig erweitert. Der Kopf ist in der Regel verhältnismäßig breit
und platt, bei den aalartigen Formen mehr gestreckt, mit gewöhnlich
deutlich verrundeter, selten mehr stumpf abgestutzter, hechtartiger
Schnauze. Die Augen sind meist zurückziehbar, ziemlich groß und
vorstehend und mit deutlichen, längsspaltigen Lidern versehen
(Salamandridae), manchmal aber auch mehr klein und mitunter
selbst von der allgemeinen Körperhaut überzogen (Proterdae). Die
Ohröffnung ist äußerlich niemals sichtbar. Die fast immer sehr weit
nach vorne gerückten, kleinen Nasenlöcher gehen stets unmittelbar
durch, so daß sich die inneren Nasenlöcher ganz vorne am Gaumen,
gleich hinter dem Rande des Oberkiefers befinden. Die gewöhnlich
mit Warzen besetzte, fleischige Zunge zeigt ebenfalls sehr verschiedene
Grade der Ausbildung, sowie auch die Art ihrer Befestigung bei den
einzelnen Gattungen mannigfaltig abändert. Stets sind beide Kiefer
sowie auch der Gaumen mit Zähnen versehen, die am letzteren
meistens in zwei von vorne nach rückwärts ziehende Längsreihen
gestellt sind. Weit seltener kommt es vor, daß dieselben in bürsten-
artigen Haufen auf den Gaumenbeinen stehen (Spelerpes). Die stets
in der Vierzahl vorhandenen Beine sind mitunter kümmerlich und
kurz, stets ziemlich, oft auch sehr weit voneinander entfernt und
niemals so kräftig entwickelt, daß sie imstande wären den Körper
frei vom Boden zu erheben, die vorderen von den hinteren an Länge
und Stärke im allgemeinen nur wenig verschieden. Die Zehen
wechseln von zwei bis fünf, obwohl ihre Zahl unter vier in der Regel
nur selten herabgeht. Ihre Ausbildung und Beschaffenheit kann
übrigens sehr wechseln, doch sind sie gewöhnlich kurz und stumpf,
an Länge untereinander nicht sehr verschieden und meistenteils
frei, nur ausnahmsweise mit Hautsäumen oder Schwimmhäuten
versehen und immer vollkommen nagellos. Der Rumpf geht stets
unmittelbar in den Schwanz über, welcher den Körper an Länge
nur selten übertrifft, öfters aber auch hinter demselben zurückbleibt.
Die Kloake ist stets längs gespalten, am hinteren Ende des Rumpfes
vor der Schwanzwurzel gelegen. Die Haut ist namentlich bei den
im Wasser lebenden Tieren öfters glatt, häufiger jedoch, besonders
Io Urodela.
während des Landlebens, wie mit sehr feinen Sandkörnern mehr
weniger dicht besetzt (chagrintert), oder durch hervorstehende größere
Körner und Warzen rauh und uneben.
Fast alle Urodelen leben zur Fortpflanzungszeit im Wasser,
in welches sie entweder ihre Eier oder ihre Jungen absetzen. Die
sonst einander ziemlich ähnlichen Geschlechter zeigen ın der Brunst-
periode, die in der Regel im Frühjahre eintritt, oft bedeutende Ver-
schiedenheiten, indem sich namentlich bei den Männchen nicht selten
eine Art Hochzeitskleid entwickelt, das, abgesehen von meist hellerer
und lebhafterer Färbung, häufig noch in sehr ausgezeichneten Haut-
wucherungen, wie Kämmen, Schwimmhäuten u. dergl. besteht.
Die Befruchtung ist stets eine innere, indem in der Regel das
brünstige Männchen einen mehr weniger kegelförmigen, gallert-
artigen Samenträger (Spermatophor) mit auf dessen Spitze
befindlicker Samenmasse (Sperma) am Boden des Wassers
absetzt, von welchem dann das darüber hinwegschreitende Weib-
chen mit den Kloakenlippen den Samen abhebt, der hierauf in die
innen befindlichen Samentaschen (Receptacula seminis)
eindringend, daselbst aufgespeichert wird und zur Befruchtung der
später austretenden Eier dient. Diesem Akte gehen oft lange
Paarungsspiele (Schwanzwedeln, Umschlingungen) seitens
des Männchens voraus!).
Die auf diese Art befruchteten Eier werden meist einzeln, nur
selten in kleinen Gruppen, im Wasser an und unter Steine, am häufig-
sten aber an Pflanzen abgelegt und sind daher ebenso wie die daraus
sich entwickelnden mehr weniger zerstreut lebenden Jungen sowohl
unter als zwischen den Steinen, als auch in dem dichten Gewirre der
Wasserpflanzen vor Feinden ziemlich geborgen und sicher, daher
auch die Fruchtbarkeit hier weitaus geringer ist, als bei der nächst-
folgenden Ordnung. Die Periode des Eierlegens dauert meist ziem-
lich lange, oft Monate hindurch, daher man später oft Larven von
sehr ungleicher Größe und verschiedenem Entwicklungsgrade zur
selben Zeit und an demselben Orte untereinander antreffen kann.
Bei spät ausgekrochenen Jungen und ungünstiger Witterung
kommt es mitunter auch vor, daß die Larven ihre Verwandlung in
einer Saison nicht zum Abschlusse bringen, sondern überwintern
und ihre vollendete Ausbildung erst im zweiten Jahre erreichen.
Derlei Fälle gehören namentlich in Gebirgsgegenden nicht zu den
Seltenheiten.
Die Urodelenlarven sind im ganzen mehr gestreckt und fisch-
artig und haben zu jeder Seite des Halses drei äußere, große, büsche-
lige oder baumartig verästelte Kiemen, die erst in den letzten Stadien
ihrer Entwicklung resorbiert werden und verschwinden. Die aus
l) Nach Knauer (Naturg. d. Lurche, pag. 226) geht bei den Tritonen die
Befruchtung in der Weise vor sich, daß das Männchen seinen Samen der Kloake des
Weibchens zuspritzt, und sagt derselbe dann später (Zeitschr. f. Realschulw. 1878, pag.
633) abermals, dies wiederholt gesehen zu haben. Mir ist so etwas noch niemals vor-
gekommen und habe ich auch eine derartige, von allem über die Fortpflanzung der
Urodelen bisher Bekannten so auffallend abweichende Beobachtung in der ganzen
Literatur nirgends erwähnt gefunden.
Proteidae. 7
den Eiern auskriechenden sind anfangs ganz fußlos und erhalten
zuerst die vorderen und dann die hinteren Gliedmaßen ;; der Schwanz
ist stets seitlich stark zusammengedrückt (kompreß), oben und
unten mit hohem Flossensaum versehen (Ruderschwanz).
Bei den lebendig gebärenden Arten sind die Jungen den Alten
schon ziemlich ähnlich und kommen bereits mit vollkommen aus-
gebildeten Gliedmaßen zur Welt, haben aber, falls sie ım Wasser
abgesetzt werden, noch große, äußere Kiemen und einen Ruder-
schwanz, während die am Lande Geborenen den Eltern in jeder
Beziehung gleichen.
In seltenen Fällen kommt es auch vor, daß mitunter bei ein-
zelnen Individuen die Larvenform ständig bleibt und man manch-
mal ganz erwachsene und geschlechtsreife Tiere findet, die noch alle
Merkmale der Larven zeigen. Man nennt diese eigentümliche Er-
scheinung die Neotenie und die betreffenden Tiere neote-
nische. Dieses Zurückbleiben auf der Jugendform scheint nament-
lich durch den Wohnort der bezüglichen Larven verursacht zu sein,
welche, wenn sie unter Verhältnissen leben, wo sie nicht aus dem
Wasser herauskönnen, auch ständig dem flüssigen Elemente angepaßt
bleiben und infolgedessen auch die Attribute der Larve behalten.
Außer der Fortpflanzungszeit leben die Urodelen — mit Aus-
nahme der mit bleibenden Kiemen versehenen Arten — am Lande,
woselbst sie sich unter Moos, Steinen, in Erdhöhlen und alten
Bäumen und dergl. verkrochen halten und gewöhnlich nur des Nachts
oder bei Regenwetter herauskommen, um ihrer vorwiegend aus
Würmern und Insekten bestehenden Nahrung nachzugehen. An den-
selben Örtlichkeiten halten sie auch ihren Winterschlaf, der übrigens
kein sehr tiefer ist, da sie bei milder Witterung selbst mitten im
Winter manchmal außerhalb ihrer Verstecke, ja selbst im Wasser,
angetroffen werden.
Die Schwanzlurche zerfallen in zwei Familien, welche sich
durch nachfolgende Merkmale leicht auseinanderhalten lassen:
1. Augen von der allgemeinen Körperhaut überzogen. Hals-
seiten mit äußeren Kiemen, Schwanz viel kürzer als der aal-
artig verlängerte Körper . . .'. . 1. Fam. Proteidae.
2. Augen frei, mit längsgespaltenen Lidern. Halsseiten ohne
äußere Kiemen, Schwanz meist ziemlich von der Länge des
gewöhnlich nur mäßig gestreckten Körpers
2. Fam. Salamandridae.
1. Familie. Proteidae.
Oculi sub cute latentes.
Collum ad latera branchtis liberis instructum.
Der Körper ist gestreckt, aalartig, mit schwachen, weit aus-
einandergerückten Beinen. Die Augen sind von der allgemeinen
Körperhaut überzogen, die Halsseiten mit je drei äußeren Kiemen
versehen. Der stark zusammengedrückte Ruderschwanz ist viel
kürzer als der übrige Körper, durch einen oberen und unteren Flossen-
12 Proteidae.
saum zweischneidig, am Ende stumpf zugespitzt oder verrundet.
Die Haut ist glatt.
Die hieher gehörigen Tiere, welche in Europa nur durch eine
einzige Gattung vertreten sind, halten sich während ihrer ganzen
Lebenszeit im Wasser auf.
I. Gattung. Proteus.
Laurenti Synops. reptil., pag. 35. V. (1768).
Hypochthon Merrem Syst. amphib. pag. 188. Io (1820).
Os parvum, vix tertiam capıtıs hartem conlingens.
Palmae tridactylae, plantae didactylae.
Der Körper ist schlank, mit glatter, durchscheinender Haut
bedeckt, auf welcher mitunter einzelne Poren in Form von kleinen,
grauen Pünktchen sichtbar sind, was besonders bei solchen Exem-
plaren der Fall ist, die durch längere Zeit der Einwirkung des Lichtes
ausgesetzt waren. Der Kopf, welcher vor der Ansatzstelle der Kie-
men seine größte Breite erreicht, ist meistens ziemlich lang, von
mehr oder weniger birn-, kegel- oder dreieckiger Form, an den Seiten
in der Augengegend bald ohne, häufiger jedoch mit mehr oder weniger
tiefer und deutlicher Ausbuchtung. Die Schnauze ist nach vorne
zu hechtartig abgeplattet, bald lang, bald kurz, meist ziemlich breit,
seltener schmal und am Ende fast immer deutlich abgestutzt, nur
ausnahmsweise stumpf kegelförmig zugespitzt. Die Augen sind
sehr klein, durch die allgemeine Körperhaut nur als dunkle Punkte
oft ziemlich deutlich, manchmal aber auch kaum merkbar durch-
scheinend und so ziemlich am Ende des ersten Kopfdrittels gelegen.
Da dieselben bei jüngeren Tieren gewöhnlich viel deutlicher her-
vortreten, als bei alten, so scheint eine allmähliche Verkümmerung
und Rückbildung derselben mit zunehmendem Wachstum zu er-
folgen. Die oft schwer unterscheidbaren Nasenlöcher sind längs-
gespalten, liegen unmittelbar über der Schnauzenspitze und sind
nach oben gerichtet. Die Mundspalte ist klein, kaum ein Drittel
der Kopflänge betragend, die Oberlippe in ihrem ganzen Umfange
den Rand des Unterkiefers bedeckend. Die ebenfalls kleine, nach
hinten breiter werdende Zunge ist etwa herzförmig und vorne, teil-
weise auch an den Seiten frei. Die Gaumenzähne stehen in zwei
nach hinten schwach divergierenden, die Form eines umgekehrten
V mit abgerundeter Spitze nachahmenden Reihen. Die großen
Kiemen sind fast immer länger oder kürzer gestielt, meist ast- oder
büschelförmig und über dem Stiele bald stärker, bald schwächer
verästelt, oft mit sehr zarten, oft aber auch mit ziemlich groben
Verzweigungen, nur in seltenen Fällen ungestielt und kammförmig.
Eine Kehlfalte tritt meist nur nach längerem Liegen in Weingeist
hervor. Der Rumpf ist zylindrisch, durchaus gleich dick und nament-
lich bei konservierten Stücken oft ziemlich deutlich der Quere nach
geringelt. Die Kloake ist beim Männchen mehr als um ihre Länge
von der Verbindungslinie der Hinterbeine entfernt, mit vorne deut-
Proteus. 13
lv
lich wulstigen Lippen, beim Weibchen hingegen flach und kaum
mehr als um ihre Länge von den hinteren Gliedmaßen abstehend.
Die Vorderbeine sind von den hinteren sehr weit entfernt, erstere
mit drei, letztere mit zwei unvollständig ausgebildeten Zehen, von
diesen vorne die mittlere, hinten die äußere die längste. Alle Beine
sind übrigens kurz und schwach und an den Schwanz angelegt,
erreichen die hinteren bei dem Männchen mit dem Kniegelenk nicht
die Kloake, während sie beim Weibchen weiter nach rückwärts ragen.
Der Schwanz ist kürzer als der Rumpf, mit beim Männchen hoher,
am Ende breit und stumpf verrundeter, beim Weibchen dagegen
mit im letzten Viertel erniedrigter, nach hinten mehr zugespitzt
verlaufender Saumflosse.
Die einzige Art dieser Gattung lebt in den unterirdischen Ge-
wässern des Karstgebirges.
1. Proteus anguinus: Carneo-diaphanus, rostro acuminato depresso,;
branchiis utringque tribus. — Long. 20—30 cm.
Proteusanguinus Laur. Synops. reptil. pag. 37. 35, tab. IV, fig. 3
(1768). — Siren Anguina Shaw. Gener. zool. III, pag. 608, tab. 139
(1802). —Hypochthon Laurentii Merr. Syst. amphib. pag. 188. I
(1820).. — Phanerobranchus platyrhynchus Leuck. Isis
liter. Anz. pag. 260. 2 (1821). — Hypochthon anguinus Tschudi
Classificat. Batrach. pag. 97 (1839).
Die Farbe des Tieres ist im allgemeinen sehr veränderlich und
hängt teils mit dem Standorte, teils auch mit zufälligen äußeren
Einflüssen zusammen; namentlich wirkt das N
Licht verdunkelnd, und Stücke, die frisch ge- —
fangen eine ganz helle Fleischfarbe zeigen, \
werden oft nach verhältnismäßig kurzem Auf- ,
enthalte im Freien ganz dunkelviolett oder >
schwarzblau. Die Grundfarbe ändert vom 717,
reinen oder schmutzigen Gelblichweiß durch Be
Rötlichweiß oder Fleischrot bis ins Violette in ji
allen möglichen Zwischenstufen ab. Sehr häufig
finden sich auf dieser Grundfarbe mehr oder weniger abgehobene, bald
kleinere, bald größere, bald regelmäßige, bald unregelmäßige Punkte
oder Flecken von gelblicher, graulicher oder rötlicher Farbe, die
entweder dichter oder auch sparsamer über den ‚ganzen Körper
verteilt sind, und mitunter sich vergrößernd zu wolkenartigen
Flecken zusammenfließen. Die Schnauze, die Kehle und die Kloaken-
gegend, desgleichen der Oberarm und der Unterschenkel sowie die
Zehen und Sohlen sind in der Regel heller, oft weißlich gefärbt; am
Bauche scheinen die Eingeweide dunkel durch. Übrigens sind alle
diese Farbenverschiedenheiten fast nur bei lebenden Stücken zu be-
obachten, während Weingeistexemplare gewöhnlich weißlich fleisch-
farben sind. Die Kiemen sind im Leben meist hell blutrot, nament-
lich wenn das Tier unter Wasser ist und ausschließlich durch die-
selben atmet; an der Luft hingegen, wo ihre Tätigkeit durch die Lungen
ersetzt wird, erscheinen sie bedeutend bleicher. Zwingt man das
Proteus anguinus Laur.
14 Proteidae.
Tier beständig unter Wasser zu bleiben, so nehmen die Kiemen an
Umfang bedeutend zu, während sie im Gegenteile sehr klein und
fast rudimentär werden, wenn man die dem Tiere gebotene Wasser-
menge auf ein sehr geringes Maß reduziert. Demungeachtet gelingt
es nicht, durch Unterbindung dieser Kiemenstummel das Geschöpf
gänzlich an die Luftatmung zu gewöhnen, da in diesem Falle sofort
stets der Tod eintritt. — Sehr große Stücke erreichen eine Länge
von nahezu 30 cm, obwohl das gewöhnliche Ausmaß 20 bis 25 cm
selten überschreitet.
Diese Art wurde zuerst 175I bei Kleinhäusel, gelegentlich einer
durch die Unz verursachten Überschwemmung des Mühltales in fünf °
Stücken gefangen und bereits 1761 von Steinberg in seiner
„Nachricht über den Zirknitzer See‘ als eine bisher unbekannte
Fischart erwähnt. Seitdem haben sich zahlreiche andere Fundorte
ergeben, und kennt man gegenwärtig bereits über vierzig Stellen,
wo sich das Tier findet. Den eigentlichen Wohnplatz bilden die
unterirdischen Gewässer des Karstgebirges, wo die Proteen wahr-
scheinlich in noch unerforschten Tiefen leben und daselbst ihre erst
neuerdings erforschte Entwicklung durchmachen. Die Stellen, an
denen man das Tier in den Höhlen findet, sind stets mehr oder weniger
tiefe Tümpel mit schlammigem Grunde, und scheinen weniger der
eigentliche Wohnplatz desselben zu sein, als vielmehr Plätze, wo das
Tier durch Steigen der unterirdischen Gewässer hingeführt und bei
deren Sinken zurückgeblieben ist. Denn nicht selten kommt es vor,
daß bei Überschwemmungen oder bedeutender Anschwellung der
unterirdischen Gewässer Proteen auch an die Oberfläche gespült
werden, wo sie dann außerhalb der Höhlen in Nähe ihrer Mün-
dungen oder an mit den ausströmenden Wassern in Verbindung
stehenden Stellen zurückbleiben.
Am häufigsten findet man die Olme in Krain, wo sie besonders
in der Magdalenen- und Kleinhäuslergrotte (hier an zwei Stellen)
mitunter in Menge angetroffen werden. Die anderen bisher be-
kannten Fundorte sind: die Höhle bei Sittich, aus der sie zuweilen
im Sommer nach starken Regengüssen mit dem Wasser heraus-
gespült werden; die Quelle bei Vir, zwischen Sittich und St. Veit;
die Quelle der Rupnitza bei Rupa, eine Stunde von Vir; der Bach
Shushiz nächst Shiza bei Töplitz; die Quelle Shetebäh bei Laas, in
der Nähe, wo die Unz in unterirdische Tiefen verschwindet; die Höhle
von Potiskavz nächst Strug unfern Reifnitz; die Höhle von Kumpolje
unfern Gutenfeld. Ferner finden sich Proteen noch bei Verd am
Ursprung der Laibach; zu Beden an der Unz nächst Lase bei Jacobo-
vitz, beim Austritte des Flusses; bei Ober-Planina und Haasberg,
sowie in den Wasserlachen gegen Maunitz; zu Klein-Podljuben
bei Petane am Bache Podok; bei Waltendorf an der Gurk; bei Kar-
lovza nächst Waltendorf; bei Gradizh am Ursprunge des Gurkflusses;
im Bache Globozhez bei Grintovz nächst Sagraz an der Gurk; zu
Studenz bei Seisenberg an der Gurk; in der Grotte und den Wasser-
lachen von Leutsch; zu Altenmarkt bei Weichselburg am Vishniza-
Bache; in den Zisternen und Wasserlachen von Dol und Grisha bei
St. Veit nächst Sittich, an vier verschiedenen Stellen; bei Palzhje
Proteus, 15
in der Nähe der Poik; in der St. Canzianer Grotte; bei Oberalben,
Joshetovajna und in den sogenannten Seefenstern des Laibacher
Moores, sowie auch in den Wassergräben, die mit dem Laibachflusse
zusammenhängen; ebenso werden die Tiere bei Weissenstein nächst
Sagraz hinter Unter-Blato zuweilen ausgeworfen; im österreichischen
Küstenlande finden sich Proteen in den wohl mit unterirdischen
Wasserläufen des Karstes zusammenhängenden Zisternen von Sa-
grado, Gradisca, Selz, Ronchi und Monfalcone!), sowie in der Grotte
dei Schiavi am Monte Comero bei Triest, dann bei Pollazzo und im
Schachte von Caprano bei Albona in Istrien, endlich noch in Dal-
“matien, und zwar bei Gradisca und Verlika, ferner im Bache Gorizizza
bei Sinj und in einer Quelle an der Narenta, an der Grenze der Herze-
gowina; dann in letzterer selbst bei Gabella nahe der dalmatischen
Grenze und im ärarischen Forstgebiet Ljubuski in einer Quelle
und in Topoljak vrela bei Studenci sowie in der Höhle von Ottoschaz
in Croatien. — Alle Angaben über das Vorkommen von Olmen außer-
halb der hier erwähnten Örtlichkeiten bedürfen noch des fachmänni-
schen Beweises; desgleichen ist das Tier in der Adelsberger Grotte
bisher noch nicht beobachtet worden.
Wie schon erwähnt, finden sich die Proteen gewöhnlich in unter-
irdischen, stehenden Wassertümpeln mit tonigem Grunde, sehr
häufig auch an der Mündung von Höhlen, wo sie namentlich nach
starken Regengüssen mit den heraustretenden Hochwassern ausge-
spült werden. Obwohl sich die Tiere ausschließlich im Wasser auf-
halten, so sollen sie doch, nach Aussage der Grottenführer, zuweilen,
namentlich beim Herannahen eines Gewitters, das Wasser verlassen
und am Ufer im feuchten Schlamme mit unbeholfenen, aalartigen
Bewegungen herumkriechen, was aber wohl nur bei plötzlichem Fallen
des Wassers am Trockenen zurückgebliebene Stücke sein dürften.
Die Nahrung besteht in kleinen Crustaceen, Würmern und dergleichen,
doch können die Tiere in der Gefangenschaft bei öfterem Wasser-
wechsel auch ohne Speisung Jahre lang ausharren.
Über die Fortpflanzung des Olmes kann noch immer nichts
Bestimmtes gesagt werden, da gefangene Tiere ebensowohl eierlegend
als auch lebendiggebärend sind und im Freileben wohl nur einer
dieser Vorgänge als Norm vorkommen dürfte; da ersteres nament-
lich nach vorgenommenem Wasserwechsel stattfindet, so liegt die
Vermutung nahe, daß die hierdurch verursachte Störung sowie
!) Nahe dem letztgenannten Orte ward vor Jahren in einem Steinbruche eine
Wasserader angeschlagen, aus welcher mit dem hervorbrechenden Wasserschwalle
etliche 60 Proteen herausgeschwemmt wurden. — Die Angabe vom Vorkommen der
Olme in der „Grotta dei cani‘‘ bei Monfalcone scheint auf einem Irrtum oder einer
Verwechselung zu beruhen, da besagte kleine Höhle vollkommen trocken und wasser-
leer ist.
Merkwürdig ist auch der Umstand, daß die Tiere in der Wippach und im Timavo,
zwei zwischen Laibach und Triest unmittelbar aus dem Karst hrevortretenden Flüssen,
noch niemals gefunden wurden, obwohl sie in der ganzen herumliegenden Gegend
ab und zu nicht selten sind. Die für den ersteren Fluß angegebenen Proteen haben
sich, wie mich der eigenhändige Fang überzeugte, sämtlich als ‚, Petromyzon Planeri‘
erwiesen und dürfte dieser, mit dem Olme oberflächlich allerdings ziemlich ähnliche
Fisch vielleicht auch anderweitig zu irrigen Angaben über die Verbreitung von Proteus
Anlaß gegeben haben.
16 Proteidae.
der damit verbundene plötzliche Temperaturwechsel die Gefangenen
zur Ablage der Eier veranlaßt habe, die sie sonst vielleicht noch bis
zur vollen Ausreife in sich behalten hätten. Es könnte daher das
in der Gefangenschaft ab und zu beobachtete Eierlegen vornehmlich
darin begründet sein, daß es im Aquarium äußerst schwer ist, stets
dieselbe gleichmäßig niedrige Temperatur zu erhalten und daß dann
größere Schwankungen oder rasche Veränderungen derselben eine
Art Frühgeburt herbeiführen mögen. Daß diese Ansicht manches
für sich hat, beweist auch eine Mitteilung Kammerers, nach
welcher die in einem fünf Meter unter der Erde befindlichen und
beständig mit Hochquellwasser gespeisten, etwa zwölf Quadratmeter
großen Tümpel der biologischen Versuchsanstalt in Wien gehaltenen
Proteen wiederholt lebende Junge zur Welt gebracht haben. Da hier
das Wasser stets dieselbe Temperatur hat und auch anderweitige
Störungen kaum vorkommen, so haben daselbst die Olme auch keine
Veranlassung, sich ihrer Nachkommenschaft vorzeitig in Eiform zu
entledigen; es liegt daher nach diesen Beobachtungen ein hoher
Grad von Wahrscheinlichkeit vor, daß auch im Freileben das Lebendig-
gebären die normale Art der Fortpflanzung ist.
Die gefangen in Aquarien gehaltenen Tiere treten zeitlich im
Frühjahre, gewöhnlich schon Mitte Februar, in Brunst, und läßt
sich diese beim Männchen durch Anschwellung der Kloake und Er-
höhung des Schwanzsaumes, beim Weibchen durch merkliche Zu-
nahme des Körperumfanges und die durch die Bauchwand sicht-
baren Eier erkennen. Letztere werden dann im April oder Mai in
Gruppen auf die Unterseite von Steinen angeklebt. Die Zahl der von
einzelnen Weibchen bisher erhaltenen Eier schwankt von 12 bis 56.
Selbe haben etwa II—ı2 mm im Durchmesser und stellen eine voll-
kommen farblose, glashelle Gallertkugel vor, die in einer ebensolchen,
nur etwas dichteren, 5—6 mm dicken Hülle den schwach sphäroidi-
schen, etwa 4 mm großen gelblich- oder milchweißen Dotter einschließt.
Die Art der Befruchtung konnte bei der großen Schwierigkeit der
einschlägigen Beobachtungen bisher noch nicht festgestellt werden.
Die erst nach 13 Wochen ausschlüpfenden Larven sind beim Ver-
lassen der Eier etwa 22 mm lang und im ganzen den Erwachsenen
schon ziemlich ähnlich; nur zieht sich über die 3 letzten Viertel des
Rückens bis zur Schwanzspitze ein hoher, ganzrandiger Flossen-
saum ununterbrochen hin und die Hinterbeine sind noch ganz ein-
fache, kurze Stummel von denen sich die Zehen erst in der zweiten
Woche abgliedern. Desgleichen sind diese Larven auf der ganzen
Oberseite mit zahlreichen, bräunlichen Pünktchen besetzt, was
wohl auf die Einwirkung des Lichtes während der Beobachtung
zurückzuführen ist, da die Embryonen im Eie, solange sie im Dunkeln
gehalten werden, vollkommen pigmentlos sind. Die Kiemen sind
im Verhältnis nicht größer, als bei erwachsenen Tieren; sehr auf-
fallend sind bei diesen Jungen die Augen, welche als kreisförmige,
unten mit einem senkrechten Spalt versehene schwarze Punkte
deutlich und scharf hervortreten.
Was die lebendig geborenen Jungen betrifft, so kommen die-
selben manchmal noch in der Eihülle, manchmal aber auch ohne
Proteus. 17
diese, zur Welt. Die gewöhnliche Zahl der auf einmal geworfenen
scheint zwei zu sein; doch hat man auch schon nur eins, ausnahms-
weise wieder selbst drei beobachtet, die dann in diesem Falle viel
kleiner, in jenem aber viel größer als gewöhnlich waren. Beim Gebär-
akte hängt das Weibchen mit nach unten gebogenem Vorder- und
Hinterteile auf der Oberfläche des Wassers; der Wurf findet in der
Regel im Oktober statt. Die Neugeborenen sind ıo bis 12 cm lang.
Über die Lebensweise des Proteus im Freien kann eigentlich
nichts gesagt werden, da man seine wahren Wohnstätten nicht
kennt und alle zufällig gefangenen Tiere ausschließlich als durch
Hochwasser oder andere Vorkommnisse verschleppte Irrlinge an-
zusehen sind. Warum durch solche Zufälligkeiten nur große oder
mittlere, niemals aber jüngere Stücke oder gar Larven herausbeför-
dert werden, ist ein bisher ungelöstes Rätsel; jedenfalls befinden
sich die eigentlichen Wohnplätze dieser Tiere an von Menschen
noch nicht erreichten Orten.
Wenn man frischgefangene Olme auf ihren Mageninhalt unter-
sucht, so findet man, daß derselbe größtenteils aus kleinen Würmern
sowie aus den in den unterirdischen Gewässern des Karstes lebenden
Flohkrebsen (N yphargus stygius Schiödte) besteht. Übrigens dürften
auch in den Höhlenwassern vorkommende, oft winzig kleine Tiere
und in dieselben fallende oder von außen hineingeschwemmte Lebe-
wesen für die Olme eine genügende Nahrung geben.
So zart die Proteen auch aussehen, so vertragen sie doch die
Gefangenschaft sehr gut und sind verhältnismäßig selbst ziemlich
zählebig, so daß beispielsweise aus ihrem Behälter entkommene
und durch Vertrocknung oder durch zu warmes oder abgestandenes
Wasser schon scheinbar tot gefundene Tiere nach Einlegen in kaltes
und reines Wasser fast immer in kurzer Zeit wieder aufleben und
bald wieder ihre ehemalige Frische und Munterkeit erlangen. Sogar
in ganz kleinen Gefäßen, wie Einmachgläsern u. dergl., halten sie
sich selbst ohne Nahrung oft jahrelang, ohne dabei manchmal sogar
merklich abzumagern.
Die Hauptsache bei der Haltung dieser Tiere ist, daß sie stets
mit reinem Brunnenwasser versehen sind, das in kleineren Behältern
besonders in der wärmeren Jahreszeit öfters, bei allenfalls entstehender
Trübung oder in demselben angetroffenen Unreinigkeiten aber
sofort zu erneuern ist. Weil die unterirdischen Gewässer des Karstes
eine sehr beständige, nur geringen Schwankungen (von 5—7° R)
unterworfene Temperatur zeigen, so ist auf diesen Umstand gebührende
Rücksicht zu nehmen, der Behälter daher möglichst kühl zu stellen
und überdies das Tageslicht durch Umhüllung desselben mit dunklem
Papier oder Stoff abzuhalten. Übrigens vertragen die Olme auch
höhere Temperaturen von über 20° C ganz gut und gedeihen und
wachsen dann sogar besser als in zu kaltem Wasser; das beste ist
freilich die Wärme desselben stets auf gleicher Stufe zu erhalten,
was aber in Aquarien nur schwer durchführbar ist; in diesem Falle
hat man auch die meiste Aussicht von den Gefangenen lebende Junge
zu bekommen. Desgleichen geht die Wiedererzeugung verloren
gegangener Körperteile in warmem Wasser leichter und schneller
Schreiber, Herpetologia europaea. 2
18 Proteidae.
vor sich, wobei sich an den Füßen nicht selten die bei den Salaman-
driden vorkommende Normalzahl von 4 oder 5 Zehen bildet. Da in
ihren natürlichen Aufenthalten keine Pflanzen wachsen, so ist das
Hineingeben von solchen ins Aquarium auch nicht nötig, abgesehen
davon, daß selbe im Finsteren ohnedies nicht gedeihen . würden.
Der Boden des Behälters kann mit verrundeten Kalksteinen von
Bohnengröße aus einem Fluß- oder Bachbette belegt werden. Ganz
kleine Steinchen sind zu vermeiden, da diese mitunter von den Tieren
verschlungen werden und ihnen dann durch Verstopfung des Darm-
kanales leicht den Tod bringen können. Auch eine unterseits hohle,
aus Tuffsteinen hergestellte Insel ist empfehlenswert, da sich die
Olme gerne unter derselben verkriechen. Sollten die Tiere in Brunst
geraten, was an den früher erwähnten Anzeichen leicht erkannt
werden kann, so ist täglich, namentlich des Morgens, auf der Unter-
seite der am besten abhebbaren Inseldecke oder anderweitiger im
Aquarium hohl liegender Steine fleißig nach Eiern nachzusehen
und selbe dann in einem anderen passenden Gefäße unterzubringen,
weil sowohl diese sowie auch die eventuell auskriechenden Larven
gerne von den Alten gefressen werden. Beim Wasserwechsel sind
die Eier oder Larven vorerst in ein, mit dem von ihnen bewohnten
Wasser gefülltes Gefäß zu geben und samt diesem in das frische
Wasser zu stellen,‘ damit die niedrigere Temperatur des letzteren
sich dem ersteren nur allmählich mitteilt, da ein zu rascher Tem-
peraturwechsel diesen zarten Wesen leicht verderblich werden kann.
Hat dann das innere Wasser die Temperatur des äußeren angenommen,
so kann man den Inhalt des ersteren anstandslos in das letztere um-
leeren. Wenn sich die Tiere wohlbefinden, so halten sie sich meist
ziemlich ruhig oder mit langsam schlängelnden Bewegungen kriechend
oder herumschwimmend am Boden des Gefäßes oder unter Steinen
auf; werden sie aber unruhig und trachten aus dem Wasser heraus-
zukommen, so ist dies ein Zeichen, daß letzteres entweder zu warm
oder nicht mehr genügend lufthaltig ist, und hat man dann dasselbe,
wenn die Tiere nicht in Kürze eingehen sollen, sofort zu erneuern.
Als Nahrung kann man kleine Flohkrebse sowie die leicht zu
beschaffenden Cyeclops- und Daphnia-Arten, Wassermilben (Hy-
drachna) und die in stehenden Gewässern oft massenhaft vorkom-
menden Rotwürmer (Tubifex rivulorum) verwenden, die alle von
den Olmen gerne gefressen werden. Da die genannten Tiere aber
meist in sumpfigen und faulenden Pfützen und Lachen leben, so
hat man selbe nicht so, wie sie sind, den Proteen vorzuwerfen, sondern
das nach Hause gebrachte Futter vorerst in klarem und frischem
Wasser zu reinigen, mittelst eines feinen Siebes herauszufischen und
dann erst den Proteen zu geben. Stets reiche man übrigens den Tieren
nur so viel, als sie auf einmal fressen, da etwa abgestorbene Futter-
tiere sehr leicht in Fäulnis geraten und die geringste Verunreinigung
des Wassers den Olmen fast immer in kurzer Zeit den Tod bringt.
Ich habe mich übrigens zur Fütterung mit Vorteil auch des
rohen Fleisches bedient, das ich in wurmartige, etwa 2 cm lange und
ı mm dicke Streifen geschnitten, mit der Pinzette gefaßt oder an
eine lange Nadel gespießt, den Tieren vorhalte. Dieselben gewöhnen
Proteus. 19
sich oft sehr bald an diese Art der Nahrung und kommen dann trotz
ihrer Blindheit schon aus ziemlicher Entfernung dem hineingehaltenen
Fleische zugeschwommen, um es zu ergreifen.
In der genannten Weise gepflegt ist Proteus eines der dank-
barsten Aquarientiere und hält, wenn man sich dabei nichts ver-
sieht, Dezennien lang aus. Wenn das Wasser zu warm wird oder zu
viele organische Stoffe enthält, entstehen am Körper oder auch an
den Kiemen oft Schimmelbildungen, die aber bei sofortigem Hin-
eingeben des Tieres in kaltes und reines Wasser fast immer schon
nach wenigen Tagen verschwinden.
Da Stücke von verschiedenen Standorten manche lokale Eigentümlichkeiten
zeigen, so hat Fitzinger!) diese verschiedenen Formen zu sieben gesonderten
Arten erhoben, für deren nähere Unterscheidung nee Übersicht dienen mag:
I. Kiemen gestielt, astförmig oder büschelig E
Kiemen ungestielt, kammförmig, lang, etwas nach vorn und aufwärts gerichtet,
stark verästelt und sehr zart verzweigt. Kopf kurz, birnförmig, an den Seiten
in der Augengegend sehr tief eingebuchtet. Schnauze kurz, breit abgestutzt.
Augen kaum sichtbar, vor der hinteren Grenzlinie des ersten Kopfdrittels liegend.
Schwanz unter !/,, mit sehr hoher, am Ende breit zugerundeter Saumflosse. —
Weißlich rosafarben, mit sehr kleinen, hochroten Punkten dicht übersäet. In
der Mitte der Schnauze ein schwach angedeuteter, weißlicher Fleck. Gegen
30o cm. — Rupa... nr Ana SERMESNE,
2. Augen höchstens bis in die hintere Grenzlinie des ersten Kopfdrittels gerückt -
Augen hinter der vorderen Grenzlinie des zweiten Kopfdrittels gelegen und
kaum sichtbar. Kopf lang, dreieckig, an den Seiten nicht eingebuchtet. Schnauze
lang, sehr breit, abgestutzt. Kiemen von mittlerer Länge, büschelig, nach
rückwärts gerichtet, sehr lang gestielt, über dem Stiele sehr stark verästelt und
grob verzweigt. Schwanz 1/,, mit niederer, am Ende stumpf zugerundeter
Saumflosse. — Schmutzig violett-fleischfarben, mit kleinen, unregelmäßigen,
bisweilen zusammenfließenden, schmutzig gelben ‚Flecken gesprenkelt. Von
der Schnauzenspitze bis ans Auge jederseits eine undeutliche, schwärzlich graue
Binde. In der Mitte über der Schnauze ein verloschener weißlicher Fleck.
25 bis 28 cm. — Beden .... . Xanthostietus.
3. Augen vor der hinteren Grenzlinie des ersten Kopfdrittels: Kopf lang, Schnauze
breit, abgestutzt. Kiemen kurz, nach rückwärts gerichtet, über dem Stiele
grob verzweigt. Schnauzenmitte mit verloschenem weißlichen Fleck .
- Augen in der Mitte dieser Linie .
4. Kopf an den Seiten in der Augengegend sehr seicht eingebuchtet, Hast dreieckig.
Schnauze kurz. Augen deutlich sichtbar. Kiemen fast büschelförmig, kurz
gestielt, über dem Stiele ziemlich stark verästelt. Schwanz unter %,, mit sehr
niedriger, am Ende stumpf zugespitzter Saumflosse. — Schmutzig fleischfarben,
graulich gewölkt und mit kleinen, unregelmäßigen, schmutzig gelben Flecken
spärlich besetzt. 25 bis 28 cm. — Kleinhäusler Grotte . . . . . Haidingeri.
Kopf an den Seiten nicht eingebuchtet, dreieckig. Schnauze lang. Augen
wenig sichtbar. Kiemen astförmig, langgestielt, über dem -Stiele stark ver-
ästelt. Schwanz 13, mit niederer, am Ende zugespitzt gerundeter Saumflosse. —
Schmutzig fleischfarben, mit sehr kleinen graulichen Punkten dicht übersäet.
Von der Schnauzenspitze bis an jedes Auge eine undeutliche, schwärzlich graue
Binde. 22.5 cm. — Magdalenengrotte . . . 0...) baurenti.
5. Kopf lang, an den Seiten in der Augengegend mehr oder weniger tief einge-
buchtet; Schnauze kurz, abgestutzt. Kiemen kurzgestielt, astförmig, nach
rückwärts gerichtet, über dem Stiele zart verzweigt. Kopf in der Mitte über
der Schnauze mit schwach angedeutetem, weißlichem Fleck . . .
Kopf an den Seiten in der Augengegend nicht eingebuchtet, lang, kegelförmig,
mit sehr langer, schmaler, stumpf zugespitzter Schnauze. Augen wenig sichtbar.
Kiemen kurz, astförmig, nach rückwärts gerichtet, kurz gestielt, über dem
Stiele ziemlich stark verästelt und fein verzweigt. Schwanz unter 1;, mit ziem-
1) Sitzungsberichte der kaiserl. Akad. d. Wissensch. Wien 1850.
2%
oa
20 Salamandridae.
lich hoher, am Ende zugespitzt gerundeter Saumflosse. — Rötlichweiß. 23.8 cm.
— Sinj und Narenta . . . . .. Carrarae.
6. Kiemen über dem Stiele ziemlich stark verästelt und ziemlich lang. Kopf seit-
lich ziemlich tief eingebuchtet, fast birnförmig. Schnauze breit. Augen wenig
sichtbar. Schwanz unter 1, mit hoher, am Ende stumpf zugerundeter Saum-
flosse. — Fleischfarben, mit sehr kleinen, rötlich weißen Punkten dicht übersäet.
28 cm. — Vir.. . . Schreibersii.
Kiemen über dem Stiele sehr schwach verästelt, kurz. "Kopf birnförmig, seit-
lich in der Augengegend sehr tief eingebuchtet. Schnauze ziemlich schmal.
Augen sehr deutlich sichtbar. Schwanz nahezu 1, mit niederer, am Ende
zugespitzt gerundeter Saumflosse.. — Schmutzig gelblichweiß, mit kleinen,
unregelmäßigen, schwefelgelben Flecken sparsam besetzt. 26.9 cm. — Kum-
polje‘ und Hotiskayz m. We ae EN een a 1
2. Familie. Salamandridae.
Oculi liberi, palbebrati.
Collum ad latera branchiis liberis aut apertura branchiali
destitutum.
Der Körper ist im allgemeinen gestreckt, eidechsenartig, meist
ziemlich schlank und gleich dick, seltener mehr plump und gedrungen.
Der Kopf ist stets ziemlich groß, mehr weniger breit und flach, die
Schnauze bald stumpf zugespitzt, froschartig, häufiger jedoch ziem-
lich breit zugerundet, oft sehr kurz, krötenartig. Die gewöhnlich
großen, wohlausgebildeten Augen ragen meist stark vor, und sind
stets mit deutlichen, längsspaltigen Lidern versehen. Die kleinen
Nasenlöcher stehen gewöhnlich an der Spitze der Schnauze, und
sind nur selten mehr nach hinten gegen die Augen zu gerückt. Sehr
verschieden ist die Beschaffenheit der Zunge, die weniger in ihrer
Form, als in der Art und Weise ihrer Anheftung wechselt, und in
letzterer Beziehung zur Unterscheidung der Gattungen oft wichtige
Anhaltspunkte bietet. Ihre Gestalt ist meist mehr oder weniger
rundlich, bald kreisförmig, bald länglich oval oder rhombisch, meist
wohl entwickelt, ziemlich groß und deutlich unterscheidbar, nur
ausnahmsweise klein und knopfförmig und wenigstens teilweise frei.
Ihre Befestigung ist meistens in der Weise bewerkstelligt, daß sie
mittelst eines längs ihrer Unterseite hinziehenden, bald schmäleren,
bald breiteren Längsbandes angeheftet ist, so daß sie nur an den
Rändern in größerer oder geringerer Ausdehnung frei ist. Seltener
kommt es vor, daß die Zunge in der Mitte ihrer Unterseite auf einem
meist ziemlich dünnen und langen, kontraktilen Stiele aufsitzt, so daß
sie dann etwa die Gestalt eines Pilzes besitzt, dessen Scheibe entweder
an den Rändern rund herum vollkommen frei ist (Spelerpes), oder
aber an der vorderen Spitze festgewachsen erscheint (Chioglossa).
Sowohl der Ober- als auch der Unterkiefer sind immer bezahnt.
Außerdem besitzt auch der Gaumen fast immer zwei, sehr selten
vier (Spelerpes) Reihen oder Gruppen von Zähnen, die gewöhnlich
von den inneren Nasenlöchern an nach hinten gegen den Rachen
ziehen, und entweder mehr weniger parallel sind, oder aber in ihrer
ganzen Erstreckung, oder auch nur teilweise divergieren. Der Hals
ist meistens, wenn auch nicht gerade eingeschnürt, so doch ziemlich
Salamandridae. 21
deutlich unterscheidbar, manchmal aber auch allerdings so kurz,
daß der Hinterkopf fast unmittelbar an der Wurzel der Vorderbeine
anliegt. Sehr oft ist die Unterseite des Kopfes vom Halse durch
eine mehr oder weniger deutliche Ouerfalte, die sogenannte Kehl-
falte, geschieden. Der im ganzen ziemlich walzenförmige Rumpf
ist von oben häufig bald mehr, bald weniger niedergedrückt, seine
Seiten oft mit quergestellten Runzeln oder Eindrücken versehen,
die sich mitunter auch auf die Unterseite und den Schwanz fort-
setzen und eine manchmal ziemlich deutliche Ringelung darstellen.
Die ziemlich gleichlangen Beine sind stets in der Vierzahl vorhanden,
die vorderen mit vier, die hinteren fast immer mit fünf, nur aus-
nahmsweise ebenfalls mit vier Zehen (Salamandrina). Diese sind
gewöhnlich frei, nur selten am Grunde durch schwache Interdigital-
membranen verbunden (Spelerpes), die hinteren bei den Männchen
mitunter zur Paarungszeit mit Hautsäumen oder selbst mit Schwimm-
häuten versehen. Der wohl entwickelte, kräftige Schwanz ist ge-
wöhnlich ziemlich lang, bald fast drehrund und kegelförmig, häufiger
jedoch von den Seiten mehr oder weniger zusammengedrückt und
zweischneidig. Die Haut ist im Leben stets weich und fast immer
feucht, entweder vollkommen glatt, häufiger jedoch durch feinere
oder gröbere Körner chagriniert, nicht selten auch durch mehr oder
weniger erhabene, von Drüsenöffnungen durchbohrte Warzen oder
Runzeln im hohen Grade rauh und uneben. Derlei Bildungen finden
sich namentlich an den Rumpfseiten und in der Ohrgegend, wo sie
oft als sehr deutliche Wülste und Anschwellungen erscheinen, die
bei manchen Gattungen (Salamandra) schon im Leben sehr aus-
gesprochen sind, bei vielen jedoch erst nach längerem Liegen in
Weingeist ersichtlich werden, sowie überhaupt die Drüsenbil-
dungen durch die vom Alkohol bewirkte Zusammenziehung der
Haut nach und nach viel schärfer und deutlicher aus derselben her-
vortreten.
Die meisten Salamandrinen sind eierlegend, nur wenige gebären
lebendige Junge. Letztere erleiden stets eine, wenn auch oft nur
teilweise, Metamorphose, die in seltenen Fällen schon im Mutter-
leibe vollendet wird (Salamandra atra). Bei den laichenden Arten,
deren Entwicklung bis jetzt bekannt ist, werden die Eier ausnahmslos
ins Wasser abgesetzt, was auch für die lebendig geworfenen Jungen
gewöhnlich als Regel gilt. Letztere, die bis zum Verlust ihrer Kiemen
im Wasser bleiben, haben im ganzen schon so ziemlich die Gestalt
der Alten, und besitzen bereits bei ihrer Geburt vier vollkommen
entwickelte Beine. Aber auch bei den eierlegenden Arten ist die
Verschiedenheit zwischen den Alten und Jungen nicht so groß, wie
bei den ungeschwänzten Amphibien, indem auch hier die Larven
eine gestreckte, schon ziemlich molchartige Gestalt haben und sehr
frühzeitig Beine bekommen, und zwar, wie schon erwähnt, die
vorderen stets eher als die hinteren. In allen Fällen jedoch bilden
die Augenlider eine einzige, das ganze Auge ringförmig umgebende
Falte, und der von der Seite stark ruderförmig zusammengedrückte
Schwanz ist oben und unten mit einem häutigen Flossensaum um-
geben.
22 Salamandridae.
Diese Familie ist in Europa durch fünf!) Gattungen vertreten,
deren Unterscheidung durch nachfolgende Übersicht erleichtert
werden mag:
I. Hinterfüße fünfzehig.
2. Gaumen nur mit 2 von vorne nach hinten ziehenden Zahn-
reihen °).
3. Schwanz, wenn auch seitlich oft etwas zusammengedrückt,
so doch niemals scharf und zweischneidig. Zunge seitlich
und hinten mehr oder weniger frei.
4. Zunge vorne angeheftet und außerdem noch in der
Mittean einem langen, dünnen Stiele befestigt. Gaumen-
zähne nach vorne die inneren Nasenlöcher nicht über-
ragend. Parotiden fehlend. Schwanz an der Basis
zylindrisch, gegen das Ende zu kompreß, beim er-
wachsenen Tiere viel länger als der übrige, sehr schlanke
und fast walzenförmige Körper.
4. Gatt. Chioglossa Barb.
4'. Zunge längs der ganzen Mittellinie durch ein Längsband
an den Boden der Mundhöhle befestigt. Gaumenzähne
nach .vorne zu die inneren Nasenlöcher meist deutlich
überragend. Parotiden stark und wulstig vortretend.
Schwanz nie länger als der übrige, ziemlich plumpe
Körper. . . ... 5. Gatt.. Sala man drasiesrr
3'. Schwanz wenigstens nach hinten zu seitlich stark zu-
sammengedrückt und scharf zweischneidig.
3. Gatt.: Tritte mas
2'. Gaumen mit 2 hinter den inneren Nasenlöchern schief vor-
beiziehenden Querreihen und außerdem noch mit 2 im hinteren
Teile der oberen Mundhöhle stehenden Längsgruppen von
Zähnen. Zunge pilzförmig, rund herum frei, in der Mitte auf
einem zentralen Stiele angewachsen. Finger und Zehen am
Grunde mit derben Spannhäuten. Schwanz drehrund, kürzer
als. der: übrige Körper. . .. I: Gatt. .Spelerpes u
I’. Alle 4 Füße vierzehig. Zunge hinten und an den Seiten frei.
Gaumenzähne in 2 vorn parallelen, hinten winkelig auseinander-
tretenden Längsreihen. Körper schlank; Schwanz dünn, länger
als der übrige Körper. . . 2. Gatt. Salamandrina Fitz.
1) Die in der I. Auflage pag. 67 beschriebene Gattung Bradybates Tschudi hat
sich als ein junger Triton Waltli herausgestellt.
2) Wenn auch die Gaumenzähne sehr klein und unscheinbar sind, so treten
sie doch dadurch, daß sie auf zwei erhabenen Knochenleisten stehen, meist ziemlich
deutlich hervor. Sollten sie, was übrigens nur selten der Fall ist, schwer zu sehen
sein, so genügt es, das Tier ı bis 2 Stunden im Trocknen liegen zu lassen, wo dann
durch Zurücktreten der Weichteile die die Zähne tragenden Knochenleisten bald sehr
scharf und deutlich sichtbar werden. Übrigens führt das Betupfen der betreffenden
Mundstelle mittelst eines in Ätzkalilösung getauchten Pinsels noch schneller zum
Ziele.
Spelerpes. 23
I. Gattung. Spelerpes.
Rafinisque Atlant. Journ. I, pag. 22 (1832).
Geotriton Tschudi Classific. d. Batrach. pag. 93 (1839).
Dentium palatinorum series quatuor, duae anteriores trans-
verse, duae posteriores per longitudinem dispositae.
Lingua plana, circularis, pedunculo gracili extensili medio
tantum affıxa.
Corpus gracile, cauda terete eo breviore.
Cutis glabra.
Der Körper ist ziemlich schlank, mit vollkommen glatter Haut,
der Rumpf gestreckt, walzig, nach vorne mäßig verdickt. Die Paro-
tiden sind nicht ausgebildet. Die Zunge ist stets mehr oder weniger
rundlich, ziemlich flach und am Rande ringsum vollkommen frei, so
daß sie eine etwa pilzförmige Scheibe bildet, die in der Mitte ihrer
Unterseite auf einem dünnen, im Leben kontraktilen Stiele aufsitzt.
Noch bezeichnender ist die Bezahnung, welche allein schon genügt,
um diese Gattung von allen anderen Urodelen Europas auf den ersten
Blick zu unterscheiden. Während nämlich sonst im Gaumen stets
nur zwei von vorn nach rückwärts ziehende Zahnreihen unterschieden
werden können, findet man bei Spelerpes vier Gruppen von Zähnen,
wovon zwei Reihen in schräger, gewöhnlich schwach bogiger Richtung
hinter den inneren Nasenlöchern vorbei gegeneinander ziehen, so
daß sie mitsammen einen sehr stumpfen Winkel bilden, dessenSchen-
kel sich aber in der Mitte nicht berühren. Außer diesen Zahnreihen
(den eigentlichen Gaumenzähnen) finden sich im hinteren Teile des
Rachens noch anderweitige Zähne (die Sphenoidalzähne), welche
im hinteren Teile der Gaumenmitte auf zwei parallelen, nach rück-
wärts schwach erweiterten und durch einen schmalen Zwischenraum
getrennten Platten in großer Anzahl gehäuft stehen. Die vorderen
Querreihen sind von den hinteren Zahngruppen durch einen großen
Zwischenraum getrennt. Die Vorderfüße sind vier-, die hinteren
fünfzehig, die Zehen selbst durch Spannhäute miteinander verbunden.
Der drehrunde Schwanz ist ziemlich dünn, am Ende scharf zugespitzt,
ohne Spur eines Hautsaumes.
Von den zahlreichen Arten dieser Gattung findet sich nur eine
einzige im südlichen Europa, woselbst sie unter Steinen und Moos,
in faulem Holze und dergleichen namentlich in gebirgigen Gegenden
angetroffen wird.
1. Spelerpes fuseus: Supra fuscus, lineis maculisque rubescentibus
plus minusve distinctis ; subtus cinereus aut fuliginosus, albo
sparsus ; digitis posticis semipalmatis. — Long. 7,9—I0,5 cm.
Geotriton fuscus Bonap. Iconogr. d. Fauna ital. II, tab. 84, fig. 4
(1832). — Salamandra Genei Schleg. Abbild. neuer od. unvollst.
bek. Amphib. pag. 122, tab, 39, fig. 5—7 (1837). — Geotriton Genei
Tschudi Classificat. d. Batrach. pag. 94, tab. 5, fig. 3 (1839). — Speler-
pes fuscus Strauch Revis. d. Salamandr. pag. 83, 77 (1870).
24 Salamandridae.
Der Körper ist schlank, der fast zylindrische Rumpf bei mageren
oder in starkem Alkohol konservierten Stücken mitunter mit mehr
oder weniger deutlichen queren Kostalfurchen versehen. Der Kopf ist
auffallend groß, in der Augengegend viel breiter als der Rumpf, mit
nach hinten schwach verjüngtem, langen Halsteil, seine Länge (von
der Schwanzspitze bis zur Kehlfalte gemessen) etwa 2 %mal im Rumpfe
enthalten. Die stark vorstehende, am Ende verrundet abgestutzte
Schnauze ist kaum länger als der flache Interokularraum der Quere
nach mißt, letzterer nach vorn verengt und daselbst etwa so breit
wie ein oberes Augenlid. Die Schnauzenkante ist, namentlich bei
festländischen Stücken, ziemlich gut sichtbar, die Seiten des Vorder-
kopfes fallen schief nach außen und unten ab, daher die Schnauze
erweitert erscheint. Die an deren Spitze seitlich stehenden Nasenlöcher
sind an Größe nach dem Alter sehr verschieden, und während sie bei
ganz jungen Stücken so enorm entwickelt sind, daß ihr Durchmesser
Fig. 3.
Spelerpes fuscns Bonap. g Gaumenzähne, s Sphenoidalzähne, kA Hinterfuß von unten.
mitunter sogar den des Interokularraumes übertrifft, nehmen sie mit
zunehmendem Alter allmählich an Größe ab und werden schließlich
bei erwachsenen Tieren zu ganz kleinen Öffnungen, die voneinander
weiter als von dem Vorderwinkel des Auges entfernt sind und höher
als der Unterrand des letzteren über der Mundspalte liegen. Vorn
und unter denselben zeigen sich namentlich bei jüngeren Tieren
2 dieselben begrenzende hügelige Anschwellungen, die aber im Alter
oft undeutlich werden oder auch ganz verschwinden. Die Augen sind
groß, stark vorstehend, etwas schief gegeneinander nach vorn ge-
richtet, mit unten winklig ausgeschnittener Pupille. Vom Hinter-
rande der Augen bis zur Kehlfalte zieht in schwachem Bogen eine
deutliche Längsfurche. Oberhalb derselben entspringen, ebenfalls
vom Hinterrande des Auges ausgehend, 2 schief nach oben und
hinten ziehende, am Hinterkopf verschmelzende Auftreibungen, die
am Scheitel einen nach hinten dreieckig zugespitzten vertieften
Spelerpes. 25
Raum einschließen und nach außen ebenfalls von schiefen nach rück-
wärts gerichteten Furchen begrenzt sind. Die Mundspalte ist hinter
den Augen schwach bogig nach abwärts geschwungen. Oft zeigt sich
hinter dem Halse zwischen dem Ansatz der Vorderbeine eine rinnen-
artige Vertiefung, die als mehr oder weniger deutliche Mittelfurche
manchmal über den ganzen Rücken fortgesetzt ist; desgleichen
laufen auch in der Schultergegend 2 mitunter ziemlich weit über die
Rückenseiten sichtbare Längsfalten hin. Alle diese Wülste und
Falten treten aber gewöhnlich nur bei mehr abgemagerten oder längere
Zeit in Alkohol gelegenen Exemplaren hervor, während sie bei leben-
den und wohlgenährten Stücken oft kaum oder auch gar nicht zu
bemerken sind. Der ziemlich dicke Schwanz ist etwas kürzer als der
übrige Körper, vollkommen drehrund, gegen sein zugespitztes Ende
nur sehr allmählich verjüngt und unten mit einer mehr oder weniger
deutlichen, stumpfen Kante versehen, die namentlich gegen die Spitze
zu und im männlichen Geschlecht besser hervortritt; auch ist bei
letzterem die Schwanzwurzel deutlich verdickt. Die sehr lang ge-
spaltene Kloake, die etwa ein Siebentel der ganzen Schwanzlänge
einnimmt, ist weit nach hinten gelegen und stellt einen schmalen,
von straffen Rändern begrenzten Schlitz dar, der beim Männchen
viel weiter von der Schwanzbasis entfernt ist als beim Weibchen. Die
Beine sind schlank und dünn, die hinteren nicht viel stärker. als die
, vorderen; die Hand- und Fußflächen auffallend groß und vollkommen
glatt. Die Finger und Zehen sind kurz, dick und abgeplattet, in ihrer
ganzen Länge ziemlich gleichbreit, am Ende abgestutzt, erstere nur
am Grunde, letztere bis zur Hälfte mit derben Spannhäuten verbunden
auch zeigen Finger und Zehen unterseits an der Spitze knopf- oder
tellerförmige Anschwellungen. An den Händen ist der dritte Finger
der längste, an den Füßen sind die dritte und vierte, sowie die zweite
und fünfte Zehe ziemlich gleich lang.
Die Grundfarbe der Oberseite kann im Leben von gelblich, durch
braun, bis nahezu ins schwärzliche in verschiedenster Weise abändern;
nicht selten zeigt dieselbe, namentlich bei dunkleren Stücken, einen
mehr oder weniger ausgesprochenen Anflug von lila. Diese Grund-
farbe wird jedoch fast immer durch zahlreiche, bei dunklen Stücken
grauliche, gelbliche oder selbst rötliche, bei hellen Exemplaren aber
bräunliche oder schwärzliche Flecken von sehr abwechselnder Form
und Größe so stark zurückgedrängt, daß sie als solche oft gar nicht
mehr zu erkennen ist und das Tier dann durch das dichte Gemisch
hellerer und dunklerer Makeln im ganzen ein etwa schmutzig ocker-
gelbes Kolorit zeigt. Da namentlich die lichteren Flecken gegen den
Schwanz zu gerne und immer häufiger zusammenfließen, so erscheint
letzterer meist vorwiegend hell gefärbt. Desgleichen bilden die dunklen
Flecken mitunter im Nacken eine bald mehr, bald weniger deutliche
V-förmige Zeichnung und zeigen überdies noch oft die Tendenz am
Rücken zu 3 unregelmäßigen Längsreihen oder, besonders bei sehr
großen Stücken, auch zu unvollständigen Querbinden zusammen-
zutreten. Außerdem zeigt die Oberseite in der Regel noch eine Art
von Puderung oder Bestäubung, die aus zahlreichen kleinen, bronze-
glänzenden Metallflimmerchen besteht, welche nicht selten zu kleineren
26 Salamandridae.
oder größeren Flecken und Bändern zusammentreten und nament-
lich auf Kopf und Schwanz die Grundfarbe oft nahezu verdrängen.
Die Rumpfseiten sind öfters mit zerstreuten, weißlichen, gegen den
Bauch zu häufigeren und zu unregelmäßigen Sprenkeln und Linien
verfließenden Punkten besetzt; desgleichen finden sich auch manch-
mal an der Seitenlinie des Körpers mehr oder weniger unregelmäßig
strichartige, aus weißlichen Schüppchen gebildete Flecken, die sich
oft der Länge nach vereinen und meist auf die Hinterschenkel und
den Schwanz fortsetzen. Die Beine sind gewöhnlich heller, sonst
aber wie der übrige Körper gezeichnet. Die stets lichtere Unterseite
ist gelblich oder bräunlich, mit weißlichem oder lilafarbigem Anfluge
und hellerer Kehle, nur ausnahmsweise einfarbig, meist aber mit
sternartigen silbergrauen Flecken, die besonders am Unterkopfe
häufig sind und mitunter schnörkelartig zusammenfließen. In man-
chen Fällen läßt der Bauch noch eine allerdings nur schwach hervor-
tretende, dunkle Marmorierung erkennen. Die Pupille ist nach oben
zu goldig.
Die oben erwähnte metallische Bepuderung ist übrigens schon
im Leben und selbst bei einem und demselben Individuum sehr
wechselnd und veränderlich und verschwindet im Tode und bei kon-
servierten Exemplaren wohl immer; bezüglich der beidenGeschlechter
scheint in der Färbung und Zeichnung kein Unterschied zu bestehen.
Im Alkohol nehmen die gelben Flecken oft eine rötliche Farbe an.
Das Tier ist durch den Mangel der Lungen merkwürdig und wird bei
demselben die Lungenatmung durch die Schlund-( Bocco-pharingeal-)
Atmung ersetzt; die Hautatmung scheint von keiner Bedeutung
zu sein.
Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt etwa Io cm.
Die Jungen sind im ganzen von den Alten in der Färbung nicht
sehr verschieden, nur daß namentlich die Körperseiten gewöhnlich
mehr dunkel sind, während der in der Regel gelbliche oder mit 2 derlei
Längsbinden versehene Rücken meist mit zahlreichen, oft in mehr
oder weniger regelmäßigen Längsreihen stehenden schwarzen Punkten
besetzt und die metallische Bestäubung minder ausgebildet ist. Bei
ganz kleinen Stücken sind die Oberarme ganz, die Oberschenkel
namentlich rückwärts hellgelblich und die am Rücken mehr zer-
streuten dunklen Sprenkel auf der Oberseite des Schwanzes meist
so gehäuft, daß er öfters ganz bräunlich mit schwachem Metallglanz
erscheint. Die Unterseite ist dunkel kaffeebraun mit weißlicher
Puderung, die an der Kehle am dichtesten, am Schwanz hingegen
am sparsamsten und endlich verschwindend ist.
Bei Individuen, die etwa ein Drittel ihrer Größe erreicht haben, .
zeigen die Rückenseiten oft eine Anzahl größerer oder kleinerer, aus
schüppchenartigen Atomen bestehender unregelmäßiger gelblicher
oder ziegelroter Makeln, die mitunter auch zu Längsreihen verfließen.
Desgleichen zeigen sich manchmal auf der helleren, gelb und schwarz
gesprenkelten Oberseite schwarze Punkte oder Fleckenreihen, von
denen namentlich 2 seitlich vom Hinterrande der Augen ausgehen,
gegen den Nacken zu oft bis zur Berührung konvergieren, und dann
von da aus schwach bogig divergierend über den Rücken bis zur
Spelerpes. 27
Schwanzwurzel hinziehen, während eine dritte, aber meist weniger
scharfe, zwischen diesen über die Vertebralgegend verläuft. Der
Schwanz ist oberseits gewöhnlich rötlichgelb mit dunkelbrauner Be-
stäubung, der Oberarm rötlichgelb, die Hinterbeine dunkelbraun.
Nach neueren Beobachtungen!) ist Spelerpes lebendig gebärend;
die Jungen werden im Frühjahr oder auch im Sommer am Lande
abgesetzt und machen — von der allmählichen Rückbildung der
auffallend großen Nasenlöcher abgesehen — keinerlei Verwandlung
durch.
Die Verbreitung dieser Art ist eine ziemlich beschränkte. Der
westlichste Punkt, wo dieselbe vorkommt, ist der südöstlichste Winkel
Frankreichs, wo sie in den See-Alpen in der Umgegend von Nizza
und Mentone zuerst auftritt. Von hier aus verbreitet sich unser Tier
nach Piemont, hier besonders in den Tälern des oberen Po und seiner
Nebenflüsse Stura und Tanaro hausend. Weiter von hier nach Li-
gurien ziehend, ist die Art daselbst namentlich um Genua und Spezzia
sehr häufig; dann dem Verlaufe der durch die Provinzen Massa,
Carrara und Lucca streichenden apuanischen Alpen folgend geht
Spelerpes durch Etrurien und das obere Toskana bis in die Marken
hinein, woselbst er noch in den askolanischen Bergen vorkommt.
Der Wohnbezirk des Höhlenmolches erstreckt sich sonach von
den See-Alpen und den Küsten des Mittelmeeres längs des ganzen
Meerbusens von Genua in südöstlicher Richtung durch den Apennin
quer über Italien bis zur Adria. — Außerdem kommt Spelerpes noch
in Sardinien vor, wo er besonders um Inglesias, Nurri, Barbagıa,
Sassari und Luras angetroffen wird. Die Angabe Scarpas, daß das
Tier auch bei Udine in Friaul vorkommt, dürfte wohl auf einen Be-
stimmungsfehler oder auf ein verschlepptes Stück zurückzuführen sein.
Die in Rede stehende Art bewohnt ausschließlich das Gebirge,
wenn sie in demselben manchmal auch ziemlich tief, mitunter selbst
bis zum Meeresstrande herabgeht. Hier hält sie sich am liebsten
an steinigen, feuchten und bemoosten Orten, wie die Salamander
in dunklen Verstecken: hohlen Bäumen, Felsritzen, unter Rinden,
Steinen und ähnlichen Schlupfwinkeln auf, die sie bei Tage nur
ausnahmsweise und bei Regenwetter, sonst aber nur des Nachts
verläßt, um ihrer hauptsächlich aus kleinen Gliedertieren bestehenden
Nahrung nachzugehen. Mit Vorliebe hält sich das Tier auch in Höhlen
auf und viele scheinen letztere ihr ganzes Leben lang überhaupt
nicht zu verlassen. Hier, sowie in den Gesteinsritzen, findet man
sie gewöhnlich an den Wänden der Kalkfelsen kleben, im Wasser
werden dieselben niemals angetroffen. Im Freien begegnet man
ihnen nur im Frühjahr und im Herbste, während man sie in Höhlen
zu jeder Jahreszeit finden kann. Es sind äußerst langsame und
unbeholfene Tiere, die ihre Beute nur mittelst ihrer fast auf Körper-
länge herausschnellbaren Zunge, ähnlich wie das Chamaeleon, erlangen
können. Die Bewegungen dieser Zunge, welche klebrig, von milch-
weißer Farbe und wie bei den Schlangen mit ihrem Stiele in eine
Scheide zurückziehbar ist, sind aber viel schneller, als bei dem ob-
I) Berg, Der Erdtriton im Aquarium. Zoolog. Gart. 1893. pag. 367.
28 Salamandridae.
genannten Reptile, so daß das herausgeschleuderte Organ nur momen-
tan als heller Schein bemerkt werden kann.
In der Gefangenschaft bedürfen die Spelerpes einer sorgsamen
Pflege und muß namentlich auf Abhaltung größerer Wärme, stärkeren
Lichtes, besonders aber der direkten Sonnenstrahlen, sowie auf
beständig feuchte Atmosphäre in ihren Behältern Bedacht genommen
werden; doch ist hierbei auch auf hinreichenden Luftzutritt zu achten,
da sich sonst leicht Schimmelbildungen entwickeln, die den Tieren
fast immer verderblich werden. Es sind deshalb auch Einmach-
gläser zur Haltung nicht zu empfehlen, da selbe, wenn unbedeckt,
im Innern bald austrocknen, wenn aber zugedeckt, wegen mangelnder
Ventilation leicht Schimmel aufkommen lassen. Am besten ist
Spelerpes auf einer Unterlage sandfreier Gartenerde, die zum
eventuellen Verkriechen mit hohlliegenden Steinen und Rinden-
stücken sowie mit Moosdecken belegt, und öfters mit einer feinen
Brause bespritzt wird, zu halten. Scharfkantige Steine und ander-
weitige schneidige und spitze Gegenstände sind tunlichst zu ver-
meiden, da sichkdie äußerst zarthäutigen Tiere daran leicht verletzen
und dann eingehen können. Aus demselben Grunde ist auch das
Hineingeben zu vieler Futtertiere auf einmal zu unterlassen, weil
diese, wenn nicht gleich gefressen, auf den Molchen herumkriechen
und sie hierdurch ebenfalls verletzen können; deshalb ist es auch am
besten die Tiere nur für sich, und nicht mit anderen Amphibien
in demselben Terrarium vereint, zu halten. Obwohl sie im Freien
niemals im Wasser gefunden werden, so ist doch ein Wasserbecken
hineinzugeben, da sie namentlich vor der Häutung oft gerne längere
Zeit in demselben verweilen. Damit die des Schwimmens unkundigen
und sehr unbeholfenen Tiere aber nicht ertrinken, darf dieses Gefäß
nur ganz seicht sein und durch hineingelegte Steine, Muschelschalen
und dergleichen Gelegenheit zum leichten Herauskriechen geben.
Im Terrarium halten sie sich übrigens am liebsten an den Glasflächen
auf, an denen sie, mit weit ausgespreizten Beinen und der ganzen
Unterseite fest angeklebt, namentlich tagsüber, meist unbeweglich
sitzen. Ähnlich wie bei den Laubfröschen scheinen die auf der Unter-
seite der Zehenspitzen befindlichen Erweiterungen als Haftscheiben
zu wirken und der auch. mit der ganzen Fläche aufliegende Bauch
das Festhalten zu erleichtern.
Um den Käfig im Hochsommer vor übermäßiger Wärme zu
schützen, ist derselbe zu dieser Zeit mit feuchten Tüchern zu umhüllen
und womöglich auch ein stärkerer Luftzug herzustellen, denn bei
der Temperatur von 20° C gehen die Tiere meistens schon ein. Im
Winter ist selbstverständlich das Bedürfnis nach Lüftung und An-
feuchtung ein weit geringeres und kann auf ein Minimum reduziert
werden; doch darf man auch während der warmen Jahreszeit in
dieser Richtung des Guten nicht zu viel tun, da namentlich ein über-
mäßiger Grad von Feuchtigkeit ebenfalls verderblich werden kann.
Sehr empfehlenswert ist es im Sommer das ganze Terrarium einfach
in einen Keller zu stellen, wo sich die Molche bei der daselbst herr-
schenden Dunkelheit, Feuchtigkeit und niedrigeren Temperatur
in ihrer natürlichen Lebensweise sehr entsprechenden Verhältnissen
Salamandrina, 29
befinden und am leichtesten und ohne viele Mühe über die heiße
Zeit hinweggebracht werden können. Ja der Umstand, daß mit-
unter in Kellern zufällig entkommene Spelerpes oft nach langer Zeit
in voller Körperfülle und bestem Wohlsein wieder aufgefunden
werden, beweist, daß sich die Tiere hier nahezu wie zu Hause fühlen
und es ihnen auch an entsprechender Nahrung nicht mangelt, so daß
man fast dem Freihalten derselben in Kellern das Wort reden könnte,
wenn nicht hierdurch die für den Forscher so wichtige und interessante
Beobachtung bedeutend erschwert würde, obwohl man bei einer
größeren Zahl von Gefangenen immerhin in der Lage sein wird, ein-
zelne in ihrem Tun und Lassen ab und zu, namentlich zur Nachtzeit,
zu belauschen und zu überraschen.
Wenn viele Tiere beisammen sind, so liegen sie im Winter oder
auch wenn es anfängt in ihrem Behälter trocken zu werden, gerne
in Menge zu Klumpen geballt ineinander verschlungen.
Als Futter sind für die Höhlenmolche, die wegen ihrer Stumpf-
sinnigkeit weder scheu noch zutraulich genannt werden können, alle
möglichen weichen Gliedertiere und deren Larven, natürlich von
entsprechender Größe zu verwenden. Am liebsten werden Spinnen
und Fliegen genommen, welch letztere namentlich leicht zu beschaffen
sind und von den Gefangenen mittelst ihrer Zunge mit großer Sicher-
heit und Geschicklichkeit herabgeklatscht werden. Ameisen sind
absolut zu vermeiden, da selbe wohl genommen werden, aber dem
fressenden Tiere, wahrscheinlich infolge der abgesonderten Ameisen-
säure, fast sofort den Tod bringen; Regenwürmer werden nur ungerne
verzehrt.
Werden die hier gegebenen Vorschriften genau berücksichtigt,
so hält Spelerpes die Gefangenschaft jahrelang aus; beim Bezug
der Tiere hat man selbe womöglich im Frühjahre oder Herbste zu
verlangen, da sie sonst in der wärmeren Jahreszeit unterwegs leicht
zugrunde gehen.
2. Gattung. Salamandrina.
Fitzinger neue Classificat. d. Reptil. pag. 4I, 2 (1826).
Seiranota Barnes Sillim. Amer. Journ. of scienc. and art. XI, pag. 278 (1826).
Dentium palatinorum series antice parallelae, postice valde
divergentes.
Lingua magna, antice angustata, apice affıxa,. posterius late-
ribusque libera.
Palmae plantaeque tetradactylae.
Parotides indistinctae.
Cutis dense et subtiliter granosa.
Der Körper ist schlank, ziemlich gerundet, am Rücken etwas
flach gedrückt, mit längs der Mittellinie desselben bis zum Schwanz-
ende durch die Hautdecken deutlich vortretender Wirbelsäule. Der
Kopf ist platt, mit sehr kurzer, zugerundeter Schnauze, in der Augen-
gegend am breitesten, von da nach hinten zwar allmählich, aber sehr
deutlich halsförmig verengt, die Parotiden selbst nach langem Liegen
30 Salamandridae.
in Weingeist kaum sichtbar. Die ziemlich großen Nasenlöcher sind
rund, weit nach vorn gegen die Schnauzenspitze inmitten eines er-
habenen, glatten, ringförmigen Wulstes gelegen; die dazwischen-
liegende Schnauzenspitze ist schmal, etwas vorstehend, seitlich von
den Ringwülsten der Nasenlöcher durch eine Längsfurche getrennt.
Die Augen sind groß und vorstehend, der zwischen ihnen liegende
Teil des Kopfes dadurch mehr oder weniger vertieft erscheinend.
Die Schnauzenkante ist, obwohl stumpf, doch sehr deutlich, die
Seiten des Kopfes sind, namentlich in der Zügelgegend, fast senk-
recht abfallend. Die Zunge ist groß und flach, nach vorn merklich
verschmälert, im allgemeinen von etwa eiförmiger oder selbst herz-
förmiger Gestalt; ihre Spitze ist stets vollkommen abgerundet, ihr
hinterer Teil erscheint jedoch bald bogig, bald gerade abgestutzt
und dabei durch seitliches Vortreten oft nahezu viereckig; sie ist
durch ein von vorn bis zur Mitte reichendes Längsband an den Boden
der Mundhöhle befestigt, daher an den Seiten und auch rückwärts
in ziemlicher Ausdehnung frei. Die Gaumenzähne bilden zwei vorn
parallele, hinten aber stark auseinandertretende Reihen, welche in
ihrer Gesamtheit etwa die Form eines umgekehrten Y (A) darstellen
und nach vorn zu die inneren Nasenlöcher nicht überragen. Die
Beine sind schwach, seitlich etwas zusammengedrückt, die Füße
vorn und hinten mit vier ziemlich kurzen, deutlich abgeplatteten
Zehen. Der Schwanz ist stets länger als der Körper, dünn und viel
niedriger als der Rumpf, von den Seiten anfangs nur sehr wenig,
nach hinten aber mehr zusammengedrückt, unten mit einer vom
After bis zur Spitze ziehenden glatten Hautleiste. Der ganze Körper
ist oben und unten mit ziemlich dicht stehenden Körnchen besetzt,
deren jedes einer kleinen Hautdrüse entspricht, die nur an den Sohlen
fehlen, und zwischen den Augen sehr zerstreut stehen.
Die einzige Art dieser Gattung lebt im südlichen Europa an
feuchten Orten, namentlich in der Nähe von Brunnen, Quellen und
dergleichen in ähnlicher Weise, wie unser gemeiner Salamander. —
Über Fortpflanzung und Entwicklung ist noch nichts bekannt.
1. Salamandrina perspieillata: Supra nigra, opaca, verticis hitura
rufescenti; abdomine albido aut miniaceo, nigro-maculato;
pedibus caudaque infra ruberrimis. — Long. 7.9—IO0.5 cm.
Salamandra terdigitata Bonnat. Tabl. encyclop. method.
Erpetol. pag. 64, tab. 12, fig. 2 (1789). — Salamandra ttridactyla
Daud. hist. nat. d. reptil. VIII, pag. 261 (1803). —Molgetridactylus
Merr. Syst. amphib. pag. 188, ıı (1820). — Salamandra perspi-
cillata Savi Mem. Bibl. ital. XXII, pag. 228 (1823). — Salaman-
drina perspicillata Fiting. neue Classificat. d. Reptil. pag. 66
(1820). — Seiranota condylura Barn. Sillim. Amer. Journ. of
science. and art. XI, pag. 278 (1826). — Seiranota perspicillata
Bonap. Amph. europ. pag. 66, 83 (1839).
var. a) Supra saltem postice verrucis rubescentibus, in maculas plus
minusve confluentibus adspersa.
var. b) Subtus, capite excepto, yubra, fere concolor.
Salamandrina. 31
var. c) Subtus pedibus caudaque rubris, abdomine albo vel griseo
favescente saepius nigro-maculato.
var. d) Ut b, sed abdomine ad latera albo-nigroque variegato.
var. e) Corpore toto rubro (Lucca).
var. f) Corpore toto flavescente.
Der Kopf ist mittelgroß, etwas länger als breit, bei jungen Tieren
etwa 21%, bei älteren 3—31%, mal im Rumpfe enthalten, die auffallend
kurze Schnauze nach vorne schnell verengt, an ihrem verrundeten
Ende in der Mittellinie mit einer vorspringenden Kante und zwei
danebenliegenden grübchenartigen Vertiefungen versehen. Der Ober-
kiefer steht kaum vor, die bei jungen etwas größeren Nasenlöcher
sind voneinander etwa ebenso weit wie vom Vorderrande der Augen,
vom Oberlippenrande jedoch weiter als letztere entfernt, diese etwas
schief gegeneinander gerichtet. Der Interokularraum ist breiter als
das obere Augenlid und als der Abstand des Auges vom Nasenloch.
Fig. 4.
Salamandrina perspicillata Savi,
Der Mund ist bis weit hinter die Augen gespalten, Lippensäume sind
keine vorhanden, die Kehlfalte fehlt. Die ziemlich dicke Zunge ist
nahezu doppelt so lang als breit und nimmt die Hälfte des Mund-
höhlenbodens ein. Der nur selten schwach bauchig verdickte, beim
Weibchen meist etwas längere Rumpf zeigt eine deutliche Seiten-
kante, welche dadurch zustande kommt, daß die durch die Haut
deutlich sichtbaren Rippen mit ihren Enden die Körperdecke beim
Übergange vom Rücken zu den Seiten in Form einer Reihe hinter-
einander liegender Höcker auftreiben, die dann jederseits eine den
Rücken von den Seiten sondernde Längskante bilden. Die verhältnis-
mäßig langen, mehr tritonenartigen Beine sind schlank und schwach,
die hinteren wenig stärker als die vorderen, an allen die Innenzehe
die kürzeste, die dritte die längste. Schwimmhäute und Interdigital-
membranen fehlen. Die Handflächen und Fußballen sind mit je
zwei wenig hervortretenden Höckern, einem sehr kleinen (manchmal
auch fehlenden) an der Basis der ersten und einem größeren, deut-
licheren unter der vierten Zehe versehen. Der beim Männchen
etwas längere Schwanz ist pfriemenförmig, nach hinten sehr all-
mählich verjüngt und in eine dünne Spitze ausgezogen, oben mit
einer stumpfen Mittelkante. Die Kloake ist beim Weibchen von
flachen, beim Männchen von etwas wulstigen Lippen begrenzt; die
Haut ist derb, matt und trocken.
32 Salamandridae.
Die Färbung der Oberseite ist im allgemeinen ein mattes Schwarz,
welches aber namentlich an den hervorragenden Körperteilen einen
mehr oder weniger deutlichen, rotbraunen Grundton durchscheinen
läßt. Dies tritt besonders an dem hinteren Teile des Rumpfes hervor,
der überdies nicht selten noch mit rötlichweißen oder rötlichbraunen
Wärzchen besetzt ist, die mitunter so zahlreich auftreten, daß sie
durch Zusammenfließen oft mehr oder weniger dicht gedrängte,
manchmal bis ins Rosenrote gesteigerte Flecken bilden. In Aus-
nahmsfällen finden sich sogar ganz einfarbige, oben und unten gleich-
mäßig gelblich oder rot gefärbte Stücke. Der Kopf zeigt hinten
fast immer einen bald größeren bald kleineren rotgelben Fleck,
dessen Form und Ausbildung übrigens nicht sehr beständig ist. Bei
typischen Exemplaren zeigt derselbe die Gestalt eines Hufeisens
oder eines nach vorne zu offenen, gleichschenkligen Dreiecks, dessen
Konvexität oder Spitze nach hinten gerichtet erscheint, während
die gegen die Augen gerichteten Schenkel an ihren Enden gewöhn-
lich mehr oder weniger verdickt sind und auf diese Weise eine Art
brillenförmiger Zeichnung darstellen. Nicht selten kommt es jedoch
vor, daß diese Brillenflecken durch teilweises oder selbst gänzliches
Zusammenfließen nur einen einzigen, stumpf dreieckigen Flecken
bilden, während in anderen Fällen wieder die ganze Zeichnung auf
einen kleinen, am Hinterhaupte stehenden Bogen oder Halbmond
oder auf einen die Augenlider deckenden Flecken reduziert erscheint.
Dieser Fall kommt namentlich bei ganz jungen oder sehr alten Stücken
vor, ja manchmal fehlt die Kopfzeichnung ganz oder ist nur durch
einige verwischte und undeutliche Konturen schwach angedeutet;
gewöhnlich ist sie aber auch auf das obere Augenlid und auf die
Schnauzenkante fortgesetzt. Unmittelbar vor der Häutung sehr
trübe und oft kaum zu bemerken, erscheint dann die Zeichnung
nach dem Hautwechsel in weißlicher Farbe, die sich später ins Gelb-
liche, Fleischfarbene, Rötliche oder Bräunliche umsetzt. Mitunter
zeigen auch andere Partien des Kopfes und der Schultergegend der-
artige unregelmäßige Makeln und ist besonders die Schnauze häufig
durch gelbliche und bräunliche Flecken gemarmelt. Bei ganz jungen,
eben verwandelten Tieren bemerkt man an dem hellen Kopfflecken
oft eine schwarze Einfassung, die übrigens auch bei erwachsenen
nach längerem Liegen in Weingeist hervortritt. Desgleichen weist
auch der Hals sehr häufig jederseits eine helle Schrägbinde auf sowie
ebenfalls die im Früheren erwähnte Seitenlinie meist eine Reihe
rötlicher Warzen oder Makeln, die auch auf den Schwanz fort-
setzen. Die Pupille ist schwarz mit stellenweise eingestreuter
Goldpuderung. Die Kehle ist schwarz, nach vorne gegen den Kinn-
winkel zu stets mit ziemlich großen, weißlichen Flecken, welche durch
Vermehrung und Erweiterung oft zusammenfließen und häufig die
Vorderhälfte, manchmal auch einen größeren Teil der Kehle vor-
herrschend oder ganz hell färben. Der vor der Häutung schmutzig
grauliche oder gelbliche Unterleib wird nach derselben schön weiß
oder hochrot und zeigt besonders an den Seiten bald größere, bald
kleinere, bald voneinander getrennte, bald wieder zusammenfließende
schwarze Flecken, die mitunter aber auch ganz fehlen können. Das
Salamandrina. 33
Schwarz der Oberseite erstreckt sich an der Schwanzwurzel in Form
eines dreieckigen Fleckens fast immer mehr oder weniger, oft bis
zum wechselseitigen Zusammenfließen gegen die Kloake nach ab-
wärts. Letztere, sowie die Unterseite der Beine und des Schwanzes
sind im Leben schön feuerrot — im Weingeist schwefelgelb oder
weißlich —, welche Farbe sich, obwohl meist minder lebhaft, auch
auf die Oberseite der Zehen erstreckt. In manchen Fällen zieht
sich das Rot der Unterseite an den betreffenden Körperteilen auch
mehr oder weniger auf die Oberseite hinauf, so daß der Schwanz
namentlich an den Seiten und besonders in seiner hinteren Hälfte,
oft auch oben teilweise oder fast ganz rot erscheint, und nur in der
Mitte von einer nach hinten schmäler werdenden Längsbinde, häufig
nur an der Wurzel, durchzogen wird; dasselbe ist dann gewöhnlich
auch mit den Beinen der Fall, so daß die Grundfarbe an denselben
oft nur in Gestalt kleiner Flecken zurückbleibt oder auch ganz ver-
schwindet; an letzteren, sowie an den Schwanzseiten sind überdies
noch öfters mehr oder weniger weißliche Körner oder Wärzchen zu
bemerken. — In seltenen Fällen nımmt die helle Färbung so über-
hand, daß das ganze Tier mehr oder weniger, ausnahmsweise sogar
ganz gelb oder rot wird.
Die Jungen sind von den Alten kaum verschieden, nur sind sie
oben gewöhnlich mehr ins Rostbraune geneigt und ist der Schwanz,
da auf demselben die schwarzen Warzen immer seltener werden,
viel heller und gegen die Spitze fast immer ganz rot; der Bauch ist
entweder ganz schmutzig weiß oder wenigstens viel blasser rot als bei
Erwachsenen. |
Die Länge des ausgewachsenen Tieres beträgt gewöhnlich 7 bis
8 cm, die Weibchen sind in der Regel größer und kräftiger als die
Männchen.
Die Vermehrung der Salamandrina geschieht durch Eier; über
die dem Laichen wahrscheinlich vorangehende Begattung sowie
über die Samenablage ist noch nichts bekannt. Zur Zeit der Eier-
ablage, die von Anfang März bis Ende April stattfindet, verlassen
die Weibchen ihre Schlupfwinkel und begeben sich ins Wasser, um
dort die für das Laichen geeigneten Plätze aufzusuchen. Als solche
werden mit Vorliebe mehr langsam fließende Bäche mit vor zu starker
Strömung geschützten Becken und Tümpeln gewählt, in denen man
sie dann zu der Zeit häufig am Grunde des Wassers antrifft, woselbst
sie behufs Ablage der Eier meist mehrere Stunden lang verweilen.
Die etwa hirsekorngroßen, halb weißlich und halb gelblich gefärbten
Eier werden in der Regel einzeln in langen Zwischenräumen gelegt
und bleiben durch ihre Gallerthülle an Steinen, Pflanzen und anderen
am Grunde des Wassers liegenden Gegenständen kleben. Auch wird
der Laich besonders gerne an solchen Stellen abgesetzt, wo er durch
allfällig eintretendes Hochwasser nicht so leicht weggeführt werden
kann, daher namentlich unter hohl liegende Steine. Das Austreten
jedes Eies wird von dem hierbei gewöhnlich an Steine angeklammerten
Weibchen mit heftigen Krümmungen des Körpers und lebhaften
Schwingungen des Schwanzes begleitet. Bleibt das Weibchen wäh-
rend des Laichens längere Zeit an derselben Stelle sitzen, so kleben
Schreiber, Herpetologia europaea. 3
34 Salamandridae.
wohl auch mehrere Eier zusammen und geben dann zur Bildung
von schnur- oder klumpenförmigen Laichmassen Veranlassung. Das
Auskriechen der Jungen erfolgt etwa nach 20—22 Tagen.
Die durch den Besitz von nur 4 Zehen leicht kenntlichen Larven
sind sonst denen der Tritonen sehr ähnlich. Sie sind frisch ausge-
krochen etwa 7 mm lang, gelblich oder licht bräunlich und mit schwärz-
lichen Flecken gesprenkelt oder genetzt. Die Kiemen sind gelblich,
die Beine goldglänzend, das Kloakenrohr milchweiß; die fast bis
zum Nacken reichende Rückenflosse ıst sehr hoch, am mehr als
körperlangen Schwanz wenigstens oben höher als die betreffende
Muskelpartie. Bei fortschreitendem Wachstum werden sie durch
Zurücktreten der dunklen Sprenkelung allmählich immer heller,
während die Seiten einen lebhaften Goldglanz annehmen.
Salamandrina ist wie die vorhergehende Gattung durch den Mangel
der Lungen ausgezeichnet, die nur andeutungsweise vorhanden sind.
Diese zierliche Art gehört ausschließlich der Fauna Italiens an
und kommt daselbst an den dem Mittelmeere zugekehrten West-
abhängen des Apennin von Ligurien an bis zu dessen südlichsten
Ausläufen in Calabrien vor; am häufigsten scheint sie um Genua
in den nach der See hin geöffneten Tälern zu sein, unter denen nament-
lich die Valle di San Barnaba als ergiebiger Fundort bekannt ist. —
Die irrtümliche Ansicht, daß das Tier auch in Sardinien vorkommt,
dürfte dadurch entstanden sein, daß ältere Autoren mit der Angabe
Sardinien nicht die ‚Insel‘, sondern das einstige ‚Königreich Sar-
dinien‘‘ gemeint hatten. !
Salamandrina ist ein Gebirgstier, das namentlich an den unteren
Abhängen der Berge sowie in Talschluchten, wo es häufiger auf mehr
ruhige Wasserläufe stößt, seinen Aufenthalt nimmt. In der Nähe
von Bächen und den davon gebildeten Becken und Tümpeln ist das-
selbe besonders unter den ausgewaschenen, von überhängenden
Pflanzen bedeckten Uferrändern zu finden, woselbst es, meist ın
Mehrzahl zu ganzen Knäueln verschlungen, vorzugsweise im Früh-
jahre häufig angetroffen wird. Im Wasser sieht man das Tier nur
zur Laichzeit, und auch da, wie es scheint, nur im weiblichen Ge-
schlechte; stets wird nur fließendes, niemals stehendes Wasser auf-
gesucht. Im Freien werden die Salamandrinen nur im Frühlinge
und Herbste angetroffen, wo sie hauptsächlich abends oder zur
Regenzeit langsam herumkriechend gesehen werden. Sonst und
auch des Tages über halten sie sich, außer den schon genannten
Örtlichkeiten noch unter Moos, größeren Steinen, in von Pflanzen
überwucherten Felsspalten, unter Baumwurzeln und faulem Holz,
in hohlen Stämmen, unter abgefallenem Laube u. dergl. verkrochen,
in welchen Verstecken sie auch den Winter und die heiße Sommerzeit
zubringen. In dieser Periode verfällt das Tier in einen lethargischen
Zustand, der viel intensiver ıst, als im Winter, denn während im
letzteren aufgefundene meist ziemlich lebhaft und munter sind,
zeigen sich die während der heißen Jahreszeit aus ihrer Verborgenheit
aufgestöberten Individuen vollkommen apathisch und unbeweglich
und in einen vollständigen festen Sommerschlaf versunken. Diese
Erscheinung hängt wohl mit der zu dieser Periode in dem baumlosen
Salamandrina. 35
und kahlen Apennin herrschenden großen Dürre und Trockenheit
zusammen, infolge deren dann bei Tieren, denen Kühle, Schatten
und Feuchtigkeit unentbehrliche Existenzbedingungen sind, die
Lebenstätigkeit auf das Minimum herabgesetzt wird. Übrigens
scheinen auf den ersten Blick oft auch außer der Sommerzeit erbeutete
Stücke zu schlafen, da das Tier die Gewohnheit hat, wenn es entdeckt
und ergriffen wird, sich tot zu stellen. Nicht selten wird Salamandrına
sogar in Gärten angetroffen, wo sie an der Nordseite der dieselben
einschließenden Mauern in der lockeren Erde unter Moos und Genist
oft zu Dutzenden beisammen gefunden wird. Beim Aufnehmen
versucht es das Tier manchmal, in ähnlicher Weise wie die Anuren,
sich durch Ausspritzen seines Harnes zu verteidigen. Das von der
Haut ausgeschiedene Sekret ist, abweichend von den anderen Am-
phibien, nicht milchig, sondern farblos und wird hiedurch der ganze
Körper wie mit einer Art Hauch oder Reif überzogen, der mehr eine
ölartige Beschaffenheit zu haben scheint, da das hiervon bedeckte
Tier im Wasser vollkommen trocken bleibt. Die giftige Eigenschaft
dieser Ausscheidung ist daraus zu ersehen, daß beim Liegen einer
toten Salamandrina in einem nicht zu großen Wassergefäß die dasselbe
bewohnenden kleineren Tritonen u. dergl. in kurzer Zeit absterben.
Die Nahrung besteht aus kleinen Gliedertieren, die mit der rasch
hervorgestreckten, klebrigen Zunge erhascht, dem Munde zugeführt
werden; das Schlingen selbst geht mit großer Anstrengung vor sich.
Obwohl frische Exemplare ziemlich zählebig sind und Quälereien
oder selbst schweren Verletzungen nicht so leicht unterliegen, ist
Salamandrina in der Gefangenschaft doch sehr heiklich und hält
nur bei sorgfältiger Pflege aus. Namentlich während der Häutung
gehen die zarten Tiere leicht ein und sind auch einige Zeit nach der-
selben noch sehr empfindlich; schon ein bloßes Halten in der Hand
kann in wenigen Minuten tödlich wirken. Salamandrina darf nicht
zu feucht und nicht zu trocken, nicht zu kalt und nicht zu warm,
nicht zu hell und nicht zu dunkel gehalten werden und ist es daher
begreiflich, daß es nicht immer so leicht ist, bezüglich der genannten
Verhältnisse stets das richtige Maß zu treffen. Auch gehen frisch
eingesetzte Tiere oft ziemlich schwer, mitunter auch gar nicht ans
Fressen heran und hungern sich dann selbstverständlich bald zutode.
Am besten sind sie in ganz niedrigen Terrarien zu halten, da sie in
solchen das ihnen hineingegebene Futter am leichtesten zu erhaschen
vermögen: Die Nahrung kann hier vorzugsweise aus ihrer Flügel
beraubten Stubenfliegen, sowie aus kleinen, frisch gehäuteten Mehl-
würmern und anderen Insekten von entsprechender Größe und deren
Larven bestehen ; auch Spinnen und Ameisen werden gerne genommen.
Desgleichen ist eine Abwechslung in der Nahrung zu empfehlen, da
bei zu großer Einförmigkeit derselben das Fressen nicht selten ein-
gestellt wird. Im Terrarium liegen sie bei Tage gewöhnlich gesellig
ineinander verschlungen in ihren Verstecken, aus denen sie behufs
Aufsuchung ihrer Nahrung meist erst in der Dämmerung hervor-
kommen. Die übrigens langweiligen und stumpfsinnigen Tiere igno-
rieren ihren Pfleger vollkommen, können aber, einmal eingewöhnt,
bei entsprechender Pflege jahrelang erhalten werden.
35
36 Salamandridae.
3. Gattung. Triton!).
Laurenti Synops. reptil. pag. 37, VI (1768).
Molge Merrem Syst. amphib. pag. 185. 9 (1820).
Oiacurus Leuckart Isis XIV, pag. 260. 3 (1821).
Dentium palatinorum series intra nares internas ıwncipientes
postice divergentes.
Lingua mediocris, lateribus libera.
Cauda compressa, anceps, corpori longiütudine plerumque sub-
aequalıs.
Der Körper ist gestreckt, bald schlank, bald mehr weniger
gedrungen, der Rumpf in der Mitte namentlich bei Weibchen oft
schwach bauchig erweitert. Der mittelgroße Kopf ist an der Schnauze
bald stumpf froschartig zugespitzt, bald breit krötenartig gerundet.
Die Augen sind bald mehr bald weniger groß und vorstehend, mit
goldener oder metallisch gelber Iris. Die Ohrdrüsen sind im Leben
nur selten sichtbar, treten jedoch bei einigen Arten nach längerem
Liegen im Weingeist besonders nach hinten zu oft ziemlich deutlich
hervor. Die mäßig große Zunge ist meist rundlich oder eiförmig,
nur ausnahmsweise rhombisch und stets mit der Mittellinie ihrer
Unterseite derart an den Boden der Mundhöhle festgewachsen, daß
sie gewöhnlich nur an den Seiten, selten auch am Hinterrande frei ist.
Bei manchen Arten ist sie nach rückwärts in einen kurzen, stielartigen
Anhang verschmälert, der unter eine scheidenartige Hautfalte hinein-
reicht. Die Gaumenzähne bilden stets zwei ziemlich gerade oder
kaum merkbar geschwungene Reihen, die etwa von den inneren Nasen-
löchern beginnend nach rückwärts ziehen, und meist nach hinten
zu bald mehr, bald weniger divergieren, oft aber auch in einem
größeren oder geringeren Teil ihrer Erstreckung ganz oder nahezu
parallel sind. Die Kehlfalte ist entweder deutlich vorhanden, kann
aber auch mitunter ganz fehlen. Der selten mehr als körperlange
Schwanz ist am Ende stets zugespitzt, von den Seiten mehr weniger
stark zusammengedrückt, am Ober- und Unterrande wenigstens
in seinem hinteren Teile immer scharf und schneidig. Die Beine
sind mittelmäßig, die hinteren manchmal zwar nicht stark, aber doch
deutlich verlängert, die vorderen mit vier stets freien, die hinteren
mit fünf, bei Männchen zur Brunstzeit manchmal mit Hautsäumen
oder Schwimmhäuten versehenen Zehen. Die Haut ist entweder
vollkommen glatt, oft aber auch durch hervorragende Körner und
Warzen mehr oder weniger rauh und uneben. Die Oberseite des
Kopfes zeigt häufig vertiefte Drüsenpunkte, die namentlich bei
1) Bezüglich des Gattungsnamens Triton stimme ich vollkommen mit Wol-
terstorff überein, daß derselbe ganz unbeanstandet statt des in neuerer Zeit
hierfür verwendeten Namens Molge wieder in seine alten Rechte eingesetzt werden
kann. Nachdem der apokryphe Gattungsname Triton Linne als undeutbar längst
fallen gelassen ward, hat Laurenti 1768 diesen Namen für die Molche in Anwen-
dung gebracht. Wenn derselbe nun auch 1808 von Montfort für eine Schnecken-
gattung gebraucht wurde, so hat letzterem gegenüber Laurenti offenbar das
Prioritätsrecht, und dies um so mehr, als die betreffende Gasteropodengattung von
Link schon 1806 mit dem Namen Tritonium belegt ward.
Triton. 37
Weingeistexemplaren deutlich hervortreten und gewöhnlich in un-
regelmäßige Längsreihen geordnet sind. Solche Punktreihen sind
besonders von der Schnauzenspitze über die Augen hin, sowie auch
in der Zügelgegend (zwischen Nasenloch und Auge) bemerkbar.
Bei vielen Arten besitzt das Männchen zur Paarungszeit einen
bald niederen, häufig aber auch sehr hohen Hautkamm, der auf oder
hinter dem Kopfe beginnend über die Mittellinie des Rückens hin-
zieht, und entweder mit oder ohne Unterbrechung auf den Schwanz
fortsetzt, demselben dann eine breite Lanzettform erteilend. Der
freie Rand dieses Kammes kann entweder ganz, oder auch, nament-
lich am Rücken, mehr oder weniger ausgeschnitten, gewellt oder
gezackt sein. Auch zeigt sich im männlichen Geschlechte die Kloake
zur Paarungszeit an den Rändern stark wulstig verdickt und an-
geschwollen, manchmal in einen an der Spitze geöffneten, kegel-
förmigen Fortsatz ausgezogen. Manchmal tritt in dieser Periode
aus dem vorderen und hinteren Winkel derselben ein Büschel zarter
und blasser, kontraktiler, faden- oder borstenförmiger Gebilde hervor,
die als Träger für die Ausführungsgänge der Kloake dienen.
Die Tritonen legen ihre Eier gewöhnlich einzeln ins Wasser,
am häufigsten zwischen mit den Hinterbeinen zusammengebogene
und durch einen aus der Kloake abgesonderten Schleim aneinander
geklebte Blätter oder in Ast- und Blattwinkel. Nur in der Gefangen-
schaft kommt es vor, daß sie ihren Laich manchmal in kurzen Schnüren
absetzen, was namentlich dann der Fall ist, wenn ihre Behältnisse
keine Pflanzen enthalten. Die Laichzeit dauert im allgemeinen
sehr lange, ist übrigens bei verschiedenen Arten und selbst bei einer
und derselben Spezies nach Klima und Standort verschieden. Da
die Tiere das Ende ihrer Entwicklung meist erst im Spätsommer
erreichen, so bringen sie das erste Jahr ihres Lebens fast ausschließ-
lich im Wasser zu. Die ausgebildeten Tritonen verlassen jedoch häufig
schon nach der Brunstzeit, fast ausnahmslos aber im Herbste das
Wasser, um sich am Lande unter größeren Steinen, Moos, umgestürzten
Baumstrünken und dergleichen zu verkriechen, welche Schlupfwinkel
sie während der kalten Jahreszeit auch als Winterquartiere benutzen,
im Sommer jedoch des Abends und namentlich des Morgens ver-
lassen, um am Lande nach Nahrung auszugehen. Während des
Wasseraufenthaltes kommen sie ab und zu an die Oberfläche, um
durch die Nasenlöcher frische Luft aufzunehmen, wogegen sie die
ihres Sauerstoffes schon beraubte Luft in Form aufsteigender Blasen
durch den Mund ausstoßen. Alle Arten sind, namentlich im erwachse-
nen Zustande, gewaltige Räuber, welche sich nicht nur von Krusten-
tieren, Würmern, Insekten und dergleichen nähren, sondern auch
verhältnismäßig große Tiere, ja ihre eigenen Jungen sowie kleinere
Gattungsverwandte überfallen und ganz verschlingen. Leiden sie
an Nahrung Mangel, so fallen sie sich auch gegenseitig an, beißen
sich die Schwänze ab oder verstümmeln sich in anderer Weise. Übri-
gens werden verloren gegangene Teile durch die mitunter sehr große
Reproduktionskraft dieser Tiere oft bald wieder ersetzt, obwohl
sich in dieser Hinsicht die einzelnen Arten sehr verschieden verhalten;
denn während z. B. bei Triton cristatus in Verlust geratene Schwanz-
38 Salamandridae.
oder Kammstücke, ganze Gliedmaßen, Teile der Kiefer und selbst
das Auge in verhältnismäßig kurzer Zeit wieder ersetzt werden, ist
dies bei anderen Arten gewöhnlich selbst mit ganz unbedeutenden
Verletzungen nicht der Fall. Durch höhere Temperatur der Luft
und des Wassers, sowie durch reichliche Nahrung wird übrigens
diese Reproduktion gefördert, auch ist sie bei Larven noch mehr aus-
gebildet als bei schon entwickelten Tieren und scheinen erstere von
dem eventuellen Verluste der Kiemen und anderer Körperteile über-
haupt gar keine Notiz zu nehmen, da sie verletzt all ihren Lebens-
verrichtungen in derselben Weise wie früher nachgehen.
Die Jungen führen eine fast ausschließlich terrestrische Lebens-
weise und begeben sich erst nach erlangter Geschlechtsreife ins
Wasser.
Die Larven sind frisch ausgeschlüpft fischähnlich, mit bewim-
perten äußeren Kiemenbüscheln und zwei vor denselben stehenden,
fädchenartigen und sich später verästelnden gestielten Haftorganen;
die Beine fehlen, über den Oberkörper und Schwanz zieht sich ein
wohlausgebildeter, hoher Flossensaum. Sie hängen dann mittelst
der soeben erwähnten Haftorgane an Pflanzen, Steinen u. dergl. fest
oder liegen auch frei am Grunde des Wassers. Im ganzen wenig
lebhaft, schwimmen sie gewöhnlich nicht herum, sondern pflegen
meist längere Zeit ruhig an ein und derselben Stelle zu verweilen,
um ab und zu durch eine plötzliche, ruckweise Bewegung ihren Platz
zu wechseln. Die relativ früh hervorbrechenden Gliedmaßen, von denen
die vorderen als kleine Stummel mit rudimentären, noch kaum ge-
sonderten Zehen mitunter schon wenige Tage nach dem Ausschlüpfen,
die hinteren dagegen meist erst 3—4 Wochen später erscheinen
sind sehr lang und schlank. Die Nahrung der noch unverwandelten
Molche ist ausschließlich animalisch und besteht anfangs vorwiegend
aus Flohkrebsen (Cyclops, Daphnia), Rotwürmern (Tubifex) und
Mückenlarven, bei weiterem Heranwachsen dann allmählich aus
immer größeren Tieren. Nach dem Erscheinen der Hinterbeine
werden gewöhnlich die Kiemen resorbiert und es tritt die Lungen-
atmung ein.
Die meisten Tritonen vertragen die Gefangenschaft sehr gut
und dauern in entsprechenden, mit einer Insel zum Verkriechen
ausgestatteten Aquarien viele Jahre lang aus. Letztere müssen,
um das Herauskriechen der Tiere zu verhüten, mit einem senkrecht
nach innen stehenden Rande oder mit einem Drahtdeckel versehen
sein. Will man frisch gefangene zur Fortpflanzung bringen, so
empfiehlt es sich die betreffenden Stücke zeitlich im Frühjahre,
womöglich gleich bei ihrem ersten Erscheinen, zu sammeln, damit
sie sich, bevor sie in die Brunst treten, zuerst an ıhren neuen Aufent-
halt gewöhnen; schon brünstig gefangene Tiere stellen häufig die
Eiablage ein und sind, wenigstens in demselben Jahre, oft überhaupt
nicht mehr dazu zu bringen, und auch die Männchen legen in diesem
Falle fast immer ihre Hochzeitsattribute ab.
Die Gefangenen können mit Fliegen, Regenwürmern und ent-
sprechend geschnittenen Streifen rohen Fleisches leicht gefüttert
werden; doch muß man letztere, an eine lange Nadel gespießt oder
Triton. 3 9
in der Pincette gehalten, den Tieren, wenigstens anfangs, vor der
Schnauze hin und her bewegen, da sie sonst nicht so leicht gesehen
und aufgenommen werden.
Die Tritonen sind sehr schwer auseinander zu halten, da deren
Artcharaktere mit wenigen Ausnahmen erst bei erwachsenen Indi-
viduen und selbst hier nur zur Brunstzeit und vorzugsweise im männ-
lichen Geschlecht hervortreten, während junge oder selbst ältere
Tiere außer der Brunstzeit und namentlich am Lande gefangene
oft nur schwierig zu deuten sind. Es ist daher angezeigt das Sammeln
der Molche womöglich im Frühjahre und im Wasser vorzunehmen,
da man zu der Zeit nicht nur beide Geschlechter beisammen, sondern
auch die Männchen im vollen Hochzeitskleide findet und dann die
richtige Bestimmung meist keinen Schwierigkeiten unterliegt.
Da übrigens die Tritonen häufig ein mehr oder weniger be-
schränktes, oft sogar sehr lokales Vorkommen haben, so wird in
zweifelhaften Fällen die Berücksichtigung des Fundortes mitunter
‚ auch einen brauchbaren Anhaltspunkt bieten können.
Die nachstehende Tabelle soll es versuchen, die Bestimmung
der unserem Faunengebiete angehörenden Arten zu ermöglichen.
A. Kopf mit dunklen Längsbinden, von denen wenigstens eine
durch das Auge ziehende immer scharf und deutlich hervor-
tritt; Schnauze mit 3 Längsfurchen. Haut glatt oder höchstens
fein chagriniert. Hinterfüße des brünstigen Männchens mit
gelappten oder durch Schwimmhäute verbundenen Zehen.
I. Gaumenzähne nach hinten mäßig divergierend, Kopf mit
sehr deutlichen Porenreihen, Kehle meist gefleckt. Männchen
zur Brunstzeit mit Rückenkamm und gelappten Hinterzehen.
I. Rücken des brünstigen Männchens flach und durch
deutliche Längswülste von den Rumpfseiten geschieden.
Kamm immer ganzrandig . meridionalis Bouleng.
2. Rumpf in beiden Geschlechtern stets vollkommen ver-
rundet, ohne oder mit kaum merkbaren Seitenkanten.
Rücken und Schwanz des brünstigen Männchens mit
hohem, welligem, mit vorstehenden Kerben oder Zacken
versehenem Kamm . . . wur vulgatis’Binne:
II. Gaumenzähne nach hinten stark divergierend, Kopf mit
kaum merkbaren Porenreihen, Kehle ungefleckt. Brünstiges
Männchen mit oben verflachtem, von drei Längsleisten
durchzogenen Rumpfe und durch Schwimmhäute ver-
bundenen Hinterzehen. Schwanzende plötzlich verrundet
abgestutzt, mit zur Brunstzeit frei hervorragendem Endfaden
palmatus Schneid.
B. Kopf ohne dunkle Längsbinden.
III. Männchen zur Brunstzeit mit deutlichem Rückenkamm.
3. Bauch gefleckt; Haut weich, porös und schwammig,
durch zahlreiche Körner und Warzen rauh und uneben.
Männchen zur Brunstzeit mit hohem, welligen oder
zackigen Kamm. Kehlfalte deutlich.
a) Kamm mehr oder weniger gesägt oder gezähnelt.
Salamandridae.
aa) Kamm fein gezähnelt, Gaumenzähne in nach hinten
nur mäßig divergierenden Reihen Blasıi De !’Isle.
bb) Kamm tief und grob gesägt; Gaumenzähne in
nahezu parallelen, nur ganz hinten schwach diver-
gierenden Reihen . ... . . cristatus Laur.
b) Kamm zwar wellig, aber vollkommen ganzrandig. Gau-
menzähne nach hinten mäßig divergierend. Unterseite
‘ dunkel mit weißlichen Punkten marmoratus Latr.
4. Bauch einfarbig, gelb oder rötlich. Haut glatt oder
höchstens fein chagriniert.
c) Gaumenzähne in geraden, nach hinten schwach diver-
gierenden Längsreihen. Schienen stark zusammen-
gedrückt, nach hinten zu fast schneidig und beim
Männchen daselbst mit bogigem, ziemlich breiten, bis
gegen den Daumen reichenden Hautsaum. Kamm
zur Brunstzeit sehr hoch, den senkrechten Durchmesser
des Rumpfes oft merklich übertreffend, zwischen den
Hinterbeinen stark erniedrigt, am Rücken spitz drei-
eckig gesägt. Körper nach unten zu mit heller, scharf
dunkel begrenzter Längslinie . . . vittatus Jen.
d) Gaumenzähne in geschweift bogigen, nach hinten stark
divergierenden Längsreihen. Schienen verrundet.
Männchen mit niedrigem, durchaus gleich hohen,
ganzrandigen und zwischen den Hinterbeinen nicht
erniedrigten Kamm. Körper nach unten fast immer
mit einer Reihe schwarzer, auf hellem Streifen stehender
Punktes: 3: 00 2m Me Ralpestrisge
IV. Männchen stets ohne Rückenkamm.
5. Rücken verflacht, von den Körperseiten mehr oder weniger
scharf geschieden. Rumpf daher verrundet viereckig.
Schwänz wenigstens beim Männchen zur Brunstzeit mit
vorstehendem Dorn oder Endfaden.
e) Rückenmitte mit deutlicher Längsleiste.
cc) Gaumenzähne nach hinten mäßig divergierend,
Schnauze mit 3 Längsfurchen, Oberlippensaum
schwach entwickelt, Rücken stark verflacht mit
scharf vortretenden Seitenkanten. Bauch orange,
beim Männchen einfarbig, beim Weibchen mit
schwarzen Seitenpunkten. Kloake rundlich, beim
Männchen samt den Hinterfüßen schwarz.
Schwanz allmählich zugespitzt, beim brünstigen
Männchen mit langem Endfaden
Montandoni Bouke.
dd) Gaumenzähne nach hinten stark divergierend,
Schnauze mit einer Längsfurche, Oberlippensaum
sehr stark entwickelt. Rücken des brünstigen
Männchens mäßig verflacht mit stumpfen oder
selbst fehlenden Seitenwülsten. Bauchseiten mit
großen, dunklen Flecken. Kloake des brünstigen
Weibchens kegelförmig, in beiden Geschlechtern
Triton. 41
samt den Hinterfüßen nicht geschwärzt. Schwanz-
ende verrundet mit kurzem Dorn . . Boscae Lat.
f) Rückenmitte mit deutlicher Längsfurche. Gaumen-
zähne vorne parallel, nach hinten schwach bogig diver-
gierend. Schwanzende plötzlich verrundet mit kurzem
Faden.
.italicus Peracca.
6. Rumpf vollkommen verrundet, ohne Seitenkanten. Kopf
niedergedrückt; Schwanz einfach zugespitzt, ohne End-
faden.
g) Kopf viel länger als breit, nach hinten mehr oder
‚weniger halsartig verengt. Augen ziemlich vorstehend.
Kloake meist kegelförmig, Schwanz greiffähig.
ee) Mund bis weit hinter die Augen gespalten, Ferse
des Männchens mit sporenartiger Hervorragung,
Kehlfalte fehlend.
a)
Parotiden deutlich, Augen nach oben gerückt.
Zunge groß, fleischig, fast den ganzen vorderen
Teil der Mundhöhle ausfüllend, hinten etwas
frei. Haut zur Brunstzeit glatt oder wenigstens
ohne Körner. Männchen an den Schienen mit
großem, verrundet zusammengedrückten Höcker
und zur Brunstzeit mit kegelförmiger, nach
unten und hinten kreisförmig geöffneter Kloake.
Hinterzehen sehr kurz, abgeplattet, plump,
dick und breit mit kaum sichtbaren Phalangen.
Schwanz ungesäumt, kürzer als der übrige
Körper. Kehle ungefleckt, rostfarben
montanus Savi.
Parotiden fehlend, Augen mehr seitlich; Zunge
klein, an den Seiten frei. Haut im ganzen
glatt und nur mit zerstreuten, kegelförmigen
sandartigen Körnern namentlich zu Seiten des
Rumpfes und der Schwanzwurzel besetzt.
Männchen an der Ferse mit kleiner, konisch
zugespitzter, fast fingerartiger Hervorragung
und zur Brunstzeit mit stumpf kegelförmiger,
nach hinten und oben kreisrund geöffneter
Kloake. Hinterzehen schlank, lang und zylin-
drisch, mit sehr deutlicher Gliederung. Ein
nach hinten stark kompresser und ziemlich
spitz auslaufender, niedriger, zur Brunstzeit
beiderseits fein gesäumter Ruderschwanz. Kehle
unregelmäßig dunkel gefleckt. Rusconii Gene.
ff) Mundspalte den Hinterrand der Augen kaum über-
ragend, Ferse ohne spornartige Hervorragung.
Zunge klein, rhombisch elliptisch, vorne kaum
vom Boden der Mundhöhle abgehoben, seitlich in
geringer Ausdehnung frei. Körper plump, mit
sand- oder dornartigen Körnern dicht besetzt.
Augen seitlich, wenig vorstehend, Kehlfalte vor-
42 Salamandridae.
handen. Zehen ziemlich kurz, dick und abgeplattet.
Schwanz höchstens körperlang, nach hinten
schwach kompreß mit ziemlich dickem, stumpf
verrundetem Ende. Kloake beim brünstigen
Männchen halbkugelförmig, nur in der Hinter-
hälfte gespalten, beim Weibchen kegelförmig,
nach hinten und unten geöffnet. . asper Dug.
h) Kopf kurz, krötenartig, nach hinten nicht halsartig
verengt und daselbst in seiner ganzen Breite dem
plumpen Rumpfe angefügt, die Backengegend mehr
oder weniger aufgetrieben. Augen klein, flach gewölbt
und wenig vorstehend. Kloake flach. Zunge fast
kreisförmig, dick und klein, seitlich und hinten frei.
Gaumenzähne in fast parallelen, durch einen breiten
Zwischenraum getrennten, die inneren Nasenlöcher
nach vorne meist etwas überragenden Reihen. Kehl-
falte tief. Körper dicht warzig, Rumpfseiten mit
einer Reihe größerer, roter oder orangegelber, durch die
Rippenspitzen emporgehobener Höcker. Schwanz min-
destens körperlang, nach hinten kompreß, beiderseits
mit niedrigem, oben oft kaum merkbaren Flossen-
saum. Vorderbeine des Männchens mit Brunst-
schwielen 1.1 BRILLE ES SM ER
1. Triton Waltli: Dentium palatinorum series subparallelae, remotae
ultra nares internas plus minusve prolongatae. Caput breve,
depressum, collo destituto, plica gulari distincta. Cauda corpore
longior. Cutis granulosa, serie verrucarum majorum ad latera. —
Long. 15—22 cm.
Pleurodeles Waltli Michah. Isis XXIII, pag. 195, tab. II (1830).
— Salamandra pleurodeles Schlegel Abb. neuer od. unvollst.
bek. Amphib. pag. 122, tab. 39, fig. 2, 3 (1837). -_ Bradybates ven-
tricosus Tschudi Classificat. d. Batrach. in Mem. de la soc. d. scienc.
natur. de Neuchätel pag. 91, tab. II, fig. 2. juv. (1839,.— Salamandra
ma jor Gray Griffith. Animal Kingdom, IX. Syn. pag. 106. — Pleuro-
deles ventricosus Schinz Europ. Fauna II, pag. 64 (1840). —
Pleurodeles exasperatus Dum. Bibr. Erpetol. genen
pag. 73 (1854). — Molge Waltli Bouleng. Catal. Batrach. grad. pag. 27
(1882). — Triton pleurodeles Schultze Amphib. europ. (1892). —
Triton Waltlii Wolterst. Triton d. Untergat. Euproct, pag. 44. 15
(1902).
Der Körper ist kräftig und gedrungen, beim Männchen schlan-
ker, beim Weibchen plumper, dicker und länger, ziemlich depreß,
stets breiter als hoch. Der sehr niedrige Kopf ist beim Männchen
etwas länger als breit, mit fast abgestutzter Schnauze, beim Weib-
chen hingegen viel breiter, vorn sehr flach krötenartig gerundet.
Sein hinterer Teil legt sich meist in seiner ganzen Breite an den Rumpf
an, seine Oberseite ist in der Jugend sehr schwach gewölbt, bei älteren
Stücken platt, bei sehr alten namentlich oft sogar deutlich der Länge
nach vertieft, mit beim Männchen weniger, beim Weibchen meist
sehr deutlich und stark aufgetriebener, parotidenartiger Backen-
Triton. 43
gegend; die Schnauzenkante tritt nur wenig oder auch gar nicht
hervor. Die Nasenlöcher sind sehr klein, von Gestalt einer mit ihrer
Konkavität nach rückwärts gekehrten bogigen Ritze und ganz nach
vorne an die Schnauzenspitze gerückt. Die verhältnismäßig kleinen
Augen sind länglich oval, ziemlich flach gewölbt und nur wenig vor-
stehend, die beiden Augenlider in Größe und Bildung einander voll-
kommen gleichend. Der Internasalraum ist schmäler als der Inter-
okularraum und kommt etwa der Entfernung der Nasenlöcher von
den Augen gleich, diese von dem Oberlippenrande weiter abstehend
als jene. Die Oberlippe ist namentlich bei jüngeren Tieren nach
hinten zu stark über den Unterkiefer herabreichend, die Mundöffnung
selbst etwas kleiner als die Mundspalte, indem eine im Mundwinkel
befindliche derbe Haut die vollständige Entfernung beider Kiefer
voneinander verhindert. Die dicke, fleischige Zunge ist verhältnis-
mäßig klein, rundlich, meist nahezu kreisförmig, vorn ziemlich breit
angeheftet, hinten und an den Seiten jedoch in hinreichender Aus-
dehnung frei. Die Gaumenzähne bilden zwei im allgemeinen ziem-
lich gerade und parallel verlaufende Reihen, die voneinander durch
einen breiten Zwischenraum getrennt sind, und nach vorn schwach
zusammenneigend die inneren Nasenlöcher daselbst bald mehr,
bald weniger überragen. Übrigens treten diese Zahnreihen nur wenig
hervor, so daß sie hier schwerer zu sehen und in ihrem Verlaufe zu
verfolgen sind, als bei irgendeinem anderen europäischen Urodelen.
Der Hals ist nicht unterscheidbar, der Kopf auf seiner Unterseite
durch eine meist sehr tiefe und deutliche Kehlfalte vom Rumpfe
geschieden. Die Beine sind kurz und stämmig, die vorderen fast
unmittelbar hinter dem Kopfe eingefügt, die hinteren kaum länger
aber deutlich dicker, diese mit fünf, jene mit vier flachgedrückten,
freien Zehen, wovon an den Vorderfüßen die zwei mittleren, an den
Hinterfüßen die dritte und vierte voneinander hinsichtlich der Länge
nicht stark verschieden sind. Die Handteller und Fußsohlen haben
zwei kleine, bald mehr, bald weniger deutliche Höcker. Der Schwanz
ist bei jungen Tieren etwa körperlang, streckt sich jedoch mit zu-
nehmendem Alter immer mehr, so daß er bei Erwachsenen das Aus-
maß des Körpers stets stark überschreitet. An der Basis noch ziem-
lich dick und durch eine seichte Abplattung von oben fast undeutlich
viereckig, erscheint er bald seitlich zusammengedrückt, nach hinten
sehr allmählich verschmälert, am Ende in eine ziemlich stumpfe
Spitze ausgehend; er ist stets deutlich niedriger als der Rumpf, und
beiderseits mit einem sehr schmalen Flossensaum umgeben, der beim
Weibchen oft kaum zu unterscheiden ist, und überhaupt auf der
Oberseite häufig nur an der Schwanzwurzel hervortritt, während er
auf der Unterschneide viel besser ersichtlich ist und gegen den After
zu schwach leistenartig verdickt erscheint. Die Kloake ist flach
oder nur schwach wulstig verdickt, die Haut namentlich auf der
Oberseite des Körpers mit zahlreichen, dicht aneinanderstehenden
Warzen besetzt, welche bei älteren Tieren an der Spitze häufig horn-
artig verdickt und glänzend sind und um das Auge herum bis gegen
den Hinterkopf eine die flache Stirn ziemlich scharf begrenzende
Bogenreihe bilden; der Bauch ist mit hintereinanderliegenden feinen
44 Salamandridae.
Querrunzeln versehen. Stets findet sich an den Seiten des Rumpfes
eine Reihe größerer Höcker, die oft in schief nach hinten und unten
ziehende, mitunter mehr weniger dreieckig zugespitzte Querwülste
übergehen. Diese Höcker befinden sich stets an jenen Stellen, wo die
Leibesdecken an die Rippen stoßen, und werden durch letztere im
Tode wegen der durch Weingeist bewirkten Einschrumpfung der Haut
nur noch stärker hervorgetrieben. In sehr starkem Alkohol kann die
Zusammenziehung der Körpermasse oft so weit gehen, daß wenn da-
bei der Rumpf zugleich gebogen ist, die freien Rippenenden durch die
aus beiden Ursachen entstehende Spannung oft durch die Haut hin-
durchgepreßt werden und als feine nadelartige Spitzen manchmal aus
den oberwähnten Höckern hervorragen; in seltenen Fällen kann diese
Erscheinung auch schon bei lebenden Tieren beobachtet werden.
Die Grundfarbe der Oberseite ist gewöhnlich ein schmutziges
Ockergelb, das bald mehr ins Graue, bald mehr ins Rote, häufig
auch ins Braune, Olivenfarbige oder selbst Schwärzliche übergeht.
Jüngere Stücke sind gewöhnlich heller, mit zu-
nehmendem Alter wird jedoch die Färbung immer
dunkler; auch mag hierbei der Aufenthalt des Tieres
in oder außer dem Wasser wahrscheinlich ebenso
von Einfluß sein, wie bei anderen Tritonen. Im
allgemeinen sind die Männchen vorwiegend gelblich
oder bräunlich, während die Weibchen häufiger ins
Graue geneigt erscheinen. Die Unterseite ist in
der Regel heller als die Oberseite, der ganze Körper
= Eh Y. überdies noch mit gewöhnlich ziemlich kleinen, un-
ve " regelmäßig gerundeten schwärzlichen Flecken be-
setzt, die aber nur bei helleren Stücken deutlicher
hervortreten und auf der Unterseite wegen des hier lichteren Grundes
sich meist besser abheben als am Oberkörper. Obwohl diese Flecken
meist ziemlich isoliert stehen, so kommt es doch auch nicht selten
vor, daß sie bald mehr bald weniger zusammenfließen, was aus-
nahmsweise selbst so weit gehen kann, daß sie die Grundfarbe
teilweise oder fast ganz verdrängen. Der untere Flossensaum des
Schwanzes und die Zehenspitzen sind fast immer heller, gelblich.
Die zahlreichen Körperwarzen erscheinen, wenigstens bei älteren
Stücken, in der Regel an der Spitze von einer schwarzen, horn-
artıg glänzenden Verdickung gekrönt, welche Körner sich bei sehr
großen Exemplaren auch auf die Unterseite erstrecken. Die durch
die anstoßenden Rippenenden hervorgetriebenen Seitenhöcker sind
gewöhnlich mehr oder weniger orangefarben, die Sohlen und Zehen
unten zwar mehr oder weniger gerunzelt, sonst aber glatt und
kaum mit Spuren von Warzen. /
Die Männchen sind außer dem verhältnismäßig längeren Schwanz
noch daran zu erkennen, daß sie zur Paarungszeit an der Unter-
seite der Oberarme deutliche Brunstschwielen haben, die, sowie die
Innenhälfte der Vorderarme und die Handteller, mit dunkelbraunen
Warzen besetzt sind.
Die Jungen sind von den Alten durch hellere, meist ins Ziegel-
rote neigende Oberseite und fast immer einfarbige Unterseite ver-
Triton. 45
schieden; auch sind die Warzen und Hautkörner hier minder ent-
wickelt.
Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt gewöhnlich 15 bis
26 cm, doch sah ich auch Stücke, welche fast das Ausmaß von 40 cm
erreichten.
Triton Waltli ist nahezu das ganze Jahr hindurch brünstig und
geht der Eiablage eine Art Paarung, die stets im Wasser stattfindet,
voraus. Zu dem Ende drängt sich das Männchen derart von hinten
unter das schwimmende Weibchen, daß es seinen Kopf zwischen
den Vorderbeinen desselben durchzwängt und diese mit seinen nach
oben hakenförmig gekrümmten gleichnamigen Gliedmaßen von oben
und rückwärts aus umklammert, wobei ihm die früher erwähnten
Brunstschwielen das Festhalten erleichtern. Auf diese Weise kommt
das Männchen vollständig unter das Weibchen so zu liegen, daß
die Bauchseite des letzteren dem Rücken des ersteren aufliegt. Das
Männchen schwimmt dann mit dem Weibchen am Rücken oft
stunden-, ja mitunter selbst tagelang unter wiederholten lebhaften
Bewegungen und Drehungen im Wasser umher. Während so das
Weibchen vom Männchen krampfhaft festgehalten wird, sucht letz-
teres ab und zu durch Drehungen des Körpers seine Kloake an die
des Weibchens zu pressen. Dieses bleibt übrigens den stürmischen
Umarmungen des Männchens gegenüber vollkommen gleichgültig
und läßt sich, ohne dagegen in irgendwelcher Weise zu reagieren,
die längste Zeit geduldig herumschleppen, bis endlich das Männ-
chen, wohl der Indifferenz seiner Umworbenen überdrüssig, dieselbe
verläßt und sich nach einer anderen Gefährtin umsieht, um diese
dann in gleicher Weise wie die verlassene zu behandeln. Vor der
Samenablage wird gewöhnlich ein Bein freigegeben und macht dann
das Männchen eine derartige Biegung, daß seine Kloake unter die
Schnauze des Weibchens zu liegen kommt, welch letzteres nun in
dieser Lage noch so lange herumgeschoben wird, bis endlich un-
mittelbar vor dessen Schnauze die Ablage des Samenkegels statt-
findet. Hierauf dreht das Männchen seine Gefährtin so lange im
engen Kreise herum, bis deren Geschlechtsöffnung über den Sper-
matophor zu stehen kommt, von dem es dann die Samenmasse in
die erweiterte Kloake aufnimmt.
Der Rippenmolch legt unter allen Tritonen verhältnismäßig die
kleinsten und meisten Eier und erinnert in dieser, sowie auch in
mancher anderen Hinsicht viel an den bekannten Axolotl. Die
Eier selbst haben kaum 2 mm im Durchmesser, mit der sie umhül-
lenden losen Gallerthülle aber 8—ı0o mm; sie werden in kleinen,
unregelmäßigen Gruppen oder Klumpen auf Steine oder Wasser-
pflanzen abgesetzt und beträgt die Anzahl der von einem einzigen
Weibchen gelegten oft über 1000. Anfangs halb schwarz und halb
weiß nehmen sie bald eine blaßgelbliche Färbung an; ihre Entwick-
lung geht ungemein rasch vor sich, da sie längstens nach 2 Wochen,
zur warmen Jahreszeit aber schon mitunter nach 5—6 Tagen aus-
kriechen.
Die Larven haben anfangs einen auffallend kurzen, den Kopf
kaum an Länge übertreffenden Rumpf, der namentlich nach oben
46 Salamandridae.
hin seitlich stark zusammengedrückt, nach unten aber bauchig ver-
dickt und vom Kopfe deutlich gesondert ist; am Rücken zeigt sich
ein sehr hoher, im Nacken entspringender und schon an der Schwanz-
wurzel stark aufsteigender Flossensaum. Der Schwanz geht in eine
oft lange und dünne, doch niemals fadenförmige Spitze aus. Mit
zunehmendem Wachstume ändern sich nun diese Verhältnisse der-
art, daß der Rumpf allmählich an Länge zu- und an Höhe abnimmt
und sich zugleich seine scharfe Sonderung vom Kopfe immer mehr
verwischt. Bei erwachsenen Larven ist der Kopf breit und plump,
fischartig, übrigens minder flach und abschüssig, als bei dem ausge-
bildeten Tiere und nur zwischen den Augen deutlich niedergedrückt.
Von den drei großen Kiemenbüscheln ist das mittlere das kürzeste,
während das untere und längste bis hinter das Ellenbogengelenk
reicht; die tiefe Kiemenspalte ist in der Mitte nach vorn gebuchtet.
Die Mundöffnung ist verhältnismäßig klein, indem die Lippenränder
etwa nur zur Hälfte frei, nach hinten zu aber verwachsen sind und
als breite Hautfalte bis zum Rande des Unterkiefers herabhängen.
Der Rumpf ist seitlich mehr zusammengedrückt, die Spitze der
Rippen — wenigstens-bei Weingeistexemplaren — als kleine, kegel-
förmige Hervorragungen meist deutlich bemerkbar. Der etwa körper-
lange Schwanz ist hoch, seitlich sehr stark zusammengedrückt,
lanzettförmig spitz auslaufend, sein Flossensaum namentlich ober-
seits sehr hoch und nach vorne niedriger werdend über den Rücken
bis zum Nacken ziehend, woselbst er in eine gegen die Augen ver-
laufende öfters undeutliche Furche übergeht. Die Beine und Zehen
sind sehr stark zusammengedrückt, letztere vollkommen frei. Die
Haut ist fast glatt. Die Färbung der Larven ist weißlich oder licht
gelblich, mit zahlreichen, aus Punkten bestehenden graulichen oder
bräunlichen Flecken, die aber nur die Oberseite des Körpers bedecken,
während die Unterseite einfarbig weißlich bleibt. Mit fortschrei-
tendem Wachstum werden die Tiere dann meistens und allmählich
dunkler, was dadurch zustande kommt, daß sich teils der Grundton
verdüstert, teils wieder die Flecken durch Vermehrung, Vergröße-
rung oder Zusammenfließen die Hauptfarbe mehr oder weniger ver-
drängen und zurücktreten machen.
Die Größe der eben verwandelten Tiere beträgt etwa 6—Io cm.
Das Vorkommen von Triton Waltli ist in Europa auf den süd-
westlichen Teil der Pyrenäischen Halbinsel beschränkt und kann
dessen Verbreitung etwa durch eine Linie bezeichnet werden, welche
von Ferrol in Galicien in südöstlicher Richtung über Escorial, Madrid
und Toledo schief durch Mittelspanien bis nach Cartagena in Süd-
spanien hinabreicht. Während das Tier östlich von der besagten
Grenzlinie nicht mehr gefunden wird, nimmt, wie aus eben dieser
Linie ersichtlich ist, das von ihm bewohnte Areal von Norden nach
Süden an Ausdehnung rasch zu, was auch von der Häufigkeit des-
selben gesagt werden muß, welche im südlichen Portugal und An-
dalusien ihren Höhepunkt erreicht; ins Gebirge scheint die Art nicht
hoch hinauf zu gehen. — Außer Europa kommt das Tier auch in
dem gegenüberliegenden Marokko vor und zeichnen sich die daher
stammenden Stücke durch ihre besondere Größe .aus.
Triton. 47
Abweichend von den anderen Arten seiner Gattung bringt
Triton Waltli den größten Teil seines Lebens im Wasser zu, in dem
er zu jeder Jahreszeit angetroffen wird. Nur ab und zu scheinen
einzelne Stücke das nasse Element zu verlassen und unter größeren
Steinen und anderen das Austrocknen verhütenden Schlupfwinkeln
eine Art Sommerschlaf zu halten. Sein Aufenthalt sind Teiche und
tiefere Tümpel, namentlich aber Zisternen, in denen er oft in großer
Menge vorkommt. In letztere, die in seiner Heimat gewöhnlich in
Gärten zur Deckung des nötigen Wasserbedarfes angelegt werden,
gelangt er entweder zufällig bei deren Füllung aus natürlichen Ge-
wässern, oder er sucht sie auch im Sommer als die während der
heißen und trockenen Jahreszeit allein noch übrig gebliebenen Wasser-
ansammlungen absichtlich auf. Da diese Zisternen stets vertikale
und häufig auch mehr oder weniger glatt gemauerte Wände haben,
so können die da hinein geratenen Tiere sehr häufig nicht mehr
heraus und sind dann gezwungen, ihr ganzes Leben daselbst zuzu-
bringen. Indem sie sich hier auch fortpflanzen und ihre Verwand-
lung durchmachen, erklärt sich hieraus auch der Umstand,, daß
unter diesen Verhältnissen so oft neotenische Exemplare gefunden
werden, da eben die Jungen, weil sie das Wasser nicht verlassen
können, dem Leben in demselben angepaßt bleiben und daher trotz
der erlangten vollkommenen Größe und Geschlechtsreife die Kiemen
nicht verlieren.
Die Gefangenschaft verträgt unsere Art besser als irgendein
anderer Molch und kann dieselbe in größeren Aquarien und Wasser-
becken auch zur Fortpflanzung gebracht werden. Eine Pflege ver-
langen die Tiere so gut wie gar nicht und dauern sie unter den be-
schränktesten und bescheidensten Verhältnissen Dezennien lang aus.
Natürlich befinden sie sich bei größerer Fürsorge auch entsprechend
besser. Hiezu gehört vor allem ein nicht zu kleines Aquarium mit
reinem, frischem und ziemlich tiefem Wasser, sowie auch eine Insel,
unter der sie sich namentlich tagesüber gern verkriechen, die sie
mitunter aber auch besteigen, um darauf längere Zeit ruhig und
apathisch liegen zu bleiben, was namentlich im Sommer öfters der
Fall ist. Da die Tiere die einzigen Molche sind, welche an senk-
rechten Glaswänden nicht emporkriechen können, so ist ein Ent-
kommen derselben, wenn der Wasserstand dem Rande nicht zu nahe
ist und namentlich wenn sie einmal eingewöhnt sind, nicht zu be-
fürchten. Sie sind außerordentlich gefräßig und können mit rohem
Fleische leicht erhalten werden, das sie sowohl in als auch außer dem
Wasser stets begierig annehmen. Doch muß man sich hüten, sie
allzu reichlich zu füttern, weil sie in diesem Falle häufig Wunden
bekommen, an denen sie dann eingehen. Wegen ihrer großen Ge-
fräßigkeit ist auch ein Zusammenhalten mit anderen, namentlich
wertvolleren Arten, nicht geraten, da sie sich gerne an denselben
vergreifen; nur der vollkommen wehr- und harmlose Olm bleibt
merkwürdigerweise unbehelligt.
| Pleurodeles exasperatus Dum. ist nur auf ein älteres, außer
Wasser befindliches Exemplar gegründet.
4 8 Salamandridae.
2. Triton asper: Dentium palatinorum series postice valde divergentes.
Lingua parva, lateribus sublibera. Parotides nullae. Plica
gularis distincta. Digiüti breves, depressiusculi. Cutis granoso-
verrucosa. — Long. IO—I6 cm.
Triton glacialis Philippi. Seance de l’Acad. Montpell. pag. 20
(1847). — Hemitriton repandus Duges Rech. zool. Urod. Fr.
Ann. scienc. natur. 3. ser. Zool. XVII. pag. 257 (1852). — Hemitriton
cinereus Dug&s l. c. pag. 263, pl. I, fig. 14, 15. — Hemitriton
punctulatus Dugesl.c. pag. 265, pl. I, fig. 18. — Hemitriton
Bibroni Dugesl.c. pag. 265 pl.I, fig. 19,,2.— Tritonpyrenaeus
Dum. Bibr. Erpetol. gener. IX. pag. 139 (1854). — Triton cinereus
Dum. Bibr. 1. c. pag. 151. — Triton repandus Dum. Bibr.]l. c.
pag. I5I tab. 106 fig. 2. — Triton puncticulatus Dum. Bibr.
l. c. pag. 152 tab. Io2 fig. 4, tab. 106 fig. . — Triton Bibroni. Dum.
Bibr. 1. c. pag. 153. — Euproctes Rusconi Dum. Bibr. l. c. pag.
158. part. — Calotriton punctulatus Gray Proced. zool. Soc.
Lond. pag. 139 (1858). — Triton platycephalus Strauch Revis.
Salam. Mem. Acad. Petersb. VII tab. XVI. part. (1860). — Euproctes
pyrenaeus Lataste Liste espec. Batrac. anour et urod. Fr. Rev. intern.
Sienc. natur. II pag. 493 (1880). — Molge aspera Bouleng. Catal.
Batr. grad. a. ap. Coll. Brit. Mus. pag. 8, 24 (1882). — Triton asper
Schultze Amph: europ. (1892).
mas. Regio analıis convexa, nuptliae tempore hemisphaerica. Cauda
religuo corpore longıor.
fem. Regio analis subconica aut pyriformis. Cauda corpori sub-
aequalıs.
Typus. Supra sordide olivaceus vel nigrescens, aut concolor aut
maculis flavescentibus notatus. Subtus aurantiacus (5) vel cro-
ceus (9), abdomine ad latera nigro-maculato. Cutis mediocriter
rugosa aut glabra (9).
var. Olivaceus aut cinereo-rufescens, obscure maculatus. Corpore ma-
jore et robustiore verrucis numerosis saepius spiniformibus sca-
berrimo.
Hemitriton rugosus Duges Rech. zool. Urod. Fr. Ann. scienc.
natur. 3. ser. Zool. XVII. pag. 264 pl. I fig. 16, ı7 (1852). — Hemi-
triton asper Dugesl.c. pag. 266, pl. Ifig. 21,22.— Triton rugo-
sus Dum. Bibr. Erpetol. gener. IX pag. 150 (1854). — Molge aspera
var. rugosa Bedriaga On the Pyren. Newt. Proceed. zoolog. soc. Lond.
pag. 154 (1895).
juv. Supra dilute cinereus, flavo-maculatus; subtus aurantiacus.
Der Körper ist ziemlich plump und kräftig, am Rücken flach
gewölbt und nicht selten mit einer mehr oder weniger vertieften,
zwischen den Hinterbeinen oft furchenartigen Vertebrallinie. Der
Kopf ist groß und flach, länger als breit, nach rückwärts nicht stark,
aber immerhin deutlich halsförmig verengt, mit seitlichen, mittel-
großen, länglich eiförmigen und mäßig vorstehenden Augen. Der
Interokularraum ist breiter als ein oberes Augenlid, die Ohrdrüsen
fehlen. Die manchmal verrundete, häufiger aber mehr oder weniger
deutlich abgestutzte Schnauze ist in der Zügelgegend vertieft, daher
die Schnauzenkante stets merkbar. Die kleinen Nasenlöcher sind
ganz an die Spitze der Schnauze gestellt und kommt ihr gegenseitiger
Triton. 49
Abstand mindestens dem Interokularraum gleich. Die Mundspalte
ist auffallend kurz und reicht namentlich beim Weibchen kaum über
den hinteren Augenwinkel hinaus. Die kleine, rhombisch elliptische
Zunge ist vorne kaum vom Boden der Mundhöhle abgehoben, an
den Seiten in geringer Ausdehnung frei. Die zwischen den inneren
Nasenlöchern beginnenden Gaumenzähne bilden 2 kaum merkbar
geschwungene, nach hinten stark divergierende Reihen, welche zu-
sammen etwa die Form eines umgekehrten V (A) nachahmen. Die
im Leben fast immer deutliche Kehlfalte geht bei präparierten
Stücken durch Zusammenziehung des Konservierungsmittels häufig
verloren. Die Kloake ist beim Männchen während der Brunst fast
halbkugelförmig aufgetrieben und nur in ihrer hinteren Hälfte ge-
spalten, beim Weibchen hingegen mehr birn- oder glockenförmig,
vo
\
Triton asper Dag. a. Kloake des brünstigen Männchens, b. des Weibchens.
Fig. 6.
mit nach unten und hinten gerichteter Spitze, deren Ende die kleine
Längsspalte trägt. Bei Musealstücken namentlich erscheint sie’ ın-
folge der durch das konservierende Medium bedingten Kontraktion
oft als langgezogener Kegel weit nach hinten und unten vorsprin-
gend; übrigens zeigt auch das Männchen nach der Paarungszeit
mitunter eine mehr kegelförmige Kloake. Der auffallend stämmige
Schwanz ist dick und erst gegen sein Ende stärker komprimiert,
beim Männchen kürzer, beim Weibchen etwa ebenso lang wie der
übrige Körper, sein kurz zugespitztes Ende wenigstens im Leben
stets mehr oder weniger nach abwärts gekrümmt; er ist oben mit
einer bald hinter der Wurzel beginnenden, unten jedoch erst gegen
die Spitze hervortretenden kielartigen Mediankante versehen. Die
nur bei brünstigen Weibchen manchmal glatte Haut trägt in der
Regel zahlreiche Warzen und sandartige Körner, die nicht selten
kegel-, ja oft sogar dornartig ausgezogen sind. Diese Körner sind
gleich nach der Häutung hell, nehmen aber später, namentlich beim
Schreiber, Herpetologia europaea. 4
50 Salamandridae.
Landaufenthalte und vorzugsweise gegen die Spitze zu eine immer
dunklere, oft sogar tief schwarze, glänzende Färbung an. Sie be-
stehen ausschließlich aus Oberhautgebilden, da sie bei der Häutung
an der losgelösten Epidermis hängen bleiben. Der Bauch und die
Unterseite der Beine sind dagegen ziemlich glatt. Die beim Männ-
- chen kräftigeren Beine haben kurze, ziemlich dicke und schwach
abgeplattete Finger und Zehen; die Handballen und Fußsohlen
zeigen keine Höcker.
Die Färbung des Körpers kann von einem schmutzigen Hell-
gelb durch Graubraun und Olivengrün bis ins Schwarze in mannig-
facher Weise wechseln; dabei kann das Tier einfarbig bleiben oder
durch bald dunklere, bald hellere Flecken verschiedentlich gezeichnet
erscheinen. Über die Mitte des Körpers läuft, namentlich bei nicht
ganz ausgewachsenen Tieren, häufig ein. meist ziemlich unschein-
barer, gelblicher Längsstreif. Die Färbung des Rumpfes geht auch
noch auf die Seiten des Bauches über, der je nach Alter, Geschlecht
und Form besonders längs seiner Mittelzone mehr oder weniger in-
tensiv gelb, orange oder selbst feuerrot gefärbt sein kann. Alle diese
Färbungen sind übrigens auch bei einem und demselben Tiere, je
nachdem es sich im Wasser oder am Lande aufhält, mannigfachen
Änderungen unterworfen; im ersteren Falle sind Farbe und Zeichnung
gewöhnlich greller und lebhafter, doch ist in dieser Richtung auf der
Oberseite bezüglich der Geschlechter kein Unterschied zu bemerken.
Bei der als Triton. pyrenaeus bezeichneten Form ist die Ober-
seite vorherrschend schmutzig olivengrün oder grau, und zwar vom
hellsten Aschfarben bis zum dunkelsten Schwarzgrau gefärbt. Die
meisten dieser Tiere sind einfarbig, doch kommen auch solche vor,
die mit mehr oder weniger intensiv gelben Makeln von sehr ver-
schiedener Form, Anzahl und Ausdehnung gezeichnet sind, welche
Flecken entweder zerstreut und isoliert bleiben, oder aber, und nament-
lich am Rücken zu einer meist unregelmäßigen Längsbinde zusammen-
fließen. Am Schwanze sind diese Makeln gewöhnlich weit schärfer
als am Rumpfe und zeigt jener, besonders bei dunklen sonst selbst
einfarbigen Stücken oben fast immer eine derlei helle Mittellinie.
Doch sind, wie gesagt, gezeichnete Tiere viel seltener und kommen
namentlich lebhaft zitronengelb gefleckte im vorgerückten Alter
wohl nur ausnahmsweise vor. Unterseits sind Kehle, Bauchmitte
und Schwanzschneide beim Männchen lebhaft gelb, beim Weibchen
feuerrot, die helle Bauchzone jederseits von einer Reihe schwarzer
Makeln begrenzt. Der Körper ist, hauptsächlich an den Rumpf-
und Schwanzseiten mit sandartigen, oft mit einer schwarzen Spitze
versehenen Körnern besetzt.
Der Triton rugosus der Autoren hingegen ist in der Regel gelblich
olivenfarben oder graubraun, seltener schwärzlich, bei hellerer Fär-
bung oft oben und unten mit schwärzlichen, bei dunklerer Grund-
farbe nur ausnahmsweise mit kaum hervortretenden lichteren Flecken
versehen und zeigt unterseits niemals die grellen Tinten der voran-
gehenden Form. Die Oberseite ist mit zahlreichen, am Ende dunkleren
Körnern übersäet, die an den Kopf- und Schwanzseiten am größten
und daselbst dornartig ausgezogen sind.
Triton. 51
Bei beiden Formen, die übrigens nach den bisherigen Erfahrungen
nicht untereinander vorzukommen scheinen, ist die Kloake im männ-
lichen Geschlechte dunkel, beim Weibchen dagegen mit dem Bauche
übereinstimmend gefärbt.
Junge Tiere sind auf hellgrauem Grunde gelb gefleckt, unterseits
orangefarben.
Die Gesamtlänge wechselt von etwa I0o—ıI6 cm; letztere Maße
erreicht jedoch nur die Rugosus - Form und erlangt dieselbe durch
die bedeutende Größe, den breiten und platten Kopf, sowie durch
die starke Rauhigkeit der Haut eine gewisse Ähnlichkeit mit Triton
Waltli, von dem sie übrigens in allen Fällen durch die Stellung der
Gaumenzähne leicht und sicher unterschieden werden kann.
Triton asper tritt gleich im ersten Frühjahre in die Brunst,
sobald das Eis in den ihm zum Aufenthalte dienenden Gewässern
geschmolzen ist. Zu der Zeit schwellen dann die Kloakenlippen an
und die Unterseite zeigt grellere Tinten. Der Eiablage geht eine
Art Begattung voraus. Wie bei der vorigen Art drängt sich das Männ-
chen unter das Weibchen, umschlingt dasselbe am Ende des Rumpfes
von unten nach oben mit dem kräftigen Greifschwanz und umarmt
dasselbe zugleich mit einem Vorderbeine, wobei die Kloaken beider
Tiere dicht aneinander zu liegen kommen. Zugleich reibt das Männ-
chen mit seinen Hinterbeinen den Kloakenkegel und mit seiner
Schnauze den Körper des Weibchens, es auf diese Weise zum Ent-
gegenkommen reizend, bis endlich der Spermatophor ausgestoßen
wird, von dem dann das Weibchen den Samen aufnimmt. Der
Geschlechtstrieb ist namentlich bei den Männchen sehr heftig und
kommt es nicht selten vor, daß brünstige Individuen in Ermanglung
von Weibchen sich nicht nur an Männchen ihrer eigenen, sondern
auch an Molchen anderer Art vergreifen und mit ihnen Begattungs-
versuche anstellen ; man trıfft daher oft mehrere Männchen zu Klum-
pen verschlungen und zusammengeklammert an, in ihrem Paarungs-
triebe sich gegenseitig festhaltend. Die Brunst dauert übrigens so
ziemlich die ganze wärmere Jahreszeit hindurch und kann man im
Hochsommer ebensogut wie im Frühjahre paarungslustige Männchen
treffen. Infolgedessen findet auch die Eiablage sowie das Auskriechen
der Larven zu sehr verschiedenen Zeiten statt und findet man daher
an ein und derselben Lokalität oft sich begattende Paare, Eier und
Larven von sehr mannigfaltiger Größe kunterbunt durcheinander;
von letzteren kommen die spät ausgekrochenen in demselben Jahre
nicht mehr zur Entwicklung und müssen daher unter dem Eise über-
wintern. Die Eier werden einzeln in sehr kurzen Zwischenräumen
oft schon während der Begattung gelegt und bleiben an Steinen
haften; sie haben fast die Größe einer kleinen Erbse und einen weiß-
lich- oder grünlichgelben Dotter.
Die Larven sind grau oder olivenbraun mit sehr feinen gelblichen
Punkten und oft noch mit ebensolchen größeren Makeln besetzt.
Die Schwanzschneiden sind gelb, der Flossensaum dunkel punktiert,
der in der Mitte gelbe Bauch dunkelbraun gesprenkelt. Die Färbung
der Larven ist übrigens auch nach deren Aufenthalt verschieden
und kommen im seichten Wasser gewöhnlich helle und deutlich
4*
52 Salamandridae.
gefleckte, im tiefen dagegen meist ungefleckte, dunkle, ja selbst
ganz schwarze Tiere vor. Sehr kleine Larven ‚sind übrigens stets
gelblich mit braungrauen Punkten und weißlicher Unterseite; die
Größe ausgewachsener beträgt etwa 6 cm.
Diese Art ist bisher nur in den Pyrenäen nachgewiesen, woselbst
sie bis zu 2300 m Meereshöhe in Gebirgsseen und den damit zusammen-
hängenden Wasserläufen, hier namentlich in von ihnen gebildeten
Tümpeln und Seitenbuchten, allenthalben häufig und wie es scheint,
die ganze warme Jahreszeit hindurch vorkommt. Im Mittelgebirge
finden sich die Tiere weit seltener, obwohl sie hier, offenbar durch
Hochwasser herabgeschwemmt, mitunter noch in 700 m absoluter
Höhe angetroffen werden; sie halten sich ausschließlich auf Stein-
grund auf, während Wasseransammlungen mit Schlamm- oder Sand-
boden absolut vermieden werden. Den Tag bringen sie mit Vorliebe
unter und zwischen den Steinen zu, während sie abends oder bei
Nacht häufiger im Freien zu sehen sind, da sie zu der Zeit ihrer aus
Insekten, Schnecken und Würmern bestehenden Nahrung nachgehen
oder dem Fortpflanzungsgeschäfte obliegen. In sehr forellenreichen
Gewässern trifft man-sie in der Regel nicht an, wahrscheinlich wohl
deshalb, weil die räuberischen Fische die ihnen gegenüber vollkommen
wehrlosen Molche nicht aufkommen lassen. Sie schwimmen stoß-
weise, wie andere Urodelenlarven und durchmessen daher nur kurze
Strecken. Ihr Fang ist im ganzen nicht leicht, da sie in den Zwischen-
räumen der den Boden der Gewässer bedeckenden Steine und Fels-
trümmer zahlreiche und sichere Schlupfwinkel besitzen, ın denen
sie bei Annäherung des Netzes sofort blitzschnell auf Nimmerwieder-
sehen verschwinden. Leichter gestaltet sich der Fang am Lande,
wenn man die Tiere am Ufer in entsprechenden Verstecken auf-
sucht, woselbst man immerhin noch eine ziemliche Anzahl erbeuten
kann.
In der Gefangenschaft sind diese Molche ziemlich heiklich. Ent-
sprechend ihrem natürlichen Aufenthalte, wo die von ihnen bewohnten
Gewässer im günstigsten Falle Mitte Juni, oft aber auch erst in der
zweiten Hälfte des Juli auftauen und vorzugsweise durch Gletscher
und Schneeschmelzen gespeist werden, verlangen sie. stets frisches
und kaltes Wasser, das eine Temperatur von 8° C womöglich nicht
übersteigen soll, daher der Aufenthalt in den gewöhnlichen Aquarien
ihrer Lebensweise im reinen und eisigen Gebirgswasser durchaus
nicht entspricht. Sie gehen infolgedessen bald zugrunde, wenn nicht
beständig für Zufuhr frischen und kalten Wassers gesorgt wird. Der
Boden des Aquariums ist am besten mit reinem Flußkies zu bedecken,
Pflanzen sind, da sie in ihren natürlichen Wohnplätzen meist auch
nicht vorkommen und das Wasser leicht verunreinigen können,
nicht einzusetzen. Überhaupt ist auf Reinlichkeit die größte Sorg-
falt zu verwenden, da die Tiere bei dem geringsten Versehen in dieser
Richtung leicht Geschwüre bekommen, an denen sie gewöhnlich
eingehen. Das Aquarium soll nicht zu klein sein, der Wasserstand
etwa I2—I5 cm betragen. Eine mit vielen Schlupfwinkeln versehene
Felseninsel ist absolut notwendig, da sich die Tiere besonders am
Tage und außer der Brunstzeit gerne in dieselbe verkriechen und oft
Triton. 5 3
lange Zeit, mitunter in den sonderbarsten Stellungen, darauf ver-
weilen. Sie sind außer der Paarungszeit ziemlich träge und vielleicht
auch deshalb weit weniger gefräßig als andere Arten; am vorteil-
haftesten kann man sie mit Fliegen, Regenwürmern und rohem
Fleisch ernähren; zur Fortpflanzung bringt man sie in der Gefangen-
schaft nur schwer. Wegen der agressiven Eigenschaften der Männ-
chen empfiehlt es sich, diese Art nicht mit anderen Urodelen zusammen-
zuhalten.
Das Tier sollte eigentlich Triton glacialis heißen, da es unter
diesem Namen unstreitig das erstemal von De Philippi im Jahre
1847 in den Seances de l’Academie du Montpellier erwähnt wurde.
Da sich aber in neuerer Zeit die Bezeichnung asper schon allent-
halben eingebürgert hat, so will ich die dermalen übliche Benennung
durch Einführung einer neuen nicht wieder umstoßen.
3. Triton montanus: Dentium palatinorum series postice valde diver-
gentes. Lingua laterıbus libera ampla, subovata, emissilis. Paro-
tides distinctae. Plica gularıs nulla. Digiti breviusculi, basin
versus dilatatı. Cutis subglabra. — Long. 8$—II cm.
Molge platycephala Gravenh. Delic. mus. zool. vratisl. I. Reptil.
pag. 84. part. (1829). — Megapterna montana Savi Nuovo Giorn.
lete... No, ro2; tab. ZVI (1838). — Euproctus platycephalus
Bonap. Amph. europ. pag. 68, 88. part. (1839).. — Pelonectes platy-
cephalus Fitzing. Syst. reptil. pag. 33. part. (1843). — Euproc-
tus Rusconii Dum. Bibr. Erpet. gener. IX, pag. 159. part. (1854).
— Triton platycephalus Strauch Revis. Salam. M&m. Acad.
Scienc. Petersb. VIII. Ser. vol. XVI. No. 4, pag. 35. part. (1870). —
Euproctus montanus Giglioli Ann. Mus. Civ. Stor. nat. Gen.
vol. XIII, pag. 579 (1878). — Molge montana Bouleng. Catal.
Batrach. grad. Brit. Mus. pag. 23 (1882). — Triton montanus
Schultze Amph. europ. (1902).
mas. Trbris posticis prominentia compressa rotundata instructis. Regio
analıs nuptiae tempore conica, apıce aperta.
fem. Tibiis posticıs laevibus. Regio analis subconvexa, subtus aperta.
Typus. Supra fuscus vel sordicte olivaceus, maculis pallidioribus
lineaque flavescente vertebrali saepe notatus,; subtus diaphanus,
carneo-grisescens, aut concolor aut obsolete obscuro-punctatus.
var. a) Supra olivaceus, maculis virescentibus lineaque media flaves-
cente institutus,; subtus grisescens, albo-sparsus.
var. b) Supra aeneo-virens, lineis obscuris irregularıler variegatus,;
subtus fuscescens, punctis plurrimis albo-margaritaceıs.
var. c) Supra fuscescens, linea vertebrali aurantiaca fasciaque pallidiore
ad latera notatus,; subtus grisescens, albo-sparsus.
juv. Supra nigro-fuscus, maculis viridibus lemniscatıs. Regıo palpe-
bralis aurato-notata, linea dorsali aurantiaca.
In Habitus und Größe etwas an Triton alpestris erinnernd. —
Der Kopf ist groß, viel länger als breit, von den Augen nach rück-
. wärts namentlich beim Männchen merklich halsförmig verschmälert,
54 Salamandridae.
sein vorderer Teil platt, die hintere Partie aber durch die gut ent-
wickelte Scheitelmuskulatur und die namentlich im männlichen
Geschlechte merklich vortretenden Ohrdrüsen mehr erhöht. Die
mit ziemlich deutlicher Seitenkante versehene, vorne flach verrundete
Schnauze ragt etwas über den Unterkiefer vor, Lippensäume und
Kehlfalte fehlen. Der Interokularraum ist breiter als ein oberes
Augenlid und etwa ebenso groß wie der Internasalraum, die kleinen,
schmal eiförmigen Augen sind vollkommen seitlich gestellt, vom
Oberlippenrande nicht viel weiter als die Nasenlöcher entfernt, welch
letztere ziemlich groß und nahe der Schnauzenspitze gestellt sind.
Die schwach geschwungene Mundspalte ist weit hinter die Augen
verlängert. Die zwischen den Choanen beginnenden Gaumenzähne
bilden zwei, in ihrer vorderen Erstreckung nebeneinander laufende,
später aber auseinander tretende Reihen, in der Weise etwa die Form
Bier,
Triton montanus Savi, Männchen. a. Fersenhöcker.
eines umgekehrten Y (A) nachahmend; doch sollen sie manchmal
auch gleich von ihrem Beginne an in spitzem Winkel divergieren.
Die große und fleischige Zunge ist rundlich, fast den ganzen Vorderteil
des Mundhöhlenbodens ausfüllend, seitlich sowie hinten frei; sie kann
ziemlich weit herausgeschlagen werden. Der im ganzen ziemlich
schlanke Rumpf ist verrundet, beim Männchen oft oberseits etwas
verflacht, nach. rückwärts besonders beim Weibchen etwas bauchig
erweitert. Die Vertebrallinie ist, namentlich nach hinten zu, oft
schwach furchenartig vertieft. Die Kloake ist beim Männchen
schlauch- oder kegelförmig, mit nach hinten und unten gerichteter
runder Öffnung, beim Weibchen dagegen nur zur Brunstzeit schwach
angeschwollen und mit der Öffnung nach unten sehend, sonst aber
flach und längsgespalten. Der Schwanz ist ziemlich dick, an der
Wurzel breiter als hoch, im hinteren Drittel zusammengedrückt
und erniedrigt, mit ziemlich breit verrundeter Spitze und stets kürzer
als der übrige Körper; ein Flossensaum ist nur während der Laichzeit
Triton. 55
gegen sein Ende zu schwach angedeutet. Die Vorderbeine sind etwas
kürzer als die hinteren, letztere beim Männchen an der Innenseite
der Schienen gegen die Ferse zu mit einer scheibenförmig zusammen-
gedrückten, außen gerundeten Hervorragung versehen. Die Zehen
sämtlicher Beine sind kurz und abgeplattet, nach der Basis zu er-
weitert. Die glatte oder äußerst fein chagrinierte Haut ist nament-
lich bei konservierten Tieren durch zahlreiche lineare, sich mannigfach
schneidende Impressionen in bald größere, bald kleinere flach warzen-
förmige Felder geteilt und unterseits so fein, daß man die Eingeweide
durchschimmern sieht. Größere, aus der Haut mehr hervortretende
Körner, wie etwa bei den zwei vorigen Arten, fehlen durchaus.
Die Färbung und Zeichnung dieser Art ändert vielfältig ab und
ist besonders nach dem Standorte oft sehr verschieden. Am häufigsten
zeigt die Oberseite ein helleres oder dunkleres Grau- oder Olivenbraun,
das oft durch bald mehr bald weniger zahlreiche, entweder isolierte
oder auch verfließende, aber nur schwach hervortretende schmutzig
weißliche Punkte oder Flecken derart unterbrochen wird, daß bald
die letztere Färbung, bald wieder die Grundfarbe vorherrscht. Über
den Rückenfirst zieht eine auch ziemlich unscheinbare düster gelb-
liche oder rostbraune Mittellinie, die aber niemals auf den Kopf
übertritt. Die Unterseite ist grau oder bräunlich, bald einfarbig
bald und zwar häufiger mit zahlreichen weißen Punkten gesprenkelt.
Frisch gehäutete oder noch im Wasser lebende Tiere zeigen gewöhn-
lich oben ein unreines, schwach metallglänzendes Grün, das, außer
dem oberwähnten Rückenstreif, noch von dunkleren, bräunlichen
oder schwärzlichen Punkten und Marmelflecken unterbrochen wird.
Jüngere Stücke sind nicht selten am Kopfe mit lebhaft grünen oder
gelben, goldig schimmernden Flecken versehen, die besonders häufig
vor und hinter den Augen, sowie auch im Mundwinkel stehen. Diese
Flecken erhalten sich jedoch nur ausnahmsweise im weiblichen
Geschlechte auch bei erwachsenen Tieren, während sie sonst bald
ihren Metallglanz verlieren und mit zunehmendem Alter in der Regel
matt und blaßgrün werden. — Sehr häufig wieder ist die Oberseite
olivenfarben mit mehr oder weniger abgehobenen, übrigens sehr ver-
änderlichen grünen Flecken, die am Rücken mitunter in Querreihen
stehen und am Schwanze am größten sind; gegen den Bauch zu
werden diese Flecken meist heller und fließen gerne zu Längsbinden
zusammen. Über den Rücken zieht eine gelbliche oder orangefarbige
Linie, die braune Kopfmitte sendet ebensolche Seitenäste gegen die
Augen hin. Die Beine sind hellbraun und grün gezeichnet, die Zehen
ebenso geringelt; der Bauch zeigt namentlich an den Seiten weiße
Perlflecken. — Bei anderen Stücken verdrängen die oft dunkel-
metallisch grünen Flecken mitunter die Grundfarbe so sehr, daß diese
nur mehr in Form unregelmäßig geschlängelter dunkler Linien
erhalten bleibt. Die Unterseite ist in diesem Falle gewöhnlich braun
. gefärbt. — Endlich kommt noch eine im ganzen ziemlich einförmig
braune Form vor, bei welcher der Körper, außer der orangegelben
Rückenlinie, noch von einer helleren Seitenbinde durchzogen wird.
Die Jungen sind im allgemeinen von den Alten wenig verschieden
und findet man unter ihnen ebensogut dunkle und einfarbige, wie
5 6 Salamandridae.
helle und lebhaft gefleckte und marmorierte Formen. Doch ist der
Rückenstreifen fast immer sehr grell, zitronen- oder orangegelb und
metallische Flecken und Puderungen weit häufiger als bei Erwachsenen
Die Länge des Tieres beträgt etwa 8—ıo cm.
Bei der Paarung wird das Weibchen vom Männchen mit dem
Munde am Schwanze gepackt, mit dem Greifschwanze am Ende des
Rumpfes umschlungen und zugleich an der Schwanzbasis von den
scheibenförmigen Hervorragungen der Hinterbeine festgehalten.
Indem nun das Männchen die weibliche Kloake reibt, tritt nach etwa
10—20 Minuten dauernder Begattung aus der unter der weiblichen
Afteröffnung gelagerten Kloake des Männchens der glashelle Sper-
matophor aus, der gewöhnlich zwischen dessen Sohlen liegen bleibt
und so dem Weibchen direkt das Abheben der darin enthaltenen
Samenmassen gestattet. Die Eier werden meist einzeln, seltener
mehrere zusammen, an von der Strömung möglichst geschützten
Wasserstellen auf die Unterseite von Steinen abgelegt.
Die meist ziemlich walzenförmigen, von Querfurchen durch-
zogenen Larven zeichnen sich durch das Fehlen des Rückenkammes
und durch kurzen, mit mäßig hoher, am Ende breit zugerundeter
Flosse versehenen, Schwanz aus. Die fast gleich langen Kiemen
sind dick, sehr kurz gestielt und knapp nebeneinander gelegen. Der
Körper ist anfangs .hellgelb, fein schwarz punktiert; da aber die
schwarzen Punkte mit fortschreitendem Wachstume immer zahl-
reicher und ausgedehnter werden, so wird hierdurch die Grundfarbe
immer mehr verdrängt, bis endlich das Schwarz zu letzterer wird
und das ursprüngliche Gelb nur mehr in Fleckenform zurückbleibt.
In diesem Alter tritt dann auch die orangerote Rückenlinie auf und
die Seiten sind mit einem lebhaften Goldglanze übergossen. — Übri-
gens hat das hier Gesagte nur bezüglich der im tiefen Wasser lebenden
Larven seine Gültigkeit, da die Färbung derselben im allgemeinen
mit dem Wasserstande zusammenhängt. Während nämlich im tiefen
Wasser wohnende Larven, namentlich wenn sie schon größer sind,
mit Ausnahme des gelben Rückenstreifens, stets dunkel, oft sogar
nahezu schwarz erscheinen, hellen sie sich im seichten Wasser all-
mählich auf, so daß das Schwarz in Braun oder ÖOlivenfarben, das
Grau oder Gelbgrau in Gelbbraun, das Grünliche in ein reines und
gesättigtes Grün übergeht. Man findet daher im Freien ebensogut
oft dunkle als auch helle Larven, da diese, je mehr sich die Lungen
auf Kosten der Kiemen entwickeln, wenn es die Verhältnisse ge-
statten nach und nach immer seichtere, ihnen das Atemholen leichter
machende Stellen aufsuchen und infolgedessen ein immer lichteres
Kolorit erhalten. — Die Zeitdauer.der Entwicklung ist für die ein-
zelnen Larven nach der Temperatur und Höhenlage ihres Wohnortes
verschieden.
Trıton montanus bewohnt ausschließlich die gebirgigen Teile
von Korsika und gelangt nur durch allfällige Verschwemmung in die
Niederungen, mitunter selbst bis in die Küstenstriche herab. Hier
wird er jedoch fast immer nur in Larvenform angetroffen, ein Um-
stand, der vermuten läßt, daß die Tiere nur im Eizustande so weit
herabgelangen und unter den für Hochgebirgsbewohner nicht günsti-
Triton. 57
gen klimatischen Verhältnissen daselbst gewöhnlich schon vor Be-
endigung ihrer Metamorphose eingehen.
Während der Brunstzeit, welche jährlich zweimal, im Frühling
und im Herbst, stattfindet, lebt das Tier bis zu 2260 m Meereshöhe
in dem klaren und kalten Wasser von Bergseen, Fluß- oder Bach-
läufen sowie in den von letzteren gebildeten Buchten und Tümpeln,
welche es das erstemal schon gleich nach der Schneeschmelze auf-
sucht, um selbe bei Eintritt der warmen Jahreszeit wieder zu ver-
lassen und mit dem Landaufenthalte zu vertauschen. Die ersten
Herbstregen locken es dann wieder hervor und es begibt sich zum
zweitenmal ins flüssige Element, um abermals zur Fortpflanzung
zu schreiten; die Entwicklung der Larven scheint jedoch stets noch
in derselben Saison zum Abschlusse zu gelangen. Während andere
Tritonen auch während ihres Wasseraufenthaltes, namentlich bei
Nacht, öfters ans Land gehen, scheint dies bei unserer Art nicht der
Fall zu sein, da sie zu der Zeit, gewaltsam aufs Trockene versetzt,
sogar sehr bald eingeht.
Der Fang dieser Molche ist ziemlich schwierig und wenig ergiebig,
da dieselben zur Brunstzeit nicht wie ihre Gattungsverwandten
gesellig und in Menge lebhaft und liebewerbend herumschwimmen,
sondern nur am Grunde des Wassers unter Steinen paarweise. an-
einander geklammert anzutreffen sind. Man muß sich daher bei
der Suche nach denselben auf das Umkehren der Steine verlegen,
was übrigens auch noch sehr behutsam und mit großer Vorsicht
zu geschehen hat, damit die beim Abheben eines Steines aufge-
deckten Tiere nicht sofort durch die Strömung hinweggeschwemmt
werden.
Während des Landaufenthaltes zeigt diese Art in ihrem Vor-
kommen viele Ähnlichkeit mit Salamandra atra, indem sie zu der Zeit
wie diese in morschen Stämmen, unter losen Baumrinden, Steinen,
Wurzelwerk und dergleichen oft gesellig und in größerer Anzahl
beisammen gefunden wird, daselbst wahrscheinlich eine Art Sommer-
schlaf haltend, da die Tiere bei ihrem Wiedererscheinen im Herbst
gewöhnlich sehr abgemagert sind. Weil sich übrigens das Wasser-
und das Landleben dieser Molche nach der Temperatur der von
ihnen bewohnten Örtlichkeit richtet, so kann man sie beispielsweise
in höheren Lagen noch zu einer Zeit in Wasser finden, zu der sie ın der
Niederung dasselbe längst verlassen haben.
In der Gefangenschaft sind Montanus ähnlich wie die voran-
gegangene Art zu halten; nur pflegen sie erst nach längerer Zeit zur
Annahme der Nahrung zu schreiten, welche wenigstens anfangs
am besten aus Fliegen besteht, die sie gewöhnlich nicht mit den
Kiefern ergreifen, sondern nach Art der Froschlurche mit ıhrer
vorstreckbaren Zunge herabklatschen. Nach und nach können sie
dann auch an rohes Fleisch oder Kalbsleber gewöhnt werden. Da die
Tiere, sofort in tiefere Aquarien eingesetzt, fast immer ertrinken, so
sind sie anfangs in seichtes Wasser zu geben, in welchem man ihnen
durch hineingelegte größere Steine das Herausklettern ermöglicht
und das Erreichen der Insel erleichtert. Jüngere sind am besten in
entsprechend eingerichteten Feucht-Terrarien zu halten.
5 8 Salamandridae.
4. Triton Rusconii: Dentium palatinorum series postice modice
divergentes. Lingua lateribus libera parva, antice dılatata,
postice sensim attenuato-prolongata. Parotides plicaque gularis
nulla. Digiti gracıiles, subeylindrici. Cutis sparsim albo-granu-
lata. — Long. II—I4 cm.
Molge platycephala Gravenh. Delic. mus. zool. vratisl. pag. 84.
part. (1829),. — Euproctus Rusconi Gene Synops. Reptil. Sardin.
pag. 28. zo tab. Ifig. 3,4, 5 (1839,.— Pelonectesplatycephalus
Fitzing. Syst. Reptil. I pag. 33 (1843). — Euproctus platycepha-
lus Gray Catal. specim. Amph. Coll. Bit. Mus. pag. 24 (1850). — Triton
platycephalus Strauch Revis. Salam. Mem. Acad. sc. Petersb.
VIII T. XVI No. 4 pag. 35. part. (1870). — Molge Rusconi Bouleng.
Catal. Batrach. grad. pag. 24 (1882). — Triton Rusconi Schultze
Amph. europ. (1892).
mas. Tibris posticis tuberculo prominenti calcaratis. Regio analıs in
conum, apertura apicali caudae basım versus hiantem, producta.
fem. Tibris posticis laevibus. Regio analis convexa aut conica, apertura
apicalı nuptiae tempore subtus hiante.
Typus: Supra sordide olivaceus vel fuscescens, linea vertebrali ma-
culisque corporis albidis aut flavescentibus,; subtus albidus, nigro-
punctatus, pedibus, caudae acıe anoque flavescentibus.
var. a) Dorso maculis biseriatis interdum in fascias transversas con-
fluentibus.
var. b) Maculis dorsalibus in fasciam irregularem, dentato-repandam
cONMNexis.
var. c) Nigro-olivaceus, fere concolor.
juv. Dilute flavescens aut virescens. Corpore ad latera fusco-adsperso
maculıs obscure limbatis, dorso linea vertebrali ferruginea. Subtus
plerumque flavus, concolor.
Eine durch den großen, auffallend niedrigen Kopf sowie durch
die platte, hechtartig vorgezogene Schnauze leicht kenntliche Art.
Der Körper ist schlank, der beim Männchen etwas verflachte
Rumpf beim Weibchen verrundet und mitunter selbst schwach
bauchig erweitert. Der Kopf ist merklich länger als breit, höchstens
dreimal in der Rumpflänge enthalten, vom Mundwinkel an nach
rückwärts deutlich halsförmig verengt. Der Interokularraum ist
schmal, etwa der Breite eines oberen Augenlides gleichkommend
und schmäler, oder höchstens so ‚breit wie der Internasalraum. Die
verhältnismäßig kleinen Augen stehen nicht sehr vor und sind etwas
schief nach vorne gegen einander gerichtet. Parotiden und Kehlfalte
fehlen. Die Schnauzenseiten fallen schief nach außen und unten ab,
die Zügelgegend ist etwas vertieft, daher die Schnauzenkante schwach
angedeutet. Die Mundspalte ist groß, nach rückwärts über die
Augen hinaus verlängert, die Oberlippe beim Männchen mit gut
entwickeltem Hautsaum. Die dünne Zunge ist klein, etwa den dritten
Teil der Mundhöhle ausfüllend, von gestreckt birnenförmiger Gestalt,
vorne ganz mit dem Boden der Mundhöhle verschmolzen, seitlich
frei, nach hinten allmählich in einen langen Fortsatz verschmälert.
Die Gaumenzähne stehen in zwei nach rückwärts schwach ausein-
Triton. 59
andertretenden vorne manchmal parallelen und zwischen den inneren
Nasenlöchern entspringenden Reihen. Die Kloake bildet beim
Männchen zur Brunstzeit einen an der Spitze mit runder Öffnung
versehenen, stumpfen Kegel, dessen frei nach hinten vorragendes
Ende nach aufwärts gegen die Schwanzwurzel gerichtet ist. Beim
Weibchen wird die Kloake zu der Zeit länglich kegelförmig und ist
ihre ebenfalls an der Spitze gelegene Öffnung nach hinten und unten
gekehrt. Nach der Paarung wird die fast ihrer ganzen Länge nach
mit der Schwanzwurzel verwachsene Kloake beim Männchen stumpfer
und kürzer, beim Weibchen dagegen mehr flach konvex. Der an der
Basis gerundet vierseitige, im weiteren Verlaufe aber sehr dünn und
scharf werdende Schwanz ist an der etwas erniedrigten Wurzel
beim Männchen mehr, beim Weibchen etwas weniger bogig nach
aufwärts gekrümmt, verschmälert sich allmählich nach rückwärts
und läuft endlich in eine abgerundete Spitze aus. Er ist im allge-
Fig. 8.
Triton Rusconi Gene. a. Schwanz des Männchens, 5b. rechtes Hinterbein desselben
mit dem Fersenhöcker, c. von unten, d. Kloake des brünstigen Männchens, e. des
Weibchens.
meinen sehr niedrig, in der Jugend kürzer als im Alter, bei Erwachsenen
mindestens die Hälfte der ganzen Körperlänge betragend. Zur
Brunstzeit sind die Schwanzschneiden mit einem niedrigen, welligen
Hautsaume versehen, der oben höher und beim Männchen an der
Spitze gekerbt, sonst aber wie unten ganzrandig ist. Die Vorder-
beine sind schlank, die hinteren etwas kräftiger, die Finger und Zehen
ziemlich lang, mehr weniger zylindrisch oder etwas abgeplattet, bis
zur Spitze fast durchaus gleich dick und deutlich gegliedert. Die
Handballen und Fußsohlen haben keine Höcker. Beim Männchen
ist die Außenseite der Hinterschienen stark dreieckig erweitert,
wodurch ein höckerartiger Vorsprung entsteht, der mitunter nach
rückwärts bis an die Fußwurzel reicht, oft spornartig über dieselbe
hinausragt und fast wie ein sechster Finger aussieht. Die im Wasser
glänzende, in der Landtracht aber matte Haut trägt namentlich
an den Rumpf- und Schwanzseiten knochenartige, ziemlich zerstreut
stehende, runde, kegelförmige oder selbst dornartige Körner, die
entweder mit der Haut gleichfarbig, weit häufiger aber heller, gelblich
60 Salamandridae.
oder weißlich, ja bei frisch gehäuteten Wasserstücken oft sogar horn-
artig durchscheinend sind; die Unterseite ist im ganzen glatt.
Die Färbung der Oberseite ist gewöhnlich ein helleres- oder
dunkleres Braun oder Graubraun, das bei in bedeutenden Höhen
lebenden großen Stücken mitunter bis zum Braunschwarz abändern
kann. Über die Mitte des Körpers zieht, meist schon am Hinter-
haupte beginnend, fast immer eine hellere, gelbliche oder bräunliche
Längslinie. Die am häufigsten vorkommenden typischen Stücke
sind in der Regel unregelmäßig gelblich oder bräunlich gefleckt oder
gemarmelt, wobei bald die eine, bald die andere Färbung sowohl als
Grundton, als auch fleckenbildend auftreten kann. Nicht selten
treten übrigens diese Flecken so wenig hervor, daß die Tiere im ganzen
so ziemlich den Eindruck der Einfarbigkeit machen; oft sind aber
auch die Farben scharf voneinander gesondert, wodurch dann die
Tiere mehr oder weniger bunt und lebhaft gefärbt erscheinen und
wenn, was namentlich zur Brunstzeit der Fall ist, die Flecken grün-
lich sind, fast etwas an Triton marmoratus erinnern. Bei manchen
Stücken stehen die hellen Rückenmakeln in zwei Längsreihen, die
entweder abwechselnd oder einander gegenübergestellt sind und in
letzterem Falle mitunter zu hintereinanderstehenden Querbinden
verfließen. Sind hingegen die alternierenden Flecken derart ver-
größert und erweitert, daß sie in der Rumpfmitte mehr oder weniger
zusammenstoßen, so wird hierdurch eine über die ganze Oberseite
des Rückens hinziehende unregelmäßige Zackenbinde gebildet. Der
Kopf ist häufig, namentlich im vorderen Teile, heller gefärbt oder
zeigt neben den Nasenlöchern oder auf den Augenlidern gelbliche
Flecken; seine Seiten haben öfters dunkle Punkte, die nicht selten
in mehr weniger deutliche vom Nasenloch durch das Auge ziehende
Frenal- und Postokularstreifen zusammenfließen, welche gewöhnlich
nach unten zu hell gesäumt sind. Zur Paarungszeit sind die grünen
Rückenflecken oft noch mit metallischem Puder besäet. Unterseits
sind Kehle, Beine, Kloake und Schwanzbasis gelblich, der Bauch
grau- oder gelblichweiß, mit beim Männchen zahlreichen, beim
Weibchen oft mehr oder weniger verschwindenden schwarzen, ziem-
lich gleich großen rundlichen Flecken, die teilweise auch auf Beine
und Kehle übergehen und am Unterleibe manchmal zu Längsreihen
verfließen.
Im Landleben verdunkeln sich die Farben, das Hellbraun und
Grün geht in Graubraun und Graugrün über, die schon im Wasser
dunkel gewesenen Partien werden fast schwarz, das Gelb oder Weiß-
gelb der Unterseite wird schmutzig grau oder gelbbraun.
Ganz junge Tiere sind hell bräunlich, oft ins Grüne geneigt,
der Rücken mit rötlichbrauner Mittellinie und sowie die Schwanz-
seiten mit gelblichen, bräunlichen oder grünlichen, mehr oder weniger
dunkel umrandeten Flecken. Die Unterseite ist meist einfarbig
hellgelb.
Die Totallänge des Tieres wechselt zwischen Io und I4 cm; sehr
große Stücke kommen aber nur in höheren Lagen vor.
Die Paarung von Triton Rusconi erinnert in mancher Beziehung
an die der Eidechsen. Wie bei diesen packt auch hier das Männchen
Triton. 61
das Weibchen mit dem Maule am Rumpfe, biegt seinen Körper so
unter den des Weibchens, daß beide Kloakenöffnungen aneinander-
kommen, umklammert es dann mit seinem Greifschwanz und hält
es überdies noch mit den bespornten Hinterbeinen fest. Bei Austritt
des Spermatophoren gelangt dann der Same entweder direkt in die
weibliche Kloake, oder wird, an ihr hängen bleibend, erst später von
derselben aufgenommen. Nach den bisherigen Beobachtungen
scheint die Paarung zweimal im Jahre, im Juni und September,
stattzufinden. Die Eier, welche mit der sie einschließenden Gallert-
kugel über 5 mm im Durchmesser haben, werden in geringer Anzahl
einzeln an geschützte Orte unter Steinen abgesetzt und brauchen
etwa einen Monat zu ihrer Entwicklung.
Die Larven sind mäßig schlank, zylindrisch oder abgeflacht,
mit 12—I4 Querfurchen am Rumpfe und verhältnismäßig kurzen,
stämmigen Beinen. Die Kiemen sind ziemlich kurz, der höchstens
körperlange Schwanz dick, erst im letzten Drittel kompreß; der
Rücken hat in seiner Hinterhälfte einen kurzen Hautsaum, der auf
dem am Ende zugespitzten Schwanz in eine hohe Flosse übergeht.
Die Oberseite ist hellbraun, mit mehr oder weniger zahlreichen
dunklen Punkten oder Flecken, welche die Grundfarbe oft teilweise,
mitunter selbst ganz verdrängen. Die Unterseite ıst gelblich, die
Bauchseiten oft dunkel bepudert.
Diese Art findet sich ausschließlich auf Sardinien, wo sie nament-
lich die im Zentrum und im Norden der Insel gelegenen Berge, haupt-
sächlich aber das Gebirgsmassiv des Monte Genargentu bewohnt,
daselbst bis zu I8oo m Seehöhe emporsteigend. Durch Hochwasser
ab und zu von seinen eigentlichen Wohnplätzen herabgeschwemmt,
werden die Tiere mitunter auch in niederer gelegenen Örtlichkeiten
angetroffen, doch scheinen ihnen dieselben nicht so zuzusagen, da
sie hier niemals die Größe ihrer in höheren Lagen lebenden Genossen
erreichen. Sie halten sich zur Paarungszeit in fließenden Gewässern,
in Quell- und Felsentümpeln sowie in Seen auf, sıch hier von Insekten,
vorzugsweise aber von ins Wasser gefallenen Raupen ernährend.
Am Lande sind sie gewöhnlich unter Steinen, Baumrinden, hohlen
Stämmen u. dergl., aber auch meistens in der Nähe von Gewässern,
verkrochen; doch trifft man sie auch zur Zeit ihres Wasseraufenthaltes
nachts häufig herumkriechend an, wo sie dann wahrscheinlich auf
Nahrung ausgehen. — Zur eventuellen leichteren Auffindung des
Tieres mag bemerkt werden, daß dasselbe von den Eingeborenen
„Jrotta marina‘‘ genannt wird.
Da Triton Rusconii mit den zwei vorigen Arten im Vorkommen
und in der Lebensweise übereinstimmt, so ist er auch in der Gefangen-
schaft wie diese zu behandeln und wird daher in dieser Richtung
auf das über dieselben Gesagte verwiesen. Außer beständig frischem
und reinem Wasser ist Kühle und Schatten eine Lebensbedingung,
da sie die Einwirkung direkter Sonnenstrahlen namentlich zur warmen
Jahreszeit absolut nicht vertragen, abgesehen davon, daß hiedurch
leicht das Wasser über die ihnen zuträgliche Temperatur erhöht
wird. Da die Tiere, gleich anfänglich in tieferes Wasser eingesetzt,
leicht ertrinken, so empfiehlt es sich dieselben zuerst in seichtes Wasser
62 Salamandridae.
zu geben, das durch hineingelegte größere Steine und Felsbrocken
ein Herauskriechen sowie das Besteigen der Insel erleichtert. Haben
sie sich einmal eingewöhnt und das Ufer aufzusuchen gelernt, so
kann man dann allmählich den Wasserstand erhöhen und sie schließ-
lich auch in tieferem Wasser halten. Während sie bei Tage mit Vor-
liebe auf der Insel verkrochen bleiben und zu der Zeit auch selten
fressen, entwickelt sich des Abends und bei Nacht ihre eigentliche
Tätigkeit. Da gehen sie gewöhnlich und gerne ins Wasser, schwim-
men lebhaft in demselben oder laufen auch eidechsenartig mit ziem-
licher Schnelligkeit am Boden des Aquariums herum, das brünstige
Männchen nicht selten mit weitgeöffnetem Maule nach einem Weib-
chen jagend. Die Fütterung kann am besten mit Regenwürmern,
teilweise auch mit Fliegen und rohem Fleisch geschehen, das man
ihnen abends ins Wasser wirft. Doch muß man sich hüten, von letz-
terem zu große Stücke zu schneiden, da sie selbe mit besonderer
Vorliebe ergreifen, sie aber nach vergeblichen Schlingversuchen
häufig wieder ausspeien und dann, wahrscheinlich durch die An-
strengung erschöpft, oft durch längere Zeit nichts zu sich nehmen.
Desgleichen werfe man ihnen ja nicht mehr vor, als voraussichtlich
auf einmal gefressen wird, da im Wasser liegen bleibende Nahrungs-
partikel dasselbe durch ihre Zersetzung verunreinigen und den Tieren
hierdurch verderblich werden können; es ist daher gut, einige Zeit
nach der Fütterung nochmals nachzusehen und etwa zurückgeblie-
bene Bissen herauszunehmen. Die Molche fressen, einmal einge-
wöhnt und richtig gehalten, meist ziemlich gut und zeichnen sich
namentlich die Weibchen durch große Gefräßigkeit aus. Da die Tiere
auch an vertikalen Glaswänden mit Leichtigkeit emporklettern, so
ist das Aquarium mit einem Deckel oder noch besser mit einem
vorspringenden Rande zu versehen; hat man dasselbe mit einer
Glasscheibe bedeckt, so ist während der heißeren Jahreszeit durch
öfteres Abheben derselben für genügenden Luftwechsel zu sorgen.
Bei schlechter Haltung werden diese Molche bald krank, be-
kommen Geschwüre und offene Wunden, sowie namentlich häufig
blasige Auftreibungen an der Schwanzspitze, die dann über kurz
oder lang mit dem Abfallen derselben und bald darauf mit dem Tode
des betreffenden Stückes enden. Allfällig ertrunkene Exemplare
kann man, wenn sie nicht schon zu lange im Wasser gelegen sind,
manchmal noch dadurch retten, daß man sie rücklings auf feuchtes
Löschpapier legt und ihnen durch schwaches Streichen von rück-
wärts nach vorne das Wasser herausdrückt. Zur Fortpflanzung
sind die Tiere in der Regel nicht zu bringen und ist es meines Wissens
bisher nur einmal den rastlosen Bemühungen Wolterstorffs
gelungen, in der Gefangenschaft von dieser Art Eier zu erhalten
und zum Auskriechen zu bringen. — Die geistigen Fähigkeiten
unseres Tieres stehen auf einer sehr niedrigen Stufe.
3. Triton Boscae: Dentium palatinorum series postice valde divergentes.
Lingua mediocris, rotundata, lateribus libera. Caput supra medio
sulcatum. Parotides plicaqgue gularis distinctae. Truncus ro-
Triton. 63
tundato-quadratus. Cauda humilis corpore longior, apice bre-
viter mucronata. Cutis subglabra. — Long. 7—9,5 cm.
Triton parisinus Bosca Catal. rept. anfib. observad. Esp. Portug.
e isl. Balear. pag. 30. 62 (1877). — Pelonectes Boscai Lataste
Diagn. d’un nouv. Batrac. urod. d’Eur. Rev. Int. scienc. t. III pag. 275
(1879). — Triton palmatus var. Boscai Boettg. Amphib. aus
Südportug. Zeitschr. f. d. ges. Naturwiss. Bd. LII, pag. 497 (1879). —
Cynops Boscai Matazzo Santos Sur le tetard du ‚„Cynops (Pelo-
nectes) Boscai‘ Journ. Scienc. Math. Phys. Nat. Acad. Lisboa t. XI pag. 99
(1890). — Molge Boscae Bouleng. Catal. Batrach. grad. pag. 18
(1882). — Triton B’oscae Schultze Amph. europ. pag. (1892).
mas. Supra flavo-fuscus, maculis parvis nigrescentibus irregurariter
notatus; regio analis convexa.
fem. Supra fusco-virens, maculis evanescentibus,; regio analıs sub-
conica.
juv. Supra obscure olivaceus vel nigrescens.
Triton Maltzani Boettg. Zeitschr. f. ges. Naturw. 3. IV pag. 516.
Der Körper ist ziemlich schlank, der Kopf etwa um ein Drittel
länger als breit, von den Augen nach rückwärts kaum verschmälert,
in der Mitte mit deutlicher, aber seichter Längsfurche, der sich,
Fig. 9.
Triton Boscae Lat., Männchen, a. Querschnitt durch die Körpermitte, db. Schwanz-
ende, ce Kloake des Weibchens.
namentlich bei konservierten Stücken, meist noch zwei neben den
oberen Augenlidern hinziehende zugesellen. Da die Zügelgegend
stark vertieft ist, hebt sich die Schnauzenkante gut ab; längs dieser
und der oberen Augenlider sowie in der Zügelgegend stehen flache
größere Poren. Der Oberkiefer ragt vor, der Lippensaum ist beson-
ders zur Brunstzeit stark entwickelt. Die mehr kleinen, länglich
eiförmigen Augen sind ziemlich seitlich gestellt, der Interokular-
raum breiter als ein oberes Augenlid und als der Internasalraum.
Augen und Nasenlöcher sind von der Mundspalte ziemlich gleich
weit entfernt, Ohrdrüsen und Kehlfalte deutlich. Die Zunge ist
mittelgroß, rundlich, seitlich in ziemlicher Ausdehnung und auch
D
64 Salamandridae.
hinten etwas frei. Die Gaumenzähne bilden zwei vorne genäherte
oder auch parallele, nach hinten aber stark divergierende Reihen.
Der Rumpf ist am Rücken mehr oder weniger verflacht und daher
von etwa gerundet viereckigem Querschnitt, seine Seiten nament-
lich zur Brunstzeit zwar ziemlich scharf, doch niemals leistenartig
hervortretend; in der Mitte zieht ein durch die vorragende Wirbel-
säule gebildeter, wenigstens bei Weingeiststücken stets deutlich vor-
springender Längswulst hin. Die Kloake ist beim Männchen halb-
kugelig gewölbt und ihrer ganzen Länge nach gespalten, beim Weib-
chen dagegen zur Brunstzeit mehr kegelförmig nach hinten vor-
stehend, mit an der Spitze gelegener kleiner Öffnung. Die schlanken
Beine haben vollkommen freie Zehen, die nahezu zylindrisch und
gegen die Spitze etwas verschmälert sind. Der stets mehr als die
Körperhälfte betragende Schwanz ist niedrig, zweischneidig, mit
äußerst kurzem und dickem Flossensaum, sein plötzlich verrundetes
oder schwach ausgeschweiftes Ende mit einem kurzen, beim Weib-
chen oft fehlenden vorstehenden Faden versehen. Die Haut ist
während des Wasserlebens glatt und schlüpfrig, am Lande aber
matt samtartig oder fein chagriniert. fi
In Färbung und Zeichnung zeigt Boscae viel Ähnlichkeit mit
vulgaris, von dem er sich jedoch durch das Fehlen des Kammes
und die stets ungelappten Zehen, sowie durch die Bildung der Schwanz-
spitze immer scharf unterscheidet. Die Oberseite ist beim Männchen
mehr oder weniger gelbbraun, beim Weibchen in der Regel dunkler
und mehr olivenfarben, der Kopf in beiden Geschlechtern stets
heller; Nacken, Rumpf und Schwanz sind mit namentlich beim
Männchen deutlichen und ziemlich regelmäßig gerundeten dunk-
leren, oft schwärzlichen und mitunter gereihten Flecken besetzt, die
nach unten zu größer und wegen der daselbst heller werdenden
Grundfarbe schärfer abgehoben werden. Beim meist dunkleren
Weibchen treten jedoch diese Flecken nur wenig hervor oder können
selbst ganz fehlen, zumal sich auch der Grundton hier nach unten
kaum erhellt und die gelbe Bauchmitte nur durch eine schmale,
etwas hellere Seitenzone von der dunklen Rumpffarbe geschieden
ist. Oft zieht auch über den Rücken bis auf die Schwanzwurzel
ein gelbbrauner Längsstreif hin, der, wenn auch häufig fehlend oder
undeutlich, so doch am Nacken gewöhnlich angedeutet ist. Die an
den Seiten manchmal mit einzelnen schwarzen Punkten besetzte
Kehle ist mehr schmutzig gelb, der Bauch hingegen, sowie am
Schwanze beim Männchen nur die Wurzel, beim Weibchen aber
die ganze untere Schneide sind lebhaft safrangelb. In der Regel
ist die Unterseite einfarbig und sind allfällig dennoch vorkommende
Flecken gewöhnlich nur an den Bauchseiten vorhanden, daselbst oft
eine mehr oder weniger regelmäßige Längsreihe bildend. Die Rumpf-
färbung ist von der des Bauches durch einen hellen, weißlichen oder
gelblichen, schwach metallglänzenden Streifen getrennt, der, vom
Mundwinkel ausgehend, seitlich bis an die äußerste Schwanzspitze
hinzieht. Die Kloake ist beim Männchen in der Hinterhälfte ge-
schwärzt, beim Weibchen dagegen meist einfarbig, gelb. Die Beine
sind oben und unten wie der Körper gefärbt. Unter der Lupe be-
Triton. 65
trachtet ist überdies die ganze Oberseite mit zahlreichen schwarzen
Atomen besetzt, die namentlich beim Weibchen mitunter an der
Kehle zu rundlichen Fleckengruppen zusammentreten.
Beim Landaufenthalte verdunkelt sich die Grundfarbe und
treten dann die schwarzen Makeln nur wenig oder auch gar nicht
mehr hervor. Solche Tiere sind dann oben meist tief schwarzgrau,
mit schmutzig gelben, oft aber gegen die Mitte ziegelroten, seitlich
schwarzfleckigem Bauch. In der Konservierungsflüssigkeit wird dann
die dunkle Fleckenzeichnung nach einiger Zeit meist wieder schwach
sichtbar. — Eine ähnliche Färbung zeigen gewöhnlich auch die
Jungen.
Vollkommen ausgewachsene Stücke können mitunter bis 9,7 cm
Gesamtlänge erreichen.
Bezüglich seiner Vermehrung und Entwicklung scheint Boscae
von den mitteleuropäischen Arten nicht verschieden zu sein. Die
runden Eier sind halb weißlich und halb braun gefärbt, von einer
länglichen Gallerthülle umgeben. Die ziemlich schlanken Larven
haben sehr lange, die Rumpfmitte weit überragende Kiemen, die
fein verästelt und lang gefranst sind. Der Rumpf ist mit II—ı2
Quer- und zwei mehr oder weniger ausgesprochenen Längsfurchen,
sowie mit einem hohen, schon vor der Rückenmitte beginnenden
Flossensaume versehen, der Schwanz länger als der übrige Körper,
am Ende in eine lange, fadenförmige, aber nicht abgesetzte Spitze
ausgezogen. Die hell- oder olivenbraune Oberseite ist mit zahlreichen
dunkleren Pünktchen ziemlich gleichmäßig übersäet, desgleichen sind
auch die Kiemen dicht dunkel bepudert. Über die seitliche Längs-
furche laufen I—2 Reihen hellerer Flecken bis auf die Schwanzwurzel
hin, an der Grenze des Rumpfes und Bauches stehen gereihte kreide-
weiße Punkte und Striche; die Unterseite ist durchscheinend oder
weißlich. Etwas ältere Larven mit schon mehr reduzierten Kiemen
sind oben hellbraun mit rötlichen Sprenkeln, unten einfarbig
gelblich.
Mitunter behält das Tier auch im erwachsenen Zustande die
Larvenform bei. Solch neotenische Stücke sind von den normal
ausgebildeten hauptsächlich durch die noch vorhandenen, obwohl
viel kürzeren Kiemen und den hohen, deutlich flossengesäumten
Schwanz, aber ohne Fadenanhang, verschieden. Sie sind oben oliven-
braun und mit zahlreichen hellen Punkten gesprenkelt; gegen den
Bauch zu stehen einzelne dunklere, aber wenig scharfe Flecken.
Die Unterseite ist gewöhnlich blasser als bei ihren lungenatmenden
Genossen.
Diese Art bewohnt ausschließlich die Pyrenäische Halbinsel und
zwar, soweit bis jetzt bekannt, nur den zentralen und westlichen
Teil derselben. In letzterem kommt sie von Galicien durch ganz
Portugal bis an die Südküste allenthalben häufig vor, in Spanien
dagegen scheint sie den Duero nach Norden nicht zu überschreiten,
südlich bis Sevilla und östlich etwa bis zum vierten Grade ö. L. zu
reichen; die östlichsten mir bekannten Fundorte sind Madrid, To-
ledo und Ciudad-Real; in vertikaler Richtung steigt das Tier etwa
bis I400 m Meereshöhe empor.
Schreiber, Herpetologia europaea. 5
66 Salamandridae.
In der Lebensweise scheint Triton Boscae ebenfalls von seinen
mitteleuropäischen Verwandten kaum abzuweichen, nur daß er mit
Vorliebe klares Wasser zum Aufenthalte wählt und dasselbe, mit
Ausnahme des Hochsommers, das ganze Jahr hindurch nicht ver-
läßt. Im Vergleich zu unseren Molchen ist er mehr ruhig und lang-
sam und schwimmt, wohl wegen des niedrigen Ruderschwanzes,
lange nicht so gewandt und elegant wie die ihm ähnlichen dalmatus
und mertidionalıs.
Aus dem Gesagten ergibt sich auch das Verhalten gegenüber
von Gefangenen, obwohl selbe bezüglich der Fütterung ziemliche
Schwierigkeiten machen, da sie in der Regel nur Lebendes anrühren
und daher nicht leicht zur Annahme von Regenwurmstücken oder
rohen Fleisches zu bringen sind, abgesehen davon, daß ihnen auch
dieses Futter, für die Dauer gereicht, nicht wohl bekommt. Wer
Boscae längere Zeit im guten Wohlsein erhalten will, muß sich für
seine Pfleglinge unbedingt nach natürlicher Nahrung umsehen, bei
welcher sich dieselben allein wohlbefinden und gedeihen. Als solches
Futter empfehlen sich und sind noch am leichtesten zu erhalten ge-
wisse Fliegenlarven und Würmer. Erstere, und zwar solche aus der
Familie der Schnaken (Culicıdae) bekommt man am sichersten,
wenn man sich um in Bottichen oder Trögen längere Zeit, nament-
lich in der Sonne stehendes Wasser umsieht, in welchem sie oft ın
Masse zu haben sind. Man findet da die dickköpfigen, mit schnel-
lenden Bewegungen herumschwimmenden Larven und die frei im
Wasser hängenden Puppen manchmal in großer Menge beisammen
und kann sie mit einem feinen Teesiebe leicht herausfischen. Noch
weniger Umstände macht der Fang der sog. Strudelwürmer (Tubifex
rivulorum Lam.), welche in faulenden Pfützen und Wassergräben
oft zusammenhängende rote Flecken bilden und daselbst häufig in
großer Anzahl erbeutet werden können. Man schöpft zu dem Ende
ganze Klumpen dieser Tiere samt dem Schlamm heraus, wirft sie
zu Hause vorerst in reines Wasser und aus demselben dann, wenn
sie gründlich gewaschen sind, in das Aquarium. — Gefangene Bos-
cae häuten sich mitunter auch am Lande, was bei Tritonen im all-
gemeinen seltener vorkommt.
6. Triton Montandoni: Dentium palatinorum series postice valde di-
vergentes. Lingua majuscula, ovata, lateribus libera. Parotides
parum, plica gularis sat distinctae. Caput trısulcatum. Truncus
rotundato-quadratus, subtus aurantiacus, concolor. Cutis sub-
glabra (aguaticus) aut verrucosa (terrestris). — Long. 8—10,5 cm.
Triton Montandoni Bouleng. Descript. esp. nouv. Trit. Bull.
Soc. zool. France V, pag. 157 (1881). — Molge montandoni Bou-
leng. Catal. Batr. grad. pag. 17 (1882).
mas. Dorsum deplanatum lateribus distincte carinatum. Cauda nup-
tiae tempore in filum acuminatum sensim producta. Regio analıs
pedesque postici nigri.
fem. Truncus subrotundatus, cauda filo terminali destituta. Regio
analis pedesque ventri concolores.
Triton. 67
In Größe und Aussehen an Triton alpestris erinnernd, mit dem
er auch bezüglich seines Vorkommens im Gebirge und teilweise in
der Färbung übereinstimmt.
Der Körper ist ziemlich kräftig, der oben flache Kopf etwas
länger als breit, von den Augen nach rückwärts nur wenig verengt,
die vorne breit gerundete, mit gut hervortretender Seitenkante ver-
sehene Schnauze von drei deutlichen Längsfurchen durchzogen,
deren mittlere gerade ist, während die seitlichen bogig längs der
Innenseite der Augenlider verlaufen. In den letzteren, sowie in der
vertieften Zügelgegend sind nabelartige, größere Drüsenporen zu be-
merken. Die eiförmigen Augen sind ziemlich groß und mäßig vor-
springend, vollkommen seitlich und fast vertikal gestellt, der schwach
gewölbte Interokularraum breiter als ein oberes Augenlid und viel
breiter als der Internasalraum. Die am Ende der Schnauzenkante
stehenden Nasenlöcher sind von der Mundspalte weiter als die Augen
entfernt. Die Schnauzenspitze ragt
wenig vor, der Oberlippensaum ist zur
Brunstzeit gut entwickelt. Die Ohr-
drüsen treten nur schwach, die Kehl-
falte aber (wenigstens im Leben) deut-
lich hervor. Die länglich rundliche
Zunge ist seitlich in bedeutender Aus-
dehnung und auch am Hinterrande
etwas frei. Die vorne oft bis zur
Parallelität genäherten Gaumenzähne
treten hinten ziemlich stark ausein-
ander, so daß sie meist die Form eines
umgekehrten Y (A) bilden; ausnahms-
weise zeigen sie übrigens manchmal
auch nur einen einfach winkeligen Ver- une
lauf. Der Rumpf ist beim Männchen, Triton Montandoni Boulg. a. Quer-
wenigstens zur Brunstzeit, oben* deut- een NE NEN rer
lich verflacht mit beiderseits des BE a
Rückens mehr oder weniger leisten-
artig vorspringender Längskante, im ganzen also von etwa gerundet
vierseitigem Querschnitt, desgleichen ist auch die Mittelfirste in
Form einer verrundeten Leiste deutlich erhaben. Beim Weibchen
ist dagegen der Rumpf verrundet und treten die obgenannten
Kanten und Leisten desselben höchstens bei schlecht genährten
Individuen etwas hervor. Die Kloake ist wulstig aufgetrieben und
längsgespalten, die Beine sind schlank, die Hinterfüße beim
brünstigen Männchen mit kaum merkbaren Hautsäumen versehen.
Der Schwanz ist kräftig, beim Männchen hoch, lanzettförmig, am
Ende allmählich zugespitzt und daselbst in einen langen, nicht ab-
gesetzten, nach rückwärts dünner werdenden, seitlich flachgedrückten
Faden ausgezogen, der beim Verlassen des Wassers verschwindet
und beim Weibchen, dessen Schwanz verhältnismäßig länger, aber
viel niedriger ist, ganz fehlt. Die im Wasser mehr glatte Haut
wird außerhalb desselben ziemlich rauh und körnig.
Die Färbung der Oberseite kann vom hellen Lehmgelb durch
5*
68 Salamandridae.
Braun oder Grüngelb bis ins Graue oder tief Olivengrüne wechseln.
Der Kopf ist oben und an den Seiten dunkel punktiert, die übrige
Oberseite mit sehr veränderlichen, besonders beim Männchen und
im Wasser oft bis zur Verdunkelung des Körpers zunehmenden
ebensolchen Flecken und Marmorierungen versehen, die zu Seiten
der gewöhnlich etwas helleren Rückenzone noch am beständigsten
sind, namentlich beim Weibchen meist zu unregelmäßig zackigen
Längsbinden zusammenfließen und auch auf den Schwanz über-
treten. Ebensolche Flecken zeigen auch die Rumpfseiten und die
Beine und zwar erstere um so mehr, je weniger deren am Rücken
stehen und umgekehrt. Unten ist in beiden Geschlechtern die Kehle
lehmgelb, der Bauch hingegen lebhaft orange- oder safrangelb ge-
färbt. Das Gelbrot der Unterseite ist von der dunkleren Färbung
der Rumpfseiten scharf abgegrenzt und setzt sich auch, und zwar
beim Männchen bis zu etwa zwei Drittel, beim Weibchen hingegen
bis zum Ende des Schwanzes fort. Das letzte Drittel der unteren
Schwanzschneide ist beim Männchen ungefleckt, weißlich, darüber
mit blaßblauem Längsstreif, während deren vorderer Teil meist senk-
recht stehende schwarze Makeln trägt. Ebensolche, aber viel klei-
nere und meist rundliche Flecken, säumen die rote untere Schwanz-
schneide des Weibchens. Die Beine sind unterseits ebenfalls gelb,
aber weit weniger lebhaft als der Bauch, gefärbt. Beim Männchen
sind die Hinterfüße und der Kloakenhügel schwarz.
Die Weibchen sind meist heller, weniger lebhaft gefärbt und
gezeichnet, nicht selten ganz einfarbig gelblich oder olivenbraun,
obwohl auch hier die Rückenseiten häufig die schon oberwähnte
Reihe oder Längsbinde schwarzer Flecken zeigen. Die Bauchseiten
haben gewöhnlich je eine Reihe schwarzer Punkte, die Kloake sowie
die Hinterfüße sind gelb. In manchen Varietäten den weiblichen
alpestris sehr ähnlich, kann es von denselben doch durch die erhabene
Rückenkante stets leicht und sicher unterschieden werden.
Außerhalb des Wassers hellt sich die Grundfarbe auf und die
Zeichnungen werden undeutlicher, so daß die Färbung der Oberseite
mehr oder weniger lehm- oder grüngelb, ja mitunter selbst braun
oder ziegelrot erscheint. — Die Jungen sind im allgemeinen ähnlich
wie die Weibchen gefärbt. — Die Länge des erwachsenen Tieres
beträgt 8—Io cm.
Über das Benehmen der Art zur Zeit der Fortpflanzung ist noch
nichts bekannt, doch dürfte sie wahrscheinlich in dieser Richtung
mit alpestris übereinstimmen. Die Eier werden entweder einzeln
oder in kleinen Klumpen und kurzen Schnüren zwischen Wasser-
pflanzen abgelegt; sie sind bräunlich und von einer etwa 3—4 mm
langen und 2,5 mm dicken Gallertkugel umschlossen.
Die Larven, welche mit denen von alpestris oft zusammen vor-
kommen, sind von letzteren durch den viel kleineren und schmächti-
geren Körper, durch ein aus rundlichen gelblichen Flecken gebildetes
Seitenband und dem durchaus gleich hohen Flossensaum des plötzlich
kurz winkelig endenden Schwanzes immer leicht zu unterscheiden.
Sie sind anfangs hell gelblich oder grünlich braun und mit zahlreiche
dunklen, die Grundfarbe nahezu verdrängenden Atomen besäet.
Triton. 69
Die oberwähnte gelbliche Fleckenreihe beginnt hinter den Kiemen,
biegt ober den Hinterbeinen zum Schwanzkörper hinauf, und wird
nur durch das Fehlen des Pigmentes an den betreffenden Stellen
gebildet. Später werden die Larven allmählich, namentlich gegen
oben zu, dunkler und es erscheint beiderseits der Vertebrallinie je
eine Reihe gelblicher Flecken, welche sich nach und nach durch Ver-
größerung und Zusammenfließen zu einer die ganze Dorsalzone und
den Oberteil des Schwanzes einnehmenden, gelblichen, nach außen
gefransten Mittelbinde vereinigen. Nach unten ist dieses Rücken-
band von einem braunen Saume begrenzt, der sich später in das
längs der Körperseiten hinziehende dunkle Seitenband verwandelt. —
Wenn die Larven von Montandoni und alpestris gemeinsam vorkom-
men, so halten sich letztere mehr im offenen Gewässer, erstere hin-
gegen lieber an den mit Schilf bewachsenen Uferrändern auf; am
Ende ihrer gegen drei Monate dauernden Entwicklung haben sie etwa
die Größe von 27 mm erreicht.
Triton Montandoni gehört dem Osten Europas an und ward
zuerst von Montandon in Rumänien, und zwar bei Borsteni
im Barnaria Tale und um Sinaia an der Grenze Siebenbürgens ge-
funden; später ward er von M&hely auch für den ganzen Zug
der östlichen Karpaten, vom Tömöscher bis zum Vereczker Paß,
nachgewiesen und in jüngster Zeit endlich noch von Hauptmann
Hoffmann für Galizien und selbst für das Odergebirge konsta-
tiert, dort in 450—500 m Meereshöhe im Quellengebiete des Dnjestr
an den nördlichen Ausläufern des Karpatischen Waldgebirges in von
weidendem Vieh in den nassen Sumpfboden eingetretenen Löchern
sehr häufig vorkommend. Bei Stary Samber, südwestlich von
Lemberg, traf Genannter auch Bastarde von Montandont mit vulgaris
an; dieselben hatten einen 2 mm hohen Rückenkamm und einen noch
längeren Schwanzfaden als Montandoni, waren am Rücken stark,
am orangefarbigen Bauch aber gar nicht gefleckt und nur an den
Seiten des letzteren mit großen schwarzen Makeln besetzt.
In vertikaler Richtung geht die in Rede stehende Art bis gegen
800 m Meereshöhe hinauf. Seine Wohnplätze sind meist im Walde
gelegene Tümpel, in denen er gemeinschaftlich mit Triton alpestrıs
stellenweise ziemlich häufig vorkommt; doch vermeidet er gern
höhere Lagen und wird daher vorwiegend am Fuße der Berge und in
den Tälern angetroffen. Entsprechend den klimatischen Verhält-
nissen seiner Heimat kommt er im Frühjahre ziemlich spät, in der
Regel erst Mitte April, zum Vorschein, obwohl man einzelne Stücke
mitunter schon Ende März finden kann. Die Weibchen erscheinen
erst knapp vor der Fortpflanzungszeit, stets 3—4 Wochen später als
die Männchen und stehen den letzteren an Zahl merklich nach. Die
Brunstzeit dauert von Ende April bis anfangs Mai, die Nahrung
besteht im Freien aus Würmern, kleinen Krustentieren sowie Insekten
und deren Larven. Gegen Mitte Juni gehen sie ans Land und werden
dann dort, wie andere Molche, unter Steinen, losen Baumrinden
und in ähnlichen Schlupfwinkeln gefunden. Sobald die ersten Herbst-
regen eintreten, suchen sie abermals das Wasser auf, welches sie nun
bıs zum nächsten Frühjahre nicht wieder verlassen. Entgegen ihren
70 Salamandridae.
Gattungsverwandten bringen sie den Winter nicht am Lande, sondern
nach Art der Frösche eingewühlt im Schlamme der Gewässer zu.
Bei ungünstigen Witterungsverhältnissen kommt es nicht selten
vor, daß einzelne Larven ihre Verwandlung nicht im ersten Jahre
beenden können und noch im unentwickelten Zustande unter dem
Eise überwintern, so daß man dann im Frühjahre neben den alten
Tieren oft auch ziemlich erwachsene Larven antrifft. Diese vorjähri-
gen Larven sind von den später auskriechenden, abgesehen von ihrer
Größe, schon durch die Färbung auffallend verschieden, indem
während des Winters sowohl das schwarze Pigment als auch die gelb-
lichen Seitenflecken verschwinden und sie daher viel heller sind als
ihre jüngeren Genossen.
Gefangen hält sich Montandoni vorwiegend am Lande auf, das
er oft jahrelang nur behufs der Häutung, die aber auch manchmal
am Trockenen stattfindet, verläßt. Wenn man schon in der Land-
tracht befindliche Tiere ins Wasser gibt, ohne ihnen die Möglichkeit
zu gewähren herauszukommen, so gehen sie gewöhnlich bald ein.
Ihre Ernährung ist etwas schwieriger, als die anderer Molche, indem
sie nicht so gern, wie ihre meisten Verwandten, ans Futter gehen und
bezüglich des letzteren auch ziemlich heiklich und wählerisch sind.
Am leichtesten kann man sie noch zur Annahme von Fliegen bewegen,
welche überhaupt ihre Lieblingsspeise sind und gewöhnlich mit der
etwas vorstreckbaren Zunge ergriffen werden. An Regenwürmer
und rohes Fleisch sind sie nur schwer zu gewöhnen und ist noch zu
bemerken, daß sie bei ausschließlichem Genuß des letzteren an brandig
werdender Schwanzspitze häufig erkranken.
7. Triton italieus. Dentium palatinorum series antıce parallelae et
approximatae postice divergentes. Lingua latersbus libera majus-
cula, subovata, antice attenuata. Parotides parum, plica gularıs
sat distinctae. Truncus rotundato-quadratus sulco vertebrali
conspicuo instructus. Abdomen maculatum. Cutis glabra (aquat.)
aut subtillime granulosa (terrestr.). Cauda nuptiae tempore
mmucronata. — Long. 4,6—7,4 cm.
Molge italica Peracca Descriz. nuova spec. Trit. ital. Boll. Mus.
Zool. u. Anat. Torino XIII No. 317 (1878). — Triton taeniatus
Giglioli Elenco Mammif. ucelli u. Rett. part. (1880). — Triton vul-
garis subsp. meridionalis Camerano Monogr. Anf. urod. ital.
part. (1884).
mas. Dosum deplanatum lateribus subcarinatum. Regio analıs con-
vexa postice atrata.
fem. Truncus subrotundatus. Regio analis subconica, concolor.
Der Körper ist beim Männchen ziemlich schlank, beim Weibchen
hingegen etwas mehr gedrungen, der Kopf nicht viel länger als breit,
seine Länge etwa dreimal in der des Rumpfes enthalten, von den
Augen nach hinten ziemlich gleich breit, oben von der Seite gesehen
von vorne nach rückwärts ziemlich geradlinig, der Quere nach hinten
schwach, vor den Augen aber stark gewölbt. Die Schnauze ist kurz,
vorne breit zugerundet, oben in der Mitte mit einem seichten Längs-
Triton. TEE
eindruck und über der sehr schwach ausgeprägten Seitenkante mit
einer unregelmäßigen Doppelreihe von Poren, die sich auch noch
auf die Stirne längs der Augenlider hinzieht. Die Augen sind ziemlich
groß und vorstehend, der Interokularraum etwa doppelt so breit
wie ein oberes Augenlid, die Parotiden nur schwach angedeutet, der
Lippensaum gut entwickelt, die Kehlfalte (wenigstens im Leben)‘
sehr deutlich. Die längs der Mittellinie angewachsene Zunge ist
mäßig groß, von etwa ausgeschweift eiförmiger Gestalt, nach vorne
verschmälert, nach rückwärts in einen bandartigen Fortsatz ver-
längert. Die Gaumenzähne bilden zwei vorne genäherte und pa-
rallele, nach hinten ziemlich stark bogig auseinandertretende Reihen.
Der im Durchschnitt gerundet vierseitige Rumpf ist am Rücken
deutlich abgeflacht und längs der Mitte mit einer mehr oder weniger
ausgesprochenen Vertebralfurche, seitlich hingegen mit je einer,
beim Männchen mehr, beim Weibchen weniger hervortretenden
Längskante und an den Seiten mit
zahlreichen feinen linienförmigen Quer-
furchen versehen. Die Kloake ist beim
Männchen etwa halbkugelig, beim
Weibchen mehr kegelförmig und nach
abwärts gerichtet, der Rand derselben
mit feinen, zur Mündung senkrechten sep 2
QOuerstreifen besetzt. Der beiläufig
die halbe Körperlänge betragende b ereeeen
Schwanz ist auffallend niedrig und an
besitzt in beiden Geschlechtern oben 7,iton italicus Peracca. a. and
und unten einen schwachen Haut- querschnitt des CS, b. Schwanzende
saum sowie an seinem ziemlich plötz- ‚des Weibchens.
lich verrundeten Ende einen sehr
kurzen Dorn; seine beiden Ränder sind nach hinten nur schwach
konvergierend, ja beim Weibchen nahezu parallel. Die Beine sind
schlank, alle vier gleich lang, die Finger und Zehen frei oder höch-
stens die letzteren beim Männchen zur Brunstzeit mit der Spur eines
Hautsaumes versehen. Handballen und Fußsohlen zeigen je zwei
kleine, aber sehr deutliche Tuberkel, deren äußerer stärker ist als
der innere. Die im Wasser glatte Haut wird am Lande fein warzig.
In Färbung und Zeichnung weisen die Tiere nach Geschlecht
und Jahreszeit manche Verschiedenheit auf.
Das Männchen ist oben bald heller, bald dunkler grünlichbraun
oder olivenfarben, und während der Kopf stets einfarbig bleibt, zeigt
der Rücken häufig bald mehr bald weniger dunkelbraune, unregel-
mäßig verteilte Punkte. Die messinggelben Seiten sind mit unregel-
mäßig runden, dunkel olivenbraunen oder bleigrauen Flecken besetzt,
die namentlich am Schwanze sehr groß und gewöhnlich schwarz
werden; doch kommen mitunter auch Stücke vor, bei denen die ganzen
Seiten mit zahlreichen, kleinen derlei Punkten mehr oder weniger
übersäet sind; bei minder gefleckten Seiten ist daselbst der Metall-
glanz besonders hervortretend. Der Rumpf zeigt außerdem eine,
vom Hinterrande der Augen entspringende, allerdings nicht sehr
scharf ausgesprochene grünlichgelbe oder porzellanweiße Laterallinie;
> Salamandridae.
die Unterschneide des Schwanzes ist weißgelb. Die Kehle ist lebhaft
ockergelb, ungefleckt oder höchstens seitlich und an der Kehlfalte mit
spärlichen schwarzen Punkten versehen, der stets hellere Bauch
dottergelb, mit ziemlich großen, rundlichen, entweder unregelmäßig
zerstreuten oder in zwei seitliche meist regelmäßige Längsreihen
gestellten schwarzen Punkten besetzt, der Kloakenwulst hinten und
seitlich geschwärzt. Bei manchen Männchen dehnt sich zur Brunst-
zeit die weiße Lateralbinde auch bis zu den Bauchseiten aus, so daß
dann das Gelb nur auf die Mitte des Unterleibes beschränkt bleibt.
Die Beine sind oben wie der Rücken, unterseits samt den Sohlen
weißlich oder gelblich gefärbt, die Finger mehr oder weniger deutlich
schwarz geringelt.
Das Weibchen ist oben heller oder dunkler olivenbraun, oft
fein bleigrau punktiert, mit unregelmäßig gereihten, oft zu einer
Zackenbinde zusammenfließenden schwarzen Punkten oder Flecken
längs der Seitenleisten. Der dem Rumpfe gleichfarbige Schwanz zeigt
größere, schwarze, oft in zwei übereinanderstehende Parallelreihen
geordnete rundliche Punkte über der unteren Schneide. Die betreffs
der Färbung von der Oberseite scharf abgegrenzte Unterseite ist wie
bei dem Männchen beschaffen, nur daß mitunter am Bauche statt
der runden oft mehr oder weniger schnörkelartige sowie auch ganze
oder unterbrochene Ringflecke auftreten. Die untere Schwanz-
schneide ist ockergelb, ungefleckt. Manchmal kommen auch Weib-
chen vor, die mit Ausnahme des Schwanzes in der Färbung ganz den
Männchen gleichen und von diesen nur noch durch die helle, höchstens
an der Basis jederseits mit einer wenig bemerkbaren dunklen Makel
versehene Kloake verschieden sind. Endlich weisen noch beide
Geschlechter zur Brunstzeit nicht weit von dem Auge in der Schläfen-
gegend einen sehr konstanten, gelblichen Fleck auf.
Italicus ist unstreitig der kleinste aller europäischen Molche,
indem er gewöhnlich nur 5—7 cm lang ist, und die größten und ältesten
Stücke höchstens ein Ausmaß von 8 cm erreichen; ın der Gefangen-
schaft wachsen sie übrigens nach Wolterstorff unter günstigen
Verhältnissen auch bis zu 8 cm heran. — In Zisternen, wo sie nicht
leicht ans Land kommen können, werden nicht selten auch erwachsene
mit noch ganz gut entwickelten Kiemen gefunden.
Diese Art vertritt den in Norditalien vorkommenden Trıton
meridionalis im Südosten der Halbinsel, indem sie etwa vom 42° N. B.
an durch Molise, das Capitanato, Apulien und die Basilicata bis
nach Calabrien hinab auf der Ostseite der Apenninen an geeigneten
Stellen allenthalben häufig angetroffen wird; sie lebt in Zisternen,
Bewässerungsgräben sowie in den gegen die Seeküste gelegenen
Sümpfen und Tümpeln. Da letztere bei Eintritt der wärmeren
Jahreszeit schnell austrocknen, so steht den im März ausgekrochenen
Larven zu ihrer Entwicklung eine verhältnismäßig nur kurze Zeit
zu Gebote, woraus sich vielleicht auch die geringe Größe der daselbst
vorkommenden Stücke erklärt. In Zisternen, wo die Tiere meist
über dauernde Wasseransammlungen verfügen, scheinen sich dieselben
auch noch später fortzupflanzen, da man daselbst im Frühjahre
nicht selten überwinterte Larven antrifft. In vertikaler Richtung
Triton. 7 3
steigt italicus etwa bis zu 830 m Meereshöhe hinauf; bezüglich seiner
Lebensweise dürfte er von den nächsten Gattungsverwandten kaum
verschieden sein, wenigstens habe ich in dieser Richtung an meinen
Gefangenen nichts Abweichendes und Erwähnenswertes bemerkt.
8. Triton palmatus: Dentium palatinorum series postice valde diver-
gentes. Caput trisulcatum pororum seriebus vix distinctis. Trun-
cus rotundato-quadratus. Cauda apice subtruncata in processum
tenuem, filiformem subito producta. Cutis glabra. Long. 6,5—
9,2 cm.
Salamandra palmata Schneid. hist. amphib. I pag. 72. 8 (1799).
— Salamandra palmipes Latr. Salam. de France pag. 31, 35. 7
tab. VI, fig. A. B (1800). — Molge palmata Merr. Syst. amphib.
pag. 186, 5 (1820). — Triton palmatus Tschudi Classificat. Ba-
trach. pag. 95 (1839). — Lissotriton palmipes Bell A History
of Brit. Rept. ed. II pag. 154 (1839). — Lophinus palmatus Gray
Catal. of amphib. II, pag. 28, 2 (1850). — Triton minor Higginbotom
On the Brit. Tritons, Ann. Mag. Nat. Hist. vol. XII, pag. 369, pl. XVI,
fig. 8, 9 (1853). — Triton helveticus Leydig Molche d. würtemb.
Fauna, pag. 58 (1867).
mas. Olivaceus vel fuscescens, maculis crebris obscuris irregularıter
sparsus; dorso medio subcristato lateribus linea elevata instructo;
caudae processu valde prolongato; plantis nigrescentibus digıtıs
palmatıs.
fem. Livida aut pallide olivacea, maculis obscuris minimis interdum
sparsa; dorso lineis elevatis minus conspicuis,; caudae filo multo
breviori,; plantis pallescentibus digitis liberıs.
Molge taeniata Gravenh. Delic. mus. zool. Vratisl. I, pag. 80, tab.
XII, fig. ı (1829).
juv. Supra lurido-flavescens, obscuro-adspersus, laenia fuscescentt
ad latera; infra abdomine medio aureo, caudae acie aurantvaca.
Der Körper ist ziemlich schlank, mehr oder weniger vierseitig
oder verrundet, der Kopf länger als breit, von den Augen nach rück-
wärts deutlich halsartig verengt, oben mit drei nach vorne konver-
gierenden Längsfurchen und (sowie in der Zügelgegend) mit längs der
Schnauzenkante und der oberen Augenlider hinziehenden, meist
aber erst unter der Lupe gut hervortretenden nabelartigen Drüsen-
punkten versehen. Die nach vorne mehr froschartig zugespitzte
Schnauze fällt ziemlich steil ab und zeigt an den Seiten eine gut
sichtbare Kante. Die Augen sind groß, mäßig vorragend, länglich
eiförmig, etwas schief nach vorne gegeneinander gerichtet und so-
wohl unter sich als auch von der Schnauzenspitze ziemlich weit
entfernt. Der Interokularraum ist breiter als ein oberes Augenlid
und breiter als der Internasalraum. Die mittelgroßen Nasenlöcher
sind von ovaler Form und stark nach oben an die Schnauzenspitze
gerückt. Der Oberlippensaum ist zur Brunstzeit gut ausgebildet.
Die Zunge ist klein, seitlich frei, von verrundet rhombischer oder
elliptischer Gestalt. Die Parotiden sind kaum, die Kehlfalte
(wenigstens im Leben) meistens gut ausgesprochen. Die Gaumen-
74 Salamandridae.
zähne bilden zwei in ihrer vorderen Hälfte oft ziemlich genäherte,
nach rückwärts aber stets stark auseinandertretende Reihen, welche
zusammen etwa die Form eines umgekehrten Y (A) oder weit ge-
öffneten V (A) nachahmen. Der etwa körperlange, an der Wurzel
verdickte und zugerundete, nach rückwärts aber deutlich zusammen-
gedrückte und allmählich an Höhe abnehmende Schwanz ist an
seinem Ende gerundet zugespitzt oder mehr abgestutzt, ja mit-
unter selbst herzförmig ausgerandet und mit einem aus seinem
hintersten Teile scharf abgesetzt hervorragenden, fadenförmigen
Anhang versehen, der je nach Geschlecht und Jahreszeit, nach
Alter und Individuum bald kürzer bald länger, bald gerade bald
an seinem Ende nach aufwärts gekrümmt erscheint. Die Körper-
haut ist glatt.
Die Färbung der Oberseite ist im allgemeinen gelblich oder oliven-
braun, nicht selten mit schwachem Goldglanz, mit dunklen Flecken,
Strichen oder Punkten bald
mehr, bald weniger gezeich-
net. Die Unterseite ist blaß-
orange, wenigstens in ihrer
Mitte fast immer ungefleckt,
die Flossenhaut des Schwan-
zes lichter als bei irgend
einer anderen Art, seine frei
hervorragende Spitze stets
schwärzlich.
Das Männchen besitzt
im Hochzeitskleide eine über
die Rückenmittehinziehende
erhabene Kante oder Leiste,
Triton palmatus Schneid. a Schwanzspitze, die sich in Ausnahmefällen
b Hinterfuß des brünstigen (. zu einem niedrigen, aber
immer ganzrandigen Kamm
erhebt und erst am Schwanze zu einem ziemlich hohen, stets ganz-
randıgen Flossensaum ausbildet, demselben dann eine breite Lanzett-
form erteilend. Auch zeigt sich, selbst bei durchaus wohlbeleibten
Exemplaren, zu beiden Seiten des mehr oder weniger abgeflachten
Rückens je eine deutlich leistenartig vorspringende, den Dorsolateral-
wülsten der Anuren entsprechende Längskante. Der Schwanzfaden ist
namentlich zur Brunstzeit sehr entwickelt und kann mitunter bis
zu 6 mm Länge erreichen. Auch sind zu letztgenannter Zeit an den
Hinterfüßen die Zehen bis zu ihrer Spitze durch eine zwischen den
Fingern tief eingebuchtete Schwimmhaut verbunden, und die stark
wulstig vorspringende Kloake zeigt an ihrer Spitze nach außen zu
deutliche Warzen. Die Grundfarbe der Oberseite ist im Leben
gewöhnlich heller oder dunkler oliven- oder schwarzbraun, am Kopfe
meist etwas lichter als am Rumpfe. An den Seiten des Schwanzes
geht die Färbung fast immer ins Rotbraune über, was gewöhnlich
auch auf der Mitte des Rückens der Fall ist, während die daran
grenzenden Körperseiten dunkler erscheinen, gegen den Bauch zu
oft ziemlich scharf abgegrenzt weißlich oder weißgelb werden, und
Fig. 12.
Triton. 7 5
dann allmählich in das Orange der Bauchmitte übergehen. Die weiß-
lichen Seitenpartien zeigen oft, namentlich am Halse, einen sehr
ausgesprochenen Metallglanz. Über der Wurzel der Hinterbeine
hebt sich ein hellerer, senkrecht stehender Flecken fast immer 'sehr
gut ab. Die für die vorige Art so charakteristischen Kopfbinden
sind hier meist viel weniger ausgeprägt, indem sie bei dunklen Stücken
meist gar nicht sichtbar, bei helleren hingegen durch unregelmäßige
Flecken oder Marmelstreifen ersetzt oder ganz in kleine Punkte und
Schnörkeln aufgelöst erscheinen. Nur der Augenstreifen ist fast
immer vorhanden und zeigt sich namentlich in seinem Durchzuge
durch das Auge meist sogar schärfer und ausgesprochener als bei
den verwandten Arten. Am Rumpfe sind die Flecken niemals so
gleichförmig und regelmäßig verteilt, wie bei vulgaris, und während
sie bei diesem meist nicht sehr zahlreich und dabei fast immer ziem-
lich gleich groß und oft auch in deutliche Längsreihen gestellt sind,
treten sie bei falmatus in viel größerer Anzahl auf, sind immer viel
kleiner, und wenigstens am Rumpfe stets ohne alle Ordnung bunt
durcheinander gestellt, gegen den Bauch hin mitunter zu unregel-
mäßigen Längsstreifen oder Marmelflecken zusammenfließend. Nur
am Schwanze erscheinen diese Flecken gewöhnlich in eine obere
und eine untere oft zusammenfließende Längsreihe geordnet, zwischen
denen an der Wurzel oft noch der Anfang einer dritten Reihe zu be-
merken ist. Übrigens sind sämtliche Körperflecken meist nur bei
helleren Stücken gut sichtbar, während sie bei dunkleren meist viel
weniger ausgesprochen, oder selbst gar nicht wahrnehmbar sind.
Der Schwanz besitzt zwar nach unten zu auch oft eine bläuliche
Binde, doch zeigt dessen untere Schneide höchstens nur eine schwache
Spur von Orange und ist von der Wurzel bis zur Spitze breit hell,
weißlich. Überhaupt ist der ganze Schwanz bei dieser Art viel durch-
scheinender und heller als bei irgendeinem anderen Triton, so daß bei
günstiger Beleuchtung die größeren Blutgefäße als rote Streifen längs
dessen Mitte nicht selten ganz deutlich erkannt werden können. Die
meist ziemlich hellgelblichen Vorderbeine sind schwarz gefleckt und
gemarmelt, die Hinterbeine namentlich gegen die Füße zu, oft aber
auch ganz, dunkel, schwärzlich. Die Kehle und der Bauch sind fast
immer ungefleckt, und höchstens der letztere zeigt mitunter nach
den Seiten zu einzelne dunkle Flecken oder Tupfen. Die Kloaken-
wülste sind ganz schwarz oder schwarzblau.
Das Weibchen ist von dem Männchen schon durch die Körper-
form ziemlich leicht unterscheidbar. Der Leib ist bei ihm bedeutend
gestreckter, der Bauch mehr aufgetrieben, gerundeter und dicker,
die erhabenen Kanten zu Seiten des Rückens viel weniger oder auch
gar nicht ausgeprägt, der Kopf verhältnismäßig plumper und größer
als beim anderen Geschlechte. Der im ganzen viel niedrigere Schwanz
zeigt an seinen Enden nur eine sehr kurze, meist nur einen Millimeter
lange freie Spitze, die zuweilen sogar ganz fehlt, und selbst in ihrer
höchsten Ausbildung die Länge von 2 mm wohl kaum jemals über-
schreitet. Die Zehen der Hinterfüße sind vollkommen frei, ohne
Spur von häutigen Erweiterungen oder Anhängen; doch findet sich
hier an den Fußballen nach außen zu eine dem Männchen fehlende
76 Salamandridae.
warzenartige Hervorragung, welche gleichsam die Spur eines sechsten
Fingers bildet. Diese Eigentümlichkeit, verbunden mit dem Bau
des Schädels!) und der unvollkommenen Ausbildung des Rücken-
kammes bringen diese Art in einige Beziehung zu der südeuropäischen
Untergattung Eufroctus. Die Färbung ist im ganzen meist heller,
licht olivenbraun oder ockergelb, seltener schwärzlich, bald ziemlich
einfarbig, bald durch mehr oder weniger, aber stets sehr kleine schwarze
Punkte unregelmäßig gesprenkelt, der Rücken von den Seiten häufig
durch eine mitunter auch auf den Schwanz fortgesetzte wellige, oft
sehr stark gekerbte oder gebuchtete dunkle Binde mehr oder weniger
deutlich geschieden. Der Bauch, sowie auch manchmal die zwei
ersten Drittel der unteren Schwanzschneide sind hier viel lebhafter
orange als beim Männchen; dieselbe Färbung zeigt auch die Kloake,
die höchstens an den Rändern in seltenen Fällen geschwärzt ist.
Die Hinterfüße sind, namentlich an den Sohlen, hell, sämtliche Beine
in der Färbung von einander überhaupt nicht verschieden.
Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt 6 bis 9 cm. — Nach
der Laichzeit bildet sich die frei hervorragende Schwanzspitze mehr
oder weniger zurück, so daß sie dann bedeutend kürzer erscheint
oder selbst auch ganz verschwindet. Die Körperfarbe verdunkelt
sich, während die Mittellinie des Rückens namentlich beim Weibchen
oft eine ziemlich lebhaft gelbe Färbung erhält. In dieser Form sind
die Männchen meist nur an der dunklen Farbe der Kloake und der
Hinterfüße zu kennen. Das frischgefangene Tier sollnachDumeril
beim Berühren einen starken Moschusgeruch entwickeln, eine Behaup-
tung, die ich nach meinen Erfahrungen nicht bestätigen kann. Junge
Stücke sind auch hier den Weibchen ähnlicher als den Männchen,
lassen sich aber durch die soeben genannten Merkmale ihrem Ge-
schlechte nach meist ziemlich sicher bestimmen.
Trıton palmatus lebt mit Vorliebe in klarem, langsam fließenden
Wasser; stehende Wasseransammlungen werden wenn möglich ver-
mieden und scheinen ihm auch nicht besonders gut zu bekommen,
da er in letzteren immer geringere Dimensionen zeigt, als im ersteren.
In Frankreich scheint er mehr in der Ebene vorzukommen, die er bis
an die Meeresküste bewohnt, an welcher er mitunter selbst noch im
Brackwasser angetroffen wird. In Deutschland und der Schweiz
hingegen bewohnt er waldige Berge, in denen er stellenweise bis 850 m
Meereshöhe emporsteigt. Im Frühjahr kommt er ziemlich zeitig,
gewöhnlich im März oder April, in mehr südlichen und ebenen Ge-
genden oft schon anfangs Februar aus seinen Winterquartieren
heraus und begibt sich dann gleich zur Fortpflanzung ins Wasser.
Er zeichnet sich dann durch besondere Raschheit und Eleganz in
seinen Bewegungen aus, in welcher Hinsicht er vielleicht von keinem
seiner Gattungsverwandten übertroffen wird. Wenn das Männchen
ein ihm passendes oder standhaltendes Weibchen gefunden hat, so
postiert es sich demselben meist Kopf an Kopf gegenüber, beschnup-
pert es häufig und macht mit dem umgebogenen Schwanz wiederholt
I) Der Pfocessus orbitalis ist hier mit dem os tympani durch einen knöchernen
Fortsatz verbunden. Dasselbe zeigen außer Euproctus Grav. auch noch Triton vittatus
Jen. und Triton Waltli Mich.
Triton. : 77
wellenförmige oder schlängelnde Bewegungen, bis endlich der Sperma-
tophor austritt. Gleich nach der Aufnahme des Samens beginnt das
Weibchen mit der Eierablage, die etwa 3—4 Wochen lang dauert.
Die Eier werden fast immer einzeln und mit Vorliebe in Algengewirr
oder auch zwischen mit den Hinterfüßen umgebogene und dann zu-
sammengeklebte Blätter von Wasserpflanzen und dergleichen gelegt
und stets möglichst gut verborgen; sie sind etwa anderthalb Milli-
meter groß, gewöhnlich gelblich weiß, manchmal aber auch grau oder
_ braun, haben samt der sie umschließenden mehr ins eiförmige nei-
genden Gallerthülle etwas über 2 mm Durchmesser und kommen
je nach der Temperatur der Luft und des sie umschließenden Wassers
nach 2—4 Wochen zur Reife. Die Larven messen beim Verlassen
des Eies gegen 8 mm, wachsen verhältnismäßig ziemlich langsam
und erreichen bis zu ihrer vollendeten Entwicklung, die im Durch-
schnitt vier Monate dauert, ein Ausmaß von I8—30 mm; mitunter
sollen aber auch Larven bis zu 58 mm Gesamtlänge gefunden worden
sein. Die Verwandlung ist je nach der Gunst der Verhältnisse ge-
wöhnlich im Juli oder August, manchmal aber erst auch im Sep-
tember abgeschlossen. Da diese Art im Verlaufe einer Saison zweimal
in Brunst tritt, so kommt es nicht selten vor, daß an ein und derselben
Stelle Larven von sehr verschiedener Größe, ja selbst noch Eier zu-
sammen und durcheinander angetroffen werden; auch kann es ge-
schehen, daß spät ausgekommene Larven unter dem Eise über-
wintern und ihre Metamorphose erst im nächst darauf folgenden Jahre
zum Abschlusse bringen.
Die Larven sind schlank, nach vorne etwas bauchig, mit einem
schon vor der Körpermitte beginnenden, mäßig hohen Rücken-
kamm und I3 Querfurchen an den Rumpfseiten versehen; der Inter-
okularraum ist etwa von der doppelten Breite eines oberen Augen-
lides und des Internasalraumes; die breitstieligen Kiemen, deren
oberste die größte, sind lang gefranst; der höchstens körperlange
Schwanz ist ziemlich hoch, am Ende mehr oder weniger verrundet
oder auch zugespitzt; die Vorderbeine sind etwas länger als die hinte-
ren. Betreffs der Färbung sind die Larven oben hell bräunlichgelb,
dunkel bestäubt und beiderseits mit einer nach oben zu eingekerbten
und gut abgegrenzten, nach unten aber allmählich in die Leibesfarbe
übergehenden braunen Längsbinde und einem dunklen Rücken-
strich, im Leben an den Körperseiten mit einer Reihe gelblicher
Punkte und schwachen Silberflecken längs der beiden Rückenleisten
versehen. Die rötlich gelben Kiemen sind grau gesprenkelt. Mit
zunehmendem Wachstum werden die Tiere allmählich dunkler und
endlich olivenbraun. Die Unterseite ist anfangs weißlich, später
gelblich mit schwachem Metallglanz, die Kehle farblos. — In manchen
Fällen schließt die Entwicklung der meisten Larven derselben Lo-
kalität zu gleicher Zeit ab und kann man dann oft ganzen Zügen
eben das Wasser verlassender kleiner Molche begegnen. Die jungen
Tiere verbringen die erste Zeit ihres Lebens im Trockenen unter der
Erde und brauchen bis zur Erlangung der Geschlechtsreife mindestens
zwei Jahre. Die eigentliche Heimat dieser Art scheint Frankreich
zu sein, wo sie so ziemlich allerseits verbreitet sein dürfte,
78 Salamandridae.
und z. B. um Paris die häufigste Tritonart ist. Von hier aus dringt
sie nordwestlich bis nach England und das westliche Schottland,
nördlich bis Belgien vor. Im Osten tritt Jalmatus durch Luxemburg
sowie die südwestlichen und nördlichen Teile der Schweiz nach
Deutschland über, wo er in Baden und Württemberg, desgleichen in
der Rheinprovinz und in Westfalen vorkommt. Aus den Rhein-
gegenden zieht sich dann die Verbreitung nordöstlich in das Main-
und Wesergebiet hin und wird unser Molch hier im Taunus, Spessart,
im Thüringerwald und im Weserbergland, sowie im Harz gefunden,
nördlich bis Harburg bei Hamburg hinaufgehend, welches der bisher
bekannte nördlichste Fundort in Deutschland ist. Nach Süden dringt
das Tier von Frankreich aus nicht weit vor, da es wenigstens derzeit
nur aus dem Norden Spaniens und in Portugal bis Porto hinab mit
Sicherheit nachgewiesen ist!). Alle anderen Angaben über das Vor-
kommen dieser Art auf der Pyrenäischen Halbinsel dürften auf
einer Verwechslung mit Triton Boscae beruhen, die aus den anderen
Teilen des südlichen Europas hingegen auf meridionalis zu be-
ziehen sind.
Palmatus verträgt die Gefangenschaft in mit einer Insel und
nicht zu sparsamem Pflanzenwuchs ausgestatteten Aquarien sehr
gut und bedarf zu seiner Haltung keiner besonderen Pflege, er kann
mit kleinen Gliedertieren, Regenwürmern und rohem Fleisch ge-
füttert werden.
9. Triton meridionalis: Dentium palatinorum series antice subparallelae
postice modice divergentes. Caput trisulcatum pororum seriebus
distinctis. Truncus rotundato-quadratus, cutis glabra. — Long.
6—9 cm.
- Salamandra exigua Rusconi Am. d. Salam. pag. 28, tab. I (1821).
— Triton palmatus Bonap. Fauna ital. c. fig. (1839). — Triton
lobatus Bonap. Il. c.c. fig. (1839). — Triton punctatus De
Betta Mem. Ist. Ven. XI, pag. 546, tab. 25 (1864). — Triton taenia-
tus var. schreib. Progr. St..Gymn. Salzb. pag. 13 (1872). — Triton
taeniatus De Betta Fauna Ital. Rett. Anf. pag. 89 (1874). - Triton
taeniatus var. orientalis Tourneville Bull. Soc. Zool. France
IV, pag. 82 (1879). — Triton paradoxus Bedrg. Bull. Soc. Nat.
Moscou. pag. 287 (1881). —Molge vulgaris var. meridionalis
Bouleng. Catal. Batrach. grad. Coll. Brit. Mus. pag. 16 (1882). — Molge
vulgaris subsp. Kapelana Mehely Herpet. Verh. d. Meczekgeb.
u. d. Kap. Ann. Mus. nation. Hung. III, pag. 277 (1905). — Triton
vulgaris subsp. meridionalis Wolterstrf. Zool. Anz. XXIX,
No. 5 (1905).
mas. Dorsum nuptiae tempore deplanatum lateribus distincte carinatıs,
crista vertebrali supra anum non interrupta plerumque humali,
integra. Digiti postici lobati, cauda longe acuminata aut ın
fılum compressum sensim producta. — Supra et subtus maculıs
rotundatis nigrescentibus irregulariter sparsus, ventre medio
1) Die portugiesische Form, welche sich von den typischen Stücken auffallend
durch ihre geringe Größe unterscheidet, hat Wolterstorff, ohne sie bisher
näher zu beschreiben, in den Compt. rend. du. 6. Congr. intern. de Zool. Sess. de
Berne pag. 259 (1905) mit dem Namen Sequeirai bezeichnet. — In den Pyrenäen
geht palmatusnach demselben Autor bis 1800 m hinauf.
Triton. 79
aurantiaco, capite taeniis obscuris antice convergentibus 7. Caudae
pars inferior supra marginem miniaceum nigro-maculata taenia
coerulescente.
fem. Truncus subrotundatus linea vertebrali elevata, digiti postici
simplices, cauda breviter acuminata. — Supra vix maculata,
subtus punctata, capitis taenia oculari ac labiali nec non vilta
corporis laterali obscurioribus.
juv. Supra lividus, fascia laterali obscuriore.
Triton abdominalis Bibr. Bory de St. Vinc. Exped. scient. More&e
III, pag. 78, tab. XV, fig. 4, 5 (1832). — Triton exiguus Bonap.
rc. c# gr (1839);
var. a) Ut supra, sed ventre immaculato (Dalmat.).
var. b) Ut typus, sed ventre plerumque pallide flavescente et cauda
rotundato-truncata nuptiae tempore in filum compressum subito
producta, in maribus parte inferiore coerulescente et nigro-limbata.
— Long. 6—7 cm (Graecia).
Molge vulgaris subsp. meridionalis Mehely l.c. pag. 374
(1905). — Triton vulgaris subsp. graeca forma corcy-
rensis Wolterst. Wochenschr. f. Aquar. u. Terrarkunde V, pag. 23
(1908).
var. c) UÜt supra, sed ventre et nuptiae tempore cauda maris margine
inferiore plerumque laete aurantiacıs. — Long. 7—9 cm (Dalmat.,
Montenegro, Herzegov.).
Triton vulgaris subsp. graeca forma Tomasinii Wolterst.
l. c. pag. 23 (1908).
Eine lange verkannte und namentlich mit der vorigen häufig
verwechselte Art, von der sie übrigens außer der Zahnstellung schon
durch die gelappten Hinterzehen des brünstigen Männchens leicht zu
unterscheiden ist.
Der Körper ist schlank, mit schmalem, flachen, von den Seiten
mehr oder weniger scharf gesonderten Rücken. Der niedrige und
flache Kopf ist länger als breit, von den Mundwinkeln nach rückwärts
schwach halsförmig verengt und mit drei namentlich bei der Wasser-
form scharf ausgesprochenen, nach vorne konvergierenden Längs-
furchen versehen, deren mittlere vorne ziemlich tief, zwischen den
Augen hingegen ganz seicht ist und am Scheitel in einer etwa rhom-
bischen Grube endet. Oben längs der Augen sowie seitlich in der
Zügelgegend sind schon mit freiem Auge unregelmäßige Längs-
reihen genabelter Drüsenpunkte zu bemerken. Die Schnauze ist
kurz, etwa von der Länge des Auges, nach vorne ziemlich schnell
verrundet zugespitzt, die Zügelgegend kaum vertieft, die Schnauzen-
kante stumpf aber immerhin deutlich. Die Augen sind ziemlich
groß, aber wenig vorstehend, vollkommen seitlich gestellt, der
Interokularraum breiter als ein oberes Augenlid und als der Inter-
‚ nasalraum; die ziemlich großen Nasenlöcher sind rund und an das
Vorderende der Schnauzenkante gestellt. Die Mundspalte ist klein,
den Hinterwinkel der Augen kaum überragend, der Oberlippensaum
gut entwickelt, die etwa verrundet rhombische oder elliptische Zunge
mittelgroß und seitlich frei. Parotiden und Kehlfalte sind nicht
80 Salamandridae.
unterschieden. Die Beine sind schwach und ziemlich lang, die
hinteren kräftiger als die vorderen, der Schwanz beträgt etwa die
Hälfte der gesamten Körperlänge, die Haut ist glatt.
Die Oberseite kann von einem schmutzigen Hellgelb durch
alle Nuancen von Braun bis ins dunkelste Olivenfarben in mannig-
facher Weise abändern, ist nur höchst selten einfarbig, sondern fast
immer mit flecken- oder bindenartigen dunklen Zeichnungen ver-
sehen, die Bauchmitte orange oder rötlich. Die im pflanzenarmen,
namentlich mit tonigem Grunde versehenen Wasser befindlichen
Tiere sind gewöhnlich viel heller als die in dicht verwachsenen Tüm-
peln und Gräben lebenden. Die untere Schwanzschneide ist stets
heller als der Muskelteil desselben.
Das Männchen ist zur Brunstzeit am Rücken verflacht und
längs der Seiten dieser dorsalen Abplattung mit je einer scharf ab-
gehobenen mehr oder
weniger hohen drüsi-
gen Längsleiste ver-
sehen. Desgleichen be-
sitzt dasselbe in der
Vertebrallinie eine im
Nacken beginnende
Leiste, die sich nur
sehr allmählich zu
einem häutigen, am
Rücken meist noch
sehr niedrigen, nur
höchst ausnahmsweise
hohen, Kamm ent-
wickelt, der über den
Hinterbeinen am steil-
sten ist und ohne
Unterbrechung in den
beiderseits ziemlich
r = gleich hohen Schwanz-
te saum übergeht. Dieser
Kamm ist fast immer
Fig. 13. vollkommen ganzran-
Triton meridionalis Boulg. S. a Rumpfquerschnitt, dig, oder höchstens
b Typus, ce Schwanzende der graeca Form. oben manchmal mit
schwachen Spuren
einer welligen Ausbuchtung versehen. Das Schwanzende ist bei
der typischen Form entweder einfach lang zugespitzt, oder auch,
aber nur sehr allmählich, in einen mehr oder weniger langen, zu-
sammengedrückten und beiderseits gesäumten Faden ausgezogen.
Die Vorderbeine sind auffallend lang und dünn, an der Wurzel der
ersten und letzten Zehe aller vier Füße steht ein sehr deutlicher
Höcker und ragt namentlich der innere von der Seite gesehen fast
spornartig vor, so daß er einigermaßen an die analoge Bildung von
Triton Rusconi erinnert. Auch sind in diesem Geschlechte die Hinter-
zehen zur Brunstzeit stets und häufig sehr breit gelappt, deren Haut-
Triton. 81
säume im letzteren Falle nicht selten übereinander gestülpt und oft
selbst die nagelartig vorstehenden Zehenspitzen überragend, ja mit-
unter zieht sich die Schwimmhaut der Außenzehe als allmählich
niedriger werdender Hautsaum sogar über die Schienen bis zu den
Knien hinauf. — Der Kopf zeigt in der Regel sieben schwarze, nach
vorne konvergierende Längsbinden, von denen eine über die Mitte
desselben, eine jederseits längs der Augen, eine beiderseits durch
dieselben gegen die Wurzel der Vorderbeine zu und endlich eine
jederseits auf der Oberlippe hinziehen. Der Körper ist mit nicht sehr
großen aber meist ziemlich zahlreichen rundlichen schwarzen Flecken
besetzt, die sich auch noch mindestens längs der Oberseite des Schwanz-
körpers hinziehen; dieselben sind meistens ziemlich unregelmäßig
verteilt und nur längs der Seitenkanten und gegen den Bauch zu
öfters gereiht. Der zwischen den Längskanten gelegene Teil des
Rückens zeigt gewöhnlich keine oder nur spärliche Makeln, dagegen
besitzt die Mittelfirste eine Reihe schwarzer Flecken, die gegen den
Schwanz zu höher, aber allmählich undeutlicher werden. Eine ähn-
liche Reihe größerer, aber entfernter stehender senkrechter Flecke
zeigt auch der untere Flossensaum des Schwanzes und eine dritte
: Reihe kleinerer, mehr genäherter und runder Makeln zieht am Ober-
rande des Schwanzkörpers hin. Im Nacken findet sich bei lebenden
Tieren häufig ein kurzer, mennigroter Medianstrich und über der
Einlenkung der Hinterbeine ein schmaler weißlicher Vertikalfleck.
Die stark kugelig angeschwollene Kloake ist in der Hinterhälfte
geschwärzt, was teilweise auch bei den Fußsohlen und Zehen der
Fall ist. Der untere Saum der Schwanzflosse zeigt fast immer,
wenigstens an der Basis, eine lebhaft rote Schneide und über derselben
einen bald mehr, bald weniger ausgesprochenen milchweißen oder
hellblauen Längsstreif; der eventuelle Endfaden ist mit dem Schwanz-
körper übereinstimmend gefärbt.
Bei dem mehr plumpen und gedrungenen Weibchen ist der
Rücken viel weniger verflacht, von den Rumpfseiten nicht scharf
gesondert, mit ganz schwachen oder auch gar nicht ausgesprochenen
Lateralkanten, so daß er in zwar deutlichem, aber verrundet stumpfen
Winkel in die Körperseiten übergeht. Über die Vertebralgegend
zieht sich eine I—2 mm hohe deutlich vortretende Leiste hin, die
nach hinten etwas ansteigend unmittelbar in den niedrigen oberen
Schwanzflossensaum übergeht. Die Beine sind kürzer und stämmiger,
die Höcker auf Hand- und Fußballen schwächer, oft. kaum merkbar,
die Säume der Zehen schmal und nur am Außenrande der fünften
Zehe stärker und auch auf die Fußwurzel fortgesetzt. Der Schwanz
ist einfach zugespitzt und meistens etwas kürzer als Kopf und Rumpf
zusammengenommen. — Die Färbung ist im ganzen ziemlich ein-
tönig, gewöhnlich heller als bei den Männchen; die für letztere so
charakteristischen schwarzen Makeln fehlen ganz oder sind kaum
angedeutet, und meistens nur am Schwanze als aus kleinen Punkten
bestehende Längsreihen bemerkbar; dagegen ist an den Rumpfseiten
eine dunkle, etwas wellige oder nach außen zackige Längsbinde sehr
häufig vorhanden. Der bei dem andern Geschlechte meist sehr
deutliche helle Strichfleck über den Hinterbeinen fehlt in der Regel
Schreiber, Herpetologia europaea. 6
82 Salamandridae.
ganz oder tritt nur wenig hervor; dasselbe ist gewöhnlich auch mit
der roten Nackenlinie der Fall, obwohl man mitunter auch Weibchen
antrifft, bei welchen dieselbe über den ganzen Rücken hinzieht.
Von den beim Männchen vorhandenen sieben Kopfbinden sind nur
die durch das Auge und über die Oberlippe hinziehenden erhalten;
zwischen beiden zeigt sich in der Schläfengegend ein helleres Band.
Der wenigstens bei. küstenländischen Stücken nach oben zu mehr
oder weniger silber-, ja selbst goldglänzende Bauch ist nur ausnahms-
weise ungefleckt, sondern in der Regel durch ganz kleine schwarze
Punkte gesprenkt, die auf der Kehle noch kleiner werden oder auch
vollkommen fehlen. Die am Rande strahlig gefurchte Kloake und
die Zehen sind nicht geschwärzt, die Bauchmitte und die untere
Schwanzschneide orangefarben.
Am Lande werden die Tiere dunkler und treten infolgedessen
die schwarzen Flecken und Bindenzeichnungen weniger hervor,
so daß sich dann beide Geschlechter in der Tracht ziemlich gleichen;
die Jungen sind ähnlich wie die Weibchen gefärbt, die Größe beträgt
7—9 cm.
Diese hier beschriebene Form kommt vom Südrande der Alpen
an einerseits durch ganz Ober- und Mittelitalien bis etwa zum 42.
Breitegrad, anderseits vom Tarnowanerwalde und Wippachtale in
Unterkrain durch das ganze österreichische Küstenland bis nach
Kroatien hinein vor. In Italien ist sie auf der adriatischen Seite
weit häufiger als auf der mediterranen, im Küstenlande steigt sie
bis gegen I000 m Meereshöhe empor. Obwohl hier ziemlich allgemein
verbreitet, trifft man diesen Molch in den Karstgebieten des genannten
Landes, wohl wegen des hier herrschendenWassermangels, im ganzen
nur sehr selten an, da man daselbst oft tagelang reisen kann, ohne
auf eine natürliche Wasseransammlung zu stoßen. Um den Haus-
tieren in diesen Gegenden das zur Tränke unentbehrliche Wasser
zu verschaffen, werden von den Landleuten einzelne der hier häufig
vorkommenden kesselförmigen Vertiefungen, die sog. Dolinen, mit
Lehmerde ausgeschlagen und als Sammelbecken für das Regenwasser
hergerichtet. In diesen Tümpeln, von den Einheimischen Kau’s (Kal)
genannt, findet man ab und zu eine spärliche Amphibienfauna und
darunter auch unsere Tritonen, obwohl auch nicht allerorten, da
viele dieser Wasserbehälter bei lange anhaltender Dürre und großer
Hitze austrocknen und deshalb auch nur selten mit Wasserpflanzen
bestanden sind, daher von den Molchen oft nur zu vorübergehendem
Aufenthalte gewählt werden, abgesehen davon, daß sie ihnen zur
Eierablage meist keine Gelegenheit bieten, daher sie bei länger
dauerndem Regen wohl weiter ziehen um geeignetere Wohn- und
Laichplätze zu suchen.
Eine zweite, bisher nur im südlichen Dalmatien, in Montenegro
und der Herzegowina sowie auf Korfu und Santa Maura gefundene
Form ward von Wolterstorff als subsp. graea beschrieben.
Dieselbe zeigt im allgemeinen die Körperbildung und Färbung der
Stammform, unterscheidet sich aber von derselben wesentlich durch
die Bildung des Schwanzes; derselbe ist nämlich am Ende plötzlich
verrundet abgestutzt und zur Brunstzeit beim Männchen in einen
Triton. 83
4-5, beim Weibchen dagegen nur gegen 2 mm langen, deutlich
abgesetzten Fadenfortsatz ausgezogen. Hiervon werden wieder
zwei Rassen unterschieden, von denen die größere, am Festlande
vorkommende, in der Regel am Bauche und auf der Unterschneide
des Schwanzes unter dem bläulichen Längsbande intensiv orangerot
ist und von Wolterstorff als forma Tomasinii bezeichnet
ward, während die kleinere, bisher nur von den griechischen Inseln
Korfu und Santa’ Maura bekannte Varietät, die forma corcyrensis
Wolterst., unterseits meist ganz blaß rötlich oder fast weißlich ist
und der Unterrand der Schwanzflosse unter dem bläulichen Silber-
bande gewöhnlich nur Spuren von orangegelb, dagegen aber einen
schwarzen Saum zeigt.
Auf Santa Maura sollen nach Werner die Weibchen viel
häufiger als die Männchen sein, was übrigens auch mit dem Zeitpunkt,
in welchem die betreffenden Tiere gesammelt wurden, zusammen-
hängen mag, da nach meinen Erfahrungen gerade bei dieser Art
das Erscheinen der beiden Geschlechter nicht selten um 2—3 Wochen
auseinander liegt.
Meridionalis lebt mit Vorliebe in frei gelegenen, der Sonne aus-
gesetzten und mit reichlichem Pflanzenwuchs bestandenen Tümpeln
und Wassergräben; das fließende Wasser und den Wald scheint er
zu meiden. Unter allen unseren Molchen ist der in Rede stehende
die im Frühjahre zuerst hervorkommende Art, und werden die Tiere
oft schon in der ersten Hälfte des Februar in noch teilweise mit Eis
bedeckten Gewässern in Menge angetroffen. Die Männchen erscheinen
in der Regel früher als die Weibchen und überwiegen an Anzahl die
letzteren um das Doppelte. Bei nur einigermaßen günstiger Witterung
treten sie sofort in Brunst, die übrigens bis in den April hinein dauert.
Das Männchen zeichnet sich zu der Zeit durch besondere Lebhaftig-
keit aus, fährt mit wedelndem Schwanze und gebogenem Rücken
um das Weibchen herum, stößt ab und zu blitzschnell auf dasselbe los,
beriecht es am ganzen Körper oder reibt es mit der Schnauzenspitze.
Der Kloakenwulst ist dann weit geöffnet, dessen Lippen breit aus-
einanderstehend und der dieselbe säumende borstenartige Papillen-
kranz deutlich abstehend.
Die Eier werden in gewöhnlicher Weise an und zwischen Wasser-
pflanzen gelegt. Die in der Regel im Mai auskriechenden Larven
sind hell braungelb, mit großen, schwarzen, vorne metallisch braun
oder silberglänzenden Augen, deren Längsdurchmesser etwa der
Breite des Interokularraumes entspricht; dieselben sind schief nach
rückwärts gestellt und haben, da sie nach innen konvex sind, eine
mehr halbmondförmige Gestalt. Die erweiterten Kopfseiten hinter
den Augen, die kurzen senkrecht oder fast nach vorne abstehenden
Kiemen sowie die äußerst dünnen Vorderbeine sind nahezu farblos.
Unter der Lupe zeigen sich Körper und Schwanzflossen mit äußerst
- feinen schwarzen Atomen bestreut. Die etwa zwischen den Kiemen
beginnende Rückenflosse wird nach rückwärts höher als der Körper
und läuft am Schwanze allmählich in eine sehr feine aber nicht ab-
gesetzte Spitze aus. Die anfangs noch kleinen Kiemen werden
bald groß und abstehend, deren innerster Ast ist der längste, der
6*
g 4 Salamandridae.
äußerste der kürzeste, fast nur ein Drittel so lang wie ersterer; die
Kiemen sind dann wie der Körper gefärbt, jedoch ohne schwarze
Atome, welche nach und nach anderwärts immer deutlicher werden,
während zugleich auch die Hinterbeine hervortreten; doch ist das
Tier auch zu dieser Zeit noch so durchsichtig, daß man nicht nur
das Pulsieren des Herzens und den Darmkanal, ja in letzterem selbst
die Zahl und Form der verspeisten Mückenlarven durch die Leibes-
wände ganz deutlich unterscheiden kann. Später fangen dann an
die Kiemen und der Hals ins Rötliche zu ziehen, desgleichen werden
auch die Rumpfseiten mehr bräunlich rot und die daselbst gestandenen
schwarzen Sprenkeln verlieren sich und verdichten sich längs der
Flossen zu größeren, undeutlich gereihten Punkten. Wenn die Larve
etwa drei Viertel ihrer Größe erreicht hat, werden die dann hoch
aufstehenden Kiemen schön blutrot, und der immer mehr braungelb
werdende Körper ist allenthalben mit kleinen schwarzen Punkten
gesprenkelt, die durch das Auge schon eine deutliche Binde und zu
seiten der Flossen besonders am Schwanze Längsreihen bilden.
Wenn dann die Kiemen allmählich eingehen und nur mehr die Haupt-
stummel kaum zur Hälfte mit wenigen kurzen Fransen besetzt sind,
ziehen sich auch die bisher zerstreuten schwarzen Punkte immer mehr
zu größeren Flecken und namentlich zu einem zerfressenen Lateral-
streifen zusammen, der bis zur sehr scharfen Schwanzspitze hinläuft.
Hat die Larve etwa die Länge von 30 mm erreicht, so ist ihre Ver-
wandlung abgeschlossen und der junge Molch verläßt das Wasser,
in dessen Nähe er sich dann unter Steinen, Algenlagen und Schilf-
genist verkriecht.
Neotenische Stücke sind mir nicht bekannt, im Gegenteil gingen
mir alle Jungen, denen nach abgeschlossener Metamorphose die
Möglichkeit ans Land zu gehen entzogen ward, im Wasser sofort ein.
Auch die erwachsenen Tiere verlassen nach Vollendung des Fort-
pflanzungsgeschäfts ausnahmslos das Wasser.
Die geographische Verbreitung ist, wie schon erwähnt, nach den
zwei Hauptformen verschieden. Die graeca-Rasse kommt in der
Herzegowina namentlich um Bilek und Avtovac, in Dalmatien um
Teodo und Castelnuovo vor, und zwar vom Meeresufer an bis über
1000 m Höhe hinauf stellenweise sehr häufig. Abweichend von der
Stammform lebt dieselbe nach ihrem Entdecker Tomasini da-
selbst in Quelltümpeln und den davon abfließenden Rinnsalen, also
auch in kalten und mitunter sehr rasch fließenden Gewässern, in
denen sich die Molche nicht nur stromabwärts, sondern auch strom-
aufwärts mit fischartiger Gewandtheit und Schnelligkeit bewegen.
Wo das Wasser ab und zu tiefere Tümpel und ruhigere Buchten
bildet, halten sich die Tiere längere. Zeit auf, wohl um daselbst dem
Fortpflanzungsgeschäft zu obliegen. Merkwürdig ist noch der Um-
stand, daß im Sumpfe von Bokanjacko blato bei Zara, etwa 50 m
über dem Meere, junge, jedenfalls im Vorjahre ausgekommene Tiere
im Frühjahre sehr häufig, später aber daselbst nicht mehr zu finden
sind. Gegen Kälte sind sie wenig empfindlich, da sie in den Tief-
lagen keinen Winterschlaf halten und überhaupt nur vom November
bis März im Wasser, ja nicht selten sogar unter dem Eise lebhaft
Triton. . 8 5
herumschwimmend gesehen werden; in der Ebene sind sie auch in
Drainagegräben häufig und um Bilek kommen sie nach Veith den
ganzen Sommer hindurch im Wasser vor. — Nach dem Gesagten
ist es daher sehr wahrscheinlich, daß diese Form in Dalmatien und
der Herzegowina in allen westbalkanischen mediterranen Sümpfen
zu Hause ist.
Die Gefangenschaft verträgt diese Art selbst unter den be-
scheidensten Verhältnissen sehr gut und hält dieselbe bei nur einiger
Pflege leicht jahrelang in Aquarien aus. Reichlicher Pflanzenwuchs
ist zu ihrem Wohlbefinden unbedingt nötig. Die Fütterung macht
keine Sorge, indem die Tiere außer rohem Fleisch auch alles, was
sie überhaupt bewältigen können, selbst harte Käfer, wie beispiels-
weise Gyrinen, verschlingen, letztere allerdings nur wenn sie tot im
Wasser liegen, da sie den lebenden wohl eifrig nachstellen, ihrer aber
wegen deren Schnelligkeit nicht habhaft werden können; ja, als ich
in einem von Goldfischen und meridionalis gemeinsam be-
wohnten Behälter erstere mit Brotkrumen fütterte, kam es wiederholt
vor, daß auch einzelne Molche auf diese losgingen und sie auffraßen.
10. Triton vulgaris: Dentium palatinorum series postice modice diver-
gentes. Caput supra trisulcatum pororum seriebus valde distinctis,
bruncus rotundatus. Cauda sensim deuminata. Cutis glabra. —
Long. 6,3—7,5 cm.
Lacerta vulgaris Linne Syst. nat. pag. 206. 25 (1758). — La-
certa aquatica Linne Syst. nat. pag. 370 (1766). — Lacerta
palustris Linnel.c. pag. 370. part. (1766). — Triton palustris
Laur. Synopr. reptil. pag. 39, 145 (1768). — Triton parisinus
Laur. 1. c. pag. 40. 45 (1768). — Gekko triedrus Meyer Synopr.
reptil. pag. 24, 6 (1795). — Salamandra taeniata Schneid. hist.
amphib. I, pag. 58, 3 (1799. — Salamandra palustris Schneid.
l. c. pag. 60, 4 (1799). — Salamandra abdominalis Latr. Salam.
de France pag. 29 u. 50, tab. V, fig. 4 (1800). — Salamandra punc-
tata Latr.1.c. pag. 53 tab. VI, fig. 6 (1800). — Lacerta triton
Retz. Fauna suec. I, pag. 288 (1800). — Lacerta maculata Shaw
Gener. zool. III, pag. 304, tab. 83 (1802). — Salamandra elegans
Daud. hist. nat. rept. VIII, pag. 255 (1803). —Molge cinerea Merr.
Syst. amphib. pag. 185, 3 (1820). — Molge punctata Merr.l.c. pag.
186, 4 (1820). — Lacerta taeniata Wolf in Sturm’s Fauna III,
tab. a, b. c (1828). — Molge taeniata Gravenh. Delic. mus. zool.
Vratisl. I, pag. 76, ı, tab. XI, fig. I1—5, tab. XII, fig. ı (1829). — Sala-
mandra Lacepedii Andrzejowsky Mem. soc. imp. nat. Moscou,
II, pag. 345, 4 (1832). — Triton nycthemerus Bonap. Iconogr.
fauna ital. tab. fig. 5 (1832). — Triton agquaticus Flem. Brit.
anim. pag. 158. 7 (1838). — Triton vulgaris Flem.l.c. pag. 158, 8
(1838). — Lissotriton punctatus Bell. Brit. reptil. pag. 132,
c. fig. (1839). — Triton lobatus Tschudi Classificat. Batrach.
pag. 95 (1839). — Triton palmatus Schinz Europ. Fauna II, pag. 61
(1840). — Lophinus punctatus Gray Catal. of amph. pag. 27. I
(1850). — Triton punctatus Dug. Rech. zool. Urod. France. Ann.
Sc. nat. 3. ser, Zool. 1X VII, pag. 257, 269 tab. I, fig.‘ 25, 26 (r852). —
Triton laevis Higginbottom Brit. Trit. Ann. Mag. Nat. Hist. XII,
pag. 369, tab. XVI, fig. 6, 7 (1853). — Pyronicia punctata Gray
Proc. Zool. Sec. Lond. pag. 187 (1858). - Triton taeniatus Leydig
Molche d. Württemb. Fauna pag. 50 tab. IV, fig. ı, 3, 5, 7. tab.V, fig. 13, 14
(1867). — Molge vulgaris Bouleng. Catal. Batrach. grad. pag. 14
(1882).
86 Salamandridae.
mas. Olivaceus vel brunneus, maculis rotundis nigris undique sparsus ;
capite taeniıs nıgris antice convergentibus notato ; crista dorsali
crenulata et valde elevata a cervicibus usque ad caudae apicem
non interrupta ; digitis posticis lobatis.
fem. Levida vel grisescens, dorso ad latera fasciis undulatis notato ;
corporis maculis capitisque taeniis paullum conspicuis ; crista
dorsali obsoleta ; digitis posticis simplicibus.
juv. Cervino fuscus, subtus flavescens, in medio aurantiacus, Punctis
nıgris varıs adspersus. Cauda corpore breviori ad basin tereti
apice subcompressa, acie inferiore miniata.
Salamandra exigua Laur. Synops. reptil. pag. 4I, 58, tab. III,
fig. 4 (1768). — Lacerta Salamandra z Gmel. Linn. syst. nat. I,
pag. 1067 (1790).
var. Ut typus, sed Q fascia laterali destituta, supra maculis parvis
dense sparsa, ventre in medio praecipue submaculato.
Triton vulgaris var. Kammereri wWolterst. Ub. neue Tri-
tonenform. Österr. Zoolog. Anzeig. XXXI, No. 23 (1907).
Der Körper ist im allgemeinen ziemlich schlank und verrundet,
höchstens bei schlecht genährten Exemplaren manchmal zu Seiten
des Rückens mit stumpfer Längskante. Der Kopf ist mehr schmal,
FÜR
\ j
Fig. 14.
Triton vulgaris Linne. a.Rumpfquerschnitt, 5 Hinterfuß des brünstigen (I.
froschartig, etwas länger als breit, mit kurzer, verrundet zugespitzter
Schnauze, etwa in der Augengegend am breitesten, von da nach rück-
wärts kaum merkbar verengt, oberseits mit 3 nach vorne konver-
gierenden Längsfurchen, die aber während des Wasseraufenthaltes
und bei wohlgenährten Stücken häufig mehr oder weniger verwischt
sind, was namentlich oft bei der mittleren der Fall ist. In der kaum
vertieften Zügelgegend sowie oberseits über der ziemlich deutlichen
Schnauzenkante und längs der Augenlider sind unregelmäßige Reihen
größerer Poren zu bemerken. Die wenig vorstehenden Augen sind
Triton. 87
ziemlich groß und seitlich gestellt, der Interokularraum etwa doppelt
so breit wie die schmalen oberen Augenlider und auch viel breiter
als der Internasalraum. Die Mundspalte ist klein, unter dem hinteren
Augenwinkel endend, Parotiden kaum bemerkbar, die Kehlfalte fehlt.
Die Zunge ist ziemlich klein, dick und gewölbt, im Leben von rund-
licher Gestalt, bei Weingeistexemplaren durch Einschrumpfung oft
mehr rhombisch, ihr Hinterteil in einen mehr oder weniger deutlichen
stielartigen Anhang fortgesetzt, der in eine vom Boden der Mund-
höhle abgehobene, scheidenartige Hautfalte hineinreicht. Die Gaumen-
zähne stehen in zwei nach rückwärts nur mäßig auseinandertretenden
Reihen, die zusammen etwa die Figur eines umgekehrten V bilden.
Zwischen Kopf und Rumpf ist eine deutliche, halsartige Einschnürung
zu bemerken. Der Rumpf ist bei wohlgenährten Exemplaren voll-
kommen verrundet und zeigt höchstens nach längerem Fasten, bei-
spielsweise wenn die Tiere eben ihre Winterquartiere verlassen haben,
jederseits des Rückens eine mehr oder weniger deutliche Längskante,
die aber nur verrundet stumpfwinklig und niemals als hervorragende
Leiste scharf abgehoben ist. Der etwa körperlange Schwanz ist nach
rückwärts sehr allmählich in eine feine, oft lange Spitze ausgezogen,
die jedoch von seinem Ende niemals scharf abgesetzt ist, wie bei
palmatus. Die Haut ist meist ganz glatt.
Die Färbung ist im allgemeinen oben mehr oder weniger braun
oder olivengrün, bald mehr ins Gelbe, bald mehr ins Graue oder
selbst ins Schwärzliche geneigt, die Seiten des Körpers nach unten
weißgelb, nicht selten schwach silberglänzend, der Bauch in der
Mitte fast immer, und oft sehr intensiv orange; nur selten erscheint
die Unterseite weiß, wo sie dann in der Regel mit einem zarten Silber-
glanz übergossen ist. Die Grundfarbe ist entweder durch schwarze,
meist rundliche Flecken, oder durch längs der Rückenseiten hin-
ziehende dunklere Wellenstreifen unterbrochen; der Kopf zeigt fast
immer schwärzliche Längsbinden, wovon wenigstens eine durch das
Auge ziehende sehr beständig ist. Die Iris ist goldfarben. Übrigens
ist die Färbung der Tiere nach Geschlecht und Alter, sowie nach
Jahreszeit und Aufenthalt ungemein verschieden, und während ältere
Männchen, und namentlich solche, die in der Brunst sind oder in
größeren Gewässern leben, meist ein sehr gesättigtes Olivengrün
zeigen, sind Exemplare, die in seichten Pfützen wohnen oder ge-
fangen in kleineren Gefäßen gehalten werden, gewöhnlich hellgelblich
oder bräunlich gefärbt. Ja Stücke, die längere Zeit unter Steinen
verborgen waren, erscheinen oft nahezu ganz farblos oder nur mit
einem schwachen grauen Anflug. Die bräunliche Färbung ist be-
sonders bei Weibchen und ein- bis zweijährigen Jungen vorherrschend
und oft bis ins Rötliche oder Zimmtfarbige gesteigert, aber stets
von der eigentümlich gewässerten dunklen Rückenzeichnung begleitet,
die für das weibliche Geschlecht dieser Art bezeichnend ist.
Im Frühjahre besitzt das erwachsene Männchen einen schon im
Nacken beginnenden Kamm, der sich bei der Stammform zur Brunst-
zeit zu einer sehr hohen, am freien Rande mit hervorstehenden runden
Kerbzähnen versehenen Flatterhaut entwickelt, von vorn nach rück-
wärts allmählich an Höhe zunimmt, hinter dem Rumpfende seine
38 Salamandridae.
größte Ausbildung, etwa die halbe Rumpfhöhe, erreicht, und ohne
Unterbrechung auf den Schwanz fortsetzt, der dadurch eine um so
breitere Lanzettform erhält, als auch seine Unterseite mit einem
seicht gewellten Hautsaume versehen ist. Die Hinterzehen sind dann
mit deutlichen Hautlappen umgeben, so daß hierdurch die Füße
einige Ähnlichkeit mit der Fußbildung gewisser Vögel, namentlich
der Steißfüße (Podiceps), erhalten. Doch sind diese Hautsäume
nur an der Außenseite der Zehen wohl entwickelt, während sie nach
innen zu viel weniger ausgebildet erscheinen. Zu dieser Periode
sind die Zehen dieser Art noch dadurch ausgezeichnet, daß sich an
der Spitze derselben höchst eigentümliche Bildungen erzeugen, welche
aus Büscheln feiner, blasiger Borsten bestehen!). Der Körper zeigt
oben, und fast immer auch unten bald mehr bald weniger runde,
am Rumpfe meist ziemlich große, am Schwanze aber allmählich
kleiner werdende schwärzliche Flecken, die entweder alle ziemlich
gleichgroß und oft in Längsreihen geordnet, manchmal aber auch
von verschiedener Größe und ganz unregelmäßig gestellt sind. In
den meisten Fällen sind diese Flecken voneinander vollkommen ge-
trennt, und nur sehr ausnahmsweise fließen sie, namentlich gegen
den Bauch zu, in mehr oder weniger unterbrochene Längsstreifen
zusammen. Die Kerbzähne des mit dem Körper gleichfarbigen
Flossensaumes sind fast immer geschwärzt. Bei Weingeistexemplaren
treten, wegen der im Alkohol stark verbleichenden Grundfarbe,
diese Flecken stets viel schärfer hervor, als im Leben. Die Mitte
des Unterleibes ist bald mehr, bald minder lebhaft orange, welche
Farbe längs der kugelig aufgetriebenen, an den Lippen nach hinten
zu mit fast borstenartig vorspringenden langen Papillen besetzten,
mehr oder weniger schwarzen Kloake auf den Schwanz übergeht
und dessen untere Schneide in größerer oder geringerer Erstreckung,
doch nie bis zur Spitze, färbt. Unmittelbar darüber befindet sich zur
Brunstzeit ein bläulicher Streifen, der nach oben zu in eine breite,
weißliche, fast silber- oder perlmutterglänzende Binde übergeht,
welche die ganze Mitte des Schwanzes durchzieht. Letztere Binde
ist entweder ganz, oder auch durch dazwischenliegende schwärzliche
Flecken stellenweise unterbrochen. Auch zeigt der untere Hautsaum
des Schwanzes fast immer eine schwarze Fleckenreihe, was gewöhn-
lich auch mit dem Rückenkamm an der Spitze der Kerben der Fall
ist. Der Kopf zeigt in der Regel fünf übrigens ziemlich veränderliche
dunkle Längsbinden, die an der Schnauzenspitze entspringend in
divergierender Richtung nach rückwärts ziehen, und wovon die.
mittlere öfters fehlt, während die beiden äußersten, die durch das
Auge ziehen, am beständigsten sind und oft noch auf die Halsseiten
fortsetzen. Desgleichen sind die Kieferränder fast immer und meist
sehr scharf schwarz gesäumt oder gefleckt, welche Farbe in der
Regel auch die Schwimmlappen und Spitzen der Hinterzehen zeigen.
1) Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß es diese Gebilde sind, welche
Schneider veranlaßten, in seiner sonst ganz guten Beschreibung des Triton tae-
niatus (Hist. amphib. I, pag. 58, 3) dieser Art den Besitz von Nägeln zuzuschreiben. —
Diese Bildungen finden sich auch bei Triton palmatus Schneid. und alpestris
Laur.
Triton. 89
— Nach der Laichzeit verläßt das Männchen das Wasser, der Kamm
bildet sich zurück und die Fußlappen verschwinden. Der ganze
Körper wird dann mehr mager und kantig, die Farbe heller oder
dunkler braun, die Haut zieht sich zusammen und läßt dann nament-
lich an den Leibesseiten zahlreiche kleine Wärzchen deutlich hervor-
treten; der Schwanz wird dann fast rund, der blaue Seitenstreifen
erscheint gesättigter, das Orange seiner Unterschneide steigert sich
fast zum Rot, während das der Bauchmitte verblaßt.
Das in der Regel etwas größere Weibchen ist viel weniger schlank,
mit mehr dickem, aufgetriebenen Bauche. Über der Rückenmitte
findet sich statt des Kammes eine feine, erhabene Leiste. Der Schwanz
ist zwar seitlich auch noch stark zusammengedrückt, doch gegen die
Basis hin ziemlich deutlich gerundet, und erscheint wegen des nur
sehr wenig entwickelten Flossensaumes viel niedriger und daher
verhältnismäßig länger als im männlichen Geschlechte. Die Hinter-
zehen zeigen keine Spur von Hautlappen. Die Färbung ist in der
Regel viel heller, gewöhnlich licht olivengrün oder bräunlich, oft auch
ins Gelbe oder Graue ziehend, nach den Seiten zu weißgelb und
oft goldglänzend. Fast immer verlaufen längs der Seiten der öfters
helleren Rückenmitte zwei wellige, oder nach außen gezackte, dunklere
Längsbinden, die meist auch auf den Schwanz fortsetzen. Das meist
nicht sehr intensive Orange der Unterseite ist gewöhnlich schmäler,
an der Kloake unterbrochen, diese selbst am Rande strahlig gerunzelt,
von heller, oder am Umfange schwärzlicher Färbung. Die beim
Männchen so bezeichnenden schwarzen Flecken fehlen meist ganz,
sind aber oft durch zahlreiche, kleine, dicht gestellte Punkte ersetzt,
welche der ganzen Oberseite ein gesprenkeltes Aussehen verleihen,
am Bauche jedoch in der Regel nur sehr zerstreut stehen, ja hier
mitunter selbst ganz fehlen. In seltenen Fällen kommt es vor, daß
die Punkte der Oberseite zu zackigen Binden und Schnörkeln zu-
sammenfließen. Die Kopfbinden sind meist nur angedeutet oder
auch ganz fehlend, nur die durch das Auge ziehende gewöhnlich
ziemlich deutlich, die Kehle häufig mit sehr feinen, schwärzlichen
Punkten gesprenkelt.
Bei der in den österreichischen Alpen am Semmering in etwa
850 m Meereshöhe vorkommenden Varietät Kammereri Wolterst.
ist das Weibchen oberseits durchwegs mit kleinen, dicht aneinander-
gedrängten Punkten besetzt, ohne Spur der gewöhnlichen Seiten-
binde; die Unterseite ist scharf abgegrenzt orangefarben und meist
nur längs der Mittellinie des Bauches ganz matt und schwach ge-
fleckt. — Die von Kolombatovic (Glasn. Hrv. Narsv. drusta
XIX, 1907) beschriebenen subsp. dalmatica und intermedia scheinen
mir von der Hauptform im ganzen doch zu wenig abweichend und
dürften kaum als ständige Varietäten, geschweige denn als Unter-
arten aufzufassen sein.
Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt etwa 8 cm.
In der Jugend unterscheiden sich die beiden Geschlechter nur
wenig. Die ganze Oberseite ist in diesem Alter ocker- oder rötlich-
gelb, zu beiden Seiten des Rückens mit meist ziemlich deutlicher,
dunkler Wellenlinie. Die Kopfbinden sind bald mehr, bald weniger
90 Salamandridae.
kenntlich, die Oberseite des Männchens hie und da mit zerstreuten
dunklen Flecken oder Punkten. Der Bauch ist gelblich oder rost-
farben, in der Mitte häufig lebhaft orange und fast immer mit kleinen
dunklen Punkten bald dichter, bald sparsamer gesprenkelt. Der
Rücken zeigt eine kaum merkbare, längliche Hauterhebung und der
dem Körper an Länge nachstehende Schwanz ist in beiden Ge-
schlechtern mit kleinen dunklen Punkten und Linien gezeichnet,
an der Wurzel gerundet, weiter nach hinten jedoch seitlich zu-
sammengedrückt, bei dem etwas helleren Weibchen an der
Unterschneide leicht gezähnelt, seine Oberseite stumpfer als beim
Männchen.
Triton vulgaris lebt, meist in Gesellschaft von cristatus, zur Zeit
der Fortpflanzung in sehr langsam fließenden, weit häufiger und
viel lieber aber noch in stehenden Gewässern, daher er vorzugsweise
in Sümpfen, Tümpeln, Teichen und Wassergräben meist in großer
Zahl beisammen angetroffen wird. Er ist sowohl in der Ebene, als
auch im Gebirge zu Hause, zieht aber die erstere dem letzteren ent-
schieden vor und geht hier wohl selten höher als 800 m hinauf. In
Gebaren und Lebensweise stimmt er in allen Stücken mit der vorigen
Art, die er in Nord- und Mitteleuropa ersetzt, überein.
Die schlanken Larven haben einen ziemlich deutlich abgesetzten
Kopf mit langgestielten und langgefransten Kiemen. Der gegen
den Bauch zu etwas aufgedunsene Rumpf ist mit 13—ı4 Querfurchen
versehen. Von den anfangs langen und dünnen, später aber mehr
stämmig werdenden Beinen sind die hinteren kürzer und kräftiger
als die vorderen. Der Schwanz übersteigt gewöhnlich die Hälfte
der gesamten Körperlänge und ist am Ende scharf und meist ziem-
lich lang zugespitzt. Der schon im Nacken beginnende Flossensaum
ist hoch, oben gewellt, unten ganzrandig. Jüngere Larven sind oben
hell gelblichbraun mit zahlreichen dunklen sternförmigen Atomen
bepudert. Durch Fehlen der letzteren entsteht an den Rumpfseiten
je eine Längsreihe lichterer, gelber Flecken, welche, über den Hinter-
beinen etwas hinaufbiegend auch auf den Schwanz fortsetzt. In der
Regel stehen auch längs der Seitenlinie des Körpers kleine goldene
Punkte, welche nicht selten zu einem wellenförmigen Längsstreifen
zusammentreten. Die Kiemen sind gelbrot, der Bauch weiß mit
Goldglanz. Mit zunehmendem Alter verdüstert sich im männlichen
Geschlechte die Grundfarbe, es treten allmählich größere dunkle
Rundmakeln hervor und der Bauch nimmt eine lebhaftere gelbe
Färbung an; beim Weibchen hingegen hellt sich der Rücken auf
und wird nach den Seiten zu durch eine dunklere Einfassung begrenzt.
Erwachsene Larven können bis zu einer Länge von 38 mm heran-
wachsen; die Verwandlung dauert, je nach der Gunst der ihnen zu
Gebote stehenden Lebensverhältnisse, 3—4 Monate und ist gewöhn-
lich im August beendet. Nach abgeschlossener Entwicklung verlassen
die Jungen sofort das Wasser, in welches sie erst nach erlangter
Geschlechtsreife, d. i. nie früher als vor Ablauf zweier Jahre, wieder
zurückkehren. Die Jungen leben sehr verborgen und werden daher
nur selten gefunden; am ehesten sind sie noch in ausgetrockneten
Sümpfen oder an deren Rande unter zusammenhängenden Konferven-
Triton. gI
schichten (sog. Algenpapier) sowie unter größeren daselbst liegenden
Steinen zu erbeuten. Mitunter werden einzelne auch in den späteren
Abendstunden auf der Suche nach Nahrung herumwandernd an-
getroffen. In seltenen Fällen hat man auch ganz erwachsene vulgaris
unter Beibehaltung der Larvenform beobachtet; solch neotenische
Molche sind aber fast immer Weibchen, die übrigens vollkommen
reife Eier enthalten; während in den äußerst selten anzutreffenden
diesbezüglichen Männchen noch niemals ausgebildete Spermatozoen
gefunden wurden. Derlei Vorkommnisse sind überdies nur von
tieferen Gewässern und hochgelegenen Lokalitäten bekannt und
dürften daher wahrscheinlich nur bei überwinterten Larven eintreten.
Triton vulgaris ist nicht nur der häufigste, sondern auch der
gemeinste aller europäischen Molche, indem er einerseits von der
Nordseite des Trontkjem Fjords unter 6315° n. B. abwärts bis gegen
Südfrankreich und zu den Alpen, anderseits bis zum schwarzen
Meere und dem Kaukasus, also jedenfalls in dem größten Teile
Europas an geeigneten Stellen fast überall vorkommt. Er geht daher
von dem erstgenannten Punkte in südwestlicher Richtung durch den
unteren Teil Skandinaviens, durch Schottland, England, Irland,
Dänemark und Belgien bis Frankreich; hier ist er allerdings mehr
auf den Norden des Landes beschränkt, in dem er nach Süden zu
entschieden abnimmt und in den Departements de la Vienne und
de I’Indre das Ende seiner Verbreitung in dieser Richtung erreicht
haben dürfte, also über den 46. Breitengrad nicht viel hinabgeht.
Desgleichen kommt die Art durch ganz Deutschland, die nördliche
Schweiz und Österreich-Ungarn bis zu den Alpen und zum Karste,
sehr vereinzelt selbst in Dalmatien!) (var. dalmatica Kolomb.), so-
wie östlich etwa vom 60° n. B. an durch ganz Rußland bis in die
Krim hinein vor. Bezüglich der Balkanhalbinsel läßt sich überhaupt
die Verbreitung derzeit noch nicht feststellen, da man nicht weiß,
ob sich die bezüglich dieser Art von daher gemachten Angaben nicht
auf meridionalis beziehen; ich habe wenigstens das von dorther leider
nur sehr spärlich erhaltene Material fast durchweg als zu letzterem
gehörend befunden.
In der Gefangenschaft hält sich vulgaris sehr gut und sind schon
Fälle bekannt, daß einzelne Tiere gegen zwei Dezennien lang in
Aquarien gelebt haben. In der Fortpflanzungsperiode ist er wo-
möglich mit lebendem Futter zu versehen, da er in dieser Zeit rohes
Fleisch nicht gerne frißt oder, wenn er sich doch zur Annahme des-
selben entschließt, sich dabei jedenfalls nicht wohl befindet, was
daraus ersehen werden kann, daß die Tiere bei derartiger Nahrung
häufig aus der Brunst treten und das Eierlegen einstellen.
11. Triton vittatus: Dentium palatinorum series portice paullum
divergentes. Pedes cum digitis graciles, elongati, compressi.
Cutis glabra. Corpus ad latera taenia albo-argentea, nigro-limbata,
subtus aurantiacum. — Long. I2—I3 cm.
1) Die wenigen mir von dort zugekommenen Stücke sind von der Stammform
durch einen minder hohen und schwächer gekerbten Rückenkamm sowie durch den
mitunter sehr langen Schwanzfaden verschieden.
92 Salamandridae.
Triton vittatus j]Jenyns Man. of brit. vertebr. anim. pag. 305, 6
(1835). — Lissotriton palmipes var. Bell. Brit. rept. pag. 139,
c. fig. pag. 14I (1839). — Triton ophryticus Berth. Götting.
Nachr. pag. 189 (1846). — Ommatotriton vittatus Gray of
Amph. Brit. Mus. II, pag. 29, ı (1850). —Molge vittata Bouleng.
Catal. of Batr. grad. Brit. Mus. ed. II, pag. ı3 (1892).
mas. Supra cupreo-fuscescens aut virescens, maculıs crebris atris
varvegatus, crista dorsali elevatissima profunde serrata supra
anum humili et integra, pedum posticorum tiblis limbo mem-
branaceo instructis, digitis, praecipue antıcis, valde depressıs
et elongatıs.
fem. Supra olivacea, obscure punctata, dorso crista carente linea media
elevata flavescente, pedibus posticis simplicibus.
Der Körper ist schlank und vollkommen verrundet, etwa von
der Größe eines mittleren Triton cristatus, in seinem Habitus jedoch
mehr an vulgaris erinnernd, mit mäßig verschmälerter, gerundet
abgestutzter Schnauze. Der nach vorn und rückwärts ziemlich gleich
Fig. 15.
Triton vittatus Jen.
stark verengte Kopf ist etwa um ein Drittel länger als breit, mit
etwa in den Mundwinkeln gelegenem größten Querdurchmesser und
zur Brunstzeit gut entwickeltem Lippensaum. Die Zunge ist ziem-
lich groß und dick, von etwa rundlicher oder undeutlich rhombischer
Gestalt, nach hinten zu in einen verschmälerten, unter eine scheiden-
artıge Hautfalte hineinreichenden Anhang fortgesetzt. Die Gaumen-
zähne stehen in ziemlich geraden, im vorderen Drittel oft bis zur
Berührung genäherten, von vorn nach hinten sehr allmählich und
nur mäßig divergierenden Reihen. Die Kehlfalte ist gewöhnlich
nicht bemerkbar, die Beine, namentlich die vorderen, sind lang und
dünn, der etwas mehr als körperlange Schwanz am Ende verrundet
zugespitzt. Die Haut ist durchaus glatt oder fein gekörnt.
Die Oberseite geht hinsichtlich ihrer Färbung von Schiefergrau
durch Grau- oder Hellbraun bis ins Olivenfarbene oder selbst Grün-
liche über und zeigt im Leben nicht selten einen schönen Metall-
glanz; sie ist entweder ungefleckt, weit häufiger aber durch dunkle
Punkte und Makeln unregelmäßig gezeichnet, und zeigt stets an
ihrer Seite gegen den Bauch zu eine helle, silberweiße, scharf dunkel
Triton. 9 3
begrenzte Längsbinde. Die Unterseite ist im Leben lebhaft orange
und mitunter mit mehr oder weniger schwarzen Punkten besetzt.
Das Männchen ist zur Brunstzeit durch die außerordentliche
Entwicklung des Rückenkammes, sowie sonst auch durch die Bildung
der Hinterfüße vor allen europäischen Arten sehr ausgezeichnet.
Der Kamm, welcher weit vorn am Kopfe, meist schon vor den Augen
beginnt, erhebt sich schnell zu einer so bedeutenden Höhe, daß die-
selbe bei ganz erwachsenen und in vollster Brunst befindlichen
Stücken den senkrechten Durchmesser des Körpers oft merklich
übertrifft. Zwischen den Hinterbeinen stark erniedrigt, breitet er
sich am Schwanze wieder bedeutend aus, so daß dessen unterer
Hautsaum dem Körper des Schwanzes etwa an Höhe gleichkommt,
der obere ihn aber meist merklich übertrifft. Der freie Rand dieses
Kammes ist zwischen den Hinterbeinen ganzrandig, sonst aber mit
sehr regelmäßigen, spitz dreieckigen Zähnen versehen, welche am
Rücken höher als breit, über dem Schwanze jedoch breiter als hoch
und daselbst verrundet sind. Von den bei dieser Art überhaupt sehr
gestreckten und stark zusammengedrückten Beinen sind bei den
Männchen besonders die hinteren dadurch ausgezeichnet, daß deren
Füße sowohl in den Tarsen als Zehen bedeutend abgeplattet und
zugleich so stark verlängert und gestreckt sind, daß die gesamte
Fußlänge die des betreffenden Beines stets merklich übertrifft. Auch
sind hier die Schienen an ihrem ganzen Hinterrande mit einem
bogigen, ziemlich breiten und bis auf den Daumen reichenden Haut-
saume versehen. Die Farbe des Körpers ist oben bronzebraun, in
der Regel durch zahlreiche, ziemlich kleine, voneinander meist ge-
trennt bleibende schwarze Flecken ziemlich gleichförmig gesprenkelt,
weit seltener mit größeren, in Längsreihen stehenden Makeln ver-
sehen. Nur in der ersten Hälfte des Schwanzes sind diese Flecken
immer groß und zusammenfließend, so daß dadurch die hellere
Grundfarbe mehr oder weniger verdrängt wird und oft nur als un-
regelmäßige Schnörkelzeichnung zurückbleibt. Weiter nach hinten
werden sie jedoch bald wieder kleiner, so daß gegen Ende des Schwan-
zes die Grundfarbe wieder fast allein zur Geltung kommt. Der Rücken-
kamm ist durch in gleichen Abständen hintereinander stehende,
senkrechte, von einem dunklen Schatten begleitete, spitz dreieckige,
schwarze Querbinden, welche abwechselnd schmäler und breiter sind,
sehr hübsch und regelmäßig gezeichnet, welche Binden sich am
Schwanze in größere rundliche Flecken verwandeln, und gegen die
mitunter orangefarbene Spitze desselben allmählich verschwinden.
Zwischen Vorder- und Hinterbeinen zieht sich eine ziemlich gerade
und schmale, an den Schwanzseiten dagegen eine wellenförmige und
breite silberweiße Binde hin, deren erstere schmal, die letztere hin-
gegen breit schwarz gesäumt ist. Die Kehle ist mit zahlreichen
schwarzen Flecken besetzt, welche denen der Oberseite an Größe
- meist nachstehen, der Bauch in der Regel einfärbig. Die Kloake
ist am Rande dunkel, die Beine sind oben, und namentlich die hinteren
auch unten wie der Körper gezeichnet, an den vorderen die Seiten-
binde an ihrer Innenseite oft bis zu den Füßen hin mehr oder weniger
deutlich fortgesetzt.
94 Salamandridae.
Das Weibchen besitzt statt des Rückenkammes eine schon hinter
der Schnauzenspitze beginnende, schmale Vertebralleiste. Die Beine,
namentlich die hinteren, sind viel weniger gestreckt, die Zehen, be-
sonders an den letzteren, viel kürzer und mehr gerundet, die Schienen
jedoch ebenfalls stark zusammengedrückt, nach hinten zu fast scharf,
schneidig, aber ohne Hautsaum. Der nach oben und unten ziemlich
gut ausgebildete Schwanzkamm ist stets ungezähnt, ganzrandig, die
Kloake mit strahlig gestellten Papillen und Runzeln versehen. Die
Farbe ist oben einförmig graubraun oder schiefergrau nur am Kopfe
mit meist wenig deutlichen hellen Flecken oder Marmelzeichnungen.
Die helle Seitenbinde ist nur nach unten hin scharf begrenzt, diese
Grenzlinie aber meist weit nach vorn reichend und gewöhnlich schon
gleich hinter den Augen sehr deutlich. Der Schwanz zeigt an seinem
Körper unregelmäßige kleinere oder größere dunkle Flecken, sein
Kamm bleibt jedoch stets hell und ungefleckt, was ebenso mit der
Kehle und Kloake der Fall ist.
Diese prachtvolle Art ist ein Gebirgstier, das in kalten, mit
reichem Pflanzenwuchs bestandenen Quelltümpeln und Weihern,
am häufigsten in 1000—1600 m Meereshöhe vorkommt, ausnahms-
weise aber auch bis zu 600 m herabsteigt. Viilatus hält sich vor-
wiegend am Grunde der Gewässer auf, ist äußerst scheu und flüchtig
und wühlt sich verfolgt sofort in den Bodenschlamm ein; er bringt
auch oft den Winter im Wasser zu und wird in dieser Jahreszeit
nicht selten unter dem Eise zwischen Pflanzengewirr gefunden. Im
Frühjahr kommt er in der Regel Ende März heraus und ist in der
ersten Hälfte April meist schon in voller Brunst. Über Fortpflanzung
und Entwicklung ist noch nichts bekannt.
Von unserem Faunengebiete ist dieser Molch bisher nur aus
den westlichsten Ausläufern des Kaukasus (Maikap) bekannt.
Unter allen Tritonen ist der in Rede stehende am schwierigsten
lebend zu erhalten, da er namentlich im männlichen Geschlechte
äußerst heiklich und besonders gegen höhere Temperaturen sehr
empfindlich ist, dem Sammler der größte Teil seiner Ausbeute meistens
schon am Wege vom Fangorte bis in die Ebene eingeht und um so
weniger die gewöhnliche Versendungsart in mit feuchtem Moos ge-
füllten Blechbüchsen vertragen wird, da eine Erwärmung dieser
Behälter auf der Reise kaum zu vermeiden ist. Am meisten Aussicht
auf Erfolg hat man noch, wenn man sich die Tiere im Winter unter
dem Eise aus den von ihnen als Versteck benützten Wasserpflanzen
hervorholen und am besten nach Art der Fische in mit Wasser ge-
füllten nicht zu kleinen Kübeln zusenden läßt. Allenfalls glücklich
angekommen sind sie in einem entsprechend eingerichteten Aquarium,
dessen Wassertemperatur aber 16—18° C nicht übersteigen darf,
zu halten und mit stets gerne genommenen Regenwürmern zu füttern.
Doch dauern sie auch hier nicht lange aus und ist mir bisher noch
kein Fall bekannt, daß vittatus bei uns längere Zeit gelebt hätte,
geschweige denn zur Fortpflanzung gebracht worden wäre.
12. Triton alpestris: Dentium palatinorum series postice valde di-
vergentes. Plica gularis distincta. Cutis glabra aut sub-
Triton. 095
tıliter granosa. Corpus subtus croceum, concolor. — Long.
7—Io cm.
Triton alpestris Laur. Synops. reptil. pag. 38, 2, tab. 2, fig. 4
(1768). — Triton Wurfbaini Laur. |. c. pag. 38, 38 (1768). —
Tritonssalamendroides- Laur.1!ic,./pagi 40.47 (1768), — La -
certa gyrinoides Merr. Schrift. Berl. naturf. Fr. IX, pag. 194,
tab. VI (1789). — Lacerta triton Merr. l.c. pag. 195 (1789). —
Lacerta lacustrisn Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1066 (1790). —
Gekko gyrinoides Meyer Synops. reptil. pag. 25, 6 (1795). —
Salamandra alpestris Schneid. hist. amphib. I, pag. 71, 6
(1799). — Salamandra cineta Latr. hist. nat. d. Salam. pag.
31 u. 52, 5, tab. V, fig. 5 (1800). — Salamandra ignea Bechst.
in Lac&p. Amphib. II, pag. 260, tab. 20, fig. 1—4 (1800). — 5 a lamandra
rubiventris Daud. hist. nat. d. rept. VIII, pag. 239, tab. 98, fig. ı
(1803). —Molge Wurfbaini Merr. Syst. amphib. pag. 186, 6 (1820).
— Molge alpestris Merr.l.c. pag. 187,7 (1820).—Molgeignea
Gravenh. Delic. mus. zool. vratisl. pg. 81 (1829). — Hemitritonı
alpestris Dug. Rech. zool. Urod. France. Ann. d. Scienc. nat. 3. ser.
Zool. XVII, pag. 268, tab. I, fig. 23, 24. (1852).
mas. Plumbeus vel fuscescens, fascia laterali pallescente nigro-punc-
tata ; crista dorsali humili, integerrima, a cervicıbus usque ad
caudae finem non interrupta ; cutis glabra. .
fem. Pallide cinerea vel livida, fascia laterali minus distincta ; crista
dorsali obsoleta ; cutis subtiliter granosa. |
juv. Lividus aut cinereo-fuscescens, dorso pallidiore ad latera fascıis
undulatis obscuris notato. e;
var. a) Supra immaculatus, plumbeus vel fuscescens, cutis laevissima.
Triton apuanus Bonap. Iconog. fauna ital. tab. fig. 3 (1841). —
Triton neglectus Jan. Cenni s. mus. civ. di Mil. pag. 55 (1857).
— Triton alpestris var. immaculatus Dürig. Deutschl.
Amph. u. Rept. pag. 628 (1897).
var. b) Supra lividus aut virescens, maculis obscuris irregulariter
varvegatus.
var. c) Caput maximum, subcirculare, corpore latius, cauda altior,
truncus maris brevior (Bosnia).
Molge alpestris var. Reiseri Wern. Verhandl. d. zool. bot. Ges.
Wien, LII, pag. 7 (1902).
Der Körper ist minder schlank, der Rumpf eher etwas verdickt,
der Kopf ziemlich platt und breit, von den Augen nach hinten manch-
mal schwach halsförmig verschmälert, seine Oberfläche mit meist
erst nach längerem Liegen in Weingeist hervortretenden, genabelten
Drüsenpunkten besetzt. Die Schnauze ist ziemlich kurz zugerundet,
seitlich nach außen und unten schief abfallend, in der Zügelgegend
vertieft, daher die Schnauzenkante gut ausgesprochen. Die Mund-
spalte ist bis hinter die Augen geöffnet, die Oberlippe unterhalb der
letzteren in einen bogigen Lappen nach abwärts verlängert. Die
Parotiden sind kaum, die Kehlfalte gut abgehoben. Die ziemlich
kleinen Augen sind oval, mäßig gewölbt und von oben gut sicht-
bar, ihre oberen Lider sind schmal, kaum halb so breit wie der
Interokularraum, dieser wieder breiter als der Internasalraum. Die
Gaumenzähne bilden zwei nach hinten ziemlich stark divergierende
Streifen. Die Zunge ist mittelgroß, rundlich, nach vorne ziemlich
96 Salamandridae.
verdickt, seitlich nur in geringer Ausdehnung frei und nach hinten
in einen kurzen, stielartigen Anhang fortgesetzt, der in eine scheiden-
artige Hautfalte hineinpaßt. Die verhältnismäßig kurzen Beine sind
mit deutlichen Palmar- und Plantartuberkeln versehen. Der Schwanz
ist zwischen den Hinterbeinen ziemlich deutlich gerundet, weiter
nach rückwärts aber stark seitlich zusammengedrückt und lanzett-
förmig. Die Haut ist entweder vollkommen glatt oder, namentlich
beim Weibchen nach der Brunstzeit und am Lande, mehr oder weniger
fein chagriniert oder gekörnt.
Die Färbung wechselt vom bläulichen Schiefergrau durch Asch-
farben und Eisengrau einerseits zu hellerem oder dunklerem Braun
oder Gelbbraun, anderseits bis zum tiefen Schwarz in allen möglichen
Zwischenstufen ab. Die Grundfarbe der Oberseite ist am Schwanze
fast immer, am Rumpfe gewöhnlich durch dunklere, bräunliche oder
schwärzliche Flecken unterbrochen, die meist eine unregelmäßig
zackige Form haben und inselartig bald dichter, bald zerstreuter
über den ganzen Oberkörper verteilt sind. Mitunter stoßen diese
Fig. 16.
Triton alpestris Laur.
Flecken mit ihren Rändern mehr oder weniger zusammen, so daß
sie dann eine Art unregelmäßigen Netzes bilden, dessen Maschen die
helleren Stellen der Grundfarbe umfassen. Die Unterseite ist wenig-
stens in der Mitte des Bauches fast immer ganz ungefleckt, von
schön safrangelber, oft bis zu lebhaftem Feuerrot gesteigerter Farbe.
An den Seiten des Körpers, dort, wo die dunkle Rückenfarbe an das
Gelb des Bauches grenzt, zieht sich in der Regel eine aus rundlichen
schwarzen Flecken gebildete Binde hin, die meist auf hellerem Grunde
stehend, besonders nach unten zu deutlich hervortritt, während sie
nach oben zu durch Zusammenfließen ihrer Flecken mit der Grund-
farbe oft undeutlich wird. Sehr selten kommt es vor, daß diese Flecken
teilweise oder selbst ganz zusammenfließen und ein an den Seiten
hinziehendes schwarzes Längsband bilden. Die goldgelbe Iris zeigt
stets eine schwarze Beimischung, die entweder als senkrechter Streifen
unterhalb der Pupille auftritt, oder auch zwei wagrechte, dunkle
Wölkchen bildet, ja manchmal sogar die ganze Unterhälfte derselben
einnimmt.
Das Männchen besitzt zur Paarungszeit einen im Nacken ent-
springenden, niedrigen, stets vollkommen ganzrandigen Rückenkamm,
der in seinem ganzen Verlaufe ziemlich gleich hoch bleibt, und ohne
Triton. 97
Unterbrechung über dem After auf den Schwanz übergeht. Die
Kloake ist stark verdickt und aufgetrieben. Die Farbe der Oberseite
ist zu dieser Zeit gewöhnlich heller oder dunkler bleifarben oder
schiefergrau, oft, namentlich an den Seiten, mit einem entschiedenen
Stich ins Blaue, seltener bräunlich. Die schwarzen Seitenpunkte
sind gewöhnlich ziemlich groß und deutlich, und erstrecken sich an
den Vorderbeinen vorbei über die Halsseiten bis auf den Kopf, dessen
Seiten mehr oder weniger bedeckend. Die helle Seitenbinde, auf
der sich diese Flecken befinden, ist gewöhnlich sehr hervortretend,
weiß oder gelblich, nach unten gegen den Bauch zu von einem schön
blauen Streifen begrenzt. Ähnliche schwarze Flecken wie an den
Seiten überziehen auch die ganzen Beine bis zu den Zehenspitzen,
und gewöhnlich ist auch die Kloake, wenigstens nach hinten oder
außen zu, mit einigen großen, runden schwarzen Flecken besetzt.
Die Kehle ist meistens einfarbig, ohne QOuerfalte. Der Schwanz zeigt
häufig unregelmäßige, bläulich-weiße Flecken, seine mit großen
schwarzen Makeln gezeichnete Unterschneide ist gegen den After zu
stark gelblich. Der Rückenkamm ist weißlich oder gelblich, schwarz
gefleckt. Häufig zieht unmittelbar neben dem Kamme jederseits
auch eine Reihe schwarzer Flecken über den Rücken hin, die ge-
wöhnlich mit den Flecken des Kammes abwechselnd gestellt sind,
und oft auch mehr oder weniger auf den unteren Teil desselben
hinaufgreifen. Diese Flecken erstrecken sich nicht selten viel weiter
nach vorn als der Kamm selbst, so daß sie mitunter erst zwischen
den Augen enden; auch erscheinen sie bei Individuen mit nur schwach
entwickeltem Kamme meist viel deutlicher ausgeprägt.
Das Weibchen zeigt statt des Rückenkammes gewöhnlich eine
vertiefte mitunter gelbe oder gelbrötliche Längslinie und einen viel
niedereren, aber verhältnismäßig längeren Schwanz als das Männchen;
auch ist die Haut desselben, wenigstens am Rücken, selbst zur Paa-
rungszeit mehr oder weniger fein gekörnt. Die Grundfarbe der Ober-
seite ist gewöhnlich mehr ins Graue oder Braune, ja mitunter sogar
ins Gelbe geneigt, bald dunkler, bald mehr, oft sogar sehr hell, nicht
selten mit kleinen dunklen Punkten besetzt. Bei den gefleckten
Varietäten treten die dunkleren Inselflecken meist nicht nur in
größerer Anzahl auf, sondern sind auch häufig viel deutlicher und
schärfer ausgeprägt als bei den Männchen. Die schwarze Flecken-
binde an den Seiten ist jedoch gewöhnlich undeutlicher, da sie nicht
nur aus kleineren Flecken besteht, sondern auch wegen des hier
nicht so ausgesprochenen oder auch ganz fehlenden hellen Seiten-
streifens viel weniger hervortritt. Auch ist ihre Erstreckung nach
vorn zu eine viel geringere, so daß sie am Kopfe meist nur am Unter-
kiefer in Form von schwachen Flecken zu erkennen ist. Desgleichen
fehlt die blaue Seitenlinie gegen den Bauch zu, so daß hier die schwarze
Fleckenreihe unmittelbar an das Gelb der Unterseite grenzt. Beine
und Kloake erscheinen meist ungefleckt, die Kehle zeigt jedoch häufig
bald sparsame, bald mehr zahlreiche schwarze Punkte oder Flecken.
"Die Unterschneide des Schwanzes hingegen ist bis zur Spitze lebhaft
orange, von zahlreichen schwarzen Flecken unterbrochen. Zur
Paarungszeit sieht man aus den Wülsten der halbgeöffneten Kloake
Schreiber, Herpetologia europaea. 7
98 Salamandridae.
ein Bündel feiner, weißer Haare hervortreten, eine Erscheinung, die
übrigens auch bei anderen Tritonen beobachtet wird.
Nach der Laichzeit und am Lande wird die bisher mehr glatte
Haut dadurch, daß anläßlich des Einsinkens und Zurückbildens des
Bindegewebes die größeren Drüsensäckchen als feine Warzen hervor-
treten, ziemlich rauh und körnig, die Oberseite verdunkelt sich oft
bis zu tiefem Schwarz und der Kamm des Männchens verschwindet
oder bleibt nur als ganz niedriger Hautsaum noch einige Zeit erhalten;
da in letzterem Falle die hellen Stellen desselben häufig gelb werden,
so erscheint er dann von der Grundfarbe des Körpers besonders schön
abgehoben. Nur ausnahmsweise bleibt die Fleckenzeichnung auch
nach der Brunst noch bestehen, zeigt sich dann aber oft viel schärfer
ausgeprägt, als während des Wasserlebens, so daß man besonders
unter den am Lande gefundenen Weibchen manchmal auf Stücke
stößt, die durch ihre Zeichnung fast an marmoratus erinnern; die
Angaben einzelner Autoren über das Vorkommen der letzteren Art
in der Schweiz und in Italien sind jedenfalls auf derartig gemarmelte
Individuen von alpestris zurückzuführen. Der Körper ist überdies
mit zahlreichen weißen Wärzchen besetzt, die besonders an den
Rumpfseiten hervortreten.
Junge Tiere haben einige Ähnlichkeit mit weiblichen vulgaris ;
die Grundfarbe des Körpers ist hier lederbraun, die hellere Rücken-
mitte nach außen zu durch ein dunkles, bräunliches Band begrenzt,
welches nach innen zu meist scharf abgesetzt, wellig oder zackig
erscheint, nach den Seiten zu aber immer lichter werdend sich nach
und nach in Punkte auflöst. Beim Weibchen bleibt diese Färbung
manchmal auch im erwachsenen Zustande bestehen, nur daß hier
das dunkle Band beiderseits des Rückens oft breiter ist und sich nach
außen zu in ein mehr oder weniger grobmaschiges Netzwerk auflöst,
das die ganzen Körperseiten überzieht. Stücke dieser Form unter-
suchte ich namentlich aus den Karpathen.
Die in den 1600—1800 m Meereshöhe gelegenen Bergseen und
Tümpeln lebende var. Rerseri Wern. zeichnet sich durch die enorme
Größe des Kopfes aus, welcher von oben gesehen fast kreisrund er-
scheint, breiter als der Rumpf und von der Schnauzenspitze bis zur
Kehlfalte gemessen höchstens etwas über drei mal in diesem enthalten
ist; auch ist der Schwanz höher und der Rumpf des Männchens kürzer
als bei der Stammform, so daß das nach vorne angelegte Hinterbein
mit der Spitze der längsten Zehe den Ellbogen des nach rückwärts
gestreckten Vorderbeines erreicht. Beim Weibchen ist außerdem
die blaue Grenzzone, welche die Rückenfärbung von dem Orange
des Bauches trennt, ungefleckt und die untere Schwanzschneide mit
Ausnahme des vordersten Teiles dunkel und fast einfarbig oder mit
zahlreichen, dicht hintereinander stehenden aber nicht scharfen QOuer-
binden besetzt, seltener wie beim Männchen unregelmäßig gefleckt.
— Die Größe beträgt 9—II cm.
Triton alpestris ist vorzugsweise ein Gebirgstier und steigt unter
allen mitteleuropäischen Molchen in vertikaler Richtung am höchsten
empor, so daß er stellenweise noch in 2500 m über der Meeresfläche
zu finden ist, obwohl er anderseits in den zwischen den Bergen liegen-
Triton. 99
den Tälern auch bis gegen IO0 m hinabgeht. Zu seinem Aufenthalte
zieht er klares, von Quellen und Schneeschmelzen gespeistes Wasser
vor, daher er hauptsächlich die Seen und Teiche des Hochlandes,
sowie namentlich die in Bergwäldern gelegenen Tümpel und Wasser-
ansammlungen bewohnt; auch in den zum Behufe der Viehtränke
neben den Sennhütten aufgestellten Wassertrögen ist er nicht selten
zu finden; in ganz ebene Gegenden ist er wohl nur durch Herab-
schwemmung gelangt. In höheren Lagen stets allein vorkommend,
teilt er in den Tälern oft seinen Aufenthalt mit anderen Gattungs-
verwandten. Hier laicht er stets früher als die letzteren, während sich
im Gebirge die Fortpflanzungszeit oft bis in den Juli hineinzieht.
In Bewerbung und Samenablage gleicht er seinen Verwandten. Der
vom Männchen ausgeschiedene Spermatophor stellt ein weißes,
I—I%, mm breites und 4—5 mm langes Band vor und wird gewöhn-
lich nahe der Schnauzenspitze des Weibchens abgesetzt, dem dann,
während es über ihn hinwegkriecht, ein bald größerer bald kleinerer
Teil der Samenmasse an der Kloake kleben bleibt und in dieselbe
eindringt. Ebenso wie ein Männchen mehrere Weibchen befruchten
kann und mitunter selbst an einem und demselben Tage mehrere
Spermatophoren ausscheidet, so findet auch die Aufnahme des
Samens seitens der Weibchen in derselben Saison zu wiederholten
Malen statt. Die Eier werden in der Regel einzeln, manchmal aber
auch zu kleinen Schnüren und Klumpen verbunden an Wasser-
pflanzen gelegt und beträgt deren Anzahl bei einem einzigen Weibchen
oft bis zu anderthalb hundert; die Legezeit selbst zieht sich oft durch
5—6 Wochen lang hin; desgleichen wird der Laich oft schon am
nächsten Tage nach der Befruchtung, mitunter aber auch erst 7—8
Tage nach derselben abgesetzt. Die mehr ovalen, von einer anfangs
durchsichtigen, später aber trübe werdenden Gallerthülle umschlos-
senen Eier haben samt letzterer etwa 2.5—3 mm Durchmesser und
brauchen 2—3 Wochen zu ihrer Entwicklung.
Die beim Ausschlüpfen 7—8 mm langen Larven sind ziemlich
schlank, haben einen breiten, vom Rumpfe deutlich gesonderten
Kopf mit langen, mehr dickstieligen Kiemen. Der Körper ist oben
nicht bogig, sondern vollkommen geradlinig, gegen den Bauch zu
ziemlich verdickt und an den Seiten mit 12—ı3 Querfurchen ver-
sehen. Die Beine sind kurz und stämmig, die vorderen meist etwas
länger als die hinteren, die kurzen Finger und Zehen am Ende plötz-
lich stumpf zugespitzt. Der Schwanz hat an seinem allmählich zu-
gespitzten Ende einen ganz kurz vorragenden dornartigen Fortsatz,
der aber im Laufe des Wachstums verschwindet, also nur bei jüngeren
Larven bemerkbar ist; der schon im Nacken beginnende Flossen-
saum ist fast in seinem ganzen Verlaufe von ziemlich gleicher Höhe.
Jüngere Larven sind im allgemeinen mehr dunkel gefärbt, indem die
gelbliche oder bräunliche Grundfarbe durch zahlreiche Punkte so
verdrängt wird, daß sie kaum zur Geltung kommt, was namentlich
gegen die Schwanzspitze zu der Fall ist, welche durch immer mehr
- steigende Zunahme des dunklen Pigmentes nahezu schwarz erscheint.
Die Unterseite ist ungefleckt, weißlich, am Bauche rosenrot, an den
Seiten metallglänzend; die ebenfalls dunkel gesprenkelten Kiemen
in
100 Salamandridae.
haben gelblich- oder bräunlichrote Strahlen. Mit zunehmendem
Wachstume tritt allmählich die Bepuderung gegen die Grundfarbe
zurück, letztere bildet immer mehr von der dunklen Pigmentierung
umrandete inselartige Flecken, der Bauch wird nach und nach gelb
und an seinen Seiten, sowie an der Unterschneide des Schwanzes er-
scheinen endlich die für das erwachsene Tier so charakteristischen
schwarzen Tupfenflecken. Auch die Geschlechter sind schon im
Larvenzustande zu erkennen, indem die Männchen durch stumpferen
Schwanz und dunklere Färbung, die Weibchen dagegen durch spitzeren
Schwanz und helleres Kolorit ausgezeichnet sind.
Die Entwicklung der Larven nimmt gewöhnlich 3—4 Monate
in Anspruch und sind die Jungen nach Abschluß der Metamorphose
in der Regel 30—35 mm lang. In höheren Lagen zieht sich jedoch die
Ausbildung der Larven viel länger hinaus und kommt es hier unter
minder günstigen Verhältnissen nicht selten vor, daß selbe nicht nur
überwintern, sondern selbst mehrere Jahre zu ihrer Verwandlung
brauchen. Diese Larven wachsen im zweiten Jahre bis gegen 60 mm
heran und erlangen, wenn sie noch weiter überwintern, nach und nach
nicht nur die Größe der Alten, sondern auch die vollkommene Ge-
schlechtsreife, ohne dabei die Kiemen zu verlieren und ist es nicht un-
möglich, daß manche davon ihr ganzes Leben lang in dieser Axolotlform
verharren und sich auch in derselben fortpflanzen. Solch neotenische
Formen kommen bei keiner Molchart so häufig wie bei alpdestris
vor und sind namentlich am Südabhange der Alpen an manchen
Örtlichkeiten nahezu ständig, so daß sie daselbst in einigen Seen in
eben solcher Anzahl wie die ausgebildeten Tiere gefunden werden.
Triton alpestris ist, wie schon erwähnt, ein Bewohner der Berge
und sind daher als seine eigentliche Heimat das deutsche und fran-
zösische Mittelgebirge, die Alpen und Karpathen sowie ein Teil der
Apenninen, des Karstes und des Balkans zu bezeichnen. — Im deut-
schen Mittelgebirge reicht seine Verbreitung in nordsüdlicher Richtung
vom Teutoburger Walde und dem Weser-Berglande durch das Sauer-
land, das Egge-Gebirge und den Harz, ferner durch die Eifel, den
Westerwald und das hessische Bergland, sowie durch den Taunus,
die Rhön und den Thüringer Wald, den Spessart und Odenwald bis
in den Schwarzwald und Jura hinab. Von hier aus tritt das Tier
einerseits durch den Frankenwald und das Vogtland in östlicher
Richtung in das Erz- und Riesengebirge sowie in die Sudeten, ander-
seits in südöstlicher Richtung in den Böhmerwald über. In den Alpen
und Karpathen ist die Art an geeigneten Stellen wohl durchwegs zu
Hause, während der Karst und die Apenninen dieselbe nur in ihren
nördlichsten Ausläufern zu beherbergen scheinen. Im Karste ist
albestris nur aus dem nordwestlichsten Teile desselben, dem Tarno-
wanerwalde bei Görz, bekannt, woselbst er in den allerdings ziemlich
spärlich verteilten klaren Waldtümpeln in etwa 1000 m Meereshöhe
allenthalben ziemlich häufig ist; in den Apenninen kommt er nur
etwa bis zum 44. Breitegrad vor, nach Süden zu dürfte er den Arno
wohl kaum überschreiten. Was endlich die Balkanhalbinsel betrifft,
so ist das Tier in Dalmatien nach Kolombatovic bisher nur in zwei
Exemplaren vom Berge Svilaji (T000 m) bekannt und außerdem noch
Triton. 101
von Möllenhof und Werner in Bosnien sowie von Oertzen am
Parnaß gesammelt worden. — Von Deutschland tritt dann albestris
durch Belgien und Luxemburg nach Frankreich über, woselbst er
hauptsächlich in den Ardennen, Argonnen und Vogesen sowie über-
haupt im Norden des Landes vorkommt, hierbei aber kaum bis zum
46. Breitengrade hinabgeht; in Südfrankreich scheint er, von der noch
zum Alpengebiet gehörenden südöstlichsten Ecke abgesehen, durch-
weg zu fehlen. Dasselbe ist nahezu mit der Pyrenäen-Halbinsel der
Fall, woher er bisher von Bosca nur aus den asturischen Gebirgen
angeführt wird; da er aber letztere kaum auf einem anderen Wege
als durch die Pyrenäen erreicht haben kann, so dürfte er wohl auch
noch in diesen aufgefunden werden. Eine Anzahl spanischer (ohne
nähere Bezeichnung des Fundortes) von mir im Wiener Hofmuseum
untersuchter Stücke zeigen häufig an den Seiten des Bauches große,
schwarze Flecken, die entweder nach oben zu mit der Körperfarbe
zusammenhängen oder auch von derselben getrennt ziemlich weit
nach unten und innen stehen; auch erscheint die untere Schwanz-
schneide öfter ungefleckt.
Aus diesen, die eigentliche Heimat unseres Molches darstellenden
Höhen ist nun derselbe längs der davon abgehenden Flußläufe teils
durch aktive Wanderung, teils und wohl häufiger und wahrschein-
licher noch durch passive Verschwemmung von seinen ursprünglichen
Wohnplätzen nach abwärts und auf diese Weise besonders längs der
Lippe, Ems, Hunte, Weser und Elbe sowie deren Nebenflüssen in
die norddeutsche Tiefebene und zwar durch Westfalen, Hannover
und Oldenburg bis Bremen und Hamburg gelangt. In den östlich
von der Elbe gelegenen deutschen Tieflanden scheint das Tier nicht
mehr vorzukommen, da es schon bei Magdeburg und Halle fehlt. —
Auf ebensolche Art ist aldestris wohl auch aus den zunächst liegenden
Bergen in die Gegenden von Bonn, Koblenz, Mainz, Leipzig, Wien
u. a. gelangt. — Das von Nilson erwähnte Vorkommen bei Landskron
und Rönneberg in Schweden scheint mir nicht wahrscheinlich, zumal
das Tier bisher weder auf Jütland noch in Großbritannien gefunden
ward.
Interessant ist noch die Neigung dieser Art zum Albinismus
und sind besonders in bedeutenden Höhen in einzelnen Alpenseen
mehr oder weniger leukotische Formen oft ziemlich häufig zu
finden; in dieser Richtung, sowie bezüglich der nicht selten vor-
kommenden Neotenie erinnert das Tier etwas an den bekannten
Axolotl.
In der Gefangenschaft dauert alpestris gut aus und verweilt
auch außer der Brunst öfters und auf längere Zeit im Wasser. Ja
wenn man ihn ohne Insel und in das Heraussteigen nicht ermög-
lichenden Gläsern hält, so kann man ihn wohl auch ganz zum Wasser-
tiere machen; solche Stücke nehmen gewöhnlich eine tiefschwarze
Färbung an. — Die Fütterung unterliegt keinerlei Schwierigkeit
und da das Tier vermöge seines besonders entwickelten Geruchsinnes
_ das Futter schon aus ziemlicher Entfernung wittert, so braucht man
ihm dasselbe nicht an die Nadel gespießt vorzuhalten, sondern genügt
es meist, dasselbe einfach in das Aquarium hineinzuwerfen.
102 Salamandridae.
13. Triton marmoratus: Dentium palatinorum series postice modice
divergentes, ultra dimidium cranii non prolongatae. Rostrum
rotundatum, depressum. Dorsum granulosum. Gula laevis,
plica transverva instructa. — Long. I2—I4 cm.
Triton Gesneri Laur. Synops. reptil. pag. 38, 37 (1768). — Sala-
mandra marmorata Latr. hist. nat. d. Salam. pag. 29 et 33, 2,
tab. III, fig. 2 (1800). — Triton marmoratus Oppel Ord. Fam.
u. Gatt. d. Reptil. pag. 8ı (I8ırı). — Hemisalamandra mar-
morata Duges Ann. scienc. nat. XVII, pag. 261, 4 (1852). — Pyro-
nicia marmorata Gray. Proc. Zool. Soc. Lond. pag. 137 (1858).
— Molge marmorata Bouleng. Catal. Batr. grad. et apoda pag.
ıI (1882).
mas. Crista dorsali a cervicibus incipiente undulala, integra, supra
anum humıli, supra caudam_ elevatissima.
fem. Crista dorsali obsoleta, dorso linea mediana flavescente.
Pleurodeles Waltli Bonap. Iconogr. fauna ital. tab. 85, fig. 5
(1841).
Tpus: Supra virens, maculis atris plus minusve confluentibus sig-
natus,; subtus fusco-nigrescens, abdomine lateribusgue albo-
punctulatıs.
var. a) Supra fuscescens, dorsi maculis brunneis.
var. b) Maculis obscuris per longitudinem plus minusve confluentibus.
juv. Supra laete viridis, nigromaculatus ; subtus fuscescens, concolor ;
linea vertebrali acieque caudae inferiore miniaceıs.
?Salamandra elegans Lesson Rev. zool. soc. Cuv. pag. 199 (1839).
Der Körper ist kräftig, ziemlich plump und gedrungen, in der
Mitte merklich bauchig verdickt oder aufgetrieben. Der Kopf ist
Sl
[
|
! 8
Fig. 17.
Triton marmoratus Latr.
kurz, kaum länger als breit, mit nach vorn stumpf zugerundeter,
oben etwas abgeplatteter Schnauze und mit — wenigstens bei Wein-
geistexemplaren — schon mit freiem Auge sichtbaren Poren, die oft
ziemlich deutlich gereiht, oft aber auch mehr vereinzelt und zerstreut
stehen. Die Zügelgegend ist nur wenig vertieft, die Schnauzenkante
aber immerhin deutlich. Die ziemlich großen aber schwach gewölbten
Augen sind vollkommen vertikal gestellt, von länglich ovaler Form,
der sie trennende Zwischenraum breiter als ein oberes Augenlid und
Triton. 103
breiter als der Internasalraum. Die an der Schnauzenspitze stehenden
verhältnismäßig großen Nasenlöcher sind nach vorne gerichtet und
etwa ebensoweit wie die Augen vor der Mundspalte entfernt; letztere
ragt über den Hinterrand der Augen hinaus und zeigt zur Brunstzeit
an der Oberlippe gut entwickelte Hautsäume. — Die Kehlfalte ist
deutlich. Die Parotiden sind nach hinten zu als schwache Auf-
treibungen bald mehr, bald weniger bemerkbar. Die Gaumenzähne
bilden zwei nach rückwärts mäßig divergierende Reihen, die entweder
gleich an ihrem Ursprung auseinandertreten, oder aber im Anfange
ihres Verlaufes auf größere oder geringere Erstreckung einander
genähert, oft fast parallel bleiben, und nach hinten etwa bis zur
Mitte des Kopfes reichen. Die Zunge ist etwas verlängert kreisförmig,
seitlich in ziemlicher Ausdehnung frei, hinten in einen kurzen stiel-
artigen Anhang fortgesetzt, der unter eine vom Boden der Mund-
höhle abgehobene Hautfalte hineinreicht. Die Beine sind kräftig,
die hinteren merklich stärker als die vorderen, der Schwanz etwa
so lang als der Körper. Die Haut ist fein samtartig chagriniert, und
wenigstens bei erwachsenen Stücken immer auch noch mit zerstreuten
erhabenen Körnern besetzt, die auf der Oberseite des Körpers sehr
gut hervortreten, nach den Rumpfseiten zu aber undeutlicher werden
und auf der Unterseite vollkommen verschwinden.
Die Färbung der Oberseite zeigt meistens ein schönes, gesättigtes
Dunkelgrün, kann jedoch durch Gelb- oder Apfelgrün ins Olıven-
farbene, ja selbst bis ins Bräunliche übergehen. Diese Grundfarbe
ist stets durch eine größere oder geringere Anzahl großer, unregel-
mäßiger, sehr scharf begrenzter Flecken unterbrochen, welche, ge-
wöhnlich mit Ausnahme einiger kleiner gegen die Rückenmitte zu
stehender, fast immer mehr oder weniger zusammenfließen und
inselartige Flecken der Grundfarbe einschließen. ‘Je ein Flecken
auf den oberen Augenlidern und in der Parotidengegend sowie an
der Hand- und Fußwurzel sind fast immer beständig. Mitunter
fließen auch die hintereinander stehenden Makeln zu mehr oder
weniger vollständigen Längsbinden zusammen, was namentlich bei
portugiesischen Stücken oft vorkommt. Die Farbe dieser Flecken
ist bei den grüngefärbten meist ein tiefes Schwarz, bei den bräun-
lichen Stücken aber in der Regel braun, doch stets viel gesättigter
als die Grundfarbe, von ihr sehr deutlich abgehoben, lebhaft kastanien-
braun oder zimmtfarben. Die der Oberseite eingestreuten Körner sind
bei allen Varietäten dunkler tiefbraun oder schwarz, mit hornartigem
Glanze. Die dunklen Marmorflecken des Rückens dehnen sich stets
auch auf die oberen Teile des Schwanzes aus, während dessen untere
Hälfte, wenigstens nach vorn zu, fast immer einfarbig ist. Über die
Mitte des Schwanzes zieht sich in seiner ganzen Erstreckung ein bald
mehr, bald weniger breites, perlmutter- oder selbst silberglänzendes
Längsband hin. Die Unterseite wechselt von Braunrot durch Schwarz-
braun und Schwarzgrau bis fast zum reinen Schwarz, ist jedoch fast
immer durch weißliche, im Leben mehr oder weniger deutlich gerötete
- Punkte gesprenkelt, die entweder mehr vereinzelt und zerstreut
stehen, oder aber in größere Partien gruppenweise vereinigt sind,
was besonders auf der Kehle und am Rande des Unterkiefers häufig
104 Salamandridae.
auftritt. In äußerst seltenen Fällen kommt es vor, daß durch In-
einanderfließen solcher in Gruppen beisammenstehender Punkte
Flecken entstehen, welche die Grundfarbe der Unterseite unter-
brechen, oder durch wechselseitiges Zusammenfließen mehr weniger,
ja selbst ganz verdrängen, so daß dann die Bauchseite einfarbig
weißlich, im Leben mehr weniger rötlich gefärbt erscheint. Die
mit sehr ausgebildeten Warzen versehene Kloake ist mit dem Unter-
leibe meist gleichfarbig, die Beine in Zeichnung und Färbung mit
dem Körper übereinstimmend, die Zehen sehr regelmäßig hell und
dunkel geringelt, an der Spitze meist bräunlich und durchscheinend.
Das Männchen besitzt zur Brunstzeit einen stark ausgebildeten,
zwar wellig gebogenen, aber dennoch ganzrandigen Hautkamm, der
im Nacken beginnend sich schnell erhebt, über den ganzen Rücken
an Höhe ziemlich gleich bleibt, zwischen den Hinterbeinen zwar
plötzlich erniedrigt, aber nicht unterbrochen ist, und am Schwanze
wieder allmählich fast doppelt so hoch wie am Rücken emporsteigt.
Dieser im allgemeinen dunkle Kamm ist in seinem ganzen Verlaufe
von in regelmäßigen Abständen hintereinander folgenden, senkrechten
Streifen unterbrochen, welche bei Weingeistexemplaren meist farblos,
im Leben aber blaß und schmutzig gelb erscheinen. Der Schwanz
ist sehr breit lanzettförmig, seine helle Mittelbinde breit und lebhaft
silberglänzend.
Das Weibchen besitzt einen nur wenig zusammengedrückten
Schwanz und statt des Kammes eine leistenartig hervortretende,
schmutzig gelbe Linie, die in der Regel die Marmorflecken nicht
durchzieht; die Kehle ist blasser, die helle Mittelbinde des Schwanzes
weniger deutlich.
Die am Lande lebenden Stücke zeichnen sich oft durch viel
lebhaftere Färbung vor den im Wasser lebenden aus. Das bei diesen
oft nur grauliche oder bräunliche Grün der Grundfarbe ist bei jenen
häufig bis zum reinsten Apfelgrün gesteigert, die dunkleren Marmel-
flecken tief schwarz, die Unterseite mitunter schön weinrot und die
Rückenlinie durch bald blasseres, bald tieferes Karmin oft bis zum
lebhaftesten Zinnoberrot gesteigert. Da hier durch Zusammenziehung
der Haut in der Regel auch die erhabenen Drüsenpunkte viel stärker
hervortreten, so bekommt die Haut eine sehr ausgesprochene, samt-
artıge Beschaffenheit, was in Verbindung mit der sehr intensiven
Färbung das Tier dann zu einer wahrhaft prachtvollen Erscheinung
macht.
Die Jungen sind im allgemeinen den Alten ziemlich ähnlich.
Die Färbung der Oberseite ist hier gewöhnlich ein schönes Spangrün,
das von dunklen Marmorflecken und einer lebhaft mennigroten
Rückenlinie unterbrochen wird. Die Unterseite ist einfarbig bräun-
lich oder graugelb, die für das alte Tier meist so bezeichnenden
helleren Punkte nicht bemerkbar.
Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt gewöhnlich I12—I4 cm.
Triton marmoratus ist mehr ein Bewohner der Ebene, und wenn
er ab und zu, wie namentlich in Portugal, auch in gebirgigen Land-
strichen vorkommt, so steigt er doch kaum über 400 m Meereshöhe
empor. Er findet sich gewöhnlich in Gesellschaft von palmatus und
Triton. Io 5
Boscae, mitunter auch von cristatus und ist bezüglich seiner Wohn-
plätze nicht sehr wählerisch, indem er mit jeder Art von Wasser-
ansammlung, mit Gräben, Sümpfen, ja selbst mit von Regen ge-
bildeten Tümpeln vorlieb nimmt. Er hält sich viel häufiger und
länger als seine Gattungsverwandten im Wasser auf, das er überhaupt
nur im Hochsommer und im Winter verläßt.
Trotz seiner Häufigkeit in den von ihm bewohnten Gegenden
ist die Art der Befruchtung noch nicht beobachtet; doch dürfte sich
dieselbe von der seiner nächsten Verwandten kaum unterscheiden.
Die Brunst dauert gewöhnlich von Anfang Februar bis Mitte Mai;
doch werden mitunter den ganzen Sommer bis in den September
hinein einzelne paarungslustige Männchen angetroffen, obwohl um
diese Zeit die meisten Larven schon erwachsen und sogar als ganz
ausgebildete Junge bereits am Trocknen sind, da die 8—ıo Wochen
dauernde Entwicklung gewöhnlich schon um die Mitte Mai herum
beendet ist. — Die Eier werden meist einzeln, am häufigsten zwischen
zusammengebogene Blätter, gelegt, haben eine gelbliche oder grün-
liche Färbung und samt der sie umschließenden eiförmigen Gallert-
hülle 3—4 mm Durchmesser; ihre Zahl ist stets eine bedeutende und
kann oft über 200 betragen.
Die ziemlich kräftigen Larven haben einen großen, kaum ab-
gesetzten Kopf und sind durch ihr in einen langen Faden ausgezogenes
Schwanzende den Larven des cristatus ähnlich, von denen sie sich
jedoch durch die geringere Zahl der Querfurchen am Rumpfe (13,
selten 12) unterscheiden. Die Kiemen sind lang, die oberste nicht
selten die Rumpfmitte überragend, mit mäßig ausgebildeten Fransen.
Der sehr hohe Rumpf ist nach unten bauchig verdickt, an den Seiten
mit einer seichten Längsfurche versehen; der Schwanz länger als der
übrige Körper, sein hoher Flossensaum nach vorne bis zum Nacken
reichend. Die Beine sind sehr lang und dünn, in der Jugend die
hintern jedoch sehr kurz, die Hand länger als der Oberarm und der
Fuß sogar länger als das ganze Bein; die anfangs ebenfalls sehr langen
und dünnen, an der Spitze fast fadenförmigen Finger werden später
dicker und drehrund. — Die frisch ausgekrochenen etwa Io mm langen
Larven haben einen schwärzlichen Rücken und gelbe, ebenso gestreifte
Seiten. Nach dem Erscheinen der Vorderbeine verschwinden die
dunklen Seitenstreifen, die Kiemen und der Schwanzfaden bilden
sich zurück und die Färbung geht allmählich durch Grünlichbraun
in Span- oder Apfelgrün über, während an der Stelle des oberen
Flossensaums eine mennigrote Vertebrallinie und am Körper immer
größer werdende schwarze oder braune Punkte und Flecke erscheinen.
— Die ersten Larven werden schon im April, die letzten im August
oder September angetroffen; ein Überwintern scheint nicht vor-
zukommen, neotenische Exemplare sind mir nicht bekannt. Nächst
Triton Waltli besitzt marmoratus wohl unter allen Molchen die größten
Larven, da sie mitunter bis 70 mm Länge erreichen, bevor sie das
Wasser verlassen. Die Jungen führen eine ausschließlich terrestrische
- Lebensweise und werden nicht selten beim Pflügen aus der Ackererde
zutage gefördert.
Triton marmoratus gehört ausschließlich der Fauna West-
106 Salamandridae.
europas an und ist bisher nur in Frankreich und auf der Pyrenäen:
Halbinsel gefunden worden. Im ersteren Lande erstreckt sich seine
Verbreitung vom 48%," n. B., also etwa von einer durch die Bretagne
und Fontainebleau gezogenen Linie an, durch die ganze westfranzö-
sische Ebene bis zu den Pyrenäen; außerdem kommt er daselbst
noch in der an das Mittelmeer grenzenden unteren Rhone-Ebene
vor. — Vom südwestlichsten Teile Frankreichs tritt dann das Tier
über die Pyrenäen durch Alt-Castilien, Asturien und Galicien nach
Portugal über, hier, wie es scheint, auch mehr in den ebenen Teilen
des Landes, bis zum Kap Vincent hinabgehend. — Aus den anderen
Teilen Spaniens sind mir keine Fundorte bekannt.
In der Gefangenschaft hält sich marmoratus mit Vorliebe im
Wasser auf; er erfreut hier durch die Eleganz seiner Schwimm-
bewegungen sowie durch den hohen Grad der Zahmheit, den er
erreicht, indem er nicht nur seinen Pfleger leicht kennen lernt, sondern
sich auch bald den Futterplatz und die Zeit der Fütterung merkt. —.
Die in Aquarien gelegten Eier sind schwer zur Entwicklung zu bringen,
da sie häufig verpilzen.
14. Triton Blasii: Dentium palatinorum series postice modice diver-
gentes, ultra dimidium cranii valde prolongatae. Rostrum con-
vexum. Dorsum et latera cum gula pedibusque subtus granosa. —
Long. 1I5—ı8 cm.
Triton Blasii de l’Isle du Drenoef Nat. zool. sur un nouv. Batrac.
urod. de France. Ann. scienc. natur. ser. 17, IV, pag. 364, tab. XII, fig.
I, 2, 4 (1862). - Triton marmoratus var. Strauch. Revis. Salam.
pag. 46 (1870). — Triton Blasiusi Bedrg. Lurche Europ. II.
pag. 349, 14 (1879).
mas. Crıista dorsali ante oculos incipienti valde elevata, serrata, supra
anum interrußta.
fem. Crista dorsali obsoleta, dorso linea mediana auranltiaca.
Triton marmoratus Bonap. Iconogr. d. Fauna ital. tab. 85,
fig. 4 (1841).
Typus. Supra virens, maculis fuscis plus minusve confluentibus sig-
natus; subtus aurantiacus, nıgromaculatus.
var. a) Supra immaculatus, punctis crebris fuscis subdistinctis ad-
spersus; caudae acie inferiore aurgntiaca.
var. b) Taenia dorsali maculisque corporis reticulatis nıgrofusces-
centibus (9).
Dieser Molch ist keine eigene Art, sondern nur ein Kreuzungs-
produkt von marmoratus und cristatus, was schon lange vermutet
und in neuerer Zeit durch direkte Zuchtversuche, namentlich seitens
Wolterstorffs, dem es zuerst gelang, die Larven bis zu ihrer
gänzlichen Vollendung durchzubringen, erwiesen ward. Da aber
das Tier noch allseitig als Spezies angeführt wird, so will auch ich
von diesem Usus nicht abweichen, wobei ich nur bemerke, daß der
Name ‚Triton Blasit‘“ bloß als eine Art Kollektivbezeichnung für
alle zwischen marmoratus und cristatus möglichen und vorkommenden
Bastardformen aufzufassen ist.
Triton. 107
Wie aus der Natur der Sache hervorgeht, ist daher Blasıi durch
feste und ständige Merkmale kaum zu charakterisieren, da ja selbe
bei Mischformen nicht immer gleich bleiben, von sehr mannigfachen
Umständen und Verhältnissen abhängen und namentlich durch das
bei der Fortpflanzung kräftigere Individuum beeinflußt werden dürften.
Es wird daher auch die hier folgende Beschreibung des Tieres nur
eine in den allgemeinsten Zügen gegebene sein, die für die am häufig-
sten auftretenden Zwischenformen paßt, aber durch Übergänge
derselben untereinander oder in eine der beiden Stammformen in der
mannigfachsten Weise alteriert und modifiziert werden kann.
Die meisten Blasii ähneln im Habitus, so namentlich durch
die Kopfform, den längeren Rumpf und den kürzeren Schwanz,
durch die schwächeren Beine und den in der Beckengegend unter-
brochenen, meist mehr oder weniger gesägten und ungefleckten
Kamm sowie durch die Färbung der Unterseite dem cristatus, während
sie sich wieder anderseits durch die Farbe und Zeichnung des Ober-
körpers dem marmoratus nähern.
Der Körper ist in der Regel ziemlich schlank, der Kopf länger
als breit, nach rückwärts kaum merkbar halsartig verengt. Die
ziemlich hohe Schnauze ist vorne breit zugerundet, in der Zügel-
gegend kaum. vertieft, mit verrundeter Seitenkante; die mäßig
großen und wenig vorstehenden Augen sind vertikal gestellt, ihr
Abstand breiter als ein oberes Augenlid und als der Internasalraum.
Die Nasenlöcher und die Augen sind ziemlich gleich weit von der
Mundspalte entfernt, diese bis hinter die Augen reichend; der Ober-
lippensaum ist zur Brunstzeit gut entwickelt, die Kehlfalte deutlich.
Die Gaumenzähne stehen in zwei langen, vorne parallelen, nach
hinten divergierenden Längsreihen, die mäßig große, seitlich freie
Zunge ist kreis- oder eiförmig. Die Vorderbeine sind schlank und
lang, die hintern besonders beim Weibchen dicker und stämmiger,
der Schwanz am Ende allmählich zugespitzt. Die sehr dicht chagri-
nierte Haut ist oben mit dicht gestellten, von einem dunklen Höcker
gekrönten Wärzchen bedeckt, die auch auf den Rumpfseiten noch
gut hervortreten und sich, obwohl feiner werdend, bis auf die Kehle
und die Unterseite der Beine, ja manchmal sogar auf den quergerunzel-
ten Bauch fortsetzen.
Was die Färbung betrifft, so ist hier das lebhafte Grün des
marmoratus durch die Einwirkung des cristatus mehr verdüstert
und zeigt die Oberseite gewöhnlich ein schmutziges Olivengrün, das
durch dunklere, meist bräunliche Flecken unterbrochen wird; letztere
sind vorwiegend länglich, unregelmäßig winkelig öder zackig, am
Rande oft mit der Grundfarbe verflossen und am Rücken häufig
in zwei mehr oder minder deutliche Längsreihen gestellt, während
die Rumpfseiten mehr rundliche und kleinere, von zahlreichen weißen
Punkten begleitete und unterbrochene Makeln tragen. In manchen
Fällen nehmen die Flecken an Größe und Anzahl so zu, daß durch
deren Zusammenstoßen und Verfließen die Grundfarbe nur mehr
“in der Form kleiner Felder und unregelmäßiger Schnörkel zurück-
bleibt, ja manchmal ist die ganze Oberseite vollkommen einfarbig
und zeichenlos. Alle diese Nuancen treten aber meist nur im Wasser
108 ’ Salamandridae.
deutlich hervor, während die Tiere im Trockenen in der Regel ein
einförmiges, schmutziges Schwarzgrün zeigen, das nur selten die Spur
einer Zeichnung erkennen läßt. Die Färbung und Fleckung des
Körpers ist gewöhnlich auch auf die Oberhälfte des Schwanzes fort-
gesetzt, während die Unterseite und meist auch der ganze hintere
Teil desselben bräunlich gelb ist. Finger und Zehen sind gelblich
und dunkel geringelt. Die Färbung der Unterseite ist in der Regel
ein Gemisch von Weiß und bräunlichem Orange, wobei das letztere
bald überwiegt, bald nur als Mittelzone auftritt oder manchmal
auch ganz fehlen kann; mitunter zeigt der Bauch auch eine trüb
weinrote Farbe. Außerdem ist derselbe, namentlich bei Vorherrschen
des Orange, gewöhnlich mit mehr oder weniger hervortretenden
rundlichen schwarzen Flecken, sowie mit weißen oder gelblichen
Punkten besetzt. Die Kloake ist bald vorwiegend schwarz, bald
wieder mehr gelb gefärbt.
Das Männchen besitzt längs des Rückens eine niedrige Vertebral-
leiste, welche sich zur Brunstzeit zu einem hohen, schon oft vor den
Augen beginnenden Kamm entwickelt, und, zwischen den Hinter-
beinen meist unterbrochen, dann in den noch weit höheren Flossen-
saum des Schwanzes übergeht. Dieser Kamm ist nur selten gerade
und ganzrandig, ebenso selten aber auch scharf gesägt oder zackig,
sondern gewöhnlich mit mehr oder weniger unbestimmten und
wechselnden Kerben oder welligen Lappen versehen; obwohl am
Rücken in der Regel einfarbig grau oder bräunlich, weist er daselbst
doch manchmal Spuren von Flecken oder senkrechten Querstreifen
auf. Der Hinterteil des Schwanzes ist von einer milchweißen oder
silberglänzenden Längsbinde durchzogen, die gelbliche Kehle fast
immer dunkel gefleckt, die stark wulstige, fast in ihrer ganzen Länge
gespaltene Kloake vorherrschend schwarz gefärbt.
Das Weibchen hat statt des Kammes eine deutlich ausgeprägte,
schon hinter den Augen beginnende gelbe, selten mehr rötliche Verte-
bralfurche, in der sich manchmal in der hinteren Rückenhälfte eine
stumpfe, leistenartige Kante erhebt. Die gewöhnlich dunkelbraune
Kehle ist meist ungefleckt, die Kloake vorherrschend gelb, der Schwanz
ohne lichte Seitenbinde.
Triton Blasii ist unstreitig der größte aller europäischen Molche,
indem seine Gesamtlänge 15—ı8 cm beträgt.
Junge Tiere sind in der Regel oben schwärzlich und mit zer-
streuten, unregelmäßigen, schmutzig grasgrünen Makeln versehen,
die mit schwarzen Drüsenpunkten besetzt sind. Eine vom Nacken
bis zur Schwanzspitze hinziehende Linie sowie die untere Schwanz-
schneide sind zitronengelb, die Rumpfseiten weiß punktiert, die
Bauchmitte weißgelb.
Von der hier gegebenen Diagnose können aber einzelne Stücke,
je nach der Generation, aus welcher sie hervorgehen, bald mehr bald
weniger abweichen und durch wiederholte Kreuzung der Grundformen
mit den Mischlingen kann der Charakter der letzteren nach und nach
so modifiziert und abgeschwächt werden, daß einzelne Stücke oft
kaum mehr als Bastarde zu erkennen sind und schließlich wieder
in der einen oder anderen der beiden Stammarten aufgehen.
Triton, 109
Die am häufigsten vorkommende Form, der echte Blasıt, zeigt
den Habitus und die Bauchfärbung des cristatus und wird von vielen
als ein Kreuzungsprodukt des Männchens des letzteren mit dem weib-
lichen marmoratus betrachtet; die hingegen weit seltenere, von
Peracca als Triton Trouessarti!) beschriebene Form zeigt den
Habitus und die Bauchfärbung des marmoratus und wird von dem
Autor für einen Blendling des marmoratus Männchens mit dem
weiblichen cristatus gehalten.
In seltenen Fällen zeigt die Oberseite statt der Flecken eine
große Anzahl brauner, mit dem Grunde mehr oder weniger ver-
fließender Punkte, wobei zugleich die Unterschneide des Schwanzes
orangefarben wird. Die Weibchen besitzen oft statt der orangegelben
Mittellinie ein breites, schwärzlich braunes Rückenband, welches
nach ıaußen zu unregelmäßig begrenzt ist; in diesem Falle ist auch
die Oberseite mit zahlreichen, schmalen Flecken von derselben Farbe
bedeckt, welche unter sich mehr oder weniger zusammenfließend eine
Art Netz bilden, das von der Grundfarbe meist gut abgehoben er-
scheint.
Triton Blasii ist, obwohl ein Bastard, so doch fortpflanzungs-
fähig; seine, mit besonderer Vorliebe auf die Blätter von Ranunculus
aquatilis abgelegten, rundlichen Eier sind gelbgrün, häufig mit einem
braunen Flecken und haben mit der sie umschließenden Gallerthülle
etwa 3 mm im Durchmesser. Die nach 17—20 Tagen auskriechenden,
hell olivengrünen, mit sehr feinen Atomen gesprenkten Larven
stimmen durch den dunkel gefleckten Kamm und den fadenförmig
ausgezogenen Schwanz mit denen ihrer Stammarten überein.
Das Tier lebt in Teichen, Sümpfen, größeren Wassergräben und
Tümpeln, namentlich in solchen von verlassenen Steinbrüchen;
es liebt mehr trübes, pflanzenreiches Wasser und ist ungemein scheu
und vorsichtig, hält sich vorwiegend in der Mitte und in tieferem
Wasser auf und steigt nur selten und in langen Abständen auf ganz
kurze Zeit zum Atemholen auf die Oberfläche empor. Es ist daher
auch sehr schwer zu erbeuten und sind beim Fange heftige Bewe-
gungen und helle Kleider möglichst zu vermeiden und überdies hierzu
Netze mit sehr langem Stiele (2—3 m) nötig. Der weitaus leichtere
und ergiebigere Fang mit der Angel ist wegen der den Tieren zu-
gefügten Verletzung weniger ratsam. Der Molch findet sich übrigens
nur an ganz beschränkten Örtlichkeiten, und, wie es seine Bastard-
natur mit sich bringt, stets mit marmoratus und cristatus zusammen,
in manchen Jahren stellenweise häufig, kann er zu anderen Zeiten
und an anderen Orten wieder recht selten sein. Da sein Wärme-
bedürfnis gering ist, so hält er sich am liebsten in kühler gelegenen
Wasseransammlungen auf, welche er gewöhnlich vom März bis in
den Mai hinein bewohnt; an trüben Tagen, bei Regenwetter und des
Nachts soll er auch zu dieser Zeit gerne ans Land gehen.
Blasii ist bisher nur im mittleren und westlichen Frankreich
gefunden worden, woselbst er in der Bretagne, sowie in den Departe-
l) Peracca. Sulla bonta specif. del Trit. Blasii de l’Isle e descriz. di una
nuova forma ibr. di Trit. franc. Boll. Mus. di Zool. ed Anat. comp. Torino, I, Nr. 12
(1886).
110 Salamandridae.
RS
ments Maine et Loire (bei Angers), de I’Indre (Blanc, Argenton,
Vaux und Concremiens) und Loire inferieure (Nantes, Vertou, Coueron,
Doulon, St. Luce) vorkommt.
Die Gefangenschaft wird von diesem Molche sehr gut und durch
lange Zeit ertragen, namentlich wenn man die Tiere in ihren natür-
lichen Lebensbedingungen entsprechende, größere, kühle und reich-
lich bewachsene Behälter mit tiefem Wasserstande bringt; frisch
eingesetzte sind oft erst nach längerer Zeit zur Annahme der Nahrung
zu bewegen, zeichnen sich aber dann durch große Gefräßigkeit aus.
Das flüssige Element pflegen sie meist nur im Hochsommer mit dem
Landaufenthalt zu vertauschen, während sie sonst, selbst den Winter
über, vorwiegend im Wasser verweilen. Zur Fortpflanzung unter-
einander sind sie in Aquarien bisher wenigstens noch nicht gebracht
worden; doch kann man, obwohl auch nur schwierig, den Bastard
aus den Stammarten züchten, was noch am ehesten gelingt, wenn
man marmoratus mit cristatus von der Form carnifex zusammenbringt.
Aber auch hier ist es nur bei größter Fürsorge und peinlichster Pflege
manchmal möglich, die Eier zur Entwicklung und noch schwieriger
die allfällig glücklich ausgeschlüpften Larven zur Vollendung ihrer
Metamorphose zu bringen; dasselbe ist auch bezüglich der von ge-
fangenen Blasii abgesetzten Eier der Fall.
15. Triton eristatus: Dentium palatinorum series antice subparallelae
finem versus paululum divergentes. Corpus supra dense verru-
cosum, plica gularis distincta. Long. 12—I6 cm.
Typus: Rostrum convexum. Dentium palatinorum series antice
approximatae. Supra fusculus aut olivaceus, subtus aurantiacus,
maculis nigrescentibus rotundatis plus minusve conspicnis undi-
que notatus, lateribus albo granulaltıs.
Lacerta palustris Linne Syst. nat. I, pag. 201. 8. part. (1758).
— Triton ceristatus Laur. Synops. reptil. pag. 39, 44 (1768). —
Triton americanus Laur.|.c. pag. 40, 46 (1768). — Lacerta
aquatica Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1066, 43 (1790). — Gekko
palustris Meyer Synops. reptil. pag. 22, 2 (1795). — Gekko
aquaticus Meyer l. e. pag. 24, 5 (1795). — Salamandra cri-
stata Schneid. Hist. amphib. I, pag. 57, 2 (1799). — Salamandra
pruinosa Schneid. 1. e. pag. 69, 5 (1799). — Lacerta porosa
Retz. fauna suec. I, pag. 288 (1800). — Lacerta palustris. Sturm
Deutschl. Fauna III, 3 (1802). — Molge palustris Merr. Syst.
amphib. pag. 187, 8 (1820. — Lacerta lacustris Blumenb. Handb.
d. Naturg. pag. 253, Io (1821). — Triton marmoratus Bonap.
Iconogr. fauna ital. (1832). — Triton palustris Flem. Brit. anim.
pag. 157, 6 (1838). — Hemisalamandra cristata Duges Ann.
d. scienc. natur. 3. ser. XVII, pag. 262, 5 (1852). — Triton asper
Higginbottom On the Brit. Tritons, Ann. Mag. Nat. Hist. XII, pl. XV,
fig. I—4, pl. XVI, fig. 5 (1853). — Triton cristatus var. cuclo-
cephalus Fatio, Faune d. Vertebr. Suisse, III, pag. 527 (1872). —
Molge cristata Bouleng. Catal. Batr. grad. pag. 8 (1882). —
Triton .emistatus var. dobrogic,us Kinitzescu, "Bulet.7Soe:
d. Sciinte Bucur. XII, pag. 262 (1903).
mas. Crista dorsali elevatissima, obtuse et modice dentata, supra anum
conspicue interrupla. Regio analis atrata, cauda ad latera fascia
pellucida albicante.
fem.
juv.
Triton. ErTT
Crista dorsali obsoleta. Regio analis flavida. Cauda fascia
laterali »subconspicua, acıie inferiore aurantiaca.
Supra fusco-olivaceus, obscure maculatus,. subtus flavescens, aut
concolor, aut maculis nigris passim notatus.
Triton nycethemerus Michah. Isis, XXIII, pag. 806, 3 (1830).
Triton marmoratus Bibr. Proced. zool. soc. pag. 23 (1838). —
Triton Bibroni Bell Brit. rept. pag. 129, c. fig. (1839).
Subspec. Rostrum depressum. Dentium palatinorum series antice
mas.
fem.
juv.
var.
var.
var.
var.
var.
var.
connatae. Supra cinereus, olivaceus aut virescens, supra au-
rantiacus, maculis atrıs vel coerulescentibus notatus, lateribus
vix albo-granulatıs.
Salamandra platyura Daub. Encyclop. method. III (1784).
— Salamandra laticauda Bonn. Encyclop. method. Erpet. pag.
63, tab. ıı, fig. 4a,b (1789,.— Salamandra platycauda Rusconi
Am..d. Salamstabıl, ters, 4, tab:ıll, fg, 7, 2,(1821). — Triton
erıstatus: Bonap. -Faun .ital. (1832), — Triton Karelinii
Strauch, Revis. Salam. Gatt. M&m. Acad. S. Petersb. VII. ser. XVI, 4. pag.
42, tab. ı, fig. ı (1870). — Triton longipes Strauch, l. c. pag. 44,
tab. ı, fig. 2 (1870). — Triton cristatus var. platycephalus
Fatio, Faune d. Vertebr. Suisse, III, pag. 527 (1872). — Triton Blasii
Prada, Notiz. nat. e chim. agron. prov. Pavia (1864). — Molge cri-
stata var. Karelinii Bouleng. Catal. Batrach. grad. pag. 10 (1882).
Crista dorsali modice elevata, acute et profunde serrata, supra
anum humili aut vix interrußta.
Crista dorsali obsoleta, dorso linea vertebrali flavescente.
Supra nigrescens, linea sulphurea vertebrali, per totam corporis
longitudinem decurrente. Cauda acie inferiore flavescente.
Triton carnifex. Laur. Synops. reptil. pag. 38, 41 (1768). —
Gekko carnifex Meyer Synops. reptil. pag. 23, 4 (1795). — Sala-
mandra carnifex Schneid. Histor. amphib. I, pag. 7I, 7 (1799).
— Petroponia nigra Massalongo Mem. nuovi ann. d. science nat.
Bologna, pag. 14, c. tab. (1854).
a) Supra maculis atris confluentibus maximis fere concolor.
b) Subtus maculis atris confluentibus maximis fere concolor,
macula aurantiaca passim notatus.
c) Subtus ater, concolor.
d) Subtus aurantiacus, concolor.
Molge cristata var. flavigastra Fejerväry Beitr. z. Herpetol.
d. Rhontal. pag. 31 (1909).
e) Ochraceus, maculis crebris rotundatıs supra virescentibus,
subtus atris notatus (Turcia).
f) Supra et subtus laete aurantiacus aut sulphureus, macula nıgra
passim notatus.
Triton ictericus Reichenb. Ein zweifelhaft. Triton (1856).
Der Körper ist gerundet, ziemlich gestreckt und kräftig, in der
Mitte, besonders beim Weibchen, etwas bauchig erweitert. Der
Kopf ist etwas länger als breit, von den Mundwinkeln nach vorne
“ allmählich in sanftem Bogen verschmälert, mit hoher, gerundeter,
seitlich etwas schief nach außen abfallender Schnauze, an welcher
einzelne Poren in unregelmäßigen Zügen vor, ober und unter den
1.12 Salamandridae.
Augen, sowie an den Kieferrändern, besonders bei Weingeiststücken,
deutlich hervortreten. Der Mund ist bis hinter die Augen gespalten,
letztere sind eiförmig und von mäßiger Größe. Der Interokularraum
ist stets breiter als das obere Augenlid und gewöhnlich auch breiter
als der Internasalraum. Die kleinen, rundlichen Nasenlöcher sind
weit nach vorne, an die Schnauzenspitze gerückt, die Oberlippen-
säume zur Brunstzeit gut entwickelt. Die Gaumenzähne bilden zwei
vorne zusammenstoßende oder schwach konvergierende, im größten
Teile ihrer Erstreckung ziemlich parallele und fast gerade lange
Fig. 18.
Triton cristatus Laur. a b typus, c d carnifex, e Zahnstellung.
Reihen, die erst an ihrem hintersten Ende etwas nach außen gerichtet
erscheinen. Die Zunge ist klein, fleischig und ziemlich kreisförmig.
Von den beim Männchen stets längeren Beinen sind die vorderen
schlank, die hinteren dagegen kräftiger, die Finger und Zehen im
ganzen frei, die Handflächen und Fußsohlen mit zwei starken Höckern
versehen. Der Schwanz ist meist deutlich kürzer als der übrige Körper.
Die Haut ist schwammig, porös und wenigstens bei erwachsenen
Tieren stets durch zahlreiche, dicht stehende Körner oder Warzen
rauh, was besonders an den Leibesseiten hervortritt. Die Kehle zeigt
zahlreiche, dicht gedrängt stehende flache Warzen, die durch linien-
Triton. 173
förmige Impressionen voneinander getrennt sind; der Bauch ist
glatt, manchmal mit sehr feinen, unregelmäßig verlaufenden Quer-
falten versehen.
Die Färbung der Oberseite wechselt von einem bald helleren,
bald dunkleren Aschgrau, Grün-, Braun- oder selbst Blaugrau bis
ins tiefe Schwarz in mancherlei Schattierungen ab. Überdies finden
sich auf dem ganzen Oberkörper meist nicht sehr zahlreiche, aber
gewöhnlich ziemlich große, runde, einzeln stehende, gewöhnlich
schwarze Flecken zerstreut, die jedoch in der Regel von der Grund-
farbe nur selten scharf abgehoben erscheinen, und in manchen Fällen,
namentlich bei dunkleren Varietäten oder im weiblichen Geschlechte,
auch ganz verschwinden. Der gewöhnlich etwas hellere Kopf ist
meistens unregelmäßig schwarz marmoriert, die Beine ebenfalls mit
schwarzen Punkten besetzt, die Zehen gelb und schwarz geringelt.
Der Schwanz ist meist ziemlich ungefleckt oder höchstens an der
Wurzel noch mit einigen kleinen Makeln versehen. Der Bauch und
die Unterseite der Beine sind lebhaft gelb oder selbst orange, ersterer
fast immer mit großen, zerstreut stehenden schwarzen Flecken meist
nicht sehr dicht besetzt. Die Kloake ist einfarbig.
Das Männchen besitzt zur Paarungszeit einen hohen, am Rücken
mehr oder weniger tief und unregelmäßig ausgezackten Kamm, der
etwas vor den Augen beginnt, über dem After unterbrochen oder
mindestens sehr niedrig ist und sich am Schwanze wieder bedeutend
erhöht, demselben dadurch eine breite Lanzettform erteilend. Die
Kloake ist stark wulstig verdickt, schwarz, die Grundfarbe der Ober-
seite meist ziemlich hell, graulich oder olivenfarben, die dunklen
Flecken hinlänglich unterschieden. Die Iris ist golden, mit einem
von der Pupille senkrecht nach abwärts ziehenden schwarzen Streifen.
Der Schwanz ist schon von der Basis an sehr stark zusammengedrückt,
an den Seiten mit einer namentlich in seiner hinteren Hälfte sehr
deutlichen, breiten, silber- oder perlmutterartig glänzenden hellen
Längsbinde. Die Basis desselben ist meist ziemlich einfarbig, dunkel-
braun, sein Ende in der Regel blaßbraun oder selbst orange, die obere
und untere Schneide schwarz gesäumt, die letztere höchstens gegen
den After zu gelblich. Die Kehle ist meist dunkel, der Bauch tiefer
gelb als beim Weibchen. Der Kamm ist etwa von Körperfarbe, un-
gefleckt, über dem Schwanze nur schwach gewellt oder gezähnelt.
Das Weibchen besitzt statt des Kammes eine mehr oder weniger
vertiefte Rückenlinie, die sich manchmal zwischen den Hinterbeinen
zu einem sehr niedrigen Hautsaume erhebt. Die nur schwach ver-
dickte Kloake ist gelb. Der Schwanz erscheint verhältnismäßig
länger, aber viel niedriger und weniger zusammengedrückt als beim
Männchen, die Unterschneide desselben mit breitem, bis zur Spitze
reichenden, hochgelben Saum; die helle Seitenbinde ist nur schwach
angedeutet. Die Oberseite ist gewöhnlich dunkler, oft schwärzlich,
die Flecken stets kleiner und weniger deutlich, mitunter auch ganz
fehlend. Der Kopf zeigt am Scheitel keine dunkle Marmorierung
‘ und an den Seiten keine derlei Schnörkel. Die etwa vorkommenden
erhabenen weißen Punkte sind meistens zahlreicher als bei den
Männchen, und während sie bei diesen vorwiegend auf den Rumpf
Schreiber, Herpetologia europaea. 8
114 Salamandridae.
und namentlich auf dessen Seiten beschränkt erscheinen, verbreiten
sie sich bei den Weibchen auch über die oberen Teile der Beine sowie
über beide Seiten des Schwanzes. Die Iris ist stark mit Schwarz
gemengt, so daß ihre gelbe Grundfarbe mitunter nur sehr unter-
geordnet auftritt; auch ist in einiger Entfernung von der Pupille ein
schwarzer Ring bald mehr, bald weniger deutlich zu bemerken, der
Bauch ist meistens heller, mehr schwefel- als orangegelb.
Nach der Laichzeit verliert das Männchen den Kamm und die
silberglänzende Mittellinie des Schwanzes verschwindet. Da sich.
dann die Haut auch stärker zusammenzieht, so treten hierdurch die
erhabenen Körner viel deutlicher hervor und der Körper erscheint
gewöhnlich sehr rauh und warzig. Letzteres ist in noch höherem
Grade bei Weibchen und überhaupt bei solchen Stücken der Fall,
die das Wasser bereits verlassen haben und am Lande unter Steinen,
Moos, Baumrinden und anderen Schlupfwinkeln angetroffen werden,
wo dann die ganze Oberseite des. Tieres wie mit einem grauen Reif
überflogen erscheint. Es ist dies die von Schneider als Sala-
mandra pruinosa beschriebene Form. Auch ist außer der Paarungs-
zeit die Grundfarbe der Oberseite weniger lebhaft, meist viel dunkler,
und die schwarzen Flecken nicht oder nur wenig sichtbar, ja nicht
selten überzieht ein einförmiges, oft mit weißen Körnern unter-
mischtes Schwarz die ganze Oberseite des Körpers; das Gelb der
Unterseite erscheint jedoch in diesem Falle viel gesättigter als ım
Frühjahre. ;
In seltenen Fällen werden die schwarzen Flecken der Unter-
seite so groß, daß sie durch Zusammenfließen die gelbe Farbe teil-
weise, ja mitunter selbst ganz verdrängen, so daß dann alle unteren
Teile vorherrschend oder auch einfärbig schwarz erscheinen. Häufiger
dagegen findet man Stücke, bei denen die schwarzen Flecke sämtlich
nach den Seiten gedrängt erscheinen, und durch Ineinandertließen
zu breiten schwarzen Streifen verschmelzen, die oft nur eine schmale,
unregelmäßige gelbe Binde über die Mitte des Unterleibes frei lassen.
Ebenso kann es vorkommen, daß die schwarzen Flecken der Unter-
seite mehr oder weniger, oder selbst ganz verschwinden und dadurch
das Gelb zur vorherrschenden oder allein übrigbleibenden Farbe
wird (var. flavigastra Fejerv.). Bei solchen Stücken erstreckt sich
das Gelb des Bauches bisweilen auch mehr oder weniger auf die
Körperseiten hinauf, ja in äußerst seltenen Fällen kann das Über-
handnehmen der gelben Farbe so weit gehen, daß der dunkle Grund-
ton der Oberseite teilweise, ja fast ganz verdrängt wird, wo dann
der ganze Körper prachtvoll schwefel- oder orangegelb mit nur ver-
einzelten oder wohl auch gänzlich fehlenden dunklen Flecken erscheint;
Stücke dieser Form wurden von Reichenbach als Triton
ictericus beschrieben').
Diese Art tritt in zwei, wie es scheint geographisch ziemlich
scharf geschiedenen Formen auf.
Die typische, hauptsächlich dem Norden und Westen Europas
angehörende Form besitzt einen mehr gewölbten, hinter den Augen
1) Ein zweifelhafter Triton. Nova Acta Acad. Leop. Carol. XXX, pars I (1865).
Triton, Ps
ziemlich senkrecht abfallenden und nach rückwärts wenn auch
schwach, so doch deutlich halsförmig verengten Kopf mit vertiefter
Zügelgegend und daher meist gut ausgesprochener Schnauzenkante.
Die nur wenig vorragenden Augen sind vertikal gestellt, die Gaumen-
zähne vorn nicht bis zur Berührung genähert. Das brünstige Männ-
chen hat einen, in höchster Ausbildung fast rumpfhohen, mäßig und
stumpf gezähnelten oder gekerbten Rückenkamm, der von vorn und
hinten gegen die Rumpfmitte bogenförmig ansteigend daselbst seine
größte Höhe erreicht und etwas vor, oder höchstens über der Insertion
der Hinterbeine aufhört. Die ziemlich zylindrischen Finger und
Zehen sind stets vollkommen frei und ungesäumt, auch überragt der
vierte Finger beim Männchen die Schnauzenspitze nur wenig, während
er sie beim Weibchen nicht erreicht. — Die Färbung der Oberseite
ist vorwiegend bräunlich, die Flecken schwarz, die Rumpfseiten
sind mit zahlreichen weißen Punkten übersäet. — Junge Tiere sind
'im allgemeinen den Weibchen ähnlich, nur daß die gelbliche Unter-
seite meist einfarbig oder höchstens mit einzelnen, gewöhnlich an
der Brust oder an den Bauchseiten stehenden schwarzen Flecken
besetzt ist.
Die mehr im Süden und Osten unseres Weltteiles einheimische
Form, der Triton carnifex oder Karelinii der Autoren, ist nament-
lich zur Brunstzeit stärker und kräftiger, der Rumpf verhältnismäßig
kürzer und dicker, der Kopf nach hinten verbreitert, mit flacherer
und viel stumpfer zugerundeter Schnauze, deren obere Seitenkante,
da die Zügelgegend kaum vertieft ist, meist mehr oder weniger ver-
wischt und undeutlich erscheint. Die ziemlich vorstehenden Augen
sind mehr schief nach außen und unten geneigt, auch vorne etwas
gegeneinander gerichtet, der hinter den Augen gelegene seitliche
Kopfteil schief nach außen und abwärts gewölbt. Die Gaumenzähne
sind vorn gewöhnlich bis zur Berührung genähert und meistens auch
rückwärts weiter nach hinten als bei der Stammform verlängert.
Der Kamm des Männchens ist stets viel niedriger, am Rücken höch-
stens der halben Rumpfhöhe nahekommend und in ziemlich gleich-
bleibender Höhe mit der Rückenfirste mehr parallel hinziehend, dafür
aber tief und spitz zackig gesägt, über dem After stark erniedrigt
oder nur kurz unterbrochen, sein Endabfall weiter nach rückwärts,
hinter der Einlenkung der hinteren Gliedmaßen, gelegen. Die Beine
sind größer und stärker, die Hände und Füße manchmal auffallend
verlängert (Triton longipes Strauch), die Hand- und Fußwurzel sehr
breit, die Finger und Zehen breiter und abgeplattet, letztere in vollster
Brunst an der Basis mit ganz kurzen Spannhäuten nnd namentlich
am Außenrande mit schmalen Flossensäumen versehen; auch erreicht
der vierte Finger beim Weibchen stets die Schnauzenspitze, während
er dieselbe beim Männchen bedeutend überragt. — Die meist dunkel-
graue oder bräunliche Oberseite zeigt gewöhnlich eine entschiedene
Neigung ins Grüne, die oft wenig hervortretenden Flecken sind groß,
schwarzgrau oder bläulich, mitunter heller gerandet und nicht selten
in unregelmäßige alternierende Längsreihen gestellt. Die Körper-
seiten zeigen keine, oder nur wenige weiße Punkte, das Weibchen
stets eine gelbliche Vertebrallinie; die Flecken der Unterseite sind
8*
116 Salamandridae.
häufig bläulich oder schwarzblau gesäumt, die braune Kehle ist
weiß punktiert.
Einige mir aus Konstantinopel lebend zugekommene Tiere
waren schmutzig ockergelb und mit zahlreichen ziemlich kleinen,
rundlichen, oben grasgrünen, unten schwarzen Flecken besetzt.
Diese Form zeigt nicht selten die Neigung zur Melanose und
im weiblichen Geschlecht oft die Tendenz zur Annahme der männ-
lichen Färbung. In der Jugend sind die Tiere oben immer tief samt-
schwarz, mit lebhaft schwefelgelber Vertebrallinie und ebensolcher
unterer Schwanzschneide.
Durch die oft auffallend ins Grünliche ziehende Färbung sowie
durch die Form des Kopfes erinnert carnifex manchmal stark an
Blasii.
Der Kammolch ist im ganzen Bereiche seines Verbreitungs-
bezirkes in mit reichlichem Pflanzenwuchs bestandenen Sümpfen,
Teichen, Tümpeln und Wassergräben eine allenthalben gewöhnliche
Erscheinung, obwohl er in der Regel nicht in solcher Menge auftritt
wie die kleineren Arten der Gattung.
Bezüglich der Fortpflanzung, die erst im dritten Lebensjahre
beginnt, weicht er von anderen Tritonen nicht wesentlich ab, nur
daß er hierbei minder lebhaft ist und keinen so intensiven Geschlechts-
trieb zeigt, wie viele andere Molche.
Die im Wasser herumschwimmenden Weibchen werden von den
Männchen eifrig verfolgt und wenn sich das erstere endlich setzt
und ruhig bleibt, so nähert sich ihm letzteres in der Weise, daß sich
die Schnauzen beider Tiere berühren und deren Körper unter spitzem
Winkel voneinander abstehen. Hierbei stellt sich das Männchen
gern auf die Vorderfüße, krümmt den Rücken nach Art eines Katzen-
buckels und hebt die Hinterbeine samt dem Schwanze empor. Mit
letzterem schlängelnde Bewegungen machend, schlägt es mit dem-
selben auch ab und zu die Flanken des Weibchens. Nach kurzer
Zeit scheint es jedoch dieses Spiels überdrüssig zu sein oder hiervon
zu ermüden, streckt sich ganz platt auf den Boden aus und läßt
unter wollüstigen Zuckungen des Körpers aus seiner weitgeöffneten,
innen mit feinen, silberweiß glänzenden Wärzchen besetzten Kloake
einen, einem Klumpen geronnener Milch ähnlichen Spermatophor
hervortreten. Indem hierauf das Weibchen über denselben hinweg-
schreitet oder -schwimmt, bleiben dann die Samenmassen an der
Kloake desselben hängen und die Spermatozoen dringen in deren
Inneres hinein. Dieser Vorgang wiederholt sich oft mehrmals hinter-
einander, bis endlich das Männchen seine Auserkorene verläßt und
nach kürzerer oder längerer Zeit dasselbe Spiel mit einem anderen
Weibchen beginnt.
Die Eier werden in der Regel einzeln an mehr großblättrige
Wasserpflanzen gelegt. Wenn das Weibchen ein ihm zusagendes
Blatt gefunden hat, kehrt es dasselbe mit Hilfe seiner Schnauze
derartig um, daß dessen Unterseite nach oben, gegen die Brust des
Tieres zu liegen kommt; dieses so zurechtgelegte Blatt wird dann
mittelst der Vorderfüße unter dem Bauche hin weiter nach rückwärts
bis in den Bereich der Hinterbeine geschoben, dann von diesen unter
Triton. 117
dem After festgehalten und zugleich in der Weise gebogen, daß die
Öffnung des hierdurch entstandenen verrundeten Winkels gegen den
Schwanz zu sieht. Das aus der Kloake austretende Ei fällt dann
notwendigerweise in die hierdurch gebildete Bucht des Blattes hinein,
dessen freie Enden hierauf von dem Molche mit den Hinterfüßen
zusammengedrückt und durch den das Ei umhüllenden Schleim
miteinander verklebt bleiben. Auf diese Art sind die Eier nicht nur
sehr gut verborgen, sondern auch in dem meist dichten Gewirre der
Wasserpflanzen den Nachstellungen feindlicher Tiere jedenfalls wesent-
lich entrückt.
Wenn die Tiere zur naturgemäßen Bergung ihrer Eier keine
passende Gelegenheit finden, wie es mitunter bei in pflanzenleeren
Gläsern gehaltenen Gefangenen der Fall ist, so kommt es wohl auch
vor, daß die Eier in kleinen Schnüren unmittelbar auf den Boden
des Gefäßes fallen gelassen werden.
Die Zeit der Fortpflanzung ist natürlich nach Klima und Stand-
ort verschieden, und während die Eiablage in niederen oder wärmeren
Gegenden schon in der zweiten Hälfte des März stattfindet, kann sie
in höheren oder nördlicheren Lagen erst im April oder Mai vor sich
gehen; dasselbe ist natürlich auch bezüglich des Reifens der ovalen,
gelblich- oder weißlichgrünen Eier der Ball, deren Entwicklung im
Durchschnitt etwa nach 2—3 Wochen, unter günstigen Verhältnissen
oft auch früher, beendet ist.
Die Larven, welche frisch ausgekrochen etwa 9—Io mm messen,
kommen schon mit ziemlich entwickelten Kiemen zur Welt; sie sind
anfangs wenig lebhaft und bleiben in den ersten Tagen nach ihrem
Erscheinen oft unbeweglich an einer Wasserpflanze hängen. Nach
und nach verästeln sich die Kiemen und es treten dann die zuerst
nur als schwache Erhebungen angedeuteten Vorderfüße heraus; hat
die Länge der Tiere 20 mm überstiegen, so erscheinen auch bald die
Hinterbeine. Diese Larven sind ziemlich kräftig und gedrungen
gebaut und an dem schmalen weißen Saum, der den fast durch-
sichtigen Schwanz umgibt, sowie an dem langen, mit fortschreitendem
Wachstum allerdings immer kürzer werdenden Endfaden desselben
leicht zu erkennen. Sie haben einen großen, vom Rumpfe mehr oder
weniger abgesetzten Kopf mit gewaltigen Kiemen, deren oberste
etwa bis zur Mitte des Rumpfes reicht. Dieser ist in der Mitte am
höchsten, oben kompreß, nach unten zu bauchig erweitert und an
den Seiten mit einer bogigen Längs- und deutlichen Querfurche
versehen. Der sehr hohe, etwas hinter der Einlenkung der Vorder-
beine beginnende Flossensaum nimmt gegen das Schwanzende hin
ziemlich rasch an Höhe ab. Die Beine sind, namentlich bei jüngeren
Stücken, auffallend lang und dünn, an den vorderen der erste Finger
mindestens halb so lang als der zweite.
Die ursprünglich hell gelbbraune, später mehr ins Grau- oder
Braungrüne ziehende Grundfarbe zeigt sich von zahlreichen, schwärz-
lichen Atomen und Punkten unterbrochen, die sich nach und nach
‘zu größeren Flecken und Tupfen vereinen, was vor allem zuerst an
den Schneiden der Flossensäume auftritt. Über die Längsaxe der
Schwanzspitze zieht ein auch auf den Endfaden fortgesetzter schwarzer
118 Salamandridae.
Strich. Die Stiele der Kiemenbüschel, die Rumpfseiten und der
Bauch sind lebhaft goldglänzend. Mit fortschreitendem Wachstum
geht dieser Metallglanz allmählich verloren, die dunklen Punkte
vermehren und verbreitern sich und treten, namentlich am Rumpfe,
immer mehr zu größeren runden, vom Grunde mehr oder weniger
abgehobenen schwarzen Flecken zusammen. Zu gleicher Zeit wird
auch der Bauch gelblich und erhält nach und nach schwärzliche,
obwohl anfangs nur kleine Flecken. Nach Verschwinden der Kiemen
und des Flossensaumes lassen sich dann, durch Gelbwerden der
unteren Schwanzschneide beim Weibchen, auch schon die Geschlechter
unterscheiden.
Die Larven der Carnifex-Form sind schlanker und haben einen
viel breiteren und flacheren Kopf mit mehr vorspringender und zu-
gespitzter Schnauze. Von den drei Kopffurchen erstreckt sich die
mittlere längs der Wirbelsäule bis zwischen die Einlenkung der
Hinterbeine, der obere Flossensaum entspringt etwa in der Rumpf-
mitte, der Schwanz ist über dreimal so lang als hoch. Die Gesamt-
färbung derselben wird gegen das Ende ihrer Entwicklung viel dunkler
und erscheinen sie auf gewöhnlich braungrauem Grunde durch zahl-
reiche schwarze, mitunter auch weiße Flecke gemarmelt. Nach
Verschwinden der Kiemen und des Flossensaumes nimmt die Ver-
dunkelung der Grundfarbe noch mehr zu, die früher noch mehr oder
weniger sichtbaren Tupfenflecken verschwinden unter dieser stets _
steigenden Verdüsterung allmählich gänzlich, so daß dann die Tiere
auf der ganzen Oberseite eine eintönige, tief samtschwarze Färbung
erhalten, von der sich in beiden Geschlechtern der schön schwefel-
gelbe Vertebralstreif lebhaft abhebt.
Die Entwicklung der ausgewachsen mitunter über 80 mm messen-
den Larven dauert etwa 3—4 Monate, so daß deren Verwandlung
gewöhnlich im Monate August abgeschlossen ist. Um diese Zeit
verlassen dann die Jungen das Wasser und leben bis zur Erlangung
der Geschlechtsreife — was mindestens zwei Jahre zu währen scheint
— auf dem Lande, woselbst sie sich in feuchten und schattigen Schlupf-
winkeln aufhalten, die sie in der Regel nur des Nachts behufs Auf-
suchung ihrer aus Würmern und kleineren Kerbtieren bestehenden
Nahrung verlassen.
Unter den mitteleuropäischen Tritonen ist cristatus derjenige,
der sich im erwachsenen Zustande am liebsten und längsten im
Wasser aufhält; ja manche scheinen das ganze Jahr nicht, andere
wieder nur während der heißesten Monate ans Land zu gehen, während
sie bei Eintritt der milderen Herbstwitterung sofort wieder das
flüssıge Element aufsuchen, das sie dann namentlich wo es nicht
friert, auch den Winter über nicht verlassen. So habe ich in den um
Görz gelegenen Sümpfen derlei Tiere wiederholt im Dezember und
Januar im besten Wohlbefinden im Wasser angetroffen und nach
F. Müller!) soll eristatus auch um Basel oft schon im Januar und im
vollen Hochzeitskleide im freien Wasser zu finden sein. Nach der
Behauptung einiger Autoren sollen die Tiere auch ihren Winter-
!) Mitteilungen aus der herpetolog. Sammlung des Bas. Mus. pag. 37(1877.)
Triton. 119
schlaf, nach Art der Frösche im Grunde der Gewässer eingewühlt,
halten, worüber mir jedoch eigene Erfahrungen mangeln. Larven
scheinen im Freien nur ausnahmsweise zu überwintern, Neotenie
scheint auch nur selten vorzukommen. Mir sind wenigstens neotenische
Stücke niemals zu Gesichte gekommen. Wohl aber habe ich in einem
bei Görz gelegenen Sumpfe im Spätsommer des Jahres 1868 sämt-
liche, daselbst in großer Anzahl herumschwimmende cristatus von
ausgesprochener Carntifex-Form (schwarz, mit schwefelgelbem Rücken-
streif) und von der Größe eines ausgewachsenen vulgaris ausnahmslos
mit sehr großen, lebhaft blutrot gefärbten Kiemen versehen ange-
troffen. Dies hatte ich weder früher, noch trotz eifrigsten Nachsehens
später wieder beobachtet, und war mir dieser Umstand um so auf-
fallender, als der betreffende Sumpf bei höchstens ein Viertel Meter
Tiefe ganz flach auslaufende Ufer besitzt und daher den Tieren
behufs Verlassen des Wassers nicht die geringste Schwierigkeit bietet,
so daß es mir absolut unerklärlich blieb, aus welcher Ursache die
genannten Molche gerade in diesem Jahre ihre Kiemen und noch
dazu in so vollendeter Ausbildung beibehalten hatten. — Übrigens
hat Knauer in sehr tiefen, steilwandigen Tümpeln bei Wien
einmal wahre Riesenlarven gefunden, welche Paarungsspiele auf-
führten und Eier legten; in diesem Falle mag wohl die Unmöglichkeit
ans Land zu kommen die Ausbildung dieser Form veranlaßt haben.
Diese Art zeichnet sich durch eine außerordentliche Reproduk-
tionskraft aus, indem sich nicht nur abgebissene Schwanzstücke
und Beine, sondern selbst das zerstörte Auge und Teile der Kiefer
mitunter wieder ersetzen.
Cristatus ist einer der verbreitetsten Molche Europas, indem
er vom 611%° N. B. (woselbst Petrozawodsk am Onega-See den bis-
her bekannten nördlichsten Standort bildet) bis in den äußersten
Süden des Weltteiles, sowohl am Festlande, als auch auf vielen,
namentlich größeren Inseln so ziemlich allenthalben angetroffen wird.
Nur im Südwesten des Kontinentes scheint er den 46.’ nicht zu
überschreiten, indem er sowohl in den südlich davon gelegenen Teilen
Frankreichs, sowie auch auf der Pyrenäischen Halbinsel nicht mehr
vorkommt und daselbst durch marmoratus ersetzt wird. Er hält sich
im allgemeinen mehr in der Ebene als im Gebirge auf, so daß er
mitunter in einzelnen Alpenländern, wie beispielsweise in Tirol, nur
stellenweise und vereinzelt zu finden ist, und auch in der Schweiz
über 1000 m selten hinaufsteigt, obwohl er ausnahmsweise daselbst
noch bis gegen I200 m hoch angetroffen wird.
Was die Verbreitung der beiden Formen, der Di und des
carnifex, betrifft, so kann selbe bei dem Umstande, als diese zwei
Unterarten von älteren Autoren nicht auseinandergehalten wurden,
mit Sicherheit dermalen noch nicht festgestellt werden. Soviel scheint
jedoch gewiß zu sein, daß südlich von den Alpen nur carnıfex vor-
kommt, obschon derselbe am Ostrande des genannten Gebirges bis
in die Nähe von Wien vorzudringen scheint. In Italien kommt er
“ nur am Festlande vor und ist in den nördlichen und mittleren Teilen,
sowie auf der adriatischen Seite des Landes häufiger als in den süd- ‘
lichen und gegen das Mittelmeer zugekehrten Gebieten. In den Karst-
120 Salamandridae.
ländern sowie überhaupt auf der Balkanhalbinsel, wo das zerklüftete
und pflanzenarme Kalkgestein dauernde Wasseransammlungen nur
ausnahmsweise aufkommen läßt, ist das Tier im allgemeinen selten.
Die Gefangenschaft verträgt der Kammolch, namentlich wenn
er in größeren, seiner natürlichen Lebensweise entsprechend ein-
gerichteten Aquarien gehalten wird, sehr gut, hält in derselben
jahrelang aus und kann auch nicht unschwer zur Fortpflanzung ge-
bracht werden. Wegen seiner Gefräßigkeit ist dessen Zusammen-
halten mit kleineren, besonders mit wertvolleren Molchen, zu ver-
meiden.
Die Gefangenen pflegen die Sommermonate gern auf der Insel
zuzubringen und begeben sich gewöhnlich erst zu Beginn des Herbstes
wieder ins Wasser, in dem sie aber dann auch meist den ganzen
Winter über bis zur Vollendung ihrer Brunstzeit im Frühjahre oder
bis zu Anbruch des Sommers verweilen. Sobald die Tiere im Wasser
sınd, fängt auch schon bei den Männchen die Bildung des Kammes
an und ist derselbe oft schon im November, manchmal aber erst
um Weihnachten herum oder auch später zu seiner vollen Höhe
emporgewachsen. Sowie mildere Tage eintreten, schreiten sie dann
zur Fortpflanzung, so daß man oft schon im Februar Eier erhalten
kann. Allerdings habe ich dies nur bei der im Süden lebenden Car-
nıfex-Form beobachtet, während sich in kälteren Gegenden die Ver-
hältnisse vielleicht minder günstig gestalten dürften. Die im Winter
im Wasser weilenden Tritonen zeigen gewöhnlich eine eintönige, tief-
schwarze Färbung, die sich erst zu Beginn der wärmeren Jahreszeit
aufhellt und die bekannte Fleckenzeichnung hervortreten läßt. Auch
im Herbste eingesammelte Larven habe ich im Aquarium wieder-
holt und mit Erfolg überwintert, nur muß man selbe isoliert halten,
da sie in Gesellschaft erwachsener Molche von letzteren verspeist
werden. Letzteres mag auch der Grund sein, warum man über-
winterte Larven im Freien nur selten antrifft.
Zur Fütterung erwachsener Tiere sind am besten Regenwürmer
oder entsprechend geschnittene Stücke rohen Fleisches zu verwenden,
die von den eingewöhnten Tieren meist anstandslos von der Pinzette
genommen werden; auch Kaulquappen sind eine beliebte Speise.
Zur Aufzucht von Larven sind Rotwürmer ( Tubifex rivulorum) am
geeignetsten, größere nehmen auch feine Fleischstreifen an.
4. Gattung. Chioglossa. |
Barboza du Bocage in Guer. Menev. Rev. Mag. Zool. 2. ser. XVI, pag. 249 (1864).
Neuerges, Cope Proced. Acad. Philadelph. XIV, pag. 343 (1862).
Dentium palatinorum series sinualae, ultra nares internas
non prolongatae.
Lingua magna, oblongo-ovalta, Iateribus posticeque lıbera, me
dio pedunculo protractili affixa.
Corpus teres, gracıle.
Cauda longissima, apicem versus compressa.
Cutis subglabra.
Chioglossa, 121
Der Körper ist gerundet, fast walzenförmig, sehr schlank und
gestreckt, der Kopf platt, länger als breit, seitlich senkrecht ab-
fallend, mit nach vorne abschüssiger, kurz zugerundeter Schnauze
und verrundeter Schnauzenkante. Er ist hinter den Augen am
breitesten, von da nach rückwärts schwach aber immerhin deutlich
verengt und durch eine halsartige Einschnürung vom Rumpfe ge-
sondert. Die Augen sind groß, namentlich beim Männchen stark
vorstehend, etwas schief nach vorn gegeneinander gerichtet. Der
Interokularraum ist etwas schmäler als der Internasalraum, die neben
der Schnauzenspitze stehenden und stark nach oben gerückten kleinen
Nasenlöcher voneinander viel weiter als von den Augen entfernt.
Der Mund ist bis hinter die Augen gespalten. Die Parotiden sind von
oben nur wenig sichtbar, werden aber seitlich und hinten durch eine
von den Augen über die obere Schläfengegend ziehende, am Ende
fast rechtwinklig nach innen gebogene und daselbst an die deutliche
Kehlfalte stoßende Furche gut abgehoben. Die Zunge ist groß,
länglich eiförmig, mit ihrer vorderen Spitze im Kinnwinkel befestigt,
seitlich und hinten in bedeutender Ausdehnung frei und zugleich mit
ihrer ganzen Mitte an einem langen, dünnen Stiele angewachsen,
der in eine Scheide zurückgezogen werden kann. Die Gaumenzähne
bilden zwei leicht geschweifte, vorn bogenförmig konvergierende
Reihen, die nach hinten stark auseinandertreten und an ihrem An-
fange nicht über die inneren Nasenlöcher hinausreichen. Der Rumpf
zeigt eine meist nur schwach ausgeprägte und oft nur stellenweise
sichtbare Vertebral- und r10—ı2 deutliche Querfurchen. Der in der
Jugend etwa körperlange Schwanz wird mit zunehmendem Alter
schnell länger, so daß er bei erwachsenen Stücken mindestens andert-
halbmal, oft aber mehr als zweimal so lang ist, wie der Körper. Er
ist an der Wurzel fast drehrund, nach hinten aber von der Seite zu-
sammengedrückt, am Ende scharf zugespitzt, stets ohne alle Spur
eines Flossensaumes und wie der Rumpf mit seitlichen Querfurchen
versehen. Die Kloake ist längsgespalten, flach oder kaum gewölbt,
ziemlich weit von der Ansatzstelle der Hinterbeine entfernt. Die
Vorderbeine sind schlank, vierzehig, die dritte Zehe die längste, die
zweite länger als die vierte. Die kräftigeren Hinterbeine haben
fünf Zehen, von denen die dritte und vierte die längsten und ein-
ander ziemlich gleich sind, die fünfte nach dem Daumen die kürzeste
ist. Alle Daumen sind sehr kurz, die Zehen überhaupt etwas platt-
gedrückt, mit meist nur in den Fingerwinkeln bemerkbaren, schwachen
Hautsäumen. Die Sohlen sind vollkommen glatt, die lebhaft glänzende
nur vor der Häutung matte Körperhaut durch sehr feine, sich mannig-
fach durchkreuzende Furchen äußerst zart und oft kaum merkbar
gerunzelt und unter der Lupe betrachtet namentlich unterseits mit
zahlreichen, nadelstichfeinen Poren besetzt.
In Europa ist diese Gattung nur durch eine einzige Art vertreten.
1. Chioglossa lusitaniea: Supra fuscescens aut nigrescens, fascris
duabus auromicantibus in cauda confluentibus per totam cor-
poris longitudinem decurrentibus ; subtus pallidior. — Long.
13—I6cm.
122 Salamandridae.
Chioglossa lusitanica Barboza du Bocage Note sur un nouv.
Batrac. du Portug. in Guer. Menev. Revue et magaz. du Zool. 2. ser. XVI,
pag. 249, tab. 21, fig. I—5 (1864).
var. a) Corpore fascüıs valde dilatatis supro fere toto auro-cupreo.
var. b) Fasciis longitudinalibus plus minusve obsoletıs.
Die bräunliche oder schwärzliche Oberseite zeigt in der Regel
zwei lederbraune, gelbrote oder kupferfarbene Binden, welche hinter
den Augen beginnend längs des ganzen Rückens bis zwischen die
Hinterbeine und von da an zusammenstoßend über die Firste des
Schwanzes bis gegen dessen Ende hinziehen. Diese, im Leben aus
zahlreichen, mehr oder weniger dichtstehenden kupfer- oder gold-
glänzenden Atomen und Sprenkeln gebildeten Binden geben dem
Tiere ein ungemein schmuckes Aussehen, da es dann wie mit metal-
lischem Puder bestäubt erscheint. Diese Pudersprenkel stehen ge-
wöhnlich an der Außenseite der Streifen am dichtesten, daher
letztere hier auch meist ziemlich scharf und ganzrandig sind; nach
innen zu treten jedoch diese Flimmer häufig mehr oder weniger
Fig. 19.
Chioglossa lusitanica Barb.
auseinander, ziehen sich als zerstreute Punkte oder Flecken in die
dunkle Mittelzone des Rumpfes hinein und können durch Aus-
breitung und Überhandnehmen mitunter die Grundfarbe nahezu,
ja manchmal selbst ganz verdrängen, so daß dann der ganze
Rücken mit einem mehr oder weniger zusammenhängenden, breiten,
prachtvoll gold oder kupferschimmernden Längsbande bedeckt ist.
Öfters tritt auch Silber oder Perlmutterflimmer auf, was namentlich
an den Seiten des Halses und Bauches häufig der Fall ist. Am
Kopfe sind die Binden nicht selten in Flecke aufgelöst, endlich zeigen
sich noch die Augenlider und Kieferränder, die Rumpf- und Schwanz-
seiten sowie die Beine mehr oder weniger mit Goldpuder bestreut.
Während nun die Metallbestäubung oft einerseits sehr überhand
nimmt, kann sie aber anderseits, obwohl weit seltener, auch mehr
oder weniger zurücktreten, so daß die ganze obgeschilderte Zeichnung
auf zwei schmale, ab und zu sogar unterbrochene oder bloß durch
einzelne Punkte und Flecken eben noch angedeutete Längsbinden
reduziert ist.
Die Unterseite ist einfarbig, hell graubraun mit mehr gelblicher
Kehle und ohne metallische Pigmente.
Chioglossa. 123
Beim Männchen ist das obere Augenlid nur wenig schmäler als
der Interokularraum, sowie der nach rückwärts allmählich und merk-
lich verdünnte Schwanz von der etwas verdickten Wurzel ziemlich
deutlich geschieden, der Kloakenspalt kürzer als dessen Entfernung
von der Schwanzwurzel.e. Zur Brunstzeit hat der Oberarm einen
Wulst und der Unterarm ist im Ellbogengelenk spitzwinklig und
steif nach oben gerichtet, die Kloake stark, fast halbkugelig auf-
getrieben. Beim Weibchen ist das obere Augenlid viel schmäler als
der Interokularraum und der mit Ausnahme seines Endteiles im ganzen
Verlaufe ziemlich gleich dicke Schwanz von der Wurzel nicht ge-
schieden. Die Kloake ist länger als ihre Entfernung von der Schwanz-
basis, die Vorderbeine normal und die Kloakenlippen nur wenig
verdickt.
Die Jungen sind in Färbung und Zeichnung von den Alten nicht
verschieden, die Länge des erwachsenen Tieres beträgt etwa I4—I6 cm,
mit Spelerpes und Salamandrina hat diese Art den Mangel an Lungen
gemein.
Chioglossa ist eine Landbewohnerin, die sich wohl nur zur Brunst-
zeit im Wasser aufhält; sie lebt in der Regel in felsigen Gegenden,
woselbst sie tagsüber unter Moos, Steinen, alten Baumstämmen,
abgefallenem Laube u. dgl. meist in der Nähe von Quellen und
Bächen verborgen ist und erst in der Dämmerung herauskommt,
um ihrer aus kleinen Insekten und deren Larven, sowie aus Würmern
und nackten Schnecken bestehenden Nahrung nachzugehen. Während
der heißen Jahreszeit ist sie tief im Boden verkrochen und wird dann
nur zufällig, etwa gelegentlich von Erdarbeiten, zutage gefördert.
Nach brieflicher Mitteilung Seoanes ist der Fang des Tieres
ziemlich schwierig und umständlich, da es sich mit Vorliebe unter
großen, oft nur von 2—3 Mann mittelst Hebelstangen umzukehrenden
Steinen oder Felsblöcken aufhält. Aber auch unter für den Sammler
günstigeren Verhältnissen angetroffen, ist dessen Erbeutung noch
immer nicht leicht, da Chioglossa, abweichend von den anderen
Schwanzlurchen, eine große Schnelligkeit und Gewandtheit in ihren
Bewegungen entwickelt und in dieser Beziehung vielmehr den Ei-
dechsen als den Urodelen gleicht. Mit jenen hat sie auch die leichte
‘ Gebrechlichkeit ihres Schwanzes gemein, was ebenfalls den Fang
erschwert, da dem Sammler beim raschen Zugreifen leicht dieser
Körperteil in der Hand bleibt und das Tier dann entwischt, oder
aber die wegen dieses Umstandes größere Behutsamkeit und Vor-
sicht beim Anfassen dem flinken Geschöpfe wieder leichter Gelegen-
heit zum Entrinnen gibt und selbst das schon ergriffene wegen der
Glätte und Schlüpfrigkeit, ähnlich wie etwa ein Seps, dem Fänger
nicht selten noch zwischen den Fingern hindurchgleitet. In der Nähe
des Wassers überrascht, flüchtet es sofort in dasselbe hinein, eilt
mit schlängelnden Bewegungen und aalartiger Geschwindigkeit in
demselben weiter und sucht sich an den tiefsten und unzugänglichsten
Stellen vor seinem Verfolger zu verbergen. Auch das hat Chioglossa
‘ mit den Eidechsen gemein, daß sich das abgebrochene Schwanzstück
lebhaft, und weit längere Zeit als bei den Lacerten, noch bewegt.
So sah ich beispielsweise von einem vormittags ohne Schwanz an-
124 Salamandridae.
gekommenen Stücke, als ich das im feuchten Moose der Versandkiste
liegen gebliebene Schwanzende nachmittags herausnahm, zu meinem
großen Erstaunen dasselbe immer noch Bewegungen machen. Es
hat mich dies unwillkürlich an die oft lange Lebensdauer abgeschnit-
tener Schwänze von Kaulquappen erinnert. Der verloren gegangene
Schwanzteil wächst übrigens bald wieder nach, erreicht aber, wie es
scheint, nur bei jüngeren Tieren seine frühere Größe, während er
sich bei älteren meist nur zu einem kurzen, konischen Stummel
entwickelt.
Im Februar findet man die Tiere bereits im- Wasser, in das sie
sich jedenfalls zum Zwecke der Fortpflanzung begeben haben. Über
die Dauer des Wasseraufenthaltes, die Beschaffenheit und Ablage
der Eier, sowie über das Fortpflanzungsgeschäft selbst fehlen bisher
leider noch alle Daten. Wenn aus der gleichen Beschaffenheit einzelner
Körperteile ein Schluß auf den gleichen Gebrauch derselben erlaubt
ist, so dürfte bei Chioglossa vielleicht die Paarung in ähnlicher Weise
wie bei Triton Waltli vor sich gehen. Wie dieser mit hakig nach
oben gekrümmten, mit Brunstschwielen ausgerüsteten Vorderbeinen
versehen, drängt sich möglicherweise auch das Männchen von Chro-
glossa unter das Weibchen, umfaßt es mit seinen Vorderbeinen an
dessen gleichnamigen Gliedmaßen und hält es allenfalls in den Win-
dungen seines aalartigen Körpers fest, um etwa nach Art der Eu-
proctus seine Kloake unter die der Erkorenen zu bringen. Dies ist
aber, wie gesagt, nur eine auf Analogie gegründete Vermutung und
muß das etwaige Eintreffen derselben erst durch derzeit noch aus-
stehende Beobachtungen erwiesen werden.
Die Larven sind;durch ihren schlanken, aalartigen Körper, die
auffallend kurzen Kiemen und Beine sowie durch den fehlenden
Rückenkamm von allen anderen Urodelenlarven leicht zu unter-
scheiden. Der mit einer vertieften Mittellinie versehene Rumpf er-
scheint dadurch, daß seine Seitenfurchen unmittelbar in die Bauch-
furchen übergehen, geringelt. Der ebenfalls quergeringelte Schwanz
ist ziemlich kräftig, an der Basis breit und verrundet, nach hinten
zusammengedrückt und am Ende nicht scharf zugespitzt, mit einem
niedrigen, nach rückwärts etwas höher werdenden Flossensaum. —
Hinsichtlich der Färbung sind die Larven anfangs gelblich weıß,
oben mit dunklen, namentlich in den Schwanzfurchen gehäuften
Atomen. Später werden sie dann allmählich dunkler, mehr gelbbraun
und sind namentlich an den, den Binden des erwachsenen Tieres
nicht entsprechenden Teilen ebenfalls dunkel punktiert, während
die bei Erwachsenen von den Längsstreifen durchzogenen Körper-
teile heller bleiben.
Der Verbreitungsbezirk von Chioglossa ist ein sehr beschränkter,
indem dieselbe nur im nordwestlichen und zentralen Teile Spaniens
(in Galicien und Alt-Kastilien) sowie in einem großen Teile Portugals
(etwas bis unter den 39. N. B.) vorkommt. Das Tier lebt vorzugs-
weise in gebirgigen Gegenden, steigt jedoch über 400 m Meereshöhe
nicht hinauf.
In der Gefangenschaft bedarf C'hioglossa einer sehr sorgfältigen
Pflege, ist aber dann, wenn letztere eingehalten wird, trotz ihrer
Chioglossa. 125
Zartheit ziemlich ausdauernd. Als Landtier ist sie natürlich nur in
Terrarien zu halten, welche, da selbst Blech- und Glaswände leicht
erklettert werden, stets geschlossen zu halten sind. Damit die In-
sassen des Behälters auch die auf dem Drahtdeckel herumlaufenden
Futtertiere erlangen können, ist es vorteilhaft, den Käfig so niedrig
zu machen, daß die etwa auf Steinen oder Moospolstern sitzenden
Lurche ihrer Beute leicht vom Boden aus habhaft werden können. Das
Terrarium ist mit einer Unterlage lockerer, mit Sand gemischter Erde
und außer mit Moos noch mit- einem verschiedene Verstecke und
Schlupfwinkel bietenden Steinaufbau auszustatten; nebstdem ist
in demselben noch ein flaches Wassergefäß unterzubringen, in das
des leichteren Heraussteigens halber ebenfalls einige nicht zu kleine
Steinbrocken oder Felsstücke gelegt werden, die etwas niedriger als
die Höhe des betreffenden Beckens sind. Da sich die Tiere nur bei
größter Reinlichkeit wohlbefinden, so ist in diesem Napfe das Wasser
täglich zu wechseln und derselbe wie auch die darin liegenden Steine
— letztere mit einer harten Bürste sorgfältig zu waschen. Über-
dies ist das Terrarium, entsprechend dem natürlichen Aufenthalte
der Chioglossen in waldigen und wasserreichen Gebirgsgegenden,
mehr kühl und durch tägliches, im Winter nur oberflächliches, im
Sommer jedoch ausgiebigeres Bespritzen mit dem Zerstäuber stets
auf einem solchen Feuchtigkeitsgrade zu erhalten, daß in demselben
beständig eine mit etwas Wasserdunst erfüllte Atmosphäre herrscht.
Natürlich darf man aber in dieser Richtung des Guten nicht zu viel
tun, da ein Übermaß von Nässe ebenso schädlich wie Trockenheit
ist, und erstere, namentlich bei mangelhafter Ventilation, leicht zu
Schimmelbildungen Anlaß gibt, die, wenn sie nicht rechtzeitig be-
merkt und sofort entfernt werden, den Tieren oft den Tod bringen
können; desgleichen ist große Hitze oder Kälte ebenso wie grelles
Tageslicht zu vermeiden, daher das Terrarium am besten an einem
luftigen (aber nicht zugigen), schattigen und vor direkter Sonnen-
bestrahlung geschützten Orte aufzustellen ist.
Was die Ernährung der Gefangenen betrifft, so ist Chioglossa
ziemlich anspruchslos und kann nahezu mit allem, was sich bewegt,
wenn es nur nicht zu groß, zu hart und zu schnell ist, gefüttert werden.
Bei Fliegen, die eine besondere Lieblingsspeise sind, empfiehlt sich
das Ausreißen der Flügel, da sie sonst zu schwer erhaäscht werden
können. Nicht lebendes Futter, wie beispielsweise Fleisch, wird nicht
angenommen. — Beim Erblicken eines Beutetieres wird dasselbe nach
Art der Chamäleonten beschlichen und hierauf in entsprechender
Nähe mit der kurzen, klebrigen und herausschnellenden Zunge in
den Mund geschlagen.
Frisch eingefangen sind unsere Tiere ziemlich unbändig, laufen
und schießen, wie etwa die Geckonen, stoßweise im Käfige herum
und suchen demselben mitunter selbst durch Herausspringen zu
entrinnen. Bald jedoch haben sie sich ausgetobt und werden ruhiger,
obschon sie immerhin noch einige Zeit scheu und furchtsam bleiben
“ und daher, da überdies Gesicht und Gehör sehr scharf sind, anfangs
nicht leicht der Beobachtung standhalten. Trotzdem werden sie
verhältnismäßig ziemlich schnell zahm und zutraulich, lernen ihren
126 Salamandridae.
Pfleger kennen und verstehen sich selbst nach und nach dazu, ihm
das dargebotene Futter aus der Hand zu nehmen. — Tagsüber sind
sie gewöhnlich verkrochen, und wenn mehrere ein Terrarium gemein-
schaftlich bewohnen, so liegen sie mit Vorliebe mit ihren aalartigen
Körpern und langen Schwänzen zu scheinbar unentwirrbarem Knäuel
ineinander verschlungen in ihren Verstecken.
Gesunde Tiere sind an ihrer glatten, glänzenden Haut, dem
mehr oder weniger lebhaften Metallglanz, sowie an dem im Sitzen
gewöhnlich emporgehobenen Kopfe sofort zu erkennen. Sie laufen
und klettern nach Eidechsenart oft lebhaft im Käfige herum und
pflegen bei gegenseitiger Begegnung mit an der Basis etwas erhobenem
Schwanze schlängelnde Bewegungen zu machen, was wohl auf Zorn
oder Eifersucht, oder aber auf eine geschlechtliche Erregung hin-
deuten dürfte.
Trockene und runzelige Haut, das Schwinden des Metallglanzes
‘sowie das Einstellen des Fressens sind gewöhnlich Zeichen von Krank-
heit und treten vorzugsweise im Sommer auf, ein Beweis, daß die
Hitze den Tieren gefährlicher ist als die Kälte. Allerdings kommt es
auch vor, daß. einzelne Stücke mitunter eine Art Sommerschlaf halten,
wobei dann die obenerwähnten Erscheinungen ebenfalls, obwohl
meist in geringerem Grade, zu beobachten sind. Da kranke Indi-
viduen nur selten wieder auf gleich zu bringen sind, so ist es, um sie
wenigstens noch als einigermaßen anständige Sammlungsexemplare
zu erhalten, jedenfalls am besten, selbe gleich in Alkohol zu geben;
das in Weingeist geworfene Tier sondert aus seinen zahlreichen Poren
eine solche Masse Drüsensekret ab, daß dessen ganzer Körper wie
in Schlamm gehüllt erscheint.
Am wenigsten heiklich sind die Chioglossen gegen Verletzungen,
welche, wie namentlich gebrochene Schwänze, besonders wenn man
die Verwundeten von ihren unverletzten Genossen absondert, ziem-
lich schnell heilen.
Bei der Häutung wird die sich am Kopfe ablösende alte Haut
umgestülpt und nach rückwärts über den ganzen Körper hin bis zur
Schwanzspitze gewöhnlich als zusammenhängendes Stück abgestreift;
die frisch gehäuteten Exemplare bilden in ihrem schimmernden
Metallglanz eine wirklich prachtvolle Erscheinung und muß Chio-
glossa unstreitig als der schönste aller europäischen Lurche bezeichnet
werden.
Es versteht sich schließlich wohl von selbst, daß man so wert-
volle Tiere nicht mit anderen zusammenhält, zumal sie an größeren
Anuren und Urodelen arge Feinde haben und von ihnen leicht ver-
schlungen werden können.
5. Gattung. Salamandra (Wurfb.).
Laurenti Synops. reptil. pag. 41, IV (1768).
Dentium palatinorum series sinuatae, ultra nares internas
plus minusve prolongatae.
| Lingua subcircularis lateribus libera.
Salamandra. Dar
Parotides valde prominentes.
Palmae tetradactylae, plantae pentadactylae.
Cauda teretiuscula.
Der Körper ist ziemlich plump, seitlich durch bald mehr, bald
weniger deutliche Querwülste teilweise fast geringelt. Der Kopf ist
dick und ziemlich platt, mit in Form von Längswülsten stark hervor-
tretenden Ohrdrüsen. Die Augen sind groß und vorstehend, die Iris
dunkel. Die Zunge ist ziemlich groß, vorn fast halbkreisförmig,
hinten flach bogenförmig zugerundet oder selbst abgestutzt und
durch einen von vorn nach rückwärts ziehenden, ziemlich breiten
Mittelstreifen an den Boden der Mundhöhle befestigt, so daß sie nur
an den Seitenrändern in größerer Ausdehnung frei ist. Die Gaumen-
zähne stehen in zwei langen, die inneren Nasenlöcher nach vorn zu
meist mehr oder weniger überragenden Reihen, die in der Regel
deutlich S-förmig geschwungen und nur ausnahmsweise in ihrer
hinteren Hälfte parallel sind. Die kleinen Nasenlöcher sind von-
einander stets weiter als von den Augen entfernt. Die Beine sind
ziemlich kräftig, die vorderen mit vier, die hinteren mit fünf kurzen
und platten Zehen. Der stumpf kegelförmig zugespitzte Schwanz
ist höchstens von Rumpflänge, seitlich schwach zusammengedrückt und
deutlich höher als dick, im ganzen von etwa gerundet vierseitigem
Querschnitt. Die im allgemeinen glatte Haut ist weich und porös,
glänzend und von zahlreichen Drüsenöffnungen durchbohrt, von
denen sich namentlich zwei längs der Mittellinie und zwei andere
längs der Rumpfseiten hinziehende Längsreihen bemerklich machen,
deren erstere auch auf den Schwanz fortsetzen.
Die Arten dieser Gattung leben an schattigen oder feuchten
Orten, in Erdlöchern, unter Steinen, Moos, Baumrinden u. dgl., wo
sie während der heißen oder trockenen Tageszeit verborgen bleiben,
bei Regenwetter aber oder auch in den Abend- und früheren Morgen-
stunden hervorkommen, um ihrer größtenteils aus Regenwürmern
bestehenden Nahrung nachzugehen. Sie gebären lebendige Junge,
welche ihre Entwicklung entweder schon im Innern des Weibchens
durchmachen, oder aber als schon mit vier vollkommenen Beinen
und äußeren Kiemen versehene Larven in meist klares Wasser,
namentlich in Quellen und davon abfließende Rinnsale, abgesetzt
werden.
Die zwei europäischen Arten sind in nachstehender Weise leicht
zu unterscheiden:
I. Gaumenzähne in stark geschwungenen, nach hinten manchmal
bis zur Parallelität genäherten, die inneren Nasenlöcher nach
vorne zu stark überragenden Reihen. Körper mit gelben Makeln.
maculosa Laur.
2. Gaumenzähne in mäßig geschwungenen, hinten und vorne ziem-
lich gleich weit voneinander entfernten, die inneren Nasenlöcher
wenig oder auch gar nicht überragenden Reihen. Körper ein-
tatDie, sehwarz. "mau near.
128
Salamandridae.
1. Salamandra maeculosa: Nigra flavoque varia,; dentium palati-
norum seriebus valde sinuatis postice approximaltıs, antice ultra
nares internas distincte prolongatis. — Long. 15—28 cm.
Lacerta Salamandra Linne Mus. reg. Ad. Frider. I, pag. 45
(1754). — Proteus tritonius Laur. Synops reptil. pag. 37, 35,
tab. II, fig. 2 (larva). 1768. — Salamandra maculosa Laur.
l. c. pag. 42, 52 (1768). — Salamandra maculata Schrank bair.
Reise pag. 31I, 5 (1786). — Salamandra terrestris Lacep.
Hist. nat. quadr. ovip. et serp. pag. 455, pl. 35 (1787). — Gekko Sala-
mandra Meyer Synops. reptil. pag. 25,8 (1795). — Triton corthy-
phorus Wagl. Amphib. I. Hft. (larva). 1820. — Salamandra
vulgaris Cloquet Dict. scienc. natur. XLVII, pag. 50, tab. 36 (1827).
a) Typus: Caput supra convexiusculum latitudine distincte longvus,
var.
var.
var.
var.
var.
var.
var.
var.
var.
var.
rostro vix prominente votundato-acuminato, spatio interoculari
internasali angustiore. Cutis subglabra. — Supra aterrima,
palpebris, parotidibus maculisgque per dorsum et latera sparsis
magnis irregularıbus aurantiacıs.
a) Ut a, sed maculis saepe rariorıbus parvis interdum sat vegu-
lariter rotundatıs.
p) Ut a, sed maculis lateralibus obsoletis, palpebralibus Paroti-
dumgque parvis.-
y) Uta, sed maculis dorsalibus in fascias transversas plus mi-
nusve CONNeXiISs.
ö) Ut a, sed maculis maximis plus minusve confluentibus.
€) Ut a, sed maculis parotidum in fascias plus minusve inter-
ruplas supra dorsum prolongaltıs.
&) Maculis parotidum cum dorsalibus in fascias continuas longt-
indinales confluentibus ; maculis lateralibus separatıs.
Salamandra maculosa var. taeniata Dürig. Deutschl.
Amph. u. Rept. pag. 577, I (1897).
n) Ut, sed etiam maculis lateralibus per longitudinem confluenti-
bus, unde corpore flavo, fasciis tribus nigris notato.
Salamandra maculosa var. quadri virgata Dürig.l.c.
pag. 577, 2 (1897).
vo Ut n, sed fasciis flavis latissimis, nigris multo angustioribus.
ı) Corpore maculis maxıimis confluentibus fere toto flavo, maculıs
rarioribus nigris passim notato.
x») Ut tybus, sed maculis miniaceis.
b) corsica: Caput supra convexiusculum latitudine vix longius,
rostro vix prominente subacute rotundato, spatio interocuları
internasali angustiori. Cutis subglabra. — Supra atra, maculıs
flavis parvis et crebrıs varıagala.
Salamandra Moncheriana Bonap. ‚Iconogr. d. Fauna ital.
fol. 13, tab. 85, fig. ı (I832),. —Salamandra corsica Savi Descriz.
d’alc. nuove spec. di rett. Giorn. lett. Pisa Nr. 102, pag. 208 (1839). —
Salamandra maculosa var. corsica Strauch, Revis. Salamdr.
Gattg. Mem. Acad. Imper. d. sc. de S. Petersb. VII. ser. XIV. pag. 30
(1870). — Salamandra maculosa var. ]l Schreib. Herpet. europ.
I. pag. 75 (1875).
Salamandra. 129
c) Molleri: Caput supra valde convexum latitudine haud longius,
rostro distincte prominente acute vrotundato, spatio interocuları
internasali acgquali. Cutis rugosa. — Supra nigra aut griseo-
fuscescens, maculis flavis ocellatis saepe rubro-adspersis (Portugal).
juv. Supra atra, subtus fuscescens,; corporis maculis pallidioribus,
parotidibus parum elevatıs.
Salamandra maculosa var. Molleri Bedriaga Lurchfauna
Europ. II. pag. 109 (1897).
Der Körper ist plump und gedrungen, der Rumpf in der Mitte
schwach bauchig verdickt, von oben ziemlich niedergedrückt, deut-
lich breiter als hoch. Der oberseits mehr oder weniger gewölbte Kopf
ist höchstens um ein Viertel länger als breit, in seinem hinteren Teile
nur sehr wenig nach rückwärts verschmälert, an den Seiten oft ziem-
lich steil, manchmal aber auch wieder mehr schief nach außen und
unten abfallend. Er ist stets viel breiter als hoch, seine Schnauze in
bald mehr, bald weniger spitzem Bogen verrundet,
mit entweder ziemlich deutlicher, oft aber auch fast
ganz verwischter Seitenkante. Die größte Kopf-
breite ist gewöhnlich in der Gegend der Mundwinkel
gelegen. Die seitlich gestellten und ziemlich weit
nach vorne gerückten Nasenlöcher liegen unter der
Schnauzenkante und sind ziemlich weit von der bis
hinter die Augen geöffneten Mundspalte entfernt.
Der zwischen den ovalen, seitlich gestellten Augen
befindliche Zwischenraum ist immer breiter als ein
oberes Lid. Die im Leben rundliche Pupille erscheint Fig ao,
im Tode oft dreieckig, mit seitlicher Einbuchtung „,„„andramaculosa
und nach unten gewendeter Spitze. Die großen,
etwa nierenförmigen oder nach hinten stark er-
weiterten Parotiden sind mindestens anderthalbmal so lang als
breit, auch auf die Halsseiten ausgedehnt und daselbst durch eine
tiefe Furche von einem hinter dem Munde liegenden Drüsenwulst
geschieden. Hinter den ÖOhrdrüsen zeigt sich eine halsartige Ein-
schnürung. Die Zunge ist ziemlich groß und kreisförmig, bei
frischen Exemplaren dick und kissenartig gewölbt. Die Gaumen-
zähne bilden im allgemeinen zwei stark S-förmig gebogene, über
die inneren Nasenlöcher nach vorn zu sehr deutlich hinausragende
Streifen, welche im ganzen einen etwa spatel- oder glockenförmigen
Raum einschließen, sich nach rückwärts stark, manchmal selbst bis
zur Parallelität, nähern und im Grunde des Gaumens plötzlich und
stark nach außen verlängert erscheinen. Der dicke, stumpf kegel-
förmig zugespitzte Schwanz ist kaum von Rumpflänge, hinten von
der Seite schwach zusammengedrückt, an seiner Unterseite oft von
einer seichten Längsfurche durchzogen. Von den stark abgeplatteten
Zehen ist an den Vorderfüßen die dritte die längste, an den Hinter-
füßen die dritte und vierte fast gleich lang. Die am Rücken ziem-
-lich glatte Haut ist an den Seiten grob netzartig gerunzelt und an
der Grenze des Rückens nach außen zu mit einer Reihe hintereinander
liegender, stark wulstförmig hervortretender Auftreibungen versehen,
Schreiber, Herpetologia europaea. 9
Laur.
130 Salamandridae.
die von zerstreuten größeren Drüsenöffnungen durchbohrt sind.
Die über die Mittellinie des Körpers in einer unregelmäßigen Doppel-
reihe hinlaufenden Poren sind auf schwach erhabenen, linsenförmigen
oder elliptischen Warzen gelegen. Kehle, Bauch und Beine sind fast
vollkommen glatt, erstere, namentlich in der Jugend, manchmal mit
deutlicher Querfalte; die meist in etwas schiefer Richtung von oben
nach unten und rückwärts ziehenden Seitenfurchen des Rumpfes am
Bauche als ziemlich entfernt hintereinander stehende seichte Quer-
eindrücke meist deutlich unterscheidbar.
Die Färbung und Zeichnung ist, obwohl stets Schwarz und Gelb
die Grundlage bildet, im ganzen doch sehr veränderlich, indem
bald diese, bald jene Farbe die Oberhand gewinnt, wodurch dann
vielerlei, mitunter voneinander sehr verschiedene Varietäten ent-
stehen, die häufig auch an verschiedene Standorte gebunden sind.
Bei typischen Stücken ist die Grundfarbe des Körpers ein tiefes,
glänzendes Schwarz, von dem sich lebhaft orange- oder schwefelgelbe
verschieden geformte Flecken sehr scharf abheben. Obwohl die Ver-
teilung dieser Flecken auf den ersten Blick meist eine ziemlich regellose
zu sein scheint, so zeigt sich doch bei einer genaueren Vergleichung
ganzer Reihen von Individuen, daß dieselben eine entschiedene
Tendenz haben, sich mehr oder weniger in vier Längsreihen zu ordnen,
von denen die zwei mittleren über die Augenlider und Ohrdrüsen
hinweg längs des Rückens hinziehen, während auf jeder Seite des
Körpers etwa in gleicher Höhe mit den Beinen eine andere Flecken-
reihe hinläuft. Übrigens ist sowohl die Form, als auch die Zahl und
Größe dieser Flecken ungemein veränderlich, so daß kaum zwei
Exemplare zu finden sind, die in der Zeichnung vollkommen über-
einstimmen. Unter allen Flecken sind die auf den Augenlidern und
Ohrdrüsen befindlichen wohl die beständigsten, da sie nur in den
allerseltensten Fällen fehlen; dasselbe gilt von einer an der Basis
der Oberarme und Schenkel nahe ihrer Einlenkungsstelle gelegenen
Makel, und auch über den Mundwinkeln steht gewöhnlich ein gelber
Fleck, der aber öfters mit der Parotidenmakel zusammenfließt. Alle
anderen Flecken sind hingegen betreffs ihrer Verteilung, Zahl und
Größe außerordentlich veränderlich, obwohl im allgemeinen die gelbe
Farbe viel häufiger überhand nimmt, als die schwarze. Ganz ein-
farbig schwarze Individuen dürften wohl kaum vorkommen; wenig-
stens habe ich deren nirgends erwähnt gefunden. Solche Stücke
wären übrigens von Salamandra atra, abgesehen von der bedeuten-
deren Größe und plumperen Gestalt, sehr leicht durch die Zahn-
stellung, sowie auch dadurch zu unterscheiden, daß bei maculosa
die doppelte Reihe der Rückenporen viel deutlicher hervortritt und
die längs der Rückenseiten hinziehenden Erhöhungen nicht so stark
kugelig gewulstet sind, wie bei afra, sondern etwas flacher und mehr
in die Quere verlängert erscheinen. Was nun die weitere Beschaffen-
heit der gelben Flecken betrifft, so kommen dieselben nur selten
mehr sparsam und vereinzelt vor, in welchem Falle sie dann häufig
eine ziemlich regelmäßig gerundete Form besitzen und auch an
Größe voneinander wenig verschieden erscheinen; doch können
sich dieselben anderseits auch wieder so vermehren, daß dann der
Salamandra. 7 181
ganze Körper mit zahlreichen, mehr oder weniger kreisförmigen und
ziemlich kleinen Makeln besetzt ist. In den meisten Fällen sind
jedoch diese Flecken groß, meist sehr unregelmäßig, die des Rückens
mitunter namentlich nach vorn zu der Quere nach zusammenfließend.
Bei südlichen Stücken kommt es nicht selten vor, daß die gelben
Flecken so ausgedehnt sind, daß sie, durch Zusammenstoßen sich
vereinend, von der schwarzen Grundfarbe nur untergeordnete, kleine
Inselflecken übrig lassen; noch häufiger kommt es vor, daß die hinter-
einander liegenden Makeln zu mehr oder weniger ununterbrochenen
Längsbinden zusammenfließen, die dann am Schwanze sich vereini-
gend denselben ganz gelb färben und nur vereinzelte schwarze Flecken
übrig lassen, während am Körper die Grundfarbe in. Gestalt unregel-
mäßiger Längsbinden erhalten bleibt, deren über den Rückenfirst
hinziehende im Nacken fast immer mehr oder weniger erweitert ist.
In manchen Fällen kann die Breite der gelben Binden so sehr über-
hand nehmen, daß der Körper fast einfarbig gelb erscheint, und von
der ursprünglichen Grundfarbe nur drei schmale schwarze Längs-
streifen erübrigen, deren mittlerer am Hinterhaupte häufig eine
kleine, kreuzförmige oder rhombische Erweiterung zeigt. Ich will
diese prachtvolle, mir übrigens nur aus dem südwestlichsten Europa
bekannte Form mit dem Namen fastuosa bezeichnen. In allen Fällen,
wo das Gelb am Oberkörper so sehr überhand nimmt, bildet es auch
an Bauch und Beinen die vorherrschende Farbe, namentlich erscheint
ersterer dann meist einfarbig gelb oder nur mit undeutlichen ver-
waschenen schwärzlichen Flecken; die Kehle bleibt jedoch stets
gefleckt. Bei typischen Stücken ist die Unterseite schwarz, obwohl
stets etwas heller als der Rücken, entweder einfärbig oder mit gelben,
gewöhnlich aber minder lebhaften Flecken gezeichnet; letzteres ist
bei der Kehle immer der Fall, nur daß hier die Makeln gerne gegen
die Kieferränder gedrängt sind, woselbst sie durch Ineinanderfließen
oft eine hufeisenförmige Zeichnung darstellen.
Im allgemeinen herrscht bei nördlichen Stücken die schwarze
Farbe sowie die Tendenz zur Bildung von Längsbinden vor, während
das Überhandnehmen des Gelb bis fast zur Verdrängung der ursprüng-
lichen Grundfärbung mir wenigstens stets nur an Exemplaren aus den
südlichsten Teilen Europas untergekommen ist. Doch scheinen
auch hier nur ab und zu so extrem gefärbte Tiere gefunden zu werden,
so daß selbe wohl kaum als ständige Lokalrasse, sondern nur als
individuelle, allerdings mit dem Standorte zusammenhängende Ab-
weichungen aufzufassen sein dürften.
Übrigens scheint die Färbung teilweise auch mit der Beschaften-
heit des Bodens und Aufenthaltsortes zusammenzuhängen, da auf
gelblichem und feuchtem Lehmboden wohnende Tiere gewöhnlich
viel zahlreichere und ausgedehntere gelbe Zeichnungen aufweisen als
solche, die auf mehr trockenem und schwärzlichem Erdboden leben,
ja nach den interessanten Versuchen Kammerers kann man
durch Haltung Gefangener unter einer der oben erwähnten Bedingun-
“gen eine denselben entsprechende merkbare Änderung der Färbung
schon innerhalb weniger Jahre herbeiführen.
Bei einer bisher nur in Württemberg gefundenen Varietät, die
of:
132 f Salamandridae.
sich von der Stammform auch durch bedeutendere Größe unter-
scheidet, sind die Körperflecken statt gelb intensiv mennig- oder
zinnoberrot und nehmen auch die Abkömmlinge derselben mitunter
diese prachtvolle Färbung an; ich will diese ausgezeichnete Abart
mit dem Namen var. speciosa belegen.
In äußerst seltenen Ausnahmefällen kommen bei dieser Art
auch Albinos vor, welche bei weißlich fleischfarbigem Grundkolorit
licht graugelb angedeutete Flecken besitzen.
Die Männchen haben einen verhältnismäßig schlanken und
kürzeren, im ganzen ziemlich gleich starken Rumpf und einen an der
Basis verdickten, ziemlich deutlich abgesetzten Schwanz, von dessen
Ansatzstelle der. relativ längere, mit äußeren und inneren Lippen
versehene Kloakenspalt ziemlich weit entfernt ist. Die mehr schlanken
Beine sind auch etwas länger, so daß, wenn man selbe längs des
Rumpfes gegeneinander streckt, die Vorderzehen die hinteren be-
decken.
Bei den Weibchen dagegen ist der etwäs längere Rumpf plumper,
in der Mitte bauchig erweitert und die Schwanzwurzel weniger ver-
dickt und abgesetzt, mit der letzteren mehr genäherter, kürzerer
und nur mit äußeren Lippen versehener Kloake. Die Beine sind
kräftiger und auch etwas kürzer, so daß sie, an den Leibesseiten
einander genähert, sich nur mit den Zehenspitzen berühren.
Die Jungen sind im allgemeinen von den Alten nicht sehr ver-
schieden, nur daß anfangs der Kopf viel kürzer, etwa eben so lang
als breit ist. Auch ist die Grundfarbe oft noch mehr graubraun und
die Färbung der Flecken minder intensiv oder mehr ins Weißliche
ziehend. Desgleichen sind frisch verwandelte manchmal mit zahl-
reichen, lebhaft goldglänzenden Punkten und Atomen besetzt, was
den Tierchen dann ein überaus schmuckes Aussehen verleiht.
Bei der Stammform ist der oben deutlich gewölbte, seitlich
ziemlich steil abfallende Kopf stets länger und nur halb so hoch als
breit, die Schnauze spitz zugerundet, der Interokularraum bedeutend
schmäler als der Internasalraum. Die ziemlich kurzen Zehen sind
kräftig und abgeflacht, die Grundfärbung gewöhnlich tiefschwarz.
Die Varietät corsica zeigt einen nur mäßig gewölbten seitlich
schief nach außen und unten abfallenden und kürzeren, etwa in der
Augengegend am breitesten Kopf, dessen Länge namentlich bei
Weibchen die Breite manchmal nicht nur nicht übertrifft, sondern
mitunter sogar hinter ihr zurücksteht. Seine Höhe ist etwa 24, mal
in der Breite enthalten, der Interokularraum schmäler als der Inter-
nasalraum, die wenig vorragende, nach vorne nur schwach abfallende
Schnauze mäßig zugespitzt verrundet. Rumpf und Beine sind eben-
falls kräftig, die Zehen auffallend breit und stark abgeplattet mit
ziemlich scharfen Seitenrändern. Die Hautporen sind meist weniger
zahlreich und minder ausgeprägt als bei der Stammform. Die oben
schwarze Färbung geht seitlich oft ins Bräunliche über, die gelben
Flecken sind meist ziemlich zahlreich, klein und rundlich, bei Jungen
häufig in Längsreihen gestellt.
Bei der bisher nur aus Portugal bekannten Form Molleri ist der
oben sehr stark gewölbte Kopf in der Parotidengegend so breit oder
Salamandra. 133
selbst breiter als lang, seitlich ziemlich steil abfallend, mit den Unter-
kiefer überragender, gegen die Spitze merklich abschüssiger und fast
kegelförmig vorgezogener Schnauze. Der Interokularraum ist etwa
ebensobreit wie der Internasalraum. Rumpf und Beine sind kräftiger
als bei der typischen Form, die Zehen breit und mäßig abgeplattet,
der Schwanz auffallend kurz und dick. Die Haut ist sehr uneben,
mit zahlreichen Falten und Furchen sowie mit vielen Poren, grübchen-
artigen Vertiefungen und von Drüsen durchbohrten Warzen versehen,
welch letztere namentlich am ÖOber- und Vorderarm oft ziemlich
stark abgehobene ovale Wülste bilden; desgleichen ist auch die Kehle
dicht mit kleinen Warzen besetzt. Färbung und Zeichnung sind sehr
auffallend. Der gewöhnlich mehr \graubraune Grundton ist durch
gelbe Flecken unterbrochen, welche am Rücken in ihrer Mitte in die
Grundfarbe übergehen und daher geäugt erscheinen; die übrigen
Makeln sind mehr oder weniger rot bepudert oder angeflogen, die
Kehle manchmal tief rot gefärbt. Auch bei dieser Form sind die
Flecken oft bis zur Verdrängung der Grundfarbe verflossen und aus-
gebreitet, obwohl die Zahl und Form derselben im ganzen sehr
wechselnd und verschieden ist, nur am Kopfe bilden sie in der Regel
eine sehr hübsche symmetrische Zeichnung.
Die ausgewachsenen Tiere messen im Durchschnitt 15—20 cm,
doch können einzelne, namentlich südliche Stücke, mitunter bis zu
28 cm Gesamtlänge auswachsen; übrigens dürften die Größendiffe-
renzen mitunter wenigstens teilweise auch mit dem Standorte zu-
sammenhängen, indem z. B. jahrelang auf feuchtem Lehm gehaltene
Individuen eine außerordentliche Größe erreichen und sich hiebei
sogar die Zahl der Wirbel vermehrt.
Salamandra maculosa setzt ihre Jungen ins Wasser ab. Der
Befruchtung gehen eigentümliche Liebesspiele voran, welche den
bei Triton Waltli beschriebenen fast ganz gleichen, nur daß sie nicht
wie bei letzterem ausschließlich im Wasser, sondern häufig auch
am Lande stattfinden. Wie beim Rippenmolch drängt sich auch
hier das brünstige Männchen unter das Weibchen, bis es, seinen
Kopf zwischen den Vorderbeinen seiner Erwählten durchzwängend,
mit dessen Oberseite unter die Kehle des Weibchens zu liegen kommt.
Hierauf schlägt es seine Vorderbeine von hinten aus über die seiner
Gefährtin, selbe hakenförmig von oben nach unten umklammernd,
auf diese Weise das Weibchen längere Zeit krampfhaft festhaltend
und mit sich herumschleppend. Es wird also auch hier das Weib-
chen von dem Männchen am Rücken getragen, was vordem mitunter
zu einer Verwechslung der Geschlechter Anlaß gab. Manchmal
bringt das Männchen durch gewaltsame Drehungen und Verrenkun-
gen des Körpers seine Geschlechtsöffnung schon am Lande mit der
Kloake des Weibchens so weit in Berührung, daß ein unmittelbarer
Übertritt der Samenkörper in die weibliche Geschlechtsöffnung
erfolgt; gewöhnlich werden aber wie bei den Tritonen vom Männchen
die aus einer kugeligen, von einem kleinen derben Gallertballen
‘getragenen Samenmasse bestehenden Spermatophoren ins Wasser
abgesetzt, worauf dann der Same den darüber hinwegkriechenden
Weibchen in die Kloake gelangt und, in den daranstoßenden zylin-
134 Salamandridae.
drischen Blindschläuchen aufbewahrt, durch längere Zeit hin zur
gelegentlichen Befruchtung der die Eileiter verlassenden Eier benutzt
wird, was mitunter selbst Jahre hindurch dauern kann; denn nur so
läßt sich die Tatsache erklären, daß manchmal schon durch längere
Zeit in der Gefangenschaft isoliert gehaltene Weibchen trächtig
werden und Junge zur Welt bringen.
Sowohl die Annäherung der Geschlechter als auch das Gebären
der Jungen scheint, mit Ausnahme des Winters, zu jeder Zeit statt-
zufinden. Zur Brunstzeit entwickeln die Tiere einen eigentümlichen,
an den Blütenduft von Agrimonia eupatoria L. erinnernden Geruch,
der das gegenseitige Auffinden der Geschlechter begünstigen dürfte.
Behufs Ablegung ihrer Brut’suchen die Weibchen das vorzugs-
weise mit steinigem Untergrund versehene kalte und reine Wasser
von Quellen, schattigen Waldbächen und Rinnsalen auf, das zur
heißen Jahreszeit nicht versiegt und auch von Raubtieren, welche
die Larven gefährden können, nur selten bewohnt ist. Durch starke
Regengüsse und hiedurch bewirktes Anschwellen ihrer ursprüng-
lichen Wohngewässer werden dieselben mitunter auch in größere
Wasseransammlungen entführt, in denen sie aber wegen ihrer da-
selbst meist zahlreich vorkommenden, namentlich aus Molchen,
Fischen und Krebsen sowie aus größeren Schwimmkäfern und deren
Larven bestehenden Feinde nur selten zur Entwicklung gelangen.
An geeigneten Stellen kommen die Tiere oft aus weiten Entfernungen
her in großer Menge" zusammen und wurden manchmal an derlei
günstigen Plätzen schon bis über tausend Stück vereinigt mit dem
Absetzen ihrer Jungen beschäftigt angetroffen.
Die die Larven im Mutterleibe umschließende Eihülle platzt in
der Regel schon während der Geburt und treten die Jungen, meist
mit dem Kopfe voran, gewöhnlich als bereits ganz freie Tiere aus der
Kloake hervor. Nur selten kommen sie noch in der Eihaut ein-
geschlossen zur Welt; doch wird selbe auch in diesem Falle in wenigen
Minuten durch schnellende Bewegungen der Larven gesprengt, worauf
dann letztere gleich lebhaft im Wasser herumschwimmen und meistens
auch bald ans Fressen gehen. Die Zahl der Jungen ist gewöhnlich
eine ziemlich bedeutende und kann mitunter bis über 70 betragen.
Nicht selten wird die ganze Brut im Laufe eines oder zweier Tage, ja
manchmal selbst innerhalb weniger Stunden, abgesetzt; gewöhnlich
beträgt aber der einmalige Wurf nur 40—50, oft — namentlich bei
schon länger in Gefangenschaft gehaltenen — auch viel weniger
und werden anderseits, obwohl seltener, die Jungen einzeln oder in
längeren Zeitintervallen geworfen.
Zum Behufe des Gebärens begibt sich das Weibchen in ein ıhm
hiezu geeignet scheinendes Wasser, woselbst es sich an einer seichten
Stelle in der Weise festsetzt, daß es, den vorderen Körperteil in der
Luft haltend, den Bauch gegen Steine andrückt und auf diese Art die
Larven nach und nach herauspreßt. Nicht selten scheint es vorzu-
kommen, daß der Geburtsakt dem Weibchen das Leben kostet, da
man des öfteren in und neben von Larven besetzten Gewässern tote
Salamander in Mehrzahl findet. Es erinnert dies sehr an manche
niedrig stehende Tiere, die häufig ihren Lebenslauf ebenfalls mit
Salamandra. 133
der Fortpflanzung abschließen. Das Gebären findet am häufigsten
zur Nachtzeit statt.
Mitunter werden Salamanderlarven auch in tiefen Brunnen
und Zisternen angetroffen, in welche die Weibchen offenbar auf der
Suche nach Wasser geraten oder hineingestürzt und dann nach
Absetzung ihrer Brut jedenfalls zugrunde gegangen sind. Ob die
dann ebenfalls nicht herauskönnenden Jungen, sich dem ständigen
Aufenthalte im flüssigen Elemente anpassend, etwa wie die Larven
von Triton Waltli als kiementragende Tiere in einer Art von Axolotl-
form weiterleben, ist bisher noch nicht beobachtet worden.
Die Tragzeit der Weibchen dauert nicht selten sehr lange; das-
selbe bewahrt nämlich den Samen oft nahezu ein Jahr lang in den
Samentaschen auf, so daß dann die herangereiften Eier mit dem
schon ım Vorjahre aufgenommenen Samen befruchtet werden
und sich hierauf bis zum Herbste zu ziemlich großen Embryonen
entwickeln, die schließlich erst im nächsten Frühjahre zur Welt
kommen. Die Trächtigkeit dauert also in solchen Fällen nahezu
ein Jahr lang.
Die neugeborenen Larven sind etwa 23—34 mm lang, können
aber bis zu 75, ja in der Gefangenschaft ausnahmsweise selbst bis zu
130 mm heranwachsen. Sie kommen mit gut entwickelten Kiemen
und vier schon vollständig entwickelten kurzen und kräftigen Beinen
zur Welt, welche kurze und breite Füße mit dicken, am Ende ver-
rundeten Fingern und Zehen tragen. Der Kopf ist plumper und
niedriger als der Rumpf und daher von diesem deutlich abgesetzt,
der Interokularraum doppelt so breit als ein oberes Augenlid und
etwas schmäler als der Internasalraum. Die Körperseiten sind mit
deutlichen Quer- und einer seichten, oft kaum merkbaren Längs-
furche versehen; der dem übrigen Körper an Länge stets nachstehende,
am Ende’stumpf verrundete Schwanz hat einen mäßig hohen, nach
vorne sich allmählich erniedrigend bis zur Rückenmitte reichenden
Flossensaum.
Die Färbung ist ursprünglich ein bräunliches Gelb oder Braun-
grau, das aber durch zahlreiche schwärzliche Atome und Punkte
mehr oder weniger verdeckt ist, so daß die Tiere hiedurch am Rücken
mehr dunkel, an den Seiten hingegen vorwiegend gemarmelt erscheinen.
An der Wurzel der Vorderarme und der Oberschenkel steht ein nur
bei ganz jungen Stücken noch ziemlich undeutlicher, gelblich weißer
Fleck, der für diese Larven sehr charakteristisch ist und nur bei
vorwiegend gelb gefärbten Varietäten (fastuosa, Molleri) nicht her-
vortritt. Der Bauch ist fast farblos und läßt durch seine dünne und
zarte Haut die inneren Organe durchscheinen. Hierauf treten an
Rumpf und Schwanz goldglänzende Flecken und Punkte auf, die
aber später wieder verschwinden. Allmählich erscheinen dann
auch die für das erwachsene Tier so bezeichnenden gelben Makeln,
von denen namentlich die auf den Augenlidern und Parotiden stehen-
den sehr beständig sind; doch zeigen diese Flecken noch durchaus
“ nicht das lebhafte Kolorit der Alten, sondern sind viel blässer und
mehr gelblichweiß gefärbt. Übrigens ist die Färbung der Tiere teil-
weise auch dem Grunde der von ihnen bewohnten Gewässer an-
136 Salamandridae.
gepaßt und zeigen Larven, die in im Walde gelegenem Wasser, deren
Boden mit verwesendem, abgefallenem Laub bedeckt ist, leben, in
der Regel eine dunklere, schwarzbraune Färbung, während dieselbe
in freien, von der Sonne beschienenen Wasseransammlungen meist
heller, lichtbraun oder gelblich ist. Dasselbe kann man auch bei
gefangenen beobachten, welche in auf schwarzem Papier stehenden
Glasgefäßen gehalten dunkler, in weißen Porzellanbehältern dagegen
heller werden. In der letzten Zeit des Wasseraufenthaltes bilden
sich dann allmählich die Kiemen zurück, der Flossensaum des
Schwanzes wird resorbiert und die Metamorphose ist vollendet;
während dieser Zeit kommt die Larve häufig an die Oberfläche oder
hält sich mit Vorliebe am Rande des Wassers auf, hiebei den Kopf
aus demselben heraushaltend.
Was die Zeitdauer betrifft, welche die hier geschilderten Larven
zu ihrer vollständigen Ausbildung benötigen, so ist sie nach den
Verhältnissen, unter welchen dieselben leben, sehr verschieden.
Wenn man bedenkt, daß die jungen Salamander im Vergleich zu
denen der Tritonen schon in einem sehr vorgeschrittenen Stadium
der Entwicklung zur Welt kommen, so muß die zu ihrer Verwandlung
erforderliche Zeit verhältnismäßig eine lange genannt werden. Dies
ist aber wieder aus ihrer Lebensweise erklärlich, da die von ihnen
bewohnten Gewässer wegen ihrer niedrigen Temperatur und des
in denselben in der Regel fehlenden Pflanzenwuchses meist nur von
wenigen Geschöpfen bewohnt sind, die als Nahrung für die betreffen-
den Larven dienen können und letztere daher in dieser Richtung
zum Teile auf zufällig ins Wasser gefallene Tiere angewiesen sind.
Das fast ausschließliche Futter geben wohl die sog. Wasserflöhe
(Gammarus pulex) L. ab, kleine, sprungfähige und seitlich zusammen-
gedrückte Asseln, die fast die einzigen Tiere sind, welche in den von
Salamanderlarven bewohnten Gewässern fast zu jeder Jahreszeit
ziemlich ständig vorkommen. Es ist daher auch die Zeitdauer der
Metamorphose je nach den Umständen eine sehr verschiedene, und
während selbe unter günstigen Verhältnissen oft schon in etwa 3—5
Monaten beendet ist, kann sie sich unter gegenteiligen Bedingungen
wieder viel länger hinausziehen, wogegen sie z. B. in der Gefangen-
schaft bei reichlicher Nahrung bedeutend rascher vor sich geht.
Im Freien dehnt sich die Verwandlung nicht selten durch zwei Jahre
aus, indem die erst im Spätsommer geborenen oder zu der Zeit noch
nicht ausgewachsenen Larven überwintern und sich dann erst im
darauf folgenden Jahre weiter entwickeln. Solche Tiere werden dann
nicht selten mitten im Winter unter dem Eise, ja mitunter selbst
in demselben eingefroren gefunden. Endlich ist in dieser Richtung
auch noch die Temperatur nicht ohne Einfluß und entwickeln sich die
Larven in wärmerem Wasser schneller als in kaltem.
Salamandra maculosa ist ein Nachttier, welches sich tagsüber in
Erdlöchern, hohlen Bäumen, unter Moos, Gestrüppe und ähnlichen
Verstecken aufhält und nur in der Dämmerung, oder am Tage bei
warmem Regenwetter herauskommt, um seiner hauptsächlich aus
Regenwürmern, Insekten und Nacktschnecken bestehenden Nahrung
nachzugehen. Die von den Tieren einmal gewählten Schlupfwinkel
Salamandra. 137
scheinen ständige zu sein und von denselben nach Beendigung ihrer
Wanderungen immer wieder aufgesucht zu werden. Unter allen
europäischen Lurchen ist der gefleckte Salamander wohl der schwer-
fälligste, indem er sich nur durch langsames, durch seitliche Krüm-
mungen des Körpers unterstütztes Gehen fortbewegt; ebenso un-
behilflich ist maculosa ım Wasser, woselbst sie nur an der Oberfläche
durch angestrengte Körperwindungen weiterkommt; tauchen kann
sie nicht. Licht, Hitze und Trockenheit werden von dem Tiere
möglichst gemieden, daher es zu seinem Aufenthalte vorzugsweise
dunkle, schattige Laubwälder und mit dichtem Gestrüpp und
Pflanzenwuchs bestandene Örtlichkeiten wählt, da ihm diese bei
hinreichender Feuchtigkeit auch Schutz vor den verderblichen
Sonnenstrahlen bieten. Die Art tritt daher besonders auf Sandstein
und Mergel auf, während sie den mehr trockenen Sand- und Kalk-
boden seltener bewohnt; auch in Nadelwäldern wird sie, wohl wegen
des daselbst gewöhnlich kahlen, des Unterholzes und anderweitigen
Pflanzenwuchses meist entbehrenden Bodens in der Regel nicht
gefunden. Das Tier kommt übrigens sowohl in der Ebene, als auch
im Gebirge vor, scheint jedoch mehr das Hügelland zu bevorzugen
und geht in den Bergen nicht gerne hoch hinauf, obwohl einzelne
ausnahmsweise selbst bis zu 1250 m Meereshöhe angetroffen wurden.
Auch häufig dem Winde ausgesetzte Lokalitäten sowie das eigent-
liche Sumpfland scheint es zu meiden. In manchen Gegenden sehr
gemein und häufig, kommt die Art anderweitig wieder nur mehr
vereinzelt und selten vor. Beim Herannahen der kalten Jahreszeit,
gewöhnlich aber ziemlich spät und meist erst im November, kommen
die Salamander oft von weit und breit in Masse, an geeigneten Stellen
manchmal zu vielen Hunderten, zum Zwecke der Überwinterung
zusammen. Als Winterlager werden teils hohle Bäume, noch lieber
aber die überhängenden Steine und Wurzeln am Rande tief einge-
schnittener Waldwege gewählt, zwischen deren Spalten und Löcher
sich die Tiere oft bis anderthalb Meter weit in die Erde einwühlen
und woselbst man sie dann gelegentlich in Klumpen zusammen-
gerollt mitunter in Menge beisammen finden kann. Doch ist der
Winterschlaf kein sehr tiefer und kommen die Tiere namentlich ın
südlicheren Gegenden nicht selten an schönen Tagen auch während
der kalten Jahreszeit heraus; so habe ich beispielsweise um Görz
einzelne Stücke schon im Dezember und Januar im Freien herum-
kriechend angetroffen. Die Jungen, welche erst nach vier Jahren
geschlechtsreif werden, scheinen eine äußerst verborgene Lebens-
weise zu führen, da sie im Freien fast niemals, wohl aber manchmal
vereinzelt unter dichten Mooslagen oder gelegentlich von Erdarbeiten
und Ausrodungen unter tiefliegendem Wurzelwerk, hier aber oft ın
Mehrzahl, gefunden werden. Im Frühlinge kommen die Tiere ın
trockenen und windigen Jahren später, in regenreichen aber früher
zum Vorschein. Feinde scheinen die Salamander, einerseits wegen
ihrer verborgenen und nächtlichen Lebensweise, anderseits wegen
ihrer scharfen und eigentümlich riechenden Drüsenabsonderung,
nur wenige zu haben. Obwohl für gewöhnlich stumm, soll maculosa
doch zur Paarungszeit ziemlich laute, dem Rufe von Alytes ähnliche
138 Salamandridae.
aber viel kräftigere und in längeren Zwischenräumen aufeinander
folgende Töne von sich geben.
Salamandra maculosa ist etwa vom 531° n. B., woselbst sie
sich von Lauenburg über Lüneburg und Bremen nach Oldenburg
hinzieht, südwestlich durch die Niederlande und Belgien über Frank-
reich und die ganze Pyrenäische Halbinsel verbreitet. Südlich von
den erstgenannten Orten tritt dann das Tier durch Deutschland und
Österreich-Ungarn auf die Apenninen- und Balkanhalbinsel über,
woselbst sie von Tomasini in Bosnien bei Serajewo und in
der Herzegowina bei Avtovac gefunden ward und aus Griechenland
von Bedriaga vom Parnaß angeführt wird. Den nördlicheren
Ländern unseres Weltteiles sowie dem ganzen, östlich vom baltischen
Meere, der Oder und den Karpaten liegenden Tieflande Europas
scheint die Art zu fehlen. Die einzelnen Farbenvarietäten sind nicht
selten auf besondere Standorte beschränkt. So habe ich die ge-
streiften Formen stets nur aus den nördlicheren Teilen des Verbrei-
tungsbezirkes erhalten, während die mehr nach Süden zu vorkom-
menden Tiere meist mehr oder weniger große und ganz regellos ver-
teilte Makeln besitzen; Stücke aus Griechenland und der Türkei,
sowie auch schon solche aus dem südöstlichsten Ungarn zeichnen
sich durch Vorherrschen der schwarzen Farbe und auffallende Klein-
heit der Flecken aus, während beispielsweise in den ober Massa und
Carrara gelegenen Apuanischen Alpen sowie in dem Walde von
Mansuco in Calabrien Exemplare mit großen, quer hufeisenförmig
verschmolzenen Rückenmakeln und fast ganz gelber, nur im Nacken
ein schwarzes Kreuz übrig lassender Kopfzeichnung häufig sind.
Salamandra corsica kommt bloß auf der gleichnamigen Insel, Molleri
in Portugal und die Form fastuwosa nur in Südfrankreich und Spanien
vor.
In der Gefangenschaft zeichnet sich maculosa durch seltene
Anspruchslosigkeit aus. Ein allerdings nicht zu kleines Terrarium,
das mit lockerer Erde belegt, mit Moos, einigen Steinen, Baum-
rinden und Hohlziegeln, sowie mit einem flachen Wassergefäß ver-
sehen ist, genügt dem Tiere vollkommen, um darin Dezennien lang
auszuhalten; nur müssen zu hohe Temperatur und direkte Besonnung
vermieden werden, da beides den Gefangenen leicht verderblich wird.
Als Nahrung sind am besten Regen- und Mehlwürmer, aber auch
Insekten, Spinnen, Asseln u. dgl. zu verwenden, die das im kurzen
zahm und zutraulich werdende Tier dem Pfleger bald von der Pincette
nimmt, was nach und nach dann auch mit rohen Fleischstreifen
erreicht werden kann. Übrigens genügt es das Futter, namentlich
Regenwürmer, einfach in das Terrarium hineinzuwerfen, da der
Salamander selbe schon selbst zu finden versteht. In Aquarien ist
er absolut nicht zu halten, da er hier bei seinen abendlichen Wande-
rungen von der Insel leicht herab und ins Wasser fällt, aus dem er
dann bei seiner Plumpheit und Unbehilflichkeit nur selten wieder
heraus kann. Er ertrinkt dann gewöhnlich, wobei sich das von ıhm
im Todeskampfe reichlich abgesonderte Sekret im Wasser löst und
dasselbe vergiftet, so daß ein solches Vorkommnis das Eingehen
sämtlicher Aquariumbewohner zur Folge haben kann.
Salamandra. 139
Der Feuersalamander kann auch leicht gezüchtet werden, da das
trächtige Weibchen in der Gefangenschaft häufig Junge zur Welt
bringt. Übrigens kann man sich die Larven auch im Freien holen,
da sie in kühlen und schattigen Waldtümpeln meist überall häufig
sind und in einer mit nassem Moos gefüllten Blechbüchse leicht nach
Hause getragen werden können, wo man sie, damit sie nicht anderen
Aquarieninsassen zur Beute werden, in einen separaten Behälter,
am besten in ein größeres Einsudglas, unterbringt. Damit hier die
Tiere, die an kaltes und sauerstoffreiches Wasser gewöhnt sind, nicht
eingehen, ist letzteres öfters zu erneuern, wobei zu beachten ist, daß
der Temperaturwechsel nicht zu rasch und zu plötzlich vor sich geht.
Es empfiehlt sich daher das Glas mit den Larven erst in das zum
Ersatze dienende Wasser zu stellen, bis das alte allmählich die Tempe-
_ ratur des neuen angenommen hat und erst dann jenes durch dieses
zu ersetzen. Da selbst die neugeborenen Jungen schon ziemlich
groß sind, so ist deren Fütterung nicht so schwierig, wie die der ganz
klein zur Welt kommenden Molchlarven. Am besten eignen sich
Wassermilben (Hydrachna), Rotwürmer (Tubifex) und Mücken-
larven, die alle in stehendem Wasser meist leicht und in Menge zu
finden sind, zu diesem Zwecke. Doch gelingt es schon im frühesten
Zustande die Tiere zur Annahme sehr feiner Fleischstreifen, die man
an eine Nadel gespießt vor ihrem Munde hin und her bewegt, zu ge-
wöhnen. Für größere Larven sind auch Wasserasseln und Floh-
krebse (Gammarus) sowie kleine Regenwürmer eine gute Nahrung.
Auf alle Fälle müssen die jungen Salamander stets oft und reichlich
gefüttert werden, da sie äußerst gefräßig sind und sich bei nicht
genügender Nahrung sofort gegenseitig anfallen, ja sogar auffressen.
Als ich einst ein Paar ziemlich gleichgroßer Larven abends nach
Hause brachte und selbe über Nacht in eine kleine Blechwanne gab,
war ich nächsten Morgen sehr erstaunt, in dem Behälter nur noch
eine einzige Larve zu finden und konnte mir das Verschwinden der
anderen durchaus nicht erklären. Beim Herausnehmen des Gefange-
nen bemerkte ich aber dann, daß aus dem Kopfe desselben noch eın
zweiter hervorsah, der bis zu den Augen in dem Maule des ersteren
steckte. Es hatte also die eine Larve die andere, nahezu gleich-
große, offenbar beim Schwanze erfaßt und verschlungen, so daß,
als ich dazukam, nur noch die Schnauze des Opfers aus dem Rachen
seines räuberischen Genossen hervorsah.
Damit die Jungen, wenn sie dem Ende ihres Larvenzustandes
nahe sind, das Wasser verlassen können, ist in ihrem Behälter eine
kleine Insel, am besten eine schwimmende Korkplatte oder ein
Bimstein, hineinzugeben. Bleiben die Tiere dann dauernd ım
Trockenen, so sind sie in ein Terrarium, aber nicht etwa mit Er-
wachsenen zusammen, einzusetzen.
Gefangen gehaltene Salamander bekommen mitunter kleine
Blasen von Stecknadelkopf- oder Hirsekorngröße, die, nach einiger
Zeit aufbrechend, anfangs kleine, dann aber sich allmählich ver-
'größernde Wunden hervorbringen, während zugleich das ganze Tier
stark anschwillt und aufgedunsen wird. Da in diesem Falle auch
ein Waschen und Bepinseln mit leichter Karbol- und Salizylsäure
140 Salamandridae.
nicht hilft, und derlei Stücke fast immer eingehen, so ist es am besten,
diese ohnedies keinen Wert repräsentierenden Patienten sofort in
Freiheit zu setzen, damit sie wenigstens nicht das Terrarium infi-
zieren, abgesehen davon, daß sie in natürliche Verhältnisse zurück-
gebracht, vielleicht noch Genesung finden können.
2. Salamandra atra: Nıgra, concolor; dentium palatinorum servebus
modice sınuatıs ultra nares internas paullum Pprolongatis. —
Long. 12—I5 cm.
Salamandra atra Laur. Synops. reptil. pag. 42, 50, tab. ı, fig. 2
(1768). — Salamandra fusca Laur. l. c. pag. 42, 52 (1768). —
Lacerta Salamandra ß Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1067
(1790). — Lacerta atra Sturm Deutschl. Fauna III, 4. Hft. c. fig.
(1805). — Salamandra nigra Gray Catal. of Amphib. II, pag. 16,
ı (1850). — Salamandra alpestris Knauer Naturg. d. Lurche
pag. 99 (1878).
Der Körper ist verhältnismäßig schlank, am Rücken sanft
gerundet, an den Seiten und am Bauche mehr flach und nur bei
trächtigen Weibchen manchmal etwas aufgetrieben. Der zwischen
den Augen flache Kopf ist etwa um die Hälfte länger
als breit, die mit ganz fehlender oder kaum merkbarer
Seitenkante versehene Schnauze sehr kurz, entweder
vollkommen verrundet oder ziemlich breit und stumpf
abgestutzt. Die sehr kleinen Nasenlöcher sind stark
nach oben gerückt, ıhr gegenseitiger Abstand etwa dem
Augenzwischenraume gleichkommend. Die seitlich ge-
Fig. 21. stellten Augen sind stark vorstehend, der Interokular-
Salamandra raum breiter als ein oberes Augenlid. Der Oberkiefer
atra Laur. steht kaum vor, der Mund ist bis hinter die Augen ge-
spalten. Die ÖOhrdrüsen sind gut doppelt so lang als breit, nach
hinten mäßig erweitert, durch eine an ihrer Innenseite befindliche
Ausrandung oft mehr oder weniger nierenförmig. Die Gaumen-
zähne bilden zwei schwach S-förmig gebogene Streifen, welche die
inneren Nasenlöcher meist wenig oder auch gar nicht überragen.
Die nach vorn stets deutlich verschmälerte Zunge ist an ihrem Hinter-
rande gewöhnlich ın weitem Bogen gerundet. Die am Rücken ziem-
lich glatte Haut ist an den Seiten grob gerunzelt und hier nach oben
zu mit einer Reihe hintereinanderliegender Warzen versehen, die
meist ziemlich kugelförmig und stark hervortretend und von einzelnen
größeren und vielen kleinen Drüsenöffnungen durchbohrt sind. Die
Kehle ist stark gerunzelt, nach hinten oft mit deutlicher Ouerfalte.
Die Beine und der Bauch sind glatt, auf letzterem die Seitenfurchen
des Rumpfes als sehr seichte Querlinien meist deutlich fortgesetzt.
Der Schwanz ist deutlich vierseitig, unten oft von einer seichten
Längsfurche durchzogen.
Beim Männchen ist der Kopf nach rückwärts deutlich verschmä-
lert, der etwas kürzere Rumpf etwa gerundet vierseitig, die Beine
schlanker, die Hände und Füße breiter, die Finger und Zehen länger.
Wenn man die Beine einer Seite längs des Rumpfes gegeneinander
drückt, so werden die Sohlen der Hinterfüße von den Fingern der
Salamandra. T 4 ];
vorderen vollkommen bedeckt. Der etwa die halbe Körperlänge
ausmachende Schwanz ist an der Wurzel von dem dahinter liegenden
Teile desselben ziemlich deutlich abgesetzt.
Beim Weibchen ist der Kopf nach hinten kaum verschmälert,
der etwas längere Rumpf mehr verrundet, die Beine kürzer und
kräftiger, an den Körper angedrückt mit den Fingern höchstens die
Zehen deckend, der dem übrigen Körper an Länge nachstehende
Schwanz ohne deutlich gesonderte Wurzel.
Der Körper ist im Leben oben tiefschwarz, einfarbig, welche
Farbe jedoch nach längerem Liegen im Weingeist etwas verbleicht
und mehr ins Rußbraune übergeht, wodurch dann die Hautdrüsen
auch für das freie Auge umso deutlicher hervortreten; auf solche
Exemplare ist wahrscheinlich die Laurentische Salamandra
fusca gegründet, die Unterseite ist heller, mehr ins Grauliche oder
Bräunliche übergehend.
Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt meistens 12 bis I5 cm,
wovon der Schwanz etwa zwei Fünftel wegnimmt.
Die Jungen sind von den Alten nicht verschieden.
Salamandra atra ist außer Spelerpes der einzige Schwanzlurch,
der sich vom Wasser vollständig unabhängig gemacht hat und als
ganz kiemenloses, zum Landaufenthalte vollkommen befähigtes Tier
am Trockenen geboren wird.
Die bei der vorigen Art beschriebenen Liebesspiele finden in
ganz übereinstimmender Weise auch hier statt, doch hat man noch
nicht beobachtet, wie der Same des Männchens in die Kloake des
Weibchens hineingelangt. Obwohl sonst bei den Urodelen die Sper-
‚matophoren ins Wasser abgesetzt werden, ist dies beim Mohren-
salamander nicht sehr wahrscheinlich, da im Umkreise seines Wohn-
bezirkes oft auch viele Meilen weit hin keine Wasseransammlungen
anzutreffen sind und daher doch vielleicht eine wirkliche Begattung
auf dem Lande denkbar wäre. Die einzig annehmbare Möglichkeit
könnte noch allenfalls die sein, daß sich beide Geschlechter im aller-
ersten Frühjahr zusammenfinden, wo auch im wasserärmsten Hoch-
gebirge anläßlich der Schneeschmelze stellenweise vorübergehende
Lachen und Pfützen entstehen, die dann sofort von den Tieren zum
Absetzen der Spermatophoren und zur daraus erfolgenden Aufnahme
des Samens benützt werden könnten; der auf diese Art zu günstiger
Gelegenheit in die weiblichen Genitalien eingedrungene Same mag
dann vielleicht durch längere Zeit hindurch zur Befruchtung der
später aus den Ovarien austretenden Eier dienen.
Diese Art zeigt in ihrer Entwicklung Eigentümlichkeiten, die
“sich nicht nur bei keinem anderen Urodelen, sondern überhaupt in
der ganzen Klasse der Amphibien nicht wieder finden. Während
nämlich die anderen Arten dieser Gattung ihre Jungen ausnahmslos
ins Wasser absetzen, ist dies bei Salamandra atra nicht der Fall,
indem hier die Larven solange im Körper des Weibchens verbleiben,
bis sie ihre vollständige Ausbildung erreicht haben. Der Anfang
‘der Trächtigkeitsperiode ist im allgemeinen von der des gefleckten
Salamanders nicht verschieden; wie bei diesem treten auch bei atra
etwa zwanzig oder auch mehr Eier aus jedem Ovarium. Während
142 Salamandridae.
sich aber sonst all diese Eier in regelmäßiger Weise zu Larven ent-
wickeln, ist dies bei afra nur für zwei allein der Fall, indem in jedem
Eileiter nur das äußerst gelegene Ei zur Entwicklung kommt, die
dahinterliegenden aber in eine formlose Masse zusammenfließen
und dem Keime, nachdem er die Eihülle gesprengt hat, zur Nahrung
dienen, so daß sie von der sich entwickelnden Larve verschluckt
und verdaut werden; ist dieser Nahrungsvorrat aufgezehrt, so wird
das Junge geboren. Daher werden beide Nachkommen meist ziemlich
gleichzeitig geworfen und stimmen auch in ihrer Entwicklung nahezu
überein. Nur ausnahmsweise kommt es vor, daß zwischen der Geburt
der beiden Jungen ein kürzerer oder längerer Zwischenraum verfließt,
was wahrscheinlich davon herrühren dürfte, daß von den zwei bereits
in der Entwicklung begriffenen Eiern eines abstarb und dann das
nächstfolgende an seine Stelle rückte, wodurch dann dessen Aus-
bildung gegenüber dem anderen natürlich verspätet wurde. Die
durch Tötung der Mutter im Weingeist nicht geschädigten Jungen
können herausgeschnitten und in einem mit Moos und Erde gefüllten,
feucht gehaltenen Behälter oder auch im Wasser oft noch einige
Zeit am Leben erhalten, ja im letzteren manchmal sogar zur Reife
gebracht werden. Diese Larven sind von denen aller anderen Amphi-
bien noch dadurch ausgezeichnet, daß ihre schön rosenrot gefärbten
Kiemen eine ganz enorme Entwicklung zeigen, indem sie mit ihren
äußersten Enden fast bis zur Wurzel der Hinterbeine reichen, somit
nahezu dem halben Körper an Länge gleichkommen. Doch ver-
schwinden diese Kiemen bald nach der Geburt und sind dann nur
mehr in Gestalt kleiner Knötchen oder Stummel zu bemerken. Auch
der Schwanz, welcher bei den Neugeborenen eine ganz schwache
Kompression zeigt, ist bei aus den Weibchen herausgenommenen
Larven stark seitlich zusammengedrückt und ruderförmig.
Da die Salamander sonst ihre noch mit Kiemen versehenen
Jungen ins Wasser absetzen, so ist die hier bei afra geschilderte Ent-
wicklung kaum eine ursprüngliche, sondern hat sich höchst wahr-
scheinlich durch Versetzung des gefleckten Salamanders oder einer
ihm ähnlichen Art aus niedrigen und bewässerten Gegenden in höhere
und wasserarme Gebiete allmählich herausgebildet. Daß diese Orts-
veränderung eine freiwillige war, ist kaum anzunehmen, da in den
Alpen sowohl die klimatischen, als auch die Ernährungsverhältnisse
den ın der Ebene und in der Hügelregion vorkommenden entschieden
nachstehen und daher kaum vorauszusetzen ist, daß ein Tier aus
eigenem Antriebe günstige Bedingungen verlassen und hiefür in jeder
Richtung bedeutend ungünstigere aufsuchen wird. Es dürfte daher
die Versetzung der fraglichen Art aus niederen in hoch gelegene
Gegenden kaum durch freiwillige Wanderung oder einfache Erweite-
rung des Wohnbezirkes, sondern vielmehr durch anderweitige Um-
stände, und zwar durch die Erhöhung ihres ursprünglichen Wohn-
ortes zustandegekommen sein. Höchstwahrscheinlich fällt die Ver-
wandlung unseres, seine Jungen ursprünglich ins Wasser absetzenden
Salamanders in ein dieselben in vollkommen entwickeltem Zustande
am Lande gebärendes Tier mit der Erhebung der Alpen zusammen.
Da aber auch letztere nicht plötzlich, sondern nur sehr allmählich
Salamandra. 143
stattfand, so muß auch die Umwandlung unserer Art aus einer im
Wasser gebärenden in eine im Trockenen werfende nur nach und nach
und im Verlaufe langer Zeiträume vor sich gegangen sein. Je mehr
nämlich der Boden emporstieg, desto mehr flossen die stehenden
Gewässer ab und desto weiter mußten die Salamander auf ihrer
Suche nach Wasser behufs Unterbringung ihrer Nachkommen wan-
dern, desto länger daher auch letztere im Mutterleibe herumgetragen
werden und desto mehr in ihrer Ausbildung fortschreiten. Bei immer
wachsender Erhebung des Bodens mußten auch die hier geschilderten
Verhältnisse in immer steigendem Maße zunehmen, bis sie endlich
zu einem solchen Grade gediehen waren, daß dem trächtigen Tiere
die Erreichung von Wasseransammlungen wegen zu großer Entfer-
nung nicht mehr möglich war, und die Jungen, bevor es dem Weib-
chen gelang eine für sie passende Absatzstelle zu finden, ihre Entwick-
lung und ihr Wachstum im Mutterleibe beendet hatten und als
bereits zum Landleben geeignete Tiere am Trockenen geboren wurden.
Da sich natürlich das unterste, zuerst in den Uterus gelangende Ei
auch zuerst entwickelte, so mußte das Wachstum desselben das der
hinter ihm befindlichen und später ausgetretenen Eier beeinträchtigen,
was schließlich so weit ging, daß sie, durch den sich immer mehr
vergrößernden ältesten Embryo gänzlich verdrängt, sich gar nicht
weiter entwickeln konnten, sondern abstarben und endlich dem
einzig übrig Bleibenden zur Nahrung dienten.
Daß der hier vermutungsweise aufgestellte Vorgang höchstwahr-
scheinlich dem wirklichen Verlaufe der Dinge entspricht, geht aus
einer neuerdings von Kammerer gemachten Beobachtung
hervor, nach welcher einerseits gefangene Alpensalamander in der
Ebene dazu gebracht werden können, kiementragende Larven ins
Wasser abzusetzen, während anderseits Feuersalamander, wenn man
sie allmählich immer weniger feucht hält, auch immer wenigere und
größere Larven zur Welt bringen, die sich in kürzerer Zeit verwandeln,
bis sie endlich nach 4—6 Trächtigkeitsperioden 2—7 vollkommen
kiemenlose und lungenatmende Junge am Lande werfen, wobei,
abgesehen von der. Verminderung der Zahl derselben auch die hinteren
Eier schon nach ihrer ersten Furchung in einen Dotterbrei zusammen-
fließen, der ganz wie bei Salamandra atra den Embryonen zur Nahrung
dient. Desgleichen bilden sich bei der Mutter entnommenen Jungen
der letzteren Art die ihnen eigenen riesigen Kiemen im Wasser bald
zurück, um sich in kurzer Zeit in normale, den Larven von maculosa
analoge zu verwandeln.
Daß der schwarze Salamander bei seiner unfreiwilligen Ver-
setzung in stets höhere Regionen an Größe abnahm, ist aus den
hiebei an ihn herantretenden, immer ungünstiger werdenden Ver-
hältnissen wohl erklärlich. Da die Tiere im Hochgebirge den
größten Teil ihres Daseins unter Schnee und Eis vergraben zu-
bringen, und im Jahre kaum mehr als 4—5 Monate freilebend
ihrer hier auch viel spärlicheren Nahrung nachgehen können, so
‘ist ein allmähliches Verkümmern und Kleinerwerden der Tiere
leicht 'begreiflich, und ist es ja eine bekannte Erscheinung, daB
Arten mit ausgedehnter vertikaler Verbreitung in höheren Lagen
144 Salamandridae.
ihren in tieferen Gegenden lebenden Genossen an Größe oft merk-
lich nachstehen.
Über die Entstehung der einförmig schwarzen Färbung wage
ich keine Vermutung auszusprechen, da die Bildung der Melanose
durch alle hiefür schon aufgestellten Theorien noch immer nicht,
auch nur einigermaßen, erklärt ist; nur will ich bemerken, daß auch
andere Tiere, namentlich Insekten, ihre in der Ebene lebhaften Farben
im Hochgebirge häufig in dunklere, ja selbst in Schwarz, umsetzen.
Diese für die allmähliche Entwicklung der Salamandra atra
ausgeführten Ansichten werden ferner noch durch manche andere
Umstände gestützt. So lehrt beispielsweise die Erfahrung, daß auch
bei maculosa die Anzahl der Jungen mit der Höhe des Standortes
ab- und deren Größe dabei zunimmt; auch haben namentlich wieder
Versuche Kammerers erwiesen, daß diese Art bei einer Tempera-
tur von 16—18° C ausnahmslos Eier legt, die von den Jungen gleich
nach dem Wurfe verlassen werden, während die bei höheren Wärme-
graden abgesetzten Eier oft noch über zwei Wochen bis zu ihrer voll-
ständigen Reife im Wasser liegen bleiben und die ihnen schließlich
entschlüpften Larven nur mit Vorderbeinen versehen sind. Werden
solche Tiere dauernd einer höheren Temperatur ausgesetzt, so nimmt
bei aufeinanderfolgenden Würfen die Menge der Eier immer mehr zu,
so daß sie endlich die Zahl der unter normalen Verhältnissen ge-
borenen Jungen weitaus übertrifft. Werden dagegen maculosa
Weibchen ständig bei Temperaturen unter 12° C gehalten, so tritt
das Bestreben, die Brut möglichst lange im Leibe zu behalten, immer
mehr hervor und es werden nach und nach immer weniger, infolge-
dessen aber auch stets größere Junge geworfen. Entzieht man
solchen Tieren dann das Wasser gänzlich und setzt sie auf das Mini-
mum der zu ihrem Leben unumgänglich nötigen Feuchtigkeit herab,
so bringen sie nach einigen verunglückten Würfen schließlich voll-
kommen entwickelte und lungenatmende Junge zur Welt.
Umgekehrt gebiert Salamandra atra in tieferen Lagen mitunter
drei, ja ausnahmsweise selbst vier Junge und im Wasser gehaltene
Weibchen bringen dafür mehrere Larven zur Welt, die ihre anfangs
langen und zarten Kiemenbüschel bald in die der maculosa zukommen-
den kurzen und derben Kiemen verwandeln und bis zur Vollendung
ihrer Entwicklung noch monatelang im Wasser leben; im Gegenfalle
zeigen wieder die bei maculosa durch Kälte und Trockenheit lange
zurückgehaltenen Larven dem Mutterleibe entnommen die großen
und zarten Kiemenquasten der atra. Merkwürdig-ist hiebei noch der
Umstand, daß sich diese erzwungene Fortpflanzungsart auch auf die
Nachkommen der in dieser Weise erzeugten Larven vererbt, und
interessant, daß die zum Wasserleben gezwungenen Larven von atra
am Körper gelbliche Flecken und Schnörkel erhalten, während bei
den am Lande geborenen Jungen von maculosa wieder das Schwarz
merklich vorherrscht, so daß die Entwicklung der letzteren Farbe
durch Trockenheit eine Förderung zu erfahren scheint, was für das
allmähliche Schwarzwerden des Alpensalamanders vielleicht ebenfalls
einen teilweisen Erklärungsgrund abgeben könnte. Daß es uns durch
solche Zuchtversuche gelingen dürfte, die eine Art in die andere zu
Salamandra. 145
verwandeln, ist allerdings kaum anzunehmen, da sich ja die genannten
zwei Spezies außer durch die Färbung und Entwicklung noch durch
die Zahnstellung und Form der seitlichen Drüsenwülste unterscheiden,
abgesehen davon, daß zu solchen Veränderungen ganz andere Zeit-
räume erforderlich sind, als die dem Experimentator zu Gebote
stehenden. Doch ist es immerhin denkbar, daß, wenn man die in
dieser Richtung angestellten Versuche durch viele Generationen
fortführen würde, sich die hiedurch bewirkten Veränderungen in der
Fortpflanzung beider Arten weiter ausbilden könnten und atra all-
mählich immer mehr kiementragende Larven, maculosa dagegen
immer mehr lungenatmende Junge zur Welt bringen würde.
Desgleichen ist in dieser Richtung auch noch die Tatsache von
Bedeutung, daß der Feuersalamander in tiefen Lagen häufig ovovivi-
par, und die Zahl der von ihm geworfenen Larven um so geringer,
deren Größe aber um so beträchtlicher ist, je höher über der Meeres-
fläche das Muttertier lebt.
Es ist daraus ersichtlich, daß sich die Gattung Salamandra mit
der größeren Tiefe ihres Standortes der normalen Fortpflanzung
der Urodelen immer mehr nähert, während sie sich mit der Erhebung
des Bodens von derselben stets mehr entfernt und schließlich in atra
das äußerste Extrem erreicht.
Jedenfalls kann man aus den sowohl bei Proteus als auch bei
Salamandra gemachten Erfahrungen und Versuchen ersehen, daß
das Eierlegen durch Wärme, das Lebendiggebären dagegen durch
Kälte gefördert wird, was dann in Verbindung mit anderen hiebei
noch erwähnten Verhältnissen für die allmähliche Entwicklung des
Alpensalamanders aus einer das Tiefland bewohnenden Art immerhin
nicht zu verachtende Fingerzeige gibt.
Auf Grund der hier gegebenen Erörterungen sehen manche
Forscher, wie beispielsweise Schwalbe, den schwarzen Sala-
mander geradezu als eine spezifisch fixierte Kümmerform des ge-
fleckten an.
Salamandra atra lebt nur im Gebirge und wird daselbst bis zu
3000 m Meereshöhe angetroffen, soll aber stellenweise sogar bis
850 m herabgehen; ich selbst habe das Tier allerdings niemals unter
1000 m, am häufigsten und massenhaftesten an zwischen 2000 und
2500 m gelegenen Örtlichkeiten beobachtet; in nördlichen und käl-
teren Lagen steigt es jedenfalls tiefer herab als in südlichen und
wärmeren Gegenden. — Soweit im Gebirge der Baumgürtel reicht,
‚lebt der Bergsalamander im Walde, und zwar am liebsten am Rande
desselben, woselbst man ihn tagsüber in morschen Baumstrünken
unter losen Rinden und Steinen stellenweise in Menge findet. Durch
letzteren Fundort unterscheidet sich afra auch von maculosa, da diese
kaum jemals unter Steinen anzutreffen ist; auch dadurch sind noch
beide Arten in ihrem Vorkommen verschieden, daß man den Alpen-
salamander sowohl in seinen Schlupfwinkeln als auch im Freien stets
in allen Größen und Altersstufen untereinander findet, während
beim gefleckten Salamander junge Tiere zu den größten Seltenheiten
gehören.
Das oberwähnte Vorkommen unter Steinen habe ich aber stets
Schreiber, Herpetologia europaea. Io
146 Salamandridae.
nur in der Waldregion, ober der Baumgrenze hingegen fast niemals
beobachtet. Ich habe z. B. in den Julischen Alpen wiederholt Ex-
kursionen mit Entomologen gemacht, welche in ihrem Sammeleifer
in einem Tage oft Tausende von Steinen umkehrten und darunter
nur ausnahmsweise und höchst vereinzelt hie und da einen Sala-
mander, selten mehr als I—2 Stück in einem Tage und da auch
meist junge Tiere, antrafen. Wenn uns dann an denselben Orten
zufällig ein Regen überraschte, so war in kurzer Zeit alles von einer
wirklich fabelhaften Menge unserer Lurche übersäet, welche aller-
orten in solchen Massen herumkrochen, daß man sich beim Gehen
sehr in acht nehmen mußte, um nicht auf jeden Schritt und Tritt
eines dieser harmlosen Tiere zu zertreten. Da selbe aber unter Steinen
gar nicht anzutreffen waren, so vermute ich, daß diese im baumlosen
Hochgebirge aus dem Grunde vermieden werden, weil sie, den ganzen
Tag der Sonne ausgesetzt, zu stark erwärmt sind und daher der
Aufenthalt unter ihnen den Feuchtigkeit und Kühle liebenden Tieren
zu trocken ist. Es ıst daher wahrscheinlich, daß die Salamander
hier tagsüber unter dem dichten Gestrüpp und Wurzelwerk der so
häufig rasenbildenden Alpenpflanzen verkrochen sind.
Diese ungeheure. Menge der bei Regenwetter plötzlich allent-
halben auftretenden Bergsalamander läßt es entschuldigt finden,
wenn der naive Älpler, der für das so massenhafte Erscheinen der
Tiere keine Erklärung findet, selbe als mit dem Regen vom Himmel
gefallen hält, da ja selbst der Fachmann in solchem Falle sein ge-
rechtes Staunen kaum verhehlen kann. Wenn man nämlich bedenkt,
daß Salamandra atra nur zwei Junge wirft, so muß deren Häufigkeit
gegenüber ihrem nächsten Verwandten unstreitig sehr auffallen.
Doch läßt sich dies etwa dadurch erklären, daß atra vielleicht in einem
Jahre öfters wirft, daß ferner die Jungen, da sie bis zu ihrer gänz-
lichen Reife im Mutterleibe bleiben, vor Zufälligkeiten und Feinden
mehr geschützt, und letztere im Hochgebirge wohl auch in weit
geringerer Menge als in der Niederung vorhanden sind. Auch können
die kaum geborenen Jungen sofort sicher bergende Verstecke auf-
suchen, während die Larven des Feuersalamanders durch ihre ver-
hältnısmäßig lange, hiebei noch in meistens ganz offenen und pflanzen-
leeren Gewässern durchzumachende Verwandlung jedenfalls weit
mehr exponiert und in ihrer Existenz gefährdet sind.
Salamandra atra hat nur eine geringe Verbreitung, indem das
Vorkommen derselben fast ausschließlich auf die Alpenkette und
deren Ausläufer beschränkt ist, sich also nur über etwa Io Längen-
(25—35) und 4 (44%—-48) Breitegrade erstreckt. An der West- und
Nordwestseite der Alpen tritt das Tier auch stellenweise in den
daran grenzenden Jura über, sowie es sich auch vom Südostende der
Alpen in den daran stoßenden illyrisch-croatischen Karst bis in die
Gegend von Fiume hinzieht. In jüngster Zeit ward es endlich noch
im Prenjgebirge in der Herzegowina gefunden. Die älteren Angaben
über das Auftreten des Bergsalamanders in den Sudeten und Kar-
paten haben sich durch neuere Forschungen nicht bestätigt und sind
überhaupt nicht wahrscheinlich. Die gegenwärtig im Schwarzwalde
lebenden Stücke stammen von vor Jahren aus den Alpen dahin
Salamandra. 147
importierten Tieren. Das Vorkommen vereinzelter Exemplare in
von den Alpen weit entlegenen Örtlichkeiten, wie in Gärten, An-
lagen und dergl. bezieht sich zweifellos auf solche Individuen, die
entweder der Gefangenschaft entkommen oder durch Verschleppung
mit im Gebirge ausgehobenen Pflanzen in deren Wurzelwerk zufällig
herabgelangt sind.
In der Gefangenschaft verhält sich der Alpensalamander ähnlich
wie die vorige Art, muß aber, entsprechend seinem natürlichen Auf-
enthalte, womöglich noch kühler und schattiger gehalten werden.
Als Futter sind am besten Regenwürmer zu verwenden, Mehlwürmer
werden zwar auch gierig erfaßt, aber — wahrscheinlich wegen ihrer
Härte — nur schwer hinabgewürgt und meistens wieder losgelassen
und ausgeworfen.
Il. Ordnung. Anura.
Corpus breve, ecaudatum, pedes postici elongatı.
Der Körper ist ungeschwänzt, kurz und dick, im ganzen von
etwa scheibenförmiger oder viereckig elliptischer Gestalt, mit bald
mehr oder weniger gewölbter, bald aber auch mehr flacher und ab-
geplatteter Oberseite, in der Weichengegend seitlich meist mehr oder
weniger eingezogen und oben namentlich im Sitzen bei aufgestemmten
Vorderbeinen durch die vorstehenden Beckenknochen oft höcker-
artig erhaben. Der kurze Kopf ist von vorn nach rückwärts stets
merklich erweitert, mit bogig verrundeter oder stumpf abgestutzter
Schnauze, hinten ohne Spur einer halsartigen Verengung in seiner
ganzen Breite dem Rumpfe angefügt. Die Augen sind groß und vor-
stehend, mit deutlichen, längsgespaltenen Lidern, wovon das untere
das obere an Größe stets bedeutend übertrifft und ganz über das
Auge hinauf geschoben werden kann. Die Pupille ist bald senkrecht,
bald rundlich oder auch in horizontaler Richtung verlängert, die Iris
immer lebhaft gefärbt oder metallglänzend. Die Nasenlöcher sind
klein, ganz nach vorn an die Schnauzenspitze gerückt und fast senk-
recht nach abwärts in den Rachen geöffnet. Das Trommelfell ist
manchmal schon im Leben deutlich, tritt aber oft erst nach längerem
Liegen im Weingeist, oder selbst gar nicht hervor, was übrigens
mitunter bei einer und derselben Art nach der Dicke der darüber
hinwegziehenden Haut, daher namentlich oft nach dem Alter, ver-
schieden ist; es kann daher dem Trommelfell in systematischer
Beziehung auch nur eine untergeordnete Rolle zuerkannt werden.
Der große, bis weit hinter die Augen gespaltene Mund ist im Ober-
kiefer gewöhnlich, im Unterkiefer niemals bezahnt. Die Gaumen-
zähne, welche bei den Urodelen gewöhnlich zwei von vorn nach
hinten ziehende Längsstreifen bilden, sind hier als zwei ziemlich kurze,
zwischen oder etwas hinter den inneren Nasenlöchern quer gestellte
Gruppen oder Reihen vorhanden, die voneinander durch einen bald
größeren, bald kleineren Zwischenraum getrennt sind; doch können
auch in beiden Kiefern sowie im Gaumen alle Zähne vollkommen
fehlen (Bufonidae). Die meist ziemlich große Zunge bietet durch
die Verschiedenheit in Gestalt und Befestigung in systematischer
Hinsicht sehr wichtige Merkmale; in der Regel ziemlich dick und
fleischig ist sie nur selten ganz oder größtenteils an dem Boden der
Mundhöhle befestigt, viel häufiger jedoch in ihrem vorderen Teile
angewachsen, während ihre hintere Partie mehr oder weniger frei
und nach Art einer Fliegenklappe herausschlagbar erscheint; ıhr
Anura. 149
Hinterrand ist entweder ganz oder mit einer bald seichten, bald aber
auch sehr tiefen Ausrandung oder Einbuchtung versehen, wodurch
sie dann mehr oder weniger herzförmig, zweilappig oder selbst zwei-
hörnig erscheint. Die Seitenteile des Gaumens sind durch die auch
nach innen stark hervortretenden Augäpfel meist deutlich gewölbt,
die Mündungen der eustachischen Röhren als zwei in den inneren
Mundwinkeln stehende Öffnungen bald mehr bald weniger ersichtlich.
Viele Anuren haben wenigstens im männlichen Geschlechte eigen-
tümliche Schallblasen, welche in der Mundhöhle entweder an der
Kehle oder an den Seiten des Kopfes hinter den Mundwinkeln liegen,
Fig. 22.
A. Vorderfuß des brünstigen Männchens von Rana agilis Thom. B. Der-
selbevon Rana temporaria Linn. C. Hinterfuß von Rana esculenta
Linne. D. Rana agilis Thom. juv. EZ. Hyla arborea Linne F. Hyla
meridionalis Böttg. a Daumen, 5b Brunstschwielen, c Gelenkshöcker, d Meta-
tarsalgelenk, e äußerer, f innerer Metatarsalhöcker, g Schenkel, Knie, i Schiene,
k Ferse, 1 Fußwurzel, m Fuß, n Nackendrüsen, o Subdorsaldrüsen.
beim Schreien — das übrigens stets mit geschlossenem Munde ge-
schieht — aufgeblasen bei manchen Arten mehr oder weniger nach
außen hervortreten und durch Mitschwingung den Ton verstärken.
Die Beine sind kräftig und wohl entwickelt, die vorderen nach ein-
wärts gebogen, mit vier meist freien Zehen. Die bald mehr bald
weniger verlängerten Hinterbeine (Fig. 22 D) besitzen eine von den
vorderen etwas abweichende Bildung, indem sie nicht wie diese aus
nur drei, sondern aus vier deutlich gesonderten Teilen bestehen.
Das erste vom Körper ausgehende und stets kräftigste Stück (D, g)
ist der Schenkel (femur); nach ihm folgt die stets schlankere,
‘demselben an Länge meist ziemlich gleichkommende Schiene
(D, i, tibia), an welche sich dann als dritter, aber bedeutend kürzerer
Teil die hier ebenfalls verlängerte Fußwurzel(D, /, tarsus) an-
I 50 Anura.
schließt, die dann endlich den eigentlichen Fuß (D, m) trägt. Das
Gelenk zwischen Schiene und Fußwurzel (D, k) wird Ferse oder
Tibiotarsalgelenk (articulatio tibio-tarsalis), das am Ende
der Fußwurzel befindliche das Metatarsalgelenk (articulatıo
metatarsalis) genannt (D, d). Von den fünf, häufig durch Schwimm-
häute verbundenen Hinterzehen ist in der Regel die innerste (der
Daumen) die kürzeste, die vierte die längste. Unterseits stehen am
Ende der Fußwurzel und an der Basis der Sohlen gewöhnlich ı oder
2 Höcker, die sog. Metatarsalhöcker [(C, e, f, tuberculi
metatarsales) von denen namentlich der innere, am Grunde des
Daumens stehende (mitunter auch Fersenhöcker, callus
subpollicarius, genannte) (C, f) stark ausgebildet und zur Unter-
scheidung nahe verwandter Formen oft wichtig ist. An der Unter-
seite der Finger und Zehen zeigen sich an der Gliederung der einzelnen
Phalangengelenke meist mehr oder weniger deutliche knopf- oder
kugelförmige Anschwellungen, die sog. Gelenkshöcker oder
Subartikulartuberkeln (ec, iuberculi subarticulares). Da
die Entwicklung der Hinterbeine in ihrem Verhältnisse zum übrigen
Körper ein wichtiges Artenmerkmal ist, so muß selbe bei Bestimmung
der Tiere genau ermittelt werden, was am besten dadurch geschieht,
daß man eine hintere Gliedmaße längs des Körpers nach vorne biegt
(D), wo dann sofort ihre Länge im Vergleiche zum übrigen Körper
ersichtlich wird. Desgleichen kann man auch die relative Länge
der einzelnen Beinesteile leicht feststellen, wenn man die Schenkel
senkrecht vom Rumpfe ab- und die Schienen ihnen parallel wieder
zurückbiegt, in welchem Falle sich dann die Fersen mehr oder weniger
nähern (E), oder berühren, oder selbst übergreifen (F). In manchen
Fällen zeigen sich sämtliche Zehen an der Spitze mit teller- oder
scheibenförmigen Erweiterungen versehen, welche nach Art der
Saugnäpfe wirkend, durch Erzeugung eines luftleeren Raumes das
Tier zum Klettern oder Haften an senkrechten oder selbst über-
hängenden Flächen befähigen (Hvylıdae). Die mehr schlaffe und im
Gegensatz zu den Urodelen nur lose anliegende Haut ist entweder
mehr oder weniger glatt, oder aber bald mit kleineren, bald mit
größeren Warzen, Höckern und anderweitigen drüsigen Hervorragun-
gen versehen, welche der Oberfläche des Körpers oft ein sehr rauhes
und unebenes Ansehen verleihen.
Sehr häufig bilden diese Drüsen beiderseits des Rückens je eine,
mehr oder weniger zusammenhängende, deutlich abgehobene Längs-
leiste, die öfters noch durch die sie begleitende Zeichnung besonders
hervortritt und Seitendrüsenwulst oder Subdorsal-
leiste (glandula subdorsalis) genannt wird (D, o); desgleichen
stehen auch oft zwischen den Schultern zwei kurze, nach vorne
konvergierende, nach hinten einen offenen Winkel bildende Drüsen-
leisten, die sog. Nackendrüsen (glandulae cervicales, D, n).
Die Männchen sind von den Weibchen außer durch geringere
Größe und kräftigere Vorderbeine, noch dadurch verschieden, daß
sie zur Paarungszeit an gewissen Körperteilen schwielige, von einer
rauhen, feilenartigen und meist auch geschwärzten Haut überzogene
Stellen, sog. Brunstschwielen (Fig. 22, B, b), zeigen,” welche
Anura. 151
offenbar das Festhalten an dem Weibchen bei der Paarung erleichtern.
Solche Schwielen finden sich am häufigsten an den gewöhnlich auch
verdickten Daumen der Vorderfüße; doch gibt es auch Arten, bei
denen sich derlei Bildungen selbst an den Armen und an der Brust
zeigen, während bei anderen auch der Rand des Unterkiefers mehr
oder weniger mit kleinen, punktförmigen Warzen bedeckt ist, die
sich manchmal sogar auf der ganzen Unterseite des Körpers bis zu
den Hinterbeinen zerstreut finden können.
Die Anuren leben teils auf dem Lande, teils auch im, oder wenig-
stens am Wasser. In letzterem kommen sie namentlich zur Zeit
der Fortpflanzung oft aus weiter Entfernung und in Menge zu-
sammen; hiebei findet stets eine Art von Begattung statt, indem
das auf dem Weibchen sitzende Männchen jenes mit den Vorder-
beinen entweder unter den Achseln (alamplex) oder in der Lenden-
gegend (inguinamplex) umfaßt und die in gallertartige Klumpen
oder Schnüre eingehüllten Eier beim Austreten aus der weiblichen
Kloake befruchtet, wobei wohl auch der Druck durch die Vorder-
beine des Männchens das Vorrücken und schließliche Ausstoßen des
Laiches befördern mag.
Die Fruchtbarkeit der Anuren ist eine sehr große, und geht die
Anzahl der auf einmal gelegten Eier oft in die Tausende. — Die vielen
Fährlichkeiten, denen die Nachkommenschaft im Laufe der Entwick-
lung ausgesetzt ist, macht diese starke Vermehrung nötig, da diese
allein imstande ist, im Kampfe ums Dasein die Art zu erhalten. Wäh-
rend die Eier und Jungen der Schwanzlurche einzeln und zerstreut
im dichten Gewirre der Wasserpflanzen versteckt und daselbst vor
Nachstellungen ziemlich geborgen sind, liegen die in Massen ver-
einigten Anureneier meist offen und jeden Schutzes entbehrend da.
Im Frühjahre, wo Sümpfe und stehende Gewässer infolge der Schnee-
schmelze oder häufiger Niederschläge gewöhnlich austreten und oft
in weiter Ausdehnung die flachen Uferstrecken überschwemmen,
werden namentlich letztere, wohl wegen der hier viel höheren Tem-
peratur des Wassers, mit Vorliebe zum Ablegen des Laiches auf-
gesucht, der dann entweder einfach am Boden abgesetzt wird oder
im Gezweige der im Wasser stehenden Weiden hängt. Wenn es
dann einige Zeit nicht regnet, so tritt bei der stets zunehmenden
Wärme das Wasser bald zurück und man sieht dann eine Menge von
Laichmassen teils am vom Wasser entblößten Ufer vertrocknen,
teils an den über den Wasserspiegel herausragenden Ästen der Weiden
in freier Luft hängen und ebenfalls dem Verderben preisgegeben.
Auf diese Weise gehen schon im Eizustande ungezählte Tausende
der Brut zugrunde. — Aber auch die unter günstigeren Bedingungen
im Wasser zurückgebliebenen Embryonen sind in ihrer Entwick-
lung noch lange nicht gesichert. Obwohl im Ei durch den umhüllenden
Gallertschleim vor Feinden teilweise geschützt, sind sie letzteren
doch nach dem Auskriechen um so mehr und nahezu ganz schutzlos
preisgegeben. In frühester Jugend gerne in größeren Mengen bei-
‘sammenbleibend, sind solche Larvenvereine ein beliebter Tummel-
platz von Molchen, Fröschen, jungen Schlangen und anderen Wasser-
tieren, deren Hauptnahrung die Kaulquappen bilden; ja selbst vor
152 Anura.
ihren eigenen Geschwistern sind sie des Lebens nicht sicher, indem
die größeren die kleineren schonungslos überfallen und auffressen,
so daß von der großen Zahl der gelegten Eier, wohl nur der geringste
Teil bis zum Ende seiner Entwicklung gelangt.
Aus dem Gesagten kann man wohl zur Genüge ersehen, daß
einer solchen Unmasse von Fährlichkeiten nur durch eine ganz
gewaltige Vermehrung das Gleichgewicht gehalten werden kann,
und ist daher die große Fruchtbarkeit der Anuren, namentlich der
im ersten Frühjahr laichenden, wohl erklärlich, da man ja bei allen
Organismen beobachtet, daß die Hervorbringung der Keime eine
um so größere ist, je mehr Zufälligkeiten und Gefahren deren Ent-
wicklung und die Nachkommenschaft überhaupt ausgesetzt ist. —
Kommt es aber einmal ausnahmsweise vor, daß durch den Wegfall
einer oder mehrerer der genannten Fährlichkeiten fast die ganze
Brut zur Entwicklung gelangt, so wird man auch einsehen, daß
dann die Zahl der Jungen — die meist das Wasser zu ziemlich gleicher
Zeit verlassen — eine so überraschend große ist, daß sie in der Nähe
von Sümpfen und Wasseransammlungen oft in ungeheuren Massen
das umliegende Land weithin bedecken und vom gemeinen Manne
als aus den Wolken gefallen angesehen werden (Froschregen).
Aus der großen Fruchtbarkeit erklärt sich schließlich auch das
Überwiegen der Körpergröße seitens der Weibchen, welche die Männ-
chen an Volumen oft um das Zwei- bis Dreifache übertreffen, da ja
zur Bildung einer so’ gewaltigen Laichmasse auch ein entsprechend
großer Körper vonnöten ist.
Die im ersten Frühjahr gelegten Eier quellen im Wasser auf,
steigen dann an die Oberfläche und sind hier bei der um diese Zeit
noch niedrigen Temperatur einer stärkeren Besonnung und Erwär-
mung ausgesetzt, wozu noch die in solchen Fällen gewöhnlich schwarze
Färbung der Eier und Kaulquappen ein Wesentliches beiträgt.
Der Geschlechtstrieb der Froschlurche ist ein sehr intensiver und
da mitunter die Zahl der Männchen die der Weibchen übertrifft, so
umarmen erstere in Ermanglung der letzteren manchmal nicht nur
Männchen ihrer eigenen, sondern auch Individuen anderer Arten
ja selbst ganz anderer Tierklassen, wie z. B. Fische, und ist es schon
vorgekommen, daß sie letztere durch Eindrücken der Augen zum
Eingehen brachten, sowie sie anderseits durch die Heftigkeit der
Umarmung bisweilen den eigenen Weibchen die Leibesseiten durch-
bohren und ihnen so den Tod bringen. Die Paarung findet bei vielen
nur zur Nachtzeit statt und ist die Dauer derselben nach den ein-
zelnen Arten verschieden. — Obwohl, wie gesagt, einzelne Männchen
in ihrem intensiven Geschlechtstrieb nicht selten auch fremde Weib-
chen umarmen, so kommen doch Bastardbildungen nur sehr selten
vor, schon aus dem Grunde, weil die Brunstzeit verschiedener Arten
nicht zusammenfällt. Aber selbst bei in der Gefangenschaft künstlich
erzielter Befruchtung verschiedener Spezies entwickeln sich die Eier
weit langsamer und unregelmäßig, gehen meistenteils ein und liefern
nur kurzlebige und monströse Larven.
Die Entwicklung-sowohl der Eier als auch der Larven ist nach
Art und Jahreszeit sehr verschieden und während bei einigen die
Anura. 153
ganze Dotterkugel bald nach der Befruchtung in eine in ihren Haupt-
teilen fertige, sich schon im Ei lebhaft bewegende und dessen Hülle
bereits nach 3—4 Tagen sprengende und auskriechende Larve ver-
wandelt ist, dauert derselbe Prozeß bei anderen Arten oft eben so viele
Wochen. Manche Quappen werden übrigens nur durch Zersetzung
der Eihülle frei und bleiben dann noch längere Zeit an den verlassenen
schleimigen Gallertmassen hängen.
Die frisch ausgeschlüpften Larven sind kleine, längliche Tiere
mit durch den eingeschlossenen Dotter mehr oder weniger aufge-
dunsener Bauchgegend und seitlich zusammengedrücktem Ruder-
schwanz; sie sind an Stelle der noch nicht durchgebrochenen Mund-
öffnung mit eigenen, nach einiger Zeit übrigens spurlos verschwin-
denden Haftorganen versehen, mit denen sie sich entweder an die
übrig gebliebene Laichgallerte, oder an Pflanzen, Steine und ander-
weitige Gegenstände anhängen; die Augen schimmern unter der
Haut als noch kaum sichtbare Punkte durch, äußere Kiemen sind
entweder vorhanden oder fehlen. Später bilden oder vergrößern
sich dann die letzteren, die Augenpunkte treten deutlicher hervor,
der Mund bricht durch und der Schwanz wird mehr flossenartig.
Nach verhältnismäßig kurzer Zeit verschwinden die äußeren Kiemen
und werden durch innere ersetzt, worauf dann die Körperhaut über
der Kiemenspalte bis auf eine kleine, entweder in der Medianlinie
(Mediogyrinen) oder links an der Seite (Laevogyrinen) gelegene Öff-
nung, das sog. Atemloch (Spiraculum) zuwächst, wodurch
dann allein noch das in den Kiemenhöhlen befindliche Wasser aus-
treten kann. Diese letzterwähnte Bildung findet sich ausschließlich
bei den Anurenlarven und ist für selbe auch in systematischer Be-
ziehung sehr charakteristisch. Um diese Zeit überziehen sich auch
die Ränder der Kiefer mit eigentümlichen Hornzähnen und Horn-
scheiden, die aber nach vollkommener Spaltung des Mundes, sowie
nach dem Hervortreten der Augen und der Gliedmaßen wieder ver-
schwinden. Letztere, und zwar stets die hinteren zuerst, wachsen
aber nicht allmählich heraus, sondern bilden sich unter deutlich
sichtbaren Auftreibungen der Körperhaut bis zu ihrer Vollendung
aus und treten dann durch Sprengung der betreffenden Hautan-
schwellungen als bereits fertige und vollkommen ausgebildete Beine
plötzlich und auf einmal hervor, wobei nicht immer beide Extremi-
täten einer Seite zugleich erscheinen. Indem sich hiebei, unter all-
mählicher Verkümmerung der Kiemen, immer mehr die Lungen
entwickeln, schrumpft noch der Schwanz bis auf einen kleinen Stum-
mel zusammen, der dann am Festlande vertrocknend schließlich
auch bald abfällt. — Die ans Festland gegangenen Jungen halten
sich gerne noch längere Zeit in der Nähe des Wassers, unter Steinen,
Pflanzen u. dergl. verborgen, auf und können daselbst häufig ın
größerer Menge beisammen gefunden werden.
Die als Kaulquappen (gyrini) allgemein bekannten Larven
der Froschlurche bestehen aus einem elliptischen oder ovalen Körper
‘ und einem von diesem mehr oder weniger abgesetzten Schwanze,
der aus einer seine Mitte durchziehende Muskelpartie und einem
an letzterer oben und unten angefügten dünnen Flossensaume besteht.
154 Anura.
Der als Körper bezeichnete Teil wird eigentlich aus Kopf und Rumpf
gebildet, deren Verwachsung aber eine so innige ist, daß sie als solche
nicht unterschieden werden können.
Für in ihrer Entwicklung schon etwas vorgeschrittene Larven
ist namentlich die Bildung des Mundes vom Belange, welche mit
einer Handlupe leicht untersucht werden kann und zur Bestimmung
der Art auf dieser Altersstufe fast unerläßlich ist. Dieser Mund
(Fig. 23, A) hat im allgemeinen die Form eines mit seiner Spitze nach
innen gerichteten Hohlkegels oder Trichters; derselbe ist rundherum
mit stark entwickelten Lippen versehen, deren an die eigentliche
Mundöffnung grenzendes Ende
p von einem den der Tinten-
A fische ähnlichen, gewöhnlich
weißen und nach innen schwarz
gesäumten Hornschnabel be-
grenzt wird (0, #). Der Rand
der Lippen ist bald rund-
herum, bald nur teilweise mit
in I—3 Reihen stehender,
fleischiger Papillen (f) ge-
säumt, während die innere
Fläche derselben mit Leisten
von I—3-reihig angeordneten
kleinen, borstenartigen Horn-
zähnen (2) besetzt ist; diese
Zahnleisten sind meist dem
Außenrande der Lippen ziem-
lich parallel und haben in-
; folgedessen einen mehr oder
5 weniger bogigen und unter
Fig. 23. sich gleichartigen Verlauf. Der
A. Alytesobstetricans Laur. mit überdem Hornschnabel befind-
ee 0 en al eeien l Ober-, Jiche Lippenteil wird Orbrerme
nterlii e 1llensaum z 29 r4 5 E
hen 5 Pe 1 > : ar pu Y t u . i P.P® (), der unter dem-
Dug. d Drüsenreihen, f Stirndrüse, s Spira- selben stehende Un ter-
culum. lippe (/‘) genannt. Die Zahn-
reihen werden stets von außen
nach innen gezählt, so daß also die von der Mundöffnung am
weitesten abstehende als erste (z,), die dem Hornschnabel zu-
nächstliegende als letzte (z,) Zahnreihe gilt. Diese Zahnleisten
sind entweder ganz oder auch meist in der Mitte mehr oder weniger
unterbrochen und hiedurch oft in zwei oder mehrere, mitunter ziem-
lich weit voneinander abstehende Streifen zerteilt, was namentlich
beı den innersten Zahnreihen häufig der Fall ist.
Alle Kaulquappen sind überdies mit aneinandergereihten
Drüsenpunkten bestehenden Linien (d) versehen, die bald
mehr bald weniger deutlich sind und den bekannten Seitenlinien
der Fische entsprechen. Der Verlauf und die Anordnung besagter
Linien sind übrigens innerhalb gewisser Grenzen selbst bei einer und
derselben Art nicht immer konstant. Die beständigsten und meist
Anura. 155
auch am schärfsten ausgesprochenen befinden sich am Kopfe, wo ein
Paar derselben im Bogen zwischen den Nasenlöchern hindurchgehend
um die Augen herumzieht und dann längs des Außenrandes derselben
wieder zur Schnauzenspitze zurückkehrt. Zwei andere, den seit-
lichen Drüsenwülsten mancher Anuren entsprechende Linien ver-
laufen gewöhnlich mehr oder weniger bogenförmig vom Auge zur
Wurzel der Hinterbeine und innerhalb derselben häufig noch zwei
meist weniger geschwungene und nach rückwärts stark konver-
gierende bis auf den Muskelteil der Schwanzwurzel hin. — Endlich
ist noch in den meisten Fällen als ein heller, zwischen den Augen
stehender Punkt die sog. Stirndrüse (glandula frontalis f) mehr
oder weniger deutlich zu bemerken.
Manche Kaulquappen zeigen außer der allgemeinen Pigmen-
tierung noch ein System von feinen schwarzen Linien, die namentlich
an den Schwanzsäumen und den weniger pigmentierten Körper-
teilen gut hervortreten, und deren Anordnung und Verteilung für die
Erkennung der Arten oft sehr brauchbare Merkmale abgeben.
Die vordem geschilderte Entwicklung der Larven kann durch
verschiedene Umstände gefördert oder auch verzögert werden.
Ersteres ist gewöhnlich bei Wassermangel und bei spärlicher Nahrung
der Fall, letzteres tritt gewöhnlich dann ein, wenn in tiefen und
mit steilen Ufern versehenen Gewässern die Jungen nicht oder nur
schwer ans Land können. Solche Kaulquappen erreichen dann im
Vergleich zu den normalen Larven oft ganz außergewöhnliche Di-
mensionen, ohne aber dabei jemals geschlechtsreif zu werden, so daß
die bei den Urodelen nicht seltene Neotenie bei Anuren, niemals
vorkommt.
Die Nahrung der Larven besteht anfangs wohl durchwegs aus
in Verwesung begriffenen tierischen und pflanzlichen Stoffen, sowie
aus winzig kleinen mikroskopischen Organismen, die sie teils mit
dem Schlamme des Grundes teils mit dem Atemwasser aufnehmen
oder auch von im Wasser befindlichen Gegenständen ablösen; eben
ausgekrochene Quappen scheinen mitunter auch an der zurück-
gebliebenen Eigallerte zu fressen, später nagen sie dann mit ihrem
Hornschnabel und feinen Zähnchen Pflanzen, aber auch im Wasser
liegende tote Regenwürmer, kleine Tierleichen u. dergl. ab, an denen
sie oft massenhaft hängend gefunden werden. Man kann sie daher
auch mit Vorteil zur Anfertigung zarter Skelette benützen, indem
man ihnen kleine, abgehäutete Kadaver vorwirft, von denen sie ın
kurzer Zeit alle Fleischteile so sauber abnagen, daß bald nur das
reine Knochengerüst übrig bleibt. Größere Larven fressen dann
kleine Würmer und Krebse (Daphnia, Cyclops), Wassermilben (FH y-
drachna) u. dergl. und erst wenn der Mund ganz gespalten ist, gehen
sie auch auf ins Wasser gefallene Insekten, daselbst lebende Larven
und kleinere Individuen ihresgleichen los. — Die meisten Arten
pflegen im Laufe eines Jahres nur einmal zu laichen, doch kommen
bei südlichen Formen nicht selten auch zwei Generationen vor, wovon
“in der Regel die im Hochsommer oder Herbste ausgekommene ihre
vollendete Entwicklung erst im nächsten Frühjahre erreicht.
Die Nahrung der erwachsenen Froschlurche besteht ausschließ-
156 Anura.
lich aus lebenden Tieren, Insekten, Würmern, Schnecken, Tausend-
füßlern u. dgl., größere verschonen auch kleine Wirbeltiere nicht.
Die Beute wird, wenn sie klein ist, meist mit der vorschnellbaren
Zunge herabgeschlagen, oder auch, namentlich wenn sie größer ist,
mit dem Munde aufgeschnappt und nicht selten mit Hilfe der Vorder-
beine in denselben hineingeschoben. Außerdem befördert noch der
Druck der nach innen vorragenden Augäpfel das Weiterrücken des
Bissens in den Rachen, daher die fressenden Tiere beim Verschlingen
stets die Augen stark nach innen pressen.
Viele Anuren sind einem sich oft ziemlich rasch vollziehenden
Farbenwechsel unterworfen, indem sich die in ihrer Haut befindlichen
Farbezellen unter der Einwirkung weißen Lichtes oder wenig brechen-
der Strahlen zusammenziehen und eine Aufhellung der allgemeinen
Körperhaut verursachen, während Dunkelheit und stärker brechende
Lichtstrahlen die entgegengesetzte Wirkung haben, so daß dann die
Tiere meist eine mit ihrer Umgebung mehr oder weniger überein-
stimmende Schutz- oder. harmonische’Färbung”er
halten.
Die meisten Froschlurche sind mehr Dämmerungs- und Nacht-
tiere und kommen tagsüber meist nur bei Regenwetter heraus; ihr
Wachstum geht ziemlich langsam vor sich und erreichen einzelne
derselben mitunter ein verhältnismäßig hohes Alter. Die bei man-
chen Urodelen so große Reproduktionskraft ist bei den Anuren weit
weniger entwickelt und scheint sich nur auf den Ersatz verloren
gegangener Schwanzstücke bei Larven zu beschränken; sonst ist
aber ihre Lebenszähigkeit eine ziemlich bedeutende und können
namentlich einige Mitglieder der Ordnung den Mangel an Nahrung
sehr lange ertragen. Der Winterschlaf, den die hieher gehörigen
Tiere teils im Schlamme der Gewässer eingewühlt, teils am Lande in
Erdlöchern, unter Baumstrünken, Ackerschollen oder ähnlichen
Schlupfwinkeln oft in Mehrzahl vereinigt halten, ist kein sehr tiefer
und mehr ein Zurückziehen vor der Kälte als eine Erstarrung, indem
ihren Winterlagern entnommene Froschlurche sich meistens gleich
bewegen und zu entfliehen suchen. Gegen niedere Temperaturen
scheinen die Tiere überhaupt nicht sehr empfindlich zu sein, da viele
schon bei wenigen Graden über dem Gefrierpunkt aus ihren Ver-
stecken herauskommen und oft mitten zwischen noch herumschwim-
menden Eisstücken im Wasser sich zur Fortpflanzung rüstend an-
getroffen werden. Junge Individuen kommen bei Anbruch des
Lenzes meist früher zum Vorschein als alte, wahrscheinlich wohl
weil sie sich nicht so tief einwühlen oder verkriechen können als die
letzteren.
In Färbung und Zeichnung zeigen beide Geschlechter, sowie
Junge und Alte kaum eine Verschiedenheit; desgleichen entbehren
die Männchen des bei vielen Urodelen oft so auffallenden Hochzeits-
schmuckes.
Die Anuren vertragen die Gefangenschaft sämtlich gut und
dauern in derselben unter den bescheidensten Verhältnissen oft sehr
lange Zeit aus. Mit wenigen Ausnahmen sind sie besser in feuchten,
mit einem Wassergefäß versehenen Terrarien als in Aquarien unter-
Anura. 157
zubringen. Zur Fortpflanzung sind sie aber nur schwer zu bringen,
indem sich selbst bei in der Brunst gefangenen Weibchen im Aquarium
die Eier, falls sie noch im Ovarium sind, meist wieder zurückbilden,
und resorbiert werden, wenn sie aber schon im Uterus und legereif
sind, wohl auch ohne Beihilfe der Männchen gelegt werden, aber
dann natürlich nicht zur Entwicklung kommen und eingehen. Dem-
ungeachtet kann man Froschlurche sehr leicht ziehen, wenn man
nämlich ihren ohne Mühe zu erhaltenden Laich zu Hause unter
passende Verhältnisse bringt. Die Eier können in einem offenen
Glase oder auch in einer an einer kurzen, flaschenhalsartigen Blech-
röhre angebundenen Blase heimgetragen werden. Der zu ihrer Unter-
bringung bestimmte Behälter soll ziemlich reichlich mit Wasser-
pflanzen besetzt und mit schlammigem Untergrund versehen sein,
was den doppelten Vorteil bietet, daß man einerseits das Wasser
nicht zu wechseln braucht und anderseits die auskriechenden Larven
ihnen mehr zusagende Verhältnisse und auch leichter Nahrung
finden. Stets muß jedoch darauf gesehen werden, daß das betreffende
Gefäß in bezug auf die auszuschlüpfenden Jungen nicht zu klein sei,
da letztere dann trotz der Besetzung des Wassers mit Pflanzen doch
noch wegen Mangels an hinreichendem Sauerstoff eingehen können.
Es sind daher in diesem Falle die überflüssigen Kaulquappen zu ent-
fernen und deren Zahl, namentlich wenn unter ihnen Sterblichkeit
einzutreten beginnt, sofort zu reduzieren; auch sind nur Larven von
ziemlich gleicher Größe beisammen zu halten, da sonst die schwächeren
von den stärkeren verzehrt werden. Hält man dagegen Larven —
etwa um deren Entwicklung genauer beobachten zu können — in
kleineren Gefäßen, etwa in Einmachgläsern ohne Untergrund und mit
nur wenigen oder selbst gar keinen Wasserpflanzen, so ist das Wasser
täglich zu erneuern, da sonst die Tiere bald eingehen würden. Der
Wasserwechsel ist, um den plötzlichen und nicht selten tödlich wer-
denden Temperaturwechsel zu vermeiden, mit großer Vorsicht zu
vollziehen und, wie schon öfters erwähnt, das die Larven enthaltende
Glas in das frische Wasser zu stellen und solange darin zu lassen,
bis das im Glase die Temperatur des außerhalb desselben befindlichen
angenommen hat und erst dann in letzteres zu geben.
Bezüglich der Wasserpflanzen empfiehlt sich am meisten die
sog. Wasserpest (Elodea canadensis Rich.), da selbe sehr
rasch und üppig wächst und auch ohne alle Erde gut fortkommt;
ihr ungemein rasches Wachstum macht ab und zu eine Lichtung des
dichten Gewirges nötig, da selbes sonst fast jede Beobachtung ver-
eitelt.
Die Fütterung der Larven ergibt sich aus dem im vorigen über
deren Nahrung im Freien Gesagten. Um sich die für die ersten Ju-
gendzustände nötigen mikroskopischen Organismen zu verschaffen,
kann man sich einen sog. Aufguß bereiten, indem man eine Hand voll
Heu, Blätter u. dgl. in einem Glase mit Wasser übergießt und der
Sonne aussetzt, worauf sich dann in Bälde eine große Menge von
_ Infusorien und anderer kleiner Wesen entwickeln. Wenn man
dann das betreffende Wasser durch einen Leinwandlappen filtriert,
so bleiben auf demselben die genannten kleinen Tierchen zurück
158 Anura.
und können durch Schwenken und Abspülen der Leinwand in dem
Larvenbehälter in letzteren hineingebracht werden. Dieses Ver-
fahren kann mit demselben Aufguß täglich wiederholt werden, da
sich die auf obige Weise herausgenommenen Mikroorganismen in
kurzer Zeit durch Neubildung wieder ersetzen. Dasselbe kann man
auch mit aus Sümpfen und Lachen entnommenem, namentlich
schon von Kaulquappen bewohntem Wasser oder daselbst befind-
lichem Pflanzengewirre tun, obwohl es viel umständlicher ist als die
Herstellung eines Aufgusses. Sind die gezüchteten Tiere schon
größer, so. ist es allerdings nötig, kleine Krebschen, Wassermilben,
Mückenlarven, Rotwürmer u. dgl. im Freien zu holen, von denen
besonders letztere oft in großer Menge gesellig in Wassergräben und
Tümpeln zu finden sind. Für separat in Einmachgläsern gehaltene
Larven habe ich mich auch mit Vorteil eines aus getrockneten Fleisch-
stücken mit einer Feile oder einem Messer hergestellten Pulvers
bedient, das besonders von jüngeren Larven sehr gerne genommen
wird. Auf alle Fälle müssen die Kaulquappen stets gut und reichlich
gefüttert werden, da sie sehr gefräßig sind und bei nur einigermaßen
knapper Nahrung sofort gegenseitig übereinander herfallen, sich ver-
stümmeln und schließlich auffressen.
Die europäischen Mitglieder dieser Ordnung zerfallen in fünf
Familien, die sich in nachstehender Weise auseinanderhalten lassen:
A. Oberkiefer und ‘Gaumen bezahnt!).
I. Finger und Zehen am Ende nicht erweitert.
I. Zunge kreisförmig, ganz oder hinten nur schwach aus-
gerandet.
a) Gaumenzähne hinter den inneren Nasenöffnungen
stehend. Zunge ganz, angewachsen oder rückwärts
in geringer Ausdehnung frei. Erster Finger kürzer
als.der ‚zweite... ., . 1: Fam Diseogelossıider:
b) Gaumenzähne zwischen den Choanen stehend. Zunge
ganz oder hinten schwach ausgerandet, rückwärts
frei. ‚Pupille senkrecht, | „2. Fam. Pelobarıdas
2. Die nur vorne befestigte Zunge hinten durch tiefe Aus-
buchtung fast zweihörnig. Pupille verrundet, horizontal.
Trommelfell sichtbar. Ohrdrüsen fehlend. Hinterbeine
stark verlängert mit durch Schwimmhäute verbundenen
Zehen..- Sy’. rs. Pam. Ranidae
II. Finger- und Zehenspitzen in rundliche Haftscheiben er-
weitert. Pupille horizontal, Trommelfell deutlich, Ohr-
drüsen fehlend. Gaumenzähne zwischen den Choanen
stehend, Zunge herzförmig, hinten frei. Finger am Grunde,
Zehen bis über die Hälfte mit Schwimmhäuten verbunden.
Haut oben vollkommen glatt, unten feinwarzig.
3. Fam. Hylidae.
t) Da die sehr kleinen Zähne oft nicht gut sichtbar sind, so kann die Bezahnung
leicht dadurch konstatiert werden, daß man mit der Klinge eines Taschenmessers
über den Oberkiefer hinwegstreicht, wo dann das deutliche Knirschen sofort das Vor-
handensein der Zähne anzeigt.
Discoglossidae. 159
B. Mund vollkommen zahnlos. Zunge elliptisch oder birnen-
förmig, hinten frei und nicht ausgerandet. Pupille horizontal.
Parotiden stark hervortretend. Hinterbeine mäßig verlängert.
Haut fast immer durch zahlreiche, mehr oder weniger erhabene
Warzen rauh und uneben. . . . . 4. Fam. Bufonidae.
1. Familie. Discoglossidae.
Maxilla inferior edentula.
Dentes palatini choanis postpositi.
Lingua votundata, magna, integra.
Digiti simplices, anteriorum primus secundo brevior.
Der Körper ist meist ziemlich plump und krötenartig, seltener
mehr schlank und froschähnlich, der Kopf im ersteren Falle mit
stumpf abgerundeter, im letzteren mit mehr spitzig vorgezogener
Schnauze, die Pupille verrundet, länglich vertikal oder dreieckig,
das Trommelfell meistens nicht sichtbar. Die Ohrdrüsen fehlen
oder sind bald mehr oder weniger abgehoben, Schallblasen sind keine
vorhanden. Der Oberkiefer ist bezahnt, der Unter-
kiefer zahnlos, die Gaumenzähne bilden zwei hinter
den inneren Nasenlöchern stehende, bald kürzere,
bald längere Querreihen. Die fleischige Zunge ist
ganz, groß, verrundet und meist mit ihrer ganzen 4”
Unterfläche am Boden der Mundhöhle festgewachsen.
Von den Beinen sind die vorderen etwa von Rumpf-
länge, deren erster Finger stets kürzer als der
zweite, die Handballen mit rundlichen Höckern Fig. 24.
versehen; die mäßig verlängerten Hinterbeine haben TER
mit Schwimmhäuten verbundene Zehen, die Haut obstetricans
ist entweder glatt oder mehr weniger rauh und Laur.
Larve von unten.
warzig. Die Männchen haben zur Brunstzeit ver- IE
a Spiraculum.
dickte Daumen, deren Schwielen mit feilenartigen,
meist schwarzen Rauhigkeiten überzogen sind, die sich mitunter
auch auf andere Körperteile erstrecken.
Die Discoglossen leben teils am Lande, teils im oder am Wasser;
bei der Paarung wird das Weibchen vom Männchen in der Weichen-
gegend umfaßt (inguinal), die Eier werden entweder in Schnüren
oder kleinen Klumpen gelegt. Die Larven sind mediogyrin, indem
die Mündung der kurzen, aus der Kiemenhöhle nach außen führenden
Atemröhre, das Spiraculum (Fig. 24, a) in der Mittellinie des Körpers
gelegen ist; ihr Mund ist stets merklich breiter als lang, die Lippen-
ränder ringsum von einem einfachen, höchstens am Oberrande in der
Mitte schwach unterbrochenen Papillensaume umgeben, die Seiten
der Lippen haben nach außen eine rundliche, mehr oder weniger
vorragende Ausbuchtung, die Oberlippe ist mit zwei, die Unterlippe
mit drei langen, die ganze Lippenbreite einnehmenden Zahnreihen
versehen, von denen nur die oberste der drei unteren Reihen manch-
160 Discoglossidae.
mal unterbrochen ist; die Augen liegen auf der Oberseite des Kopfes,
der After in der Mittellinie des Körpers.
In Europa ist diese Familie durch drei Gattungen vertreten,
welche in nachstehender Weise bestimmt werden können:
A. Zunge am Hinterrande frei.
I. Pupille rundlich, nach unten in der Mitte zugespitzt.
Trommelfell (wenigstens im Leben) nicht sichtbar. Ohr-
drüsen fehlend. Habitus froschartig.
3. Gatt. Diswoglossus Of
II. Pupille vertikal, länglich spaltenförmig oder schwach drei-
eckig. Trommelfell deutlich. Ohrdrüsen wenigstens nach
außen zu gut abgehoben. Habitus krötenartig.
1. Gatt. Alytes Wagl.
B. Zunge ganz angewachsen. Pupille vertikal, dreieckig, Trommel-
fell nicht sichtbar. Ohrdrüsen fehlend. Haut warzig.
2. Gatt. Bombinator Merr.
I. Gattung. Alytes.
Wagler nat. Syst.d. Amphib. pag. 206. 23 (1830).
Pupilla verticalıs.
Tympanum conspicuum.
Parotides parvae, subdistinctae.
Lingua postice hbera.
Cutis verruculosa.
Der Körper ist ziemlich plump und gedrungen, krötenartig, der
große, zwischen den Augen flache Kopf merklich breiter als lang,
mit verrundeter, etwas vorstehender Schnauze. Der Interokular-
raum kommt dem Internasalraum und einem oberen Augenlide an
Breite mindestens gleich. Die Pupille bildet eine vertikal gestellte,
in der Mitte schwach erweiterte, daher länglich elliptische Spalte.
Die kleinen Parotiden sind länglich, ziemlich flach und nur nach
außen deutlich abgehoben; außer ihnen findet sich noch eine kleinere
Drüse hinter dem Trommelfell; letzteres ist gut sichtbar, verrundet,
ziemlich groß aber doch stets kleiner als das Auge. Die Kehlfalte
ist deutlich. Die Zügelgegend ist vertieft, die Schnauzenkante ver-
rundet. Die große, breit eiförmige oder kreisrunde Zunge füllt fast
den ganzen Boden der Mundhöhle aus und ist nur hinten in geringer
Ausdehnung frei. Die Gaumenzähne stehen in zwei in der Mitte
voneinander getrennten, den Außenrand der Choanen nicht über-
ragenden Querreihen. Schallblasen sind keine vorhanden. Die
Beine sind ziemlich kurz und kräftig, die vorderen etwa von Rumpf-
länge, mit ebenfalls mehr kurzen, stumpfen, unten an den Gelenken
nicht verdickten Fingern und 2—3 Höckern am Handballen. Des-
gleichen sind auch die Hinterbeine nur mäßig verlängert und er-
reichen nach vorne gestreckt oft kaum die Schnauzenspitze; Schenkel
und Schiene sind ziemlich gleich lang, die Fußwurzel höchstens der
letzteren gleichkommend. Die Ferse erreicht höchstens das Trommel-
Alytes. ; 161
fell, das Metatarsalgelenk ragt nie über die Schnauzenspitze hinaus.
Bei senkrecht vom Körper abgebogenen Schenkeln und mit ihnen
parallel zurückgebogenen Schienen (Fig. 22 E) stoßen die Fersen
zusammen. Die kurzen, stumpf zugespitzten und depressen Zehen
sind höchstens bis zur Hälfte mit Schwimmhäuten verbunden und
ohne Subartikulartuberkeln, dagegen hat der Fuß an der Basis
einen kleinen, inneren Metatarsalhöcker. Die Oberseite ist mit
kleinen glatten Warzen bald mehr, bald weniger besetzt; die Unter-
seite ist gekörnt.
Die Alyten sind Landtiere, welche sich, abweichend von allen
anderen Ordnungsverwandten, sogar im Trockenen paaren. Hiebei
wird das Weibchen von dem Männchen an den Lenden umfaßt und
erst unmittelbar vor dem Austritte der Eier schiebt sich das letztere
weiter auf den Rücken des ersteren hinauf, um seine Hinterbeine
behufs Aufnahme der Eier in den Bereich der weiblichen Kloake
zu bringen. Auf diesen Umstand dürfte auch die Angabe einiger
Beobachter, daß Alytes alamplex sei, zurückzuführen sein. Durch
die Hinterbeine beider Tiere wird dann eine Art Becken gebildet,
in welchem die ausgetretenen Eierschnüre von dem Männchen zuerst
befruchtet und dann durch abwechselndes Strecken und Anziehen
der hinteren Gliedmaßen in achterförmigen Schlingen um dieselben
gewunden, eventuell auf den Hinterrücken hinaufgeschoben werden!).
Einige behaupten sogar, daß die Eier von dem Männchen direkt aus
der weiblichen Kloake herausgezogen werden, was aber andere wieder
in Abrede stellen. Übrigens mag es immerhin vorkommen, daß bei
dem starken Geschlechtstrieb dieser Tiere das Männchen den Austritt
des ganzen Geleges mitunter nicht abwartet und mit dem Umwickeln
der Eierschnur zu früh beginnt, wobei es dann leicht geschehen kann,
daß einzelne Stücke derselben dem Weibchen wirklich herausgezogen
werden. Die Eier treten anfangs in zwei gesonderten Strängen
hervor, die sich aber bald zu einem einzigen vereinen.
Das mit den Eiern beladene Männchen zieht sich dann in einen
feuchten Schlupfwinkel zurück, den es übrigens trotz seiner Bürde
wie sonst des Nachts verläßt, um, nach Nahrung und nach anderen
Weibchen suchend, in gewohnter Weise herum zu streifen; bei diesen
nächtlichen Wanderungen dürfte wohl auch der auf den Pflanzen
liegende Tau den Eiern die zu ihrer Entwicklung nötige Feuchtigkeit
liefern.
Während des Landaufenthaltes des Männchens trocknen die
Gallertschnüre, welche die in ihnen einreihig angeordneten Eier
beim Austreten umschließen, bald zu dünnen Fäden ein, durch
welche dann die Eier wie die Kugeln eines Rosenkranzes bald in
größerer, bald in geringerer Entfernung voneinander verbunden
werden. Daß diese Fäden doppelt sind, erklärt sich dadurch, daß
die später einfache Eierschnur aus der Vereinigung von ursprünglich
I) Nach Koch soll übrigens bei der Gelegenheit das Männchen nicht auf,
_ sondern hinter dem Weibchen in entgegengesetzter Richtung auf dem Boden sitzen,
so daß sich die beiderseitigen Kloakenmündungen berühren. Indem es dann die
austretenden Eierschnüre mit der Kniekehle faßt und sich wiederholt um seine Achse
herumwälzt, soll es dieselben an seinen Hinterbeinen befestigen.
Schreiber, Herpetologia europaea. II
162 - Discoglossidae.
zwei gesonderten Schnüren entstanden ist, deren jede dann durch
Eintrocknung zu einem Faden zusammenschrumpft.
Die Entwicklung der Eier dauert übrigens ziemlich lange und
kann eine Zeit von 3—8 Wochen in Anspruch nehmen; hiebei schwellen
dieselben bald mehr, bald weniger an. Infolge des langen Verweilens
im Ei schreiten in demselben auch die Embryonen in ihrer Aus-
bildung weit fort, so daß ein Teil der Umwandlungen, die bei anderen
Larven erst nach dem Ausschlüpfen durchgemacht werden, bei
Alytes schon im Ei zum Abschlusse gelangt, wie dies namentlich
mit den äußeren Kiemen, der Bildung des Mundes u. a. der Fall
ist, so daß die hier in Rede stehenden Kaulquappen schon mit
eingegangenen äußeren Kiemen, deutlichen Augen, durchbrochener
Mundöffnung und flossengesäumten Ruderschwanze zur Welt
kommen.
Wenn die Larven dem Auskriechen nahe sind, was das eiertra-
gende Männchen wahrscheinlich an den lebhaften Bewegungen der
eingeschlossenen Embryonen merkt, so begibt sich dasselbe in ein
geeignetes Wasser, streckt die Hinterbeine aus und die ganze Eimasse
gleitet dann an ihnen ohne besondere Schwierigkeit herab. Zu dem
Behufe sucht das Männchen in der Regel solche Stellen auf, die nicht
schon mit dem Laiche oder den Kaulquappen anderer Anuren besetzt
sind und zeigt sich überhaupt, gegenüber anderen Mitgliedern der
Ordnung, in der Wahl der Brutplätze viel vorsichtiger, indem es
zum Absetzen seiner Jungen stets nicht austrocknende (Gewässer,
tiefe Weiher, Steinbruchtümpel, Bäche und Flüsse, sowie von Quell-
oder fließendem Wasser gespeiste Becken aufsucht. Die vom Männ-
chen losgelösten Eier kriechen oft schon nach wenigen Minuten,
manchmal aber erst auch nach einigen Stunden aus. Die Larven
schlüpfen aus einer schnittförmigen, sich nach dem Durchbruch der
Ouappen gewöhnlich wieder schließenden Spalte der Eihülle aus;
hiebei kommt es ab und zu vor, daß das hervorkommende Junge
in dem genannten Spalt eingeklemmt wird und dann, wenn es sich
nicht bald befreien kann, zugrunde geht.
Die Alyteslarven haben einen plumpen, nach hinten birnenförmig
aufgedunsenen Körper, der etwa I!/,—ı!, mal so lang als breit ist.
Die Nasenlöcher sind vom Schnauzenende und von den Augen ziem-
lich gleich weit entfernt, der Interokularraum ist etwa eben so groß
wie die Mundspalte oder auch etwas breiter, das Spiraculum, welches
dem After an Größe merklich nachsteht, dem vorderen Körperende
etwas näher als dem hinteren. Der stumpf zugespitzte Schwanz ist
2”/; bis 3mal so lang als hoch, sein Muskelteil an der Basis etwa die
Hälfte der Gesamthöhe betragend. Der deutlich konvexe, manchmal
auf den Rücken fortgesetzte obere Flossensaum desselben ist gewöhn-
lich etwas höher als der untere. Der Papillensaum der Lippen ist
ganz, die dritte Zahnreihe der Unterlippe manchmal unterbrochen,
die Zähne in der ersten Leiste oben und unten I—2, in den anderen
2—3 reihig gestellt. Die Drüsenlinien sind meist undeutlich.
Die zwei unserem Faunengebiete angehörenden Arten sind auf
den Westen Europas beschränkt und können in nachstehender Weise
unterschieden werden:
Alytes. 163
A. Interokularraum breiter als die Entfernung der Nasenlöcher
von den Augen. Vordergliedmaßen nach vorne gestreckt,
höchstens das Nasenloch erreichend. Handteller mit zwei
Höckern. Zweiter Finger merklich länger als der vierte und
kaum kürzer als der dritte; Daumen höchstens so lang als
der vierte Finger. Hinterbeine mit der Ferse nicht bis zum
Trommelfell, mit der ersten Zehe höchstens bis.zum Nasenloch
geichendisw. is] ss Cist erndsitirBascH
B. Interokularraum so breit wie die Entfernung der Nasenlöcher
von dem Auge. Vordergliedmaßen an die Kopfseiten angelegt
die Schnauzenspitze erreichend. Handteller mit drei Höckern.
Zweiter und vierter Finger ziemlich gleich lang, ersterer be-
deutend kürzer als der dritte, Daumen am kürzesten. Hinter-
beine nach vorne gestreckt mit der Ferse mindestens bis zur
Schulter, mit der ersten Zehe über die Schnauzenspitze reichend.
obstetricans Laur.
1. Alytes Cisternasii: Oculi inter se magis quam a naribus remoti,
bedes anteriores nares summum altingentes, palmis tuberculis
duobus: manum digitus secundus quarto longior, tertio vix brevior;
pedum articulatio tarso-tibialis tympanum haud, digitus primus
nares summum altingens. — Long. 4 cm!).
Alytes Cisternasii Bosca Nota herpetol. Anal. Soc. Esp. Hist.
nat. VIII. pag. 217 (1879). — Ammoryctis Cisternasii Lataste
S. un gen. nouv. d. Batr. an. d’Eur. Ac. Sc. Compt. rend. pag. 983 (1879).
Der Körper ist plump und verhältnismäßig kurz, in der Mitte
bauchig verdickt, der Kopf mäßig depreß, viel breiter als lang mit
gewölbter, in ziemlich spitzem Bogen verrundeter,
dem Durchmesser des Auges an Länge nachstehender
Schnauze. Der Interokularraum ist breiter als ein
oberes Augenlid und breiter als die Entfernung
zwischen Auge und Nasenloch. Die sehr kleinen
Ohrdrüsen treten nur schwach hervor und sind
namentlich nach innen zu oft kaum bemerkbar.
Das im Durchmesser etwa dem Internasalraume Fig. 25.
gleichkommende Trommelfell ist rundlich, etwa °/,—?/,; AlytesCisternasii
von der Größe des Auges betragend; es ist hinten Bosca, rechter
von einem Drüsenwulst umgeben, der nicht sehr ne Su 2
scharf in den seitlichen Drüsenwulst übergeht. Die ee
Zunge ist kreisförmig, die Gaumenzähne stehen in _tarsalhöcker.
zwei in der Mitte voneinander merklich abstehenden,
mitunter nach vorne schwach konvergierenden Reihen hinter und
zwischen den inneren Nasenlöchern. Die auffallend kurzen Vorder-
beine, deren Oberarme kaum aus dem Körper heraustreten, er-
reichen an die Seite des Kopfes angelegt höchstens die Nasenlöcher.
Von den Fingern ist der erste stets kürzer als der zweite, dieser
‘ dem dritten ziemlich gleich, der vierte der kürzeste, dick, oft sogar
!) Bei den Froschlurchen wird die Körperlänge von der Schnauzenspitze bis zum
After gemessen.
ıı*
164 Discoglossidae.
stummelartig, am Ende braun und hornig. Die Handfläche be-
sitzt zwei vorstehende rundliche Höcker, deren innerer schmal und
einförmig, der äußere hingegen sehr groß und schief oval ist und
aus der Verschmelzung des bei der folgenden Art vorkommenden
Mittel- und Außenhöckers entstanden sein dürfte; von den genannten
zwei Höckern steht der innere unter dem ersten, der äußere unter
dem vierten Finger. Die Hinterbeine sind ebenfalls kurz, Schenkel,
Schiene und Fuß ziemlich gleich lang oder letzterer etwas kürzer,
nach vorne gestreckt mit der Ferse die Achseln oder die Schultern,
mit dem Metatarsalgelenk das Tympanum oder das Auge erreichend.
Die nur an der Basis mit kurzen Spannhäuten verbundenen Zehen
nehmen von der ersten bis zur vierten an Länge zu, während die
fünfte etwa der ersten gleicht. Die Haut ist ziemlich glatt, oben
nur mit sehr kleinen flachen Warzen versehen, die selbst an den
Rückenseiten kaum jemals zu einer deutlichen Drüsenleiste zu-
sammentreten; die Schnauze ist in der Regel ganz glatt, die Unter-
seite gekörnt.
Die Oberseite ist graulich oder bräunlich mit nur bei ersterer
Färbung manchmal fehlenden, sonst aber gewöhnlich mehr oder
weniger zahlreichen dunkleren Flecken, welche klein, meist verrundet
und regellos zerstreut sind und nur ausnahmsweise ab und zu ver-
fließen. Bei grauen Stücken sind diese Makeln manchmal ins Grüne
geneigt und bilden ‚mitunter am Kopfe eine Art unregelmäßiger
x-förmiger Zeichnung. In der Brunstzeit werden die Flecken merk-
lich dunkler und nehmen oft an Größe und Anzahl fast bis zur Ver-
drängung der Grundfarbe zu, die dann manchmal nur noch in der
hinteren Rückenmitte als eine Art helleren Längsbandes sichtbar ist.
Ein Querband zwischen den Augen und I—3 unbestimmte Makel
quer in der Schultergegend sind oft heller als die Grundfarbe, treten
aber meistenteils nur schwach und undeutlich hervor; in manchen
Fällen sind die äußeren Schulterflecken zu einer gekrümmten schiefen
Seitenbinde ausgedehnt. Die bei lichten Stücken oft grau umhoften
Wärzchen der Oberseite sind orange oder weißlich und treten nament-
lich auf den Augenlidern und an den Körperseiten gut hervor. Die
Unterseite ist weißlich, im Leben der Bauch oft rot überflogen und
auch die Beine gelblich oder rötlich. Die Länge des erwachsenen
Tieres beträgt etwa 3—5 cm.
Die Jungen sind von den Alten nur durch die weit schärfere
und besser abgehobene dunkle Zeichnung der Oberseite verschieden.
Die das ganze Jahr hindurch zu findenden Larven sind denen
der folgenden Art sehr ähnlich. Der Schwanz, dessen Obersaum
kaum auf den Rücken übergeht, ist etwa anderthalbmal so lang als
der übrige Körper. Die oberseits rötliche Grundfarbe geht nach
hinten zu allmählich in das Braungelbe des Schwanzes über und ist
mit zahlreichen dunklen Flecken und Punkten besetzt. Der Schwanz
zeigt in seinem Oberteile ein scharf begrenztes, dunkelbraunes, bald
zusammenhängendes, bald aus Flecken bestehendes Band und am
Muskelteile eine schmale, nach hinten häufig unterbrochene oder ver-
wischte Binde. Der rötlich graue Flossensaum ist dunkel gesprenkelt,
der Bauch gelblich oder weißlich, metallglänzend.
Alytes. 165
Cisternasti lebt in sandigen Gegenden, woselbst sie sich tagsüber
in mittelst ihrer scharfen äußeren Handfläche gegrabenen Gängen
und Höhlen aufhält, ihre geographische Verbreitung ist auf die
Pyrenäische Halbinsel beschränkt, auf der sie bisher aus Arragonien,
Neucastilien, Estremadura und Portugal bekannt ist.
2. Alytes obstetrieans: Spatium interoculare spatio interoculos et
nares aequale. Pedes anteriores rostri apicem attingentes, palmis
tuberculis tribus. Manum digitus secundus quarto subaequalıs,
tertio multo brevior. Pedum articulatio tarso-tibialis axıllas
saltem attingens, digitus primus rostri apicem superans. — Long.
4—5 cm.
Bufo obstetricans Laur. Synops. reptil. pag. 28, ı2 (1768). —
Ranacampanisona Laur.l.c. pag. 30, 18 (1768. —Rana Bufo
ö Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1047 (1790). — Bufo vulgaris var.
Bechst. in Lacep. Naturg. d. Amphib. II, pag. 438, k (1800). — Rana
obstetricans Wolf in Sturm’s Deutschl. Fauna III, Hft. 4 ce. fig.
(1805). — Bufo campanisonus Goldfuß Handb. d. Zool. pag. 484
(1820). — Bombinator obstetricans Merr. Tent. syst. amph.
pag. 179. 5 (1820). — Alytes obstetricans Wagl. Descript. et
icon. amphib. tab. XXII, fig. 3—5 (1833). — Obstetricans vul-
garis Duges Rech. sur l’osteol. et la myol. d. Batrac., pag. 7 (1834). —
Alytes obstetricans Delislei Lataste Rev. Intern. Sc. II,
pag. 543 (1877).
Typus: Caput trunco brevius, latitudo ıllius trunci longitudine
aequalıs.
var. Caput longitudine truncı latius et longius.
Alytes obstetricans Boscai Lataste Rev. Int. Sc. IV (1879)
— Alytes Boscai Her. Royer u. Van Bambeke Bull. Soc. Zool.
France pag. 289 (1883).
Der Körper ist ziemlich gedrungen, in der Mitte schwach bauchig
erweitert, der Kopf merklich kürzer als im hinteren Teile breit, rück-
wärts sowie zwischen den Augen vollkommen flach,
seitlich fast senkrecht abfallend mit stark gewölbter,
dem Durchmesser des Auges an Länge etwa gleich-
kommender Schnauze. Die weit nach vorne gerückten
Nasenlöcher sind mittelgroß, spitz eiförmig, mit etwas
schief nach vorne gegen das Kopfende gerichtetem
Winkel; ihre Entfernung voneinander und von den
Augen ist etwa ebenso groß, wie der Abstand der
letzteren unter sich. Die oberen Augenlider sind
nach rückwärts meist mit einer oder mehreren Quer-
falten versehen. Die das Trommelfell oben und
hinten halbkreisförmig umgebenden Ohrdrüsen sind
hauptsächlich längs des ersteren deutlicher abgehoben.
Die im ganzen halbkreisförmige Mundspalte steigt a pr
nach hinten zu in einem schwachen Bogen gegen „ rechter Vorder-
_ das Trommelfell in die Höhe; letzteres ist ziemlich fuß von unten.
groß und rundlich, nicht viel aber doch stets
deutlich höher als breit, sein vertikaler Durchmesser etwas kleiner
als der des Auges und beiläufig dem Internasalraume gleich. Die
Fig. 26.
166 Discoglossidae.
sehr große, breit eiförmige Zunge zeigt meist eine deutliche Längs-
furche über die Mitte. Die Gaumenzähne stehen in zwei kleinen,
hinter und einwärts der Choanen stehenden Gruppen. An den Vorder-
beinen, welche an die Kopfseiten angelegt etwa die Schnauzenspitze
erreichen, ist der dritte Finger der längste, dann folgen in stets ab-
nehmender Länge der zweite, vierte und erste. Die Handteller
tragen drei deutlich vorragende Ballen, welche in ihrer Stellung dem
ersten, dritten und vierten Finger entsprechen; von diesen Höckern
ist der mittlere und kleinste etwas nach vorne gerückt und wie der
äußere und größte rund, während der innere eine mehr ovale Form
besitzt. Von den Hinterbeinen reicht beim Männchen die Ferse
bis zum Trommelfell, das Metatarsalgelenk über die Augen, oft bis
zur Schnauzenspitze, beim Weibchen erstere bis zur Schulter, letzteres
bis zu den Augen. Die Zehen sind mit höchstens halben, sich übrigens
bis zur Spitze als feine Säume fortsetzenden Schwimmhäuten ver-
bunden; ihre Länge nimmt von der ersten bis zur vierten allmählich
zu, während die fünfte etwa der zweiten gleich ist. Der Körper
ist bald dichter, bald spärlicher mit kleinen Warzen bedeckt; eine
Reihe größerer, knopfförmiger Warzen zieht als seitliche Drüsen-
leiste vom Trommelfell bis zur Wurzel der Hinterbeine hin; außerdem
ist noch am Außenrande der Unterschenkel und der Fußsohlen eine
Drüsenwulst vorhanden. Schnauze, Wangen, Kehle und Brust
sowie die Unterseite.der Gliedmaßen sind glatt.
Die Färbung ist im ganzen ziemlich beständig. Die Oberseite
zeigt ein bald mehr ins Weißliche, bald mehr ins Gelbliche oder
Bräunliche, seltener ins Grünliche ziehendes Grau, von dem sich
hellere oder dunklere, meist auf die Körperwarzen beschränkte,
manchmal mit einem roten Mittelpunkt versehene Flecken mehr oder
weniger gut abheben. Über die Schnauzenkante zieht manchmal
ein meist ziemlich verwaschener dunklerer Streifen, desgleichen ist
mitunter eine hellere Ouerbinde auf der Stirne und eine ebenso
gefärbte dreieckige oder nach hinten winkelig geöffnete Zeichnung
in der Schultergegend, und zwischen diesen manchmal noch eine
dunkle, x-förmige Zeichnung, all dies jedoch gewöhnlich nur sehr
undeutlich und verwaschen, zu bemerken. Bei dunkleren Varietäten,
bei denen auch der oberwähnte Canthalstreif meist deutlicher her-
vortritt, sind häufig auch die Körperseiten unter dem Subdorsal-
wulst im Verhältnis zum Rücken ziemlich scharf abstechend dunkel
oder schwärzlich gefärbt. Die Hinterbeine haben gewöhnlich größere,
oft zu Marmeln oder undeutlichen Ouerbinden verfließende schwärz-
liche Makeln. Die seitliche Drüsenleiste ist im Leben fast immer
rosa-, ziegel- oder selbst mennigrot, ausnahmsweise auch orange-
farben; ähnlich gefärbte Punkte zeigen sich auch oft an und neben
den Parotiden. Die Unterseite ist weißlich, an Kehle, Brust und
gegen die Flecken zu nicht selten schwarzgrau gesprenkelt, die Schen-
kel und Aftergegend sind fleischfarben, die goldgelbe Iris schwarz
geadert. — Männchen und Weibchen sowie Junge und Alte sind in
Färbung und Zeichnung kaum verschieden. — Die Größe des aus-
gewachsenen Tieres beträgt etwa 4—5 cm.
Von dieser Art sind auch leukotische Stücke (Albinos) beob-
Alytes. 167
achtet worden, die bei reinweißer, blaßrötlicher oder sehr hellgelber
Körperfärbung eine rote Iris zeigen.
Eine auf die Pyrenäische Halbinsel beschränkte, unter dem
Namen Alytes Boscae beschriebene Varietät ist von der Stammform
hauptsächlich durch die Körperproportionen verschieden. Während
nämlich bei typischen Stücken der Schädel kürzer als der Rumpf
und hinten etwa so breit als letzterer lang ist, wird bei Boscae die
Länge des Rumpfes vom Kopfe sowohl an Breite, als auch an Länge
übertroffen. Auch ist die Haut mehr glatt und glänzend, die Paro-
tiden kleiner und der das etwas größere Trommelfell hinten be-
grenzende Wulst sowie die Subdorsalleisten weniger hervortretend.
Da außerdem die Schnauze etwas höher ist, so sind hiedurch die
Nasenlöcher von der Mundspalte weiter entfernt, als bei der Stamm-
form. Durch die meist größeren und schärferen, häufig zu Marmeln
verfließenden Rückenflecken erinnern diese Tiere einigermaßen an
junge Pelobates cultripes.
Die Geburtshelferkröte hält sich tagsüber und während der
kalten Jahreszeit am liebsten in Steinhaufen und Mauerlöchern,
Schutthalden und Felsenritzen, mitunter auch unter Baumstrünken
und Wurzelwerk, in Maulwurfslöchern u. dgl. auf; in Ermangelung
derartiger Schlupfwinkel gräbt sie in mehr lockerem Boden auch selbst
Höhlen und Gänge, deren letztere oft einige Meter Länge erreichen
sollen. Hiebei wühlt sie sich mit der Schnauze und den Vorderbeinen
ein, während sie mit den Hinterfüßen das abgegrabene Erdreich
nach Maulwurfsart nach rückwärts hinausschleudert. Hat das Tier
schließlich die ihm erforderlich scheinende Tiefe erreicht, so dreht
es sich um und richtet sich eine zur Wohnstätte geeignete größere
Höhle (Kessel) ein, in der es hierauf, mit dem Kopfe nach außen
gewendet, ruhig sitzen bleibt; manchmal soll es sich auch nach Art
der Pelobates nach rückwärts mit den Fersen eingraben, was aber
nach der Beschaffenheit der Hinterbeine minder wahrscheinlich ist.
Bei seinen nächtlichen Wanderungen tummelt sich der Feßler teils
laufend wie die Kreuzkröte, teils in meist kurzen Sprüngen herum,
obwohl er deren im Falle der Gefahr auch längere auszuführen ver-
mag. Ins Wasser pflegt Alytes für gewöhnlich nicht zu gehen und
ist in demselben auch unbeholfener als vielleicht irgendein anderer
Froschlurch; dagegen versteht er ziemlich gut und selbst in vertikaler
Richtung an nicht zu glatten Stellen zu klettern.
Sobald dann im Frühjahr die Temperatur zu steigen beginnt,
in Nord- und Mitteleuropa gewöhnlich im März, schreitet das Tier
zur Paarung, welche übrigens nicht bloß auf das Frühjahr beschränkt
ist, sondern auch noch in den späteren Monaten des Sommers, ja
selbst bis in den September hinein, aber doch, wie es scheint, nur
einmal im Jahre, stattfindet.
Die Zahl der auf einmal gelegten Eier beträgt durchschnittlich
40—50, kann aber ausnahmsweise bis unter 20 herabsinken und auch
bis über 100 steigen. Wenn mitunter Männchen mit einer größeren
Anzahl von Eiern beladen angetroffen werden, so rührt dies wohl
daher, daß sich selbe nicht mit einer einzigen Paarung begnügten,
sondern, dieselbe öfters wiederholend, die Gelege mehrerer Weibchen
168 Discoglossidae.
aufnahmen. Der verschiedene Entwicklungsgrad, der in diesem
Falle in einzelnen Partien der aufgeladenen Eier zu bemerken ist,
gibt einen Beweis für die Richtigkeit dieser Annahme. Junge Tiere
legen meist weniger Eier und später im Jahre, während bei alten das
Gegenteil stattfindet.
Die eben abgelegten Eier sind kugelförmig und haben etwa
3 mm im Durchmesser, schwellen aber während der Tragzeit bis zu
5 mm an und erhalten dann eine mehr ovale Gestalt.
Frisch ausgekrochene Larven sind etwa I5 mm oder etwas
darüber lang, wachsen aber sehr schnell, so daß sie nach einer Woche
oft schon das Doppelte ihres ursprünglichen Volumens und bis zum
Spätherbst etwa 50 mm Länge erreicht haben; sie nähren sich während
ihrer ersten Lebenstage von dem Reste des Dotters, später dann
von Algen, faulenden Pflanzen und mit besonderer Vorliebe aber
von Aas.
Von sehr zeitlich im Frühjahre gelegten Eiern kommen die Kaul-
quappen manchmal noch in demselben Jahre zum Abschluß der
Metamorphose, in der Regel jedoch überwintern dieselben und er-
warten teils im Grunde der Gewässer eingewühlt, teils im dichten
Wurzelwerk von Wasserpflanzen oder unter im Wasser liegenden
Steinen den Anbruch der besseren Jahreszeit. Sobald nun das Eis
zu schmelzen beginnt, sieht man sie schon lebhaft im Wasser herum-
schwimmen und wachsen sie bis zum gewöhnlich im Juni oder Juli
stattfindenden Abschluß ihrer Verwandlung bis zu 60, ja ausnahms-
weise bis zu go mm langen Larven heran.
Alytes hat eine ausgesprochene Neigung zur Verlängerung des
Larvenzustandes und dehnt sich derselbe auch im Freien manchmal
durch mehrere Jahre hin aus. Dies, sowie der Umstand, daß die
Weibchen zu sehr verschiedenen Zeiten des Jahres laichen, macht es
erklärlich, daß an derselben Örtlichkeit häufig Larven von sehr ver-
schiedener Größe und Entwicklungsstufe untereinander gefunden
werden.
Im allgemeinen kann man sagen, daß die Entwicklung durch
Trockenheit verzögert, durch Feuchtigkeit dagegen beschleunigt
wird; so liefert beispielsweise ins Wasser gelegter Laich schon nach
zwei Wochen die Larven, welche in diesem Falle mit langen, ge-
fransten Kiemen versehen sind; anderseits gelingt es wieder Larven
auch außerhalb des Wassers auf feuchtgehaltenem Lehm mehr oder
weniger lange Zeit am Leben zu erhalten und teilweise zur Weiterent-
wicklung zu bringen, da deren Kiemenhöhle einen gewissen Vorrat
von Wasser in sich zu behalten vermag. Derlei Tiere kommen dann
nach Art der aufs Trockene gelangten Fische durch schnellende Be-
wegungen des Körpers weiter.
An den großen Kaulquappen ist der Interokularraum etwa zwei-
mal so breit als der Internasalraum, die Nasenlöcher sind klein und
stark nach oben gerückt. Der dicke, fleischige Schwanz ist auffallend
groß und lang, mitunter bis zwei Drittel der ganzen Körperlänge
ausmachend, am Ende stumpf zugespitzt, sein Saum etwas auf den
Rücken fortgesetzt. — Der eigentlich helle, durch viele schwarzbraune
Sprenkel aber dunkel erscheinende Körper ist mit zahlreichen, me-
Alytes. 169
tallisch weißgelben Punkten übersäet, die mit fortschreitendem
Wachstum an Menge und Größe zunehmen und schließlich durch
Ineinanderfließen die Grundfarbe dermaßen verdrängen, daß selbe
nur in Form scharfer, kastanienbrauner Makeln zurückbleibt, welche
den ganzen Körper mit Ausnahme des Bauches bedecken; an letzterem,
dessen Grundfarbe mehr bläulich ist, fließen die obgenannten hellen
Pigmente zu einer deutlichen Mittellinie zusammen. Diese, sowie
die scharf kastanienbraunen Flecken der Oberseite bilden ein sehr
charakteristisches Merkmal für die Larven von obstetricans. Der
bräunlichgelbe Schwanzkörper zeigt gewöhnlich nur vereinzelte
schwarze Zackenflecken, während der Flossensaum deren mehr
rundliche besitzt; die Hinterbeine sind ebenfalls schwärzlich gezeich-
net; von letzteren tritt das eine stets um 24 Stunden später als das
andere hervor.
Die eben verwandelten und ans Land gehenden Jungen sind im
Vergleich zu den unförmlichen Larven wahre Zwerge, da sie nach
Verlust ihres gewaltigen Schwanzes kaum mehr als 25 mm messen,
Die Kaulquappen von Boscae stimmen in den Proportionen im
allgemeinen mit der Grundform überein, nur übertrifft der Inter-
okularraum den Internasalraum etwas mehr als um das Doppelte
an Breite und der obere Flossensaum des Schwanzes setzt sich nicht
auf den Rücken fort. — Der olivenfarbene Körper ist braun oder
grau gesprenkelt und hat am Vorderrücken gewöhnlich zwei läng-
liche, braune, oft schwarz bestäubte Flecken, der Bauch ist weißlich
mit gelblichem Metallglanz, der Schwanz mit sehr großen braunen
Flecken besetzt.
Das erwachsene Männchen hat eine helle, glockenartige, dem ab-
gebrochenen Rufe des Käuzchens (Scops) einigermaßen ähnliche
Stimme, welche es zur Paarungszeit namentlich ‚nachts zwischen
9 und I2 Uhr ertönen läßt; bei älteren Tieren ist diese Stimme tiefer
als bei jüngeren; desgleichen stoßen in ihrem Verstecke plötzlich
überraschte Tiere einen eigentümlichen scharfen Ton aus. Geängstigt
oder gequält, pflegt Alyies nach Art der Unken den Körper vom
Rande aus muldenförmig nach oben zu wölben und dabei die Augen
mit den Vorderfüßen zu bedecken; auch verbreitet das Tier hiebei
einen eigentümlichen, knoblauchartigen Geruch.
Die geographische Verbreitung von Alytes obstetricans ist eine
ziemlich geringe, und ausschließlich auf das westliche Europa be-
schränkt, woselbst sie sich vom Harz angefangen nach Südwesten
durch das Weser- und rheinische Berg- und Hügelland über Belgien,
Luxemburg und die Schweiz nach Frankreich und bis in die Pyre-
näische Halbinsel erstreckt. Ob übrigens die aus letzterem Lande,
namentlich von den Balearen (Majorca) angeführten Feßler alle
zu dieser, und nicht vielleicht teilweise zu der vorigen Art gehören,
kann dermalen mit Bestimmtheit noch nicht entschieden werden.
Das Tier meidet die Niederungen und hält sich fast ausschließlich
in höher gelegenen Gegenden auf, woselbst es stellenweise bis zu
1500 m Meereshöhe hinaufgeht. Der nördlichste bisher bekannte
Fundort ist Hameln in Hannover, der östlichste Nordhausen in der
preußischen Provinz Sachsen. Die aus dem Jahre 1840 stammende
170 Discoglossidae.
Angabe Zawadzkis!'), daß sich die Art auch in der Bukowina
findet, ist bei der großen Entfernung dieses Landes von dem eigent-
lichen Verbreitungsbezirk wenig wahrscheinlich und hat sich seitdem
auch nicht weiter bestätigt; dagegen könnte das Vorhandensein des
Tieres in Vorarlberg?), bei der Nähe des Schweizer Fundortes St. Gal-
len, gerade nicht zu den Unmöglichkeiten gehören, obwohl auch dieses
durch neuere Forschungen nicht mehr erwiesen ward. — Es umfaßt
sonach der Verbreitungsbezirk von Alytes obstetricans nur etwa
20 Längen- und 15 Breitegrade, indem derselbe vom 52.—37.° n. B.
und vom 9.—2814.° ö. L. (von Ferro) reicht.
In der Gefangenschaft verliert das Tier in ziemlich kurzer Zeit
seine anfängliche Scheu, fügt sich bald in die neuen Verhältnisse,
wird ruhig und schließlich so zutraulich, daß es sich an seinen Pfleger
gewöhnt und ihm selbst die vorgereichte Nahrung von der Pinzette
oder aus der Hand nimmt. Als Futter sind am besten Mehl- und
Regenwürmer, nackte Raupen, kleinere Insekten u. dgl. zu ver-
wenden, ja mitunter können einzelne Tiere selbst zur Annahme roher
Fleischstreifen gebracht werden; hiebei zeigen selbe ein ziemlich
entwickeltes Gedächtnis, indem sie sich einen ihnen allenfalls her-
gerichteten Futternapf bald merken und denselben, wenn sie Hunger
haben, sofort aufsuchen. Wie alle Discoglossen schnappt Alytes
die Beute mit dem Maule auf, da ja die Zunge ganz angewachsen
und nicht wie bei anderen Froschlurchen herausschlagbar ist.
Als Wohnung richtet man den Tieren am besten ein feuchtes
Terrarium mit einer Unterlage von mit Sand gemischter lockerer
Erde, größeren, passende Verstecke gewährenden Felsbrocken und
Moosstücken, sowie einem, das Heraussteigen leicht ermöglichenden
Wassergefäß her; da dieselben gut klettern und auch nicht schlecht
springen, so muß der Käfig, falls man ihn offen läßt, mit glatten und
auch ziemlich hohen Wänden versehen sein; letzteres ist übrigens
auch bei verschlossenen Behältern zu empfehlen, da sich sonst die
Tiere bei ihren nächtlichen Sprüngen leicht die Schnauze abstoßen.
Weit weniger geeignet erweisen sich zur Haltung der Feßler Aquarien
und wenn man solche schon hierzu verwendet, so müssen selbe mit
einer recht großen, mit hinreichenden Schlupfwinkeln ausgestatteten
Insel versehen sein.
Alytes kann auch leicht gezogen werden, wenn man sich zu
dem Ende eiertragende Männchen verschafft. Das für diese be-
stimmte Terrarium muß aber ziemlich geräumig und mit zahlreichen,
recht passenden Verstecken ausgestattet sein, weil sich sonst die
Tiere unter ihnen nicht behaglichen Verhältnissen meist der Eier
entledigen. Deshalb findet man auch bei Zusendung tragender
Feßler fast immer schon in dem Versendungsbehälter abgestreifte,
lose im Moos herumliegende Laichpakete; übrigens sind diese nicht
wegzuwerfen, da sie, auf feuchtes Moos oder nicht allzu nasse Stücke
von Badeschwamm gelegt, ebenfalls zur Entwicklung gebracht
werden können. Nur hat man hierbei acht zu geben, daß man die
1) Zawadzki, Fauna d. galiz. u. bukow. Wirbelt. Stuttgart 1840.
2) Bruhin, Die Wirbelt. Vorarlb. Verh. d. zool. bot. Ges. Wien 1866.
Bombinator. 171
Zeit der Reife nicht versäumt und die Eier im richtigen Momente
ins Wasser gibt. Da man aber unter der durchsichtigen Eihülle die
Ausbildung der Embryonen leicht beobachten kann, so hat man
nur den Zeitpunkt abzuwarten, wann dieselben die äußeren Kiemen
verloren, Augen und Mund deutlich sichtbar und den Ruderschwanz
gut entwickelt haben; in dieser Periode, in der sich die Larven auch
schon durch lebhaftere Bewegungen auszeichnen, ins Wasser gegeben,
kriechen dieselben sehr bald aus und können anstandslos zur Weiter-
entwicklung gebracht werden. Übrigens hat man eine so genaue
Beobachtung der Eier meist gar nicht nötig, wenn man selbe, was
zu ihrer Entwicklung überhaupt sehr förderlich ist, allabendlich
auf einige Minuten ins Wasser legt, da sie bei dieser Gelegenheit,
wenn ausgereift, ohnedies meist sofort ausschlüpfen.
Der Fang der Geburtshelferkröte wird, falls er ergiebig sein soll,
am besten bei der Nacht betrieben. Um hiebei nicht aufs Geratewohl
auszugehen, tut man am besten, wenn man vorerst ihre Aufent-
haltsorte zu entdecken sucht. Dies erreicht man leicht dadurch,
daß man dort, wo einem das Vorkommen der Tiere bekannt ist, an
passenden Stellen, am besten in der Nähe alten Gemäuers, abend-
liche Spaziergänge unternimmt, bei denen man dann sofort durch
die nicht zu verkennenden Konzerte der gewöhnlich in Mehrzahl
beisammen lebenden Tiere von ihrem Vorhandensein unterrichtet
wird. Wenn man dann die auf diese Weise entdeckten Fundstellen
nachts von 9— 12 Uhr mit einer Laterne ausgerüstet besucht, so wird
man viele Feßler schon im Freien antreffen und andere wieder aus
ihren Verstecken ausheben können. Man wird hiebei durch den
Ruf der Kröten zu ihren Schlupfwinkeln geleitet, und wenn letztere,
da die Tiere bei zu nahem Herankommen des Menschen ihren Gesang
einstellen, infolgedessen auch nicht immer schnell und leicht zu
finden sind, so kann man doch bei nur einiger Geduld und Ausdauer
oft schon in einer einzigen Nacht reichliche Beute machen.
2. Gattung. Bombinator.
Merr. Syst. amphib. pag. 178, 5 (1820).
Lingua mente tota affıxa.
Pupilla verticalis, trıgona.
Tympanum latens.
Parotides nullae.
Cutis verrucosa.
Der Körper ist ziemlich plump und flach, mehr krötenartig, der
breite Kopf oben vollkommen platt, mit verrundeter, kaum vor-
stehender Schnauze und schief nach außen und unten gerichteten
Seiten. Die Nasenlöcher sind klein, länglich eiförmig oder elliptisch,
etwas schief nach vorne gegen die Schnauzenspitze gekehrt und
voneinander wenigstens ebensoweit wie von den Augen entfernt,
letztere stark nach oben gerückt. Die Pupille hat die Gestalt eines
senkrecht gestellten, mit der Spitze nach unten gerichteten gleich-
172 Discoglossidae.
schenkligen Dreieckes; die Ohrdrüsen und das Trommelfell sind nicht
sichtbar. Die ziemlich große, im allgemeinen etwa kreisförmige
Zunge ist mit ihrer ganzen Unterfläche an den Boden der Mundhöhle
festgewachsen, welche Verwachsung namentlich in ihrer hinteren
Hälfte eine so innige ist, daß ihr Rand daselbst gleichsam mit den sie
umgebenden Weichteilen verfließt und daher oft schwer unterscheid-
bar ist. Ihre mehr oder weniger flach kissenartig gewölbte Ober-
fläche ist bald ziemlich glatt, bald mit einzelnen unregelmäßigen
Runzeln und Vertiefungen versehen. Die Gaumenzähne bilden
zwei kurze, voneinander durch einen schmalen Zwischenraum ge-
trennte Gruppen, welche etwas hinter und zwischen den inneren
Nasenlöchern stehen; diese sind verhältnismäßig groß und voll-
kommen kreisrund. Die Mündungen der eustachischen Röhren sind
im inneren Mundwinkel als zwei sehr kleine, nadelstichartige Öffnun-
gen (bei wohl gereinigtem Rachen) gut sichtbar. Die Vorderbeine
reichen an den Körper angelegt etwa bis zu den Hinterschenkeln,
die Hinterbeine nach vorn gestreckt wenigstens bis zur Schnauzen-
spitze, jene haben vier freie, ziemlich dicke und nur wenig abge-
plattete Zehen, von denen die drei ersten an Länge allmählich zu-
nehmen, während die vierte so ziemlich der zweiten gleicht. Bei
den Männchen finden sich zur Paarungszeit an der Innenseite des
Unterarmes, an der stark verdickten Daumenschwiele und an den
zwei bis drei ersten Fingern schwarze, durch zahlreiche Drüsen-
wärzchen sammtartig rauhe Hautverdickungen, deren größte an den
Unterarmen immer länglich ist und durch Erstreckung nach vorn zu
manchmal mit den Verdickungen der Daumenschwielen und mitunter
selbst des Daumens in eine einzige Masse zusammenfließt. Die
Hinterfüße haben fünf etwas mehr abgeflachte Zehen, die an der
Basis ziemlich breit, gegen die Spitze aber stark dreieckig verschmä-
lert sind, und von denen die vierte an Länge alle anderen übertrifft.
Das Rudiment eines sechsten Fingers ist an der Unterseite der Dau-
menwurzel als kleine, etwas längliche Schwiele zwar nicht stark
vorragend, aber doch immerhin deutlich zu bemerken. Beim Männ-
chen sind die Hinterzehen fast oder bis zu ihrer Spitze mit ziemlich
dicken und derben, namentlich zwischen der vierten und fünften
Zehe sehr breiten Schwimmhäuten verbunden; bei den Weibchen
sind diese Häute schmäler und nur etwa zwei Drittel der Zehenlänge
vereinend. Die Haut ist namentlich am Rücken mit bald größeren,
bald kleineren, bald mehr gedrängten, bald mehr vereinzelt stehenden
Warzen besetzt, die bald zerstreut und einzeln stehen, bald auch
wieder zu gedrängten Gruppen oder Reihen vereint sind. Die Unter-
seite ist, außer sehr zerstreut stehenden Drüsenpunkten ziemlich
glatt, nur die Hinterseite der Schenkel zeigt sich gegen den After
zu mit dicht gedrängten gröberen Warzen besetzt, die von auf weiß-
lichem Grunde stehenden schwarzen Drüsenpunkten gekrönt sind.
Die Arten dieser Gattung leben in stehenden oder langsam
fließenden Gewässern, besonders in Teichen, Lachen, Straßengräben
und Sümpfen, wo man sie vom Frühjahre bis zum Spätherbste
allenthalben antreffen kann; hier pflegen sie gewöhnlich mit hervor-
gestrecktem Kopf und ausgespreizten Hinterbeinen in schiefer Stellung
Bombinator. 173
unter dem Wasserspiegel zu schweben; gestört, tauchen sie sofort
unter und wühlen sich gewöhnlich in den Grund ein; sie ziehen trübes
oder dicht bewachsenes Wasser dem klaren und pflanzenfreien ent-
schieden vor und legen betreffs der Reinheit desselben eine hoch-
gradige Gleichgültigkeit an den Tag, indem sie nicht nur die schmutzig-
sten Pfützen, sondern nicht selten selbst von Düngerhaufen ab-
fließende stinkende und schwarze Jauchelachen zu ihrem Aufenthalt
wählen. Sie springen ziemlich gut und ducken sich am Lande über-
rascht entweder einfach auf den Boden, ihre mit der Erde ziemlich
übereinstimmende Färbung als Schutzmittel verwertend, oder wölben
den Körper muldenförmig nach oben und schlagen die Vorderbeine
über den Kopf; ja manchmal legen sie sich sogar mit nach oben
gewölbter Unterseite auf den Rücken und verharren in dieser Stellung,
bis die Gefahr vorüber ist; auch sondern dieselben beunruhigt oft
einen weißen, seifenartigen Schaum ab, der namentlich an der Ober-
seite der Hinterschenkel in größerer Menge hervortritt; sie scheinen
den ganzen Tag über munter zu sein, obwohl die Männchen ihren
ziemlich schwachen, melancholisch eintönigen Ruf hauptsächlich
in den Abendstunden ertönen lassen.
Die Nahrung der Unken besteht im Freien vorwiegend aus ins
Wasser gefallenen, oder sich an dessen Rande niederlassenden In-
sekten sowie auch aus Würmern und dürften sie namentlich letztere
auch am Lande aufsuchen. Den Winter bringen sie außerhalb des
Wassers, unter Steinen, Düngerhaufen, in Erdlöchern u. dgl. ver-
krochen zu; sie harren im Herbste lange im Freien aus, kommen
dafür aber auch im Frühjahr verhältnismäßig spät zum Vorschein.
Die Paarung, welche je nach dem Wohnort, im April oder Mai
beginnt, findet gewöhnlich 2—3 mal im Jahre statt; der Laich wird
nicht auf einmal, sondern innerhalb einiger Stunden in mehreren
Klümpchen ausgestoßen und in der Regel auf in Wasser liegende
abgestorbene Pflanzenstengel befestigt, daher er für gewöhnlich nicht
in die Höhe steigt; ein Laichklumpen besteht etwa aus I0O—30 lose
aneinander gereihten, graubräunlichen Eiern. Die Entwicklung
derselben geht ziemlich rasch vor sich, indem die Larven nach läng-
stens einer Woche schon auskriechen; betreffs der Nahrung sind
diese manchmal fast nur auf den Schlamm der Gewässer angewiesen,
von dem sie, ihren Darmkanal damit füllend, die in ihm enthaltenen
organischen Stoffe und Mikroorganismen behufs ihres Lebensunter-
haltes verwerten. Die Metamorphose wird meist im Laufe einer
Saison beendet und kommt ein Überwintern der Larven nur aus-
‚nahmsweise vor; letztere wachsen übrigens auch zu Kaulquappen
von stattlicher Größe mit mächtigem Ruderschwanze heran, die an
dem etwas hinter der Körperhälfte liegendem Spiraculum sowie
an der namentlich am Schwanzsaume stark hervortretenden schwarzen
Netzzeichnung sofort zu erkennen sind. Die ans Land gestiegenen
Jungen stehen den betreffenden Larven an Größe ebenfalls bedeu-
tend nach.
Da die Unken mehr Wasser- als Landtiere sind, so werden sie in
Gefangenschaft besser in Aquarien als in Terrarien untergebracht;
doch tut man gut, selbe nicht mit anderen Tieren zusammen zu halten,
174 Discoglossidae.
da sie mitunter durch ihr ausgeschiedenes Sekret das Wasser ver-
giften und dann den Tod sämtlicher Aquarienbewohner verursachen
können. Übrigens ist Bombinator nicht sehr widerstandsfähig, geht
namentlich bei nur einiger Trockenheit leicht ein und verträgt die
Gefangenschaft überhaupt minder gut und lang, als andere Anuren.
Die zwei Arten unseres Faunengebietes können in folgender
Weise unterschieden werden:
A. Schiene mindestens so lang als der Fuß, Daumen der Vorder-
füße ganz hell gefärbt, Körper oben meist einfarbig, mit
spitzen, rauhen Warzen, unten gelb, mit blaugrauen Flecken.
pachypus Bonap.
B. Schiene kürzer als der Fuß, Oberhälfte des Daumens dunkel,
Körper oben meist dunkel gefleckt, mit runden, glatten Warzen,
unten blauschwarz mit weißen Punkten und rötlichen Flecken.
igneus Laur.
1. Bombinator pachypus: Tibiae pedibus saltem aequales; manum
pollice toto, digitis apice flavis. Corpore subtus flavo, nigroma-
culato; dorso verrucis scabris, spinosis. — Long. 4—5 cm.
Rana sonans Lacep. hist. nat. quadr. ovip. I, pag. 335, pl. 37 (1788).
— Rana bombina Sturm Deutschl. Fauna III (1797). — Bufo
bombinus Latr. hist. nat. reptil. II, pag. 110 (1800. — Ranaignea
Shaw Gener. Zool. III, pag. 116, tab. 35 (1802). — Bufo pluvialis
Daud. hist. nat. rain. gren. crap. tab. XXVI, fig. I, 2, 3 (1802). — Bom-
bina ignea Oken, Lehrb. d. Naturg. III, pag. 207 (1836). — Bombi-
nator igneus Duvernoy Regne anim. Rept. pl. 39 fig. ı (1836). —
Bombinator pachypus Bonap. Icon. Faun. Ital. Rett. Anf.
(1838). — Bombinator brevipes Blas. Isis pag. 667 (1839). —
Bombinator variegatus Bedrg. Bull. soc. nat. Mosc. pag. 291
(1881). — Bombinator bombinus Bouleng. Proced. Zool. Soc.
pag. 499 (1886).
mas. Pedibus anticis in brachüis digitisgue tribus primis callıs scabris
atratis instructis, pedibus posticis latıssime Palmatıs.
fem. Pedibus anticis callis destitutis, posticis minus palmatıs.
juv. Dorso scapulas infra posticegque maculıs binis pallidioribus,
subtus albescens, ventre nigro-, membris flavo-maculatıs.
Bufo salsus Schrank Naturh. Briefe, I, pag. 308 (1789). — Rana
salsa Gmel. Linn. Syst. Nat. I, pag. 213 (1799).
var. Verrucis dorsi valde prominentibus apice atro-spinosis.
Der Körper ist plump und stämmig, der vom Rumpfe nicht
gesonderte Kopf stets breiter als lang, die breit zugerundete Schnauze
so lang oder etwas kürzer als der Augendurchmesser, mit verrundetem
Canthus rostralis. Die Nasenlöcher sind von der Schnauzenspitze
und den Augen gleich weit entfernt oder letzteren etwas näher, die
Kehlfalte in der Regel fehlend. Die Vorderbeine reichen an den
Kopf angelegt mit der Daumenspitze etwas über die Schnauze hinaus,
die Hinterbeine mit dem Fersenhöcker wenigstens bis zum Nasen-
loch, bei vom Körper senkrecht abgebogenen Schenkeln und mit
diesen parallel zurückgebogenen Schienen treffen sich die Fersen.
Die Schwimmhäute sind groß, ihr freier Rand beim Männchen oft
Bombinator. nz 3
ganz geradlinig. Die am Oberkörper gedrängt und ganz unregelmäßig
gestellten Warzen sind ziemlich vorragend, konisch und tragen beim
brünstigen Männchen am Gipfel einen großen, schwarzen, am Grunde
helleren Hornstachel, der von zahlreichen kleineren schwarzen Dornen
umgeben ist. Die Unterseite ist mit flachen Hornhöckern, die Sohle
mit Stacheln besetzt.
Das Männchen besitzt keine Schallblasen und hat an den Vorder-
beinen, außer am Unterarm und an der Daumenschwiele, auch an
der Innenseite der ersten
drei Finger rauhe,
‚schwarze Brunstschwie-
len; ebensolche Schwie-
len sind stets gegen
Ende der dritten, häufig
auch der zweiten, ja
manchmal selbst aller
Zehen, in Spuren sogar
ausnahmsweise auf der
Daumenschwiele der
Hinterfüße entwickelt.
Die Färbung der
Oberseite ist im allge-
meinen dem Boden der
von den Tieren bewohn-
ten Gewässer angepaßt,
daher gewöhnlich lehm-
gelb oder erdfarben, mit-
unter, wie namentlich
in Alpengegenden, selbst
schwärzlich ; doch kom-
men auch grünlich-
graue oder braune sowie
olivenfarbene Stücke
Fig. 27
- Bombinator pachypus Bonap.
6 D - na 3
Sr : .. ni a Haut des brünstigen ($ unter der Lupe, b Vorder-
sel e ıst uberdies noc bein, c Hinterfuß, d PBrunstschwielen, e innerer
mit einem metallglän- Metatarsalhöcker.
zenden, bronzeartigen
Flimmer bedeckt. Außer mehreren senkrecht stehenden dunklen
Flecken auf der Oberlippe ist das Tier am Rücken meist ziemlich
einfarbig und falls schon dunkle Makeln vorkommen, so sind selbe
stets ganz unregelmäßig verteilt; Beine, Finger und Zehen sind
dagegen fast ausnahmslos dunkel quer gebändert. Zwischen den
Schultern und auf der Rückenmitte sind oft zwei hellere, rundliche
Makeln mehr oder weniger deutlich zu bemerken.
Die Unterseite ist lebhaft schwefel- bis orangegelb und mit mehr
oder weniger zahlreichen, grau- oder schwarzblauen, manchmal
in der Mitte helleren, manchmal wieder weiß punktierten Flecken
gezeichnet; das Verhältnis zwischen der hellen und dunklen Farbe
ist übrigens nach den Standorten mannigfachen Verschiedenheiten
unterworfen.
176 Discoglossidae.
Bei den typischen, namentlich in Nord- und Mitteleuropa vor-
kommenden Stücken bildet entschieden das Gelb die Grundfarbe,
in welcher die schwarzen Flecken nur zerstreut und unregelmäßig
inselartig verteilt sind. Das Gelb von Brust und Bauch tritt hier
ohne Unterbrechung auf die Beine und von den Fußwurzeln auf die
Sohlen über, während das der Unterarme von dem der Handflächen
durch eine über die Handwurzel ziehende dunkle Querbinde getrennt
ist. Desgleichen verläuft quer über die Kehle eine zu einer Art
unregelmäßigen Halsbandes verbundene Anzahl schwärzlicher Flecken;
das Gelb der Hand- und Fußflächen (der Palmar- und Plantarfleck)
zieht sich bis ans Ende des Daumens hin, desgleichen sind auch die
Spitzen sämtlicher Finger und Zehen gelb gefärbt.
Bei südlicheren Stücken zeigt sich dagegen häufig das Schwarz
auf Kosten des Gelb vermehrt und verbreitert, so daß letzteres mehr
oder weniger zurücktritt und das erstere zur vorherrschenden Färbung
wird. So fließen namentlich auf der Brust die dunklen Makeln durch
Vermehrung und Vergrößerung oft derart zusammen, daß die frühere
gelbe Grundfarbe nur auf einzelne isolierte und mit dem Gelb des
Oberarmes nicht mehr in Verbindung stehende Flecken reduziert
wird. Auch ist hier die große Makel an der Fußwurzel gewöhnlich
bis auf einzelne kleine Marmeln oder selbst ganz geschwunden, und
auch die Schienen mehr oder weniger dunkel gefärbt, der Plantar-
fleck ist von dem Tarsalfleck getrennt, beide Makeln kleiner und nicht
auf die inneren Finger und Zehen übergehend.
Natürlich lassen sich diese zwei Formen nicht immer streng
auseinanderhalten, da sie durch zahlreiche Übergänge in mannig-
facher Weise verbunden sind.
Eine sehr ausgezeichnete Lokalform stellen die in Montenegro
vorkommenden Stücke dieser Art vor. Die im ganzen genommen
glatte Haut zeigt aus ihr stark hervortretende zahlreiche und von-
einander meist getrennte Warzen, an denen die schwarzen Dornen
viel zahlreicher und namentlich gegen die Spitze derselben zusammen-
gedrängt sind, so daß der Rücken durch die von der glatten Haut
scharf abgehobenen, mit schwarzen Stacheln gekrönten Warzen sehr
ausgezeichnet ist; mitunter fließen mehrere hintereinanderstehende
Warzen zu regelmäßigen schwarzen Längswülsten zusammen; auch
werden sie am Kopfe und besonders gegen das Ende der Beine zu
niedriger, so daß dann deren schwarze, rauhe Gipfelflecke unmittelbar
auf die Haut zu sitzen kommen. Desgleichen sind diese montene-
grinischen Stücke auch durch die Färbung auffallend, indem bei
denselben die Unterseite meist Schwarz zur Grundfarbe hat und auf
dieser gewöhnlich nur sehr vereinzelte, untergeordnete oder auch gar
keine gelben Flecken vorkommen.
Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt etwa 4—5 cm.
Bei Jungen sind die oberwähnten vier hellen Rückenmakeln
meist sehr deutlich, die Unterseite ist mit Ausnahme der bereits
gelb gefleckten Beine bläulichweiß oder graulich mit schwärzlichen
Flecken und erst im zweiten Jahre dehnt sich die gelbe Färbung auf
Bauch und Kehle aus.
Von den beiden Unken scheint nur dachypus im Gebirge vorzu-
Bombinator. 7
kommen, obwohl sie längs und in der Nähe derselben auch in die
Ebene herabgeht; größeren und zusammenhängenden Tiefländern
scheint sie jedoch zu fehlen, während sie in den Bergen bis 1700 m
Meereshöhe emporsteigt.
Die frisch ausgekrochenen Larven sind etwa 6—7 mm lang und
brauchen gegen zwei Monate zu ihrer Entwicklung, während welcher
Zeit sie bis zu einem Ausmaße von 4—5 cm, ja ausnahmsweise zu
einer noch bedeutenderen Größe heranwachsen. Der ziemlich breite
und mehr abgeflachte Körper ist eiförmig, der Rumpf vom Kopfe
kaum gesondert. Die mäßig großen Augen sind nach oben gerichtet,
ihr Interokularraum etwa von der Breite
des Mundes, die kleinen, ganz vorne
liegenden Nasenlöcher von den Augen
weiter, als voneinander entfernt. Der
Mund ist merklich breiter als lang und
sein größerer oberer Teil quer elliptisch
wie bei den anderen Discoglossiden,
ein Merkmal, wodurch die Larve dieser
Art von jener der folgenden stets leicht
und sicher unterschieden werden kann.
Der den übrigen Körper etwa um ein Bombinator pachypus Bonap.
Fünftel übertreffende Schwanz ist am Mund.
Ende stumpf verrundet zugespitzt, mit
einem beiderseits ziemlich gleich hohen, auch etwas auf den Rücken
fortgesetzten Flossensaum versehen.
Die Färbung der Kaulquappen ist anfangs oben grau oder braun-
grau, unten heller. Mit fortschreitendem Wachstum bilden sich am
Rücken dunklere, am Bauche lichtere Flecken heraus, während der
helle Schwanzsaum eine gitterartige dunkle Netzzeichnung erhält,
auf der dann, gewöhnlich erst nach Durchbruch der Hinterbeine,
einige dunkelbraune Sprenkel erscheinen, deren letztere hie und da
auch am Rücken auftreten. Der Bauch ist bläulichgrau mit hellen,
glänzenden Flecken, die lichtere Kehle seitlich dunkel genetzt und
in der Mitte ebenso bepudert; desgleichen ist auch der gelbbraune
Schwanzkörper braun bestäubt. Mit dem Hervortreten der vorderen
Gliedmaßen kommen auch die Körperwarzen, die vier lichten Rücken-
makeln und die dunklen Ouerbinden an den Beinen allmählich zum
Vorschein und wenn endlich auch der Schwanz einzuschrumpfen
beginnt, stellen sich schließlich die ersten weißlichgelben Flecken
an der Unterseite der Oberschenkel und an den Fußsohlen ein; Bauch,
Brust und Kehle bleiben aber auch bei den schon ans Land gegangenen
Jungen noch durch längere Zeit weißlich. \
Bei dem Umstande, als die Unken bis in die neueste Zeit (1886)
spezifisch nicht auseinander gehalten wurden, kann die geographische
Verbreitung der beiden Arten dermalen noch nicht mit der wünschens-
werten Genauigkeit festgestellt werden. Soviel bis jetzt bekannt,
erstreckt sich fachybus vom Teutoburger Walde an südwestlich
durch das ganze deutsche Mittelgebirge und die darangrenzenden
Teile der Niederlande und Belgiens nach Frankreich bis zu den
Pyrenäen, dann süd- und südostwärts durch die Schweiz und Öster-
Schreiber, Herpetologia europaea. 12
Fig. 28.
178 Discoglossidae.
reich-Ungarn (mit Ausnahme der podolischen und pannonischen
Tiefebene) einerseits nach Italien!) bis Apulien und Kalabrien, ander-
seits auf die Balkan-Halbinsel bis nach Griechenland und in die
Moldau hinein; das Tier kommt also etwa vom 52%—38° N. B. und
vom 6.—33.°Ö. L. (v. Greenw.) vor. Auf den zu Europa gehörenden
Inseln scheint die Art zu fehlen.
2. Bombinator igneus: Tibiae pedibus breviores; manum pedumque
pollice semi-atrato. Corpore subtus nıgro, albo-punctato et rubro-
maculato. Dorso verrucis glabris. — Long. 4—4,5 cm.
Rana variegata Linn. Syst. nat. I, pag. 2ı1, 5 (1758). — Rana
bombina Linn. Fauna suec. pag. IoI, 277 (1761). — Bufo igneus
Laur. Synops. reptil. pag. 29, 13 (1768). — Bufo ignicolor La cep.
hist. nat. quadr. ovip. I, pag. 595 (1788). — Rana rubeta Lindack.
Abh. böhm Ges. d. Wiss. I, pag. ıı2 (1797),.— Bombinatorigneus
Merr. Syst. amphib. pag. 179, 4 (1820). — Bombinator bombinus
Glücksel. Lotos. pag. 220 (1851).
mas. Pedibus anticis nuptiae tempore brachtis digitisgue duobus primis
callis atro-scabrosis.
fem. Pedibus antıcıs callis destitutis.
Im allgemeinen meist kleiner und schwächer und weniger ge-
drungen als die vorhergehende Art. Der vom Rumpfe durch eine
seichte Einschnürung gesonderte Kopf ist kaum breiter als lang
oder sogar länger, die minder breit verrundete Schnauze läßt einen
schwach angedeuteten Canthus rostralis er-
kennen und ist etwa so lang wie der Inter-
okularraum; dieser ist schmäler als ein
oberes Augenlid und an Breite nahezu dem
Internasalraum gleich. Die Nasenlöcher
sind von der Schnauzenspitze weiter als
von den Augen entfernt;
vom hinteren Augenwinkel
zieht schief nach abwärts
ein länglicher Drüsenwulst.
Die Vorderbeine erreichen
mit der Daumenspitze
Fig. 29. knapp das Ende der
Bombinator igneus Laur. Schnauze, die Hinterbeine
a Haut unter der Lupe. mit dem Fersenhöcker
höchstens den Vorderrand
der Augen. Da die Schienen etwas kürzer als die Schenkel sind,
so kommen die gegeneinander gebogenen Fersen nicht zur Berüh-
rung; die Zehen sind durch tief halbmondförmig ausgebuchtete
Schwimmhäute aber meist nicht bis zur Spitze verbunden. Die
!) Nach meiner Meinung dürften die italienischen Unken sämtlich zu pachypus
gehören. Die in der „„Monografia degli Anuri italiani“ vonCamerano auf pag. 30
gegebene Abbildung sowie die hiebei gelieferte Beschreibung — namentlich die
Hervorhebung der roten Unterseite — stimmen allerdings mehr auf igneus, während
wieder der auf Seite 29 gezeichnete Hinterfuß entschieden der eines pachypus ist.
Bombinator. 179
Körperwarzen sind flach linsenförmig und zur Brunstzeit mit einer
rindenartigen dunklen Hornschicht überzogen; ähnliche, aber viel
kleinere Hornhöckerchen stehen ziemlich dicht gesäet auf der
Bauchfläche. Am Oberkörper treten mitunter einzelne Warzen
gruppen- oder reihenartig zusammen.
Die Oberseite ist gewöhnlich asch- oder olivengrau, manchmal
mehr oder weniger ins Grasgrüne geneigt, und fast immer mit ziem-
lich symmetrisch angeordneten braunen, schwärzlichen oder flaschen-
grünen, in der Regel auf Warzen sitzenden Flecken versehen, die
meist eine ziemlich regelmäßige Zeichnung bilden. Letztere besteht
aus einem dunklen, vom Nasenloch zum Vorderrande der Augen
ziehenden Canthalstreif, aus einem über Stirne und Augenlider ge-
stellten Querfleck, aus den nach rückwärts winkelförmig auseinander-
weichenden, am Hinterkopf stehenden Nackendrüsen und aus zwei,
zwischen den Vorderbeinen befindlichen, nach innen konvexen
längeren Bogenstrichen. Außerdem ist der Oberkörper noch mit
mehreren, meist in 2—3 unregelmäßigen Längsreihen stehenden, so-
wie der Oberkiefer mit senkrechten Flecken und alle Beine samt
Fingern und Zehen mit Querbinden versehen. Diese Makeln und
Zeichnungen sind selbstverständlich um so deutlicher und auf-
fallender, je heller die Grundfarbe ist, während sie bei dunkler ge-
färbten Stücken weit weniger hervortreten; ein gänzliches Fehlen
aller Flecken dürfte jedoch kaum vorkommen.
Die Unterseite zeigt eine blauschwarze — nach längerem Liegen
im Weingeist manchmal rotbraun werdende — Grundfarbe, auf
welcher außer zahlreichen weißen Punkten noch bald mehr, bald
weniger größere, orange-, zinnober- oder karminrote insel- oder
schnörkelartige Flecken meist ziemlich regelmäßig verteilt sind.
Außer an den Beinen, wo namentlich Ober- und Unterarm häufig
zusammenhängend rot gefärbt sind, stehen diese Makeln gewöhnlich
ziemlich isoliert. Bei ganz typischen Stücken sind außer am Vorder-
teil der Kehle in der Regel noch je ein Paar größerer roter Flecken
an der Brust und in der Lendengegend (letztere meist quer) zu be-
merken. Dann finden sich noch auf Oberarm und Schenkel sowie
am Unterarm, auf Schienen und Fußwurzeln je eine längliche, auf
Handballen und Fußsohlen je eine rundliche, fast immer isolierte
Makel. Letztere setzt sich nie weiter als auf die untere Hälfte der
inneren Finger und Zehen fort, so daß deren oberes Ende stets schwarz
bleibt und höchstens die Spitzen der drei ersten Finger weißlich
oder blaßgelb, niemals aber rot gefärbt sind. Natürlich kommen
derlei Flecken, namentlich auf Bauch, Brust und Kehle oft auch
in größerer Anzahl vor, fast niemals jedoch sind sie mit den ent-
sprechenden Makeln der Oberarme und Schenkel zusammenfließend,
sondern von diesen stets durch die schwarze Grundfarbe getrennt.
Dasselbe ist auch mit dem Palmar- und Plantarfleck am Handballen
und auf der Fußsohle der Fall, die von der benachbarten roten Zeich-
nung des Oberarmes und der Fußwurzel stets gesondert sind.
Im allgemeinen ist aber unterseits meist das Schwarz die vor-
herrschende Farbe, die oft stellenweise, namentlich auf Bauch, Brust
und Kehle, die rote Zeichnung fast ganz verdrängt; seltener nur hat
ı2*
180 Discoglossidae.
letztere die Oberhand, in welchem Falle dann die roten Makeln in
größerer Zahl und meist von rundlicher Form regellos über die ganze
Unterseite zerstreut sind.
Die in der Regel kleineren Männchen sind an dem etwas breiteren
Kopf, der stumpferen Schnauze und den stärkeren Vorderbeinen
kenntlich; auch ist die Kehlhaut durch die unter ihr liegenden doppel-
ten Schallblasen deutlich aufgetrieben und vor und hinter dieser
Auftreibung mit einer Querfalte versehen. Durch Aufblasen der
genannten inneren Kehlsäcke wird die Kehle kugelig hervorgetrieben
und erscheint dann selbst breiter als der Kopf. Endlich sind noch
zur Brunstzeit der Unterarm, der Daumenballen sowie der Daumen
oben und innen und die Innenseite des zweiten Fingers mit rauhen,
schwarzen Brunstschwielen versehen; die Zehen zeigen dagegen
derlei Bildungen niemals. — Die Jungen sind von den Alten nur
durch etwas hellere Färbung unterschieden; die Größe des erwachsenen
Tieres beträgt etwa 4,5 cm.
Abweichend von der vorigen Art, die mit Vorliebe das Berg-
und Hügelland bewohnt, lebt Bombinator ıgneus wie es scheint fast
nur ın der Ebene und steigt nur ausnahmsweise bis zu höchstens
250 m Seehöhe hinauf; desgleichen scheint die Art auch betreffs
der Wahl ihrer Wohnplätze nicht so anspruchslos zu sein, wie ihr
nächster Verwandter, da sie sich mehr in klarem und reinem Wasser
aufhält, daher vorzugsweise in größeren Tümpeln, Weihern und
Sümpfen vorkommt, wo sie, entsprechend den von ihr: besetzten
ausgedehnten Wasseransammlungen oft massenhaft beisammen an-
getroffen wird. Aus dem Winterschlafe erwacht sie früher als pachy-
pus und schreitet dementsprechend meist zeitiger zur Paarung als der
letztere. Die Laichklumpen stimmen mit denen der vorigen Art
überein, der sie auch in den Larven sehr ähnlich sind.
Der Körper der Kaulquappen ist etwa I!/,—I!/;mal so lang als
breit und gegen °/,;—*/, von der Länge des Schwanzes betragend.
Der Interokularraum ist 214, bis 3mal so breit als der Internasalraum
und etwas kleiner oder auch ebensogroß als der Mund. Dieser zeigt
eine sehr charakteristische, nicht nur von dachypus, sondern von
allen Angehörigen der Familie abweichende Bildung (Fig. 30), indem
sein oberer, größerer Teil die Form eines
breiten, an allen Winkeln verrundeten
Dreieckes besitzt. Mit den Schenkeln
desselben parallellaufend sind daher auch
die oberen Zahnreihen mehr parabolisch,
während die unteren in der Mitte nach
oben geschwungen erscheinen; die dritte
Reihe der letzteren ist unter der Mund-
öffnung nicht selten unterbrochen. In
den ersten Zahnbögen sind die Zähne
sowohl auf der Ober- als auch auf der
Unterlippe 2—3, in den anderen Bogen
3—4reihig gestellt. Der Hornschnabel ist weiß, am Innenrande
schwarz gesäumt. Der stumpf zugespitzte Schwanz ist etwa 2—21%
mal so lang als hoch, sein Muskelteil an der Basis ?/,—!, der Total-
Fig. 30.
Bombinator igneus Laur.
Mund.
Discoglossus. 181
höhe betragend, der obere Flossensaum konvex, nicht oder nur
wenig höher als der untere und etwas auf den Rücken fortgesetzt.
Die Drüsenreihen sind im Gegensatze zur vorigen Art sehr deutlich
und weißlich.
Die Färbung ist oben braun, unten graulich weiß, der ebenfalls
grauliche Schwanz mit oder ohne kleine, braune Flecken, im all-
gemeinen den Quappen von pachypus ähnlich. Erst gegen Ende
ihrer Entwicklung, wenn schon die Hinterbeine durchgebrochen
sind, können sie an der minder rauhen, schwarzgefleckten Rücken-
haut sowie an den braungelben oder rötlichen, später grün werdenden
Makeln zwischen den Schultern auch bei oberflächlicher Betrachtung
der Art nach gleich erkannt werden. — Die Larven wachsen bis zu
einer Gesamtlänge von 50 mm heran.
Bombinator igneus ist eine den Tiefländern Europas angehörende
Form, welche von einer durch den nördlichsten Teil der Insel See-
land, das südlichste Schweden und über Moskau, also einer so ziem-
lich mit dem 56. Breitegrade zusammenfallenden Linie an durch
Oldenburg, Hannover, das östliche Holstein und Mecklenburg, über-
haupt durch das ganze norddeutsche Tiefland, ferner durch die
pannonische, podolische, walachische und sarmatische Tiefebene
östlich bis zur Wolga und südlich bis zum schwarzen Meere vor-
kommt. Aus dem deutschen Tieflande ist das Tier längs der Elbe
nach Böhmen und von der kleinen ungarischen Tiefebene aus nach
Westen bis in das Wiener Becken vorgedrungen. Der Wohnbezirk
der in Rede stehenden Art umfaßt sonach ein zwischen dem 56. und
44.'n. B. und dem 8.—50.° ö. L. (v. Greenw.) gelegenes Areal und
ist daher etwa über 12 Breite- und 42 Längengrade ausgedehnt.
An Orten, wo die Verbreitungsbezirke von zgneus und pachypus
zusammenstoßen, sind mitunter auch Bastarde beider Arten be-
obachtet worden.
3. Gattung. Discoglossus.
Otth. Nouv. mem. soc. helv. sc. nat. I (1856).
Lingua postice lıbera.
Pupilla rotundato-triangularıs.
Tympanum latens.
Parotides nullae.
Cutis subglabra.
Der Körper ist kräftig, der Rumpf auf der Oberseite nur schwach
gewölbt und viel platter als bei irgendeinem anderen europäischen
Frosche. Der flache Kopf ist etwas kürzer als breit, mit beim Männ-
chen ziemlich spitzer, beim Weibchen aber mehr breiter und stumpfer
Schnauze. ' Die Seiten des Kopfes sind schief nach außen und abwärts
gerichtet.
Die mäßig großen Nasenlöcher sind fast kreisrund, von einander
etwa ebensoweit wie von den Augen entfernt und stark nach oben
gerückt. Das obere Augenlid zeigt nach hinten zu gewöhnlich einige
Querfalten und ist entweder so breit oder etwas breiter als der Inter-
182 Discoglossidae.
okularraum. Das Trommelfell ist bei frischen Stücken niemals sicht-
bar, tritt jedoch nach längerem Liegen im Weingeist oft ziemlich
deutlich hervor. Der Unterkiefer hat im Kinnwinkel einen kleinen,
kegelförmigen Vorsprung, welcher in eine entsprechende Vertiefung
des Oberkiefers hineinpaßt. Die große, fleischige Zunge ist von
gerundet dreieckiger oder breit eiförmiger Gestalt, ohne Spur einer
Ausbuchtung am Hinterrande, längs ihrer Mitte oft mit einer bald
mehr, bald weniger deutlichen Furche durchzogen. Sie ist fast mit
ihrer ganzen Unterfläche an den Boden der Mundhöhle angewachsen,
indem sie nur am Hinterrande und manchmal auch seitlich in sehr
geringer Ausdehnung frei erscheint. Schallblasen sind keine vor-
handen. Die inneren Nasenlöcher sind groß, quer elliptisch oder
eiförmig, weit voneinander abstehend, dem Rande des Gaumens
genähert und mit dessen Zahnreihen parallel gestellt; diese ziehen
in einiger Entfernung hinter jenen als zwei lange, nahezu die ganze
Gaumenbreite einnehmende, in der Mitte fast bis zur gegenseitigen
Berührung genäherte und ziemlich gerade oder schwach geschwungene
Reihen in nahezu horizontaler Richtung aufeinander zu. Die Vorder-
beine, welche beim Männchen stärker und kräftiger sind als beim
Weibchen, sind kurz und stämmig, an den Körper angelegt oft kaum
bis zur Einlenkung der Hinterschenkel reichend. Sie besitzen vier
kurze, schwach abgeplattete, am Ende abgestumpfte Finger, die durch
keine Schwimmhaut verbunden und unterseits an den Gelenken
nicht angeschwollen sind. Hievon ist der erste der kürzeste und der
dritte, der etwa die doppelte Länge des ersten besitzt, der längste,
während der zweite und vierte von ziemlich gleicher Länge sind.
Die Handballen sind mit drei sehr deutlichen, rundlichen Höckern
versehen, die in ihrer Lage dem Daumen, dem dritten und dem
vierten Finger entsprechen; von diesen Höckern ist der mittlere
gewöhnlich ziemlich kugelförmig und am weitesten nach vorn gerückt,
der hinter dem Daumen gelegene der am meisten vorspringende.
Die Hinterbeine, welche nach vorn gestreckt die Schnauzenspitze
stets um ein Bedeutendes überragen, haben fünf unten ebenfalls
glatte, schwach zusammengedrückte und fast zugespitzte Zehen,
welche beim Weibchen nur am Grunde, beim Männchen aber ge-
wöhnlich bis zur Hälfte, seltener weiter, mit einer dicken, derben
Schwimmhaut verbunden sind, die sich öfters als schmaler Haut-
saum bis zum Ende der Zehen hinzieht;; diese nehmen von der ersten
bis zur vierten allmählich an Länge zu, während die fünfte etwa der
dritten gleich ist. Der Fersenhöcker ist klein und unscheinbar. Die
im Leben aalartig schlüpfrige Haut ist namentlich im männlichen
Geschlechte bald mehr, bald weniger glatt, bald aber auch, und zwar
vorzugsweise beim Weibchen durch kleine Körner oder höckerartige
Erhabenheiten oft mehr oder weniger rauh, was besonders an den
hinteren und seitlichen Teilen des Rumpfes, sowie manchmal auch
auf der Oberseite der Hinterbeine vorkommt. Der seitliche Drüsen-
wulst ist, wenn auch oft stellenweise unterbrochen, so doch fast
immer stark hervortretend; ihm parallel ist nach innen zu gewöhnlich
noch ein zweites, aber manchmal kaum abgehobenes und stets mehr
unterbrochenes Paar drüsiger Leisten zu bemerken.
Discoglossus. 183
Die Männchen zeichnen sich zur Brunstzeit durch den sehr
verdickten, fast scheibenförmig angeschwollenen Daumen aus, der
dann in Form und Größe von der ihm vorangehenden, ebenfalls
verdickten Daumenschwiele kaum verschieden ist. Diese, sowie
jener und der darauf folgende Finger sind zu der Periode an der
Innenseite mit einem feilenartigen, aus dicht beisammenstehenden
schwarzen Pünktchen gebildeten Polster überzogen; ähnliche, aber
meist etwas weniger dicht stehende Körnchen finden sich auch am
Rande des Unterkiefers, besonders gegen den Kinnwinkel zu, sehr
zerstreute oft auch an der Kehle und am ganzen Bauch, zahlreichere
und oft ziemlich dichtgestellte häufig auch — mit Ausnahme der
Schenkel — auf der Oberseite der Hinterbeine, wo auch die Schwimm-
häute davon ganz drüsig schwarz gesäumt sind und einzelne dieser
Pünktchen bis auf die Zehen hinaus vorkommen. Auf der Unter-
seite der Schenkel und in den Kniekehlen sind diese Drüsenpunkte
in der Regel nur vereinzelt zu treffen.
Die einzige Art lebt im südlichen Europa.
1. Discoglossus pietus: Supra griseo-olivaceus, aut flavidus aut
fuscescens, maculis obscuris plerumgque, fasciisve lucidioribus in-
terdum signatus. — Long. 6—7 cm.
Discoglossus pictus Dum. Bibr. Erpetol. gener. VIII, pag. 425.
mas. Pedibus anticis pollice callogue subpollicario valde incrassalis,
ıllıs digitoque secundo!) atro-scabrosıs, plantis usque ad medium
saltem palmatıs.
fem. Pedibus anticis simplicibus, plantis ad basın tantum palmatıs.
var. a) Supra immaculatus, concolor; pedibus maculis transversis vix
conspieuis.
var. b) Supra maculis minoribus sat regulariter votundatıs per series
longitudinales dispositis.
Pseudis sardoa Gene Synops. reptil. Sardin., pag. 24, XVII, tab. 5
(1839). — Discoglossus sardus Tschudi in Otth. neue europ.
Froschgatt., pag. 8 (1856).
var. c) Maculis dorsalibus majorıbus irregulariter confluentibus.
Discoglossus sardus Bonap. Iconogr. Fauna Ital. II, tab. fig. ı
(1841).
var. d) Maculis dorsalibus magnis, rotundatis, pallide limbatıs.
Discoglossus pictus var. ocellata Camerano Monogr. anf.
an. ital., pag. 25 (1883).
var. e) Maculis dorsalibus in fascias longitudinales plus minusve con-
fluentibus.
l) NachCamerano (Monogr. anf. an. ital. pag. 22) sollen außer der Daumen-
“ schwiele auch noch die drei ersten Finger mit schwarzen Brunstschwielen versehen
sein; bei allen von mir untersuchten Exemplaren war dies nur bei den ersten zwei
Fingern der Fall und auch Lataste (Etude s. 1. Discogloss. Act. Soc. Linn. Bord.
XXXIII, pag. 279) stimmt in dieser Richtung mit mir überein,
184 Discoglossidae.
var. f) Supra taenüıs tribus longitudinalibus albis vel flavidis inter
oculos cruciatim cohaerentibus.
Rana picta Gravenh. Delic. mus. zool. Vratisl., pag. 39, 8 (1829). —
Discoglossus pictus Ötth. nouv..mem. soc. helv. scienc. nat. I,
pag. 6, fig. I—8 (1856). -— Pseudes pictus Leunis Synops. d. Naturg.
d. Thiere, pag. 337, 6 (1860).
var. g) Ut f, sed taenia media obsoleta.
var. h) Dorso vitta lucidiore a rostri apice ad anum usque decurrente;
maculis obscuris lateralibus in taeniam latam, regularem conflu-
entibus.
Discoglossus pictus var. vittata Camer.|.c., pag. 24 (1883).
Diese Art tritt in zwei voneinander auch geographisch geschiede-
nen Rassen auf.
Die als Discoglossus pictus beschriebene, typische Form ist kleiner
und schmächtiger, mit vom Rumpfe etwas geschiedenem Kopf, der
etwa so lang als breit und im
Schnauzenteile mehr zugespitzt
ist. Die Vorderbeine des Männ-
chens sind weniger stämmig, die
Papillen der Brunstschwielen
mehr lang und zugespitzt mit
verhältnismäßig schmaler Basis.
Die dünne Haut ist öfters glatt,
die Zeichnung häufig streifen-
oder bindenartig.
Die mit dem Namen sardus
bezeichnete Form ist größer und
robuster, mit mehr stumpf-
schnauzigem, vom Rumpfe nicht
gesonderten Kopf, der etwas
Fig. 31. breiter als lang ist. “Die Beine
Discoglossus pietus Oth. And kräftiger, die, Papillengez
a Vorderfuß des brünstigen (I. Brunstschwielen kurz und am
Grunde erweitert, die Haut häufig
von länglichen Warzen rauh. Die Färbung ist weniger veränder-
lich, gewöhnlich aus Flecken bestehend, die aber meist minder
scharf, unregelmäßig, häufig zusammenfließend und namentlich bei
sehr großen Stücken oft mehr oder weniger mit der Grundfarbe
verschmolzen sind.
In allen Fällen ändert übrigens die Oberseite von einem unreinen
Lichtgelb durch Grau oder Grünlich bis ins Olivenfarbene einerseits
und durch Rötlichbraun und Kastanienbraun bis — namentlich im
Winter und bei längeren Landaufenthalt — selbst ins Schwärzliche ab.
Auf dieser Grundfarbe stehen gewöhnlich bald mehr, bald
weniger, bald größere, bald kleinere rötliche, bräunliche oder selbst
schwärzliche Flecken, die sehr häufig von einem helleren, gelblichen
Saum umgeben sind. Während diese Flecken bei den einen mehr
klein, ziemlich regelmäßig gerundet und in oft ganz deutliche Längs-
reihen gestellt erscheinen, sind sie bei anderen wieder größer, mehr oder
Discoglossus. 185
weniger unregelmäßig und nicht selten stellenweise zusammenfließend.
In manchen Fällen fließen die hintereinander stehenden Flecken
teilweise oder selbst durchaus zu kontinuierlichen Längsbinden
zusammen. Dies kommt am häufigsten bei den Rückenflecken vor,
die sich dann zu zwei am oberen Augenlid entspringenden und nach
hinten meist breiter werdenden dunklen Binden vereinen. Eine
eben solche Längsbinde, die von der Schnauzenspitze durch das
Auge bis in die Schläfengegend zieht, ist, obwohl häufig teilweise
unterbrochen, doch fast ın allen Varietäten sehr beständig. Des-
gleichen zeigen auch die Augenlider nach hinten und innen zu fast
immer einen sehr deutlichen dunklen Flecken, welcher nach rück-
wärts, oft auch nach den Seiten zu bald mehr, bald weniger aus-
gedehnt erscheint, dadurch mit dem entsprechenden des anderen
Lides besonders häufig nach vorn hin zu einer etwa dreieckigen
Makel zusammenfließend, was besonders bei jüngeren Stücken sehr
oft vorkommt; seltener tritt der Fall ein, daß sich die beiden Augen-
flecken erst im hinteren Teile ihres Verlaufes vereinen. Bei der als
Discoglossus pictus beschriebenen typischen Form ist die Oberseite
von drei weißlichen oder gelblichen Längsbinden durchzogen, deren
mittlere über die Firste des Rückens bis zur Schnauzenspitze hinzieht,
während die beiden anderen von den Körperseiten bis über die Augen-
lider verlaufen, zwischen denen sie durch Vereinigung mit der hier
gewöhnlich sehr breit werdenden Mittelbinde eine Art kreuzförmiger
Zeichnung bilden. In manchen Fällen ist die mittlere dieser drei
Linien nicht vorhanden. Auf den Beinen sind die dunklen Makeln
häufig zu Querbinden erweitert; die Unterseite ist gewöhnlich ein-
farbig weißlich oder gelblich, an Kehle und Beinen oft dunkler, ins
Braune, manchmal aber auch ins Fleischrote geneigt; auch wird
die Grundfarbe durch grauschwarze Wolkenflecken namentlich am
Bauche und an den Schenkeln oft mehr oder weniger verdrängt.
Die Varietät vittata besitzt einen von der Schnauzenspitze bis
zum After über den ganzen Rücken hinziehenden hellen Mittelstreif,
der nach außen zu von je einer, aus der Verschmelzung der Seiten-
makeln entstandenen dunklen Längsbinde sehr scharf begrenzt ist.
Hinsichtlich der Färbung und Zeichnung sind Männchen und
Weibchen, sowie Junge und Alte kaum verschieden. — Die Länge
des erwachsenen Tieres beträgt etwa 5—6 cm.
Discoglossus gehört in seiner Heimat zu den häufigsten Anuren
und ist daselbst in allen Sümpfen und Pfützen, mitunter selbst im
Brackwasser, in Menge zu finden, so daß er hier unseren gemeinen
Wasserfrosch vertritt, mit dem er auch in seiner Lebensweise über-
einstimmt. Manchmal wird er auch entfernt vom Wasser in durch
Pflanzenwuchs am Austrocknen gehinderten Orten gefunden; des-
gleichen geht er auch ins Gebirge hinauf, doch habe ich über die Höhe,
bis zu welcher er emporsteigt, nirgends bestimmte Angaben gefunden,
glaube aber, daß selbe wegen der Analogie seiner Gewohnheiten mit
Rana esculenta, kaum eine bedeutende sein dürfte. Abweichend
von letzterer ist jedoch Discoglossus stumm und läßt nur selten einen
leisen, dem Zirpen der Cerambyciden (Bockkäfer) ähnlichen Ton
vernehmen; gequält stößt er übrigens oft einen lauten Angstschrei
186 Discoglossidae.
aus. Sein Geschlechtstrieb ist kein sehr heftiger und scheint auch
die Paarung nur kurze Zeit zu währen. Die sehr kleinen, nur von
wenig Gallerte umhüllten Eier werden in mehreren Klumpen ab-
gelegt und halten so wenig zusammen, daß sie schon durch ganz
schwache Bewegungen des Wassers voneinander gelöst werden.
Die etwa nach einer Woche ausschlüpfenden Larven sind beim
Verlassen des Eies ganz unförmliche, schwanzlose Geschöpfe, die
allfällige Ortsveränderungen nur mittelst Flimmerbewegungen vor-
nehmen können. Schon am nächsten Tage nach dem Auskriechen
tritt übrigens der Schwanz hervor, und die Kaulquappen bekommen
dann allmählich einen mehr eiförmigen Körper, der etwa 1?/,mal
so lang als breit ist. Der Interokularraum ist doppelt so breit wie der
Durchmesser des Auges und It, bis 2 mal so breit als der Internasal-
raum, die. vorstehenden Nasenlöcher sind vom Mundrande etwa
ebensoweit wie von den Augen entfernt. Die Mundweite entspricht
etwa der.Breite der Stirne, der Mund selbst zeigt in seiner Bildung
die größte Ähnlichkeit mit Alytes, nur daß der Papillensaum der
Oberlippe in der Mitte meist eine kleine Unterbrechung hat, was
gewöhnlich auch bei der dritten Zahnreihe der Unterlippe der Fall ist.
Das am Ende der ersten Körperhälfte befindliche Spiraculum stellt
eine, dem After an Größe nachstehende, nach vorne bogige Quer-
spalte vor, deren Breite etwa der halben Mundöffnung entspricht.
Der den übrigen Körper an Länge etwa um das Doppelte übertreffende
Schwanz ist dreimal so lang als hoch, sein sehr dünn auslaufender
Muskelteil an der Basis ?/;—%, der Totalhöhe betragend, sein oben
sehr schwach konvexer, unten fast geradliniger mäßig hoher Flossen-
saum schon am Rücken beginnend und am Ende in die breit und
stumpf verrundete Spitze auslaufend. #
Die Färbung der Larven ist anfänglich oben tief dunkelbraun,
unten weißlich grau. Mit zunehmendem Wachstum erhellt sich all-
mählich die Grundfarbe und es treten nach und nach die für die
Alten charakteristischen Makeln hervor; namentlich eine zwischen
und über den Augen stehende V-förmige Zeichnung und eine eben-
solche aber verkehrt gestellte zwischen den Schultern sind bei größeren
Kaulquappen fast immer zu sehen; desgleichen pflegen auch am
Rücken dunkle, meist in 4—6 Längsreihen stehende Flecken zu er-
scheinen. Der Muskelteil des Schwanzes ist braunrot, der Flossen-
saum unten fast einfarbig, oben mit kleinen Sternflecken versehen,
die Beine quer gebändert. Außerdem sind die Kaulquappen noch
mit einem Netzwerk von feinen, braunen, polygonale Maschen bil-
denden Linien überzogen.
Die Entwicklung der Larven ist je nach der Höhe des Standortes,
im August oder September vollendet.
Die geographische Verbreitung von Discoglossus ist eine sehr
beschränkte und gehört das Tier ausschließlich der Mittelmeer-Fauna
an; in Europa ward dasselbe bisher nur auf der Pyrenäischen Halb-
insel sowie auf Sizilien, Sardinien und Korsika nebst einigen, zu den
genannten Inseln gehörenden kleineren Eilanden — Giglio und Monte
Cristo im toskanischen Archipel, Malta und Gozzo südlich von Si-
zilien — gefunden. Die Form pictus kommt außer in Spanien und
Pelobatidae. 187
Portugal auch noch auf Sizilien und den zwei obgenannten dazu
gehörenden Inseln, die Form sardus hauptsächlich auf Sardinien,
Korsika und den erwähnten toskanischen Eilanden vor. Die älteren
Angaben über das Vorkommen der Art in Griechenland haben sich
in neuerer Zeit nicht bestätigt; zwar will Ninni das Tier ganz
bestimmt von der jonischen Insel Leukas oder St. Maura erhalten
haben und Heldreich gibt es von Attika und den Zykladen an,
doch ward dasselbe von späteren Forschern dort nicht wieder ge-
funden und haben sich alle im Athener Museum als Discoglossus
aufgestellten Tiere bei fachmännischer Prüfung als gewöhnliche
Wasserfrösche (Rana esculenta) erwiesen.
Die Gefangenschaft verträgt Discoglossus sehr gut; obwohl
anfangs wild und ungestüm wie die Frösche, legt er doch seine ur-
sprüngliche Scheu sehr bald ab, nimmt mitunter schon am ersten
Tage Nahrung (Mehl- und Regenwürmer u. dgl.) zu sich und pflanzt
sich sogar nicht selten im Aquarium fort.
2. Familie. Pelobatidae.
Maxilla inferior edentula.
Dentes palatini choanis interpositi.
Lingua magna, postice libera.
Pupilla verticalıs.
Digiti simplices.
Der Körper ist bald ziemlich schlank und froschartig, bald wieder
mehr plump und krötenartig, mit kurzem, an Länge höchstens der
Breite gleichkommenden Kopf. Die eiförmigen, mittelgroßen Nasen-
löcher sind etwas schief nach vorne gegeneinander gerichtet, die
Pupille ist senkrecht, das Trommelfell vor-
handen oder fehlend, die Ohrdrüsen sind ent-
weder gar nicht oder nur nach außen abge-
hoben, der Oberkiefer ist bezahnt, der Unter-
kiefer zahnlos. Die Gaumenzähne stehen in
zwei kurzen, in der Mitte deutlich getrennten
Gruppen oder Reihen zwischen den inneren
Nasenlöchern. Die hinten freie Zunge ist
groß, ganz oder rückwärts schwach ausge-
randet, Schallblasen sind vorhanden oder
fehlen. Von den rundlichen oder schwach ab-
geplatteten Vorderfingern ist der dritte stets
der längste, die schwach verflachten Zehen F ER FuSeND Jnge:
4 . e . e arve von unten.
der Hinterfüße sind entweder an allen Rän-„Atemröhre (Spiraculum).
dern bis zur Spitze mit Hautsäumen versehen
oder durch ganze Schwimmhäute verbunden. Die Haut ist bald
glatt, bald mehr oder weniger warzig, mit oder ohne seitliche Drüsen-
wülste am Rücken.
Die Pelobatiden leben teils am Lande, teils am Wasser, der
Laich wird in Schnüren oder Trauben abgelegt, die Larven sind
Fig. 32.
188 Pelobatidae.
laevogyrin; das an der linken Körperseite gelegene Spiraculum ist
nach aufwärts und rückwärts gerichtet, von oben und von unten
sichtbar. Die von der Schnauzenspitze und dem Spiraculum etwa
gleich weit abstehenden Augen liegen auf der Oberseite des Kopfes.
Die Lippen sind wenigstens seitlich und unten mit einer Reihe von
Randpapillen gesäumt, die Zähne derselben in allen Bögen einreihig
gestellt, der After befindet sich in der Mittellinie des Körpers.
Die einheimischen Vertreter dieser Familie zerfallen in zwei,
durch nachstehende Merkmale auseinanderzuhaltende Gattungen:
A. Ohrdrüsen deutlich, schmal. Metatarsalgelenk innen mit
schmalem, weichen -Höcker. Zehen der Hinterfüße an allen
Rändern mit bis zur Spitze reichenden Hautsäumen. Habitus
mehr frosehartig." ....'. .% 1. Gätt-Pelodytes Bone
B. Ohrdrüsen und Trommelfell fehlend. Metatarsalgelenk innen
mit großer, linsenförmiger, scharfrandiger Hornplatte. Zehen
der Hinterfüße mit ganzen Schwimmhäuten. Habitus mehr
kretenarte Varna #2. Katt. -Pietorbarte see
"I. Gattung. Pelodytes.
Bonap. Iconogr. Fauna Ital. II (1832).
Parotides conspicuae, oblongae, vectae.
Articulatio metatarsalis callo angusto tenui instructa.
Pedes postici digitis ad apicem usque lobatıs.
Cutis subverrucosa.
Der Körper ist ziemlich schlank, froschartig, der Rumpf im
ganzen nur wenig gewölbt, nach hinten zu namentlich beim Männ-
chen stark eingezogen, an den Seiten vom Bauche durch eine eben-
falls im männlichen Geschlechte besser hervortretende Hautfalte
geschieden. Der Kopf ist platt, kaum breiter als lang, mit winkelig
nach abwärts gebogenen Seiten und etwas vorragender, zugerundeter
Schnauze, deren Seitenkante nur mäßig hervortritt. Die Nasenlöcher
sind voneinander etwa so weit wie von den Augen entfernt, mittel-
groß, von eiförmigem Umriß, mit etwas schief nach vorn gegenein-
ander gerichtetem, spitzen Winkel und meist sehr deutlich aufge-
worfenem Hinterrande. Die Augen sind groß und vorstehend mit
eiförmiger Pupille. Die schmalen, länglichen Ohrdrüsen verlaufen
ziemlich gerade vom Hinterwinkel der Augen bis über die Wurzel
der Vorderbeine hin. Das rundliche Trommelfell ist viel kleiner als
das Auge und je nach der Dicke der darüber hinwegziehenden Haut
bald sehr deutlich, bald aber auch vollkommen unsichtbar. Hinter
der Einlenkung der Unterkiefer befindet sich eine meist ziemlich
deutliche Drüse. Die Zunge ist groß, nach vorn deutlich verschmä-
lert, von im ganzen etwa eiförmiger, oder durch eine mehr oder we-
niger seichte Ausrandung an ihrem freien Hinterrande schwach herz-
förmiger Gestalt. Ihre Oberfläche ist gewöhnlich ziemlich flach und
eben, manchmal aber auch in der Mitte ziemlich deutlich der Länge
nach vertieft. Die Schallblasen sind im männlichen Geschlechte gut
Pelodytes. 189
ausgebildet, seitlich, mit der Mundhöhle durch große, neben der
Zunge liegende Spalten verbunden. Die Gaumenzähne stehen in
zwei kleinen, voneinander durch einen breiten Zwischenraum ge-
trennten Gruppen, welche zwischen den inneren Nasenlöchern von
dem oberen Innenwinkel derselben ausgehen. Die freien Vorder-
finger sind rundlich oder schwach abgeplattet, an ihren Spitzen
etwas angeschwollen, die ersten zwei an Länge untereinander wenig
verschieden, der dritte der längste. Die schlanken, den Kopf wenig-
stens um Fußlänge überragenden Hinterbeine haben fünf ziemlich
gestreckte, etwas abgeflachte Zehen, von denen die vierte etwa
doppelt so lang als die fünfte, diese etwas kürzer als die dritte ist.
Das Rudiment eines sechsten Fingers ist in Form einer kleinen, über
dem Daumen gelegenen Schwiele ziemlich deutlich sichtbar. Sämt-
liche Hinterzehen sind bis zu ihrer Spitze mit schmalen, zur Brunst-
zeit aber oft ziemlich stark erweiterten Hautsäumen umgeben, so-
wohl die Finger als auch die Zehen sehr schlank. Die Oberseite ist
namentlich am Rücken in der Regel mit zahlreichen, ungleich großen,
meist länglichen kleinen, flachen und glatten Warzen besetzt, welche
nach außen und unten zu gewöhnlich kleiner und körniger werden
und beim Männchen an den Seiten des Rumpfes zwei mehr oder
weniger ausgesprochene Längsreihen bilden, deren obere an den Seiten
des Rückens hinzieht, während die untere etwa an der Bauchgrenze
verläuft. Kehle und Brust sind in der Regel vollkommen glatt, die
hinteren Teile des Bauches hingegen, sowie die Unterseite der
Schenkel mit kleinen, körnigen Warzen bald mehr, bald weniger
dicht besetzt.
Die Männchen besitzen zur Paarungszeit auf der Brust nahe
der Einlenkungsstelle der Vorderbeine jederseits eine dunkle, rund-
liche Warze; eine ähnliche, aber viel größere und längliche Schwiele
findet sich auf der Unterseite des Oberarms nahe seiner Wurzel, und
eine dritte, gewöhnlich noch größere und ebenfalls längliche etwa
in der Mitte des Unterarms, vom Armgelenke bis gegen die Hand-
wurzel hinziehend; ähnliche dunkle Rauhigkeiten zeigen sich auch
am ersten und zweiten Finger, sowie manchmal auch noch an an-
deren Stellen der Vorderbeine. Alle diese Warzen bestehen unter
der Lupe betrachtet aus erhabenen, dicht gedrängten dunklen
Pünktchen, welche bei gehöriger Vergrößerung über die ganze Innen-
seite des Unterarms zerstreut erscheinen und auch die Warzen am
Bauche krönen.
‚Die einzige Art dieser Gattung lebt im südwestlichen Europa.
1. Pelodytes punetatus: Supra griseo-viridis aut fuscescens, maculis
punctisve viridıbus varvegatus; subtus concolor, albıdus vel ru-
bescens. — Long. 4 cm.
Rana Daudinii Merr. Syst. amphib., pag. 177, 18, a, ß (1820). —
Bombinator plicatusFitzing. neue Classificat. d. Reptil., pag. 65,
ı (1826). — Obstetricans punctatus Duges Recherch. sur
l’osteol. et la myol. d. Batrac., pag. 7 (1834). — Alytes punctatus
Tschudi Classificat. d. Batrach., pag. 84 (1839). — Pelodytes punc-
tatus Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 32 (1843). — Pelodytes Dau-
dinmii Bosca Bull. Soc. zool. France, pag. 255 (1880).
| 1 90 Pelobatidae.
mas. Plicis lateralibus distinctis, callis Ppectoralibus et brachialibus
violaceis.
Rana plicata Daud. hist. natur. d. rain. gren. et crap., pag. 35, IV
(1802).
fem. Plicis lateralibus obsoletis, pectore brachiisgue callıs destitutis.
Rana punctata Daud. Hist. nat. d. rain. et crap. pag. 34, III, tab.
XVI, fig. ı (I802).. — Cystignathus ocellatus Fitz. i.l.
Die Grundfarbe der Oberseite ändert beim lebenden Tiere von
einem hellen Weißgrau oder Weißgelb durch Lederbraun bis ins
dunkle Graubraun in mannigfacher Weise ab; die bräunlichen Tinten
scheinen mehr bei Weibchen vorzukommen. Die am Körper stehenden
Warzen sind gewöhnlich von dunkel lauchgrüner, nach ihrer Mitte
zu manchmal ins Schwärzliche übergehenden Färbung; nur bei bräun-
lichen Stücken sind sie mitunter ganz dunkel schwarzgrün oder in
seltenen Fällen mit dem Körper gleich-
farbig. Diese dunkeln Warzenmakeln
sind überdies fast noch immer von
einem unregelmäßigen, hell grasgrünen
Hofe umgeben, der bald größer, bald
kleiner ist und sich manchmal so aus-
dehnt, daß er durch Zusammenfließen
mit den Höfen benachbarter Warzen
die Grundfarbe fast oder selbst ganz
verdrängt, und hiedurch der Oberseite
eine vorherrschend oder selbst durchaus
schön grasgrüne Färbung verleiht, die
nur bei sehr großen Stücken ausnahms-
weise in ein schmutziges Dunkelgrün
übergeht. Dieses Überwuchern des
Pelodytes punctatns Dand., Tichterün tritt namentlich bes len
a Unterseite des Männchens mit 5 3 3
den Brustschwielen, 5 Hinterfuß. weißgrauen oder gelblichen Stücken
auf, während es bei dunkleren oder
mehr bräunlich gefärbten meist auf die Umgebung der Warzen be-
schränkt ist. Die Ränder des Oberkiefers sind fast immer mit drei
größeren, dunkelgrünen Flecken versehen und auch die Schnauzen-
kante ist in größerer oder geringerer Ausdehnung, oft über die ganze
Breite der Zügelgegend hinab, mehr oder weniger grün gefärbt; des-
gleichen sind auch die Ouerbinden sämtlicher Beine, sowie die Hinter-
seite der Schenkel und Schienen, namentlich bei lichterer Grund-
färbung, meist zusammenhängend hellgrün. In seltenen Fällen zeigen
bräunliche Tiere am Kopfe, auf einzelnen Partien des Rückens,
namentlich an den Schultern und quer über die, Lenden, sowie auf
der Oberseite der Hinterbeine große, ziemlich scharf begrenzte,
dunkelbraune Stellen. Sehr häufig ist auch am Vorderteil des Rückens
eine meist nur schwach hervortretende hellere x-förmige Zeichnung
und an den Rumpfseiten eine Sprenkelung von kleinen, orangefar-
bigen Punkten zu bemerken. Die Iris ist golden und vorzüglich in
ihrer unteren Hälfte mit zahlreichen schwarzen Atomen bepudert.
Ganz junge Tiere sind gewöhnlich mehr bräunlich oder rötlich ge-
Fig. 33.
Pelodytes. 191
färbt und entweder ohne oder nur mit wenigen Flecken, nehmen
aber sehr bald die Färbung und Zeichnung der Alten an. Die Bauch-
seite ist bei allen stets weißlich oder fleischfarben.
Die Größe des erwachsenen Tieres kommt etwa der des Laub-
frosches gleich.
Pelodytes ist eines raschen und intensiven Farbenwechsels fähig
und ist es mir wiederholt vorgekommen, daß bei ihrer Ankunft ganz
schmutzig und dunkelbräunliche Stücke nach kurzem Aufenthalte
im Lichte schön hellgrau und grün gefleckt wurden. Die Brunst-
schwielen des Männchens sind im Leben schön violett, im Tode tief
samtschwarz und sollen sich nach Fischer ausnahmsweise manch-
mal auch beim Weibchen entwickeln.
Pelodytes lebt nach Art der Rana esculenta am Wasser; je nach
dem Aufenthalte ist auch die Färbung der Tiere verschieden; hell-
graue und lichtgrün gefleckte werden vorzugsweise im Grase, auf
feuchten Wiesen und in den Haideflächen der Flußniederungen ge-
funden, während schmutzig braune und undeutlich gefleckte Stücke
mit Vorliebe die Rohr- und Opuntiendickichte bewohnen. Verein-
zelte Exemplare werden mitunter auch ziemlich hoch im Gebirge
angetroffen.
Trotzdem die Art in den von ihr bewohnten Gegenden meist
in Menge vorkommt, ist doch das Auffinden derselben nicht immer
so leicht, da sie bei ihrer Kleinheit, ihrer schützenden Färbung und
der Gewohnheit, sich bei herannahender Gefahr fest auf den Boden
anzudrücken, leicht übersehen werden kann. Am ehesten erbeutet
man das Tier noch an Regentagen oder auch bei kühler Witterung
im ersten Frühjahr, zu welcher Zeit man es am Ufer von Gewässern
unter angehäuftem, abgefallenen Laube meist noch halb erstarrt
öfters in größerer Anzahl sammeln kann.
Die Paarung findet je nach früherem oder späterem Eintritt
des Frühlings von Ende Februar bis in den Mai hinein statt; nach
einigen Autoren soll dieselbe auch noch ein zweites Mal, im Sep-
tember, ja selbst im Oktober vor sich gehen; der Umstand, daß
man mitunter im Sommer paarende Tiere, Eier und Larven in den
verschiedensten Entwicklungsstufen, sowie frisch verwandelte Junge
kunterbunt durcheinander findet, scheint letztere Angabe zu be-
stätigen und dürfte vielleicht hier wie bei Alytes und Calamıta die
Paarung die ganze schöne Jahreszeit hindurch währen.
Die Eier werden, sehr selten auf einmal, sondern meist in 2—3
Gelegen in etwa 6—8 cm langen und I—2 cm breiten Trauben der
Länge nach an im Wasser schwimmende Pflanzenteile so angeheftet,
daß letztere von der Laichmasse vollständig überzogen werden.
Die Larven sind beim Auskriechen sehr klein, wachsen jedoch
unter günstigen Verhältnissen rasch und schließen ihre Entwicklung
im August oder September ab. Nicht selten werden unter dem Eise
nicht erstarrte, den Winter im wachen Zustande überlebende Kaul-
_ quappen angetroffen, die wahrscheinlich einer zweiten Generation
entstammen. Der Körper derselben mißt etwas über anderthalb-
mal seiner Breite und nicht ganz zwei Drittel der Schwanzlänge.
Die Nasenlöcher sind von der Schnauzenspitze und den Augen gleich
I 9 2 Pelobatidae.
weit entfernt oder auch den letzteren etwas näher gerückt, der Inter-
okularraum ist etwa doppelt so breit als der Internasalraum und so
ziemlich der Mundspalte gleichkommend, das Spiraculum von beiden
Körperenden nahezu gleich weit entfernt und viel kleiner als der
After, der stumpf zugespitzte Schwanz 2%—3mal so lang als hoch,
dessen Muskelteil ?/, bis die Hälfte der Totalhöhe betragend, sein
oberer Flossensaum höher als der untere und stark konvex, nach
vorne zu das Spiraculum nur selten überragend. Der Schnabel ist
weiß mit schwarzem Innenrande, die Lippen, die seitwärts eine nach
innen gerichtete, tiefe Einbuchtung zeigen, am Öberrande ohne
Papillensaum und sowohl oben als auch unten mit 4—5 Zahnbogen
bewaffnet, von denen der zweite und dritte stets die längsten sind.
Die erste Zahnreihe beider Lippen ist stets ganz, die zweite öfters,
die anderen Reihen stets und gegen die Mundöffnung zu immer
weiter unterbrochen, so daß selbe allmählich kleiner werdende Quer-
streifen vorstellen, deren letzter und kürzester mitunter auch fehlen
kann. Nach Bedriaga soll die Unterlippe manchmal auch
sechs Zahnreihen aufweisen, in welchem Falle dann die drei ersten
nicht unterbrochen sind. Die Drüsenreihen sind bald mehr, bald
weniger deutlich.
Die Färbung ist oben ein ins Olivenbraune ziehendes Lichtgrau
mit blassem Metallglanz an den Seiten, die Drüsenpunkte sind weiß-
lich. Der grauliche ‚Schwanz ist entweder einfarbig oder mit mehr
oder weniger zahlreichen und scharfen schwärzlichen Flecken und
weißlichen oder blaß metallischen Punkten besetzt, die namentlich
an den Flossensäumen auftreten. Außerdem ist der ganze Körper
noch mit feinen, schwarzen, sich ganz unregelmäßig kreuzenden und
schneidenden Linien besetzt, die nur am Muskelteile des Schwanzes
manchmal fehlen. Übrigens ist die Färbung sehr veränderlich und
kommen häufig auch ganz dunkelbraune, ja mitunter fast schwarze
Larven vor.
Die ausgewachsenen Quappen sind gewöhnlich gegen 30 mm
lang, können aber ausnahmsweise bis 65 mm erreichen.
Pelodytes verträgt die Gefangenschaft gut und läßt sich in der-
selben auch nicht unschwer zur Fortpflanzung bringen. Sollen sich
die Larven gut und zu ihrer natürlichen Größe wie im Freien ent-
wickeln, so sind selbe in mit reichlichem Pflanzenwuchs besetzten
Aquarien mit möglichst großer Bodenfläche, aber nicht zu hohem
Wasserstande zu züchten. Die ausgebildeten Tiere hält man in
nicht zu hellen und nicht zu kalten Terrarien, welche, da die Gefan-
genen selbst an Glaswänden emporzuklettern verstehen, mit einem
Deckel zu versehen sind. In Ermanglung eines heizbaren Käfigs
kann Pelodytes auch in einem Raume, dessen Temperatur nicht bis
auf den Gefrierpunkt sinkt, in Behältern mit feuchter Erde und Moos
und einem flachen Wassergefäß überwintert werden. Doch sind sie
bei nur einigermaßen zunehmender Wärme bald ihrem Winterlager
zu entnehmen, da sie auch im Freien nicht lange darin verweilen
und schon sehr zeitig im Frühjahr herauskommen.
Pelodytes hat eine sehr beschränkte Verbreitung und gehört
ausschließlich dem südwestlichen Europa an, daselbst etwa vom
Pelobates. 193
49° n. B. an durch ganz Frankreich ‚und die Pyrenäische Halbinsel
bis in den äußersten Süden derselben vorkommend. Obwohl in den
genannten Ländern durchwegs sehr häufig, ist er doch nicht überall
gleichmäßig verteilt und scheint hauptsächlich im Tieflande vorzu-
kommen. Wenigstens liegen alle mir bekannten Fundorte fast aus-
nahmslos in der Ebene; der östlichste davon ist Montgros, südlich
von Nizza. Sollte sich die Angabe, daß die Art von Wiedersheim
auch im westlichen Ligurien gefangen wurde, bewahrheiten, so würde
die Verbreitung noch etwas weiter nach Osten rücken. — Alle An-
gaben über das Vorkommen des Tieres in Italien haben sich nicht
bestätigt, indem sich die aus Toskana und dem Modenesischen an-
geführten Stücke sämtlich als junge Rana agilis erwiesen haben.
5. Gattung. Pelobates.
Wagler natürl. Syst. d. Amphib. pag. 206, 22 (1830).
CultripesMüller Üb. 3 verschied. Fam. d. froschart. Th. Isis XXV, pag. 538 (1832).
Parotides nullae.
Tympanum latens.
Articulatio metatarsalis disco lentiformi corneo instructa.
Pedes postici palmatı.
Cutis glabra.
Der Körper ist gedrungen, krötenartig, der Kopf deutlich kürzer
als im hintersten Teile breit, mit gerundeter oder abgestutzter,
nach vorn zu meist stark abschüssiger Schnauze. Die mittelgroßen
Nasenlöcher sind eiförmig, etwas schief nach vorn zu gegeneinander
gerichtet und von den Kieferrändern ziemlich entfernt gegen die
Oberseite des Kopfes gerückt. Die voneinander durch einen breiten
Zwischenraum getrennten Augen zeigen an ihren oberen Lidern
nach hinten zu eine oder auch mehrere OQuerfalten; die Pupille ist
elliptisch; Ohrdrüsen und Trommelfell sind nicht unterscheidbar.
Die Zunge ist groß und dick, flach gewölbt und ganz mit feinen
Warzen besetzt, im allgemeinen von ziemlich kreisförmiger Gestalt,
mit einer schwachen, oft kaum merkbaren Ausbuchtung am Hinter-
rande; mit ihrem vorderen, größeren Teile an den Boden der Mund-
höhle angewachsen erscheint sie seitlich nur an den äußersten Rän-
dern, hinten jedoch in etwa einem Drittel ihrer Größe vollkommen
frei. Die Gaumenzähne bilden zwei zwischen den. inneren Nasen-
löchern quergestellte kurze, stark abstehende Reihen, die vonein-
ander durch einen sehr deutlichen Zwischenraum getrennt sind.
Die Schallblasen fehlen. Der Rumpf ist gedrungen, oben meist
deutlich gewölbt. Die Vorderbeine reichen, an den Körper angelegt,
bis zu den Hinterbeinen, diese überragen nach vorn gestreckt den
Kopf stets um ein Beträchtliches, oft fast um Fußlänge. Jene haben
_ vier vollkommen freie, ziemlich rundliche und nur schwach zusam-
mengedrückte Zehen, von denen die dritte bedeutend länger als die
drei anderen untereinander ziemlich gleichen ist. Die Hinterfüße
besitzen schwach abgeplattete, am Ursprung ziemlich dicke, gegen
Schreiber, Herpetologiae europaea. 13
194 Pelobatidae.
Ende etwas zugespitzte Zehen, deren vier erste an Länge allmählich
zunehmen, während die fünfte etwa der dritten gleicht; Subartikular-
tuberkel fehlen. Alle Hinterzehen sind bis zu ihrer Spitze durch
Schwimmhäute verbunden und zeigen an den Gelenken, ebenso-
wenig wie die vorderen, keinerlei Verdickung oder Anschwellung;
Daumenschwielen sind ebenfalls niemals vorhanden. An dem Meta-
tarsalgelenk der Hinterfüße findet sich unter dem Daumen nach hinten
zu eine stark hervortretende, harte, etwa linsenförmige Hornscheibe,
die an ihrem freien Rande schneidig geschärft ist und schon bei
älteren Larven sehr deutlich hervortritt. Die Haut ist mit teilweiser
Ausnahme des Kopfes glatt, obwohl die sehr gut entwickelten Drüsen
dieselbe namentlich am Rücken in Form kleiner Linsen mitunter
stellenweise etwas auftreiben, welche Erhöhungen aber durchaus
nicht scharf begrenzte Warzen, sondern nur sehr flache, am Um-
kreise allmählich in die Körperhaut verfließende, häufig kaum merk-
bare Auftreibungen darstellen, die die allgemeine Glätte der Haut
in keiner Weise unterbrechen. Die Seiten des Rumpfes zeigen keine
Drüsenreihen.
Die Männchen sind von den Weibchen, abgesehen von ihrer
meist trüberen Färbung, auch noch dadurch unterschieden, daß sie
zur Paarungszeit an der Hinterseite des Oberarmes eine große, ei-
förmige Drüse besitzen, welche von zahlreichen Poren durchbohrt
ist, die beim Drucke eine wasserhelle Flüssigkeit von sich geben.
Brunstschwielen sind bei dieser Gattung nicht entwickelt.
Die Pelobaten sind Landtiere, welche nur zur Paarungszeit im
Wasser angetroffen werden, das sie nach vollendetem Brunstgeschäfte
sogleich wieder verlassen. Sie sind entschiedene Nachttiere, die
sich des Tages über unter der Erde aufhalten, in welche sie sich
mit Hilfe ihrer hornartigen Fußschwielen sehr gewandt eingraben;
sie scharren dabei, mit den Fersen nach auswärts stoßend, den Bo-
den auf, und indem sie sich zugleich fortwährend nach rückwärts
schieben, verschwinden sie in kurzer Zeit unter der Erde, die sich
dann über ihnen vollkommen schließt. Sie leben daher eigentlich
nicht in Höhlen, da sie in der Tat vollkommen von Erde bedeckt
sind, ohne daß irgendein Gang oder Rohr von ihrem Ruheplatz
zur Oberfläche führt. Des Abends wühlen sie sich dann heraus,
um ihrer Nahrung nachzugehen, des Morgens graben sie sich wieder
dort ein, wo sie gerade vom Tage überrascht werden. Daraus er-
klärt sich auch, daß die Tiere, obwohl in manchen Gegenden häufig,
im allgemeinen doch ziemlich selten angetroffen werden, da sie
außer der Paarungszeit nur des Nachts ihre unterirdischen Schlupf-
winkel verlassen, und von letzteren über der Erde keinerlei Spur
anzutreffen ist. Die im Wasser gefundenen Pelobaten tauchen bei
einer Beunruhigung wohl auf den Grund, ohne sich jedoch nach Art
anderer Batrachier mit dem Kopf in den Schlamm einzuwühlen; sie
bleiben im Gegenteil meist ruhig auf dem Boden des Wassers sitzen,
sich höchstens durch einige scharrende Bewegungen ihrer Hinter-
beine etwas tiefer in denselben versenkend.
Im allgemeinen nähern sich die Arten dieser Gattung in ihrer
Lebensweise mehr den Kröten als den Fröschen, obwohl sie womög-
Pelobates. i 195
lich noch plumper und träger sind als jene. Der Laich wird in einer
einfachen, dicken Schnur abgesetzt, in der sich die Eier in doppelter
Reihe befinden; das Geschäft des Laichens selbst ist wegen der
Kürze dieser Schnur meist rasch beendet. Die Larven zeichnen
sich durch anfangs ansehnliche Kiemen und besonders durch ihre ganz
außerordentliche Größe vor denen aller übrigen Anuren sehr aus,
und sind namentlich wegen ihres dicken, muskulösen Schwanzes
im erwachsenen Zustande um vieles größer als die eben verwandelten
Jungen. Diese enormen Dimensionen der Larven erklären sich wohl
ganz ungezwungen aus dem Umstande, daß Pelobates unter allen
europäischen Froschlurchen zu seiner Metamorphose die längste
Zeit in Anspruch nimmt. Der Mund dieser Kaulquappen ist kreis-
rund oder breit eiförmig, der Papillensaum seitlich stellenweise zwei-
bis mehrreihig, oben in der Mitte durch eine gezähnte, nach innen
gerichtete Ausbuchtung unterbrochen. Die Oberlippe hat gewöhn-
lich drei (selten vier) in der Mitte weit unterbrochene und nach
außen zu bedeutend verkürzte Zahnreihen; an der Unterlippe sind
nur die ersten zwei Zahnreihen länger und ganz oder bloß etwas
unterbrochen, die übrigen aber in mehrere parallele, namentlich nach
außen zu stark verkürzte Bogen aufgelöst. Der hornige Schnabel
ist schwarz. Die das Wasser verlassenden Jungen halten sich nicht —
wie es sonst bei den Anuren meistens der Fall ist — noch einige Zeit
in der Nähe desselben auf, sondern vergraben sich entfernt davon
sofort in die Erde.
Die zwei europäischen Arten sind in nachfolgender Weise leicht
zu unterscheiden:
A. Kopf von oben nach rückwärts deutlich gewölbt, in seinem
hinteren Teile fast immer wulstig aufgetrieben und daselbst
wenigstens im erwachsenen Zustande meist deutlich rauh oder
gekörnt. Internasalraum etwa dem Durchmesser des Auges
gleich. Hornscheibe der Hinterfüße rötlichbraun oder gelblich.
fuscus Laur.
B. Kopf oben vollkommen flach und daselbst an den Seiten ganz
rauh. Internasalraum viel kleiner als der Durchmesser des
Auges. Hornscheibe der Hinterfüße glänzend und tiefschwarz.
eultripesctuv.
1. Pelobates fuseus: Caput supra convexum postice medio gıbbum
et aspro-granosum,; spatium internasale oculo subaequale,; discus
subpollicarius flavidus vel fulvescens. — Long. 5—7 cm.
Bufo fuscus Laur. Synops. reptil., pag. 28, 10 (1768). — Rana
vespertina Pall. Reise d. versch. Prov. d. russ. Reich. I, pag. 458, 15
(1771). —Rana fusca Meyer Synops. reptil. pag. 10, e (1795). — Bufo
vespertinus Schneid. Histor. amphib. I, pag. 225, XVI (1799). —
Rana alliacea Shaw Gener. Zool. III, pag. 146, tab. 41, 42 (1802). —
Rana scorodosma Herm. Observ. zool. posth. (1804). — Bombi-
nator fuscus Fitzing. Neue Classificat. d. Reptil. pag. 65, 3 (1826). —
Bombina fusca Kochin Sturm Deutsch. Fauna Ill. (1828). —Bom-
bina marmorata Sturm. |]. c. (1828). — Pelobates fuscus
Wagl. Natürl. Syst. d. Amphib. pag. 206 (1830). — Cultripes minor
Müller Isis XXV, pag. 538 (1832). — Pelobates insubricus
Cornalia Atti Soc. Ven. Trent. II, pag. 44 (1873). — Pelobates lati-
{rons Heron-Royer Bull. Soc. zool. France pag. 55, 108, 117 c.fig. (1888).
13*
196 Pelobatidae.
Der Kopf ist von vorne nach rückwärts deutlich gewölbt, mit
ziemlich kurzer, niedriger und gerundeter Schnauze ohne ausge-
sprochene Seitenkante. Der hintere Teil desselben zeigt in seiner
Mittellinie der Länge nach eine bald mehr, bald weniger hervor-
tretende Auftreibung, welche durch die daselbst sehr dünne und fest
anliegende Haut ausgezeichnet ist, und namentlich im Alter fast
immer deutlich rauh oder gekörnt erscheint; letztere Eigenschaft
ist oft auch an der vorderen Kopfhälfte, besonders hinter den Nasen-
löchern, mehr oder weniger zu bemerken. Diese sind mittelgroß,
voneinander etwa ebenso weit wie von den Augen entfernt, der Durch-
messer der letzteren beiläufig dem Internasalraume und der Länge
der Hornscheibe an den Hinterfüßen gleichkommend.
Die Kieferränder, die Kopfseiten und der Unterleib sind voll-
kommen glatt, der Rücken nicht selten mit sehr flachen, linsen-
förmigen Hervorragungen in größerer oder geringerer Menge versehen.
Die Hinterbeine erreichen nach vorne gestreckt mit dem Tibiotarsal-
gelenk die Schultern oder selbst den Mundwinkel.
Die Färbung ist beim ersten Erscheinen des Tieres im Frühjahre
meist ziemlich dunkel, grau, rötlich- oder selbst schwarzbraun, die
Fleckenzeichnung oft kaum hervortretend
oder mindestens nicht scharf abgehoben.
Aber schon während des Laichens, und noch
mehr später am Lande hellt sich die Grund-
farbe zu einem lichten Grau, ja selbst fast
bis zu reinem Weiß auf, und die bandartigen,
oft mehr oder weniger zu unregelmäßigen
Längsbinden zusammenfließenden Flecken
zeigen eine schön kastanienbraune oder
schwärzliche, mitunter selbst blutrote Fär-
bung. Auch treten dann besonders an der
Einlenkung der Gliedmaßen lebhaft mennig-
rote, nach längerem Liegen im Weingeist
SUN ERS MEN weıß werdende, Hautwärzchen sehr deutlich
lomechwiele. hervor, die sich teilweise oft auch auf die
Schenkel und Körperseiten ausdehnen, und
besonders bei braunfleckigen Stücken oft über den ganzen Rücken
verbreitet sind. Die Zeichnung ist übrigens sehr veränderlich, ob-
wohl die dunkeln Körpermakeln bei Untersuchung zahlreicher
Exemplare einigermaßen eine Tendenz erkennen lassen, sich in
vier, allerdings sehr unregelmäßige Längsreihen zu stellen, von
denen die zwei obersten etwa von den Nasenlöchern an den
Augenlidern vorbei längs der Mittellinie des Rumpfes hinziehen,
während die zwei anderen die Seiten des Rückens begrenzen. Je zwei
von der Schnauzenspitze zu den Augen, und von dem Innenrande
der Augenlider mehr oder weniger auf den Rücken verlängerte Makeln
sind noch am beständigsten;; fließen letztere an der Basis oder in einem
Teile ihres Verlaufes zusammen, so entsteht eine nach hinten zwei-
schenklige oder auch kreuzförmige Zeichnung (Rana vespertinaP all).
— Der Sporn zeigt immer eine gelbliche oder bräunliche Färbung,
die Unterseite ist weißlich, einfarbig oder dunkel gefleckt.
Pelobates. 197
Die norditalienischen Stücke ( Pelobates insubricus oder latifrons)
zeichnen sich im Durchschnitt durch eine etwas breitere Stirne aus;
da aber derartige Individuen ab und zu auch in Deutschland ge-
funden werden, so scheint mir deren Abgrenzung als besondere Form
kaum stichhaltig.
Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt etwa 5—8 cm.
Pelobates verbreitet, wenn er beunruhigt wird, mitunter einen
durchdringenden, knoblauchartigen Geruch. Das viel lebhafter
gefärbte, vom Männchen an Größe kaum verschiedene Weibchen
zeichnet sich namentlich durch eine bedeutendere Anzahl roter
Punkte aus und ist für gewöhnlich stumm, höchstens im Schmerze
Töne ausstoßend, während das Männchen eine tiefe, volltönende
Stimme hat, deren einsilbiges Gequacke dem Rufe des Wasserfrosches
an Stärke am nächsten kommt; ja selbst Junge und sogar erwachsene
Larven geben mitunter schon kurze, quiekende Töne von sich. Unter
den im Frühjahr erscheinenden Batrachiern ist fuscus einer der
ersten; die Männchen kommen gewöhnlich vor den Weibchen heraus
und sind meistens auch in weit größerer Anzahl zu finden als diese.
Die zu jeder Tageszeit stattfindende Paarung dauert selten länger als
einen Tag.
In der Wahl der Laichplätze legt das Tier eine große Sorglosig-
keit an den Tag und werden hiezu sehr oft nur temporäre, durch
Frühjahrswasser gebildete Tümpel und Lachen benutzt, die dann in
regenarmen Sommern durch Austrocknen die ganze in ihr lebende
Brut zugrunde gehen lassen; hiedurch dürfte auch das oft so spo-
radische Vorkommen dieser Art zu erklären sein. Die auffallend
dicke, scheinbar einfache Eischnur ist eigentlich doppelt, indem die
aus jedem Eileiter gesondert heraustretenden Laichstränge erst kurz
vor dem Legen oder selbst während desselben zusammentließen ;
nach den Beobachtungen de 1’Isle’s scheinen sie aber auch
manchmal getrennt zu bleiben. Die dieselbe bildende zähe Gallert-
masse enthält oft über tausend runde und braune, etwa hirsekorn-
große Eier, die mit einem weißen Dotterfleck versehen sind. Der
Laich, in welchem die Eier sehr nahe aneinander liegen, wird an Pflan-
zen nahe der Oberfläche des Wassers befestigt.
Die Entwicklung der Embryonen geht ziemlich rasch vor sich,
so daß die Jungen in der Regel schon nach 6—8 Tagen die Eihüllen
verlassen. Die seitlich stark zusammengedrückten Larven sind frisch
ausgeschlüpft etwa 6 mm lang, kiemenlos, noch ohne gesonderten
Schwanz und von braunschwarzer Färbung. Anfänglich noch in
der sie umhüllenden Gallertmasse liegen bleibend, verlassen sie
dieselbe übrigens bald und hängen sich mittelst ihrer Haftvorrichtung
reihenweise an den Laichschnüren auf. Nun beginnen sich auch
die äußeren Kiemen in der Form kleiner, an den Seiten des Hinter-
kopfes hervortretender Wärzchen zu entwickeln, der Schwanz umgibt
sich mit einem Flossensaum und die Augenpunkte treten besser her-
vor. Auf dieser Entwicklungsstufe pflegen die Kaulquappen schon
nach und nach die Eischnüre zu verlassen und sich gerne an anderen
Gegenständen, namentlich an der Unterseite von Blättern, anzu-
heften. Sobald dann die Kiemenbüschel hervorgebrochen sind,
19 8 Pelobatidae.
fangen sie bereits an, namentlich im Sonnenschein, munter und leb-
haft herumzuschwimmen und sich zu zerstreuen, da sie sich nicht
wie die Larven anderer Anuren noch längere Zeit gesellig zusammen-
halten. Meist eine Woche nach dem Auskriechen verschwinden
übrigens schon die äußeren Kiemen, und die bisher dunkelbraunen,
blau schimmernden Tierchen haben nun eine lehmgelbe oder oliven-
braune Färbung mit namentlich an den Seiten lebhaftem Goldglanz
und hellem Bauch erhalten. Nach und nach kommen dann auch
die dunklen Inselflecken und selbst die roten Sprenkel zum Vor-
schein. Der graugelbe Flossensaum des Schwanzes ist namentlich
oben mit unregelmäßigen schwärzlichen Punkten besetzt. Die unter
der Haut gewöhnlich schon in der vierten Woche erkennbaren Hinter-
beine brechen meist gegen Ende des zweiten Monates hervor, worauf
dann allmählich auch die Rückbildung des mächtigen Schwanzes
beginnt, welche namentlich nach dem Erscheinen der Vorderbeine
ziemlich rasch vor sich geht. Ausgewachsene Larven sind in der
Regel 10—ı2, manchmal aber auch 15—ı7 cm lang, während die
eben das Wasser verlassenden Jungen nach Verlust ihres Schwanzes
selten mehr als 25—30 mm messen. Die ganze Entwicklung nimmt
etwa drei Monate in Anspruch, kann sich jedoch unter ungünstigen
Nahrungs- und Witterungsverhältnissen oft viel länger, ja wie von
manchen behauptet wird, selbst über den Winter hinausziehen und
sollen dann die Ouappen die kalte Jahreszeit im Schlamm der Ge-
wässer eingewühlt überdauern.
Unter allen europäischen Anuren hat Pelobates die größten Larven
und sind dieselben, abgesehen von ihren gewaltigen Dimensionen
in den späteren Stadien ihrer Entwicklung, außer an Färbung und
Zeichnung namentlich an dem schon in diesem Alter deutlich aus-
gebildeten, schaufelförmigen Metatarsalhöcker stets unzweifelhaft
zu erkennen; frisch gefangene Kaulquappen verbreiten in die Hand
genommen einen ausgesprochenen Fischgeruch.
Der Körper dieser Kaulquappen ist etwa ı%—2mal so lang
als breit und %—?/,;, so lang als der Schwanz. Die Nasenlöcher
stehen den Augen näher als der Schnauzenspitze, der Interokularraum
ist mindestens zwei, manchmal nahezu dreimal so breit als der Inter-
nasalraum und merklich breiter als der Mund; an den Lippen kommen
mitunter auch kleine, isolierte Zähne zerstreut in den Mundwinkeln
vor. Das dem After an Größe etwas nachstehende Spiraculum ist
in der Mitte der linken Körperseite oder dem Vorderende etwas
näher gelegen, der scharf zugespitzte Schwanz etwa 2%—31%,mal
so lang als hoch, die Muskelpartie desselben an der Basis beiläufig
die Hälfte seiner größten Höhe betragend. Der obere Flossensaum
ist nicht auf den Rücken fortgesetzt, kaum konvex und etwas höher
als der untere. Von den Drüsenlinien ist nur das von der Schnauzen-
spitze zwischen den Nasenlöchern bis zum Oberrande der Augen
hinziehende Paar deutlicher sichtbar. Die ans Land gegangenen
jungen Krötchen behalten den Schwanz noch längere Zeit und biegen
ıhn, wenn sie sich eingraben, seitlich an den Körper.
Wegen der Gewohnheit, sich bei Tage unter der Erde vergraben
zu halten, kommt die Knoblauchkröte nur auf. leichtem, meist sand-
Pelobates. 1 9 9
und mergelhaltigem Boden vor; da das Erdreich durchziehendes
Wurzelwerk dem Eingraben Hindernisse bereitet, so wird mehr
pflanzenarmes Terrain zum Aufenthalte entschieden vorgezogen;
desgleichen ist auch das steinige Gebirge den Gepflogenheiten des
Tieres nicht günstig, daher dasselbe auch fast nur in der Ebene
oder höchstens im Hügellande zu finden ist; ebenso werden auch
sumpfige und lose Sandstrecken als Landaufenthalt vermieden.
Anläßlich der soeben erwähnten Lebensweise ist auch die Art,
obwohl in manchen Gegenden recht häufig, so doch oft ziemlich schwer
zu finden. Am leichtesten kann man das Tier natürlich im Frühjahr
zur Paarungszeit erbeuten, wo dasselbe während seines allerdings
nur kurzen Aufenthaltes im Wasser nicht schwer zu sehen und auch
durch sein Geschrei zu entdecken ist. Ausgedehnte Sümpfe und
Moore sind, falls man dieselben nicht watend durchschreiten will,
dem Fange weniger günstig als isolierte Pfützen und Lachen, woselbst
das beim Herannahen des Menschen sofort ins Wasser springende
und am Grunde sitzenbleibende Tier entweder mit der Hand oder
mit einem langstieligen Netze ohne viel Mühe zu erhaschen ist. Kann
man aber den Pelobates nicht zur Paarungszeit überraschen, so muß
man trachten, denselben am Lande zu bekommen; hiezu ist natür-
lich vor allem die Ausfindung einer von den betreffenden Tieren
bewohnten Örtlichkeit erforderlich, was, da von den Kröten bei Tage
meist keine Spur vorhanden ist, nur dadurch geschehen kann, daß
man sich in den Gewässern nach den Larven umsieht, die an ihrer
Größe und ihren übrigen Merkmalen nicht leicht zu verkennen und
zu übersehen sind. Da Pelobates nicht einmal in der Dämmerung,
sondern gewöhnlich erst mit Anbruch der Nacht, daher selten vor
neun Uhr, seine Verstecke verläßt, so hat man sich an den betreffenden
Lokalitäten zu geeigneter Zeit mit einer, am besten das Licht nur
nach einer Richtung verbreitenden Laterne auf die Suche zu begeben
und wird meist eine reiche Ausbeute machen. Die Tiere springen gut,
wühlen sich bei herannahender Gefahr in günstigem Terrain oft mit
erstaunlicher Schnelligkeit ein oder pflegen sich auch, vom Lichte
plötzlich getroffen, unter Einziehung des Kopfes und der Beine auf
den Boden zu ducken und unbeweglich in dieser Stellung zu ver-
harren, so daß sie dann leicht ergriffen werden können. _ Das letztere
Verhalten ist namentlich bei eben verwandelten Jungen häufig
zu beobachten, obwohl diese, abweichend von den Erwachsenen,
manchmal auch am hellichten Tage namentlich bei Sonnenschein
herumstreifend angetroffen werden. Auch suchen sich frisch Ge-
fangene, ähnlich wie andere Anuren, durch Ausspritzen einer wässeri-
gen Flüssigkeit aus der Kloake zu verteidigen und in der Hand gehalten
durch Scharrbewegungen der Hinterbeine zu befreien. Am günstigsten
für den Landfang erweisen sich warme, windstille Sommernächte,
in denen man in vorgerückten Abendstunden die Tiere am häufigsten
antrifft, vielleicht wohl auch deshalb, weil sie um diese Zeit die meiste
_ Nahrung finden. — Den kurzen Winterschlaf machen die Tiere am
Lande durch.
Die geographische Verbreitung von Pelobates fuscus fällt so
ziemlich mit der von Bombinator igneus zusammen, was sich aus dem
200 : Pelobatidae.
Umstande, daß beide Arten Bewohner der Tiefebenen sind, erklärt.
Zunächst erstreckt sich die Knoblauchkröte vom mittleren Jüttland
über Schleswig-Holstein, Seeland, Laaland, und das südlichste
Schweden, also etwa vom 56." n. B. an durch das germanische Tief-
land über Belgien nach Frankreich, woselbst die Umgebung von
Paris der westlichste Standort zu sein scheint. Nach Norden zu
rückt dann die Verbreitungsgrenze weiter hinauf, indem das Tier
längs des Baltischen Meeres durch die russischen Ostseeprovinzen
bis gegen Petersburg, also bis zum 60.’ n. B. vordringt. Von hier
aus zieht sich, soweit bis jetzt bekannt, von einer über Moskau und
Uralsk gezogenen Linie die Verbreitung östlich und südlich bis zum
Kaspischen und Schwarzen Meere, sowie bis gegen die Karpathen
hinab; außerdem kommt die Art noch in der lombardischen Tief-
ebene vor. Das in dieser liegende Bologna (44 %°), sowie Simferopol
in der Krim (45° n. B.), woselbst das Tier von Keßler gefunden ward,
dürften als die südlichsten Vorkommnisse anzusehen sein. — Von
den genannten Tiefländern aus ist dann Pelobates, den dieselben
durchströmenden Flüssen folgend, in viele in deren Oberlauf gelegene
Täler und Landstriche vorgedrungen. So ist er vor allem längs der
Donau in die ungarischen Tiefebenen, von hier durch das Marchfeld
in die Gegend von Wien und Linz, dann längs der Drau und Mur in
das östliche Steiermark, sowie im weiteren Oberlaufe des Stromes
in die Täler des Lech, der Wertach und der Isar gelangt. Von der
Oder aus ist das Tier in die Täler der Neisse und Ohlau bis Ratibor,
der Elbe folgend in die Gegenden an der Saale, Ilm und Mulde sowie
bis in das nördliche Böhmen gelangt. Längs des Rheins und seiner
Nebenflüsse drang dann die Knoblauchkröte in die an der Ruhr,
Lahn, Nahe, dem Main und der Regnitz liegenden Landstriche bis
Nürnberg, sowie in der oberrheinischen Tiefebene bis zu deren Süd-
ende vor.
Alle anderen Angaben über das Vorkommen dieser Art in den
Alpen- und Karstländern sowie auf der Balkanhalbinsel haben sich
nicht bestätigt und dürften auf einer Verwechslung mit Bufo variabılıs
beruhen.
In der Gefangenschaft ist Pelobates fuscus leicht durchzubringen,
aber wegen seiner ausschließlich nächtlichen Lebensweise für Laien
weniger zu empfehlen. — Angemessen seinen Lebensgewohnheiten
ist das Tier in einem Terrarium oder auch nur in einer nicht zu kleinen
Kiste unterzubringen und der Boden des betreffenden Behältnisses
mit einer ziemlich hohen Schicht von zur Hälfte mit Sand gemischter
Erde zu bedecken. Denn nur wenn die Knoblauchkröte ihrem Be-
dürfnisse sich einzugraben genügen kann, fühlt sie sich wohl, während
sie sonst eine sehr traurige Existenz führt und träge und schläfrig
mit allen Symptomen des Unbehagens dasitzt. Sie tut letzteres
gewöhnlich nach Hundeart mit hoch aufgestemmten Vorderbeinen,
während die hinteren Gliedmaßen so weit nach vorne gezogen sind,
daß der Rumpf über dieselben nach rückwärts hinausragt. Die
eingegrabenen Tiere kommen erst in den späteren Abendstunden
zum Vorschein, kriechen und springen lebhaft in ihrem Gefängnisse
herum und suchen die ihnen hergerichtete Nahrung auf; als solche
Pelobates. 201
kann man außer dem sonst für Froschlurche üblichen Futter auch
noch Nacktschnecken verwenden, die ebenfalls nicht ungern genom-
men werden; eine Lieblingsspeise sind noch die Küchenschaben
(Periplaneta orientalis). Die Gefangenen bleiben die ganze Nacht
munter und lebhaft und werden selbst oft noch früh morgens ober-
halb der Erde angetroffen; sie sind nicht so wild und ungestüm
wie die Frösche, sondern mehr dumm und stumpfsinnig, dabei aber
doch gegen Temperaturänderungen recht empfindlich und wenn
davor nicht geschützt, nicht selten eingehend. Vor dem Tode nehmen
sie gewöhnlich eine auffallend lichte Färbung an. — Die ausschließ-
lich terrestrische Lebensweise der Tiere dokumentiert sich auch
dadurch, daß selbst die im Aquarium gezogenen Larven in den späteren
Stadien ihrer Entwicklung mit Vorliebe auf der Insel verweilen und
nur gestört von derselben ins Wasser springen. — Ganz junge Kaul-
quappen nähren sich von mit dem Bodenschlamm aufgenommenen,
äußerst kleinen Organismen, später sind selbe dann in bereits ge-
schilderter Weise mit animalischem Futter zu versehen.
2. Pelobates eultripes: Caput vertice plano, supra lateribusque totum
aspero-granosum, spatium internasale oculo multo angustius,
discus subpollicarius aterrimus. — Long. 7—9 cm.
Rana cultripes Cuv. Regn. anim. Il,:pag. 105 (1829). — Rana-
calcarata Michah. Isis XXIII, pag. 807, 4 (1830). — Cultripes
provincialis Müller Isis XXV, pag. 538 (1832). — Bufo cal-
caratus Schinz Naturg. u. Abbild. d. Reptil. pag. 233, tab. 96, fig. 2
(1833). — Bombinator fuscus Dug. Recherch. sur l’osteol. et la
myol. d. Batrac. tab. II, fig. 1I—ı4 (1834). — Pelobates fuscus
Bonap. Icon. Fauna Ital. II (1838). — Pelobates cultripes
Tschudi Classificat. d. Batrach. pag. 83 (1839). — Didocus cal-
caratus Cope Journ. Ac. Philad. (2) VI, pag. 8ı (1866).
Der vorigen Art im allgemeinen ziemlich ähnlich, doch, abge-
sehen von der meist beträchtlicheren Größe, durch nachfolgende
Merkmale gut und sicher unterschieden. Der Kopf zeigt hinten
keine Auftreibung und ist oben und an den Seiten durch mehr oder
weniger dichtstehende Körner nahezu ganz rauh, so daß nur die
Schnauzenspitze nebst den Augenlidern glatt erscheinen. Der
Internasalraum ist viel schmäler als der Durchmesser des Auges,
die Nasenlöcher sind von den Augen gewöhnlich deutlich weiter als
voneinander entfernt. Nebstdem ist die hornige Scheibe an den
Hinterfüßen viel stärker entwickelt als bei fuscus, etwas länger als
der gegenseitige Abstand der Nasenlöcher, meist auch sehr hoch und
scharf schneidig und stets von tief glänzend schwarzer Farbe. Die
Zeichnung stimmt so ziemlich mit /uscus überein, indem auch hier
auf grauem oder strohgelbem Grunde braune, schwarzgrüne oder
selbst tiefschwarze, teils isolierte, teils ineinander fließende Flecken
stehen, die auf dem Rücken gewöhnlich am größten sind; die äußersten
‚Spitzen einiger oder auch aller Hinterzehen sind öfters schwarz.
Die Kaulquappen von cultripes sind von denen der vorher-
gehenden Art dadurch verschieden, daß die Nasenlöcher weiter von-
einander abstehen, so daß der Internasalraum mindestens der halben
202 Hylidae.
Breite des Interokularraumes und etwa der Weite des Mundes
entspricht. Auch sind an der Oberlippe die zweite und dritte
Zahnreihe noch kürzer und weiter auseinandergerückt und an
der Unterlippe meist sämtliche Reihen unterbrochen. Desgleichen
ist auch der Schwanz kürzer und kaum anderthalbmal so lang
als der Körper. Da die Drüsenpunkte schwarz sind, so können
ferner die durch selbe gebildeten Reihen viel besser unterschieden
werden.
Die Färbung ist oben rötlichgelb, unten graulich oder bläulich-
weiß, der Schwanz mit kleinen braunen Flecken besetzt. — Auch
bei dieser Art kann der Körper der erwachsenen Larve die Größe
eines Tauben-, ja mitunter selbst eines Hühnereies erreichen.
Das Vorkommen dieser Art ist ausschließlich auf Südfrankreich
und die Pyrenäische Halbinsel beschränkt, woselbst das Tier nament-
lich in sandigen Gegenden häufig ist.
3. Familie. Hylidae.
Maxilla inferior edentula.
Dentes palatini choanis interpositt.
Lingua cordata postice libera.
Pupilla circularis horizontalis.
Digiti apice discis scansortis instructt.
Der Körper ist ziemlich schlank, gewölbt und froschartig, mit
stumpfer Schnauze. Die Pupille ist kreisförmig, die Parotiden sind
niemals entwickelt. Die Zunge ist in ihrem hinteren Teile stets frei.
Die Männchen haben an der Kehle gut entwickelte Schallblasen.
Der Oberkiefer ist stets bezahnt, der Unterkiefer zahnlos. Die
Gaumenzähne stehen in zwei in der Gegend der inneren Nasenlöcher
befindlichen Quergruppen. Von den schlanken Beinen sind besonders
die hinteren bedeutend verlängert. Die Finger und Zehen haben
an ihrer Spitze eine tellerartige oder scheibenförmige Erweiterung,
welche durch festes Anpressen an die Unterlage und durch Zurück-
ziehen des mittleren Teiles als eine Art Saugnapf verwendet wird,
und die Tiere befähigt, sich nicht nur an vollkommen glatten, verti-
kalen Flächen zu erhalten, sondern selbst auf der Unterseite von
Blättern, Zweigen und dergleichen mit nach abwärts gekehrter Ober-
seite durchaus fest und sicher zu sitzen. Die Haut ist auf der Ober-
seite glatt, unten jedoch stets mit zahlreichen, an der Spitze (bei
gehöriger Vergrößerung) mit einer feinen Öffnung versehenen Warzen
bedeckt, welche wahrscheinlich zur Aufsaugung der auf den Blättern
niedergeschlagenen Tautropfen dienen.
Sämtliche Mitglieder dieser formenreichen Gruppe sind Baum-
tiere, welche mit Hilfe ihrer Saugscheiben sehr geschickt im Gezweige
herumklettern und ihre aus Insekten bestehende Nahrung in ge-
wandten Sprüngen erhaschen. Sie gehen nur zur Paarungszeit ins
Wasser, um ihren in Klumpen zusammenhängenden Laich daselbst
Hyla. 203
abzusetzen, bei welchem Geschäfte das Männchen das Weibchen in
der Achselgegend umfaßt; die Larven sind laevogyrin.
Diese vorzugsweise auf die westliche Halbkugel beschränkte
Familie hat in Europa nur einen einzigen Vertreter.
I. Gattung. Hyla.
Laurenti Synops. reptil., pag. 32, IV (1768).
Calamita Schneid. Histor. amphib., I, pag. 151 (1799).
Hyas Wagl. natürl. Syst. d. Amphib. pag. 201, 7 (1830).
Dendrohyas Wagl. l. c. pag. 342 (1830).
Tympanum conspicuum.
Pedes postici plantis semipalmatıs.
Das Trommelfell ist deutlich, die Zehen der Hinterfüße sind
durch halbe Schwimmhäute verbunden. Die übrigen Merkmale
der Gattung stimmen mit denen der Familie überein.
1. Hyla arborea: Canthus rostralis conspicuus. Spatium interoculare
palpebrae saltem aequale. Lingua postice emarginata. Articu-
latio tibio-tarsalis oculos saltem adtingens. — Long. 3—5 cm.
Rana viridis Linne Fauna suec. I, pag. 94, 252 (1746). — Rana
Hyla Linne Syst. nat., pag. 213, 15 (1758. — Rana arborea Linne
Fauna suec. II, pag. 102 (1761). — Hyla viridis_Laur. Synops. reptil.,
pag. 33, 26 (1768). — Calamita arboreus Schneid. Hist. amphib.
I, pag. 153 (1799). — Hyla arborea Cuv. Regne anim. II, pag. 94
(1817). — Hyas arborea Wagl. Natürl. Syst. d. Amphib. pag. 20, ı
(1830). — Dendrohyas arborea Tschudi Classificat. d. Batrach.,
pag. 74, 12 (1839). — Dendrohyas viridis Fitzing. Syst. reptil. I,
pag. 30 (1843).
Typus: Supra laete viridis, concolor, subtus albida, fascia laterali
var.
var.
var.
var.
flexuosa ad lumbos introrsum sinuata. Tibiae femoribus bre-
viores.
a) Ut typus, sed stria frenali obsoleta, gula ad Jatera viridi fas-
ciaque laterali saepius interrupta.
Hyla arborea var. intermedia Bouleng. Catal. Batr. grad.,
pag. 381 (1885).
b) Ut typus, sed tibia femore paullulum longiore.
Hyla arborea var. Molleri Bedrg. Bull. Soc. Nat. Mosc., pag. 474
(1889).
c) Fascia laterali nonnumgquam interrupta ad lumbos haud
sinuata. Tibris femoribus paullulum longioribus.
HylaSavignyi Audouin Descript. Egypte, Suppl., pag. 183 tab. II,
fig. 13 (1827). — Hyla arborea var. Savignyi Boulg. 1. c.,,
pag. 380 (1885).
d) Gula ad latera viridi, fascia laterali obsoleta, tibiis femoribus
multo longtoribus.
Hyla arborea var. meridionalis DBoettg. Ber: Senckenb.
naturf. Ges. IX, pag. 66 (1874). — Hyla Perezii Bosea Annal. Soc.
Esp. hist. nat. IX, pag. 181 (1880). — Hyla barytonus Her. Royer
Bull. Soc. zool. France pag. 220, tab. IX (1884).
204 Hylidae.
var. e) Fascia laterali medio interrupta, tibiis femoribus subaequa-
lisbus.
Erylamsarbior era varı ontemita Is Bedrs.= Bull> Soc. impsNdk
Mosc., pag. 473 (18809).
var. f) Supra maculis striüisque obscuris variegata. Fascia laterali
nonnumquam interrupta postice haud sinuata, interdum obsoleta.
Rana sarda Bonelli in litt. — Dendrohyas sarda De Betta
Catal. Sept. Rev. Nat. Rept. pag. 24 (1853). — Hyla viridis var.
sarda Boettg. Ber. Senckbg. nat. Ges. IX, pag. 143 (1880).
Der Körper ist mäßig schlank, nach rückwärts gegen die Hinter-
beine zu stark eingezogen, mit gewölbtem Rücken. Der Kopf ist
deutlich breiter als lang, oben zwischen den Augen flach und nach
vorn bis zu den Nasenlöchern kaum merkbar, von da
aber fast senkrecht abfallend; die Kopfseiten sind
nahezu vertikal, die Schnauze stumpf zugespitzt oder
abgerundet. An den Nasenlöchern entspringt eine
deutliche Kante, welche, durch das Auge unter-
brochen, um das Trommelfell herumläuft, sich hinter
demselben nach abwärts biegt und oft in eine an
den Rückenseiten bis zum Körperende fortgesetzte
Längsfalte übergeht. Die Nasenlöcher sind mittel-
groß, meist etwas höher als breit und an den Seiten
des Kopfes unmittelbar unter dem Ende der Schnau-
zenkante gelegen; sie sind voneinander etwa so weit
wie von den Augen entfernt; der Interokularraum
ist mindestens so breit wie ein oberes Augenlid. Das
Hyla arborea. Trommelfell ist ziemlich kreisförmig, kleiner als das
a Vorderfuß. Auge. Die Kehle zeigt eine aus’ schlaffer Haut be-
stehende, bald mehr, bald weniger ausgebildete
Ouerfalte. Die inneren Nasenlöcher sind ziemlich groß, rundlich
oder etwas in die Quere verlängert, der Gaumen beiderseits mit
einer nach hinten ziehenden Längsfurche versehen. Die Gaumen-
zähne bilden zwei kurze, zwischen den inneren Nasenlöchern stehende,
nach hinten etwas konvergierende Gruppen, welche voneinander
etwa ebenso weit wie von jenen entfernt sind. Die ziemlich große
und flache Zunge ist im allgemeinen von unregelmäßig kreisförmiger
Gestalt, an der Oberfläche meist mit unbestimmten Vertiefungen
versehen, in ihrem hinteren Teile fast bis zur Hälfte frei und daselbst
in der Mitte mit deutlicher, bald seichterer, bald tieferer Ausrandung.
Die Vorderbeine sind.etwa von Rumpflänge, die hinteren überragen
nach vorn gestreckt den Kopf mindestens um Fußlänge. Die Vorder-
füße haben vier nur am Grunde durch eine kaum merkbare Spann-
haut verbundene Zehen, von denen die dritte die äußerste nur wenig
überragt; eine Daumenschwiele ist nicht vorhanden. Die Hinter-
zehen sind etwa bis zur Hälfte oder auch etwas darüber mit dünnen
Schwimmhäuten verbunden, die dritte und fünfte ziemlich gleich
lang, der Daumen an seiner Basis mit deutlicher Längsschwiele. Die
Haut ist am Rücken vollkommen glatt, auf der Unterseite klein und
dicht warzig, die Sohlen der Vorderfüße rauh, die Gelenke aller
Hyla. 205
Zehen unten stark kugelig angeschwollen; die Haut des Unterarmes
bildet oben vor der Handwurzel eine deutliche Ouerfalte.
Bei der weiten Verbreitung von Hyla kann es nicht auffallen,
daß dieselbe in je nach dem Wohnorte oft sehr verschiedenen Formen
und Varietäten auftritt, die mitunter so auffallend voneinander
abweichen, daß sie von manchen Autoren selbst für eigene Arten
gehalten werden.
Bei den in Nord- und Mitteleuropa vorkommenden typischen
Stücken sind die Schienen kürzer als die Schenkel, so daß, wenn
letztere senkrecht vom Körper ab- und die Schienen ihnen parallel
zurückgebogen werden, die Fersen nicht zur Berührung kommen
(Fig. 36). Die Färbung der Oberseite besteht aus einem gleichmäßigen
hellen Grün, das bei jüngeren Tieren meist
lichter und ins Gelbliche geneigt ist, mit
zunehmendem Wachstum aber allmählich
in ein satteres, reines Grün übergeht;
übrigens hat sowohl der Standort, als
auch das Licht sowie die Zeit der Häu-
tung und der Paarung auf die leicht ver-
änderliche Farbe einen großen Einfluß
und während unter sonst gleichen Um-
ständen die Einwirkung des Lichtes die
Färbung erhöht, färbt der Mangel desselben das Tier in kurzer Zeit
dunkler, mitunter bräunlich oder selbst schwärzlich. Auch sind die
Tiere imstande, ihre Farbe nach der Färbung der ihnen zum Aufent-
halte dienenden Pflanzen in der Weise zu modifizieren, daß sich ihr
Kolorit dem der betreffenden Pflanzen mehr oder weniger genau
anpaßt. Unmittelbar nach der etwa alle vierzehn Tage stattfindenden
Häutung ist die Oberseite gewöhnlich mehr asch- oder lavendelblau,
mitunter auch grasgrün, nach dem Laichen häufig grau oder unregel-
mäßig gefleckt oder gemarmelt, in manchen Fällen selbst schwärzlich.
Die Färbung der Oberseite ist nach außen zu stets durch einen
schwärzlichen, oben gelblich oder weißlich gesäumten Streifen be-
grenzt, der, gewöhnlich an den Nasenlöchern entspringend, längs
der Schnauzenkante über die Augen und das Trommelfell hinweg-
zieht und in bald geringerer, bald größerer Breite meist in seichten
Wellenbiegungen an den Seiten des Rückens bis zum Ursprung der
Hinterbeine verläuft, vor denen er eine nach innen gerichtete Ein-
buchtung, die sg. Hüftschlinge, bildet. Dieser Streifen
geht häufig auch mehr oder weniger deutlich auf die Beine über,
zu deren beiden Seiten er sich bis zu den Fußwurzeln hinzieht, wo
sich dann die beiden einander entgegengesetzten Streifen meist über
den Handgelenken verbinden und auch den Rand der Füße noch
mehr oder weniger dunkel säumen, wodurch dann die Färbung der
Oberseite an den Fußwurzeln scharf abgeschnitten erscheint und die
an der Oberfläche der Füße zurückbleibende Grundfarbe die Form
eines meist ziemlich großen, breit herzförmigen, nach außen hell
umrandeten Fleckens annimmt.
Die Aftergegend ist fast immer schwärzlich, weiß punktiert,
die Unterseite weißlich oder bräunlich, die Finger mehr oder weniger
Fig. 306.
Hyla arborea Linne. Typus.
2 06 Hylidae.
rosa oder fleischfarben. Die Iris ist golden, die Pupille schwarz.
Das erwachsene Männchen hat eine schwarzbraune Kehle, deren
Färbung von der durchscheinenden, az a ander Schall-
blase herrührt. -
Die in Italien und auf Sizilien ee oririe ie Hyla intermedia
Boulg. stimmt im ganzen mit der Stammform überein, zeichnet sich
aber durch auffallend schmächtige Hinterbeine aus. Der vom Nasen-
loch zum Auge ziehende dunkle Zügelstreifen ist in der Regel ver-
loschen, der Rumpfstreifen nach rückwärts nicht selten aufgelöst
und die Hüftschlinge öfters nur schwach ausgebildet; auch greift das
Grün des Kopfes nach unten zu auf die Kehle über.
Die aus Portugal als Hyla Molleri Bedr. beschriebene Form
unterscheidet sich von der typischen nur durch die Bildung der Hinter-
beine, an denen wegen der im Vergleich zu den Schenkeln etwas
längeren Schienen, die Fersen in der in Fig. 37 abgebildeten Lage
einander berühren.
Eine weit größere Verschiedenheit zeigt schon die von den
Mittelmeer-Inseln stammende Hyla Savignyi Aud., welche schon
durch die kurze, sehr breit- und flach-
bogig zugerundete Schnauze auffällt.
Obwohl in den sonstigen Proportionen
mit der Stammform übereinstimmend
zeigt sie sich doch in der Bildung des
Seitenstreifens sehr abweichend, indem
derselbe häufig unterbrochen ist und in
Fig. 37. a ne es en z
ildet; desgleichen ist auch der an der
N Schnauzenkante und über dem Trommel-
fell hinziehende Frenal- und Supratemporalstreifen manchmal nur
schwach ausgebildet.
Noch auffallender ist die Form meridionalis Boettg., bei welcher
der dunkle Seitenstreifen nur mehr auf der Schnauze und in der
Schläfengegend vorhanden ist, am Rumpfe
hingegen ganz fehlt. Das Grün der Ober-
seite geht hier wie bei intermedia auch
auf die Kehle über und die Schienen sind
viel länger als die Schenkel, so daß sich
bei gegeneinander gebogenen Hinter-
beinen die Fersen merklich überragen
Fig. 38. (Fig. 38). — Diese von allen anderen
Hyla meridionalis Boettg. sehr abweichende Form ist aus Südfrank-
reich, dem Festlande von Italien, der
Pyrenäischen Halbinsel und von den Balearen bekannt.
Bei der an den Donaumündungen und in Südrußland vorkom-
menden Hyla orientalis Bedr. sind Seitenstreifen und Hüftschlinge
voneinander getrennt und manchmal nur schwach ausgeprägt. Der
helle Saum des Rumpfstreifens zeigt sich besonders entwickelt, so
daß er mitunter den dunklen Teil desselben an Breite übertrifft,
der vom Nasenloch zum Auge ziehende Frenalstreifen ist manchmal
hellgesäumt, Schenkel und Schienen sind ziemlich gleich lang.
Hyla. 207
Endlich kommt noch auf den Mittelmeerinseln, namentlich
auf Korsika und Sardinien, eine durch ihre Färbung auffallende
Form vor, die gewöhnlich als Zyla sarda Bon. bezeichnet wird. Die
öfters graue oder bräunliche, manchmal selbst lebhaft kastanien-
braune Oberseite ist hier in sehr verschiedenartiger Weise mit meist
dunkleren, selten helleren schwarzen, grauen, braunen, gelben, ja
selbst bläulichen oder rötlichen Flecken und Strichen, an den Schen-
keln mit eben solchen Querbinden besetzt. In manchen Fällen
zeigen die dunklen Flecken, namentlich wenn 'sie mehr gestreckt
sind, lichtere Säume und ziehen oft in einer ziemlich regelmäßigen
Längsreihe zu beiden Seiten des Rückens hin, dem dunklen Seiten-
streifen gewöhnlich unter einem Winkel begegnend oder auch mit
ihm verschmelzend, so daß dann letzterer als solcher verschwindet
und die Oberseite häufig unmerklich in die im Vergleich mit
typischen Stücken oft auch dunkler gefärbte Unterseite über-
eht.
: Die Größe erwachsener Laubfrösche wechselt von 31, bis reich-
lich 5 cm; letzteres Maß wird aber nur von Stücken aus dem süd-
lichen Europa erreicht.
Die Männchen überwiegen an Zahl die Weibchen bedeutend und
verlassen auch die Winterquartiere früher als die letzteren, diese
zur Zeit der Paarung oft längere Zeit hindurch im Wasser erwartend.
Der Laubfrosch hat unter allen einheimischen Anuren den am wenig-
sten intensiven Geschlechtstrieb und lassen sich in der Begattung
begriffene Tiere hiebei viel leichter als andere Froschlurche stören
und auch trennen. Da überdies das Männchen der bei anderen
Ordnungsverwandten vorkommenden Haftvorrichtungen (Ver-
dickung des Daumens, Brunstschwielen u. dgl.) entbehrt, so kann
sich dasselbe an dem Weibchen auch nicht besonders festhalten
und muß sich damit begnügen, seiner Erkorenen die geballten Fäuste
in die Achselgegend zu stemmen. Nach der etwa 2—3 Tage währen-
den Paarung setzt das Weibchen 2—5 Klumpen kleiner, gelbbrauner
Eier ab, welche zu Boden sinken und nach 10—ı2 Tagen die Larven
liefern, deren Größe unter allen europäischen die geringste ist, da
sie beim Ausschlüpfen kaum 5 mm messen.
Der Körper der Kaulquappen ist etwa I!/,—I1smal so lang als
breit und beiläufig halb so lang als der Schwanz. Die Nasenlöcher
sind von der Schnauzenspitze weiter als von den Augen entfernt,
letztere ganz seitlich gestellt, von oben und unten gleichmäßig sicht-
bar und dem Spiraculum mehr als dem Schnauzenende genähert.
Der Interokularraum ist I%—2mal so breit als der Internasalraum,
letzterer etwa der Mundöffnung gleichkommend. Das links gelegene
Spiraculum ragt nicht stark vor, sieht nach oben und hinten, ist dem
hinteren Ende des Körpers näher als dem vorderen und von oben
und unten sichtbar. Der After ist außer der Symmetrielinie auf
der rechten Körperseite ober dem Untersaume der Schwanzflosse
gelegen. Der Schwanz ist 1?/,—2!/;mal so lang als der Körper und
2—2W%,mal so lang als hoch, am Ende stark verengt zugespitzt oder
selbst dornartig ausgezogen, sein Obersaum konvex und über den
Rücken bis nahezu zwischen die Augen, der ebenso hohe Untersaum
208 Hylidae.
über den After hinaus auf den Bauch fortgesetzt, der Muskelteil
mindestens !/; der Gesamthöhe betragend.
Der Mund ist viel breiter als lang, quer elliptisch, sein die Lippen
nach außen begrenzender Papillensaum oben in der Mitte unter-
brochen und unten, oder wenigstens an den Seiten zweireihig. Über
der Mundöffnung stehen zwei, unter derselben drei Reihen von Zähnen,
welche mit Ausnahme der kürzeren ersten an der Unterlippe fast
die ganze Breite des Mundes einnehmen. Die zweite Reihe der Ober-
lippe ist in der Mitte schmal unterbrochen, ebenso auch manchmal
die erste unten, der Schnabel ist schwarz gesäumt, die Drüsenlinien
sind oft sehr undeutlich.
Die Färbung der Larven ist anfangs weißgelb, wird aber mit
fortschreitendem Wachstum allmählich dunkler, gelbgrün bis oliven-
farben, das Tier überdies noch mit Gold-, am Bauche mit Perlmutter-
glanz übergossen und mit eben solchen Flecken gesprenkelt. Der
gelbliche Muskelteil des Schwanzes ist bald einfarbig, bald schwärz-
lich punktiert und manchmal auch mit einer schwarzen Mittellinie
an der Basis, der Flossensaum weißlich, entweder ebenfalls einfarbig
oder mehr oder weniger verworren grau und schwärzlich gefleckt
und punktiert. Erst im späteren Alter setzt die Färbung der Ober-
seite in Gelbgrün um, und wenn endlich die Ouappen ausgewachsen
sind, verlassen sie das Wasser als etwa I5 mm lange, meist noch
mit einem kleinen Schwanzstummel versehene Fröschchen, die außer
ihrer hellen Färbung noch wegen des lebhaften, an den Seiten des
Körpers und der Beine hinziehenden Goldschimmers ein besonders
schmuckes Aussehen haben.
Bei Hyla meridionalis Boettg. ist die zweite Reihe der Ober-
lippenzähne in der Mitte breit unterbrochen und der Muskelteil des
Schwanzes mit drei feinen, schwarzen Längslinien versehen.
Die ganze Verwandlung nimmt gewöhnlich drei Monate oder
etwas darüber in Anspruch, kann aber in der Austrocknung unter-
worfenen Pfützen oft so beschleunigt werden, daß sie mitunter kaum
über einen Monat zu ihrer Vollendung braucht. Unter normalen
Verhältnissen verlassen die Jungen in der Regel im Juli oder August
das Wasser; ein Überwintern der Larven kommt nur ausnahms-
weise vor.
Der Laubfrosch lebt bekanntermaßen auf Bäumen und Sträuchern
oder auch im Röhricht der Sümpfe, woselbst er sich besonders nach
der im April oder Mai stattfindenden Paarung noch längere Zeit
hindurch aufhält. Er ist in der Regel erst im vierten Jahre aus-
gewachsen und fortpflanzungsfähig und läßt dann seinen lauten
Ruf gewöhnlich abends und namentlich zur Paarungszeit ertönen,
wobei seine große Schallblase an der Kehle kugelförmig hervortritt.
In der Gefangenschaft gelingt es jedoch, durch reichlichere Nahrung
das Tier schon nach zwei Jahren zur vollendeten Reife zu bringen.
Die Überwinterung findet im Schlamme der Gewässer statt. Vor
den anderen Fröschen zeichnet sich der Laubfrosch durch weit ge-
ringere Scheu und Furchtsamkeit aus, indem er, wohl im Vertrauen
auf seine schützende Färbung, bei Annäherung des Menschen nur
selten entflieht, sondern sich meist ruhig ergreifen läßt. — Interessant
Hyla. 209
ist nach einer Mitteilung Tomasinis, daß in der Herzegowina
in Höhen von über 1000 m in oft stundenweit von ständigen Wasser-
ansammlungen entferntem, vollkommen vegetationslosen Trümmer-
karste zuzeiten Laubfrösche, teils auf Steinen sitzend, teils herum-
springend, nicht selten und zwar in den verschiedensten Färbungen,
grün, grau, braun und gefleckt, angetroffen werden.
ı $- Die Gefangenschaft verträgt Hyla sehr gut und hält bei gehöriger
Pflege jahrelang aus. Wird sie wie gewöhnlich in einem Glase mit
der üblichen Leiter gehalten, so ist der Boden desselben nicht mit
Wasser, sondern vorteilhafter mit ein paar Finger hoch etwas toniger
Erde zu bedecken, in welche man eine leicht keimende und nicht
zu hoch wachsende Pflanze säet. Diese wird dann bald den ganzen
Boden bedecken und dem Tiere den gewohnten Aufenthalt im
Grünen gewähren. Die zum Gedeihen der Pflanze nötige Feuchtig-
keit genügt auch, um den Laubfrosch bei gutem Wohlbefinden zu
erhalten. In einem größeren Behältnis ist jedenfalls auch das An-
bringen eines Wassergefäßes zu empfehlen. Wird er in Aquarien
gehalten, so sind selbe für seinen gewöhnlichen Aufenthalt mit einer
bepflanzten Insel zu versehen und dürfen wegen der Spring- und
Kletterfähigkeit des Tieres nicht offen sein. Eine direkte Einwir-
kung der Sonnenstrahlen ıst, namentlich in Glaskäfigen, sorgsam
zu vermeiden. Im Winter ist der betreffende Behälter in einem
frostfreien Raume unterzubringen; die meist aus Stubenfliegen und
Mehlwürmern bestehende Fütterung kann in dieser Jahreszeit auch
unterbleiben.
Die Stimme der Männchen ist bei aus südlichen Ländern stam-
menden Stücken tiefer und stärker als bei mitteleuropäischen oder
nördlichen Tieren. Beim Fange hat man auf das sehr scharfe und
ätzende Hautsekret dieser Art zu achten und ist daher mit der den
Laubfrosch gehaltenen Hand das Berühren der Schleimhäute des
Mundes und der Nase, der Augen sowie offener Wunden u. dergl.
zu vermeiden. Auch in dieser Richtung sind Exemplare aus wär-
meren Gegenden ihren nördlichen Artgenossen überlegen.
Unter den europäischen Lurchen gehört der Laubfrosch zu den
am meisten verbreiteten Arten, indem er etwa vom 58. n. B.
an nahezu unseren ganzen Weltteil, sowohl das Festland als auch
die meisten, namentlich größere Inseln bewohnt, daselbst nur be-
sonders rauhe, sowie auch wasser- und vegetationsarme Gegenden
vermeidend. Auch im Hochgebirge findet er sich nicht, obwohl er
in vertikaler Richtung immerhin noch stellenweise bis zu I500o m
Meereshöhe angetroffen wird. Er fehlt nur in Großbritannien und
Irland, in Norwegen und im mittleren und nördlichen Schweden,
sowie in den ober dem 56. Breitengrade gelegenen Landstrichen des
russischen Reiches.
Schreiber, Herpetologia europaea. 14
210 Bufonidae.
4. Familie. Bufonidae.
Pupilla horizontalıs.
Maxilla inferior et superior edentulae.
Der Körper ist plump, in der Mitte oft bauchig verdickt und
aufgedunsen, der Rumpf auf der Oberseite entweder deutlich ge-
wölbt oder aber auch platt und abgeflacht. Die Schnauze ist kurz
und breit, zugerundet oder abgestutzt. Die oft stark vorstehenden
Augen haben eine in horizontaler Richtung verlängerte, spitzwink-
lige und sehr erweiterbare Pupille; die kleinen Nasenlöcher stehen
gewöhnlich weit nach vorn. Das Trommelfell ist sichtbar, die Paro-
tiden sind gut entwickelt und mehr oder weniger wulstartig vortre-
tend. Beide Kiefer und auch der Gaumen sind vollkommen zahnlos,
die im inneren Mundwinkel gelegenen Mündungen der eustachischen
Röhren sehr deutlich. Die Zunge ist groß und schmal, wenigstens
doppelt so lang als breit, am Hinterrande fast immer ganz und nur
mit ihrem vorderen Teile am Boden der Mundhöhle befestigt. Die
Beine sind kräftig, die vorderen mit vier rundlichen oder abge-
flachten, die hinteren mit fünf Zehen. Die Haut ist durch erhabene
Körner und Warzen rauh und uneben.
Diese vorzugsweise den Äquatorialgegenden eigentümliche Fa-
milie ist in Europa nur durch eine einzige Gattung vertreten.
I. Gattung. Bufo.
Laurenti Synops. reptil., pag. 25, II (1768).
Dentes palatini nulli.
Lingua posterius libera, integra.
Parotides distinctae.
Cutis verrucosa.
Der Körper ist gedrungen, der Kopi platt. Die Ohrdrüsen treten
als längliche Wülste an den hinteren Kopfseiten vor, die nach vorn
meist etwas verschmälerte Zunge ist im ganzen von länglicher oder
schmal eiförmiger Gestalt, nicht ausgerandet und in ihrem größeren
hinteren Teile vollkommen frei und herausschlagbar.. Die Männ-
chen besitzen an der Kehle meistens innere, durch zwei neben der
Zunge liegende Längsspalten mit der Mundhöhle zusammenhängende
Schallblasen. Die Beine sind kurz, die hinteren nur mäßig verlän-
gert, mit fünf, selten mehr als bis zur Hälfte mit Schwimmhäuten
verbundenen, oft aber auch fast ganz freien Zehen; von diesen ist
an den Vorderfüßen die dritte, an den hinteren die vierte die längste.
Die Handteller und Sohlen sind stets mit zwei deutlich vorstehenden
Schwielen versehen, wovon die innere in der Regel mehr länglich
und walzenförmig, die äußere hingegen mehr rundlich und kugel-
förmig ist; die Männchen sind zur Paarungszeit mit rauhen, schwarzen
Brunstschwielen versehen.
Die Kröten sind Landtiere, welche das Wasser in der Regel
Bufo. 211
nur zur Laichzeit aufsuchen und auch im Trocknen überwintern.
Die Weibchen werden von den Männchen bei der Paarung unter
den Achseln umfaßt, die Eier in mehr oder weniger langen Doppel-
schnüren abgesetzt. Die Männchen zeigen einen sehr intensiven
Geschlechtstrieb, so daß sie sich oft mit verschiedenen Arten, ja
mitunter selbst mit toten Individuen begatten und durch die Heftig-
keit ihrer Umarmungen nicht selten die Weibchen erdrücken; da
die letzteren an Zahl gewöhnlich viel geringer sind, so machen sich
die Männchen deren Besitz oft streitig, wobei das neu hinzukom-
mende durch Stoßen mit der Schnauze das bereits in Begattung
begriffene wegzudrängen sucht, während der angegriffene Teil durch
Ausschlagen mit den Hinterbeinen sich seines Gegners zu entledigen
strebt.
Die Kaulquappen sind laevogyrin, deren Lippenzähne oben in
zwei, unten in drei Reihen stehend; von den oberen ist die zweite
stets unterbrochen, während die unteren, sehr langen, immer ganz
sind. Die Zähne selbst sind in den einzelnen Zahnbogen nur ein-
reihig. Die Lippen sind seitlich in der Mitte nach einwärts gebuchtet,
ihr Gesamtumriß viel breiter als lang, vorne bogig, hinten breit
abgestutzt, der nur auf die Seiten beschränkte Papillensaum ent-
weder durchwegs, oder wenigstens stellenweise fast immer einfach.
Der After ist in der Mittellinie des Körpers gelegen.
Unter allen Anuren entwickeln sich die Kröten am schnellsten.
Ihre Larven werden schon vor dem Durchbruch der Kiemen, ja
sogar bevor sie noch einer willkürlichen Bewegung fähig sind, durch
Zersetzung der Eihüllen frei, worauf sie dann noch einige Zeit an den
Eischnüren hängend angetroffen werden. Die äußeren Kiemen
werden stets sehr bald abgestoßen und sind hier überhaupt niemals
so ausgebildet wie bei den Fröschen.
Die erwachsenen Tiere sind im Frühjahre und überhaupt wäh-
rend ihres Wasseraufenthaltes gewöhnlich dunkler und trüber ge-
färbt als später, wo sich unter dem Einflusse der Luft und des Land-
aufenthaltes die Farben meist erhellen und schärfer werden. Des-
gleichen sind die Weibchen immer bunter und mannigfaltiger ge-
zeichnet als die Männchen und zeigen in der Regel auch auf der
Unterseite dunkle Flecken, die den Männchen gewöhnlich fehlen
oder wenigstens in weit minderem Maße zukommen. Alle Arten sind
Nachttiere, welche bei Tage in verschiedenen Schlupfwinkeln ver-
borgen weilen und meistens erst des Nachts ihrer Nahrung nach-
gehen. Obwohl die Weibchen der Schallblasen entbehren, können
sie doch leise, quiekende Töne von sich geben.
Die drei Arten unserer Fauna können in nachfolgender Weise
bestimmt werden.
A. Zehen mit deutlichen, meist halben Schwimmhäuten.
I. Interokularraum mindestens so breit als das obere Augen-
lid; Ohrdrüsen groß, stark abgehoben, etwa halbmond-
förmig; am Außenrande vollkommen gerade, nach hinten
etwas divergierend. Trommelfell kaum von halber Augen-
größe. Erster und zweiter Vorderfinger ziemlich gleich
lang. Außenseite der verlängerten Fußwurzel ohne Längs-
14*
2312 Bufonidae.
falte. Zehen mindestens mit halben Schwimmhäuten, unten
an den Gelenken mit meist paarig stehenden Höckern.
vulgaris Laur.
II. Interokularraum höchstens so breit wie das obere Augenlid.
Ohrdrüsen flach, durch seitliche Ausrandung oder Ein-
buchtung stets mehr oder weniger nierenförmig. Trommel-
fell etwa von halber Augengröße. Erster Vorderfinger
deutlich länger als der zweite. Außenseite der verlängerten
Fußwurzel mit deutlicher Hautleiste. Zehen selten mit
mehr als halben Schwimmhäuten, unten mit einfachen Ge-
lenkshöckern. "IA? SF virtrdisgeae
B. Hinterbeine auffallend Er Hier a kaum länger als Kopf
und Rumpf zusammengenommen, an der Außenseite der ver-
längerten Fußwurzel mit deutlicher Hautleiste, deren Füße
nur in den Zehenwinkeln mit sehr kurzen, oft kaum merk-
baren Spannhäuten und wenigstens an der vierten Zehe paa-
rigen Gelenkshöckern. Erster und zweiter Vorderfinger
ziemlich gleich lang. Interokularraum höchstens so breit als
ein oberes Augenlid. ÖOhrdrüsen wenig abgehoben, mäßig
entwickelt, kurz und flach, nach hinten verschmälert, von
etwa elliptischer oder verrundet dreieckiger Form
calamitarkıır
1. Bufo vulgaris: Spatium interoculare palpebris saltem aequale,; paro-
tides magnae, valde elevatae, postice subdivergentes, lateribus
rectis. Tympanum oculis magnitudine vix semiaequale. Manum
digitus primus et secundus subaequales,; plantae saltem semipal-
matae. — Long. 8—21 cm.
Rana bufo Linn, Syst. nat. I, pag. 354 (1766). — Rana rubeta
Linne 1. c. pag. 354, juv. (1766). — Bufo vulgaris Laur. Synops.
reptil. pag. 28, ıı (1768). — Bufo cinereus Schneid. hist. amphib. I,
pag. 185 (1799). — Bufo rubeta Schneid. 1. c. pag. 227 (1799). —
Bufo Roeselii Latr. hist. nat. rept. II, pag. 108 (1800). — Bufo
ventricosus Daud. hist. nat. rain. gren. crap. pag. 83, tab. XXX
(1802). — Bufo praetextus Boie Isis pag. 215 (1826). — Bufo
ferruginosus Risso hist. nat. d. princ. prod. de l’Eur. merid. III,
pag. 9I, 36 (1826). — Bufotuberculosus Risso l. c. pag. 94, 37
(1826). — Bufo minutus Schinz Natg. u. Abbldg. d. Reptil. pag. 235
tab. XCVI, fig. 4 (1836). — Bufo alpinus Schinzl. c. pag. 236, fig. 5
(1836). — Bufo vinearum. Lesson, Act. Soc. Linn. Bord. XII, pag.
61, tab. IV, fig. ı (1841). — Phryne vulgaris Fitzing. Syst. reptil.
I, pag. 32 (1843). — Bufo commutatus Steenstrup Ber. üb. d.
24. Vers. deutsch. Naturf. pag. 134 (1846). — Bufo griseus Hallowell
Proc. Ac. Philad. pag. 506 (1860). — Bufo communis Bruch, Würzb.
naturw. Zeitschr. III, pag. 185 (1862). — Bufo spelaeus Riviere,
C. R. Assoc. France XV, pag. 453 (1887).
mas. Palmarum digito primo et secundo nuptiae tempore atro-scabroso.
var. Maximus; verrucis praecipue temporum, gulae pedumgque conice
elevatis, mucronatıs; tympano vix conspicuo,; parotidibus turgi-
dissimis.
Bufo spinosus Daud. hist. nat. d. reptil. VIII, pag. 199 (1803). —
Bufo palmarum Cuv. Regn. anim. ed. 2, II, pag. ııı (1829). —
Bufo. 213
Rana verrucosissima Pall. Zoogr. rosso-asiat. III, pag. 15, II
(I831),. — Bufo colchicus Eichw. Zool. spec. Ross. et Polon. pag.
167, 4 (1831). — Bufo japonicus Schleg. Fauna japon. pag. 106,
tab. 2, fig. 5, 6 (1838). — Bufo gargarizans Cantor. Ann. of. nat.
hist. pag. 483 (1842). — Bufo rubeta var. robustior Bosca
Bull. soc. zool. France, pag. 125 (1880).
Der Körper ist plump und dick, in der Mitte stark bauchig
aufgetrieben, der Kopf etwa so lang als breit, mit kurzer, an der
Spitze zugerundeter Schnauze, oben platt oder zwischen den Augen
auch schwach der Länge nach vertieft, der Interokularraum meist
viel breiter als ein einzelnes Augenlid; seine Seiten sind in der Jugend
ziemlich senkrecht, mit zunehmendem Alter jedoch immer mehr
schief nach auswärts geneigt und dann oft deutlich der Länge nach,
namentlich unter den Augen, mitunter fast furchenartig vertieft.
Die Schnauzenkante ist, obwohl verrundet, so doch meistens gut
hervortretend. Die Nasenlöcher sind voneinander etwa ebensoweit
wie von den Augen entfernt. Die stark her-
vortretenden Ohrdrüsen sind etwa doppelt so
lang als breit, in etwas divergierender Richtung
nach hinten bis zur Schultergegend ziehend;
sie sind vom Hinterrande des Auges und vom
Oberrande des Trommelfells meist durch einen
kleinen, aber deutlichen Zwischenraum ge-
trennt, und an ihrer Oberfläche von ziemlich
zahlreichen zerstreut stehenden Poren durch-
bohrt; hinsichtlich ihrer Form erscheinen sie
in den meisten Fällen ziemlich gleich breit,
balkenförmig, häufig übrigens auch in der
Mitte, seltener nach vorn zu erweitert,
immer jedoch nach außen zu vollkommen ge-
radlinig begrenzt. Das Trommelfell ist klein
und rundlich, kaum von halber Größe des Fig. 30.
Auges, unter dem Anfang der Ohrdrüsen ge- . „4, vulsaris Laur
legen und je nach der Dicke und Derbheit „ rechter tn
der über dasselbe hinwegziehenden Haut unten.
bald recht deutlich, bald aber auch wieder
vollkommen unsichtbar. Die Pupille ist quer verlängert, nach
unten fast stumpf dreieckig oder halbkreisförmig; der Vorder-
rand des Oberkiefers zeigt in der Mitte einen schwach winkeligen
Einschnitt, in den eine entsprechende kleine Erhöhung des Unter-
kiefers paßt. Die Zunge ist ziemlich bandförmig, nach rückwärts
öfters schwach erweitert, mit gerundetem Hinterrande, die Schall-
blasen fehlen. Die Beine sind, namentlich im männlichen Ge-
schlechte, kräftig, die vorderen etwa von Rumpflänge, mit dicken,
etwas flachen oder fast zylindrischen und mit Ausnahme der dritten
untereinander ziemlich gleich langen Fingern. Die Handballen haben
einen großen, schwach konvexen, etwa kreisförmigen Höcker und
einen kleineren, aber viel mehr hervortretenden an der Basis des
Daumens. Beim Männchen sind die ersten zwei bis drei Finger zur
Brunstzeit nach oben und innen zu mit einer schwarzen, feilenartig
214 Bufonidae.
rauhen Haut bedeckt. Die Gelenke der Finger sind mit je einem
Paar kleiner Höcker versehen. Die nur mäßig verlängerten Hinter-
beine erreichen nach vorn gestreckt mit den Fußballen etwa die
Schnauzenspitze. Ihre Zehen sind etwas flacher als die vorderen,
wie diese unterseits an den Gelenken angeschwollen, und unterein-
ander wenigstens zur Hälfte, oft aber auch fast ganz mit dicken,
derben, am freien Rande gezähnelten oder gekerbten Schwimm-
häuten verbunden; die Länge derselben nimmt von der ersten bis
zur vierten allmählich zu, die fünfte ist etwas kürzer als die dritte.
Die Sohlen zeigen zwei sehr deutliche Höcker, wovon der nach außen
stehende etwa halbkreisförmig oder gerundet drei- oder viereckig
und ziemlich flach ist, während der nach innen gelegene eine mehr
walzenförmige Gestalt besitzt und durch sein starkes Hervortreten
fast einem sechsten Finger gleicht; die bei den Fingern erwähnten
rundlichen Gelenkshöcker finden sich auch an der Unterseite der
Zehen. Die Schädelmitte, die Schnauze und namentlich die vor-
deren Kopfseiten sind ziemlich, die Kieferränder immer vollkommen
glatt, die übrige Oberseite des Körpers und der Beine hingegen
sehr rauh und außerdem mit verschieden großen, bald mehr flachen,
bald mehr erhabenen, bald mehr zerstreuten, bald wieder sehr dicht
gedrängten rundlichen oder kegelförmigen, mitunter dornig zuge-
spitzten Warzen besetzt. Die ganze Unterseite trägt zahlreiche,
gedrängt stehende flache und ziemlich gleichartige Warzen, die durch
linienförmige Zwischenräume getrennt, gleichsam als Maschen eines
unregelmäßigen Netzes erscheinen und meistens mit einem erhabenen
schwarzen Drüsenpunkt besetzt sind.
Ganz junge Tiere sind von den alten durch eine viel rauhere
Oberfläche des Kopfes, sowie durch fast ganz parallel verlaufende
mehr gewölbte Parotiden unterschieden. |
Die Färbung ist nach Alter und Geschlecht, sowie nach Stand-
ort und Jahreszeit manchen Verschiedenheiten unterworfen. Jüngere
Stücke sind gewöhnlich mehr oder weniger schmutzig gelb, rötlich
oder kupferbraun (Rana rubeta Linne), welche Farbe bei den
Weibchen meist auch im erwachsenen Zustande noch vorherrscht,
während ältereMännchen gewöhnlich einfarbig bleigrau oder schmutzig
olivengrün sind; manchmal ist die Grundfarbe durch hellere oder
dunklere Flecken oder unregelmäßige Zonen unterbrochen, die bald
mehr, bald weniger deutlich hervortreten, in Verteilung und Ge-
stalt aber keinerlei Regelmäßigkeit zeigen; manchmal sind auch die
Körperwarzen durch rötliche Färbung ausgezeichnet. Die Iris ist
golden, der Außenrand der Ohrdrüsen fast immer deutlich dunkel-
braun gesäumt, die Unterseite schmutzig weißgrau oder gelblich,
beim Weibchen meistens, beim Männchen seltener dunkel gefleckt
oder gemarmelt.
Die Größe dieser Art nimmt von Norden nach Süden entschie-
den zu, und Stücke aus dem südlichsten Europa erreichen mitunter
enorme Dimensionen; auch sind bei solchen Exemplaren die Körper-
warzen, namentlich die an den Kopfseiten, der Kehle und den Vorder-
beinen stehenden, oft mehr oder weniger spitz kegelförmig vor-
ragend, ja häufig in ziemlich lange und spitze, oft sogar geteilte
Bufo. 215
und gewöhnlich schwarze Dornen ausgezogen. Es ist dies der Bufo
palmarum der Autoren, welcher seinen Namen dem Umstande ver-
dankt, daß er bei Tage gern unter den Blättern der Zwergpalme
(Chamaerops humilis L.) gefunden wird. Die Weibchen übertreffen
die Männchen an Größe sehr bedeutend und können selbst über
20 cm Körperlänge erreichen.
Bufo vulgarıs findet sich nur im Frühjahre im Wasser, wo man
dieselben zu allen Tages- und Nachtstunden in Copula, die gleich nach
der der Braunfrösche stattfindet, sehen kann. Der Laich tritt in
einer Doppelschnur von 3—5, manchmal aber bis 10 m Länge her-
aus und enthält oft mehrere Tausend schwarze sehr kleine, in den
Schnüren abwechselnd gestellte Eier. Übrigens wird diese ganze
Laichmasse nicht auf einmal, sondern in einzelnen Zwischenräumen
abgelegt, daher auch das Männchen die von Zeit zu Zeit hervor-
tretenden Eier nur absatzweise befruchtet. Demzufolge dauert bei
dieser Art auch das Paarungsgeschäft meist ungemein lange, so daß
man die Tiere oft zehn bis zwölf Tage, ja selbst oft drei bis vier
Wochen lang in der Brunst antreffen kann; das Weibchen gibt,
wenn es während dieser Zeit beunruhigt wird, einen leisen, quieken-
den Ton von sich. Die ursprünglich nur strohhalmdicken Eischnüre
quellen im Wasser bald auf, nach und nach die Stärke eines Blei-
stiftes, ja selbst eines kleinen Fingers erhaltend. Die kurzgeschwänz-
ten Ouappen kriechen nach etwa 8—ı2 Tagen aus, bevor noch die
Augen und der Mund durchgebrochen sind, so daß sie sich vorder-
hand erst mittelst ihrer Haftvorrichtung an im Wasser befindliche
Gegenstände anhängen. Nach etwa zwei Wochen sind dann die
Augen herausgetreten, der Mund und die äußeren Kiemen zur Aus-
bildung gekommen. Letztere gehen übrigens nach beiläufig einer
Woche schon wieder verloren, während welcher Zeit sich auch der
hornige Schnabel gebildet hat, der erst nach Io oder ı2 Wochen
durch das nun weit gespaltene Maul ersetzt wird.
Die Larven gehören nächst denen von Bufo calamita und Hyla
mit zu den kleinsten unter den europäischen Froschlurchen, da sie
beim Auskriechen nur 4—6 mm messen und auch ausgewachsen
gewöhnlich nur 20—25, höchstens etwas über 30 mm lang werden.
Der Körper derselben ist etwa anderthalb mal so lang als breit und
3/,—/;mal so lang als der Schwanz. Die Näsenlöcher sind dem
Auge näher als der Schnauzenspitze, erstere mehr auf die Ober-
seite des Kopfes gerückt, ihr Interokularraum ist zweimal so breit
als der Internasalraum und ebenso breit oder nur wenig schmäler
als der Mund. Das nach hinten gerichtete Spiraculum steht nicht
weit vor, ist von beiden Körperenden ziemlich gleich weit entfernt
und von oben und unten sichtbar. Der Schnabel ist weiß, breit
schwarz gesäumt, die seitlich mit einer mittleren Einbuchtung ver-
sehenen Lippen oben und unten ohne Papillensaum. An der Ober-
lippe sind beide Zahnreihen fast gleich lang, die zweite in der Mitte
sehr schmal unterbrochen. Der Schwanz ist 3—4mal so lang als
hoch, am Ende breit zugerundet, sein Muskelteil an der Basis etwa
®/, der größten: Totalhöhe betragend, der Flossensaum ziemlich
geradlinig, oben und unten ziemlich gleich hoch und nicht auf den
216 Bufonidae.
Rücken fortgesetzt. Die Drüsenlinien sind kaum merkbar, die ein-
tönig schwarze Färbung geht erst gegen Ende der Verwandlung ın
Braun über. Die Larven halten sich wenigstens anfangs gesellig zu-
sammen und schwimmen bei Sonnenschein munter umher, während
sie bei trübem Wetter am Grunde seichter Stellen ruhig zu verweilen
pflegen. Die jungen, etwa 8&—ı2 mm langen Krötchen verlassen
von Mitte Mai bis Ende Juni das Wasser. Die Geschlechtsreife
tritt erst nach vollendetem vierten Lebensjahre ein; in den Winter-
quartieren findet man oft größere Mengen gesellig beisammen. Das
Tier scheint ein bedeutendes Alter zu erreichen, da Fälle bekannt
sind, daß einzelne Exemplare selbst in der Gefangenschaft über
vierzig Jahre ausdauerten.
Während die in Rede stehenden Kröten, in der Paarungssucht
alle Rücksicht auf eventuell ihnen drohende Gefahren außer acht
lassend, im Frühjahre zu jeder Tageszeit oft aus großen Entfer-
nungen und scharenweise nach geeigneten Laichplätzen wandern,
gehen sie nach Befriedigung ihres Geschlechtstriebes schon vor-
sichtiger zu Werke und verlassen dann in der Regel nur bei Nacht
das Wasser. Am Lande halten sie sich dann tagsüber in Erdlöchern
und Felsklüften, unter Steinen und großblättrigen Pflanzen, Bret-
tern und dergl. verborgen, um ausnahmsweise im Regenwetter,
gewöhnlich aber nur bei Nachtzeit herauskommend, ungeschickt
und schwerfällig humpelnd, ihrer Nahrung nachzugehen, die vor-
zugsweise aus Regenwürmern, Insekten (mit Ausnahme von Schmet-
terlingen) und Nacktschnecken besteht, obwohl große Exemplare
mitunter auch kleinere Wirbeltiere, wie beispielsweise Blindschlei-
chen, junge Schlangen u. dergl. nicht verschmähen, ja eine riesige
vulgaris ward einmal selbst beim Verschlingen eines Rebhuhnküch-
leins ertappt; doch unterliegt es keinem Zweifel, daß sie bei ihrer
Größe und Gefräßigkeit eine Unmasse schädlicher Tiere vertilgen,
daher zu den für Feld- und Gartenbau nützlichsten Geschöpfen ge-
rechnet werden müssen, welche die möglichste Schonung verdienen.
Nicht selten werden sie auch in von jedem Wasser weit entfernten
Gegenden, wie beispielsweise im Hochgebirge oft in Höhen von über
2000 m und mitunter in wahrhaft riesigen Exemplaren angetroffen.
Die an Zahl bedeutend überwiegenden Männchen sind etwa nur ein
Drittel so groß wie die Weibchen und werden von letzteren, die hie-
bei auch ıhrer Nahrung nachgehen, oft wochenlang am Rücken herum-
geschleppt. . Wegen der großen Minderzahl dieser entstehen ferner
um den Besitz derselben oft wahre Wettkämpfe, indem sich häufig
mehrere Männchen an ein Weibchen herandrängen und dasselbe zu
erobern trachten, so daß oft ganze Knäuel sich herumbalgender
Kröten angetroffen werden, die dann, im tieferen Wasser unter-
sinkend, nicht selten durch Ertrinken den Tod finden.
Den Winter verbringen die Tiere auf dem Lande in ähnlichen
Schlupfwinkeln wie am Tage, nur daß sie sich dann weit tiefer zu-
rückziehen, wobei die alten stets früher verschwinden als die jungen;
in Ermanglung natürlicher Verstecke graben sie sich in lockerem
Boden wohl auch selbst in die Erde ein. Die einmal erwählten Wohn-
plätze sind ständig und werden nach Beendigung der nächtlichen
Bufo. 287
Wanderungen immer wieder aufgesucht; es werden daher letztere
für gewöhnlich nur auf einen ziemlich kleinen Umkreis beschränkt
sein. Die Erdkröte stößt nur ab und zu ganz schwache, knarrende
Laute aus; dieselbe beherbergt nicht selten einen Eingeweidewurm
(Rhabaditis nigrovenosa Rud.), der oft in großer Menge deren Lungen
und Darmkanal erfüllt. Die von diesem Schmarotzer befallenen
Individuen sind gewöhnlich an der Pupille zu erkennen, welche
meist jeder schwarzen Beimengung entbehrt und nicht wie bei ge-
sunden Tieren rot, sondern gelb gefärbt ist.
Bufo vulgaris gehört ebenfalls zu den am weitesten verbreiteten
Arten, indem dieselbe von einer durch die Mündung des Clyde in
Schottland (56° n. B.) über die Nordspitze von Dänemark (574°),
über Bergen (60°), Petersburg (60°) und Archangel (65°) gezogenen
Linie an südlich durch fast ganz Europa angetroffen wird. Das
Tier fehlt außer dem höchsten Norden des Weltteiles nur noch einigen
Inseln, und zwar Irland, den Balearen, Corsica und Sardinien, sowie
den ägäischen Eilanden.
Im Käfige hält die Kröte unter den bescheidensten Verhält-
nissen Dezennien lang aus. Abgesehen von großer Anspruchlosigkeit
erfreut das Tier den Pfleger noch durch seine Intelligenz, in welcher
Beziehung dasselbe unter allen Amphibien unstreitig den ersten
Rang einnimmt. Es paßt sich in kurzer Zeit den ihm fremden Ver-
hältnissen an, gibt bald alle unnützen Befreiungsversuche auf und
fügt sich ruhig und ohne Aufregung in das ihr in der Gefangenschaft
beschiedene Los. Obwohl ein Nachttier, kommt sie, an regelmäßige
Fütterung gewöhnt, auch bei Tage hervor, lernt ihren Pfleger all-
mählich kennen und ihm selbst die dargebotene Nahrung aus der
Hand nehmen. Grelles Tageslicht und allzu große Hitze sind ihr
unangenehm. Man kann das Tier auch mit Erfolg zur Vertilgung
der besonders ın älteren Häusern oft so lästigen und schwer zu ver-
treibenden Küchenschaben ( Periplaneta orientalis Linn&e) benutzen
und ist eine Kröte dem hiezu häufig verwendeten, die ganze Nacht
herumpolternden und alles beschmutzenden Igel jedenfalls weitaus
vorzuziehen. Ein stets feucht gehaltener Lappen unter den Herd
oder in einen anderen dunklen Winkel der Küche gelegt ist hinrei-
chend, um dem Tiere tagesüber ein behagliches Ruheplätzchen zu
verschaffen; des Nachts kommt dasselbe dann aus seinem Verstecke
hervor, spaziert still und geräuschlos und ohne die geringste Störung
zu verursachen in den ihm offen stehenden Wohnräumen herum
und räumt mit dem lästigen Ungeziefer gründlich. auf. Die Beute
wird mit der vorstreckbaren Zunge in den Mund geschlagen, größere
Tiere eventuell noch mit Hilfe der Vorderfüße hineingeschoben und
von ihnen etwa anhaftendem Schmutze gereinigt. Bei uns werden
die Kröten namentlich im Frühjahre gelegentlich ihrer Paarungs-
wanderungen leider noch immer zu Tausenden getötet, und wäre
es Sache der Behörden und besonders der Schule, diesem vanda-
lischen und schädlichen Gebaren zu steuern. Solange aber die
Lehrerschaft selbst ihren Abscheu vor den harmlosen Tieren nicht
bemeistern kann, ist an eine Besserung dieser jeden Gebildeten be-
schämenden Zustände vorderhand nicht zu denken. In manchen
218 Bufonidae.
nördlichen Ländern hat man allerdings den Nutzen der Kröten be-
reits zu würdigen gelernt und werden selbe namentlich in Holland
und England von Landleuten regelmäßig zu Markte gebracht und
von Gärtnern und Parkinhabern in Menge angekauft, um in den
betreffenden Besitzen als wirksame Bekämpfer des Insekten- und
Schneckenfraßes ausgesetzt zu werden.
2. Bufo viridis: Spatium interoculare palpebris vix aequale; parotides
parum elevatae, reniformes,; tympanum oculis semiaequale; ma-
nuum dıigitus primus secundo plus minusve longior; Plantae
saltem semipalmatae. — Long. 8&—I4 cm.
Bufo viridis Laur. Synops. reptil. pag. 27. 7 (1768). — Bufo
Schreberianus. Laur. l. c. pag. 27. 7 (1768). — Rana varia-
bilis Pall. Spicileg. zool. fasc. V, pag. 1, tab. 6, fig. ı, 2 (1769. — Rana
sitibunda Pall. Reise d. versch: Prov. d. russ. Reich. I, pag. 458, 16
(1771). — Rana bufina Müll. Zool. dan. prodrom. pag. 293 (1776). —
Bufo viridi-radiatus Lacep. Quadr. ovip. I, Syn. meth. u. pag.
588 (1788). — Bufo variabilis Bonnat. Tabl. Enc. Erpet. pag. 12,
I, tab. 6 fig. 2 (1789). — Bufo Bufina Bonnat. l. c. ı2 (1789). —
Rana bufo Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag! 1047, y (1790). — Rana
viridis Lindacker Abh. Böhm. Ges. Wiss. I, pag. 123 (1791). — Bufo
sitibundus Schneid. hist. amphib. I, pag. 225, XV (1799). — Bufo
roseus Merr. Syst. amphib. pag. 183, ı2 (1820). — Rana picta
Pall. Zoogr. rosso-asiat. III, pag. 9 (1831). — Bufo longipes Bonap.
Mem. Acc. Tor. (2) II, pag. 249 (1839). — Bufo Boulengeri Lataste
Rev. int. Sc. III, pag. 438 (1879).
mas. Palmarum digito primo et secundo nuptiae tempore atro-sca-
brosis.
Typus: Supra sordide grisescens vel albidus, maculis viridibus
lemniscatis variegatus.
var. a) Maculis obscuris in cervicibus decussatim confluentibus.
Bufo crucigera Eichw. Zool. spec. Ross. et Polon. pag. 167, 3, y
(1831).
var. b) Dorso linea vertebrali flavescente.
Bufo viridis var. lineata Ninni Sulla susp. esist. d. Bufo calam.
n. Veneto. Atti Inst. Venet. Ser. V vol. V. — Bufo viridis var.
calamita Nardo Prospetti sistem. d. Anim. Prov. Ven. Atti Inst. Ven.
ser. III, vol. V, pag. 605. — Bufo viridis var. F. Lessona Anf.d.
Biem. At Nee. En. .ser. II, vol. TI.
Supra griseo-fuscescens, concolor.
Rufe v#rıdis var. d. Lesonal. c. — Bufo viridis var. com
color Camerano Anf. an. ital. pag. 50 (1883).
var. d) Membrana natatoria plantarum distinctissima, fere integra.
Bufo variabilis var. balearica Boettg. Zoolog. Anzeig.
Nr. 72 (1880).
Var, ’C
ee
Der Körper ist mäßig plump, in der Mitte zwar deutlich, aber
nur selten bedeutend bauchig erweitert, der Kopf flach, wenigstens
so breit als lang, mit kurzer, stumpf zugespitzter oder verrundet
abgestutzter Schnauze. Der Interokularraum ist höchstens so breit
als ein oberes Augenlid, die Kopfseiten in der Jugend ziemlich steil,
ım Alter mehr schief nach außen und unten abfallend und dann
namentlich unter den Augen oft deutlich der Länge nach vertieft;
Bufo. 219
die vom Nasenloch zu dem vorderen Augenwinkel hinziehende
Schnauzenkante ist ziemlich verrundet und kaum merkbar. Der
Oberkiefer zeigt in der Mitte einen schwach winkeligen Ausschnitt
in den eine entsprechende kleine Erhöhung des Unterkiefers hinein-
paßt. Die kleinen Nasenlöcher sind voneinander etwa ebensoweit
wie von den Augen entfernt. Die gewöhnlich länglich elliptische
Pupille ist nach unten zu oft stumpf dreieckig erweitert, mitunter
sogar dem Rhombischen genähert. Die von deutlichen Poren durch-
bohrten Ohrdrüsen sind nur flach gewölbt, vorn gewöhnlich deut-
lich breiter als hinten, im allgemeinen von etwa nierenförmiger Ge-
stalt. Ihre Länge ist ziemlich bedeutend, indem sich dieselben vom
Hinterrande der Augen in paralleler oder schwach konvergierender
Richtung nach rückwärts bis auf den Anfang des Rückens hinziehen,
so daß ihr Ende gewöhnlich noch etwas hinter den Achseln liegt.
Das meist deutliche Trommelfell ist klein und rundlich, an Größe
kaum dem halben Auge gleichkommend. Die Mundspalte reicht
höchstens etwas hinter die Augen hinaus. Die Zunge ist elliptisch
oder länglich eiförmig, die Mündungen der eustachischen Röhren
den inneren Nasenlöchern an Größe wenig nachstehend. Die an der
Kehle befindliche Schallblase ist klein,
durch eine unvollständige Zwischenwand
in zwei Hälften geteilt. Die Vorderbeine
sind etwa von Rumpflänge, der erste Finger
deutlich länger als der zweite, und beide
zur Brunstzeit im männlichen Geschlechte
nach oben und innen zu mit einer ge-
schwärzten, feilenartig rauhen Haut über-
zogen, welche Eigenschaft, obwohl stets
im minderen Grade, nicht selten auch
noch dem dritten Finger zukommt. An Fig. 40.
den Handballen ist der innere Höcker
kleiner und länglich, der äußere gut doppelt
so große von gerundet dreieckiger oder unregelmäßig kreisförmiger
Gestalt. Die Hinterbeine erreichen mit den Fußballen meist nur
das Auge, ihre Tarsen sind mit einer von der Daumenschwiele bis
zu den Fersen ziehenden, besonders beim Männchen scharf schnei-
digen Hautleiste versehen; die hier stark hervorragende Daumen-
schwiele ist länglich, walzenförmig, die ihr gegenüber liegende äußere
kürzer, flacher und rundlich. Von den höchstens bis zur Hälfte
mit Schwimmhäuten verbundenen Zehen nehmen die vier ersten an
Länge allmählich zu, während die fünfte etwas kürzer als die dritte
ist. Die Finger aller vier Füße sind unterseits an den Gelenken
mit deutlichen, besonders in der Jugend fast knopfförmig hervor-
ragenden einfachen Anschwellungen versehen. Schenkeldrüsen sind
keine vorhanden. Die Oberseite ist mit mittelgroßen, meist rund-
lichen oder linsenförmigen, gewöhnlich nur mäßig oder schwach her-
vorragenden Warzen besetzt, die meist in Gruppen an den Seiten
des Rumpfes dichter gestellt sind, während am Rücken die Zwischen-
räume fast immer größer sind als die einander ziemlich gleichen
Warzen; übrigens treten dieselben meist nur bei jüngeren und mittel-
Bufo viridis Laur.
220 Bufonidae.
großen Exemplaren schärfer hervor, während sie mit zunehmendem
Alter immer flacher werden, so daß bei sehr großen Stücken die Ober-
seite ziemlich glatt erscheint. Die Schnauze und die Kopfseiten
bis zum Trommelfell, der Unterarm und die Schienen, in minderem
Grade oft auch die ganze Oberseite des Kopfes sind glatt. Die Unter-
seite ist mit dicht stehenden, kleinen, flachen Warzen besetzt, die
von vorn nach hinten zu meist erhabener werden und an den Schen-
keln gewöhnlich ihre größte Ausbildung erreichen; von den Knieen
abwärts sind die Hinterbeine vollkommen glatt.
Die Färbung ist im Frühjahre und während der Laichzeit, so
lange das Tier im Wasser lebt, meist mehr oder weniger schmutzig
grau, die ganze Oberseite mit dunkelgrünen, unregelmäßigen Flecken
besetzt. Außerdem finden sich noch, namentlich nach den Seiten
hin kleinere, rosen- oder mennigrote Warzen bald in größerer, bald
in geringerer Menge über die Haut zerstreut, was besonders bei
Weibchen häufiger der Fall ist. Nach dem Laichen, wenn die Tiere
das Wasser verlassen haben, hellt sich die Farbe unter dem Ein-
flusse der Luft und des Landlebens immer mehr. und mehr auf, so
daß der anfangs graue Grundton nach und nach in ein reines Schnee-
weiß übergeht und die dunklen, scharf begrenzten Inselflecken eine
schön grasgrüne Farbe annehmen. Nur die roten Punkte pflegen
dann gewöhnlich zu verbleichen und verschwinden mitunter wohl
auch vollkommen. Die Unterseite ist schmutzig weißgrau oder gelb-
lich, beim Weibchen häufig dunkler gefleckt oder gemarmelt, was
im minderen Grade manchmal auch beim Männchen vorkommt. In
seltenen Fällen dehnen sich die roten Punkte mehr aus, so daß sie
fleckenartig werden und durch Zusammenfließen mitunter einzelne
Körperstellen in größerer Ausdehnung bedecken. So sind nament-
lich bei südeuropäischen Stücken nicht selten die ganzen Augenlider
und Parotiden schön rosenrot gefärbt und zahlreiche rote Flecken
und Punkte erscheinen über die ganze Oberseite zerstreut; Mer-
rems Bufo voseus ist wohl auf derartige Exemplare gegründet.
Bei Stücken aus dem südöstlichen Europa stoßen die Flecken in
der Nackengegend oft in Form zweier, mit ihrer Konvexität einander
zugekehrter Halbmonde oder eines sogenannten Andreaskreuzes zu-
sammen, zwischen dessen sämtliche Schenkel eine rundliche Mackel
in ziemlich regelmäßiger Weise gestellt ist; diese Varietät ward von
Eichwald als Bufo crucigera beschrieben.
Außer dieser, stellenweise auch ım nördlichen Italien beobach-
teten Form kommen in letzterem Faunengebiete noch zwei andere
Varietäten vor, von denen die eine durch die über den Rücken hin-
ziehende, mehr oder weniger vollständige gelbe Mittellinie auf den
ersten Blick leicht für calamita gehalten werden kann, während sich
die andere durch einfarbig graubraune Oberseite, die höchstens an
den Hinterbeinen vereinzelte Flecken zeigt, von allen anderen Art-
genossen sehr auffallend unterscheidet; endlich lebt noch auf den
Balearen eine durch fast vollständige Schwimmhäute an den Hinter-
füßen ausgezeichnete Form.
Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt in Nord- und Mittel-
europa selten mehr als 6—8 cm, kann aber in südlichen Gegenden
Bufo. 221
fast das Doppelte erreichen, so daß hier mitunter Stücke — aller-
dings nur weibliche — von gegen 14 cm Länge gefunden werden.
Bufo viridis hält sich außer der Laichzeit bei Tage gewöhnlich
unter Steinen, in Mauerritzen, im Getreide u. dergl. verborgen. An
sandigen Meeresküsten und in Dünengegenden, wo geeignete Ver-
stecke und Schlupfwinkel fehlen, scharren sich die Tiere mit Hilfe
ihrer Hinterbeine mehr oder weniger lange Gänge und Röhren aus,
welche nach unten flach, oben aber bogig gewölbt, im Durchschnitt
also von etwa halbkreisförmiger Gestalt sind und mit dem Steigen
der Temperatur allmählich tiefer gegraben werden. Obwohl auch
außer der Brunstzeit mitunter noch im Wasser lebend, findet sich
die Art doch auch nicht selten in ganz trockenen und von jeder
Wasseransammlung weit entfernten Landstrichen, wo sie behufs
ihres Feuchtigkeitsbedürfnisses ausschließlich auf Tau und Regen
angewiesen ist. Da Bufo virıdis viel längere und schlankere Hinter-
beine besitzt, als die beiden anderen europäischen Kröten, so ist er
auch in seinen Bewegungen viel rascher und gewandter als diese
und kann selbst ziemlich gut, wenn auch allerdings lange nicht so
wie die Frösche, springen. Mit letzteren hat er auch noch die Art
des Sitzens gemein, indem er nicht wie seine Gattungsverwandten
mit auf dem Boden angedrückten Unterleibe und flachen Augäpfeln
dahockt, sondern mit hoch aufgerichtetem Vorderteil und vorge-
quollenen Augen zu sitzen pflegt. Wegen seiner größeren Bewegungs-
fähigkeit unternimmt viridıs nachts auch viel weitere und ausge-
dehntere Streifzüge als vulgarıs. Gefangen sucht sich das Tier außer
durch Abscheidung seines sehr stark ätzenden Drüsensaftes noch
durch Ausstoßen des Harnes und durch heftige, nach außen gerich-
tete Scharrbewegungen der Hinterbeine zu befreien; das Männchen
stößt namentlich zur Paarungszeit einen knarrenden oder mäckernden
Ton aus, dabei die Kehle nach Art der Laubfrösche aufblähend.
Im Frühjahre erscheint die Wechselkröte viel später als die Erd-
kröte und wird bei uns gewöhnlich erst im April oder Mai, ja manch-
mal sogar noch anfangs Juni behufs der Paarung im Wasser an-
getroffen; im allgemeinen ist dies bei einem so weit verbreiteten
Tiere selbstverständlich nach Klima und Wohnort vielfachen Ände-
rungen unterworfen. In der Auswahl der Laichplätze zeigt auch
virıdıs keine große Voraussicht, ja er zieht zu dem Ende, wahrschein-
lich wegen des wärmeren Wassers, flache und seichte Lachen und
Sumpfstellen vor, was dann allerdings meist ein schnelleres Aus-
kriechen, aber infolge baldiger Vertrocknung nur zu häufig auch
ein vorzeitiges Eingehen der Brut zur Folge hat. Die Tiere begeben
sich meist schon einige Tage vor dem Laichen ins Wasser, in welchem
sie auch nach der Paarung noch einige Zeit verweilen, was nament-
lich von den Weibchen gilt, mitunter aber auch bei den Männchen
der Fall ist, besonders dann, wenn sie nicht zur Begattung gelangten.
Unter allen einheimischen Kröten hat virıdis die längste Laichzeit,
da man die Tiere meist einen ganzen Monat und wohl auch länger
beim Paarungsgeschäfte antrifft; die Begattung selbst findet zu
allen Tageszeiten statt, doch wird warmen, sonnigen Tagen in dieser
Richtung entschieden der Vorzug gegeben.
222 Bufonidae.
Die gewöhnlich im Verlaufe eines halben Tages abgelegten
Laichschnüre sind 3—4 m lang und etwa 3 mm dick. Sie enthalten
gegen tausend sehr kleine, abwechselnd gestellte, kaum einen halben
Millimeter große Eier, die sehr gedrängt liegen und von braunschwarzer
Farbe sind. Die Entwicklung derselben geht sehr rasch vor sich,
indem die beim Auskriechen 3—4 mm langen Larven bei warmem
Wetter oft schon in einigen Tagen die Eihüllen verlassen; hierauf
bleiben sie noch mehrere Tage an den Gallertschnüren hängen und
zerstreuen sich dann an seichte Stellen des Ufers. Bald bilden sich
auch die äußeren Kiemen, die aber niemals baumförmig verästelt
sind, sondern nur aus einfachen Gefäßschlingen bestehen und nach
einem Tage ihrer Existenz gewöhnlich schon wieder verschwinden.
Die den Larven der anderen zwei Krötenarten ziemlich ähnlichen
Kaulquappen sind von diesen außer der bedeutenderen Größe noch
durch den breiteren Interokularraum verschieden, der etwa der
Mundspalte gleicht und anderthalb mal so breit ist, wie der Inter-
nasalraum. Die Bezahnung der Lippen ist sehr veränderlich und
bietet hier nichts Charakteristisches, namentlich ist die Länge der
zweiten Ober- und der ersten Unterlippenreihe und die Weite der
Unterbrechung in jener außerordentlich wechselnd, obwohl sich
diese Verschiedenheiten meist an bestimmte Fundorte halten. Der
Schwanz ist 3—4 mal so lang als hoch, am Ende breit verrundet,
sein oberer Saum mehr gewölbt als bei vulgaris und etwas höher
als der untere, der Muskelteil etwa die Hälfte der größten Höhe
betragend. Die Färbung ist anfangs dunkel grauschwarz, später
braun oder graulich, bald einfarbig, bald mit kleinen dunkleren Spren-
keln, der Bauch graulich weiß, die Schwanzflosse mit oder auch ohne
braune Flecke und Punkte. Nach Durchbruch der Hinterbeine
hellt sich die Grundfarbe stark auf und die für das erwachsene Tier
charakteristische Inselflecken treten allmählich hervor. Die ganze
Entwicklung nimmt etwa drei Monate in Anspruch und ist in mittleren
Breiten gewöhnlich im Juli vollendet. Die frisch ans Land gegangenen
Krötchen sind etwa 15—ı7 mm lang und von den alten in Färbung
und Zeichnung nicht verschieden, nur daß sie, wie bereits erwähnt,
meist rauher und warziger sind als erwachsene und namentlich
größere Stücke, welch letztere öfters ziemlich glatt erscheinen. Die
eben Verwandelten führen mehr ein Tag- als ein Nachtleben und
werden nicht selten im grellsten Sonnenschein lebhaft herumkriechend
angetroffen; die Erwachsenen klettern auch an alten Mauern, rauhen
Felsen u. dgl. ziemlich gewandt hinan und schwimmen auch recht
gut. Ihre Stimme ist, wegen der wenig ausgebildeten Schallblasen,
schwach und kann nur in nächster Nähe vernommen werden.
Bufo viridis ist eine entschieden östliche Form, indem dieselbe
in Norddeutschland westlich nicht über die Weser und Leine, in Mittel-
deutschland nicht über die Werra und in Süddeutschland nicht über
den Rhein hinausgeht. Vom Taunus und Mainzer Becken an schiebt
sich. das Tier am rechten Rheinufer nordwärts bis gegen die Ruhr
vor. Es fehlt somit den britischen Inseln und dem größten Teile
von Skandinavien, den Niederlanden und Belgien sowie allen west-
lich vom Rhein gelegenen Ländern Europas, der westlichen Rhein-
Bufo. 223
provinz, der Rheinpfalz, den Reichslanden, Luxemburg, Frankreich
und der Pyrenäischen Halbinsel. In der Schweiz ist das Vorkommen
auf die südöstlichsten Kantone beschränkt. Die Nordgrenze der
Verbreitung wird von einer über die nördlichste Spitze von Jüt-
land durch Südschweden und Nord-Gotland (etwa bis gegen 58° n. B.)
gezogene Linie bezeichnet, die sich durch die russischen Ostseepro-
vinzen gehend und allmählich senkend über Moskau bis Orenburg
am Ural (gegen 52° n. B.) erstreckt. Von da ab kommt die Art
durch ganz Europa und dessen Inseln bis zum äußersten Süden vor;
vorwiegend eine Bewohnerin des Flach- und Hügellandes ist sie im
Gebirge mehr selten und steigt daselbst nur stellenweise bis gegen
ı1oo m Meereshöhe empor.
Bezüglich der Gefangenhaltung gilt das von der vorigen Art
Gesagte für die Wechselkröte; nur gewöhnt sie sich, da sie viel leb-
hafter ist als die erstere, nicht so schnell ein, ist anfangs länger un-
ruhig und sucht zu entkommen, bis sie sich übrigens auch nach
kurzer Zeit in die neuen Verhältnisse fügt, den Pfleger bald kennen
lernt und nach: und nach vollständig zahm wird.
3. Bufo calamita: Spatium interoculare palpebris vix aequale,; Paro-
tides modice distinctae, planae, postice attenuatae. Tympanum
parvum, subobsoletum,; manuum digitus primus secundo fere
aequalis. Pedes postici corpore haud longiores, digitis basin
tantum membrana brevi unitis. — Long. 6—8 cm.
Bufo calamita Laur. Synops. reptil. pag. 27. 9 (1768). — Rana
foetidissima Hermann Tab. affinit. animal. pag. 260, h (1783). —
Rana ecaudata Razoum. Hist. nat. du Jorat. I, pag. 281 (1789).
— Rana bufo Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1047, 6 (1790). — Rana
salsa Gmel. l. c. pag. 1049 (1790). — Bufo cruciatus Schneid.
histor. amphib. I, pag. 193, III (1799). — Rana mephitica Shaw
Gener. zool. I, pag. 149, tab. 43 (1802). — Bufo cursor,. Daud. Hist.
nat. d. rept. VIII, pag. 164 (1803). — Rana portentosa Blumenb.
Handb. d. Naturg. pag. 248, 7 (1821). — Bufo portentosus Schinz
Fauna Helv. pag. 144 (1837). — Bufo viridis Dum. Bibr. Erpetol.
gener. VIII, pag. 681, 6, partim (1841). — Epidalea calamita
Cope Nat.-hist. Rev. pag. Io2 (1865).
mas. Palmarum pollice digitisgue secundo et tertio nuptiae tempore
obscuro-scabrosis.
Diese Art ist sehr häufig mit der vorhergehenden vermengt
oder verwechselt worden, obwohl sie durch den viel plumperen
Körper und die im Verhältnis zu demselben sehr kurzen Beine schon
dem Habitus nach auf den ersten Blick zu erkennen ist.
Der Körper ist auffallend kurz und zusammengeschoben, am
Rücken ziemlich flach und auch an den Seiten nur wenig bauchig
erweitert, der Kopf wenigstens so breit als lang, oben platt, zwischen
den Augen flach oder — namentlich in der Jugend — auch mehr oder
weniger deutlich gewölbt und daselbst höchstens so breit als ein ein-
zelnes Augenlid, die ziemlich steil abfallenden Seiten unter den
Augen besonders im Alter deutlich der Länge nach vertieft, die
stumpf verrundete Schnauzenkante nur bei ganz kleinen Stücken
besser hervortretend, der Oberkiefer in der Mitte mit einem schwach
29 4 Bufonidae.
winkligen Einschnitte versehen, die Mundspalte unter dem hinteren
Augenwinkel endend. Die Nasenlöcher sind voneinander etwa ebenso-
weit wie von den Augen entfernt, die Pupille erscheint durch eine
schwache Einbiegung am Außenrande teilweise dreieckig, ja mit-
unter durch eine zu gleicher Zeit eintretende Einkerbung der Ober-
seite oft sogar stumpf rhombisch. Die Ohrdrüsen, welche übrigens
bei ganz kleinen Stücken meist kaum merkbar sind, sind flach ge-
wölbt, gerade, im ganzen etwa von nach hinten verschmälert ellip-
tischer Gestalt, viel kürzer als bei vıridıs, ihr Hinterende etwa mit
der Mitte des Oberarms in gleicher Linie gelegen. Das Trommelfell
ist viel undeutlicher als bei der vorigen Art, in vielen Fällen kaum
zu unterscheiden. Die ziemlich bandförmige Zunge ist nach rück-
wärts nur wenig erweitert, die an der Kehle gelegene Schallblase
durch zwei beiderseits der Zunge neben der Hinterhälfte der Unter-
kieferäste gelegene Längsspalten nach innen
geöffnet. Die Vorderbeine sind meist so
lang als der Rumpf, die Hinterbeine kürzer
als bei irgendeinem anderen europäischen
Anuren, nach vorn an den Körper angelegt
in der Regel mit der Spitze der längsten
Zehe das Schnauzenende höchstens etwas
überragend, bei jenen die Finger mit Aus-
nahme des mäßig verlängerten dritten ein-
ander ziemlich gleich, bei diesem die vier
ersten Zehen allmählich länger werdend, die
fünfte etwas kürzer als die dritte, die Schenkel
nl /i äußerst kurz; auch sind hier die Zehen nur
an der Basis mit sehr kleinen, kaum merk-
Fig ar. baren Spannhäuten verbunden!), und die
3 en Schienen in beiden Geschlechtern mit auch
ufo calamita Laur. : =
2 rechter Hinterfuß von oben. außer ‘der Paarungszeit vorhandenen Dress
versehen, die Tarsen übrigens wie bei virıdıs
durch eine an ihrer Innenseite hinlaufende erhabene Hautleiste aus
gezeichnet. Die äußeren Höcker der Hand- und Fußballen sind groß
und flach, scheiben- oder kegelförmig, die inneren kleiner, länglich
walzig, alle Zehen unterseits mit deutlichen, fast immer doppelten
Gelenksanschwellungen. Mit Ausnahme der Schnauze und der Kopf-
seiten ist der ganze Körper sowie die Beine bis zu den Zehenwurzeln
oben und unten mit zahlreichen, dicht stehenden kleinen Warzen be-
deckt, die in der zweiten Hälfte des Unterleibes bedeutend größer
werden, aber dabei viel flacher und voneinander weiter entfernt sind
als auf Brust und Kehle; außerdem ist noch die Oberseite des
Rumpfes mit bald mehr, bald weniger zerstreut stehenden, größeren
aber untereinander ziemlich gleichartigen etwa linsenförmigen Warzen
besetzt.
Auch die Färbung ist bei calamıta im allgemeinen stets’ eine
wesentlich andere als bei virıdis, obwohl beide Arten in manchen
!) Nach Böttger soll bei Stücken aus der Pyren. Halbinsel die Schwimm-
haut mitunter bis zur Hälfte der Zehen reichen; mir sind derartige Tiere noch nie
untergekommen.
Bufo. 225
Varietäten einander mitunter ziemlich ähneln. Die Grundfarbe ist
niemals rein weiß, wie oft bei viridis, sondern’ stets grau oder grün-
lich, in manchen Fällen gelbbraun oder auch — namentlich beim
Weibchen — selbst mehr rötlich braun, ja ausnahmsweise fast
schwärzlich. Auf dieser sehr wechselnden Grundfarbe stehen bald
mehr, bald weniger dunkelgrüne oder bräunliche, dann und wann
in unregelmäßige Längsreihen geordnete und nur ausnahmsweise
bindenartig zusammenfließende Flecken, und fast immer auch oft
ziemlich zahlreiche gelbe oder rote warzige Punkte. Sehr häufig
bilden die letzteren den Mittelpunkt der .dunklen Flecken, so daß
sie von denselben hofartig umgeben werden, sowie sich überhaupt
die dunkeln Zeichnungen gern den Körperwarzen anschließen, die-
selben bald mehr, bald weniger bedeckend oder säumend, was be-
sonders in der Jugend sehr deutlich hervortritt. Diese dunklen
Makeln fehlen nur in seltenen Fällen ganz, sondern sind wenigstens
in geringem Grade fast immer vorhanden und treten namentlich
am Oberkiefer sowie auch an den Körperseiten meist am deutlichsten
hervor. Doch haben die Flecken niemals das schöne Grasgrün von
viridis, zeigen auch nie dieselbe Größe und die inselförmige oder
. landkartenartige Verteilung, die für die vorige Art so bezeichnend
ist, sondern sind in den meisten Fällen ziemlich klein und von mehr
oder weniger unregelmäßig rundlicher Gestalt. An den Beinen
sind sie namentlich bei ganz jungen Stücken oft quer bindenartig
erweitert, auch zeigen letztere am oberen Augenlide fast immer einen
größeren dunklen Fleck. Auch die roten Warzenpunkte fehlen
nur selten und zeigen namentlich bei jüngeren oder auch bei süd-
lichen Exemplaren eine sehr intensive, auch im Weingeist standhal-
tende Färbung, wobei sie oft in großer Anzahl die ganze Oberfläche
des Körpers übersäen. Fast immer verläuft über die Mitte des
Rückens eine schon am Kopfe beginnende und bis zum After hın-
ziehende, etwas vertiefte, glatte, mehr oder weniger lebhaft schwefel-
gelbe Linie, und parallel mit ihr vom Auge bis zur Wurzel der Hinter-
beine oft auch noch eine rötliche, aber mehr unregelmäßige, meist
etwas ausgezackte Binde, welche den Rücken von den Körperseiten
trennt. Das Auge ist rötlich grau, die Pupille gelb, die Zehenspitzen
sind, mit Ausnahme von ganz jungen Tieren, rötlich braun oder
schwärzlich, hornartig verdickt. Die Unterseite ist in der Regel
einfarbig weißlich, seltener durch kleine, zerstreut stehende schwarze
Flecken gesprenkelt.
Das kleinere und schlankere Männchen hat kräftigere Vorder-
und längere, mit der Spitze der ersten Zehe das Schnauzenende
erreichende oder etwas überragende Hinterbeine; außerdem besitzt
dasselbe zur Brunstzeit am Ballen und an der Oberfläche des Dau-
mens, sowie am Rande des zweiten und dritten Fingers dunkle, rauhe
Schwielen.
Calamita hält sich ebenso gut im Wasser als auf dem Lande auf.
Bei Tage trifft man das Tier gewöhnlich im Trockenen, wo es in Höhlen,
im Getreide und anderweitigen Schlupfwinkeln verborgen ist und
des Abends schon von hier aus seine scharfe, schnarrende Stimme
ertönen läßt; zur Nachtzeit begibt es sich aber häufig ins Wasser,
Schreiber, Herpetologia europaea. 15
226 Bufonidae.
das natürlich auch zur Laichzeit aufgesucht wird, wo es jedoch
nur ausnahmsweise offene, sondern fast immer mit Röhricht oder
anderen Wasserpflanzen mehr oder weniger dicht bewachsene Stellen
aufsucht. Das Laichgeschäft selbst wird nur bei Nacht vorgenommen
und meist auch in einer einzigen Nacht zu Ende geführt, was wahr-
scheinlich mit der Kürze der Eischnüre zusammenhängt, welche in
dieser Richtung denen unserer anderen Kröten bedeutend nach-
stehen. Die tief schwarzen, mit einem hellen Fleck versehenen
Laichkörner sind ziemlich groß aber weniger zahlreich als bei den
verwandten Arten; beim. Austritt aus der weiblichen Kloake ur-
sprünglich in Doppelreihen geordnet, werden sie später durch starkes
Anquellen der sie umgebenden Gallerte derart verschoben, daß sie
dann mehr in einfache Reihen zu liegen kommen. Die Larven ge-
hören mit zu den kleinsten unter unseren Anuren, erscheinen schon
nach 3—4 Tagen außerhalb der Eihüllen an den Laichschnüren
hängend und werfen die äußeren Kiemen noch früher ab, als die
Quappen von viridis; beim Auskriechen oft kaum 7—8 mm lang,
wachsen sie auch im Laufe ihrer Entwicklung höchstens bis zu 30 mm
heran, und obwohl die alten Tiere unter allen einheimischen Anuren
zuletzt erscheinen, so erreichen doch deren Larven zuerst ihre voll-
endete Ausbildung, die sie in 6—7 Wochen zum Abschluß bringen.
Die Kaulquappen unterscheiden sich von denen der voran-
gehenden Art zunächst durch den kleineren Mund, der dem Inter-
okularraum an Größe etwas nachsteht, den Internasalraum hingegen
an Breite um ein Geringes übertrifft; nebstdem sind die zweiten
Zahnreihen der Oberlippe viel kürzer und in der Mitte weiter unter-
brochen als bei viridis, der Papillensaum unten einfach. Das Sprira-
culum ist höchstens so groß wie die Mündung der langen Analröhre,
der Schwanz gut anderthalbmal so lang wie der Körper, sein Ober-
saum weniger konvex als bei der vorigen Art. Die Färbung ist oben
schwarz mit weißen Nasenlöchern, seitlich und am Bauche dunkel-
grau mit blassen, bronzenen Punkten, die graue Schwanzflosse fein
schwarz gesprenkelt, deren Blutgefäße als feine Verästelungen deut-
lich durchscheinend, Kehle und Kinn öfters weißlich. Die für die
ausgebildeten Tiere charakteristische gelbe Vertebrallinie ist oft
schon vor dem Durchbruch der vorderen Gliedmaßen sichtbar. Mit
zunehmendem Wachstum hellt' sich die Grundfarbe allmählich auf
und geht namentlich nach dem Hervortreten der Hinterbeine ins
Bräunliche über, von dem sich auch bald dunklere Flecken mehr oder
weniger deutlich abheben.
Die frisch ans Land gegangenen Tiere fallen unter allen jungen
Kröten durch ihre außerordentliche Kleinheit auf, indem sie oft
nicht einmal ı cm lang sind; die Parotiden sind noch nicht abgehoben,
der Rumpf nach rückwärts etwas verbreitert, die Hinterbeine sehr
kurz. Die Oberseite ist graugelb, fein gekörnt und überdies noch
mit größeren, rotbraunen Warzen besetzt, der weißgraue Bauch
hinten dunkler; an der Außengrenze ist eine durch Drüsen hervor-
gerufene Seitenlinie gut sichtbar. In dem darauf folgenden Früh-
jahre haben dann die Krötchen oben ein schönes, mitunter fast ins
Orangefarbene ziehende Olivenbraun angenommen, von dem sich
Bufo. 227
die rötlichen Warzen des Rückens und der nun nicht mehr so deut-
lichen Seitenlinie scharf abheben.
Die erwachsenen Tiere kommen gewöhnlich Ende März oder im
April zum Vorschein, schreiten aber meist erst im Mai zur Fort-
pflanzung; daß letztere übrigens zu sehr verschiedenen Zeiten statt-
findet, beweist schon der Umstand, daß nicht selten Eier, Larven und
frisch verwandelte Junge untereinander angetroffen werden; doch
scheint eine Überwinterung von Kaulquappen nicht vorzukommen.
Unter allen einheimischen Kröten ist calamıta der beste Gräber
und zeigt in dieser Hinsicht manche Ähnlichkeit mit Pelobates. Ob-
wohl die Tiere häufig nur schon vorhandene Löcher durch Scharren
mit allen vier Füßen und entsprechende Drehungen des Körpers
erweitern und ausbauen, so sind sie doch auch imstande, ganz frische
Höhlen anzulegen, indem sie nach Pelobates Art mit dem Hinterleib
vorangehend die Erde mit ihren derben, hornartigen Zehenspitzen
wegkratzen; in einige Tiefe gelangt, kehren sie sich dann um und
wühlen mit der Schnauze und den Vorderbeinen weiter, die losge-
worfene Erde wie ein Maulwurf mit den Hinterfüßen hinausschleu-
dernd. Auf diese Art fertigen sie ihrer Körpergröße entsprechende,
in schräger Richtung nach abwärts führende Gänge an. — In ihren
anderen Bewegungen ist diese Art plumper als irgendeine ihrer Ver-
wandten, da sie wegen ihrer kurzen Hinterbeine des Sprungver-
mögens entbehrt und nur auf allen vier Füßen zu laufen vermag,
ein Umstand, der das Tier selbst in der Dämmerung von vırıdıs
sofort unterscheiden läßt; auch ist wegen ihrer fast ganz freien Hinter-
zehen die Schwimmfähigkeit nur eine beschränkte, indem sie nicht
wie die anderen Anuren, sondern mehr nach Hundeart schwimmt.
Dagegen kann sie gut klettern und kommt selbst an senkrechten
rauhen Wänden und Mauern leicht hinauf. Ihr reichlich abgeson-
dertes Drüsensekret hat einen ausgesprochenen Geruch nach ver-
branntem Schießpulver.
Im Gegensatze zu viridis ist Bufo calamıta als eine entschieden
westeuropäische Form zu bezeichnen, indem sie nach Osten die
Weichsel nicht überschreitet, während sie im Westen unseres Welt-
teiles bis an die Küsten des atlantischen Ozeans vorkommt. Das
Zentrum der Verbreitung scheint Frankreich zu sein, von wo aus die
Art nördlich bis ins südwestliche Irland, Südschottland, Dänemark
und dessen Inseln, Südschweden und russisch Polen vorgedrungen
ist, während sie nach Süden zu bis zu den Alpen und Gibraltar vor-
kommt. In der Schweiz ist sie nur in den an Frankreich grenzenden
westlichen Teilen zu finden, in Italien, der ganzen österreichisch-
ungarischen Monarchie, sowie in allen östlich und südlich davon
liegenden Ländern Europas fehlt sie. Im Gebirge geht sie nicht
hoch hinauf.
In der Gefangenschaft benimmt sich calamita ähnlich wie seine
Verwandten. Obwohl anfangs ziemlich ungeberdig, legt sie ıhr
‚wildes Wesen doch schon nach einigen Tagen ab und lernt bald die
ihr gebotene Nahrung aus der Hand nehmen. Bei Haltung mehrerer
Tiere in engerem Raume gewährt es oft einen wahrhaft drolligen
Anblick, wenn beim Herannahen des Pflegers alle hastig herbeieilen
15*
228 Ranidae.
und sich gegenseitig überstürzend demselben das vorgehaltene Futter-
tier zu entreißen trachten; als solche kann man ziemlich große reichen
und habe ich erwachsene Stücke beispielsweise wiederholt mit der
ziemlich voluminösen Blaps similis Latr. gefüttert.
5. Familie. Ranidae.
Maxilla inferior edentula.
Pupilla rotundata.
Parotides nullae.
Pedes postici valde elongatı palmatı.
Der Körper ist bald ziemlich schlank und gewölbt, bald mehr
plump und abgeplattet, der Kopf kurz und hinten vollkommen von
der Breite des Rumpfes. Die Ohrdrüsen fehlen immer, das Trommel-
fell ist deutlich, die Schallblasen sind bald vorhanden, bald fehlend.
Die Zunge ist groß, länglich oder dreieckig eiförmig, am Hinterrande
tief ausgerandet oder fast zweihörnig und nur in der vorderen Hälfte
befestigt. Die Gaumenzähne stehen in zwei queren Reihen oder
Gruppen, die bald zwischen, häufiger aber etwas hinter den inneren
Nasenlöchern verlaufen und unter sich durch einen deutlichen Zwischen-
raum getrennt sind. Die Vorderbeine haben freie, die stark ver-
längerten Hinterbeine durch Schwimmhäute verbundene Zehen.
Die Haut ist meist ziemlich glatt oder nur mit mehr vereinzelten,
seltener mit zahlreicheren drüsigen Hervorragungen oder Warzen
bedeckt.
Die Mitglieder dieser Familie leben entweder am Wasser oder
aber am Lande, woselbst sie sich an schattigen und feuchten Orten
aufhalten. Bei der Paarung wird das Weibchen von dem Männchen
unter den Achseln umfaßt, der Laich wird in Klumpen abgesetzt.
Die laevogyrinen Larven verlassen die Eihüllen bereits mit aus-
gebildeten äußeren Kiemen, die Lippen derselben sind seitlich und
unten mit oft in mehreren Reihen stehenden Papillen gesäumt, die
Zähne in den einzelnen Leisten stets einreihig; das Sprraculum ist
nach aufwärts und rückwärts gerichtet.
In Europa ist die Familie nur durch eine einzige Gattung ver-
treten.
I. Gattung. Rana.
Linne Syst. nat. I, pag. 354 (1767).
Tympanum conspicuum.
Lingua oblonga posterius libera et bifurca.
Dentium palatinorum pugilli breves.
Digiti simplices callis subarticularıbus instructt.
Der Körper ist bald mehr schlank und kantig, bald mehr plump
und gerundet, der Rumpf nach rückwärts gegen die Hinterbeine zu
stark eingezogen, bald mehr flach und abgeplattet, meistens jedoch
ziemlich hoch und im hinteren Teile des Rückens durch die stark
a
Rana. 2 29
vorspringenden Beckenknochen höckerartig aufgetrieben, sein oberer
Teil von den Seiten durch zwei erhabene Drüsenleisten fast immer
deutlich geschieden. Die Form des Kopfes ist bei den einzelnen
Arten sehr verschieden. Das Trommelfell gibt durch seine Größe
und Entfernung von den Augen gute Unterscheidungsmerkmale ab.
Die Augen sind groß und sehr vorstehend. Die Zunge ist nach hinten
etwas erweitert und in ihrer hinteren Hälfte vollkommen frei und
herausschlagbar. Die Gaumenzähne stehen in’zwei gewöhnlich nach
hinten zu schwach konvergierenden Gruppen. Die Schallblasen
sind bald vorhanden (Pelophylax Fitz.), bald fehlend, die Mün-
dungen der eustachischen Röhren im inneren Mundwinkel als zwei
die inneren Nasenlöcher an Größe wenigstens um das Doppelte
übertreffende Öffnungen sehr deutlich sichtbar. Die Vorderbeine,
welche bei den Männchen kürzer und stämmiger sind als bei den
Weibchen, besitzen vier freie Zehen und zeigen an den Handballen
keine Schwielen; der Daumen ist im männlichen Geschlechte zur
Paarungszeit mit einer schwielig rauhen, manchmal geschwärzten
Haut versehen. Die meist stark verlängerten Hinterbeine haben
fünf durch Schwimmhäute verbundene Zehen, und an der Wurzel
der inneren Zehe einen großen, länglichen schwielenartigen Höcker
(Fersenhöcker), dann unter diesem gegenüber nächst der Basis der
fünften Zehe noch einen zweiten, rundlichen, der aber stets kleiner ist
und weniger hervortritt. Sämtliche Zehen sind unterseits an den Ge-
lenken mit sehr deutlichen, schwielenartigen Auftreibungen versehen.
Die meisten Arten dieser Gattung sind Landtiere, die sich mit
Ausnahme der Brunstzeit besonders gerne in feuchten, schattigen
Laubwäldern aufhalten, wo sie teils zahlreiche und passende Ver-
stecke finden, teils durch ihre mit den abgefallenen Blättern überein-
stimmende Färbung geschützt sind. Der an Unterholz und sonstigem
Pflanzenwuchs arme, am Boden gewöhnlich nackte Nadelwald sagt
ihnen, als nicht so viel Schutz gewährend, weit weniger zu. Zur
Paarungszeit leben übrigens alle Arten im und am Wasser, besonders
an Teichen, Sümpfen und langsam fließenden Gewässern, an deren
Ufern sie namentlich im Sonnenschein nach Art der Hunde auf den
Hinterbeinen sitzen, sich bei herannahender Gefahr kopfüber in
weiten Sprüngen in die Flut stürzen, und sich daselbst mit der
Schnauze tief in den Schlamm des Grundes oder unter locker auf-
liegende Steine einwühlen. Die größeren Arten sind arge Räuber,
welche selbst kleinere Wirbeltiere nicht verschonen. Den Winter
bringen sie im Grunde des Wassers zu.
Bei den Kaulquappen sind die Augen an > Oberseite des
Kopfes, der After am Unterrande des Schwanzes gelegen; der obere
Flossensaum des letzteren geht nach vorne nicht über die Mündung
der Atemröhre hinaus.
Die Gattung Rana ist noch fortwährend in der Differenzierung
begriffen, und so gut auch die einzelnen Arten bereits unterschieden
werden können, so stößt man bei dem Umstande, als die Zwischen-
formen derzeit noch nicht überall ausgestorben sind, bei Unter-
suchung eines größeren, aus verschiedenen Gegenden stammenden
Materials hie und da noch immer auf Stücke, deren Zugehörigkeit
2 3 oO Ranidae.
zu der einen oder anderen der bisher aufgestellten Spezies nicht mit
absoluter Sicherheit festgestellt werden kann und die daher vorder-
hand noch als Übergangsformen zu betrachten sind.
Die Merkmale der bis jetzt sicher zu unterscheidenden Arten
sind in nachstehender Übersicht zusammengestellt.
A. Schwimmhäute derb und vollkommen, d. h. so stark ent-
wickelt, daß sie die längste Zehe mit den Nachbarzehen
bis zur Spitze verbinden. Männchen neben und unter dem
Unterkiefer und parallel mit diesem jederseits mit einem
Längsschlitz zum Hervortreten der Schallblasen. Schenkel
stets grob schwarz gefleckt und marmoriert, Ohrfleck schwach
oder fehlend (Pelophylax Fitz.).
I. Interokularraum mindestens halb so breit als ein oberes
Augenlid. Gaumenzähne den Hinterrand der inneren
Nasenlöcher niemals überragend. Fersen bei senkrecht
auf den Körper abgebogenen Schenkeln und mit diesen
parallel zurückgelegten Schienen nicht zusammenstoßend.
Tibiotarsalgelenk beim Männchen nicht bis zur Schnauzen-
spitze, beim Weibchen nicht bis zum hinteren Augenwinkel
reichend. Innerer Metatarsalhöcker groß, kompreß, vor-
ragend und etwa halb so lang als die vor ihm stehende
Zehe. Schallblasen milchweiß, Hinterschenkel schwefel-
oder dottergelb .... . ....‘. esculentcesgn
II. Interokularraum nur ein Drittel so breit als ein oberes
Augenlid. Gaumenzähne den Hinterrand der Choanen
etwas überragend. Fersen bei senkrecht vom Körper
abgebogenen Schenkeln und mit diesen parallel zurück-
gelegten Schienen übereinander reichend. Tibiotarsal-
gelenk beim Männchen die Schnauzenspitze, beim Weib-
chen den hinteren Augenwinkel erreichend. Innerer Meta-
tarsalhöcker klein, flach zylindrisch, nicht stark hervor-
ragend und merklich kürzer als die Hälfte der vor ihm
stehenden Zehe. Hinterschenkel fast niemals gelb. Schall-
blasen.-schwärzlichgrau. ... . ... . ridibunda Ei
B. Schwimmhäute unvollkommen, nur zwei Drittel oder drei
Viertel der Zehen verbindend. Interokularraum flach und
stets breiter als die Hälfte des oberen Augenlides. Schall-
blasen öfters fehlend. Gaumenzähne in zwei nach hinten
konvergierenden und unter die Verbindungslinie der inneren
Nasenlöcher reichenden Gruppen. Öhrgegend mit auffällig
großem und dunklen Temporalfleck. Oberseite niemals grün.
Hinterschenkel nie grob schwarz gefleckt und gemarmelt.
III. Fußwurzel (Tibiotarsalgelenk) die Schnauzenspitze nicht
oder kaum erreichend. Abstand zwischen den dorso-late-
ralen Drüsenwülsten 5—7mal in der Körperlänge enthalten.
Männchen mit inneren Schallblasen.
I. Fersenhöcker schwach entwickelt, weich, einen ovalen,
niedrigen, stumpfen, höchstens die halbe Länge des
übrigen Teiles der I. Zehe erreichenden Wulst bildend.
Rana. 231
a) Erster Finger kaum länger als der zweite. Schienen
höchstens so lang als die Vorderbeine
Camerani Boukg.
b) Erster Finger deutlich länger als der zweite, Schienen
viel kürzer als die Vorderbeine . temporaria Linne.
2. Fersenhöcker sehr stark entwickelt, hart, schaufel-
förmig, hoch und seitlich stark zusammengedrückt, meist
etwa 24 der Länge des übrigen Teiles der ı. Zehe er-
reichend. I. Finger viel länger als der 2., Schienen kürzer
als die Vorderbeine . ... ae en Ares N IS.
IV. Fußwurzel die Schnauzenspitze erreichend oder überragend.
Abstand zwischen den dorso-lateralen Drüsenreihen 4 bis
6 mal in der Körperlänge enthalten.
3. Trommelfell höchstens 24 der Augengröße erreichend,
dessen Abstand vom letzteren mitunter so groß wie sein
eigener Durchmesser.
c) Abstand zwischen den Nasenlöchern größer als der
Interokularraum.
aa) Fersenhöcker so lang als das Tympanum, %—?/;
so lang als die Innenzehe.
a) Trommelfell schwach abgehoben, Männchen
mit äußeren Schallblasen . graeca Boulg.
ß) Trommelfell gut abgehoben, Männchen mit
inneren Schallblasen. macrocnemis Big.
bb) Fersenhöcker sehr klein, weich, einem Sub-
artikulartuberkel ähnlich, kürzer als das gut
sichtbare Tympanum, höchstens '/,; so lang als
die Innenzehe. Schwimmhäute ziemlich kurz,
Männchen mit äußeren Schallblasen
iberica Boulg.
Abstand zwischen den Nasenlöchern nicht größer
als der Interokularraum. I. Finger länger als der 2.
Trommelfell gut sichtbar aber klein, höchstens Y,
der Augengröße, dessen Entfernung vom Auge fast
seinem Durchmesser gleich. Fersenhöcker weich,
stumpf, vom Tympanum an Länge wenig verschieden,
höchstens !/, von der übrigen Länge der Innenzehe.
Zehen fast ganz durch Schwimmhäute verbunden
Latastei Boug.
4. Trommelfell fast so groß wie das Auge und demselben sehr
nahe gerückt. ı. Finger länger als der 2. Subartikular-
tuberkeln und Fersenhöcker stark vorstehend, letzterer
mäßig breit, ziemlich hart, merklich kompreß, etwa %3 der
Tympanumgröße und die halbe Länge des übrigen Teiles
der ı. Zehe erreichend . ... ... „. agilis Thom.
2
1. Rana maeroenemis: Spatium internasale spatio interocuları multo
latius, hoc dimidiae palpebrae subaequale. Typanum ab oculo
multo majore vemotum. Dentes palatini choanis postpositi.
Manuum digitus Primus secundo longior. Tibiae membris
232 Ranidae.
anterioribus subaequales. Articulatio tibio-tarsalis vostri apicem
in adultis superans, callus subpollicarius obtusus, tenuis et an-
gustus, dimidio pollice fere aequalis. — Long. 6—7 cm.
Rana macrocnemis Bouleng. Descript. of new Spec. of Frog from
As. Min. Proced. of the Zool. Soc. of Lond., pag. 22, tab. III (1885).
mas. Capite vesicis vocalibus internis, palmarum pollice nuptiae-tem-
pore calloso-incrassato integro, membrana nataloria margine
subrecto.
fem. Vesicis vocalibus nullis, palmarum pollice simplice, membrana
natatoria margine sinnato.
Der Körper ist kräftig, ziemlich plump und seitlich mehr oder
weniger bauchig, erweitert, der Kopf etwas breiter als lang, mit nicht
vorstehender, kurzer, verrundeter oder stumpf zugespitzter Schnauze.
Die Nasenlöcher sind von den Augen
und der Schnauzenspitze gleich weit
entfernt, ihr gegenseitiger Abstand viel
größer als der Interokularraum, dieser
flach und etwa von der halben Breite
eines ‘oberen Augenlides; die Zügel-
gegend fällt etwas schief ab. Das
Trommelfell, welches etwa die Hälfte
oder auch nur ein Drittel von der
Größe des Auges beträgt, ist fast um
die Hälfte seines Durch-
messers von letzterem ent-
fernt. Die Gaumenzähne
sind in zwei schmale, schiefe
Gruppen hinter das Niveau
der Choanen gestellt. An
den Vorderbeinen ist der
erste Finger mehr oder
weniger deutlich länger als
Rana macrocnemis Boulg. der zweite; die Hinterbeine
sind sehr lang, mit dem
Tibiotarsalgelenk die Schnauzenspitze meistens überragend oder
wenigstens erreichend, Schenkel und Schiene zusammen mehr als
die ganze Körperlänge betragend, die Schienen so lang oder etwas
kürzer als die Vorderbeine. Der innere Metatarsalhöcker ist stumpf,
schmal und weich, oval oder elliptisch, an Länge etwa der Hälfte
der darüber stehenden Zehe gleichend, der an der Basis der vierten
Zehe stehende Höcker klein aber sehr deutlich. Die bis etwa drei
Viertel ihrer Länge durch Schwimmhäute verbundenen Zehen haben
nur kleine, schwach entwickelte Subartikulartuberkeln. An der
warzigen Haut sihd die seitlichen Drüsenleisten nicht besonders
stark abgehoben, ihr gegenseitiger Abstand in der Schultergegend
etwa Y,—/, der Körperlänge betragend.
Das Männchen zeichnet sich während der Brunst durch sehr
kräftige Vorderbeine mit stark schwielig verdicktem, aber durch
keine Querlinie geteiltem Daumen aus. Die am freien Rande fast
}
Rana. 233
geradlinigen Schwimmhäute reichen zu der Zeit bis zur Basis des
vorletzten, an der Innenseite fast bis zum letzten, an der vierten
Zehe fast bis zur Spitze des letzten Zehengliedes. Auch besitzt
das Männchen zwei innere Stimmsäcke und zur Zeit der Paarung
eine durch Entwicklung der Lymphgefäße verursachte stark an-
geschwollene Haut.
Beim Weibchen hingegen sind die zwei letzten Phalangenglieder
der vierten Zehe stets beiderseits, das letzte Glied der drei inneren
Zehen auf der Außenseite, das-erste auch auf der Innenseite frei.
Desgleichen sind die freien Ränder der Schwimmhaut tief ausgerandet
und die Körperseiten sowie die Beckengegend und die Hinterbeine
mit perlartigen Körnern besetzt.
Die Oberseite ist lichtbraun, mit großen dunklen Flecken am
Rücken und auf den Seiten und ebensolchen regelmäßigen Quer-
binden auf den Hinterbeinen. Dieselbe Färbung zeigen auch der
Kanthalstreifen, die breite Temporalmakel, der Saum der Oberlippe,
ein verlängerter Fleck auf der Innenseite des Oberarmes sowie eine
zwischen den Augen nach vorne, in der Schultergegend aber nach
hinten offene Winkelzeichnung. Zwischen dem Kanthalstreifen
und dem dunklen Saum der.Oberlippe zieht sich gewöhnlich ein mehr
oder weniger deutlicher heller Strich hin. Die Unterseite ist weiß,
die Kehle namentlich seitlich dunkel punktiert oder gefleckt. —
Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt 6—7 cm.
Diese Art ist in unserem Faunengebiete bisher nur im südöst-
lichsten Rußland, und zwar in Nordkaukasien, angetroffen worden;
über Lebensweise und Entwicklung ward meines Wissens noch nichts
bekannt gemacht.
2. Rana agilis: Spatium internasale spatio interoculari latius, hoc
palpebrae multo angustius. Tympanum maximum, magnitudıne
oculo fere aequale et illo valde approximatum. Dentes palatını
choanis postpositi. Manuum digitus primus secundo sublongtor.
Tibiae membris anticis subaequales. Articulatio tibio-tarsalis
rostri apicem in adultis valde superans, callus subpollicarius
durus, prominens, dimidio pollice subaequalis. — Long. 5—I2 cm.
Rana temporaria Millet Faune Maine et Loirz, III, pag. 664 (1828).
— Rana dalmatina Fitzing. in Bonap. Mem. Accad. Torin. (2),
II, pag. 249 (1839). — Rana agilis Thomas Annal. Scienc. nat. IV,
pag. 365, pl. VII, fig. 1-4 (1855). — Rana temporaria var. ar-
valis Günther Catal. Batr. sal. Brit. Mus. pag. 16. partim (1858). —
Rana gracilis Fatio Rev. e. Mag. Zool. XIV, pag. 8ı, pl. VI, VII
(1862). — Rana temporaria var. gracilis Koch. Form u.
Wandl. d. ecaud. Batr. d. Unt. Main- u. Lahn-Geb., pag. 2ı (1872). —
Rana temporaria y Schreiber Herpet. europ. I, pag. 125 (1875).
mas. Palmarum pollice nuptiae tempore modice incrassato callo ple-
rumque subglabro, integro; membrana natatoria margine sub-
sinuato.
- fem. Palmarum pollice simplice, membrana natatoria margine sinuato.
Eine durch schlanke Gestalt, lange, vorgezogene Schnauze,
dünne, stark verlängerte Hinterbeine, knopfförmig vorspringende
234 Ranidae.
Gelenkshöcker auf der Unterseite der Finger und Zehen sowie durch
helle, fast einfarbige Oberseite, ungefleckten, weißlichen Bauch und
zarte Hautbedeckung sehr ausgezeichnete Art.
Der Körper ist gestreckt, nach hinten stark eingezogen und nur
beim trächtigen Weibchen mehr oder weniger bauchig erweitert. Der
Kopf ist etwa so lang als breit, flach und niedrig, mit dreieckig kegel-
förmiger, über den Mund merklich vorragender Schnauze. Die
konkave Zügelgegend zeigt oben eine deutliche Rostralkante und
fällt seitlich stark schief ab. Die Nasenlöcher sind von den Augen
und der Schnauzenspitze ziemlich gleich weit entfernt, ihr gegen-
seitiger Abstand größer als der Interokularraum; dieser stets merk-
lich schmäler als ein oberes Augenlid; die stark vorstehenden Augen
sind von der Schnauzenspitze etwas mehr als von dem Oberlippen-
rande entfernt. Das Trommelfell ist kreisrund, sehr groß und deut-
lich, wenig kleiner als das Auge und dem letzteren so genähert, daß
es von diesem nur um etwa 2—3 Fünftel
des Tympanumdurchmessers absteht. Die
Gaumenzähne stehen in zwei eiförmigen,
stark divergierenden und merklich vor-
springenden Gruppen, die nach außen
hinter das Niveau der inneren Nasen-
löcher hinausreichen. Die Vorderbeine
sind im Verhältnis zu den
hinteren Gliedmaßen sehr kurz,
etwa so lang als die Schienen,
die Finger stumpf, der erste
—,, etwas länger als der zweite.
Die Hinterbeine sind auffallend
verlängert, mit dem Fersen-
gelenk nur bei jungen Stücken
Fig. 43. bis zur Schnauzenspitze, bei
Beau: älteren aber bedeutend über
dieselbe hinaus reichend; die
Fersen bei vom Rumpfe senkrecht abgebogenen Schenkeln und
mit ihnen parallel zurückgelegten Schienen über den After hinaus-
ragend, Schienen und Füße von ziemlich gleicher Länge. Der innere
Metatarsalhöcker ist hart, oval, stark vorstehend, meist um die Hälfte
kleiner als die darüber stehende Zehe und kürzer als der Durchmesser
des Tympanums. Unter der Wurzel der längsten Zehe steht gewöhn-
lich noch ein kleiner, rundlicher, mehr warzenartiger Höcker. Die
subartikularen Gelenkshöcker stehen an Fingern und Zehen stark
knopfförmig vor. Die Schwimmhäute sind unvollständig, zart. Die
feine Haut ist glatt, ganz gespannt, nur selten oben und an den Seiten
etwas warzig, in der Weichengegend und auf der Unterseite der
Schenkel fein perlartig gekörnt. Die mitunter stellenweise unter-
brochenen subdorsalen Drüsenleisten sind zwar schmal, aber gut ab-
gehoben, einander nicht sehr genähert und verlaufen, nur zwischen
den Schultern oft schwach konvergierend, sonst in ziemlich gerader
Richtung über den Rücken hin; außerdem ist noch die Schläfen-
makel oben und unten durch eine Drüsenfalte gesäumt, sowie auch
Rana. 235
die nach hinten winkelig geöffnete Nackendrüse meist mehr oder
weniger deutlich zu bemerken.
Die jeglicher Schallblasen entbehrenden Männchen sind außer
ihrer meist geringeren Größe an den stämmigeren Vorderbeinen und
zur Brunstzeit an den Daumenschwielen und den stärker ausge-
bildeten Schwimmhäuten zu erkennen. Die vom Ballen des Daumens
bis zu dessen Spitze ohne Unterbrechung sich erstreckende Brunst-
schwiele ist im Vergleich zu anderen Arten der Gattung nur mäßig
entwickelt, in der Regel glatt, glänzend und hellfarbig und nur aus-
nahmsweise durch kleine, runde Körner mehr oder weniges rauh
und verdunkelt. Die beim brünstigen Männchen am freien Außen-
rande oft ganz gradlinige Schwimmhaut reicht bei demselben an der
längsten Zehe gewöhnlich bis zur Basis des letzten Phalangengliedes.
Außer der Brunstzeit, sowie beim Weibchen sind die Schwimmhäute
am Außenrande mehr oder weniger halbmondförmig gebuchtet und
erstrecken sich an der vierten Zehe nur bis zur Basis des vorletzten
Gliedes.
Bezüglich der Färbung ist Rana agilis nur wenig veränderlich
und muß als der hellste aller Braunfrösche bezeichnet werden. Die
Oberseite kann von einem sehr lichten Lehmgelb, Fleischrötlich
oder Schokoladefarben durch Hellgrau und Rötlichbraun einer-
seits bis ins fast reine Grau, andererseits selbst bis ins ausgesprochene
Ziegelrot übergehen. Im Leben und bei Wohlbefinden hat das ele-
gante Tier fast etwas Durchscheinendes an sich, während Übelbefinden
und ungünstige Witterungsverhältnisse verdunkelnd wirken. Die
Männchen sind in der Regel lebhafter, die Weibchen meist matter
gefärbt. Auf den Augenlidern, dem Trommelfell und den seitlichen
Drüsenleisten macht sich zur Laichzeit nicht selten ein mehr oder
weniger deutlicher Goldglanz bemerkbar. Ein Querfleck auf der
Stirn, sowie die Nackendrüsen sind gewöhnlich dunkel. Desgleichen
sind auch der Saum der Oberlippe, sowie einige Sprenkeln oder
Marmeln am Rande des Unterkiefers braun. Eine Makel auf den Augen-
lidern, der oft einen großen Teil der Zügelgegend einnehmende Kan-
thalstreif, ferner ein Streifen am Oberarm und die Schläfenmakel
sind stets tief dunkel gefärbt und infolgedessen sehr scharf und deut-
lich abgehoben; da der Zügelstreif auch durch das Auge zieht, so
wird hiedurch die Iris in eine obere goldene und eine untere schwärz-
liche Hälfte geteilt. Der Kanthalstreif wird von dem dunklen Ober-
lippensaum durch einen hellen, gelblichen oder selbst rosafarbenen
von der Schwanzspitze bis zum Mundwinkel sich erstreckenden
Streifen getrennt. Der Rücken selbst ist in der Regel ziemlich ein-
farbig oder nur ab und zu mit spärlichen meist wenig hervortreten-
den dunkleren Makeln besetzt. Nur an der Außenseite der meist
etwas helleren, gewöhnlich gelblichen oder braunroten subdorsalen
Drüsenleisten setzen sich gerne dunkle Flecken an, welche, wenn
sie in größerer Zahl vorkommen und, wie es manchmal bei dalmati-
. nischen Stücken vorkommt, zu einem mehr oder weniger zusammen-
hängenden Längsstreifen zusammenfließen, solchen Tieren dann auf
den ersten Blick eine oberflächliche Ähnlichkeit mit arvalis geben,
welche Ähnlichkeit dann allerdings in höchst seltenen Fällen noch durch
230. Ranidae.
eine Erhellung der Vertebralzone in Form eines lichten Striches
erhöht wird. Die Beine sind mit nicht sehr scharfen, braunen oder
schwärzlichen Querbinden versehen; die Weibchen zeigen an den
Körperseiten meist einen rosigen Anflug. Die Unterseite ist weiß-
lich oder gelblich, der Bauch immer ungefleckt, die Kehl- und Brust-
seiten beim Weibchen öfters mit feinen, rötlichen oder schwärzlichen
Schnörkeln und Sprenkeln, beim Männchen wenigstens die Mitte
der Kehle stets einfarbig weiß. Die Weichen und Schenkel zeigen
besonders nach innen zu meist eine schöne schwefelgelbe oder bräun-
liche Färbung, nach außen oft hellere oder dunklere Sprenkel. Die
Füße sind unten fleischfarben mit rötlichen Subarticulartuberkeln.
Die Jungen sind von den Alten durch viel kürzere, mit dem
Fersengelenk die Schnauzenspitze nicht oder nur wenig überragende
Hinterbeine und meist auch durch die Färbung verschieden. Die
Oberseite ist gewöhnlich dunkler, mehr braun oder ziegelrot, die
Unterseite rötlich, der Bauch graulich gefleckt.
Die Länge des ausgewachsenen Tieres beträgt gewöhnlich 5 bis
6 cm, kann aber in südlichen Gegenden ausnahmsweise bis auf das
Doppelte der erwähnten Größe ansteigen.
Rana agılis lebt gewöhnlich in lichten Laubwäldern, in denen
sie durch ihre mit abgefallenen dürren Blättern übereinstimmende
Färbung vor Feinden sehr geschützt ist. Vermöge ihrer langen
Hinterbeine vermag.sie ganz gewaltige, 2 m weite und %, m hohe
Sprünge auszuführen und übertrifft daher in dieser Richtung alle
ihre Verwandten. Sie hält sich vorwiegend in der Ebene und im Hügel-
lande auf, während sie im Gebirge in der Regel durch temporaria
vertreten wird. Doch trifft man das Tier ausnahmsweise auch im
Hochgebirge an, was namentlich von der durch ihre enormen Dimen-
sionen ausgezeichnete, von Fitzinger als Rana dalmatina be-
schriebene Form gilt. Wahrhaft riesige, gegen ı2 cm Körperlänge
messende Stücke davon habe ich beispielsweise in den Julischen
Alpen ın der Nähe eines etwa in 1500 m Meereshöhe gelegenen Ge-
birgsees auf der Alpe Duplje an der Ostseite des Berges Krn ge-
sammelt.
Der Winterschlaf dieser Frösche ist nur von kurzer Dauer und
scheinen dieselben überhaupt gegen niedrige Temperaturen wenig
empfindlich zu sein, da man sie nicht nur noch spät im Herbste ım
Freien antrifft, sondern selbst auch mitten im Winter unter dem
Eise oft lebhaft herumschwimmen sieht. Die Weibchen sollen übri-
gens am Lande überwintern und kommen im Frühjahr viel später
zum Vorschein als die an Zahl bedeutend überwiegenden Männchen.
Zur Brunstzeit lassen die Tiere auch ihre Stimme vernehmen, die
einige Ähnlichkeit mit der des Laubfrosches hat, wegen der fehlen-
den Schallblasen jedoch sehr schwach und nur in der Nähe ver-
nehmbar ist.
Die Paarung von Rana agılis findet, wenigstens in ihrer süd-
lichen Heimat, bei günstigen Witterungsverhältnissen sehr zeitig
im Frühjahre, meist schon Mitte Februar statt. In der Auswahl
der Laichplätze sind die Weibchen nicht sehr wählerisch, hängen
namentlich in Sümpfen ihre Eierklumpen mit Vorliebe in das Ge-
Rana. 9.7337
zweige der durch die winterlichen Regengüsse unter Wasser gesetzten
Weiden, wodurch dann, sobald bei zunehmender warmer Frühjahrs-
temperatur das Wasser fällt, die Laichmassen in Menge in die freie
Luft zu hängen kommen und ungezählte Tausende von Eiern der
Vertrocknung anheimfallen.
Die Paarung selbst dauert nur kurze Zeit und dürfte, da man
in der Begattung begriffene Tiere fast niemals antrifft, wahrscheinlich
während der Nacht stattfinden und auch in einer einzigen Nacht
vollendet werden. Nach dem Laichen wird das Wasser sofort ver-
lassen. Im freien Wasser sinken die frisch gelegten Eierklumpen
anfangs zu Boden, steigen aber durch Anquellen der hellen und wenig
konsistenten Gallertmasse bald in die Höhe, wo sie dann von der
noch schwachen Frühjahrssonne um so besser durchwärmt werden,
als sie, mit Ausnahme des sehr abstechenden hellweißen Fleckens,
eine tiefschwarze Färbung haben und daher viel Sonnenstrahlen
zu absorbieren vermögen; die Zahl der in einem Laichklumpen ent-
haltenen Eier schwankt zwischen 6- bis 12 Hundert.
Die ihre Verwandlung in 10—ı2 Wochen durchmachenden Lar-
ven verlieren meist schon am sechsten Tage nach dem Ausschlüpfen
die äußeren Kiemen; sie sind im ganzen den QOuappen von Rana
esculenta ähnlich, haben aber eine kürzere Schnauze, genau in der
Mitte zwischen Augen und Schnauzenspitze stehende Nasenlöcher
und ein mehr dem Hinterrande des Körpers genähertes Spiraculum.
Der Interocularraum ist doppelt so breit als der Internasalraum,
der breit schwarz gesäumte Schnabel hat in der Mitte der Oberkiefer-
basıs meist einen schwarzen, knopfartigen Höcker, der beiderseits
mitunter noch von einem eben solchen kleineren begleitet ist. Die
Lippe zeigt unten gewöhnlich zwei, seitlich wenigstens stellenweise
meist drei Reihen von Papillen; die Zähne stehen ober dem Munde
in drei, unter demselben in vier Querleisten. An der Öberlippe ist
die erste Reihe lang, ununterbrochen, die ganze Breite der Lippe
einnehmend; die zweite und dritte Leiste werden nach unten abneh-
mend kürzer und sind in der Mitte breit unterbrochen; die dritte oder
unterste Reihe ist die kürzeste, etwa nur die halbe Länge der voran-
gehenden betragend. Die Zahnleisten der Unterlippe sind — mit
Ausnahme der manchmal in der Mitte sehr schwach unterbrochenen
obersten Reihe — alle kontinuierlich und nehmen fast die ganze
Breite der Lippe ein; nur die unterste ist merklich verkürzt. Der
Kopf und der Rücken zeigen gut sichtbare Drüsenlinien. Der Schwanz
ist 2—21, mal so lang als der Körper, am Ende -zugespitzt oder
selbst schwach dornig ausgezogen, der höhere Obersaum stark kon-
vex und auf dem Rücken bis über das Spiraculum reichend. — Die
Oberseite ist blaß- oder rotbraun und mit dunkelbraunen, die Seiten
zwischen braunem und rötlichem Netzwerk mit goldenen Punkten
besetzt. Die Kehle ist fleischfarben, der blaßgolden oder perlmutterig
gesprenkelte Bauch weiß, der Muskelteil des Schwanzes gelb oder blaß-
- braun mit kleinen graulichen oder braunen Flecken. Der graulichweiße
Flossensaum zeigt, namentlich ober dem Muskelteil, ebenfalls feine
weiße oder grauliche Flecken, der freie Rand des Obersaumes meist
einige tiefschwarze Makeln. Die ausgewachsenen Larven werden gegen
238 Ranidae.
6 cm lang. — Die verwandelten Jungen verlassen gewöhnlich Ende
Juni oder anfangs Juli das Wasser.
Rana agilis gehört mehr der Fauna des südlichen Europas an,
indem sie nach Norden zu den 50° n. B. nur ausnahmsweise über-
schreitet; ihr hauptsächliches Wohngebiet scheint Frankreich, Italien
und das südliche Österreich zu sein. Im ersteren Lande kommt die
Art, den äußersten Nordosten ausgenommen, von Sanct Malo und
Paris an bis zu den Küsten des Atlantischen und Mittelmeeres und
bis zu den Pyrenäen vor. Letztere werden nicht mehr überschritten,
da das Tier in Spanien und Portugal fehlt. In der Schweiz ist agzlis
nur in den an Frankreich und Italien grenzenden Kantonen zu finden.
In Österreich-Ungarn scheint sie weiter, als man bisher annahm,
verbreitet zu sein, da sie nicht immer von den verwandten Arten
unterschieden ward. Sicher ist sie derzeit in Böhmen, Schlesien,
Nieder-Österreich, Steiermark, Kärnten, Ober-Ungarn und dem mitt-
leren Siebenbürgen nachgewiesen. Von Italien dringt dann das Tier
östlich nach Illyrien — wo ich es auch auf den größeren Istrianischen
Inseln, z. B. Veglia, antraf — nach Kroatien und Dalmatien, sowie
nach Bosnien und der Herzegowina vor. In Rußland scheint die Art
den 43. Breitengrad nicht zu überschreiten, dürfte aber, da sie noch
in Nordkaukasien gefunden ward, wahrscheinlich wohl auch die
dazwischenliegenden Landstriche bewohnen. Ob die aus Albanien
und Griechenland ‚angeführten Stücke nicht vielleicht wenigstens
teilweise zu Rana graeca gehören, kann vorderhand mit Sicherheit
noch nicht entschieden werden. Von der Apenninischen Halbinsel
wird sie zwar nur aus Oberitalien erwähnt, wird aber, da sie in Sizilien
nachgewiesen ist, wohl auch in anderen Teilen des Landes heimisch
sein. Endlich kommt das Tier noch um Konstantinopel vor, woselbst
es in dem sog. Belgrader Wäldchen nicht selten ist. — Was schließ-
lich die in Deutschland sporadisch vorkommenden Funde, wie bei-
spielsweise um Straßburg, Linz am Rhein, Würzburg, Traunstein
in Oberbayern u. dgl. betrifft, so dürften dieselben vielleicht als Reste
der daselbst bereits im Aussterben begriffenen Art zu betrachten sein.
Die Gefangenschaft verträgt Rana agilis gut und hält in ihr
bei sorgfältiger Pflege jahrelang aus; sie erweist sich weit weniger
ungestüm als ihre Verwandten, wird leicht zahm und zutraulich
und lernt bald das vorgehaltene Futter aus der Hand nehmen. Wegen
der Zartheit ihres Körperbaues ist der Käfig öfters mit frischem
Moos oder noch besser ständig mit lebenden Pflanzen zu versehen
und auch der Transport und etwaige Versendung mit mehr Vor-
sicht auszuführen, da die Tiere sonst unterwegs leicht eingehen.
3. Rana Latastei: Spatium internasale spatio interocuları, hoc Pal-
pebrae aequale. Tympanum ab oculo multo majore remotum.
Dentes palatini choanis postpositi. Manuum digitus Primus se-
cundo sublongior. Tibiae membris anticis subaequales. Articulatio
tibio-tarsalis rostri apicem valde superans, callus subpollicarius
parvus, tenuis, dimidio. pollice multo minor. — Long. 4—7 cm.
Rana latastei Bouleng. Bull. Soc. Zool. France, pag. 180 (1879). —
Rana latastii Bouleng. Taill. Batrac. Europ. II, pag. 326 (1898).
Rana. 2 3 9
mas. Pollice nuptiae tempore callo lato, obscuro-scabroso, diviso; mem-
brana natatoria margine vecto aut subsinuato.
fem. Pollice simplice, membrana natatoria margine sinuato.
Eine der vorigen auf den ersten Blick sehr ähnliche, aber in vielen
Punkten doch wesentlich verschiedene Art.
Der Körper ist schlank, nach hinten stark eingezogen und nur
beim Weibchen mitunter mehr oder weniger bauchig aufgetrieben,
der Kopf etwa so lang als breit, etwas weniger flach als bei agılıs,
mit gewöhnlich stark zugespitzt verlängerter, seltener mehr kurzer
und verrundeter Schnauze, welche den Unterkiefer stets deutlich
überragt und in der Zügelgegend ziemlich plötzlich abfällt. Die
Nasenlöcher sind von der Schnau-
zenspitze und den Augen ziemlich
gleich weit entfernt, manchmal
auch der ersteren etwas genähert,
ihr gegenseitiger Abstand dem In-
terocularraume gleich, dieser der
Breite eines oberen Augenlides
entsprechend. Das sehr deutliche
Trommelfell ist klein, nur halb oder
höchstens zwei Drittel so groß wie
das Auge, von letzterem um die
Hälfte oder selbst um zwei Drittel
des Tympanumdurchmessers ent-
fernt. Die Gaumenzähne stehen
in zwei schmalen, ovalen und
schiefen Gruppen hinter dem Niveau
der inneren Nasenlöcher. Die
Vorderbeine sind verhältnismäßig
kurz, ihre Finger stumpf, deren
erster den zweiten etwas über-
ragend. Die Hinterbeine sind sehr
lang, & mit ‚dem Tibiotarsalgelenk Rana Latastei Boulg.
weit über die Schnauzenspitze hin- a Hinterfuß des (, b 4 9.
ausreichend, die Fersen bei vom
Rumpfe senkrecht abgebogenen Schenkeln und an diesen zurück-
gelegten Schienen stark übergreifend, die Schienen nur selten etwas
kürzer als die Vorderbeine und mindestens so lang wie der Fuß. Der
innere Metartasalhöcker ist klein, weich, stumpf und oval, etwa ein
Drittel so lang als die darüber stehende Zehe, unter der längsten Zehe
steht gewöhnlich noch ein kleiner, rundlicher Höcker. Die Sub-
artikulartuberkeln an Fingern und Zehen sind ziemlich groß und
vorstehend, die Schwimmhäute nach den Geschlechtern verschieden
entwickelt. Die Haut ist oben glatt oder nur mit wenigen kleinen
Warzen spärlich besetzt, die Schenkel gekörnt. Die zwar schmalen,
aber in der Regel gut abgehobenen Dorsolateralfalten ziehen in nahe-
zu gerader Richtung von den Schläfen zu den Weichen hin und sind
in der Schultergegend etwa !/,—Y, der Körperlänge von einander
entfernt.
Fig. 44.
240 Ranidae.
Das der Schallblasen entbehrende Männchen hat außer viel
kräftigeren Vorderbeinen noch am Daumen derselben zur Paarungs-
zeit 3—4 deutliche fleckenbildende Brunstschwielen, die mit dunkel-
braunen, körnigen Excreszenzen oder feinen Dörnchen besetzt sind.
Die oft fast ganzen Schwimmhäute haben einen geraden oder selbst
schwach konvexen Außenrand, während selbe beim Weibchen etwas
kürzer und halbmondförmig ausgebuchtet sind.
Die Färbung ist ziemlich konstant, obwohl etwas weniger als
bei der vorangehenden Art. Die Oberseite ist graulich, rötlichbraun
oder ziegelrot, entweder einfarbig oder nur mit wenigen schwärz-
lichen oder dunkelbraunen, seltener rötlichen oder selbst orangenen
Flecken, die häufig nur wenig hervortreten und besonders am Rücken,
sehr selten an den Seiten stehen. Eine Makel auf den Augenlidern,
ein Querfleck auf der Stirne und eine Winkelzeichnung im Nacken
sind fast immer vorhanden; desgleichen sind auch die Zügelgegend
und die Schläfenmakel dunkelbraun oder schwärzlich, letztere unten
hell gesäumt. Die seitlichen Drüsenfalten sind meist von der Farbe
des Rückens, öfters aber auch heller, namentlich rötlich, ihr Außen-
rand mitunter dunkel. Die Hinterbeine zeigen in der Regel ziemlich
scharfe, dunkelbraune oder schwärzliche Querbinden, die Hinterseite
der Schenkel eine ebensolche Fleckung oder Sprenkelung, die Außen-
seite der Hinter-, manchmal auch der Vorderbeine einen öfters in
Flecken aufgelösten, gewöhnlich aber kontinuierlichen schwarzen
Saum. Die im allgemeinen weißliche Unterseite geht nach vorne zu
oft ins Blaßrote, an den Weichen und an den Hinterbeinen ins
Orangefarbene oder Schwefelgelbe über. Die Brust und die Kehle
zeigen manchmal rötliche, meist aber mehr eisengraue oder schoko-
ladefarbene Sprenkel, welche nach vorne an Häufigkeit zunehmen
und an der Kehle so-dicht gestellt sind, daß sie dieselbe in der Regel
vorwiegend dunkel färben; da hiebei stets die Mittellinie und ein an
ihrem hinteren Ende darauf senkrecht stehender Strich von Flecken
frei bleiben, so wird hiedurch auf der Kehle eine für diese Art sehr
charakteristische, ein umgekehrtes helles T (L) auf dunklem Grunde
darstellende Zeichnung gebildet. Die Füße samt den Schwimmhäuten
sind lebhaft fleischrot. Die Jungen sind von den Alten außer den
kürzeren Hinterbeinen wenig verschieden, nur daß der Bauch meist
weißlich und Kehle und Brust oft noch wenig gefleckt sind. — Die
Größe der erwachsenen Tiere beträgt gewöhnlich 4—5 cm, kann
aber ausnahmsweise bis 7 cm erreichen.
Das für diesen Frosch von manchen Autoren angegebenene
dunkle Hochzeitskleid würde ich eher für die noch nicht geschwundene
Winterfärbung halten; wohl aber ist als solches die während der
Brunstzeit oft zu beobachtende Färbung der Unterseite zu betrachten,
welche in dieser Periode von dem gewöhnlichen Weiß oder lichten
Fleischfarben nicht selten zu Karmin-, ja selbst zu Zinnoberrot ge-
steigert erscheint.
Latastei hat mit der vorangegangenen Art, in deren Gesellschaft
sie gewöhnlich auch lebt, Aufenthalt und Sitten gemein. Wie diese
wohnt sie in der Regel in lichten, auf Sandstein (Flysch) stehenden
Laubwäldern, woselbst sie sich meist von den das Gehölze durch-
Rana. 241
fließenden kleinen Bächen und klaren Rinnsalne nicht weit ent-
fernt; an Sprungfähigkeit steht sie der agılis durchaus nicht nach.
Nur zur Laichzeit geht sie in das Wiesenland, da zu so früher Jahres-
zeit der geschlossene Wald nicht die zur Entwicklung der Brut nötige
Wärme bietet und auch die Kaulquappen in den pflanzenleeren, mit
kiesigem Untergrund versehenen Waldwässern zu wenig Nahrung
fänden. Gleich nach der Paarung kehrt sie wieder in das schützende
Gehölz zurück und dasselbe tun auch die Jungen, sobald sie ihre Ver-
wandlung beendet haben. Im Hochsommer und im Herbste kann man
daher die Tiere in allen Größen und Altersstufen neben den zu der
Zeit fast wasserlosen Rinnsalen im Walde oft in Menge erbeuten.
Auffallend ist der häufig schnelle Farbenwechsel dieser Tiere, der
sich namentlich an Brust und Kehle bemerkbar macht. So habe ich
mitunter Latastei mit typischer Kehlfärbung gefangen, die zu Hause
aus dem Transportsack genommen ihre charakteristische Zeichnung
ganz verloren hatten, um sie übrigens im Terrarium alsbald wieder
zu erhalten; ein andermal fing ich ein Stück, das ich, ohne es in der
Schnelligkeit weiter anzusehen, wegen seiner Größe und gänzlich
weißen Unterseite als eine vermeintliche agılis in den Sammelsack
steckte und am nächsten Morgen als eine typisch gezeichnete Latasteı
im Käfige fand. Es ist daher bei Bestimmung dieses und des voran-
gegangenen Frosches stets auch auf die Verhältnisse des Trommel-
felles zu achten.
Latastei laicht sehr zeitig und werden in günstigen Jahren die
Männchen oft schon Ende Winters, mitunter bereits Ende Jänner,
in voller Brunst angetroffen. Die Larven halten etwa die Mitte
zwischen denen von agilis und temporaria. Der Mund ist ziemlich
von der Breite des Internasalraums und etwa 2%, so weit wie der
Interokularraum. Der schwarzgesäumte Schnabel entbehrt des bei
der agilis-Quappe oben vorkommenden Mittelhöckers, die Lippen ha-
ben unten eine, seitlich je zwei Reihen von Papillen, ihre Zähne sind
über dem Munde in 3, unter demselben in 4 Ouerleisten gestellt.
Auf der Oberlippe ist die I. Reihe sehr lang, bis zu den Papillen
reichend, in der Mitte stark nach aufwärts geschwungen und nicht
unterbrochen; die 2. und 2-nach unten abnehmend kürzer werdenden
Reihen sind in der Mitte breit unterbrochen. Von den vier Zahnleisten
der Unterlippe ist gewöhnlich die 3. die längste, die I. die kürzeste
und kaum so lang wie eine Hälfte der in der Mitte schwach unter-
brochenen obersten Reihe. Der scharf zugespitzte Schwanz ist von
doppelter Körperlänge und etwa ein Drittel so hoch als lang, die
Drüsenlinien am Körper sind sehr deutlih. — Die Oberseite ist braun,
die Unterseite samt der Schwanzflosse weißlich, letztere dunkelbraun
punktiert, oben mit einzelnen, größeren, dunklen Flecken. — Die
ausgewachsene Larve kann bis 4 cm lang werden.
Rana Latastei war lange Zeit nur aus Norditalien bekannt, wo-
selbst sie die oberitalische Tiefebene bewohnt und westlich bis Turin,
nördlich bis in den Schweizer Kanton Tessin vordringt; außerdem
ward sie auch in der Arno-Ebene im Toskanischen gefunden. Ob das
Tier an den flachen Küstensäumen der Apenninen Halbinsel noch
weiter nach Süden vordringt, kann bei dem Umstande, als die Art
Schreiber, Herpetologia europaea. 16
242 Ranidae.
früher mit agilis und graeca zusammengeworfen ward, vorderhand
noch nicht entschieden werden. Aus dem Venetianischen ist sie in
neuerer Zeit auch in das österreichische Küstenland vorgedrungen,
woselbst ich am ıı. Juli 1904 in dem eine Wegstunde von Görz ent-
fernten Staatsforste Panowitz das erstemal ein einzelnes Stück fing.
Im Laufe der folgenden acht Jahre hat sich dann dieser Frosch
daselbst sehr schnell weiter verbreitet, so daß er gegenwärtig in der
ganzen Umgebung von Görz unter geeigneten Verhältnissen stellen-
weise selbst schon häufiger als agilis ist. In höheres Hügelland sowie
ins Gebirge geht er nicht hinauf. Die illyrischen Stücke zeichnen sich
vor den italienischen durch bedeutendere Größe aus und stehen in
dieser Hinsicht den gewöhnlichen agilis durchaus nicht nach.
Die Gefangenschaft verträgt das Tier ganz gut und ist dasselbe
in Sitten und Benehmen von der vorangehenden Art nicht verschieden.
4. Rana iberica: Spatium internasale spatio interoculari sublatius,
hoc palpebrae aequale. Tympanum ab oculo majore vemotum.
Dentes palatini choanis postpositi. Manuum digitus Primus
secundo vix longier,; tibiae membris anticis paullulum breviores.
Articulatio tibio-tarsalis rostri apicem in adultis superans, callus
subpollicarius parvus, tenwis, dimidio pollice multo minor. —
Long. 6 cm.
Rana iberica Bouleng. Bull. Soc. Zool. France, IV, pag. 177 (1879).
mas. Palmarum pollice nuptiae tempore callo granoso griseofusco
intstituto.
fem. Palmarum pollice simplıce.
Der Kopf ist etwa so lang als breit oder auch etwas breiter,
mäßig depreß, mit kurzer, stumpf verrundet zugespitzter Schnauze,
deren schwach konvexe Zügelgegend nicht sehr schief abfällt und oben
von einer deutlichen Rostralkante begrenzt ist. Die Nasenlöcher
sind von der Schnauzenspitze und den Augen
gleich weit entfernt, mitunter der ersteren etwas
näher gerückt, ihr gegenseitiger Abstand etwas
größer als der, der Breite eines oberen Augen-
lides gleichkommende Interokularraum. Das
deutlich sichtbare Trommelfell ist etwa 4, oder
3/, so groß wie das Auge, von letzterem %— 34
des Tympanumdurchmessers entfernt. Die Gau-
Jo menzähne stehen in zwei schiefen, hinter dem
Rana iberica Boulg. Niveau der Choanen liegenden Reihen. Die
Finger der Vorderbeine sind stumpf, der erste den zweiten nicht
oder nur wenig überragend. Die Hinterbeine sind sehr lang, mit dem
Tibiotarsalgelenk bei jungen bis zur Spitze der Schnauze, bei erwachse-
nen Tieren aber darüber hinausreichend, die Fersen bei vom Rumpfe
senkrecht abgebogenen Schenkeln und an diesen zurückgelegten
Schienen stark übergreifend, letztere nur wenig kürzer als die Vorder-
beine und fast so lang als der Fuß. Der ovale Fersenhöcker ist weich
und klein, etwa ein Drittel der Daumenlänge betragend, am Grunde
der vierten Zehe steht gewöhnlich noch ein kleiner, bald mehr bald
Fig. 45.
Rana. 243
weniger deutlicher Höcker. Die Subartikulartuberkeln an Fingern
und Zehen sind mäßig entwickelt und nicht besonders vorstehend,
die halbmondförmig ausgebuchtete Schwimmhaut reicht nahe bis
zur Spitze der Zehen. Die Haut ist bald vollkommen glatt, bald
wieder, namentlich am Rücken, durch Körner und kleine rundliche
Warzen mehr oder weniger rauh. Die schmalen, nur wenig vor-
stehenden Dorsolateralfalten ziehen in ziemlich gerader Richtung
von den Schläfen zu den Weichen hin und sind in der Schultergegend
etwa ein Viertel der Körperlänge voneinander entfernt.
Das der Schallblasen entbehrende Männchen ist zur Paarungs-
zeit am Daumen der Vorderbeine mit körnig graubraunen Brunst-
schwielen versehen.
Die Färbung ist ziemlich veränderlich und kann oberseits von
einem gelblichen Braun durch Graubraun bis ins Rötliche ziehen.
Der Kanthalstreifen ist dunkelbraun, der breite Temporalfleck ebenso
oder selbst schwarz gefärbt, vom Auge bis zum Mundwinkel zieht
ein weißer Strich hin. Der Rücken zeigt nicht selten größere gelb-
liche, nach außen zu meist dunkelbraune Flecken, ebenso auch die
Rumpfseiten öfters derartige Makeln und Schnörkel. Zwischen den
Schultern steht manchmal eine dunkle, nach hinten offene Winkel-
zeichnung sowie auch der Außenrand der subdorsalen Drüsenleisten
gewöhnlich dunkelbraun gesäumt ist. Die Beine sind mit dunklen,
oft aber nur schwach hervortretenden Querbinden versehen. Die
Unterseite ist weißlich, besonders an der Kehle mit Ausnahme
ihrer Mittellinie — sowie an der Brust und der Hinterseite der Schenkel
unregelmäßig braun gefleckt oder gemarmelt, die Beine sind meist
rosafarben. Bei jungen Tieren ist die Kehle mitunter fleischfarben
und lebhaft goldig bepudert, die ebenso gefärbte Unterseite der Beine
oft nahezu ganz pigmentlos. — Die Größe erwachsener Exemplare
beträgt etwa 5 cm.
Rana iberica scheint vorwiegend im Gebirge zu leben, woselbst
sie sich in der Nähe von Quellen und Rinnsalen aufhält; weit vom
Wasser trifft man sie gewöhnlich nicht an. In Stimme und Sprung-
fähigkeit ist sie der agilis ähnlich, die Paarung findet in der Regel
Ende März statt.
So wie die erwachsenen Tiere stellen auch die Larven eine Mittel-
form zwischen temporaria et agılis vor. Ihr Körper ist birnenförmig,
“ nach vorne zu stark verjüngt, nach hinten aber bedeutend verdickt,
der Kopf und der Rumpf, namentlich bei jüngeren Quappen, kaum
voneinander abgegrenzt. Die bei jungen von vorne nach rückwärts
schwach gewölbte Oberseite des Kopfes ist bei älteren Larven nahezu
flach, und während bei ersteren die Schnauze von den Augen gegen
die Spitze zu sehr allmählich abfällt, verläuft dieselbe bei letzteren
ziemlich gerade, um dann am Schnauzenende plötzlich und steil
nach abwärts zu biegen. Die Schnauze selbst ist kurz, verrundet
kegelförmig. Die ziemlich kleinen, seitlich gestellten Augen sind sehr
weit auseinandergerückt, mäßig vorstehend und weit nach vorne
geschoben. Der Internasalraum ist fast nur halb so breit wie der
Interokularraum, welch letzterer wieder den Mund an Breite be-
deutend übertrifft. Die seitlich und hoch gelegenen Nasenlöcher
ı6*
244 Ranidae.
sind sehr weit nach vorne gerückt, voneinander etwa ebensoweit
wie von der Mundspalte entfernt, den Augen jedoch etwas näher
gelegen. Der schwarzgesäumte Schnabel hat wie bei agılıs oben
in der Mitte einen deutlichen, knopfartigen Höcker, die Lippen sind
am Unterrande mit einer, seitlich mit zwei bis drei Reihen von Pa-
pillen besetzt, ihre Zähne sind ober dem Munde in drei (sehr selten
vier), unter demselben in vier Reihen gestellt. Auf der Oberlippe
ist die erste Reihe ganz, nach oben bogig, die zweite in der Mitte
weit unterbrochen, die Seitenstücke der dritten Reihe noch mehr
voneinander entfernt, jedes derselben bedeutend kürzer als die über
ihr stehenden Hälften der zweiten Reihe. An der Unterlippe ist die
unterste Reihe sehr kurz, etwa nur halb so lang wie die zwei darüber
stehenden einander ziemlich gleichen Reihen, von denen die zweite
in der Mitte nach unten, die dritte aber nach oben schwach bogig
geschwungen ist, während wieder die ziemlich parallelen Außenteile
besagter zwei Zahnleisten an ihren Enden nach oben gebogen sind.
Die vierte Zahnreihe ist etwas kürzer als die zwei unter ihr stehenden,
in der Mitte nicht weit unterbrochen, ihre Hälften in sanftem Bogen
nach oben geschwungen. Die Drüsenreihen sind sehr deutlich, der
Schwanz ist am Ende stumpf, 1% —ı%4mal so lang als der Körper,
seine größte Höhe etwa dreimal in der Länge enthalten.
Die Färbung ist bis zum Hervorbrechen der Vorderbeine oben
schwarzbraun, unten blaugrau mit gelblicher Kehle. Später wird
das ganze Tier heller und treten namentlich die lichteren Dorsolateral-
wülste gut hervor. Der gelbliche Muskelteil des Schwanzes ist mit
nach oben und gegen das zweite Schwanzdrittel zu zahlreicher wer-
denden großen, sehr dunklen Flecken und braunen Punkten besäet,
während der Unterteil des ersten Schwanzdrittels oft ganz ungefleckt
ist; der obere Flossensaum ist viel dunkler als der untere und auf
bräunlichem Grunde mit zahlreichen braunen Flecken und Punkten
besetzt. Bei jüngeren Larven ist der Schwanz namentlich am Muskel-
teil viel lichter und die großen Flecken viel weniger ausgesprochen,
nicht selten sogar ganz verwischt, bei ganz großen Quappen sind
Kehle und Bauch gelblich weiß.
Diese Art ward bisher nur auf der Pyrenäischen Halbinsel ge-
funden, woselbst sie fast in ganz Portugal sowie im nordwestlichen
Spanien vorkommt.
Über das Verhalten des Tieres in der Gefangenschaft ist mir
nichts bekannt, doch dürfte sich dasselbe kaum von dem der nächsten
Verwandten unterscheiden.
5. Rana graeca: Spatium internasale spatio interocuları latius, hoc
palpebrae subaequale. Tympanum ab oculo majore remotum.
Dentes palatini choanis postpositi. Manuum digıtus Primus
secundo, tibiae membris anterioribus fere aequales. Articulatio
tibio-tarsalis in adultıs rvostri apicem valde superans, callus
subpollicarius tennis, ovalıs, dimidio pollice subaequalis. —
Long. 6—7 cm.
Rana latastei Boettg. Sitz. Ber. Akad. Berlin pag. 148 (1888). —
Rana graeca Bouleng. Ann. et Mag. Nat. Hist. (6) VIII, pag. 136,
fig. ı (1891). a
Rana. 245
mas. Pedes antici robusti, pollice nuptiae tempore callo integro nigres-
cente-rugos0.
fem. Pedes antici simplices.
var. Obsure cinerea, obsolete maculata.
Rana temporaria var. bosniensis Wern. Rept. u. Amph.
Ost. Ung. pag. 92. ı (1897).
Der Körper ist schlank, nach den Weichen zu eingezogen, der
mäßig flache Kopf etwas breiter als lang, mit sehr kurzer, verrundeter,
nicht vorstehender Schnauze, deren Länge etwa dem Augendurch-
messer entspricht, ja demselben mitunter selbst etwas nachstehen
kann. Die deutlich konkave Zügelgegend ist minder schief als bei
temporaria und iberica, oben mit deutlich ausgesprochener Rostral-
kante. Die Augen sind kleiner und nicht so vorstehend wie bei
agilis und Latastei, die Nasenlöcher von der Schnauzenspitze und den
Augen ziemlich gleich weit entfernt oder der ersteren etwas näher
gerückt, ihr gegenseitiger Abstand größer als der Interokularraum,
letzterer dem oberen Augenlide an Breite ziemlich gleichkommend.
Das nicht besonders gut unterschiedene Trommelfell ist etwa 2—3
Fünftel so groß wie das Auge, seine Entfernung
von letzterem zwei Drittel oder fast ebenso lang
wie sein Durchmesser, seine Länge die des Fersen-
höckers nicht übertreffend. Die zwischen den
hinteren Rändern der Choanen entspringenden
Gaumenzähne stehen in zwei schmalen, schiefen
Reihen hinter dem Niveau der inneren Nasen-
löcher. Die mit kräftigen Subartikulartuberkeln
versehenen Finger der Vorderbeine sind sehr Fig. 46.
stumpf, mitunter am Ende selbst schwach ver- Rana graeca Boulg.
dickt, der erste nicht, oder nur wenig länger als
der zweite. Die Hinterbeine sind sehr lang, das Tibiotarsalgelenk
mindestens bis, meist aber bedeutend über die Schnauzenspitze hin-
ausragend, die Fersen bei vom Körper senkrecht abgebogenen Schen-
keln und ihnen parallel zurückgelegten Schienen übergreifend, letztere
so lang oder nur wenig kürzer als die Vorderbeine und nur um ein Ge-
ringes länger als der Fuß. Der innere Metatarsalhöcker ist weich,
oval, ?/,— % so lang wie der Daumen, der zweite Höcker an der Wurzel
der vierten Zehe sehr deutlich. Die Zehen selbst sind flach, bei ganz
jungen Tieren mit stumpfen, schwach angeschwollenen Enden, die
Subartikulartuberkeln breit und stark vorstehend, die Schwimm-
häute fast bis zur Spitze der Zehen reichend. Die Haut ist oben glatt
oder fein warzig. Die manchmal stellenweise unterbrochenen Dorso-
lateralwülste sind schmal, nicht stark abgehoben, in gerader oder
nur schwach geschwungener Richtung von den Schläfen bis zu den
Weichen verlaufend, ihr Abstand in der Schultergegend etwa !/,— U
der Körperlänge betragend.
Die mit äußeren Schallblasen versehenen Männchen zeichnen
sich durch sehr kräftige Vorderbeine aus, deren Daumen zur Paarungs-
zeit mit einer zusammenhängenden, derben, mit schwarzbraunen
Horndornen besetzten Brunstschwiele versehen ist.
246 Ranidae.
Die Oberseite ist gelblich, graubraun, olivenfarben oder rötlich,
in verschiedener Weise mit mehr oder weniger deutlichen, meisten-
teils kleinen orangenen, olivenfarbenen, dunkelbraunen oder schwärz-
lichen Flecken gezeichnet, welche höchst ausnahmsweise vollkommen
fehlen. Solche Makeln können auf Stirne und Augenlidern, sowie
am Rücken und auf den Rumpfseiten — hier aber niemals in merk-
licherer Größe — vorkommen. Die Rostralkante und der Temporal-
fleck, die Zügelgegend nach den Lippen zu und eine öfters undeut-
liche oder selbst fehlende Winkelzeichnung zwischen den Schultern
sind ebenfalls dunkel. Vom Auge zu den Mundwinkeln zieht ein
heller Streifen, die Subdorsalwülste sind lichter, häufig rötlich ge-
färbt, die Beine zeigen dunkle, nicht selten aber bloß durch Punkte
ersetzte Querbinden. Die Unterseite ist weißlich oder rahmgelb,
die Kehle mit Ausnahme der Mittellinie sowie manchmal auch die
Brust dunkel gefleckt oder gemarmelt. Die unten fleischfarbenen
oder gelblichen Hinterschenkel sind nach außen zu dunkel gesprenkelt
oder geschnörkelt. — Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt etwa
3—7 cm.
Rana graeca wohnt ebenfalls mit Vorliebe in bergigen Gegenden
und laicht daselbst, dem später eintretenden Frühlinge ihres Wohn-
ortes entsprechend, gewöhnlich erst im März. In tieferen Lagen
wird sie häufig mit agzlıs gemeinschaftlich angetroffen. Ihre Larven
sind denen der Zemporaria sehr ähnlich und unterscheiden sich von
dieser und den anderen verwandten hauptsächlich dadurch, daß der
Mund gut so breit als der Interokularraum und dieser etwa halb so
breit wie der Internasalraum ist; auch ist der Kopf im Verhältnis
zur Höhe viel breiter als bei temporaria, die Lippen haben aber wie
bei letzterer unten eine, seitlich 2—3 Reihen von Papillen, ihre Zähne
sind über der Mundöffnung in 4—5, unterhalb derselben in vier Quer-
reihen gestellt. Die erste Zahnreihe der Oberlippe ist ganz und sehr
lang, die folgenden sind in der Mitte immer weiter unterbrochen,
so daß die fünfte Reihe nur mehr ein ganz kurzes Leistchen zu seiten
des Mundwinkels vorstellt. Die auf der Unterlippe stehenden Zahn-
reihen sind lang, die ganze Breite des Mundes einnehmend und nur
die oberste Reihe manchmal in der Mitte etwas unterbrochen. Sämt-
liche Zahnreihen sind, der Breite des Mundes entsprechend, nur
schwach bogig geschwungen. Der am Ende ziemlich stumpfe Schwanz
ist etwa I!/;mal so lang, wie der Körper, seine größte Höhe beiläufig
dreimal in der Länge enthalten. Die mit scharf abgehobenen schwar-
zen Sprenkeln besetzte Oberseite ist grau, die Unterseite weißlich,
der Schwanz am Muskelteile schwarz genetzt, sein Flossensaum mit
ebenso gefärbten, häufig verzweigten Flecken und Zeichnungen.
Die ausgewachsene Kaulquappe kann über 4 cm Gesamtlänge er-
reichen.
Diese Art ist in den Gebirgen von Bosnien, Montenegro und
Griechenland heimisch; in neuerer Zeit ward sie auch in Italien,
und zwar im Toskanischen und in Umbrien aufgefunden und scheint
daselbst der Monte Morello bei Florenz der nördlichste Punkt ihrer
Verbreitung zu sein. Doch ist es im hohen Grade wahrscheinlich,
daß das Tier durch die ganze Apenninenkette bis nach Kalabrien
Rana. 247
hinab vorkommt, da viele ältere Angaben über die dortigen Braun-
frösche vielleicht auch die Rana graeca umfassen.
Über das Gefangenleben ist mir nichts bekannt.
6. Rana temporariea: Spatium internasale spatio interoculari, hoc
mas.
fem.
var.
var.
var.
var.
palpebrae subaequale. Tympanum ab oculo majore remotum.
Dentes palatini choanıs postpositi. Manuum digitus Primus
secundo sublongior. . Tibiae membris anterioribus breviores.
Articulatio tibio-tarsalis rostri apicem numgquam superans,
callus subpollicarius angustus, mollis, pollice multo minor.
Long. 6—-ı10 cm.
Rana temporaria Linn. Syst. nat. pag. 357. part. (1766). — Rana
muta Laur. Synops. reptil. pag. 30 (1768). — Rana rufa Lac£p.
Quadr. ovip. Syn. Meth. et pag. 528 (1788). — Rana temporaria
Bonnat. Tabl. Encycl. Meth. Erp. pag. 3 (1789). — Rana atra Bonnat.
l. c. pag. 9 (1789). — Rana alpina Gmel. Syst. nat. I, pag. 1058
(1789). — Rana cruenta Pall. Zoogr. Ross. As. III, pag. 663 (1831). —
Rana temporaria var. canigonica PBoubee Bull. Hist. nat.
France I, No. 2, pag. 12 (1833). — Rana scotica Bell Brit. Rept.
pag. 102 (1839). — Rana flaviventris Millet Faune Maine et Loire.
Il, pag. 663 (1839). — Rana platyrhinus Steenstr. Amtl. Ber,
24. Vers. Naturf. Kiel, pag. ızı (1846). — Rana fusca Thom. Ann.
Scienc. nat. (4) IV, pag. 365 (1855). —Rana temporaria obtusi-
rostris Fatio Vertebr. Suisse, III, pag. 331 (1872). — Rana tempo-
raria acutirostris Fatiol.c. pag. 331 (1872). —Ranatempo-
raria a. platyrrhina Schreib. Herpet. europ. I, pag. 125 (1875). —
Rana Dybowskii Günth. Ann. et Mag. Nat. Hist. (4) XVII, pag. 387
(1876). — Rana fusca honorati Her. Royer Bull. Acad. Belg. (3)
I, pag. 139, pl. (1881). — Rana fusca var. longipes F. Müll.
Verh. Nat. Ges. Basel VII, pag. 760 (1885).
Pedibus anticis robustissimis muptiae tempore callis pollicarüis
atro-scabrosis.
Pedibus anticis simplicibus, corpore partim membrisque posticis
subtus granosıs.
a) Corpore graciliore, plantis membrana natatoria breviori.
Rana temporaria var. parvipalmata Seoane The Zool.
pag. 169 (1885).
b) Statura majore,; supra pallide flavescens vel fuscescens, maculis
crebrıs nıgris irregulariter sparsa.
Rana temporaria var. nigromaculata Wern. ]l. c. 3 (1897).
c) Flavescens vel fuscescens, maculis aterrimis PUSH? albes-
centibus variegata.
Rana temporaria var. Entzi Meh. Magyarors. barna bekäi
pag. 19.
d) Supra rufescens, maculis dilutioribus roseis marmorata.
Rana temporaria var. marmorata Wern.l.c. 2 (1879).
Der Körper ist minder schlank als bei den vorangegangenen
‚Arten, meist mehr oder weniger kräftig, oft sogar, namentlich bei
Weibchen, plump und krötenartig, nach rückwärts nur mäßig ein-
gezogen, der Kopf breiter als lang, mit kurzer, gewöhnlich breit
verrundeter (var. obtusirostris Fatio), selten stumpf zugespitzter
248 Ranidae.
(var. acutirostris Fatio) und kaum über den Mund vorragender
Schnauze, deren Länge höchstens dem Durchmesser des Auges gleich-
kommt. Die Rostralkante ist deutlich, die etwas schief abfallende
Zügelgegend schwach vertieft. Die Nasenlöcher sind von der Schnau-
zenspitze und den Augen ziemlich gleich weit entfernt, ihr gegen-
seitiger Abstand etwa dem Interokularraume gleich kommend;
die Stirne ist sehr breit und flach, ihr Querdurchmesser dem der obe-
ren Augenlider nur selten nachstehend, die Mundspalte bis unter
die Vorderhälfte des Trommelfelles reichend;; dieses ist gut sichtbar,
höchstens drei Viertel mal so groß wie das Auge und von letzterem
etwa um die Hälfte oder um drei Viertel des Tympanumdurchmessers
entfernt. Die Gaumenzähne stehen etwas hinter und zwischen den
Choanen in zwei kleinen schiefen Gruppen, die nach rückwärts über
die Verbindungslinie der
inneren Nasenlöcher hinaus-
ragen. Die Finger der Vor-
derbeine sind zylindrisch,
stumpf, der erste etwas
länger als der zweite, der
längste dritte am Rande
mit einem feinen Haut-
saume versehen, die Vorder-
beine selbst fast immer
merklich länger als die
Schienen. Die hinteren
Gliedmaßen übertreffen die
vorderen an Länge um
mehr als das Doppelte und
sind gut um die Hälfte
länger als der Körper, ihre
Schienen sind nur um we-
ur Kuge nıges länger als die Schen-
ana temporarlıa ınne. z
a Vorderfuß des sen G mit den Daumen- kel und ebenso lang oder
helen: auch etwas kürzer als der
Fuß. Das Fersengelenk
reicht in der Regel nur bis zum Trommelfell oder bis zu den
Augen und nur in Ausnahmefällen (var. Zongipes Müll.) bis zur
Schnauzenspitze; bei vom Körper senkrecht abgebogenen Schenkeln
und an ihren zurückgelegten Schienen überragen die Fersen
einander. Der innere Metatarsalhöcker ist schwach und weich und
stellt einen länglichen, stumpfen Wulst vor, der stets weniger als
der halben, gewöhnlich nur dem dritten Teile der Daumenlänge
und höchstens dem Durchmesser des Trommelfelles gleichkommt.
Der an der Wurzel der vierten Zehe stehende äußere Metatarsal-
höcker ist gewöhnlich klein und ziemlich undeutlich, in vielen Fällen
nur durch einen hellen Punkt angedeutet. Die Zehen sind gestreckt
und lang, selten nur bis zur Hälfte (var. parvipalmata Seoane), meist
bis zu zwei Drittel ihrer Länge, ja manchmal fast bis zur Spitze mit
Schwimmhäuten verbunden; doch bleibt das letzte Glied der vierten
Zehe wohl immer frei. Die Subartikulartuberkeln sind an Fingern
Fig. 47.
Rana. 249
und Zehen nur mäßig entwickelt und wenig vorstehend. Die Haut
ist gewöhnlich glatt oder auch mit unregelmäßigen flachen Warzen
besetzt, die Winkeldrüsen im Nacken sind meistens vorhanden, die
subdorsalen Drüsenleisten schmal, nicht stark vortretend, in der
Schultergegend konvergierend und daselbst um '/, bis '/, der Körper-
länge von einander entfernt, von etwas geschwungenem Verlaufe.
Außerdem findet sich noch hinter den Mundwinkeln und vom Auge
bis zur Schulter beiderseits je eine Drüsenfalte.. Die Unterseite
ist glatt, die Hinterhälfte der Schenkel gekörnt.
Das mit zwei inneren Stimmsäcken ausgestattete Männchen
zeichnet sich durch kräftige, während der Paarung sehr stark werdende
Vorderbeine aus und ist zu dieser Zeit am Daumenballen sowie an
sämtlichen Gliedern des ersten Fingers mit nach der Spitze des-
selben kleiner werdenden, von einander getrennten, durch schwarze
und sehr dicke Papillen feilenartig rauhen Brunstschwielen ver-
sehen; desgleichen sind dann auch die Schleimhäute derber und größer
und der ganze Körper schwammig aufgetrieben.
Das Weibchen ist namentlich am Hinterrücken, an den Rumpf-
seiten fast bis zur Ohrgegend, in der Lenden- und Afterregion sowie
auf der Unterseite der Hinterbeine mit zur Brunstzeit stärker ent-
wickelten perlartigen Körnern besäet.
Während die Braunfrösche im allgemeinen nur wenig variieren,
zeigt temporaria sowohl in Größe als auch in Färbung und Zeichnung
eine so starke Veränderlichkeit, daß man selbst unter einer großen
Anzahl von Stücken nur schwer zwei ganz gleiche herausfinden
kann.
Die Grundfarbe der Oberseite geht von einem lichten Gelb
oder Schokoladefarben durch die verschiedensten Nuancen von Grau,
Rötlich oder Braun manchmal bis ins Schwarze über, wobei die
Männchen gewöhnlich dunklere, die Weibchen meist hellere Töne
zeigen. Ganz einfarbige Tiere kommen wohl nur ausnahmsweise
vor, in der Regel sind dieselben durch in Form, Zahl und Größe sehr
wechselnde orange- oder ziegelrote, gewöhnlich aber braune oder
schwarze Makeln in sehr mannigfacher, meist jedoch ganz unregel-
mäßiger Weise, gefleckt und gezeichnet. Die mit tiefschwarzen
Flecken besetzten sehen oft wie mit Tinte bespritzt aus. Diese Ma-
keln sind nicht nur am Rücken, sondern — abweichend von den
anderen Braunfröschen — ebenso groß und zahlreich auch an den
Rumpfseiten zu finden, stehen bald mehr zerstreut, bald wieder mehr
gedrängt und können durch Überhandnehmen und Zusammen-
fließen das ganze Tier mehr oder weniger, ja mitunter selbst ganz
dunkel oder schwarz färben (Rana atra Bonnat.). Derartige Stücke
habe ich namentlich aus Bayern erhalten. Die auf solche Art ent-
standene Schwarzfärbung ist aber nicht zu verwechseln mit dem oft-
mals sehr dunklem Kleide eben aus dem Winterquartiere gekommener
Tiere, die meist schon in wenigen Tagen wieder die helle Normal-
farbe annehmen. Unter den sehr wechselnden dunklen Zeichnungen
sind noch am beständigsten: ein Streifen über die Schaunzenkante
und auf der Innenseite des Oberarmes, dann die große, über das
Tympanum bis gegen den Ansatz der Vorderbeine ziehende, nach
250 Ranidae.
rückwärts zugespitzte Schläfenmakel, sowie eine nach hinten offene,
zwischen den Schultern stehende Winkelzeichnung. Desgleichen
sind auch die Schenkel meist mit mehr oder weniger ausgesprochenen
Ouerbinden versehen, die aber mitunter auch fehlen können. Seit-
lich der am Rande gewöhnlich dunkelgefleckten Oberlippe zieht
unter dem Auge bis etwas über die Mundwinkel hin ein lichter Strich.
Die Dorsolateralwülste treten bezüglich ihrer Färbung für gewöhn-
lich nur wenig hervor. In sehr seltenen Fällen tritt am Rücken
ein heller, scharf dunkel gesäumter Vertebralstreif auf (var. striata
Dürig.) der dem Tier dann eine entfernte Ähnlichkeit mit arvalis
gibt und vorzugsweise bei Weibchen vorzukommen scheint. Die
Unterseite ist weiß oder blaßgelb, beim Männchen namentlich zur
Brunstzeit oft mit bläulicher oder selbst lilafarbener Kehle, welch
letztere Auszeichnung jedoch bei aus dem Wasser genommenen
Tieren meist bald wieder verschwindet. Mit Ausnahme der Jungen,
die unten gewöhnlich schmutzig weißlich sind, zeigen die Tiere, na-
mentlich die Weibchen, daselbst mehr oder weniger zahlreiche graue,
gelbe, braune oder rötliche Flecken und Marmeln, welche besonders
zur Laichzeit durch Überhandnehmen und Zusammenfließen oft der
ganzen Unterseite die betreffende Färbung erteilen.
Die Länge erwachsener Tiere wechselt von 6—-I0o cm.
Trotz der großen Veränderlichkeit dieses Frosches können ein-
zelne scharfe Formen und Varietäten kaum unterschieden und aus-
einandergehalten werden. Die einzige Ausnahme in dieser Richtung
macht die spanische parvipalmata Seoane, welche durch schmäleren
Interokularraum, mehr zugespitzte Finger und Zehen, durch die
Vorderbeine an Länge fast übertreffende Schienen, die nur halben
Schwimmhäute, sowie durch das fast gänzliche Fehlen aller Zeich-
nung an der Ober- und Unterseite sehr ausgezeichnet ist.
Alle anderen Formen sind entweder nur auf Altersstufen, oder
auf durchaus nicht konstante und ineinander in mannigfachster
Weise übergehende Verschiedenheiten in Färbung und Zeichnung
begründet.
So sind beispielsweise die acutirostris und obtusirostris Fatio nur
Altersformen, indem die bei Jungen zugespitzte und vorstehende
Schnauze mit zunehmendem Wachstume immer kürzer und stumpfer
wird und auf diese Weise ganz allmählich die erste in die zweite über-
geht. — Desgleichen sind Rana longipes Müll., honoratii Her. Roy.
und gracilis Koch bloß auf die im ganzen sehr wechselnden For-
men und Verhältnisse des Kopfes, Körpers und der Beine, flavi-
ventris Mill., cruenta Pall., nigromaculata, flavomaculata und nigro-
guttata Camer., sowie atra Bonnat. und striata Dürig. auf durch
zahlreiche Übergänge miteinander verbundene und durchaus nicht
scharf voneinander zu sondernde, ja häufig nur vorübergehende
Farbenänderungen basiert.
Rana temporaria lebt in nördlichen Gegenden mehr in der
Ebene, im Süden hingegen vorherrschend im Gebirge, woselbst sie
bis zur Region des Krummholzes, mitunter bis zu 2800 m Meeres-
höhe hinaufsteigt. Sie hält sich ebenso auf Wiesen und Feldern,
wie in Gärten und im Walde auf. Den Winter bringt das Tier ge-
Rana. 251
wöhnlich vergraben im Grunde der Gewässer zu, wo dann, wenn
die betreffenden Wasseransammlungen seicht sind und infolgedessen
manchmal längere Zeit hindurch bis in den Grund und Boden ein-
gefroren bleiben, oft viele zugrunde gehen. In frostfreien Höhlen
werden die Tiere oft den ganzen Winter, aber ohne zu erstarren,
im Wasser angetroffen; ausnahmsweise sollen einzelne Stücke auch
im Trockenen überwintern.
Der am Lande stumme Frosch läßt zur Paarungszeit ein meist
durch längere Intervalle unterbrochenes Grunzen vernehmen. Wie
bei allen Braunfröschen findet das Laichen sehr zeitig im Frühjahre,
in der Ebene je nach der Gegend manchmal schon Mitte Jänner,
gewöhnlich aber Ende Februar oder im März, im Gebirge dagegen
oft erst im Juni oder Juli statt. Das Männchen zeigt einen außer-
ordentlich intensiven Geschlechtstrieb und drückt seine Vorderfüße
so krampfhaft in den Leib des Weibchens hinein, daß an denselben
die Spuren der stattgehabten Umarmung oft noch nach Wochen als
weiße Flecken zu erkennen sind, ja manchmal kommt es selbst vor,
daß die Erkorene hiebei zu Tode gedrückt wird. In dieser Paarungs-
wut werden ab und zu auch andere Arten, ja mitunter selbst Fische,
umarmt.
Der Laich geht ziemlich rasch ab und werden nicht selten in
einer Stunde 600-1000 Eier gelegt und befruchtet. Die Laich-
klumpen haben etwa 15—25 cm Durchmesser, sinken unmittelbar
nach dem Legen zu Boden, steigen aber nach einigen Tagen infolge
Aufquellung der Gallerte in die Höhe und schwimmen dann frei
im Wasser. Die Eier selbst sind dunkel bis schwarzbraun, haben
etwa 2 mm Durchmesser und sind von regelmäßigen Gallertkugeln
umhüllt, die schließlich durch Anschwellen bis zu 1 cm Dicke er-
reichen können.
Wegen der zur Laichzeit noch herrschenden niedrigen Tem-
peratur geht die Entwicklung anfangs nur langsam vor sich, so daß
die Larven etwa erst in 20 Tagen auskriechen; bei steigender Wärme
geht aber die Sache dann zunehmend schneller und ist die ganze
Metamorphose meist in 3 Monaten beendet. Nur im Gebirge kommt
es mitunter vor, daß bei frühzeitig eintretendem Froste die Ver-
wandlung nicht in demselben Jahre abschließt und die Quappen
unter dem Eise überwintern.
Die anfangs 6-8 mm langen Larven haben einen gewölbten,
nach hinten bauchig erweiterten Körper, der etwa 1%, —1%3mal so
lang als breit ist. Der Mund ist einschließlich der Lippen breiter
als hoch, letztere unten mit einer, seitlich mit drei Reihen von Pa-
pillen versehen, deren Zähne oben in 3—4, unten in 4 Reihen stehen;
oben ist die erste Reihe lang und ganz, die folgenden in der Mitte
immer weiter unterbrochen und daher nach unten allmählich kürzer
werdend, die Zahnreihen der Unterlippe ziemlich gleich lang, seitlich
schwach nach oben geschwungen, die letzte in der Mitte etwas unter-
brochen. Die Augen sind der Schnauzenspitze näher als dem Spr-
raculum, dieses so ziemlich in der Mitte der betreffenden Körper-
seite gelegen, von oben und unten sichtbar. Der Interokularraum
ist etwa ı%%mal so breit als der Internasalraum und etwas breiter
2) 5 2 Ranidae.
als der Mund, die kurze Analröhre auf der rechten Seite der unteren
Schwanzflossenecke gelegen. Der Schwanz ist %—®/,mal so lang
als der Körper, 3—4mal so lang als hoch, am Ende stumpf zuge-
spitzt. Sein Muskelteil nimmt an der Basis etwa den dritten Teil
seiner größten Höhe ein, der obere Flossensaum ist konvex, nicht
oder kaum höher als der untere und nicht weit auf den Rücken
fortgesetzt. Die Färbung ist oben dunkelbraun oder schwärzlich,
der Bauch und der Schwanzsaum graulich, ersterer mitunter schwärz-
lich, letzterer bald einfarbig, bald braun gefleckt und gesprenkelt.
Außerdem kommen an allen Körperteilen bald mehr, bald weniger
zahlreiche, nur selten stellenweise fehlende metallisch glänzende oder
goldige Puderpunkte vor. Die vierbeinigen Quappen zeigen bereits
die Färbung der alten Tiere, nur sind sie meist weniger gefleckt als
diese. Ausgewachsen sind die Larven etwa 30—45 mm lang, während
die eben das Wasser verlassenden, frisch verwandelten Jungen meist
nur I2—I4 mm Gesamtgröße besitzen.
Rana temporaria gehört zu den am weitesten verbreiteten Lur-
chen Europas, indem dieselbe vom Nordkap, also vom 7ı° n. B.
bis zum 45° fast den ganzen Weltteil bewohnt. Die letztgenannte
Südgrenze wird nur in Spanien, wo die Art noch in Galicien (431%°
n. B.) vorkommt und in Bosnien, woselbst das Tier im alpinen Wald-
gürtel noch weiter nach Süden geht, teilweise überschritten. Der
in Rede stehende Frosch fehlt daher nur dem größten Teile der
Pyrenäischen, sowie der Apenninenhalbinsel, mit Ausnahme Bos-
niens, der ganzen Balkanhalbinsel und der Krim. In Irland, wo er
an dem im Südwesten der Insel gelegenen See von Killerney lebt,
ward derselbe erwiesenermaßen im 17. Jahrhundert eingeführt.
Die Gefangenschaft hält das Tier gut aus und wird in derselben
allmählich ganz zahm.
7. Rana Camerani: Spatium internasale spatio interoculari latius,
hoc palpbebrae angustius. Tympanum ab oculo majore remotum.
Dentes palatini choanis postpositi. Manuum digitus Primus
secundo, tibiae membris anterioribus subaequales. Articulatio
tibio-tarsalis nares haud superans, callus subpollicarius mollıs,
ovalis, dimidio pollice fere aequalis. — Long. 6—7 cm.
Rana oxyrrhina Filippi Viagg. Pers. pag. 357 (1865). — Rana
camerani Boulg. Bull. Soc. Zool. France, pag. 597 (1886). — Rana
holtzi Werner Zool. Anzeig. pag. 222 (1898).
mas. Pedes antici robusti, nuptium tempore callo pollicario lato, in-
tegro instructt.
fem. Pedes antici simplices.
Eine im Habitus und in der Färbung mit arvalis ähnliche Art,
von der sie aber durch den weichen und schwachen Fersenhöcker
stets leicht unterschieden werden kann.
Der Kopf ist etwas breiter als lang, mit mehr oder weniger zu-
gespitzter, über den Mund merklich vorspringender Schnauze, deren
Länge etwa dem Durchmesser der Augenhöhle entspricht. Der
Canthus rostralis ist deutlich, die sehr schiefe Zügelgegend vertieft.
Rana. 253
Die Nasenlöcher stehen von Schnauzenspitze und Augen gleich weit
ab, der sie trennende Zwischenraum ist breiter als der Interokular-
raum, dieser um die Hälfte oder um zwei Drittel schmäler als das
obere Augenlid. Das gut sichtbare Trommelfell ist vom Auge ent-
fernt und kommt etwa dem halben Durchmesser des letzteren gleich.
Die genau hinter dem unteren Rande der inneren Nasenlöcher ste-
henden Gaumenzähne bilden zwei schmale, schiefe, innen anein-
ander stoßende Gruppen. Die Vorderbeine haben stumpfe Finger,
deren erster dem zweiten gleich ist oder ihn kaum merkbar über-
ragt. An den Hinterbeinen sind die Schienen so lang oder wenig
kürzer als die Vorderbeine, etwas länger als die Schenkel und so lang
oder nicht viel länger als der Fuß. Das Tibiotarsalgelenk reicht bis
zu den Augen oder höchstens bis zu den Nasenlöchern, bei vom
Rumpfe senkrecht abgebogenen Schenkeln und an ihnen zurück-
gelegten Schienen überragen sich die
Fersen. Der innere Metatarsalhöcker
ist weich, eiförmig, höchstens die
Hälfte der Daumenlänge betragend.
Die Zehen sind schlank und stumpf,
zu 23—34 ihrer Länge mit Schwimm-
häuten verbunden, die Subartikular-
höcker an Fingern und Zehen nur
mäßig entwickelt. Die Haut ist glatt
oder mit kleinen Warzen besetzt, die
Dorsolateralleisten sind stark vor-
stehend, fast gerade oder nur schwach
konvergierend, hinter den Mund-
winkeln findet sich eine Drüsenfalte.
Die Unterseite ist glatt, an den
Schenkeln gekörnt. BER.
Das mit inneren Schallblasen ver- N EA
sehene Männchen hat außer kräftigeren Ge
Vorderbeinen zur Paarungszeit am
Daumen der Vorderfüße noch eine breite, ungeteilte Brunst-
schwiele.
Die Färbung ist sehr veränderlich, die Oberseite gelblich oder
bräunlich und in sehr verschiedener Weise mit dunklen, bald braunen,
bald schwarzen, bald größeren, bald kleineren Makeln besetzt. Auf
der Stirne ist gewöhnlich ein sehr deutlicher heller Fleck zu bemerken.
Ein Streifen längs der Schnauzenkante, sowie der breite Temporal-
‘ fleck sind immer dunkel. Ober dem ebenfalls dunklen Saum der
Oberlippe läuft vom Schnauzenende bis zu den Schultern ein heller
Strich hin. Die Körperseiten sind mit großen Flecken oder Mar-
meln versehen und über die Rückenmitte zieht manchmal ein gelber,
von zwei dunklen Binden begleiteter Längsstreif; die Beine sind
stets regelmäßig quer gebändert, die weiße Unterseite ist bald ein-
fatbig, bald mit braunen Makeln an den Kehlseiten besetzt. — Die
Länge des ausgewachsenen Frosches beträgt etwa 6—7 cm.
Rana Camerani ist ein Gebirgstier, das in unserem Faunen-
gebiete bisher nur im südöstlichsten Rußland auf den Nordabhängen
254 Ranidae.
des Kaukasus gefunden ward. Über die Entwicklung und die Lebens-
weise ist mir nichts bekannt.
8. Rana arvalis: Spatium internasale spatio interoculari latius, hoc
palpebrae angustius. Tympanum ab oculo majore remotum.
Dentes palatini choanis postpositi. Manuum digitus Primus
secundo longior, tibiae membris anterioribus breviores. Articu-
latio tibio-tarsalis nares vix-contingens, callus subpollicarius
magnus, corneus, compressus, dimidio pollice saltem aequalis. —
Long. 6—7 cm.
Rana.-temporarıa Linn. Fauna 'suee. ed. 2, I, pag: 101 (r7oms
Rana terrestris Andrzejwski Nouv. Mem. Soc. Nat. Moscou, II,
pag. 342 (1832). — Rana arvalis Nils. Skand. Faun. Amf. pag. 92
(1842). — Rana oxyrhinus Steenstr. Ber. 24. Vers. Naturf. u. Ärzte
Kiel, pag. 131 (1846). — Rana Middendorffi Steenstr. Vidensk.
Medd. fra d. naturhist. Foren. Kjöbenhav. No. 1—5 (1869). — Rana
temporaria f. oxyrrhina Schreib. Herpet. europ. I, pag. 125
(1875). — Rana agilis Wolterstorff Jahrb. Nat. Ver. Magdeb. pag. 316
(1890).
mas. Pedes antici robustiores nuptiae tempore pollice callo atro et in-
tegro instructo.
fem. Pedes antici simplices; corpore ad latera femoribusque sub-
granosıs.
var. a) Supra maculis obscuris plus minusve distinctis notatus.
var. ) Supra taeniis pallidis obscurisque per totam corporis longıtu-
dinem decurrentıbus.
Eine durch die spitze, vorragende Schnauze, die kurzen Hinter-
beine, den starken inneren und gänzlich fehlenden äußeren Meta-
tarsalhöcker leicht kenntliche Art.
Der Körper ist verhältnismäßig schlank, der Kopf so lang als
breit oder etwas breiter, mit gewöhnlich mehr oder weniger drei-
eckig zugespitzter und stark vorspringender, nur ausnahmsweise
mehr stumpfer und verrundeter Schnauze, deren Länge höchstens
dem Durchmesser des Auges gleichkommt. Der Canthus rostralis
ist deutlich, die schwach geneigte Zügelgegend vertieft. Die Nasen-
löcher stehen so ziemlich in der Mitte zwischen Schnauzenende und
Auge, ihr gegenseitiger Abstand übertrifft die Breite des Interokular-
raumes, welcher schwach gewölbt und schmal, nur 1, oder %3 so
breit wie das obere Augenlid ist. Die Mundspalte reicht mindestens
bis zur Hinterhälfte des gut sichtbaren kreisrunden Trommelfelles,
welches höchstens %, des Augendurchmessers beträgt und von letz-
terem etwa um die Hälfte bis zu zwei Drittel des Tympanumdurch-
messers entfernt ist. Die Gaumenzähne stehen in zwei schiefen,
ovalen, über den Hinterrand der Choanen hinausreichenden Gruppen.
Die Vorderbeine sind etwas länger als die Schienen, etwa ein Drittel
so lang als die Hinterbeine, ihre Finger stumpf, der erste etwas länger
als der zweite. Die hinteren Gliedmaßen sind verhältnismäßig kurz,
die Schienen nur wenig länger als die Schenkel und so lang, oder
selbst kürzer als der Fuß, das Tibiotarsalgelenk nur ausnahmsweise
die Schnauzenspitze, gewöhnlich nur das Auge oder das Nasenloch
Rana. 2 5 5
erreichend, die Fersen bei senkrecht abgebogenen Schenkeln und an
ihnen zurückgelegten Schienen einander überragend. Der innere
Metatarsalhöcker ist sehr kräftig, lang und hoch, hart und kom-
preß, von etwa halbmondförmiger oder schaufelförmiger Gestalt,
halb, ja selbst zwei Drittel so lang wie der Daumen, etwa dem
Durchmesser des Trommelfelles gleichkommend; der äußere Meta-
tarsalhöcker fehlt vollkommen. Die Zehen sind schlank und stumpf,
zur Hälfte oder zu zwei Dritteilen ihrer Länge mit, beim brünstigen
Männchen stärker entwickelten, aber auch da kaum jemals über das
vorletzte Phalangenglied der vierten Zehe hinausreichenden Schwimm-
häuten verbunden. Die Subartikulartuberkeln sind an Fingern und
Zehen nur mäßig entwickelt. Die
Haut ist glatt oder mit kleinen
beiderseits der Rückenmitte oft
längsgereihten Warzen besetzt,
zwischen den Schultern steht häufig
die auch bei anderen Fröschen ge-
wöhnliche winkelige Drüsengruppe,
die kräftigen Subdorsalfalten sind
stark vorstehend und etwas gegen-
einander geneigt; außerdem ist noch
eine Drüsenfalte hinter dem Mund-
winkel vorhanden. Die Unterseite
ist glatt, in der Weichengegend und
an der Schenkelwurzel namentlich
beı Weibchen genetzt oder gekörnt.
Das in der Regel kleinere, mit
inneren Schallblasen ausgestattete
Männchen hat außer viel kräftigeren
Vorderbeinen zur Laichzeit noch
gut entwickelte, rauhe und schwarze
Brunstschwielen, welche sich vom
Handballen ohne Teilung oder Unter-
brechung bis zur Daumenspitze er-
strecken. Auchsind dessen Schwimm-
häute derber und dunkler, mit ge-
radem oder selbst konvexem Außen-
rande und die Körperhaut ist zur Laichzeit schwammig aufge-
dunsen.
Das Weibchen ist vorzugsweise zur Brunstzeit an Körperseiten
und Beinen mit perlartigen Körnern besetzt.
Hinsichtlich der Färbung und Zeichnung kommt Rana arvalıs,
ähnlich wie Discoglossus pictus, in zwei voneinander sehr verschie-
denen Formen, in einer gefleckten (maculata) und einer gestreiften
(striata) vor.
Die Grundfarbe der Oberseite ist bei allen meistens ziemlich
Fig. 49.
Rana arvalis Nils.
a Hinterfuß des Männchens, b Hinter-
fuß des Weibchens, c Metatarsalhöcker.
licht gelblich, graulich, rötlich oder bräunlich, beim Männchen zur
Brunstzeit mitunter schön himmelblau, die Unterseite milchweiß
oder namentlich an Weichen und Schenkeln gelblich, graulich oder
fleischfarben, in den meisten Fällen einfarbig und nur manchmal
256 Ranidae.
mit kleinen, dunklen oder rötlichen Flecken an der Kehle, die aus-
nahmsweise auch ab und zu auf die Brust fortsetzen. Von der
Schnauzenspitze zieht sich längs des Oberlippenrandes bis zu den
Schultern ein scharfer brauner oder schwarzer, oben weiß oder blaß-
gelblich begrenzter Streifen hin; desgleichen sind auch die Schnauzen-
kante, der Temporalfleck, ein Strich oder Fleck an der Innenseite
des Oberarmes, die Querbinden der Hinterbeine, sowie ein Streifen
an der Außenseite der Unter-, sehr selten auch der Oberschenkel
und manchmal auch der Außenrand der Vorderbeine dunkel gefärbt.
Am Hinterende der Schnauze, etwa in der Mitte der die Vorderwinkel
der Augen verbindenden Linie, ist häufig ein heller Punkt zu be-
merken. Die Dorsolateralwülste sind fast immer lichter, weißlich,
gelblich, fleischfarben oder selbst goldig.
Bei der als maculata bezeichneten Form sind ein, allerdings oft
nur wenig deutlicher Querfleck zwischen den Augen, die hinter dem
Kopf stehende, die Nackendrüsen bedeckende Winkelzeichnung, so-
wie bald mehr, bald weniger zahlreiche, namentlich oft längs der
Subdorsalfalten stehende Flecken oder Marmeln von sehr wechseln-
der Form und Größe auf Rücken und Körperseiten dunkel, braun
oder schwarz gefärbt. Beim Weibchen findet sich manchmal noch
ein ebensolcher großer Fleck an den Weichen.
Bei der als striata bezeichneten Form zieht ein mehr oder we-
niger breites und helles, gelbliches, fleischfarbenes oder bräunliches,
seitlich öfters schwarz oder überhaupt dunkel eingefaßtes Band mit
geraden oder welligen Rändern von der Schnauzenspitze über die
.Rückenmitte bis zum Rumpfende hin, wodurch dann die betreffen-
den Tiere in Verbindung mit den hellen Seitenwülsten drei lichte
Längsstreifen erhalten, die häufig um so schärfer hervortreten, als
hiebei nicht selten auch die das Vertebralband und die Subdorsal-
leisten säumenden dunklen Flecken zu mehr oder weniger zusammen-
hängenden, nach außen meist unregelmäßig gezackten oder ausge-
fressenen Längsbinden verfließen. Die dunkle Winkelzeichnung im
Nacken fehlt bei den gestreiften Stücken.
Diese zwei genannten Formen sind oft auch an verschiedene
Standorte gebunden, kommen aber stellenweise auch untereinander
vor; so ist beispielsweise die gestreifte in Dänemark die häufigere,
in Norwegen die ausschließliche, während in Schweden und um Berlin
beide gemeinschaftlich zu finden sind.
In nur seltenen Fällen werden alle bisher beschriebenen Zeich-
nungen so undeutlich, daß die Tiere im ganzen ziemlich einfarbig
erscheinen. — Die Länge des erwachsenen Frosches beträgt etwa
6—7 cm.
Arvalis hält sich nur in der Ebene auf, daselbst namentlich
Sümpfe und Torfmoore, Heiden und tonige, von Gräben und Wasser-
ansammlungen durchsetzte Wiesen, sowie die Umgebung von Land-
seen, schilfigen Teichen und Flußläufen bewohnend. Sie zieht sich
meist erst im November in ihre Winterlager zurück, die sie wiederum
sehr früh, oft schon Ende Februar oder im März verläßt. Die Männ-
chen entfernen sich gewöhnlich weniger weit, als die Weibchen,
letztere sollen sowohl im Schlamme der Gewässer, als auch am
Rana. 2} 5 7
Lande überwintern. Die Paarung findet meist im März oder April
statt, zu welcher Zeit die Weibchen ihre kleinen, mit einer zarten
Hülle umgebenen Eier, deren weißer Fleck gewöhnlich nach unten
sieht, absetzen.
Die Larven sind äußerlich den Quappen von temporaria ähnlich,
von denen sie sich jedoch durch kürzeren Schwanz unterscheiden.
Sie haben einen eiförmigen, seitlich etwas bauchig erweiterten Körper
mit oben schwach gewölbtem, vorne abgestutztem Kopf. Der Mund
ist so breit oder etwas breiter als der Internasalraum, dieser wieder
bedeutend — etwa ı%mal — schmäler als der Interocularraum.
Die Lippen sind unten mit einer, seitlich stellenweise mit 2—3 Reihen
von Papillen gesäumt, in der Regel oben mit zwei, unten mit drei
Reihen von Zähnen besetzt. Die erste Reihe der Oberlippe ist lang,
ganz und fast gerade, die zweite in der Mitte soweit unterbrochen,
daß die einzelnen Seitenstücke derselben etwa nur ein Drittel so
lang sind als die darüberstehende Reihe. Ausnahmsweise tritt nach
unten zu manchmal eine dritte, noch kürzere Reihe beiderseits dazu.
Von den drei Zahnreihen der Unterlippe ist die mittlere die
längste; diese und die erste Reihe sind ganz, die dritte in der
Mitte nicht weit unterbrochen. Die ersten zwei Reihen sind in der
Mitte und am Außenrande nach oben geschwungen. Der zugespitzte
oder auch schwach abgestumpfte Schwanz ist etwa IW%,—2mal so
lang als der Körper, seine Höhe beiläufig dreimal in der Länge ent-
halten, sein Muskelteil etwas niedriger als die Hälfte seiner Total-
höhe.
Die Färbung ist oben dunkelbraun oder schwärzlich mit bei
fortschreitendem Wachstum immer zahlreicher werdenden Goldflim-
mern besetzt, die sich auch auf die graulich violette oder bläulich-
schwarze Unterseite fortsetzen. Der Schwanzkörper ist dunkelgrau
und gelb gesprenkelt, der graulichweiße Flossensaum oben auf der
Vorderhälfte mit kleinen braunen und goldenen Punkten besetzt;
manchmal zeigt die Oberschneide eine Reihe großer, brauner Makeln
oder es zieht auch eine Reihe kleiner Goldflecken längs des oberen
und unteren Saumes hin. °
Die Verwandlung ist je nach Gegend und Witterungsverhält-
nissen zwischen Mitte Juni und Anfang August beendet. Die aus-
gewachsenen Quappen sind etwa 35 mm, die frisch entwickelten
Jungen 10—ı2 mm lang; letztere sind an dem hellen Rückenstreif
und den weißlichen Drüsenleisten, sowie an der spitzen Schnauze
und dem starken Fersenhöcker von anderen Verwandten leicht zu
unterscheiden. Die Geschlechtsreife tritt erst mit drei Jahren ein;
die Stimme des Männchens gleicht dem Glucksen einer unter Wasser
gehaltenen leeren Flasche.
Rana arvalis hat ebenfalls eine sehr ausgedehnte geographische
Verbreitung, indem sie fast alle zwischen dem Rhein und Ural einer-
seits und zwischen dem Weißen und Schwarzen Meere anderseits
liegenden Tiefländer unseres Weltteiles, also ein Gebiet von etwa
48 Längen- und 24 Breitegraden bewohnt. Vom Weißen Meere,
wo das Tier noch am Mesen und bei Archangel vorkommt, zieht
sich dasselbe zunächst südlich durch ganz Rußland hin, welches es,
Schreiber, Herpetologia europaea. 17
258 Ranidae.
mit Ausnahme der Krim, in den meisten ebenen Teilen bewohnt.
Von hier aus dehnt sich dann die Verbreitung durch das germa-
nische Tiefland nach Westen bis zum Niederrhein und von da nörd-
lich durch die jütische Halbinsel und die dazu gehörenden Eilande
bis ins südliche Skandinavien aus, daselbst jedoch den 60° n. B.
nicht überschreitend. Desgleichen ist die Art auch im nördlichen
und nordöstlichen Teile der ungarischen Tiefebene zu finden, von
wo aus sie westlich ins Wiener Becken, östlich ins mittlere sieben-
bürgische Hügelland nördlich der Marosch eingewandert ist. End-
lich kommt das Tier noch inselartig an einigen Orten vor, in die es
offenbar längs der Flußläufe vorgedrungen ist; so ist es beispiels-
weise längs der Oder bis Breslau, an der Elbe bis Dresden und die
Saale aufwärts bis Leipzig gelangt, desgleichen durch die oberrhei-
nische Tiefebene nach Osten dem Maine folgend bis Schwebheim
und Erlangen in Mittelfranken, ferner südlich bis Basel gekommen
und von hier aus in der Rheinecke den Fluß überschreitend sogar
ins untere Elsaß übergetreten.
In der Gefangenschaft zeigt sich diese Art körperlich und geistig
lebhafter und regsamer als temporaria, da sie gegen Temperatur-
und Witterungswechsel empfindlicher ist, als andere Frösche, so ist
bei ihrer Haltung auf diesen Umstand gebührend Rücksicht zu
nehmen.
9. Rana eseulenta: Spatium interoculare dimidio palpebrae saltem ae-
quale. Dentes palatini nares internas postice haud swperantes.
Articulationes tarso-tibrales inter se non contingentes. Callus
subpollicarius magnus, compressus, prominens, dimidio pollicis
longitudine subaegualis. Femora postica flavo-nigroque varia. —
Long. 6—Io cm.
mas. Palmarum pollice nuptiae tempore scabro, sed non atrato,; artıcu-
latione tarso-tibiali rostri apicem non contingente. Vesicıs voca-
libus lacteıs.
fem. Palmarum pollice glabro, articulatione tarso-tibiali angulum oculı
posteriorem non contingente.
Typus: Major, pedibus tibiis longioribus, callo subpollicario mi-
nore, elongato, margine obtuso subrecto, longitudine pollici semi-
aequali, plicis dorso-lateralibus latıs. Long. 7—Io cm.
Rana esculenta Linne Syst. nat. X, pag. 212, 14, tab. I (1758). —
Rana vulgaris Bonnat. Tabl. encyclop. meth Erpet. pag. 3, 6, tab. 2,
fig. ı (1789). — Rana fluviatilis Bonap. Mem. Acad. Turin. II,
pag. 249 (1839). — Pelophylax esculentus Fitzing. Syst. reptil.
I, pag. 31 (1843). — Rana esculenta var. silvatica Koch
Ber. Senckenb. naturf. Ges. pag. 150 (1872). — Rana esculenta
var. viridis Camer. Monogr. Anf. an. ital. pag. 61 (1883).
var. a) Supra virens, maculis fuscis nigrisve subaequalibus irregula-
rites dispositis, dorso lineis flavidis tribus, rostro ad latera nigro-
lineato.
var. b) Supra viridis, nigro-maculata, lineis flavescentibus lateralibus
obsoletis.
var. c) Ut supra, sed lineis flavidis nullıs.
var.
var.
var.
var.
var.
var.
var.
juv.
Rana. 259
d) Supra virens, concolor, lateribus passim maculatıs, liners fla-
vescentibus tribus.
e) Supra viridis, concolor, lineis flavescentibus omnino obsoletis.
f) Supra grisea aut fuscescens, nigro-maculata, liners flavescen-
tıbus lateralibus obsoletıs.
g) Supra sordide olivacea aut griseo-fuscescens, linea vertebrali
pallescenti, laterum femorumque maculis nigris crebioribus ac
majoribus plus minusve confluentibus, macula temporali inter-
dum atra, lumbis clunibusque luteis (Alpes).
Rana alpina Risso Hist. nat. d. princip. product. de l’ Eur. m£rid.
III, pag. 93, 31 (1826).
h) Supra virens aut fusco-olivacea, maculis majorıbus fere qua-
dratis per longitudinem seriatis, corpore femoribusgue interdum
albo-sparsis (Hispanra, Italia).
Rana hispanica Michah. Isis XXIII, pag. 160 (1830). — Rana
viridis Gerv. Ann. sc. nat. 3a, ser. X, pag. 705 (1848). —Rana escu-
lenta Camer. Osserv. Anf. an. Mar. Atti Acc. Sc. Tor. XIII (1878). —
Rana esculenta subsp. Latastii Camer. l. c. pag. 63 (1883).
i) Supra obscure fusca, obsolete nigro-maculata, striis flavo-viri-
dibus tribus, fascıa capitis lateralis alba utrinque atro-limbata,
macula temporali nec non fasciis corporis lateralibus nıgris
(Helvet.).
Rana esculenta var. Bolkayi Fejervary Beitr. z. Herpetol. d.
Rhonetal. pag. 20 (1909).
k) Supra maculis nigris creberrimis confluentibus plus minusve
atra, concolor (Gallia).
Supra virens aut grisea, dorso linea media flavescente maculisgue
nigris rariorıbus.
Subspec.: Minor, pedibus tibiis multo longioribus, callo subpolli-
var.
var.
var.
Evar.
cario seminulari, magno, compresso, margine corneo, acuto, pol-
lice sesqui-longiore; plicis dorso-lateralibus angustis. — Long.
6—8 cm.
Rana calcarata Michah. Neue südeurop. Amph. Isis, pag. 807
(1830). — Rana esculenta Lessona Anf. an. d. Piem. Acc. dei Linc.
I, sez. 3a (1877). — Rana esculenta subsp. Lessonae Camer.
l. c. pag. 62 (1833).
a) Supra laeta viridis, regione inguwinali excepta concolor.
Rana esculenta subspp. Lessonae a. var. immaculata
Camer. l. c. pag. 66 (1883).
b) Supra viridis, nigro-maculata, strüis flavescentibus nullıs.
Rana maritima Bonap. Iconogr. d. Fauna ital. II (1332).
c) Supra flavida, viridis aut grisea, corpore quwingue-striato ma-
culis seriatis ad latera saepe per longitudinem confluentibus.
Rana esculenta subsp. Lessonae b.var. maculata Camer.
177@>pag.266 (1333).
d) Ut supra, sed dorso late griseo-bifasciato maculis punctisque
parvis atris sparso.
Rana esculenta subsp. Lessonae c.var. punctata Camer.
l. c. pag. 66 (1883).
172
var.
var.
var.
var.
var.
var.
Ranidae.
e) Supra flavo-virens, dorso taeniis duabus brunneis, lateribus
nigro-bifasciatıs.
Rana esculenta subsp. Lessonae d.var. nigro-vittata
Cam. l. c. pag. 66 (1833).
f} Maculis dorsalibus plus minusve confluentibus, linea flaves-
centi laterali plerumque obsoleta.
Rana esculenta var. marmorata Massalongo Sagg. di un’
erpetol. popol. veron. pag. 47, XX (1854).
g) Supra virens, nigro-maculata, lateribus pedumgque partibus in-
feriorıbus carneis vel roseis.
Rana esculenta var. roseo-virens Massal.l.c. pag. 47, XX
(1854).
h) Supra obscure cuprea aut badıa, linea spinali obsoleta, ma-
culıs nigris minoribus interdum seriatıs.
Rana maritima Risso Hist. nat. d. princ. prod. de l’Eur. mer. III,
pag. 92, 30 (1826).
1) Supra fuliginosa aut atro-fusca, maculis ad trunci femorum-
que latera confluentibus aterrimis,; linea spinali plus minusve obso-
leta (Hispan.):
k) Maculis obscuris area undulata subremota circumdatis (Hispan.).
Der Körper ist bald ziemlich schlank, bald wieder — nament-
lich im weiblichen Geschlechte — mehr kräftig und gedrungen, der
Kopf verhältnismäßig schmal, dreieckig, abgeplattet, mit nach vorne
zu kaum abfallender, spitz
zugerundeter und über den
Mund vorragender Schnau-
ze. Die Rostralkante tritt
wenig hervor, die Zügel-
gegend fällt stark schief
ab. Die kleinen, länglich
eiförmigen Nasenlöcher sind
voneinander ebensoweit wie
von den Augen und der
Schnauzenspitze entfernt,
manchmal auch den letz-
teren etwas näher gerückt.
Der Interocularraum ist
meist deutlich, oft sogar
furchenartig der Länge nach
vertieft, nur selten flach
oder selbst schwach gewölbt,
Fig. 50. schmäler als der Internasal-
Rana esculenta Linne. Typus. raum und nur die Hälfte
oder höchstens drei Viertel
von der Breite des oberen Augenlides betragend. Das sehr
deutliche, ziemlich kreisförmige Trommelfell ist groß, in seinem
Durchmesser etwa dem Auge gleichkommend und vom letzteren
ziemlich weit, doch kaum jemals um die Länge des Tympanal-
Rana. 261
durchmessers entfernt. Die Gaumenzähne stehen zwischen den
inneren Nasenlöchern in zwei kurzen, nach rückwärts unter sehr
stumpfem Winkel divergierenden Gruppen, die niemals über den
Hinterrand der Choanen hinausragen. Der von ihnen nach hinten
ziehende mittlere Gaumenteil ist schmal und der Länge nach ge-
wölbt. Die Vorderbeine haben ziemlich walzenförmige, stumpf zu-
gespitzte Finger, deren erster etwas länger als der zweite ist; jener
hat unterseits einen Ballen, der Handteller zwei kleine Hervorragun-
gen, der zweite und der dritte Finger sind innen mit einem Haut-
saume versehen. Die hinteren Gliedmaßen sind verhältnismäßig kurz
und reicht das Tibiotarsalgelenk niemals über das Nasenloch hinaus;
auch die Schienen sind meist kürzer als der Fuß!) und bei senkrecht
vom Körper abgebogenen Schenkeln und diesen parallel angelegten
Schienen treffen die Fersen nicht zusammen. Der innere Metatarsal-
höcker ist groß, vorragend, beiderseits zusammengedrückt, beiläufig
der halben Daumenlänge gleichkommend und immer länger als seine
Entfernung vom nächsten Subarticularhöcker der ersten Zehe. Die
stark gestreckten Zehen nehmen von der ersten zur vierten an Länge
zu, die fünfte ist nur wenig kürzer als die dritte, alle sind gegen die
Spitze etwas verjüngt und mit ziemlich derben, wenigstens auf einer
Seite bis an ihr Ende reichenden Schwimmhäuten verbunden. Die
Subartikulartuberkeln sind gut entwickelt, die Haut glatt oder
schwach warzig, die dorsolateralen Drüsenleisten breit abgehoben.
Die bei den Braunfröschen fast allgemein vorkommenden winkeligen
Nackendrüsen fehlen dieser Art. Unter dem Trommelfell zieht sich
bis zur Wurzel der Vorderbeine noch eine kurze Drüsenleiste hin,
welche manchmal in einen, den Subdorsalleisten an Stärke durch-
aus nicht nachstehenden und unter ihnen gegen die Wurzel der
Hinterbeine laufenden Seitenwulst übergeht; auch an den Schienen
sind mitunter Drüsenreihen, sowie an den Rumpfseiten und Hinter-
beinen, namentlich aber über dem After, fast immer kleine, körner-
artige Rauhigkeiten zu bemerken. Die Kehle, sowie die Außenseite
der Schenkel sind meistens glatt und glänzend, der Bauch, beson-
ders nach hinten zu, und die Innenseite der Schenkel mehr oder
weniger genetzt oder gekörnt.
Das Männchen besitzt hinter den Mundwinkeln gelegene Schall-
blasen, die durch zwei zu Seiten der Zunge gelegene Spalten mit
der Mundhöhle zusammenhängen und beim Schreien in Gestalt
kugelförmiger Blasen hervorgetrieben werden; auch zeigt der Dau-
men zur Paarungszeit eine rauhe, aber nicht geschwärzte Schwiele.
Das Tibiotarsalgelenk reicht höchstens zwischen den vorderen Augen-
winkel und das Nasenloch.
Beim Weibchen ist an Stelle der Stimmritze eine mehr oder
weniger deutliche Falte zu bemerken; in Ausnahmefällen werden
übrigens auch bei diesem Geschlechte Schallblasen angetroffen, die
jedoch in ihrer Ausbildung den bei Männchen vorkommenden stets
merklich nachstehen. Das Tibiotarsalgelenk reicht bei nach vorne
!) Von der Spitze der längsten Zehe bis zum äußeren Metatarsalhöcker ge-
messen,
262 Ranidae.
an den Körper angelegten Hinterbeinen zwischen das Trommelfell
und den hinteren Augenwinkel.
Die Färbung der Oberseite ist, namentlich bei Männchen, mei-
stenteils grün, manchmal aber auch grau, bräunlich oder oliven-
farben. Die Schnauzenkante und mehr oder weniger zahlreiche
Flecke am Rande des Oberkiefers bis zur Einlenkung der Vorderbeine
sowie eine meist längliche Makel an der Wurzel des Oberarmes sind
fast immer dunkel; ein Temporalfleck ist dagegen meist gar nicht
oder nur in schwacher Andeutung vorhanden. Die zwischen den
Seitenwülsten liegende breite Rückenzone ist meist von einer helleren,
weißlichen, gelblichen oder blaßgrünen Vertebrallinie durchzogen,
nur bei Männchen manchmal einfarbig, in den meisten Fällen aber,
besonders bei Weibchen, mit mehr oder weniger dunklen, gewöhn-
lich schwarzen Flecken besetzt, die sich namentlich am Hinterkopfe,
dann zu Seiten der meist schön goldglänzenden Subdorsaldrüsen,
sowie an den Rumpfseiten, hauptsächlich aber gegen den Ansatz
der Hinterbeine gerne in größerer Menge anhäufen und nicht selten
zu unregelmäßigen Schnörkeln und Marmeln verbunden sind. In
sehr seltenen Fällen erhält die Oberseite durch Hintereinanderreihung
und teilweises Zusammenstoßen der Flecken eine mehr oder weniger
ausgesprochene längsbindenartige Zeichnung. Endlich sind noch die
Beine mit mehr oder weniger dunklen Makeln versehen, die an den
Hintergliedern meist zu besonders im weiblichen Geschlechte deut-
lichen Querbinden erweitert sind und auf der Innenseite der Schenkel
oft hübsche Marmorierungen bilden. Die Augenlider, das Trommel-
fell, der Hinterrücken und die Hinterbeine sind mitunter metall-
glänzend, die Stimmblasen weiß oder nur schwach pigmentiert, die
Lenden und die Unterseite der Schenkel lebhaft dottergelb gefärbt.
Die Unterseite ist weiß, gelblich oder graulich, gewöhnlich ohne oder
mit nur wenigen Flecken, an den Seiten manchmal mit Perlmutter-
glanz, die Sohlen und die Schwimmhäute sind meist dunkel, die
Subartikulartuberkeln hell gefärbt.
Die Jungen sind meist heller als die Alten, gewöhnlich grün
oder graugrün und nur wenig gefleckt. — Die Größe erwachsener
Tiere beträgt 6—Io cm.
Die als Rana Lessonae Cam. unterschiedene Form ist kleiner
und zeichnet sich vor allem durch bedeutend kürzere Hinterbeine
aus, die mit dem Tibiotarsalgelenk nie-
mals die Augen erreichen und deren
Schienen merklich kürzer als der Fuß sind.
Der innere Metatarsalhöcker ist sehr stark,
kompreß, hart und schneidig, etwa halb-
mondförmig und fast an den der Pelobates-
Arten erinnernd, beiläufig doppelt so
Fig. sr. lang als hoch, seine Länge 1%—2mal
Bl in der des Daumens und 5—Smal in der
re Schiene enthalten. Die Haut ist glatt
oder — besonders bei älteren Tieren —
mit kleinen Warzen bedeckt, die stark leistenartig vortretenden
Seitenwülste sind schmäler als bei der Stammform.
Rana. 26 3
Die Oberseite ist schön gelb- oder grasgrün, graulich, oliven-
farben oder brunzebraun. Die Schnauzenkante und der Oberlippen-
saum sind gewöhnlich schwarz, das Trommelfell braun; die Verte-
brallinie und die subdorsalen Drüsenleisten sind heller, gelb oder
blaßgrün, letztere öfters schwarz gesäumt. Der Rücken ist entweder
einfarbig, häufiger aber mit dunklen, braunen oder meistens schwar-
zen Flecken besetzt, die gerne hintereinander stehen und mitunter
durch Zusammenfließen mehr oder weniger vollkommene Längs-
binden bilden, dann von der Grundfarbe nur getrennte Zonen zurück-
lassend; an den Rumpfseiten entstehen durch teilweise Vereinigung
der Flecken oft schnörkelartige Zeichnungen. Die Hinterbeine sind
meistens sehr regelmäßig quergebändert, die Innenseite der Schenkel
auf oft lebhaft dotter- oder orangegelbem Grunde schön schwarz
gemarmelt, die Schallblasen nicht oder sehr schwach pigmentiert.
Die Unterseite ist weiß, bald einfarbig, bald mehr oder weniger un-
regelmäßig schwärzlich gefleckt. — Die Größe des erwachsenen
Tieres beträgt von der Schnauzenspitze bis zum After 7—8 cm.
Rana esculenta ist mit Einschluß der folgenden die am meisten
das Wasser liebende Art, und wenn sie auch nicht gerade in demselben
lebt, so hält sie sich doch fortwährend an dessen Rande auf, daselbst
besonders gerne im Sonnenschein nach Art der Hunde mit aufge-
stemmten Vordergliedmaßen auf den Hinterbeinen sitzend, um sich
von hier aus bei der geringsten Beunruhigung mit gewaltigem
Sprunge kopfüber in die Flut zu stürzen und mit kräftigen Schwimm-
bewegungen zum Grunde eilend in den Schlamm desselben einzu-
wühlen. Nur zur Laichzeit hält sie sich ständig im Wasser auf und
kann man dann im Frühjahre in den Abendstunden das laute Ouaken
der daselbst meist in großer Menge versammelten Frösche oft weithin
vernehmen. Mitunter werden sie wohl auch auf in der Nähe des
Wassers liegenden feuchten Wiesen angetroffen, die sie wahrschein-
lich,als Jagdgebiet aufsuchen; in höhere Gebirge geht das Tier nicht
hinauf. Esculenta ıst ein gewaltiger Räuber, der alles, was er be-
wältigen kann, frißt, und während sich die kleineren Formen mit
Würmern, Insekten, Schnecken, Kaulquappen und Molchen be-
gnügen, nehmen die großen keinen Anstand, sich auch an kleineren
Wirbeltieren, wie jungen Blindschleichen und Schlangen, an Ei-
dechsen u. dergl. zu vergreifen. Auch über der Wasserfläche fliegende
Tiere, namentlich Libellen, Schmetterlinge u. dergl. werden oft durch
einen Luftsprung aus dem Wasser erbeutet.
Den Winter bringt das Tier unter Wasser im Schlamme des
Grundes eingewühlt zu, im Frühjahr kommt es von allen einheimi-
schen Fröschen als der letzte zum Vorschein; es findet daher auch
die Paarung gewöhnlich ziemlich spät, je nach der Gegend im April
oder Mai, mitunter selbst erst im Juni statt. Wegen der nur wenig
rauhen Daumenschwiele kann sich das Männchen nicht so fest wie
andere Frösche am Weibchen halten und ist daher auch leichter
‘von demselben zu trennen. Da diese Art spät laicht, so dringen die
zu dieser Zeit schon kräftigeren Sonnenstrahlen leichter in das Wasser
ein, daher auch die Eimassen nicht wie bei den frühzeitig legenden
Braunfröschen in die Höhe steigen. Ein einzelner Laichklumpen
264 Ranidae.
kann oft über tausend Eier enthalten. Die Entwicklung der Quap-
pen geht sehr ungleichmäßig vor sich, und während die meisten schon
in demselben Jahre ihre Verwandlung beenden, kann es vorkommen,
daß selbst von demselben Gelege einzelne so weit zurückbleiben,
“daß sie sogar im Larvenzustande überwintern. Übrigens richtet
sich die Raschheit der Entwicklung auch nach lokalen Verhältnissen,
indem in seichten, bald austrocknenden Gewässern die Jungen ihre
Ausbildung möglichst beschleunigen und oft schon als ganz kleine
Fröschchen das Wasser verlassen, an tieferen Stellen dagegen die
Tiere weit länger in ihrem ursprünglichen Elemente bleiben und
dann häufig zu einer bedeutenden Größe heranwachsen.
Die frisch ausgeschlüpften Larven sind anfangs mehr gestreckt
und nehmen erst nach 8&—ıo Tagen die gewöhnliche Kaulquappen-
form an. Der Körper derselben ist mindestens anderthalbmal so
lang als breit, die Nasenlöcher sind von der Schnauzenspitze und
dem Auge, dieses von letzterer und dem Spiraculum etwa gleich-
weit entfernt. Der Interokularraum ist doppelt so breit wie der Inter-
nasalraum und viel breiter als der Mund, das von oben und unten
sichtbare Spiraculum dem Hinterrande des Körpers merklich mehr
als dem vorderen Kopfende genähert. Der Schnabel ist sehr breit
schwarz gesäumt mit fein gezähneltem Rande. Den oberen Rand
der Oberlippe ausgenommen ist der Mund mit einer, zu seiten der
Unterlippe mit zwei Reihen von Papillen eingefaßt. Unter der ersten
sehr langen Zahnreihe der Oberlippe stehen jederseits zwei bedeutend
verkürzte, die durch einen breiten Zwischenraum von einander ge-
trennt sind; von den drei Zahnreihen der Unterlippe ist die erste
die kürzeste, die zweite und dritte sind ziemlich gleichlang, letztere
manchmal in der Mitte sehr schmal unterbrochen. Der rechts ge-
legene After mündet unmittelbar am Rande des unteren Schwanz-
saumes aus. Der Muskelteil des Schwanzes nimmt an der Basis
nicht ganz die Hälfte seiner Gesamthöhe ein. Die obere Schwanz-
flosse ist höher als die untere, schwach gewölbt, nach vorne nicht
bis unmittelbar über das Spiraculum reichend, die Länge des Schwan-
zes die des länglich eiförmigen Körpers bedeutend übertreffend.
Die mehr oder weniger olivenfarbene Oberseite ist dicht braun ge-
fleckt, die perlmutterweiße Unterseite mit kleinen, rundlichen, gelb-
lichweißen Flecken besetzt, die Rumpfseiten mit goldig glänzenden
Pusteln, der weiß und dunkel marmorierte Schwanzkörper zeigt zer-
streute schwarze Makeln, die anfangs einfarbige sehr fein grau ge-
sprenkelte Schwanzflosse ist später mit größeren dunkelgrauen
Flecken versehen. — Die Entwicklung gelangt gewöhnlich im August
oder September zum Abschluß.
Rana esculenta ist bezüglich ihrer geographischen Verbreitung
hauptsächlich auf die westliche Hälfte unseres Weltteiles beschränkt
und findet sich von England und dem mittleren Schweden an durch
Dänemark, Belgien und Frankreich bis in die Pyrenäische Halb-
insel hinein, daselbst auch noch auf den Inseln Mallorca, Menorca
und Ivizza vorkommend. Von den genannten Ländern tritt die Art
dann durch die Schweiz und durch Deutschland einerseits ins west-
liche Rußland, anderseits nach Österreich-Ungarn und Italien über
Rana. 265
und ist auch noch auf der Insel Corsica heimisch. In Österreich-
Ungarn fehlt sie jedoch in dem südöstlichen Teile (in Istrien, Dal-
matien, Bosnien und der Herzegowina). — Die Form Lessonae ward
bisher in England, Belgien, Frankreich, den Rheinlanden, sowie in
Nieder-Österreich, Ungarn, Illyrien, Italien, der Pyrenäischen Halb-
insel und auch auf Sizilien angetroffen, dürfte aber bei dem Um-
stande, als sie noch wenig beachtet wurde, wahrscheinlich eine viel
weitere Verbreitung haben. — Ins Gebirge geht esculenta nur aus-
nahmsweise bis IIo0O m hinauf.
Unter allen einheimischen Fröschen ist der genannte der scheueste
und ungeberdigste und legt er seine Wildheit in der Gefangenschaft
erst nach einiger Zeit ab. Er ist in ziemlich geräumigen Käfigen zu
halten, die vor allem so hoch sein müssen, daß er sich durch seine
wiederholten, verzweifelten Sprünge, die er anfangs namentlich aber
beim Nahen des Menschen macht, am Deckel des Behälters nicht
die Schnauze zerstößt. Wegen seiner Vorliebe zum Wasser ist ihm
selbstverständlich ein nicht zu kleiner Badenapf hineinzustellen.
10. Rana ridibunda: Spatium interoculare trienti palpebrae aequale.
Dentes palatini nares internas paululum superantes. Arti-
culationes tarso-tibiales ultra se excedentes. Callus subpolli-
carius humilis, subceylindricus, dimidio pollicis brevior. Femora
postica albo-nigrogue variegata. — Long. 12—I7 cm.
mas. Palmarum pollice nuptiae tempore scabro, sed non atrato,; artı-
culatione tarso-tibiali rostri apicem contingente. Vestcis vocalıbus
nigro-griseis.
fem. Palmarum pollice glabro,; articulatione tarso-tibiali angulum
oculi posticum contingente.
Rana ridibunda Pall. Reise d. versch. Prov. d. russ. Reich. I,
pag. 458, 14 (1771). — Rana gigas Gmel. Linn. Syst. nat. III, pag.
1053, 14, ß (1790). — Bufo ridibundus Schneid. Hist. amphib. I,
pag. 226, XVII (1799). — Rana fortis Boettg. The Zool. pag. 220
(1844).
var. a) Supra ad latera fasciae spinalis virescentis maculis ex atomıs
obscuris magnis, votundatis, excisis per longiütudinem_ seriatıs;
lateribus punctis nigrescentibus creberrimis nebulosıs, corpore
verrucis parvis scabriuscolo.
Rana cachinans Pall. Zoogr. rosso-asiat. III, pag. 7, ı, tab. I, fig. ı
(1831). — Rana tigrina Eichw. Fauna casp. caucas. pag. 157 (1842).
— Rana esculenta var. h, Schreib. Herpet. eur. I, pag. 118 (1875).
var. b) Supra laete viridis, immaculata, striis duabus exatomis fuscis
ab oculis supra dorsum decurrentibus, lateribus flavescentibus
maculis nigro-nebulosis seriatis (Ross. merid.).
Banaleıchimans- Pall le .MIJ, pag. 7, '1,.tab. I, fig. 2 (1357). —
Rana esculenta var. g Schreib. l. c. pag. ıı8 (1375).
var. c) Supra virens aut fuscescens, lateribus multo pallidiorıbus,
maculis obscuris creberrimis mediocribus laterum passim, fe-
morum fere omnibus confluentibus; linea vertebrati conspicua,
lateralibus subobsoletis.
Rana esculenta var. i Schreib. l. c. pag. ıı8 (1875).
266
var.
var.
var.
var.
var.
var.
Ranidae.
d) Supra sordide olivacea aut grisescens, antice maculis magnis
rarıs fuscescentibus,; linea dorsali pedumgque fascilis obsoletis.
Rana esculenta var. m Schreib. 1. c. pag. ıı8 (1875).
e) Supra cinerea, maculis crebris majoribus et minoribus fuscis,;
linea epinali interdum flava vel virescente.
Rana esculenta var. p Schreib. l. c. p. 118 (1375).
f) Supra grisea vel lutescens, dorso verrucoso, linea vertebrali
saepius obsoleta, maculis fuscis magnis rotundatis per series
duas dispositis,; lateribus maculis magnis atris variegata,; trunco
pedibusgue posticis albo-sparsis. (Ross. merid.).
Rana caucasica Pall.l.c. III, pag. 15, ı0 (1831). —Rana den-
tex Kryn. Observ. quaed. rept. Bull. soc. imp. nat. Mosc. III, pag. 63, 2,
tab. LI (1837). — Rama esculenta. var.q Schreib. 1 cr pages
(1875).
g) Supra fusco-grisea, maculis atris subobsoletis rarissimis,
corpore verrucis crebris scaberrimo (Cherson taur.).
Rana esculenta var. r\Schreib. 1: c. pag. 119 (1875).
h) Supra rubiginosa, punctis albidis crebris sparsa, maculis
obscuris rarioribus subobsoletis.
Rana esculenta var. t Schreib. Il. c. pag. Iıg (1875).
1) Supra badia, maculis magnis varis irregularıter excisis, tae-
nia vertebrali latissima, lateralibus obsoletis (Croatia).
Rana esculenta var. v Schreib. l. c. pag. IIg (1875).
Der Körper ist plump und kräftig, der Kopf ziemlich breit,
mit kürzerer, stumpf abgerundeter Schnauze. Der Interocularraum
ist nur ein Drittel so breit
wie ein oberes Augenlid,
die Gaumenzähne ragen et-
was über den Hinterrand
der inneren Nasenlöcher
hinaus. Die Beine sind ver-
hältnismäßig länger und bei
senkrecht vom Körper ab-
gebogenen Schenkeln und
mit diesen parallel zurück-
gelegten Schienen ragen
die Fersen immer überein-
ander hinaus. Der innere
Metatarsalhöcker ist kleiner,
weniger hervorragend und
von verflacht walzenför-
Ga Ä miger Gestalt, seine Länge
Fig. 52. ist merklich geringer als die
Rama Pal. Hälfte des vor ihm stehen-
den Daumens und auch stets
geringer als seine Entfernung vom nächsten Subartikularhöcker
der ersten Zehe; desgleichen sind auch die an der Unterseite der
Finger- und Zehenglieder befindlichen Höcker kleiner als bei der
Rana. 267
vorigen Art. Die Haut ist glatt oder mehr oder weniger warzig, die
meist nicht stark abgehobenen Dorsolateralwülste etwa von der
Breite der oberen Augenlider. Nackendrüsen sind keine vorhanden.
Das Männchen besitzt hinter den Mundwinkeln beim Schreien
kugelig hervortretende Schallblasen und zur Paarungszeit eine rauhe
Daumenschwiele. Das Tibio-tarsalgelenk reicht bis zur Schnauzen-
spitze.
Das Weibchen entbehrt der Schallblasen und der Daumen-
schwielen und sein Fersengelenk reicht bis zum hinteren Augen-
winkel.
Die Färbung der Oberseite ist manchmal grau oder auch lebhaft
grün, weit häufiger aber schmutzig trübgrün, olivenfarben oder
bronzebraun. Über die Schnauzenkante und das Trommelfell zieht
gewöhnlich je ein dunkler Streifen, von denen der letztere oft zu
einem regelmäßigen Temporalfleck erweitert ist. Der Oberlippen-
rand ist entweder ungefleckt oder mit Fleckenreihen versehen, die
aber nur ausnahmsweise zu einem zusammenhängenden Labial-
streifen verschmelzen. Ein heller, an Breite sehr wechselnder Verte-
bralstreif ist häufig vorhanden, während die manchmal metallisch
bronzenen Seitenwülste gewöhnlich nicht lichter als die Grundfarbe
sind. Letztere ist übrigens je nach dem Aufenthalt der Tiere sehr
wechselnd, und während sie bei sehr trockener Umgebung meist
ganz hell wird, ändert sie in stark feuchten Standorten in tiefes
Dunkel, ja bei längerem Verweilen im Wasser fast bis ins Schwärz-
liche ab. Die Körperflecken sind bald mehr bald weniger zahlreich,
bei hell gefärbten Stücken selbstverständlich besser, bei dunkleren
weniger vom Grunde abgehoben. Sie sind meist schmutzig oliven-
oder bronzebraun, bei sehr dunklen Tieren oft grünlich glänzend
und unter der Lupe wie mit Goldpuder bestreut, im ganzen aber
kaum jemals so tiefschwarz, wie bei der Stammform. Obwohl am
Rücken häufig und oft ziemlich regelmäßig hintereinander stehend
und hiebei auch meist ziemlich gleich groß, so fließen sie doch nie-
mals zu Längsreihen zusammen. Die Gliedmaßen sind ebenfalls
mit meist ziemlich zahlreichen dunklen Flecken besetzt, die aber
selbst an den Hinterbeinen oft gar keine oder nur wenige oder un-
regelmäßige Querbinden bilden. Die Rumpfseiten sowie die Hinter-
seite der Schenkel sind manchmal sehr hübsch weiß oder blaßgrün
und schwarz gemarmelt, die Lenden und die Unterseite der Schenkel
aber fast niemals gelb. Die Unterseite ist weiß, einfarbig oder, nament-
lich bei längerem Wasseraufenthalte, mit sehr zahlreichen aber nicht
großen Flecken, die fast immer isoliert bleiben, an allen Körperteilen
besetzt. Diese im Wasser schwarzen Flecken werden im Trockenen
grau und nehmen auch an Häufigkeit ab. Die Stimmblasen sind stark
schwarz pigmentiert, aufgebläht unten blaßgrau.
Die Larven haben von oben gesehen eine birnenförmige Gestalt,
ihr Körper ist höchstens anderthalbmal so lang als breit, die Nasen-
löcher sind der Schnauzenspitze mehr als den Augen, letztere dem
vorderen Kopfende mehr als dem Spiraculum genähert. Der Intero-
kularraum ist anderthalb bis dreimal so breit als der Internasalraum
und etwa ein und einhalb mal so breit wie der Mund, das von oben
268 Ranidae.
und unten sichtbare Spiraculum dem Hinterrande des Körpers
näher als der Schnauzenspitze. Der am Rande fein gezähnte Schnabel
ist mit einem schwarzen Saum von mäßiger Breite versehen, der
Mund mit Ausnahme des Oberrandes der Oberlippe mit-einer, zu
Seiten der Unterlippe mit zwei Reihen von Papillen eingefaßt.
Unter der ersten sehr langen Zahnreihe der Oberlippe stehen beider-
seits zwei sehr kurze, die durch einen breiten Zwischenraum von
einander getrennt sind und bei jüngeren Kaulquappen manchmal
selbst fehlen; von den drei Zahnreihen der Unterlippe ist die erste
etwas kürzer als die zweite, diese eben so lang als die dritte, letztere
selten vollständig, sondern in der Mitte gewöhnlich mehr oder we-
niger breit unterbrochen. Der rechts gelegene After mündet unmittel-
bar am Rande der unteren Schwanzflosse aus, die Basis des Schwanz-
körpers ıst mindestens halb so hoch als die größte Höhe des Schwan-
zes, dessen oberer Flossensaum deutlich höher als der untere, in
manchen Fällen bis unmittelbar über das Spiraculum reichend, die
Länge des Schwanzes die des Körpers bedeutend übertreffend.
Die Färbung ist heller als bei der vorigen Art, die Oberseite
jüngerer Larven mit braunen Flecken und Punkten, am Schwanze
nur mit letzteren besetzt, welche sich später namentlich am Körper
zu größeren Makeln und auf der Schwanzmitte öfters zu Querbinden
vereinen. Die einfarbig perlweiße Unterseite ist stets ungefleckt.
Wenn die hinteren Gliedmaßen bereits vollständig ausgebildet
sind, so zeigt der innere Metatarsalhöcker schon ganz die Form
und Größenverhältnisse wie bei den erwachsenen Tieren.
Die Körperlänge erwachsener Tiere kann bis I7 cm, deren Ge-
wicht bis gegen 300 g erreichen.
Dieser gewaltige Frosch, der an Größe und Massigkeit unter
den europäischen Anuren nur manchmal noch von Bufo vulgaris
übertroffen wird, kommt vom Mittelrhein an durch das ganze öst-
liche Europa bis in die Krim hinein vor und hält sich, seinen rie-
sigen Dimensionen entsprechend, mit Vorliebe in größeren, ruhigen
Wasseransammlungen, wie in Teichen, Seen, stagnierenden Aus-
buchtungen von Flüssen u. dgl. auf, obwohl er gelegentlich von
Überschwemmungen auch oft an seichten Stellen in Menge ange-
troffen wird. Ins Gebirge geht ridibunda nicht hinauf und beschränkt
sich ihr Vorkommen ausschließlich auf die Niederungen. An Stellen,
wo die Verbreitungsbezirke dieser und der vorhergehenden Art
zusammenstoßen, sind auch Bastarde beider keine Seltenheit.
Wenn schon esculenta als starker Räuber bezeichnet werden
muß, so ist dies von ridibunda in noch weit höherem Grade der Fall
und werden mitunter selbst am Ufer umherwandelnde kleine Vögel,
wie Bachstelzen, Sperlinge u. dgl. durch einen Sprung aus dem Wasser
von dem gewaltigen Frosche erhascht und hinuntergewürgt; es
dürften daher auch die Bewohner von in Wassernähe befindlichen
Nestern kleinerer Vögel vor seiner Gefräßigkeit nicht immer ganz
sicher sein. Ob er aber auch, wie Rösel angibt, selbst kleine
Enten gelegentlich ihrer ersten Schwimmversuche unter das Wasser
zieht und verschlingt, kann ich nicht bestätigen, obwohl es nach dem
Gesagten immerhin möglich wäre. Wenn daher auch diese Art, wie
Rana. 2 69
alle anderen Anuren, durch Vertilgung zahlreicher Insekten und
Regenwürmer nützlich ist, so kann sie doch unter Umständen wie-
der recht schädlich werden, da sie an Seen und Flüssen unter der
Fischbrut gehörig aufzuräumen vermag. Man hat daher an man-
chen Orten schon behördlicherseits die Vertilgung dieses Frosches
veranlaßt und kann dies am leichtesten und wirksamsten jedenfalls
dadurch geschehen, daß man zur Laichzeit die betreffenden Eier-
klumpen aufs Trockene wirft.
Gewöhnlich werden auch Rana maritima Risso, hispanica
Mich., Latastii Camer. und Perezii Seoane aus Italien und der Pyre-
näischen Halbinsel hieher gezogen; doch möchte ich die Zugehörig-
keit derselben zu ridibunda, die eine entschiedene östliche Form ist,
bezweifeln, da schon die Beschreibungen und Abbildungen dieser
Frösche nicht recht stimmen und namentlich deren Größe hinter der
zuletzt beschriebenen Art weit zurücksteht. Auch ist mir ein sicher
verbürgtes Vorkommen von ridibunda aus dem südwestlichen Europa
— mit Ausnahme der Balearen, wo dieselbe aber nachweisbar ein-
geführt ward — nicht bekannt. Nach meiner Ansicht dürften die
oberwähnten Batrachter höchstwahrscheinlich alle zu Lessonae ge-
hören.
Über die geographische Verbreitung der europäischen
Lurche.
Obwohl die in den letzten Dezennien in der Herpetologie ge-
machten Fortschritte und Beobachtungen die Kenntnis über die
Verbreitung unserer Lurche wesentlich gefördert haben, so kann
man doch die in dieser Richtung bisher gewonnenen Resultate noch
immer nicht als durchaus erschöpfend und in jeder Hinsicht zweifel-
los betrachten, zumal manche der gegenwärtig angenommenen
Arten noch nicht allseitig mit der gehörigen Schärfe unterschieden
werden und daher die Angaben bezüglich der Spezies noch immer
nicht die für den besprochenen Zweck so überaus nötige und sehr
erwünschte Sicherheit verbürgen. Wenn ich daher in den nach-
folgenden Zeilen eine kurze Übersicht unserer Amphibienfauna
gebe, so kann ich dies nur mit der Reserve tun, daß ich diese Aus-
einandersetzung nicht als etwas Abgeschlossenes, sondern nur als
eine vorläufige Zusammenstellung ansehe, die vielleicht schon in
der nächsten Zukunft mancherlei Korrekturen und Modifikationen
zu gewärtigen hat.
Nach dem im systematischen Teile auseinandergesetzten sind
bisher in Europa 43 Amphibienarten aufgefunden, die sich in 14
Genera verteilen, von denen auf die Urodelen 6 Gattungen mit 2I
Spezies, auf die Anuren 8 Genera mit 22 Arten entfallen.
Um für unsere Zwecke von der ganzen Klasse, so wie sie in
Europa vertreten ist, ein übersichtliches Bild zu gewinnen, wollen
wir die beiden Ordnungen derselben vergleichend zusammenstellen.
Es repräsentiert sich nämlich unsere Lurchfauna in nachfolgender
Weise:
Urodela. Anura.
Gemera. Species. Genera. Specker
I. Proteus. I. anguinus. I. Alytes. I. obstetricans.
II. Spelerpes. 2. fuscus. 2. Cisternasil.
III. Salaman- 3. perspicil- II. Bombinator. 3. pachypus.
drina. lata. 4. igneus.
IV Altiton: 4. Waltlı. III. Discoglos- 5. pictus.
5. asper. sus.
6. Rusconi. IV. Pelodytes. 6. punctatus.
7. montanus. V. Pelobates. 7. cultripes.
8. Boscae. 8. fuscus.
9. Montandoni. VI. Hyla. 9. arborea.
Geographische Verbreitung. 271
Io. italicus. VII. Bufo. Io. vulgaris.
II. palmatus. Ir. viridis.
12. meridionalıs. 12. calamita.
13. vulgaris. VIII. Rana. 13. macrocnemis.
14. vittatus. 14. agilis.
15. alpestris. 15. Latastei.
16. marmoratus. 16. iberica.
17. Blasii. 17. graeca.
18. cristatus. 18. temporaria.
V. Chioglossa. 19. lusitanica. 19. Camerani.
VI. Salamandra 20. maculosa. 20. arvalis.
ar, atra, 21. esculenta.
22. ridıbunda.
Wie man aus dieser Zusammenstellung ersieht, sind beide Ord-
nungen an Artenzahl von einander kaum verschieden, während
die Urodelen den Anuren um zwei Gattungen nachstehen. Unter
den Urodelen enthalten je 4 Genera nur I, I Gattung 2 und I I5 Arten;
bei den Anuren hingegen sind 3 Genera mit nur je I, 3 Gattungen
mit je 2, I mit 3 und ı mit Io Arten vertreten. Mit Ausnahme von
Triton und Rana sind also alle Genera arm an Arten, während Triton
in dieser Richtung unter allen Amphibien den ersten Rang einnimmt.
Was nun die Verteilung dieser Arten und Gattungen über
Europa betrifft, so wird es am besten sein, die einzelnen Länder in
dieser Richtung näher zu untersuchen, da wir auf diesem Wege
am schnellsten zu einem Überblick der Spezialfaunen gelangen.
Wir wollen zu dem Ende die den einzelnen Gebieten zukommenden
Amphibien namentlich anführen, die einem Lande eigentümlichen
Arten herbei durch gesperrte Schrift und die dem betreffenden
Festlande fehlenden durch ein Sternchen hervorhebend. Es be-
finden sich nämlich in:
I. Skandinavien. 4. Bufo vulgaris.
I. Trıton vulgaris. 5. _„ Calamita.
er ß an 6. Rana temporaria.
3. Bombinator igneus. 7- „ esculenta.
4. Pelobates fuscus.
5. Hyla arborea. III. Dänemark.
6. Bufo vulgaris. se
7. virie ı. Triton vulgarıs.
8. r calamita 2. „ cristatus.
9. Rana temporaria. 3. Bombinator igneus.
10. arvalıs 4. Pelobates fuscus.
Ir.. „. esculenta. 5. Hyla arborea.
| 6. Bufo vulgaris.
3 , Ze, wiridis.
II. Großbritannien und Irland. 8. , calamita.
I. Triton palmatus. 9. Rana temporarlia.
2. „ vulgaris. TO. m, arvalıs:
= * cristatus. TE. A. „»esculenta:
=
I
2
3
4 |
5. Alytes obstetricans.
6
7:
8
IV. Niederlande und Belgien.
. Triton palmatus.
„ vulgaris.
s L: erıstatus.
. Salamandra maculosa.
. Bombinator pachypus.
. Pelobates fuscus.
. Hyla arborea.
9. Bufo vulgaris.
10.» ealantita:
ır. Rana temporarla.
12, JSNURNSTVaRS.
13,0 „ww sesculenta.
DH HH HH HH OH I
SO RS SUFUNHOD EN DU BUDH
V. Frankreich.
. Spelerpes fuscus.
e palmatus.
ee vulgaris.
m alpestris.
zn marmoratus.
Re Bilasaı.
cristatus.
. Salamandra maculosa.
atra.
Alytes obstetricans.
. Bombinator pachypus.
. Discoglossus pictus.*
. Pelodytes punctatus.
Pelobates cultripes.
Y fuscus.
Hyla arborea.
Bufo vulgaris.
u Calasnıtar
. Rana agılıs.
DT ‚„„ temporaria.
22 „. .esculenta.
VI. Pyrenäische Halbinsel.
LT. Dsato m WaktHi:
2, re asper.
3. 2 Beoischa,.e:
4. er palmatus.
5. 5 ‚alpestris.
6. marmoratus.
7. Chioglossa lusita-
nTca.
8. Salamandra maculosa.
Traton montanus?
2 Amphibien.
9.
TO.
FT:
F2.
73.
TA.
I5.
16.
17.
18.
19.
Alytes’ CaHsTer nass
5 obstetricans.
Discoglossus pictus.
Pelodytes punctatus.
Pelobates cultripes.
Hyla arborea.
Bufo vulgaris.
„. Aealammtar
Ranatıtber1ca
NY; temporarla.
T esculenta.
VII. Deutschland und Schweiz.
I
2
3
4.
5.
6
7
8
=
TO!
IT.
12.
13,
I4.
15%
16.
17.
18.
IQ.
er
NO
. Triton palmatus.
„ vulgaris.
„ alpestris.
9 Bristatts,
Salamandra maculosa.
atra.
Alytes obstetricans.
. Bombinator pachypus.
4 igneus.
Pelobates fuscus.
Hyla arborea.
Bufo vulgaris.
szilelts,
. calamıta.
Rana agilıs.
„ temporarla.
ES ALrY.alls:
„. esculenta.
„ „ sadıbunda.
VII. Österreich - Ungarn.
Proteus anguinws
Triton montandoni.
> meridionalıis.
= vulgaris.
& alpestris.
cristatus.
Salamandra maculosa.
atra.
. Bombinator pachypus.
igneus.
. Pelobates fuscus.
. Hyla arborea.
. Bufo vulgaris.
„;. „virldie:
. Rana agilis.
Geographische Verbreitung. 273
16. Rana Latastei. 7. Salamandra maculosa.
Bi. Veraeca: 8. “ atra.
B,\ teihporaria. 9. Bombinator pachypus.
ga, ‚, . arvaliıs. Io. Hyla arborea.
20... esculenta. II. Bufo vulgaris.
Br, rdibunda. Ba ee
13. Rana agilis.
IX. Italien. 14... *gTagca.
I. Spelerpes fuscus. 15. ,„ ndibunda.
2.Salamandrina per-
spicillata. XI. Rußland.
Beirıton: Rusconi* (Ohne Krim.)
4 N Italiens I. Triton vulgaris.
5. r meridionalis. 2 MITTELS,
6. e; alpestris. 2. Y cristatus.
7. 5 cristatus. 4. Bombinator igneus.
8. Salamandra maculosa. 5. Pelobates fuscus.
9. 5 atra. 6. Hyla arborea.
10. Bombinator pachypus. 7. Bufo vulgaris.
II. Discoglossus pictus.* > ER 75; 1a 42
12. Pelobates fuscus. 9. ,„ calamita.
13. Hyla arborea. Io. Rana macrocnemis.
14. Bufo vulgaris. E2> #,,%. tagıhs;
Tas. "virdis. 12. ,, . temporarla.
16. Rana agilıs. FI FG DroT a
279 ',,,”-Latastei. 14%) 7 Narvals;
m.’ gfaeca. 15. _, . esculenta.
70. ‚, '- temporaria. 10. %. 3. ridıbunda.
20. ,, esculenta.
XI. Krim.
X. Balkan-Halbinsel. Tr rrton vulgaris.
I. Proteus anguinus. 2. Mi cristatus.
2. Triton Montandoni. 3. Pelobates fuscus.
2. 7 meridionalis. 4. Hyla arborea.
4. „‘ vulgaris. 5. Bufo vulgaris.
5. r alpestris. 6:7. irlcs,
6. " cristatus. 7. Rana ridibunda.
Um nun das numerische Verhältnis der diesen verschiedenen
Gebieten zukommenden Amphibien noch übersichtlicher beisammen
zu haben, wollen wir die den einzelnen Faunen zukommenden Arten
in Zahlen ausgedrückt tabellarisch zusammenstellen; es sind näm-
lich die 14 Gattungen betreffs ihrer Artenzahl in den einzelnen Ländern
in nachfolgender Weise verteilt:
(Siehe die Tabelle auf nebenstehender Seite.)
Wenn wir nun die einzelnen Faunen untereinander vergleichen,
so sehen wir, daß der Reichtum an Amphibien in den verschiedenen
Ländern ein sehr verschiedener ist. Als das an Lurchen reichste
Gebiet stellt sich sofort Frankreich heraus, welches, sowohl an Zahl
Schreiber, Herpetologia europaea. 18
Amphibien.
274
a nn TTTTTT———————————
Gattung
Skandi-
navien
Großbri-
tannien
u. Irland
Däne-
mark
Nieder-
lande u.
Belgien
Frank-
reich
Pyren.
Halb-
Insel
Deutsch-
land u.
Schweiz
Öster-
reich
Ungarn
——
Balkan-
Halb-
insel
Proteus
Spelerpes
Salamandrina
Triton .
Chioglossa .
Salamandra
Alytes .
Bombinator
Discoglossus .
Pelodytes
Pelobates
Ela ee ar
Bufo
Rana
Gesamtzahl
1520
IT
13
22
19
I9
20
20
16
Geographische Verbreitung. 375
der Genera als auch der Spezies alle anderen Länder übertrifft; von
den in Europa vorkommenden 14 Gattungen sind in Frankreich
nicht weniger als II vertreten, die zusammen 22 Arten, also über die
Hälfte (51,16%) aller unserer Fauna zukommenden Lurche enthalten.
Nicht viel ärmer an Amphibien erweist sich Italien, welches dem
vorgenannten Gebiete nur um ein Genus und zwei Spezies nachsteht.
Auf diese Länder folgen dann in hinsichtlich der Amphibienmenge ab-
steigender Reihe in nachstehender Weise die übrigen Faunen, welche
wir der leichteren Übersichtlichkeit halber mit Wiederholung der be-
reits besprochenen zwei Gebiete untereinander anführen, und zwar:
Berrankreich '. „sur. ,. oryimit 22: Arten. -in.Tr-Gattungen
2. Österreich-Ungarn HALEROREAEI EL ASNE jr
nr N ir har, 7, „Io x
4. Pyrenäische Halbinsel SET RTEBINN, rt „
= Beutschland 'und Schweiz ... ,,.ı19° ,, PL: y
RN se, DIO. Irkh 068 ”
7. Balkan-Halbinsel BEE EL AZ Re a Pair, n
8. Niederlande und Belgien . ... , 13 BE. 14
enenavien ., aukill, auf LERNT BR: x
emark rn ur Me RE r6 H
N NR DE I UI mis .
ı2. Großbritannien und Irland 34 4 bg %
Island scheint keine Amphibien zu besitzen.
Von den 14 unserem Faunengebiete angehörenden Gattungen,
haben die Genera Trıton, Bufo und Rana die weiteste Verbreitung,
da sie in allen 12 Gebieten vertreten sind; dann folgen in absteigender
Reihe Hyla in ıı, Pelobates in 10, Bombinator in 9, Salamandra in 7,
Alytes in 4, Discoglossus in 3, Proteus, Spelerpes, Pelodytes in je2 und
endlich Salamandrina und Chioglossa in nur je 1 Gebiete vorkommend,
von eigentümlichen Arten, die außerhalb der betreffenden Länder nicht
gefunden werden, entfallen 5 auf die Pyrenäische Halbinsel, je 3 auf
Italien und Rußland, 2 auf Frankreich und ı auf Österreich-Ungarn.
Um nun die Verbreitung der einzelnen Gattungen und Arten
besser übersehen zu können, wollen wir dieselben hier noch unter Bei-
fügung der von ihnen bewohnten Gebiete anführen, wobei wir von
den weiter verbreiteten zu den minder verbreiteten herabsteigen.
Betrachten wir zuerst die Genera, so ergibt sich nachstehende
Folge:
I. Triton: Skandinavien, Großbritannien, Dänemark, Niederlande
und Belgien, Frankreich, Pyren. Halbinsel, Deutschland
und Schweiz, Österreich-Ungarn, Italien, Balkan-Halb-
insel, Rußland, Krim.
2. Bufo: Skandinavien, Großbritannien und Irland, Dänemark,
Niederlande und Belgien, Frankreich, Pyren. Halbinsel,
Deutschland und Schweiz, Österreich-Ungarn, Italien,
Balkan-Halbinsel, Rußland, Krim.
3. Rana: Skandinavien, Großbritannien!), Dänemark, Niederlande
und Belgien, Frankreich, Pyren. Halbinsel, Deutschland
!) Die auf Irland vorkommende Rana temporaria ist daselbst nicht endemisch,
sondern ward auf der Insel erwiesenermaßen im 17. Jahrhunderte eingeführt.
18
276
8.
9.
IO.
Tr
12,
19.
I4.
so
Amphibien.
und Schweiz, Österreich-Ungarn, Italien, Balkan-Halb-
insel, Rußland, Krim.
. Hyla:, Skandinavien, Dänemark, Niederlande und Belgien, Frank-
reich, Pyren. Halbinsel, Deutschland und Schweiz, Öster-
reich-Ungarn, Italien, Balkan-Halbinsel, Rußland, Krim.
. Pelobates: Skandinavien, Dänemark, Niederlande und Belgien,
Frankreich, Pyren. Halbinsel, Deutschland, Österreich-
Ungarn, Italien, Rußland, Krim.
. Bombinator: Skandinavien, Dänemark, Niederlande und Belgien,
Frankreich, Deutschland und Schweiz, Österreich-Ungarn,
Italien, Balkan-Halbinsel, Rußland.
. Salamandra.: Niederlande und Belgien, Frankreich, Pyren. Halb-
insel, Deutschland und Schweiz, Österreich-Ungarn, Italien:
Balkan-Halbinsel.
Alytes: Niederlande und Belgien, Frankreich, Pyren. Halbinsel,
Deutschland und Schweiz.
Discoglossus: Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien.
Spelerpes: Frankreich, Italien.
Pelodytes: Frankreich, Pyren. Halbinsel.
Proteus: Österreich-Ungarn, Balkan-Halbinsel.
Salamandrına: Italien.
Chioglossa: Pyren. Halbinsel.
Stellen wir nun in gleicher Art sämtliche Spezies zusammen,
folgen dieselben unter gleichzeitiger Anführung ihrer Areale in
nachstehender Weise aufeinander:
IT.
2.
Bufo vulgaris: Skandinavien, Großbritannien, Dänemark, Nieder-
lande und Belgien, Frankreich, Pyren. Halbinsel, Deutsch-
land und Schweiz, Österreich-Ungarn, Italien, Balkan-
Halbinsel, Rußland, Krim.
Triton cristatus: Skandinavien, Großbritannien, Dänemark,
Niederlande und Belgien, Frankreich, Deutschland und
Schweiz, Österreich-Ungarn, Italien, Balkan-Halbinsel,
Rußland, Krim.
3. Hyla arborea: Skandinavien, Dänemark, Niederlande und Bel-
gien, Frankreich, Pyren. Halbinsel, Deutschland und
Schweiz, Österreich-Ungarn, Italien, Balkan-Halbinsel,
Rußland, Krim.
Rana esculenta: Skandinavien, Großbritannien, Dänemark, Nie-
derlande und Belgien, Frankreich, Pyren. Halbinsel,
Deutschland und Schweiz, Österreich-Ungarn, Italien,
Rußland.
Triton vulgaris: Skandinavien, Großbritannien, Dänemark, Nie-
derlande und Belgien, Frankreich, Deutschland und
Schweiz, Österreich-Ungarn, Balkan-Halbinsel, Rußland,
Krim.
Rana temporarıa: _ Skandinavien, Großbritannien, Dänemark,
Niederlande und Belgien, Frankreich, Pyren. Halbinsel,
Deutschland und Schweiz, Österreich-Ungarn, Italien,
Rußland.
. Pelobates fuscus: Skandinavien, Dänemark, Niederlande und
IO.
Geographische Verbreitung. ann
Belgien, Frankreich, Deutschland, Österreich- Ungarn,
Italien, Rußland, Krim.
. Bufo viridis: Skandinavien, Dänemark, Deutschland und Schweiz,
Österreich-Ungarn, Italien, Balkan-Halbinsel, Rußland,
Krim.
. Bufo calamita: Skandinavien, Großbritannien und Irland, Däne-
mark, Niederlande und Belgien, Frankreich, Pyren. Halb-
insel, Deutschland und Schweiz, Rußland.
Salamandra maculosa: Niederlande und Belgien, Frankreich,
Pyren. Halbinsel, Deutschland und Schweiz, Österreich-
Ungarn, Italien, Balkan-Halbinsel.
. Triton alpestris: Frankreich, Pyren. Halbinsel, Deutschland und
Schweiz, Österreich-Ungarn, Italien, Balkan-Halbinsel.
. Bombinator pachypus: Niederlande und Belgien, Frankreich,
Deutschland und Schweiz, Österreich-Ungarn, Italien,
Balkan-Halbinsel.
. Rana agilis: Frankreich, Deutschland, und Schweiz, Österreich-
Ungarn, Italien, Balkan-Halbinsel, Rußland.
. Rana arvalis: Skandinavien, Dänemark, Niederlande und Belgien,
Deutschland, Österreich-Ungarn, Rußland.
. Triton palmatus: Großbritannien, Niederlande und Belgien,
Frankreich, Pyren. Halbinsel, Deutschland und Schweiz.
‚ Salamandra atra: Frankreich, Deutschland und Schweiz, Öster-
reich-Ungarn, Italien, Balkan-Halbinsel.
. Bombinator igneus: Skandinavien, Dänemark, Deutschland und
Schweiz, Österreich-Ungarn, Rußland.
. Rana ridibunda: Deutschland, Österreich-Ungarn, Balkan-Halb-
insel, Rußland, Krim.
. Alytes obstetricans: Niederlande und Belgien, Frankreich, Pyren.
Halbinsel, Deutschland und Schweiz.
. Triton meridionalis: Österreich-Ungarn, Italien, Balkan-Halb-
insel.
. Dicsoglossus pictus: Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien.
. Rana graeca: Italien, Österreich-Ungarn, Balkan-Halbinsel.
. Spelerpes fuscus: Frankreich, Italien.
. Triton Montandoni: Österreich-Ungarn, Balkan-Halbinsel.
. Triton marmoratus: Frankreich, Pyren. Halbinsel.
. Pelodytes punctatus: Frankreich, Pyren. Halbinsel.
. Pelobates cultripes: Frankreich, Pyren. Halbinsel.
. Rana Latastei: Österreich-Ungarn, Italien.
. Proteus anguinus: Österreich-Ungarn, Balkan-Halbinsel.
. Salamandrina perspicillata: Italien.
. Triton Waltli: Pyren. Halbinsel.
. Triton asper: Pyren. Halbinsel.
. Triton Rusconi: Italien.
. Triton montanus: Frankreich.
. Triton Boscae: Pyren. Halbinsel.
. Triton italicus: Italien.
. Triton vittatus: Rußland.
. Triton Blasii: Frankreich.
278 Amphibien.
39. Chioglossa lusitanica: Pyren. Halbinsel.
40. Alytes Cisternasii: Pyren. Halbinsel.
4I. Rana macrocnemis: Rußland.
42. Rana iberica: Pyren. Halbinsel.
43. Rana Camerani: Rußland.
Aus dem Vorstehenden ersieht man, daß Bufo vulgaris die
weiteste Verbreitung hat, indem er in allen angeführten Gebieten
vorkommt; diesem zunächst stehen dann Triton cristatus und Hyla
arborea, welche sich in je Ir Gebieten finden, worauf dann in ab-
steigender Reihe Triton vulgaris, Rana temporaria und esculenta
in je Io, Pelobates fuscus in 9, Bufo viridis und calamıita in je 8, Sala-
mandra maculosa in 7, Triton alpestris, Bombinator pachypus, Rana
agilis und arvalis in je 6, Triton palmatus, Bombinator igneus und
Rana ridibunda in je 5, Salamandra atra und Alytes obstetricans in
je 4, Triton meridionalis, Discoglossus pictus und Rana graeca in je
3, Proteus anguinus, Spelerpes fuscus, Triton Montandoni und marmo-
ratus, Pelodytes punctatus, Pelobates cultripes und Rana Latastei in
je 2, und endlich Salamandrina perspicillata, Triton Waltli, asper,
Rusconi, montanus, Boscae, italicus, vittatus und Blasii, Chioglossa
lusitanica, Alytes Cisternastii, Rana macrocnemis, iberica und Camerani
in je I Gebiete folgen.
Aus dieser Zusammenstellung fällt ferner noch der Umstand auf,
daß unter den 14, nur einzelnen Gebieten eigentümlichen Arten vor-
wiegend (IO Spezies) Urodelen sind, unter denen sich wieder die
Gattung Triton mit nicht weniger als 8 Arten besonders hervortut.
Um von allen bisher besprochenen Tatsachen noch einen Total-
eindruck zu gewinnen, wollen wir die Gesamtresultate über die Ver-
breitung aller Gattungen und Arten in einer Schlußtabelle zusammen-
stellen, wobei wir die Gattungen durch römische, die denselben
entsprechende Spezieszahl aber durch danebengestellte arabische
Ziffern bezeichnen, und zuletzt noch den in Prozenten ausgedrückten
Reichtum an Amphibien jedes Gebietes hinzufügen wollen.
Es würde sich demnach die Übersicht der europäischen Lurch-
fauna mit Rücksicht sämtlicher daselbst vertretener Gattungen und
Arten für die einzelnen Länder in nachstehender Weise gestalten:
i ne Davon Artenzahl
Gebiet und -
h in Prozenten
Spezies | Urodelen | Anuren
Skandinavienge Berkshire, NAT ee: Vıro 25,58
Großbritannien und Irland . . .. | IM. 7 13 Il. 4 16,28
Dänemark meer er, Vlzur 2 NEE) 25,58
Niederlande und Belgien... . . | VII. ı3 II. 4 Y29 30,23
Hrankreich ee are: DS EE22 ID, ANAND 51,16
PyrenstHalbinselssr vs ee | *. ı9 IR VAT ET 44,19
Deutschland und Schweiz . . . . || VIII.-ıg Il. 6 VI. 13 44,19
Österreich-Ungärn nen 2... || VIE. 22.7 RS N 73 48,84
Italien =, Kann A E 20 IV2o Narr 46,51
Balkan-Elälbinselem Sr Pe NVDIEETS IS IV 34,88
Rußland‘ Pr a VI. 16 1.3 V.o13 Bing at
Krimi Ar Ve 1.2 IV. 5 16,28
Geographische Verbreitung. 279
Diese Schlußtabelle bringt uns namentlich einige Gesetze über
die Verbreitung der europäischen Lurche sehr gut zur Anschauung.
So ersehen wir aus derselben, daß die Anuren betreffs der Genera in
allen Gebieten überwiegen, was übrigens mit einer einzigen Ausnahme
auch bezüglich der Spezies der Fall ist. Desgleichen ergibt sich aus
der prozentualen Zusammenstellung bezüglich der Anzahl der in den
einzelnen Gebieten vertretenen Arten dieselbe Reihenfolge wie die
auf S. 300 angeführte; es finden sich nämlich in Frankreich 51,16,
in Österreich-Ungarn 48,84, in Italien 46,51, auf der Pyrenäischen
Halbinsel sowie in Deutschland und der Schweiz je 44,19, in Ruß-
land 37,21, auf der Balkan-Halbinsel 34,88, in den Niederlanden
und Belgien 30,23, in Skandinavien und Dänemark je 25,58 und
endlich auf der Krim sowie auf Großbritannien und Irland je 16,28
Prozent aller aus Europa bekannten Amphibien.
Nachdem wir nun die Verbreitung der Amphibien in den ein-
zelnen Ländern näher kennen gelernt haben, bleibt uns noch die Auf-
gabe übrig, die Verteilung derselben in den größeren Teilen unseres
Faunengebietes zu erörtern, wodurch dann die geographischen Be-
ziehungen der ganzen Klasse noch klarer und deutlicher hervortreten
dürften. Wir wollen zu dem Ende Europa von Norden nach Süden
zu in drei Teile unterscheiden, die wir als Nord-, Mittel- und Süd-
europa bezeichnen. Nordeuropa, als dessen Grenze nach unten wir
etwa den 55.° n. B. annehmen, umfaßt Island, Schottland, Däne-
mark, Südskandinavien und Nordrußland; zu Mitteleuropa, vom
55. bis 45.° n. B. reichend, gehört Irland und England, die Nieder-
lande und Belgien mit dem größten Teile Frankreichs, ferner
Deutschland und die Schweiz mit dem nördlichsten Teile Italiens,
dann noch Österreich-Ungarn mit Ausnahme der Balkan-Provinzen
_ und das übrige Rußland mit Ausnahme der Südspitze der Krim und
Nordkaukasiens. Südeuropa endlich umfaßt alle vom 45.'n. B. nach
abwärts gelegenen Länder, wie die Pyrenäische Halbinsel, Südfrank-
reich und Italien, die Balkan-Halbinsel, die südlichste Krim und
Nordkaukasien.
Wir stellen nun im nachfolgenden die diesen drei Hauptgebieten
zukommenden Amphibienarten übersichtlich zusammen, wobei wir,
um die den einzelnen Faunen eigentümlichen Spezies ersichtlicher zu
machen und die Vergleichung überhaupt zu erleichtern, die gleich-
namigen Arten in eine Reihe nebeneinander setzen, die Plätze für etwa
fehlende Spezies durch Striche ersetzend. — Es finden sich dem-
nach in: |
Nordeuropa. Mitteleuropa. Südeuropa.
— I. Proteus anguinus 1. Proteus anguinus.
— — 2. Spelerpes fuscus.
= — 3. Salamandrina per-
spicillata.
— _ 4. Triton Waltlı.
_ — 5: „„. "asper.
— — 6. » Rusconi.
= — 7, 4 montanus.
— — 8. „» ..Boscae.
280
I. Triton vulgaris.
2.
on au
TO.
1%
Nordeuropa.
Triton crista-
tus.
. Bombinator
igneus.
. Pelobates fus-
CUus.
Hyla arborea.
. Bufo vulgaris.
».exardis.
. Rana tempo-
rarla.
Ranararvalıs:
»».. escu-
lenta.
13.
IA.
15.
16.
77
ikon
IQ.
4 galamıta20.
DIE
22.
33.
24.
25.
26.
Amphibien.
Mitteleuropa.
. Triton Montandoni.
. Triton palmatus.
„. „ meridionalıs.
. Triton vulgaris.
. Triton alpestris.
er marmoratus.
0er SBlasıı.
EATETISLATUS:
, Salamandra macu-
losa.
. Salamandra atra.
. Alytes obstetricans.
Bombinator pachy-
pus.
Bombinator igneus.
Pelodytes punctatus.
Pelobates fuscus.
Hyla arborea.
Bufo vulgaris.
ray Avimdıs
calamtta:
Rana agilıs.
l-ätasten.
Rana temporarla.
Rana arvaliıs.
„ . esculenta.
»Son1di1bUnda.
35-
36.
37:
38.
39-
Südeuropa.
. Triton italicus.
‚„ palmatus.
„. meridionalis.
„ vulgaris.
2» vıttatus.
„, “alpestris:
„ marmoratus.
. Triton cristatus.
. Chioglossa lusitanica.
. Salamandra macu-
losa.
. Salamandra atra.
. Alytes obstetricans.
. Alytes Cisternasil.
. Bombinator pachy-
pus.
. Discoglossus pictus.
. Pelodytes punctatus.
25.
Pelobates fuscus.
cultripes.
. Hyla arborea.
. Bufo vulgaris.
„vanldıss
nr "ealamıta®
. Rana macrocnemis.
32:
5 alenlas.
„> "Bataster
ts aDenice:
u efaecas
„ ‚temporana:
a Cameranı
esculenta.
„ „ıadıbunda.
Nachdem wir hier die Spezies zusammengestellt, wollen wir in
gleicher Weise auch mit den Gattungen verfahren, da dadurch der
Überblick derselben und infolgedessen auch die daraus sich ergebenden
Schlüsse noch besser und deutlicher hervortreten.
Es finden sich nämlich in den drei Hauptteilen Europas folgende
Lurchgattungen, und zwar in:
Geographische Verbreitung. 281
Nordeuropa. Mitteleuropa. Südeuropa.
— T. Proteus. T.. Proteus.
— — 2. Spelerpes.
— — 3. Salamandrina.
I. Triton. 2. Triton. 4. Triton.
u — 5. Chioglossa.
— 3. Salamandra. 6. Salamandra.
—. 4. Alytes. 7. Alytes.
2. Bombinator. 5. Bombinator. 8. Bombinator.
— — 9. Discoglossus.
— 6. Pelodytes. 10. Pelodytes.
3. Pelobates. 7. Pelobates. ıı. Pelobates.
4. Hyla. 8. Hyla. 12. Hyla.
5. Bufo. 9. Bufo. 13. Bufo.
6. Rana. Io. Rana. 14. Rana.
Die Schlüsse, welche sich aus diesen beiden Zusammenstellungen
für die geographische Verbreitung der europäischen Lurche ergeben,
sind leicht ersichtlich. Vor allem fällt sofort die entschiedene Zu-
nahme unserer Tiere von Norden nach Süden zu in die Augen, so
daß Südeuropa mehr als dreimal so viel Arten besitzt, wie der Norden
unseres Weltteiles. Es entfallen nämlich auf Nordeuropa fast ein
Viertel, auf Mitteleuropa über die Hälfte und auf Südeuropa fast
drei Viertel’ der Gesamtzahl aller einheimischen Amphibien. Nord-
europa bleibt hinter Mitteleuropa um 15, hinter Südeuropa um 28
Spezies zurück; zwischen Mittel- und Südeuropa ist der Abstand
hinsichtlich der Artenzahl ein weit geringerer; sehr auffallend tritt
jedoch der Unterschied beider Faunen hervor, wenn wir die Zusam-
menstellung der Genera betrachten, indem Südeuropa keiner ein-
zigen europäischen Lurchgattung entbehrt, und da das Verhältnis
der Genera in den drei Gebieten wie 3 : 5 : 7 erscheint, so ergibt sich
hieraus, daß Mitteleuropa ein und zwei Drittel mal, Südeuropa aber
zwei und ein Drittel mal so viel Gattungen besitzt als Nordeuropa.
Sehen wir uns endlich noch um die den einzelnen Gebieten eigen-
tümlichen Formen um, so bemerken wir, daß der Norden keine ein-
zige, Mitteleuropa nur zwei, Südeuropa hingegen Io spezifische Arten
besitzt, so daß hiermit über ein Viertel aller europäischen Amphibien
auf den Süden unseres Weltteiles beschränkt erscheinen. Da ferner
von der Gesamtzahl der einheimischen Lurche in Südeuropa nur vier
fehlen und alle nordeuropäischen Arten auch in Mitteleuropa ver-
treten sind, so ersieht man daraus, daß den im Norden auftretenden
Formen nach Süden zu eine viel weitere Verbreitung zukommt, .
als dies umgekehrt von den südlichen Arten der Fall ist. Nord-,
Mittel- und Südeuropa haben überhaupt nur 9 Spezies (2 Urodelen
und 7 Anuren) gemein, während in Nord- und Mitteleuropa II (2
Urodelen und 9 Anuren) und in Mittel- und Südeuropa 21 Arten
(8 Urodelen und 13 Anuren) gemeinschaftlich vorkommen.
Es versteht sich übrigens von selbst, daß die einzelnen Gattungen
und Arten über jedes der drei Gebiete nicht gleichmäßig verbreitet
sind, sondern bald ein kleineres, bald ein größeres Areale einnehmen.
282 Amphibien.
Es mag in dieser Richtung nur bemerkt werden, daß die Anuren,
deren weitere Verbreitung schon aus den vorhergegangenen Ausein-
andersetzungen ersichtlich ist, auch viel weiter nach Norden gehen,
als die Urodelen, und während letztere das südliche Skandinavien
kaum überschreiten dürften, erstrecken sich die Anuren bis oder
selbst über den Polarkreis. Unter allen einheimischen Amphibien
scheint Rana temporaria am weitesten nach Norden zu gehen, da sie
in Skandinavien noch in den Lappenmarken lebt, ja daselbst bis
gegen das Nordkap vordringt.
Schließlich wollen wir noch die westliche und östliche Hälfte
unseres Weltteiles einer ähnlichen Betrachtung unterziehen, wobei
wir in der bisher üblichen Weise den 20.’ ö. L. (von Greenw.) als
die Grenze zwischen Ost- und Westeuropa annehmen. Zu letzterem
gehören hiemit außer den britischen Inseln noch fast ganz Skandi-
navien, ferner Dänemark mit den Niederlanden und Belgien, Frank-
reich und die Pyrenäische Halbinsel, Deutschland, die Schweiz,
das Kaisertum Österreich-Ungarn bis zu dem genannten Grade und
Italien; Osteuropa umfaßt Ungarn vom 20.’ an, die Karpathen-
länder, die Balkanhalbinsel und Rußland.
Stellen wir nun für beide Teile zuerst die Spezies in einer der
früheren analogen Weise zusammen, so ergibt sich hiemit die nach-
folgende Übersicht:
Westeuropa. Osteuropa.
. Proteus anguinus. Fr
. Spelerpes fuscus. =
Salamandrina perspicillata. —
. Triton Waltlı. —
asper. =
2 Rusconi. —
3 montanus. >=
RN Boscae. —
— ı. Triton Montandoni.
9. Triton italicus. =
N Du RwnH
10: „ palmatus. =
II. „ . meridionalis. 2. Triton meridionalıs.
12; „ vulgaris. g% „ vulgaris.
= Aa NIElALUs,
13. Triton alpestris. —
TA, re marmoratus. —
15. eeBlasıı —
16. cristatus. 5. Triton cristatus.
E7. Chioglossa lusitanica. =
18. Salamandra maculosa. 6. Salamandra maculosa.
IQ. atra. —
20. Alytes obstetricans. =
27. Eisternasy ——
22. Bombinator pachypus. 7. Bombinator pachypus.
23- r igneus. 8. 7 igneus.
24. Discoglossus pictus. =
Geographische Verbreitung. 283
Westeuropa. Osteuropa.
25. Pelodytes punctatus.
26. Pelobates cultripes. —
27. Pelobates fuscus. 9. Pelobates fuscus.
28. Hyla arborea. Io. Hyla arborea.
29. Bufo vulgaris. ıI. Bufo vulgaris.
Bar. .“vardis. FOR Ra:
er. , calamita. —
—_ 13. Rana macrocnemis.
32. Rana agilis. —
Bere Tatastii. —_
m, "iberlca. — 2
Ber ‚gracca. —
36. -,, temporaria. 14. Rana temporaria.
_ 2 Aha Camerani.
37. Rana arvalis. 70.0 AV armals.
38. ,„ esculenta. 17. .„ esculenta.
=. ,„. ridibunda. 18. TicHDunde.
Eine ähnliche Zusammenstellung der Gattungen liefert nach-
stehende Übersicht:
Westeuropa. Osteuropa.
T: -Proteus. —
2. Spelerpes. _-
3. Salamandrina. En
4. Triton. I. Triton.
5. Chioglossa. —
6. Salamandra. 2. Salamandra.
7. Alytes. _
8. Bombinator. 3. Bombinator.
9. Discoglossus. -
10. Pelodytes. —
ıı. Pelobates: 4. Pelobates.
12. Hyla. 5. Hyla.
13.. Bufo. 6. Bufo.
I4. Rana. 7. Rana.
Die Vergleichung dieser Zusammenstellungen ergibt noch auf-
fallendere Unterschiede, als es bei den vorigen der Fall war. Na-
mentlich tritt hier der große Reichtum an Amphibien im Westen im
Vergleich zur Lurcharmut des Ostens ganz besonders hervor; von
den in Europa vorkommenden Amphibien enthält der Westen 39,
der Osten dagegen nur I8 Spezies; desgleichen sind von den 14 Gat-
tungen in Westeuropa alle, in Osteuropa nur 7 vertreten. Bezüglich
der Arten kommen nicht weniger als 25 nur der westlichen und bloß
“4 ausschließlich der östlichen Hälfte unseres Erdteiles zu. Sehr auf-
fallend ist noch das gewaltige Überwiegen der Urodelen im Westen,
während dies hinsichtlich der Anuren nicht so sehr hervortritt.
Der Grund dieser Erscheinungen mag wohl in der großen Ver-
284 Amphibien.
schiedenheit in den klimatischen und Bodenverhältnissen der beiden
Hälften unseres Erdteiles zu suchen sein. Denn während der Westen
in seiner reichen Gliederung den dem Meere entsteigenden Wasser-
dünsten allseitig leichten Zutritt gestattet und daher ein mehr feuch-
tes und ozeanisches Klıma hat, ferner durch die reiche Vegetation,
meist starke Bewässerung und sehr wechselnde Erhebung den Amphi-
bien die mannigfaltigsten und günstigsten Lebensbedingungen bietet,
ist der Osten durch seine zusammenhängenden, häufig steppen-
artigen und wald- und wasserarmen großen Länderkomplexe der
Entwicklung der feuchtigkeitsliebenden Lurche, denen in ihren
Jugendzuständen das Wasser unentbehrlich und eine länger dauernde
Dürre meist verderblich ist, wenig günstig und daher auch die Armut
af>Amphibien in der östlichen Hälfte unseres Kontinentes erklärlich.
Um nun von allem bisher über die geographische Verbreitung
der Amphibien Gesagten noch einen Totaleindruck zu gewinnen,
wollen wir die Resultate unserer gesamten Untersuchungen in einer
Haupttabelle zusammenstellen, wobei wir wie vordem die Gat-
tungen durch römische, die denselben entsprechende Spezieszahl
aber durch danebengestellte arabische Ziffern bezeichnen, und zuletzt
noch den in Prozenten ausgedrückten Reichtum an Amphibien für
jedes einzelne Gebiet hinzusetzen.
Es würde sich demnach die Übersicht der europäischen Lurch-
fauna mit Rücksicht sämtlicher daselbst vertretener Gattungen
und Arten für die fünf Hauptteile des ganzen Faunengebietes in
nachstehender Weise gestalten:
Genera Dach Artenzahl
Gebiet und in
Spezies -| Urodelen | Anuren Prozenten
Nordeutopan PAR NVAETT 2 V.9 25,58
IMiiGbeleutopa Er: X. 26 Tea OVARIET*, 60,47
Sudeutopage. N, XUIV.397 75V. 2792 VIE 20 90,70
WVestelLopas 4 mn sr N AV 39, SVIIEr79 2 EVEN S20 90,70
OSTEUROPA N MIETE Il. 6 N 072 41,86
Wenn auch aus dieser letzten Tabelle keine neuen Tatsachen
mehr hervorgehen, so bringt dieselbe doch die der Verbreitung un-
serer Lurche zugrunde liegenden Gesetze sehr klar zur Anschauung,
so daß wir dieselben zum Schlusse unserer Betrachtungen noch
einmal zusammenfassen wollen. Es geht nämlich aus den bisher
gepflogenen Untersuchungen hervor, daß:
1. die Urodelen sowie die Amphibien überhaupt von Norden
nach Süden und namentlich nach Westen hin in steigendem
Verhältnisse zunehmen, und
2. daß die Anuren im ganzen viel gleichmäßiger verbreitet
erscheinen als die Urodelen und im Norden und Osten die
ersteren bedeutend überwiegen.
So wären wir denn mit unseren Ausführungen zu Ende und
wollen es noch einmal hervorheben, daß mangelhafte Angaben und
Geographische Verbreitung. 285
zweifelhafte Bestimmungen manche Unrichtigkeiten und Lücken
werden veranlaßt haben, deren Ausgleichung erst von der Zukunft
zu erwarten ist; doch kann auch nicht geleugnet werden, daß schon
aus dem Gegebenen eine hinreichende Menge interessanter Resultate
ersichtlich ist, und daß hiedurch die der Verbreitung der europäi-
schen Amphibien zugrunde liegenden Gesetze „wenigstens in ihren
Hauptmomenten mit genügender Klarheit hervortreten.
Il. Abteilung.
Reptilien.
sah‘
Einleitung.
Die Reptilien sind wechselwarme Wirbeltiere, welche während
ihrer ganzen Lebenszeit durch Lungen atmen.
Die Gestalt des Körpers ist im allgemeinen sehr verschieden,
und kann von der kurzen Scheiben- bis zur gestreckten Walzenform
in allen möglichen Abstufungen wechseln.
Der Kopf ist fast immer länger als breit, in vielen Fällen hinten
mehr oder weniger von der Breite des Rumpfes und von demselben gar
nicht oder nur durch eine bald seichtere, bald tiefere Einschnürung
geschieden, in anderen Fällen wieder mittelst eines deutlichen, ob-
wohl selten langen Halses mit dem Körper verbunden. Die gewöhn-
lich kleinen Nasenlöcher sind meist weit nach vorn gerückt und
bald über der Schnauzenspitze, bald hinter derselben an den Seiten
des Kopfes gelegen. Die Augen zeigen einen sehr verschiedenen
Grad der Entwicklung; während sie bei einigen äusserst klein, ja
mitunter selbst von der allgemeinen Körperhaut überzogen sind,
erscheinen sie bei anderen frei und gut ausgebildet, obwohl nur
selten stark vorragend oder von besonderer Größe. Die Augen-
lider, welche nicht selten ganz fehlen, geben durch ihre wechselnde
Bildung der Systematik sehr verwendbare Merkmale an die Hand;
sie erscheinen meist längsgespalten, wobei das untere Lid das obere
an Größe stets bedeutend übertrifft, und der Pupille gegenüber
nicht selten mit einer glasartig durchscheinenden Stelle versehen ist;
doch kommen selbst halbkugelförmige oder uhrglasartige, nur in der
Mitte geöffnete oder auch ganz verwachsene Lider vor. Sehr häufig
findet sich auch eine sogenannte Nickhaut, welche gleichsam als drittes
Lid vom Innenwinkel des Auges bald mehr, bald weniger weit nach
vorn geschoben werden kann. Ein äußeres Ohr ist niemals vor-
handen, bei vielen jedoch das Trommelfell an der Oberfläche der
Kopfseiten frei zutage liegend. Das Maul ist bald mehr, bald we-
niger weit gespalten, in manchen Fällen ziemlich nach hinten auf-
die Unterseite des Kopfes gerückt, bei vielen einer außerordent-
lichen Erweiterung fähig. Die Bezahnung ist vielen Verschieden-
heiten unterworfen; während einige Reptilien vollkommen zahnlos
sind, und nach Vogelart bloß schneidig geschärfte, mit Hornscheiden
überzogene Kieferränder besitzen, zeigen sich andere mit mehr oder
weniger zahlreichen Zähnen versehen, die sowohl in den Kiefern
als auch im Gaumen stehen. Diese weniger zum Kauen, als zum
Ergreifen und Festhalten der Beute dienenden Zähne sind meistens
Schreiber, Herpetologia europaea. Ig
290 Einleitung.
klein und haben in der Regel die Form eines schlanken, nach rück-
wärts schwach gekrümmten Kegels. Bei einigen Familien sind die-
selben mit einem Kanal oder einer Rinne versehen, die, in Verbin-
dung mit an den Kopfseiten gelegenen Giftdrüsen, zur Ableitung
des von denselben ausgeschiedenen Sekretes dienen. Weit verschie-
dener als die Bezahnung erweist sich die Form der Zunge, welche
bald dick und fleischig, bald dünn und bandförmig, im letzteren
Falle meist mehr oder weniger hervorstreckbar, an der Spitze oft
gabelig oder zweiteilig und meist in eine Scheide zurückziehbar ist.
Nicht minderem Wechsel unterliegt die Ausbildung der Beine;
während einige Formen keine Spur von äußeren Gliedmaßen zeigen,
sind sie bei anderen teils nur als Rudimente, teils aber auch in der
gewöhnlichen Vierzahl vorhanden. Doch auch im letzteren Falle
sind sie fast immer kurz und schwach, gewöhnlich mehr oder weniger
nach außen gerichtet und nur selten geeignet den Körper über den
Boden zu erheben. Die Zehen, deren Zahl von drei bis fünf wechselt,
sind in der Regel vollkommen frei und in eine Linie gestellt, nur
selten einander entgegengestellt und dann mitunter in zwei einer
Greifzange ähnliche Bündel verwachsen. Manchmal sind dieselben
ganz oder teilweise erweitert, und an der Unterseite dieser Erweite-
rungen mit eigentümlichen, meist blätter- oder scheibenartigen
Lamellen versehen, welche nach Art der Saugnäpfe wirkend den
Tieren ein Haften an senkrechten oder selbst überhangenden Flächen
und Gegenständen gestatten. Die Enden der Finger zeigen fast
immer scharfe, hornige Krallen, die nur selten an einzelnen Zehen
fehlen, und bei einigen Formen nach Katzenart zurückgezogen
werden können.
Der niemals fehlende Schwanz ist selten deutlich abgesetzt und
nur ausnahmsweise kurz und stummelartig, bei den meisten hingegen
gut, ja selbst bedeutend entwickelt, so daß er die Länge des Kör-
pers oft um ein Mehrfaches übertrifft.
Die Kloake ist meistens quer, seltener längsgespalten.
Die Haut ist niemals nackt, sondern stets mit verschiedenen
Bedeckungen versehen, die teils als wirkliche Knochenschuppen in
eigenen Taschen der Lederhaut stecken (Cycloidschuppen), meistens
aber nur aus schuppenähnlichen, von Oberhaut überzogenen Aus-
stülpungen der Lederhaut bestehen. Bei vielen sondern sich in diesen
Erhöhungen des Coriums noch besondere Knochenbildungen ab,
welche, teils untereinander, teils mit dem Skelette verwachsend,
mitunter zu panzerartigen oder schildförmigen Bildungen zusammen-
treten.
Die bei den Amphibien so häufigen Drüsen sind bei den Reptilien
viel seltener und in der Regel nur auf einzelne Körperstellen be-
schränkt.
Die Reptilien sind mit wenigen Ausnahmen Raubtiere, welche
in der Regel nur lebende Beute und fast immer ganz verschlingen.
Die europäischen Vertreter der Klasse sind durchgängig Landtiere,
obwohl manche in der Nähe des Wassers leben, das sie dann oft
und gerne aufsuchen; doch findet man sie auch häufig an vollkommen
dürren, wasserarmen Orten, wo sie hinsichtlich ihres Feuchtigkeits-
Einleitung. 293
bedürfnisses ausschließlich auf Tau und Regen angewiesen erscheinen.
Die meisten sind einer sich mehrmals im Jahre wiederholenden
Häutung unterworfen, wobei die alte, ausgetrocknete Epidermis
häufig im Zusammenhange abgestreift wird. Fast alle legen Eier,
die von einer leder- oder pergamentartigen Schale umgeben sind,
mitunter von einem gemeinschaftlichen Eischlauch eingehüllt erschei-
nen und in der Regel an solche Orte abgelegt werden, wo sie durch
die natürliche Wärme der Umgebung zur Entwicklung gelangen.
Ihre Anzahl ist im Vergleiche zu den Amphibien nur eine geringe;
einige Reptilien gebären jedoch auch insoferne lebendige Junge,
als letztere gleich nach dem Legen — manchmal selbst noch vor
‚ demselben — die Eihülle sprengen und verlassen (ovovivipar).
Übrigens sind diese Verhältnisse hier nicht von der Bedeutung, wie
bei anderen Tierklassen, indem oft eine und dieselbe Art je nach Um-
ständen bald eierlegend, bald lebendig gebärend sein kann. Die
Jungen, welche an Form und Körpergestalt den Alten vollkommen
gleichen, unterscheiden sich jedoch von den letzteren fast immer
bedeutend in Färbung und Zeichnung; in dieser Hinsicht differieren
häufig auch die beiden Geschlechter, von denen das weibliche in der
Regel das männliche an Größe übertrifft.
Alle in Europa vorkommenden Reptilien halten während der
kalten Jahreszeit einen Winterschlaf, wobei sie sich mitunter ge-
meinschaftlich an geschützte, oft tief unter der Erde liegende Ört-
lichkeiten zurückziehen, welche sie dann, je nach Klima und Witte-
rung, bald früher, bald später verlassen.
Die einheimischen Mitglieder der Klasse verteilen sich in vier
Ordnungen, deren Unterscheidung in nachfolgender Weise geschehen
kann.
A. Körper gestreckt, frei. Mund immer bezahnt. Kloake quer
gestellt.
I. Körper seitlich zusammengedrückt, viel höher als breit.
Zehen bis gegen das Ende in 2 von gemeinschaftlicher Haut
umgebene Bündel verwachsen
I. Ordng. Rhıptoglossa.
II. Körper walzenförmig oder breiter als hoch. Zehen, wenn
vorhanden, stets frei.
3. Bene vorhanden 1.4. "ar Ordnung Lawertitia,
2. Beine fehlend.
a) Augen, wenn frei, so mit deutlich längsgespaltenen
Lidern, wenn verborgen, so After mit einer Poren-
Täihes hal ante OrdierL acemiki ba,
b) Augen, wenn frei, so vollkommen lidlos, wenn ver-
borgen, so After ohne Porenreihe
3. Ordng. Ophidia.
B. Körper kurz, scheibenförmig, in einem knöchernen oder leder-
artigen Panzer eingeschlossen, der nur vorne und hinten zum
Durchtritte des Kopfes, der Gliedmaßen und des Schwanzes
geöffnet ist. Kiefer stets zahnlos, mit schneidig geschärften,
von einer Hornscheide umgebenen Rändern. Zehen niemals
frei, Kloake längsgespalten . . . . 4. Ordng. Chelonia.
1g9*
I. Ordnung. Rhiptoglossa.
Lingua basi vagina inclusa, longissima, projicienda.
Palpebra unica tantum, circularis.
Pedes scansorii, digitis in fasciculos duos oppositos concretis.
Pholidosis granuloso-scutellata.
Anus transversus.
Die Mitglieder dieser Ordnung zeichnen sich vor allen anderen
Reptilien durch eine höchst eigentümliche Bildung der Zunge aus.
Dieselbe ist in der Ruhe knopfförmig, am Grunde in eine Scheide
zurückgezogen und kann als zylindrisches, wurmartiges Gebilde
bis zu einer bedeutenden Länge hervorgeschnellt werden. Die Augen
sind frei beweglich und von einem einzigen, nur über der Pupille
geöffneten Lide uhrglasartig bedeckt. Die Beine sind zum Klettern
eingerichtet, dünn, hoch und fünfzehig, die Finger und Zehen in je
zwei, von einer gemeinsamen Haut umhüllte Bündel verwachsen.
Der After ist quer, die Beschuppung feinkörnig.
Die Ordnung enthält nur eine einzige Familie, welche mit einer
Gattung und einer Art auch in Europa vertreten ist.
1. Familie. Chamaeleontidae.
Caput angulosum, occipite galeato.
Oculi magni, prominuli.
Aures sub cute latentes.
Cauda teretiuscula, prehensilis.
Der Körper ist mäßig schlank, der Rumpf von der Seite stark
zusammengedrückt, viel höher als dick, die Rücken- und auch die
Bauchkante schneidig oder gezähnelt. Der vom Rumpfe durch
eine tiefe, halsartige Einschnürung getrennte Kopf ist ziemlich groß
und dick, mit scharf hervortretenden Kanten versehen, der Mund
bis hinter die Augen gespalten. Die Nasenlöcher sind flach, seitlich
und ziemlich weit voneinander abstehend, die Augen sehr groß,
stark kugelig vorgequollen. Eine äußere Ohröffnung ist nicht vor-
handen. Die Beine sind hoch und mager, fast durchaus von gleicher
Dicke, mehr auf der Unterseite des Rumpfes eingelenkt und nicht so
seitlich abstehend, wie bei den anderen Sauriern, daher auch der
Körper beim Gehen hoch auf den Beinen erhoben ist und mit dem
Bauch nicht die Unterlage streift. Die Schenkel und Afterporen
fehlen. Die Füße sind fünfzehig, die Zehen selbst in zwei einander
entgegengestellte Bündel verwachsen. Der Schwanz ist schlank,
deutlich abgesetzt, nach unten spiralig eingerollt und greiffähig.
Chamaeleon. 293
Der Körper ist durchaus mit ziemlich gleichartigen, feinen
Körnerschuppen bedeckt, welche am Rumpfe am kleinsten sind, am
Schwanze recht deutliche QOuerreihen bilden und nur an der Ober-
seite des Kopfes und gegen die Schneide des Rückens mitunter etwas
größer und schilderartig werden.
Die Chamaeleonten sind vollendete Baumtiere, welche mit
Hilfe ihrer Greiffüße und ihres Rollschwanzes mit großer Sicher-
heit im Gezweige herumklettern, auf ebenem Boden aber sehr un-
behilflich erscheinen; sie leben teils einzeln, teils in kleinen Gesell-
schaften, sind übrigens in all ihrem Tun und Lassen äußerst lang-
sam und bedächtig, so daß sie oft tagelang nahezu unbeweglich
an einer und derselben Stelle verharren. Ihre Nahrung besteht aus
Gliedertieren und kleineren Vertebraten, welche sie mit ihrer eigen-
tümlich gebildeten Zunge erhaschen; indem nämlich die in derselben
enthaltenen Blutgefäße plötzlich gefüllt werden, kann dieselbe
mit großer Schnelligkeit bis über halbe Körperlänge hervorgestreckt
werden, wobei der mit klebrigem Schleim überzogene becherförmige
Endknopf die Beute anleimt. Die großen Augen können nach allen
Richtungen und von einander völlig unabhängig bewegt werden.
Die schon den Alten bekannten Farbenänderungen beruhen auf dem
Vorhandensein von zweierlei Pigmentzellen, welche durch ihre gegen-
seitige Lage oder durch wechselseitiges Durchdringen die verschiedenen
Schattierungen hervorrufen; doch finden diese Änderungen durchaus
nicht plötzlich statt, sondern gehen mit einer gewissen Regelmäßig-
keit durch Zwischentöne aus einer Farbe in die andere über, sowie
dieselben anderseits mit der Erregung der Tiere und namentlich mit
der Einwirkung des Lichtes im engsten Zusammenhange stehen.
Bei Gefahr suchen sie sich durch Fauchen und namentlich durch
Aufblasen des Körpers zu schützen, wobei der sonst so hohe und
dünne Rumpf eine nahezu walzenförmige Gestalt annimmt; auch ver-
suchen sie wohl mitunter von ihrem schwachen Gebiß einen aller-
dings fruchtlosen Gebrauch zu machen. Ihre Vermehrung geschieht
durch Eier, welche das Weibchen in eine selbstgescharrte, etwa halb-
zolltiefe und einige Zoll weite Grube legt, die es dann wieder mit
Erde zudeckt und durch darüber gelegte Blätter, Zweige und der-
gleichen zu verbergen sucht. Die Eier selbst, deren Anzahl etwa
30—40 beträgt, sind rundlich, weißlichgrau und mit einer sehr
porösen Kalkschale überzogen.
Die Familie enthält nur eine einzige Gattung.
I. Gattung. Chamaeleon,
Lacep. Hist. nat. d. quadr. ovip. et d. serp. I, pag. 337 (1787).
Caput postice in galeam angulosam productum.
Digiti palmarum duo, plantarum tres externi.
Der Körper ist schmal, mit bogiger, scharfer, nach dem Schwanz
zu allmählich abfallender Rückenlinie. Der Kopf ist am Hinterhaupt
in einen den Nacken überragenden Helm erweitert, die Zunge dick
und fleischig, gegen die Spitze verdickt, am Ende mit einer becher-
förmigen Anschwellung. Die Füße sind dicker als die Beine, an
294 Chamaeleontidae.
den vorderen die zwei äußeren und drei inneren, an den hinteren die
drei äußeren und zwei inneren Zehen bis über die Mitte in ein von
der gemeinschaftlichen Körperhaut umhülltes Bündel verwachsen, wo-
durch eine Art Greifzange gebildet wird, deren Unterseite mit kleinen,
quadratischen, in Querreihen stehenden Tafelschuppen bedeckt
ist. An der Wurzel der Hinterbeine findet sich nach rückwärts eine
stark hervortretende, lappenförmige Erweiterung; die Krallen sind
mittellang, ziemlich scharf und schwach gekrümmt.
Der einzige Vertreter dieser Gattung findet sich im südwest-
lichen Europa.
1. Chamaeleon vulgaris: Galea occipitalis pyramıdato-triangularis, carına
dorsalis usque ad medium, abdominalis per totam longitudinem
serrulata. Cauda corpore paullum longior. — Long. 25—30 cm.
Chamaeleo Parisiensium Laur. Synops. reptil. pag. 45, 60
(1768). — Lacerta Chamaeleon Linne amoenit. academ. I, pag.
290, 14 (1785). — Chamaeleon mutabilis Meyer Synops. reptil.
pag. 27 (1795). —_— Chamaeleon vulgaris Daud. hist. natur. gener.
d. reptil. IV, pag. 181 (1803). — Chamaeleo africanus Kuhl Bei-
trag z. Zool...I, pag. Io4, 4 (1820). Chamaeleon carinatus
Merr. Syst. amphib. pag. 162, ı (1820). — Chamaeleosiculus
Grohmann nuova descriz. d. Camel. sic. pag. 7 (1832). — Chamae-
leon hispanicus Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 42,'8 (1843).
Der Körper ist stark zusammengedrückt, der Rumpf steigt hinter
dem Helme in steilem Bogen auf, erreicht etwa im ersten Drittel
seiner Länge die größte Höhe und fällt von da allmählich nach rück-
wärts ab, in seichtem Bogen in den Schwanz übergehend. Der Rücken
772
PT
77
IF
Fig. 53.
Chamaeleon vulgaris Daud.
ist scharf und schneidig, mit nach rückwärts undeutlichem, aus feinen
Sägeschuppen gebildetem Kamm; ein anderer, aus elfenbeinartig
weißen Schuppen gebildeter Kamm läuft an der Unterseite vom Kinn-
winkel bis zum After hin; die Schuppen desselben sind an der Kehle
spitz kegelförmig, etwas nach rückwärts gerichtet und einreihig,
werden aber vom Halse angefangen, nach rückwärts schmal körnig
oder flach und zwei- bis mehrreihig. Der Kopf beträgt etwa den
dritten Teil von der Länge des Rumpfes, den er auch an Breite
etwas übertrifft. Die Schnauze ist ziemlich spitz, ihr Vorderende
jedoch gerundet abgestutzt, die Mundspalte bis zum Hinterrande der
Chamaeleon. 295
Augen gerade, von da etwas schwach nach aufwärts verlaufend.
Von der Spitze der Schnauze erheben sich zwei gezähnelte, scharf
erhabene Kanten, welche in von einander divergierendem Bogen über
den oberen Augenrand und von da nach aufwärts und rückwärts
ziehen, wo sie mit einer dritten, von der Mitte der Stirn steil bogig
aufsteigenden, kammartigen Leiste zusammentreffen. Der Hinter-
kopf ist zwischen diesen Kanten aufgetrieben und bildet eine nach
rückwärts gerichtete, den Nacken überragende Auftreibung, den so-
genannten Helm, welcher in der Mitte sehr scharf gekielt und von
dreiseitig pyramidaler Gestalt ist; die Seiten desselben, sowie die
Schläfengegend sind schwach eingedrückt, der vordere Teil der
Stirn zwischen den Kanten tief furchenartig vertieft. Die Nasen-
löcher sind vor der Spitze der Schnauze in den Winkel zwischen
dem Canthus rostralis und den Rand des Oberkiefers gestellt, die
Augenhöhlen sehr groß, kreisförmig, von der Seitenkante des Kopfes
bis nahe zum Kieferrande reichend; die Augenlider sind dickhäutig,
derb, dicht und fein körnig beschuppt, mit rundlicher, kleiner Öffnung.
Der Hals ist kaum zu unterscheiden und eigentlich nur durch eine
tiefe 'Einschnürung hinter dem Kopfe angedeutet, welche jedoch
auf der Unterseite durch die mehr oder weniger aufgetriebene Kehle
verwischt wird. Die Beine sind viel länger als der Rumpf, die Krallen
glashell durchscheinend. Der seitlich stark zusammengedrückte
Schwanz ist etwas länger als der Körper, unten gerundet, oberseits
von der Basis nach hinten allmählich an Schärfe abnehmend und
in eine stumpfe Spitze verjüngt.
Die Färbung ist im Tode gewöhnlich grau oder grünlichgrau,
häufig mit helleren oder dunkleren Schattierungen und Flecken; das
lebende Tier zeigt jedoch alle Farben von Orange durch Gelbgrün
bis Bläulichgrün und alle Zwischentöne und Übergänge dieser Farben
durch Graubraun in Schwarz, Weiß, Fleischfarben, Rostbraun,
Lila und Blaugrau, außerdem noch lebhafte Schillerfarben, bald allein,
bald in den mannigfaltigsten Flecken, Binden und anderweitigen Zeich-
nungen. Ein vom Kinn bis zum After laufender Streifen, sowie die
Fußsohlen bleiben jedoch stets unverändert, desgleichen nimmt die
Innenseite der Beine an dem Farbenwechsel meist nur geringen Anteil.
Das Männchen ist von dem Weibchen hauptsächlich durch die Bil-
dung des Helmes verschieden, welcher bei jenem etwas höher und länger,
bei diesem hingegen etwas kürzer und niedriger ist, so daß er bei letz-
terem etwa nur um ein Viertel, bei dem Männchen jedoch etwa um ein
Drittel der Kopflänge vorragt; auch ist die den Kopf vom Rumpfe
trennende Halsfalte beim Männchen viel kürzer als beim Weibchen.
In Europa ist Andalusien der einzig sicher konstatierte Fundort.
Die vereinzelten, in Griechenland (bei Maina im südl. Peloponnes),
sowie auf Sizilien (am Monte Pellegrino nahe dem Hafen von Palermo
und bei Catania), ja selbst in der Nähe von Nizza gefundenen Stücke
waren sicherlich nur aus der Gefangenschaft entkommene oder durch
Schiffe mittelst Holz, Reisig u. dgl. verschleppte Exemplare dieser Art!).
!) Habe ich doch selbst vor Jahren 4 Stück des auf Südafrika beschränkten
Chamaeleon pumilus Latr. erhalten, welche von Raymond in Attica gesammelt
worden waren und ganz gewiß auch auf letzterem Wege dahin gelangt sind.
296 Chamaeleontidae.
Die Chamaeleons halten sich im Freien auf dem Gezweige nament-
lich blühender Bäume und Sträucher auf, daselbst meist regungslos
auf die die Blüten besuchenden Insekten harrend. Mit ihren Glotz-
augen nach allen Seiten herumspähend, entdecken sie bald jedes
sich in ihrer Nähe niederlassende Beutetier, das sie, wenn es nicht
in der Schlagweite ihrer Zunge sitzt, durch langsames und bedächtiges
Beschleichen zu erhaschen suchen. Hiebei legen sie eine wahrhaft un-
glaubliche Geduld an den Tag, indem sie imstande sind einem seinen
Platz öfters wechselnden Insekte mit bewunderungswürdiger Aus-
dauer immer wieder nach einer anderen Richtung nachzuklettern.
Da sie sich aber meistenteils ganz regungslos verhalten und überdies,
in der Färbung der Umgebung in hohem Grade angepaßt sind, so
werden sie sehr schwer gesehen und sind daher für den Sammler
nicht leicht zu entdecken. Ein mit einem starken Stock auf die
Zweige geführter plötzlicher Schlag läßt sie aber gewöhnlich herab-
fallen, und können sie daher mittelst eines untergehaltenen Schirmes
auf diese Weise leicht erbeutet werden. Hat man durch glücklichen
Zufall ein sitzendes oder in dem Geäste herumkletterndes Chamaeleon
entdeckt, so empfiehlt es sich den betreffenden Zweig lieber abzu-
schneiden als das sich daran krampfhaft klammernde Tier mit Gewalt
loszureißen.
In der Gefangenschaft hält sich Chamaeleon ziemlich schwer
und kann nur im" geheizten Terrarium längere Zeit durchgebracht
werden. Eine ständige Temperatur von 20—24° R sagt ıhm am
meisten zu und unter I4—15° darf selbe wohl kaum fallen, denn
wenn selbe bis gegen 12° sinkt, so gehen sie schon fast regelmäßig
ein; außerdem sind Luft, Licht und Sonnenschein die Hauptbedin-
gungen seines Gedeihens, daher das betreffende Terrarium stets
möglich hell zu stellen, hiebei jedoch Zugluft sorgfältigst zu ver-
meiden ist. Der Käfig soll mehr hoch als lang und breit und mit
verschiedenem Gezweige zum Anhalten und Klettern ausgestattet
sein; am wohlsten befinden sich die Tiere, wenn man einen größeren
Blumentopf mit einer strauchartigen Pflanze mit einem Glas oder
Gitterkasten umgibt und das Chamaeleon dann darin unterbringt.
Da die Gefangenen nicht selten Eier legen, so ist zu dem Ende der
Boden mit einer 8-10 cm hohen Sandschicht zu bedecken. Die
Eier werden dann entweder alle in eine von dem Weibchen mit den
Vorderfüßen aufgewühlte, nach dem Legen wieder mit Sand, manch-
mal auch abgefallenen Blättern u. dgl. zugedeckte Grube abgesetzt,
manchmal aber auch einzeln gelegt und jedes für sich mit den Vorder-
pfoten gefaßt und in eine hiezu eigens gegrabene Höhlung verscharrt.
Dieselben sind kalkhaltiger als es sonst bei Reptilien der Fall ist und
daher auch mehr den Vogeleiern ähnlich, etwa I4—I5 mm in der
Länge und 7—9 mm im Durchmesser haltend. Ihre Anzahl beträgt
meist etliche zwanzig, der Dotter derselben ist auffallend groß, das
Eiweiß auf ein Minimum reduziert und werden sie 14—50 Tage nach
der im August oder September stattfindenden Paarung gelegt. Bei
letzterer hält das Männchen seine Erkorene mit einem Vorderfuße
am Nacken, mit dem anderen am Rücken, mit den Hinterfüßen
dagegen am Knie und am Schwanze fest; die Vereinigung der Ge-
Chamaeleon. 297
schlechter selbst dauert höchstens eine Viertelstunde, oft aber auch
kaum eine Minute. Die nach etwa I8 Wochen auskriechenden Jungen
sind gegen 5 cm lang, haben eine gelblich weiße Farbe und noch
keinen abstehenden Helm.
Bei heißer Jahreszeit tut ein Bespritzen mittelst einer sehr
feinen Brause den Tieren sichtlich wohl, manchmal nehmen sie hiebei
auch einzelne Wassertropfen von den Wänden ihrer Behausung mit
der Zunge auf, mitunter klammern sie sich wieder an die Ränder des
Trinkgefäßes an, benetzen ihre Körperseiten abwechselnd mit den
eingetauchten Vorderpfoten und ziehen dann den Schwanz langsam
durch das Wassergefäß durch. Auch erleichtert die Feuchtigkeit
gar sehr die Häutung; bei derselben, bildet die sich stellenweise ab-
lösende alte Oberhaut anfangs mehr oder weniger zahlreiche, mit
Luft gefüllte blasenartige Flecken, die I—ı,5 cm vom Körper ab-
stehen und durch allmähliche Vergrößerung nach und nach zusammen-
fließend schließlich das ganze Tier wie in Seidenpapier eingewickelt
aussehen machen.
Wegen ihrer Unverträglichkeit ist es, falls der Käfig nicht sehr
groß ist, am besten die Chamaeleons einzeln unterzubringen, da sie
sonst nicht nur ihresgleichen, sondern auch andere Tiere mit wü-
tenden Bissen anfallen und hiebei durch Fauchen und Aufblähen
des Körpers ihre Aufregung kundgeben, ja in solchen Fällen nicht
selten auch die Annahme von Nahrung verweigern.
In heißer Jahreszeit kann das Chamaeleon wohl auch frei im Zım-
mer, oder auf einer Veranda auf in Blumentöpfen befindlichen größe-
ren Pflanzen gehalten werden; am besten eignet sich hiezu allerdings
ein Glashaus, welches, namentlich wenn es geheizt wird, auch für
das Durchbringen des Tieres im Winter die meiste Aussicht bietet;
ein Entweichen desselben ist auch im ersteren Falle nicht wohl zu
befürchten, besonders wenn die betreffenden Pflanzen anläßlich
vieler Blüten stark von fliegenden Insekten besucht werden. Doch
stellt sich hiebei die regelmäßige Fütterung immer etwas schwierig
und ist das Tier, wenn es einmal die betreffenden Pflanzen verläßt,
um einer etwa anderweitig erblickten Beute nachzugehen, dann
im Zimmer wegen seiner der Umgebung angepaßten Färbung trotz
seiner gerade nicht geringen Größe oft erst nach langem und sorg-
fältigem Nachsuchen wieder zu entdecken. Nur wenn die Gefangenen
absolut jede Nahrung verweigern, allmählich matter werden, nament-
lich das Wasser meiden und dabei immer mehr abmagernd, stumpf-
sinnig in einer Käfigecke hinbrüten ohne irgendeinen Farbenwechsel
zu zeigen, oder auch rastlos in beständiger Unruhe in ihrem Behälter
umherwandern und nach einem Ausweg suchen, ist das Freilassen
‚der Tiere unter den eben erwähnten Bedingungen oft noch das letzte
und einzige Mittel, um dieselben zu retten und vor dem Eingehen zu
bewahren.
In Andalusien sieht man das Chamaeleon in Wohnungen und
Verkaufsläden häufig als Fliegenfänger benützt, indem man es auf
ein Gestell setzt, an dem eine mit etwas Honig oder einer anderen
Süßigkeit versehene kleine Holzscheibe befestigt ist, von der dann
das Tier die sich um den Köder ansammelnden Fliegen den ganzen
298 Chamaeleontidae.
Tag hindurch mittelst seiner wurmförmigen Zunge mit großer Sicher-
heit herabschnellt. Die Fliegen bilden überhaupt auch in der Ge-
fangenschaft die am liebsten genommene Nahrung, obwohl man
auch Mehlwürmer, Asseln, Spinnen, Küchenschaben, Grillen, nackte
Raupen und Heuschrecken als Futter verwenden kann, ja selbst
kleinere Eidechsen werden, wenn sich zu deren Erbeutung Gelegen-
heit bietet, nicht verschmäht. So hatte ich einst ein frisch ange-
kommenes Chamaeleon ausgepackt und, um für dasselbe einen ge-
eigneten Käfig zu holen, das Tier unterdes in einen auf meinem
Tische stehenden, 6 erwachsene Lacerta oxycephala beherbergenden
Behälter gesetzt. Bei meiner nach kaum einer Minute erfolgten
Rückkehr sah ich nun zu meiner großen Überraschung gerade noch
die hintere Schwanzhälfte einer oxycephala aus dem Maule meines
Ankömmlings herauswedeln; derselbe hatte offenbar gleich nach
seinem Einsetzen in das Terrarium mittelst seiner klebrigen Zunge
sofort eine Eidechse angeleimt und während meiner kurzen Abwesen-
heit die verhältnismäßig große Beute mit überraschender Schnellig-
keit hinuntergewürgt.
Obwohl das Chamaeleon in der Gefangenschaft nur selten längere
Zeit aushält und im Grunde ein höchst langweiliges, jeder Lebhaftig-
keit entbehrendes Geschöpf ist, so macht es dem Pfleger doch durch
sein eigentümliches Wesen und Gebaren, durch die Art seiner Nah-
rungsaufnahme, sowie durch seinen Farbenwechsel viel Freude.
Das Auffallendste ist wohl die Unabhängigkeit beider Körperhältften,
deren das Tier fähig ist, und die wohl nirgends anders zu finden ist.
Gar oft sieht man die eine, der Sonne ausgesetzte Leibeshälfte ın
behaglichen Schlaf versunken, während auf der entgegengesetzten,
meist auch ganz anders gefärbten Körperseite das große Auge nach
allen Richtungen, selbst nach hinten, rollt und nach Beute oder
sonst etwas anderem späht. Desgleichen sind auch die Änderungen
in seiner Körperform höchst überraschend, und während es sich
manchmal fast bis zur Walzenform aufbläht, kann es den Rumpf
wieder, namentlich wenn es sich der Sonne aussetzt, oft bis zur
Dünne eines Pappendeckels zusammenziehen, so daß er förmlich
durchscheinend wird und man durch den derart zusammengepreßten
Körper einen hinter demselben befindlichen dunklen Gegenstand
in seinen Umrissen zu erkennen vermag. Das Bestreben, den
ganzen Rumpf möglichst von den wohltuenden Strahlen der
Sonne durchdringen zu lassen, mag wohl diesen ganz außerordent-
lichen Grad der Verflachung bedingen. — Auch sieht man, daß
die merkwürdigen Farbenänderungen ebensogut durch Licht und
Wärme, wie auch durch Gemütsbewegungen und die Färbung
der Umgebung beeinflußt werden. Bei Nacht und kühler Witte-
rung ist das Tier meistens eintönig grau oder schwärzlich, plötz-
lich erschreckt, bedeckt sich der ganze Körper mit zahlreichen
schwarzen Punkten, bei hoher Lufttemperatur nimmt die der
Sonne ausgesetzte Seite eine gelbe, bei niederen Wärmegraden eine
graue oder schwärzliche Färbung an. Unstreitig sucht es hier
im ersten Falle die zu starke Besonnung durch eine möglichst
helle Farbe abzuschwächen, während es in letzterem Falle die ge-
Lacertilia. 299
ringe Bestrahlung durch Dunklerwerden möglichst auszunützen be-
strebt ist.
Trotz der großen Veränderlichkeit in der Färbung treten aber
namentlich gewisse Zeichnungen sehr oft und meist mit ziemlicher
Regelmäßigkeit auf. Am häufigsten bemerkt man in dieser Hin-
sicht lebhaft zitronengelbe Binden, welche abwechselnd, bald von der
Rücken-, bald von der Bauchkante ausgehend, quer über den Rumpf
ziehen, wobei dann in der Regel auch der Kopf ebensolche unregel-
mäßigen Flecken und Streifen, sowie die Beine und der Schwanz
derlei Ouerringe zeigen. Diese Zeichnungen pflegen stets an denselben
Körperstellen zu erscheinen und bleiben sich auch in Form und Größe
fast immer gleich. Trächtige Weibchen sind gewöhnlich dunkel
oder schwarzgrün und mit goldgelben Pünktchen gesprenkelt.
2. Ordnung. Lacertilia.
Pedes quatuor aut nulli.
Oculi, pedibus deficientibus, palpebrati aut scuto obtecti.
Der Körper ist fast immer gestreckt, meist ziemlich schlank
und entweder durchaus gleich dick und walzig, oder an den Seiten
des Rumpfes mehr oder weniger bauchig verdickt, manchmal auch von
oben niedergedrückt und abgeplattet, ausnahmsweise selbst wurm-
oder schlangenartig verlängert. Der sehr verschieden gestaltete
Kopf ist hinten teils in seiner ganzen Breite dem Rumpfe angefügt,
teils wieder durch eine bald kürzere, bald längere halsartige Ver-
dünnung oder auch durch eine namentlich auf der Unterseite oft
ziemlich tiefe Querfalte von demselben geschieden. Die Nasenlöcher
sind klein, meist an den Seiten des Kopfes und ziemlich weit nach
vorn gerückt, manchmal aber auch weit nach oben und unmittelbar
über die Schnauzenspitze gestellt (Phrynocephalus). Die Augen
sind mit wenigen Ausnahmen (Blanus) immer frei, die Augenlider
von sehr wechselnder Form und Ausbildung. Die Ohröffnung ist
bald frei und deutlich, bald auch wieder von der äußeren Körperhaut
überzogen, im ersteren Falle das Trommelfell oft ganz an der Ober-
fläche des Kopfes gelegen. Das in der Regel ziemlich weit gespaltene
Maul ist niemals erweiterbar, die Bezahnung meist nur auf die Kiefer
beschränkt, indem der Gaumen entweder gar keine oder höchstens
zwei kleine, ziemlich weit nach hinten gerückte Zahngruppen besitzt.
Die Zähne selbst sind einfach, schlank kegelförmig und entweder
mit ihrem äußeren Grundteil an dem seitlich erhabenen Rande der
Kieferknochen angewachsen (Pleurodontes), oder dem Rande der
Kiefer selbst aufgesetzt (Acrodontes). Die Zunge ist äußerst verschie-
den gebildet, bei einigen dünn hornartig, vorn tief zweispaltig und
nur mäßig vorstreckbar, nach rückwärts in eine scheidenartige
' Hautfalte eingeschlossen (Fissilingues), bei anderen ebenfalls flach
und hornartig, an der Spitze mehr oder weniger ausgeschnitten,
aber verhältnismäßig kurz, wenig ausstreckbar, gegen hinten be-
deutend erweitert und daselbst nicht gescheidet (Brevilingues) ;
300 Lacertilia.
endlich kann sie noch kurz, dick und fleischig, nicht protraktil, am
Ende gerundet und mit Warzen besetzt sein (Crassılingues).
Die Beine zeigen sehr verschiedene Grade der Ausbildung, doch
sind sie auch in ihrer entwickeltsten Form immer ziemlich weit von-
einander entfernt, gewöhnlich stark nach außen gerückt und ver-
hältnismäßig in der Regel so schwach, daß sie den Körper nicht über
den Boden zu erheben imstande sind. Die meist stärkeren Hinter-
beine zeigen an der Unterseite der Schenkel nicht selten eine etwa
von der Aftergegend bis gegen die Kniekehle hinziehende Drüsen-
reihe, die mit dem Namen der Schenkelporen ($or: femo-
rales, Fig. 54) belegt wird. Ebenso verschieden als die Form und
Gestaltung der Beine erweist sich auch die Bil-
dung der Füße. Eine allgemeine Übereinstim-
mung findet hier nur insofern statt, als die-
a: selben bei den meisten Echsen sowohl vorn
Ze = 74, als auch hinten fünf Zehen besitzen, die aber
a N je nach der den Füßen zukommenden Verwen-
dung in ihrer Gestaltung manchem Wechsel
"unterliegen, obwohl sie in den meisten Fällen
mehr oder weniger zylindrisch oder höchstens
von oben oder von den Seiten zusammen-
gedrückt, sonst aber ohne irgendwelche Aus-
' zeichnung sind (Leiodactyli) ; oft sind sie jedoch
unterseits mit über die ganze Länge der Schuppen verlaufenden Kielen
und außerdem noch an den Seiten mit stark abstehenden, dreieckigen
Schuppen versehen, wodurch sie dann am Außenrande bald mehr,
bald weniger deutlich gezähnt oder gesägt erscheinen (Pristidactyli,
c
Lacerta agilis Linne.
Zwz_—_- =,
RS
EHYEZ B
BHTZ
X g
Fig. 55.
B Hinterfuß von Phrynocephalus mystaceus mit gesägten Zehen. — C Hinterzehe
von Acanthodactylus vulgaris mit gezähntem Rande (a) und gekielter Unterseite (b).
— D Kletterfuß von Tarentola mauritanica mit ganz erweiterten, zum Teile krallen-
losen Zehen; daneben ein einzelner Finger von unten mit quergestellten Haftlamellen.
— E teilweise erweiterte Hinterzehe von Hemidactylus turcicus mit linsenförmigen,
zweireihig gestellten Haftscheiben auf der Unterseite.
Fig. 55, B, C). Diesen nur zum Gehen oder Laufen bestimmten Gang-
füßen (dedes ambulatorii) stehen dann als wesentlich verschieden die
Kletterfüße (Pdedes scansorii) gegenüber, welche sich nament-
lich dadurch auszeichnen, daß bei ihnen die Zehen teilweise oder
ganz erweitert sind, und an der Unterseite dieser Erweiterungen
Lacertilia. 301
blätter- oder scheibenförmige Haftballen zeigen, welche den Tieren
das Gehen an senkrechten oder selbst überhängenden Wänden er-
möglichen (Geckonidae, Fig. 55, D, E). Mögen nun die Füße wie
immer gestaltet sein, so sind doch sämtliche Zehen in den meisten
Fällen mit Krallen bewaffnet, die gewöhnlich ziemlich lang und
scharf, in der Regel frei, manchmal aber auch sehr kurz und zurück-
ziehbar sind (Geckonidae). Der Schwanz ist bei allen gut entwickelt,
nur selten kürzer als der Körper, sondern denselben meist deutlich,
oft um ein Bedeutendes, an Länge übertreffend.
Die Haut der Eidechsen ist in ihrer ganzen Ausdehnung stets
mit zusammenhängenden Epidermisbildungen bedeckt, welche, da
sie für die Systematik von besonderer Wichtigkeit sind, hier ausführ-
licher betrachtet werden müssen. Im allgemeinen können diese
Gebilde in zwei Gruppen, sog. Schilder(scuta) undSchuppen
(sgquamae) gebracht werden. Erstere sind an einem und demselben
Tiere meist viel größer, gewöhnlich von mehr oder weniger poly-
gonaler Gestalt, stets mit ihrer ganzen Unterseite angewachsen und
mit sämtlichen Rändern aneinander stoßend; letztere im Verhältnis
zu ersteren gewöhnlich kleiner und am Hinterrande manchmal
mehr oder weniger frei, oft über die hinter ihnen liegenden hinaus-
ragend oder selbe teilweise bedeckend. Die Schilder werden vorzugs-
weise am Kopfe und am Bauche, die Schuppen dagegen auf den
anderen Körperteilen angetroffen. Schon letztere zeigen bedeutende
Verschiedenheiten, welche um so weniger übergangen werden dürfen,
als sie für die Systematik meist sehr brauchbare Anhaltspunkte
bilden. Was also die Beschuppung (pholidosis) anbelangt, so ist
sie in der Mehrzahl der Fälle auf den Rücken (nofaeum) und Schwanz
beschränkt, obwohl sie sich nicht selten auch auf die Bauchseite
(gastraeum) ausdehnt. Abgesehen davon zeigen aber die Schuppen
auch in ihrer Größe, Form und Anheftung mancherlei Verschieden-
heiten, die in der Herpetologie durch eigene Namen fixiert werden.
Was vor allem die Größe der Schuppen betrifft, so kann diese nicht
nur bei verschiedenen Arten, sondern auch bei einer und derselben
Spezies an einzelnen Körperstellen ungemein wechseln. Mit dieser
Verschiedenheit der Größe steht häufig auch die Dicke und Derbheit
derselben im engen Zusammenhange, so daß namentlich kleinere
Schuppen häufig dicker und mehr hervortretend, größere hingegen
meistens mehr flach und dünn sind. Erscheinen die Schuppen
bei verhältnismäßig geringer Größe deutlich gewölbt, und zeigen
sie dabei einen im allgemeinen ziemlich rundlichen Umriß, so werden
sie Körnerschuppen (sqguamae granulosae, Fig. 56, b) genannt.
Größere Körner treten oft stark aus der Körperfläche hervor, wölben
sich dabei mehr oder weniger stark in die Höhe und gehen dann all-
mählich nWarzen-, Kegel- oder selbst Dornschuppen
(squamae verrucosae, conicae, mucronatae, Fig. 56, c, d) über. Sowohl
die Körner, als auch die aus ihnen hervorgehenden anderweitigen
Schuppenformen sind stets mit ihrer ganzen Unterseite auf der Ober-
fläche der Haut angewachsen, während dies bei mehr in die Fläche
entwickelten Schuppen nicht immer vorkommt, indem sie in diesem
Falle oft nur am Grunde angeheftet erscheinen, mit ihrem nach rück-
302 Lacertilia. h
wärts gerichteten Teile aber oft mehr oder weniger frei sind, auf die
benachbarten übergreifen und ihnen aufliegen; man pflegt diese Art
der Beschuppung als geschindelt (squamae imbricatae, Fig. 56, e, h)
zu bezeichnen; wenn derartige Schuppen vollkommen flach, gewöhn-
lich breiter als lang und dabei am Hinterrande bogig verrundet sind,
so werden sie Cycloidschuppen genannt (Scincidae). Dieselben
sind den Fischschuppen, abgesehen von ihrer Form, auch insofern
ähnlich, als sie wie diese stets ein Knochenplättchen als Unterlage
besitzen. Übrigens können die flachen Schuppen auch noch in ihrer Ge-
samtform manchem Wechsel
unterliegen, indem sie bald
unregelmäßig rundlich, bald
rhombisch oder mehr oder
weniger sechseckig und da-
bei bald mehr in die Breite,
bald mehr in die Länge ent-
wickelt sind, welch letzteres
namentlich am Schwanze
sehr häufig vorkommt. Auch
ist dieser Körperteil über-
haupt von dem der Schlan-
gen meist dadurch unter-
schieden, daß er auf der
Unterseite nur selten be-
schildert, sondern oben und
unten in der Regel gleich-
a flache, ganz angewachsene Schuppen aus der
Rumpfseite der Lacerta viridis. — b Körner-
schuppen aus der Haut von Lacerta muralis. —
c kegelige Dorn- und Höckerschuppen aus der
mäßig beschuppt ist, wobei
die Schuppen meist in sehr
regelmäßiger Weise neben-
Schläfengegend der Agama stellio. — d gekielte einander gestellt sind und
Warzen- und Höckerschuppen aus dem Rücken rund herumlaufende Ouer-
des Gymnodactylus Kotschyi. — e glatte, quer . : 5 3
erweiterte Cycloidschuppen von Chalcides ocel- gürtel bilden, eine Anord
latus. — f wirtelförmig geordnete, ungleich- AUNS, die mit dem Worte
seitige Schuppen aus dem Schwanze des Acan- gewirte Iak (squamae
thodactylus vulgaris. — g dachförmig gekielte verticillatae, Fig. 56, f) be-
un Schuppen aus dem Schwanze der zeichnet wird. Endlich
acerta viridis. — h aufliegend gekielte Schindel- „ a -
schuppen aus dem Rücken des Psammodromus können noch sämtliche
algirus. Schuppen glatt (laeves)
oder gekielt (carinatae)
sein, wobei die Kiele selbst wieder manche Verschiedenheit zeigen;
so kann namentlich die Bildung der Kiele in doppelter Weise vor sich
gehen, die dann auch auf das ganze Aussehen der Schuppen von
wesentlichem Einfluß ist. Eine Art von Kielen entsteht nämlich da-
durch, daß sich die Schuppen längs ihrer Mittellinie mehr oder weniger
winkelig erheben, wodurch dann zwei voneinander oft sehr deutlich
geschiedene und mitunter sehr steil abfallende Seiten entstehen;
solche Schuppen, die besonders häufig am Schwanze sehr gut aus-
gebildet vorkommen, werden zweiseitig oder dachförmig
genannt (Fig. 56, g). Eine andere Art von Kielen entsteht dadurch,
daß über die vollkommen flachen Schuppen der Länge nach erhabene
Lacertilia. 303
Leisten oder Linien hinziehen, die von den betreffenden Schuppen
bald mehr, bald weniger abgehoben erscheinen; ich nenne diese Art
von Schuppen aufliegend gekielte (Fig. 56, h). In beiden
Fällen sind übrigens die Kiele nicht immer in ihrer ganzen Länge
gleich hoch und erscheinen namentlich nach hinten zu oft mehr oder
weniger knotig oder höckerig erhöht oder selbst dornig verlängert.
Endlich ist noch darauf zu achten, ob die Kiele genau durch die
Mitte der Schuppen ziehen, oder nicht; im ersten Falle werden dann
die Schuppen in zwei ganz oder wenigstens nahezu gleiche Hälften
geteilt und heißen gleichseitige (Fig. 56, g), während sie im
letzteren Falle, wo sie durch den Kiel in zwei ungleiche Hälften ge-
teilt werden, ungleichseitig genannt werden (Fig. 56, f).
Die Unterseite des Körpers ist häufig ebenfalls mit Schuppen
bedeckt, die bald mit denen der Oberseite übereinstimmen, öfters
jedoch von ihnen verschieden sind; bei vielen hingegen ist die Bauch-
seite mit Schildern bedeckt, die aber fast niemals in einer einzigen
Reihe stehen, sondern gewöhnlich in mehrere, meist längs- und
zugleich quergestellte, manchmal aber auch in schief verlaufende
Reihen geordnet sind. Die Afterspalte ist an ihrem Vorderrande
sehr häufig von einem größeren Schilde begrenzt, welchesals After-
oder Analschild(scutum anale) unterschieden wird; bei manchen
Arten findet sich vor dem After eine Reihe kleiner Drüsenöffnungen,
welche als Afterporen (ori anales) bezeichnet werden.
Die wichtigsten Verschiedenheiten zeigt aber der Kopf, welcher
gewöhnlich ebenfalls mit größeren Schildern bedeckt ist, die aber
hier in der Regel eine ziemlich
weitgehende Zerteilung und
Mannigfaltigkeit erreichen. Um
uns in diesen für die Systematik
wichtigen Verhältnissen gehörig
zu orientieren, wollen wir die
Bildung des Kopfes an einigen
Förmen betrachten, bei denen
die Beschilderung in besonderer
Vollständigkeit entwickelt ist.
Wir finden auch hier (Fig. 57)
die ganze Oberseite des Kopfes
mit einer Anzahl von Schildern
bedeckt, die wir in ihrer Ge-
samtheit mit dem Worte Pi-
leus belegen. Man kann im
allgemeinen paarige und un- Fig. 57.
paare Schilder unterscheiden; A Lacerta viridis Laur. B Chalcides ocellatus
von letzteren sind nie mehr als Forsk. a Scutum internasale. — b sc. frontale.
vier vorhanden, während die --e sc. interparietale. — d sc. occipitale. —
ersteren in ihrer Anzahl ziem- seuta supranasalia. — / sc. praefrontalia.
= = - E — g sc. supraocularia. — h sc. frontoparie-
lich veränderlich erscheinen. talia. — i sc. parietalia. — k sc. supraciliaria.
Wenn wir nun die unpaaren
Schilder betrachten, so finden wir als erstes derselben ein etwas
hinter der Schnauzenspitze liegendes, meist vorzugsweise in die
304 Lacertilia.
Breite entwickeltes Schildchen, welches als Internasalschild
(scutum internasale, Fig. 57, a) bezeichnet wird. Das nächste
unpaare, gewöhnlich auch das zweitgrößte aller Kopfschilder ist
dann das Stirnschild (scutum frontale, Fig. 57, b); endlich
finden sich noch am Scheitel ein bis zwei meist ziemlich kleine,
hintereinander liegende Schildchen, wovon das vordere das Inter-
parietale (scutum interparietale, Fig. 57, c), das nach rück-
wärts gelegene aber das Hinterhauptschild (scutum occi-
pitale, Fig. 57, d) heißt. Diese jetzt genannten Schilder sind nun
durch andere stets paarweise vorhandene Schilder voneinander
getrennt oder umgeben, deren Zahl und Beschaffenheit aber bei
den einzelnen Familien manchem Wechsel unterliegt. Sehr häufig
finden sich vor dem Internasale zwei meist in der Mittellinie der
Schnauzenspitze zusammenstoßende, auch vorzugsweise in die Breite
entwickelte Schilder, die man alsdie oberen Nasenschilder
(scuta supranasalia, Fig. 57, e) bezeichnet. Zwischen das Inter-
nasale und Frontale schieben sich gewöhnlich zwei ziemlich große
Schilder ein, die als vordere Stirnschilder (scuwia Prae-
frontalia, Fig. 57, f) unterschieden werden; das hinter dem Stirn-
schild liegende Paar besteht aus den Frontoparietalschil-
dern (scuta frontoparietalia, Fig. 57, h), denen sich an ihren hinteren
Außenrändern die zwei Scheitelschilder (scuta parietalıa,
Fig. 57, i) anschließen, welche in der Regel die größten aller Schilder
sind und das Interparietale und Occipitale zwischen sich einschließen.
Endlich finden sich noch seitlich an das Frontale und den vorderen
Außenrand der Frontoparietalia grenzend je vier etwa über den Augen
liegende Schilder, die sogenannten oberen Augenschilder
(scuta supraocularia, Fig. 57, g). Diese vier Schilder sind jedoch
häufig an Größe voneinander sehr verschieden, so daß in den meisten
Fällen nur das zweite und dritte von bedeutender Ausdehnung sind,
während das vierte und noch mehr das erste ein weit geringeres Aus-
maß haben; die zwei mittleren, großen Supraokularschilder bilden
dann in ihrer Vereinigung eine etwa eiförmige oder elliptische Scheibe,
die mit dem Namen des Discus palpebralis (Fig. 57, g und g ) belegt
wird. Auch sind die oberen Augenschilder fast immer nach außen
zu von der Augenhöhle durch eine Reihe kleiner, gewöhnlich schmal
länglicher Schildchen getrennt, die als de Augenbrauen-
schilder (scutella supracıliaria, Fig. 57, R) unterschieden werden.
Alle genannten Schilder stoßen in der Regel unmittelbar durch
Nähte aneinander, obwohl einzelne derselben mitunter durch da-
zwischen eingeschobene Schuppen oder kleine, unregelmäßige Schild-
chen voneinander ganz oder teilweise getrennt sind; letzteres ist
namentlich bei dem Discus palpebralis nicht selten der Fall, der
sowohl nach innen (Acanthodactylus, Eremias) als auch noch häufiger
nach außen von den benachbarten Schildern in der obgenannten
Weise geschieden ist.
Was nun die Seiten des Kopfes betrifft (Fig. 58), so finden wir
hier bei den meisten Eidechsen an der äußersten Schnauzenspitze
ein größeres, unpaares Schildchen, welches nach unten zu an den
Mundrand, nach oben hin aber an die Supranasalia stößt und als
Lacertilia. 305
Rüsselschild (scutum rostrale, Fig. 58, a) bezeichnet wird; es
ist in der Regel stark in die Breite entwickelt und gewöhnlich wenig
nach oben übergewölbt, so daß es vom Pileus aus meist nur in geringer
Ausdehnung sichtbar ist. An das KRostrale fügt sich dann zu beiden
Seiten des Kopfes eine Reihe von Schildern, welche den Rand des
Oberkiefers säumend unter dem Auge weg bis zum Ende der Mund-
spalte ziehen. Sie werden als Oberlippenschilder (scuta
supralabialia, Fig. 58, b) bezeichnet;
von diesen ist das unter dem Auge
gelegene, das sog. untere Augen-
schild (scutum suboculare), fast
immer das größte und meistens nach
oben gegen den Orbitalrand mehr
oder weniger erweitert, während die
dahinterliegenden gewöhnlich schnell
kleiner werden. Endlich kann man
zu beiden Seiten der Schnauze noch
eine Reihe von nach hinten meist
größer werdenden Schildchen unter-
scheiden, die vom Seitenrande des
Rostrale ausgehend zwischen den
Supralabialen und den Pileusschildern
hinziehen. Das erste dieser Schilder,
welches nach vorn an das erste
Supralabiale stößt, wird das Nasal-
schild (scutum nasale, Fig. 58, c)
genannt. Es fehlt häufig und ist
überhaupt bei den meisten Sauriern ERLITT WET
. . . > o N
so klein, daß es durch das in ihm re un
ausgehöhlte Nasenloch oft fast ganz Fig. 58.
eingenommen wird und dann nur A Eremias variabilis Pall. B Chalcides
in Form eines schmalen, das Nasen- ocellatus Forsk. C Lacerta muralis
loch ganz oder selbst nur teilweise ane
umgebenden Ringes vorhanden ist; * ei
ie lead ä lä labialia. — c scutum nasale. — d sc. na-
E53 Kann INlolgedessen bei oberf äch- sofrenale. — e sc. frenale. — f sc. fre-
licher Betrachtung mitunter leicht nooculare. — g sc. praeoculare. —
übersehen werden, so daß dann die + sc. suboculare. — ; scuta posto
Nasenlöcher, obwohl im Nasenschilde “Wlaria. — % scutella suborbitalia. —
l scuta temporalia. — m squamae
selbst gelegen, doch an der Grenze temporales. — n scutellum masseteri-
mehrerer Schilder zu liegen scheinen; cum. — o sc. tympanale. — p scuta
da aber die Lage der Nasenlöcher in supratemporalia.
systematischer Beziehung meist von
Bedeutung ist, so erscheint es zur Vermeidung von Irrtümern geraten,
sich bei Untersuchung dieser Verhältnisse der Lupe zu bedienen. Un-
mittelbar hinter dem Nasale finden sich dann gewöhnlich ein bis
zwei, seltener drei, im ersteren Falle stets über, im letzteren teilweise
auch hintereinander gestellte kleine Schildchen, die als Naso-
frenal- oder Postnasalschilder (scuta nasofrenalia oder
postnasalia, Fig. 58, d) benannt werden. Auf diese folgt dann ein
bedeutend größeres Schildchen, das eigentliche Zügelschild
Schreiber, Herpetologia europaea, 20
306 Lacertilia.
(scutum frenale oder loreum, Fig. 58, e), welchem nach hinten zu
ein noch größeres, das Frenookularschild (scutum freno-
oculare, Fig. 58, f), folgt, das, nach oben meist mehr oder weniger
erweitert, mit seiner hinteren Ecke bis gegen die Augenhöhle reicht.
An dieses schließen sich nach unten zu noch ein oder mehrere kleine
Schildchen an, welche zwischen den vorderen Augenwinkel und die
betreffenden Supralabialia eingeschoben sind’ und als vordere
Augenschilder (scula Praeocularia, Fig. 58, g) aufgefaßt
werden können. Nur in seltenen Fällen kommt es vor, daß der
untere Augenrand von den entsprechenden Supralabialen, nicht wie
gewöhnlich, durch ein Supralabiale, sondern durch ein oder mehrere
Schildchen getrennt ist, in welchem Falle dann diese als untere
Augenschilder (sculta subocularia, Fig. 58, h) bezeichnet wer-
den, sowie endlich auch hinter den Augen mitunter noch einzelne
größere Schildchen, de hinteren Augenschilder (scuta
postocularia, Fig. 58, i), angetroffen werden. Außerdem ist die
Augenhöhle auch an ihrem unteren Rande meist mit kleinen, schup-
penartigen Schildchen gesäumt, die den Namen der unteren
Augenhöhlenschildchen (scutella suborbitalia, Fig. 58, k)
führen. Die nun folgende Schläfengegend kann teils mit Schildern,
teils mit Schuppen bedeckt sein, die dann im allgemeinen als
Schläfenschilder (scula temporalia, Fig. 58,2) oder Schlä-
fenschuppen (squamae temporales, Fig. 58, m) bezeichnet wer-
den. Doch ist auch in jenem Fall, wo die Schläfen mit Schuppen be-
kleidet sind, der Außenrand der Parietalia gewöhnlich von größeren,
meist länglichen Schildchen, den Supratemporalschil-
dern (scuta supratemporalia), gesäumt (Fig. 58, $); auch kommt es
dann häufig vor, daß zwischen den Schuppen ein einzelnes, größeres
Schildchen entwickelt ist, das sogenannte Scutum massetericum
(Fig. 58, n), sowie anderseits am Oberrande der Ohröffnung meist
ebenfalls ein größeres, in der Regel längliches oder bogiges Schild-
chen vorhanden ist, das mit dem Namen des Ohrschildes
(scutum tympanale, Fig. 58, 0) belegt wird.
Wenn wir nun endlich noch die Unterseite des Kopfes betrachten,
so finden wir hier zunächst im Kinnwinkel ein ziemlich großes, un-
paares Schildchen, welches dem Rostrale gegenüber liegt, und als
Kinnschild (scutum mentale, Fig. 59, a) bezeichnet wird. Der
Reihe der Oberlippenschilder entspricht dann am Rande des Unter-
kiefers eine analoge Reihe von fast immer sehr schmalen, länglichen
Unterlippenschildern (scuta sublabialia, Fig. 59, b), deren
vorderstes Paar das Mentale zwischen sich faßt. Endlich schließt
sich an das letztgenannte und den Außenrand der Sublabialen noch
eine Reihe großer, hintereinanderliegender Schilder an, welche den
Namen der Unterkieferschilder (scula submaxillaria, Fig.
59, c) führen. Die übrige Unterseite des Kopfes ist fast immer mit
kleinen Schuppen bedeckt, die nach hinten gewöhnlich größer werden
und am Ende des Halses häufig eine Ouerreihe meist größerer Schup-
pen bilden, welche, nur an der Basis angeheftet und mit ihrem hinteren
freien Teile über eine sehr fein beschuppte Hautfalte hinausragend,
den Hals sehr deutlich vom Rumpfe sondern und in ihrer Gesamt-
Lacertilia. 3 o 7
heit das sogenannte Halsband (collare) bilden. Die Gestalt und
Richtung dieses Halsbandes ist übrigens manchen Verschiedenheiten
unterworfen, die auch in systematischer Beziehung nicht ohne Wert
sind; in den meisten Fällen ist es allerdings in seiner ganzen Aus-
dehnung vollkommen frei und ge-
sondert, dann in der Regel als
ziemlich gerade oder schwach bogige
Falte über das Hinterende des
Kopfes wegziehend (Lacerta, Fig. 59,
B, C). Doch erscheint es manch-
mal auch von beiden Seiten des
Halses schief nach innen und rück-
wärts gerichtet, auf diese Weise
gleichsam aus zwei Schenkeln be-
stehend, die gegeneinander zu-
ziehend sich aber nicht immer er-
reichen (Acanthodactylus vulgaris
Fig. 56, A). Auch kann es ge-
schehen, daß die Halsbandschuppen
nur wenig oder bloß am äußersten
Rande frei sind, wodurch dann das
Halsband in seiner ganzen Er-
streckung (Psammödromus) oder
wenigstens teilweise undeutlich oder N Ks e
verwischt (obdsoletum) wird. AN WRBEZT DE
Letzteres ist namentlich dann häufig Fig. 59.
der Fall, wenn sich die Halsband- 4 Acanthodactylus vulgaris mit schie-
schuppen von den benachbarten fem, in der Mitte angewachsenem und
Schu pen an Form und Größe nicht verwischtem Halsband. — B Lacerta
En ie heid 1b muralis mit schwach bogigem, freiem,
wesent ıch unterscheiden, woselbst ganzrandigem Halsband. — C Lacerta
sich dann das Halsband, besonders viridis mit geradem, gezähneltem Hals-
in seiner Mitte, meist unmerklich band. a Kinnschild (scutum mentale).
in die Beschuppun der Vorderbrust — b Unterlippenschilder (scuta subla-
? A no ] ] - bialia). — c Unterkieferschilder (sc. sub-
ver ıert ( cantho acty us vWgarıs, maxillaria). — d Kehlfurche (sulcus
Fig. 56, A). Endlich ist noch der gularis).
freie Rand des Halsbandes zu be-
rücksichtigen, welcher insofern verschieden sein kann, als die den-
selben bildenden Schuppen an ihrem Hinterende entweder gerade
abgestutzt oder aber mehr oder weniger
gerundet ja selbst winkelig vorgezogen
erscheinen; ım ersteren Falle bilden die
in ziemlich gerader Richtung aneinander
stoßBenden Schuppenenden eine fast un-
unterbrochene Linie, und wird dann das Fig. 60.
Halsband ganzrandig (integrum, Lacerta taurica Pall.
Fig. 59, B) genannt, während dasselbe S
im zweiten Falle als gekerbt (crenwlatum), gezähnt oder
gesägt (serrulatum, Fig. 59, C) bezeichnet wird. Gewöhnlich
setzt sich das Halsband auch nach aufwärts in eine vor der Wurzel
der Vorderbeine hinwegziehende Hautfalte fort, die man als Schul-
20*
308 . Lacertilia.
terfalte (Plica axıllarıs, Fig. 60) unterscheidet, ja in manchen
Fällen ist diese allein der einzig sichtbare Rest des Halsbandes ( Psam-
modromus algirus). Endlich wird noch die Beschuppung des Unter-
kopfes manchmal durch eine etwa über die Mitte desselben reichende,
bald mehr, bald weniger deutliche Querfalte unterbrochen, die mit
sehr feinen Schuppen bekleidet ist und die Kehlfalte oder
Kinnfurche (Plica oder sulcus gularıs, Fig. 59, C) heißt.
Alle einheimischen ZLacertilien sind Landtiere, die im allgemeinen
unter sehr verschiedenen Verhältnissen leben, obwohl sie in der
Regel in offenen Gegenden und namentlich an trockenen und lichten
Orten am häufigsten vorkommen. Wenngleich manche auch auf
Bäumen und Sträuchern herumklettern, so ist doch keine europäische
Eidechse ein echtes Baumtier. Die meisten derselben sind Tagtiere,
die besonders bei Sonnenschein hervorkommen und in der Wärme
am lebhaftesten sind, trotzdem aber bei übermäßiger Hitze und
Dürre häufig verborgen bleiben; doch führen manche auch eine
nächtliche Lebensweise, sich dann während des Tages unter Steinen,
Baumrinden, in Mauer- und Felsritzen u. dgl. verbergend; es sind
fast durchwegs flinke und gelenkige Tiere, die meist ebenso gut
laufen als klettern und sich im Notfalle auch im Wasser ganz gut
forthelfen können. Beim Klettern leisten ihnen — abgesehen von
den hiezu besonders eingerichteten Füßen einiger Arten — nament-
lich die nach rückwärts gerichteten Schwanzschuppen sehr wichtige
Dienste, indem sie an rauhen Flächen dem Zurückgleiten ein merk-
liches Hindernis entgegensetzen. Der Leib wird beim Gehen stets
auf dem Boden geschleift und werden namentlich schnellere Be-
wegungen immer auch von schlangenartigen Seitenwindungen des
Körpers begleitet, die natürlich bei den Arten mit verkümmerten
Beinen einzig und allein das Fortkommen ermöglichen und eventuell
auch im Wasser das Tier an der Oberfläche erhalten. Die Lacertilien
sind fast durchgängig Raubtiere, die sich gewöhnlich nur von lebender
Beute, von Insekten, Würmern, Schnecken und kleineren Vertebraten
nähren, welche sie stets ganz verschlingen; doch verschmähen einige
— von den wenigen vorzugsweise Pflanzen fressenden abgesehen —
mitunter auch süße und weiche Früchte nicht. Die Eidechsen trinken
meist schlappend, indem sie durch wiederholtes Eintauchen der
Zunge nach Art der Hunde das Wasser zu sich nehmen. Doch ist
ihr Bedürfnis nach Flüssigkeit im allgemeinen gering, so daß sie sehr
häufig in ganz dürren und wasserarmen Gegenden leben, wo sie
einzig und allein auf das Auflecken der am Boden und auf den Pflan-
zen niedergefallenen Tautropfen angewiesen sind. Sie sind einer
sich mehrmals im Jahre wiederholenden Häutung unterworfen,
bei der sich die feine Oberhautschicht gewöhnlich nicht im Zusammen-
hange, sondern meist nur in größeren Fetzen loslöst. Die meisten
halten sich in der Regel an ganz bestimmte Standorte, die häufig
mit ihrer Körperfarbe in hohem Grade übereinstimmen und ihnen
jedenfalls als bestes Schutzmittel gegenüber ihren zahlreichen Feinden
zugute kommen. Auch pflegen sie ihren einmal gewählten Schlupf-
winkel ziemlich hartnäckig zu behaupten, so daß sie sich von dem-
selben selten weit entfernen. Alle einheimischen: Arten halten einen
Lacertilia. 309
Winterschlaf, den sie oft gesellig in Erdlöchern, namentlich unter
Baumwurzeln, in hohlen Bäumen, Felsenlöchern und dergleichen
verbringen. Keine europäische Eidechse ist giftig, obwohl manche
Arten den Menschen durch ihr überaus kräftiges Gebiß empfindlich
verletzen können; die meisten Lacertilien sind stumm, und nur einige
nächtliche Arten haben eine ziemlich laute, froschähnliche Stimme,
obwohl auch von den gewöhnlich stummen manche in der Erregung
mitunter ziemlich laute piepende Töne ausstoßen.
Die meisten Eidechsen pflanzen sich durch Eier fort, die von
den Weibchen unter Moos, in hohle Bäume, in Felsenritzen, Mulm,
Ameisenhaufen, unter Steine und überhaupt an solche Orte gelegt
werden, wo sie durch die daselbst herrschende natürliche Wärme
leicht zur Reife gelangen; die Eier selbst, deren Anzahl ein Dutzend
nur selten übersteigt, sind mit einer leder- oder pergamentartigen
Schale bedeckt und kommen in der Regel im Spätsommer aus. Der
Geschlechtstrieb ist namentlich bei den Männchen ein sehr intensiver,
so daß sich dieselben zur Brunstzeit meist in großer Erregung um
die Weibchen herumzanken, sich dabei gegenseitig oft wütend mit
ihrem Gebisse anfallen und bei der Gelegenheit nicht selten den
Schwanz abbeißen. Übrigens ersetzt sich dieser Körperteil bei
manchen Familien bald wieder, indem er anfangs in einen kurzen,
kegelförmigen Stummel auswächst, der sich dann allmählich zu einem
vollständigen Schwanz verlängert, sich aber von einem ursprüng-
lichen, niemals verletzten häufig durch eine etwas andere Art der
Beschuppung und Färbung unterscheidet. Wenn der Schwanz
durch den Biß nur eine seitliche Verletzung erhält, so kann es auch
vorkommen, daß aus der verwundeten Stelle ein zweiter Schwanz
hervorsproßt, so daß man infolgedessen Tiere mit zwei oder selbst
mehreren Schwänzen eben nicht sehr selten antrifft. Die Art der
gewöhnlich im Frühjahr stattfindenden Begattung ist eine höchst
eigentümliche, indem dabei das Männchen das Weibchen am Ende
des Rumpfes knapp vor den Hinterbeinen mit dem Maule faßt, sich
gegen dasselbe teilweise herumdreht und seine Ruten in dessen
Kloake hineindrückt.
Unter allen Reptilien sind die Eidechsen die zartesten und
empfindlichsten, daher sie auch in der Gefangenschaft mehr als die
andern Kriechtiere eine sorgfältige Behandlung erheischen. Gut
und naturgemäß gehalten, erfreuen sie aber dann auch den Pfleger
durch ihre Munterkeit und Lebhaftigkeit, durch ihre unter allen
Mitgliedern der Klasse unstreitig am meisten entwickelten geistigen
Fähigkeiten sowie durch den hohen Grad von Zutraulichkeit und
Zahmheit, die sie nach verhältnismäßig kurzer Zeit dem Menschen
gegenüber entfalten. Sie lernen denselben bald kennen, kommen,
wenn er sich ihnen naht, sofort auf ihn zu und nehmen ihm das vor-
gehaltene Futter furchtlos aus der Hand. Licht und Luft, Wärme
und reichliche Nahrung sind die Hauptbedingungen ihres Gedeihens;
bei spärlicher Nahrung und dunklem, feuchtem Aufenthalte gehen
sie meistens bald ein. Der für sie bestimmte Käfig soll nicht zu klein,
mit einer Mischung von Erde und Sand belegt und darüber mit einer
Moosdecke versehen sein; bei grabenden Arten ist die Erdschicht
310 Lacertilia.
verhältnismäßig tiefer zu halten, auch muß für passende Schlupf-
winkel durch hineingelegte Rindenstücke und Felsbrocken gesorgt
sein. Ein täglich frisch zu füllender Wasser-, sowie ein Futternapf
dürfen selbstverständlich nicht fehlen; doch kann letzterer, wenn
man die Tiere einmal gewöhnt hat, aus der Hand zu fressen, auch
weggelassen werden. Ist derselbe aus Glas, so versuchen die Tiere
anfänglich von außen durch Anstoßen an die Gefäßwände zur Nah-
rung zu kommen, lernen aber dann bald das Richtige erkennen und
durch Überklettern des Napfrandes zum Futter zu gelangen.
Im allgemeinen sind Terrarien aus Drahtgeflecht denen mit
Glaswänden vorzuziehen, weil die Tiere in ersteren nicht nur mehr
Luft haben, sondern daselbst auch ihrem Kletterbedürfnis besser
nachkommen können; selbstverständlich müssen die Maschen des
Drahtgitters so eng sein, daß allenfalls hineingegebene Futtertiere
nicht entkommen können.
Dem direkten Sonnenscheine, so sehr ihn die Eidechsen auch
lieben, dürfen sie — wenigstens zur wärmeren Jahreszeit — nur des
Morgens ausgesetzt werden, da eine zu große Hitze die zarten Tiere
meist unfehlbar tötet; dies ist besonders da zu beachten, wo Behält-
nisse mit Glaswänden benützt werden. Auch ein tägliches Bespritzen
des ganzen Terrariums mittelst einer feinen Brause, oder in Er-
mangelung derselben mit einer in Wasser getauchten Bürste, steigert
besonders in der heißen Jahreszeit gar sehr das Wohlbefinden der
Gefangenen und dient namentlich noch dazu, ihnen die Häutung
wesentlich zu erleichtern.
Die Nahrung sei womöglich eine gemischte, da sich die Tiere
bei solcher unstreitig besser fühlen als bei stets gleichbleibendem
und einförmigem Futter. Nicht allzu harte Insekten — namentlich
Fliegen und Heuschrecken — Spinnen, Mehlwürmer, bei größeren
Arten auch kleine Wirbeltiere, bei manchen oft auch nackte oder
weichschalige Schnecken sind in dieser Richtung am besten zu ver-
wenden. Haarige Raupen und von Käfern die Chrysomeliden werden
in der Regel verschmäht; auch Stücke süßer Früchte werden manch-
mal gerne genommen, können aber bei den für gewöhnlich von ani-
malischer Nahrung Lebenden selbstverständlich nicht als ausschließ-
liches Futter verwendet werden. Die bequemste Fütterung ist
jedenfalls die mit Mehlwürmern, zumal diese von fast allen sehr
gerne genommen werden; da selbe aber etwas schwer verdaulich
sind, so muß man anfangs hiemit mehr vorsichtig sein und sie, wenn
man hiedurch nicht zu Schaden kommen will, namentlich den kleineren
und zarteren Eidechsen zuerst nur einzeln und mit anderer Nahrung
gemischt verabreichen, und die Tiere erst nach und nach ganz all-
mählich an dieses schwerere Futter gewöhnen. Denn da die Mehl-
würmer den meisten Eidechsen ganz außerordentlich munden, so
werden sie fast immer mit großer Gier und in Masse verschlungen,
nicht selten aber von den an diese Kost noch nicht gewöhnten Ge-
fangenen bald wieder in ganzen Klumpen ausgespien, was offenbar
der Gesundheit der Tiere abträglich ist; ja mitunter kommt es selbst
vor, daß einzelne Eidechsen, wenn sie, besonders nach längerem
Fasten, ihren Magen zu sehr mit Mehlwürmern überladen haben,
Lacertilia. ZU:
darüber selbst zugrunde gehen. — Sehr oft gelang es mir auch meine
Pfleglinge an rohes Fleisch zu gewöhnen, das ich ihnen in wurmartig
geschnittenen Streifen reichte. Füttert man nämlich die Gefangenen
stets durch das Gitter, so kommen sie beim Herannahen des Men-
schen sofort herbei, um ihm die durch die Maschen des Drahtnetzes
hineingehaltene Nahrung aus der Hand zu nehmen. Wenn sie dies
nun bei Fliegen, Mehlwürmern u. dgl. schon gewohnt sind, so pflegen
sie dasselbe dann meist auch mit den hineingehaltenen Fleischstreifen
zu tun, namentlich wenn man selbe etwas bewegt, und hat man so
ein sehr leichtes und einfaches Mittel an der Hand, seine Gefangenen,
besonders wenn anderweitige Nahrung knapp wird oder gar zeitweise
ausgeht, vor Hunger zu bewahren.
Die europäischen Lacertilien verteilen sich in sechs Familien,
welche sich durch nachstehende Merkmale unterscheiden lassen.
A. Beine vorhanden.
I. Kopf oben mit größeren, flachen, REN geordneten
Schildern.
1. Schenkel unterseits mit einer von der Aftergegend gegen
die Kniekehle ziehenden Porenreihe, Schwanz wirtelig
beschuppt 2". 7 aNPBam»DBarcertidee
2. Schenkel ohne Porenreihe, Schwanz nicht wirtelig be-
schuppt HM" 3,. ra Ram Scrnetdae;
II. Kopf oben mit Schuppen oder mit zahlreichen kleinen, un-
regelmäßig polygonalen Schildern.
3. Augen mit deutlichen, längsgespaltenen Lidern, Pupille
rundlich. Zehen lang und schlank, stets alle bekrallt und
niemals erweitert‘... ....27 0 5..FPam’Agamidae
4. Augen mit verwachsenen, eine durchsichtige und unbe-
wegliche Kapsel bildenden Lidern, Pupille vertikal.
Unterseite der manchmal krallenlosen Zehen häufig er-
weitert und mit blättrigen Haftscheiben
6. Fam. Geckonidae.
B. Beine fehlend.
III. Augen frei, Schwanz mindestens körperlang, nach rück-
wärts allmählich verjüngt.
5. Frontale und Interparietale quer erweitert, viel breiter
als lang. Occipitale fehlend. Nasenlöcher an der Grenze
des Nasale und des ersten Supralabiale
iz Famtseincidae.
6. Frontale und Interparietale deutlich länger als breit.
Occipitale vorhanden. Nasenlöcher in der Mitte des
Nasale ner: 4. Fam. Anguidae.
IV. Augen von der allgemeinen Körperhaut überzogen. Schwanz
äußerst kurz, vollkommen gleich dick und erst am Ende
plötzlich kegelförmig zugespitzt
3. Fam. Amphisbaenidae.
312 Scincidae.
1. Familie. Scincidae.
Caput a trunco indistinctum scutis magnis, regularıbus tectum.
Scutum nasale conspicuum.
Pori femorales ac collare nulla.
Corpus supra et subtus squamis magnis imbrıicatis tectum.
Die Scinke sind Eidechsen mit walzigem, oft ziemlich gedrun-
genem Körper, der bald kurz und kräftig, bald lang und schlangen-
artig ist. Der mäßig große Kopf ist hinten vollkommen von der
Breite des Rumpfes und meist ohne Spur einer halsartigen Veren-
gung in denselben übergehend. Die stets zu Seiten der Schnauzen-
spitze befindlichen Nasenlöcher sind klein, bald im Nasenschilde
selbst, bald an der Grenze zweier oder mehrerer Schilder gelegen.
Die Augen sind entweder mit freien, längsgespaltenen Lidern ver-
sehen (Saurophthalmi), oder letztere zu einer durchsichtigen, un-
beweglichen Kapsel verwachsen (Gymnophthalmi). Desgleichen ist
die Ohröffnung bald vorhanden, bald fehlend. Die an der Basis etwas
breiter werdende Zunge ist niemals gescheidet, klein, flach und ziem-
lich dünn, am freien Ende schwach ausgerandet und mit schuppen-
artigen Warzen bedeckt. Der Gaumen ist teils ganz, teils von einer
deutlichen Längsfurche durchzogen, bald mit, bald ohne Zähne.
Die Gliedmaßen sind niemals besonders entwickelt, gewöhnlich ziem-
lich kurz und schwach, manchmal sogar gänzlich fehlend. Schenkel-
poren sind nicht vorhanden. Diesen Verschiedenheiten in der Form
der Extremitäten entspricht eine ebenso große Mannigfaltigkeit
in den Zehen, welche von der gewöhnlichen Fünfzahl bis auf Null
reduziert sein können. Der vom Rumpfe manchmal nicht abge-
setzte Schwanz ist von verschiedener Länge.
Der Kopf ist immer mit größeren, regelmäßig geordneten Schil-
dern bedeckt, deren Zahl und Ausbildung übrigens bei den einzelnen
Gattungen und Arten sehr verschieden ist; doch sind bei den Euro-
päern das Internasale, Frontale, Interparietale und die Parietalia,
sowie vier bis sechs Supraocularia und ein Nasalschild immer vor-
handen. Der Körper und Schwanz sind oben und unten mit durch-
aus gleichartigen, festanliegenden Cycloidschuppen bedeckt, die
stark glänzend, spiegelglatt, meist breiter als lang, quer sechseckig
oder hinten bogig gerundet und vor dem After mitunter vergrößert
sind. Ein Halsband ist niemals vorhanden.
Die europäischen Scinke verteilen sich in drei Gattungen,
welche durch nachstehende Merkmale auseinandergehalten werden
können.
A. Beine vorhanden, Frontale viel länger als breit, äußere Ohr-
öffnung frei, sichtbar.
I. Rostrale vom Internasale durch die in ihrer ganzen Breite
zusammenstoßenden Supranasalen getrennt. Nasenloch
an der Naht des Rostrale mit dem Nasale. Praefron-
talia fehlend. Frontale nach hinten erweitert, glocken-
förmugin, Seren et. Gr, Gate Give re
Chalcides. ; 313
II. Rostrale mit dem Internasale zusammenstoßend, Supra-
nasalia fehlend. Nasenloch im Nasale, Praefrontalia vor-
/ handen, Frontale nach rückwärts verengt
2. Gatt. Ablepharus Fitzing.
B. Beine fehlend, Frontale quer, viel breiter als lang, äußere Ohr-
öffnung nicht sichtbar, Körper verlängert, schlangenartig
3. Gatt. Ophiomurus Dum. Bibr.
I. Gattung. Chalcides.
Laurenti Synops. reptil. pag. 64 (1768).
Rostrale ab internasali scutis supranasalibus, in pileo con-
tingentibus, separatum.
Nares in sutura duorum scutellorum.
Scuta praefrontalia nulla, frontale maximum, postice dila-
tatum.
Palpebrae conspicuae, per longitudinem fissae.
Der Körper ist walzenförmig, der Kopf oben ziemlich steil nach
vorne und abwärts gewölbt, mit steilen, fast senkrecht abfallenden
Seiten. Die kleinen Nasenlöcher sind weit nach vorne zu Seiten der
Schnauzenspitze gelegen, die Augen mit längsgespaltenen Lidern
versehen; die Ohröffnung ist deutlich, der Gaumen zahnlos. Beine
und Schwanz sind verschieden gebildet.
Das stark auf den Pileus übergewölbte Rostrale ist breiter als
lang, die Supranasalen sind quer, in der Schnauzenmitte in einer Naht
zusammenstoßend. Das Internasale legt sich, wegen der fehlenden
Praefrontalen, mit seinem Hinterrande unmittelbar an das Frontale
an, welch letzteres alle anderen Kopfschilder an Ausdehnung weit
übertrifft, länger als breit und nach rückwärts erweitert ist. Die
Frontoparietalia und das Occipitale fehlen. Die Parietalen sind groß,
schief von außen nach innen gegeneinander gerichtet. Das unmittel-
bar an das Frontale stoßende Interparietale ist klein, nach hinten
' dreieckig verschmälert. Nasale und Nasofrenale sind ebenfalls klein,
das erstere durch das vorne ausgehöhlte Nasenloch teilweise ring-
förmig. Das erste Frenale ist groß, das zweite bedeutend kleiner,
die Augenhöhle oben durch eine Reihe kleiner Supraciliaren, hinten
durch übereinanderstehende Postokularen begrenzt. Die Schläfen
sind mit schuppenartig geschindelten Schildern bedeckt, die aber
bald in die regelmäßige Beschuppung des Körpers übergehen. Die
Anzahl der Supralabialen wechselt zwischen fünf und acht. Das
Mentale ist groß, quer, viel breiter als lang, die Schuppen sind glatt.
Die vier in Südeuropa lebenden Arten können durch nachstehende
Merkmale unterschieden werden.
A. Körper gestreckt, schlangenartig, Beine verkümmert, stummel-
förmig, Füße dreizehjg.
I. Hinterbeine mindestens so lang als der Abstand zwischen
dem Ohre und den Vorderbeinen, zweite und dritte Zehe
gleich Jane. Ar Mir: 20208 KimesatinlsTkeuek:
314 Scincidae.
II. Hinterbeine gewöhnlich kürzer als der Abstand zwischen
dem Ohre und den Vorderbeinen, zweite Zehe länger als die
dritte) ar. DOMAIN ER LT a Sta le Se
B. Körper gedrungen, eidechsenartig, Beine normal, Füße fünf-
zehig.
III. Frenale auf zwei Supralabialen aufsitzend, Rumpfschuppen
in 28 bis 30 Längsreihen. Oberseite fast immer mit schwar-
zen, von einem hellen Mittelstrich durchzogenen Flecken
ocellatus Bes
IV. Frenale nur auf einem Supralabiale aufsitzend, Rumpf-
schuppen in 26 Längsreihen, Oberseite meist ungefleckt
Bedriagae Bosca.
1. Chaleides lineatus: Corpus elongatum, anguiforme, pedes remoti,
humiles, palmis plantisque tridactylis. Pedes postici longütudine
spatio inter oculos et pedes anticos saltem aequales. Digitus
primus secundo aequalis. — Long. 20—26 cm.
Zygnis striata Filzing. Classific. d. Reptil. pag. 53 (1826). — Seps
lineatus Leuck. Observ. zool. pag. Io (1828). — Seps striata
Guer. Men. Iconogr. du regne anim. Rept. tab. 15, fig. 3 (1829). — Seps
chalcides Dum. Bibr. Erpetol. gen. V, pag. 769, part. (1839). —
Seps chalcis Lat. Herp. Gir. pag. 9g.— Chalcides lineatus
Boulg. Catal. Liz. III, pag. 403 (1887).
Der Körper ist lang gestreckt, walzenförmig, in seiner Form etwa
gleichkommend, der gar nicht abgesetzte
Kopf klein, von hinten nach vorne allmäh-
lich verengt, mit am Ende stumpf ver-
rundeter, kaum vorstehender Schnauze.
Die Nasenlöcher sind etwas schief nach
oben und hinten gerichtet und ganz vor
der durch das Rostrale und erste Supra-
labiale gebildeten Naht stehend. Die Augen
sınd mäßig groß, die Ohröffnung ist viel
größer als das Nasenloch, nahe der Mund-
spalte gelegen und nach hinten von einer
seichten, sich gegen den Hals zu ver-
lierenden Längsfurche begrenzt ; der Gaumen
ist nach rückwärts breit längsgefurcht. Die
zum Gehen durchaus untauglichen Beine
sind äußerst kurz und schwach, nach hinten
gestreckt und in einer ihnen an Form und
Größe entsprechenden Vertiefung eingelegt,
die vorderen von den hinteren weit ent-
fernt, diese ziemlich rundlich, jene hin-
gegen seitlich stark zusammengedrückt,
letztere an Länge mindestens dem Ab-
stande zwischen dem Ohre und der Kin-
lenkung der Vorderbeine gleichkommend,
diese noch kürzer; sie sind sämtlich mit je drei verhältnismäßig
langen und dünnen Zehen versehen und mit sehr kleinen, spitzen
Fig. 61.
Chalcides lineatus
Leuck.
Chalcides. FrNgnes
und schwach gekrümmten Krallen bewaffnet. Die zweite und die
dritte Zehe sind gleich lang. Der Schwanz ist bei ganz reinen
Stücken mindestens so lang wie der übrige Körper, kegelförmig zu-
gespitzt und ziemlich dünn auslaufend.
Das Rostrale ist groß, mit sehr breit abgestutztem oder nach vorne
zu schwachbogigem Hinterrande. Die Supranasalen sind viel breiter
als lang, ihr Durchmesser im allgemeinen ziemlich gleichbleibend.
Das Internasale ist meist etwas breiter als lang, sechs- oder sieben-
seitig, nach hinten in der Regel im Bogen und ziemlich stark verengt.
Das Frontale ist länger als breit, nach vorne viel mehr als nach rück-
wärts verengt, mit entweder gerade abgestutztem oder mehr oder
‚weniger ausgebuchtetem Hinterrande, das Interparietale deltoidisch
oder dreieckig, deutlich länger als breit. Supraokularen sind vier vor-
handen, das erste das Internasale und Frontale, die zwei folgenden
das Frontale, das letzte das entsprechende Parietale berührend;
diese selbst sind schief gegeneinander geneigt, etwa um die Hälfte
länger als breit, hinten in einer kurzen Naht zusammenstoßend.
Das Nasale und Nasofrenale sind sehr klein und untereinander an
Größe wenig verschieden, das Nasenloch bis zum Rande des Rostrale
reichend. Das vordere Frenale ist sehr groß, schief nach hinten ge-
richtet, sehr deutlich höher als lang und mit seinem oberen Teile ziem-
lich weit auf den Pileus zwischen das Supranasale und erste Supra-
okulare hineingeschoben, das hintere von den zwei übereinander
gestellten Frenookularschildchen an Form und Größe kaum ver-
schieden. Die Augenhöhle ist oben durch eine Reihe von vorn nach
hinten an Länge abnehmender Supraciliaren, hinten durch drei bis
vier übereinander stehende Postocularschildchen begrenzt, die Augen-
lider sind am Rande feinkörnig beschuppt, das untere in der Mitte
mit einem nackten, etwas durchscheinenden Flecken versehen. Von
den fünf bis sechs Supralabialen nehmen die drei ersten nach hinten
zu an Höhe ab und das vierte allein reicht bis zum Augenhöhlenrande
hinauf. Die Schläfen sind mit manchmal etwas vergrößerten, schuppen-
artigen Schildern bedeckt. Das sehr große Mentale ist gut doppelt so
breit als lang, unten gerade abgestutzt, die Sublabialia sind schmal,
länglich, die Schuppen breiter als lang, mit starkbogigem Hinter-
rande und in 22, selten 24 Längsreihen geordnet, die vor dem After
gelegenen von den anderen Bauchschuppen in Form und Größe nicht
unterschieden. Die Beine sind an ihrer Außenseite mit einer einzigen
Längsreihe von neun bis zwölf Schuppen versehen, die, mit Aus-
‚nahme einer etwas geringeren Größe, mit den Körperschuppen über-
einstimmen.
Die Oberseite ist oliven- oder bronzefarben und von 9— II, über
die Mitte der Schuppen laufenden dunkelbraunen Längsstreifen
durchzogen, welche mindestens eben so breit sind als die von ihnen
freigelassenen Zwischenräume. Die Unterseite ist weißlich oder
‘ bleifarben. — Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt etwa
20—26 cm.
Chalcides lineatus ist auf den südwestlichen Teil unseres Faunen-
gebietes beschränkt und kommt nur auf der Pyrenäischen Halbinsel
und in Südfrankreich vor; in der Lebensweise dürfte sich diese Art
316 Scincidae.
wohl kaum von der ihr zunächst verwandten folgenden unter-
scheiden.
2. Chaleides tridaetylus: Corpus elongatum, anguiforme, pedes remoti,
humiles, palmis plantisque tridactylis. Pedes postici longitudine
spatio inter oculos et pedes anticos breviores aut vix aequales.
Digitus secundus tertio longior. — Long. 30—40 cm.
Chalcides tridactylus Laur. Synops. reptil. pag. 64 (1768). —
Seps chalcidica Merr. Syst. amphib. pag. 75, I (1820). — Zygnis
chalcidica Fitzing. Classificat. d. Reptil. pag. 53 (1826). — Seps
chalcides Bonap. Amph. europ. pag. 41, 39 (1839). — Seps tri-
dactylus, Gray. Catal. Liz. pag. 125 (1845).
Typus: Supra olivaceus vel cupreus, concolor, subtus albescens vel
plumbeus.
Seps concolor Metaxa Memor. zool. med. pag. 32 (1833). — Seps
chalcides b. concolor PBonap. Amphib. europ. pag. 4I (1839).
var. a) Dorso fascia vertebrali pallida, obscure limbata.
Chalcides tridactylus var. Boulg. Catal. Liz. III, pag. 403
(1887).
var. b) Dorso in utroque latere fasciis allescentibus dwabus, nigro-
limbatıs.
Chamaesaüra chalcis Schneid. Histor. amphib. II, pag. 207
(I801),. —Chalcides Seps Latr. Hist. nat.d. rept. II, pag. 82 (1802).
— Seps vittatus Leuck. Observ. zcol. pag. 9, I (1828).
var. c) ÜUt supra, sed dorso lineis mediis obscurioribus binıs.
Seps quadrilineata Metaxa Mem. zool. med. pag. 31 (1833). —
Seps chalcides a. lineata Bonap. Amph. europ. pag. 4I (1839).
var. d) Supra lineis alternis obscuris lucidisque bisnovem.
Seps chalcides c. striata Bonap. Amph. europ. pag. 41 (1839).
Der vorigen Art sehr ähnlich, aber doch gut unterschieden.
Abgesehen von der meist bedeutenderen Größe sind auch die Beine
stets schwächer, die hinteren in der Regel kürzer als der Abstand
zwischen Ohröffnung und Vordergliedern und die zweite Zehe immer
länger als die dritte, desgleichen beträgt auch die Anzahl der Schuppen-
reihen in der Körpermitte gewöhnlich 24.
Die Grundfarbe ändert von einem helleren oder dunkleren
Blei- oder Silbergrau durch Braun oder Olivenfarben bis ins Kupfer-
rote mannigfaltig ab, und ist stets von einem bald mehr, bald we-
niger lebhaften Metallglanz begleitet; die Unterseite ist immer hell,
weißlich oder bleigrau, im ersten Falle öfters mit einem grünlichen
oder perlmutterartigen Schimmer. Übrigens ist die Oberseite nur
selten ganz einfarbig (Seps concolor Metaxa), sondern in der Regel
mit helleren oder dunkleren Längsstreifen gezeichnet, die aber in
ihrer Breite, Zahl und Deutlichkeit vielen Verschiedenheiten unter-
liegen. In den meisten Fällen finden sich zu beiden Seiten des
Rückens je zwei gewöhnlich hellere, weißliche, dunkel gesäumte
Längsstreifen, die aber an Breite bei den einzelnen Stücken viel-
fach wechseln, was auch von der schwarzen Einfassung derselben
gilt, die überhaupt meist nur an der Grenze der weißen Streifen
Chalcides. 207
— obwohl manchmal bloß aus hintereinander liegenden Flecken be-
stehend — so doch scharf und gesättigt erscheint, während sie nach
außen zu allmählich lichter werdend sich nach und nach in die
Grundfarbe verliert; auch ist der oberste, gegen die Mitte des
Rückens gekehrte dunkle Saum gewöhnlich deutlich schmäler als
die seitlichen, oft auch weniger scharf, ja mitunter selbst gänzlich
fehlend.. Zu den jetzt besprochenen Seitenstreifen gesellen sich
manchmal noch zwei über die Mitte des Rückens ziehende Längs-
linien, die in einigen Fällen nur durch vereinzelte Flecken angedeutet,
in der Regel von schwärzlicher oder dunkelbrauner Farbe sind, und
sich meist so zwischen die Seitenstreifen einschieben, daß sie von
diesen und voneinander gleich weit entfernt sind (Chalcides lineata
Bonap.). Endlich kann es noch vorkommen, daß die schwarzen
Linien so zahlreich und genähert sind, daß hiedurch die ganze
Oberseite in sehr regelmäßiger Weise mit gewöhnlich 18 abwechselnd
helleren und dunkleren Längsstreifen durchzogen ist (Chalcides
striata Bonap.).
Bei sämtlichen Varietäten werden übrigens meistens alle Streifen
gegen den Schwanz hin undeutlich oder lösen sich wenigstens in
Punkte auf; auf regenerierten Schwanzteilen entstehen die Streifen
nie mehr, so daß dann bei solchen Stücken die Zeichnung an der
einstigen Bruchstelle wie abgeschnitten erscheint.
Die Jungen sind fast immer gestreift, frisch gehäutete Tiere
meist blei- oder silbergrau, die Gesamtlänge kann im erwachsenen
Zustande bis gegen 40 cm betragen.
Chalcıdes tridactylus ist mit Ausnahme des nördlichsten Teiles
über ganz Italien, sowie auf Sizilien und Sardinien verbreitet, kommt
aber weit häufiger auf der mediterranen als auf der adriatischen
Seite der Halbinsel, und vorzugsweise in den Küstenstrichen vor;
ins Gebirge scheint er nicht zu gehen. Um Turin, wo das Tier in frü-
heren Zeiten von Bonelli und Peracca gesammelt ward,
scheint dasselbe gegenwärtig bereits verschwunden zu sein, da sich
wenigstens im Museum der genannten Stadt keine Stücke aus dieser
Gegend befinden. Das mitunter erwähnte Vorkommen in Griechen-
land beruht auf einem Bestimmungsfehler, indem sämtliche unter
dieser Art im Athener Museum aufgestellten Exemplare zu Able-
pharus pannonicus gehören.
Das Tier lebt vorzugsweise im Grase, namentlich auf feuchten
Wiesen, bewegt sich kriechend, ist äußerst behend und flüchtig und
schlüpft dem Fänger, selbst wenn man es schon gefaßt hat, infolge
seiner sehr glatten Hautbedeckung oft noch wie ein Aal blitzschnell
zwischen den Fingern durch. Die Nahrung besteht aus Insekten,
Spinnen, Würmern und kleinen Schnecken; es wirft lebendige Junge,
deren Anzahl etwa um I5 herum beträgt. Daß es, wie De Betta
angibt, in der Ruhe nach Schlangenart im Teller eingerollt zu liegen
' pflegt, habe ich niemals beobachtet; wohl aber zeigt es beim Fressen
einige Ähnlichkeit mit letzteren, indem es seine Beute nicht wie die
Eidechsen durch plötzliches Zustoßen ergreift, sondern dieselbe nach-
kriechend verfolgt, dann aber, oft noch nach vorherigem Beschnup-
pern, häufig ganz sachte erfaßt.
318 | Scincidae.
Chalcides tridactylus verträgt die Gefangenschaft sehr gut und.
fühlt sich in einem nicht gar zu kleinen, mit sandiger Erde und
darüber mit einer dünnen Moosschichte belegten Terrarium bald
heimisch. Das Tier wird sehr schnell zahm, ist ungemein gefräßig
und nimmt dem Pfleger die vorgehaltene, durch das Gitter des Be-
hälters gereichte Nahrung in wenigen Tagen schon aus der Hand.
Als Futter sind am besten und bequemsten Mehlwürmer zu ver-
wenden, die mit besonderer Vorliebe verspeist werden. Doch können
hiezu auch andere weiche Insekten, wie z. B. kleine Heuschrecken,
nackte Raupen u. dergl. verwendet werden; nur einigermaßen be-
haarte Raupen, wie etwa die des Kohlweißlings (Pieris brassicae),
werden meistens verschmäht, auf die, aus allfällıg im Käfige ver-
puppten Raupen entschlüpften Schmetterlinge derselben jedoch be-
gierig Jagd gemacht. Das Tier trinkt gerne und ist ihm auch ein
öfteres Bestäuben mit der Brause recht zuträglich; die Temperatur
im Terrarium braucht 15—ı6° R nicht zu überschreiten, obwohl es
sich auch bei größerer Wärme ganz wohl fühlt.
3. Chaleides ocellatus: Corpus lacertiforme, pedibus pentadactylis.
Scutum frenale labialibus dwabus suprapositum. Squamarum
series 28—30. — Long. I6—25 cm.
Gongylus ocellatus Wogl. Syst. Amphib. pag. 162 (1830). —
Scincus ocellatus Leunis Synops. d. Naturg. d. Tierr. pag. 317
(1860).
Typus: Supra fusco-flavescens, maculis atris striola alba divisis
sparsus. Subtus albidus, concolor.
Lacerta ocellata Forskal Descript. animal. pag. 13, 4 (1775). —
Scincus ocellatus Meyer Synops. reptil. pag. 30, 3 (1795). — Scin-
cus tiligugu Latr. Hist. natur. d. rept. II, pag. 72 (1802). — Ma-
bouya ocellata Fitzing. Classific. d. Reptil. pag. 53, 15 (1826). —
Tiliqua ocellata Gray Synops. reptil. in Griff. anim. Kingd. Cuv. IX,
pag. 68 (1831). — Gongylus ocellatus Gene Synops. reptil.
Sardin. pag. 14, IX (I839,.— Gongylusocellatus var.
Bedriaga Amph. u. Rept. Griechl. Bull. Soc. nat. Moscou pag. 74 (1882).
var. a) Supra griseo-fuscescens, macularum striolis corpori Be
bus.
var. b) Ut typus, sed dorsi macularum albescentium margine obscuro
obsoleto.
var. c) Maculis ocellatis in fascias transversas plus minusve cohae:
rentibus.
Scincus ocellatus Daud. Hist. natur. gener. d. reptil. IV, pag.
308, tab. LVI (1802).
var. d) Supra griseo-fuscescens, maculis atris crebris et abproximalıs.
Scincus tiligugu Daud. l. c. pag. 251 (1802).
var. e) Maculis ocellatis per longitudinem seriatis aut cohaerentibus.
var. f) Dorso ad latera fascia lucidiore maculis ocellatis plus minusve
confluentibus limbata.
Sceincus tiligugu Gmel. Syst. nat. Linn. I, pag. 1073, 66 (1790). —
Ameiva tiligugu Meyer Synops. reptil. pag. 29, 9 (1795). — Scin-
cus variegatus Schneid. Histor. amphib. II, pag. 185 (1801). —
Chalcides. 3 I 9
Scincus tirus Rafin. Caratt. alc. nuovi gen. e spec. di anim. pag. 9,
22 (1810). — Scincus Tiligugus Merr. Syst. amphib. pag. 73, 18
(1820). — Scincus thyro Metaxa Descr. nuov. spec. Scinc. Mem.
Zool. Roma, I (1821) — Tiliqua ocellata Cuv. Regne anim. II,
pag. 63 (1829). — Gongylus ocellatus var. variegatus
Bedriaga 1. c. pag. 75 (1882).
var. g) Supra griseo-fuscescens, corpore ad latera fascia obscura in-
structo; maculis dorsalibus rarıus ocellatıs.
Scincus mabuya Daud. Hist. natur. gener. d. reptil. IV, pag. 246
(1802).
juv. Corpore fascia laterali destituto, maculis ocellatis interdum ob-
solescentibus.
Der Körper ist kräftig, eidechsenartig, ziemlich plump, am
Rücken gewölbt, mit flacher Unterseite. Der kurze Kopf ist hinten
fast von der Breite des Rumpfes, nach vorn ziemlich stark zuge-
spitzt verschmälert, mit am Ende abge-
stutzt verrundeter Schnauze, im ganzen
etwa von vierseitig pyramidenförmiger
Gestalt, oben schwach niedergedrückt.
Die etwas hinter den Mundwinkeln ge-
legene Ohröffnung ist mittelgroß, drei-
eckig, das ziemlich tiefliegende Trommel-
fell kaum sichtbar. Die Zunge ist an
der Spitze ausgerandet. Die Beine
sind ziemlich kurz, die vorderen viel
schwächeren stark von den Seiten zu-
sammengedrückt, nach vorn gestreckt
etwa bis zum Mundwinkel reichend, die
hinteren etwa so lang wie Kopf und
Hals zusammengenommen oder auch
etwas kürzer; der Rumpf zeigt hinter
den Vorderbeinen eine seichte, längliche,
zum teilweisen Einlegen der Gliedmaßen
geeignete Vertiefung. Die Füße sind
fünfzehig, mit verhältnismäßig kräftigen
Krallen, an den vorderen die dritte und
vierte Zehe fast gleich lang, an den VER ns Eeh
hinteren die vierte deutlich länger als
die dritte. Der höchstens körperlange Schwanz ist bald mehr, bald
weniger merkbar abgesetzt, nach hinten sehr allmählich spitz kegel-
förmig verdünnt.
Das Rostrale ist mäßig groß und von oben fast ganz sichtbar,
am Seitenrande zur Aufnahme des Nasale oben tief ausgerandet,
sein Hinterrand etwas nach vorn bogig. Die zwei Supranasalia
sind doppelt so breit als lang. Das ziemlich große Internasale ist
etwa siebenseitig, breiter als lang, hinten meist gerade abgestutzt.
Das Frontale ist von vorn bis hinter die Mitte stark erweitert, von
da nach hinten wieder plötzlich verengt und mit ausgerandeter
Spitze, im ganzen von etwa glockenförmiger Gestalt. Das Interparie-
320 Scincidae.
tale ist deltoidisch, nach vorn verrundet oder stumpf zweiseitig.
Die Parietalia sind schief nach innen und hinten gerichtet, meist
wenig länger als breit, einander entweder gar nicht oder nur in einer
sehr kurzen Naht berührend. Von den vier bis fünf Supraokularen
berühren in der Regel die drei ersten das Frontale, die zwei letzten
sind bedeutend kleiner, von den beiden vordersten ist das zweite
dem ersten gleich oder auch größer als dasselbe. Das Nasale ist
sehr klein, wegen des im Verhältnis zum Schilde großen Nasenloches
fast nur rückwärts in der Form eines schmalen Ringes zu bemerken,
nach hinten von einem kleinen, ziemlich hohen Nasofrenale begrenzt,
das den ersten zwei Supralabialen aufliegt. Das dem zweiten und
dritten Supralabiale aufliegende erste Frenale ist gut doppelt so
groß als das zweite, dieses von dem darauffolgenden Frenookulare
an Größe nur werig, an Gestalt kaum verschieden; die letzten zwei
Schilder sind nach oben zu von den darüber stehenden Supraciliaren
durch zwei bis drei kleine Schildchen getrennt. Das obere Augenlid
ist sehr kurz, das untere hingegen bedeutend entwickelt und mit
Ausnahme eines durchscheinenden, länglich elliptischen Fleckens mit
kleinen Schuppen "bedeckt, die am Oberrande desselben in eine
Längsreihe gestellt sind. Nach hinten ist die Augenhöhle von drei
im Bogen übereinander stehenden, nach aufwärts größer werdenden
Postokularen begrenzt, zwischen die sich nach oben zu noch zwei
bis drei kleine Schildchen einschieben; die Schläfen sind mit großen,
Schildern bedeckt; von den sieben bis acht Supralabialen sind die
drei ersten höher als lang und ziemlich rechteckig, das vierte, etwa
trapezische ist vom Unterrande des Auges durch zwei schmale Sub-
okularschildchen getrennt, das fünfte allein unmittelbar das Auge
berührend. Das Mentale ist hinten gerade abgestutzt und daselbst
von einem großen, unpaaren Submaxillare begrenzt, das nach hinten
zu beiderseits noch von gewöhnlich drei allmählich kleiner werdenden
gefolgt wird, deren erstes Paar in der Mitte der Kehle zusammen-
stößt, während das nächste durch zwei hintereinander stehende
große Schuppen getrennt ist. Die ziemlich großen Sublabialia sind
in der Zahl von sieben bis acht vorhanden. Alle Schuppen sind
gleich groß, mittelmäßig, quer sechseckig mit bogigem Hinterrande,
vollkommen glatt oder mit der Spur eines Längsstreifens versehen,
rund um den Rumpf herum in etwa dreißig Längsreihen gestellt.
Die zwei unmittelbar auf dıe Parietalen folgenden Schuppenpaare
sind bedeutend in die Quere erweitert, die Praeanalschuppen nur
wenig vergrößert. Sämtliche Zehen sind oben und unten mit je
einer Reihe von viereckigen Tafelschuppen bedeckt, die an den
Seiten der Finger in einer deutlichen Längsfurche zusammenstoßen.
Die Sohlen sind mit deutlich erhabenen Warzen besetzt.
Das Tier kommt in zwei etwas verschiedenen Formen vor,
welche von den älteren Autoren häufig auch als eigene Arten be-
trachtet werden.
Die griechische Form, der echte Gongylus ocellatus Forsk., zeigt
bei mehr schlankem, walzenförmigen Körperbau eine hell grau-
grüne oder licht gelbbraune Grundfärbung, und ist auf der Ober-
seite mit ziemlich gleichmäßig verteilten schwarzen Flecken besetzt,
Chalcides. 321
die gewöhnlich die Größe einer Schuppe einnehmen und durch
einen sehr scharf begrenzten, durch ihre Mitte ziehenden weißen
Längsstrich in sehr regelmäßiger" Weise geteilt sind.
Die zweite, auf Sizilien und Sardinien einheimische Form, der
Gongylus tiligugu der Autoren, zeigt bei gewöhnlich plumperem und
gedrungenerem Körperbau meist eine schmutzig graubraune Grund-
farbe, die aber mitunter bis zu einem ziemlich dunklen Braun ge-
steigert sein kann. Die Seiten des Körpers besitzen stets eine, in
der Regel durch Anhäufung der Flecken hervorgebrachte, dunkle
Längsbinde, die nach oben zu oft noch von einem helleren Bande
begrenzt oder durchsetzt wird. Auch sind hier die weißen Teilstriche
der Flecken sehr häufig mehr oder weniger undeutlich oder wohl
auch ganz fehlend. Übrigens kann in beiden Varietäten an den
Flecken bald das Hell der Mitte, bald das Dunkle des Randes mehr
oder weniger vor- oder zurücktreten, so daß in extremen Fällen
die Flecken fast nur auf das weiße Mittelfeld beschränkt, ander-
seits aber auch wieder ganz schwarz sind; auch zeigen die Flecken
sehr oft eine ganz deutliche Tendenz in quere Binden zusammenzu-
treten, was bei größerer Anzahl der Makeln oft auch in ziemlich
vollkommener Weise der Fall ist, und namentlich in der ersten
Hälfte des Schwanzes, sowie auch bei jungen Tieren häufiger zu
beobachten ist. Ganz ungefleckte Stücke sind mir nie unterge-
kommen, obschon die Zeichnungen bei jungen Exemplaren — die
überhaupt immer zur Ocellatusform gehören — mitunter fast bis
zur Unkenntlichkeit undeutlich sind. Die Unterseite ist immer ein-
farbig, weißlich.
Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt gewöhnlich 16—20 cm,
kann aber manchmal bis 25 cm erreichen.
Die in der Regel kleineren Männchen haben auf gewöhnlich
hellerem Grunde eine meist schärfere Zeichnung und einen dickeren,
mehr gestreckten Schwanz, während die fast immer viel größeren
Weibchen mehr flach walzenförmig sind und einen konischen, spitz
auslaufenden Schwanz besitzen. Ganz junge Tiere sind mehr weiß-
lich goldgelb mit nur als kleine Punkte sichtbaren Augenflecken,
ihr Schwanz ist relativ bedeutend länger als bei den Erwachsenen.
Ocellatus hält sich vorwiegend in Küstenstrichen auf, woselbst
er sich mit großer Behendigkeit auf dem Sande des Meeresufers
und zwischen den Strandpflanzen herumtreibt. Er ist nicht so leicht
zu erbeuten, da der Fang desselben, abgesehen von der großen
Schnelligkeit des Tieres, häufig noch durch das dichte Gestrüppe
der überdies noch oft stacheligen Pflanzen erschwert wird. Er-
griffen sucht er sich durch Beißen, sowie durch heftige und schlän-
gelnde Bewegungen zu befreien und bei der aalartigen Glätte seiner
Körperbedeckung gelingt es ihm nicht selten schon gefaßt dem
Fänger wieder zu entrinnen, in ähnlicher Weise, wie es auch bei den
vorhergehenden Arten der Fall ist. Die Paarung findet wie bei den
Eidechsen und ebenso wie der Wurf 2—-3mal im Jahre statt. Die
Anzahl der auf einmal geborenen Jungen beträgt 3—9; selbe messen
etwa 4 cm, sind gleich lebhaft und munter, wühlen sich sofort ın den
Sand ein und kommen bei Sonnenschein und Wärme an die Ober-
Schreiber, Herpetologia europaea. 2I
322 Scincidae.
fläche, während sie bei niedriger Temperatur verkrochen bleiben.
Da sie von ihren Eltern ohne weiteres verspeist werden, so sind
sie nach der Geburt sofort zu isolferen. Sie wachsen bei guter Er-
nährung außerordentlich schnell und haben nach etwa zwei Wochen
schon mehr als das Doppelte ihrer ursprünglichen Größe erreicht,
gehen aber nach Fischer regelmäßig vor 40 Tagen ein. Gegen rasche
Temperaturänderungen sind sowohl die Erwachsenen, noch mehr
aber die Jungen, sehr empfindlich.
Diese Art ist auf die Mittelmeerländer beschränkt und bisher,
und zwar in der Tiliguguform, auf den italischen Inseln Sardinien,
Sizilien, Malta und Lampedusa gefunden worden, während die echte
Ocellatusform auf Griechenland beschränkt zu sein scheint, wo sie
beispielsweise in der Umgebung von Athen äußerst häufig ist.
In der Gefangenschaft ist ocellatus, da er eine gleichmäßige
Wärme beansprucht, am besten in einem heizbaren Terrarium zu
halten, dessen Temperatur, falls das Tier seine Lebhaftigkeit und
Freßlust nicht einbüßen soll, unter 16° R nicht herabgehen darf.
Der Boden des Behälters ist nur mit einer, aber nicht unter I5 cm
hohen Schichte reinen, am besten gewaschenen Sandes zu bedecken,
in den sich das Tier sowohl bei Nacht, als auch bei kühler Witte-
rung einwühlt. Sobald der Sand von der Sonne erwärmt wird, stecken
die Gefangenen zuerst den Kopf heraus, um dann nach und nach
allmählich den ganzen Körper nachfolgen zu lassen. Sie bewegen
sich übrigens auch unter der Oberfläche sehr schnell, so daß sie
förmlich im Sande zu schwimmen vermögen. Ocellatus ist von sehr
heftigem, unverträglichem und zanksüchtigem Charakter, so daß er
nur mit Genossen von nahezu gleicher Größe und durchaus nicht
mit kleineren seiner Art oder anderen schwächeren Eidechsen in
demselben Käfig vereint werden darf. Aber auch so gibt es.noch
fortwährend Zank und Streit genug und bleibt oft dem schwächeren
Teile nichts übrig, als sich vor seinem stärkeren Gegner schleunigst
in den bergenden Sand zu verkriechen, obwohl der Geflohene auch
hier noch lauge nicht immer sicher ist, da er von seinem Feinde
nicht selten auch dahin noch verfolgt und der Kampf unter dem
Sande fortgesetzt und ausgefochten wird. Das Tier ist ungemein
gefräßig und nımmt dem Pfleger das vorgehaltene Futter oft schon
nach wenigen Tagen aus der Hand. Als Nahrung sind am besten
Mehlwürmer zu empfehlen, obwohl auch Regenwürmer, Käfer, Heu-
schrecken, kleinere Schnecken, ja schließlich selbst rohe Fleisch-
streifen genommen werden; ein Wassertopf darf auch hier im Käfige
nicht fehlen.
3. Chaleides Bedriagae: Corpus lacertiforme, pedibus pentadactylis.
Scutum frenale unico tantum labiali supraposıtum. Squamarıum
sertes 26. — Long. II—I2 cm.
Gongylus ocellatus subsp. Bedriagai Bosca Anal. de la
Soc. de Hist. nat. tomo IX, pag. 495 (1880).— ChalcidesBedriagae
Bouleng. Catal. Liz. Brit. Mus. III, pag. 495 (1887). — Seps Bedria-
yae Lopes Vieira, Catal. d. Amph. e Rept. de Portug. exist. actualm. no
Mus. zool. da Univers. de Coimbra in Giraldes Relat. da Prof. de Zool.
pag. 20 (1887)
Chalcides. 223
Von der vorhergehenden Art außer der geringeren Größe und
dem viel schlankeren Körper noch durch die Beschilderung der Kopf-
seiten, sowie durch die Färbung wesentlich verschieden und auf den
ersten Anblick mehr einem kräftigen Ablepharus ähnlich.
Der Körper ist rundlich vierseitig, der etwa drei und einhalbmal
in dem Rumpfe enthaltene Kopf ziemlich niedrig, nach vorne sehr
sanft und allmählich nach abwärts gewölbt, mit kurzer, ziemlich breit
zugespitzt verrundeter Schnauze, die über den Unterkiefer kaum
vorragt. Das vor der Naht des Rostrale mit dem ersten Supralabiale
liegende Nasenloch ist rundlich und etwas kleiner als die Ohröff-
nung, letztere etwas hinter und über dem Mundwinkel befindlich,
kreisförmig, sehr stark vertieft, am äußeren Rande etwas eingedrückt,
mit vollkommen unsichtbarem Trommelfell. Die fünfzehigen Beine
sind kurz, namentlich die vorderen sehr
schwach und in eine entsprechende Ver-
tiefung der Rumpfseiten eingelegt, die
hinteren etwa der doppelten Entfernung
zwischen ÖOhröffnung und Vorderbeinen
gleichkommend, an jenen der vierte Fig. 63.
Finger nur wenig länger als der dritte, Chalcides Bedriagae Bosca.
an diesen die vierte Zehe die längste.
Der etwa körperlange Schwanz ist an der Basis sehr breit und
niedergedrückt, nach rückwärts hin kegelförmig zugespitzt.
Das Rostrale ist viel breiter als lang, seitlich zur Aufnahme
der Nasenlöcher tief rechtwinkelig ausgeschnitten, oben am Pileus
in der ganzen Breite der Supranasalen gerade oder sehr schwach
bogig abgestutzt. Das Nasale ist infolge des tief ausgehöhlten Nasen-
loches vollkommen ringförmig, das hinter ihm liegende Nasofrenale
klein, länger als hoch, fast ganz dem ersten Supralabiale aufsitzend.
Das vordere Frenale ist viel länger und gut doppelt so hoch als das
Nasofrenale und nur dem zweiten Supralabiale allein aufgesetzt, das
hintere dagegen höher als lang und viel kleiner und niedriger als das
vor ihm stehende erste. Das dem zweiten Frenale an Höhe gleich-
kommende, aber um die Hälfte schmälere Frenookulare stößt un-
mittelbar an den Vorderwinkel des Auges. Die Augenhöhle ist über
dem vierten bis sechsten Supralabiale gelegen, der untere Orbital-
rand selbst aber nur mit dem fünften Oberlippenschilde in Berüh-
rung. Supraciliaren sind gewöhnlich sechs vorhanden, zwischen
Postokularen und Ohröffnung stehen drei große, schuppenartige
Schilder, von denen das mittlere am größten, das letzte am schmäl-
sten ist. Unter den sieben bis acht Supralabialen sind die drei ersten
höher als lang, das fünfte und sechste ziemlich gleich lang und über-
haupt die längsten. Das Mentale ist hinten gerade abgestutzt und
daselbst von einem großen, unpaaren, nach rückwärts bogig drei-
eckig verschmälerten Submaxillare begrenzt, dem nach hinten
‘wieder beiderseits drei größere, quere Schilder folgen, von denen
gewöhnlich das zweite am größten ist und das erste in der Mitte der
Kehle das gegenüberstehende der anderen Seite mit seiner seitlichen
Spitze erreicht. Von den sieben Unterlippenschildern sind die fünf
ersten ziemlich gleich groß, die drei folgenden merklich länger, das
21%
324 Scincidae.
letzte kleiner als das vorletzte. Die Körperschuppen sind alle ziem-
lich gleich groß, vollkommen glatt, rund herum in nur sechsund-
zwanzig Längsreihen gestellt, die zwei vor dem After befindlichen
etwas vergrößert.
In der Färbung ähnelt das Tier ebenfalls dem Ablepharus pan-
nonicus, indem die ganze Oberseite auf den ersten Anblick ein ein-
töniges, bald ins hellere, bald mehr ins olivenbraune neigende Bronze-
farben zeigt, das an den Seiten etwas verdüstert erscheint. Bei
genauerer Ansicht, namentlich unter schwacher Vergrößerung, be-
merkt man jedoch, daß die ganze Oberseite durchwegs mit zahl-
reichen, meist länglichen oder strichförmigen kleinen schwarzen
Flecken dicht gesprenkelt ist. Da diese Flecken an den Seiten größer
und dabei dichter und in Doppelreihen stehen, so wird durch letztere
und die zwischen ihnen befindliche hellere Grundfarbe eine bald
mehr, bald weniger deutliche, abwechselnd dunklere und lichtere
Längsstreifung gebildet, die aber nur an den Halsseiten, woselbst
die in einer Reihe stehenden schwarzen Flecken zusammenfließen,
scharf hervortritt. Der Bauch ist graulich, die Unterseite des
Schwanzes gelblich.
Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt etwa I2 cm.
Diese in unseren Sammlungen noch recht seltene Art scheint,
im Gegensatze zu der vorigen, mehr ein Gebirgstier zu sein und ist
bisher nur aus der Sierra Aira, sowie aus der Umgebung von Porto
und Lagos im nördlichen Portugal, ferner noch aus der Sierra de
Lanjaron und den Alpujares, dem südlichsten Teile der Sierra Ne-
vada in Spanien bekannt.
2. Gattung. Ablepharus.
Fitzing. Verh. d. Ges. naturf. Fr. zu Berl. pag. 297 (1824).
Scutum rostrale internasali appositum.
Nares in medio scutelli nasalıs.
Scuta supranasalia nulla, praefrontalia conspicua, frontale
postice angustatum.
Palpebrae in capsulam pellucidam immobilem supra oculos
connexae.
Der Körper ist gestreckt, schleichenartig, fast durchaus gleich-
dick, oben meist etwas niedergedrückt, mit platter Unterseite. Der
vom Halse nicht oder kaum geschiedene Kopf ist mittelgroß, von
hinten nach vorne allmählich, aber ziemlich stark verschmälert, mit
am Ende abgerundeter Schnauze und senkrecht abfallenden Seiten.
Die verhältnismäßig ziemlich großen Nasenlöcher sind seitlich ge-
stellt, die miteinander verwachsenen Augenlider bilden eine das Auge
bedeckende und unbewegliche durchsichtige Kapsel.
Die Ohröffnung ist sehr klein, stichförmig, doch immerhin deut-
lich, der Gaumen vorn seicht dreieckig vertieft. Die schwachen,
etwas zusammengedrückten Beine sind sämtlich mit fünf ungleichen
Zehen versehen, der vom Rumpfe nicht abgesetzte Schwanz ist bei
Ablepharus. 325
unverletzten Tieren stets länger als der Körper, nach hinten zu sehr
allmählich und ziemlich fein zugespitzt.
Das Rostrale ist groß, stets breiter als lang, auf den Pileus
übergewölbt und daher von oben gut sichtbar, hinten fast immer
in größerer oder geringerer Ausdehnung mit dem Internasale zu-
sammenstoßend, welches ebenfalls ziemlich groß und in der Regel
breiter als lang ist. Letzteres ist auch mit den Praefrontalen der
Fall, welche bald mehr oder weniger in der Mittellinie des Kopfes
zusammenstoßen, bald wieder vollkommen voneinander getrennt
sind. Das Frontale und Interparietale ist nach hinten immer stark
dreieckig verschmälert, letzteres von ersterem durch wohl entwickelte
Frontoparietalia getrennt. Die Parietalia sind länger als breit, schief
nach hinten und innen gerichtet, einander gewöhnlich rückwärts in
kurzer Naht berührend. Die drei Supraokularen sind groß. Ein
Occipitale ist niemals vorhanden. Die Nasalia sind groß, nach oben
ziemlich weit zwischen das Rostrale und Internasale eingeschoben
und daher daselbst einander stark genähert. Das rundliche, ver-
hältnismäßig große Nasenloch ist ganz im Nasale gelegen, ohne ein
anderes Schild zu berühren; die Supranasalia fehlen. Frenalia sind
zwei vorhanden, eines hinter dem anderen gelegen, das erste meist
sehr deutlich höher als das zweite. Die Schläfen sind mit wenigen,
ziemlich großen Schildern bedeckt, das Mentale ist groß, nach hinten
von einem unpaaren, meist noch etwas größeren Submaxillare be-
grenzt, dem sich beiderseits drei andere anschließen, die schmalen,
länglichen Sublabialen begleitend. Der Körper ist oben und unten
mit ziemlich großen, vollkommen glatten Schindelschuppen bedeckt,
die hinter dem Kopfe und unter dem Schwanze am breitesten sind
und auf letzterem eine regelmäßige, schilderartige Längsreihe bilden.
In Europa ist diese Gattung durch eine einzige Art vertreten.
1. Ablepharus pannonieus: Scutum frontale maximum, ab interparie-
tale multo minore scutıs frontopartetalibus separatum. — Long.
Io cm.
Seincus pannonicus Lichtenst. Verz. Doubl. zool. Mus. Berl.
pag. 103, 59 (1823). — Ablepharus pannonicus Fitzing. Verh.
Ges. naturf. Fr. Berl. pag. 297, tab. 14 (1824). —Ablepharus Kitai-
belii Bibr. Bory Expedit. scientif. Morec III, pag. 69, 14, tab. ıı, fig. 4
(1836).
Typus: Supra griseus, fusco-olivaceus vel cupreus, fascia utringue
laterali: obscuriore interdum albo-limbata,; subtus plumbeus aut
nigrescens.
var. a) Ut supra, sed squamis praecipue dorsalibus punctis nigres-
centibus interdum seriatıs.
var. b) Dorso lineis nigrescentibus quatuor, lateralibus nonnunguam
duabus minus conspicuns.
Der Körper ist schlank und fast durchaus gleichdick, der kurze
Kopf stumpf vierseitig, mit am Ende ziemlich zugespitzt verrundeter
Schnauze, im ganzen etwa von pyramidenförmiger Gestalt. Seine Ober-
fläche ist sehr sanft nach vorne und abwärts geneigt, die Schnauzen-
326 Scincidae.
kante nur wenig ausgesprochen. Die Beine sind kurz, die vorderen
nicht viel länger als der Hals, die hinteren etwa so lang wie Kopf
und Hals zusammen genommen, an jenen der dritte und vierte Finger
ziemlich gleich groß, an diesen der vierte der längste. Die ziemlich
spitzen Krallen sind seitlich zusammengedrückt, der nach hinten all-
mählich verjüngte Schwanz ist bei ganz reinen Stücken gut ein-
undeinhalbmal so lang als der übrige Körper.
Das Rostrale ist am Hinterrande gewöhnlich verrundet, das
Internasale quer, meist breiter als lang, nach vorne und rückwärts
ziemlich gleichmäßig verschmälert, in der Regel mit dem Frontale
in geringer Ausdehnung zusammenstoßend. Die Praefrontalia sind
seitlich zu den Zügelschildern hinabgebogen
und nach innen stark verschmälert. Das
Frontale ist das größte aller Kopfschilder,
länger als breit, nach hinten gerundet drei-
eckig verschmälert, im ganzen von etwa
deltoidischer Gestalt, die vorderen Seiten
viel kürzer als die hinteren oder äußeren,
diese unter spitzem, jene unter stumpfem
Winkel zusammenneigend. Das ebenfalls
deltoidische Interparietale ist meist deutlich
kleiner als das Internasale, seine Vorder-
ränder kürzer als die hinteren. Von den drei
Supraokularen ist das erste sehr klein, drei-
eckig, die zwei folgenden hingegen sehr groß,
viel breiter als lang, schief nach außen und
hinten gerichtet und mit ihren Innenrändern
das Frontale berührend. Supraciliaren sind
keine vorhanden, so daß der Oberrand des
Auges unmittelbar an die zwei ersten Supra-
okularen stößt. Die Frontoparietalia, welche
Fig. 64. sich in Form und Lage den Supraokularen
Ablepharus pannonicus anschließen, sind immer deutlich schmäler
Licht. als das letzte derselben, stoßen in der
Mitte in einer mehr oder weniger langen
Naht zusammen und treten nach hinten und außen stark winkelig
auseinander. Die ziemlich großen Parietalia. sind etwa doppelt
so lang als breit. Die Nasalia sind breit, nach oben zu scharf zu-
gespitzt, dem ersten Supralabiale aufliegend. Von den zwei darauf-
folgenden Frenalen ist das vordere bedeutend schmäler aber ebenso
hoch als das Nasale, das zweite, nach hinten stark erweiterte, vorn
um die Hälfte niedriger als das erste. Hinter diesen finden sich noch
drei im Bogen vor den Augen übereinanderstehende Frenookularia,
von denen das auf das Zügelschild folgende in derRegel das größte ist.
Das Augenlid ist hinten mit einer Doppelreihe übereinanderstehender
kleiner Schuppen bedeckt und wird nach rückwärts von zwei bis drei
größeren Postokularschildchen begrenzt; in manchen Fällen ist je-
doch auch in dem vorderen Augenwinkel eine sehr kleine, in ähn-
licher Weise beschuppte Falte mehr oder weniger bemerkbar. Von
den sechs bis sieben Supralabialen berührt das vierte und längste das
Ablepharus. 3 a 7
Auge; das Mentale ist quer, gut doppelt so breit als lang, hinten gerade
abgestutzt und daselbst von einem großen, unpaaren Submaxillare
begrenzt, dem sich beiderseits noch drei andere anschließen, von denen
das erste Paar in der Mitte zusammenstößt, während das zweite
durch eine große, schilderartige Schuppe getrennt ist. Sublabialen
sind gewöhnlich sechs vorhanden. Die Ohröffnung ist rund, zwischen
einigen Schuppen unmittelbar hinter dem Mundwinkel gelegen.
Die Körperschuppen sind sehr breit sechseckig, in der Mitte des
Rumpfes in 20 bis 24 Längsreihen geordnet, im Nacken sehr groß,
etwa viermal so breit als lang, daselbst nur in zwei Reihen gestellt,
nach hinten zu allmählich schmäler und etwas länger, am Schwanze
aber wieder breiter werdend, so daß sie namentlich längs der Mitte
seiner Unterseite eine einzige Längsreihe bilden. Die Kehle, die Brust
und der Bauch, sowie die Beine sind kleiner beschuppt, die Sohlen
gekörnt, die Zehen oben und unten mit einer einzigen Reihe von
Ouerschuppen bekleidet.
Die Grundfarbe der Oberseite ändert von einem ziemlich lichten
Bleigrau und Gelbbraun durch Olivenfarben und Leberbraun bis ins
dunkel Kupferige, ja manchmal selbst ins Schwärzliche ab, ist aber
fast immer von einem mehr oder weniger ausgesprochenen Metallglanz
begleitet. Der Kopf ist nicht selten mit verschiedenartigen schwarzen
Punkten oder Strichelchen besetzt und zeigt jederseits einen vom
Nasenloch durch das Auge über den Rand des Pileus ziehenden
braunen oder schwärzlichen Streifen, der über die Schläfen hin auch
auf den Rücken fortsetzt und sich in der Regel erst im Verlaufe des
Schwanzes verliert. Diese Streifen sind übrigens nur an den Kopf-
und Halsseiten durchaus scharf gesondert und abgesetzt, während
sie am Rumpfe nur nach oben deutlich begrenzt sind, nach unten
hingegen allmählich in die Färbung des Bauches übergehen, wodurch
dann gewöhnlich die ganzen Körperseiten mehr bräunlich und von
dem meist mehr graulichen Rücken scharf gesondert erscheinen;
doch verliert sich diese am Rumpfe oft sehr hervortretende Scheidung
der Rücken- und Seitenfärbung am Schwanze in dem Maße immer
mehr und mehr, als daselbst auch die diese Trennung bewirkenden
Seitenstreifen allmählich undeutlicher werden; nicht selten erscheinen
letztere heller, selbst weißlich begrenzt oder gesäumt, was nament-
lich nach oben zu öfters der Fall ist; auch zeigen die Schuppen häufig
kleine schwarze Punkte oder Sprenkel, die manchmal zu mehr oder
weniger deutlichen Punktstreifen zusammentreten, ja in seltenen
Fällen zeigt der Oberkörper außer den zwei gewöhnlichen Seiten-
streifen noch vier, oft heller, meist weißlich, gesäumte oder selbst
einen helleren Zwischenraum einschließende feine Längslinien, die
dann gewöhnlich sogar am Schwanze noch deutlich sind. Bei der-
artigen Stücken ist in der Regel auch an den Körperseiten, nament-
lich nach unten zu, eine allerdings sehr verwaschene helle Streifung
‚bald mehr, bald minder deutlich zu erkennen. Die Beine sind häufig
heller gesprenkelt, die bei lichten Exemplaren meist blei- oder hell
rötlichgraue, bei dunkleren Stücken hingegen gewöhnlich tief eisen-
graue oder selbst schwärzliche Unterseite ist häufig mit äußerst
feinen, schwarzen Punkten gepudert. Sämtliche Schuppen und
”>
328 Sciencidae.
Schilder zeigen unter der Lupe einen schmalen, goldenen Rand. —
Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt Io cm.
Ablepharus kommt von Mittelungarn, wo meines Wissens Buda-
pest die nördlichste Verbreitungsgrenze bildet, östlich bis nach Süd-
rußland und südlich durch Rumelien und ganz Griechenland, hier
sowohl am Festlande als auch auf den dazugehörenden Inseln, vor.
Auch habe ich das Tier aus der Umgebung von Konstantinopel
erhalten; höher gelegene Örtlichkeiten scheint es zu vermeiden.
Bezüglich der Lebensweise hat die Art manches mit unserer
Blindschleiche, manches wieder mit Chalcides lineatus gemein. Wie
erstere kommt er gewöhnlich erst des Abends heraus, wo man ihn
am häufigsten auf besonders kurzgrasigen Wiesen sowie auf derarti-
gen, zwischen Felsen zerstreuten kleineren Rasenplätzen findet.
Tagsüber und bei Nacht weilt das Tier meist in seinen Verstecken,
in schon gefundenen oder auch selbst gegrabenen Löchern, unter
Moos, Laub und Steinen, am Boden liegenden Baumstämmen oder
losen Rinden, in Mauer- und Felsritzen u. dgl. Doch wird es mit-
unter auch in sandigen Gegenden gefunden, woselbst es sich dann
unter den Sand einwühlt, während es in festerem Erdreich nicht zu
graben vermag. Ablepharus ist sehr flink und behend und bewegt
sich vorwiegend schlängelnd, obwohl er seine Beine weit häufiger
gebraucht als Chalcides lineatus und daher auch rauhe Felsen und
alte Mauern ohne besondere Schwierigkeit zu erklettern vermag.
Im Grase wegen seiner Kleinheit und Schnelligkeit leicht entrinnend,
kann er dagegen unter Steinen ohne Mühe gefangen werden. Er ist
eierlegend und nährt sich vorzugsweise von kleineren Gliedertieren
und Würmern.
Die Gefangenschaft verträgt das Tier recht gut und hält in einem
mit Sand, Moos und einigen rauhen Steinbrocken belegten Käfige
bei entsprechender Pflege jahrelang aus; es wird bald zahm und zu-
traulich und geht leicht ans Fressen. Wegen seiner geringen Größe
sind als Futtertiere nur kleine Insekten, am besten etwas betäubte
Fliegen und junge Mehlwürmer, zu verwenden. Direkte Benetzung
hat es, ähnlich wie Chalcides lineatus, nicht gern; der Schwanz bricht,
wie bei allen Schleichen, leicht ab, wird aber in 4—6 Wochen wieder
mehr oder weniger ersetzt.
3. Gattung. Ophiomorus.
Dum. Bibr. Erpet. gener. V, pag. 799, XXIV (1839).
Internasale, frontale et interparietale longitudine multo latiora.
Occipitale nullum.
Nares in sutura scuti nasalis cum supranasalı.
Apertura aurium inconsPpicua.
Truncus teres, elongatus, anguiformis.
Pedes nullt.
Der Körper ist fußlos, gestreckt, schlangenartig, durchaus
gleich dick, der etwa kegelförmige Kopf auf allen vier Seiten schwach
Ophiomorus. 329
abgeplattet, mit breiter, an der Spitze gerundeter und über den
Unterkiefer etwas vorragender Schnauze. Die Zunge ist platt,
schuppig, vorn schwach ausgerandet und ohne Ouerfurche, der zahn-
lose Gaumen mit einer Längsrinne versehen. Die Kieferzähne sind
kurz, gerade und stumpf kegelförmig. Der Schwanz ist kürzer als
der Körper, rund, spitz auslaufend.
Das Rostrale ist groß, breiter als lang, stark nach oben über-
gewölbt, im ganzen von etwa dreieckiger Gestalt. Die Supranasalia
sind groß, gegen ihre gemeinschaftliche Naht verengt, unten durch
das Nasenloch halbkreisförmig ausgerandet; das Internasale ist be-
deutend breiter als lang, das Frontale ebenfalls stark in die Ouere
entwickelt, sehr groß, nach vorn merklich verschmälert. Die Prae-
frontalia sind klein und durch die bedeutende Entwicklung des Fron-
tale ganz nach außen gedrängt; das Interparietale ist sehr groß, etwa
stumpf dreieckig, das Occipitale fehlt gänzlich. Supraokularia sind
vier vorhanden, die Frontoparietalia sind sehr klein, die Parietalia
länglich, schmal, schief nach hinten konvergierend und durch das
Interparietale weit voneinander entfernt. Das Nasale ist etwa
trapezisch, mittelgroß, am Oberrande durch das Nasenloch halb-
kreisförmig ausgebuchtet. Das Nasofrenale fehlt, das infolgedessen
unmittelbar dem Nasale und Supranasale angefügte Frenale ist groß,
hinten bogig oder sehr stumpfwinkelig und die ganze Höhe der Zügel-
gegend einnehmend. Es stößt oben an die kürzere Seitenkante des
Internasale, unten an die zwei ersten Supralabialen und hinten an
das auch ziemlich große Frenookulare, dem unmittelbar vor dem Auge
noch drei ganz kleine, übereinanderstehende Präokularia folgen.
Das untere Augenlid ist mehr oder weniger durchscheinend, die
fünf bis sechs Supralabialen sind, mit Ausnahme des meist etwas
größeren ersten, ziemlich gleich groß, letzteres trapezisch oder fünf-
eckig, die darauf folgenden im ganzen mehr viereckig, das letzte
nach hinten bogig. Die Ohröffnung ist unter der vierten oder fünften
Schuppe der an die Supralabialen angefügten Reihe befindlich. Dem
großen, bogigen Mentale folgen zwei, die ganze Breite zwischen den
beiderseits fünf Unterlippenschildern einnehmende Submaxillaren,
deren erstes sehr kurz und vorne und hinten parallelrandig, das zweite
hingegen nach rückwärts stark dreieckig erweitert ist. Von den
drei folgenden Submaxillaren sind die zwei ersten groß, schief nach
innen und hinten gerichtet, das letzte bedeutend kleiner, länglich,
schuppenförmig. Die Körperschuppen sind mäßig breit, sechseckig,
hinten deutlich bogig, die Praeanalschuppen sämtlich untereinander
gleich.
Die einzige Art lebt im südöstlichen Europa.
1. Ophiomorus punetatissimus: Supra fulvus vel flavescens, subtus
albidus, lateribus cinereus, sguamarum punctis nigris per longi-
tudinem seriatim dispositis. — Long. IO—I2 cm.
Anguis punctatissimus Bibr. Bory Exped. scientif. Mor. h. n.
Rept. pag. 71, ı8 tab. XI, fig. 5, abc (1836). -—Ophiomorus milia-
ris Dum. Bibr. Erpetol. gener. V, pag. 799, I (1839).
330 Lacertidae.
Der Körper ist oben gelblich, licht kaffeebraun oder kupfer-
farben, unten weißlich, die Seiten ziemlich scharf abgegrenzt bleigrau.
Der Kopf ist schwarz gesprenkelt und sämtliche Schuppen zeigen
über ihre Mitte einen dunklen Punkt oder Strich, wodurch dann
ebenso viele Reihen dunkler Sprenkel entstehen, als Schuppenreihen
vorhanden sind. Gegen die Seiten hin erscheinen diese Punkte
meistens größer und einander mehr genähert, am Schwanze sind sie
hingegen in der Regel weniger unterschieden. Die Schuppen stehen
rund um den Körper herum in 28 Längsreihen; die Länge des Tieres
beträgt etwa 1I2—15 cm, die Dicke etwa die eines starken Federkiels.
Das Vorkommen dieser Art beschränkt sich auf Griechenland,
woselbst sie aber auch nicht häufig, namentlich im Peloponnes lebt.
Von der Lebensweise ist mir nichts weiteres bekannt, als daß
das Tier einzeln unter Steinen gefunden wird. Die Gefangenschaft
hält es ziemlich gut aus, obwohl es
nach meinen Erfahrungen hiefür wenig
zu empfehlen ist, da der Pfleger von
demselben so gut wie gar nichts hat.
Die von mir gehaltenen Stücke, die ich
in eine große, mit lockerer Erde zur
Hälfte gefüllte Blechbüchse einsetzte,
bekam ich weder bei Tage, noch bei
Nacht jemals zu sehen, und wenn ich
mich überzeugen wollte, ob sie über-
haupt noch am Leben seien, war ich
stets gezwungen, sie auszugraben, da
sie sich, wie man sie hineingab, sofort
einwühlten und freiwillig nie wieder an
die Oberfläche kamen. Auch meine
Hoffnung, sie vielleicht doch ein- oder
nor Kunehitieciens das anderemal unter einem, in ihrem
Br RB. Behälter liegenden flachen Steine an-
zutreffen, war stets vergebens. Als
Nahrung warf ich den Tieren kleine Regenwürmer hinein, deren
baldiges Verschwinden, sowie auch der gute Zustand der Gefangenen
den Beweis lieferten, daß das ihnen gebotene Futter gefressen
ward. Übrigens kann Ophiomorus sehr lange fasten und überdauert
auch den Winter tief unter der Erde vergraben, ganz gut. Wie
lange jedoch die Gefangenen in der beschriebenen Weise aushalten,
vermag ich nicht zu sagen, da mir die Hegung derselben für längere
Zeit zu langweilig ward und ich sie stets nach 8—ıo Monaten in
Weingeist setzte.
2. Familie. Lacertidae.
Corpus tetrapodum, pedibus pentadactylis.
Caput supra scutis magnıs regularıbus tectum.
Scutum nasale nullum.
Aures apertae.
Lacertidae. 331
Pori femorales distincti, anales nulli.
Dorsum squamosum, abdomen scutatum.
Cauda longa, verticillata.
Der in der Regel ziemlich schlanke Körper ist gestreckt, im
Umfange meist mehr oder weniger gerundet, manchmal aber auch,
besonders in der Jugend, wenn auch nicht stark, so doch sehr deutlich
von oben niedergedrückt, in seiner ganzen Länge fast gleich dick
oder wohl auch in oder hinter der Mitte schwach bauchig verdickt
oder aufgetrieben. Der vom Rumpfe stets deutlich gesonderte Kopf
ist mittelgroß, nach vorn ziemlich stark zugespitzt verschmälert,
mit platter Oberfläche, steil abfallenden Seiten und fast immer gut
ausgesprochener Schnauzenkante, im allgemeinen von etwa viereckig
pyramidenförmiger Gestalt. Die kleinen Nasenlöcher sind weit nach
vorn zu seiten der Schnauzenspitze gelegen, manchmal ziemlich
stark nach oben gerückt (Eremias, Acanthodactylus), die wohl aus-
gebildeten Augen meistens mit längsgespaltenen Lidern versehen,
deren unteres das obere an Größe stets bedeutend übertrifft, und
gegenüber der Pupille nicht selten einen durchscheinenden Fleck
besitzt. Das Ohr ist immer nach außen geöffnet, das Trommelfell
selbst, obwohl bald ganz oberflächlich, bald tiefer nach innen gelegen,
doch in allen Fällen deutlich unterscheidbar. Der Mund ist bis weit
hinter die Augen gespalten, die beiden Kiefer stets, der Gaumen
nicht immer bezahnt, die Zähne selbst an der Basis der Innenseite
des entsprechenden Kiefers angewachsen (pleurodont). Die pro-
traktile, an der Spitze zweiteilige oder stark ausgerandete Zunge
ist platt, dünn, mit schuppenartigen Warzen bedeckt, am Grunde
in eine Scheide zurückgezogen. Die stets in der Vierzahl auftretenden
Beine sind mäßig entwickelt, gerundet oder seitlich mehr oder weniger
zusammengedrückt und in fünf, mit gekrümmten Krallen bewaffnete
Zehen endend, die an den kräftigeren Hinterbeinen von sehr un-
gleicher Länge sind; die Schenkelporen sind immer vorhanden und
namentlich bei den Männchen zur Brunstzeit stark hervortretend.
Der mindestens körperlange Schwanz ist gestreckt kegelförmig,
in der Regel schon von der Basis an nach rückwärts sehr allmählich
und stark verdünnt, nur ausnahmsweise anfangs ziemlich dick und
dann daselbst auch meist von oben mehr oder weniger verflacht
oder abgeplattet.
Die Bekleidung des Oberkopfes ist im allgemeinen ziemlich
beständig, indem sie in den meisten Fällen aus Iı6 größeren Schildern
besteht, und zwar aus zwei Supranasalen, einem Internasale, zwei
Praefrontalen, einem Frontale, jederseits zwei großen, den Discus
palpebralis bildenden Supraokularen, zwei Frontoparietalen, einem
Interparietale, einem manchmal fehlenden Occipitale und aus zwei
großen, die beiden letztgenannten Schilder einschließenden Parie-
talen. Der Außenrand derselben ist sehr häufig mit langen, von den
darunter liegenden Schläfenschuppen auch durch bedeutendere Größe
ausgezeichneten Schildern, den sog. Supratemporalen,
gesäumt. Es hat daher die Beschaffenheit des Pileus in systemati-
scher Beziehung nur geringen Wert, da er bei den meisten Gattungen
332 Lacertidae.
fast ganz übereinstimmend gebildet ist. Mehr Verschiedenheiten
zeigen hingegen die Seitenteile des Kopfes, welche infolgedessen
auch zur Unterscheidung der Gattungen und Arten oft recht brauch-
bare Anhaltspunkte bieten, obwohl in dieser Richtung bemerkt
werden mag, daß man sich hierbei selten auf ein einzelnes Merkmal
verlassen kann, da die Beschilderung oft manchen Abnormitäten
unterliegt, daher die von ihr entnommenen Charaktere erst in Ver-
bindung mit anderen ihre volle Gültigkeit erhalten. Ein eigentliches
Nasale ist niemals vorhanden, indem dasselbe mit dem Supranasale
derselben Seite in der Regel zu einem einzigen Schilde verschmilzt,
welches das Nasenloch gewöhnlich von vorn und oben begrenzt
und als.oberes Nasenschild
(scutellum supranasale, Fig. 66, i)
bezeichnet wird; unmittelbar
hinter dem Nasenloch stehen
meistens ein oder zwei kleine Post-
nasalen (Fig. 66, k), worauf dann
ein Frenale (Fig. 66, /) und ein
stets großes Frenookulare (Fig.
66, m) folgen, an das sich dann
am unteren Augenrande noch ein
bis zwei kleine Präokularschild-
chen (Fig. 66, n) anfügen. Das
Auge ist oben stets von einer
Reihe schmaler, länglicher Supra-
ciliaren, unten fast immer von
einem Supralabiale begrenzt, welch
Fig. 66.
Lacerta viridis Laur.
a Internasale, b Praefrontalia, c Frontale,
d Supraocularia, d, + d, Discus palpebra-
lis, e Frontoparietalia, f Interparietale,
g Occipitale, » Parietalia, i Supranasalia,
k Postnasalia, ! Frenale, m Frenooculare,
n Praeocularia, o Supratemporale.
letzteres auch das Subokulare
genannt wird, während die vor
demselben stehenden Oberlippen-
schilder als vordere Supra-
labialen (Supralabialia ante-
riora) bezeichnet werden; die
Schläfen sind bald mit Schuppen,
bald mit Schildern bekleidet. Die Unterlippenschilder sind wohl
entwickelt und am Innenrande stets von vier bis sechs großen Sub-
maxillaren begleitet. Die Kehlfalte ist bald mehr, bald weniger
deutlich, das Ende des Kopfes unterseits sehr häufig durch ein aus
meist größeren und hinten mehr oder weniger freien Schuppen be-
stehendes Halsband bezeichnet, das nach oben in eine an der Wurzel
der Vorderbeine vorbeiziehende Schulterfalte übergeht. Rumpf
und Beine sind oberseits stets mit gleichartigen Schuppen bedeckt,
die gewöhnlich klein und zahlreich, manchmal aber auch groß und
dann natürlich auch in weit geringerer Anzahl vorhanden sind, im
ersteren Falle in der Regel gegen den Bauch zu etwas größer, im
letzteren aber nicht selten kleiner werden (Algiroides nigropunctatus.)
Diese Schuppen sind bald körnig, bald flach, bald gerundet, bald
mehr oder weniger sechseckig und entweder vollkommen glatt, häufi-
ger jedoch teils dachig, teils aufliegend gekielt, hiebei bald mit
ihrer ganzen Unterseite angewachsen und einfach nebeneinander-
Lacertidae. 333
liegend, bald wieder mit ihren freien Rändern sich teilweise deckend
und daher geschindelt. Der Bauch und die Unterseite der Beine sind
stets mit Schildern bekleidet, welche meist breiter als lang und in
der Regel an den Gliedmaßen mehr sechseckig, am Bauche aber
ziemlich viereckig und nur ausnahmsweise klein und fast schuppen-
artig, gewöhnlich in Längs- und darauf senkrecht stehende Quer-
reihen, manchmal aber auch schief gestellt sind; letztere werden als
Bauchschilder (scuta ventralia) bezeichnet. Nicht selten
geschieht es, daß die zwei Mittelreihen der Bauchschilder, indem sie
gegen den Hals zu mehr oder weniger auseinander treten, daselbst
zwischen sich eine etwa dreieckige Partie von Schildern einschließen,
die in ihrer Gesamtheit mit dem Namen des Brustdreieckes
(triangulum pectorale, Fig. 67, b) belegt werden. Gewöhnlich tritt
über der äußersten Reihe der Bauch-
schilder (Ventralia) noch eine Anzahl
bedeutend kleinerer Schilder auf, die als
Oberschilder (Pseudogastrostega)
bezeichnet und oft mit den eigentlichen
Ventralen verwechselt werden. Der After
ist in der Regel mit einem oder mehrern
größeren Schildern bedeckt, der Schwanz
immer rundum wirtelförmig beschuppt,
seine Schuppen selbst stets mehr oder
weniger verlängert und nach hinten ge-
wöhnlich spitz oder winkelig ausgezogen,
fast niemals glatt, sondern meist dachig, \ 5
seltener aufliegend gekielt. Das unmittel- a
bar vor dem After stehende Schild wird Fig. 67.
Anale, die vor dem letzteren meist viel HIER EEG
x x a 2 s Laur.
kleineren werden die Praeanalen genannt. „Bauchschilder, b Brustdreieck.
Die Schuppen an der Unterseite der
Zehen sind meistens glatt und flach (Leiodactyles), manchmal aber
auch ‘deutlich gekielt und am Außenrande sägeartig vorstehend
( Pristidactyles).
Was die Färbung und Zeichnung betrifft, so ist dieselbe sehr
veränderlich und selbst bei einer und derselben Art nach Alter,
Geschlecht, Jahreszeit und Wohnort dem mannigfaltigsten Wechsel
unterworfen. Im allgemeinen sind die Tiere im Frühjahre und zur
Paarungszeit lebhafter gefärbt als nach der letzteren und im Spät-
sommer oder im Herbste. Doch pflegen sich gewisse Hauptformen
der Zeichnung bei den meisten Lacertiden mehr oder weniger zu
wiederholen, und da es bei den Beschreibungen von Wichtigkeit
ist und deren Verständnis wesentlich erleichtert, wenn dieselben
Zeichnungselemente auch immer mit dem gleichen Namen belegt
werden, so hat schon seinerzeit Eimer eine diesbezügliche
Nomenklatur vorgeschlagen, die aber ihrer Kompliziertheit halber
keinen Anklang fand; dagegen hat in neuerer Zeit Professor
von Me&hely in dieser Richtung Benennungen eingeführt, die
sich ebenso durch ihre Einfachheit als leichte Faßlichkeit aus-
zeichnen, und welchen daher auch wir bei unseren Diagnosen ge-
334 Lacertidae.
folgt sind. Die nachstehenden Zeilen mögen diese Bezeichnungen des
näheren erörtern.
Bei den meisten Eidechsen treten vorwiegend Längszeichnungen
auf, welche sich hauptsächlich über den Rumpf, nicht selten aber
auch mehr oder weniger noch auf den Schwanz hinziehen; dieselben
können natürlich bald breiter, bald schmäler sein; im ersteren Falle
werden sie Binden oder Bänder (vitiae, fasciae), ım letzteren
Linien (lineae) oder Streifen (striae) genannt; diese sind
gewöhnlich heller, jene meistens dunkler als die Grundfarbe.
Am häufigsten kommen die sog. Supraciliarstreifen
(lineae supraciliares) vor, welche ober dem Auge in der Verlängerung
der Supraciliarschilder begin-
nen und längs des Außen-
randes der Parietalia weiter
über die Rückenseiten hin-
ziehen; den zwischen ihnen
liegenden oberen Körperteil,
der etwa die Breite des Pileus
hat, nenne ich die Rücken-
zone (Zona dorsalis). Unter
den zwei genannten Streifen
und mit ihnen parallel, aber
häufig viel weniger scharf aus-
geprägt, sind de Suboku-
larlinien (striae subocu-
lares) ; dieselben entspringen im
unteren und hinteren Augen-
Fig. 68. winkel und laufen längs des
A. Lacerta campestris De Betta. Oberrandes der hinteren Su-
B. Lacerta fiumana Wern. pralabialen und durch die Ohr-
o Occipitalband, d Dorsalstreifen, p Parietal- öffnung zwischen den Beinen
binde, sc Supraciliarstreifen, i Temporalband, hin. All diese Streifen können
so Subocularstreifen, m Maxillarbinde.
sowohl ganz, vollkommen
scharfrandig und zusammenhängend, als auch mehr oder weniger
wellenförmig, zackig oder zerfressen, ja nicht selten kettenartig in
hintereinander liegende Flecken oder Striche aufgelöst sein.
Diese bis jetzt besprochenen hellen Streifen wechseln meistens
mit dunklen ab, die aber in den meisten Fällen viel breiter und mehr
bindenartig sind. Hievon ist vor allem das Occipitalband
(fascia occipitalis) zu erwähnen, das sich, vom Hinterrande des
Occipitalschildes oder auch weiter rückwärts entspringend über die
Rückenmitte erstreckt; es ist gewöhnlich nur bei Jungen und Weib-
chen, und auch da nicht immer, scharf und zusammenhängend,
in den meisten Fällen aber nur aus einer Längsreihe hintereinander
stehender Flecken gebildet. Mit der genannten Binde parallel aber
an der Außengrenze der Dorsalzone sind dann häufig zwei ähnlich
gebildete dunkle Parietalbänder (vitlae parietales) zu be-
merken, die, an der Hinterseite der Parietalschilder entspringend,
in der Regel den Innenrand der Supraciliarstreifen in ihrer ganzen
Erstreckung säumen. Zwischen den zuletzt genannten drei dunklen
Lacertidae. 335
Binden der Rückenzone hebt sich dann die Grundfarbe ebenfalls in
Form von zwei lichten, bald breiteren, bald schmäleren lichteren
Längsbinden ab, die als Rückenbinden oder Dorsal-
streifen (/asciae dorsales) bezeichnet werden. Die breiteste
dunkle Binde ist in der Regel das Temporalband (villa tem-
poralis), das, hinter dem Auge entspringend, den ganzen Raum
zwischen dem Supraciliar- und Subokularstreifen ausfüllt; dagegen
ist das unter dem letzteren verlaufende Maxillarband (fascia
maxillarıs), das etwa in der Verlängerung des Oberkiefers hinzieht,
von geringerer Bedeutung, da es nur selten schärfer hervortritt, ja
häufig mehr oder weniger undeutlich ist.
Außerdem weisen viele Eidechsen im männlichen Geschlechte
und namentlich zur Paarungszeit noch einen sog. Axillarfleck
(ocellum axillare) auf, welcher aus einer mehr oder weniger runden,
durch abweichende Färbung oder Einfassung ausgezeichneten Makel
in der Achselgegend hinter der Einlenkung der Vorderbeine besteht.
Eine nicht selten vorkommende Eigentümlichkeit ist noch die
sog. Melanose (Melanismus), worunter man die Umwandlung
der Normalfärbung in ein gleichförmiges tiefes Schwarz versteht.
Eine nach allen Seiten befriedigende Erklärung dieser auffallenden
Erscheinung steht derzeit noch aus. Die Meinung Leydigs,
daß dieselbe durch feuchten Untergrund bedingt wird, hält jedenfalls
nicht stand, da gerade die meisten melanotischen Formen auf dürren
und trockenen Örtlichkeiten wohnen; weit mehr hat schon die gegen-
teilige Ansicht Kammerers für sich, zumal dieser verdienst-
volle Biologe experimentell nachwies, daß Trockenheit und grelle
Belichtung das Schwarzwerden der Tiere fördert. Was speziell
die melanotischen Eidechsen betrifft, so sind selbe vorwiegend auf
kleinen, isolierten Felseninseln anzutreffen und zeigen die in Rede
stehende Erscheinung stets erst bei vorgeschrittenem Wachstum;
eine Ausnahme hievon macht bloß Lacerta vivipara, bei welcher die
Neugeborenen stets, die Erwachsenen dagegen nur selten schwarz sind.
Über das Vorkommen leukotischer Stücke (Albinos),
bei denen die Entwicklung jeglichen Farbestoffes überhaupt aus-
bleibt, ist meines Wissens bei den Eidechsen nichts bekannt.
Die Lacertiden sind kleine oder mittelgroße Eidechsen, welche
sich besonders an trockenen und sonnigen Stellen aufhalten; sie
sind ohne Ausnahme Tagtiere, bewegen sich flink und behende
und nähren sıch von Insekten, Würmern und kleineren Wirbeltieren.
Die Vermehrung findet fast immer durch Eier statt, die gewöhnlich
etwas kleineren, meist lebhafter gefärbten Männchen sind an den
kräftigeren Hinterbeinen sowie an der wegen der eingeschlossenen
Ruten verdickten Schwanzwurzel bei einiger Übung leicht zu unter-
scheiden. Betreffs der Färbung und Zeichnung kann nicht in Abrede
gestellt werden, daß sich bei Untersuchung eines größeren Materiales
'in dieser Richtung für die ganze Familie eine gewisse Übereinstimmung
ergibt, indem namentlich die Jungen, wie schon früher erwähnt,
sehr häufig längsgestreift erscheinen, welche Streifung sich dann
wenigstens im männlichen Geschlechte allmählich in mit zunehmen-
dem Alter oft undeutlicher werdende oder selbst ganz verschwindende
336 Lacertidae.
Fleckenreihen auflöst, bei den Weibchen hingegen meist viel länger,
oft sogar noch im erwachsenen Zustande erhalten bleibt; desgleichen
sind bei allen Lacertiden die Beine sehr oft mit hellen Tropfenflecken
versehen, was namentlich an den hinteren Gliedmaßen und beson-
ders in der Jugend fast immer der Fall ist.
Alle Mitglieder dieser Familie ergreifen ihre Nahrung in der
Weise, daß sie, ähnlich wie die Scincoiden, rasch auf die erblickte
Beute losstürzend, dieselbe plötzlich mit den Kiefern packen und,
falls sie etwa größer und wehrfähig ist, durch Schütteln mit dem
Kopfe und Anschlagen an eine Unterlage zu betäuben suchen. Hier-
auf wird das ergriffene Tier, wenn es nicht gerade in der Längsachse
oder von vorne erwischt wurde, im Maule solange weiter geschoben,
bis es mit der Länge der Echse parallel zu liegen kommt, und dann,
ohne zerkleinert zu werden, am liebsten mit dem Kopfe voran, nach
und nach ganz hinuntergewürgt. Ihre Gefräßigkeit ist sehr groß
und müssen daher Gefangene stets mit reichlicher, am besten ab-
wechselnder Nahrung versehen werden, da sie bei spärlicher Fütterung
ebenso wie bei dunklem oder feuchtem Aufenthalte nur zu bald ein-
gehen. So munter und lebhaft sie bei guter Pflege sind, einen um so
traurigeren Eindruck machen sie im gegenseitigen Falle; sie werden
hiebei träge und schläfrig, verlieren die Freßlust und bleiben dann
oft tagelang mit geschlossenen Augen und oft auch mit geöffnetem
Maule an einer und derselben Stelle teilnahmslos und unbeweglich
liegen. Hiebei fällt auch der Discus palpebralis ein, sie magern
immer mehr und mehr ab und an den Körperseiten bildet sich eine
deutlich ausgesprochene Längsfalte, die sog. Hungerfalte. Solche
Stücke sind nur sehr selten wieder auf gleich zu bringen, nehmen,
auch unter günstige Verhältnisse gebracht, fast niemals mehr eine
Nahrung an oder können dieselbe, selbst wenn man sie ihnen einstopft,
meist nicht mehr verdauen und gehen in der Regel an stets zuneh-
mender Schwäche und Entkräftung langsam zugrunde. Derartige
Tiere sind, da sie nicht einmal mehr schöne Weingeistpräparate
liefern, namentlich wenn sie leicht ersetzt werden können, am besten
beizeiten an geeigneten Orten in Freiheit, oder wenn sie wertvoll
sind, bevor sie zu sehr herunterkommen, in Alkohol zu setzen, um
wenigstens später als Studienobjekte verwertet zu werden.
Die Lacertiden sind, besonders zur Paarungszeit, sehr zank-
süchtig und streitlustig und beißen sich bei ihren häufigen Balgereien
namentlich oft die so gebrechlichen Schwänze ab. Übrigens scheint
mir das Abbrechen des Schwanzes, nicht wie einige Autoren meinen,
teilweise auch von dem Willen des Tieres, sondern vielmehr von den
heftigen Bewegungen, womit die Ergriffenen gleichsam ihren Körper
mit Aufopferung des Schwanzes von der Festhaltung zu befreien
suchen, abzuhängen, da man ja gezähmte Gefangene, die sich beim
Anfassen ganz ruhig verhalten, ohne weiteres beim Schwanze auf-
heben kann, ohne ein Abbrechen desselben befürchten zu müssen.
Derlei in Verlust geratene Schwanzstücke wachsen übrigens, sobald
die über der Wundstelle entstandene Kruste abgefallen und durch
eine glatte Haut ersetzt ist, sehr schnell wieder nach, so daß der neue
Zuwachs in einer Woche mitunter bis zu einem Zentimeter betragen
Lacertidae. 337
kann. Interessant ist hiebei, daß sich die Häutung des frisch gebil-
deten Schwanzstückes ganz unabhängig von der Gesamthäutung des
Tieres vollzieht.
Eine häufige Plage der Eidechsen sind die Zecken (I/xodes
lacertae), die sich häufig und zwar besonders an weicheren Körper-
stellen, wie namentlich gern in der Achselgrube, festsetzen und die
Tiere durch Aussaugen des Blutes belästigen. Durch den Umstand,
daß sich derart befallene Tiere häufig mit den Hinterbeinen kratzen
und ihren Körper an Steinen, Rindenstücken oder anderen, im
Terrarium befindlichen harten Gegenständen reiben, wird man auf
das Vorhandensein der genannten Schmarotzer aufmerksam gemacht
und kann dann an deren Vertilgung schreiten, was am besten durch
wiederholtes Bepinseln derselben mit Petroleum oder peruanischem
Balsam geschieht. Das einfachste ist allerdings gleich vom Anfange
her der Einschleppung von Schmarotzern dadurch zu begegnen,
daß man jede frisch erhaltene Eidechse vor dem Einsetzen in den
Käfig in dieser Richtung genau untersucht und gleich auch von ihrer
Plage befreit.
Gefangene Weibchen gehen mitunter beim Eierlegen ein, indem
sie sich oft tagelang vergeblich bemühen, ihrer Bürde los zu werden,
bis ihnen endlich die fortdauernde Anstrengung den Tod bringt;
doch ist dies gewöhnlich nur bei schlecht gehaltenen und durch
Nahrungsmangel herabgekommenen Tieren der Fall. — Obwohl
Licht und Luft die Hauptbedingungen für das Gedeihen der Ei-
dechsen sind, so muß doch Zugluft sorgfältig vermieden werden, da
sich in ihr die zarten und empfindlichen Geschöpfe leicht verkühlen
und einen Schnupfen holen, was man aus dem öfteren Niesen der-
selben ersehen kann; auch Gähnen wird an Gefangenen nicht selten
beobachtet, scheint jedoch kein Zeichen von Übelbefinden zu sein.
Mitunter bilden sich auch an einzelnen Stellen Geschwüre oder warzen-
artige Auswüchse, welche, wenn sie nicht zu groß sind, durch Auf-
schneiden oder Brennen mit Höllenstein manchmal entfernt werden
können; desgleichen haben übermäßige Hitze oder allzu starker
Sonnenschein oft Lähmungen einzelner Körperteile, namentlich
der Hinterbeine und des Schwanzes zur Folge, daher auch in dieser
Hinsicht die nötige Vorsicht zu üben ist. Der manchmal vorkom-
mende Verlust einzelner Krallen tritt gewöhnlich nach Hautkrank-
heiten ein.
Die Hauptfeinde der Eidechsen sind die Schlangen und ver-
schiedene Vögel, von letzteren für die am Meeresstrande wohnenden
Arten besonders die Möven.
Diese Familie, welche den größten Teil unserer einheimischen
Lacertilien enthält, zerfällt in sechs Gattungen, deren Unterscheidung
in nachstehender Übersicht enthalten ist!):
A. Augenlider frei, längsgespalten, das untere viel größer als
das obere.
I. Occipitale fehlend, Discus palpebralis fast immer mehr oder
weniger von feinen Körnerschuppen umgeben, daher das
t) Bei der Untersuchung der Kopfschilder ist das im früheren über die Ver-
änderlichkeit dieser Bildungen Gesagte wohl zu beachten.
Schreiber, Herpetologia europaea. 22
338
Lacertidae.
erste und vierte Supraokulare meist fehlend. Frontale
nach hinten sehr stark verschmälert, im Alter mit deut-
licher, bis zum Internasale ziehender Längsfurche. Schläfen
mit feinen, nach unten gewöhnlich größer werdenden
Körnerschuppen. Finger und Zehen unten gekielt.
I. Nasenlöcher zwischen drei meist wulstig aufgeworfenen
Schildern über dem ersten Supralabiale.e Zwei über-
einander stehende Postnasalen. _ Halsband gerade oder
schwach bogig, vollkommen frei, aus größeren Schuppen.
Körperschuppen rundlich, flach körnig, nebeneinander
in Querreihen gestellt, mit feinen Körnchen in den
Zwischenräumen. Bauchschilder vierseitig, von der
Mittellinie des Unterleibes nach außen und vorne diver-
gierende Reihen bildend. Schwanz mittellang, anfangs
ziemlich dick und abgeplattet, dann plötzlich verdünnt
und drehrund, ziemlich fein auslaufend. Schenkel-
poren in der Analgegend voneinander entfernt.
1. Gatt. Eremias Wem
2 en: zwischen drei Schildern an der Obernaht
des ersten Supralabiale. Nur ein Postnasale. Halsband
schief oder schwach bogig, mit kaum vergrößerten
Schuppen. Körperschuppen rhombisch. Bauchschilder
klein, vierseitig, untereinander ziemlich gleich, in I0—I4
Längsreihen gestellt. Schwanz lang und dünn, an der
Basis gerundet vierseitig, sonst drehrund; mit rhom-
bischen, nicht sehr scharf und diagonal gekielten Schup-
pen. Schenkelporen in der Analgegend einander bis zur
Berührung genähert
3. Gatt. Acanthodactylus Hz
II. Occipitale vorhanden, Discus palpebralis höchstens nach
außen mit einer Reihe von Körnerschuppen, daher das
erste und vierte Supraokulare immer deutlich. Frontale
nach hinten niemals sehr stark verengt, flach oder gewölbt.
3. Halsband immer sehr deutlich, vollkommen frei, aus
größeren Schuppen. Bauchschilder groß, quer erweitert,
die zwei mittleren Reihen meist deutlich kleiner. Finger
unterseits stets glatt.
a) Körperschuppen groß und flach, rhombisch, sehr
deutlich aufliegend gekielt und vollkommen geschin-
delt. Stets zwei übereinander stehende Postnasalen
5. Gatt»AlgiroidesBipe
b) Körperschuppen klein, bald körnig, bald mehr oder
weniger flach, weder aufliegend gekielt noch voll-
kommen geschindelt 6. Gatt. Lacerta Linn.
4. Halsband undeutlich oder ganz fehlend. Nasenlöcher
zwischen zwei Schildern über der Naht des Rostrale
und ersten Supralabiale. Ein Postnasale; Schläfen be-
schildert. Körper mit mehr oder weniger großen, flachen,
aufliegend gekielten und hinten spitzig ausgezogenen
Eremias. 339
Schindelschuppen. . Bauchschilder klein, unter einander
wenig verschieden 4. Gatt. Psammodromus Fitz.
B. Augenlider verwachsen, unbeweglich, mit durchsichtiger
Scheibe in der Mitte. Halsband und Kehlfalte kaum unter-
scheidbar, Schulterfalte nicht über die Wurzel der Vorder-
beine hinaufreichend. Nasenloch in der Mitte zweier über-
einander stehender, etwas aufgewulsteter Supranasalschilder,
welche zwei ebenfalls übereinander stehende Postnasalen
hinter sich haben. Körperschuppen groß, rhombisch, ge-
schindelt und scharf aufliegend gekielt, in gerade Quer- und
schiefe Längsreihen gestellt. Bauchschilder breiter als lang,
in 8 Längsreihen, deren 2 äußerste von den daran grenzenden
Schuppen oft kaum verschieden. Schläfen mit ziemlich kleinen
Schildern, Finger und Zehen unten gekielt. Schwanz anfangs
rundlich vierseitig, dann drehrund, seine Schuppen dachig,
mit diagonalen, scharf schneidigen und deutliche Längsreihen
bildenden: Kielen:'2...Gatt;.. ».«".. „.:O!p:h1op s:Menetr.
I. Gattung. Eremias.
Dum. Bibr. Erpetol. gener. V, pag. 286, XIX (1839).
Discus palpebralis sgquamis parvis graniformibus circumdatus.
Scutum occipitale nullum.'
Nares in medio trium scutellorum supra primum labiale.
Collare liberum, distinctissimum.
Pororum femoralium series ante anum vemotae.
Squamae notaei rotundatae, convexiusculae, granulis minimis
interpositis.
Der Körper ist bald schlank und gestreckt, bald wieder ziemlich
kurz und gedrungen, der Kopf hinten hoch und flach, über den
Augen meist deutlich gewölbt, nach vorn zu stark abschüssig, mit
bald mehr, bald weniger zugespitzter und etwas aufgeworfener, fast
hechtartiger Schnauze. Die etwas seitwärts gerichteten Nasenlöcher
sind ziemlich weit nach vorn und oben gelegen, die Augenlider der
Länge nach gespalten, feinschuppig. Die vorn ausgerandete Zunge
ist mit geschindelten, schuppenartigen Warzen bedeckt, der Gaumen
bald bezahnt, bald zahnlos. Die Vorderbeine ragen niemals über
die Schnauzenspitze hinaus, die hinteren erreichen höchstens die Ohr-
öffnung; der sehr verschieden lange Schwanz ist an der Basis ver-
hältnismäßig breit, dann ziemlich plötzlich verdünnt und fein aus-
laufend, in seinem vorderen verdickten Teile von oben sehr deutlich
abgeplattet und daher mehr gerundet vierseitig, sein hinterer Teil
drehrund oder seitlich zusammengedrückt.
Das Rostrale ist ziemlich groß, namentlich im Alter stark ge-
wölbt und ziemlich weit auf den Pileus übergebogen, durch die zwei
in der Mitte der Schnauzenspitze zusammenstoßenden Supranasal-
schilder vom Internasale getrennt, welches quer und von etwa rhom-
22
u
340 Lacertidae.
bischer Gestalt ist. Die Präfrontalia- sind nach innen verengt, in der
Jugend nicht oder kaum, im Alter hingegen fast immer etwas länger
als breit; das etwa spatelförmige Frontale ist nach hinten bedeutend
verengt, bei älteren Tieren häufig von einer mehr oder weniger tiefen,
vorn breiter werdenden Mittelfurche durchzogen, die gewöhnlich
über die Präfrontalnaht bis auf das Internasale fortsetzt, daher
dann die Präfrontalen in der Mitte am höchsten, nach innen und
außen hin aber meist deutlich, oft fast dachig abfallend erscheinen.
Die Frontoparietalen sind etwa von der Größe der Präfrontalen,
nach außen hin immer stark dreieckig verschmälert, ihre Breite von
der Länge meist wenig verschieden. Das Interparietale ist deltoi-
disch, seine hinteren Seiten viel länger als die vorderen; das Occipi-
tale fehlt. Supraokularen sind nur die zwei mittleren vorhanden,
welche zusammen einen etwa eiförmigen Discus palpebralis bilden,
der größtenteils von feinen Körnerschuppen umgeben ist, die vorn
und hinten zu größeren Gruppen zusammentreten und hier nicht
selten ein oder mehrere Schildchen einschließen. Das Supranasale
bildet mit den zwei übereinander stehenden Postnasalen einen ring-
förmigen, bald mehr, bald weniger vortretenden Wulst, auf dessen
Höhe die mittelgroßen, kreisrunden Nasenlöcher stehen. Das obere
Postnasale ist immer bedeutend kleiner als das untere, das Frenale
wenig oder nur mäßig, das Frenookulare sehr stark entwickelt, letzte-
res nach unten zu immer von einem kleinen Präokulare gefolgt, dem
sich dann noch ein sehr großes Subokulare anschließt. Die Schläfen
sind mit zahlreichen feinen Körnerschuppen besetzt, dıe nach unten
zu etwas größer werden. Sämtliche Schildernähte des Kopfes sind
namentlich bei älteren Tieren ziemlich tief und scharf ausgesprochen.
Die Kehlfurche ist gewöhnlich nur wenig angedeutet, das sehr deut-
liche Halsband gerade oder schwach bogig, am Rande gekerbt oder
gezähnelt, aus namentlich in der Mitte merklich vergrößerten
bestehend. Die Rückenschuppen sind klein, flach körnig, glatt, ı
deutliche QOuerreihen gestellt, namentlich bei älteren Stücken
voneinander entfernt und mit sehr feinen Körnchen in den Zwischen-
räumen. Die ziemlich zahlreichen Bauchschilder sind meist ziemlich
regelmäßig viereckig, in schiefe, gegen die Mitte des Unterleibes
konvergierende Längs- und zugleich in ziemlich gerade Querreihen
gestellt. Die Schwanzschuppen sind wenigstens oberseits immer
mit diagonalen Kielen versehen, die Schenkelporen in der Analgegend
durch einen bald größeren, bald kleineren Zwischenraum getrennt,
die Zehen auf der Unterseite gekielt.
Die Eremias sind Bewohner von Lehmsteppen, namentlich
solchen, die reichlich mit Artemisia bewachsen sind. Ihr Fang ist
ziemlich schwierig, da sie äußerst flink und behende sind und bei der
geringsten Gefahr sofort in dichtem Pflanzengestrüpp oder in Höhlen
verschwinden, welch letztere ihnen auch als gewöhnliche Wohn-
stätten dienen.
Die auf den Südosten unseres Kontinents beschränkten zwei
Arten sind durch nachstehende Merkmale leicht zu unterscheiden:
A. Frenale länger als hoch; Unterrand der Augenhöhle von einem
großen, länglichen, bis zum Mundrande reichenden Sub-
Eremias. 341
okulare begrenzt; Präanalgegend mit einem großen, sechs-
eckigen Schilde. Hinterbeine fast bis zu den Ohren reichend,
mit zahlreichen, dicht aneinander gerückten und in der Anal-
gegend nur durch einen geringen Zwischenraum getrennten
Schenkelporen. Körper schlank, mit langem, am Grunde
schwach verdicktem, später seitlich zusammengedrücktem
eehwanz . =", ar Meike Ball:
B. Frenale höher als lang; Unterrand der Augenhöhle durch ein
großes Subokulare von den Supralabialen getrennt. Präanal-
schuppen klein und zahlreich, meist ziemlich gleichartig und
nur ausnahmsweise mit einem etwas größeren Schildchen in
der Mitte des Afterrandes. Hinterbeine die Achseln nicht über-
ragend, mit wenig zahlreichen, voneinander etwas entfernten
und in der Analgegend durch einen ziemlichen Zwischenraum
getrennten Schenkelporen. Körper gedrungen, mit kurzem,
am Grunde stark verdicktem und abgeplattetem, später dreh-
FIRE Schwanz. „IN NETT, Darauta, Pal
1. Eremias velox: Frenale oblongum, scutum suboculare ad oris rimam
productum. Pedes postici ad aures usque pertinentes, poris
femoralibus numerosis, approximatıs, ante anum paullum re-
motis. Corpus gracıle cauda longa, ad basin parum incrassata,
postice compressa. — Long. .20 cm.
Lacerta deserti Lepech. Tageb. d. Reise d. versch. Prov. d. russ.
Reich. I, pag. 318, tab. XXII, fig. 3, 4 (1771). — Lacerta tigrina
Kuhl Beitr. z. Zool. pag. ııg (1820). — Podarces velox Menttr.
Catal. rais. d. obj. de Zool. rec. d. un voyage au Cauc. pag. 62 (1832). —
Eremias velox Wiegm. Herpetol. mexic. pag. 9 (1834). —Eremias
coeruleo-ocellata Dum. Bib. Erpetol. gener. V, pag. 295, 2 (1839).
— Eremias Strauchii Kessl. Tr. St. Petersb. Nat. Soc. VIII,
pag. 166 tab. II. (1878).
juv. Dorso aequaliter albo-nigrogue striato, lateribus pedibusque albo-
guttatis; pileo nigro-variegato, cauda subtus coccinea.
Lacerta orwenta Pall. Reise’d. versch. Prov. d. russ. Reich. T,
pag. 457 (1771). — Scincus cruentatus 'Daud. Hist. nat. gen.
et part. d. rept. III, pag. 278 (1802). — Lacerta coccinea Merr.
Vers. ein. Syst. d. Amph. pag. 69 (1820). — Lacerta vittata Eversm.
Lac. imp. ross. in Nouv. mem. de la soc. imp. d. nat. de Mosc. III, pag. 358,
9, tab. XXI, fig. 4 (1834). — Aspidorhinus gracilis Eichw.
Fauna casp. cauc. pag. 93, tab. XI, fig. 4—6 (1842).
adolesc. Supra griseus, strüis nigris albisque interdum solutis minus
conspicuis,; pedibus albo-ocellatis, capite concolore, cauda subtus
coccinea.
Inarciesztarsve los! Eollsizes pae2 457, 12 (1778).
adult. Supra griseo-fuscescens, maculis atris dorsalibus per series
irregulares dispositis, lateribus coeruleo-ocellatıs.
Der Körper ist ziemlich schlank und gestreckt, der Kopf nach
vorn steil abfallend, mit stark verschmälerter und ziemlich lang
zugespitzter Schnauze. Die Vorderbeine erreichen, an den Hals
342 Lacertidae.
angelegt, etwa die Schnauzenspitze, die Hinterbeine ragen stets
über die Schultern hinaus, so daß das Ende der längsten Zehe ge-
wöhnlich die Ohröffnung erreicht. Der am Grunde nur wenig ver-
dickte Schwanz ist nach hinten allmählich aber sehr stark verdünnt,
und daselbst durch seitliche Zusammendrückung stets deutlich höher
als breit, seine Länge anderthalb oder selbst zweimal so viel betra-
gend, als der übrige Körper.
Das mäßig große Rostrale ist etwa so lang als breit, hinten
durch die in der Mitte breit zusammenstoßenden Supranasalschilder
von dem Internasale getrennt, das Frontale hinten oft bis über die
Hälfte seiner ursprünglichen Breite verschmälert, das Interparietale
fast immer länger als breit; die Parietalia sind hinten gewöhnlich
breit und gerade abgestutzt, mit meist ziemlich rechtwinkligen oder
stumpf abgerundeten Außenecken. Die etwa unregelmäßig halb-
kreisförmigen Supraokularia, deren hinteres das vordere an Größe
manchmal etwas übertrifft, stellen in ihrer Vereinigung eine eiförmige
oder elliptische Scheibe dar, welche mit Ausnahme eines Teiles
ihres Innenrandes ganz von kleinen Körn-
chen umgeben ist, die vorn gegen die
Präfrontalen zu stets ein bis zwei größere
Schildchen einschließen, und bei sehr
jungen Stücken manchmal gegen die
Frontoparietalen zu fehlen, so daß dann
letztere in ihrer ganzen Ausdehnung an
das hintere Supraokulare stoßen. Die das
Nasenloch umgebenden Schilder sind nur
schwach aufgeworfen, das etwa trapezische
Frenale ist meist länger als hoch, das
untere Postnasale in der Regel nicht über-
ragend, dem dritten und häufig auch dem
vierten Supralabiale aufliegend. Das Auge
ist unten von dem sehr vergrößerten, nach
Eremias velox Pall. unten bis an den Mundrand reichenden
Subokulare begrenzt, die Schläfen sind
mit feinen Körnerschuppen bedeckt, die am Rande der Parietalen
oft etwas vergrößert und länglich sind. Die sechs bis acht Sub-
labialen sind nach innen von fünf Submaxillaren begleitet, deren
erstes und letztes Paar ziemlich gleich groß sind, von den etwa
neun bis zwölf Halsbandschuppen sind die mittleren meist doppelt
so groß, als die daran stoßenden; die Körperschuppen, von denen
etwa zwei Querreihen der Länge eines Bauchschildes entsprechen,
sind rundlich, schwach gewölbt, höchstens bei sehr alten Exemplaren
kaum merkbar geschindelt, zwischen den Hinterbeinen ziemlich
schnell in die Schwanzschuppen übergehend. Diese sind auf der
Oberseite bei Jungen schärfer, bei Alten stumpfer gekielt, mit Aus-
nahme der Mittelreihe von länglich rechteckiger oder schwach
rhomboidischer Gestalt, ihr Hinterrand in der Jugend durch schiefe
Abstutzung in eine mehr oder weniger scharfe Spitze ausgezogen,
im Alter hingegen meist ziemlich gerade abgestutzt und nicht zu-
gespitzt; die Unterseite des Schwanzes ist mit länglichen, in der
Eremias. 343
Jugend stumpf gekielten und hinten zugespitzten, im Alter voll-
kommen glatten und hinten abgestutzten oder verrundeten Schuppen
bedeckt. Von den ziemlich gleich großen, fast regelmäßig. rhom-
bischen Bauchschildern stehen etwa 1I4—I6 in einer Querreihe. Die
Vorderbeine sind an ihrer ganzen Hinterseite mit kleinen Körner-
schuppen bedeckt, welche, obwohl etwas größer und flacher, auch
noch die Außen- und Vorderseite des Unterarmes überziehen; die
Außenseite des Oberarmes ist hingegen mit flachen, rhombischen
Schindelschuppen bekleidet, die sich, an Größe bedeutend zunehmend,
bis auf die Handwurzel erstrecken. Die Hinterbeine sind oben wie
der Körper beschuppt, die Schenkel nach vorn, die Schienen nach
unten zu mit einer einzigen Reihe großer, quer sechseckiger Schilder be-
setzt. Die sehr deutlich zusammengedrückten Zehen sind unterseits
mit einer Reihe scharf zugespitzter, längs der Mitte sehr scharf gekielter
Schuppen versehen. Die Krallen sind ziemlich kurz und breit, die
sehr dicht aneinandergerückten Schenkelporen ziemlich zahlreich
(15—25), der gegenseitige Abstand beider Reihen meist geringer
als die Breite des Analschildes; dieses ist groß, meist ziemlich regel-
mäßig sechseckig, nach vorn manchmal noch von einem ähnlichen
kleineren Schildchen begrenzt.
Die Färbung und Zeichnung ist nach dem Alter sehr veränder-
lich. Ganz junge Tiere zeigen auf der Oberseite ein helles Weißgrau,
das an den Beinen viel lichter ist und hier oft in fast vollkommen
reines Weiß übergeht, am Kopfe aber von verschiedenartigen Linien
und Zeichnungen unterbrochen ist, die meist ziemlich symmetrisch
verteilt und von schwärzlicher Farbe sind. Vom Hinterrande des
Pileus entspringen vier tief schwarze, nach rückwärts etwas brei-
ter werdende Längsstreifen, deren mittlere sich aber in der Regel
schon in der Vorderhälfte des Rumpfes vereinen, so daß dann nur
drei sehr scharf begrenzte schwarze Binden über den ganzen Rücken
hinziehen, die mit den dazwischen liegenden, gleich breiten weißen
Zwischenräumen wechselnd eine sehr hübsche, regelmäßige Zeich-
nung darstellen. Alle dunklen Streifen setzen sich übrigens auch
auf den Pileus fort, obwohl sie hier immer viel undeutlicher werden
und zur Bildung der oberwähnten Kopfzeichnungen Veranlassung
geben; von den weißen Rückenstreifen fließen die zwei mittleren
an der Schwanzwurzel zusammen, von wo aus sie dann als ein-
fache weiße Binde etwa bis zur Hälfte des Schwanzes sichtbar
bleiben, beiderseits von den eben so weit fortgesetzten seit-
lichen schwarzen Rückenstreifen begleitet. Die hintere Hälfte des
Schwanzes ist hingegen immer einfarbig graugelb. Außer diesen
genannten Rückenzeichnungen sind aber auch noch die Seiten des
Körpers von je zwei schwarzen Streifen durchzogen, deren oberer
von der Ohröffnung oft bis zur Schwanzspitze, deren unterer aber
nur zwischen den Beinen hinzieht; ersterer besteht eigentlich aus
' zwei parallelen Linien, welche vom Ohre bis zu den Vorderbeinen
vollkommen getrennt, an den Schwanzseiten aber verschmolzen
sind, während sie am Rumpfe stellenweise durch Querbalken ver-
bunden werden und dadurch von der ursprünglichen Grundfarbe
nur runde oder längliche weiße Flecken zwischen sich übrig
344 Lacertidae.
lassen. Die schwarzen Beine sind mit großen, weißen Tropfenflecken
besetzt.
Je älter nun das Tier wird, desto mehr geht die ursprünglich
weißgraue Grundfarbe in Gelb- oder Braungrau über, die daher
auch nicht mehr so scharf abstechenden schwarzen Längsstreifen
lösen sich anfangs nur teilweise, später aber immer mehr in Flecken
und im hohen Alter endlich in zahlreiche kleine Makeln oder selbst
Punkte auf, welche, entsprechend ihrer Entstehungsweise, in bald
mehr, bald weniger deutliche Längsreihen geordnet sind. Zugleich
werden die an den Rumpfseiten stehenden Augenflecken in der
Mitte immer schöner blau, während die weißen Tropfenflecken der
Beine allmählich undeutlicher und zwar der lichter gewordenen
Grundfarbe ähnlich werden und namentlich an den Vorderbeinen
meist ziemlich frühzeitig verschwinden. Doch bleibt die ursprüng-
lich schwarze Färbung der Beine am Umfange der Tropfenflecken
sehr gern in Form eines dunklen Ringes zurück, der aber nament-
lich an den Hinterbeinen mit zunehmendem Alter oft so breit wird,
daß er den hellen Mittelraum mitunter ganz verdrängt, so daß dann
die Beine in diesem Falle mit, aber auch selten stark abgehobenen,
schwärzlichen Flecken versehen sind. Der Kopf ist, mit Ausnahme
ganz junger Tiere, immer ungefleckt, die Unterseite stets einfarbig,
weißlich oder beingelb. Der Schwanz ist in der Jugend unterseits
in seiner ganzen Erstreckung schön korallenrot, welche Färbung
jedoch mit zunehmendem Alter allmählich verschwindet. — Aus-
nahmsweise zeigt sich die Färbung der Jungen auch bei ziemlich
großen Exemplaren bald mehr, bald weniger deutlich erhalten.
Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt etwa Id&—20 cm.
Diese hübsche Art ist auf den äußersten Südosten des europäischen
Rußlands beschränkt, woselbst sie die zwischen der Wolga und dem
Caspisee gelegenen Steppen des Gouvernements Astrachan bewohnt;
nach Westen scheint sie den genannten Fluß nicht zu überschreiten.
Das Tier lebt in den Ritzen von Lehm- und Mergelhügeln, teilweise
auch auf losem Flugsande, besonders aber auf etwas lehmigem, durch
Sträucher mehr zusammengehaltenem Sandboden.
2. Eremias arguta: Frenale altum, orbita scuto suboculari magno a
supralabialibus separatum. Pedes postici ultra axıllas haud
pertinentes, poris femoralibus paucioribus, distantioribus, ante
anum valde remotis. Corpus robustum, cauda brevi, ad basın
valde deplanato-incrassalta, postice terete. — 12—I5 cm.
Ameiva arguta Meyer Synops. reptil. pag. 28, 7 (1895). — Lacerta
leucosticta Lichtenst. in Eversm. Reise n. Orenb. n. Buch. pag. 142
(1823). — Podarcis variabilis et arguta Wagl. natürl.
Classific. d. Amphib. pag. 156 (1830). — Eremias variabilis
Bonap. Amphib. europ. pag. 38, 33 (1842). — Eremias arguta
Kessl. Tr. St. Petersb. Nat. soc. VIII, pag. 170 (1878).
Typus. Supra cinerea vel griseo-fuscescens, maculis irregularıbus
atris, albo-ocellatis in series plerumque sex per longitudınem
dispositis; subtus albıda.
Eremias. 345
Lacerta deserti Andrzej. Amphib. nostr. in Nouv. m&m. soc. imp.
Moscou II, pag 324, ı (1832). — Podarcis deserti Eichw. Fauna
casp. cauc. pag. 96 (1842).
var. a) Maculis nigris in fascias transversas plus minusve confluen-
tibus.
Lacerta arguta Pall. Reise d. versch. Prov. d. russ. Reich. II, pag.
718, 40 (1771). — Lacerta variabilis. Pall. Zoogr. rosso. asiat. III,
pag. 31, 26 (1831). — Podarcis variabilis Menetr. Catal. rais.
d. obj. de Zool. rec. au Cauc. pag. 62, 215 (1832).
var. b) Maculis, praecipue albis, elongatis per longitudinem partim
confluentibus.
juv. Supra cinereo-virescens, maculis ocellatis imperfectis aut nume-
vosiS.
?Podarcis irritans Menetr. l. c. pag. 62, 216 (1832).
Der Körper ist ziemlich plump und gedrungen, der schwach
depresse Kopf in eine kurze, aber immerhin zugespitzte Schnauze
ausgezogen, über die sich zwei Erhöhungen der Nasenlöcher fast
in Form eines ringförmigen Wulstes erheben. Die Vorderbeine ragen
nicht über die Schaauzenspitze, die hinteren nicht über die Achseln
hinaus; der an der Basis sehr breite und später drehrunde Schwanz
ist wenig länger als der Körper.
Das Rostrale ist von dem Internasale durch die dazwischen
eingeschobenen Supranasalen fast immer getrennt, die Präfrontalen
sind meistens etwas länger als breit, das
Frontale ist vorn gut doppelt so breit
als lang, nach hinten in einen äußerst
stumpfen Winkel ausgezogen. Das Inter-
parietale ist klein, die Parietalia sind
hingegen groß, quer, etwa so breit als
lang, hinten gerade abgestutzt und mit
ziemlich rechtwinkligen Außenecken;
wegen des fehlenden Occipitales stoßen
sie etwa im letzten Drittel ihrer Länge
zusammen, nach außen zu sind sie von
drei bis fünf kleinen Schildchen oder
auch von Schuppen begrenzt. Die etwa un-
regelmäßig halbkreisförmigen Supraoku-
laren, deren hinteres das vordere nament-
lich im Alter an Größe meist deutlich
übertrifft, stoßen gewöhnlich in gerader
Linie zusammen und stellen in ihrer
Vereinigung eine ziemlich kurz elliptische oder fast kreisförmige
Scheibe dar, welche von einem Ringe feiner Körnerschuppen umgeben
ist, die vorn und hinten an Größe zunehmen und daselbst nicht selten
einzelne, meist auch ziemlich konvexe Schildchen einschließen; doch
ist dieser Schuppenring nach innen zu in der Regel nicht vollständig,
indem wenigstens das hintere Supraokulare das Frontale und die
Frontoparietalen bald in größerer, bald in geringerer Ausdehnung be-
rührt. Das den zwei ersten Supralabialen aufliegende untere Post-
Fig. 70.
Eremias arguta Pall.
346 Lacertidae. N
nasale ist etwa eben so lang aber viel niedriger als das Supranasale, das
obere hingegen zwei- oder dreimal kleiner als jenes. Das gewöhnlich
dem zweiten und dritten Lippenschilde aufliegende Frenale ist klein,
meist höher als breit und daher das vor ihm liegende Postnasale
in der Regel deutlich überragend.. Das sehr große Frenookulare
ruht auf dem dritten und vierten Supralabiale auf und ist oben in
ziemlich scharfer Kante auf die Stirne umgebogen, daselbst in seiner
ganzen Breite an das betreffende Präfrontale sich anfügend. An
dieses Frenookulare schließt sich nach hinten ein kleines Prä- und
ein sehr großes, längliches Subokulare an, welche Schilder, sich
zwischen die Supralabialen und den unteren Augenhöhlenrand ein-
schiebend, diesen von jenen trennen und nach rückwärts noch von
einem oder zwei kleineren Schildern gefolgt werden. Das in der
Mitte unter dem Auge stehende Subokulare selbst ist gut dreimal
so lang als hoch, nach unten und rückwärts etwas erweitert, dem
fünften bis siebenten Supralabiale aufliegend; die vor und hinter
diesem Subokulare stehenden Schilder sind klein, von etwa vier-
eckiger oder unregelmäßig gerundeter Form. Von den fünf bis sechs
Supraciliaren ist in der Regel das erste das längste, am Oberrande
des Ohres findet sich gewöhnlich ein kleines Tympanale. Von den
sieben bis neun Supralabialen sind die ersten drei oder vier höher
als breit, die Kehlfalte ist durch etwas kleinere Schuppen angedeutet.
Die schwach konvexen, runden oder mehr weniger verrundet,
sechseckigen Kehlschuppen sind glatt, nach hinten allmählich größer,
flacher und deutlicher geschindelt werdend, das vollkommen quere
Halsband besteht aus etwa 9—15 fast viereckigen Schuppen. Die
Körperschuppen sind rundlich, schwach konvex, jede derselben von
einigen kleinen Körnchen umgeben. Die ziemlich regelmäßig vier- oder
sechsseitigen Brustschuppen sind zahlreich, kleiner als die Halsband-
schuppen, vollkommen flach und schwach geschindelt. Die kaum
größeren und den Brustschuppen überhaupt sehr ähnlichen Bauch-
schilder sind fast quadratisch, jederseits der Mittellinie des Unter-
leibes in 14—16 schiefe und in 25—35 quer über den ganzen Bauch
hintereinander stehende Reihen gestellt, deren letztere am häu-
figsten aus je I6 (14—18) Schildern bestehen. Die Präanalgegend
ist mit kleinen, glatten, deltoidischen und geschindelten Schuppen
besetzt, die mitunter in der Mitte des Afterrandes ein, seltener zwei
hintereinander liegende größere Schildchen einschließen. Die Ober-
seite des Oberarmes zeigt durchaus gleiche, glatte, rhombische
Schindelschuppen, die Vorderseite und der Schenkel, sowie die Unter-
seite der Schienen hingegen große, breite, sechseckige Tafeln; die
Unterseite der Vorderbeine und Hinterseite des Unterarmes, wie
auch die ganze Oberseite der Hinterbeine sind fein körnig beschuppt.
Die nicht sehr aneinander gerückten Schenkelporen sind meist
nur in der Zahl von neun bis zehn (7—14) vorhanden, ihre Reihen
in der Analgegend durch einen ziemlichen Zwischenraum vonein-
ander getrennt. Die Schwanzschuppen sind anfangs, namentlich
unten und an den Seiten länglich rechteckig, schief gestellt, glatt
oder nur stumpf gekielt, mit vollkommen gerade abgestutztem
Hinterrande; während nun letzterer nach hinten immer mehr und
Ophiops. 347
mehr in eine winkelige Spitze ausgeht, fangen die zuerst flachenSchup-
pen an sich zugleich etwas dachförmig zu erheben, und lassen auf
diese Weise immer deutlicher werdende Kiele entstehen, die aber
nicht genau durch die Mittellinie der Schuppen verlaufen.
Die Färbung und Zeichnung ist im allgemeinen ziemlich be-
ständig. Die Oberseite ist immer grau oder graubraun, mit in der
Regel ziemlich großen, unregelmäßigen, am häufigsten in sechs
Längsreihen stehenden schwarzen Makeln, welche in ihrer Mitte
gewöhnlich einen weißen Fleck oder Strich einschließen, und öfters
zu unregelmäßigen Querbinden zusammenstoßen; mitunter sind diese
Makeln auch mehr oder weniger in die Länge gezogen, was weniger
mit den schwarzen Flecken selbst, als namentlich mit den weißen
Mittelfeldern der Fall ist, die nicht selten so stark gestreckt sind,
daß sie besonders nach vorn zu in oft mehr oder weniger ununter-
brochene Linien zusammenfließen. Erwachsene Tiere zeigen im Leben
manchmal eine ziemlich ausgesprochene Lilafärbung längs der Rücken-
mitte, von wo aus dann oft ebenso gefärbte Äste nach seitwärts ab-
gehen, die mitunter bis gegen den Bauch hin reichen und in seltenen
Fällen so überhand nehmen können, daß sie zur Grundfarbe des
Körpers werden. Bei jungen Stücken zeigt die ebenfalls aschgraue
Grundfarbe gern einen Stich ins Grünliche, und die Augenflecken
sind entweder durch schwarze Halbkreise nur teilweise angedeutet,
oder aber auch schon deutlich, dann aber häufig viel zahlreicher
als im Alter und in sechs bis zehn Längsreihen gestellt. Die Unter-
seite ist immer ungefleckt, einfarbig kreideweiß.
Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt etwa fünfzehn cm.
Diese Art ist von der Dobrudscha und Podolien angefangen
längs der ganzen Nordseite des Schwarzen Meeres, durch die Krım,
Kaukasien und die unteren Wolgaländer bis zum Ural verbreitet.
Das in seinen Bewegungen ziemlich plumpe und schwerfällige Tier
lebt auf trockenem, sandigem, noch lieber aber auf hartem, lehmigem
Boden, der mit niederen Kräutern, besonders aber mit Artemisien,
bestanden ist. Das in:der Regel größere und stärkere Weibchen legt
“etwa drei bis sieben Eier, die von der Größe einer Erbse sind und
eine gelbliche Farbe haben. ;
2. Gattung. Ophiops.
Menetr. Catal. rais. d. obj. d. Zool. pag. 63 (1832).
Amvystes Wiegm. Verhandl. d. Gesellsch. naturf. Fr Berl. (1835).
Palpebrae connexae, immobiles, disco pellucido in medio.
Nares in sutura duorum scutellorum supra primum labiale.
Scuta nasofrenalia duo, swperposita.
Collare obsoletum.
Squamae notaei magnae, carinalae, imbricatae.
Der Körper ist gestreckt, schlank, der etwa vierseitig pyramidale
Kopf im hinteren Teile ziemlich hoch, mit steil abfallender, zuge-
spitzter Schnauze und senkrechten, in der Zügelgegend schwach
348 Lacertidae.
der Länge nach vertieften Seiten, der Canthus rostralis daher sehr
gut ausgesprochen. In dieser Schnauzenkante selbst liegen an deren
Vorderende die mäßig großen, rundlichen Nasenlöcher, die so weit
nach aufwärts gerückt sind, daß sie auch auf der Oberseite des
Kopfes vollkommen sichtbar sind. Die Augenlider sind verwachsen
und unbeweglich, das untere in der Mitte mit einer glasartig durch-
sichtigen Scheibe versehen. Das Trommelfell ist deutlich, die mittel-
“lange Zunge an der Spitze ausgerandet und mit schuppenförmigen,
geschindelten Warzen bedeckt. Die Vorderbeine ragen nur selten
über die Schnauzenspitze hinaus, die Hinterbeine reichen bei den
Männchen wenigstens bis zur Schulter, bleiben aber bei den Weibchen
oft bedeutend hinter dieser Länge zurück; von den schwach zusammen-
gedrückten, unterseits gekielten Zehen ist an den Vorderfüßen die
vierte kaum länger als die dritte, während an den hinteren die fünfte
die zweite nicht viel überragt. Der Schwanz ist an der Wurzel gerundet
viereckig, dann drehrund, etwas mehr als die Hälfte der ganzen Kör-
perlänge betragend.
Das stark nach oben übergewölbte Rostrale ist ziemlich groß,
breiter als lang, mit seiner hinteren Spitze das Internasale nur selten
berührend; dieses ist vollkommen quer, bedeutend breiter als lang,
im ganzen von etwa gerundet rhombischer Form. Die nach innen
verschmälerten Supranasalen sind in der Jugend bedeutend, im Alter
hingegen nur wenig oder auch gar nicht breiter als lang, ja manch-
mal sogar die Länge die Breite selbst deutlich überwiegend. Das
etwa spatelförmige Frontale ist groß, vorn gerundet, hinten fast
auf die Hälfte seiner ursprünglichen Breite verengt, mit einer na-
mentlich bei etwas größeren Stücken sehr deutlichen Längsfurche,
die sich von ihm aus über die Naht der Präfrontalen bis auf das
Internasale fortsetzt. Die Frontoparietalen sind nicht oder nur
wenig länger als breit, das Interparietale ist äußerst veränderlich,
obwohl in den meisten Fällen schmal und sehr gestreckt, die Fronto-
parietalia oft an Länge übertreffend und nicht selten in zwei hinter-
einander liegende kleine Schildchen zerfallend. Das gewöhnlich
mehr oder weniger dreieckige Occipitale ist sehr klein, oft ziemlich
weit nach hinten gerückt und mitunter das Interparietale nicht be-
rührend. Der nach außen von einer Reihe kleiner Supraciliar-
schuppen gesäumte Discus palpebralis ist groß, namentlich in der
Jugend sehr deutlich gewölbt, das vordere seiner Schilder manch-
mal etwas kleiner als das hintere. Die großen Parietalen sind ziem-
lich gleich breit, in der Jugend nach außen gern verrundet, im Alter
aber mit meist vollkommen geraden, unter rechtem oder
stumpfem Winkel zusammenstoßenden Außen- und Hinterrande;
sie sind gegen die Schläfen zu von zwei schmalen Supratemporalen
begrenzt, deren vorderes das hintere an Länge stets bedeutend über-
trifft. Von den zwei übereinanderstehenden Nasenschildern sind die
oberen und größeren über der Schnauzenspitze fast immer bis zur
gegenseitigen Berührung genähert, die Nasenlöcher selbst in derNaht
dieser beiden Schildchen ausgetieft; hinter diesen folgen zwei eben-
falls übereinander gestellte, meist etwas kleinere Postnasalen, deren
oberes schon größtenteils auf den Pileus zu liegen kommt und welche
in Ausnahmefällen auch zu einem einzigen Schilde verschmelzen. Das
etwas schief nach hinten gerichtete Frenale ist ziemlich klein, mit
parallelen Vorder- und Hinterseiten, im ganzen immer deutlich
höher als lang, das sehr große Frenookulare oben in scharfer Kante
schmal auf den Pileus übergebogen. Von den vier Supraciliarschild-
chen ist das letzte und vorletzte klein, das zweite gewöhnlich das
längste. Die Schläfen sind mit ziemlich zahlreichen, mäßig kleinen,
unregelmäßig polygonalen Schildchen bedeckt, die nach unten zu
deutlich an Größe zunehmen und von der Seite gesehen oft schwache
Spuren von Kielen zeigen; die Ohröffnung ist nach vorn zu von
einem größeren, bogigen Tympanale begrenzt. Von den sieben bis
neun Supralabialen ist das fünfte unter dem Auge stehende sehr groß,
nach unten verschmälert und nach vorn gewöhnlich bis an das Freno-
okulare verlängert, von dem es nur manchmal durch ein dazwischen
liegendes Präokularschildchen getrennt ist. Die Halsseiten sind
zwischen der Ohröffnung und den Vorderbeinen mit ziemlich dicken,
mehr oder weniger gerundeten und gewölbten, mitunter fast körnigen
Schuppen bedeckt, die, obwohl meist ebenfalls deutlich geschindelt,
von den Rückenschuppen doch dadurch wesentlich verschieden sind,
daß sie, abgesehen von den bereits genannten Merkmalen, auch
kleiner und vollkommen glatt oder kaum mit Spuren von Kielen
versehen sind. Die ganze Oberseite des Körpers ist mit verhältnis-
mäßig großen, rhombischen, aber etwas ungleichseitigen und scharf
gekielten Schindelschuppen bedeckt, die nach rückwärts zu immer
größer werden und in ziemlich gerade Ouer- und zugleich in schief
von der Rückenmitte nach außen und hinten ziehende Längsreihen
gestellt sind. Die Kehle und der Hals sind unterseits mit kleinen,
flachen und glatten Schuppen bedeckt, welche von unregelmäßig
polygonaler Form und meist deutlich geschindelt sind. Eine Kehl-
furche fehlt vollkommen, desgleichen ist auch das Halsband kaum
angedeutet und die Schulterfalte vollkommen seitlich, so daß sie
über die Wurzel der Vorderbeine nicht hinaufreicht. Ähnliche
Schuppen wie auf Kehle und Unterhals, nur bedeutend größere,
stehen auch auf der Brust, während der Bauch mit acht Längsreihen
von Schildern versehen ist, welche mit Ausnahme der zwei äußersten,
die manchmal von den daran stoßenden Seitenschuppen kaum zu
unterscheiden sind, alle breiter als lang, etwa quer sechseckig er-
scheinen, obwohl auch hier die zwei Mittelreihen. öfters schmäler
sind als die anderen. Die etwa länglich rhombischen Schwanz-
schuppen sind geschindelt, dachförmig, die oberen hinten meist
schwach geschweift und in eine kurze, aber scharfe Spitze ausge-
zogen, die unteren nicht zugespitzt, nur schwach dachförmig, von
der Mitte schief nach auswärts gerichtet; sämtliche Schwanzschuppen
sind mit in Längsreihen gestellten Kielen versehen, welche auf der
Oberseite fast schneidig scharf, auf der Unterseite aber viel schwächer
und stumpfer sind und mit Ausnahme der mittleren, mehr drei-
eckigen oder trapezischen Schuppen, diagonal verlaufen. Das Anale
ist etwa sechseckig, mittelgroß, von einigen ebenfalls vergrößerten
Schildchen umgeben. Die Beine sind oben im allgemeinen wie der
Körper beschuppt, unten jedoch, mit Ausnahme der gekielten Sohlen
350 Lacertidae.
und Zehen, mit glatten Schuppen versehen, die an der Hinterseite
des Oberarmes sehr klein, an den Hinterschienen und Schenkeln
aber sehr groß und tafelartig erweitert sind; die von zwei Schuppen
umgebenen Schenkelporen sind nur in geringer Zahl, etwa jederseits
sieben bis zwölf, vorhanden.
Die einzige Art lebt im südöstlichen Europa.
1. Ophiops elegans: Supra cupreo-olivaceus vel grisescens, lateribus
fasciis albescentibus binis maculis atris passim confluentibus lim-
batıs,; subtus albidus. — Long. 14—I6 cm.
Ophiops elegans Menetr. Catal. rais. d. obj. de Zool. rec. au Cauc.
pag. 63, 217 (1832). — Amystes Ehrenbergii Wiegm. Verhandl.
d. Gesellsch. naturf. Fr. Berl. (1835). — Algira punctata Gray.
Ann. of. nat.-hist. I, pag. 283 (1839,..— Ophiops macrodactylus
Berth. Ueb. ein. neue od. selt. Amphib. pag. 14, 14 (1842) — Gymnops
meizolepis Stoliczka Proc. As. Soc. Beng. pag. 124 (1872). — Ophi-
ops Schluetteri Boettg. Ber. Senckenb. Ges. pag. 176, part. (1879).
juv. Supra griseo-viridis vel fuscescens, fasciis lateralibus candidis
regulariter nigro-limbatıs.
adult. Ut supra, sed fasciis albescentibus interdum minus conspicuis
maculisque atris per series quatuor dispositis.
senesc. Supra griseus, maculis atris fasciisque albidis plus minusve
obsoletis.
var. a) Supra irregularıter nigro-maculatus, fascirs albescentibus nullis.
var. b) Supra immaculatus, fasciis albidis conspieuns.
Eine kleine, schlanke Eidechse, welche im Habitus und in der
Zeichnung mit manchen Varietäten unserer Lacerta muralis große
Ähnlichkeit besitzt. Die Färbung ist
übrigens nach den verschiedenen Alters-
stufen manchem Wechsel unterworfen,
obwohl fast immer mit einem bald mehr,
bald weniger ausgesprochenen Metallglanz
übergossen. Ganz junge Exemplare sind
am Rücken gewöhnlich graugrün oder
bräunlich und zu beiden Seiten mit je
zwei hellen Seitenstreifen versehen, deren
innerer am oberen Augenrande anhebt,
während der untere meist erst im Mund-
winkel beginnt. Diese Streifen sind zu
dieser Zeit fast immer rein weiß und auf
einem tief sammetschwarzen oder dunkel-
Fig. 71. braunen Grunde verlaufend; doch tritt
Ophiops elegans Menetr. im der Regel der obere dieser Streifen
weit besser hervor, da das Schwarze
namentlich unter ihm gewöhnlich breit und meist auch über ihm fast
immer sehr scharf ist, während hingegen der untere Streifen häufig
nur durch ein schmales, oft undeutliches und gewöhnlich auch nicht
sehr dunkles Längsband von der hellen Bauchfärbung getrennt ist.
Der Schwanz ist meistens hell braungelb gefärbt, die Beine mit
weißen Tropfenflecken besetzt. Je älter nun das Tier wird, desto
Acanthodactylus. 351
mehr hellt sich im allgemeinen die Grundfarbe auf, während die
dunklen Einfassungen der Streifen in hintereinander stehende Makeln
zerfallen und, da sie den hellen Seitenbinden meist noch immer
folgen, in der Regel in vier Längsreihen geordnet erscheinen, die
mitunter durch teilweises Zusammenfließen die Gestalt von unregel-
mäßig gemarmelten Binden annehmen. Doch werden mit noch
weiter zunehmendem Alter auch diese Makeln gewöhnlich kleiner
und sparsamer, und die dann noch heller werdende Grundfarbe dehnt
sich häufig auch auf die, wegen der wegfallenden dunklen Begrenzung
hier ohnedies viel weniger abgehobenen lichten Seitenstreifen aus,
so daß sehr alte Stücke meist einfarbig hellgrau sind, mit nur sehr
vereinzelten oder auch ganz fehlenden schwarzen Flecken und öfters
auch kaum mehr angedeuteten Seitenbinden; doch sind die Tiere
auch in diesem Alter gewöhnlich noch mit einem ziemlich deutlichen
Kupferglanz übergossen, der dann der grauen Grundfarbe einen
mehr oder weniger merkbaren Stich ins Braune verleiht; auch ver-
schwinden die weißen Tropfenflecken der Beine mit zunehmendem
Alter meist vollständig. Die Unterseite ist immer einfarbig, weiß.
Übrigens kommen außer diesen, vom Alter abhängigen Färbun-
gen noch manche andere Varietäten vor, die im allgemeinen sämt-
lich darauf hinausgehen, daß teils die dunklen Flecken, teils wieder
die beiden Seitenbinden mehr oder weniger in den Vordergrund
treten und dabei die Grundfarbe bald lichter, bald dunkler wird.
Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt 14—I6 cm.
Ophiops ist eine Erdeidechse und gleicht in ihrer Lebensweise
etwa unserer Lacerta agilis; wie diese ist sie mehr langsam und wenig
lebhaft und kann leicht mit der Hand gefangen werden.
Das Tier kommt gewöhnlich aus Konstantinopel zu uns, doch
bin ich nicht sicher, ob die betreffenden Stücke nicht von der asia-
tischen Seite des Bosporus stammen; ich selbst habe wenigstens
von einem mich jahrelang aus der Umgebung von Konstantinopel
mit Reptilien versehenden Sammler niemals einen Ophrops erhalten.
Von Krüper wurde die Art im Balkan, und in neuerer Zeit von
Reiser in Akarnanien, im nordwestlichen Griechenland, ge-
sammelt; im europäischen Teile von Südrußland kommt sie, wie ich
mich durch genaue Informationen überzeugt habe, sicher nicht vor.
3. Gattung. Acanthodactylus.
Wiegm. Herpetol. mex. pag. Io, 6 (1834).
Scutum occipitale nullum.
Nares inter tria scutella in sutura primi suwpralabialıs.
Pori femorales ante anum contingentes.
Squamae notaei rhomboideae, imbricatae.
Digiti subtus carinati, laterıbus denticulati.
Der Körper ist bald ziemlich schlank, bald mehr gedrungen,
und kräftig, der Kopf entweder flach und niedrig, oder auch kurz und
ziemlich hoch, nach vorn gewöhnlich ziemlich steil abfallend und
352 . Lacertidae.
meistens auch schnell und stark zugespitzt. Die mittelgroßen Nasen-
löcher sind weit nach vorne und oben gerückt, die Augenlider längs-
gespalten; die Zunge ist mittellang, an der Spitze ausgerandet, mit
schuppenförmigen, geschindelten Warzen besetzt. Die Gaumen-
zähne fehlen. Die Vorderbeine ragen selten über die Nasenlöcher,
die hinteren niemals über die Ohröffnung hinaus. Die Zehen. sind
unten gekielt, seitlich durch spitz abstehende Schuppen bald mehr,
bald weniger deutlich gezähnelt; der ziemlich lange Schwanz ist fein
und dünn ausgezogen.
Das Rostrale ist meist ziemlich groß, breiter als lang, nach oben
deutlich übergewölbt, durch die dazwischen eingeschobenen Suprana-
salen in der Regel von dem bald mehr breiten, bald mehr länglichen
Internasale getrennt. Die Präfrontalen sind fast immer deutlich
länger als breit, das Frontale ist gestreckt, vorn stark gerundet
erweitert, im hinteren Teile bedeutend verengt, im allgemeinen von
etwa spatelförmiger Gestalt und fast immer von einer mehr oder
weniger ausgesprochenen Längsfurche durchzogen. Die Frontoparie-
talen sind meistens nicht viel länger als breit, nach außen hin immer
stark dreieckig verschmälert. Das Interparietale ist das kleinste
aller Kopfschilder, deltoidisch, seine hinteren Seiten gewöhnlich
länger als die vorderen. Die stark in die Quere entwickelten Parie-
talen sind in ihrer hinteren Hälfte nahezu gleich breit, wegen des
fehlenden Occipitale!) in ziemlicher Ausdehnung aneinander stoßend,
hinten fast vollkommen grade abgestutzt und nach außen meist in
ihrer ganzen Länge von einem einzigen, schmalen Supratemporal-
schilde begrenzt. Die zwei mittleren Supraokularen sind in der
Regel deutlich breiter als lang, nach außen immer, häufig auch nach
vorne und hinten von kleinen Körnerschuppen umgeben. Das
Supranasale und das Postnasale sind meist schwach konvex, jenes
an seinem Hinterrande das Nasenloch in der Weise enthaltend, daß
es zugleich dem Postnasale und dem ersten Supralabiale anliegt.
Die Zügelgegend zeigt stets ein Frenale und ein Frenookulare, welch
letzteres am Vorderrande des Auges von einem kleinen Präokulare
gefolgt wird. Das Auge ist nach oben hin von etwa fünf nach hinten
kleiner werdenden Supraciliaren, nach unten aber meistens von
einem großen Subokulare begrenzt. Die Schläfen sind mit kleinen,
körnigen Schuppen bedeckt, die nach unten gewöhnlich größer und
schilderartig werden. Die senkrecht gestellte Ohröffnung zeigt
am Oberrande ein größeres, längliches Tympanale, die Schildernähte
des Kopfes sind durchwegs tief und scharf ausgeprägt. Das meist
mehr oder weniger bogige oder in schiefer Richtung gegen die Brust
hinziehende Halsband ist entweder vollkommen frei, oder in der
Mitte in größerer oder geringerer Ausdehnung angewachsen und
dann hier manchmal ziemlich undeutlich oder in die Brustschuppen
sich verlierend;; die Kehlfalte ist nur selten schwach angedeutet. Die
Rückenschuppen sind klein, rhombisch, schwach geschindelt und
teils glatt, teils dachig gekielt, die mittelgroßen, ziemlich gleich-
1) Bei ganz jungen Tieren kommt es manchmal vor, daß das Occipitale in Ge-
stalt eines kleinen, körnerartigen Schildchens noch sichtbar ist.
Acanthodactylus. 353
artigen Bauchschilder in Io bis 14 Längs- und zugleich in vollkommen
gerade Querreihen gestellt, die Analgegend zeigt immer zwei bis drei
hintereinander liegende, größere Schilder. Die. Schenkelporen sind
klein aber zahlreich, dicht aneinander gedrängt, die beiden Reihen
vor dem After bis zur gegenseitigen Berührung genähert, die Schwanz-
schuppen mit Ausnahme der Mittelreihe rhomboidisch, oben mit
nicht sehr scharfen aber doch deutlichen, in Längsreihen gestellten
Kielen.
Die einzige, in unserem Faunengebiet mit Sicherheit nachge-
wiesene Art dieser Gattung lebt im südwestlichen Europa!).
1. Acanthodactylus vulgaris: Scuta supraocularia duo, granulis semi-
cincta, collare obliguum medio adnatum. Squamae notaei laeves,
scuta abdominalia per series longitudinales decem disposita. —
Long. 18—20 cm.
Lacerta velox Milne Edw. Rech. a l’hist. d. Lez. Ann. sc. nat. XVI,
pag. 78 (1829. — Acanthodactylus boschianus Bonap.
Amph. europ. pag. 37, 31 (1839). — Acanthodactylus vulgaris
Dum. Bibr. Erpetol. gener. V, pag. 268, ı (1839,. — Acanthodacty-
lus lineo-maculatus Dum. Bibr. l. c pag. 276, 4 (1839). —
Lacerta pardalis Schleg. in Wagn. Reise in d. Regentsch. Ale.
IIl, pag. 115 (1841). — Ctenodactylus vulgaris Fitzing. Syst.
reptil. I, pag. 20 (1843). — Acanthodactylus velox Gray
Catal. Liz. Brit. Mus. pag. 36 (1845).
juv. Supra aterrimus, lineis albis regulariter striatus; cauda subtus
saltem coccinea.
Acanthodactylus vulgaris var. a Dum. Bibr. l. c. pag. 268, ı
(1839).
adolesc. Supra fusco-olivaceus vel nigrescens, strüis punctisque albidis
signatus,; cauda subtus coccinea.
Lacerta erythrura Schinz Naturg. u. Abbild. d. Reptil. pag. 102,
tab. 38, fig. 4 (1833). — Acanthodactylus vulgaris var. b
Dum. Bibr. 1. c. pag. 268, ı (1839,. — Acanthodactylus Bellii
Gray l. c. pag. 36 (1845).
adult. Supra fuscescens vel olivaceus, maculis nigris irregularibus
seriatim dispositis.
Der Körper ist in der Jugend schlank, im Alter aber ziemlich
kräftig und gedrungen, der Kopf im ersteren Falle flach und niedrig,
bei Erwachsenen aber verhältnismäßig kurz und hoch, mit steil
abfallender, ziemlich schnell und stark zugespitzter Schnauze. Die
Vorderbeine überragen kaum die Nasenlöcher, während die hinteren
etwa bis zur Ohröffnung reichen; der Schwanz ist anderthalb bis
zweimal so lang als der Körper.
1) Die in der I. Aufl. der Herpetologie auf pag. 385 u. 387 auf Grund der Angabe
älterer Autoren als Europäer angeführten Acanthodactylus lineo-maculatus u. Savignyi
haben sich als unserer Fauna nicht angehörend erwiesen. — Der von Strauch,
wahrscheinlich auch auf die Autorität Dumeril-Bibrons hin, für Spanien
angeführte Acanthod. lineo-maculatus hat sich als eine Varietät des vulgaris erwiesen,
und der Acanthod. Savignyi ist dadurch in die Fauna der Krim geraten, daß eine von
Rathke als Lacerta grammica von dorther beschriebene Form der Lacerta muralis
vom Dum. Bibr. als Acanthod. Savignyi gedeutet wurde.
Schreiber, Herpetologia europaea. 23
ee! Lacertidae.
Das Rostrale ist groß, die Supranasalen und das Internasale
breiter als lang, letzteres vorn gerundet, hinten meist ziemlich spitz-
winkelig. Die Präfrontalen sind deutlich länger als breit, das Fron-
tale stark verlängert, mit abgestutztem oder gerundet viereckigem
Vorder- und ziemlich geradem oder sehr stumpfwinkligem Hinter-
rande. Das nach hinten in eine scharfe und oft ziemlich lange Spitze
ausgezogene Interparietale ist manchmal durch Querteilung in zwei
Schildchen zerfallen, die Parietalia sind nicht viel länger als breit,
nach außen zu meist von drei Schild-
chen gesäumt, deren mittelstes jedoch
fast allein die ganze Länge des Parie-
tales einnimmt. Das erste und vierte
Supraokulare sind stets durch mehr
oder weniger kleine Körnerschuppen
verdrängt, zwischen welche sich
namentlich vorn fast immer einzelne
größere und konvexe Schildchen ein-
schieben. Die allein vorhandenen zwei
mittleren Supraokularen sind breiter
als lang, das vordere meist etwas
größer als das hintere, beide zusammen
einen etwa unregelmäßig elliptischen
oder eiförmigen Discus palpebralis
bildend. Die das Nasenloch um-
gebenden Schilder sind nur sehr
schwach gewölbt, jenes selbst ziemlich
groß, gerundet, am Vorderende des
Canthus rostralis gelegen. Das Post-
nasale ist klein, das Frenale mindestens
doppelt so groß als jenes und von
dem darauffolgenden Frenookulare an
Größe meist nicht sehr stark verschie-
den. Von den auf letzteres folgenden
zwei Schildern ist das Präokulare
klein, höher als breit, im ganzen etwa
DR schwach bogig rechteckig, das daran
„Asgztnodactylos vulgaris DB. otofende Subokulare hingegen seht
c von unten. groß, gut die Hälfte des unteren Orbi-
talrandes umfassend, nach abwärts
stark geschweift verengt und, sich zwischen das vierte und fünfte
Supralabiale einschiebend, mit seiner abgestutzten Spitze bis zum
Mundrande reichend. Die Schläfen sind mit kleinen, unregelmäßig
polygonalen Schildchen bedeckt, die nach oben hin in feine Körner-
schuppen übergehen. Die gewöhnlich in der Fünfzahl vorhandenen
Supralabialen sind wohl entwickelt, die ersten drei höher als breit,
das vierte nach hinten, das fünfte nach vorn zu spitz abfallend. Das
aus etwa neun bis elf größeren Schuppen bestehende Halsband ist
etwas schief nach hinten gerichtet und in der Brustmitte, wo sich
dessen Schenkel in einem sehr stumpfen Winkel oder Bogen ver-
einigen, angewachsen und daher hier manchmal, namentlich in der
Bie272:
Acanthodactylus. 355
Jugend, etwas undeutlich. Die Halsseiten sind mit fast kugel-
förmigen Körnern besetzt, die übrigen Körperschuppen hingegen
flach und glatt, sehr schwach geschindelt, am Ende des Rumpfes
ziemlich plötzlich in die Schwanzschuppen übergehend. Diese sind
oben von der trapezischen, in eine kurze Spitze ausgezogenen
Mittelreihe an schief nach auswärts gerichtet, hinten gerade abge-
stutzt und mit diagonalen Kielen versehen, die aber meist nur
an den zwei bis drei ersten Reihen beiderseits deutlich sind;
übrigens sind die Wirtel wegen der schiefen Stellung der Schuppen
anfangs nicht sehr ausgesprochen, treten aber nach hinten all-
mählich hervor; die Unterseite des Schwanzes ist etwa bis zur Mitte
mit dreieckigen, glatten Schuppen bedeckt. Die Kehlfurche fehlt,
die Kehle ist mit kleinen, flachen, länglich rhombischen Schuppen
bekleidet, die nach hinten allmählich größer, namentlich breiter und
mehr deltoidisch werden. Die sechs bis sieben Sublabialen sind klein,
alle vier- oder länglich fünfeckig, das sehr große Mentale ist von fünf
Paar Submaxillaren gefolgt. Die in ro Längs- und etwa 30 Quer-
reihen stehenden Bauchschilder sind mit Ausnahme der mehr sechs-
seitigen Mittelreihen mehr oder weniger rhombisch, die an die unter-
sten Schuppen stoßende Reihe jederseits um die Hälfte kleiner als
die vorangehende und so wie diese fast gleichseitig. Die Präanal-
gegend ist mit nach außen kleiner werdenden deltoidischen Schuppen
bedeckt, die zwischen sich drei bis vier große, hintereinander liegende
Schilder von ziemlich sechseckiger Form einschließen. Die Zehen
sind dünn, an den Gelenken stark knotig angeschwollen, unterseits
mit drei scharfen Längskielen, die an ihren Rändern abstehenden,
scharf dachig gekielten Schuppen namentlich hinten eine sehr deut-
liche Zähnelung hervorbringend. Die Anzahl der zur Brunstzeit
stark röhrig hervortretenden Schenkelporen wechselt zwischen 20
und 30, die Krallen sind lang und spitz.
Ganz junge Tiere sind auf der Oberseite tief sammtschwarz,
mit sieben bis neun weißen, im Leben öfters licht bräunlich gelben
Linien über den Rücken, von denen drei am Hinterrande des Pileus,
die anderen aber von den Kopfseiten entspringen. Die mittlere
der drei erstgenannten ist immer unvollständig, indem sie sowohl
nicht selten unterbrochen, als auch niemals weiter als bis höchstens
gegen die Mitte des Rückens fortgesetzt ist; die diese Linie ein-
schließenden beiden anderen Streifen sind jedoch über den ganzen
Körper hin deutlich, vereinen sich jedoch auf der Schwanzwurzel
in eine einzige übrigens bald verschwindende Linie. Von den zwei
Seitenstreifen geht der obere, obwohl bald undeutlicher werdend,
auf den Schwanz über, während der untere an der Wurzel der Hinter-
beine endet; oft kann man unter diesem Streifen noch einen jeder-
seits unterscheiden, der aber meistens sehr wenig hervortritt, da er
von der hellen Bauchseite gewöhnlich nur durch eine sehr unvoll-
ständige dunkle Binde gesondert ist. Die Oberseite der ebenfalls
schwarzen Beine ist mit scharf abgesetzten, weißen Tropfen besetzt,
die Unterseite des Schwanzes und die Innenseite der Hinterschenkel,
manchmal die ganze Spitze des ersteren, lebhaft mennigrot.
Bei zunehmendem Wachstum verändert sich nun die Zeich-
23*
356 Lacertidae.
nung dergestalt, daß sich in die zwischen den weißen Linien liegenden
schwarzen Bandstreifen helle, meist gelbgraue oder braungelbe
Punkte einfügen, welche anfangs ziemlich klein und rundlich und in
eine regelmäßige Längsreihe gestellt sind. Doch sind diese Flecken
in der Mittellinie des Rückens meist viel größer und zahlreicher,
so daß sie die ursprüngliche schwarze Farbe bis auf untergeordnete
Flecken fast immer mehr oder weniger verdrängen, und halberwachsene
Stücke infolgedessen zu beiden Seiten eines heller gefärbten grauen
oder bräunlichen Mittelbandes jederseits zwei breite schwarze Streifen
zeigen, die von weißen Linien gesäumt und mit hellen Flecken besetzt
sind. Desgleichen finden sich auch an den Beinen bald lichte Makeln
ein, ‘welche durch Zusammenfließen das einstige Schwarz endlich
bis auf einen schmalen Ringsaum der weißen Tropfenflecken zurück-
drängen.
Mit noch weiter fortschreitendem Wachstume geschieht nun
mit den vier schwarzen Seitenstreifen dasselbe, was mit der Mittel-
binde des Rückens schon früher stattfand; während nämlich die
weißen Längslinien immer undeutlicher werden, nehmen die in ihren
Zwischenräumen aufgetretenen hellen Flecken fortwährend an Aus-
dehnung zu, so daß sie endlich von der ursprünglichen Grundfarbe
nur noch bald mehr, bald weniger unterbrochene schwarze Flecken
übrig lassen, die, entsprechend ihrer Entstehungsweise, fast immer
in deutliche Längsreihen gestellt sind. Zugleich verschwindet der
schwarze Umkreis der Tropfenflecken an den Beinen immer mehr,
so daß sie dann nur mit geringer Schärfe hervortreten. Der Kopf
und der Schwanz sind in jedem Alter mehr braungelb, die Unter-
seite immer einfarbig, weißlich, in der Jugend oft fast metallglänzend
perlgrau.
Ältere Tiere sind nicht selten an den Körperseiten mit mehr
oder weniger lebhaft gelben, bei Männchen auch mit blauen Augen-
flecken gezeichnet; letztere sind übrigens an der häufig dunkleren
Färbung und namentlich an der stark verdickten Schwanzwurzel
leicht zu erkennen, während die gewöhnlich lichteren Weibchen
öfters die jugendliche Färbung insofern beibehalten, als sie auch im
erwachsenen Zustande oft noch ziemlich deutlich gestreift sind und
vor allem die rote Färbung des Schwanzes und der Hinterbeine
nicht verlieren, ja selbe manchmal sogar noch auf die Tropfenflecken
der Schenkel ausgedehnt erscheint.
Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt I8—20 cm.
Acanthodactylus lebt in dürren, steinigen Gegenden an warmen,
sonnigen Stellen in meistens selbst gegrabenen Erdlöchern, die er
nur bei günstiger Witterung teils um sich zu sonnen, teils um seiner
Nahrung nachzugehen oder dem Paarungsbedürfnisse zu genügen,
verläßt. Er ist ein äußerst lebhaftes, scheues und unstetes Tier,
das stoßweise läuft und mit hoch erhobenem Kopfe, aufgestemmten
Vorderbeinen und wagerecht auseinander gespreizten Hinterbeinen
zu sitzen pflegt.
Seine Verbreitung erstreckt sich vom südlichen Frankreich an
über die ganze pyrenäische Halbinsel.
In der Gefangenschaft ist ihm ein seiner Größe und Lebhaftig-
Psammodromus. 357
keit entsprechendes Trockenterrarium anzuweisen, das mit einer
handhohen Bodenfüllung von mit etwas Sand vermischter lockerer
Erde und mit einer Lage rauher Steinbrocken versehen sein muß.
Obwohl die direkte Nässe scheuend, trinkt er doch gern und geht
bei gänzlichem Wassermangel leicht ein. Das Tier ist anfangs sehr
wild und ungestüm und wird überhaupt nur schwer zahm; gegen
Kälte ist es sehr empfindlich. Die Nahrung besteht aus Insekten,
von denen am liebsten Heuschrecken genommen werden, die wahr-
scheinlich auch im Freien sein Hauptfutter bilden dürften.
4. Gattung. Psammodromus.
Fitzing. Neue Classif. d. Reptil. pag. 22. 2 (1826).
Aspistis Wagl. natürl. Syst. d. Amphib. pag. 156, 56 (1830).
Scutum supraoculare primum minimum.
Nares supra suturam scuti vostralis cum primo labiali.
Tempora scutellata.
Collare obsoletum aut nullum.'
Squamae notaei magnae, aculae, carinalae et imbricatae.
Der Körper ist mehr oder weniger schlank, der Kopf mit mäßig
langer, nach vorne sehr allmählich aber ziemlich stark zugespitzt
verrundeter Schnauze und senkrecht abfallenden Seiten. Die weit
nach vorne ans Ende des Canthus rostralis gerückten Nasenlöcher
sind über der Naht des Rostrale mit dem ersten Supralabiale gelegen,
die Ohröffnung ist ziemlich groß. Die Vorderbeine reichen nicht
ganz bis zur Schnauzenspitze, die Hinterbeine mindestens bis zu
den Achseln. Die Finger und Zehen sind seitlich schwach zusammen-
gedrückt, der Schwanz lang und dünn.
Der Pileus ist im ganzen von normaler Bildung, nur ist das erste.
Supraokulare sehr klein, der Discus palpebralis nach außen von
keiner Körnerreihe gesäumt. Postnasalen und Frenalen sind je
eines vorhanden. Von den sieben Supralabialen stößt das größte,
fünfte, an das Auge. Die Schläfe sind beschildert, das Halsband
fehlt oder ist kaum zu unterscheiden, der Körper oben mit großen,
hinten zugespitzten, flachen und scharf aufliegend gekielten Schindel-
schuppen bedeckt, die Bauchschilder sind glatt und in sehr regel-
mäßige Längsreihen gestellt.
Die zwei im Südwesten Europas vorkommenden Arten unter-
scheiden sich durch nachstehende Merkmale:
A. Halsseiten zwischen Ohröffnung und Vorderbeinen mit kleinen,
glatten oder kaum merkbar gekielten Körnerschuppen. Hals-
band sehr undeutlich. Die 2 mittleren Reihen der Bauch-
schilder etwas schmäler. Finger und Zehen unterseits gekielt,
Schwanz höchstens doppelt so lang als der übrige Körper
hispanicus Fitz.
B. Halsseiten zwar mit kleineren, aber sonst wie am Rücken
gebildeten Schuppen. Halsband vollkommen fehlend, Bauch-
358 Lacertidae.
schilder alle ziemlich gleich. Finger und Zehen unten glatt,
Schwanz weit über doppelter Körperlänge
algirus Linn.
1. Psammodromus hispanieus: Collum ad latera granoso-sguamosum,
collare vix distinctum, scutorum ventralium series mediae paullum
angustiores. Digıtı subtus carinatı, cauda corpore duplo maxime
major. — IO—I2 cm.
Psammodromus hispanicus Fitzing. Neue Classificat. d.
Reptil. pag.. 52 (1826). — Lacerta Edwardsiana Duges Annal.
d. scienc. natur. XVI, pag. 386, VI, tab. 14, fig. I—6 (1829). — Aspistis
Edwardsiana Wagl. natürl. Syst. d. Amphib. pag. 156 (1830). —
Notopholis Edwardsiana Wiegm. Herpetol. mexic. I, pag. Io
(1834). — Psammodromus Edwardsii Dum. Bibr. Erpetol.
gener. V, pag. 253,1 (1839,..— Psammodromus Edwardsianus
Bonap. Amphib. europ. pag. 37,29 (1839,.—Lacerta Schreibersii
Schinz Europ. Wirbelth. II, pag. 28 (1840).
Typus: Supra griseus, fuscescens vel olivaceus, maculis atris seriatis
linea flavescente divisis; subtus albo-margarıtaceus.
var. a) Maculis dorsalibus transverse confluentibus (adolescens).
var. b) Maculis dorsalibus per longitudinem cohaerentibus.
var. c) Maculis atrıs obsoletis; striis albescentibus utringue duabus
(senescens).
var. d) Supra cupreo-cinereus, concolor, maculis atris striisgue flavidis
nullis. |
Psammodromus cimereus Bonap. Descript. esp. ined. Lac. Ann.
ser nat. 2X 1 79a. 2627 (183g):
juv. Supra griseo-fuscescens, maculis crebris nigris, albo-ocellatıs.
Der Körper ist ziemlich schlank, der verhältnismäßig große Kopf
im hinteren Teile hoch, nach vorne zu steil abfallend, mit schwach
‚der Länge nach vertiefter Zügelgegend und gut ausgesprochener
Schnauzenkante. Die Ohröffnung ist senkrecht verlängert. Die
mäßig lange Zunge ist an der Spitze ausgerandet und mit geschin-
delten, schuppenförmigen Warzen bedeckt; der Gaumen ist zahnlos.
Die Vorderbeine reichen höchstens bis zu den Nasenlöchern, die
hinteren bis oder selbst etwas über die Achseln; an jenen sind die
drei ersten Finger allmählich verlängert, der vierte etwa so groß wie
der dritte, der fünfte kaum länger als der zweite; an den Hinter-
füßen sind die vier ersten Zehen stufig verlängert, die letzte die
zweite nicht überragend. Alle Finger und Zehen sind übrigens
unten gekielt und ihre Ränder, die von oben gesehen ziemlich glatt
scheinen, zeigen sich bei seitlicher Ansicht durch spitze, nach abwärts
gerichtete, dreieckige Schuppen nach unten zu deutlich gesägt. Der
anfangs rundlich vierseitige, dann aber drehrunde Schwanz ist andert-
halb bis zweimal so lang als der übrige Körper, sehr fein und spitz
auslaufend.
Das Rostrale ist ziemlich klein, breiter als lang, nach oben über-
gewölbt, durch die in der Mitte der Schnauzenspitze mehr oder
weniger breit zusammenstoßenden Supranasalen vom Internasale
getrennt, welches immer quer und deutlich breiter als lang ist. Die
Psammodromaus. 359
Präfrontalen sind nicht oder nur wenig länger als breit, das Frontale
ist ziemlich kurz und breit, in der Mitte fast immer bald mehr, bald
weniger bogig verengt, nach vorne nur mäßig erweitert; die Fronto-
parietalen sind kurz und kaum länger als breit. Das Interparietale
ist von den Frontoparietalen an Länge nicht sehr verschieden, wohl
aber meist deutlich länger als das kleine, gewöhnlich trapezoidische
Occipitale. Von den Supraokularen ist das zweite in der Regel deut-
lich größer als das dritte; die großen Parietalen sind ziemlich gleich-
breit, hinten abgestutzt, nach außen von mehreren länglichen Schild-
chen begrenzt, die von vorn nach hinten an Größe abnehmen. Das
rundliche Nasenloch ist mittelgroß, in der hinteren und unteren
Ecke des Supranasalschildes gelegen. Das Postnasale ist klein,
höher als breit, deutlich schmäler aber kaum niedriger als das darauf-
folgende Frenale; dieses ist ziemlich
viereckig, etwas schief von oben nach
unten und hinten gerichtet, ganz oder
größtenteils dem zweiten Supralabiale
aufliegend, mit dem es auch in der
Länge meist ziemlich übereinstimmt.
Das Frenookulare ist etwa um die
Hälfte größer als das Frenale, nach
oben gut auf das Doppelte seiner ur-
sprünglichen Länge erweitert, das Prä-
okulare verhältnismäßig nicht sehr /
klein, nach hinten verengt, trapezisch
oder fünfeckig. Von den vier Supra-
ciliaren übertrifft das zweite alle
anderen an Länge um ein Bedeutendes,
die Schläfen sind mit nicht sehr zahl-
reichen, polygonalen Schildchen be-
deckt, die nach unten ziemlich groß
sind, nach oben und hinten aber kleiner Fig. 73.
und mehr schuppenartig werden und Psammodromus hispanicus Fitz.
im allgemeinen glatt oder nur äußerst a Hinterzehe.
undeutlich gekielt erscheinen. Von
den Supralabialen sind das zweite und dritte höher als lang, vier-
eckig, die anderen länger als hoch. Die Subciliarschuppen werden
gegen den Hinterwinkel des Auges zu immer größer und schilder-
artiger, die Ohröffnung ist vorne von einem gut entwickeltenTympa-
nale begrenzt. Sublabialen sind gewöhnlich sechs vorhanden, das
letzte das größte, über doppelt so lang als breit, hinter ihm am Rande
der Mundspalte meist noch zwei schuppenartige Schildchen. Das
sehr große Mentale ist nach hinten von vier Submaxillaren gefolgt,
von denen das letzte fast den drei ihm vorangehenden zusammen-
genommen an Größe gleichkommt. Die ganze Unterseite des Kopfes
ist mit flachen, stark geschindelten, etwa unvollkommen sechseckigen
Schuppen bedeckt, die vorne kleiner und länglich, nach hinten aber
mehr gerundet, quer erweitert und ziemlich stark vergrößert sind.
Die Kehlfalte ist meistens ziemlich deutlich, obwohl sie mitunter
auch ganz verwischt sein kann. Das Halsband ist zwar vorhanden,
360 Lacertidae.
aber kaum merkbar, weil dessen Schuppen von den darauf folgenden
Brustschuppen in Form und Größe wenig verschieden sind und über-
dies noch so fest anliegen, daß sie ohne genauere Untersuchung
durchaus nicht ersichtlich sind; die von der Wurzel der Vorderbeine
in schiefer Richtung hinaufziehende Schulterfalte ist jedoch gut
ausgesprochen. Die Seiten des Halses sind zwischen Ohröffnung
und Oberarm mit kleinen, glatten oder kaum merkbar gekielten
Körnerschuppen bedeckt, die Rückenschuppen sind ziemlich groß,
rhombisch und hinten in eine kurze, aber deutliche und scharfe
Spitze ausgezogen, in stark schiefe Längs- und zugleich in ziemlich
gerade Querreihen gestellt, die untersten mehr schilderartig und
meist glatt oder nur schwach gekielt. Die etwa rhomboidisch sechs-
eckigen Bauchschilder sind, mit Ausnahme der etwas schmäleren
Mittelreihen, ziemlich gleich groß, in sehr regelmäßige Längsreihen
gestellt, deren man sechs, oder wenn man die beiden seitlichen schon
mehr schuppenartigen auch dazu rechnet, acht unterscheiden kann,
und die zugleich 25—30 Querreihen bilden. Das Brustdreieck ist
klein, meist nur aus vier bis sieben Schuppen bestehend, daher die
Bauchschilder ziemlich weit nach vorne reichend, die Präanalgegend
größtenteils von einem einzigen, großen Schilde bedeckt. Die Schen-
kelporen sind meist groß und deutlich, in ihrer Zahl von IO—15
schwankend. Die länglich runden Schwanzschuppen sind nament-
lich oberseits sehr scharf dachig gekielt und zugespitzt.
Die Färbung der Oberseite kann von einem dunklen Kupfer-
braun durch Olivenfarben und Gelblichbraun bis ins Graue ab-
ändern.
Ganz junge Tiere zeigen auf in der Regel stark ins Braune ge-
neigtem Grunde entweder sechs weißgelbe Längsstreifen, dıe nach
und nach von der Grundfarbe unterbrochen werden und sich in
Reihen heller, schwarz eingefaßter Flecken verwandeln, oder auch
eine große Anzahl kleiner, rundlicher schwarzer Flecken, die in der
Mitte einen weißen Punkt einschließen und bald mehr, bald weniger
deutliche Längsreihen bilden, übrigens voneinander ziemlich gleich
weit entfernt sind, so daß sie höchstens an den Seiten hie und da
zusammenfließen. Mit fortschreitendem Wachstum pflegen sich
dann bei gleichzeitiger Aufhellung der Grundfarbe die schwarzen
Flecken zu vergrößern, so daß sie durch Zusammenstoßen mehr oder
weniger ausgedehnte Querbinden bilden, welche stellenweise durch
die mehr strichförmig gewordenen weißen Mittelfelder unterbrochen
werden. Auch treten dann gewöhnlich hellere, weißliche (im Leben
gelbliche) Längsstreifen auf, die über die ebenso gefärbten Mittel-
striche der Körperflecken hinziehend, jene meist mehr oder weniger
undeutlich machen; doch können diese Längslinien auch vollkommen
fehlen und zeigt sich dann der in diesem Alter meist mehr ins Graue
ziehende Grund, mit schwarzen Flecken versehen, die durch einen
weißen Strich geteilt und in ziemlich regelmäßige Abstände hinter-
einander gestellt sind. Was die hellen Längsstreifen betrifft, so können
selbe in der Zahl von vier bis sechs vorhanden sein, obwohl ersteres
häufiger vorkommt, indem namentlich die Körperseiten gern ein
Paar solcher Linien zeigen, die besonders gegen den Hals zu in den
Psammodromus. 361
meisten Fällen ziemlich deutlich sind. Da diese Längsstreifen über
die Mitte der schwarzen Körperflecken hinziehen, so zeigen sie sich
von Stelle zu Stelle durch etwa viereckige schwarze Flecken eingefaßt,
die an den benachbarten Streifen in der Regel abwechselnd gestellt
sind und manchmal durch quere Erweiterung mit den neben ihnen
liegenden zu unregelmäßigen OQuermakeln, oft aber auch wieder
durch Streckung mit den in derselben Reihe liegenden zu einem
kontinuierlichen Längsstreifen zusammenfließen. Mit zunehmendem
Alter werden jedoch die dunklen Makeln meist kleiner und unschein-
barer, verlieren sich nicht selten auch vollkommen, so daß dann das zu
dieser Periode gewöhnlich graue oder hell kupferfarbige Tier ganz
ungefleckt ist, und nur an den Seiten mit je zwei weißen Streifen
versehen erscheint, die aber sehr häufig auch nicht besonders hervor-
treten, ja in manchen Fällen selbst ganz verschwinden können (Psam-
modromus cinereus Bonap.). — Der Kopf ist namentlich an den
Schildernähten dunkel gewölkt oder gepudert, das obere Augenlid
zeigt gewöhnlich einen schwarzen Punkt und die Schläfen nicht selten
einen weißen Flecken. Die kaum unterscheidbare Iris ist schwarz.
Die Oberseite der Beine ist fast immer mit ziemlich großen weißen,
in der Jugend oft gelben Tupfen besetzt, welche in der Regel schwarz
umrandet und an den Schenkeln in zwei bis drei Längsreihen stehen.
Die einfarbig perlgraue Unterseite ist oft ins Bräunliche oder Grün-
liche, bei der Form cinereus manchmal selbst ins Rötliche geneigt
und namentlich im Leben sehr häufig mit einem bald mehr, bald
weniger lebhaften Perlmutter- oder Metallglanz überflogen, der sich
in Form eines grünlich schillernden Streifens nicht selten auch noch
an den unteren Partien der Körperseiten bemerklich macht, ja mit-
unter selbst die ganze Oberseite überzieht. — Das Männchen besitzt
besonders zur Brunstzeit 2 hintereinander stehende, öfters weiß
gesäumte blaue Axillarmakeln und an der Bauchgrenze eine Reihe
ebenso gefärbter, meist nur zwei Schuppen umfassender Seiten-
flecken.
Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt etwa IO—I2 cm.
Psammodromus hispanicus ist ein Strandbewohner, der an der
Seeküste des Mittelmeeres vom südlichen Frankreich an durch die
ganze Pyrenäische Halbinsel hin vorkommt. Er hält sich besonders
massenhaft und fast ausschließlich in mit spärlichem Pflanzenwuchs
bestandenen Dünen in der Nähe des Meeresufers auf, und wird nur
ausnahmsweise in größerer Entfernung von der Küste angetroffen,
woselbst er wahrscheinlich aus einer Zeit zurückgeblieben ist, in
welcher die See noch tiefer in das Land hineingereicht hatte. Daß
er übrigens an letzteren Orten nicht so recht heimisch ist, zeigt sein
ganzes Wesen, indem er daselbst bei weitem nicht so flink und lebhaft
ist wie seine am Meere lebenden Genossen; auch zeigen sich die be-
treffenden Tiere hier, im Gegensatz zu den meist grauen Dünen-
bewohnern, durch eine gewöhnlich bräunliche oder lehmgelbe Fär-
bung den entsprechenden Bodenverhältnissen schon mehr angepaßt.
Unter allen europäischen Eidechsen ist vielleicht die in Rede
stehende die schnellste und flüchtigste, deren Fang dem Sammler
am meisten Schwierigkeiten macht. Abgesehen von der sie schützen-
362 Lacertidae.
den Färbung, welche das ruhig sitzende oder sich mitunter sogar
totstellende Tier nur schwer erkennen läßt, pflegt dasselbe auch
bei herannahender Gefahr stets blitzschnell zu verschwinden, indem
es sich an bewachsenen Stellen sofort unter die oft harten und stache-
lıgen Strandpflanzen verkriecht, oder an pflanzenleeren Standorten
in den Sand einwühlt. Im ersteren Falle ist es, da es verfolgt, selbst-
verständlich nicht immer auf derselben Stelle bleibt und die Be-
schaffenheit der betreffenden Pflanzen das Herumsuchen unter den-
selben häufig auch sehr unangenehm macht, fast nie mehr zu finden;
aber auch im zweiten Falle ist die Erbeutung des Tieres durchaus
nicht immer leicht, da es unter dem Sande oft meterweit fortkriecht
und, wenn man auch an der Stelle, wo es verschwunden ist, sofort
nachgräbt, dasselbe oft trotzdem nicht zu entdecken ist, da beim
Weiterwühlen der Eidechse der sie bedeckende lose Sand hinter ihr
wieder zusammenfällt und daher von der Richtung, welche die Ver-
' folgte eingeschlagen hat, keine Spur zurückläßt.
Bei Nacht und ungünstiger Witterung bleibt Psammodromus
hispanicus ebenfalls unter dem Sande, aus dem er überhaupt nur bei
ganz warmem Wetter und vollkommen wolkenlosem Himmel hervor-
kommt, da er eben so sehr die Sonne liebt, wie gegen die Kälte em-
pfindlich ist; aus letzterem Grunde zieht er sich auch im Herbste
schon sehr früh zurück und ist zu Zeiten, wo sich andere Eidechsen
noch lebhaft herumtummeln, oft schon lange nicht mehr zu sehen.
Den Winter verbingt das Tier auch im Sande, in der Regel am Fuße
von Pflanzenbüschen vergraben, zu. Desgleichen werden auch die
Eier ım Sande, fast immer an den südlichen Hängen der Dünen,
verscharrt; dieselben sind von rein weißer Farbe, etwa Iı2 mm lang
und 7 mm dick und meistens zu sechs in einem Gelege beisammen.
Die Tiefe, bis zu welcher dieselben vom Weibchen verscharrt werden,
ist stets eine bedeutende und kann nicht selten bis 40 cm betragen;
gelegt werden die Eier im Juni, während die Jungen Ende Juli oder
anfangs August auskriechen.
Im Freien scheinen die Tiere nicht länger als ein Jahr zu leben,
da man im Frühjahre stets nur junge oder halbwüchsige Stücke,
ganz erwachsene dagegen nur im Hochsommer antrifft, so daß letztere,
da sie im Frühlinge nicht mehr herauskommen, nach nur einmaliger
Fortpflanzung während des Winterschlafes jedenfalls eingehen.
Diese Eidechsen haben eine ziemlich laute, piepende Stimme,
welche sie nicht nur wenn sie gefangen oder ergriffen werden, sondern
auch sonst in der Erregung, namentlich während ihrer Balgereien
in der Paarungszeit hören lassen.
Dieses zarte und kleine Tier kommt in der Gefangenschaft nur
bei sorgsamster Pflege durch, lebt aber dann hier oft länger als im
Freien, da man im Terrarium die ungünstigen Witterungs- und
Temperaturverhältnisse, welche die Freilebenden schon am Ende
eines Lebensjahres zum Eingehen bringen, abzuhalten vermag. Aus
den im früheren Gesagten ergeben sich auch die Regeln für die Ge-
fangenhaltung. Die Tiere müssen in einem absolut trockenen Be-
hälter untergebracht werden, dessen Größe angesichts der Klein-
heit seiner Bewohner keine bedeutende zu sein braucht. Obwohl
Psammodromus. 363
der Nässe abhold, trinken diese Eidechsen doch oft und gerne, wenn
auch nicht viel auf einmal und ist infolgedessen das Hineinstellen
eines Wassernapfes nicht zu unterlassen. Der Boden des Käfigs
ist mit einer mindestens handhohen Lage von feinem und staub-
freiem Sande zu bedecken, in den man einige Strand- oder Fettpflanzen
einsetzen kann. Der Sand ist, wenn möglich, vom Meeresufer zu
nehmen, da die Tiere im Flußsande wegen dessen häufigen Kalk-
gehaltes meistens in kurzer Zeit eingehen; letzteren kann man übri-
gens dadurch entfernen, daß man den Flußsand zuerst in mit etwas
Salzsäure versetztem, und hierauf in reinem Quell- oder Brunnen-
wasser tüchtig auswäscht. Vor einer namentlich plötzlich eintre-
tenden Temperaturerniedrigung hat man sich möglichst zu hüten,
den Tieren dagegen reichlich Gelegenheit zur Besonnung zu geben,
wenn auch gerade eine zu starke Bestrahlung zur Mittagszeit im
Hochsommer vermieden werden soll. Selbstverständlich muß auch
im Winter ein mäßiger Grad von Wärme erhalten bleiben. Als
Nahrung sind kleine Mehlwürmer, weiche Insekten von entsprechender
Größe und namentlich Fliegen zu reichen. Da aber diese Eidechsen
nicht zu springen und daher nur am Boden oder in ihrem nächsten
Bereiche befindliche Tiere zu erhaschen vermögen, so empfiehlt
es sich die lebhafteren und namentlich die fliegenden Insekten vor
deren Hineingabe in den Käfig etwas zu betäuben, da sonst die Ge-
fangenen oft zu lange warten müssen, bis die betreffenden Futter-
tiere auf den Boden oder in ihre Nähe kommen. — Im allgemeinen
bleiben aber unsere Eidechsen meist lange scheu und furchtsam und
werden überhaupt nur schwer zahm; zur Paarungszeit streiten sie
sich unter lebhaftem Gequieke herum und fressen dabei die ihren
Gegnern abgebissenen Schwanzstücke meistens auf; übrigens ist
bei dieser Art der Schwanz weit weniger brüchig als bei anderen
Lacertiden.
2. Psammodromus algirus: Squamae colli laterales dorsalibus minores,
ceterum similes. Collare nullum; scuta ventralia aequalia, digiti
subtus laeves. Cauda corpore plus guam duplo longior. — Long.
20—27 cm.
Lacerta algira Linne Syst. nat. I, pag. 203, 16 (1758). —Ameiva
algira Meyer Synops. reptil. pag. 29, 8 (1795). —Scincusalgirus
Latr. Hist. natur. d. reptil. II, pag. 73 (1802). — Algira barbarica
Guer. Menv. Iconogr. regne anim. tab. 5, fig. 2 (1829). -— Psammuros
algira Wagl. natürl. Syst. d. Amphib. pag. 156 (1830). — Tropido-
saura algira Dum. Bibr. Erpetol. gener. V, pag. 168, ı (I839). — Al-
gira algira Boettg. Abh. Senckb. Ges. XIII, pag. 116 (1883). —
Psammodromus algirus DBouleng. Catal. Liz. Brit. Mus. III,
pag. 67. 9 (1887).
Typus: Supra obscure olivaceus vel cupreus, striüis ad latera fla-
vescentibus binis,; subtus albidus, concolor. — Long. 20—27 cm.
var. a) Dorso linea media nigrescente.
var. b) Striis flavescentibus obscure limbatis aut maculatıs.
var. c) Striis flavescentibus plus minusve obsoletıs.
v
364 Lacertidae.
Der Körper ist schlank und ziemlich gleich dick, der etwa vier-
seitig pyramidale Kopf etwas flachgedrückt, um ein Drittel länger
als hinten breit, von rückwärts nach vorne zu sehr allmählich, aber
ziemlich stark zugespitzt verschmälert, mit senkrechten Seiten.
Die Vorderbeine reichen nicht ganz bis zur Schnauzenspitze, die
hinteren bis in die Achselgegend, der Schwanz übertrifft die doppelte
Körperlänge bedeutend.
Das Rostrale ist breiter als lang, fünfseitig, die zwei oberen
Seiten sehr groß und ım stumpfen Winkel zusammenstoßend, die
seitlichen kleiner und ziemlich senkrecht gestellt. Das nach außen
stark verschmälerte Internasale ist quer, viel breiter als lang, die
ziemlich großen Präfrontalen hingegen deutlich länger als breit.
Das nach rückwärts mäßig ver-
engte Frontale ist in seiner zweiten
Hälfte ziemlich gleichbreit, an
den Seiten- und Hinterrändern
schwach bogig, nach rückwärts in
eine kurze Spitze ausgezogen. Die
Frontoparietalen sind in der
Jugend etwa so lang als breit,
während im Alter die Länge die
Breite meist etwas überwiegt. Das
Interparietale und das Occipitale
sind schmal, beide ziemlich gleich-
breit, ersteres länger, nach hinten
verschmälert, letzteres trapezisch.
Die Parietalen sind länger als
breit, nach außen von zwei läng-
lichen Supratemporalen begrenzt.
Der ziemlich lange und schmale
Palpebraldiskus zeigt nach außen
hin keine Körnerreihe, das vordere
Fig. 74 seiner Schilder ist meist etwas
Psammodromus algirus Linne. größer als das hintere. Die ziem-
BrESUCSERRGRHDREn. lich großen Nasenlöcher sind weit
nach vorn, am äußersten Ende des Canthus rostralis gelegen und von
kreisförmiger Gestalt. Das Postnasale und das Zügelschild sind ziemlich
gleichhoch, beide etwas schief von vorn nach hinten und unten gerichtet,
das Frenookulare etwa so hoch als lang. Supraciliaren sind in der Regel
vier vorhanden, von denen gewöhnlich das zweite alle anderen be-
deutend an Ausdehnung übertrifft und meist sehr lang und stabförmig
ist. Von den nicht sehr zahlreichen aber ziemlich großen unregelmäßig
polygonalen Schläfenschildern sind die größeren flach, die kleineren
schwach der Länge nach aufgetrieben, das Tympanale gewöhnlich
sehr entwickelt; von den sieben Supralabialen sind die ersten drei
ziemlich viereckig, meist etwas höher als breit, das vierte trapezisch
oder dreieckig, das fünfte unter dem Auge gelegen. Das Mentale
ist groß, die sechs schmalen Sublabialen von vier Paar Submaxillaren
begrenzt, die Ohröffnung ziemlich kreisförmig. Die sehr großen,
hinten in eine ziemlich lange Spitze ausgezogenen Körperschuppen
Psammodromus. 365
sind auf der Oberseite des Rumpfes meist in 25 Längsreihen ge-
ordnet, die Halsseiten zwischen Ohröffnung und Vorderbeinen zwar
feiner, aber sonst wie der Rücken beschuppt, die Achseln und die
Hinterseite der Schenkel fein gekörnt, desgleichen zieht sich hinter
der kleinen, schiefen Schulterfalte vor der Wurzel der Oberarme
ein Streifen feiner, glatter Körnerschuppen hin. Kopf und Rumpf
sind unten mit ziemlich kleinen, mehr schuppenartigen Schildern
bedeckt, welche flach, rhombisch oder mehr oder weniger sechseckig
und am Hinterrande verrundet sind; auch sind sie schwach auf-
einander geschindelt und selbst auf der Schwanzwurzel noch ziem-
lich deutlich. Die Kehlfurche und das Halsband sind vollkommen
verwischt, die Ventralen gewöhnlich in sechs Längsreihen gestellt.
Das Anale ist fünfeckig, die Präanalschuppen zahlreich. Die 16
bis 20 Schenkelporen sind von drei Schuppen umgeben, wovon
eine den zwei anderen an Größe nachsteht. Die schwach kompressen
Zehen sind unten mit einer Reihe glatter, aufeinander geschindelter
Täfelchen bedeckt, die Nägel mäßig lang, spitz und gebogen. Die
Schwanzschuppen sind unten schmäler als auf der Oberseite.
Die Oberseite ist heller oder dunkler olivenfarben, auch kupfer-
braun, meist lebhaft gold- oder kupferglänzend, oft mit grünlichem
oder perlmutterartigem, mitunter selbst violettem Schimmer, na-
mentlich im Alter, überflogen. Beiderseits des Körpers finden sich
je zwei gelbe Streifen, die bei helleren Stücken oft dunkel oder schwärz-
lich, obwohl nicht scharf gesäumt oder gefleckt sind, und deren obere
vom Rande des Hinterkopfes bis zur Schwanzspitze hinziehen,
während die beiden unteren vom Mundwinkel bis zum After ver-
laufen. In manchen Fällen zeigt sich auch noch über der Mittellinie
des Rückens ein mitunter ziemlich scharfer, schwarzer Längsstreif,
in anderen Fällen können wieder selbst die Seitenstreifen bis zum
Verschwinden undeutlich werden. Die Schläfen besitzen gewöhnlich
ebenfalls einen goldgelben Längsstreif und in der Achselgegend
findet sich fast immer eine kleine Partie von unregelmäßigen, braunen,
schwarz umsäumten Tropfenflecken. Die Unterseite ist stets ein-
farbig, weißlich, gold- oder grünlich metallglänzend.
Das Männchen zeichnet sich durch den Besitz von zwei lebhaft
blauen Axillarflecken aus, welche etwa 3—7 Schuppen umfassen,
meist dunkel gesäumt sind und mitunter noch von einigen derartigen
hintereinanderstehenden Flecken gefolgt werden; das Weibchen hat
nur zwei kleine Achselflecken.
Die Jungen sind von den Alten wenig verschieden, nur daß sie
gewöhnlich eine ziemlich dunkelbraune, in der Dorsalzone manch-
mal sogar schwarze Grundfarbe besitzen und entweder gar keinen
oder nur geringen Metallglanz zeigen; die Bauchseite hat gewöhnlich
im Leben einen Stich ins Lila.
Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt 20—27 cm.
Diese Art, unstreitig die schönste aller europäischen Eidechsen,
hält sich an öden und wüsten Örtlichkeiten auf, die mit zerklüftetem,
spaltenreichen Kalkfels und Gerölle bedeckt und mit Gestrüppe von
strauchartigen immergrünen Pflanzen bewachsen sind. Die er-
wachsenen Tiere sind äußerst scheu und flüchtig, daher sehr schwer
366 Lacertidae.
zu fangen, während die jungen weit träger und leicht zu erbeuten
sind; ergriffen schreien sie laut, beißen und schlagen mit dem langen
Schwanz um sich, ja selbst in den Fangsack gesteckt quieken sie oft
noch lange Zeit, sperren beim Herausnehmen den Rachen auf und
schnappen nach der sie fassenden Hand. Sie klettern gerne im
Gesträuch und auf Bäume und vergraben sich mitunter auch in
warmen Sand.
Psammodromus algirus kommt von der Mittelmeerküste Frank-
reichs nach Westen hin durch die ganze Pyrenäische Halbinsel vor;
der östlichste mir bekannte Standort ist Montpellier; nach Strauch
soll er auch auf den südlich von Toulon gelegenen Hyeres’schen
Inseln gefunden werden. — Das von älteren Autoren behauptete
Vorkommen im griechischen Archipel hat sich durch neuere For-
schungen als irrtümlich erwiesen und dürfte namentlich der durch
Ehrhard von den Cycladen erwähnte Psammodromus algirus
nichts anderes als die daselbst nicht seltene goldgelbe Form der
Lacerta major sein.
In der Gefangenschaft ist diese Eidechse anfangs sehr ungestüm
und bissig, sperrt bei Annäherung des Menschen den Rachen auf und
geht wohl auch auf ihn los, ihm dabei oft recht empfindliche Bisse
versetzend; doch verliert sie diese unangenehmen Eigenschaften
bald und wird in verhältnismäßig kurzer Zeit recht zahm. Der mit
einer Sandschicht und mit zahlreiche Schlupfwinkel gewährenden
Steinbrocken ausgestattete Käfig muß, da das Tier gegen Kälte
sehr empfindlich ist, stets warm gehalten werden, das hineingestellte
Trinkgefäß mit das Herauskommen ermöglichenden entsprechend
großen Steinen am Boden belegt sein, weil sonst die Gefangenen
häufig ertrinken. Als Futter sind Heuschrecken, Libellen, kleinere
Schmetterlinge und Fliegen nebst nackten Raupen zu reichen, auch
werden mitunter kleine Eidechsen nicht ungern genommen; an
Fleisch sind die Tiere nur schwer zu gewöhnen. Zusammengehaltene
Männchen balgen sich zur Paarungszeit unter lautem Gequieke oft
lebhaft herum, daher es geraten ist, dieselben zu dieser Periode zu
isolieren, da es sonst ohne Verlust der langen Schwänze, die eine
Hauptzierde dieser Art bilden, kaum abgeht. Die sonst größten
Feinde der Eidechsen, die Schlangen, scheinen der in Rede stehenden
nicht besonders gefährlich zu sein, da algirus wegen der hinten stark
zugespitzten Schuppen nur mit dem Kopfe voran verschlungen wer-
den kann, während er von hinten ergriffen wegen der sich sträubenden
Schuppen nicht hinabgebracht und übrigens oft schon nach dem ersten
Schrei gleich losgelassen wird.
Statt der hier beschriebenen Art erhält man durch Händler
mitunter die ihr ähnliche, algierische Zerzumia Blanci Lat. geliefert,
die sich aber schon durch die quer erweiterten Bauchschilder, deren
zwei mittlere Reihen etwas kleiner sind, von Psammodromus algirus
leicht unterscheiden läßt.
Algiroides. 367
5. Gattung. Algiroides.
Bibr. Bory Exped. scient Moree, Rept. pag. 67 (1832)
Notopholis Wagl. natürl. Syst. d. Amphib. pag. 342 (1830).
Scutum swpraoculare primum conspricuum.
Nares infra tria scutella supra suturam vostralis cum Primo
labiali.
Tempora scutellata.
Collare conspicuum, liberum.
Squamae notaei magnae, acutae, carinatae et imbricatae.
Im allgemeinen der Gattung Lacerta sehr nahestehend und
von derselben hauptsächlich durch die Form der Schuppen unter-
schieden, welche wenigstens am Rücken groß, flach, sehr deutlich
geschindelt und scharf aufliegend gekielt sowie immer in sehr regel-
mäßige Reihen gestellt sind. Der Discus palpebralis ist nach außen
stets durch eine Körnerreihe gesäumt, das über der Naht des Rostrale
mit dem ersten Supralabiale liegende Nasenloch hinten stets von
zwei kleinen, übereinandergestellten Postnasalen begrenzt, die etwa
zusammengenommen so hoch als das darauf folgende Zügelschild
sind. Die Schläfen sind mit mäßig großen, meist ziemlich schilder-
artigen Schuppen bedeckt, die zwischen sich häufig ein größeres
Massetericum einschließen. Die Kehlfurche ist tief und sehr deutlich,
das aus größeren Schuppen gebildete Halsband nur am Grunde an-
gewachsen. Die Halsseiten sind zwischen dem Ohr und den Vorder-
beinen mit vollkommen kugeligen Körnerschuppen bedeckt, welche
ganz glatt oder höchstens nach oben zu kaum merkbar gekielt sind.
Die ziemlich viereckigen Bauchschilder sind stets in sechs Längs-
reihen gestellt, die ebenso wie die Querreihen vollkommen gerade
angeordnet sind, und deren mittlere und äußere den dazwischen-
liegenden an Breite etwas nachstehen. Die Beine sind kurz, mit
sowohl unten als auch seitlich durchaus glatten Zehen; der Schwanz
ist mäßig lang. Das etwa halbkreisförmige Anale ist sehr groß, fast
die ganze Aftergegend bedeckend.
Die Algiroides sind scheue und flüchtige Tiere, welche an offenen
Stellen in Gesteinsspalten leben, aus denen sie nur bei Sonnenschein
hervorkommen, ihr Gelege besteht gewöhnlich nur aus zwei aber
verhältnismäßig ziemlich großen Eiern.
Die drei südeuropäischen Arten dieser Gattung könnnen durch
nachfolgende Merkmale unterschieden werden:
A. Die Rücken- und die Seitenschuppen ziemlich gleichgroß, so
daß im Durchschnitt nur eine einzige Schuppenreihe der Länge
eines Bauchschildes entspricht; Massetericum oft ziemlich
undeutlich oder fast fehlend. Hinterbeine höchstens bis zu
den Achseln reichend.
I. Hinterbeine lange nicht bis zu den Achseln reichend, Anale
gewöhnlich beiderseits mit einem bis zwei Schildern. Ober-
Seite einfarbig" .N..: „Fitzingeri Wem
II. Hinterbeine fast bis zu den Achseln reichend, Anale beider-
seits von etwa I2 men umgeben. Körperseiten mit
heller Baängssinie 79392 7.2... u. mare ode FB
368 Lacertidae.
B. Rückenschuppen etwa doppelt so groß als die Seitenschuppen,
so daß in der Regel zwei Querreihen der letzteren auf eine der
ersteren kommen. Hinterbeine die Achseln oft etwas über-
ragend, Auge am Unterrande gewöhnlich von dem sechsten
Supralabiale begrenzt. . nigropunctatusDum. Bibr.
1. Algiroides Fitzingeri: Squamae dorsales lateralibus magnitudine
subaequales. Scutum massetericum nullum vel minimum, anale,
scutello uno vel binıs ad latera. Pedes postici axıllas haud
contingentes. Cauda corpore duplo longior. — Long. I0O—I2 cm.
Lacerta nigra Fitzing. Classific. pag. 52, 16 (1826). — Noto-
pholis Fitzingeri Wiegm. Herpetol. mexic. I, pag. Io, 6 (1834).
Lacerta Ritzinereriı Dum. Bibr. Erpetol.gener.) Vs pasrones
(1839). — Tropidepholis Fitzinseri. Fitz. Syst. reptil21 par
21 (1843). — Tropidophorus nigra WVretschko in Fitzing. Bild.
Atl. d. Wirbelth. pag. 8ı (1867). — Tropidopholis nigra Fitzing.
Bild. Atl. z. Naturg. d. Wirbelth. III, fig. 44 (1867). — Algiroides
Fitzingeri Bedr. Abhandl. Senckenb. Ges. XIV, pag. 405 (1886).
Der Körper ist klein und schlank, der Kopf flach, in der Backen-
gegend am breitesten, nach vorne schnell und ziemlich stark verengt
mit sehr sanft abfallender Schnauze; seine Seiten sind ziemlich
senkrecht, die Zügelgegend kaum merkbar der Länge nach vertieft,
die Schnauzenkante verrundet und wenig ausgesprochen. Die Vorder-
beine reichen etwa bis zum Vorderrande der Augen, die hinteren
höchstens bis zu den Achseln, obwohl sie in der Regel hinter dieser
Länge bedeutend zurückbleiben. Der Schwanz ist anderthalb bis
zweimal so lang als der Körper, erst gegen Ende verdünnt.
Das Rostrale ist deutlich nach hinten übergewölbt, vom Inter-
nasale durch die in der Mittellinie zusammenstoßenden Supranasalen
gewöhnlich getrennt, das Frontale fast
durchaus gleich breit, nach vorne und
hinten beinahe gleich stark dreieckig
vorgezogen. Die Frontoparietalen sind
klein, quer fünfeckig, bedeutend kürzer
als das gegen sein ziemlich breit abge-
stutztes Hinterende verschmälerte Inter-
parietale, welches das etwa ebenso breite
trapezische Occipitale an Länge um das
Doppelte übertrifft. Der Discus palpe-
bralis ist am Außenrande in seiner ganzen
Erstreckung durch feine Körnerschuppen
gesäumt, das vordere seiner Schilder
stets deutlich größer als das hintere.
Die großen Parietalen sind gestreckt,
ziemlich gleich breit, nach außen in der
Regel von zwei bis drei Supratemporal-
schildchen begrenzt, deren erstes bedeutend größer als die folgenden
ist. Das Auge ist oben von vier länglichen Supraciliaren, nach unten
von dem fünften Supralabiale begrenzt, welches von geringer Höhe und
nach unten nur wenig oder kaum verschmälert ist. Die Schläfen sind
Fig. 75.
Algiroides Fitzingeri Wiegm.
Algiroides. 369
mit unregelmäßig polygonalen Schildern bedeckt, welche nach vorne
und unten gewöhnlich klein und körnig, nach oben und hinten gegen
die Ohröffnung zu aber meistens größer und auch flacher werden.
Ein Massetericum ist nur selten angedeutet. Von den sechs Sub-
maxillaren sind die zwei vorletzten sehr groß, das letzte Paar kleiner
als das zweite. Der Unterkopf ist vor der Kehlfurche mit schief
gestellten, länglich sechseckigen, hinter ihr aber mit rundlichen,
in der Mitte nach rückwärts bedeutend vergrößerten und deutlich
geschindelten Schuppen bedeckt. Das stark gezähnelte Halsband
zeigt wenige, in der Regel nur fünf, aber ziemlich große Schuppen,
von denen die mittlere weitaus die größte ist. Die Körperschuppen
sind vollkommen rhombisch, schief nach auswärts gerichtet, mit
diagonalen Kielen, hinten in eine kurze Spitze ausgezogen, die des
Rückens von denen der Seiten nicht verschieden und ebenso lang
als die Bauchschilder, in der Regel in zwölf Längsreihen gestellt.
Das große Anale ist hinten gewöhnlich jederseits von einem bis zwei
kleinen Schildchen begrenzt, während dessen mehr oder weniger
bogige Vorderrand von sechs bis sieben kleineren Schuppen gesäumt
wird. Die Anzahl der Schenkelporen beträgt ıı—ı3. Der gut
abgesetzte, in der Basalhälfte ziemlich gleichdicke Schwanz ist mit
mehr länglich rechteckigen Schuppen bedeckt, welche oben sehr scharf
und stark erhaben gekielt und an ihrem deutlich gebuchteten Hinter-
rande in eine kurze, aber scharfe Spitze ausgezogen, unten aber
schwächer gekielt und nur spitzwinkelig sind.
Die Färbung ist oben eintönig olivenbraun, unten an der Kehle
perlgrau, gegen die Schnauzenspitze blau, die Vorderbeine grünlich,
der Bauch und die Hinterbeine dottergelb. Frisch gehäutete Stücke
sind mehr rein olivenfarbig, während die eben ausgekrochenen Jungen
eine hell nußbraune Oberseite mit eingestreuten schwarzen Punkten
zeigen; ihre Unterseite ist hell chokoladebraun.
Unter allen europäischen Eidechsen ist Fitzingeri die kleinste
Art, indem ihr Gesamtausmaß in der Regel nur zehn bis elf, höchstens
aber zwölf Zentimeter beträgt, wovon oft der Schwanz über zwei
Drittel wegnimmt.
Diese in unseren Sammlungen und Terrarien noch ziemlich sel-
tene Eidechse ward bisher nur auf Sardinien und Corsica gefunden,
woselbst sie stellenweise sehr häufig ist und sich unter Steinen und
losen Baumrinden, sowie auch in alten Mauern aufhält; die korsi-
kanischen Stücke sind gewöhnlich größer als die aus Sardinien
stammenden.
Im Käfige ist das Tier nicht schwer durchzubringen, voraus-
gesetzt, daß es gegen Kälte, die es kaum lange verträgt, gehörig ge-
schützt ist. Sein Bedürfnis nach Wasser ist gering und es trinkt
nur selten und wenig. Bei gehöriger Pflege pflanzt es sich im Käfige
auch fort. Meine Gefangenen legten ihre zwei, an Größe denen der
Lacerta muralis wenig nachstehenden Eier Ende Mai in den Sand
unter den Wassernapf, wahrscheinlich weil hier stets ein gewisser
Grad von Feuchtigkeit herrschte; aus den daselbst ruhig liegen ge-
lassenen Eiern krochen nach etwa Ir Wochen die Jungen aus, deren
Größe einer neugeborenen muralis ebenfalls nicht viel nachgab.
Schreiber, Herpetologia europaea. 24
370 Lacertidae.
2. Algiroides moreotieus: Squamae dorsales lateralibus magnitudine
aequales. Scutum massetericum conspicuum, anale scutellis
utrinque quatuor ad latera. Pedes postici axillas contingentes,
cauda corpore sesquilongior. — Long. IO—I2 cm.
Algiroides moreoticus Bibr. Bory Expedit. scientif. Moree.
Reptil. pag. 67, 10, tab. X, fig. 5, a, b, c (1832). — Lacerta moreo-
tica Dum. Bibr. Erpetol. gener. V, pag. 192, 2 (1839). — Notopholis
moreotica Bonap. Amphib. europ. pag. 32, I9 (1839). — Algira
Cuvieri Gray Catal. of Slend. tong. saur. Ann. nat. hist. I, pag. 283
(1839).
Typus: Supra olivaceus, lateribus nigro-alboque variegatis utringue
linea flavescente institutis.
var. Linea flavescente maculisque lateralibus plus minusque obsoletis.
Algiroides moreoticus var. Doriae Bedrg. Beitr. z. Kenntn.
d. Lacert. Fam. pag. 422 (1886).
Der Körper ist weniger schlank als bei der vorigen Art, der
Kopf in der Stirngegend am höchsten, von da nach vorne und hinten
schwach nach abwärts gewölbt mit kurzer, nach vorne schnell ver-
rundeter und stumpfer Schnauze. Die Kopfseiten fallen steil ab,
der Canthus rostralis ist verrundet, die Zügelgegend schwach der
Länge nach vertieft, die Ohröffnung weit nach unten gerückt. Die
Vorderbeine reichen über die Augen hinaus, die hinteren bis zu den
Achseln. Der allmählich in eine ziemlich kurze Spitze ausgezogene
Schwanz ist etwa anderthalbmal so lang als der übrige Körper.
Der Pileus ist im ganzen von gewöhnlicher Bildung. Das Fron-
tale ist breit und kurz, nach rückwärts mäßig erweitert, mit buch-
tigen, in der Mitte verrundet vor-
tretenden Vorder- und bogigen Seiten-
rändern, hinten als mäßige Spitze
zwischen die Frontoparietalia einge-
schoben. Die Parietalen sind länger
als breit, hinten leicht verrundet, nach
außen von größeren Schildern gesäumt
und nach innen oft bis zur gegen-
seitigen Berührung erweitert, wodurch
dann das Interparietale und das Oc-
cipitale voneinander getrennt werden.
Von den zwei letztgenannten Schildern
ist das erstere auffallend schmal,
Fig. 76. doppelt so lang als breit, vierseitig,
Algiroides moreoticus. Bibr. Bory. hinten lang und scharf zugespitzt und
etwa anderthalbmal so lang als das
ziemlich breite, kurz dreieckige Occipitale. Die Postnasalen sind
klein, das Frenale fast halb so groß wie das Frenookulare. Die
Schläfen sind mit etwa 16—20 ungleichseitig polygonalen, zum Teile
schwach geschindelten Schildern bedeckt, die gewöhnlich ein größeres
Massetericum einschließen und mitunter die Spur eines Kieles zeigen.
Von den 7—9 Supralabialen steht das fünfte unter dem Auge. Die
rhombischen Körperschuppen sind diagonal gekielt, hinten ziemlich
scharf zugespitzt, am Rücken wenig größer als an den Seiten, die
Algiroides. >17
unterste Reihe von den ihnen an Länge gleichen Bauchschildern
nicht scharf geschieden. Die Schuppen auf der Oberseite der Glied-
maßen sind ebenfalls gekielt, von den etwas längeren und stärker
zugespitzten Schwanzschuppen ist die mittlere Reihe gleichseitig.
Die Unterseite des Kopfes ist vorne mit länglich sechseckigen Schup-
pen bedeckt, die nach hinten breiter, quer und deutlich geschindelt
werden. Sublabialen sind 6—7, Submaxillaren sechs jederseits vor-
handen. Die Kehlfurche ist bald mehr, bald weniger deutlich, das
schwach gezähnelte Halsband besteht aus 7—9 aufeinander geschin-
delten Schuppen, deren mittlere die größte ıst. Das nicht scharf
abgegrenzte Brustdreieck enthält 6—7 Schuppen, von den in etwa
22—24 Quer- und in 6 Längsreihen stehenden Ventralen sind die
äußersten klein, trapezisch und sehr deutlich geschindelt, die mitt-
leren etwas größer, fünfeckig, ebenso lang als breit, die anderen
sechseckig und sehr breit. Das große Anale ist vorne von zwei läng-
lichen Schildern, seitlich von kleinen Schuppen gesäumt, die ı2 bis
15 Schenkelporen sind ziemlich groß, röhrenförmig, ihre beiden
Reihen in der Analgegend einander fast bis zur Berührung genähert,
die unteren Schwanzschuppen rhombisch, sehr stark gekielt und
scharf zugespitzt.
Der Körper ist oberseits olivenfarben, die Flanken schwärzlich,
weiß gefleckt; ein vom Unterrande des Auges entspringender gelber
Streifen zieht sich über Hals und Rumpf bis an die Schwanzwurzel
hin, die Lippenschilder zeigen stellenweise dunkle Flecken. Die
Unterseite ist im Leben schön grüngelb, bei Jungen mehr bläulich.
— Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt etwa I2 cm.
Bei der auf der Insel Zante vorkommenden Varietät Doriae
Bedrg. ist der helle Seitenstreif grünlichgrau, gegen den Schwanz
zu verschwindend und nach unten von einer Längsreihe bläulich
grauer, kleiner Flecken begleitet, denen sich an der Wurzel der Vor-
derbeine einige ebenso gefärbte Augenflecken zugesellen. Die Unter-
seite ist blau.
Diese, wie es scheint, auch in ihrer Heimat sehr seltene Art
ward bisher nur im südwestlichen Griechenland am Plateau von
Kubeh in Messenien, sowie auf den jonischen Inseln Kephallonia
und Zante gefunden; ich selbst erhielt das Tier vom Taygetos-Ge-
birge. Es lebt wie seine Gattungsverwandten auf offenen Stellen
die mit zerklüfteten, ab und zu mit Gras und Buschwerk besetzten
Felsen bedeckt sind.
3. Algiroides nigropunetatus: Sgquamae dorsales lateralibus duplo ma-
jores. Massetericum saepius obsoletum, anale scutellis 8&—IO
parvis limbatum. Pedes »bostici axıllas contingentes vel super-
antes. Cauda corpore sesgquilongior. — Long. 13—I6 cm.
Lacerta nigropunctata Dum. Bibr. Erpetol. gener. V, pag. 19o, I
(1839). — Notopholis nigropunctata Bonap. Amph. europ.
pag. 52, 18 (1839). — Algiroides nigropunctatus Bedrg.
Abhandl. Senckb. Ges. XIV, pag. 393 (1886).
Der Körper ist schlank, im Habitus etwa der Lacerta muralis
gleichend, der ziemlich flache Kopf etwa um ein Viertel oder um
24*
=
372 Lacertidae.
ein Drittel länger als breit, die sehr wenig abfallende Schnauze ziem-
lich stark zugespitzt; seine Seiten sind fast senkrecht, die Backen-
gegend meist schwach aufgetrieben. Die Vorderbeine ragen ge-
wöhnlich über die Augen, die Hinterbeine etwas über die Achseln
hinaus oder erreichen sie zum mindesten; der an der Basis-deutlich
abgeplattete, hier fast vierseitige Schwanz ist nach hinten allmäh-
lich ziemlich dünn ausgezogen, seine Länge die des Körpers etwa
um die Hälfte überwiegend.
Das Rostrale ist deutlich übergewölbt, vom Internasale gewöhn-
lich durch die Supranasalia getrennt. Die Präfrontalen sind meist
etwas länger als breit, das Frontale breit, nach hinten nur schwach,
aber doch deutlich verengt, nach vorn viel weiter als nach rück-
wärts vorgezogen. Die Frontoparie-
talen sind in der Regel ebenfalls
länger als breit, das Interparietale
von sehr wechselnder Größe, obwohl
bei normalen Stücken meist kleiner
und namentlich entschieden schmäler
als das nach hinten gewöhnlich stark
erweiterte Occipitale. Die Parietalen
sind nach außen zu in ihrer Vorder-
hälfte von einem großen, länglichen
Supratemporale begrenzt; der Discus
palpebralis ist schmäler als das Fron-
tale, das vordere seiner Schilder nur
wenig größer als das hintere. Das
Frenale ist verhältnismäßig sehr
groß, dem Frenookulare an Größe
wenig oder auch gar nicht nach-
stehend, die Schläfen mit ziemlich
kleinen und zahlreichen, unregel-
mäßig polygonalen Schildchen be-
deckt, dıe ein Massetericum von sehr
Fig. 77. verschiedener Form und Größe,
Algiroides nigropunctatus D. B, Manchmal auch gar keines, einschlie-
a Rückenschuppen. ßen. Die Zahl der Supralabialen ist
ebenfalls ziemlich unbeständig, im
allgemeinen etwa von sieben bis neun wechselnd, das Auge unten
in der Regel von dem sechsten, manchmal aber auch von dem
fünften oder siebenten Lippenschilde begrenzt; die Ohröffnung zeigt
oben am Vorderrande ein großes Schildchen. Von den sechs Paar
Submaxillaren ist das dritte und vierte sehr groß, das letzte etwa so
groß wie das erste. Die Kehlschuppen sind schmal, schief länglich
sechseckig, die Halsschuppen größer, quer rundlich sechseckig, die
mittleren nach rückwärts nicht merklich vergrößert. Das schwach
gezähnelte Halsband besteht aus etwa sieben bis neun großen, auf-
einander geschindelten Schuppen. Die Körperschuppen sind im
Nacken mehr gerundet sechseckig, schwach konvex, am Rücken
aber rhomboidisch, diagonal gekielt, mit stumpfer oder selbst abge-
rundeter Spitze, nach rückwärts allmählich in die länglich recht-
Algiroides. 373
eckigen, am Hinterrande kurz winkelig zugespitzten Schwanzschup-
pen übergehend. Die Seiten des Rumpfes sind mit bedeutend klei-
neren, aber mehr gewölbten Schuppen bedeckt, die auch weniger
ausgesprochen geschindelt und nicht so scharf gekielt sind, als die
Rückenschuppen; von den letzteren stehen in der Mitte des Körpers
meistens II bis 12, von den Seitenschuppen fünf bis sechs (ausnahms-
weise aber auch bis neun) in einer Querreihe. Im Durchschnitt
entsprechen etwa zwei Querreihen der Seitenschuppen einer der
Rückenschuppen. Die mittleren Bauchschilder sind meist sogar
schmäler als die äußersten und kaum halb so breit als die daran
stoßenden. Das Anale ist sehr groß, halbkreisförmig, vorn etwa
von 8—Io unregelmäßig polygonalen Schildchen umgeben. Die
Vorderseite des Oberarmes ist mit drei bis vier großen,’ sehr stark
in die Ouere erweiterten platten Tafeln bedeckt; eine Reihe ähn-
licher, von deltoidischen Schuppen begleiteter Schilder findet sich
auch auf der Vorderseite der Schenkel, deren Hinterseite wie die
des Oberarmes körnig beschuppt ist. Die in der Analgegend ein-
ander oft stark genäherten Schenkelporen betragen in der Regel
etwa I5 (I4—Iß8) in jeder Reihe.
Die Färbung der Oberseite kann von einem lebhaften Zimmt-
braun durch Graulich, Olivenfarben oder Nußbraun bis nahezu ins
Schwarze abändern; letzteres ist namentlich bei jungen oder eben
aus den Winterquartieren kommenden Stücken der Fall. Mit Aus-
nahme ganz dunkler Tiere ist überdies die ganze Oberseite fast immer
noch mit mehr oder weniger zahlreichen schwarzen Punkten besetzt,
die bald regellos zerstreut, bald aber auch wieder ziemlich deutlich
gereiht erscheinen; diese Punkte, die gegen das Schwanzende ge-
wöhnlich verschwinden, sind übrigens nur klein, da sie höchstens
die Größe einer halben Schuppe erreichen. Desgleichen sind auch
oft an den Rumpfseiten weißliche Schuppen eingestreut, sowie auch
der Schwanz nicht selten Reihen derartiger Flecke zeigt, die durch
an der Spitze weiß gefärbte Schuppen entstehen. An den Beinen,
und zwar besonders an den hinteren, sind häufig weißliche, mitunter
schwarz umrandete Tropfenflecken zu bemerken.
Die Unterseite dagegen ist nach Alter, Geschlecht und Jahres-
zeit sehr verschieden gefärbt. Ganz junge oder eben aus dem Winter-
schlaf erwachte Tiere zeigen unten ein einförmiges Blei- oder Perl-
grau, das nur an der Kehle öfters ins Bläuliche zieht. Diese Färbung
geht aber sowohl bei den Jungen als auch bei den Weibchen an der
Kehle bald in ein satteres Blau und an den übrigen Körperteilen
mit Ausnahme des Schwanzes in ein mehr oder weniger lebhaftes
Grün- oder Strohgelb über, das nur an den Körperseiten durch eine
rote Zone begrenzt wird. Letztere dehnt sich dann beim Männchen
mit fortschreitender Jahreszeit immer weiter nach unten aus, bis
sie endlich von beiden Seiten in der Mitte zusammenstoßend den
ganzen Bauch intensiv ziegelrot färbt. Diese Farbe dehnt sich aber
auch auf die Unterseite der Beine und zur Brunstzeit noch auf deren
Oberseite, sowie auch am Rumpfe bis gegen die jetzt intensiv zimmt-
braun gewordene Rückenzone hinauf. Da nun zugleich die Kehle
eine tief azurblaue Farbe annimmt, die sich einerseits bis auf die
374 i Lacertidae.
Brust, anderseits selbst bis auf den Oberkopf erstreckt, so bilden
solche im vollen Hochzeitsschmuck prangende Männchen eine wirk-
lich prachtvolle Erscheinung.
Die Größe. beträgt im erwachsenen Zustande 14—I6 cm; Wer-
ner gibt zwar dafür 20 cm an, ich selbst habe aber so große Tiere
niemals zu Gesichte bekommen und unter den zahlreichen Stücken,
die mir unter die Hände kamen, war nur ein einziges Mal ein Exem-
plar, das etwas über I7 cm maß.
Algiroides nigropunctatus ıst, von der Südgrenze Krains an durch
das ganze Karstgebiet über fast alle westlichen Küstenländer des
adriatischen und jonischen Meeres, obwohl sehr ungleichmäßig, ver-
breitet.
Häufig ist das Tier im österreichischen Küstenland, woselbst
es durch die ganze Grafschaft Görz und Gradisca, im Gebiete von
Triest, sowie auch auf der istrischen Halbinsel stellenweise in Menge
vorkommt; auf den dazu gehörigen Inseln traf ich es nur auf Veglia
häufig, wo es namentlich in der Nähe von Ortschaften an alten
Mauern unsere Lacerta muralis vertritt. Auf den anderen Inseln,
selbst auf Cherso, von wo es Werner als häufig anführt, habe ich
dasselbe nur sehr vereinzelt angetroffen. Desgleichen ist diese Eidechse
auch ın Dalmatien höchst selten und kommt auch in der Herzego-
wina nur stellenweise häufiger vor, wie beispielsweise bei Kojnica,
bei Bilek und Drah, ferner an der Trebinjcica, bei Fatnica, und im
Tale von Ljubomirsko polje. Dagegen erscheint sie wieder in grö-
Berer Menge in Griechenland, daselbst in Epirus, Akarnanien, sowie
auf Korfu und Kephallonia die Stelle der muralis vertretend und
einzeln auch auf kleineren jonischen Inseln vorkommend. Am häu-
figsten scheint die Art auf Korfu zu sein, von wo aus sie derzeit
auch fast ausschließlich in den Handel kommt.
Im österreichischen Küstenlande hält sich das Tier vorzugs-
weise im wüsten, mit groben Felsblöcken bedeckten Karste auf,
der ab und zu mit kleinen Grasflächen und Gebüsch untermischt ist.
Im Frühjahre häufig, ist das Tier im Sommer kaum zu sehen, da
es um diese Zeit nur in den ersten Morgenstunden und gegen Sonnen-
untergang herauskommt, während der sengenden Sonnenglut aber
in den Spalten des Gesteins versteckt bleibt. Obwohl ungemein
flüchtig, und daher im allgemeinen nicht so leicht zu fangen, fällt
es doch meistens seiner Neugierde zum Opfer, indem es, verscheucht,
nach einiger Zeit fast immer wieder hervorkommt, um sich seinen
Feind anzusehen oder vielleicht auch, weil es die Gefahr, die ihm
gedroht hat, bald wieder vergißt. Wenn man daher beim Fange
die Geduld nicht verliert und ruhig und unbeweglich auf das Wieder-
erscheinen des entflohenen Tieres wartet, so wird man dasselbe fast
immer erbeuten und ist es mir sogar öfters gelungen, einzelne Stücke,
die mir selbst schon ein paarmal hintereinander aus der Schlinge
geschlüpft waren, schließlich doch noch dingfest zu machen.
Da nıgropunctatus vorwiegend niedere Lagen liebt, so findet man
ihn hauptsächlich am Fuße der Berge, während er höher hinauf rasch
abnımmt. Obwohl nach Veith in der Herzegowina stellenweise
noch bis 555 m vorkommend, habe ich ihn doch im österreichischen
Lacerta. 375
Küstenlande höchstens bis 300 m hoch, und auch da schon nur
mehr sehr vereinzelt angetroffen. Im letzteren Gebiete findet man
ihn fast überall in Gesellschaft der Lacerta fiumana, mit der er auch
die geographische Verbreitung teilt, indem er nach Westen zu den
Isonzofluß nicht mehr überschreitet.
Diese Art pflanzt sich schon vor Erreichung ihrer vollkommenen
Größe fort und habe ich auch halbwüchsige Exemplare mit zwei
Eiern im Uterus angetroffen; drei Eier fand ich überhaupt nur ein
einziges Mal.
Die Gefangenschaft verträgt das Tier gut, ist auch gegen Kälte
nicht sehr empfindlich und wird in verhältnismäßig kurzer Zeit recht
zutraulich und zahm.
6. Gattung. Lacerta.
Linne Syst. nat. I, pag. 200, Io5 (1758).
Scutum supraoculare primum et quartum nec non occipitale con-
spicua.
Nares supra suturam rvostralis cum primo supralabiali.
Palpebrae liberae, per longitudinem fissae.
Collare distinctum.
Squamae notaeı parvae.
Digiti subtus et ad latera laeves.
Scuta ventralia per series rectas juxtapositae.
Der Körper ist bald ziemlich schlank, bald auch wieder mehr
kräftig und gedrungen, der etwa pyramıdale Kopf nach vorn bald
mehr, bald weniger steil abfallend und verschmälert, mit wenigstens
vor den Augen senkrechten Seiten und nicht besonders entwickelter
Schnauzenkante, unter deren Vorderende die rundlichen, mittel-
großen Nasenlöcher liegen. Die Augenlider sind längsgespalten,
das Trommelfell ist deutlich. Die an der Spitze ausgerandete Zunge
ist mittellang, mit schuppenförmigen, geschindelten Warzen bedeckt,
der Gaumen bald bezahnt, bald zahnlos. Der im allgemeinen wenig
deutliche Hals ist beiläufig so lang oder auch etwas kürzer als der
Kopf, die denselben bedeckende Haut von den Ohren bis zu den
Schultern hin mehr oder weniger deutlich der Länge nach gefaltet.
Der stets gerundete Rumpf ist entweder ziemlich walzig oder auch
von oben schwach niedergedrückt, der den Körper an Länge ge-
wöhnlich stark überwiegende Schwanz bei den meisten Arten schon
von der Basis angefangen allmählich und stark nach hinten ver-
dünnt. Die Beine sind im ganzen nur mäßig entwickelt, die vorderen
höchstens bis zur Schnauzenspitze, die hinteren nur selten über
die Achseln reichend, an ersteren der Daumen stets am kürzesten,
auf den dann in wachsender Länge der fünfte, zweite, dritte
und vierte Finger folgen, die beiden letzteren übrigens unterein-
ander wenig verschieden; an den Hinterfüßen sind die vier ersten
Zehen stufig vergrößert, die fünfte nicht länger als die zweite. Sämt-
liche Finger sind übrigens zylindrisch oder von der Seite etwas zu-
376 Lacertidae.
sammengedrückt, weder seitlich gesägt, noch unten gekielt, an den
Gelenken schwach knotig verdickt, mit meist ziemlich kurzen aber
gewöhnlich stark gekrümmten und scharf zugespitzten Krallen.
Das Rostrale ist fünfseitig, breiter als lang, der Mundrand am
längsten, die Labialränder am kürzesten, die zwei oberen Seiten in
stumpfem Winkel zusammentretend. Die Supranasalen stoßen in
der Mitte der Schnauzenspitze meistens zusammen, das Internasale
ist quer und fast immer breiter als lang. Die Präfrontalen sind nach
außen stets mehr oder weniger erweitert, das etwa länglich 'sechs-
eckige Frontale ist nach hinten fast immer, obwohl nur mäßig ver-
engt. Die Frontoparietalen sind unregelmäßig fünfseitig und, wenig-
stens bei erwachsenen Tieren, in der Regel länger als breit, das
Interparietale ist symmetrisch fünfeckig oder deltoidisch, das Occi-
pitale dreieckig oder trapezisch, die relative Größe beider Schilder
bei den einzelnen Arten übrigens sehr verschieden, jenes nach rück-
wärts fast immer verengt, dieses hingegen erweitert. Supraokularen
sind ausnahmslos vier vorhanden, die beiden mittleren sehr groß,
das erste stets bedeutend kleiner als das vierte; der Discus palpe-
bralis ist nach außen häufig durch feine Körnerschuppen gesäumt.
Die Parietalia sind die größten aller Kopfschilder, am Hinterrande
meistens ziemlich breit abgestutzt, am Außenrande oft durch läng-
liche Supratemporalen gesäumt. Die Bekleidung der Kopfseiten ist
nach den Arten ziemlich verschieden, und daher auch in systema-
tischer Beziehung gut verwendbar. Die Nasenlöcher liegen ent-
weder der durch das Rostrale und erste Labiale gebildeten Naht
unmittelbar an, oder sind etwas von ihr entfernt nach aufwärts ge-
rückt. Das Postnasale ist bald einfach, bald doppelt, im letzteren
Falle das eine stets wenigstens teilweise über das andere gestellt.
Das Frenale ist von sehr wechselnder Größe, jedoch immer deutlich
kleiner als das am Augenrande stets winkelige oder verrundet aus-
geschweifte Frenookulare, welches überhaupt das größte Schild der
ganzen Zügelgegend ist. Das Auge ist nach oben stets von einer
Reihe länglicher Supraciliarschilder begrenzt, die Schläfen sind teils
mit Schildern, teils mit Schuppen bedeckt, welche im letzteren Falle
häufig ein Scutum massetericum einschließen; die Ohröffnung zeigt
am Vorderrande nach oben zu fast immer ein größeres, längliches
Tympanale. Von den sieben bis acht Supralabialen sind die vor
dem Auge stehenden in der Regel mehr viereckig und höher als lang,
das unter dem Auge liegende das größte, merklich länger als hoch,
nach unten beiderseits verschmälert, am Hinterrande über der Mitte
in eine deutliche Ecke erweitert. Die Sublabialen, deren Zahl sechs
nur selten übersteigt, sind alle schmal, länglich fünf- oder vıereckig;
das Mentale ist gewöhnlich fünfseitig, die vier bis sechs Paar Sub-
maxillaren sind sehr entwickelt, die beiden Seiten des Unterkiefers
fast vollständig bedeckend. Die Kehlfurche ist bald mehr, bald we-
niger ausgesprochen, das aus größeren Schuppen bestehende Hals-
band immer sehr deutlich, quer und vollkommen frei, sein Hinter-
rand bald ganz, bald mehr oder weniger deutlich gezähnt. Die
Körperschuppen sind im allgemeinen klein und zahlreich, bald mehr
rundlich und körnerartig, bald mehr flach und länglich; sie sind stets
Lacerta. 377
in deutliche Ouerreihen gestellt, nie aufliegend, meist aber stumpf
dachig, wenn auch oft sehr schwach, gekielt und niemals ausge-
sprochen geschindelt. Der Unterleib ist mit meist viereckigen, in
gerade Ouer- und sechs bis zehn Längsreihen gestellten Schildern
bedeckt, deren äußerste oft allmählich in die daranstoßenden Seiten-
schuppen übergehen, während die beiden Mittelreihen häufig etwas
schmäler als die benachbarten sind. Die Beine sind oben der Haupt-
sache nach wie der Körper beschuppt, die Schenkel unten mit grö-
Beren, stets flachen Schuppen, die Vorderseite der Gliedmaßen mit
stark in die Quere erweiterten, etwa sechseckigen Tafeln bedeckt;
desgleichen sind die Zehen mit hintereinander liegenden viereckigen
Täfelchen besetzt, welche oben meist länger als unten sind. Die
Präanalgegend zeigt stets ein großes, queres Analschild.
Die Lacerten sind flinke und lebhafte Tiere, welche sich meist
an freien und trockenen Orten, mitunter aber auch im Walde oder
an feuchten Stellen aufhalten; sie nähren sich hauptsächlich von
Kerfen und nur die größeren unter ihnen nehmen auch kleine
Wirbeltiere zu sich; einige Arten naschen mitunter auch gerne an
süßen Früchten, ja manche derselben, wie beispielsweise serpa und
fiumana, nähren sich im Hochsommer vorwiegend von Weinbeeren
und werden hiedurch in einigen Gegenden Dalmatiens bei massen-
haftem Auftreten recht unangenehm.
Die Gattung Lacerta ist eine äußerst vielgestaltige, deren mannig-
fache Formen je nach Ansicht der betreffenden Forscher sehr ver-
schieden aufgefaßt, und bald in verhältnismäßig wenige Arten zu-
‚sammengezogen, bald wieder in viele Spezies zersplittert werden.
Wenn auch das letztere nicht zu billigen ist, so scheint doch auch
das erstere, namentlich wenn es zu weit geht, nicht geraten und
glaube ich daher der Vereinigung so vieler, mitunter höchst verschie-
denartiger Tiere schließlich doch entgegentreten zu müssen, ob-
gleich ich überzeugt bin, daß ich hiebei auf vielfachen Widerspruch
stoße. Wenn man aber die betreffenden Tiere in freier Natur be-
obachtet und sieht, wie oft zwei bisher als Varietäten derselben Art
betrachtete Formen knapp nebeneinander, ja an der Grenze ihrer
Verbreitungsbezirke selbst untereinander leben, ohne sich jemals zu
vermischen und auch nur die geringsten Zwischenformen oder Über-
gänge zu zeigen, sondern ihre Eigentümlichkeiten auch in ihren
Nachkommen stets in derselben Weise und unentwegt festhalten
und bewahren, so ist es wohl kaum tunlich, solche Formen als
artengleich zu betrachten, da ja der Speziesbegriff eben in der Kon-
servierung und Vererbung der angestammten Merkmale besteht. Des-
gleichen zeigen sich derartige Formen meist auch bezüglich ihres
Vorkommens und ihrer Lebensgewohnheiten häufig so abweichend,
daß auch in dieser Hinsicht die Verschiedenheit der Art bestätigt
erscheint. |
Ich habe daher infolge eingehender Untersuchungen und jahre-
langer Beobachtung der Lacerten mit der bisher üblichen Vereini-
gung vieler Formen gebrochen und die mir aus unserem Faunen-
gebiete bekannten Lacerten in 25 Arten unterschieden.
Daß übrigens eine zu weit gehende Zusammenziehung der in
378 Lacertidae.
Rede stehenden Eidechsen nicht richtig ist, geht auch aus den so
interessanten und mühevollen Untersuchungen des um die Herpeto-
logie hochverdienten Prof. v. M&ehely hervor, laut dessen die
hier als Arten aufgefaßten Formen nicht nur äußerliche, sondern
auch wesentliche osteologische Unterschiede zeigen. Das Eingehen
in anatomische Merkmale liegt aber selbstverständlich nicht im Be-
reiche eines Bestimmungsbuches.
An Versuchen, diese große Mannigfaltigkeit der Eidechsen in
gewisse Gruppen zu bringen, hat es übrigens nicht gefehlt und haben
namentlich Eimer und Bedriaga bei der Behandlung der
muralisartigen Lacerten dieselben nach der Form des Schädels in
flachköpfige (dlatycephalae) und hochköpfige (Pyra-
midocephalae) unterschieden; bei ersteren ist der Kopf niedrig und
abgeflacht, bei letzteren dagegen hoch, gewölbt und pyramidenför-
mig. Dazu kamen dann noch die spitzschnauzigen Echsen
(oxvcephalae), welche in der Regel mit den Flachköpfen zusammen-
fallen, obwohl dies nicht immer der Fall ist, wie beispielsweise die
entschieden hochköpfige Lacerta serpa ausgesprochen spitzschnauzig
ist. Doch haben sich diese Unterscheidungen nicht als stichhaltig
erwiesen, da die ihnen zugrunde liegenden Merkmale einerseits nicht
immer genügend scharf ausgeprägt, anderseits aber auch oft nach
dem Geschlecht verschieden sind und namentlich zu hochköpfigen
Männchen nicht selten flachköpfige Wefbchen gehören, während das
Umgekehrte allerdings nicht vorkommt. Hiedurch erklärt sich auch
der Widerspruch, daß mitunter Eidechsen derselben Art von dem
einen Forscher zu den Hochköpfen, von dem anderen aber zu den
Flachköpfen gestellt werden, was offenbar darin seine Begründung
findet, daß den betreffenden Herpetologen bei ihren Untersuchungen
entweder nur das eine oder das andere Geschlecht zur Verfügung
stand. Selbst die bei den genannten zwei Eidechsengruppen in der
Regel vorkommende Verschiedenheit in der Bildung des knöchernen
Schädels ist nicht immer konstant und kommen auch in dieser Rich-
tung mancherlei Zwischenformen vor.
In neuerer Zeit hat Me&Ehely einen Teil der platycephalen
Arten, die er phyletisch für älter hält, mit dem Namen der Archaeo-
lacerten belegt, während er die phyletisch jüngeren als Neolacerten
bezeichnet. Bei ersteren steht die Naht zwischen dem ersten und
zweiten Supraciliare immer senkrecht auf dem oberen Augenbogen,
der Außenrand der Parietalen ist durch das meist keilförmige erste
Supratemporale ausgeschweift und das Massetericum, welches stets
höher als breit ist, schief von oben nach unten und hinten gerichtet;
bei letzteren zieht dagegen die oberwähnte Supraciliarnaht schief
von unten nach oben und hinten und der Außenrand der Parietalen
ist zugerundet.
So interessant und wichtig auch die hier besprochenen Unter-
scheidungen sind, so können sie dennoch wegen ihrer oft zu geringen
Schärfe für eine Bestimmungstabelle sämtlicher europäischer La-
certen nicht verwertet werden und habe ich daher zu dem Ende
von deren Benutzung absehen müssen.
Bei der nahen Verwandtschaft der hieher gehörenden Tiere ist
Lacerta. 379
nun allerdings deren Unterscheidung und scharfe Bestimmung nicht
leicht, zumal auch innerhalb einer und derselben von mir als Art
aufgefaßten Form noch immer eine große Mannigfaltigkeit herrscht
und namentlich die zur Charakterisierung so wichtige Beschaffenheit
der Kopfbedeckung nicht selten Abnormitäten aufweist.
Es kann daher auch die hier gegebene Bestimmungstabelle im
allgemeinen nur für die Normalformen gelten, die aber selbst bei
partiellen Abweichungen immerhin ziemlich feststehend sind, wenn
man bei der Bestimmung stets das ganze Tier ins Auge faßt und
sich nicht gerade auf jedes einzelne, mitunter der individuellen Ab-
weichung unterliegende Merkmal steift.
Da übrigens die meisten Lacerten nur selten vereinzelt, sondern
an ihren eigentlichen Wohnorten fast immer in Menge, ja häufig
sogar massenhaft angetroffen werden, so wird der Sammler gewöhn-
lich in der Lage sein, die betreffenden Tiere in größerer Menge zu
erhalten und dann bei der Untersuchung eines reichlichen Materiales
den der Art eigentümlichen, bei den meisten Exemplaren in gleicher
Weise wiederkehrenden Charakter von ab und zu auftretenden in-
dividuellen’ Abweichungen oder Abnormitäten leicht unterscheiden
können. Für die unzweifelhaft sichere Bestimmung jedes verein-
zelten Stückes kann die gegebene Bestimmungstabelle allerdings
nicht garantieren, doch möge man, falls man nur eine einzelne Eidechse
zur Verfügung hat, namentlich bei Untersuchung der Kopfbeklei-
dung stets beide Seiten betrachten, da die oft vorkommenden Un-
regelmäßigkeiten und Abweichungen in der Beschilderung häufig
nur einseitig auftreten, während die andere Seite nicht selten die
normale, für die Art charakteristische Bildung zeigt.
Schließlich wird bei einer zweifelhaften Bestimmung das Nach-
lesen der ausführlichen Diagnose, in der auch stets die mir bekannt
gewordenen Abweichungen angeführt sind, sowie die genaue Ver-
gleichung mit der dazu gehörenden Abbildung, in den meisten Fällen
doch eine richtige Bestimmung ermöglichen, zu der endlich auch
noch der Fundort und die Art des Vorkommens manchmal das ihrige
beitragen können.
Es folgt nun hiemit die analytische Zusammenstellung.
ı Nasenloch von einem einzigen Postnasale begrenzt.
2 Schenkelporen eine vollständige, von der Analgegend bis zur
Kniekehle hinziehende Reihe bildend.
3 Körperschuppen gleich groß oder nach den Seiten zu allmäh-
lich etwas vergrößert.
4 Rostrale von dem Internasale durch die zwischen ihnen zu-
sammenstoßenden Supranasalen getrennt.
5 Außenrand des Discus palpebralis mit meistens in einer
Reihe stehenden kleinen Körnern versehen.
6 Vordere Supralabialschilder vier.
7 Nasenloch vom Rostrale entfernt.
8 Naht zwischen dem ersten und zweiten Supra-
ciliare schief von unten nach oben und rückwärts
ziehend, Parietalen am vorderen Außenrande nicht
nach einwärts geschweift. Schwanzwirtel gleich groß.
380 Lacertidae.
9 Kopf klein, Schnauze kurz und gerade zuge-
spitzt.
ıo Kopf niedrig, stark depreß, Halsband voll-
kommen ganzrandig.
ıı Massetericum vorhanden
muralis Laur.
IT 2 fehlend
hispanica Steind.
10’ Kopf mäßig hoch, gewölbt, Halsband schwach
gezähnelt. Schwanzschuppen hinten in eine
scharfe, mit einem über dieselbe hinaus-
ragenden kleinen Dörnchen versehene Spitze
ausgezogen . . .„ fiumana We
9’ Kopf groß mit lang und geschweitt zugespitzter
Schnauze, Schuppen am Rücken mit Scheitel-
kielen, am Schwanze oben gerade abgestutzt oder
stumpfwinkelig .. „a. en. se Rp
8’ Naht zwischen dem ersten und zweiten Supra-
ciliare auf dem oberen Augenbogen senkrecht ste-
hend, Parietalen am vorderen Außenrande durch
das nach rückwärts verschmälerte erste Supratem-
pörale deutlich nach einwärts geschweift. Masse-
tericum höher als breit, oval, schief von oben nach
unten gerichtet, Schwanzwirtel abwechselnd länger
und kürzer IM Ir Baxreo la’
7' Nasenloch an das ee stoßend.
8 Halsband schwach gezähnelt, gewöhnlich u län-
gere Supratemporalen, obere Schwanzschuppen
stumpfwinkelig.
9 Rückenschuppen glatt oder höchstens nach
hinten zu sehr undeutlich gekielt. Iris achatrot.
]onıca Lern,
9’ Rückenschuppen mit deutlichen Scheitelkielen.
Isis silberfarben . ... = =» . taurıeagsı,
8 Halsband vollkommen ganzrandig. Supratempo-
ralen von den anderen Schläfenschildern häufig
nicht verschieden. Rückenschuppen sehr klein,
körnig, glatt, Schwanzschuppen hinten vollkommen
gerade abgestutzt .. . „.. .„. Lilfor disGuame
6’ Vordere Supralabialen fünf, Massetericum meist ,feh-
lend.
7' Kopf groß, hinten sehr stark backenartig erweitert
Bedriagae Cam.
7' Kopf klein, hinten schwach und nicht backenartig
ErWEIDERB N a a eDan Ic ae
5' Außenrand des unmittelbar an die Supraciliaren anlie-
genden Discus palpebralis ohne Körner, Schläfen mit ver-
hältnismäßig ziemlich großen, aber nicht sehr zahlreichen
flachen Schildern.
Lacerta. 381
6 Vordere Seitenecken des Frontale stumpfwinkelig,
Nasenloch vom Rostrale entfernt, Rückenschuppen
länglich sechseckig, deutlich gekielt, obere Schwanz-
schuppen hinten spitz ausgezogen. Schwanz unter dop-
pelter Körperlänge . . . ee eLNIDET 2 Jact.
6' Vordere Seitenecken des Frontale als mehr oder we-
niger lange Spitze zwischen die Präfrontalen und das
zweite Supraokulare eingeschoben. Nasenloch an das
Rostrale stoßend. Rückenschuppen rundlich körnig,
glatt, obere Schwanzschuppen hinten gerade abgestutzt,
Schwanz mindestens zweimal so lang als der übrige
Körper; wi . peloponnesiaca Bibr.
4’ Rostrale mit dem Internasale in kürzerer oder längerer
Naht zusammenstoßend, ersteres vom Nasenloche nicht be-
rührt. Nur ein großes Supratemporale; Schwanzwirtel ab-
wechselnd kürzer und länger.
5 Kopf auffallend lang mit stark verjüngt zugespitzter
Schnauze. Frontale schmal, mindestens so lang wie sein
Abstand von der Schnauzenspitze. Parietalen am vor-
deren Außenrande abgestutzt oder sehr seicht ausge-
schweift. Supranasale von dem Frenale durch das bis
zum Internasale reichende Postokulare getrennt.
sardoa Peracca.
5‘ Kopf kurz mit ziemlich breit verrundet zugespitzter
Schnauze. Frontale kurz und breit, etwa so lang wie sein
Abstand von der Schnauzenspitze. Parietalen am vor-
deren Außenrande stark nach innen geschweift; das oben
nach rückwärts verlängerte Supranasale mit dem Frenale
in kurzer Naht zusammenstoßend, hiedurch das Post-
nasale vom Internasale entfernt ..Horvathı Meh.
3’ Rücken in der ganzen Breite des Pileus mit großen, verrundet
länglich sechseckigen und scharf gekielten Schuppen, neben
welchen beiderseits eine schmälere Zone viel kleinerer und
kürzerer hinzieht. Bekleidung des Pileus häufig unregelmäßig,
namentlich oft zwischen den Parietalen drei unpaare Schild-
eher. emratilcala Kebk
2 Schenkelporen e eine e unvollständige, gegen die Kniekehle hin all-
mählich verschwindende Reihe bildend. Rostrale mit dem Inter-
nasale zusammenstoßend. Parietalen am vorderen Außenrande
deutlich nach einwärts geschwungen. Schläfe mit großen, wenig
zahlreichen Schildern. Supratemporale und Massetericum sehr
entwickelt, letzteres höher als breit, schief von oben nach unten
und hinten gerichtet. Abwechselnde Schwanzwirtel an Länge
stark verschieden. Halsband grob gezähnelt
Derjugini Nik
ı Nasenloch hinten von zwei wenigstens teilweise übereinander ste-
henden Postnasalen begrenzt.
2 Occipitale klein, bedeutend schmäler als das Frontale.
3 Rostrale von dem Internasale durch die zwischen ihnen zu-
sammenstoßenden Supranasalen getrennt.
382 Lacertidae.
4 Vordere Supralabialen vier, Halsband grob sägeartig ge-
zähnt, Rückenschuppen länglich, scharf gekielt.
5 Nasenloch das Rostrale berührend oder wenigstens er-
reichend. Vorderbeine bis zu den Nasenlöchern reichend.
6 Schläfen mit zahlreichen, meist weit über zwanzig be-
tragenden Schildern, Ventralen in acht Längsreihen.
7' Kopf mit stark geschweift zugespitzter Schnauze und
stark backig angeschwollener vorderer Schläfen-
gegend. Erstes Supraokulare sehr klein, Außenrand
der Supraciliaren mit zusammenhängender Körner-
reihe. Tympanicum vorhanden. Körperschuppen
mit je einem, Schwanzschuppen mit mehreren schwar-
zen Flecken. Junge wenigstens im weiblichen Ge-
schlechte mit 3—7 kontinuierlichen oder aus ge-
reihten Punkten bestehenden hellen Längsstreifen.
Unterseite stets ungelleckt . ‘. . . major Bose
7 Kopf mit kaum geschweift zugespitzter Schnauze
und- nur schwach erweiterter vorderer Schläfen-
gegend. Erstes Supraokulare von mäßiger Größe,
Außenrand der Supraciliaren mit gewöhnlich nicht
zusammenhängenden, meist nur wenigen oder selbst
fehlenden Körnern. Tympanicum fehlend. Ober-
seite mit größeren oder kleineren häufig auch auf den
Schwanz fortgesetzten schwarzen Flecken. Junge
an den Rumpfseiten mit hellen, schwarzgesäumten
Ocellen. Unterseite meist schwarz gefleckt
schreiberı Bears
6’ Schläfen mit wenigen, gewöhnlich unter zwanzig be-
tragenden Schildern und zwei langen Supratemporalen.
7 Tympanale fehlend oder wenn vorhanden, so doch
wenigstens durch eine Schuppenreihe vom letzten
Supratemporale getrennt. Oberseite grün, meist
mit mehr oder weniger eingestreuten schwarzen,
mitunter auch gelben Schuppen. Weibchen und
bräunliche Junge oft mit 2—4 hellen Streifen oder
lesenreihenz. u er. os shvıraıdıs Baur
7' Tympanale vorhanden und mit dem letzten Supra-
temporale zusammenstoßend. Oberseite grün oder
braun, wenigstens in der Jugend mit 3—5 hellen
Tängsstreiten. sw... Wow lstrigatalkın
5 Nasenloch vom Rostrale entfernt, zwei Supratemporalen.
6 Außenrand des Discus palpebralis fast immer wenig-
stens mit einzelnen Körnern. Postnasalen stets genau
übereinander stehend, Vorderbeine bis zu den Nasen-
löchern, hintere bis gegen die Achseln reichend. Schwanz
mindestens von doppelter Körperlänge viridis Laur.
6’ Außenrand des Discus palpebralis stets ohne Körner,
oberes Supranasale gewöhnlich teilweise auch dem
Frenale aufgesetzt. Vorderbeine nicht bis zu den
Lacerta. 383
Nasenlöchern, hintere nicht viel über die Rumpfmitte
reichend. Schwanz unter doppelter Körperlänge
agılis Linne.
4 Vordere Supralabialen fünf, Halsband ganzrandig, .‚Rücken-
schuppen rundlich, glatt, Schwanzschuppen oben abgestutzt.
Kopf niedrig, depreß; nur ein größeres Supratemporale.
5 Anale die dasselbe umgebenden Schilder an Größe weit-
aus übertreffend.
6 Massetericum meist vorhanden; obere Schwanzschuppen
glatt, von den unteren die zwei mittleren Reihen etwa
doppelt so breit als die übrigen
oxycephala D.'B,
6’ Massetericum stets fehlend; obere Schwanzschuppen
längs der stumpfen Kiele beiderseits eingedrückt,
von den unteren die zwei Mittelreihen etwas breiter
als die übrigen . . . . graeca Bedrg.
5' Anale klein, höchstens doppelt so » groß wie eines der vor
ihm stehenden Schildchen; obere Schwanzschuppen kaum
gekielt, von den unteren die zwei Mittelreihen kaum
Breiten als'dkeitbrigen‘ "ii. YO ertzeni Wern|
3’ Rostrale mit dem Internasale in kürzerer oder längerer Naht
znsammenstoßend. Occipitale beträchtlich kürzer und breiter
als das Interparietale. Öberstes Postokulare von dem Parie-
tale derselben Seite durch das dazwischenstehende letzte
Supraokulare und vordere Supratemporale getrennt. Rücken-
schuppen relativ groß, verrundet, Schwanzschuppen mit ab-
wechselnd kürzeren und längeren Wirteln, die oberen scharf
gekielt, von den unteren die zwei Mittelreihen deutlich breiter
als die übrigen. . . . . mosorensis Kolomb.
2’ Occipitale sehr groß, nach hinten stark erweitert und daselbst
viel breiter als das Frontale. Discus palpebralis am Außenrande
von einer Körnerreihe gesäumt. Schläfen mit großen Schildern
ohne Massetericum aber mit zwei langen Supratemporalen.
Halsband grob sägeartig gezähnt. Rückenschuppen klein,
körnig, Bauchschilder in acht Längsreihen.. ocellata Daud.
1. Lacerta oxycephala: Caput cum corpore depressum. Rostrum
valde acuminatum scutellis postnasalibus duobus, supralabialibus
anterioribus quingue. Tempora granoso-scutellata masseterico
plerumgue distincto. Squamae laeves, dorsales parvae, rotun-
datae, planiusculae, caudales subconvexae, apice truncatae.
Sulcus gularis vix conspicuus, collare integrum. Scuta ventralia
per series sex disposita, subcaudalium series mediae adjacentibus
duplo latiores. — Long. 1I5—20 cm.
Lacerta oxycephala Dum. Bibr. Erpetol. gener. V, pag. 235,
ıo. part. (1839. — Lacerta oxycephala Bedrg. Beitr. z. Kenntn.
d. Lacert. Fam. Abhdlg. d. Senckenb. naturf. Gesellsch. XIV, pag. 276
(1886).
Typus: Supra grisescens, nigro-punctata aut veticulata, subtus cum
cauda nigro-annulata coerulea.
384 Lacertidae.
var. Supra nigrescens, picturis lucidioribus plus minusve obsoletis.
Lacerta oxycephala var. Tomasini Schreib. Verhandl. d.
zool. bot. Gesellsch. Wien. XLI, pag. 580 (1891).
Der deutlich abgeflachte Körper ist mäßig schlank, der ziemlich
niedrige Kopf gestreckt, in der Wangengegend am breitesten, nach
hinten kaum, nach vorn aber sehr stark zugespitzt verschmälert,
im ganzen von ziemlich regelmäßig dreieckiger Gestalt; seine Seiten
fallen steil oder selbst senkrecht ab, seine Oberfläche ist am Scheitel
vollkommen platt, von den Augen nach vorn zu aber ziemlich stark
und häufig in konkavem Bogen abschüssig, so daß dadurch die
Schnauze bei typischen Stücken fast eine hechtartige Form erhält.
Die Vorderbeine ragen selten viel über die Augen hinaus, die Hinter-
beine reichen im Mittel etwa bis zu den Schultern, obwohl sie dieses
Ausmaß manchmal etwas überschreiten oder auch dahinter zurück-
bleiben können. Der an der Wurzel breite und flachgedrückte, sehr
dünn auslaufende Schwanz ist etwa anderthalbmal, höchstens doppelt
so lang als der übrige Körper.
Das Rostrale ist klein, nach rückwärts stark dreieckig verschmä-
lert und oft so weit auf den Pileus übergewölbt, daß es mitunter das
Internasale erreicht, obwohl diese
beiden Schilder durch die dazwischen
eingeschobenen Supranasalen ge-
wöhnlich mehr oder weniger vonein-
ander getrennt sind. Die Präfron-
talen sind meist deutlich länger als
breit, das verhältnismäßig kurze aber
ziemlich breite Frontale ist nach
hinten gewöhnlich merklich, oft aber
auch kaum oder selbst gar nicht
verschmälert, seine Außenränder fast
immer geschwungen, seine Hinter-
Fig. 78. seiten in äußerst stumpfem Winkel
Lacerta oxycephala Dum. Bibr. Zusammenstoßend. Die Frontoparie-
| talen und das Interparietale sind
ziemlich gleich lang, letzteres wohl immer viel länger als breit, in der
Regel fünfeckig und nach hinten verschmälert, manchmal aber auch
vollkommen parallelseitig, meist aber mit geschwungenen Außen-
rändern. Das gewöhnlich trapezische Occipitale ist klein und selten
über halb so lang als das Interparietale.. Der meist stark gewölbte
Palpebral-Discus ist etwa eiförmig, das dritte Supraokulare gewöhn-
lich nicht viel kleiner als das zweite; nach außen meist in seiner
ganzen Erstreckung durch eine feine Körnerreihe von den Supra-
cıliaren getrennt. Die Parietalen sind lang aber nicht sehr breit,
hinten verrundet abgestutzt. Das ziemlich große Nasenloch ist
rundlich, vollkommen am Hinterrande des durch dasselbe stark
ausgeschnittenen Supranasale und etwas über der Naht des Rostrale
und ersten Supralabiale gelegen; es ist hinten von zwei übereinander-
stehenden Postnasalen begrenzt. Das Zügelschild ist gewöhnlich
ziemlich groß, in der Regel wenigstens so lang als hoch, meist aber
Lacerta. 385
deutlich länger. Das Frenookulare ist von gewöhnlicher Bildung,
die Supraciliarschildchen sind in der Mitte meistens verkleinert. Das
oberste Postokulare ist mit dem betreffenden Parietale nur selten
in Berührung, sondern meist durch das dazwischen eingeschobene
vierte Supraokulare und erste Supratemporale von demselben ge-
trennt. Die Schläfen sind in der Regel fein gekörnt, mit einem nur
ausnahmsweise fehlenden Massetericum in der Mitte. Der Oberrand
des Ohres ist stets von einem länglichen Tympanale begrenzt. Nach
oben zu sind die Schläfen mit einem langen, nach hinten meist ver-
schmälerten Supratemporale versehen, das den Außenrand des von
ihm berührten Parietale fast immer gerade abschneidet oder sogar
einbuchtet und dann namentlich in letzterem Falle auch von oben
sichtbar ist; auf dieses genannte Supratemporale folgt mitunter in
Ausnahmefällen noch ein ähnliches zweites. Von den gewöhnlich
acht Supralabialen sind die fünf ersten meist ziemlich regelmäßig
viereckig, das unter dem Auge stehende sechste groß, nach unten
verhältnismäßig wenig verschmälert. Die Kehlfurche ist kaum
unterscheidbar, das vollkommen ganzrandige Halsband aus Ir bis
13 mittelgroßen Schuppen gebildet. Die Oberseite ist mit vollkommen
gleichartigen, kleinen, ganz aufliegenden Schuppen bedeckt, welche
am Rücken ziemlich flach, etwa linsenförmig und absolut glatt sind,
sich auch zwischen den Hinterbeinen nur wenig vergrößern aber
daselbst mehr sechseckig werden und dann ziemlich plötzlich in die
ebenfalls glatten länglich viereckigen, hinten vollkommen gerade
abgestutzten und etwas quer gewölbten Schwanzschuppen über-
gehen. Die sehr regelmäßig viereckigen Bauchschilder sind in sechs
Längsreihen geordnet, deren mittlere und äußerste etwas kleiner
und ziemlich gleich groß sind; im allgemeinen entsprechen etwa drei
quere Schuppenreihen der Länge des einzelnen Bauchschildes. Das
große Anale ist gut doppelt so breit als lang und wird gewöhnlich von
sechs Präanalschildern umgeben, deren zwei mittlere stark vergrößert
sind; die Anzahl der Schenkelporen beträgt meistens 20 bis 24, ob-
wohl sie übrigens auch bis auf 16 herabsinken kann; derAbstand
beider Reihen ist etwa der Breite des Anale gleich. Von den Sub-
caudalen sind die zwei mittleren Reihen doppelt so breit als die daran-
stoßenden.
Bezüglich der Färbung zeigen sich wenige Lacerten so beständig,
wie die in Rede stehende Art, von der eigentlich nur zwei Varietäten
vorkommen i
Die typische oxycephala zeigt oberseits gewöhnlich ein helleres
oder dunkles Asch- oder Blaugrau, das mitunter ins Gelbliche, Grün-
liche ja selbst Bronzefarbige neigt und bei lebenden Tieren im Sonnen-
schein nicht selten mehr oder weniger ins Metallische schimmert.
Diese Grundfarbe wird von zahlreichen schwärzlichen Flecken durch-
setzt, die sich fast immer zu einem unregelmäßigen Netzwerk ver-
binden, das die Hauptfarbe in ihren Maschen als helle Tropfenflecken
einschließt; nebstdem sind noch häufig einzelne schwarze Punkte
über den Rücken verstreut. Der namentlich nach vorne zu meist
hellere Kopf ist mit gewöhnlich ziemlich symmetrischen, auf den
Parietalen in der Regel am ansgeprägtesten schwärzlichen Zeich-
Schreiber, Herpetologia europaea. 25
386 Lacertidae.
nungen besetzt, der graublaue, nicht selten aber auch blaue, blau-
grüne oder selbst schön grüne Schwanz zeigt auf den abwechselnden
Wirtelgrenzen quere schwarze Halbringe, bei jüngeren Stücken an
den Schuppennähten schwarze Längsstriche. Die ganze Unterseite
ist einfarbig blaugrau.
Eine zweite Form (var. Tomasinii Schreib.) ist oben mehr oder
weniger pechschwarz, mit oft erst nach längerem Liegen in Wein-
geist schwach hervortretenden helleren Tropfenflecken, die Unter-
seite ist prachtvoll stahl- oder lasurblau, bei den Weibchen meist
weniger intensiv. Sonst sind die Tiere in beiden Geschlechtern voll-
kommen gleich, während die Jungen die Färbung der Stammform
zeigen und erst im zweiten Jahre schwarz werden.
Lacerta oxycephala ist eine Felsenechse, welche nur im kahlen,
zerklüfteten und wüsten Karstgestein lebt und jedes, auch noch so
kleine mit Erde, Gras oder Moos bedeckte Fleckchen Bodens auf das
sorgfältigste meidet. In der Nähe bewohnter Orte kommt sie übrigens
auch auf Häusern und Legmauern vor und bieten ihr namentlich die
zahlreichen Zwischenräume der letzteren beliebte und sichere Schlupf-
winkel. Sie ist in ihren Bewegungen äußerst flink und gewandt,
huscht mit blitzartiger Schnelligkeit in allen Richtungen über das
Gestein und vermag auch ziemlich weite Sprünge zu vollführen.
Außer ihrem Elemente ist sie dagegen auffallend unbeholfen, und
wenn es dem Sammler glückt, ein gejagtes Tier auf bewachsenen
Boden zu treiben, so fällt es ihm daselbst leicht zur Beute.
Im Frühjahre kommt diese Eidechse ziemlich zeitlich aus ihrem
Winterlager hervor und die in höheren Lagen lebenden sieht man oft,
selbst wenn die Gegend noch teilweise mit Schnee bedeckt ist, auf
schneefreien Felsen behaglich in der Sonne liegen; im allgemeinen
pflegen die Männchen früher als die Weibchen zu erscheinen. Sobald
es dann wärmer wird, je nach dem Wohnorte im März oder April,
schreiten die Tiere zur Fortpflanzung, während welcher Zeit sich die
beiden Geschlechter paarweise zusammenhalten. Die in der zweiten
Hälfte des Monates Juni gelegten Eier sind von denen unserer ge-
meinen Mauer-Eidechse kaum zu unterscheiden und liefern nach
etwa sechs Wochen die gegen 5 cm langen Jungen.
Oxycephala hat eine geringe geographische Verbreitung und ist
nur auf einen verhältnismäßig kleinen Teil der Balkanhalbinsel be-
schränkt, indem sie bloß in Dalmatien und einigen dazugehörenden
Inseln, sowie in der Herzegowina und in Montenegro vorkommt.
Für diese Gebiete ist sie aber streckenweise eine ebenso häufige als
charakteristische Erscheinung. Die Nordgrenze ihres Verbreitungs-
bezirkes scheint der Fluß Kerka zu bilden, auf dem Festlande geht
sie weiter nach Norden und Westen als auf den Inseln, von denen
meines Wissens Lesina die letzte ist, auf der sie noch vorkommt.
Es erstreckt sich demnach ihr Areale nur über zwei Breite- (44—42)
und etwas über drei Längengrade (I6—19,30, v. Greenwich).
Dagegen ist die vertikale Verbreitung der Art eine ziemlich
bedeutende, indem sie vom Meeresstrande bis über I400 m Seehöhe,
stellenweise häufig zu finden ist; doch ist dies bezüglich beider Varie-
täten verschieden und während die lichte Stammform im Durch-
Lacerta. 387
schnitt mehr in den Tieflagen und höchstens bis 600 m aufwärts
angetroffen wird, ist die schwarze Tomasinii eine vorwiegende Be-
wohnerin der höheren Regionen.
In der Gefangenschaft ist oxycephala, obwohl ich anfangs mit
ihr auch keine guten Erfahrungen gemacht hatte, doch bei guter
Pflege recht haltbar und wird auch in kurzer Zeit ganz zahm. Eine
Hauptsache für ihr Wohlbefinden ist eine reichliche Ernährung,
da die Tiere ungemein gefräßig sind; dabei haben sie noch die vielen
anderen Eidechsen nicht zukommende gute Eigenschaft durchaus
nicht heiklich zu sein und keine Abwechselung im Futter zu bean-
spruchen, so daß sie beispielsweise die ganze Saison hindurch mit
stets gerne genommenen Mehlwürmern ernährt werden können.
Wegen ihrer Streitsucht und ihres zänkischen Wesens tut man gut,
die Art nicht mit anderen zusammenzuhalten, da sie, wenn sie schon
zahm ist, ihre Käfiggenossen zwar nicht angreift, wohl aber in der
Ernährung beeinträchtigt, indem sie denselben fortwährend das
Futter entreißt, wodurch namentlich schwächere Mitbewohner in
ihrem Wohlbefinden gar sehr gefährdet werden.
2. Lacerta Bedriagae: Caput postice valde dilatatum cum corpore
depressum. Rostrum breviter acuminatum scuto postnasali unico,
supralabialibus anterioribus 4—5. Tempora granoso-scutellata
masseterico saepius obsoleto. Squamae dorsales parvae, granosae,
laeves, caudales supra obtuse carinatae postice truncatae. Sulcus
gularıs parum conspicuus, collare integrum. Scuta ventralia
per series sex disposita, subcaudalia aequalia. — Long. 15—20 cm.
Lacerta exycephala Dum. Bibr. Erpetol. gener. V, pag. 235,
part. (1839). — Podarcis oxycephala Bonap. Amph. europ. in
Mem. r. acad. sc. Tor. ser. 2, II, T. II, pag. 385. part. (1839,.— Lacerta
oxycephala var. reticulata Bedrg. Bull. Soc. nat. Mosc. pag.
82 (1881). — Lacerta oxycephala subspp. Bedriagae Camer.
Monogr. Saur. ital. Mem. r. acad. sc. Tor. ser. II, T. XXXVI, pag. 48 (1885).
— Lacerta Bedriagae Bedrg. Abh. Senckbg. naturf. Ges. XIV,
pag. 284 (1886). — Lacerta muralis var. Bedriagae Bouleng.
Catal. Liz. Brit. Mus. III, pag. 34 (1887). Lacerta reticulata Mehely
Mater. zu ein. System. u. Phylog. d. mur. ähnl. Eid. Ann. Mus. nat. Hung.
VII, pag. 476 (1909).
Typus: Supra virescens, maculis lineisve transversis saepe con-
fluentibus atris irregulariter variegata, subtus (&) rubescens.
var. a) Ut supra, sed corpore fuscescente.
var. b) Dorsum maculis creberrimis nigris confluentibus ocellis parvis
viridibus notatum.
var. c) Supra fascris transversis fuscescentibus aut atris alternantibus
notata.
var. e) Dorsum antice fere concolor, atrum, postice irregulariter
fusco-nigrove variegatum.
juv. Supra ocellis latera versus majorıbus signata.
Der Körper ist kräftig und ziemlich gedrungen, der Kopf merk-
lich niedergedrückt, von den Augen nach vorne zu stark, aber nicht
sehr lang zugespitzt verschmälert und steil abfallend, in der Schläfen-
gegend auffallend breit und backenartig aufgetrieben. Am Hinter-
23
388 Lacertidae.
haupte vollkommen horizontal, fällt die Schädeldecke von den
Augen nach vorne zu ganz allmählich und oft nur sehr wenig ab;
die Schnauzenspitze selbst zeigt sich mitunter schwach aufgeworfen,
der Rand des Oberkiefers ist von den Augen nach rückwärts zu bogig
nach aufwärts geschwungen, die Länge des Pileus ist etwa zweiundein-
halbmal ım Rumpfe enthalten. Der sehr breite und ebenfalls stark
plattgedrückte, in der Mitte kaum bauchig erweiterte Rumpf zeigt
keine halsartige Einschränkung, ja ist sogar hinter dem Kopfe oft
breiter als letzterer. Von den Beinen erreichen die vorderen gewöhn-
lich die Schnauzenspitze oder ragen wenigstens immer über die
Augen hinaus, während die hinteren an den Körper angelegt, mit der
längsten Zehe etwa bis zu den Achseln langen. Der kräftige, an der
Wurzel verdickte und oben abgeplattete Schwanz ist etwa andert-
halbmal so lang als der übrige Körper.
Das Rostrale ist fünfeckig, breiter als hoch, nach oben spitz und
ziemlich weit auf den Pileus übergewölbt, die Supranasalen sind
gegeneinander stark dreieckig ver-
schmälert und stoßen in der Mittel-
linie der Schnauze in kurzer Naht
oder selbst nur mit ihren Spitzen
zusammen. Das Internasale ist
quer, sechseckig, merklich breiter
als lang, mit seiner vorderen Spitze
manchmal die hintere des Rostrale
berührend, die verhältnismäßig kur-
zen und breiten Präfrontalen sind
von gewöhnlicher Bildung. Das
Frontale ist breit, höchstens so
lang als sein Abstand von der
Schnauzenspitze, nach vorne stets
Fig. 79. mehr oder weniger, oft sogar sehr
stark bogig erweitert, vorne meist
mit nach innen geschweiften Seiten,
hinten kurz zweibuchtig. Der flach
gewölbte Palpebraldiscus, dessen vorderes Schild gewöhnlich nicht
viel größer als das hintere erscheint, ist von den Supraciliaren
durch eine vollständige Körnerreihe getrennt. Die Frontoparietalen
sind normal, stets merklich länger als breit, ihre Mittelnaht zwei
Drittel der Frontallänge nur selten übertreffend; das lange Inter-
parietale ist schmal, mit bald parallelen, bald nach hinten konver-
gierenden Seiten, das meist bedeutend kürzere aber kaum oder nur
wenig breitere Occipitale trapezförmig, seltener dreieckig. Die
Parietalen sind lang, ihr Seitenrand in der Regel gerade, manchmal
aber vorne auch schwach nach innen geschweift, ihr Hinterrand ab-
gestutzt, mit verrundeter Außenecke. Das Nasenloch ist höher
als breit, vom Rostrale sehr deutlich entfernt, über dem ersten Drittel
des vordersten Supralabiale gelegen, das in der Regel einfache Post-
nasale höher als lang, nach oben bedeutend verschmälert und größten-
teils dem ersten Supralabiale aufsitzend, das Frenale fast immer länger
als hoch, dem zweiten und meistens auch einem Teile des dritten
Lacerta Bedriagae Bedrg.
Lacerta. 389
Supralabiale aufliegend. Das Frenookulare ist von gewöhnlicher
Bildung, die Supraciliaren sind in der Zahl von 5—7 vorhanden,
das oberste Postokulare berührt das Parietale derselben Seite fast
immer wenigstens mit der Spitze. Von den gewöhnlich neun Supra-
labialen liegt das sechste unter dem Auge. Sublabialen sind gewöhn-
lich 6, Intramaxillaren 5 vorhanden. Die Schläfen sind mit teils- kör-
nigen, teils mehr schilderartigen Schuppen besetzt, welche meistens
ein größeres Massetericum einschließen, das Tympanicum ist schmal
und länglich, die Ohröffnung groß. Nach oben zu sind die Schläfen
stets von einem, selten von mehreren, großen, länglichen Supra-
temporale begrenzt, welchem längs des Außenrandes der Parietalen
noch einige große Schuppen folgen. Wegen der starken Erweiterung
der Backengegend ist der größte Teil der Schläfenbeschuppung auch
von oben sichtbar.
Die Schuppen sind fein, rundlich und flach körnig, am Rücken
und auf der Oberseite der Schenkel glatt, auf letzteren noch kleiner
als auf ersterem, hier etwa 3—4 der Breite eines Ventrale ent-
sprechend, die länglich rechteckigen, oft abwechselnd längere und
kürzere Wirtel bildenden Schwanzschuppen dachig gekielt und hinten
gerade abgestutzt. Die Kehlfurche ist bald mehr, bald weniger deut-
lich, nicht selten aber auch nur durch I1—2 Ouerreihen feiner Schup-
pen angedeutet. Das Halsband ist ganzrandig, ziemlich gerade ver-
laufend oder nur wenig nach hinten geschwungen, aus 7—13 mittel-
großen Schuppen bestehend. Von den in sechs Längsreihen stehen-
den Ventralen sind die zwei mittleren schmäler als die vier äußeren.
Die anfangs ebenfalls glatten und hinten abgestutzten Subcaudal-
. schuppen werden nach rückwärts zu immer deutlicher gekielt und
am Ende spitz ausgezogen; sie sind länglich viereckig, untereinander
alle gleich und höchstens die zwei mittleren des ersten Wirtels
breiter als lang. Das Anale ist groß, viel breiter als lang, vorne von
gewöhnlich acht größeren Schildern gesäumt. Die 17—27 Schenkel-
poren sind in der Aftergegend kaum um die halbe Breite des Anale
voneinander entfernt.
Bezüglich der Färbung und Zeichnung weist diese Art ebenfalls
wenig Verschiedenheiten auf. Die meisten ‚Stücke sind oben auf
trüb-, seltener rein grünem Grunde mit mehr oder weniger zahl-
reichen schwarzen Flecken oder ebensolchen, gewöhnlich kurzen und
schmalen, unregelmäßigen Querbinden versehen. Je nachdem nun
das Grün oder das Schwarz vorherrscht, erscheinen die Tiere bald
in ersterer, bald in letzterer Hauptfärbung; nimmt diese überhand,
so bleibt letztere meist nur in der Form heller Augenflecken übrig,
die mitunter zwischen dem Schwarz so verteilt sind, daß sich beide
Färbungen ziemlich die Wage halten, während in anderen Fällen
wieder das Schwarz so überhand nehmen kann, daß das Grün mehr
oder weniger zurücktritt und oft nur mehr in Form vereinzelter,
oft ganz kleiner Tropfen übrig bleibt, ja ausnahmsweise fast ganz
oder vollständig verschwindet. Dies ist aber wohl kaum jemals
am ganzen Körper, sondern höchstens auf der vorderen Hälfte des
Rückens der Fall. Sehr häufig sind dagegen die schwarzen Quer-
binden mehr oder weniger mitsammen verbunden, so daß sie dann
390 Lacertidae.
ein unregelmäßiges, schnörkelartiges Netzwerk bilden. Die Rumpf-
seiten zeigen oft blaue Flecken, der Schwanz an der Wurzel eben-
solche Sprenkel; letzterer ist größtenteils grün und wird erst gegen
die Spitze zu allmählich bräunlich; die Beine sind ebenso wie der
Körper gefärbt, der Pileus ist gewöhnlich dunkel olivenfarben, mit
verschiedenen schwarzen Punkten und Schnörkeln. Die Unterseite
ist entweder schmutzig weiß mit einem Stich ins Grünliche oder
Gelbliche, häufiger aber rostfarben, rosa- oder selbst mennigrot,
welch letztere Färbung namentlich in der Bauchmitte und auf der
Kehle, sowie auch am Schwanze auftritt, die Kehle meist mit mehr
oder weniger scharfen Punkten und Schnörkeln versehen, die nament-
lich auf den Submaxillarschildern hervortreten; die obersten Ven-
tralen sind ab und zu schön dunkelblau gefärbt.
Weit seltenerkommt es vor, daß die Oberseite einen hellnußbraunen
Grundton zeigt; bei solchen Stücken fließen die schwarzen Flecken
öfters zu unregelmäßigen Querbinden zusammen, zwischen denen dann
die Grundfarbe auch in Form derartiger Binden zurückbleibt.
Die Geschlechter sind untereinander, sowie auch die Jungen
von den Alten im ganzen wenig verschieden, nur daß die Weibchen
meist düsterer gefärbt sind als die Männchen.
Bei den Jungen tritt die Grundfarbe oft in der Form von- Augen-
flecken auf, die einen gelblichen oder grünen Kern haben und nach
den Seiten zu vergrößert sind; auch ist der Schwanz häufig mit
abwechselnd grünen und schwarzen Querringen versehen.
In äußerst seltenen Fällen findet man auch alte Tiere, die mit in
Längsreihen stehenden Ocellen geziert sind, welche in ihrem Verlaufe
genau der Lage der Streifen bei anderen Eidechsenarten entsprechen. |
Die Gesamtlänge des erwachsenen Tieres steigt selten viel über
20 cm.
Diese in unseren Sammlungen noch recht seltene Eidechse hat
eine sehr beschränkte geographische Verbreitung, da sie bisher nur
auf Korsika gefunden ward, woselbst sie aber auch nicht überall,
sondern nur an wenigen, ganz bestimmten Örtlichkeiten vorkommt.
Es sind dies die an der Westküste der Insel befindlichen, zwischen
Calvi und Ajaccio befindlichen Gegenden, und zwar die Abhänge
des Monte Renoso bei Bastelica, der Wald von Vizzavona und der
Monte Cinto, sowie die Umgebung von Bocognano längs des Flusses
Gravona. Die Art ist ein Gebirgstier, da sie nicht unter 700 Meeres-
höhe herab, wohl aber bis über 2700 m hinaufgeht; sie bevorzugt
mehr kühle und feuchte Standorte und hält sich dementsprechend
mit Vorliebe in Wäldern und in der Nähe von Gewässern auf, wo-
selbst man sie oft auf in der Nähe des Wassers oder selbst in dem-
selben befindlichen Felsblöcken meist paarweise behaglich in der
Sonne liegen sieht. Verfolgt klettert sie lieber auf Bäume als auf
Steine, flüchtet sich wohl mitunter auch ins Wasser, um schwim-
mend einen in demselben liegenden, sie vor ihrem Feinde sichernden
Stein zu erreichen. Übrigens ist Bedriagae viel weniger scheu als
andere Eidechsen, läßt den Fänger ziemlich nahe herankommen
und pflegt erst im letzten Momente zu fliehen oder in ihrem Ver-
stecke zu verschwinden.
Lacerta. 391
Die Eingeborenen kennen das Tier genau und wissen es als
„Lucertola grande‘ (große Eidechse) ganz gut von der in
Korsika ebenfalls vorkommenden Lacerta muralis zu unterscheiden.
Aus dem über das Tier hier Gesagten ergibt sich auch die Art
und Weise über dessen eventuelle Haltung in der Gefangenschaft.
Das Terrarium darf nicht zu heiß und zu trocken sein, aber dem-
ungeachtet des Sonnenscheines nicht entbehren; da das Tier nicht
nur gerne und oft trinkt, sondern auch häufig ein Bad zu nehmen
pflegt, so ıst das in den Käfig zu stellende Wassergefäß nicht zu
klein zu nehmen.
Die Kenntnisse über das nähere Vorkommen, sowie über die
Lebensweise dieser interessanten Eidechse verdanken wir fast aus-
schließlich dem durch seine herpetologischen Arbeiten rühmlichst
bekannten Dr. J. v. Bedriaga.
3. Lacerta sardoa: Caput valde acuminato-elongatum cum corpore de-
pressum, scuto rostrali internasali sutura connexo, frontali an-
gusto, elongato, laterıibus anticis convexis inter praefrontalia pro-
longato, scuto postnasali unico, supralabialibus anterioribus 4—5.
Squamae dorsales granosae, laeves, caudales subcarinatae, postice
truncatae. Tempora granosa masseterico plerumque plus mi-
nusve obsoleto. Collare integrum. — Long. 15—20 cm.
Lacerta sardoa Peracca Nove osserv. int. alla Lac. sard. Boll. d.
mus. di Zool. ed Anat. comp. d. Univ. di Tor. XX, No. 519 (1905).
juv. Supra nigrescens, maculis rotundis albo-viridibus sat regulariter
dispositıis.
adult. Supra sordide olivacea, maculis albo-virescentibus reticulatione
nigra circumdatıs.
senesc. Supra olivacea, maculis pallidis cum reticulatione nigra plus
minusve evanescentibus.
Der vorigen Art in Größe und Aussehen sehr ähnlich, aber
namentlich durch die Kopfbildung wesentlich verschieden.
Der Kopf ist nämlich auffallend schmal und lang zugespitzt
und in der Backengegend nur wenig verdickt. Das Rostrale stößt
mit dem Internasale fast immer in
mehr oder weniger breiter Naht zu-
sammen, das relativ schmale Frontale
ist hinten merklich verengt und vorne
mit unter sehr stumpfem Winkel zu-
sammenstoßenden, nach außen kon-
vexen Seiten weit zwischen die Prä-
frontalen hineingeschoben; das Inter- ars ar
parietale ist mit dem Occipitale nicht
selten zu einem einzigen Schilde verschmolzen, die zu ihrer Länge
verhältnismäßig ziemlich breiten Parietalen pflegen in der Regel das
oberste Postokulare zu berühren, die Supraciliarkörner bilden stets
eine vollständige und ununterbrochene Reihe. Das Postnasale ist
immer einfach, die Zahl der vorderen Supralabialen beträgt 4—5.
Die Schläfen sind mit schuppenartigen Schildern bedeckt, welche ent-
392 Lacertidae.
weder gar kein oder ein die darum liegenden Schuppen an Größe
höchstens 2—3mal übertreffendes Massetericum einschließen. Das
ganzrandige Halsband besteht aus II—I5 Schuppen.
Die an den Körper angelegten Hinterbeine reichen beim Männ-
chen gewöhnlich zwischen Schulter und Halsband, manchmal aber
auch sogar etwas über letzteres hinaus, beim Weibchen dagegen meist
nur bis über die Ellbogen der nach rückwärts gestreckten Vorder-
glieder, selten bis zu deren Einlenkung; der Fuß ist etwas länger
als der Kopf. Hinter der normalen Reihe der Schenkelporen finden
sich nicht selten noch mehr oder weniger zahlreiche rudimentäre.
Was die Färbung dieser Art betrifft, so ist selbe bei jungen
Tieren der Hauptsache nach schwarz, mit auf diesem dunklen Grunde
ziemlich gleichmäßig verteilten kleinen, runden, weißgrünen Flecken,
welche nicht selten noch von einem olivenfarbigen Saum umgeben
sind. Mit zunehmendem Alter verringert sich dann das Schwarz,
während die Flecken und namentlich der sie umgebende trübgrüne
Saum an Ausdehnung zunehmen, so daß hiedurch die ursprünglich
schwarze Grundfarbe der Jungen allmählich auf ein dunkles, die
hellen Flecken umfassendes Netzwerk reduziert wird. Bei noch weiter
vorgerücktem Alter verlieren sich dann die geschilderten Zeich-
nungen noch mehr, die zentralen Flecken verschwinden, das schwarze
Netzwerk wird dünner und zerreißt und erhalten hiedurch sehr alte
Exemplare eine oft nahezu einfarbig trübgrüne Oberseite; doch
tritt dieser Fall weit häufiger im männlichen Geschlecht auf, wogegen
die Weibchen, wie ja so oft, die Tendenz zeigen, die jugendlichen
Farben und Zeichnungen länger oder auch für immer zu behalten.
Diese Eidechse, welche als eine vikarrierende Form der in Kor-
sika heimischen Lacerta Bedriagae zu betrachten ist, hat eine noch
weit geringere geographische Verbreitung als diese, da sie nur auf
Sardinien, und auch hier bloß auf der ins Meer vorgeschobenen
Punta Paolina des die Mitte der Insel durchziehenden, 1970 m hohen
Gennargentu-Gebirges vorkommt.
Über Sitten und Lebensweise ist mir nichts bekannt, da hier-
über keinerlei Mitteilungen vorliegen und es mir auch noch nicht
gelang, lebende Stücke dieses seltenen Tieres zu erhalten.
4. Lacerta saxicola: Caput depressum vostro valde elongato-acumi-
nato postice subdilatatum. Scuto postnasali unico, supralabiali-
bus anterioribus quatuor. JTempora squamoso-scutellata, scuto
supratemporali primo magno, cuneiformi, in pileum ascendente.
Squamae dorsales majusculae, granosae, postice obtuse carinatae,
supracaudales apice truncatae, verticıllis alternantibus inaequa-
libus. Collare integrum. — Long. 20—22 cm.
Lacerta saxicola Eversm. Lac. Imp. Ross. Nouv. Mem. Soc. nat.
Mosc. III, pag. 349, tab. XXX, fig. ı (1834). — Lacerta grammica
Rathke Beitr. z. Fauna d. Krim. Mem. d. Sav. etrang. de l’Acad. de St.
Petersb. III, pag. 303 (1837). — Lacerta taurica De Fil. Arch.
p- la Zool. Anat. e Fisiol. II, pag. 386 (1863). — Podarcis depressa
Camer. Atti Accad. Tor. XIII, pag. 539. part. (1878). — Lacerta mu-
ralis Köppen Herpet. d. Krim, Beitr. z. Kenntn. d. russ. Reich. u. d.
angrenz. Länd. As. 2. Folge, VI, pag. 63 (1883). — Lacerta muralis
Lacerta. ' 398
subsp. tusca Bedrg. Abh. Senckenb. naturf. Ges. XIV, pag. 219, part.
(1886). — Lacerta depressa var. modesta Bedrg.l.c. pag. 275
(1886). — Lacerta muralis,typica Boulg. Catal. Liz. Brit.
Mus. III, pag. 29. part. (1887). — Lacerta depressa Boulg.1.c.
pag. 34 (1887). — Lacerta muralis var. depressa forma et
subvar. modesta Boettg. Ber. Senckenb. Ges. pag. I4I (1892). —
Lacerta muralis var. depressa Boulg. Proc. Zool. Soc. Lond.
II, pag. 333, 336, No. ı, tab. XXII, fig. a, m, pag. 335, 337 No. 4, m, pag.
336, 337, No. 5, m (1904).
Eine im Habitus der muralis fusca ähnliche Eidechse, aber viel
größer und mit merklich längerer und dünnerer Schnauze.
Der Kopf ist flach, beim Weibchen oben vollkommen platt-
gedrückt, beim Männchen in der Mittellinie bis zu den Präfrontalen
schwach, aber deutlich vertieft, beim Weibchen äußerst sanft nach
vorne und abwärts geneigt. Der Pileus ist etwa dreimal, der Ab-
stand der Schnauzenspitze von dem
Halsband beiläufig ein- und zwei Drittel
mal in der Rumpflänge enthalten. Die
steil abfallende Zügelgegend ist längs
der Supralabialnähte schwach vertieft,
die Schnauze stark, beim Weibchen
länger, beim Männchen kürzer und etwas
geschweift zugespitzt. Der Rumpf ist
flachgedrückt. Die Hinterbeine reichen
beim Männchen bis zur Schulter oder
zum Halsbande, bei Jungen wohl auch
noch weiter hinaus, beim Weibchen aber
nur bis zur Handwurzel oder zur Mitte
des Unterarms der an den Körper ange-
legten Vorderbeine, nur bei jungen Tieren as Bere
manchmal bis zur Achselhöhle. Der
im unverletzten Zustande über zwei Drittel der Gesamtlänge be-
tragende Schwanz ist sehr allmählich und dünn ausgezogen.
Das Rostrale ist breiter als hoch, in ziemlich scharfer Spitze
auf den Pileus übergewölbt, sein von oben sichtbarer Teil viel länger
als die sehr kurze gemeinschaftliche Supranasalnaht. Die Supra-
nasalen selbst sind gegeneinander zu merklich, ja manchmal so stark
verengt, daß sie sich mitunter gerade noch mit der Spitze oder auch
gar nicht erreichen, in welchem Falle dann das Rostrale mit dem Inter-
nasale zur Berührung kommt; das letztere Schild ist gewöhnlich
breiter als lang, nach vorne und rückwärts bald mehr, bald weniger
stumpfwinkelig ausgezogen. Die Präfrontalen sind von gewöhnlicher
Bildung. Das Frontale ist ziemlich breit, nach vorne mäßig erweitert,
beim Männchen etwas kürzer, beim Weibchen etwa so lang, bei
Jungen meist länger als seine Entfernung von der Schnauzenspitze,
zwischen den Hinterecken höchstens von der Breite des dritten
Supraokulare. Der Discus palpebralis ist beim Männchen deut-
lich gewölbt, beim Weibchen flach, sein vorderes Schild größer als
das hintere, die ihn’nach außen säumende Körnerreihe bald voll-
ständig, bald erst hinter dem ersten Supraciliare beginnend; in sel-
tenen Fällen sind das vorderste und hinterste Supraokulare in kleine
394 Lacertidae.
Schildchen aufgelöst, ja manchmal selbst beide Discusschilder von
Körnchen umgeben. Die Frontoparietalen sind länger als breit,
das Interparietale ist schmal und sehr gestreckt, über doppelt so
lang als das kleine, dreieckige oder. trapezische Occipitale, Die
Parietalen sind bedeutend länger als breit, am Ende schief abgestutzt,
am Seitenrande hinten mehr oder weniger verrundet, vorne da-
gegen nach einwärts verschmälert, so daß das hier angrenzende erste
Supratemporale hiedurch von oben deutlich sichtbar ist und teil-
weise auf den Pileus zu liegen kommt.
Das dem Anfange des ersten Supralabiale aufliegende Nasenloch
ist groß, rund und vom Rostrale entfernt. Das dem ersten Supra-'
labiale aufliegende Postnasale ist trapezisch, nach oben verschmä-
lert und ziemlich gleich hoch wie das Frenale, dieses relativ niedrig,
etwa doppelt so breit wie das Postnasale, mit seinem unteren Rande
das zweite Supralabiale meist etwas überragend, das Frenookulare
höchstens so lang wie sein Abstand vom Nasenloch. Die Anzahl
der vorderen Supralabialen beträgt in der Regel vier, die der Supra-
ciliaren fünf bis sechs. Die Schläfen sind mit zahlreichen, vorne läng-
lich körnigen und kleineren, hinten aber zwischen dem Masseteri-
cum und Tympanicum mit größeren, polygonalen Schildern bedeckt;
das Massetericum, das ausnahmsweise fehlen kann, ist bald größer,
bald kleiner, stets höher als breit, elliptisch oder oval, schief von
oben nach unten und hinten gerichtet, das Tympanale gut ent-
wickelt. Von den ı—2 Supratemporalen ist besonders das erste
sehr groß und breit, nach rückwärts verschmälert und über das
Massetericum hinausreichend. Die ziemlich großen Rückenschuppen
sind rundlich körnig, vorne glatt, nach hinten zu, wenn auch stumpf,
so doch meist deutlich gekielt, nach den Seiten zu nicht vergrößert,
gewöhnlich 3—4 auf ein Ventrale gehend; die Schuppen der Tibia
sind meist größer als die dorsalen und deutlich gekielt. Die Schwanz-
schuppen, welche abwechselnd längere und kürzere Wirtel bilden,
sind oben ziemlich lang und schmal, scharf dachig gekielt, die Kiele
rückwärts besonders seitlich deutlich erhöht, ihr Ende gerade abge-
stutzt, in frühester Jugend spitz vorgezogen.
Die Anzahl der Sublabialen beträgt 6—7, die Kehlschuppen
sind mittelgroß, die Kehlfurche bald mehr, bald weniger deutlich,
das aus 8—Io Schuppen gebildete Halsband ist ganzrandig oder
kaum merkbar gekerbt. Von den in sechs Längsreihen stehenden
Ventralen sind die beiden mittleren schmäler, die Oberschildchen
sind wenig entwickelt, meist klein oder teilweise selbst ganz feh-
lend. Auf der Unterseite der Schenkel stehen zwischen den Poren
und den großen Vorderschildern 4—8, meistens aber 5—6 Reihen
flacher Schuppen, die Zahl der Schenkelporen ist gewöhnlich 18—22.
Das Anale ist in der Regel auffallend niedrig, oft bis dreimal so breit
als hoch, am Vorderrande von 5—1o Schildern umgeben, deren
mittlere nicht selten beträchtlich erweitert sind. Der Schwanz hat
unten durchaus gleich große Schuppen, welche anfangs vollkommen
glatt und abgestutzt sind, nach hinten zu aber allmählich gekielt
und stumpfspitzig werden; von den beiden Mittelreihen sind nur
die der zwei ersten Wirtel breiter als lang.
Lacerta. 395
Die Färbung der Oberseite zeigt gewöhnlich ebenfalls viel Ähn-
lichkeit mit Lacerta muralis; dieselbe ist meistens graulich oliven-
braun, mit zahlreichen schwarzen Punkten und Schnörkeln versetzt,
welche an den Rumpfseiten häufiger und dichter werdend daselbst
zu einer mehr oder weniger ausgesprochenen marmelartigen Tem-
poralbinde zusammentreten; doch kann die Rückenseite manchmal
in reines Kupferbraun oder Grün abändern. Der Pileus ist entweder
ungefleckt oder schwarzbraun gesprenkelt, die schwarzen Rücken-
zeichnungen werden ab und zu größer, verbinden sich wohl auch
netzartig, ja stoßen mitunter selbst mit der Temporalbinde zu-
sammen; manchmal treten dieselben wieder der Länge nach an-
einander und bilden dann namentlich im weiblichen Geschlechte
nicht selten eine oecipitale oder zwei dorsale Binden. Das dunkle
Temporalband ist nach oben zu öfters von weißen Flecken gesäumt,
die sich selbst zu einem mehr oder weniger welligen Supraciliar-
streifen vereinigen können; nebstdem zeigt sich die genannte Seiten-
binde noch von I—3 unregelmäßigen Längsreihen weißer Tropfen-
flecken durchzogen, die sich manchmal in der Schultergegend zu
einer blaßblauen Axillarmakel entwickeln, hinter welcher nicht selten
noch einige derlei kleinere folgen können. Der Subokularstreif ist
höchstens noch am Halse als solcher zu bemerken, weiter nach rück-
wärts aber stets in Flecke aufgelöst, die Maxillarbinde nur schwach
angedeutet; die Beine sind oben mit weißlichen Tupfen und dunklen
Schnörkeln besetzt, alle genannten Rumpfzeichnungen meistens mehr
oder weniger deutlich auch auf den Schwanz ausgedehnt. Die Unter-
seite ist weißlich, gelblich oder grünlich und in der Regel unge-
fleckt, die Seiten des Halses und des Bauches ziehen ins Bläuliche,
die äußersten Ventralen sind schwarz und blau gefleckt.
Die Jungen sind oben kupferbraun mit unregelmäßiger schwarzer
Netzzeichnung, der Schwanz gegen das Ende weißlichgrün, der Supra-
ciliarstreif durch weiße Makeln angedeutet, das Temporalband wie
bei den Alten gebildet. Unterseits sind Kehle und Beine gelblich
oder rötlich, der Bauch und die Schenkel schön schwefelgelb.
Die Gesamtlänge der Tiere beträgt 18—22 cm.
Das Vorkommen dieser Art ist auf das. südliche Rußland, und
hier namentlich auf die Krim und auf Ciskaukasien beschränkt.
Von mancher Seite ward die Vermutung ausgesprochen, daß
alle aus den letztgenannten Ländern angeführten muralis nicht zu
dieser, sondern zu saxicola gehören dürften, eine Meinung, welcher
bei der oberflächlichen Ähnlichkeit dieser beiden Arten allerdings
im vorhinein nicht jede Berechtigung abgesprochen werden kann.
Sollte sich bei gründlicherer Erforschung dieser in herpetologischer
Hinsicht leider noch wenig bekannten Gebiete die erwähnte Ansicht
als stichhaltig erweisen, so müßte selbstverständlich darnach das in
diesem Werke über die Verbreitung von Lacerta muralıs Gesagte
berichtigt werden.
5. Lacerta Derjugini: Caput parvum, conicum, vostro brevi rotundato- '
acuminato, postice subdilatatum. Scuto postnasali unico, supra-
labialibus anterioribus quatuor. Tempora squamoso-scutellata,
396 Lacertidae.
scuto supratemporali_primo maximo, cuneiformi. Squamae no-
taei magnae, oblongo-vel votundato-hexagonae, vix carinaltae,
supracaudales postice angulosae, verticillis alternantibus distincte
inaequalibus. Collare dentatum. Pori femorales genu versus
evanescentes. — Long. II—I3 cm.
acer talıprant coll Boettg. Ber. Senckenb. Ges. pag. 139. part.
(1892). — Lacerta muralis Boettg. Katal. d. Rept. Samml. Mus.
Senckenb. I, pag. 83. part. (1893). — Lacerta Derjugini Nikolsky,
Ann. Mus. Zool. Acad. St. Petersb. III, pag. 284 (1898).
Da ich mir diese Art nicht verschaffen konnte und sie ine
dessen leider nicht selbst kenne, so habe ich die Beschreibung und
Abbildung derselben der verdienstvollen Arbeit Professors v. M&-
hely ‚Materialien zu einer Systematik und Phylogenie der mu-
ralis-ähnlichen Lacerten‘‘ entnommen.
Eine in Gestalt und Größe, sowie auch in Färbung und Zeich-
nung an Lacerta praticola erinnernde Eidechse, von dieser aber durch
den hinten mehr aufgetriebenen Kopf und die abweichende Beschup-
pung verschieden. _
Der kurz kegelförmige Kopf ist klein, nur schwach depreß, ziem-
lich hoch, oben leicht gewölbt, hinten schwach backenartig aufge-
trieben, im ganzen etwa anderthalbmal so lang als breit; die Schnauze
ist kurz und gedrungen, an der Basis breit, von den Augen nach vorne
zu allmählich verschmälert, mit breit zugerundeter Spitze. Der
Rumpf ist gedrungen und abgeflacht, der verhältnismäßig kräftige
Schwanz ist kürzer als die doppelte Körperlänge, oben in der Mittel-
linie vertieft. Die Beine sind ebenfalls kurz, die hinteren beim
Männchen den Ellbogen, beim Weibchen aber nur die Handwurzel
der an den Körper angelegten Vorderbeine erreichend.
Das Rostrale stößt mit seinem auf den Pileus übergewölbten
Hinterende stets in ziemlich breiter Naht an das Internasale, wel-
ches in der Regel siebeneckig und
breiter als lang ist. Das Frontale ist
meistens länger als sein Abstand
von der Schnauzenspitze, gedrungen
sechseckig, nach rückwärts wenig ver-
schmälert, zwischen den Hinterecken
I. | wenigstens so breit als das dritte
% Supraokulare. Die den Discus pal-
pebralis nach außen zu säumende
Körnerreihe ist gewöhnlich stark redu-
Fig. 82. ziert. Das Parietale ıst fast immer
Lacerta Derjugini Nik. beträchtlich länger als der Abstand
des Frontale von dem Schnauzenende,
in den zwei ersten Dritteln seines Außenrandes durch das vordere
Supratemporale deutlich ausgerandet, das oberste Postokulare fast
niemals berührend. Das Occipitale ist meist kürzer als das Inter-
parietale.
Das Nasenloch berührt das Rostrale nicht, das Postnasale ist
nur um weniges niedriger als das Frenale, drei- oder viereckig und
dem ersten Supralabiale aufgesetzt; mitunter stößt das Supranasale
Lacerta, 397
mit dem Frenale zusammen. Das Frenookulare ist höchstens so
lang wie dessen Abstand vom Nasenlöch, von den 4—7 Supraciliaren
ist das erste das größte, vordere Supralabialen sind 3—4. Die Schläfen
sind mit relativ wenigen, aber ziemlich großen Schildern bedeckt,
von diesen das Massetericum und Tympanale besonders entwickelt,
ersteres schief gestellt, dem vorderen Supratemporale stark genähert
oder es selbst berührend; das letztgenannte Schild ist sehr groß,
schier doppelt so lang als hoch, nach rückwärts mehr oder weniger
deutlich verengt, hinten von 2—3 kleinen Randschildchen gefolgt.
Die nach den Seiten zu erweiterten Rückenschuppen, deren 2—3
auf ein Ventrale gehen, sind groß, beim Männchen länglich sechs-
eckig und in der hinteren Körperhälfte kaum merkbar gekielt, beim
Weibchen dagegen rundlich hexagonal und vollkommen glatt; die
Schuppen der Schienen stehen den dorsalen an Größe bedeutend
nach, sind rhombisch und deutlich scheitelgekielt. Die oberen
Schwanzschuppen, die in auffallend abwechselnd längeren und kür-
zeren Wirteln stehen, sind groß und ziemlich breit, scharf sechseckig
und besonders beim Männchen deutlich längsgekielt, hinten stumpf-
winkelig; in der Mittelfurche sind auf der Schwanzwurzel in den
7—9 ersten Wirteln kleinere Schuppen zu bemerken.
Die Kehlfurche ist deutlich, das aus 4—7 großen, kaum breiter
als langen Schuppen bestehende Halsband ist grob gezähnt. Von
den sechs Längsreihen der Ventralen sind die zwei mittleren und
äußeren auffallend schmäler als die daran stoßenden;; die Oberschilder
sind klein und schuppenartig, das Anale sehr groß, höchstens andert-
halbmal so breit als lang, im ganzen von mehr dreieckiger Gestalt,
von 7—Io Schildern gesäumt. Die 6—ı2 Femoralporen werden
nach außen zu allmählich kleiner und undeutlicher und verschwinden
schon in ziemlicher Entfernung vom Kniegelenke vollständig; zwi-
schen ihnen und den größten Schildern des Schenkels stehen 2—4
Reihen flacher Schuppen. Die unterseits ebenfalls abwechselnd
kürzeren und längeren Schwanzschuppen sind anfangs glatt und
stumpf abgerundet, werden aber nach hinten allmählich feinkielig
und zugespitzt; ihre Mittelreihen sind von.den anderen an Breite
kaum verschieden.
Die Oberseite ist grau- oder kupferbraun, mit gewöhnlich drei
Längsreihen kastanienbrauner Punkte, deren eine über die Mitte,
die zwei anderen, übrigens manchmal fehlenden, zu Seiten des Ober-
rückens hinziehen. Der schwach ausgeprägte, wellige oder zackige
Supraciliarstreif ist schmutzig, nur am Hals und Schwanz schärfer
und reiner weiß, mitunter aber auch ganz erloschen und bloß in den
Einbuchtungen der Temporalbinde in Form weißlicher Punktflecken
erhalten. Das beim Männchen durch trübweiße Sprenkel unter-
brochene, beim Weibchen dagegen einfarbige Temporalband ist eben-
falls kastanienbraun, oben mit größeren, unten mit kleineren schwar-
zen Makeln besetzt und bis gegen das Schwanzende als scharfe Seiten-
binde erhalten. In der Schultergegend steht beim Männchen auf
schwarzbraunem Grunde ein heller Axillarfleck. Der ebenfalls bis
gegen das Schwanzende fortgesetzte Subokularstreif ist weıß und
ziemlich deutlich, an den Rumpfseiten kettenartig, das dunkelbraune
39 8 Lacertidae.
Maxillarband auf der Schwanzwurzel kontinuierlich, weiter nach
rückwärts in Flecke aufgelöst. Die Unterseite des Männchens ist
grünlich, die des Weibchens rötlich oder perlgrau, die äußersten Ven-
tralen sind unten schwarz, beim Männchen oben blau gefleckt, die
Kehle, die Brust und der Bauch seitlich dunkel gefleckt oder be-
stäubt, was in gleicher Weise mit der vorletzten Ventralreihe, der
Unterseite der Hinterbeine, dem Anale und den Schwanzseiten mehr
oder weniger der Fall ist.
Die Gesamtlänge des erwachsenen Tieres beträgt I2—I3 cm.
Für unser Faunengebiet ist diese Art bisher nur aus der Krim
nachgewiesen, scheint aber auch dort nur äußerst selten vorzu-
kommen, da es mir trotz jahrelanger Verbindung mit dem südlichen
Rußland bisher noch niemals gelungen ist, die in Rede stehende
Eidechse zu erhalten.
6. Lacerta mosorensis: Caput acuminatum cum corpore depressum,
scuto rostrali internasali apposito. Postnasalia duo, supralabialia
4—5. FPostoculare summum ab interparietali ode ultimi supra-
ocularis ac primi supratemporalis disjunctum. Squamae dor-
sales laeves, plano-granosae, caudales convexiusculae, obtuse ca-
rinatae, apice truncatae. Tempora granoso-scutellata, collare in-
tegrum. — Long. 1I5—ı8 cm.
Lacerta mosorensis Kolombat. Imen. kraljesn. Dalm. II, pag. 26
(7886). arcierta kornıtian ar "Tomas. 7 Skizz 2a. de Reprssepe
Bosn. u. d. Herzeg. pag. 17 (1894).
juv. Supra olivaceo-nigrescens, subtus grisea.
adult. Supra cinerea, olivacea aut fuscescens, punctis atris plus minusve
adspersa, subtus flavescens.
Von Größe und Habitus der oxycephala, jedoch, namentlich im
männlichen Geschlechte, etwas kräftiger und derber als diese.
Kopf und Rumpf sind flach und niedergedrückt, ersterer beim
Männchen kürzer und breiter, beim Weibchen schmäler und ge-
streckter, in der Wangengegend am breitesten, nach hinten kaum,
nach vorne von den Augen an ziemlich stark zugespitzt verschmälert,
dessen Seiten an den Schläfen schwach gewölbt, in der Zügelgegend
senkrecht abfallend oder selbst längs der Obernähte der Supra-
labialen etwas vertieft. Seine Oberseite ist in der Mittellinie von
rückwärts bis zwischen die Augen flach oder sehr schwach vertieft,
von da nach vorne zu in sehr sanftem Bogen abfallend. Die Vorder-
beine erreichen mit der Spitze des längsten Fingers mindestens den
Vorderrand des Auges, oft sogar die Nasenlöcher, die Hinterbeine
wenigstens die Achselhöhle, oft aber auch das Halsband. Der sehr
dünn auslaufende Schwanz ist lang, etwa zwei Drittel des Gesamt-
ausmaßes betragend.
Das Rostrale ist groß, flach, nach oben übergewölbt und das
Internasale fast immer in größerer oder geringerer Ausdehnung be-
rührend. An letzterem sind Länge und Breite meist wenig ver-
schieden, doch kann dieses Schild mitunter auch länger als breit
sein, ja manchmal ist selbst das Umgekehrte der Fall. Das Fron-
Lacerta. 399
tale ist von sehr wechselnder Breite, aber kaum jemals länger als
sein Abstand von der Schnauzenspitze, nach rückwärts bald mehr,
bald weniger verschmälert, die Vorderecke verrundet oder stumpf
winkelig, die Hinterecke bald mehr, bald weniger vorgezogen. Von
den Supraocularen sind die zwei an das Frontale stoßenden Mittel-
schilder voneinander an Größe gewöhnlich nicht viel verschieden,
die denselben nach außen zu säumende Körnerreihe nicht immer
vollständig, ja mitunter selbst nur auf wenige Körner reduziert.
Die Parietalen sind verhältnismäßig schmal, im Alter merklich
länger als breit und mindestens ebenso lang als der Discus palpe-
bralis, in der Jugend kürzer; ihr Hinterrand ist meistens gerade
abgestutzt, selten verrundet; nach außen zu sind sie fast immer
von einem meist wenigstens halb so langen Supratemporale be-
grenzt, dem nach hinten zu noch 2—3
kleinere, mehr schuppenartige folgen.
Da der Außenrand der Parietalen durch
das genannte erste Supratemporale meist
ziemlich gerade abgeschnitten, ja mit-
unter nach innen zu selbst schwach aus-
gerandet wird, so sind die Supratempo-
ralschilder auch von oben gut sichtbar.
Das trapezische oder dreieckige Occipitale
ist kaum halb so lang wie das Interparie-
tale und von demselben gewöhnlich auch
an Breite nicht besonders verschieden.
Die rundlichen Nasenlöcher sind
groB und ziemlich weit hinter dem
Rostrale über dem Vorderteile des ersten
Supralabiale gelegen; sie sind rückwärts
fast immer von zwei übereinander liegen-
den und meist ziemlich gleich großen - Fig. 83.
Postnasalen begrenzt. Als Abweichung wLacerta mosorensis Kolomb.
von der Norm kann es vorkommen, daß a 3., b 4. Supraokulare, ce Fron-
die letztgenannten Schilder verschmelzen toparietale, d 1. Supratemporale,
oder das eine auf Kosten des anderen ver- * "arietale, foberstes Postokulare.
kleinert oder vergrößert ist. Das dem zweiten Supralabiale auflie-
gende Frenale ist in der Regel länger als hoch, mit gewöhnlich schief
nach rückwärts gerichteter Vorder- und Hinterseite und etwas win-
kelig bogigem Oberrande. Das Frenookulare und Präokulare sind
von normaler Bildung, ersteres fast immer länger als hoch und nach
vorne meist merklich verschmälert, Supraciliaren sind 5—7 vor-
handen. Das oberste Postokulare ist von dem Parietale derselben
Seite durch das dazwischen eingeschobene letzte Supraokulare und
erste Supratemporale getrennt, die Schläfen sind teils mit größeren,
teils mit kleineren, bald körnigen, bald wieder mehr polygonalen
und schilderartigen Schuppen bedeckt, die gewöhnlich ein ziemlich
großes, meist schief eiförmiges Massetericum einschließen, das in
der Regel ziemlich schmale Tympanale ist etwa von der halben
Länge der Ohröffnung, die Zahl der vorderen Supralabialen be-
trägt 4—5.
400 Lacertidae.
Die Rückenschuppen sind verhältnismäßig groß, glatt, flach-
körnig und in ziemlich deutliche Querreihen gestellt, deren in der
Regel zwei auf die Breite eines Bauchschildes kommen; die Schup-
pen des Unterarmes sind viel größer, derber und gewölbter, die der
Schenkel dagegen viel feiner; die stumpf dachig gekielten oberen
Schwanzschuppen sind hinten gerade abgestutzt.
Die nach rückwärts deutlich vergrößerten Kehlschuppen sind
zwischen den Submaxillaren länglich, sonst rundlich, die Kehlfurche
vollkommen fehlend oder höchstens durch etwas feinere Schuppen
kaum angedeutet. Das Halsband ist ganzrandig oder namentlich
seitlich äußerst schwach gekerbt. Die sehr regelmäßig vierseitigen
Ventralen stehen in sechs Längsreihen, von denen die äußerste die
schmälste und die daranstoßende die breiteste ist. Das große, quere
Anale ist viel breiter als lang und gewöhnlich von 8 (6—0) Schildern
umgeben, deren mittlere kaum vergrößert sind. Die Zahl der
Schenkelporen beträgt 16—22, die beiden Reihen derselben sind in
der Aftergegend sehr genähert, so daß sie höchstens um die halbe
Breite des Analschildes voneinander abstehen. Die unteren Schwanz-
schuppen sind glatt und alle gleich breit.
In Färbung und Zeichnung erinnert das Tier auf den ersten -
Anblick etwas an Algiroides nigropunctatus DB. Die Oberseite wech-
selt von hellerem oder dunklerem Grau durch Olivenfarben bis ins
Zimmtbraune und ist fast immer mit mehr oder weniger schwarzen
Punkten und Sprenkeln unregelmäßig besetzt, die nur mitunter an
den Seiten zu kleinen Schnörkeln zusammenstoßen. Im allgemeinen
ist das Kolorit oben meist ziemlich eintönig, obwohl manchmal über
die Mitte des Rückens eine undeutlich begrenzte dunklere Zone
etwas deutlicher hervortritt. Die Unterseite ist mehr oder weniger
stroh-, grün- oder hell dottergelb, die äußersten Ventralen nach
oben zu teilweise mit lebhaft ultramarinblauem Fleck, welch letz-
tere Färbung mitunter auch einzelne benachbarte Schuppen an-
nehmen. Sehr selten ist die Unterseite perlgrau, und scheint diese
Färbung nur bei Weibchen ausnahmsweise vorzukommen.
Das Männchen ist vom Weibchen durch bedeutendere Größe,
kräftigeren Körperbau, sowie durch kürzeren und dickeren Kopf
unterschieden, während die letzteren durchgängig kleiner, schlanker
und schwächer sind und einen länglicheren, gestreckteren Kopf be-
sitzen. Auch sind diese vorwiegend grau oder grünlichgrau, jene
meist bräunlich gefärbt, obwohl mitunter auch das Umgekehrte vor-
kommt. Auch ist die Unterseite der Männchen gewöhnlich leb-
hafter gelb als die der Weibchen und zieht sich bei ersteren die gelbe
Färbung mehr oder weniger auf die Oberseite hinauf, so daß hier
häufig die Schnauzenspitze und der ganze Schwanz ziemlich lebhaft
gelblich sind, welch gelbliche Färbung sich vom Schwanze oft auch
als allerdings undeutlich begrenzte, aber immerhin gut merkbare
Längszone über den ganzen Rücken hinzieht, ja bei sehr kräftigen
Männchen zeigen zur Brunstzeit häufig auch die Beine und über-
haupt die ganze Oberseite einen recht deutlichen gelblichen Anflug.
Die hinteren Submaxillaren sind beim Männchen gewöhnlich schmutzig
blau gewölkt, beim Weibchen ist die Unterseite des Kopfes licht
Lacerta. 401
schokoladefarben, welche Färbung am Halsband und an den hin-
teren Submaxillaren oft ins Bläuliche übergeht.
Ganz junge Tiere haben ein fast schwärzliches Aussehen, in-
dem die Schuppen der Oberseite so dunkel olivenbraun oder oliven-
grau sind, daß die in diesem Alter ohnedies sehr wenig entwickelte
und oft nur auf die Leibesseiten beschränkte schwarze Sprenkelung
kaum hervortritt; manchmal ist auch die ganze Oberseite gleich-
mäßig mit weißlichen und schwärzlichen Schuppen untermischt. Am
Schwanze geht die Färbung allmählich ins licht Eisengraue über,
welches Kolorit auch die ganze Unterseite, mit Ausnahme der manch-
mal mehr bläulichen Submaxillaren, zeigt. Die Tierchen besitzen
übrigens in allen Stücken schon die charakteristischen Merkmale
der Alten und sind von jungen oxycephala schon auf den ersten
Blick außer durch die dunkle Färbung noch durch das vollständige
Fehlen der den letzteren stets zukommenden hellen Schwanzringelung
zu unterscheiden.
Mosorensis ist eine ausschließliche Bewohnerin ‚des Karstes, in
welchem sie mit Vorliebe die wüstesten, von aller Vegetation ent-
blößten Felseinöden zu ihrem Aufenthalte wählt; sie ist ungemein
scheu und flüchtig und daher selbst mit der Schlinge schwer zu
fangen. Ihr Erscheinen im Frühjahre erfolgt etwa um drei Wochen
später als das der verwandten Arten und werden demzufolge auch
ihre verhältnismäßig großen, mit einem rosafarbigen Anflug über-
hauchten Eier, deren Anzahl gewöhnlich vier beträgt, erst Ende
Juli oder anfangs August abgelegt; die Jungen kommen dann Mitte
September zum Vorschein.
Die Verbreitung dieser Art ist ebenfalls eine sehr geringe, in-
dem dieselbe nur von einigen Gegenden Dalmatiens, der Herzego-
wina und Montenegros bekannt ist. Zuerst im Jahre 1886 von
Prof. Kolombatovidt am Berge Mossor bei Spalato in zwei
Exemplaren entdeckt, ward sie später von Tomasini in der
Herzegowina bei Korito, und hier namentlich auf der Baba planina,
an der montenegrinischen Grenze, woselbst sie auch in lichten Wal-
dungen in Wachholdergestrüpp lebt, und später auch in den Bocche
di Cattaro in Dalmatien, endlich noch von Hauptmann Hof-
mann in Montenegro in großer Anzahl gesammelt. In den Bocche,
wo sie nur in den hinter Risano gelegenen Bergen auftritt und
häufig ist, sowie auch in Montenegro geht sie viel tiefer herab, als
in der Herzegowina, da sie in den erstgenannten zwei Fundorten
schon in 700 m Meereshöhe vorkommt, während sie in der Herzego-
wina nur in Lagen zwischen IT00—1400 m Höhe angetroffen wird.
Im allgemeinen ist sie aber an tiefer gelegenen Örtlichkeiten viel
seltener und vereinzelter als in höheren Gegenden und nimmt die
Häufigkeit ihres Vorkommens mit der Erhebung des Gebirges un-
streitig zu. Möglicherweise kommt sie auch noch in den albane-
sischen Bergen vor.
Die Gefangenschaft verträgt diese Eidechse ganz gut und wird
dieselbe, trotz ihrer anfänglichen Scheu und Wildheit, doch in ganz
kurzer Zeit so ungemein kirre und zutraulich, daß ihre Zahmheit
nahezu schon an Zudringlichkeit grenzt und dem Pfleger derselben
Schreiber, Herpetologia europaea. 26
402 Lacertidae.
wirklich wahre Freude bereitet. Ich halte die Tiere schon seit Jahren
in einem sehr bescheidenen Gewahrsam und abgesehen davon, daß
sie fast sofort alle mögliche Nahrung annehmen und bald aus der
Hand fressen, kann ich den Deckel ihres Käfiges gar nicht aufheben,
ohne daß mir gleich eine oder die andere auf die Hand springt und
auf derselben sitzen bleibend oder an mir hinaufkletternd die ihr
gereichte Nahrung aus der Hand nimmt und verzehrt. Gesättigt
lassen sie sich dann ruhig und widerstandslos fassen und in ihren
Behälter zurückgeben. Da sie ferner gegen Kälte nicht sehr emp-
findlich sind, so lassen sie sich auch in einem ungeheizten Raum
leicht überwintern und dauern überhaupt bei nur einiger Pflege
jahrelang aus.
7. Lacerta Oertzeni: Caput depressum, modice acuminatum, scutis
postnasalibus duobus, supralabialibus. anterioribus quingque, occi-
pitali interparietali breviore. Postoculare summum a parietali
ode ultimi swpraocularis et primi swpratemporalis sejunctum.
Squamae dorsales laeves, granosae, supracaudales vix carinatae,
postice truncatae. Collare integrum, anale -minimum. — Long.
16—ı8 cm.
Lacerta Oertzeni Wern. Zoolog. Anzeig. XXVII, No. 7 8 (1904).
In Größe und Habitus etwa der muralis gleichkommend.
Der Kopf ist niedergedrückt, viel länger als breit, mit mäßig
verrundet zugespitzter Schnauze, welche seitlich etwas schief abfällt,
so daß die vorderen Supralabialen auch von
oben teilweise sichtbar sind.
Der Pileus ist von gewöhnlicher Bildung,
nur ist das Interparietale auffallend schmal,
viel länger als breit und gut doppelt so lang
als das etwas breitere Occipitale. Ferner sind
die Parietalen am Außenrand hinten ver-
rundet und vorne durch das lange Supra-
temporale etwas nach einwärts gebuchtet, so
daß hiedurch das letztere auch von oben
sichtbar ist; auch hat Oertzeni mit der voran-
gehenden Art noch das Merkmal gemein, daß
das oberste Postokulare das Parietale der-
selben Seite nicht berührt, da die genannten
zwei Schilder durch das zwischen dieselben
eingeschobene letzte Supraokulare, sowie durch
das betreffende Supratemporale voneinander
getrennt sind.
Das Nasenloch ist genau über der Naht
Fig. 84. des Rostrale mit dem ersten Supralabiale ge-
\ legen und hinten von zwei übereinander ste-
henden Postnasalen begrenzt, deren unteres
dem ersten und zweiten Supralabiale auf-
liegendes, größer, trapezisch und höher, das obere kleinere hin-
gegen länger als breit ist. Das dem zweiten und dritten Supra-
Lacerta Oertzeni Wern.
a Anale.
Lacerta. 403
labiale aufgesetzte Frenale ist viel höher als lang und schief von
oben nach unten und hinten gerichtet. Von den 8—9 Supralabialen
liegt das sechste unter dem Auge. Die Schläfen sind mit zahl-
reichen feinen Körnerschuppen bedeckt, deren größte gewöhnlich
in der Mitte liegen. Das Massetericum fehlt, das Tympanale ist
dagegen gut entwickelt. Nach oben zu sind die Schläfen, wie schon
erwähnt, nur von einem einzigen, langen, etwa keilförmigen Supra-
temporale begrenzt.
Die Rückenschuppen, von denen in der Regel nur zwei Reihen
der Breite eines Bauchschildes entsprechen, sind vollkommen glatt,
anfangs rundlich körnig, später mehr länglich sechseckig, nach
unten zu deutlich vergrößert, die Schuppen der Schienen feiner als
am Rücken, mehr lanzettlich, schwach geschindelt und sehr deut-
lich aufliegend gekielt. Die oberen Schwanzschuppen sind kaum
merkbar gekielt, nicht selten mehr oder weniger eingedrückt, hinten
abgestutzt.
Die Kehle ist durchaus gleichmäßig beschuppt, die Kehlfurche
nicht einmal durch kleinere Schuppen angedeutet, das Halsband
ganzrandig mit 13—ı4 am Hinterrande kaum bogigen Schuppen.
Von den in sechs Querreihen stehenden Ventralen sind die zwei
mittleren etwas schmäler als die daran stoßenden. Das quer sechs-
eckige Anale ist viel breiter als lang und auffallend klein, so daß es
die anderen Präanalschilder an Ausdehnung nicht viel übertrifft; es
wird von zwei Halbkreisen größerer Schilder umgeben. Die Schenkel-
poren, deren Anzahl etwa 16—ı7 beträgt, sind in der Aftergegend *
etwa um die Breite des Anale voneinander entfernt. Von den Sub-
caudalschuppen sind die mittleren drei ersten Paare viel breiter als
lang.
Die Färbung erinnert ebenfalls an muralis. Bei konservierten
Stücken ist die Oberseite blaugrau, mit drei aus schwarzen Makeln
bestehenden Längsbinden, von denen die mittlere hinter dem Rumpfe
verschwindet, während sich die seitlichen auch noch mehr oder
weniger weit auf den Schwanz verlängern. Die Unterseite ist ein-
farbig, weißlich, die Größe beträgt etwa 16—ı8 cm.
Diese Art wurde .in.unserem Faunengebiete bisher nur auf der
zu den südlichen Sporaden gehörenden griechischen Insel Nikaria
gefunden und verdanke ich die Kenntnis derselben der freundlichen
Zuvorkommenheit des Senckenbergischen Museums
in Frankfurt a. M., welches mir das in seinem Besitze befindliche
Material dieser seltenen Eidechse in anerkennenswerter Liberalität
zur Einsicht und Beschreibung zusandte.
8. Lacerta graeca: Caput acuminatum, depressum, scutis postnasalibus
duobus, supralabialibus anticis quinque. Frenale altitudine
longius; tempora granoso-scutellata, masseterico plerumque nullo.
Squamae dorsales laeves, granosae, supracaudales obtuse carinatae,
juxta carinas impressae, apice truncatae, subcaudales aequales
collare integerrimum. — Long. 18—24 cm.
Lacerta oxycephala var. modesta u. maculata Bedrg.
Amphib. u. Reptil. Griechl. Bull. Soc. Nat. Mosc. No. 3, pag. 80 (1881). —
26*
404 Lacertidae.
Lacerta graeca Bedrg. Beitr. z. Kenntn. d. Tacert. Bam. Abh.7d:
Senckenb. naturf. Gesellsch. XIV. pag. 274, 14. Separ. (1886).
Typus: Supra grisea vel fusco-olivacea, maculis punctisque atrıs
ad latera saepe reticulatim confluentibus sparsa. Subtus flava.
var. Supra laete fulva aut badia, maculis dorsalibus crebrioribus
plus minusve transverse confluentibus.
Der nur mäßig depresse Körper ist ziemlich schlank, mit nieder-
gedrücktem, namentlich beim Männchen stark verrundet zugespitztem
Kopfe; am Scheitel vollkommen flach, fällt derselbe von da aus
nach vorne zu sehr sanft und ziemlich geradlinig ab; die Länge des
Pileus ist etwa dreimal im Rumpfe enthalten. Die Zügelgegend ist
senkrecht, die Backen sind nur wenig erweitert. Dieser schon ziem-
lich gestreckte Kopf ist dann noch durch einen auffallend langen,
ziemlich gleichdicken Hals mit dem Rumpfe verbunden, so daß die
Entfernung von der Schnauzenspitze bis zum Halsband nur andert-
halbmal in der Rumpflänge enthalten ist. Die Vorderbeine reichen
nie über das Frenookulare, die Hinterbeine nicht viel über die Achseln
hinaus. Der sehr fein auslaufende Schwanz ist oft über zweimal
so lang als der übrige Körper.
Das Rostrale ist etwa doppelt so breit als hoch und gewöhnlich
nicht weit auf den Pileus übergewölbt. Die Supranasalen stoßen
in mehr oder weniger breiter Naht
zusammen. Das Internasale ist etwa
so lang als breit oder selbst etwas
länger, zwischen die Supranasalen
ziemlich weit bogig vorgeschoben,
hinten mit geraden, in stumpfem
Winkel zusammenstoßenden Seiten;
die Präfrontalen sind etwa so lang
oder selbst etwas kürzer als das In-
ternasale, ihr längster Außenrand ge-
rade. Das Frontale ist etwa so lang
wie sein Abstand von der Schnauzen-
Fig. 85. spitze, meistens ziemlich breit, nach
Tacerta graeca Bedrg. vorne bald mehr, bald weniger bogig
5 erweitert, in der Regel mit nach
außen geschwungenen, seltener mit geraden oder nach innen ge-
schweiften, gewöhnlich unter sehr stumpfem Winkel zusammen-
stoßenden Vorderseiten, nach hinten nur mäßig oder schwach aus-
gezogen. Der Discus palpebralis ist schmal, sein erstes Schild fast
immer deutlich größer als das zweite, sein Außenrand durch eine
vollständige Körnerreihe gesäumt; die Frontoparietalen sind länger
als breit. Die ziemlich schmalen Parietalen sind etwa um die Hälfte
länger als breit, ihr Außenrand vorne durch das daran stoßende
Supratemporale schief abgestutzt oder selbst schwach ausgerandet,
weiter nach rückwärts dann ziemlich gerade oder auch verrundet,
hinten meist gerade abgestutzt. Das Interparietale und Occipitale
zeigen ein sehr wechselndes Verhalten; an Breite voneinander gewöhn-
lich wenig verschieden, ist dies um so mehr bezüglich ihrer Länge
Lacerta. 405
der Fall, indem sie entweder ziemlich gleich groß sind, oder bald
das eine bald das andere vergrößert oder verkleinert erscheint.
Das große Nasenloch berührt zwar das Rostrale nicht, ist aber
knapp hinter demselben über die erste Supralabialnaht gestellt.
Die zwei übereinander stehenden Postnasalen, die nur höchst aus-
nahmsweise zu einem verschmelzen, sind meistens ziemlich gleich
groß oder das untere, hauptsächlich dem ersten Supralabiale auf-
liegende, ist größer. Das Frenale ist fast immer bedeutend länger
als hoeh, in der Regel dem zweiten und dritten Supralabiale auf-
gesetzt, das Frenookulare ebenfalls ziemlich gestreckt, nach vorne
meist merklich erniedrigt und ganz oder größtenteils dem vierten
Supralabiale anliegend. Die Anzahl der Supraciliaren beträgt 6—7,
die der Supralabialen 7—8, das sechste davon steht in der Regel
unter dem Auge. Das oberste Postokulare ist von dem Parietale
derselben Seite fast immer durch das dazwischen eingeschobene
letzte Supraokulare und das Supratemporale getrennt. Die Schläfen
sind mit nach rückwärts, besonders gegen das Tympanale zu größer
werdenden Körnerschuppen bedeckt, die nur ausnahmsweise ein
Massetericum einschließen. Hinter dem obersten Postokulare folgt
ein ziemlich großes, meist keilförmiges Supratemporale. Die Schuppen
des Rumpfes, deren gewöhnlich drei auf ein Ventrale gehen, sind
klein, glatt und schwach körnig gewölbt, die der Schenkel kleiner,
die des Schwanzes oben stumpf, aber sehr deutlich longitudinal
gekielt, längs der Kiele eingedrückt, hinten gerade abgestutzt.
Die Kehlschuppen sind nach hinten vergrößert, die Kehlfurche
durch feinere Beschuppung schwach angedeutet. Das gewöhnlich
aus elf (9—ı13) Schuppen bestehende Halsband ist vollkommen
ganzrandig. Die Ventralen stehen in sechs Längsreihen, von denen
die mittleren und die äußersten etwas schmäler als die daran stoßenden
sind. Das Anale ist ziemlich groß, quer sechseckig oder halbkreis-
förmig, breiter als lang, von einer Reihe von gewöhnlich sechs größeren
Schildern umgeben. Die Schenkelporen, deren Zahl meist etliche
zwanzig beträgt, sind in der Aftergegend sehr genähert und stehen
daselbst weniger als um die halbe Breite des Anale voneinander ab,
Die unteren Schwanzschuppen sind anfangs. glatt und abgestutzt
werden aber nach hinten zu immer deutlicher gekielt und stumpf-
winkelig ausgezogen; sie sind im allgemeinen ziemlich gleich breit
und von den zwei Mittelreihen höchstens die im ersten bis dritten
Wirtel stehenden breiter als lang.
Diese Eidechse, welche bisher vielfach verkannt wurde, erinnert
in Färbung und Zeichnung auch sehr an Algirordes nigropunctatus,
obwohl sie, abgesehen von der Beschuppung, durch die auffallende
Länge des Kopfes und Halses von allen anderen europäischen Lacerten
schon von weitem zu erkennen ist.
Im ganzen erweist sich diese Art nur wenig veränderlich. Die
ganze Oberseite ist bald heller, bald dunkler grau, bräunlich oder
olivenfarbig und mit bald mehr, bald weniger kleinen schwarzen
Flecken und Punkten besetzt. Obwohl dieselben im allgemeinen
ziemlich unregelmäßig verteilt sind, so zeigen sie doch immerhin
meistens die Tendenz sich in Längsreihen zu stellen, deren man
406 Lacertidae.
dann gewöhnlich 2—4 allerdings nicht sehr deutlich unterscheiden
kann. An den Rumpfseiten werden diese Makeln häufig zahlreicher
und verfließen netzartig ineinander, so daß dann hier die Färbung
dunkler wird und die ursprüngliche Grundfarbe nur in Form heller
Tropfenflecken zurückbleibt, die mitunter auch mehr oder weniger
deutlich längsgereiht sind. Nur selten kommt es vor, daß die Flecken
am Rücken zahlreicher werden und stellenweise zusammenfließen,
wodurch dann eine unregelmäßig quer gebänderte Zeichnung ent-
steht; dieser Fall tritt namentlich bei Stücken mit intensiv braun
gefärbter Oberseite ein. Der meist hellere Pileus ist entweder ein-
farbig oder mit vereinzelten, häufig symmetrisch gestellten schwarzen
Punkten besetzt, die Nähte an den Lippenschildern gewöhnlich breit
schwarz gesäumt. In der Achselgegend stehen gewöhnlich zwei,
etwa hirsekorngroße, blaue und schwarz gesäumte Axillarflecken,
einer über der Einlenkung des Oberarmes, der andere weiter hinten.
Desgleichen sind auch die an den Körperseiten in der schwarzen
Netzzeichnung stehenden Tropfenflecken der Grundfarbe nicht selten
mehr oder weniger lebhaft blau gefärbt. Diese letzteren Farben-
zeichnungen sind namentlich im männlichen Geschlechte schön aus-
gebildet, obwohl sie mitunter auch bei Weibchen, allerdings meist
weniger intensiv, zu bemerken sind. Die Bauchseite ist beim Weib-
chen bleigrau oder Strohgelb, beim Männchen meist dottergelb, welche
Färbung sich oft auch auf die Kehle, die Hinterbeine und die Schwanz-
wurzel ausdehnt, obwohl diese und der Schwanz unten gewöhnlich
schmutzig grünlichgrau sind; regenerierte Schwanzstücke sind da-
gegen immer licht eisengrau. Die Kehle zeigt manchmal auch einen
blaß rötlichen Anflug, die Submaxillaren sind mitunter ins Bläuliche
geneigt; überdies ist die Unterseite des Kopfes mit bald mehr, bald
weniger zahlreichen schwarzen Punkten oder Schnörkeln besetzt, die
Kehle oft mit einzelnen roten Schuppen untermischt. Die Nähte
der Ventralen sind häufig in größerer oder geringerer Ausdehnung
schwarz und zeigen namentlich die seitlichen meistens blauen Bauch-
schilder einen großen, schwarzen Basalfleck.
Lacerta graeca ist wohl die größte unserer oxycephalen Ei-
dechsen, indem ıhre Gesamtlänge mitunter bis 24 cm beträgt.
Die geographische Verbreitung dieser Art ist eine sehr be-
schränkte und ward dieselbe bisher nur auf der südwestlichsten
Spitze Griechenlands, auf dem Taygetos-Gebirge bei Kalamata ge-
funden, woselbst sie allerdings sehr häufig ist.
9. Lacerta Horvathi: Caput breviusculum, depressum, modice acu-
minatum, scuto rostrali internasali apposito, frontali lato, parie-
talibus in margine externo antice subemarginatis, supranasali
postice elongato frenali sutura connexo. Postnasale ab internasale
disjunctum, supralabialia anteriora quatuor. Tempora granoso-
scutellata, masseterico distincto. Squamae dorsales laeves, supra-
caudales obtuse carinatae, postice truncatae. Collare integrum. —
Long. 15—ıI7 cm.
Lacerta mosoriensis Meh. Allat. Közlem. pag. 212. part. (T903).
— Lacerta Horvathi Meh. Ann. Mus. nation. hung. II, pag. 362
(1904).
Lacerta, 407
Eine in der Färbung dem Weibchen der muralis ähnliche, wegen
des kürzeren und dickeren Schwanzes aber mehr an vivipara er-
innernde Art.
Der Körper ist ziemlich schlank, nur mäßig depreß, der Kopf
kurz, höchstens um die Hälfte länger als breit, mit wenig verlängerter,
verrundet zugespitzter Schnauze. Der Pileus ist etwa dreieinhalbmal,
der Abstand von der Schnauzenspitze bis zum Halsband höchstens
zweimal im Rumpfe enthalten. Die Oberseite des Kopfes ist am
Scheitel vollkommen platt, von da nach vorne zu nur schwach und
ziemlich geradlinig abfallend; die Zügelgegend ist senkrecht, die nur
mäßig aufgetriebenen Schläfen sind schief abfallend. Die Hinterbeine
erreichen beim Männchen höchstens die Schulter, beim Weibchen
aber kaum den Ellbogen der nach rückwärts angelegten Vorderbeine.
Der nach hinten nur sehr allmählich dünner werdende Schwanz ist
etwa anderthalb mal so lang als der übrige Körper.
Das Rostrale ist nach oben stark auf den Pileus übergewölbt
und daselbst mit dem Internasale in ziemlich breiter Naht zusammen-
stoßend, letzteres breiter als lang, ım
ganzen etwa einem queren Sechseck mit
abgestutzter vorderer Spitze gleichend.
Die Präfrontalen sind länger als breit;
das Frontale ist verhältnismäßig kurz
und breit, gewöhnlich so lang als seine
Entfernung vom Hinterrande des Rostrale,
mit meistens ziemlich geraden oder nur
schwach bogigen Seiten, die Vorderränder
in mäßig, die hinteren dagegen in sehr
stumpfem Winkel zusammenstoßend. Die
Schilder des Discus palpebralis sind von-
einander an Größe meist wenig verschieden,
nach außen zu durch eine fast immer
vollständige Körnerreihe gesäumt. Die Fig. 86.
gewöhnlich ziemlich breiten Parietalen sind Da en
meist etwas länger als das Frontale, am
vorderen Außenrande durch das daran grenzende Supratemporale
etwas nach innen gebuchtet, dann weiter mehr oder weniger ver-
rundet in den ziemlich geraden Hinterrand übergehend. Das
Interparietale ist lang, fünfeckig, das meist etwas schmälere Occi-
pitale dagegen sehr kurz, trapezisch, kaum den dritten Teil von der
Länge des erstgenannten Schildes betragend.
Das gewöhnlich etwas schief nach oben und hinten gerichtete
Nasenloch ist von dem Rostrale stets sehr deutlich entfernt und über
der ersten Supralabialnaht gelegen. Ein höchst eigentümliches,
bei keiner anderen Lacerta vorkommendes Verhalten zeigt aber das
Supranasale: dasselbe ist nämlich ober dem Nasenloch über das
Postnasale hinaus bis zum Frenale hin verlängert, so daß es das
letztere wenigstens mit seiner hinteren Spitze, gewöhnlich aber in
einer kurzen Naht berührt. Das dem ersten Supralabiale auf-
liegende Postnasale ist trapezisch, nach oben stark verschmälert,
etwa so hoch als lang und vom Internasale durch die soeben geschil-
77
Ve en
un —in
RT
()
408 Lacertidae.
derte Bildung des Supranasale getrennt. Das Frenale ist nur selten
länger als das unter ihm gelegene zweite Supralabiale, nach oben
meist nur wenig oder auch gar nicht verschmälert, das Frenookulare
von gewöhnlicher Bildung, meist ziemlich kurz und hoch. Supra-
ciliaren sind 5—7, Supralabialen 7 und Sublabialen 6 vorhanden;
von den Supralabialen steht das fünfte unter dem Auge. Die Schläfen
sind mit nicht sehr zahlreichen und auch nicht sehr kleinen, unregel-
mäßig polygonalen Körnerschuppen bedeckt, welche namentlich
gegen das ziemlich breite Tympanale hin merklich größer werden
und fast immer ein gut entwickeltes Massetericum einschließen.
Das oberste Postokulare stößt mit dem Parietale derselben Seite fast
immer in einer kurzen Kante zusammen und wird von einem großen,
meist mehr oder weniger keilförmigen, die Hälfte des angrenzenden
Parietale an Länge gewöhnlich übertreffenden Supratemporale
efolgt.
5 Die Körperschuppen sind verrundet sechseckig, glatt und flach,
am Rücken ziemlich deutlich quer gereiht, an der Grenze der Ven-
tralen aber sehr unregelmäßig gestellt, 2—3 auf die Breite eines letzte-
ren gehend. Die Schwanzschuppen sind stumpf dachig gekielt,
hinten vollkommen gerade abgestutzt, in abwechselnd längere und
kürzere Wirtel gestellt.
Die Kehlfurche ist nur durch feinere Beschuppung angedeutet,
das aus 8—II Schuppen bestehende Halsband ganzrandig. Von den
in sechs Längsreihen stehenden Ventralen sind die zwei mittleren
die schmälsten, die daranstoßenden die breitesten. Das große Anale
ist viel breiter als lang und von 6—9 Schildern umgeben, ‚deren zwei
mittlere die größten sind. Die Schenkelporen sind voneinander
nicht so weit wie die halbe Breite des Anale entfernt. Die an der
Spitze abgestutzten unteren Schwanzschuppen sind anfangs voll-
kommen flach und glatt, werden aber nach hinten zu allmählich
immer deutlicher längsgekielt; sie sind alle ziemlich gleich und nur
von den zwei Mittelreihen die in dem ersten bis dritten Wirtel stehen-
den breiter als lang.
In der Färbung zeigt sich diese Eidechse sehr beständig und ist,
wie schon erwähnt, namentlich von einer weiblichen muralis kaum
verschieden.
Beide Geschlechter sind oben hell oliven- oder graulich kupfer-
braun, und seitlich von einem sehr scharfen, gewöhnlich kaffee-
braunen Längsbande durchzogen, dessen Ränder namentlich ober-
seits zackig oder wellig und durch zusammenfließende schwarze
Makeln dunkel gesäumt sind. Dieser Seitenstreifen beginnt hinter
dem Auge, füllt auf den Schläfen den Raum zwischen dem Parietale
und den Supralabialen aus und erstreckt sich, über die Oberhälfte
der Ohröffnung hinziehend, bis auf den Schwanz; bis gegen die Schul-
tern hin ist diese Binde mitunter durch einen wenig hervortretenden
weißlichen Saum eingefaßt, der sich weiter nach rückwärts in ver-
schwommene hellere Flecke auflöst, die erst wieder am Schwanze
deutlicher hervortreten. Ab und zu zeigen sich in dem Seitenstreifen
noch braunrote oder schwarze Schuppen eingestreut und nur selten
nehmen letztere so überhand, daß die ganze Binde einfarbig schwarz
Lacerta. 409
wird. Bei älteren Männchen bemerkt man oft einen aus feinen,
schwärzlichen Punkten gebildeten Vertebralstreifen, desgleichen zieht
sich nicht selten zwischen der Mittellinie des Rückens und dem Seiten-
bande eine mehr oder weniger deutliche Reihe schwarzbrauner Punkte
oder Flecken hin. Der Pileus ist entweder einfarbig oder mit ge-
wöhnlich sehr vereinzelten und wenig hervortretenden schwarzen
Flecken besetzt. Die Unterseite ist, einschließlich des Halsbandes,
der Beine und der Schwanzwurzel einfarbig grünlich strohgelb, die
Kehle und der Unterhals hell weißlichgrau; längs der Submaxillaren
zieht sich meist ein dunkler Schatten, über die äußersten Ventralen
häufig eine Reihe schwarzer Flecken hin, der Schwanz wird unten
in seinem weiteren Verlaufe oft chokoladefarben. In der Sonne
zeigt das lebende Tier bei schräger Betrachtung einen mehr oder
weniger ausgesprochenen grünlichen Schiller.
Die Größe des erwachsenen Tieres erreicht etwa I6—I8 cm.
Lacerta Horvathi ist ein Gebirgstier, das erst über der Wald-
grenze in Höhen von 600—1200 m Seehöhe vorkommt, woselbst
sie besonders steinige, mit niedrigem Alpengesträuch bestandene
Gegenden bewohnt. Obwohl immerhin behend und flink, steht sie
in dieser Richtung doch der ihr ähnlichen muralis weit nach und
kann daher nicht unschwer mit der Schlinge gefangen werden. Sie
ward bisher nur im südwestlichen Kroatien, und zwar auf der großen
Kapella und im Velebitgebirge gefunden, woselbst sie, aber durchaus
nicht häufig, in den tieferen Lagen noch mit vivipara und muralıs
gemeinschaftlich lebt, im Frühjahr jedoch viel später aus dem Winter-
schlafe erwacht als diese.
In die Nähe der eben besprochenen Eidechse dürfte auch die
mir leider unbekannte, von Boulenger!) als Varietät der mu-
ralıs beschriebene Lacerta monticola aus der Sierra Estrella im mitt-
leren Portugal gehören. Die Beschreibung und Abbildung stimmen
fast in allen Stücken mit Horvathi überein und Boulenger
meint selbst, daß beide Tiere nur geographische Varietäten derselben
Art sein dürften. Mehely, der das in Rede stehende Tier übrı-
gens auch nicht kennt, glaubt es jedoch auf Grund der davon ge-
gebenen Beschreibung für eine eigene Spezies halten zu können.
Ich selbst will darüber kein Urteil abgeben, glaube aber, daß es
immerhin mißlich ist, zwei in ihrer geographischen Verbreitung
durch einen so weiten Zwischenraum getrennte Formen als zusam-
mengehörend zu betrachten.
Nach der vom Autor gegebenen Diagnose ist bei monticola das
Supranasale seitlich nur ausnahmsweise über das Postnasale hinaus
bis zum Frenale verlängert und auch die Zeichnung insoferne von
Horvathi abweichend, als bei jener längs der Rückenmitte zwei Reihen
großer, schwarzer Flecken hinziehen und die Seiten nach oben zu
mit einer anderen Reihe ebensolcher Makeln oder statt deren mit
einer schwarzen, lichte Flecken einschließenden Wellenbinde ver-
sehen sind. In der Schultergegend befindet sich ein nicht sehr
1) A Contrib. Know. Wald Liz. West. Eur. u. N. Afr. Trans. zool. soc. Lond.
XVIII, pag. 365 (1905).
410
Lacertidae.
dunkler, heller zentrierter Axillarfleck, die Unterseite ist (wahr-
scheinlich wohl bei:konservierten Stücken) weißlich oder graulich,
bald einfarbig, bald mehr oder weniger schwarz gesprenkelt.
10. Lacerta muralis: Caput modice acuminatum, depressum, scuto
rostyali ab internasalı supranasalibus interpositis disjuncto. Post-
nasale unıcum, swpralabialia anteriora quatuor. Tempora gra-
noso-scutellata, masseterico plerumque distinctoe. Sguamae dor-
sales granosae, caudales oblongo-quadratae' supra carınatae. Col-
lare integrum. — Long. 16—25 cm.
Seps muralis Laur. Synops. reptil. pag. 61, 162, tab. I, fig. 4 (1768). —
Laeerta asılis Tate. Hist. nat. d. repül. I, pag. 229, tab. 221, Hoswı
(1801). — Lacerta Brognardii Daud. Hist. nat. gen. d. reptil. III,
pag. 221 (1803). — Lacerta maculata Daud. Hist. nat. d. reptil.
III, pag. 208, tab. 37, fig.2 (1803). —Lacerta fusca Daud.l.c. pag. 237
(1803)... — Lacerta Merremia, maculata, fasciata Risso
Hist. nat. de l’Eur. merid. III. pag. 86 (1826). — Podarcis muralis
Wagl. Natürl. Syst. d. Amphib. pag. 156 (1830). — Podarcis muralis
var. rubriv.entris Bonap. Iconogr. d. Fauna ital. c. fig. (1836). —
Zootoca muralis Gray Catal. of Slend. tong. Saur. Ann. hist. nat.
Lond. I, pag. 279 (1838). — Podarcis muralis var. albiven-
tris, flaviventris, cupreiventris Massal. Sagg. dıım.
Erpetol. pop. ‚veron. pag. 36 (1854). — Podarcis muralis var.
a, b, c, d, e De Betta Erpetol. d. prov. Ven. ed. Tir. merid. Mem. Accad.
di agricolt. di Ver. tab. 35, pag. 151 (1857). — Lacerta muralis
typ. u. var. a, m, 0, p, s Schreib. Herpetol. europ. I pag. 408, 409, 410 (1875).
— Lacerta muralıs Eusca Bedrg. Herpetol. Stud Arche
Naturg. XLIV, pag. 267 (1878).
Typus: Supra cinereo-olivacea vel fuscescens, lateribus obscure fas-
mas.
fem.
juv.
var.
ciatis abdomen versus coeruleo-punctatis. — Long. I6—I8 cm.
Dorso nigro-maculato, lateribus fascia plus minusve undulata vel
soluta interdum albo-punctata, macuhis coeruleis valde conspicuis,
subtus saepe rubra aut flavescens, nigro-variegata
Dorso rarıus maculato, laterum fascia saepe obscuriore integra,
continua et concolore subtus saltem albo-limbata, ventralium ma-
culis coeruleis minus conspienis aut nullis. Infra plerumgque
albida, concolor.
Supra rarius maculata, fascia obscura laterali interdum punctis
albis limbata,; subtus albida.
Seps sericeus Laur. Synops. reptil. pag. 61, 160, tab. 2, fig. 5 (1768).
a) Supra fusco-nigrogue variegata, lateribus coeruleis, ventre
nigro-maculato in medio rubro. — Long. I8 cm. (Hispan.)
Lacerta muralis var. Rasquinetii Bedrg. Herpetol. Stud.
Arch. f. Naturg. I, pag. 260, tab. X, fig. I, 2 (1878).
subvar. a) Supra dense fusco- nigroque veticulata.
subvar. b) Dorso fusco linea vertebrali striisque transversis atris ad
var.
latera reticulatim cohaerentibus.
b) Supra fuscescens aut nigrescens, maculis pallidioribus nume-
rosis variegata, lateribus obscurioribus,; subtus albida, nigro ma-
culata. — Long. 18—20 cm. (Istria.)
Lacerta. 41I
Lacerta fusca maculiventris Wern. Beitr. z. Kenntn. d.
Reptil. u. Amphib. v. Istr. u. Dalmat. Verh. d. zool. bot. Ges. Wien, XLI,
pag. 752 (1891).
mas. Maculis dorsalibus numerosis, lateralibus obscuris crebrioribus
interdum fasciam plus minusve conspicuam formantibus.
fem. Dorso badio serie vertebrali macularum nigrarum instructo, ma-
culis lateralibus in fasciam dentato repandam confluentibus.
juv. Supra fuscescens, lateribus atris albo-punctatis.
var. c) Supra atra, punctis liturisque undulatis plerumque transversiıs
irregulariter variegata. Subtus albida, maculis crebris nıgris
saepe per longitudinem seriatis. — Long. 20—25 cm. (Ital.)
Lacerta muralis var. nigriventris DBonap. Iconogr. d.
Fauna ital. c. fig. (1836). — Podarcis muralis var. roseiven-
tris Massal. Sagg. Erp. pop. Veron. pag. 35. part. (1854). — Lacerta
muralis var. Brüggemanni Bedrg. Herpetol. Stud. Arch. f.
Naturg. XLIV, I, pag. 304, tab. 17, Fig. ı (1879. — Lacerta muralis
neapolitana var. nigriventris Bedıg.]l.c. pag. 277 (1879). —
Brarcertar mm allısıthusicaivar. nierıiwentnrts Bedrgsnltte,
pag. 288, tab. 17, fig. 3 (1879). — Lacerta muralis neapoli-
tana var. ventromaculata Bedrg. Bull. Soc. zool. France, pag.
205 (1879. — Lacerta neapolitana var. flaviundata
Bedrg. 1. c. pag. 212 (1879).
mas. Maculis liturisque dorsalibus laete viridibus aut flavis.
fem. Maculis liturisgue dorsalibus sordide virescentibus.
var. d) Supra et subtus atra, dorso maculis parvis viridibus rarius
obsoletis adsperso, ventralia lateralia plus minusve coerulea. —
Long. 20—25 cm.
Lacerta muralis var. ß Erh. Fauna d. Cyclad. I, pag. 80 (1851). —
Zootoca Lilfordi Günth. Descript. of a new Eur. Spec. of Zool.
Ann. u. Mag. of nat. Hist. XIV, pag. 159. part. (1874). — Lacerta mu-
ralis var. b Schreib. Herpetol. europ. I, pag. 408 (1875). — Lacerta
filfolensis DBedrg. Faragl. Eid. pag. 18, 3 (1876). — Lacerta
archipelagica Bedrg.l.c. pag. 19, 4 (1876). — Podarcis mu-
ralis var. filfolensis De Betta Nuova Ser. Note erpetol. Atti
Istit. Ven. ser., V, vol. V, pag. 392 (1879). — Lacerta muralis var.
archipelagica PBedrg. Mem. Variet. europ. Lez. mur. Bull. soc.
zool. France, pag. 34, 2. Separ. (1879).
subvar. Ut supra, sed squamis viridibus aeneo-micantibus.
jun. Ut supra, sed dorso per longiütudinem atomis creberrimis auro-
virdibus in fascias duas plus minusve conjunctis ornato.
var. e) Supra virescens, olivacea aut fusca, plus minusque nigro-albo-
que maculata, plerumque striüis 2—4 pallidioribus corporis longti-
tudinem percurrentibus,; subtus albida. — Long. 16—I8 cm.
Lacerta tiliguerta () Gmel. Syst. nat. III, pag. 1070? (1780).,—
Lacerta viridis var. e Dug. Ann. scienc. nat. ser. I, vol. XVI, pag.
376. part. (1829). — Lacerta agilis Gene Mem. d. reale accad. d.
scienze di Tor. ser. I, vol. XXXVI, pag. 302—307, part. (1833). — Zoo0-
toca quadri-lineata Gray Ann. of nat. hist. Lond. I, pag. 279
(1838. — Podarcis muralis Genel. c. ser. II, vol. I, pag. 265. part.
(1839). — Lacerta podarcis var. Genei Cara Monogr. Lacert.
Sard. pag:. 32,/(1872). - Podarcis muralis var. lineata’De
Betta Fauna Ital. Anf. e Rett. pag. 28, var. 7 (1874). — Podarcis
tiliguerta Camer. Consid. s. gen. Lac. Atti r. accad. sc. Tor. XIII,
part. (1877). — Lacerta neapolitana Bedrg. Herpet. Stud. Arch.
f. Naturg. XLIV, pag. 274. part. (1878). — Lacerta caliscertula
412
mas.
Lacertidae.
Bonn. Tabl. Enc. method. Erpet. pag. 47, 23 (1879). — Lacerta mu-
ralis fusca Bedrg. 1. c. pag. 268 (1883). — Lacerta taurica
subsp. Genei Camer. Monogr. Saur. Ital. pag. 49 (1885). — Lacerta
muralis Genei Camer. Boll. Mus. zool. Tor. I, No. 7 (1886). — La -
certa muralis neapolitana var. lineata Bedrg. Abhandl.
Senckenb. naturf. Ges. XIV, pag. 213 (1886). — Lacerta muralis
var. Genei Meh. Ann. Mus. Hung. II, pag. 365, 366 (1904),. — Lacerta
muralis var. quadrilimeata Boulg. A Contrib. to om. Know.
of the Wald. Liz. West. Eur. a. N. Afr. Trans. Zool. soc. Lond. vol. XVII,
part. IV, pag. 405 (1905).
Corpore virescenti aut olivaceo supra dense nigro-, lateribus albo-
maculatis, stria postoculari saepius obsoleta,; subtus plus minusve
nigro-punctata.
fem.
Dorso fusco maculis plus minusve obsoletis, striüis pallidis valde
distinctis et continuis; subtus, gula excepta, plerumgque concolor.
juv. Supra nigro-fuscescens, striis pallidis distinctissimis interstitiis
albo-bunctatıs.
subvar. Dorso striis fuscis atrisque alternantibus per longitudinem
signato.
Lacerta müuralis fusca var. corsica Bedrg. Beitr. z. Kenntn.
d. Amph. Cors. Arch. f. Naturg. pag. 269 (1883).
var. f) Supra virescens, grisea aut fuscescens, striis pallidis supra-
ciliarıbus (in ‘feminis etiam lateralibus) atro-limbatis. Latera
nigro-maculata, infra albida, aut concolor, aut nigro-punctata.
— Long. 16—ı18 cm. (Hispan.)
Lacerta muralis var. Bocagei Seoane Identit. Lac. Schreib. y
Lac. virid. var. God. Invest. herpet. Galic. pag. 18, Separ. (1884).
subvar. Supra maculis atris creberrimis strias pallidas plus minusve
obliterantibus instituta (mas senesc.)
Der meistens ziemlich schlanke Körper ist bald mehr, bald
weniger abgeplattet, der mäßig lange, beim kräftigeren Männchen
Lacerta muralis Laur.
breitere, höhere und nach rückwärts
stärker erweiterte, beim schlankeren
Weibchen dagegen niedrigere und schmä-
lere, daher scheinbar längere Kopf ist
stark depreß, in der Scheitelgegend sehr
flach gewölbt oder fast eben, von da
nach vorne zu sehr sanft nach abwärts
geneigt; die Zügelgegend ist senkrecht
abfallend, längs der Supralabialnähte
etwas vertieft, die Schnauze beim Männ-
chen meist ziemlich kurz und plötzlich,
beim Weibchen dagegen gewöhnlich mehr
allmählich und länger verrundet zuge-
Fig. 87. spitzt. Der Pileus ist etwa zwei ein
Drittel bis dreimal, die Entfernung
zwischen Schnauzenspitze und Halsband
ein und ein Viertel bis zweimal in der Länge des Unterleibes ent-
halten.
Die Vorderbeine reichen bis gegen die Nasenlöcher, die
Hinterbeine selten über das Halsband hinaus, der bald dickere,
Lacerta. 413
bald dünnere Schwanz beträgt nur selten mehr als die doppelte
Körperlänge.
Das auf den Pileus übergewölbte Rostrale ist etwa doppelt so
breit als lang, in der Mittellinie der Schnauze von dem fast immer
viel breiter als langen Internasale durch die dazwischen eingescho-
benen Supranasalen in größerer oder geringerer Ausdehnung ge-
trennt. In seltenen Ausnahmsfällen stoßen das Internasale und das
Frontale mit ihren Spitzen zusammen, manchmal ist auch an Stelle
der gemeinsamen Präfrontalnaht ein kleines Schildchen eingeschaltet,
wodurch dann die vordere Spitze des Frontale, eventuell auch die
Hinterecke des Internasale abgestutzt erscheinen. Das meist ziem-
lich breite Frontale ist nur selten länger, mitunter sogar kürzer als
seine Entfernung von der Schnauzenspitze, nach vorne mehr oder
weniger erweitert, mit fast immer nach innen bogigen, nur äußerst
selten geraden Außenseiten, bald in stumpfem, bald wieder in spitzem
Winkel zwischen die Präfrontalen eingeschoben, hinten gewöhnlich
nur wenig nach rückwärts verlängert. Der Discus palpebralis ist
nach vorne immer mehr oder weniger dreieckig zugespitzt verschmä-
lert, die ihn nach außen begrenzende Reihe von Supraciliarkörnern
nur selten vollständig, so daß in der Regel das erste Supraciliare
das zweite Supraokularschild in größerer oder geringerer Ausdehnung
berührt. Das schmale, fünfeckige Interparietale ist nach hinten ver-
engt, fast immer merklich länger als das kurze, gewöhnlich trape-
zische Occipitale, in Ausnahmsfällen in zwei hintereinander liegende
Schildchen geteilt. Die das oberste Postokulare gewöhnlich in kurzer
Naht berührenden Parietalen sind hinten meistens verrundet und
an ihrem geraden Außenrande von nur selten fehlenden I—3 grö-
Beren, länglichen Supratemporalen gesäumt, die von oben nur wenig
oder auch gar nicht sichtbar sind.
Das ziemlich kreisrunde, etwa über der ersten Supralabialnaht
liegende Nasenloch ist von dem Rostrale durch den schmalen, unteren
Fortsatz des Supranasale, und häufig auch durch einen entsprechen-
den, nach vorne gerichteten Fortsatz des Postnasale von dem ersten
Supralabiale getrennt, das nach unten erweiterte Postnasale viel
höher als lang, ausnahmsweise in zwei übereinander stehende Schild-
chen geteilt, ganz oder wenigstens größtenteils dem ersten Supra-
labiale aufsitzend. Das mehr oder weniger schief von oben nach
unten gerichtete, gewöhnlich mit ziemlich paralleler Vorder- und
Hinterseite versehene Frenale, ist meistens so hoch als lang, selten
höher oder länger und liegt in der Regel dem zweiten, manchmal
teilweise auch noch dem dritten Supralabiale auf; das Frenookulare
ist von gewöhnlicher Bildung. Supraciliaren sind meistens fünf, .
seltener sechs vorhanden, die ersten zwei und die letzten drei bis
vier untereinander von ziemlich gleicher Länge. Die Schläfen sind
stets mit zahlreichen Schuppen bedeckt, die bald klein, körnig und
oft kaum größer als die Rückenschuppen, bald aber auch wieder
größer, flacher und mehr schilderartig und dann natürlich weniger
zahlreich sind; im letzteren Falle wird dann das sonst gewöhnlich
sehr gut hervortretende Massetericum oft undeutlich. Von den
sieben Supralabialen sind gewöhnlich das zweite und dritte schmal,
414 Lacertidae.
höher als lang, ziemlich viereckig, das fünfte unter dem Auge ste-
hende fast doppelt so lang als das vorhergehende. Sublabialen sind
in der Regel sechs, Submaxillaren ebenso viele vorhanden, von letz-
teren die drei ersten Paare in der Mittellinie zusammenstoßend, das
vierte das größte, das sechste das kleinste und von den benachbarten
Kehlschuppen oft kaum mehr zu unterscheiden.
Die Rückenschuppen sind klein, meist mehr oder weniger körnig,
nur selten mehr flach, bald glatt, bald wieder mehr oder weniger
deutlich gekielt, gegen den Bauchrand mitunter, aber nur wenig
vergrößert, aber in der Regel flacher, in den meisten Fällen drei,
seltener vier Querreihen derselben der Länge eines Bauchschildes
entsprechend. Die Schuppen auf der Außenseite des Vorderarmes
sind größer, die auf den Tibien kleiner als die Rückenschuppen,
jene stärker körnig erhaben, aber glatt, diese ziemlich scharf der
ganzen Länge nach gekielt. Die oberen Schwanzschuppen sind bald
stumpf, bald aber auch ziemlich scharf dachig gekielt, längs der
Kiele mitunter mehr oder weniger eingedrückt, hinten meist gerade
abgestutzt, seltener schwach winkelig ausgezogen, ihre abwechseln-
den Wirtel an Länge kaum merklich verschieden. Die Kehlfurche
ist bald mehr, bald weniger ausgesprochen, das etwa aus 7—13
Schuppen bestehende Halsband gerade und fast immer vollkommen
ganzrandig, sehr selten mit einer schwachen Andeutung von Zähne-
lung. Die Ventralen stehen in sechs Querreihen, deren mittlere
und äußere schmäler als die daran stoßenden sind. Längs der
äußersten Reihe derselben ist noch eine Anzahl bedeutend kleinerer,
flacher Oberschildchen entwickelt, von denen eins bis zwei einem
Ventrale anliegen. Das Anale ist breiter als lang, von 6—-8 größeren
Schildchen umgeben. Die unteren Schwanzschuppen sind anfangs
vollkommen glatt, flach und abgestutzt, werden aber im weiteren
Verlaufe immer deutlicher gekielt und oft auch mehr oder weniger
winkelig ausgezogen; die beiden Mittelreihen sind nur wenig schmäler
als die benachbarten und höchstens bis zum dritten Wirtel breiter
als lang. Die Schenkelporen sind nie mehr als um die halbe Breite
des Anale voneinander entfernt.
Was die Färbung und Zeichnung dieser Art betrifft, so ist
dieselbe manchen, wenn eben auch nicht vielen Verschiedenheiten
unterworfen. Im allgemeinen kann man sagen, daß die Oberseite
meist bescheiden und düster gefärbt ist, indem dieselbe vorherrschend
braun, manchmal aber auch grau oder selbst schwarz erscheint.
Lebhaftere Farben, wie beispielsweise grün und gelb, sind im allge-
meinen selten und treten nur höchst ausnahmsweise als Grundfarbe,
sondern in der Regel bloß als meist ziemlich kleine Punkte und
Schnörkel auf. Dagegen sind schwärzliche und weißliche Tinten
als Zeichnungselemente sehr häufig und besonders an den Körper-
seiten teils als Flecken, teils, namentlich im weiblichen Geschlechte,
als Längsbinden oder derlei Streifen oft anzutreffen. Auch Blau
kommt nicht selten vor, ist aber in der Regel auf die äußerste Reihe
der Bauchschilder beschränkt oder bildet mitunter hinter der Wurzel
der Vorderbeine einen mehr oder weniger abgehobenen Axillarfleck.
Die Unterseite ist vorwiegend weißlich, nicht selten aber auch rot
-
Lacerta. 415
gefärbt und häufig besonders bei Männchen mit schwarzen Makeln
in wechselnder Zahl und Größe besetzt. Die Gesamtlänge des Tieres
beträgt meistens nur I6—I8 cm, kann aber bei südlichen Stücken
mitunter bis zu 25 cm ansteigen.
Lacerta mwuralis tritt in unserem Faunengebiete in verschiedenen
Formen auf, die nun des näheren einzeln besprochen werden sollen.
Als Typus kann man die am häufigsten vorkommende und
auch am weitesten verbreitete, gewöhnlich als ‚‚fusca‘“ bezeichnete
Form ansehen. Bei derselben ist das Frontale gewöhnlich, ziemlich
kurz und relativ breit, an Länge etwa seiner Entfernung von der
Schnauzenspitze gleichkommend, nach rückwärts selten stark ver-
schmälert und vorne nicht weit zwischen die Präfrontalen einge-
schoben. Der vordere Teil des Discus palpebralis ist in der Regel
deutlich länger als der hintere, die Schläfen sind mit meist ziemlich
kleinen und zahlreichen, mehr oder weniger körnerartigen Schuppen
bedeckt, die fast immer ein größeres Massetericum einschließen;
das erste Supratemporale ist gewöhnlich länger als die folgenden.
Die Rückenschuppen sind meist glatt oder kaum merkbar gekielt,
die oberen Schwanzschuppen durch stets sehr deutliche Kiele in
zwei ungleiche Hälften geteilt; letztere sind am Ende eigentlich ge-
rade abgestutzt, erscheinen aber wegen ihrer dachförmigen Knickung
von vorne betrachtet rückwärts mehr oder weniger winkelig. Die
Kehlfurche ist durch eine Doppelreihe kleiner Schuppen angedeutet,
das Halsband meist vollkommen ganzrandig oder nur stellenweise
mit einer schwachen Andeutung von Zähnelung versehen. Die Unter-
seite der Schenkel ist zwischen der Porenreihe und den großen, vom
Knie bis zu den Weichen reichenden Schildern mit 3—4 mehr oder
weniger deutlichen Längsreihen von glatten, schwach geschindelten
Schuppen bedeckt. Der namentlich im männlichen Geschlechte in
der ersten Hälfte ziemlich dicke Schwanz erreicht niemals die dop-
pelte Länge des übrigen Körpers.
Die Färbung der Oberseite ist stets ein ziemlich ausgesprochenes
nur manchmal ins Grau ziehende Braun, welches beim Männchen
wohl immer, beim Weibchen häufig durch bald mehr, bald weniger
schwarze Flecken unterbrochen wird. Letztere sind am Rücken oft
zu einer meist ziemlich schmalen Vertebralreihe aneinander gereiht,
während sie an den Rumpfseiten an Menge und Größe zunehmen
und daselbst beim Männchen eine unregelmäßige, nach oben und
unten zackige oder wellige, meist ziemlich breite Marmelbinde bilden,
während sie beim Weibchen zu einem kontinuierlichen, gerade be-
grenzten und gewöhnlich nicht besonders breiten Seitenbande zu-
sammentreten, das vom Hinterrande der Augen bis auf den Schwanz
verfolgt werden kann. Außerdem zeigen die Männchen an den Rumpf-
seiten fast immer mehr oder minder zahlreiche weiße Makeln, welche
teils zwischen den schwarzen Marmeln zerstreut sind, teils am Rande
der: dunklen Seitenbinde in deren Zacken oder Kerben eingreifen
und hiedurch einen namentlich nach oben zu oft ziemlich deutlichen
Randsaum derselben darstellen. Beim Weibchen dagegen ist die
dunkle Seitenbinde ungefleckt, dafür aber wenigstens unten, häufig
auch oben von einem meist scharfen weißen Streifen begrenzt. Ein
416 Lacertidae.
Axillarfleck ist nicht vorhanden. Die Schwanzseiten sind auf den
abwechselnden Wirteln mit schwarzen und mit über und unter den-
selben paarweise übereinander stehenden weißen Flecken besetzt,
die als Fortsetzung der sich hier auflösenden Körperbinden zu be-
trachten sind. Der Pileus ist gewöhnlich mit unregelmäßigen schwar-
zen Flecken und Zeichnungen besetzt, die im männlichen Geschlechte
meist ziemlich gut hervortreten, beim Weibchen aber gewöhnlich
undeutlicher oder auch gar nicht vorhanden sind; die bei letzterem
einfarbigen Beine sind bei ersterem mit zahlreichen weißlichen Tupfen
besetzt. Die Unterseite ist entweder weißlich (var. albiventris Massal.),
häufig aber auch teilweise oder auch ganz rot (var. rubriventris Bo-
nap.), was letzteres besonders bei Männchen vorkommt. Bei diesen
ist auch die Unterseite sehr häufig schwarz gefleckt, während dies
bei Weibchen in der Regel nicht der Fall ist und allfällig auftretende
derlei Punkte meist auf die Brust und die Unterseite des Kopfes
beschränkt sind. Die äußerste Reihe der Ventralen ist beim Männ-
chen gewöhnlich, beim Weibchen seltener schön lasurblau. Die
Handflächen und Fußsohlen sind weißlich fleischfarben, dieselbe Fär-
bung zeigt häufig auch die Unterseite regenerierter, oben in der
Regel einfarbiger Schwanzteile.
Die Jungen sind von den Alten nur wenig verschieden und
gleichen in Färbung und Zeichnung im allgemeinen mehr den Weib-
chen; frisch ausgekrochen sind sie etwa 6 cm lang. Die erwachsenen
Tiere überschreiten nur selten das Ausmaß von IS cm.
Eine zweite, der Stammform im Habitus ähnliche aber häufig
größere und robustere Varietät ist die als Zacerta Rasquineti Bedrg.
beschriebene Eidechse; sie ıst von der
fusca namentlich durch die Bekleidung
der Schläfen verschieden, welche nicht wie
bei der vorigen mit meist feinen Körnern,
sondern fast durchaus mit tafelartigen
Schildern bedeckt sind, die mitunter so
Fig. 88. groß werden, daß das Massetericum hie-
Lacerta Rasquineti Bedrg. durch oft ziemlich undeutlich wird, ja
als solches manchmal selbst ganz ver-
schwinden kann. Auch ist das Frontale gewöhnlich etwas länger
und schmäler und werden die anfangs rundlichen und glatten
Rückenschuppen nach hinten zu allmählich mehr länglich und
scharf gekielt; das teilweise schwach gezähnelte Halsband hat 8—9
Schuppen, die einander in der Aftergegend stark genäherten Schenkel-
poren sind kaum um die halbe Breite des Analschildes voneinander
entfernt.
Die Färbung der Oberseite ist ein ziemlich helles schokolade-
oder nußbraun, das manchmal ins olivenfarbige zieht und stets von
zahlreichen schwarzen Flecken durchsetzt ist; die Körperseiten sind
bis über die äußerste Ventralreihe hinaus prachtvoll lasurblau, das
Halsband, die Brust und die Bauchmitte, sowie die Unterseite des
Schwanzes lebhaft ziegelrot. Was die schwarze Zeichnung betrifft,
so tritt dieselbe in zweierlei Formen auf; in einem Falle zeigt sich
die ganze Oberseite mit durchaus gleichmäßig verteilten schwarzen
Lacerta. 417
Flecken besetzt, die zu einem ziemlich regelmäßigen Netzwerk ver-
fließend in dessen Maschen die Grundfarbe einschließen. — Im
zweiten Falle zieht sich über die Mitte des Rückens bis zur Schwanz-
wurzel eine meist ziemlich schmale und sehr unregelmäßige schwarze
Fleckenreihe hin, längs deren dann zahlreiche, feine unregelmäßige
und ebenso gefärbte Linien in ziemlich senkrechter Richtung auf
den Vertebralstreifen über die ganze Länge des Rückens verlaufen;
indem sich nun diese Querstreifen gegen die Rumpfseiten zu un-
regelmäßig verästeln, bildet sich daselbst aus der in der Rücken-
mitte noch ziemlich zusammenhängenden Grundfarbe eine moos-
artige Zeichnung, an den Rumpfseiten aber durch Verbindung der
aus den genannten Querlinien entsprungenen Äste ein unregel-
mäßiges schwarzes Netzwerk, das die blaue Grundfarbe in Form ver-
schieden gestalteter Ocellen einschließt. Die größten der letzteren
stehen hinter der Einlenkung der Vorderbeine und können als Axillar-
flecken betrachtet werden. Die Beine sind braun mit schwarzen
Flecken, die Kopfseiten mit Ausnahme des gewöhnlich blaugrünen
Subokularschildes schmutzig rosa und schwarz punktiert, die Kehle
mit bunt durcheinander gewürfelten weißlichen, braunen, roten,
blauen und schwarzen Schuppen unregelmäßig schachbrettartig ge-
zeichnet, die Submaxillaren blaß rosa und schwarz gescheckt;
die Unterseite der Vorderbeine ist schmutzig rosa und grau gefleckt,
die der hinteren mit abwechselnd blauen, braunen, roten und schwar-
zen Flecken besetzt, die Handflächen und Sohlen sind schmutzig
weiß, die Bauchseiten mit mehr oder weniger längsgereihten schwar-
zen Makeln versehen.
Die Gesamtlänge des erwachsenen Tieres beträgt 16—20 cm.
Die dritte, als maculiventris Wern. bezeichnete Varietät stimmt
in Größe und Habitus ebenfalls mit der typischen muralis überein
und kann als eine Übergangsform zwischen dieser und der nächst-
folgenden bezeichnet werden.
Das Frontale ist namentlich in seinem hinteren Teile meist
etwas schmäler, und gewöhnlich länger als sein Abstand von der
Schnauzenspitze; die zwei Schilder des Discus palpebralis sind an
Größe wenig verschieden oder mindestens das hintere nicht merk-
lich kürzer als das vordere. An der gemeinsamen Naht der Präfron-
talen ist zwischen denselben nicht selten ein accessorisches Schild-
chen eingeschaltet. Die Schläfen sind meist nur in der Jugend ge-
körnt, bei älteren Tieren dagegen vorherrschend mit kleinen, un-
regelmäßig polygonalen Schildern bekleidet, die fast immer ein
deutliches Massetericum einschließen. Die Rückenschuppen sind
ziemlich deutlich gekielt, die länglich rechteckigen Schwanzschuppen
hinten vollkommen gerade abgestutzt und zu beiden Seiten der gut
hervortretenden Kiele mehr oder weniger furchenartig eingedrückt.
Das aus 9—ır Schuppen gebildete Halsband ist entweder vollkom-
men ganzrandig oder nur sehr schwach gezähnelt, seine mittleren
Schuppen namentlich bei älteren Stücken gewöhnlich vergrößert.
Die Unterseite der Schenkel ist vor den Poren mit 4—6 Reihen
flacher, schwach geschindelter Schuppen bedeckt, der Schwanz unten
wie beim Typus beschaffen, das Anale von ziemlich wechselnder Breite.
Schreiber, Herpetologia europaea. 27
418 Lacertidae.
Die Färbung der Oberseite ist im männlichen Geschlechte
eigentlich ein sehr helles Graubraun, das aber stets so stark mit
dunkelbraunen bis schwarzen Flecken durchsetzt ist, daß letztere
den ersteren mindestens das Gleichgewicht halten oder selbe nicht
selten mehr oder weniger verdrängen; es erscheinen daher im ersteren
Falle die betreffenden Tiere ziemlich gleichmäßig hell und dunkel
gefleckt oder marmoriert, während im zweiten Falle die dunkle
Farbe zur Grundfarbe wird, in welcher dann die ursprüngliche helle
Rückenfärbung nur in der Form von Ocellen oder von ein mehr
oder weniger zusammenhängendes Netzwerk bildenden Schnörkeln
noch sichtbar ist; bei starkem Überwiegen des Schwarz wird aber
eine derartige Netzzeichnung oft auch durch diese Farbe gebildet.
In seltenen Fällen zeigt die Vorderhälfte des Rückens einen ent-
schieden grünlichen Ton, während die hintere Hälfte mehr ins Gelb-
liche geneigt ist. An den Körperseiten werden die dunklen Flecken
fast immer schwarz und nehmen gewöhnlich an Zahl und Größe
so zu, daß sie in den meisten Fällen eine vom Rücken gut abgehobene
Lateralzone bilden, in welcher die ursprüngliche Grundfarbe nur
mehr in der Form von mehr oder weniger isolierten Punkten oder
Ocellen auftritt. An den Rückenseiten treten die hellen Makeln
sehr oft so nahe zusammen, daß sie daselbst eine häufig sehr deut-
liche, beim Männchen allerdings nur schmale, durch Hineingreifen
der dunklen Flecken wellige oder zackige Supraciliarbinde bilden.
Diese Flecken und Seitenstreifen sind entweder wie die Grund-
farbe, manchmal aber auch entschieden gelblich oder grünlich, ja
manchmal selbst bläulich gefärbt. An der Wurzel der Vorderbeine
zeigt sich meistens ein ziemlich kleiner und nur wenig ausgesprochener
weißer oder blauer Axillarfleck auf tiefschwarzem Grunde.
Bei Weibchen und Jungen ist die Rückenzone in der Regel
dunkel nuß- oder kaffeebraun und meistens nur mit wenigen und
kleinen schwarzen Flecken versehen, die häufig längs der Rücken-
mitte zu einem mehr oder weniger zusammenhängenden Vertebral-
band vereinigt sind. Dagegen treten die hellen Flecken längs der
Rückseiten viel näher zusammen und bilden daselbst fast immer
einen sehr deutlichen und ziemlich breiten Supraciliarstreif.
Die bisher geschilderte Körperzeichnung zieht sich, obwohl auf-
gelöst, auch auf den Schwanz hin, indem derselbe seitlich auf den
abwechselnden Wirteln mit schwarzen, und ober und unter denselben
mit paarweise übereinander stehenden weißen Flecken versehen ist,
die als eine Fortsetzung der betreffenden Rumpfbinden zu betrachten
sind; regenerierte Schwanzteile sind in der Regel einfarbig bräunlich.
Die Beine sind von der Farbe des Körpers, die hinteren mit weißen
Tropfenflecken.
Der Pileus ist namentlich im männlichen Geschlechte mit zahl-
reichen, unregelmäßigen schwarzen Zeichnungen versehen, die Lippen-
schilder sind weißlich mit besonders längs der Nähte stehenden
schwarzen Flecken. Die Unterseite ist stets weißlich, mitunter ins
Grünliche, am Kopfe wohl auch ins Gelbliche oder Bläuliche ge-
neigt und auf letzterem mit zahlreichen, bei Jungen und Weibchen
spärlicheren und minder scharfen schwarzen Flecken und Schnörkeln
Lacerta. 419
versehen. Desgleichen weisen auch der Unterleib, die Beine, und
zwar namentlich die hinteren, sowie auch der Schwanz zahl-
reiche tiefschwarze Makeln auf, die am Bauche entweder einzeln
oder auch zu zweien meist am Vorderrande der Ventralen stehen,
mitunter deren ganze Breite einnehmen und häufig in deutliche Längs-
reihen geordnet sind; nur in der Mitte des Bauches sind diese Flecken
oft kleiner und mehr punktförmig oder manchmal selbst ganz feh-
lend. Die Mittellinie des Schwanzes ist in der Regel fleckenfrei,
nur bei sehr starken Männchen manchmal in der ersten Hälfte ebenso
reichlich wie am Bauche gefleckt.
Eine weitere Entwicklung der zuletzt besprochenen Form ist
die Lacerta nigriventris Bonap. Im Habitus meist noch ziemlich
der vorigen gleichend, erreicht sie jedoch im Süden eine weit bedeu-
tendere Größe, indem die Gesamtlänge des Tieres daselbst bis zu
25 cm ansteigen kann. Das Frontale ist meistens noch etwas länger
und häufig auch schmäler als bei maculiventris, gewöhnlich länger
als sein Abstand von der Schnauzenspitze und namentlich nach vorne
zu häufig stark, mitunter selbst zwischen den Präfrontalen hin-
durch bis zum Internasale entwickelt. Zwischen den Präfrontalen
zeigt sich auch hier manchmal ein unpaares Schildchen ausgebildet.
Die Rückenschuppen sind sehr deutlich gekielt, die Schwanzschuppen,
wie bei der vorigen gestaltet. Das Halsband ist meist vollkommen
ganzrandig, das Anale viel breiter als lang.
Die Oberseite ist stets tief rabenschwarz und mit zahlreichen
kleinen Flecken und meist querstehenden welligen oder zackigen
Schnörkeln versehen, die gewöhnlich eine schön hellgrüne, manch-
mal aber auch eine lebhaft schwefelgelbe (Lacerta flaviundata Bedrg.)
Farbe zeigen. Bei der als ZLacerta Brüggemanni Bedrg. beschriebenen
Form halten sich das Hell und Dunkel noch ziemlich das Gleich-
gewicht, während bei der echten nigriventris Bonap. das Schwarz
entschieden zunimmt und namentlich auf der Unterseite des Kör-
pers oft dermaßen vorherrscht, daß Bauch und Beine vorwiegend
schwarz erscheinen und die weiße oder blaß grünliche Grundfarbe
des ersteren häufig nur auf nicht mehr zusammenhängende, meist
in Längsreihen stehende schmale Querflecken reduziert ist; des-
gleichen zeigt sich auch die Kehle mit zahlreichen, dicht gedrängten
schwarzen Schnörkeln besetzt. Im allgemeinen sind diese starken
Überwucherungen der schwarzen Farbe öfters bei den Männchen als
im weiblichen Geschlechte anzutreffen.
Wenn nun die dunkle Färbung auf Kosten der lichten Zeichnung
noch weiter zunimmt, so wird letztere immer mehr verdrängt, nach
und nach auf immer kleiner und sparsamer werdende Flecken reduziert,
bis sie endlich selbst gänzlich verschwindet. Es entsteht dann schließ-
lich eine tiefschwarze Form, welche in der Wissenschaft als Lacerta
fılfolensis Bedrg. bekannt ist. Dieselbe ist meistens bedeutend größer
und stärker als die bisher besprochenen Varietäten und hat bei un-
verletzten Stücken einen in der zweiten Hälfte sehr dünnen und spitz
ausgezogenen Schwanz, der etwa die doppelte Länge des übrigen
Körpers beträgt; übrigens zeigen die betreffenden Eidechsen sehr
häufig regenerierte und dann auffallend dicke und plumpe Schwänze.
20
420 Lacertidae.
Der Pileus ist bei alten Tieren meist stark grubig und uneben,
so daß hiedurch die Nähte zwischen den Schildern oft undeutlich
werden und namentlich das Occipitale manchmal selbst ganz ver-
schwindet. Die Supraciliarkörner bilden bald eine vollständige,
bald wieder eine mehr oder weniger reduzierte Reihe. Die Schläfen
sind vorwiegend mit zahlreichen feinen Körnerschuppen bedeckt,
die mitunter teilweise selbst die Supratemporalen verdrängen und
dann bis zu den Parietalen reichen; das Massetericum ist nicht groß,
aber sehr deutlich. Die Rückenschuppen sind ziemlich flachkörnig,
klein und glatt, bis nach hinten zu gleich groß und auch nach den
Seiten zu nicht vergrößert, meistens vier Querreihen derselben auf
ein Bauchschild kommend; sie sind voneinander etwas entfernt und
kann man in den hiedurch gebildeten Zwischenräumen mit der
Lupe zahlreiche äußerst feine Körner bemerken. Die Schuppen
auf der Oberseite der Hinterbeine sind namentlich auf den Schienen
noch kleiner als am Rücken und ebenfalls glatt oder nur undeut-
lich gekielt, die Schenkel unten mit fünf Reihen durchaus gleich
großer, flacher, nebeneinander stehender und ebenfalls etwas ent-
fernter, daher nicht geschindelter Schuppen bedeckt. Die oberen
Schwanzschuppen sind am Ende vollkommen gerade abgestutzt und
längs der sehr deutlichen Kiele meist tief eingedrückt oder gefurcht;
an der Kehlfurche bildet die Haut häufig eine sehr deutliche und
stark abgehobene Ouerfalte.
Die Färbung dieser Form ist im Leben am ganzen Körper ein
tiefes Schwarz, das auf der Unterseite des Schwanzes in ein dunkles
Eisengrau übergeht; nur die Handflächen und Sohlen sind schmutzig
weißlichbraun. Der Rücken ist in der Regel mit wenig zahlreichen
voneinander ziemlich entfernten kleinen hellgrünen oder bläulichen
Punkten und Sprenkeln besetzt, die aber manchmal auch gänzlich
fehlen können; derlei Flecken sind mitunter auch auf dem Pileus,
auf der Oberseite der Beine und des Schwanzes, namentlich auf
der Basis des letzteren zu finden; auch auf der Unterseite des Kopfes,
besonders auf den Sublabialen, sind mitunter größere blaue Flecken
zu bemerken. Sonst ist die Unterseite fast immer einfarbig schwarz
und nur manchmal zeigen sich auf den Ventralen hie und da ver-
einzelte weiße Makeln als Überbleibsel der einstigen Grundfarbe des
Bauches; die obersten Reihen der Ventralen sind stets in größerer
oder geringerer Ausdehnung schön kobaltblau.
Bei einer sehr ausgezeichneten, aber da ich sie in der Literatur
nirgends erwähnt finde, wahrscheinlich sehr seltenen Varietät sind
die grünen Schuppen der Oberseite lebhaft smaragdgrün metallisch
glänzend, so daß sie fast wie kleine Flimmer von Chloritglimmer
aussehen; jüngere Stücke sind überdies noch zu seiten des Rückens
mit zahlreichen, puderartigen ebensolchen Pünktchen besetzt, welche
zu zwei mehr oder weniger ausgesprochenen Längsbinden zusammen-
treten und den betreffenden Tieren ein überaus prachtvolles Aus-
sehen verleihen. Ich will diese Abart, welche wohl eine der schönsten
europäischen Eidechsen ist, als var. chrysochlora bezeichnen.
Ich kann nicht umhin zu bemerken, daß diese von mir durch-
wegs nach lebenden Tieren verfaßte Beschreibung der filfolensis mit
Lacerta. 421
der von anderen Autoren gegebenen nicht durchwegs übereinstimmt,
was vielleicht teilweise darauf zurückzuführen ist, daß den betref-
fenden Herpetologen nur konservierte Exemplare zur Verfügung
standen oder das mir zu gebote stehende Material nicht erschöpfend
war, was bei einem nicht so leicht und namentlich nicht in Masse
zu erhaltenden Tiere ja immerhin möglich ist. So sind mir nament-
lich Stücke mit braunroter Unterseite niemals untergekommen und
ebensowenig habe ich auch den von einzelnen Autoren erwähnten
blauen Axillarfleck jemals beobachtet.
Die Größe des erwachsenen Tieres kann mitunter bis zu 25 cm,
ansteigen.
Die hier geschilderte Eidechse wird meistens als eine Abänderung
der Lacerta serpa Raf. betrachtet; doch konnte ich mich mit dieser
Auffassung nicht besonders befreunden und glaube, daß sich die
fulfolensis weit eher und ungezwungener von der muralis als von der
obgenannten Art ableiten läßt. Die mich hiezu bestimmenden Gründe
bestehen einerseits darin, daß- die filfolensis durch ihre mehr kurze
und ziemlich plötzlich zugespitzte Schnauze viel mehr der muralis
als der serpa gleicht, und daß ich andererseits bei der großen Anzahl
der von mir untersuchten serpa niemals die Tendenz bemerken
konnte das Schwarz der Flecken auf Kosten der grünen Grundfarbe
zu erweitern oder zu vergrößern. Dieser letztere Umstand kommt
aber gerade bei verschiedenen muralis-Formen sehr häufig vor und
kann man bei reichlichem Materiale von der am Rücken mitunter
schon deutlich ins Grüne ziehenden maculiventris durch die Brügge-
mannı und nigriventris bis zur filfolensis leicht ganze Reihen zu-
sammenstellen, bei denen das Grün auf Kosten des Schwarz immer
mehr abnimmt, bis letzteres weitaus vorherrschend wird oder schließ-
lich die helle Zeichnung selbst gänzlich verdrängt; dasselbe ist auch
mit der stetig zunehmenden Schwarzfärbung der Unterseite der
Fall. Endlich scheint mir noch die Angabe Boulengers, daß
Stücke mit rotbraunem Bauche daselbst mitunter Längsreihen
schwarzer Flecken zeigen, ebenfalls auf die Abstammung von nigri-
ventris hinzuweisen und die Auffassung der filfolensis als des letzten
und extremsten Gliedes einer durch die obgenannten Formen all-
mählich sich entwickelnden Reihe zu rechtfertigen.
Allerdings kommen auch schwarze serpa-Formen vor; bei den-
selben wird aber die Melanose nicht durch Vergrößerung der Flecken,
sondern durch die Verdunklung der Grundfarbe hervorgebracht.
Eine weitere Form der muralis ist die gewöhnlich als Lacerta
Genei Cara angeführte Eidechse, die aber nach dem Prioritätsprinzipe
richtiger als quadrilineata Gray zu bezeichnen ist.
Dieselbe stimmt in Größe und Habitus im allgemeinen mit
fusca überein, der sie, namentlich im weiblichen Geschlechte manch-
mal auch in Färbung und Zeichnung sehr ähnlich ist, unterscheidet
sich aber namentlich durch den beim Männchen viel plumperen und
dickeren, hinten merklich breiteren, nach vorne dagegen rascher
und stärker zugespitzten, daher relativ kürzeren Kopf, sowie durch
den diesem an Dicke mindestens gleichen oder ihn sogar übertreffenden
Hals von der Stammform; auch ist der Pileus nicht so flach wie bei
4 22 . Lacertidae.
letzterer, sondern fast stets, wenn auch schwach, so doch immerhin
deutlich von hinten gegen die Schnauzenspitze zu nach abwärts
gewölbt. Endlich ist noch der Körper weit weniger abgeflacht und be-
sonders in der vorderen Rumpfhälfte ziemlich verrundet, die Zehen
etwas länger und schlanker und mehr kompreß und der Schwanz
häufig merklich länger als bei fusca, so daß er mitunter selbst ein
Viertel über die doppelte Körperlänge beträgt; auch ist er meist viel
dünner ausgezogen, als bei fusca.
Infolge der kürzeren Schnauze ist das Frontale relativ meist
etwas länger, so daß es den Abstand von derSchnauzenspitze oft
merklich übertrifft. Die Schläfen sind fast immer mit zahlreichen
und größtenteils ziemlich kleinen Körnerschuppen bedeckt, die
gewöhnlich ein ziemlich großes Massetericum einschließen. Die
Rückenschuppen sind etwas kleiner als bei der Stammform, rundlich
oder oval, stark konvex und fast immer glatt, nur ausnahmsweise
undeutlich gekielt, gewöhnlich 3—4, seltener fünf Ouerreihen der-
selben einem Bauchschilde entsprechend. Die oberen Tibialschuppen
sind so groß oder auch etwas kleiner als die dorsalen und immer ge-
kielt; letzteres ist in noch stärkerem Grade bei den hinten abge-
stutzten oberen Schwanzschuppen der Fall. Die Kehlfurche ist in
der Regel gut ausgeprägt, das aus 9—I4 Schuppen bestehende Hals-
band gerade oder in der Mitte schwach geschwungen, fast immer
ganzrandig, nur selten mit einer sehr schwachen Andeutung von
Zähnelung, das Anale meist ziemlich klein.
Die Grundfarbe der Oberseite ist im männlichen Geschlechte
meist ziemlich, oft sogar sehr hellbraun oder selbst schmutzig weiß-
lich, mitunter aber auch grüngelb, grün, oliven-, gelb- oder kupfer-
braun, beim Weibchen dagegen fast immer dunkel nuß- oder kaffee-
braun, bei ersterem in der Regel mit ziemlich zahlreichen und größeren,
bei letzterem dagegen mit spärlicheren und kleineren schwarzen
Flecken untermischt oder selbst gemarmelt, wo dann mitunter die
ursprüngliche Grundfarbe nur in Form mehr oder weniger isolierter
Flecken oder unregelmäßiger Schnörkel zurückbleibt. Zu beiden
Seiten des Rückens verläuft ein nur ausnahmsweise fehlender heller,
weißlicher, gelblicher oder auch grünlicher Supraciliarstreif, der
beim Männchen nur selten aus einer bloßen Fleckenreihe besteht,
in der Regel aber auch bei diesem Geschlechte wenigstens nach
oben zu, beim Weibchen aber in seinem ganzen Verlaufe kontinuier-
lich zusammenhängend und scharf ist. Was die schwarzen Flecken
betrifft, so legen sich dieselben am häufigsten an das helle Supra-
ciliarband an und treten auch in der Mitte des Rückens oft zu einer
bei Weibchen allerdings manchmal sehr schmalen, aber doch nur,
selten ganz fehlenden längsstreifenartigen Vertebrallinie zusammen.
Bei namentlich älteren Männchen wieder besteht nicht selten der
Vertebralstreif, sowie auch die an der Supraciliarlinie anliegende
Fleckenreihe aus so großen Makeln, daß die des ersteren mit denen
der letzteren seitlich ab und zu aneinanderstoßen und hiedurch die
ursprüngliche Grundfarbe als zwei zwischen ihnen verlaufende
zackige oder wellige Längsbinden zurücklassen. Seltener kommt es
vor, daß die schwarzen Rückenflecken in drei mehr oder weniger
Lacerta. 423
kontinuierliche Längsstreifen geordnet sind, wodurch dann die
Grundfarbe in Form von vier hellen Rückenbinden erscheint (var.
corsica Bedrg.). Im weiblichen Geschlechte sind die den Supraciliar-
streifen nach innen säumenden schwarzen Makeln in der Regel nur
wenig entwickelt, meistens mehr oder weniger unscheinbar oder
selbst ganz fehlend, und da hiebei auch der Vertebralstreif mehr
schmal oder oft ziemlich verwischt ist, so erscheint dann der Rücken
häufig als eine nahezu einfarbig breite dunkelbraune Zone.
Die Körperseiten sind mit beim Männchen schärferen, beim
Weibchen aber meist mehr verwaschenen schwarzen Makeln be-
setzt, die mit vielen weißlichen, mitunter aber auch bläulichen oder
grünlichen Flecken untermischt sind und beim Männchen durch
marmelartiges Zusammenfließen meist eine deutliche dunkle Late-
ralzone bilden, beim Weibchen aber fast immer zu einer zusammen-
hängenden schwarzen Temporalbinde verschmelzen, die zwischen
den Vorder- und Hinterbeinen verlaufend meist mehr oder weniger
zahlreiche, manchmal auch gereihte punktförmige helle Flecken ein-
schließt. Diese dunkle Seitenzone ist nach unten zu fast immer von
einem hellen Subokularstreifen begrenzt, beim Männchen oben
durch von dem lichten Supraciliarstreifen mehr oder weniger senk-
recht abgehende kurze Äste gewöhnlich wellig oder zackig, beim
Weibchen aber scharf und ganzrandig begrenzt; da bei letzterem
überdies auch die inneren schwarzen Saumflecken des Supraciliar-
streifens meist noch der Länge nach zusammenfließen, so treten durch
diese beiderseitige schwarze Einfassung die hellen Subdorsallinien
besonders scharf und deutlich hervor. Bei letzterem Geschlechte
ist häufig noch unter dem Subokularstreifen eine mit ihm parallele
längs des Oberrandes der äußersten Ventralen hinziehende helle
Linie, bei erwachsenen Männchen gewöhnlich über der Einlenkung
der Vorderbeine ein kleiner, blauer Axillarfleck auf schwarzem
Grunde zu sehen und sind auch die hellen Seitenflecken des Rumpfes
nicht selten ausgesprochen blau. Die hellen Seitenstreifen, sowie
die dunkle Temporalbinde setzen sich mehr oder weniger auch auf
den Schwanz fort, obwohl daselbst nur mehr auf den abwechselnden
Wirteln in Form von Flecken erscheinend. Die Beine sind von der
Farbe des Rückens, die hinteren namentlich mit hellen, dunkel um-
randeten Tropfenflecken besetzt, die in ähnlicher Weise, wie die
lichten Seitenmakeln des Rumpfes gefärbt sind. — Manche stark
hell und dunkel gefleckte Männchen, namentlich sölche mit nicht
besonders ausgeprägtem Supraciliarstreif, ähneln der maculiventris,
während wieder Weibchen mit fast einfarbigem Rücken und scharfer
heller und dunkler Seitenstreifung sehr an weibliche fusca erinnern.
Die Unterseite ist in der Regel ziemlich einfarbig, weißlich,
gelblichgrün oder schwach grünlich, nicht selten mit deutlichem
Perlmutterglanz, die fast immer mit schwärzlichen Punkten und
Schnörkeln besetzte Kehle manchmal gelblich oder gelbbräunlich,
ausnahmsweise selbst ziegelrot, die Lippenschilder und Submaxil-
laren gewöhnlich mit schwarzen Nähten. Nach Boulenger
soll es auch Männchen mit lebhaft orangefarbiger Unterseite geben,
mir sind aber derartige Stücke niemals untergekommen, obwohl ich
424 Lacertidae.
ein eben nicht geringes lebendes Material zur Verfügung hatte. Am
Bauche stehen beim Männchen höchstens an den Seiten einzelne
zerstreute schwarze Flecke, während letztere beim Weibchen sehr
häufig an allen äußersten Ventralen stehen und hiedurch eine meist
ziemlich zusammenhängende Längsreihe bilden, welche dann den
darüber stehenden untersten hellen Seitenstreif besonders deutlich
hervortreten lassen; die obersten Bauchschilder sind übrigens na-
mentlich beim Männchen mehr oder weniger lasurblau; in diesem
Geschlechte hat auch der Schwanz an den Seiten fast immer, unten
aber höchstens manchmal an der Basis zerstreute schwarze Flecken.
Die Jungen sind im ganzen von den Alten kaum verschieden,
gleichen aber in Färbung und Zeichnung wie gewöhnlich mehr den
Weibchen als den Männchen.
Die Größe der erwachsenen Tiere beträgt etwa I8 bis 20 cm.
Die letzte Eidechsenform, die wir noch zu muralis ziehen, ist
die Lacerta Bocagei Seoane; dieselbe ist im Habitus ebenfalls der
fusca ähnlich, meist aber etwas kleiner und gedrungener, mit häufig
noch mehr flachgedrücktem Kopf, sowie auch mit kürzerem, etwa
zwei Drittel der ganzen Körperlänge betragenden Schwanz.
Das Frontale ist gewöhnlich etwas länger und daher verhält-
nismäßig weniger breit als bei /usca, seitlich meist stärker nach
einwärts geschweift und nach vorne zu mehr, mitunter selbst bis
zu dem Internasale verlängert; die am geraden Außenrande von
3—5 längeren Supratemporalen begrenzten Parietalschilder sind
hinten verrundet oder abgestutzt, das Massetericum nicht selten
sehr klein oder sogar fehlend. Die Körperschuppen, von denen
meist drei, seltener 4—5 Querreihen einem Ventrale entsprechen,
sind rundlich körnig und entweder glatt oder mit schwachen Scheitel-
kielen versehen, die hinten gerade abgestutzten Schwanzschuppen
oben sehr stumpf und undeutlich gekielt, unten vollkommen flach
und von den mittleren Reihen meistens nur die des ersten, sehr
selten auch noch die des zweiten Wirtels breiter als lang; die Tibial-
schuppen sind kleiner als die dorsalen und ziemlich deutlich scheitel-
gekielt.
Die Oberseite ist grün, olivenfarben, braun- oder rein grau und
fast immer von zwei sehr deutlichen weißlichen Supraciliarstreifen
durchzogen, die sich gewöhnlich ohne Unterbrechung zu beiden
Seiten des Rückens bis auf die Schwanzwurzel erstrecken und dann
im weiteren Verlaufe in einzelne, stets einen Schuppenwirtel über-
springende weiße Flecken zerfallen, welche nach außen zu von meh-
reren ähnlichen begleitet sind. Bei Weibchen und Jungen sind
diese Supraciliarstreifen viel schärfer, dafür aber bedeutend schmäler
als bei männlichen und älteren Tieren; bei ersteren ist außerdem noch
ein ebensolcher zweiter, zwischen den Beinen jederseits hinziehender
Seitenstreifen zu bemerken. Die Supraciliarstreifen sind fast immer
von einer Reihe hintereinander liegender schwarzer Makeln einge-
faßt, die häufig zu einem unregelmäßig zackigen Längsbande zu-
sammenfließen und hiedurch die zwischen ihnen liegenden hellen
Streifen noch besser hervortreten lassen. Der Rücken ist gewöhnlich
Lacerta. 425
ziemlich einfarbig oder nur mit zerstreuten, niemals zu einem Ver-
tebralbande zusammentretenden schwarzen Flecken versehen; da-
gegen sind die Körperseiten stets mit mehr oder weniger zahlreichen
schwarzen Makeln besetzt, die nur selten mehr isoliert stehen, son-
dern meistens zu einem unregelmäßigen Netzwerk verbunden sind
oder selbst zu 'einer breiten dunklen Temporalbinde verschmelzen;
diese schwarzen Seitenflecken sind auch noch am unverletzten
Schwanze bis gegen dessen Ende zu bemerken, während regene-
rierte Schwanzstücke stets einfarbig braun sind. Bei sehr alten
Männchen kommt es mitunter vor, daß die dunklen Flecken auch
am Rücken an Größe und Häufigkeit so zunehmen, daß sie hiedurch
auch die helle Streifung mehr oder weniger oder selbst ganz ver-
drängen und die ursprüngliche Grundfarbe nur als unregelmäßige
Schnörkelzeichnung zurücklassen. Der Pileus und die Beine sind
wie der Körper gefärbt, ersterer namentlich beim Männchen mit
verschiedenartigen schwärzlichen Punkten und Flecken, letztere ge-
wöhnlich mit zahlreichen und ziemlich großen, besonders bei brau-
nen Stücken gut abgehobenen hellen Tupfen.
Die Unterseite ist (in Alkohol) weißgelb oder bläulich und
namentlich bei älteren Tieren an den Kieferrändern und auf der
Kehle, mitunter auch auf einzelnen Ventralen, vorzüglich in der
Brust- und Analgegend mit zerstreuten schwarzen Punkten oder
Makeln versehen; außerdem zeigen fast immer die zwei äußersten
oder mindestens die oberste Reihe der Bauchschilder, sowie die
Schenkel am Vorderrande ebensolche Flecken.
Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt etwa I6 cm, Bocageı
ist also unter den muralis-Varietäten die kleinste Form.
Außer den hier angeführten Hauptformen werden von Be-
driaga!) noch zwei auf den griechischen Inseln vorkommende
Eidechsen als var. milensis und Erhardi beschrieben, deren Dia-
gnosen ich, da ich die betreffenden Tiere nicht kenne, aus der dies-
bezüglichen Abhandlung des Autors zitiere:
a) var. milensis. Die Oberseite des Kopfes, die Mittelzone des
Rückens und des Schwanzes erscheinen hell nußbraun. Graue Ocelli,
oder in selteneren Fällen dunkelbraune Punkte, lassen sich auf der
Rückenzone unterscheiden; die Seiten des Rumpfes und des Kopfes
erhalten auf gelbem oder grüngelbem Fond schwarze Querbinden.
Etliche blaue Ocelli zieren die Seiten und treten an den Wurzeln
der Vorderextremitäten besonders scharf hervor. Blaue und grüne
Flecken bedecken die äußersten longitudinalen Bauchschilderreihen.
Der Bauch und die Kehle erhalten auf bläulichem Grunde eine An-
zahl schwarzer würfelartiger Flecken. Die Unterseite des Schwanzes
zeigt einen rötlichen Anflug. Die Körperform und die Körpermaße
dieser Varietät sind ungefähr dieselben wie bei Subsp. fusca, nur
scheint mir der Kopf etwas höher und eher pyramidenförmig als
abgeplattet und der Schwanz etwas kürzer zu sein. — Fundort:
Insel Milo.
b) var. Erhardi. Diese Abart weist oben, auf graubraunem
!) Amphib. u. Reptil. Griechl. Bull. Soc. nat. Moscou, 1881, no. 3, pag. 98, 99.
426 Lacertidae.
Grunde 3 oder 4 gelbgrüne Längsstreifen auf, welche an den Hals-
seiten aber intensiv zitronengelb erscheinen. Die Kehle ist gleich-
falls zitronengelb, der Bauch schmutzigweiß; die äußersten longi-
tudinalen Bauchschilderreihen sind blaugrün. — Sowohl die Hals-
bandtafeln als auch das Massetericum und das Tympanale zeichnen
sich durch ihre geringe Größe aus. — Fundort: Insel Seriphos im
griechischen Archipel.
Lacerta muralis ist eine sehr flinke und lebhafte Eidechse, die
sich vorwiegend auf Felsen, im Gesteine und auf alten Mauern herum-
treibt und namentlich für letztere in den von ihr bewohnten Gegen-
den ein Charaktertier genannt werden kann; sehr gerne hält sie sich
auch in der Nähe menschlicher Ansiedlungen auf und kann man
auf Exkursionen aus ihrem häufigeren Auftreten oft mit ziemlicher
Sicherheit darauf schließen, bald auf eine solche zu stoßen. Übri-
gens kommt das Tier auch in lichten Wäldern, namentlich zu seiten
von Schneißen und Wegen vor, besonders dann, wenn letztere tief
eingeschnitten sind, aus Sandstein oder lockerem Mergel bestehen
und deren Böschungen an ihrem Oberrande mit vorstehendem oder
überhängendem Wurzelwerk und Pflanzengewirr bedeckt sind, das
ihnen zahlreiche und sichere Schlupfwinkel gewährt; hier pflegen
die Tiere auch gerne rauhe Baumstämme zu besteigen, auf denen
sie dann ruhig sitzend sich behaglich den wärmenden Strahlen der
Sonne aussetzen. Im nördlichen und mittleren Europa vorwiegend
die Ebene und das Hügelland bewohnend, steigt sie in südlichen «
Gegenden mehr ins Gebirge hinauf, woselbst man sie stellenweise
bis zu I700 m Meereshöhe antreffen kann.
Muralis ist gegen Kälte wenig empfindlich, hält nur einen kurzen
Winterschlaf und kommt in wärmeren Landstrichen selbst während
der kalten Jahreszeit an sonnigen Tagen ab und zu heraus. Je
nach dem früheren oder späteren Eintritt des Frühlings legt das
Weibchen vom Mai bis Juli 2—8 Eier, welche etwa IOo—Iı2 mm
lang und 6—7 mm dick sind und gewöhnlich unter Steinen oder
in Mauerspalten untergebracht werden; die Jungen erscheinen mei-
stens im August.
Die Mauer-Eidechse ist eine der am weitesten verbreiteten
Lacerten, indem sich das von ihr bewohnte Gebiet über nicht we-
niger als achtzehn, u. zw. vom 53.—35. Breitegrade, erstreckt.
Dies gilt allerdings nur für die typische oder fusca-Form, wäh-
rend die anderen Varietäten auf einen weit geringeren, mitunter
selbst sehr engumschriebenen Wohnbezirk beschränkt sind.
Als eigentliche Heimat dieser Art sind wohl die Mittelmeerländer
anzusehen, von denen aus sich dieselbe dann, meistens dem Laufe
größerer Flüsse und deren Seitenzweigen folgend, allmählich nach
Norden und Osten ausgebreitet hat.
Auf der Pyrenäischen Halbinsel und in Frankreich kommt das
Tier an vielen Orten und stellenweise sehr häufig vor; von hier ist
es dann in nördlicher Richtung nach Elsaß-Lothringen, ferner längs
der Maas nach Belgien und von da weiter bis in die Niederlande
vorgedrungen, woselbst es in der Provinz Gröningen den nördlich-
sten Punkt seiner Verbreitung erreicht. Desgleichen drang fusca
Lacerta. 427
längs des Doubs, sowie durch die zwischen dem Jura und den Vogesen
befindliche Einsattlung in das oberrheinische Tiefland ein, sich von
hier aus längs der Wasserläufe nach Baden, Württemberg und
Hessen bis ins Nassauische verbreitend; ebenso ist sie aus Nord-
frankreich wohl wahrscheinlich der Mosel folgend nach Luxemburg
und in die Rheinprovinz gelangt, woselbst sie bis Bonn hinauf vor-
kommt.
Was nun die Verbreitung der Art nach Osten betrifft, so ge-
langte dieselbe von Frankreich aus zunächst in die Alpenländer und
in die oberitalienische Tiefebene, in der Schweiz besonders in den
westlichen und nördlichen Grenzbezirken, im eigentlichen Hoch-
gebirgsland und im weiteren Zuge der Alpenkette aber nur in den
mehr südlich gelegenen Gebieten derselben vorkommend; in der
Poniederung ist sie vornehmlich in den nördlich von dem genannten
Flusse befindlichen Landstrichen, sowie um die oberitalienischen
Seen herum häufig. Auf der eigentlichen Halbinsel geht sie in den
östlich vom Apennin gelegenen Gegenden viel weiter nach Süden
als in den westlich von dem genannten Gebirgszuge befindlichen
Landstrichen, indem sie in ersteren bis nach Kalabrien hinab vor-
kommt, während sie an der Westküste südlich von Spezia meistens
durch andere muralis-Formen ersetzt wird. Doch ist sie auch in der
Apenninenkette selbst zu finden, von der sie stellenweise z. B. bis
Lucca und Florenz und von dem Sabinergebirge bis in die römische
Campagna vordringt; von den westlich von Italien liegenden Inseln
ist sie nur aus Korsika und einigen Liparischen Eilanden nachge-
wiesen, und endlich kommt sie auch noch auf Sizilien vor.
Aus der norditalienischen Tiefebene tritt fusca dann in die
österreichisch-ungarische Monarchie über, woselbst sie, dem Laufe
der Etsch nach aufwärts folgend zunächst nach Südtirol, von hier
aus längs der Drau nach Kärnten und Südsteiermark und von da
weiter nach Krain und in das illyrische Küstenland gelangt ist.
In letzterem kommt sie hauptsächlich in den Gebieten von Görz
und Triest vor, während sie auf der istrischen Halbinsel viel seltener
und nur stellenweise auftritt; auf den zu den hier genannten Län-
dern gehörenden Inseln habe ich das Tier nie gesehen. Vom öster-
reichischen Küstenlande tritt dann die Eidechse in die Karstländer
ein, in welchen sie durch Kroatien und Dalmatien, durch Bosnien
und die Herzegowina bis in die türkisch-griechische Halbinsel vor-
kommt, in den erstgenannten Ländern aber, wie es scheint, mehr
im Gebirge als in der Ebene wohnend; ich selbst wenigstens habe
die fusca aus Kroatien bisher nur aus der Kapella und vom Velebit
und auch aus Dalmatien und den österreichischen Reichslanden,
namentlich aus der Herzegowina, nur von über 700 m gelegenen
Fundstellen erhalten, während sie in Bosnien in Gegenden mit pan-
nonischem Klima bis in die tiefsten Lagen hinab vorkommt. In Grie-
chenland ist sie sowohl auf dem Festlande als auch auf den Inseln
weit verbreitet, auf ersterem aber gewöhnlich viel seltener als auf
letzteren.
In ihrem weiteren Vordringen nach Osten ist die typische mu-
ralis dann hauptsächlich dem Laufe der Drau und Save, besonders
428 Lacertidae.
aber dem der Donau gefolgt und zieht sich von Nieder-Österreich
über Südmähren durch den Süden von Ungarn und Siebenbürgen,
sowie durch die Donaustaaten bis zur Mündung des genannten Stro-
mes und bis Konstantinopel hin. In Oberungarn ist sie nur ein ein-
zigesmal in drei Exemplaren bei Kaschau gefangen worden, nörd-
lich von den Karpaten kommt sie entschieden nicht mehr vor.
Aus den Donauländern ist /usca endlich noch nach Rußland
eingewandert, woselbst sie aber nur in den südlichsten Distrikten,
etwa bis zum fünfzigsten Breitengrade hinauf vorkommt, und durch
die im Norden des Schwarzen Meeres gelegenen Gouvernements und
die Krim bis zum Kaukasus und Kaspisee reicht.
Betreffs der anderen muralis-Formen ward bereits eingangs er-
wähnt, daß deren Vorkommen ein weitaus beschränkteres ist.
So kommt maculiventris meines Wissens nur auf dem Festlande
von Istrien und auch hier durchaus nicht überall, sondern nur an
manchen Örtlichkeiten vor. Am häufigsten traf ich hier das Tier
um Rovigno, wo dasselbe in und außer der Stadt an älteren Mauern
in den mannigfaltigsten Abänderungen sehr gemein ist. Diese Ei-
dechse stellt unstreitig ein Übergangsglied von der fusca zur nigri-
ventris vor, und sah ich nicht selten Stücke, die durch einen deutlich
grünlichen Ton schon sehr zu Brüggemanni hinneigten, ja mitunter,
wenn auch selten, stieß ich auch auf ganz ausgesprochene Exemplare
der flaviundata mit tiefschwarzer Grundfarbe und lebhaft schwefel-
gelber Schnörkelzeichnung. Die aus der Görzer und Triester Gegend
angeführten maculiventris sind nur fusca mit schwarzfleckiger Unter-
seite, die von der echten, typischen maculiventris auf den ersten Blick
zu unterscheiden sind; diese ist eigentlich nichts anderes als eine
Brüggemanni mit vorherrschend brauner Grundfärbung, die aber
manchmal schon sehr merkbare Übergänge zu letzterer Form zeigt.
Die nigriventris ist eine für die westlich des Apennin gelegenen
Landstriche Italiens charakteristische Eidechse; sie fängt in der Varie-
tät Brüggemanni bereits am ligurischen Meerbusen bei Spezzia
an und kommt namentlich um Livorno, Florenz und überhaupt im
Toscanischen vor. Weiter nach Süden zu immer schwärzer werdend
geht sie dann allmählich in die eigentliche nigriventris über, welche
besonders im Römischen in ausgesprochenster Weise auftritt und
daselbst auch körperlich ihre höchste Entwicklung erlangt, indem
hier Stücke bis zu 25 cm Gesamtlänge nicht zu den Seltenheiten
gehören. Übrigens kommen nigriventrisartige Lacerten auch auf
Sizilien und Malta vor und dürfte die auf dem südlich von letzterer
Insel liegenden Felseneiland Filfola lebende filfolensis jedenfalls
von der Malteser nzgriventris abstammen.
Die quadrilineata kommt nur auf Hügeln und Bergen Sardıniens
und Korsikas, sowie auf der im tyrrhenischen Meere bei Elba ge-
legenen Insel Monte Cristo vor; Bocagei und Rasquineti sind auf die
Pyrenäische Halbinsel beschränkt, und zwar erstere auf den Westen
des Festlandes, namentlich auf Portugal und Galicien, letztere hin-
gegen ausschließlich auf die an der kantabrischen Küste etwa gegen-
über von Arnas liegende kleine, kaum einen Kilometer Umfang
habende Felseninsel La Deva.
Lacerta. 429
Gefangen gehaltene muralis sind in Lebensgewohnheiten und
Gebaren kaum von den verwandten Arten verschieden, zeichnen sich
aber vor diesen gewöhnlich durch Friedfertigkeit und Verträglichkeit
vorteilhaft aus.
11. Lacerta hispaniea: Caput acuminatum cum corpore valde de-
pressum, scuto postnasali unico, supralabialibus antıicıs 4—5.
Squamae dorsales parvae, planae, rotundatae, caudales subcari-
natae, apice truncatae. Tempora granoso-scutellata, disco masse-
terico nullo. Collare integerrimum, squamis antecedentibus vix
majoribus. — Long. 15 cm.
Lacertaoxycephalavar.hispanica Steindch. Sitz. Ber. Akad.
d. Wiss. Wien, LXII, I, pag. 336, tab. I, fig. 3—6 (1870). — Lacerta
oxycephalavar.e Schreib. Herpetol. europ. I, pag. 404 (1875). — La-
certa muralis fusca Bedrg. Arch. f. Naturg. pag. 293. part. (1879).
— Lacerta muralis subsp. Steindachneri Bedrg. Abh.
Senckenb. Ges. XIV, pag. 256 (1886). — Lacerta muralis var.
hispanica Bouleng. Catal. Liz. III, pag. 33 (1887).
Die letzte und die kleinste der bisher behandelten oxycephalen
Eidechsen.
Der Körper ist schlank und stark depreß mit ziemlich deutlichem
Halse und langem, dünnen Schwanz, der Kopf ist klein, flach und
niedrig, etwa zweiundeinhalbmal so lang
als breit, mit ziemlich kurz zugespitzter
Schnauze, nicht ganz dreimal im Rumpfe
enthalten. Der hinter den Augen platte
oder kaum merkbar der Länge nach ge-
wölbte Pileus fällt gegen die Schnauzen-
spitze in gerader Linie ab und ist auch
seitlich gerade oder in kaum merkbarer
Schweifung verjüngt.
Das Rostrale ist breiter als hoch,
weit auf den Pileus übergewölbt, sein von
oben sichtbarer Teil länger als die da-
hinterliegende Supranasalnaht, letztere
höchstens ein Viertel so lang wie das
Internasale; dieses ist groß, stets breiter Lacerta hispanica Steind.
als lang, mit bald mehr spitzem, bald
wieder mehr stumpfem Vorder- und Hinterwinkel. Die Präfrontalen
sind so lang als breit oder auch etwas breiter, ihre Mittelnaht etwa
doppelt so lang wie die gemeinschaftliche Supranasalnaht, deren
Außenränder vollkommen gerade. Das Frontale ist groß und verhält-
nismäßig breit, länger als seine Entfernung von der Schnauzen-
spitze, nach vorne ziemlich stark bogig erweitert, die Vorderseiten
unter stumpfem Winkel zusammenstoßend, hinten wenig vorgezogen.
Der Discus palpebralis ist mehr oder weniger deutlich gewölbt, nach
außen zu von einer vollständigen Körnerreihe gesäumt; die Fronto-
parietalen sind von gewöhnlicher Bildung, etwas breiter als lang,
das Interparietale viel länger als breit, nach rückwärts stark verengt
mit schwach bogigen Seiten. Das nach hinten stark dreieckig
Fig. 89.
430 Lacertidae.
erweiterte Occipitale ist etwa von halber Länge des Interparietale.
Die nach außen geraden Parietalen sind länger als breit, mit verrun-
deten hinteren Außenecken; das oberste Postokulare berührt dieselben
höchstens mit seiner äußersten Spitze, ist aber von ihm gewöhnlich
durch das letzte Supraokulare getrennt. Die Nasenlöcher sind mit
dem Rostrale nicht in Berührung, das Postnasale ist trapezisch,
höher als lang, bei Vorhandensein von vier vorderen Supralabialen
über dem ersten, bei fünf Supralabialen über der Naht der zwei
ersten gelegen. Das Frenale ist fünfeckig, viel länger als hoch, mit
ziemlich parallelen, etwas schief nach unten und rückwärts gerich-
teten Vorder- und Hinterseiten, das Frenookulare von gewöhnlicher
Bildung, aber relativ kurz, selten länger als hoch. Von den sechs
Supraciliaren sind meist die zwei mittleren die kleinsten. Die Schläfen
sind durchaus mit kleinen, schuppenartigen Schildchen bedeckt,
die sich nur manchmal an der Grenze der Parietalen zu namentlich
vorne längeren aber schmalen Supratemporalen entwickeln; das
Massetericum fehlt. Die Ohröffnung ist verhältnismäßig groß, das
Tympanale klein. Von den acht bis neun Supralabialen steht das
fünfte oder sechste unter dem Auge.
Die Körperschuppen sind rundlich sechseckig, flach und glatt,
in sehr deutliche Ouergürtel gestellt, nach den Seiten zu etwas größer
und namentlich länger, drei Reihen derselben einem Ventrale ent-
sprechend. Die Schienen sind oben etwa wie der Rücken, die Schenkel
hingegen viel feiner beschuppt, die oberen Schwanzschuppen stumpf
dachig gekielt, hinten gerade abgestutzt.
Sublabialen sind sechs vorhanden, das Mentale ıst groß, breiter
als lang, hinten von fünf Submaxillaren gefolgt, deren drei ersten
Paare in der Mittellinie zusammenstoßen. Die Kehlfurche ist, wenn
auch nicht stark, so doch sehr deutlich, das Halsband vollkommen
ganzrandig, mit kleinen, von den vorne daran stoßenden an Größe
wenig verschiedenen Schuppen. Von den sechs Reihen Ventralen
sind die zwei äußersten und an der Brust auch die zwei mittleren
schmäler. Die unteren Schwanzschuppen sind glatt, nach rückwärts
allmählich mehr stumpfwinkelig vorgezogen, die Breite und Länge
der zwei Mittelreihen an der Basis sehr wechselnd. Das Anale ist
mäßig groß, etwas breiter als lang und nur von einem einzigen, aus
sechs sehr großen Schildern bestehenden Halbkreise umgeben; die
Schenkelporen sind nicht ganz um die Breite des Anale voneinander
entfernt.
Die Oberseite ist in der Regel grau, seltener bräunlich oder oliven-
farbig, beim Männchen mit sieben schwarzen, meistens mit kleinen
hellen Flecken untermischten Längsstreifen versehen, die sich teil-
weise auch noch auf den Schwanz fortsetzen; von diesen Streifen ist
der vertebrale vorne mitunter in zerstreute unregelmäßige Flecke
aufgelöst, der durch das Auge gehende der breiteste, der unterste
der schmälste. Bei Weibchen und Jungen sind diese dunklen Längs-
binden weiß begrenzt, welche Begrenzung öfters so breit wird, daß
dann das Weiß die Streifung bildet und das Schwarz nur als mehr oder
weniger schmaler Saum zurückbleibt, ja häufig sogar ganz verschwin-
det. Der Pileus ist mehr bräunlich, mit unregelmäßigen schwarzen
Lacerta. 431
Zeichnungen oder Punkten auf den Supraokularen und den dahinter
liegenden Schildern, die Parietalen mit je einer Punktreihe als Anfang
der sich daranschließenden Rückenstreifen versehen. Die Beine
zeigen oberseits schwarze, mitunter netzförmig verbundene Flecken
und helle Ocellen, der Schwanz ist blau mit schwarzen Querringen,
die Unterseite weißlich bleifarben, an den Beinen und am Schwanze
heller.
Die Gesamtlänge des erwachsenen Tieres beträgt höchstens
I5 cm, wovon etwa zwei Drittel auf den Schwanz entfallen.
Diese Art kommt im Süden der spanischen Mittelmeerküste
vor, woselbst sie zwischen Alicante und Malaga an felsigen Stellen
sehr häufig ist:
12. Lacerta fiumana: Caput parvum, vostro breviter acuminato,
disco palpebrali extus granorum serie circumdato. Nares rostrale
haud adtingentes, postnasale unicum, supralabialia anteriora
quatuor. Tempora scutellata, masseterico plerumgque distincto.
Squamae dorsales oblongo-hexagonae, per totam longitudinem
distincte carinatae, caudales mucronato-acutae. Collare denti-
culatum. — Long. 16—20 cm.
Lacerta muralis Schreib. Herpetol. europ. I, pag. 408. part. (1875).
— Lacerta muralis subspp. neapolitana, subvar. Merre-
mii Bedrg. Beitr. z. Kenntn. d. Lacert. Fam. Abhandl. d. Senckenb.
naturf. Ges. XIV. pag. 17 (1886). — Lacerta muralis var. litto-
ralis Wern. Reptil. u. Amphib. Österr. Ung. pag. 161 (1897).
Typus: Supra viridis, dorso maculis atris seriatis Jasclisque
pallidis lateralibus plus minusve distinctis. Subtus alba aut
rubra.
mas. Supra maculis nigris crebrioribus et valde distinctis, fasciis later-
alıbus saepius interruptis aut minus conspicuis,; subtus saepe
rubra.
Lacerta muralis var. punctato-striata Eim. Untersuch.
üb. d. Var. d. Mauer-Eid. Arch. f. Naturg. XXXVII (1881). — Lacerta
muralis var. fiumana Wern. Beitr. z. Kenntn. d. Reptil. u. Am-
phib. v. Istr. u. Dalm. Verhandl. d. Zool. bot. Ges. Wien, XLI, pag. 753
(1891).
fem. Supra maculis atris plus minusve obsoletis, lateribus distinc-
te albido-striatis. Subtus alba.
Ianerenat ae m Uran SEE var sten las ar Falbirvien er ssy Bonap:
Fauna Ital. (1832). — Lacerta muralis var. striata Wern.
l. c. pag. 753 (1891).
var. a) Ut typus, sed dorso fuscescenti.
Lacerta muralis var. lissana Wern.l.c. pag. 753 (1891).
var. b) Supra viridi-olivacea, lateribus fuscescentibus interdum albi-
do-subfasciatis. Subtus alba aut rubra.
Lacerta muralis var. modesta Eim. Zool. Stud. auf Capri,
IT, tab. II, fig. ı (1874). —Lacerta muralis var..v schreib. 1. c.
pag. 410 (1875). — Lacerta muralis subsp. neapolitana
a Bedrg. 1. c. pag. 205 (1886). — Lacerta muralis var. olivacea
Wern. l. c. pag. 753 (1891).
432 Lacertidae.
var. c) Supra nigro-olivacea, taeniis angustis sex in dorso virescen-
tibus, ad latera albidis per totam corporis longitudinem decur-
rentibus (Dalmat.).
Mit dieser Art beginnt der Formenkreis der pyramidocephalen
Eidechsen, welche sich von den bisher behandelten oxycephalen
oder platycephalen Lacerten durch den namentlich im männlichen
Geschlechte dickeren im Verhältnis zur Breite viel höheren Kopf
unterscheiden.
Lacerta fiumana gleicht in Größe und Habitus etwa der typischen
muralis. Der besonders beim Männchen hinten ziemlich stark er-
weiterte Kopf ist klein aber hoch,
oben vom Scheitel nach vorne zu
sanft nach abwärts gewölbt, mit kur-
zer, gradlinig zugespitzter Schnauze.
Die Pileuslänge ist selten viel mehr
als dreimal, der Abstand von der
Schnauzenspitze bis zum Halsband
höchstens zweimal im Rumpfe ent-
halten, die Zügelgegend vertikal,
der vor den Augen liegende Kopf-
teil etwa so lang wie der hinter
denselben gelegene. Der Körper ist
schlank, der Rücken fast verrundet
oder kaum merkbar abgeplattet,
der Schwanz höchstens von doppelter
Körperlänge, meistens aber deutlich
kürzer.
Das Rostrale ist viel breiter
als hoch, mäßig auf den Pileus
übergewölbt, die gemeinschaftliche
Supranasalnaht ziemlich kurz, das
Internasale mindestens so breit als
lang. Das nach vorne nur wenig
und meist ziemlich gradlinig er-
a weiterte Frontale ist mindestens so
lang wie seine Entfernung von der
Schnauzenspitze, meist aber, nament-
lich im weiblichen Geschlechte,
länger, seine vordere und hintere
Fig. 90. Spitze kurz und stumpf dreieckig.
a Die Präfrontalen sind deutlich länger
RR Schwanzschuppen. als das Internasale.e. Der Discus
palpebralis ist nach außen zu ent-
weder von einer vollständigen, weit häufiger aber von einer un-
vollständigen, gewöhnlich erst hinter dem ersten Supraciliare be-
ginnenden Körnerreihe gesäumt. Die Frontoparietalen sind kürzer
als das Frontale, die Parietalen nach außen verrundet, das Inter-
parietale in der Regel größer als das Occipitale.
Das runde Nasenloch ist über der Naht des Rostrale mit dem
Lacerta. 433
ersten Supranasale ausgehöhlt, das Postnasale und das Frenale viel
höher als lang, das Frenookulare von gewöhnlicher Bildung; die
5s—6 Supraciliaren sind nach rückwärts meist merklich verkürzt,
von den 7—8 Supralabialen liegt das fünfte unter dem Auge. Das
oberste Postokulare ist im Verhältnis zu den vorangehenden sehr
groß und berührt das Parietale in ziemlicher Ausdehnung. Die Schläfen
sind mit nicht sehr zahlreichen aber relativ großen polygonalen
Schildchen bedeckt, unter denen das Massetericum oft undeutlich
wird, ja ausnahmsweise selbst ganz verschwindet; an der Grenze
der Parietalen stehen gewöhnlich I—2 größere und längere Supra-
temporalen,; das Tympanale ist normal.
Die nach unten zu etwas vergrößerten Rückenschuppen, von
denen 2—3 Querreihen auf ein Bauchschild gehen, sind von der Seite
betrachtet etwas länger als breit und ausgesprochen rundlich sechs-
eckig, nach rückwärts zu mehr deltoidisch mit nach vorne längeren
nach hinten kürzeren Seiten; sie sind ihrer ganzen Länge nach mit
deutlichen, scharfen Kielen versehen, die meist bis zu den Ventralen
hinab verfolgt werden können. Die Beine zeigen mehr erhabene,
rundlich körnige Schuppen, die oberen Schwanzschuppen sind stark
dachig gekielt, hinten scharf zugespitzt, längs der Kiele oft mehr
oder weniger eingedrückt, diese selbst am Ende in ein kurzes Dörn-
chen vorgezogen.
Die Zahl der Sublabialen beträgt gewöhnlich sechs, die Kehl-
schuppen sind ziemlich groß und flach, die Kehlfurche ist nicht tief
aber sehr deutlich, das Halsband zwar schwach aber immerhin deut-
lich gezähnelt. Von den Ventralen sind die zwei mittleren und die
zwei äußeren Reihen etwas schmäler, die Oberschildchen gut ausge-
bildet, die Schenkel unten mit 3—4 Längsreihen größerer flacher
Schuppen bedeckt. Die stark vortretenden Schenkelporen sind beim
Männchen fast bis zur Berührung genähert. Das Anale ist meistens
breiter als lang, vorne bogenförmig verrundet, von den es umgebenden
fünf Schildern eines oder auch zwei mittlere stark vergrößert. Die
anfangs glatten und abgestutzten unteren Schwanzschuppen werden
nach rückwärts zu allmählich gekielt und zugespitzt, von den zwei
Mittelreihen derselben sind nur die an der Basis stehenden breiter
als lang.
In Färbung und Zeichnung zeigt Lacerta finmana nur wenig Ver-
änderlichkeit. In den meisten Fällen ist die heller oder dunkler
grüne, sehr selten braune (var. lissana Wern.) Oberseite von schwarzen
Flecken unterbrochen, die beim Männchen meist zahlreicher und größer
beim Weibchen dagegen spärlicher, kleiner und auch oft bandartig
verschmolzen sind und am Rücken in drei, an den Seiten dagegen
in je zwei Längsreihen verlaufen. Von diesen sieben Fleckenreihen
ist die mittlere oder occipitale nur selten vollständig, da sie gewöhnlich
erst in einiger Entfernung hinter dem Kopfe beginnt, um dann an der
Schwanzwurzel wieder zu verschwinden. Die seitlichen Rückentlecken
sind nach außen zu fast immer von einem in der Regel zusammen-
hängenden weißlichen, gelblichen oder blaßgrünen Supraciliarstreifen
begrenzt, an den sich gegen die Seiten zu die obere schwarze Lateral-
fleckenreihe anlegt, wodurch dann diese seitlichen hellen Rücken-
Schreiber, Herpetologia europaea. 28
434 Lacertidae.
streifen besonders scharf abgehoben erscheinen. Unter diesen und
mit ihnen parallel zieht dann noch jederseits ein mit denselben in
der Färbung übereinstimmender heller Subokularstreifen zwischen
den Beinen hin, der aber gewöhnlich nur im weiblichen Geschlechte
gut hervortritt, während er beim Männchen viel weniger deutlich ist
oder nicht selten auch ganz verschwindet. Nur ausnahmsweise kommt
es vor, daß auch die occipitale Fleckenreihe weißlich gesäumt ist.
Die äußeren Rücken- und die postokularen Seitenflecken ziehen
sich auch noch am Schwanze auf geringere oder größere Entfernung
hin. Der Pileus ist bräunlich mit bald mehr, bald weniger zahlreichen
schwarzen Flecken und Sprenkeln, an der Einlenkungsstelle der
Vorderbeine findet sich beim Männchen häufig eine größere tief-
schwarze, mitunter blau gekernte Makel; die Beine sind wie der
Körper, aber meist trüber gefärbt, die hinteren mit mehr oder weniger
abgehobenen Tropfenflecken versehen, der Schwanz wird gegen das
Ende zu bräunlich. Die Unterseite ist weißlich, ungefleckt, beim
Männchen namentlich in südlicheren Gegenden oft häufig lebhaft
gelb oder ziegelrot, die äußersten Ventralen samt den Oberschildchen
ganz oder teilweise lasurblau. Ganz junge Tiere sind oben dunkel
olivenbraun, seltener grün und dann am Rücken äußerst fein schwarz
punktiert; die weißliche Seitenstreifung ist scharf und deutlich.
Erwachsene Stücke sind 16—I8 cm lang; nach Lehrs sollen
dieselben manchmal bis 20 cm erreichen, mir sind aber so große
Exemplare niemals untergekommen.
Die einzige wirklich häufige Varietät dieser Art ist die gewöhn-
lich als Lacerta olivacea Rafin. bezeichnete gänzlich ungefleckte
Form, welche aber von Rechts wegen mit dem Namen modesta Eim.
belegt werden muß, da die olivacea Rafınisqu6s nicht zu feumana,
sondern zu serpa gehört. Dieselbe zeigt auf der Oberseite ein mehr
oder weniger ausgesprochenes Zimmt- oder Olivenbraun, das aber
mindestens in der vorderen Körperhälfte allmählich in ein deutliches
Olivengrün übergeht, welches dann eine mehr oder weniger breite,
nach hinten häufig schmäler werdende aber von der Seitenfärbung
nicht scharf abgegrenzte Rückenzone bildet. Unter der Lupe erweisen
sich auch die grünen Schuppen oft fein bräunlich bestäubt. Die Unter-
seite ist weiß (Lacerta puccina Rafin. ?), bei Männchen häufig schön
orangefarben oder lebhaft ziegelrot.
Eine sehr ausgezeichnete, aber wie es scheint auch sehr seltene
Varietät, die durch ihre scharfen, abwechselnd dunklen und hellen
Körperstreifen fast an einen jungen Acanthodactylus erinnert, besitze
ich aus den Bocche die Cattaro in Dalmatien. Dieselbe ist etwas
schlanker als die Stammform und auf der ganzen Oberseite tief-
dunkel, nuß- oder olivenbraun, bei genauerer Ansicht von Reihen
hintereinander liegender, häufig mehr oder weniger zusammenfließen-
der aber wenig hervortretender schwarzer Flecken durchzogen. Über
den Rücken laufen zwei hell grasgrüne Dorsalstreifen hin, die an der
Schwanzwurzel samt dem von ihnen eingeschlossenen dunklen
Occipitalbande plötzlich abbrechen; diese hellen Dorsalstreifen
sind etwa halb so breit, wie die ihnen anliegenden dunklen Längs-
binden. Außerdem zieht noch jederseits je ein schmälerer weißlicher
Lacerta. 435
Supraciliarstreif und ein ebensolcher Subokularstreifen hin, von
denen der erstere noch bis etwa zur Schwanzmitte verfolgt werden
kann, und hier beiderseits von tiefschwarzen aber wenig deutlichen
Strichen, die als eine Fortsetzung der dunklen Rückenbinden zu
betrachten sind, begleitet wird. Die Unterseite ist weıßlich, mit
zahlreichen, licht schokoladefarbenen Flecken auf den Ventralen,
die Kehle rötlich perlfarben, die Schnauze gegen die Spitze zu bläulich,
der Schwanz wie bei den meisten anderen Formen unten gelblich
fleischfarben. Die oberste Reihe der Bauchschilder ist ganz hell
schokoladefarben und zeigt, mit Ausnahme der vordersten, in der
Mitte je einen rundlichen schwarzen Flecken, der am Schwanze
länglich werdend auf der ersten Hälfte desselben einen fast ununter-
brochenen Seitenstreif bildet.
Ich kenne dieses Tier leider nur im weiblichen Geschlechte und
habe von dem betreffenden Fundorte niemals eine Eidechse erhalten,
die ich allenfalls als Männchen davon hätte betrachten können;
wegen des Vorkommens will ich diese schmucke Form als var. boc-
chensis bezeichnen.
Lacerta fiumana ist eine für die Karstformation charakteristische
Eidechse und findet sich vom Wippachtale ım südlichsten Krain
an durch den mittleren und südlichen Teil des österreichischen
Küstenlandes, sowie durch ganz Istrien, das kroatische Littorale,
ferner in der Herzegowina und in Dalmatien bis zu den Bocche di
Cattaro, sowohl auf dem Festlande, als auch auf den meisten Inseln
ebenso in der typischen, wie auch in der modesta-Form streckenweise
häufig; in der Crivoscie geht sie in günstigen Lagen selbst bis 800 m
hinauf. Ein anderes Vorkommen auf der Balkanhalbinsel ist mir
nur von Montenegro und Nordalbanıen bekannt; aus ersterem Lande
hat se Tomasini von Antivarı und Rijeka erhalten und sie
selbst um Cettinje erbeutet, in Albanien ist sie nach Klaptocz
in der Umgebung von Skutari, besonders aber in der nördlich von
der Stadt gelegenen Ebene überall häufig. Die Westgrenze der Ver-
breitung scheint der Isonzo zu bilden, an dessen linkem Ufer sie unter
geeigneten Verhältnissen fast überall vorkommt, während sie am
rechten Ufer des genannten Flusses bereits fehlt. Den ganz vegetations-
losen Trümmerkarst meidet sie, ebenso wird sie auf Mauern (mit
Ausnahme von gelegten) und im Walde nicht angetroffen. Wo da-
gegen der nackte Kalkstein mit Gebüsch und Rasenflächen wechselt,
ist sie fast überall zu Hause, sonnt sich behaglich auf den kahlen
Felsen und flüchtet sich bei herannahender Gefahr in deren Klüfte
und Spalten oder wohl auch in das Gras, in dem sie durch ihre Färbung
sehr gut gedeckt ist. Ins Gebirge steigt sie im allgemeinen nicht
weit hinauf, ich selbst habe das Tier wenigstens im österreichischen
Küstenlande niemals über 650 m gefunden. In der Herzegowina
jedoch kommt sie nach Tomasini und Veith im Tale von
Peljucko polje am Südfuße der Baba planina bis 1000, ja bei Korito
selbst bis IIO0O m hoch gemeinsam mit muralis vor. Obwohl sie,
falls der Karst bis zum Meere reicht, auch ganz knapp neben demselben
lebt, so meidet sie doch den flachen Strand, woselbst sie durch die ihr
ähnliche, aber meist viel größere serpa ersetzt wird. Ob sie von hier
28*
436 Lacertidae.
durch die stärkere letztere verdrängt wurde oder die Flachküste
nur wegen der ihr daselbst vielleicht nicht zusagenden Lebensbedin-
gungen abseits liegen läßt, will ich nicht entscheiden.
Sowohl die Stammform, als auch modesta kommen teils unter-
einander, teils aber auch auf bestimmte Lokalitäten beschränkt vor,
und ist namentlich die letztere auf einigen istrianischen und dal-
matinischen Inseln, wie beispielsweise auf Lesina die vorherrschende,
auf Bua, Solta und Lussin sogar die allein vorkommende Varietät;
auf dem Festlande von Dalmatien scheint sie zu fehlen. Im Karste
von Görz und Istrien teilt frumana ihr Vorkommen häufig mit Algı-
roides nigropunctatus, seltener mit Lacerta muralis, mit letzterer meist
nur an den Grenzbezirken beider Arten.
In der Gefangenschaft hält diese Eidechse ebenfalls gut aus,
ist aber viel zänkischer und streitsüchtiger als muralis und zeichnet
sich namentlich zur Brunstzeit durch wütende Verfolgung ihrer
männlichen Käfiggenossen durch ihre Mitbewohner des gleichen
Geschlechts aus. Auch sah ich sie wiederholt ihre eigenen Eier ver-
speisen, wobei sie dieselben so lange im Munde herumschoben, bis
dieselben mit ihrer Längsachse dem Kopfe parallel zu liegen kamen,
worauf sie dann, allerdings mit ziemlicher Mühe und Anstrengung,
hinuntergewürgt wurden; desgleichen habe ich auch die Paarung
von modesta mit der Stammform und einmal sogar von fiumana —
mit Zaurica — bei meinen Gefangenen beobachtet.
13. Lacerta joniea: Caput parvum, crassum, rostro breviter acuminato,
disco palpebrali extus granulis instituto. Nares scutum rostrale
adtingentes, postnasale unicum, supralabialia anteriora quatuor.
Tempora scutellata, masseterico plerumque distincto. Squamae
dorsales plano-granosae, subcarinatae, supracaudales postice ob-
tuse acuminatae. Collare denticulatum. — Long. 16—20 cm.
Lacerta taurica De Betta Rett. ed anf. d. regno d. Grecia pag. 35
(1868). — Lacerta muralis subspp. neapolitana Bedrg. Amph.
u. Reptil. Griechl. Bull. Soc. nat. Moscou. part (1882). — Lacerta
peloponnesiaca Bedrg. Betr. z. Lac. Fam. Abh. d. Senckb. naturf.
Ges. XIV, part. (1886). — Lacerta peloponnesiaca Wern.
Verh. d. Zool. bot. Ges. Wien, XLIV, pag. 228 (1894). — Lacerta jo-
nica Lehrs. Z. Kenntn. d. Gatt. Lac. Zool. Anz. XXV, No. 666 (1902). —
Lacerta taurica. var. jonica. Boulg. Proc. Zool. Soc. Lond.
pag. 557, tab. XXX (1907).
Typus: Supra viridis aut fusco-olivacea, striis pallidis supra-
ciliarıbus et subocularibus distinctis.
mas. Stria supraciliari saepius interrupta, subocuları minus con-
spicua,; corporis latera plus minusve nigro-varregata.
fem. Strüs lateralibus integris et valde distinctis, fascia temporali
obscura continnua.
var. Supra concolor viridi-olivacea, maculis obscuris strüisque pallidıs
nullıs.
Diese Art bildet eine Mittelform zwischen der vorhergehenden
und der nächstfolgenden Spezies. Von ersterer ist sie durch das mit
dem Rostrale in Berührung stehende Nasenloch, von letzterer durch
Lacerta. u 437
die schmäler zugespitzte Schnauze, von beiden durch die nahezu
glatten Rücken- und stumpfer ausgezogenen Schwanzschuppen und
den namentlich im männlichen Geschlechte viel dickeren und höheren
Kopf wie durch den kräftigeren und plumperen Körperbau ver-
schieden.
Der Kopf ist sehr kurz, und wie schon erwähnt, besonders beim
Männchen auffallend dick und hoch, mit ebenfalls kurzer, aber ziem-
lich stark und rasch zugespitzter Schnauze; die Länge des Pileus
ist etwa 3—3%, die Entfernung von der Schnauzenspitze bis zum
Halsband höchstens zweimal im Rumpfe enthalten. Der Hals ist
ebenso dick oder selbst dicker als der Kopf, beim Männchen durch-
weg ziemlich gleich stark, beim Weibchen hinten schwach eingezogen.
Der Rumpf ist verrundet, die Vorderbeine überragen in beiden Ge-
schlechtern die Augen, während die hinteren beim Männchen bis zur
Achsel oder etwas darüber reichen, beim Weibchen dagegen merklich
kürzer sind. Der besonders im männlichen Geschlechte sehr dicke
und kräftige Schwanz ist etwa andert-
halbmal so lang, als der übrige Körper.
Das Rostrale ist beiläufig doppelt so
- breit als hoch, sein auf den Pileus über-
gewölbter Teil meistens länger als die
gemeinschaftliche Supranasalnaht, das In-
ternasale merklich breiter als lang, vorne
und hinten gewöhnlich verrundet, seltener
zugespitzt. Die Präfrontalen sind etwa
so lang wie das zweite Supraokulare. Das
nach vorne mehr oder weniger ge-
schwungen erweiterte Frontale ist meist
in ziemlich stumpfem Winkel zwischen
die Präfrontalen eingeschoben; es hat
ziemlich die Länge der Frontoparietalen Fig. gr.
und ist beim Männchen etwa so lang, beim jacerta jonica Lehrs. CS
Weibchen aber gewöhnlich länger als seine
Entfernung von der Schnauzenspitze. Von den Supraokularen ist das
letzte Schild bedeutend größer als das erste, der Discus palpebralis
stets von kleinen Körnern umgeben, die übrigens nur selten eine zu-
sammenhängende Reihe bilden, die aber auch in diesem Falle immer
erst hinter dem ersten Supraciliare beginnt, so daß wenigstens dieses,
manchmal aber auch noch ein Teil des zweiten mit dem benachbarten
Supraokulare in Berührung bleibt; diese genannten Körner sind mit-
unter so fein, daß sie nur mit Hilfe der Lupe zu sehen sınd. Die
Frontoparietalen sind gewöhnlich so lang, als der Abstand ihrer
Mittelnaht von dem letzten Supraciliare. Das Interparietale ist
so lang oder auch länger als das Occipitale, welches meist ziemlich
groß und merklich breiter ist. Die nach außen und hinten vollkommen
und meist stark bogig verrundeten Parietalen berühren das oberste
Postokulare stets in kurzer Naht.
Das über der Naht des ersten Supralabiale mit dem Rostrale
gelegene Nasenloch ist mit diesem in Berührung, das Postnasale
viel höher als lang, nach oben verengt, fast immer nur dem ersten,
438 Lacertidae.
sehr selten teilweise auch noch dem zweiten Supralabiale aufliegend;
das in seiner ganzen Höhe meist ziemlich gleichbreite Frenale ist der
Hauptsache nach auf das zweite Supralabiale gestellt, das Freno-
okulare von gewöhnlicher Bildung. Die fünf Supraciliaren sind meistens
länger als hoch, die Hinternaht des ersten schief nach vorne und unten
gerichtet, die Anzahl der vorderen Supralabialen beträgt vier. Die
Schläfen sind gewöhnlich mit ziemlich zahlreichen und meist auch
ziemlich großen, flach polygonalen Schildern bedeckt, die fast immer
ein an Größe übrigens sehr wechselndes Massetericum einschließen,
der Außenrand der Parietalen ist von I—3 größeren länglichen
Supratemporalen gesäumt, deren vorderstes gewöhnlich mit dem
Massetericum in Berührung ist. Das Tympanale ist nicht selten un-
deutlich oder von den darunter stehenden größeren Ohrrandschil-
dern selbst gar nicht zu unterscheiden. Die Rückenschuppen sind
körnig, kaum merkbar nur nach hinten zu etwas deutlicher gekielt,
gegen den Bauch zu nur wenig vergrößert, gewöhnlich drei (seltener
zwei oder vier) auf ein Ventrale gehend, die oberen Schwanzschuppen
sehr stumpfwinkelig ausgezogen, längs der starken Kiele etwas ein-
gedrückt, letztere oft in Form eines kleinen Knötchens vorragend.
Die Schuppen der Hinterbeine sind wenig größer aber etwas merk-
licher gekielt als die Rückenschuppen.
Die Zahl der Sublabialen beträgt 6—8, die Kehlschuppen sind
namentlich hinter der sehr deutlichen Kehlfurche ziemlich groß,
das gerade, wenn auch schwach, so doch immerhin ganz deutlich
gezähnelte Halsband besteht aus 9—II Schuppen, deren mittlere
meist vergrößert und viel breiter als lang ist. Von den in sechs
Längsreihen stehenden Ventralen sind die zwei mittleren viel schmäler
als die daranstoßenden. Die Oberschildchen sind groß und gut ent-
wickelt, mitunter von den ihnen anliegenden Ventralen an Breite
kaum verschieden, das Anale ist gewöhnlich viel breiter als lang und
an seinem Oberrande von 5—8, meistens aber von sechs größeren
Schildern umgeben. Die Schenkel sind zwischen den größeren
Vorderrandschildern und den Poren mit 3—4 Reihen flacher Schuppen
besetzt, die Zahl der in der Aftergegend einander ziemlich genäherten
Schenkelporen wechselt zwischen Ig und 26. Die unteren Schwanz-
schuppen sind mit Ausnahme der basalen deutlich gekielt und stumpf-
winkelig ausgezogen, alle von gleicher Breite, von den mittleren
höchstens die der drei ersten Wirtel breiter als lang.
In Färbung und Zeichnung erweist sich Zacerta jonica ziemlich
beständig. Die Oberseite zeigt mit Einschluß des Pileus und in der
ganzen Breite desselben namentlich beim Männchen im Frühjahre
und zur Brunstzeit ein schönes, lebhaftes Grasgrün, das aber später
sowie auch bei den Weibchen ins Olivenfarbige übergeht, welch letztere
Färbung auch auf Beinen und Schwanz vorherrscht, auf den Rumpf-
seiten aber durch ein helles Braun ersetzt wird. Diese zweierlei
Farben sind bei typischen Exemplaren fast immer durch einen weiß-
lichen, gelblichen oder hellgrünen Supraciliarstreifen, der beim
Männchen häufig unterbrochen ist, scharf getrennt und nach unten
zu von einer ebensolchen Subokularlinie begleitet, die aber meistens
weniger deutlich abgehoben erscheint. Beide Streifen sind an den
Lacerta. . 439
einander zugekehrten Rändern von schwarzen Flecken gesäumt,
die aber meistenteils ziemlich klein und nur selten über die ganze
braune Seitenzone oder sogar noch unter derselben verteilt sind.
Nur bei alten Männchen erreichen diese Makeln mitunter eine be-
deutende Größe, fließen dann auch zu unregelmäßigen queren Seiten-
binden oder Marmeln zusammen und treten selbst am Oberrande
der Supraciliarstreifen auf; solche Stücke haben dann eine große
Ähnlichkeit mit Lacerta taurica, obwohl bei dieser die einfarbige
Rückenzone niemals so breit ist wie bei jonica. Bei den letzt be-
sprochenen Stücken sind überdies auch noch in der Rückenmitte,
namentlich nach hinten zu, einzelne schwarze kleine Flecken zu be-
merken. Die Hinterbeine sind oben mit nur wenig hervortretenden,
weißlich braunen Tupfen besetzt, der Schwanz seitlich öfters mit
schwarzen und weißen Flecken versehen; über den Achseln findet
sich manchmal im männlichen Geschlechte ein bald mehr, bald weni-
ger ausgesprochener weißlicher, grünlicher oder bläulicher Axillar-
fleck. Beim Weibchen sind die hellen Seitenstreifen stets scharf
und zusammenhängend und der zwischen ihnen befindliche Raum
durch eine kontinuierliche braune Temporalbinde ausgefüllt, die sich
manchmal auch auf die Schwanzwurzel erstreckt und ab und zu
zerstreute aber wenig hervortretende schwarze Punkte enthält.
Die Iris ist immer rot.
Die Unterseite ist gewöhnlich hell silbergrau oder weißlich perl-
farben, seltener teilweise sehr licht gelblich, grünlich oder rötlich,
welch letztere Farbe in der Regel nur auf den Beinen und im Ver-
laufe des Schwanzes entwickelt ist; die Kehle ist fast immer hellblau
überlaufen. Die äußersten Ventralen und auch oft die Oberschild-
chen sind dagegen namentlich im männlichen Geschlechte häufig
mehr oder weniger lebhaft blau und nicht selten mit 1—2 schwarzen
Punktflecken versehen.
Bei einer häufig vorkommenden Abart fehlt jede Zeichnung,
sowohl die hellen Streifen als auch die schwarzen Flecken, vollständig
und sind die betreffenden Tiere in ein ganz eintöniges, gegen den
Bauch zu ins Bräunliche übergehendes Olivengrün gekleidet. Diese
Form entspricht vollkommen der bei der vorigen Art vorkommenden
modesta und will ich sie, zum Unterschiede von dieser, als var. olwvı-
color bezeichnen.
Das Ausmaß erwachsener Stücke beträgt I6—ı8 cm; die Männ-
chen sind in der Regel größer und namentlich stärker und plumper
als die Weibchen.
Diese Art ist bisher nur von den vier größeren jonischen Inseln,
nämlich von Korfu, Kephallonia, Ithaka und Zante bekannt; über
die Lebensweise liegen keinerlei Mitteilungen vor.
14. Lacerta tauriea: Caput breviusculum, modice elevatum, disco
palpebrali a supraciliaribus postice saltem granulis disjuncto.
Nares scutum vostrale adtingentes. Postnasale unıcum, supra-
labialia anteriora quatuor. Tempora scutellata, masseterico
plerumque distincto, tympanali parvo. Squamae dorsales votun-
dato-elongatae, abdomen versus dilatatae, in vertice carinatae,
440 Lacertidae.
caudales obtuse acuminatae. Scutum anale longitudine multo
latius. Collare denticulatum. — Long. I6—I8 cm.
Lacerta taurica Pall. Zoogr. rosso-asiat. III, pag. 30 (1831). —
Podarcis taurica Bonap. Amph. europ. Mem. Acad. Sc. Tor. ser.
2, II, pag. 35, 26. Separ. (1839. — Phenax taurica Fitzing. Syst.
reptil. I, pag. 20 (1893). — Zootoca taurica Gray Catal. Liz. Brit.
Mus. pag. 29 (1845). — Lacerta peloponnesiaca var. Rath-
kei Bedrg. Amph. u. Rept. Griechl. Bull. Soc. nat. Mosc. pag. 118, Separ.
(1882).
adult. Dorsum in medio virescens utrimque fasclis tribus fuscescen-
tibus, maculis transversis atrıs in feminis multo rarioribus inter-
positis, liniisque lateralibus duabus pallidis instructum. Subtus
albida, mas interdum flavescens aut rubescens.
juv. Taenia dorsali virescenti saepius obsoleta, lateribus nigro-albo-
que variegatis et fasciatıs.
In Größe und Habitus etwa der Lacerta muralis gleichend.
Der Körper ist schlank, beim Männchen etwas kräftiger als
beim Weibchen, der Hals nicht oder kaum abgesetzt, der Rücken
schwach verflacht. Der Kopf ıst kurz
und namentlich im männlichen Ge-
schlechte ziemlich dick und hoch, ober-
seits am Scheitel ziemlich flach, nach
vorne zu aber sehr sanft und allmählich
nach abwärts gewölbt, mit kurz zuge-
spitzter Schnauze, der vor den Augen
befindliche Teil desselben etwa ebenso
lang wie der hinter ihnen gelegene. Die
Zügelgegend fällt ziemlich senkrecht ab,
die Backen sind schwach verdickt. Die
Fig. 92. Länge des Pileus ist beim Männchen
Lacerta taurica Pall. höchstens, beim Weibchen wenigstens
dreimal, der Abstand von der Schnauzen-
spitze bis zum Halsband beim Männchen etwas unter, beim
Weibchen dagegen etwas über zweimal in der Rumpflänge ent-
halten. Von den Beinen reichen die vorderen kaum über die
Augen hinaus, die hinteren nicht ganz bis zu den Achseln. Der beim
Männchen in der ersten Hälfte mehr dicke, beim Weibchen aber
schon von der Wurzel an ziemlich dünne Schwanz ist sehr fein aus-
gezogen, namentlich im weiblichen Geschlechte relativ kurz und
bleibt stets hinter der doppelten Körperlänge zurück.
Das Rostrale ist niedrig, mindestens zweimal so breit als hoch,
in meist ziemlich stumpfem Winkel auf den Pileus übergewölbt;
die Supranasalen stoßen nur in kurzer Mittelnaht zusammen, das
Internasale ist viel breiter als lang, im ganzen einem queren Rhombus
mit abgestutzten Seitenecken gleichend. Die Präfrontalen sind
viel länger als breit, ihre gemeinschaftliche Naht etwa doppelt so
lang als die entsprechende der Supranasalen. Das die Frontoparie-
talen an Länge stets merklich übertreffende Frontale ist namentlich
beim Weibchen nicht selten so lang oder selbst länger als seine Ent-
fernung von der Schnauzenspitze, nach vorne stets deutlich, oft
Lacerta. £ 441
sogar sehr stark erweitert, seine Seiten mehr oder weniger geschwun-
gen, die Vorderecke mäßig, die hintere nur wenig ausgezogen. Der
Discus palpebralis ist relativ schmal, sein erstes Schild meist deut-
lich länger als das zweite, die dem Außenrande anliegende Körner-
reihe unvollständig, ja mitunter fast fehlend, gewöhnlich nur den
hinteren Teil des Discus säumend, so daß in der Regel wenigstens
das erste, nicht selten aber auch ein Teil des zweiten Supraciliare
unmittelbar dem ersten Discoidalschilde anliegt. Die Frontoparie-
talen sind schmal, viel länger als breit, nach rückwärts stark verengt;
das Interparietale ist gestreckt fünfeckig, nach hinten meist sehr
stark verschmälert, fast immer über doppelt so lang als das gewöhn-
lich auch schmälere trapezische oder dreieckige Occipitale. Die
Parietalen sind länger als breit, nach außen und hinten mehr oder
weniger verrundet, das oberste Postokulare fast immer wenigstens
mit der Spitze, meistens aber in kurzer Naht berührend.
Das über der vordersten Supranasalnaht liegende Nasenloch
berührt das Rostrale, das Postnasale ist viel höher als breit, nach
oben stark verschmälert, dem ersten Supralabiale aufliegend, das
Frenale ebenfalls höher als breit, schief von oben nach unten und
rückwärts gerichtet, mit ziemlich parallelen Vorder- und Hinter-
seiten, dem zweiten, seltener noch teilweise dem dritten Supralabiale
aufgesetzt. Das Frenookulare ist etwa so lang wie seine Entfernung
vom Nasenloch. Supraciliaren sind in der Regel fünf bis sechs, höchst
ausnahmsweise nur vier vorhanden; in letzterem Falle sind alle,
sonst aber nur die ersten zwei bis drei lang und schmal. Die Schläfen
sind mit nicht sehr zahlreichen aber ziemlich großen unregelmäßig
polygonalen Schildern bedeckt, die fast immer ein deutliches aber an
Größe sehr wechselndes Massetericum einschließen; der Außenrand
der Parietalen ist von I—3 größeren, langen Supratemporalen ge-
säumt, das Tympanale klein, manchmal geteilt, mitunter von den
benachbarten Schildern kaum zu unterscheiden. Von den gewöhn-
lich acht Supralabialen steht das fünfte unter dem Auge. Die Rücken-
schuppen sind klein, anfangs rundlich körnig, später länger als breit,
nach hinten zu deutlich scheitelgekielt, gegen den Bauch hin flach
und merklich vergrößert, zwei bis drei Querreihen derselben einem
Ventrale entsprechend. Die oberen Schwanzschuppen sind scharf
dachig gekielt, am Ende stumpfwinkelig, die Kiele daselbst als kleines
Knötchen vorstehend.
Sublabialen sind 6-8, meistens aber sieben vorhanden, die
Kehle ist mit flachen und ziemlich großen Schuppen bedeckt, welche
vorne mehr länglich sechseckig, nach hinten aber mehr gerundet
sind. Die Kehlfurche ist nicht tief aber immer sehr deutlich. Das
Halsband besteht aus 7—ı2 großen, viereckigen Schuppen, welche,
da sie etwas schief nach außen gerichtet sind, den freien Rand des-
selben schwach gezähnelt erscheinen lassen. Von den in sechs Längs-
reihen stehenden Ventralen sind die zwei mittleren und die äußersten
kleiner als die daranstoßenden. Die Oberschildchen sind sehr ent-
wickelt und häufig so groß, daß sie als eine achte Reihe von Bauch-
schildern aufgefaßt werden. Die Unterseite der Schenkel ist vor den
Poren, deren Anzahl 19—23 beträgt, mit 3—4 Reihen flacher Schuppen
442 Lacertidae.
besetzt. Das Anale ist groß, breiter als lang und von 5—7 Schil-
dern umgeben, deren mittleres häufig vergrößert ist. Die unteren
Schwanzschuppen sind anfangs glatt und abgestutzt oder verrundet,
werden aber bald gekielt und spitzwinkelig; von den zwei Mittelreihen
derselben, die kaum merkbar schmäler sind als die benachbarten,
erscheinen höchstens die bis zum dritten Wirtel stehenden breiter
als lang.
Die Färbung und Zeichnung der Lacerta taurica zeigt eine bei
Eidechsen seltene Beständigkeit. Ganz frisch ausgeschlüpfte Stücke
sind oberseits tief dunkel nußbraun, mit meist aus gereihten weißen
Punkten bestehenden sehr scharfen Supraciliar- und Subokular-
streifen, zwischen denen ebensolche kleine Flecken an der ganzen
Körperseite eingestreut sind. Nebstdem ist noch mit Ausnahme
der Rückenmitte der ganze Rumpf mit zahlreichen schwarzen Mar-
meln besetzt, die aber wegen des dunklen Untergrundes in diesem
Alter kaum oder nur sehr schwer zu bemerken sind. Sehr bald
hellt sich jedoch die Grundfarbe auf und die schwarzen Flecken
bilden dann mitunter eine nur die Rückenmitte freilassende sehr
hübsche moosartige Zeichnung, während zugleich längs der Wirbel-
säule ein schmutzig grüner Occipitalstreifen auftritt. In den aller-
meisten Fällen treten jedoch die schwarzen Flecken sehr bald zu
größeren, hinter- und übereinanderstehenden Quermakeln zusammen,
welche als drei dureh helle Streifen getrennte Längsreihen zu beiden
Seiten des Rumpfes hinziehen. Im männlichen Geschlechte sind
diese Flecken in der Regel größer und zahlreicher, so daß sie nicht
selten in zusammenhängende Marmeln oder Längsbinden verfließen,
die dann den braunen Untergrund häufig mehr oder weniger, ja
manchmal selbst ganz verdrängen. Bei den Weibchen treten da-
gegen diese Flecken in viel geringerer Zahl und Größe auf und sind
auch meistens durch einen bedeutend größeren Zwischenraum der
hier weit helleren, gewöhnlich licht gelbbraunen Grundfarbe von-
einander getrennt. Zugleich wird dann der oberwähnte trübgrüne
Occipitalstreifen fast immer breiter und dabei lebhafter, schließlich
schön dunkel grasgrün gefärbt und bildet so eine für diese Art sehr
charakteristische einfärbig grüne Rückenbinde, welche häufig gegen
den Kopf zu etwas erweitert ist und nur in höchst seltenen Aus-
nahmefällen im Nacken einige vereinzelte schwarze Flecken ein-
gestreut enthält. Von den zwei hellen Seitenstreifen ist der obere
stets deutlich, der untere dagegen, namentlich im männlichen Ge-
schlechte, oft viel undeutlicher, ja nicht selten nahezu ganz ver-
wischt; auch zeigen sich dieselben hier anfangs manchmal grünlich
gefärbt, was dann oft auch bei den an den Körperseiten stehenden
hellen Flecken der Fall ist; nur höchst ausnahmsweise bildet sich
einer der letzteren hinter der Einlenkung der Vorderbeine zu einem
etwas größeren, schwach unterscheidbaren Axillarfleck aus. Bei den
Männchen sind die letztgenannten Streifen häufig in hintereinander-
stehende Punkte oder kurze Striche aufgelöst, während sie bei den
Weibchen fast immer vollkommen zusammenhängende und scharf
begrenzte Linien bilden. Die eben geschilderte Körperzeichnung
setzt sich mehr oder weniger ausgesprochen auch auf den Schwanz
Lacerta. - 443
fort und ist namentlich die Temporalbinde als zusammenhängender
dunkler Seitenstreifen oft bis gegen das Ende desselben sichtbar.
Übrigens ist die Färbung der Tiere auch nach Jahreszeit und Um-
gebung manchen Veränderungen unterworfen und geht besonders
im Hochsommer und Herbste, wenn das Gras zu vergilben anfängt,
das schöne Grün der Rückenmitte in ein helles Braungelb über,
während dies bei den Bewohnern mehr feuchter Stellen, wo sich das
Gras nicht verfärbt, nicht der Fall ist. Der Pileus und die Beine
sind bräunlich, ersterer manchmal mit nur schwach hervortretenden
dunklen Zeichnungen, letztere an den Schenkeln mit weißlichen
Tropfenflecken.
Die Unterseite ist meist porzellanweiß, bei Männchen aber auch
oft zitronen- oder orangegelb, manchmal sogar ziegel- oder selbst
zinnoberrot, die Kehle fast immer mehr oder weniger intensiv ins
Blaue geneigt, bei roter oder gelber Unterseite häufig auch mit ein-
gestreuten derlei Schuppen; desgleichen sind auch die äußeren Ven-
tralen und oft auch noch die Oberschilder nicht selten lebhaft blau,
die ersteren manchmal mit schwarzen Flecken; die Unterseite der
Beine und des Schwanzes ist in der Regel ins Rötliche geneigt.
Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt I6—I8 cm.
Lacerta taurica ist, obwohl hie und da auch tiefere Bergregionen
bewohnend, doch vorzugsweise ein Steppentier, das mit Vorliebe
das Flachland bewohnt und sich hauptsächlich im Grase aufhält.
Sie ist minder flink und behend als andere Eidechsen und da ihr ihre
Wohnplätze nicht so viele Schlupfwinkel bieten wie den im Gesteine
lebenden Arten, auch mit der Hand leicht zu fangen.
Die eigentliche Heimat des Tieres scheint die Krim zu sein,
von wo aus dasselbe dann westlich längs der Nordufer des Schwarzen
Meeres einerseits durch Rumänien, Serbien und das südliche Ungarn
nördlich bis Budapest, anderseits durch Bulgarien südlich bis Kon-
stantinopel und südwestlich bis nach Griechenland vorgedrungen
ist, daselbst nicht nur am Festlande, sondern auch auf einigen dazu-
gehörenden Inseln vorkommend; von letzteren werden namentlich
Corfu, Tinos, Syra und Mykonos als Fundorte angeführt.
Nach Lehrs steht im Berliner Museum für Naturkunde unter
Nr. 1405I ein typisches Weibchen von Zaurica, das 1897 von Prof.
Werner in der Herzegowina gefangen und als Lacerta littoralis
eingesendet ward. Da aber diese Art daselbst trotz der genauen
und langjährigen Durchforschung der genannten Gegend nament-
lich durch Oberstleutnant v. Tomasini und äuch andere nie
wieder gefunden wurde, so dürfte hier wohl eine Verwechslung des
Fundortes oder ein anderweitiges Mißverständnis vorliegen.
In der Gefangenschaft ist diese Art anfänglich sehr scheu, ver-
kriecht sich sofort bei Annäherung des Menschen und ist erst nach
einiger Zeit zur Annahme von Nahrung zu bewegen; nach längerer
Haltung legt sie jedoch die genannten Eigenschaften allmählich ab
und wird dann ebenso zahm wie die meisten anderen Mitglieder
ihrer Gattung. Das Tier pflanzt sich wie manche andere Eidechsen
schon vor Erreichung des vollendeten Wachstums fort, da ich schon
in ıı cm langen Weibchen zwei Eier fand; letztere sind bei einem
444
Lacertidae.
Durchmesser von etwa 7 mm gegen IY, cm lang, nach hinten weniger
verjüngt und daher mehr gestreckt, als bei Lacerta muralis, im ganzen
mehr von ellipsoidischer als von eiförmiger Gestalt. Erwachsene
enthalten in der Regel drei Eier.
15. Lacerta serpa: Caput magnum rostro longe et subsinuato acumi-
nato. Discus palpebralis extus granorum serie limbatus. Nares
scutum rostrale haud adtingentes. Postnasale unıcum, supra-
labialia anteriora quatuor. Tempora scutellata masseterico ple-
rumque distincto. Squamae dorsales rotundato-hexagonae, in
vertice plerumgue carinatae, supracaudales apice truncatae vel
obtuse productae. — Long. I6—25 cm.
Lacerta serpa Rafin. Carrat. alc. gen. e spec. anim. e'piante di
Sieil. pag. 8 (I810).. — Lacerta muralis neapolitana Bedrg.
Üb. d. Enst. d. Farb. b. d. Eid. pag. 15. part. (1874). — Lacerta mu-
ralis Schreib. Herpetol. europ. I, pag. 408, part. (1875). — Lacerta
serpa Camer. Monogr. Sauri ital. pag. 56, part. (1885).
Typus: Supra laete viridis, fasciis macularıbus atrıs tribus per
corporis longitudinem decurrentibus. — Long. 20—25 cm.
Lacerta sicula Rafin. Caratt. di alc. nuovi gen. e nuove spec. di
anim. e piante di Sicil, pag. 6, 9 (1810). — Lacerta muralis var.
punctato-fasciata, striato-fasciata FEim. Unters. ü.
d. Var. d. Mäuereid. Arch. f. Naturg. XLVII, pag. 375, tab. XIII—XV
(1881). — Podarcis Merremi var. maculata Fitzing. Vers.
ein. Gesch. d. Menag. d. österr. Hof. Sitz. Ber. d. Akad. d. Wiss. Wien,
math. naturw. Kl. pag. 652 (1885). — Lacerta muralis subspec.
neapolitana var. c albiventris Bedrg. Beitr. z. Kenntn.
d. Lac. Fam. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. XIV, Separ. pag. 207.
part. (1886). — Lacerta muralis var. Merremii Wern. ’Beitr,
z. Kenntn. d. Rept. u. Amph. v. Istr. u. Dalm. Verh. d. Zool. bot. Ges.
Wien XLI, pag. 754 (1891).
mas. Ocello axillari ventralibusqgue externis laete coeruleis,; subtus non-
fem.
var.
nunguam vubescens.
Podarcis- muralis var. siculus rwbriven trüszsBonsp
Iconogr. d. Fauna ital. Anf. (1836). — ? Podarcis muralis var.
roseiventris Massalongo Sagg. Erpetol. pop. veron. (1854).
Ocello axillari plus minusve obsoleto, ventralibus externis pallıde
coeruleis aut aliis concolorıbus,; subtus albida.
Podarcis muralis var. albiventris Bonap. Fauna ital. Anf.
(1836). — Lacerta muralis var. maculato-striata Eim.
Untersuch. ü. d. Variir. d. Mauereid. Arch. f. Naturg. XLVII (1881).
a) Supra viridis aut olivacea, dorso lateribusque fascris fusces-
centibus nigro-maculatıs, striis pallidis supraciliaribus ac sub-
ocularibus plus minusve distinctis. Subtus albida. — Long.
16—20 cm.
Lacerta tiliguerta De Filippi Nuovi ann. soc. nat. Bol. ser. III,
vol. V, pag. 69 (1852). — Lacerta muralis var. campestris
De Betta Erpetol. d. prov. Ven. ed. Tir. merid. Mem. d. Accad. di Agri-
colt. Ver. XXXV,.pag. 151 (1857). — Lacerta muralisynea-
politana var camıpestris et livormens#s, Bedre 2Arccher
Naturg. pag. 278, 279 (1879).. — Lacerta muralis striata Eim.
Arch. f. Naturg. pag. 328, tab. I, fig. ı, 2, part. (1881).
Lacerta. i 445
mas. Fascris dorsalibus fuscis passim nigro-punctatis aut limbatis,
striis supraciliaribus praecipue postocularıbus minus explicatis;
axıllıs plerumque plaga nigra saepius coeruleo -vel viridı-
ocellata.
fem. Maculis nigris fasciarum approximatıs aut in vittas confluenti-
bus, striis albidis lateralibus valde conspicuis,; plaga axillari
plerumgue obsoleta.
juv. Vittis obscuris striisgue pallidis plerumque continuis et distinc-
var.
var.
"var.
var.
var.
var.
var.
tissimis.
b) Supra lutescens aut olivaceo-fuscescens, taenia occipitali sae-
pius pallide limbata distinctissima, striüis albis fasciisgue ob-
scuris lateralibus valde conspicuwis. Subtus albida. — Long.
I4—I6 cm.
? :-Lacerta multifasciata Positano Spada Bull. Soc. Zool.
Rom. I, pag. 154, c. fig. (1892).
c) Supra fuscescens, dorso lateribusque maculis seriatis atris,
eorum infimis vramos obliquos abdomen versus emittentibus,;
subtus albida, ventralibus externis ocellogue axillari viridibus.
— Long. 20—22 cm.
Tacierta mwralis var. viridiociellata Bedrg. Arch. f. Na-
turg. XLIII, pag. 113 (1877). — Podarcis, muralis viridi-
ocellataDe Betta Nuov. ser. note erpetol. Atti Ist. Venet. ser. V, vol. V
(1879).
d) Supra lucide virens aut flavescens, maculis crebris atris se-
riatis plerumgue stria supraciliari disjunctis et saepe irregula-
riter vel fasciatim confluentibus. — Long. 16—20 cm.
Lacerta Latastei Bedrg. Herpetol. Stud. Arch. f. Naturg. XLV,
pag. 209, tab. IX, fig. 4 (1879).
e) Supra obscure olivacea aut fusca, vitta occipitali maculari
vel integra maculisque lateralibus nigricantibus. Subtus plumbea
aut flavo-fusca. Corpus robustum, cauda crassa, brevis, collare
integrum. — Long. I6—I8 cm.
f) Supra et subtus atra, dorso lineis pallidioribus sex interdum
subconspieuis. Ventralia externa coerulea. Collare integrum,
cauda crassa, brevis. — Long. I6—I8 cm.
Dacerta melisellensis Braun Arb. d. zool. zoot. Inst. Würzb.
IV2877)2 — Eaeerta muralıs var meltisellenstis,. Bed
Herpet. Stud. Arch. f. Naturg. XLIV—XLV (1878, 79).
g) Supra et subtus obscure fusco-nigrescens, lateribus ocellis
coeruleo-viridibus dense sparsis; ventralibus externis coeruleis,
nigro-maculatis. Corpus gracıle, cauda longa, tenuis. — Long.
20 cm.
h) Supra laete viridis, immaculata, dorso postice in medıo viltta
antıce angustata fuscescenti; subtus albida. — Long. Id8—22 cm.
Lacerta olivacea KRafin. Caratt. alc. gen. e spec. anim. e piante
di Sicil. pag. 8, 19 (I810). — Lacerta puccina kafin.l.c. pag. 20
(T8120). — Lacerta muralis var. elegans Eim. Zool. Stud.
auf Capri II, pag. 21, tab. II (1874). — Lacerta muralis var.
concolor Eim. Unters. ü. d. Var. d. Mauereid. Arch. f. Naturg. XLVII
(1881).
446
Lacertidae.
juv. Vitta dorsalis fusca caput versus prolongata.
var.
var.
var.
var.
var.
var.
i) Supra virescens aut fuscescens, fasciis obscurioribus vix con-
spicuis,; subtus albida. — Long. 20—25 cm.
k) Supra viridi-olivacea, punctis raris atris modo seriatis, modo
irregulariter dispositis sparsa, subtus albida. — Long. 20—25 cm.
Podarcis muralis var. Doderleini De Betta Nuova ser. di
note erpetolog. Atti d. Istit. Ven. di sc. e lett. Ser. 5, vol. V (1879).
l) Supra viridis, rarius olivacea, maculis creberrimis atrıs trans-
versis ad latera saltem variegata aut veticulata. Ocella axıllaria
coerulea,; subtus albida. — Long. 20—23 cm.
Lacerta tiliguerta Cetti Anf. e pesci di Sard. pag. 15 (1777). —
Tacerta Calisceertula: Bonnat. Tabl. ene.’meth. Erpeispaeseus
23 (1789... — Ameiva tiliguerta Meyer Synops. reptil. pag. 28, 2
(1795). — Lacerta podarcis var. Cettii Cara Monogr. d. Lu-
cert. com. di Sard. pag. 30 (1872). — Lacerta muralis var. ma-
culata Eim. Zool. Stud. auf Capri, II, pag. 21, tab. II (1874). — La-
certa muralisvar. reticulata Schreib." Herpetol. europe
pag. 415, part“(1875). — Podarcis muralis var. tiliguerta
De Betta Nuova ser. di note erpetolog. Atti d. Ist. Ven. di sc. e lett. ser. V,
vol. V, pag. 389 (1879). — Laterta muralis subsp. neapoli-
tana g. insulanica Bedrg. Beitr. z. Kenntn. d. Lacert. Fam.
Abh. d. Senckenb. naturf. Ges. XIV, pag. 17, Separ. pag. 212 (1886).
m) Supra viridis, latera versus cum macula axillari magna
(9) et subtus coerulea.
Lacerta muralıs co&erulescens monaconensis Bim:
Unters. ü. d. Var. d. Mauereid. Arch. f. Naturg. XLVII, pag. 393, tab.
XV, fig. 23 (1881). — Lacerta muralis .coerulescens gal-
lensis Eim. |. c. pag. 395 (1881).
n) Supra chalybaea, latera versus virescens, subtus pallıdior.
Tacerta mmralıs coeruleo-coerulese en ssaRrTmmlr
pag. 391 (1881).
o) Supra atra vel griseo-nigrescens, latera versus cum pedibus et
subtus coerulea. — Long. 20—25 cm.
Lacerta acrolampa Costa Fauna di Asprom. e sue adiac. pag. 75
(1828). — Eacerta muralis var coerulea Eim. Verbandiaa.
physik. med. Ges. Würzb. III (1872). — Lacerta muralis fara-
glionensis Bedrg. Üb. d. Entst. d. Farb. b. d. Eidechs. (1874). —
Lacerta faraglionensis Braun Lac. Lilf. u. Lac. mural. Arbeit.
a. d. zoolog. zootom. Inst. Würzb. IV (1877). — Podarcis fara-
sitomrenisus DerBettarl. c. (1879).
Der Körper ist meistens ziemlich kräftig, mäßig schlank und
gewöhnlich nur schwach abgeplattet, der Kopf groß und hoch, am
Scheitel flach, nach vorne zu sanft nach abwärts gewölbt, in der
Präfrontalgegend mitunter schwach eingedrückt, mit ziemlich langer,
in der Regel deutlich geschweift zugespitzter Schnauze und ziem-
lich gut ausgesprochenem Canthus rostralis; seine Seiten sind steil
abfallend, in der Backengegend nur wenig verdickt, sein vor den
Augen gelegener Teil etwas länger als der hinter denselben liegende.
Die Länge des Pileus ist gewöhnlich unter dreimal, der Abstand
zwischen Schnauzenspitze und Halsband höchstens anderthalbmal
im Rumpfe enthalten. Die Hinterbeine überragen nach vorne ange-
Lacerta. } 447
legt nur selten das Halsband, der Schwanz ist von sehr verschiedener
Stärke und Länge. |
Das Rostrale ist gewöhnlich ziemlich niedrig, nicht selten gut
zweimal so breit als hoch, nach oben unter sehr stumpfem Winkel
auf den Pileus übergewölbt. Die Supranasalen sind nach oben
ziemlich stark verengt, ihre gemeinsame Mittelnaht nur selten länger
als der übergewölbte Teil des Rostrale.e Das Internasale ist mei-
stens merklich breiter als lang, im ganzen von etwa quer rhombischer
Gestalt, nach vorne und rückwärts ziemlich stark vorgezogen. Die
Präfrontalen sind viel länger als breit, doch gewöhnlich höchstens
so lang, wie der Abstand der hinteren Internasalecke von der
Schnauzenspitze. Das Frontale ist höchstens so lang wie seine Ent-
fernung vom Schnauzenende, nach vorne fast immer stark bogig er-
weitert, zwischen die Präfrontalen ziemlich stark, zwischen die
Frontoparietalen dagegen nur als äußerst kurze Spitze vorgeschoben.
Der Discus palpebralis ist kaum so lang wie das Frontale und stets
merklich schmäler als der vordere
Teil des letzteren, das erste Schild
desselben gewöhnlich deutlich länger
als das zweite, die denselben nach
außen säumende Körnerreihe bald
vollständig, bald unvollständig, so
daß sie mitunter das ganze erste,
oft auch noch den vorderen Teil des
zweiten Supraciliare frei läßt. Die
Frontoparietalen sind etwas länger
als breit und gewöhnlich kürzer als
das Frontale. Das Interparietale
ist schmal, nach rückwärts meist
stark verengt, in der Regel länger,
aber nur selten breiter als das Oc-
cipitale. Die Parietalen sind bei- Fig. 93.
läufig so lang, wie der Abstand der Lacerta serpa Rafin.
hinteren Ecke des Frontale von der
hinteren Internasalspitze, nach außen und hinten verrundet, das
oberste Postokulare wenigstens mit ihrer vorderen Außenecke, ge-
wöhnlich aber in kurzer Naht berührend.
Das Nasenloch berührt zwar das Rostrale nicht, ist aber von
demselben bald mehr, bald weniger entfernt und gewöhnlich über,
manchmal aber auch hinter die erste Supranasalnaht gestellt. Das
Postnasale ist viel höher als breit, nach oben verengt, in der Regel
nur dem ersten Supralabiale aufliegend; das Frenale ist bald höher
als breit, bald wieder ebenso lang als hoch oder selbst länger, je nach
seiner Länge nur dem zweiten, oft aber äu@h noch einem Teile des
ersten Supralabiale aufliegend. Das Frenookulare ist ziemlich ge-
streckt, etwa so lang wie seine Entfernung von Vorderrande des
Nasenloches. Von den fünf bis sechs Supraciliaren sind wenigstens
die vorderen stets merklich länger als hoch, Supralabialen sind ge-
wöhnlich sieben, seltener acht oder selbst neun vorhanden, im Nor-
malfalle das fünfte, sonst aber das sechste unter dem Auge stehend.
448 Lacertidae.
Die Schläfen sind mit ziemlich zahlreichen polygonalen Schildern
von mäßiger Größe bedeckt, deren kleinste meist über und unter
dem Massetericum stehen; letzteres zeigt eine sehr wechselnde Aus-
bildung und kann mitunter selbst fehlen, während das Tympanale
fast immer gut entwickelt und meistens ziemlich lang, ausnahms-
weise aber auch in zwei Schilder zerfallen ist. Von den Supra-
temporalen, deren Zahl bis auf fünf steigen kann, ist in der Regel
das vorderste das größte und an Länge nicht selten die Hälfte des
daranstoßenden Parietalschildes übertreffend. Die Rückenschuppen,
von denen meist drei, seltener vier auf ein Ventrale gehen, sind rund-
lich körnig mit deutlichen, nach den Seiten zu verschwindenden
Scheitelkielen, die Schenkel wie der Rücken, aber etwas feiner be-
schuppt. Die oberen Schwanzschuppen haben scharfe, aber ge-
wöhnlich nicht genau über deren Mittellinie hinziehende Kiele, sind
längs derselben fast immer mehr oder weniger deutlich gefurcht
oder eingedrückt und hinten meistens gerade abgestutzt, seltener
sehr stumpfwinkelig ausgezogen. Die Anzahl der Sublabialen be-
trägt 6—8, die Kehlschuppen sind mäßig groß, vorne schief länglich,
hinten mehr rundlich sechseckig, nach rückwärts merklich ver-
größert, die Kehlfurche ist nicht tief, aber deutlich, die Haut längs
derselben nicht selten wulstig gefaltet, das aus 9—13 Schuppen
bestehende Halsband in der Regel schwach gezähnelt, seltener ganz-
randig. Von den sechs Ventralreihen sind die zwei mittleren die
schmälsten, die Oberschildchen sind klein, kaum größer als 2—4
der daranstoßenden Schuppen zusammengenommen. Das Anale ist
meist breiter als lang, von 6—9 größeren Schildern umgeben, die
Unterseite der Schenkel gewöhnlich mit 5—6 Längsreihen kleinerer
Flachschuppen besetzt, die Schenkelporen, deren Anzahl etwa 20
bis 25 beträgt, sind in der Regel beiläufig um die halbe Breite des
Anale voneinander entfernt, können aber in Ausnahmsfällen auch
fast bis zur gegenseitigen Berührung zusammenrücken. Die hinten
meist ebenfalls gerade abgestutzten unteren Schwanzschuppen sind
alle gleich, länglich viereckig, anfangs vollkommen flach und glatt,
erst in der zweiten Hälfte des Schwanzes allmählich gekielt wer-
dend, von den zwei mittleren Reihen derselben höchstens bis zum
dritten Wirtel breiter als lang.
Von allen Eidechsen unseres Faunengebietes zeigt wohl keine
eine so große Veränderlichkeit wie Lacerta sera, und sind von der-
selben schon eine solche Anzahl von Rassen und Varietäten bekannt,
daß es kaum möglich ist, von allen eine auch nur einigermaßen er-
schöpfende Schilderung zu geben. Es kann daher nicht befremden,
daß hievon bereits eine solche Menge beschrieben ist, daß es nur
schwer gelingt, sich in dem Wust verschiedener Formen zurechtzu-
finden, was um so schwieriger ist, als so manche zu ganz anderen
Arten gehörende Tiere mit serpa zusammengeworfen und verwech-
selt wurden und man aus den häufig sehr ungenügenden und ober-
flächlichen Diagnosen oft kaum herausbringen kann, wohin die be-
treffenden Eidechsen zu stellen sind. Es bildet daher auch die
Synonymik gerade bei dieser Art ein kaum zu entwirrendes Kapitel
und will ich durchaus nicht dafür einstehen, ob es mir gelungen
Lacerta. x 449
ist, in dieser Hinsicht den bezüglichen Beschreibungen auch immer
die richtige Deutung zu geben; eine absolute Sicherheit kann hier
nur durch die Untersuchung der den betreffenden Autoren vorge-
legenen Originalexemplare erreicht werden, was aber selbstverständ-
lich nur in den seltensten Fällen durchführbar ist.
Bei der Stammform ist die Oberseite lebhaft gelb-, grau- oder
selbst blaugrün gefärbt und stets von aus hintereinander stehenden
schwarzen Makeln bestehenden Längsbinden durchzogen; von diesen
entspringt die über die Rückenmitte laufende entweder bald oder
selbst unmittelbar hinter dem Pileus und ist von sehr wechselnder
Breite. Nicht selten sind die zu bildenden Flecken klein und geben
dann nur einen schmalen Occipitalstreif, häufiger jedoch sind die
betreffenden Makeln so groß, daß sie zwischen dem durch sie gebil-
deten Mittelbande und der nach außen zunächst liegenden Parietal-
binde nur einen schmalen Streifen der grünen Rückenfarbe übrig
lassen. Die parietale Fleckenbinde selbst ist übrigens als solche
nur dann deutlich, wenn sie nach außen von einem hellen, entweder
ganzen oder wenigstens kettenartigen Supraciliarstreifen begrenzt ist,
während sie beim Fehlen des letzteren unter den die Rumpfseiten
überziehenden schwarzen Makeln verschwindet und mit diesen zu-
sammenstoßend zu, einer unregelmäßigen Marmel- oder Netzzeich-
nung verschmilzt. Der Supraciliarstreifen ist weiß, gelblich oder
grünlich und zwischen den Beinen mitunter noch von einem ebenso
gefärbten, aber nur selten deutlicher abgehobenen Subokularstreifen
begleitet. Die schwarzen Seitenflecke sind immer unregelmäßig und
quer gestellt, nur höchst ausnahmsweise an der Bauchgrenze der
Länge nach gereiht und schließen über der Einlenkung der Vorder-
beine beim Männchen gewöhnlich eine blaue Ocelle ein. Nur selten
sind die lateralen Makeln zu einer, oder bei vorhandenem Subokular-
streifen zu zwei, aber meistens wenig scharfen Längsbinden ver-
schmolzen. Die Zeichnung des Rumpfes geht teilweise auch auf
den Schwanz über und ist namentlich das schwarze Occipitalband
oft nahe bis zu dessen Ende zu verfolgen. Der Pileus ist olivenfarben,
entweder einfarbig oder mit unbestimmten schwarzen Flecken, die
Beine sind wie der Rumpf gefärbt, manchmal mit schwarzen Ma-
keln oder weißlichen, aber nur schwach hervortretenden Tupfen
versehen; der Schwanz wird besonders gegen die Spitze zu oft bräun-
lich. Die Unterseite ist einfarbig weißlich, manchmal gelblich oder
grünlich überhaucht, nur selten mehr rötlich, ja mitunter bei Männ-
chen selbst lebhaft ziegelrot; bei letzteren sind auch die äußersten
Ventralen blau und meist mit schwarzen Flecken gezeichnet. Sehr
ausnahmsweise findet man auch Stücke mit sehr verloschener und
undeutlicher Zeichnung oder es sind von derselben nur ziemlich
vereinzelte, bald zerstreute, bald wieder in Reihen stehende schwarze
Punkte übrig geblieben; in solchen Fällen hat sich manchmal auch
das schöne Grün des Rückens in ein düsteres Olivenfarben oder
Lichtbraun verwandelt (var. Doderleini De Betta). Solche Tiere
leben übrigens gemeinschaftlich mit den normalen und zeigen sich
mit diesen auch durch Übergänge verbunden.
Bei den Weibchen ist der Supraciliarstreif öfters und deutlicher
Schreiber, Herpetologia europaea. 29
450 Lacertidae.
ausgeprägt und auch die Seitenflecken nicht selten zu einer mehr
oder weniger zusammenhängenden, aber doch wohl fast immer noch
heller gefleckten Temporalbinde verflossen; in noch ausgesproche-
nerem Maße ist dies bei den Jungen der Fall, die auch den Sub-
okularstreifen und häufig auch eine zusammenhängende Occipital-
binde besitzen.
Die Größe dieser Form ist eine ziemlich bedeutende und kann
mitunter bis 25 cm erreichen, von denen etwa zwei Drittel auf den
Schwanz entfallen; dieselbe kommt stellenweise in großer Menge in
Italien, Istrien, dem kroatischen Littorale, sowie in fast ganz Dal-
matien vor; hier ist sie namentlich in der Nähe von Ortschaften
und zwar sowohl am Festlande als auch auf den dazugehörigen
Inseln — mit Ausnahme der nördlichen, wo sie durch frumana er-
setzt wird — stellenweise sehr häufig. Obwohl fast nur ın Küsten-
ländern lebend, hält sie sich doch meistens mehr im Innern derselben
als in unmittelbarer Nähe des Meeres auf und treibt sıch hier vor-
zugsweise auf felsigen, mit Gebüsch und Rasenflächen unter-
mischten Beständen herum; kahles 'Gestein und Gemäuer vermeidet
sie. In neuester Zeit hat. Lorenz Müller das Tier auch
aus Spanien, und zwar von Binisaida, südöstlich von Menorka, er-
halten.
Bei der als var. campestris De Betta bekannten Form ist die
Oberseite ebenfalls schön gras-, häufig aber auch mehr licht oliven-
grün gefärbt und mit einer über die Mitte des Rückens hinziehenden,
bald heller, bald dunkler braunen Occipitalbinde versehen, die oft
auch von einem gleichen Parietal-, und fast immer auch von einem
ebensolchen Temporalbande begleitet ist. Die erste dieser Binden
ist in den meisten Fällen zusammenhängend und scharf abgehoben,
und nur gegen den Kopf zu manchmal mehr undeutlich oder selbst
verschwindend, auch sind in derselben stets mehr oder weniger
schwarze Flecken eingestreut, die beim Männchen gewöhnlich in
geringerer Zahl vorkommen und häufig nur auf die Ränder beschränkt
sind, bei den Weibchen aber viel zahlreicher und oft in solcher Menge
vorhanden sind, daß sie nicht selten zu einer kontinuierlichen, tief-
schwarzen Rückenbinde verfließen, die nur ab und zu durch kleine
Flecken der Grundfarbe unterbrochen ist und oft um so schärfer
abgehoben erscheint, als manchmal die Grundfarbe an ihren Außen-
rändern mehr oder weniger aufgehellt ist. An der Schwanzwurzel
keilt sich diese Binde in der Regel aus. Das Parietalband ist, wenn
überhaupt vorkommend, stets schwächer und geht nach innen zu
häufig ganz unmerklich in die Grundfarbe des Rückens über; es ist
ebenfalls mit schwarzen Flecken versehen, nicht selten aber auch
ohne solche, mitunter auch wieder nur aus diesen bestehend. Die
Temporalbinde ist gewöhnlich zusammenhängend, entweder einfarbig
braun bis schwärzlich, oder ebenfalls von schwarzen Makeln durch-
setzt. Über ihr zieht sich, wenigstens im weiblichen Geschlechte,
fast immer ein weißlicher Supraciliarstreifen hin, der beim Männ-
chen meistens in Kettenstriche aufgelöst ist oder mitunter auch
ganz fehlt; unter diesem ist dann oft noch, allerdings meist nur bei
den Weibchen, ein zwischen den Beinen verlaufender, gewöhnlich
Lacerta. } 451
aber viel weniger ausgeprägter ebensolcher Subokularstreif zu be-
merken, unter welchem dann die an den Bauch grenzenden Rumpf-
seiten bald grün, bald braun, bald einfarbig, bald wieder schwärz-
lich gefleckt sind. Wenn, wie es häufig bei Männchen vorkommt,
die lichte Seitenstreifung fehlt, so sind dann die ganzen Körper-
seiten mit einem Netzwerk schwärzlicher, kleine helle Zwischen-
räume einschließender Makeln bedeckt. Die Männchen zeigen über
der Einlenkung der Oberarme nicht selten einen tiefschwarzen, bläu-
lich oder grünlich zentrierten Axillarfleck. Der Pileus ist oliven-
braun, bald einfarbig, bald mit vereinzelten schwärzlichen Punkten
besetzt, der Schwanz meist ziemlich hell bräunlich, nur selten wie
der Rücken gefärbt. Die Beine sind von der Färbung des Körpers,
die hinteren manchmal mit schwach hervortretenden helleren Tropfen-
flecken. Die Unterseite ist einfarbig weißlich, die äußersten Ven-
tralen mitunter bläulich oder grünlich, öfters dagegen schwärzlich
punktiert, sehr ausnahmsweise unter der Lupe betrachtet kaum merk-
bar dunkel gewölkt. Die Jungen sind wie gewöhnlich mehr den
Weibchen ähnlich und zeigen alle Zeichnungen, namentlich aber
das Occipitalband, viel schärfer ausgeprägt.
Die Gesamtlänge des erwachsenen Tieres beträgt I6&—20 cm.
Campestris hat mit der Stammform im ganzen die geographische
Verbreitung gemein, bewohnt aber überdies noch die in den La-
gunen der nördlichen Adria gelegenen Inseln des österreichischen
Küstenlandes; sie ist, wenn auch nicht ausschließlich, so doch vor-
wiegend eine Bewohnerin des flachen Meeresstrandes.
Eine von der gewöhnlichen campestris verschiedene, durch viel
geringere Größe und andere Grundfärbung. abweichende Form
dieser Eidechse lebt am Nordstrande der Adria und kann als Pro-
dukt der hier herrschenden eigentümlichen Verhältnisse angesehen
werden. Die hier sehr flachen Meeresufer, die größtenteils von La-
gunen und ausgedehnten Sümpfen begrenzt sind, zeigen sich, so
weit die Flutgrenze reicht, ganz mit Bruchstücken von Binsen (Jun-
cus L.) bedeckt, welche, durch das Wasser ausgelaugt und in der
Sonne gebleicht, eine hell braungelbe, teilweise fast weiße Färbung
angenommen haben. Auf dieser eigentümlichen Unterlage tummelt
sich nun in großer Menge eine ziemlich kleine Eidechse herum, welche
in Färbung und Zeichnung dem von ihr bewohnten Terrain so ange-
paßt ist, daß sie im ruhenden Zustande nur schwer wahrgenom-
men wird. Die betreffenden Tiere sind nämlich licht lehmgelb ge-
färbt und mit äußerst scharfen schwarzen und weißlichen Längs-
streifen versehen. Während ihre Hauptfärbung fast ganz das Ko-
lorit der von ihnen bewohnten Binsenflächen hat, ahmen die hellen
Längsstreifen ganz das Aussehen feiner weißlicher Juncusstücke
nach, sowie auch die von den genannten Pflanzenresten im grellen
Sonnenschein geworfenen tiefdunklen länglichen Schlagschatten an
die schwarzen Binden unserer Eidechsen erinnern, bei denen sich
unter diesen Verhältnissen eine Art von Schutzfärbung entwickelt
hat, die sie gewiß manchen ihrer Feinde nur schwer kenntlich macht.
Die betreffenden Tiere halten sich daher auch ausschließlich auf
der obbeschriebenen Binsendecke auf und sind nur wenige Meter
29*
452 Lacertidae.
vom Küstensaume nicht mehr zu finden, weiter landeinwärts schon
von der gewöhnlichen campestris ersetzt werdend.
Die Größe dieser Eidechsen beträgt gewöhnlich nur 14—I6 cm
und will ich dieselbe als var. subcampestris bezeichnen, wenn sie
nicht etwa der Lacerta multifasciata Positanos entspricht, in wel-
chem Falle selbstverständlich der letztere Name in Kraft treten
müßte.
Die auf Korsika, Capri und Sizilien vorkommende Varietät
viridiocellata Bedrg. ist oben am Rücken heller, nach den Seiten
und gegen den Schwanz zu dunkler braun gefärbt und wie bei der
Stammform mit drei über den Körper hinziehenden schwarzen
Fleckenbinden versehen, von denen die occipitale aus ziemlich dicht
hintereinander stehenden, in der Mitte eingeschnürten Makeln be-
steht, die anfangs hinter dem Kopfe meist nur schwach angedeutet
sind, nach rückwärts aber allmählich größer und schärfer werden
und an der Schwanzwurzel verschwinden. Die Flecken der Seiten-
binden sind weniger gedrängt und geben jeder einen breiten, nach
unten und vorne gerichteten schwarzen Ast ab. An der Einlenkung
der Vorderbeine steht ein hellgrüner Axillarfleck und dieselbe Farbe
haben auch die obersten Schilder des sonst einfarbig weißen Bau-
ches. Der Pileus ist dunkelbraun, die Backen und der Unterkopf
weißlich, der letztere namentlich ins Blaue geneigt, die braunen
Beine sind spärlich schwarz gestreift und punktiert. Die Gesamt-
länge beträgt 20—22 cm.
Bei der von mir als var. Pelagosae bezeichneten Form zeigt die
ganze Oberseite ein sehr lichtes Grasgrün oder Braungelb, das nach
längerem Liegen in Alkohol fast in Weiß übergeht. Jüngere Tiere
sind mit fünf ziemlich gleichen, aus miteinander mehr oder weniger
verbundenen schwarzen Makeln bestehenden Längsbinden gezeichnet,
von denen die occipitale, in getrennte Flecken aufgelöst, bis zur
Schwanzspitze verfolgt werden kann. Bei erwachsenen Stücken
werden die Flecken des Mittelbandes größer, stoßen bald mehr, bald
weniger zusammen und ergeben dann eine ziemlich breite, aus queren
Makeln und Schnörkeln gebildete Rückenbinde, in der die Grund-
farbe nur in Form zerstreuter heller Linien und Punkte zurückge-
blieben ist. Zu beiden Seiten derselben zieht sich dann die Grund-
farbe in Gestalt zweier lichter Dorsalstreifen hin, welche nach außen
zu wieder von einem, der Occipitalbinde ähnlichen Parietalbande
begrenzt werden. Die das letztere bildenden Flecken hängen nach
unten zu gewöhnlich mit den die Rumpfseiten bedeckenden un-
regelmäßigen und meist schmalen schwarzen Quermakeln zusam-
men, können aber auch durch einen gewöhnlich aus längsgereihten
hellen Punkten gebildeten Supraciliarstreifen von letzteren getrennt
sein. Weit seltener zeigen sich die dunkel marmorierten Körper-
seiten noch von einem mehr oder weniger deutlichen hellen Sub-
okularstreifen durchzogen; desgleichen ist auch ein besonders aus-
gebildeter, bläulichgrün geaugter Axillarfleck nicht immer zu unter-
scheiden. Der Pileus und die Beine sind wie der Körper, ersterer
auch öfters dunkler gefärbt und beide mit zahlreichen schwarzen
Punkten und Schnörkeln besetzt, welche besonders an den Hinter-
Lacerta. F 453
beinen die Grundfarbe oft in Form heller Tupfen einschließen. Die
abwechselnden Schwanzwirtel zeigen an der Basis schwarze, an der
Spitze aber namentlich seitwärts weißliche Flecken. Die Unterseite
ist einfarbig weißlich, am Kopfe wasserblau, die äußersten Bauch-
schilder sind nach oben zu blaßblau mit schwarzen Flecken. Die
Größe beträgt 16—20 cm. — Eine mit dieser sehr ähnliche Form
soll auch in der Arena von Pola vorkommen.
Ich habe dieses hübsche Tier bisher nur von Pelagosa, einer
kleinen, etwa in der Mitte zwischen Italien und Dalmatien im offenen
Meere gelegenen Insel erhalten. Da die von Bedriaga im Bull.
de la soc. zoolog. de France 1879 gegebene Abbildung der Lacerta
Latastei vollkommen mit Pelagosae übereinstimmt, so habe ich keinen
Anstand genommen jene zu letzterer zu ziehen, zumal auch die be-
treffende Beschreibung stimmt; nur die Angabe des genannten Autors,
bei einem Weibchen an den Rumpfseiten zwei Parallelreihen bläulicher
und grünlicher Ocellen gefunden zu haben, kann ich für meine Dal-
matiner Exemplare nicht bestätigen. Die Bedriagaschen
Stücke stammen von der neapolitanischen Insel Ponza und einem
westlich von derselben gelegenen Felsen.
Auf den kleinen dalmatinischen Inseln Cazza (westl. von La-
gosta) und Sanct Andrea (westlich von Lissa) lebt eine mittelgroße,
höchstens 20 cm lange Eidechse, welche im ganzen das Zeichnungs-
system der typischen serpa aufweist, sich aber von dieser, abgesehen
von der Hauptfärbung schon durch den plumperen Körper und viel
kürzeren, auffallend dicken Schwanz unterscheidet. Die Grundfarbe
derselben ist meistens ein ziemlich dunkles Braun, das aber manchmal
ins Olivengrüne, manchmal wieder auch ins Graue oder selbst Schwärz-
liche übergehen kann. Über die Mitte des Rückens zieht eine gewöhn-
lich ziemlich breite Occipitalbinde hin, die aus vorwiegend quer-
gestellten schwarzen Flecken besteht, welche durch dazwischenlie-
gende Makeln der Grundfarbe bald mehr, bald weniger getrennt sind,
und nur ausnahmsweise zu einer teilweise oder selbst vollkommen zu-
sammenhängenden dunklen Längsbinde verfließen, welche im letzteren
Falle mitunter noch durch zwei hellbraune Längsstreifen gesäumt
ist. Die bei der Stammform in der Regel vorkommende parietale
Fleckenreihe ist hier als solche nicht immer zu sehen, da ein dieselbe
nach außen begrenzender heller Supraciliarstreif häufig fehlt, und
infolgedessen die der Parietalbinde angehörenden Flecken mit den die
Rumpfseiten überziehenden Makeln zu einem zusammenhängenden
Netzwerk verflossen sind, das meist tropfenartige Makeln der Grund-
farbe einschließt; nur ausnahmsweise bilden die schwarzen Seiten-
makeln eine mehr zusammenhängende Temporalbinde, die dann unten
auch noch manchmal von einem, aber meist nur wenig hervor-
tretenden lichtbraunen Subokularstreif begrenzt ist. Der Pileus,
die Beine und der Schwanz sind wie der Rumpf gefärbt, ersterer meist
mit unbestimmten schwarzen Flecken, letzterer mitunter etwas
heller, mit aus einer Fortsetzung der Körperzeichnung gebildeten
mehr oder weniger deutlichen schwärzlichen Makeln, die Beine
nur mit kaum sichtbaren helleren Tupfen versehen. An der Wurzel
der Vorderbeine steht öfters ein häufig jedoch sehr wenig abgehobener
454 Lacertidae.
blauer Axillarfleck, dem ausnahmsweise selbst ein kleinerer zweiter
folgen kann. Die Unterseite ist meistens licht schokoladefarben,
seltener weißlich oder bleigrau, die Kehle gewöhnlich wasserblau,
die äußersten Ventralen und auch die Oberschilder, obwohl nicht
immer, erstere namentlich nach oben mehr oder weniger lebhaft
blau mit schwarzen Flecken. Bei einem einzigen Weibchen fand ich
den Unterkopf und die Brust lebhaft ziegelrot mit einzelnen blauen
Schuppen an der Kehle und ebensolchen Flecken auf den Submaxil-
laren, und zog sich hier das Rot selbst an den Kopfseiten allerdings
mehr und mehr verschwindend bis gegen die Schnauzenkante hinauf;
desgleichen waren bei diesem Stücke auch die Vorderseite der Unter-
arme und die Rückseite der Hinterbeine rötlich und auch der im
ganzen bleigraue Bauch wies eine Neigung in dıe genannte Färbung
auf. Die Rückenschuppen, deren gewöhnlich 4—5 auf ein Ventrale
gehen, sind relativ groß, rundlich, körnig und flach, meist nur nach
hinten zu und selbst da oft kaum merkbar gekielt, die oberen Schwanz-
schuppen scharf gekielt, hinten vollkommen gerade abgestutzt,
die untern erst gegen die Spitze zu manchmal schwach winklig aus-
gezogen, das Halsband ist ganzrandig. — Ich will diese Form, welche
auf der Insel Cazza meiner Erfahrung nach die einzige, daselbst
lebende Eidechse ist, als var. Cazzae bezeichnen.
Während aber auf der oberwähnten Insel Cazza die nach ihr be-
nannte Eidechse nach meinen Erfahrungen die daselbst allein vor-
kommende Lacerta ist, lebt dieselbe auf St. Andrea ın Gesellschaft
einer zweiten, gewöhnlich etwas kleineren, von Braun als meli-
sellensis beschriebenen Form, mit der sie nicht nur gemeinschaftlich
und untereinander, sondern auch in zahlreichen Übergängen zu finden
ist; auf der ebenfalls bei Lissa gelegenen Felseninsel Melisello bildet
dagegen die nach dieser benannte Eidechse die einzige Vertreterin
ihrer Gattung.
Indem nämlich die Grundfarbe der Cazzae allmählich dunkler
wird, tritt selbstverständlich infolgedessen die schwarze Zeichnung
derselben immer weniger hervor, bis sich schließlich das ganze Tier
in eine einfarbige, oben pech- und unten tief ebenholzschwarze Ei-
dechse verwandelt, bei der die obgeschilderte Zeichnung der Cazzae,
namentlich das tiefer schwarze Occipitalband, sowie die sechs helleren
Längsstreifen aber meist erst nach längerem Liegen in Weingeist
bald mehr oder weniger hervortreten; die äußersten Ventralen sind
in der Regel lebhaft lasurblau.
Aus der von Braun gegebenen Beschreibung, die von den
meisten Autoren reproduziert wird, geht jedenfalls hervor, daß die
zwei demselben zur Verfügung gestandenen Exemplare nicht aus-
gewachsen und typische, sondern jüngere und Übergangsformen und,
wie aus der Bezeichnung der Bauchfarbe ersichtlich, unmittelbar
vor der Häutung stehende Stücke waren.
Wenn im allgemeinen die Ansicht herrscht, daß die melanotischen
Eidechsen ausschließlich die Bewohner kahler Felseneilande sind,
so wird dies durch smelisellensis, wenigstens bezüglich St. Andreas,
nicht bestätigt, da diese mit üppiger Vegetation, namentlich mit
Pinus- und Ilexwäldern und auch teilweise mit Rebenkulturen be-
Lacerta. z 455
deckt ist. Sie besteht aus einem teils weißlichen, teils rötlichen
Marmor, ist nur im Westen schwach geneigt, von Norden nach Süden
dagegen steil abfallend und ganz ohne Ebenen. Auf dieser ganzen
Insel leben, wie schon erwähnt, sowohl Cazzae als auch melisellensis
untereinander, häufig auch in den fast, bis zur See hinabreichenden
Wäldern. Nach Karaman sollen derlei Eidechsen auch auf Pelagosa
vorkommen, doch habe ich solche von dorther niemals erhalten.
Auf Melisello erscheinen die daselbst lebenden Eidechsen mehr an-
gepaßt, da das diese Insel bildende Gestein von dunkel blaugrauer
Farbe ist.
Unter den zahlreichen von St. Andrea erhaltenen Eidechsen
kam mir auch ein Stück ın dıe Hände, welches von den dortselbst
wohnenden Formen so abweicht, daß ich es einer besonderen Schilde-
rung für wert erachte. Das Tier, welches lebend im ganzen auch den
Eindruck einer schwarzen Lacerta machte, zeigte sich dennoch so-
wohl von Cazzae als melisellensis nicht nur durch den viel schlankeren
Körperbau, sondern auch durch den ausnehmend langen und sehr
dünn ausgezogenen Schwanz von den gewöhnlichen Bewohnern
dieser Insel so verschieden, daß es mir auf den ersten Blick als etwas
ganz eigentümliches und besonderes auffiel.e. Die Rückenmitte, die
Beine und der Schwanz sind tiefdunkel olivenbraun, der Pileus und
die Körperseiten schwarz; am Rücken traten erst nach längerem
Liegen im Weingeist zerstreute kleine aber kaum merkbare hellere
Flecke hervor. Die ganzen Rumpfseiten sind mit zahlreichen, im
Leben schön blaugrünen Ocellen ordnungslos bedeckt, ein größerer
Axillarfleck jedoch nicht entwickelt. Der Kopf mit Einschluß der
Submaxillaren, der Bauch und die Unterseite der Vorderbeine sind
schwarz, die Kehle bis zum Halsband, sowie die Hinterglieder und
die Schwanzwurzel sind unten blau, der Schwanz selbst jedoch
sonst tief eisengrau, die äußersten Ventralen und die meisten Ober-
schilder, sowie einige der untersten Rumpfschuppen lebhaft lasurblau.
Der Pileus ist über dreimal, der Abstand der Schnauzenspitze vom
Halsband etwa 134mal in der Rumpflänge enthalten; die Kehlfurche
ist ziemlich undeutlich, das nur aus neun großen Schuppen gebildete
Halsband vollkommen ganzrandig. Die Schläfen sind mit nicht sehr
zahlreichen, flach polygonalen Schildern bedeckt, die ein sehr großes
Massetericum einschließen, welches oben bis an die Supratemporalen
reicht und fast den halben Schläfenraum einnimmt. Die Rückenschup-
pen, deren nur drei Querreihen auf ein Ventrale gehen, sind anfangs
rundlich körnig, nach rückwärts mehr länglich, dabei deutlich und
scharf, in der hinteren Körperhälfte der ganzen Länge nach gekielt,
die Kiele selbst meist bis zu den Ventralen hin sichtbar; die Schwanz-
schuppen sind vollkommen gerade abgestutzt, die unteren nur anfangs
glatt. Die 24—25 Schenkelporen sind in der Analgegend bis zur Be-.
rührung genähert. Die Länge beträgt 20,9 cm, wovon I4,4 cm auf den
Schwanz kommen, der somit über zwei Drittel des Gesamtausmaßes
beträgt.
Ich will diese interessante Eidechse, von der mir leider nur ein
einziges Männchen zu Gesicht kam, als var. argus bezeichnen.
Eine unter der typischen serpa vorkommende aber im ganzen
456 Lacertidae.
ziemlich seltene Varietät ist die Zacerta olivacea Raf. Dieselbe ist
auf Kopf und Rücken bis gegen dessen Ende einfarbig grasgrün,
während etwa das letzte Rumpfviertel sowie der Schwanz und die
Beine braungelb sind; letztere Farbe zieht dann als eine sich allmäh-
lich verlierende und verschmälernde keilförmige Zone bis etwa zur
Rückenmitte hin. Die Rumpfseiten sind etwas heller als der Schwanz
und nicht selten undeutlich weißlich gemarmelt, die Männchen
haben häufig einen blauen Axillarfleck, die Hinterbeine oft hellere
Tropfenflecken. Die Unterseite ist einfarbig perlweiß, seltener gelb-
lich (Lacerta puccina Raf.), am Kopfe mehr ins Bläuliche geneigt,
die obersten Ventralen mehr oder weniger lasurblau. Bei jüngeren
Tieren ist die obgenannte bräunliche Rückenzone breiter und auch
weiter nach vorne bis gegen den Kopf hin ausgedehnt. Diese ın Italien
und Dalmatien vorkommende Eidechse hat etwa dieselbe Größe wie
die Stammform.
Eine der zuletzt beschriebenen sehr nahe stehende Form ist die
vorzüglich auf Sizilien, aber auch anderweits vereinzelt vorkommende
Varietät Doderleini De Betta. Dieselbe ist am Rücken ebenfalls
fast einfarbig grün, indem daselbst nur vereinzelte, häufig längs-
reihig geordnete schwarze Punkte zu bemerken sind; die Rumpf-
seiten sind bräunlich mit dunkleren Flecken.
Eine der größten und kräftigsten Formen der serpa ist die Lacerta
tiliguerta Cetti; dieselbe stimmt im männlichen Geschlecht in Färbung
und Zeichnung sehr mit Brüggemanni überein, ist aber von dieser, ab-
gesehen von der Größe und dem viel plumperen Körperbau schon durch
die einfarbig weißliche Bauchseite sofort zu unterscheiden. Das
Männchen zeigt oben auf hellgrünem Grunde zahlreiche unregelmäßig
wellig schwarze Makeln, die nur längs der Rückenmitte manchmal
eine mehr oder weniger deutliche zackige Occipitalbinde bilden,
sonst aber zu einem ganz unregelmäßigen Netzwerk verbunden sind;
die Vorderbeine sind in der Regel, der Kopf aber nicht immer ebenso
gefärbt, beim Schwanze jedoch kommt dies nur ausnahmsweise vor,
da derselbe in den meisten Fällen braungrau oder bräunlich ist. Letz-
tere Färbung fängt nicht selten schon gegen Ende des Rumpfes an
und kann sich entweder über den ganzen oder nur über den hinteren
Teil desselben erstrecken. Die gewöhnlich bräunlichen Hinterbeine
sind öfters mit helleren Augenflecken besetzt, desgleichen kommen
in der Achselgegend namentlich bei Männchen einer oder selbst mehrere
blaue Ocellen vor. Bei den Weibchen sınd Pileus, Rücken und Schwanz
dunkel olivenbraun, nur letzterer manchmal heller und die schwarzen
Rumpfseiten mit zahlreichen grünen, nach unten auch manchmal
hellblauen Tupfen besäet; ın seltenen Ausnahmefällen besitzen dieselben
ein aus ziemlich entfernt stehenden kleinen Flecken gebildetes schwar-
zes Occipitalband, das aber wegen der dunklen Grundfarbe kaum
zu bemerken ist; dagegen ist ein hellerer, meist grünlicher Supra-
ciliarstreif wenn auch nıcht scharf, so doch fast immer deutlich sicht-
bar. — Jüngere Tiere sind im ganzen den alten ähnlich, im männlichen
Geschlecht daher meist grün und schwarz genetzt, im weiblichen
dagegen ziemlich eintönig bräunlich oder olivenfarbig, seitlich mit
sehr deutlicher doppelter heller Längsstreifung, zwischen welcher
Lacerta. f 457
die dunklen Flecken in der Regel zu kontinuierlichen, von kaum
hervortretenden hellen Tupfen durchsetzten Längsbinden verfließen.
— Die Unterseite ist stets ungefleckt, weißlich, am Kopfe häufig
ins Bläuliche geneigt, äußerst selten mit Ausnahme des letzteren leb-
haft ziegelrot, die äußersten Ventralen besonders nach oben zu beim
Männchen gewöhnlich lebhaft, beim Weibchen blasser blau, welche
Farbe sich manchmal auch auf die Oberschildchen und einzelne
Seitenschuppen erstreckt. Bei Erwachsenen sind gewöhnlich nur
die Handflächen und Sohlen, bei Jungen aber die ganze Unterseite
der Beine und des Schwanzes fleischfarben. — Die Rückenschuppen,
deren 3—4 Querreihen einem Ventrale entsprechen, sind stets deut-
lich, beim Männchen sogar ziemlich scharf gekielt, die anfangs voll-
kommen gerade abgestutzten Schwanzschuppen erst nach hinten
zu schwach winklig ausgezogen. Das Massetericum ist meist klein,
das Halsband in der Regel deutlich gezähnelt.
Diese Eidechse ist hauptsächlich auf Sizilien heimisch, woselbst
sie auch ihre höchste Ausbildung (bis 25 cm) erreicht; doch kommt
sie auch auf anderen Inseln sowie auch, obwohl seltener, auf dem
Festlande Italiens vor, ja einzelne Stücke derselben habe ich sogar
aus der Umgebung von Konstantinopel erhalten; doch sind die von
letzterem Fundorte stammenden Exemplare kleiner und viel schlanker
als die sizilianischen.
Auf den in der Nähe von Capri und Amalfi gelegenen Galli-
und Monacone-Felsen kommen wahrhaft prachtvolle Formen der
serpa vor, welche von Eimer nach ihren Wohnorten benannt
wurden. Dieselben zeigen eine schöne grüne, nach den Seiten zu ins
Blaue übergehende Färbung; wenn das Sonnenlicht aber seitlich auf-
fällt und man schief über das Tier hinsieht, so erscheint, namentlich
bei monaconensis, der ganze Rücken wundervoll blau. Letzteres ist,
besonders in der Jugend, mehr oder weniger mit Braun untermischt, das
Männchen hat einen oder mehrere blaue, das Weibchen grüne Axillar-
flecke, von denen besonders der vorderste oft sehr groß ist. Die Unter-
seite ist bald heller, bald dunkler blau. Eine auf dem mittleren, der
Küste von Capri näheren Faraglione-Felsen lebende Varietät (coeruleo-
coerulescens Eim.) hat am Rücken eine schön dunkelblaue, nur in der
Mittellinie durch etwas Grau abgeschwächte Färbung, die nach den
Seiten und gegen das Rumpfende in Blaugrün übergeht, das sich von
hier aus auch auf die Hinterbeine und die ganze Länge des Schwanzes
ausdehnt; die Unterseite ist heller blau.
Endlich beherbergt noch der dicht vor der Insel Capri gelegene
Faraglione-Felsen eine hieher gehörende interessante Eidechse,
welche von Eimer als var. coerulea beschrieben worden ist. Die-
selbe ist im Leben oben einfarbig schwarz oder schwarzgrau, im weib-
lichen Geschlechte manchmal mit grünlichem, in der Jugend öfters
mit bläulichem Schimmer überflogen. Nach den Seiten und gegen
das Ende des Körpers geht diese Grundfarbe allmählich in ein tiefes
Blau iiber, das sich nicht selten auch auf die Beine und den Schwanz
erstreckt, welch letztere Teile aber namentlich zur heißesten Jahres-
zeit mitunter auch lebhaft bronzegrün glänzen. Ab und zu ist ein mehr
oder weniger deutlicher Axillarfleck vorhanden, welcher beimMännchen
458 Lacertidae.
bläulich oder grünlich und tiefer schwarz umrandet, beim Weibchen
dagegen viel bleicher und unscheinbarer und ohne dunklere Säumung
ist oder häufig auch gänzlich fehlt. Ähnliche Tropfenflecken zeigen
besonders im männlichen Geschlechte vereinzelt manchmal auch die
Hinterbeine, wobei dann die schwarze Umgebung derselben öfters
netzartig zusammenfließt. Der Kopf ist bis auf die Kiefer hinab tief
schwarz, die Kehle himmel-, die übrige Unterseite tief meerblau,
die Ränder der Ventralen sind gewöhnlich, die Bauchmitte nicht
selten etwas heller, die Sohlen grau oder gelblich weiß. Nach längerem
Liegen in Alkohol treten mitunter die für die Stammform charakte-
ristischen drei schwarzen Fleckenreihen der Oberseite sehr deutlich
hervor. Die Körperschuppen, deren 3—4 Querreihen einem Ventrale
entsprechen, sowie die Oberschildchen sind sehr klein, erstere sehr
deutlich scheitelgekielt, rundlich körnig, in der hinteren Körperhälfte
oft sogar breiter als lang; die Schwanzschuppen sınd oben und unten
vollkommen gerade abgestutzt, das Halsband ganzrandig.
Dieselben oder mindestens sehr ähnliche Eidechsen scheinen
übrigens auch auf dem Festlande von Calabrien vorzukommen,
da die durch Costa von Aspromonte als Lacerta acrolampa be-
schriebene Eidechse kaum auf eine andere Form gedeutet werden
kann.
Sowohl coerulea als auch die ihr nahestehenden mehr oder weniger
blauen Varietäten gehören mit zu den größten Serpa-Formen, da sie
nicht selten bis 25 cm Gesamtlänge erreichen.
Über die geographische Verbreitung dieser Art ist bereits bei den
einzelnen Formen das Entsprechende bemerkt worden, das Verhalten
in der Gefangenschaft zeigt von dem ihrer Verwandten keine be-
sondere Abweichung.
Zu den hier geschilderten Eidechsen dürften wahrscheinlich
noch drei von Boulenger') als Varietäten von muralis be-
schriebene Formen gehören, die ich leider nicht kenne, und infolge-
dessen nur auf Grund der von dem Autor gegebenen Diagnosen an-
führen kann.
Die als var. lolepis bezeichnete Form hat äußerst kleine, glatte
oder nur schwach gekielte Rücken- und ebenfalls schwach oder fein
gekielte, manchmal nahezu glatte Schwanzschuppen. Die Jungen
sind der muralis fusca sehr ähnlich und haben häufig ein schwärzliches
occipitales Fleckenband oder die Spur einer derartigen Mittellinie.
Erwachsene sind oben blaßgrau oder gelblichbraun mit weiß gesäumter
Seitenbinde, unten graulich oder gelblich. Die Gesamtlänge beträgt
I8 cm, wovon zwei Drittel auf den Schwanz kommen. — Valencia. —
Nach Boulenger soll dieses Tier eine Mittelform zwischen
hispanica und Pityusensis sein.
Eine andere, nach einem einzigen von Gadow eingesendeten
Männchen beschriebene Form ist die var. Vaucheri. Dieselbe hat
ebenfalls kleine und schwachgekielte Rückenschuppen, die nicht
größer sind, als die auf der Tibia stehenden; sie ist oben graubraun,
!) A Contribut. to our Know. of the Wald. Liz. in West. Eur. a. N. Afr. Trans.
of the zool. soc. of Lond. vol. XVII, part. IV. (1895).
Lacerta. 2 459
schwarz genetzt, an den Seiten schwarz mit rundlichen helleren
Flecken. Die Ventralen sind schwarz punktiert, die Länge beträgt
12 cm. — Salis und Algarove auf der Pyrenäischen Halbinsel.
Die dritte, als var. breviceps angeführte Form erinnert durch den
kurzen Kopf, der nicht länger als breit ist, an Lacerta vivipara. Der
Körper ist stark depreß, die Hinterbeine reichen an den Körper
angelegt etwa bis zu den Achseln oder bis zur Schulter. Das Frontale
ist etwas breiter, die Temporalschuppen gewöhnlich größer als bei
fusca, das Occipitale schmäler als das Interparietale. Die Kehl-
schuppen sind groß, die Kehlfurche seicht, das Halsband sehr schwach
gezähnelt. Die Rückenschuppen, von denen 3—4 auf ein Ventrale
gehen, sind rhomboidisch oder sechseckig und deutlicher als bei
fusca gekielt. Die Tibialschuppen sind viel kleiner als die dorsalen
und ebenfalls gekielt, wie auch die hinten zugespitzten Schwanz-
schuppen. Die Färbung ist wie bei /usca, braun oder graulich, mit
dunklem, teils ganzem, teils aus einer Fleckenreihe bestehenden
Occipitalband und ebensolcher, beiderseits heller gesäumten Lateral-
binde; die Brust ist in beiden Geschlechtern, der Bauch beim Männ-
chen schwarz gefleckt. Die Größe beträgt I6 cm, wovon Io auf den
Schwanz kommen. — Neapel.
17. Lacerta peloponnesiaca: Caput breve, altum, disco palpebrali
extus granorum serie destituto inde scutellis supracıliaribus
adjacente. Nares rostrale adtingentes, postnasale unicum, supra-
labialia antica 4. Tempora scutata, disco masseterico plerumgque
distincto. Sguamae dorsales rotundato-granosae, planiusculae,
laeves, caudales apice truncatae. Cauda corpore duplo longior,
collare integrum. — Long. 18—28 cm.
Lacerta peloponnesiaca Bibr. Bory Exped. scient. Moree,
III, pag. 66, tab. X, fig. 4 (1832). — Lacerta muralis Bibr. Bory
l. c. fig. 2, part. (1832). — ? Lacerta lineata Schinz Europ.
Fauna II, pag. 24 (1840). — Podarcis taurica De Betta Rett. u.
Anf.d. Grecia pag. 35, Atti Ist. Ven. ser. III, vol. XIII (1868. —Lacerta
taurica var. peloponnesiaca, Rathkei u. maculata
Bedrg. Bull. Soc. Nat. Mosc. pag. 83 (1881).
mas. Supra virens aut olivacea, lateribus nigro-variegatıs.
fem. Supra obscure olivacea, taeniis atris albidisque alternis per lon-
gitudinem fascrata.
juv. Supra fuscescens (5) aut nigro-olivacea (9), lineis albis per
dorsum et latera decurrentibus.
Lacerta taurica juv. Schreib. Herpetol. europ. I, pag. 420 (1875).
Eine in Größe und Habitus der serpa ähnliche, aber nament-
lich im männlichen Geschlechte häufig etwas stärkere und plum-
pere Eidechse.
Der Kopf ist kurz, beim Männchen nicht selten fast so hoch
als breit, beim Weibchen merklich niedriger, bei jenem am Scheitel
flach, bei diesem schon von hinten an in sehr sanftem Bogen nach
vorne und abwärts gewölbt, mit beim Weibchen etwas feiner, rasch
zugespitzter Schnauze. Die Zügelgegend fällt senkrecht ab, der
460 Lacertidae.
Hinterkopf ist nur wenig backenartig verdickt, der Pileus beim
Männchen 3—31%4mal, beim Weibchen meist unter dreimal, der Ab-
stand von der Schnauzenspitze zum Halsband bei jenem stets unter,
bei diesem oft bis zweimal in der Rumpflänge enthalten, der vor
und hinter den Augen liegende Kopfteil ziemlich gleich lang; die
Nähte der Pileusschilder sind namentlich beim Männchen in der
Schnauzengegend furchenartig vertieft. Der Hals ist ziemlich von
Kopfbreite, nach hinten nur wenig eingezogen, der Rumpf flach ge-
wölbt. Von den Beinen reichen die hinteren beim Männchen über,
beim Weibchen höchstens bis zur Achsel, während die vorderen in
der Regel die Augen nicht überragen. Der beim Männchen in der
ersten Hälfte ziemlich kräftige Schwanz ist namentlich beim Weib-
chen oft dünn und sehr fein ausgezogen, seine Länge mindestens
doppelt so groß wie die des übrigen Körpers.
Das Rostrale ist kaum zweimal so breit als hoch, hinten sehr
stumpf winkelig und nicht weit auf den Pileus übergewölbt. Die
Supranasalen sind nach oben zu stark ver-
engt, ausnahmsweise sogar durch Zu-
sammenstoßen des Rostrale und Inter-
nasale voneinander getrennt, ihre gemein-
schaftliche Mittelnaht stets und gewöhnlich
merklich kürzer als der übergewölbte Teil
des Rostrale. Das Internasale ist breiter
als lang, etwa quer rhombisch, gegen die
Supranasalen und Präfrontalen meist zıem-
lich gleichmäßig und scharf zugespitzt,
manchmal aber auch nach vorne viel mehr,
in Ausnahmsfällen selbst bis zum Rostrale
verlängert. Die Präfrontalen sind länger
ae als breit, ‚nach innen stark verschmälert,
Bib Bow. ihre gemeinsame Naht kaum halb so lang
{ wie das Internasale. Das Frontale ist
fast immer etwas länger als der vor ihm gelegene Schnauzen-
teil, nach vorne mehr oder weniger, oft sogar sehr stark bogig er-
weitert, die Mittelecken fast immer als scharfe und ziemlich lange
Spitze zwischen die Präfrontalen und das zweite Supraokulare nach
außen eingeschoben, der Vorderteil wieder in sehr starker Buchtung
häufig weit und scharf zwischen die Präfrontalen hineinreichend.
Nach Bedriaga soll sich dieser vordere Fortsatz des Frontale
mitunter sogar abschnüren und dann ein kleines, von den Präfron-
talen eingeschlossenes accessorisches Schildchen bilden; mir ist eine
derartige Abnormität niemals untergekommen. Die hinterste Fron-
talecke ist äußerst kurz und stumpf, oft nahezu verschwindend.
Das erste Supraokulare ist schmal, viel länger als breit, nach hinten
erweitert, im ganzen meist einem ungleichseitigen Dreiecke mit ab-
gestutzter Spitze gleichend. Der Discus palpebralis ist gewöhnlich
ziemlich breit, sein vorderes Schild etwas länger als das hintere,
und da die am Außenrande bei den meisten Lacerten vorkommende
Körnerreihe vollständig fehlt, in seiner ganzen Ausdehnung
unmittelbar den Supraciliaren anliegend; das letzte Supraokulare
Fig. 94.
Lacerta. L 461
ist ziemlich groß, in der Regel quer trapezisch mit kürzester Hinter-
seite. Die Frontoparietalen sind länger als breit, ihre gemeinsame
Naht ziemlich lang, aber doch stets kürzer als das Frontale. Das
Interparietale ist nach rückwärts nicht selten sehr stark verengt,
häufig und besonders bei Weibchen beträchtlich länger als das nach
hinten dreieckig erweiterte Occipitale; in seltenen Fällen kommt es
vor, daß diese zwei Schildchen durch die zwischen ihnen zusam-
menstoßenden Parietalen in größerer oder geringerer Ausdehnung
voneinander getrennt sind. Die Parietalen sind groß, länger als breit,
nach außen stark verrundet, das oberste Postokulare stets in kurzer
Naht berührend.
Das gewöhnlich zu einer Hälfte dem Rostrale, zur andern dem
vordersten Supralabiale aufliegende Nasenloch ist mit dem Rüssel-
schilde in Berührung, das größtenteils dem ersten Supralabiale auf-
gesetzte Postnasale nach oben verschmälert, höher als lang, das
Frenale fast immer höher als breit, schmal, vom zweiten Supra-
labiale schief zum Internasale hinaufgehend, die mit demselben ge-
bildete gerade Naht immer viel kürzer als die mit dem Präfrontale
gebildete meist bogige. Das Frenookulare ist durch das lange Prä-
okulare hinten und unten sehr stark winkelig ausgebuchtet, letzteres
mit gewöhnlich scharfer, bis zur Mitte des Subokulare hinziehender
Kante. Von den fünf, selten sechs Supraciliaren sind wenigstens
die ersten zwei viel länger als hoch; Supralabialen sind in der Regel
sieben, ausnahmsweise acht vorhanden, im ersteren Falle das fünfte,
in letzterem das sechste unter dem Auge stehend. Die Schläfen sind
mit wenig zahlreichen, aber ziemlich großen, flach polygonalen
Schildern bedeckt, der Außenrand der Parietalen von I—2 längeren
Supratemporalen gesäumt, das selten fehlende Massetericum von
mäßiger Größe. |
Die Rückenschuppen, von denen gewöhnlich drei Querreihen
auf ein Bauchschild gehen, sind rundlich körnig, ziemlich flach,
glatt, gegen den Bauch hin kaum merklich erweitert, die oberen
Schwanzschuppen hinten gerade abgestutzt, ziemlich scharf gekielt,
die ebenfalls glatten Tibialschuppen kleiner als die dorsalen.
Die Anzahl der Unterlippenschilder beträgt 6—7, die vorderen
Kehlschuppen sind kurz, die hinteren rundlich sechseckig, die Kehl-
furche ist nur durch 1—2 Reihen feiner Schuppen angedeutet, das
aus 8—13 Schuppen bestehende Halsband fast immer ganzrandig,
nur ausnahmsweise kaum merkbar gezähnelt, die unmittelbar dar-
auf folgenden Brustschilder auffallend schmal, die äußeren nicht
selten über doppelt so lang als breit. Von den in sechs Längsreihen
stehenden Ventralen sind die mittleren und äußeren, wenigstens in
der vorderen Rumpfhälfte, merklich schmäler als die daranstoßen-
den, die Oberschildchen wenig entwickelt, oft sogar sehr klein. Die
Unterseite der Schenkel ist vor den Poren mit 3—5, in den meisten
Fällen mit vier Reihen flacher Schuppen bedeckt, die Poren, deren
Anzahl zwischen achtzehn und zweiundzwanzig wechselt, einander
namentlich im männlichen Geschlechte in der Aftergegend häufig
fast bis zur Berührung genähert, aber auch bei Weibchen stets
näher als die halbe Breite des Anale; letzteres ist mittelgroß, andert-
462 Lacertidae.
halb bis zweimal so breit als lang, vorne von 4—8, in der Regel
aber von sechs Schuppen umgeben, von denen die zwei mittleren
oft mehr oder weniger vergrößert sind. Die anfangs vollkommen
glatten und gerade abgestutzten unteren Schwanzschuppen werden
später gekielt und gegen das Ende winkelig ausgezogen; von den
zwei Mittelreihen sind höchstens noch die des dritten Wirtels breiter
als lang.
re. und Zeichnung sind die beiden Geschlechter sehr
verschieden.
Das Männchen ist oben meist heller oder dunkler olivenbraun,
an den Rumpfseiten häufig, am Rücken aber nur ausnahmsweise
lichtgrün und hier fast immer einfarbig, nur selten mit der schwachen
Spur eines in der Regel aus ganz kleinen schwarzen Flecken bestehen-
den Occipitalbandes versehen, das aber häufig nur über einen Teil
der Rückenmitte hinzieht, und bei dunkler Grundfarbe überhaupt
kaum sichtbar ist. Dagegen ist ein hellerer, zusammenhängender,
gewöhnlich scharfer und oft auch ziemlich breiter Supraciliarstreifen
fast immer vorhanden, obgleich auch dieser nicht immer gleich
deutlich hervortritt, und namentlich nach hinten zu öfters weniger
abgehoben erscheint, was hauptsächlich dadurch bewirkt wird,
daß dessen anfangs ausgesprochene hell grünliche oder gelbliche
Färbung im weiteren Verlaufe desselben trüber und unreiner, meist
mehr braungelb wird und infolgedessen vom dunklen Grunde weniger
absticht. Ja manchmal ist der ganze Streifen kaum heller als die
Grundfarbe oder wird nur von dieser gebildet und ist dann überhaupt
nur durch seine dunkle Begrenzung sichtbar. Die Innenseite der
Supraciliarstreifen ist fast immer von dunklen, gewöhnlich schwarzen
Makeln gesäumt, die aber mitunter auch nur ganz vereinzelt auf-
treten, meistens jedoch ziemlich zahlreiche größere Querflecken
bilden, welche sich gewöhnlich zu einem deutlichen Parietalband
aneinanderreihen, das aber kaum jemals ganz zusammenhängt,
sondern wohl immer teils durch Hineingreifen der Rückenfarbe oder
durch von dem Supraciliarstreifen in dasselbe hineinragende helle
Oueräste mehr oder weniger unterbrochen erscheint; doch kann es
auch vorkommen, daß die ganze Parietalbinde nur als dunkler Schat-
ten oder als wenig merkbare Retikulierung auftritt. Die Körper-
seiten sind stets mit gewöhnlich zahlreichen, größeren oder kleineren,
meist queren und häufig netzförmig verbundenen schwarzen Makeln
bedeckt, welche unter dem Supraciliarstreifen am größten sind und
hier mitunter eine mehr oder weniger deutliche temporale Flecken-
binde bilden; unter dieser ıst manchmal ein aber fast immer sehr
undeutlicher und nur in Spuren sichtbarer Subokularstreifen vor-
handen, unter welchem dann an der Bauchgrenze oft noch verein-
zelte schwarze Flecken stehen. Eigentliche Axillarocellen von
gewöhnlicher Bildung sind nur selten vorhanden, obwohl deren
manchmal bis fünf hintereinander stehen können; in den meisten
Fällen sind dieselben zu einer großen, unregelmäßigen, nicht selten
bis hinter den Ellbogen reichenden blauen Makel verflossen, welche
ab und zu durch schwarze Flecken oder ebensolches Netzwerk unter-
brochen ist. Da zugleich die obersten Ventralen samt den Ober-
. Lacerta. 463
schildchen und häufig auch viele darüberstehende Schuppen die-
selbe Färbung zeigen, so erscheint dann die ganze Körperseite in der
vorderen Rumpfhälfte nicht selten wundervoll blau, welche Farbe
in der Achselgegend am intensivsten ist, nach rückwärts zu aber
allmählich bleicher wird. In der Regel sind diese blauen Makeln
scharf abgesetzt, manchmal gehen sie aber auch allmählich in die
Körperfärbung über; in einem Falle habe ich auch einen lebhaft
blauen, von der Ohröffnung bis auf die Submaxillaren reichenden
Flecken beobachtet. Der Pileus ist olivenbraun, stets dunkler als der
Rücken, manchmal mit wenig ausgesprochenen schwärzlichen Punk-
ten. Die Beine sind von Körperfarbe oder bräunlich, bald einfarbig,
bald an den Schenkeln und Schienen mit mehr oder weniger hervor-
tretenden hell bräunlich gelben, grünlichen oder bläulichen Tupfen.
Der Schwanz ist in der Regel bräunlich oder olivengrau, gewöhnlich
einfarbig, seltener am Anfang mit durch Fortsetzung der Rumpf-
makeln gebildeten schwarzen Fleckenstreifen. Die Unterscite ist
einfarbig weißgelb, am Kopf und auf den Rumpfseiten häufig bläu-
lich, wird jedoch zur Brunstzeit mehr oder weniger lebhaft orange-,
ziegel-, ja”selbst mennigrot.
Die Weibchen zeichnen sich vor den Männchen dadurch aus,
daß sie eine sehr auffallende, abwechselnd helle und dunkle Längs-
streifung zeigen. Abgesehen davon, daß die Supraciliar- und Sub-
okularstreifen fast immer sehr scharf und hell sind und schon hie-
durch die meistens sehr dunkel nußbraune Grundfarbe in ausge-
sprochene Längszonen geteilt wird, ist gewöhnlich auch ein dunkles,
in der Regel zusammenhängendes und sehr scharfes Occipitalband
vorhanden, während zugleich die ebenfalls kontinuierlichen und sehr
scharfen Parietalbinden häufig eine tief schwarze Färbung annehmen,
so daß dann der ganze Rumpf von sechs lichten und’ 5—7 dunklen
Längsstreifen durchzogen wird, von denen die zwei dorsalen gewöhn-
- lich nußbraun, die supraciliaren und subokularen aber hellgrünlich,
gelblich oder selbst weißlich und nur in der hinteren Körperhälfte
manchmal weniger scharf sind, anderseits aber auch wieder mehr
oder weniger weit auf die Schwanzwurzel fortsetzen können; von
den dunklen Binden ist die unter dem Subokularstreifen hinlaufende
viel lichter, oft auch nur angedeutet. Zwei übereinanderstehende
blaue Axillarflecken sind auch in diesem Geschlechte häufig vor-
handen. Der Pileus, der Schwanz und’ die Beine sind wie bei dem
Männchen gefärbt, die äußersten Ventralen meist blaßblau, die
übrige Unterseite in der Regel perlgrau.
Nach Werner sollen diese Eidechsen in prachtvoll grünem
Goldschimmer erglänzen; ich selbst habe diese Erscheinung niemals
beobachtet und dürfte sich dieselbe jedenfalls nur im Freileben ent-
wickeln, bei gefangenen Tieren aber schon während der Versendungs-
reise verschwinden und dann vielleicht bloß in sehr großen und
äußerst günstig eingerichteten Terrarien wieder hervortreten; an
meinen Pfleglingen habe ich nur manchmal am Bauche und an den
untersten Rumpfseiten einen ziemlich ausgesprochenen Metallglanz
bemerkt, der aber von einem goldgrünen Schiller weit entfernt war.
Junge habe ich niemals zu Gesicht bekommen, doch dürften
464 Lacertidae.
dieselben in Färbung und Zeichnung wahrscheinlich den Weibchen
ähnlich sehen.
Ausgewachsene Tiere messen gewöhnlich 20—25 cm, können
aber ausnahmsweise selbst 28 cm erreichen.
Lacerta peloponnesiaca ist unstreitig eine der schönsten, aber
auch eine der scheuesten und schnellsten europäischen Eidechsen
und zeichnen sich besonders die Männchen durch eine ganz unge-
wöhnliche Lebhaftigkeit und Behendigkeit aus. In weiten Sprüngen
oder in rasendem Laufe huschen die flinken Tiere über die gewaltigen
Felsblöcke hin und stehen, falls sie sich in Meeresnähe aufhalten,
nicht an, sich selbst sofort ins Wasser zu flüchten und unter in dem-
selben liegende Steine oder in Seetang zu verkriechen. In vertikaler
Richtung scheint sie nicht hoch hinaufzugehen und hält sich in
bergigen Gegenden ähnlich wie unsere muralis mit Vorliebe in der
Nähe bewohnter und kultivierter Örtlichkeiten auf.
Die Art ward bisher nur in Griechenland gefunden, scheint aber
auch hier auf Morea beschränkt zu sein; außerdem kommt sie noch
auf Kreta vor.
17. Lacerta Lilfordi: Caput altum, rostro breviter acuminato, disco
palpebrali granulis supraciliarıbus plus minusve explicatis.
Nares scuto rostrali valde approximatae vel adjacentes. Post-
nasale unicum, supralabralia anteriora quatuor. Tempora
granoso-scutellata, disco masseterico plerumgque distincto. Sgua-
mae notaei minimae, rotundato-granosae, laeves aut vix carinatae,
swpracaudales apice truncalae. Collare integrum. — Long.
I4—20 cm.
Typus: Supra fusca, interdum passim obscure bunctata, striolis
seriatis supraciliarıbus ac subocularibus pallescentibus. Infra
rubra aut subcoerulea, parce obscure punctata.
Lacerta muralis’ subsp.-balearıca Bedre. Memsalauyar
europ. du L£z. d. mur. Bull. soc. zool. France IV, pag. 221, tab. IX, fig. 3
(1879).
var. a) Supra fusco-olivacea, fasciis dorsalibus saepe interruptis ob-
scurioribus maculisgque lateralibus viridiflavis in feminis seriatis.
Cauda viridis. Subtus albo-grisescens. — Long. I4—I6 cm
(Colon.)
Lacerta muralis Braun Lac. Lilf. u. mural. Arb. zool. zootom.
Inst. Würzb. IV, pag. 31, tab. I, fig. 6 (1877). — Lacerta muralis
var. bal. subvar. b Bedrg. I. c. pag. 29, separ. (1880).
var. b) Supra griseo-olivacea, fasciis macularibus transversis nigro-
fuseis (&) aut viridibus (Q); subtus albo-grisea. — Long. 14
—I6 cm (Mahon).
Tareleritiar mruma ls Braun le. pag.26, tab. His. 718 table
(1877). — Lacerta muralis var. balearica subvar. a Bedrg.
l. c. pag. 28 (1880).
var. c) Supra fusco-ferruginea, aeneo-micans, lineis dorsalibus obscure
limbatıs striisgue swpraciliaribus viridiflavis; subtus cuprea. —
Long. 14—ı6 cm (Rey).
Lacerta. ; 465
Lacerta muralis Braun |. c. pag. 34, tab. I, fig. 4, 5 (1877). —
Lacerta muralis var. balearica subvar. c. Bedrg. 1. c. pag. 29
(1880).
var. d) Supra nigro-fusca, lateribus dense albo-punctatis; subtus
albo-fuscescens. — Long. 14—I6 cm (Mahon).
var. e) Supra fusca aut viridiolivacea, dorso lineis macularibus
nigricantibus tribus, strüs swpracılhiaribus, in Q etiam subo-
cularibus lucidioribus atro-limbatıs. Fascia temporali brunnea,
aut concolor (Q) aut albido-guttata. Subtus rubescens. — Long.
14—ıI6 cm (Mahon, Pityus.)
var. f) Supra flavo-virdis, fasciis macularıbus atrıs per longitu-
dinem decurrentibus. Subtus flava aut rubra. — Long. 16—I8 cm.
Lacerta muralis var. pityusensis DBosca Explor. herpet.
Isla Ibiza, An. soc. Esp. Hist. nat. XII, pag. 246 (1883).
var. g) Supra fuscescens, cauda cum extremo (&) aut toto (Q) dorso
obscure coeruleis, striis viridibus vel fuscis plus minusve con-
spicuis; subtus griseo-fuscescens. — Long. 16—18 cm (Drago-
neras).
Lacerta muralis var. Giglioli Bedrg. Herpetol. Stud. Arch.
f. Naturg. XLIV, pag. 247, tab. XVII, fig. 2 (1879).
var. h) Supra atra, concolor, subtus chalybaea. — Long. 18—2 cm.
Zootoca Lilfordi Günth. An. u. Mag. of nat. hist. ser. 4, vol. XIV,
pag. 158 (1874). — Lacerta Lilfordi Braun |. c. (1877).
Der Körper ist mehr oder weniger plump und gedrungen, meist
ziemlich verrundet oder nur schwach depreß. Der Kopf ist kurz und
hoch, bei manchen Formen namentlich im männlichen Geschlechte
sogar so hoch oder selbst höher als lang, desgleichen auch dessen
Breite von der Höhe oft nur wenig verschieden, am Scheitel flach
oder kaum gewölbt, nach vorne ziemlich rasch und gerade oder in
sehr sanftem Bogen nach abwärts geneigt mit kurz und gerade zu-
gespitzter Schnauze, letztere seitlich senkrecht abfallend, die
Backengegend nur mäßig erweitert. Der Pileus ist höchstens drei-
einhalbmal, der Abstand der ‚Schnauzenspitze vom Halsband nie
mehr als zweimal im Rumpfe enthalten. Der vom Kopfe nicht ab-
gesetzte Hals ist faltig und nicht dünner als jener oder selbst breiter,
die Hinterbeine reichen an den Körper angelegt beim Männchen bis
zum Halsband oder nur wenig darüber, beim Weibchen bis zur Achsel
oder bis-zur Schulter. Der Schwanz ist kurz und dick, erst in der
hinteren Hälfte dünn ausgezogen, seine Länge die des übrigen Kör-
pers selten mehr als eineinhalbmal übertreffend.
Der Pileus ist bei erwachsenen Tieren auffallend rauh und un-
eben, mit furchenartig vertieften Nähten und zahlreichen grubigen
oder nadelstichförmigen Eindrücken versehen.
Das Rostrale ist anderthalb bis zweimal so breit als lang, nach
oben nur mäßig und in sehr stumpfem Winkel übergewölbt. Die
Supranasalen sind gegeneinander bald mehr, bald weniger verengt,
manchmal sogar nur in einem Punkte zusammenstoßend, ihre gemein-
schaftliche Naht jedenfalls höchstens so lang als der übergewölbte
Teil des Rostrale. Das Internasale ist breiter als lang, von im ganzen
Schreiber, Herpetologia europaea. 30
466 Lacertidae.
etwa quer rhombischer Gestalt, nach vorne und rückwärts meist
ziemlich gleichmäßig ausgezogen, mit oft stark abgestutzten Außen-
ecken. Die Präfrontalen sind länger als breit, nach innen bald mehr,
bald weniger stark verengt, mit geraden Seitenrändern. Der Discus
palpebralis ist relativ schmal, sein Vorderschild merklich größer
als das hintere, die ihn nach außen umgebende Körnerreihe bald
vollständig, bald aber auch und mitunter gar sehr unvollständig;
in einem einzigen Falle habe ich sogar das vollständige Fehlen der-
selben konstatiert. Das Frontale ist in der Regel viel breiter als
der Discus, nach vorne nur mäßig bogig erweitert, nicht stark zwischen
die Präfrontalen vorgeschoben, hinten in sehr stumpfem oft kaum
merklichem Winkel ausgezogen, seine Länge sehr selten den Abstand
von der Schnauzenspitze übertreffend. Die Frontoparietalen sind
länger als breit, ihre gemeinsame Naht gewöhnlich etwa so lang wie
ihre größte Breite. Das nach rück-
wärts bald mehr bald weniger ver-
engte Interparietale ist entweder länger
oder auch eben so lang wie das Oc-
cipitale und so breit oder schmäler als
dieses. Die Parietalen sind länger als
breit, nach hinten und außen ver-
rundet, das oberste Postokulare be-
rührend.
Die über der vordersten Supra-
nasalnaht liegenden Nasenlöcher sind
groß, rund, eben knapp vom Rostrale
getrennt oder dieses selbst berührend;
das Postnasale ist höher als lang,
nach oben verengt, meist nur dem
ersten Supralabiale aufliegend, das
Frenale so hoch als lang oder höher,
Fig. 95. ganz oder zum größten Teile dem
Lacerta Lilfordi Günth. zweiten Supralabiale aufgesetzt, das
Frenookulare ziemlich niedrig und
länger als sein Abstand vom Nasenloch, das Präokulare meist ziemlich
kurz mit nur schwach entwickelter Längskante. Von den 5—6
Supraciliaren sind die ersten entschieden länger als hoch. Supra-
labialen sind in der Regel acht vorhanden, das fünfte unter dem
Auge stehend. Die Schläfen sind bald mit ziemlich kleinen und mehr
körnigen, bald wieder mit größeren polygonalen Schuppen oder
Schildern bedeckt, welche gewöhnlich ein an Größe sehr wechselndes
Massetericum einschließen, das Tympanale ist meistens lang und
ziemlich schmal; größere Supratemporalen können mitunter 3—4
vorkommen, weit häufiger fehlen sie jedoch ganz und sind die den
Außenrand der Parietalen begrenzenden Schilder von den anderen
Schläfenschildern nicht wesentlich verschieden. Die Rückenschuppen
sind klein, rundlich körnig und in der Regel vollkommen glatt,
nach den Seiten zu nicht oder kaum merkbar vergrößert, 3—5
Reihen derselben auf ein Ventrale gehend, die der Hinterbeine noch
feiner aber sonst den Rückenschuppen gleich; die oberen Schwanz-
Lacerta. 467
schuppen sind stark median gekielt, hinten vollkommen gerade ab-
gestutzt.
- Die Anzahl der Sublabialen beträgt sechs, seltener sieben, die
Kehlschuppen sind mittelgroß, die Kehlfurche ist bald mehr, bald
weniger ausgesprochen, das aus 9—15 Schuppen bestehende Hals-
band vollkommen ganzrandig. Von den sechs Ventralreihen sind
die mittleren und äußeren gewöhnlich schmäler, die Oberschildchen
klein oder nur mäßig entwickelt. Das Anale ist meistens viel breiter
als lang, von 6—-8 größeren Schildern umgeben, die Schenkel sind
unten mit 3—4 Reihen flacher Schuppen bedeckt und mit je einer
Reihe von 19—23 Poren versehen, die in der Aftergegend nicht um
die halbe Breite des Anale voneinander entfernt sind. Die unteren
Schwanzschuppen sind anfangs vollkommen glatt und gerade ab-
gestutzt, werden aber nach hinten zu allmählich gekielt und winkelig
ausgezogen; die der zwei Mittelreihen sind bis zum vierten oder
fünften Wirtel breiter als lang.
Was die Färbung und Zeichnung betrifft, so ist diese bei den
hierher ‚gehörenden Tieren so verschieden, daß man kaum eines der-
selben als Typus aufstellen kann, ein Umstand, der wohl darin seine
Erklärung findet, daß alle ausschließlich Inselbewohner sind und
infolgedessen auch eine ihren verschiedenen Standorten angepaßte
mitunter sehr mannigfaltige Ausbildung erlangten. Da übrigens
fast alle auf die Gruppe der Balearen beschränkt sind, so will ich
die von Bedriaga als balearica beschriebene Varietät als Typus hin-
stellen, womit natürlich nicht behauptet werden soll, daß ich gerade
diese als Stammform betrachtet wissen möchte.
Bei derselben ist die ganze Oberseite bräunlich mit oft einge-
streuten dunkleren Schuppen und jederseits einem weißlichen supra-
ciliaren und subokularen Fleckenstreifen; mitunter kommt ein
schmales schwärzliches Occipitalband vor und sind auch die hellen
Seitenstreifen ebenso gesäumt. Die Beine und der Oberkopf sind
dunkel-, der Schwanz hellbraun, erstere mit lichteren Tropfenflecken;
Unterkopf und Hals sind weißlich, bläulich oder rötlich, mit grauen
Marmeln, der Bauch sowie die Unterseite der Gliedmaßen bläulich
oder ziegelrot, mit feinen dunklen Punkten oder Streifen, der Schwanz
unten bläulich. — Der Wohnort dieser etwa 14 cm langen Eidechse
sind die Inseln Mallorka und Menorka.
Eine zweite, auf der kleinen, nicht weit von der Nordküste
Menorkas entfernten Isla del Colon (Taubeninsel) lebende Form zeigt
am Rücken ein dunkles, ins Grüne geneigtes Graubraun, das von
zwei bis auf die Schwanzwurzel reichenden dunkelbraunen Flecken-
binden durchzogen wird. An den Körperseiten stehen mehr gelb-
grüne, in der Jugend hellere Ocellen, die in 3—4 ziemlich regelmäßige
Längsreihen geordnet sind; von diesen ist eine hinter und über der
Schulter gelegene größer und schwarz gesäumt und kann als Axillar-
fleck angesehen werden. Die oberste der genannten Ocellenreihen,
welche die Stelle des Supraciliarstreifens einnimmt, ist nach innen
zu von einer schwarzen Wellenlinie begrenzt, die ebenfalls erst an
der Schwanzwurzel endigt. Sehr auffallend ist der lebhaft metall-
grüne Schwanz, der bei Jungen sowie unterseits stets heller ist. Der
30"
468 Lacertidae.
Pileus ist wie der Rücken gefärbt und reichlich schwarz gefleckt,
in der Jugend machen sich besonders zwei Flecken am Oberschenkel
und einer an der Fußwurzel durch ihre viel hellere Farbe bemerkbar.
Unterseits ist der graulichweiße, ins Grüne geneigte Kopf mit dunklen
Ringen versehen, die nur in der Mittellinie fehlen, gegen die Hals-
mitte zu offen, sonst aber geschlossen sind. Der Bauch ist bei Jungen
heller, bei Alten dunkler weißgrau, ins Rötliche ziehend; von den
zwei äußersten Ventralreihen zeigt die oberste häufig abwechselnd
blau und schwarz, die nächst unterste nur schwarzgefleckte Schilder.
Diese in Habitus und Größe von der vorigen nicht abweichende
Eidechse hält sich nach Braun in ziemlicher Menge im Garten
des einzigen auf der genannten Insel befindlichen Hauses auf, wo-
selbst sie sich gerne auf Mauern und umgestürzten Opuntiastämmen |
sonnt. Sie ist äußerst scheu und flüchtig und ist außerhalb des
erwähnten Gartens nur schwer zu erbeuten, da sie bei Annäherung
des Menschen sofort in dem die ganze Insel bedeckenden dichten
Gebüsche verschwindet. Mitunter stößt man auch auf sehr dunkle
Stücke, die wohl die Behauptung veranlaßten, daß auf Colon auch
schwarze Lacerten vorkämen.
Bei der auf Menorka selbst lebenden Varietät ist die beim Männ-
chen schmutzig grüne, beim Weibchen meist dunklere oder mehr
ins Gelbe geneigte Oberseite von zackigen Querbinden durchzogen,
welche bei jenem schwärzlich, bei diesem aber grünlich und mit
Braun untermischt sind und fast kreisrunde, untereinander nicht
selten verfließende Makeln der Grundfarbe einschließen. Während
diese Zeichnung bei ersteren über den ganzen Körper bis zu den
Ventralen hin ein ganz unregelmäßiges Maschenwerk bildet, sind
diese ocellenartigen hellen Flecken bei letzteren sowie auch in der
Jugend an den Rumpfseiten in deutliche Längsreihen gestellt. Nach
rückwärts zu nimmt übrigens die Zeichnung in beiden Geschlechtern
an Schärfe ab, da die dunklen Binden gegen den Schwanz zu all-
mählich heller werden und sich hierdurch vom Grundtone nicht
mehr so stark abheben; der letztere Fall kommt ausnahmsweise
auch bezüglich des ganzen Körpers, aber wie es scheint, nur bei
jüngeren Tieren vor. Ein blauer oder grüner Axillarfleck, der durch
eine vor ihm stehende große schwarze Makel noch besser hervor-
tritt, ist in beiden Geschlechtern und allen Altersstufen vorhanden,
beim Männchen allerdings in bedeutenderer Größe als beim Weıb-
chen. Der oben braune, schwarz gefleckte Kopf geht nach den
Seiten zu ins Grüne über, die Beine sind mit dunkel umgrenzten,
gelbgrünen Tupfen versehen, die bei Jungen und Weibchen heller
sind und daher auch deutlicher hervortreten als bei den Männchen,
bei denen sie oft kaum zu bemerken sind; von diesen Flecken hebt
sich bei Weibchen und Jungen einer am Schenkel, bei letzteren
überdies noch je einer am Fußgelenk und am Ellbogen durch größere
Helligkeit besonders gut ab. Der oberseits graubraune Schwanz
ist ab und zu mit dunklen Zackenflecken besetzt. Bei Jungen ist
die Zeichnung lebhafter und schärfer als bei erwachsenen Tieren,
von denen sie im allgemeinen kaum verschieden sind. Die ganze
Unterseite ist weißgrau, mattglänzend, die obersten Ventralen ab
Lacerta. 469
und zu blau. In Größe und Habitus stimmt diese Eidechse mit den
vorangegangenen überein.
Diese Form ist vorzugsweise an steilen Gehängen auf der Süd-
seite des Hafens von Mahon zu Hause, woselbst sie auf Felsen und
Mauern, aber wie es scheint, nicht gerade häufig anzutreffen ist.
Obwohl sie nicht selten auch an Straßenrändern und.mitunter selbst
in unmittelbarster Nähe menschlicher Wohnungen lebt, so ist sie
trotzdem doch ungemein scheu und flüchtig und nicht so leicht zu
fangen.
Die auf der im Hafen von Mahon liegenden kleinen Isla del Rey
vorkommende Rasse ist oben zur Brunstzeit grün, sonst aber mehr
oder weniger rotbraun, an den Seiten heller und besitzt namentlich
am Rücken einen sehr ausgesprochenen, bronceartigen Metallglanz.
Zu beiden Seiten der Wirbelsäule zieht sich ein schmales, dunkel-
braunes oder fast schwarzes Wellenband hin, das manchmal auch
in bald größere bald kleinere Längsmakeln aufgelöst erscheint, ja
ausnahmsweise selbst nur durch vereinzelt schwarze Punkte ange-
deutet sein kann; nach außen ist diese Binde nicht selten von einem
hellen, gewöhnlich gelblichen oder grünlichen Saume begrenzt. Ein
ebenso gefärbter Supraciliarstreifen ist vorne in der Regel zusammen-
hängend, nach rückwärts dagegen meistens in hintereinanderstehende
Flecken aufgelöst und nach innen zu von schwarzen Makeln begrenzt,
die mitunter ebenfalls zu einem kontinuierlichen Längsbande ver-
schmelzen. Die untere Rumpfpartie ist mit runden, gelben Flecken
besetzt, die auch auf die Gliedmaßen übergehen. Ein eigentlicher
Axillarfleck ist nicht vorhanden, doch ist derselbe in einigen Fällen
durch eine größere, unregelmäßige schwarze Makel ersetzt, an welche
sich ein kleiner gelber Fleck anlehnt. Der in der Jugend hellere,
meist dunkel olivengrüne oder braune Pileus ist schwarz gefleckt,
der anfangs braune Schwanz wird im weiteren Verlaufe blaugrün
gefärbt, mitunter zeigen sich auf demselben auch die schwarzen
Rückenflecken, jedoch nie über dessen Mitte hinaus, fortgesetzt.
Die Unterseite ist kupferrot, der Hals mit dunklen Linien und Ringen
gezeichnet, die obersten Ventralen sind hellblau gefleckt. Der unten
an der Wurzel ebenfalls kupferrote Schwanz wird weiterhin blau-
grün und endlich an der Spitze grau. In manchen Fällen besitzen
die Ventralen einen größeren, meist nach vorne gerückten schwarzen
Flecken.
Diese Varietät ist vorzugsweise eine Bewohnerin der kahlen
Seeküste; sie ist ebenfalls sehr scheu und bleibt in der Gefangen-
schaft ziemlich lange wild und bissig.
Eine andere, ebenfalls aus der Gegend von Mahon erhaltene Form
erinnert in Habitus und Färbung sehr an die als var. Cazzae beschrie-
bene Rasse der serpa. Sie ist auf der ganzen Oberseite tief dunkel-
braun mit nur schwach hervortretenden kleinen, grünlich weißen
Tropfenflecken an den Seiten, die an der Rückengrenze eine nur
wenig abgehobene Supraciliarlinie bilden, welche aber auch schon
in der zweiten Rumpfhälfte oft nicht mehr sichtbar ist. Axillar-
makel ist keine vorhanden, die Unterseite ist licht schokoladefarben,
die äußersten Ventralen oben ab und zu lasurblau. Die Schläfen sınd
470 Lacertidae.
mit zahlreichen feinen Körnerschuppen bedeckt, der Außenrand
des Parietale von 8&—ıo, nach hinten kleineren Schildchen gesäumt.
Eine weitere, mir von ebendaher zugekommene Varietät ist
am Rücken und Schwanz sowie auf der Oberseite der Beine schmutzig
olivenfarben, der mitunter schwarzgefleckte Pileus braun, die Glied-
maßen mit hellen Tupfen besetzt. Über die Rückenmitte zieht eine
schmale, mehr oder weniger unterbrochene schwarze Occipitalbinde
und beiderseits derselben ein noch schmälerer aber lichterer und daher
viel undeutlicherer Dorsalstreifen hin. Eine kontinuierliche helle,
beiderseits schwarz gesäumte Supraciliarlinie und unter ihr eine
ebenso scharfe braune Temporalbinde sind an den Körperseiten zu
bemerken. Die letztgenannte Binde ist nach unten wieder von.
einem kontinuierlichen, an Breite den supraciliaren fast übertreffen-
den subokularen Streifen begrenzt, welcher namentlich nach oben
zu durch schwarze Flecken gesäumt wird. Die unterste Rumpfzone
ist hell bräunlich mit verwaschenen dunkleren Makeln; der Axillar-
fleck fehlt. Die Unterseite ist gelblich ziegelrot, an der Schnauzen-
spitze bläulich. Die Schläfen sind mit größeren mehr schilderartigen
Schuppen bedeckt, die Parietalen von 3—4 längeren Supratempo-
ralen gesäumt.
Eine sehr hübsche, vonBosca als var. pityusensts beschriebene
Form kommt auf der zu den Pityusen gehörenden Insel Ivizza, sowie
auf einigen in deren Nähe liegenden kleineren Eilanden vor. Dieselbe
zeigt auf der ganzen Oberseite ein beim Männchen dunkleres, beim
Weibchen helleres, lebhaftes Grün, das meist reichlich mit Gelb
untermischt ist und nur ausnahmsweise mehr ins Bräunliche übergeht.
Der Rumpf wird von 3—5 scharf gesonderten Längsreihen schwarzer
Flecken durchzogen, die aber nur selten zu mehr oder weniger zu-
sammenhängenden Streifen verfließen, sondern fast immer aus einer
Anzahl hintereinanderliegender arabeskenartiger Makeln bestehen
und in Punkte aufgelöst bis etwa zur Schwanzmitte verfolgt werden
können. Diese Flecken stehen gewöhnlich am dichtesten im Occipital-
bande, während sie nach den Seiten zu an Dichte abnehmen und an der
Bauchgrenze in der Regel nur mehr als ziemlich lose hintereinander
stehende Schnörkel auftreten. Die von den schwarzen Zeichnungen
freien Partien der Grundfarbe heben sich als helle Occipital-Parietal-
und Subokularbinden meistens sehr gut und scharf ab, und sind nur
selten hie und da mit eingestreuten einzelnen schwarzen Punkten
versehen; mitunter finden sich noch an den Körperseiten gelbe,
rostrote oder orangefarbige Flecke vor. Der Kopf und die Beine
sind mit zahlreichen, meist ziemlich großen schwarzen Makeln und
Schnörkeln besetzt, der Schwanz wird gegen das Ende zu bräunlich.
Die Schilder des Oberkiefers haben orangerote Ränder und Punkte,
manchmal auch blaue Flecken. Die Unterseite ist weißgelb, rosa,
orangefarben oder selbst ziegelrot, bei Weibchen manchmal auch
blaugrün, die obersten Ventralen sind bläulich, gelblich oder bräun-
lich, die Submaxillaren in der Regel hinten und vorne blau gerandet,
die Kehle ist öfters dunkel gefleckt und punktiert, beim Männchen
häufig mosaikartig mit weißlichen, grauen, braunen und roten Schup-
pen besetzt.
Lacerta. N 471
Diese Form, welche sich von den balearischen Eidechsen durch
ihren auffallend plumpen und kräftigen Körperbau unterscheidet,
erreicht auch eine bedeutendere Größe als diese, indem ihre Gesamt-
länge nicht selten bis über 18 cm hinausgeht.
Bei der unter dem Namen var. Giglioli Bedrg. bekannten Rasse
sind die beiden Geschlechter in Färbung und Zeichnung sehr verschie-
den. Das minder lebhaft kolorierte Männchen ist oben hell nuß-
braun, gegen die Schwanzwurzel zu aber tief dunkelblau, mit vier
manchmal allerdings nur angedeuteten parallelen Längsstreifen
über den Rücken. In ihrer höchsten Ausbildung jedoch (höchstwahr-
scheinlich zur Brunstzeit) werden diese Streifen, obwohl am Halse
noch kaum von der Grundfarbe zu unterscheiden, nach hinten zu
immer deutlicher und nehmen allmählich zuerst eine blaugrüne,
dann aber eine dunkler blaue Farbe an, mit welcher sie endlich in
der ebenso gefärbten hintersten Rumpfpartie verschwinden. Die
Körperseiten eind entweder wie die Beine einfarbig oder mit gelb-
grünen Augenflecken besetzt, der oben schön blaue Schwanz seitlich
mit abwechselnd metallisch grünen und braunen Schuppen versehen.
Der Pileus ist braun mit dunkleren Flecken, die Unterseite grauröt-
lich, die äußersten und die Oberhälfte der daranstoßenden Ventralen
dunkelblau, die übrigen bald mehr oder weniger deutlich fein dunkel-
blau gestreift. Das Halsband und die Unterseite der Beine zeigen
einige blaue Schuppen, das Anale einen lilafarbigen Fleck, der Schwanz
ist unten abwechselnd rotbraun und grün beschuppt.
Das Weibchen ist am Rücken dunkelblau oder bläulichgrün,
im ersteren Falle dagegen nur mit vier aus kleinen braunen Flecken
gebildeten Längsstreifen versehen; die hell nußbraunen Körperseiten
sind mit blaugrünen, dunkel umrandeten Ocellen in 3—5 Längs-
reihen besetzt; ähnliche Tropfenflecke sind auch auf der Oberseite
der Beine vorhanden. Der ebenfalls hell nußbraune Pileus ist dunkel
gefleckt, die Schnauze mit blaugrünen Makeln besetzt, die Schläfen-
gegend grün, blau, braun und schwarz gescheckt, der Schwanz zum
Teil blau, zum Teil blaugrün gefärbt. Die orangefarbige Kehle ist blau-
grün gesprenkelt, der Bauch ziegelrot, stellenweise mit graulichem
Anflug, die äußersten Ventralen sind blau, die daranstoßenden ebenso
gefleckt, das mittlere Paar ist fein gestreift, der etwas ins Metallgrüne
geneigte Schwanz unten sehr hell schokoladefarben, häufig rötlich
überhaucht.
Die Jungen sind den Alten ähnlich, nur daß bei ihnen der
Schwanz stets metallisch grün und die Unterseite weniger lebhaft
gefärbt ist.
Diese schöne Eidechse ist bisher nur von der an der Westküste
Mallorkas gelegenen Insel Dragoneras bekannt, sie ist im Vergleiche
zu ihren Verwandten ziemlich schlank und gestreckt, und erreicht
ebenfalls bis 18 cm Gesamtlänge.
Als letzte der hierher gehörigen Formen führen wir die Lacerta
Lilfordi Günth. im engeren Sinne an; es ist dies eine mittelgroße,
im ausgewachsenen Zustande tief einfarbig schwarze Eidechse,
welche von anderen melanotischen Verwandten leicht durch ihre
feine Beschuppung unterschieden werden kann.
472 Lacertidae.
Ganz junge Tiere sind auf der Oberseite braun, welche Farbe
sich jedoch nach hinten zu immer mehr, ja allmählich bis zu schwarz
verdunkelt; der Rücken wird von zwei ebenfalls dunkelbraunen oder
fast schwarzen Dorsal- und Supraciliarstreifen durchzogen, welche
aber mitunter auch unterbrochen oder selbst bloß angedeutet sein
können. Die zwischen denselben befindliche Parietalbinde ist manch-
mal auch dunkelgrün gefärbt, die etwas dunkleren Rumpfseiten
sind mit zahlreichen blauen Ocellen besetzt, die aber in der Schulter-
gegend niemals einen größeren ausgesprochenen Axillarfleck bilden.
Die Beine sind häufig heller geaugt, der Schwanz dunkelgrün ge-
färbt. Die dunkelblaue Kehle zeigt braune Ringe und Striche, die
an den Seiten schwarz und blau geflecktenVentralen sind in der Bauch-
mitte grünlich oder gelbgrün gesprenkelt, der Schwanz unten hell-
blau und wie der Bauch gesprenkelt, nach hinten ins rötliche ziehend.
Mit zunehmendem Wachstum bekommt dann der Pileus meist
hellere oder dunklere Flecken, die Schläfengegend wird schwärzlich
und das bisher auf den hinteren Körperteil beschränkte Schwarz
breitet sich allmählich weiter nach vorne und seitwärts aus, hiedurch
sowohl die Dorsal- und Supraciliarstreifen als auch die blauen Ocellen
an den Rumpfseiten bis auf die 2—3 untersten nach und nach zum
Verschwinden bringend. Zugleich werden auch die Gliedmaßen
dunkler, die hellen Tupfen derselben erlöschen, der Schwanz wird
schwarz und gegen das Ende zu dunkelblau. Ebenso werden auch die
braunen Zeichnungen des Halses allmählich schwarz, während sich
die grünliche Farbe der Ventralen bis auf die Mittelreihen in blau
umsetzt. Nach und nach wird endlich die ganze Oberseite immer
tiefer schwarz, die seitlichen Augenflecken fast bis zur Unkenntlich-
keit verdunkelt, und die Unterseite nımmt schließlich eine schön
saphirblaue Färbung an, wobei nur der Unterkopf etwas heller
bleibt.
Die Größe des erwachsenen Tieres wechselt von I7—IQ cm;
sehr große Stücke sind von mittleren durch viel plumperen und kräf-
tigeren Körperbau verschieden. Der Discus palpebralis ist beim Männ-
chen etwas winkelig erhoben, beim Weibchen einfach gewölbt; die
Rückenschuppen, deren 4—5 auf ein Ventrale gehen, sind rundlich
körnig und glatt.
Diese Eidechse kommt auf der im Südosten von Mallorka liegenden
Isla del Ayre, sowie auf den kleinen Inseln La Moltona, La Guardia
und Frares vor; nach Boscä sollen auch auf dem südlich von
Mallorka befindlichen Cabrera und den in dessen Nähe gelegenen
kleineren Eilanden schwarze Lacerten leben, die wohl zu derselben
Form gehören dürften.
Die nur den zweiunddreißigsten Teil einer Quadratmeile Flächen-
inhalt besitzende Insel Del Ayre, von welcher die zuletzt geschilderte
Eidechse bisher ausschließlich zu uns gekommen ist, hebt sich nach
Braun, dem wir auch die Kenntnis der Lebensweise des Tieres
verdanken, nur wenig über den Meeresspiegel empor und ist wegen
ihrer fast durchweg steil abfallenden Ufer bloß an einer einzigen Stelle
zugänglich. Sie wird von dem nordöstlich gelegenen Menorka durch
einen 3—4 Zehntel Meilen breiten tiefen Meeresarm getrennt und ist
Lacerta. i 473
von letzterer aus mit einem Boote in beiläufig dreistündiger Seefahrt
zu erreichen; ihre einzigen Bewohner waren zurzeit des Besuches
durch den genannten Forscher der Leuchtturmwächter und zwei
Männer, die sich behufs Gewinnung von Seesalz daselbst angesiedelt
hatten. Das Material der Insel besteht aus einem harten, weißgelb
oder gelben Kalkstein, dessen Farbe an der kahlen, namentlich an
der von der Brandung getroffenen Küste mehr oder weniger dunkel-
grau wird; sie ist nur spärlich mit distelartigen Pflanzen bedeckt,
die übrigens im Sommer vollständig vertrocknen; nur in der Nähe
der genannten Ansiedlungen ist, wohl dank der Pflege ihrer Bewohner,
ein grünender Pflanzenwuchs vorhanden. Die meisten der in Rede
stehenden Lacerten finden sich nun neben der Hütte der oberwähnten
Salzgewinner, was wohl darin seine Begründung findet, daß der um
dieselbe vorkommende frische Pflanzenwuchs den Tieren immerhin
noch annehmbare Verstecke bietet, dann aber auch daran gelegen
sein mag, daß die Tierchen von den Bewohnern der Salzhütte während
ihrer Mahlzeiten regelmäßig durch zugeworfene Stücke von Me-
lonen, Feigen und anderer saftiger Südfrüchte gefüttert werden.
Diese süßen Bissen werden nicht nur begierig aufgenommen und ge-
fressen, sondern dürften auch den Eidechsen das auf der ganz wasser-
armen Insel durchaus nicht zu befriedigende Bedürfnis nach Feuchtig-
keit stillen; da ferner in den heißen Monaten das Insektenleben auf
Ayre nahezu ganz erstorben ist, so sind durch diese Art der Fütterung
die daselbst lebenden Eidechsen der Notwendigkeit enthoben, diese
Jahreszeit, wie es unter derlei Verhältnissen wohl anderweitig vor-
kommt, in einer Art Sommerschlaf zu verbringen.
Es ist daher nach dem Gesagten nicht zu verwundern, daß die
fraglichen Tiere auf der genannten Insel durchaus nicht menschenscheu
sind und auch in der Gefangenschaft mit süßen, saftigen Früchten
ernährt werden könnnen; übrigens sind sie auch leicht an Mehlwürmer
zu gewöhnen. Daß dieselben viel Wärme und Sonne benötigen,
braucht bei aus so südlichen Gegenden stammenden Geschöpfen
wohl nicht besonders erwähnt zu werden, obwohl sie auch gegen ziem-
lich niedrige Temperaturen nicht sehr empfindlich sind.
18. Lacerta agilis: Caput crassum et altum, disco palpebrali granulis
supraciliaribus destituto. Nares scutum rostrale haud adtingentes.
Postnasalia duo, supralabialia anteriora quatuor. Tempora
scutellata, disco masseterico nullo, supratemporalibus duobus
aut tribus. Squamae dorsales oblongae, carinatae, supracaudales
postice angulosae. Sulcus gularıs obsoletus. Collare dentatum,
cauda corpore sesquilongior. — Long. 15—27 cm.
Lacerta agilis Linne Syst. nat. pag. 203, 15. part. (1758).
Typus: Postnasale superius partim inferiori, partim frenali super-
positum. Squamae dorsales mediae carinatae a lateralibus
multo majoribus et laevibus valde distinctae. — Long. 15—20 cm.
Lacerta coerulescens Laur. Synops. reptil. pag. 62, 109, tab.
I, fig..3 (1768). — Lacerta pardus Razoum. Hist. nat. Jorat I,
pag. 107, tab. IV, fig. 4 (1789). — Lacerta agilis Wolf in Sturms
474 Lacertidae.
Deutschl. Fauna III, Heft 2, c. fig. (1799), — Lacerta anguifor-
mis Shep. Descript. Brit. Liz. Trans. Linn. soc. VII, pag. 51 (1804). —
Lacerta sepium Griff. Anim. kingd. Cuv. IX, pag. 116 (1331). —
Lacerta stirpium Bonap. Amph. europ. Mem. acad. sc. Tor. ser. 2,
II, pag. 33, 23 (1839), — Lacerta dilepis Lichtenst. Nomencl.
reptil. et amphib. mus. zool. berol. pag. 14 (1856).
mas. Zona dorsalis media fusca pallide limbata maculis biseriatıs
nigrescentibus lineolis albidis saepe juxtapositis,; laterıbus fusces-
centibus aut viridibus nigro variegatis aut ocellatis. Subtus viridı-
vel chalybaeo-albida, nigro-punctata.
Lacerta stirpium PDaud. Hist. nat. gener. d. rept. III, pag. 155,
tab. XXXV, fig. 2 (1803).
fem. Supra fuscescens, dorso maculis biseriatis magnis nıgrescentibus
passim albo-limbatis,; lateribus concoloribus maculıs atrıs albo-
ocellatis per series tres dispositis. Subtus albida aut flavescens,
immaculata.
Lacerta arenmicola Daud. ]l. c. pag. 250, tab. XxXUViHpeiegz
(1803).
pull. Supra griseo-fuscescens, maculis nigris albo-ocellatis irregularıter
seriatis; subtus albida, concolor.
Seps argus Laur. Synops. reptil. pag. 61, tab. I, fig. 5 (1768). — La-
Brest A anıımermst ade cEparer/e (Sog):
jun. Ut supra, sed dorso lateribusque obscurioribus maculis passim
confluentibus.
subvar. a) Ut typus, sed maculis atris in medio albo-punctatıs.
Lacerta agilis var. d Schreib. Herpet. eur. I, pag. 434 (1875).
subvar. b) Ut typus, sed maculis atris maxime dorsalibus in medio
albo-striolatıs.
Latertaragılis var. e "Schreib, 1."c.pag. 43418751.
subvar. c) Supra cinerea aut fuscescens, maculis atris albo-ocellatis
per series quinque ordinatıs. I
Lacerta agilis var. annulata Wern. Reptil. u. Amphib. Österr.
Ung. pag. 30 (1897).
subvar. d) Supra fuscescens aut virens, maculis dorsalibus ın fasciam
continuam pallide limbatam unitis; maculis lateralibus saepius
obsoletis.
Lacerta agilis var. g Schreib. 1. c. pag. 435 (1875). — Lacerta
agilis var. dorsalis Wern. l. c. pag. 30 (1897).
subvar. e) Supra fuscescens, maculıs dorsalibus ın fascias duas atras,
taenia occipitali divisis, confluentibus.
Lacerta agilis var: h Schreib. 1. c. pag. 435 (1875). — Lacerta
agilis var. spinalis Wern.].c. pag. 30 (1897).
subvar. f) Ut supra, sed dorso fasciis pallescentibus tribus.
Lacerta agilis var. albolineata Dürigen Deutschl. Amphib.
u. Reptil. pag. 153, 2 (1897).
subvar. g) Dorso ferrugineo, immaculato, laterıbus fuscescentibus aut
virıdibus maculis plerumque parum conspienns.
Seps ruber Laur. |. cc. pag. 62, 108, tab. 3, fig. 3 (1768). — Seps
stellatus Schrank Fauna boica I, pag. 286, 266 (1798). — Lacerta
Lacerta. i 475
agilis var. erythronotus Fitzing. Classificat. d. Reptil. pag. 51,
ı2 (1826). — Lacerta stellata Glücksel. Synops. reptil. et amphib.
Bohem. pag. ı2 (1832). — Lacerta sericea Glücksel. Böhm. Rept.
u. Amph. in Lotos pag. ıı3 (1851).
subvar. h) Supra viridis, punctis albis nigrisque praecipue ad latera
variegata.
Lacerta viridis ß Linne Fauna Suec. (1746). — Lacerta viri-
dis Latr. Hist. nat. Salam. France pag. XV, var. c, e (1800).
subvar. i) Dorso in medio aterrimo albo-limbato, lateribus nigrican-
tibus albo-variegatis, abdomen versus obscure viridibus. Subtus
dilute albida.
Lacerta agilis var. k Schreib. 1. c. pag. 435 (1875). — Lacerta
agilis var. melanota Dürig. l. c. pag. 153 (1897).
subvar. k) Supra maculis atris plerumgque confluentibus plus minusve
nigrescens.
Lacerta agilis var. nigricans Dürig. l. c. pag. 153, 3 (1897).
subvar. I) Supra obscure fusca, lineis supraciliaribus pallidiorıbus,
maculis omnino obsoletis.
Lacerta agilis var. immaculata Dürig.l.c. pag. 153, ı (1897).
subvar. m) Supra griseo-fuscescens concolor, maculis striisgue omnino
nullis.
Lacerta agilis var. m Schreib, 1. c. pag. 435 (1875).
var. A) Postnasale superius inferiori tantum superpositum. Squamae
dorsales mediae ad latera versus sensim dilatatae et laevigatae. —
Long. 18—26 cm.
Lacerta agilis Lichtenst. in Eversm. Reise v. Orenb. nach Buch.
pag. 140 (1823). — Lacerta europaea Pall. Zoogr. rosso-asiat.
III, pag. 29. 3ı (1831). — Nucras exigua Gray Catal. Liz. Brit. Mus.
pag. 34 (1845).
subvar. a) Supra obscure fusca, nigro-maculata, dorso striüs palles-
centibus tribus. :
Lacerta chersonensis Andrz. Nouv. Mem. Soc. nat. Mosc. III,
pag. 319 (1832). — Lacerta agilis var. orientalis Kessl,
Tr. St. Petersb. Nat. soc. VIII, pag. 151 (1878). — Lacerta agilis
var. chersonensis Bedrg. Beitr. z. Kenntn. d. Lacert. Fam. Abhandl.
d. Senckenb. naturf. Ges. XIV, pag. 146 (1886).
subvar. b) Supra fuscescens, taenia occipitali obscure fusca albido-
limbata.
subvar. c) Uta), sed lineis pallidioribus plus minusque obsoletis.
subvar. d) Supra fusco-olivacea, strüis lucidioribus in maculas plerum-
que solutis.
subvar. e) Supra viridis, maculis dorsalibus nigris fasciisque luci-
dioribus saepe minus conspieuis.
Lacerta viridis Rathke Beitr. z. Fauna d. Krim. Mem. pres. &
l’Acad. imp. de St. Petersb. p. div. sav. III, pag. 299 (1837), — Lacerta
exigua var. colchica Eichw. Fauna casp. caucas. Nouv. M&m. de
la soc. imp. d. natur. de Moscou. VII, pag. 83 (1842. — Lacerta agilis
var. doniensis Bedrg.l. c. pag. 135 (1886). — ?Lacerta para-
doxa Bedreg. l. c. pag. 154 (1886).
476 Lacertidae.
subvar. f) Supra fuscescens, dorso maculis parvis rotundatıs passim
transverse confluentibus striolisgue albis divisıs aut limbatıs,
lateribus ocellis crebris parvis, supremis seriatis.
subvar. g) Supra fuscescens, maculis obscuris striisque lucidiorıbus
omnino nullis; dorso in medio lateribusgue paulo obscurioribus.
juv. Supra .fusca, taenia dorsali multo obscuriore plerumque albo
limbata, lateribus maculis nigris albo-ocellatis per series 2—3
dispositis.
Lacerta exigua Eichw. Zool. spec. Rossii u. Polon. III, pag. 188, 3
(1831). — Lacerta sylvicola Eversm. Lac. imp. Rossii, Nouv.
mem. soc. imp. natur. Mosc. III, pag. 344, 31, tab. XXXI, fig. ı (1834). —
Lacerta viridis var. q Schreib. l. c. pag. 442 (1875).
var. B) Postnasale superius cum frenali in scutum unicum connexum
(Bosnia).
Der Körper ist in der Jugend schlank, im Alter jedoch ziemlich
kräftig und gedrungen, der Kopf hoch, in der Wangengegend schwach
backenartig aufgetrieben, von den Augen nach vorne ziemlich rasch
in die kurze, stumpf abgestutzte Schnauze verengt. Er ıst oben am
Scheitel mehr oder weniger abgeplattet, gegen die Spitze zu in sehr
sanftem Bogen abfallend, mit längs der Supralabialnähte schwach ver-
tiefter Zügelgegend und gut ausgesprochener Schnauzenkante. Der
Hals ist kaum schmäler als der Kopf, der Rumpf hoch, am Rücken
verflacht. Die Beine sind kurz, die vorderen bei typischenStücken
meist nicht über die Augen, die hinteren nicht viel über die Rumpf-
mitte hinausreichend. Der anfangs ziemlich dicke und oben merklich
abgeplattete Schwanz ist mäßig dünn ausgezogen, bei der Normal-
form anderthalbmal, bei den im Südosten Europas vorkommenden
Tieren 123mal so lang als der übrige Körper.
Wegen der relativen Kürze des Pileus sind fast alle Schilder
desselben auffallend breit. Das ziemlich hohe Rostrale ist oben als
scharf dreieckige Spitze auf den Pileus über-
gewölbt und durch die gewöhnlich nicht sehr
breit zusammenstoßenden Supranasalen fast
immer vom meist kurzen und breiten Inter-
nasale getrennt; die Präfrontalen sind nur
wenig länger als breit, das Frontale ist kurz
und breit, nach hinten in der Regel nur wenig
verengt, die Seiten schwach ausgerandet, vorne
bogig oder stumpfwinklig und nicht weit
zwischen die Präfrontalen hineinragend, hinten
in schmaler Doppelbuchtung den Frontoparie-
talen angefügt; bei älteren Tieren ist längs
der Mittellinie des Stirnschildes manchmal eine
seichte Längsfurche zu bemerken. Der außen
von keiner Körnerreihe eingefaßte Discus pal-
pebralis ist viel schmäler als das Frontale, sein
zweites Schild viel kleiner als das erste, das
letzte Supraokulare verhältnismäßig groß. Die Frontoparietalen
sind ebenfalls ziemlich breit, das Interparietale mindestens doppelt
Fig. 96.
Lacerta agilis Wolf.
Typus.
Lacerta. ; 4 7 7
so groß als das trapezische Occipitale. Die Parietalen sind am
Außenrande verrundet oder selbst stumpfwinklig, von dem obersten
Postokulare durch das dazwischen eingeschobene letzte Supraokulare
und vorderste Supratemporale ziemlich weit entfernt.
Die Nasenlöcher sind rundlich, mittelgroß, etwas hinter dem
Rostrale über dem ersten Supralabiale gelegen. Die zwei Postnasalen
sind bei normalen Stücken in der Weise übereinander gestellt, daß
das obere teilweise auf dem unteren, teilweise aber auf dem Zügel-
schilde aufsitzt, so daß diese drei Schilder zusammen etwa ein Drei-
eck bilden. Das Frenookulare ist viel höher als lang, schief von vorne
nach hinten und unten gerichtet, sein oberster Teil auf den Pileus
übergebogen, das Präokulare häufig der Quere nach in zwei kleine
Schilder getrennt. Supraciliaren sind gewöhnlich fünf vorhanden,
davon die zwei ersten bedeutend verlängert. Von den sieben Supra-
labialen sind die drei ersten ziemlich viereckig, höher als breit, das
vierte trapezisch, das fünfte unter dem Auge gelegen. Die Schläfen
sind mit wenig zahlreichen, aber ziemlich großen und flachen, un-
regelmäßig polygonalen Schildern bedeckt, von denen sich am
Außenrande der Parietalen stets zwei (sehr selten drei) lange Supra-
temporalen abheben, während ein eigenes Massetericum und ITym-
panicum nicht zu bemerken ist. Die Halsseiten sind bis zu den Wur-
zeln der Vorderbeine hin mit rundlichen, schwach gekörnten und
vollkommen glatten Schuppen bedeckt, während die Rumpfschup-
pen längs der Rückenmitte schmal, gut doppelt so lang als breit,
und sehr deutlich dachig gekielt sind, gegen den Bauch zu aber
bei der Stammform schnell breiter, größer und vollkommen flach
werden, so daß hiedurch eine von den Rumpfseiten ganz verschie-
den beschuppte schmale Rückenzone sehr deutlich abgehoben er-
scheint. Auch sind sämtliche Schuppen in sehr ausgesprochene
Querreihen gestellt, deren in der Regel zwei der Länge eines Bauch-
schildes entsprechen und während die des Rückens vollkommen
nebeneinander liegen, zeigen sich die seitlichen sehr schwach ge-
schindelt, nicht selten auch mit kleinen Körnchen in den Zwischen-
räumen besetzt. Die Schuppen der Hinterbeine sind mehr rund-
lich körnig und scharf gekielt, die des Oberschwanzes ebenfalls
scharf dachig, aber mit Ausnahme der medianen Reihen nicht durch
die Mitte gekielt, am Ende stumpfwinkelig ausgezogen.
Sublabialia sind in der Regel sechs, Submaxillaria fünf vorhan-
den, von diesen die drei ersten Paare zusammenstoßend, das vor-
letzte Paar das größte. Die Kehlfurche ist wenigstens bei erwach-
senen Tieren meist ziemlich verwischt, bei Jungen dagegen öfters
mehr oder weniger deutlich, die vor ihr stehenden Schuppen läng-
lich rhombisch oder sechseckig und in schiefe, nach außen diver-
gierende Längsreihen gestellt, die hinter ihr befindlichen größer,
quer erweitert, mehr oder weniger verrundet sechseckig und meist
ziemlich deutlich geschindelt, aber kaum regelmäßig gereiht. Das
gezähnte Halsband zeigt 7—II große, von außen nach innen schindel-
förmig übergreifende Schuppen, das Brustdreieck etwa 7—12 Schilder,
der Unterleib ist mit sechs Längsreihen von Schildern bedeckt,
deren zwei mittlere Reihen den daranstoßenden an Größe bald
478 Lacertidae.
mehr, bald weniger nachstehen. Die Oberschilder sind gut entwickelt
und häufig so groß, daß sie als eine achte Reihe von Ventralen an-
gesehen werden. Das große Anale ist bei der typischen Form gewöhn-
lich von acht ziemlich gleich großen Schildern umgeben, die in der
Aftergegend nicht um die halbe Breite des Anale voneinander ab-
stehenden Schenkelporen sind bei normalen Stücken meist in der
Zahl von Ir—ı4 vorhanden. Die Schenkel sind vor den Poren
mit 2—3 Reihen kleinerer Schuppen besetzt, die nur an der Basis
flachen ‘und glatten unteren Schwanzschuppen haben eine farb-
lose, häutige Spitze; von den zwei Mittelreihen derselben sind höch-
stens noch die des zweiten Wirtels breiter als lang.
Die Färbung und Zeichnung ist manchen Verschiedenheiten
unterworfen, doch zeigt sich die Art im allgemeinen nicht sehr
veränderlich -und ist die Grundlage der Zeichnung trotz mancher
Modifikationen doch bei den allermeisten Stücken noch gut erkennbar.
Bei der Stammform zeigen ganz junge Exemplare auf oft ziem-
lich dunklem gelb- oder graubraunem Grunde in der Regel eine sehr
veränderliche Anzahl weißer, schwärzlich umrandeter Augenflecken,
die meistens in unregelmäßige Längsreihen gestellt sind, von denen ge-
wöhnlich drei über den Rücken und drei bis vier längs der Körper-
seiten hinziehen, obwohl die ersteren manchmal auch fehlen und
der Rücken dann durchaus ungefleckt erscheint. Diese für die im
Spätsommer auskommenden Jungen charakteristische Zeichnung
ändert sich jedoch gleich nach dem Hervorkommen aus den Winter-
quartieren in der Weise, daß sich die allgemeine Grundfarbe längs
der Rückenmitte und der Körperseiten merklich verdunkelt und
ins Braune umsetzt, während die von dieser Veränderung nicht
betroffenen schmalen Zwischenzonen bedeutend heller werden, was
namentlich mit den oberen, zu seiten des Rückens hinziehenden,
weit weniger jedoch mit den an der Bauchgrenze verlaufenden der
Fall ist, so daß dann die Tiere in diesem Alter besonders längs der
dunkleren Rückenmitte jederseits ein meist schon recht deutliches
helles Längsband zeigen; auch sind zu der Zeit die schwarzen Augen-
flecken meist nicht mehr in so großer Anzahl vorhanden, wie bei
den Neugeborenen, indem sie sich durch stellenweises Zusammen-
fließen teilweise vergrößern und vermindern. Je älter nun das Tier
wird, desto mehr hellen sich in der Regel die beiden längs der dunklen
Rückenmitte hinziehenden Streifen auf und die anfänglichen Augen-
flecken werden durch Ausdehnung und gegenseitiges Zusammen-
fließen der schwarzen Ränder auf verhältnismäßig wenige, aber
meist ziemlich große Makeln reduziert, von denen bei normalen
Stücken gewöhnlich eine Reihe über die Rückenmitte, und eine bis
zwei Reihen längs der Rumpfseiten hinziehen; nur ausnahmsweise
kann die Anzahl dieser Fleckenreihen bis auf fünf steigen (var.
annulata Wern.). Übrigens ist die Zahl und Größe dieser Flecken,
sowie auch das Verhältnis des Schwarzen und Weißen in denselben
vielen Verschiedenheiten unterworfen; namentlich kann das letztere
ganz von ersterem eingeschlossen sein, so daß also noch vollkom-
mene Augenflecken vorhanden sind, oder die eine Farbe erscheint
der anderen an einem oder auch an beiden Außenrändern anliegend;
Lacerta. 479
desgleichen ist das Weiß bald mehr rundlich und punktförmig, bald
mehr länglich und strichartig, welch letzteres besonders gern bei
den Rückenflecken der Fall ist. Der Schwanz erscheint durch die
in schmaler Bandform auf ihn fortgesetzte Rumpfzeichnung gewöhn-
lich mit drei dunklen, durch helle Zwischenräume getrennten Streifen
versehen, die Flecken des Rückens auf ıhn bald mehr, bald weniger
fortgesetzt. Sämtliche Fleckenzeichnungen sind übrigens nament-
lich bei den Weibchen meistens sehr gut ausgebildet, während bei
den Männchen besonders die seitlichen Makeln häufig nur unvoll-
ständig vorhanden oder in unregelmäßige Punkte aufgelöst sind,
und namentlich die weißen Flecken hier oft ganz fehlen. Auch
nehmen in letzterem Geschlechte die Körperseiten zur Brunstzeit
eine lebhaft lichtgrüne Färbung an, die sich oft teilweise auch auf
die Beine erstreckt und manchmal sogar auf den Rücken ausdehnen
kann; solche Stücke sind dann vielfach für Lacerta viridis gehalten
worden, von denen sie aber — abgesehen von der meist ganz ver-
schiedenen Stellung der Postnasalschilder — schon durch das Fehlen
der Supraciliarkörner und die Art der Beschuppung leicht zu unter-
scheiden sind. Die in der Jugend einfarbig weißliche oder hell perl-
graue Unterseite ist im Alter bei den Männchen gelbgrün oder weiß-
blau, bei den Weibchen schwefelgelb oder weißlich, bei jenen bald
mehr, bald weniger dicht schwarz gesprenkelt, bei diesen gewöhn-
lich einfarbig und ungefleckt.
Außer diesen hier beschriebenen Hauptformen kommen nun
noch mancherlei Varietäten vor, die sich von den genannten mit-
unter ziemlich weit entfernen, obwohl auch an ihnen das allen Abände-
rungen zugrunde liegende Urbild fast immer sofort zu erkennen ist.
Vor allem kann die Ausbildung und Verbindungsweise der
Flecken Veranlassung zu manchen Verschiedenheiten bieten. Nur
sehr selten fehlen alle Makeln vollkommen, so daß das Tier dann
ganz einfarbig und ungefleckt erscheint (var. immaculata Dürig.);
häufiger hingegen kommt es vor, daß entweder nur die Rücken-
makeln, oder bloß die Seitenflecken allein fehlen. Desgleichen kann
auch die Anzahl, die Verteilung und Verbindungsart der Flecken
verschieden sein, sowie auch manchmal das Schwarz allein vor-
handen erscheint. Auch kann die Zahl derselben bald größer, bald
geringer, die Größe und Gestalt sehr wechselnd, letztere nament-
lich bald unregelmäßig, bald mehr rundlich oder ziemlich regelmäßig
viereckig sein, welch letzterer Fall besonders an den .Rückenflecken
öfters zu bemerken ist. Obwohl gewöhnlich ziemlich deutlich der
Länge nach gereiht, kommt es doch auch vor, daß sämtliche Makeln
mitunter vollkommen unregelmäßig über den ganzen Oberkörper
bald mehr, bald weniger dicht zerstreut sind. Ferner zeigen nament-
lich die Rückenflecken häufig eine Tendenz, der Länge nach zu-
sammenzufließen, so daß dadurch oft sehr regelmäßige schwarze
Bandstreifen entstehen, welche durch die dann gewöhnlich ziemlich
rein weißlichen Seitenstreifen oft sehr scharf begrenzt (var. dor-
salis Wern.) und durch das gleichzeitige Zusammenstoßen der ein-
geschlossenen Strichflecken mitunter auch noch von einer weißen
Längslinie durchzogen sind (var. spinalis Wern., albolineata Dürig.).
480 Lacertidae.
Die Seitenmakeln fließen hingegen nur äußerst selten der Länge,
häufig jedoch der Quere nach zusammen, auf diese Weise verschie-
den geformte, bald ziemlich senkrechte, bald mehr schief gestellte
Ouerbinden darstellend, welche die sie begleitenden Makeln ent-
weder ganz, oder nur teilweise einschließen, so daß sie im letzteren
Falle nach hinten oft hufeisenförmig geöffnet, in ihrer Konkavität
die weiße Zeichnung umfassen. Nur in äußerst seltenen Fällen
kommt es vor, daß sich, unter mehr oder weniger häufigem Aus-
bleiben der weißen Flecken, die dunklen Makeln fast bis zum gänz-
lichen Zusammenfließen vergrößern, wodurch dann das Schwarz zur
Hauptfärbung wird und die ursprüngliche Grundfarbe nur mehr in
Gestalt kleinerer oder größerer unregelmäßiger Sprenkel zurück-
bleibt (var. nigricans Dürig.).
Bei der als Zacerta erythronotus unterschiedenen Form ist die
ganze Mitte des Rückens breit einförmig rostfarben, die Seiten grün
oder graubraun, bald schwarz gefleckt, bald — und zwar- viel häu-
figer ganz unregelmäßig schwarz gesprenkelt; der Unterleib ist
hier in der Regel grünlich weiß, mit schwarzen Punkten bald mehr,
bald weniger besetzt.
Eine wirklich prachtvolle, mit der vorigen in ihren Grund-
zügen übereinstimmende Varietät (var. melanota Dürig.) ist zu beiden
Seiten des tiefschwarz gefärbten Rückens scharf weiß gesäumt, an
den mit weißen Punkten und Schnörkelflecken versehenen Körper-
seiten ebenfalls schwärzlich, gegen den Bauch zu ins Dunkelgrüne
übergehend; die Unterseite ist schmutzig weiß.
Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt gewöhnlich 15—18,
selten bis 20 cm.
Von dieser in Nord-, West- und Mitteleuropa vorkommenden
Stammform, der typischen Lacerta agilis der Autoren, ist die den
Südosten unseres Faunengebietes bewoh-
nende, gewöhnlich als Lacerta exıgua Eichw.
bezeichnete Rasse in manchen Punkten
wesentlich verschieden.
Abgesehen von der bedeutenderen Kör-
pergröße, die mitunter bis auf 26 cm an-
Fig. 97. steigen kann, sind auch die Körperpro-
Lacerta exigua Eichw. portionen abweichend, indem die Vorder-
beine etwas über die Augen, ja manchmal
selbst bis zum Frenale reichen und der Schwanz oft nahezu zwei
Drittel der gesamten Körperlänge beträgt.
Desgleichen ist das Tier auch in den Bedeckungen verschieden
und fällt namentlich durch eine von der Stammform abweichende
Beschilderung der Zügelgegend auf. Die für letztere so charakte-
ristische Dreiecksstellung der Postnasalen mit dem Frenale kommt
bei exigua nur ausnahmsweise vor; in der Regel sind hier die zwei
Postnasalen genau übereinander gestellt und hinten von einem hohen
und schmalen, oben bis zum Internasale und dem Präfrontale rei-
chenden Zügelschilde begrenzt. Doch kommt, namentlich bei jün-
geren Tieren, oft auch nur ein einziges Postnasale vor, sowie ander-
seits wieder zwei übereinander stehende Frenalen angetroffen wer-
Lacerta. j 481
den; nicht selten sind auch die beiden Kopfseiten in dieser Richtung
verschieden gebildet. Endlich wäre noch als wesentlicher Unter-
schied die Beschuppung des Rumpfes zu erwähnen, an welchem die
schmalen und gekielten Rückenschuppen nicht wie bei der Stamm-
form eine scharf geschiedene Längszone bilden, sondern gegen den
Bauch zu ganz allmählich in die nach und nach immer größer und
glatter werdenden Seitenschuppen übergehen.
Aber auch bezüglich der Färbung und Zeichnung weist exıgua
mancherlei Eigentümlichkeiten auf, und zeigen sich schon die Jungen
von denen der Stammform ganz wesentlich verschieden.
Dieselben sind auf der Oberseite ziemlich hell graubraun mit
einem sehr scharfen, relativ breiten, tief dunkelbraunen Occipital-
band, das nach außen zu fast immer von einer bald mehr, bald
weniger ausgesprochenen weißlichen Saumlinie begrenzt ist. Eine
ähnliche Linie zieht sich nicht selten noch über die Mitte der dunklen
Rückenbinde hin, ist aber namentlich bei ganz kleinen Stücken
kaum oder höchstens in der Nackengegend zu bemerken. Zu seiten
dieses dunklen Mittelbandes bildet dann die Grundfarbe jederseits
einen helleren, der Occipitalbinde an Breite gewöhnlich nachste-
henden Dorsalstreifen, welcher nach außen zu wieder durch ein oft
ziemlich verwaschenes dunkelbraunes Längsband begrenzt wird.
Über letzteres ziehen überdies noch zwei Reihen über- und hinter-
einander stehender weißer, meist schwarz umrandeter Flecken hin,
von denen die der oberen Reihe fast immer größer sind und in
ihrem Verlaufe der am Halse manchmal noch deutlich sichtbaren
Supraciliarlinie entsprechen, während die der unteren Reihe, die ge-
wöhnlich kleiner, minder oder nur teilweise schwarz gesäumt und
oft auch mehr länglich sind, auf dem mitunter schwach sichtbaren
Subokularstreifen verlaufen. Diese dunklen und hellen Binden und
Streifen des Rumpfes treten auch auf den Schwanz über und sind
hier oft bis gegen das Ende desselben noch gut sichtbar. Unter den
obgenannten seitlichen Augenflecken ist manchmal noch eine dritte,
aber meist ziemlich unregelmäßige derlei Reihe zu bemerken, die
aber gewöhnlich nur von den am Außenrande weißen Ventralen
und einigen ebensolchen Oberschildchen gebildet wird. Der Pileus,
ist stets heller braun als die Rückenmitte und meist mit zahlreichen,
aber sehr feinen schwärzlichen Punkten besprenkelt; die Beine haben
spärliche weiße, schwarz umrandete Tupfen, die Unterseite ist immer
weißlich und ungefleckt.
Bei weiterem Wachstum hellt sich in der Regel das Occipital-
band zu einem lichteren Braun auf und erscheinen zu gleicher Zeit
in demselben fast immer zwei Parallelreihen meist viereckiger
schwarzer Makeln, die sich an die Innenseite der weißlichen Rand-
linien anlehnen und mitunter noch durch die manchmal vorkom-
mende weißliche Vertebrallinie voneinander getrennt sind.
Diese für die Jungen geschilderte Färbung und Zeichnung
bleibt in ihren Grundzügen auch im erwachsenen Zustand so ziem-
lich erhalten. Die Farbe der Oberseite ist auch hier ein helleres
oder dunkleres Graubraun, das im allgemeinen dieselben Binden
und Flecken wie bei den jüngeren Tieren aufweist. Nur wird die
Schreiber, Herpetologia europaea. 3ı
482 Lacertidae.
dunkle Occipitalbinde im Alter breiter und dehnt sich oft zu einem
die ganze Rückenzone einnehmenden, meist nußbraunen Längs-
bande aus, welches von einer fast immer kontinuierlichen, seltener
in Kettenstriche aufgelösten, im Leben gewöhnlich grünlichen Saum-
linie eingefaßt wird. Die bei den Jungen erwähnte Doppelreihe
quadratischer schwarzer Flecke ist in der Occipitalbinde in der
Regel, ein dieselbe teilender heller Vertebralstreifen häufig vor-
handen. Diese licht dreistreifigen Stücke sind es namentlich, die
als var. chersonensis Andrz. bezeichnet werden. Desgleichen ist
namentlich die obere Reihe der seitlichen Augenflecken fast immer
sehr gut ausgeprägt, während die der unteren Reihe häufig zu einem
meist kettenförmigen, seltener kontinuierlichen Subokularstreifen
verschmelzen. Alle hier geschilderten Rumpfzeichnungen dehnen sich
beiderseits gewöhnlich sehr scharf und weit auf den Schwanz hin aus.
Manchmal nimmt die ganze Oberseite eine lebhaft lichtgrüne
Färbung an, wobei dann die hellen Längsstreifen meist ziemlich
zurücktreten und nur die oft ebenfalls viel weniger deutlichen und
regelmäßigen schwarzen Makeln die sonst vorhandene Occipital-
binde und die Seitenocellen vertreten (var. colchica Eichw.).
Unter den vielen mir aus Südrußland, namentlich aus Bess-
arabien und der Krim lebend zugesandten Stücken sind zwei meines
Wissens bisher in der Literatur noch nirgends erwähnte Varietäten
bemerkenswert.
Die eine ist auf etwa lehmfarbigem Grunde in der Rückenmitte
an Stelle der gewöhnlichen Doppelreihe quadratischer Makeln mit
regellos zerstreuten, rundlichen schwarzen Flecken besetzt, die stellen-
weise der Quere nach zusammenstoßen und von weißen kurzen Stri-
cheln durchsetzt oder begrenzt werden; die Rumpfseiten sind mit
kleinen, ziemlich zahlreichen Ocellen besetzt, von denen aber die
obersten eine deutliche Längsreihe bilden.
Das zweite Exemplar ist auf der ganzen Oberseite einförmig
olivenbraun, ohne Spur von irgendeiner Fleckung oder Streifung;
die Mittellinie des Rückens und die Rumpfseiten sind etwas dunkler.
Ich will die erstere dieser zwei Formen, da die Bildung der
Rückenmakeln etwas an Eremias arguta erinnert, als var. eremioides,
die letztere als var. concolor bezeichnen.
Zu exigua dürfte wohl auch die rätselhafte ZLacerta paradoxa
Bedrg. gehören, die seit der vom Autor im Jahre 1886 von ihr ge-
gebenen Beschreibung von niemandem mehr erwähnt oder aufge-
funden ward.
In der von dem genannten Herpetologen in dem Werke ‚‚Bei-
träge zur Kenntnis der Lacertiden-Familie“ p. Io gegebenen Be-
stimmungstabelle der Lacerta-Arten stellt der Verfasser behufs
Unterscheidung von agılis und paradoxa folgende Gegensätze auf:
Sc. frenale praesens. Digiti breves. . . . L. agilis Wolf.
Sc. frenale nullum vel ı Nasofrenale; sc. frenale praesens. Di-
giti longi . . we paradoxa de Bedr.
Da hier in dem zweiten Satze zuerst das Frenale als fehlend,
dann aber wieder als vorhanden hingestellt wird, so kann ich mir
dies nur dahin deuten, daß der Autor damit sagen wollte, das frag-
Lacerta. 483
liche Schild sei bald vorhanden, bald fehlend und hätte der be-
treffende Passus vielleicht besser mit ‚scutum frenale praesens vel
nullum‘“ gegeben werden können; dann fällt aber der Gegensatz
zwischen beiden Arten weg, da man bei Vorhandensein des in Rede
stehenden Schildes ebenso gut auf agılıs als auf paradoxa kom-
men kann.
In der auf Seite 154 bei Beschreibung der Art dem deutschen
Texte vorangestellten lateinischen Charakteristik heißt es abermals:
„scutum frenale unicum vel duo supranasalia superposita, scutum
frenale nullum‘“, und in hiezu gehöriger Figur 23 sind zwei über-
einander stehende Nasofrenalen, kein Frenale und ein unmittelbar
den erstgenannten Schildern folgendes Frenookulare gezeichnet. In
der der lateinischen Charakteristik folgenden deutschen Diagnose
wird aber auf pag. 157 das Frenale nicht nur abermals erwähnt,
sondern auch wiederholt eingehend beschrieben und schließlich noch
gesagt, daß von den sechs dem Autor vorgelegenen Stücken dieser
Art das vielbesprochene Schildchen nur einem einzigen Exemplare
vollkommen fehlte. Obwohl nun das Fehlen des bei allen euro-
päischen Lacerten vorkommenden Frenales, wenn es ständig wäre,
ein so außergewöhnliches und auffallendes Merkmal abgäbe, daß
sich auf Grund dessen allein schon die spezifische Abtrennung von
paradoxa rechtfertigen ließe, so scheint meines Erachtens in diesem
Falle doch nur eine individuelle Abweichung vorzuliegen, was um
so wahrscheinlicher ist, als nach dem früher Gesagten die Beschil-
derung der Zügelgegend gerade bei exigua überaus veränderlich ist.
Da überdies noch die Färbung und Zeichnung eine von der Varietät
colchica kaum wesentlich verschiedene und auch das Vorkommen
dasselbe ist, so glaube ich die Lacerta paradoxa Bedrg. um so eher
als Synonym zu exigua stellen zu dürfen, als auch Boulenger,
der nach seiner Angabe Bedriaga’sche Originalstücke untersucht hat,
in seinem Catalogue of Lizards dasselbe tut.
Bei Stücken aus Bosnien (var. bosnica mıhi) ist das obere Postnasale
mit dem Frenale zu einem einzigen hohen Schildchen verschmolzen.
Lacerta agılis ist eine Erdeidechse, welche in sonnigen, trockenen
Gegenden lebt, insoferne dieselben nicht zu dicht bewachsen sind
und einen lockeren Boden haben; kahles Gestein und nackte Fels-
partien meidet sie ebenso wie Moore und feuchte Wiesen. Am lieb-
sten hält sie sich im Flachlande und auf niedrigen Hügeln zwischen
drei bis fünfhundert Metern Meereshöhe auf, obwohl sie, falls die
Bodenverhältnisse ihren Lebensgewohnheiten entsprechen, stellen-
weise auch ins Gebirge, aber selten über 1000, höchstens bis zu I300 m
hinaufgeht. Sie bewohnt ”’da gewöhnlich verlassene Maus- oder
Maulwurfslöcher, in denen sie auch bei Nacht oder ungünstiger
Witterung, sowie auch im Winter verweilt, dieselben dann zum
Schutze gegen die Kälte nach außen zu mit Gras, Moos oder Erde
verstopfend; doch wird sie zur Winterszeit manchmal auch unter
losen Rinden, unter Baumstrünken in Höhlungen und anderen pas-
senden Schlupfwinkeln getroffen, in denen sie dann eingerollt und
stets einzeln die kalten Monate hindurch erstarrt liegt. Sie hält an
dem einmal gewählten Wohnplatze ziemlich hartnäckig fest und
3r®
48 4 Lacertidae.
entfernt sich gewöhnlich nicht weit von demselben. Wegen ihres
plumpen Körpers ist sie unter unseren einheimischen Eidechsen die
am wenigsten flinke, und pflegt sich fast nur auf dem Boden aufzu-
halten, woselbst sie sich mit mäßiger Schnelligkeit laufend bewegt;
im Klettern zeigt sie nur wenig Gewandtheit und ins Wasser geraten
kann sie zur Not wohl schwimmen, hält aber nicht lange darin aus
und verfällt bald dem Tode des Ertrinkens. Je nach der Gegend
findet das Erwachen aus dem Winterschlafe von Mitte März bis
Mitte April und das Zurückziehen im Herbste zwischen Mitte Sep-
tember und Mitte Oktober statt. Bei uns pflegen im Frühjahre
die Männchen und die Jungen früher zu erscheinen, von exigua
sollen jedoch letztere um ein paar Wochen später als die Alten ihre
Winterquartiere verlassen; auch hält letztere Form ın den süd-
russischen Steppen während der heißesten Jahreszeit einen Som-
merschlaf. Bald nach dem Erwachen aus dem Winterschlafe häuten
sich die Tiere und schreiten dann zur Paarung, die von Mitte April
bis Ende Juni stattfinden kann, am häufigsten aber ım Monate
Mai vor sich geht. Die Männchen geraten hiebei in eine gewaltige
Aufregung und pflegen miteinander wütend um die Weibchen zu
kämpfen; sie erheben sich auf die Vorderbeine, blähen den Hals
und den dahinter liegenden Rumpfteil auf und sehen dann wie von
der Seite zusammengedrückt aus. Indem sie keinen Blick vonein-
ander wenden, rücken sie unter fortwährend wachsender Aufregung
immer näher gegeneinander vor, und stürzen dann gleichzeitig und
plötzlich aufeinander los, sich namentlich am Halse oder Schwanze
mit den Kiefern packend und so lange herumbalgend, bis endlich der
Schwächere nachgibt und oft schwer, ja selbst tödlich verletzt die
Flucht ergreift. Auch das Weibchen führt bei Annäherung des
Männchens mit den Vorderbeinen eigentümlich zitternde Bewegun-
gen aus, sperrt oft drohend den Rachen auf oder flieht wohl mitunter
auch, bis es schließlich vom Männchen eingeholt sich endlich dem
ungestümen Bewerber fügt. Die Paarung selbst dauert meist nur
8—15 Minuten, wird aber meistens öfters wiederholt.
Das befruchtete Weibchen legt dann Ende Juni oder anfangs
Juli 3—ı14 Eier am liebsten unter einem Grasbüschel in eine kleine
Grube, die nicht besonders sorgsam mit Erde zugedeckt wird; jün-
gere Tiere haben stets ein weniger zahlreiches Gelege, als alte, auch
wird der ganze Legeakt nicht immer an einem einzigen Tage und
auf einmal abgemacht. Die etwa haselnußgroßen Eier sind walzen-
förmig, an beiden Enden abgestumpft und verbreiten im Finstern
einen schwachen, phosphorischen Glanz. Nach beiläufig acht Wochen,
bei uns gewöhnlich im August, kriechen dann die 6—7 cm langen
Jungen aus.
Lacerta agılıs ist jedenfalls die gemeinste nord- und mittel-
europäische Eidechse, und kommt mit Ausnahme des äußersten
Nordens, der Pyrenäischen Halbinsel, Italiens und Griechenlands
unter geeigneten Verhältnissen fast in unserem ganzen Faunen-
gebiete vor. In Skandinavien tritt sie schon vom 63° n. B. ab auf,
in England lebt sie nur in den südlichen Grafschaften, in Schott-
land und Irland fehlt sie. In den Karstländern ist sie nur aus den
Lacerta. 485
Dinarischen Alpen, vom Velebitgebirge, sowie aus Bosnien und der
Herzegowina bekannt, in letzterer aber nach Tomasini erst
von 600 m an stellenweise vorkommend und auch hier nur in Kessel-
tälern, in denen ihr die daselbst zusammengeschwemmte Erde ent-
sprechende Lebensbedingungen bietet, zu finden.
In der Gefangenschaft wird agzlıs leicht und schnell zahm und
gewöhnt sich sehr bald an den Pfleger; da dieselbe ein Bodentier
ist, so hat das ihr angewiesene Terrarium selbstverständlich eine
nicht zu seichte Lage lockerer, mit etwas Sand versetzter Erde zu
enthalten. Sie hält sich bei angemessener Wartung nicht nur jahre-
lang, sondern kann auch nicht unschwer zur Vermehrung gebracht
werden. Will man Friede im Hause haben, so empfiehlt es sich zur
Paarungszeit nicht mehr als ein Männchen in einem und demselben
Käfige zu halten, da sonst durch die in dieser Periode erbitterten
Kämpfe der Männchen ein solches leicht arg geschädigt werden
kann; doch haben gerade wieder diese Kämpfe für den Beobachter
ein großes Interesse, abgesehen davon, daß bei einem so gemeinen
und leicht wieder zu ersetzenden Tiere das eventuelle Eingehen
einzelner Stücke gar keine Bedeutung hat. Die erfolgreiche Begat-
tung kann man bei den Weibchen, abgesehen von dem zunehmenden
Körperumfang, auch aus deren Benehmen erkennen, da sie im
Zustande der Trächtigkeit mehr ein schläfriges Wesen zeigen, lang-
sam und schwerfällig im Terrarium herumkriechen, häufig mit den
Vorderfüßen die Erde aufkratzen und auch ab und zu Löcher
scharren; in eines der letzteren legen sie dann endlich in nur ge-
ringer Tiefe am liebsten in der Nähe des Wassergefäßes ihre Eier
hinein, die vor den Männchen sorgfältig zu schützen sind, da sie
von diesen gerne gefressen werden.
19. Lacerta strigata: Caput majusculum, disco palpebrali granorum
serie extus limbato, scuto frontali occipitali multo latiore. Post-
nasalia duo, supralabialia anteriora quatuor. Tempora parce
scutellata, supratemporalibus longiusculis duobus, ultimo tympa-
nalı adjacente. Squamae notaei longulae, distincte carinatae,
swpracaudales postice acute prolongatae. Collare dentatum, ven-
tralium series sex. — Long. 25—40 cm.
Lacerta strigata Eichw. Zool. spec. Ross. u. Polon. III, pag. 189, 6
(1831). — Lacerta quinque-vittata Menetr. Catal. rais. d.
obj: de zool. rec. au Cauc. pag. 61, 2ıı (1832). — Lacerta viridis
var. r, s Schreib. Herpetol. europ. I, pag. 443 (1875). — Lacerta viri-
dis Kessl. Tr. St. Petersb. Nat. Soc. VIII, pag. 146 (1878). — Lacerta
vırıdıs var. strieata Bedıs. 'Beitr.’z. Kennt. d. Lacert.. Fam.
Abh. Senckenb. naturf. Ges. XIV, pag. 83, 7, Separt. (1886).
Der Körper ist ziemlich kräftig, der Kopf etwas breiter als hoch,
vom Hinterrande des Pileus sehr sanft und allmählich nach vorne
und abwärts gewölbt, mit ziemlich spitzer Schnauze und senkrecht
abfallenden Seiten, etwa drei und einhalbmal in der Rumpflänge
enthalten.
Die Beschilderung des Pileus stimmt im ganzen mit Lacerta
viridis überein. Das Rostrale ist als bogig dreieckige Spitze nach
486 Lacertidae.
oben übergewölbt, das Internasale breiter als lang, der Palpebral-
discus nach außen von feinen Körnern gesäumt, das Occipitale klein
und viel kürzer als das Interparietale. Postnasalia sind zwei, vor-
dere Supralabialen vier vorhanden. Die Schläfen sind mit wenigen,
aber relativ großen, unregelmäßig polygonalen Schildern bedeckt,
welche zwischen den Supratemporalen und den hinteren Supra-
labialen gewöhnlich in drei ziemlich deutliche Längsreihen zu 3 bis
4 Schildern geordnet sind. Mitunter ist zwischen diesen größeren
ab und zu ein kleines, schuppenartiges Schildchen eingefügt. Von
den zwei großen und breiten Supratemporalen ist das erste länger
als das zweite, welch letzteres in seiner ganzen Hinterhälfte mit
dem stets sehr deutlichen Tympanale zusammenstößt. Die nach
den Seiten zu etwas größeren Körperschuppen sind in der Rücken-
mitte gestreckt sechseckig und ihrer ganzen Länge nach scharf ge-
kielt, werden aber gegen den Hals zu immer mehr rundlich und kör-
nig, während zu gleicher Zeit auch die Kiele schwächer und stumpfer
werden. Die Kehlfurche ist nur durch eine unregelmäßige Quer-
reihe feiner Schuppen angedeutet, das Hals-
band erscheint infolge seiner am freien Hinter-
rande stark bogigen Schuppen sehr deutlich
gekerbt. Die Bauchschilder stehen in sechs
. Längsreihen, die Zahl der Schenkelporen be-
Fig. 98. "trägt I6-20. In den zwei Mittelreihen der
Lacerta strigata Eichw. Unteren Schwanzschuppen sind höchstens noch
die des dritten Wirtels breiter als lang.
Ganz junge Tiere sind auf der ganzen Oberseite tief dunkel
olivenbraun oder selbst schwärzlich kupferfarben, mit fünf sehr
scharfen gelblichen oder grünlichen Längsstreifen über den Rücken
und zahlreichen derlei Tropfenflecken auf den Schenkeln. Nach
und nach hellt sich dann die Grundfarbe zu einem lichteren Oliven-
braun oder schmutzigen Grün auf, während die Längsstreifen öfters
in hintereinander stehende Flecken oder Striche zerfallen, ja in
seltenen Fällen auch ganz verschwinden können; doch sind diese
Veränderungen in der Regel nur auf die untersten Streifen be-
schränkt. Desgleichen treten auch in den Zwischenräumen der
Streifen besonders schwarze, manchmal aber auch weißliche Makeln,
letztere namentlich an den Rumpfseiten, auf. Der Pileus ist dunkel
olivenbraun, hie und da mit vereinzelten, aber wenig abgehobenen
schwarzen Flecken, die Unterseite ist einfarbig, gelblich weiß.
Die Länge des ausgebildeten Tieres beträgt 25—40 cm.
Die für diese Art so charakteristische Schläfenbekleidung bildet
sich erst im Laufe des Wachstums aus; ganz junge Stücke sind auf
den Schläfen mit zahlreicheren und kleineren, teilweise selbst kör-
nigen Schuppen bedeckt und lassen manchmal sogar ein ganz deut-
liches Massetericum erkennen.
In unserem Faunengebiete ist sirigata bisher nur in dem äußer-
sten Südosten Rußlands beobachtet worden.
20. Lacerta Schreiberi: Caput majusculum, rostro obtuse acuminato,
disco balpebrali margine externo granulis saepe rarioribus. Scuto
Lacerta. 487
frontali occipitali multo latiore. Postnasalia duo, swpralabialia
anteriora quatuor. Tempora scutellata, disco masseterico vix,
tympanali haud conspicuo. Squamae notaei longulae, distincte
carinatae, supracaudales apice acuminatae. Collare dentatum,
ventralium series octo. — Long. 25—30 cm.
Lacerta agilis var. b, c Schreib. Herpetol. europ. I, pag. 434 (1875).
— Lacerta viridis Boettg. Zeitschr. Ges. Naturw. (3) IV, pag. 505
(1879). — Lacerta viridis var. Gadovi DBouleng. Descr. new
Var. Lac. vir. South Port. Proc. Zool. Soc. pag. 418, tab. XXXVIII (1884).
SFtLacerta wirsdys var Gadeovi'u.-Schreibreri Bedre.
Beitr. z. Kenntn. d. Lacert. Fam. Abh. Senckb. naturf. Ges. XIV, pag. 58,
60 (1886).
var. a) Supra viridis aut fuscescens, nigro-maculata, lateribus ocellis
viridi-flavis atro-limbaltis.
var. b) Supra maculis magnis atris in dorso et ad latera plus minusve
seriatis.
var. c) Supra viridis, maculis atris creberrimis et parvis irregulariter
sparsa.
juv. Supra obscure olivaceus aut fuscescens, lateribus ocellis flavis aut
coerulescentibus nigro-marginatıs.
Lacerta Schreiberi Bedrg. Herpet. Stud. Arch. f. Naturg. XXXIV,
I, pag. 299, tab. X, fig. 3 (1878).
In Habitus und Größe etwa einer mittleren veridis gleichend.
Der Körper ist ziemlich kräftig, der Kopf mäßig groß, pyra-
midenförmig, wenig breiter als hoch, am Scheitel flach, nach vorne
zu in sehr sanftem Bogen nach abwärts gewölbt, mit stumpf ver-
rundet zugespitzter Schnauze, die etwa so lang wie der Schläfenteil
ist und senkrecht abfällt. Die Backen sind nur mäßig aufgetrieben,
der Pileus nie unter dreimal, der Abstand von der Schnauzenspitze
bis zum Halsband genau fast zweimal in der Rumpflänge enthalten.
Der Rumpf ist verrundet, die Vorderbeine ragen über die Augen
hinaus, während die hinteren höchstens die Achseln erreichen. Der
fein und dünn ausgezogene Schwanz ist etwa anderthalbmal so lang
wie der übrige Körper.
Die Pileusschilder sind im Alter sehr uneben und runzelig, die
Nähte stark furchenartig vertieft. Das als. scharfe Spitze auf den
Pileus mehr oder weniger übergewölbte
Rostrale ist kaum zweimal so breit SE SEN,
als hoch, dessen von oben sichtbarer AI ZZE
2
: £ B > BO 9% En “
Teil etwa so lang als die hinter hin TI
gelegene Supranasalnaht. Das ntr-- TFT >
nasale ist kaum breiter als lang, nach
vorne und rückwärts ziemlich gleich
stark und spitz ausgezogen, die Prä-
frontalen sind länger als breit mit
geraden Außenrändern. Das Frontale ist bedeutend breiter als der
Discus palpebralis, etwa so lang als sein Abstand von der Schnauzen-
spitze, seitlich nur mäßig eingezogen, vorne bald mehr, bald we-
niger, hinten sehr wenig zwischen die angrenzenden Schilder hin-
einragend. Der Discus palpebralis ist verhältnismäßig schmal, sein
Fig. 99.
Lacerta Schreiberi Bedrg.
488 Lacertidae.
hinteres Schild viel kleiner als das vordere, die ihn nach außen
säumenden Körner häufig bis auf nur ganz wenige reduziert. Die
Frontoparietalen sind länger als breit, ebenso die nach außen und
hinten stark verrundeten Parietalen. Das Interparietale ist nach
rückwärts mäßig verengt, höchstens so lang wie das an Breite meist
nicht viel verschiedene Okzipitale.
Das der vordersten Supralabialnaht aufsitzende Nasenloch ist
mäßig groß und rund, von den zwei übereinander stehenden Post-
nasalen liegt das untere dem ersten Supralabiale auf; das Frenale
ist höher als breit, schief, unten oft über das zweite Supralabiale
hinausreichend, das Frenale so lang oder etwas länger als seine
Entfernung vom Nasenloch. Vier vordere und zwei hintere Supra-
labialen; von den 4—5 Supraziliaren ist in der Regel das zweite das
längste. Die Schläfen sind mit ziemlich zahlreichen, unregelmäßig
polygonalen Schildern bedeckt, die häufig ein etwas größeres,
eventuell als Massetericum aufzufassendes Schildchen einschließen;
das Tympanale fehlt, der Außenrand der Parietalen ist von I—2
größeren, länglichen Supratemporalen begrenzt. Die Körper-
schuppen, deren gewöhnlich zwei auf ein Ventrale gehen, sind am
Halse mehr körnig, am Rücken dagegen deutlich länger als breit
und verrundet sechseckig, in ihrer ganzen Erstreckung scharf gekielt,
nach den Seiten zu bedeutend größer, rundlicher und allmählich
glatter werdend. Die Schenkelschuppen sind kleiner als die dorsalen,
körnig und glatt, die der Schienen wieder größer, eiförmig und scharf
gekielt, die oberen Schwanzschuppen längs der ebenfalls sehr scharfen
Kiele etwas eingedrückt, hinten spitz ausgezogen.
Die Anzahl der Sublabialen beträgt 6—7, die Kehlfurche ist durch
eine Querreihe feiner Schuppen angedeutet, das aus II—I4 Schuppen
gebildete Halsband durch von außen nach innen schief geschindelte
Schuppen scharf und tief gezähnt, die größere Mittelschuppe hinten
bogig; die Kehlschuppen sind ziemlich groß. Von den in 8 Längs-
reihen stehenden Ventralen sind die den zwei Mittelreihen anliegenden
die breitesten, die äußersten die schmälsten; die Oberschildchen sind
groß, etwa um ein Drittel kürzer und nahezu halb so breit wie die
daranstoßenden Ventralen. Die Zahl der Schenkelporen beträgt
II—I6, in den meisten Fällen aber 15, vor denselben ziehen 3—4
Reihen flacher Schuppen hin, die Entfernung der Porenreihen be-
trägt etwa die halbe Breite des Anale; dieses ist groß und quer, etwa
doppelt so breit als lang, nach vorne meist mehr oder weniger dreieckig
und von 7—8 Schildern umgeben, deren unterste in der Regel viel
kleiner sind. Die unteren Schwanzschuppen sind mit Ausnahme der
basalen und glatten den oberen ähnlich, jedoch stumpfer gekielt,
die beiden Mittelreihen kaum schmäler als die benachbarten und oft
nicht einmal im ersten Wirtel breiter als lang.
Bei ganz jungen Tieren weicht, wie wohl bei allen Lacerten,
die oben geschilderte Pileusbildung bedeutend ab. Das Frontale ist
nämlich in diesem Alter fast doppelt so lang, wie sein Abstand von der
Schnauzenspitze, nach vorne stark erweitert, in der Mitte viel schmäler
als der Discus palpebralis, dessen Außenkörner vollständig fehlen.
Die Frontoparietalen sind so breit als lang, das Interparietale sehr
Lacerta. F 489
groß, viel breiter als das Frontale und viel länger als das sehr kurze
aber oft noch breitere Occipitale.
In Färbung und Zeichnung treten im allgemeinen nicht viele
Verschiedenheiten auf.
Die eben ausgekrochenen Tiere zeigen eine auffallende Ähnlich-
keit mit den Jungen von Lacerta agilis und ocellata. Dieselben sind
am Rücken stets einfarbig dunkel, oliven- oder kupferbraun und an
den Rumpfseiten mit hellgelben oder bläulichen, schwarz umrandeten
Augenflecken versehen, welche in 2—4 gewöhnlich ziemlich unregel-
mäßig abwechselnden Längsreihen stehen, deren oberste etwa dem
Supraciliarstreif entspricht; nicht selten fließen einzelne dieser Ocellen
namentlich der Quere nach zu gewöhnlich schiefen längeren Makeln
zusammen; ähnlich gebildete Ouerbinden stehen auch an den Kopf-
seiten. Die Beine und der Schwanz sind sehr dünn und schlank,
blaß gelbbraun gefärbt, die Unterseite stets einfarbig, grünlich
weiß, an den Unterkieferrändern mitunter ins Bläuliche ziehend.
Mit zunehmendem Wachstum vergrößern sich dann die schwar-
zen Ränder der Seitenflecke auf Kosten der hellen Kerne, letztere
werden dadurch relativ immer kleiner und häufig sogar gänzlich
verdrängt, so daß sich auf diese Weise an den Rumpfseiten mehr oder
weniger deutliche Längsreihen schwarzer Flecken herausbilden,
die von der Bauchgrenze gegen den Rücken zu gewöhnlich an Größe
zunehmen. Zugleich hellt sich meistens die Grundfarbe durch lichtes
Oliven- bis zu schönem Grasgrün auf, während dann noch am Rücken
größere schwarze Makeln auftreten, die in der Regel ebenfalls 1—2
Längsreihen bilden, so daß dann endlich der ganze Körper von mehre-
ren tief schwarzen Fleckenbinden durchzogen wird, deren obere
von den seitlichen häufig durch eine fleckenlose, dem Supraciliar-
streifen entsprechende Zone der Grundfarbe getrennt sind; seltener
und weit weniger ausgesprochen kommt auch ein ähnlicher Sub-
okularstreifen vor. Diese schwarzen Flecken ziehen sich meist binden-
artig zusammenfließend auch auf den Schwanz hin und sind ge-
wöhnlich im weiblichen Geschlechte größer als bei den Männchen.
Mitunter kommen Stücke vor, bei welchen der Körper statt der
in der Regel vorhandenen großen Flecken auf grünem Grunde mit
zahlreichen kleinen schwarzen Punkten, die ab und zu schnörkel-
artig zusammenfließen, dicht und ganz regellos besetzt ist; solche
Tiere sind dann der Lacerta viridis zum Verwechseln ähnlich, können
aber von letzterer durch die gewöhnlich schwarz gefleckte Unterseite,
und bei eventuellem Fehlen auch dieses Merkmales doch durch die
in acht Längsreihen stehenden Ventralen sofort unterschieden werden.
Weit seltener kommt es vor, daß sich die Jugendfärbung teil-
weise oder fast ganz noch im Alter erhält, und sind dann solche
Tiere entweder dauernd olivenbraun, oder wenn schon grün werdend,
so doch in beiden Fällen mit 3—4 Längsreihen schwarzer, hell zen-
trierter Seitenocellen versehen, deren eine manchmal zu einem besser
hervortretenden Axillarfleck entwickelt sein kann; nur ist hier stets
auch der Rücken mit bald zerstreuten, bald wieder längsgereihten
schwarzen Makeln versehen. Bemerkenswert ist noch, daß, während
die Erhaltung der Jugendfärbung sonst nur bei Weibchen vorzu-
490 Lacertidae.
kommen pflegt, dies bei Schreiberi in beiden Geschlechtern ange-
troffen wird.
Der Pileus und die vorderen Gliedmaßen sind von Körperfarbe,
bei dunklen Stücken nur wenig, bei hellen aber sehr stark schwarz
gefleckt, bei letzteren auch das Rückenende samt den Hinterbeinen
sowie die Oberseite des Schwanzes bräunlich.
Die Unterseite ist gewöhnlich grüngelb, manchmal übrigens der
Bauch samt den Beinen selbst dottergelb, die Kehle in beiden Ge-
schlechtern häufig schön blau, welche Farbe sich oft bis auf die
Zügelgegend, ja ausnahmsweise über den ganzenKopf erstrecken kann;
der Schwanz ist meist perlgrau, seltener licht schokoladefarben.
In der Regel ist namentlich das Männchen auf der ganzen Unterseite
mit zahlreichen, vorwiegend rundlichen schwarzen Flecken besetzt;
oft aber sind diese schwarzen Zeichnungen nur auf den Rändern
der Bauchschilder, mitunter sogar nur der äußeren, zu bemerken, ja
manchmal selbst vollständig fehlend.
Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt etwa 20—30 cm.
Lacerta Schreiberi ist bisher nur aus dem Westen der Pyrenäischen
Halbinsel bekannt und ward daselbst sowohl im hohen Norden, in
Galicien und Asturien, als auch im äußersten Süden, in der Sierra de
Monchique in Algarve gefunden; daß die Art in allen dazwischen
liegenden Gebieten fehlen soll, ist kaum anzunehmen und wohl nur
der bisher leider noch immer sehr mangelhaften Durchforschung
jener Gegenden zuzuschreiben. Das Tier kommt sowohl in Wäldern,
als auch im Gebirge vor, hier bis über 800 m hinaufsteigend und ab-
weichend von seinen Verwandten zwischen Felstrümmern und ver-
fallenem Mauerwerk lebend.
19. Lacerta viridis: Caput altum, rostro modice acuminato. Scuto
frontali occipitali multo latiori. Postnasalia duo, supralabralia
anteriora quatuor. Tempora scutellis paucis, majusculis, supra-
temporalibus duobus, tympanali saepius nullo. Squamae notaei
oblongae, distincte carinatae, supracaudales apice acuminatae.
Collare dentatum, ventralium series sex. — Long. 30—40 cm.
Typus: Supra virdis, punctis atris intermixtis.
Seps varius Laur. Synops. reptil. pag. 172, tab. 3, fig. 2 (1768). —
Lacerta punctata Daud. Hist. nat. d. Rept. III, pag. 144 (1802). —
Lacerta chloronota Rafin. Caratt. alc. nuovi gen. e spec. anim.
d. Sicil. pag. 7, 16 (1810), — Lacerta smaragdina Meißn. Mus.
d. Naturg. Helvet. I, pag. 41 (1820. — Lacerta elegans Andrzej.
Amph. nostr. Nouv. Mem. soc. imp. natur. Mosc. pag. 328 (1832). — La-
certa viridis var. ı Fatio Vertebr. Suisse, III, pag. 72 (1872). —
Lacerta viridis var. versicolor De ,Betta, Erpetol. dpr0%
ven. ed. Tir. mer. Atti acad. agricolt. arti e commerc. Ver. XXXV, pag. I29
(1857). — Lacerta viridis var. c, d. Schreib. Herpetol. europ.
pag. 441 (1875).
var. a) Ut supra, sed capıte infra coeruleo.
Seps viridis Laur. l. c. pag. 62 (1768). — Lacerta cyano-
laema Glücksel. Böhm. Reptil. u. Amphib. Lotos, pag. ııı (1851). —
Podarcis cyanolaema Glücksel. Verh. d. zool. bot. Ges. Wien,
XIII, pag. 1134 (1863).
var.
var.
var.
var.
var.
var.
var.
var.
var.
juv.
Lacerta. h 49 I
b) Supra flavo-viridis, punctis atris creberrimis variegata.
Lacerta viridis Latr. Hist. nat. Salam. France, pag. XV, d (1800).
— Lacerta viridis var. punctata Dug. Mem. esp. genre Lac.
pag. 374 (1829). — Lacerta viridis var. f Schreib. l. c. pag. 442
(1875).
c) Supra viridis, aut olivacea, punctis lineolisque atris et flavis
irregulariter variegata.
Lacerta viridis var. mentocoerulea Bonap. Iconogr. Ital.
(1832). — Lacerta viridis var. variolata Dug. Mem. esp. Lac.
pag. 376 (1829). — Lacerta viridis var. cinereo-nigres-
cens De Betta l. c. pag. 129 (1857). — Lacerta viridis var. m
Schreib. 1. c. pag. 442 (1875).
d) Supra viridis aut olivacea, maculis majoribus nigrescentibus
irregulariter varıegata.
Lacerta viridis var. maculata Dug.|l.c. pag. 375 (1829). —
Naecertfa,viridis;war.,2. Fatio l. c..pag; 72.11872).
e) Supra atra, punctis flavidis crebris sparsa.
Lacerta viridis var. istriensis Wern. Reptil. u. Amphib.
Österr. Ung. pag. 32 (1897).
f) Supra atra, concolor.
Lacerta viridisvar. nigra Gachet Act. soc. Linn. Bord. VI, pag.
168 (1833). — Lacerta viridis var. holomelas Wern. l.c. pag.
33, 2 (1897).
Supra fusca, passim flavo-punctata.
Lacerta viridis var. fusca Bedrg. Bull. Soc. imp. nat. Mosc.
no. 3, pag. 76 (1881).
3
h) Supra laete viridis, concolor.
Lacerta viridis var. concolor Dag.|. c. pag. 374 (1829). —
Lacerta viridissima Fitzing. Vers. ein. Gesch. d. Menag. d.
österr. Hof. Sitzber. d. Akad. d. Wiss. Wien, X, pag. 653 (1853). — La-
certa viridis var. a. Schreib. 1. c. pag. 441 (1875).
i) Supra viridis aut fusca, nigro-maculata, striis supraciliarıbus
flavidıs aut albo-viridibus saepius nigro-limbatis (jun.).
Lacerta bilineata Daud.l.c. pag. 152, tab. XXXV, fig. ı (1803). —
Tawerta vwirıdıs war radıata Ding. 1.'c.'pag.'375' (8829) —
Lacerta bistriata Schinz Naturg. u. Abbild. d. Reptil. pag. 100,
tab. :37, fig. 1 (1833).
k) Ut supra, sed etiam strüis subocularibus, saepius in maculas
solutis, plus minusve expressıs.
Läcerta viridis var. quadriradiata Dum. Bibr. Erpet.
gen. V, pag. 8 (1839).
]) Supra viridis aut olivacea, lateribus nigro-Punctatis; scuto
masseterico maximo.
Lacerta viridis var. Vaillanti Bedrg. Beitr. z. Kenntn. d.
Lacert. Fam. Abh. Senckenb. naturf. Ges. XIV, pag. 79 (1886).
Supra fuscescens, lateribus interdum virescentibus nonnumquam
lineis albidis duabus haud raro interruptis.
Lacerta sericea Daud.l. c. pag. 224 (1803).
492 Lacertidae.
Der Körper ist walzig und ziemlich kräftig, der Kopf ist mäßig
groß, höchstens um die Hälfte länger und nicht viel niedriger als breit,
oben von hinten nach vorne in sanfter Wölbung abfallend, in der
Backengegend mäßig erweitert, mit gerade oder kaum merklich
geschweift zugespitzter Schnauze; die Zügelgegend fällt steil ab,
der vor und hinter den Augen gelegene Teil derselben ist ziemlich
gleich lang. Der Pileus, dessen Schilder meist ziemlich flach und
eben sind, ist etwa dreimal, der Abstand von der Schnauzenspitze
bis zum Halsband höchstens zweimal in der Rumpflänge enthalten.
Der Hals ist meist etwas dicker als der Kopf, nach rückwärts jedoch
deutlich eingezogen. Die Vorderbeine erreichen an den Kopf angelegt,
in der Regel die Nasenlöcher, die hinteren höchstens die Achseln.
Der gegen die Spitze stark verdünnte Schwanz ist im unverletzten
Zustande mindestens von doppelter Körperlänge.
Das Rostrale ist etwa doppelt so breit als hoch, sein von oben
sichtbarer Teil mindestens so lang als die gemeinschaftliche Supra-
nasalnaht. Das Internasale ist ge-
wöhnlich, bei großen Stücken aber
auch mitunter kaum breiter als lang,
mit fast durchwegs scharfen Ecken.
Die Präfrontalen sind etwa so lang
wie der Abstand der hinteren Inter-
nasalecke von der Schnauzenspitze,
ihre Außenseiten gerade. Das Frontale
ist verhältnismäßig breit, nach vorne
nur schwach erweitert und meist in
stumpfem Bogen nicht weit zwischen
die Präfrontalen eingeschoben, hinten
ES uumeh äußerst stumpfwinklig, ja manchmal
nahezu gerade abgestutzt; es ist etwa
so lang wie seine Entfernung von der
Schnauzenspitze und stets breiter als der Discus palpebralis. Dieser
ist schmal, sein Vorderschild viel größer als das hintere und in-
folgedessen die zwischen beiden befindliche Quernaht dem Hinter-
rande des Frontale sehr genähert. Die zwischen Discus und Supra-
ciliaren gewöhnlich vorkommenden Körner sind meistens mehr oder
weniger reduziert und bilden wohl nur ausnahmsweise eine bis zum
ersten Supraokulare reichende ununterbrochene Längsreihe. Das
nach rückwärts meist merklich verengte Interparietale ist in der Regel
länger und häufig auch breiter als das Occipitale. Die Parietalen
sind viel länger als breit, nach außen und hinten verrundet.
Das über der vordersten Supralabialnaht gelegene Nasenloch ist
hinten von zwei genau übereinanderstehenden Postnasalen begrenzt,
von denen das untere öfters größer ist als das obere. Das dem zweiten
Supralabiale schief aufgesetzte Zügelschild ist etwa doppelt so breit
als ein einzelnes und eben so hoch als beide Postnasalen zusammen,
das Frenookulare so lang als seine Entfernung von der Schnauzen-
spitze. Supraciliaren sind 4—6, vordere Supralabialen vier, hintere
meist 2—3 vorhanden. Die Schläfen sind mit ziemlich großen und daher
wenig zahlreichen flachen Schildern von unregelmäßig polygonaler
Lacerta viridis Laur.
Lacerta. j 493
Form bedeckt, unter denen mitunter ein größeres als Massetericum
anzusprechendes nicht selten besser hervortritt. Das Tympanale
fehlt häufig, dagegen sind fast immer zwei große, den ganzen Außen-
rand der Parietalen säumende Supratemporalen entwickelt. Die
zwischen den Postokularen und der Ohröffnung sowie zwischen den
Supralabialen und Supratemporalen befindlichen Schläfenschilder
erreichen wohl kaum jemals die Zahl von 20, können aber selbst
bis auf 6 herabsinken; in den meisten Fällen sind deren 8&—ı4 vor-
handen. Die Körperschuppen, deren durchschnittlich zwei Reihen
auf ein Ventrale gehen, sind am Halse kleiner und körnig, werden
aber bald mehr schmal und gestreckt und sind ihrer ganzen Länge
nach sehr deutlich gekielt, die Kiele selbst auch an den nach unten zu
breiter und flacher werdenden Seitenschuppen wenigstens mit der
Lupe und bei günstiger Beleuchtung, obwohl allmählich schwächer
werdend, so doch bis zur letzten Reihe gut zu erkennen. Die Schuppen
der Hinterbeine sind kleiner, an den Schenkeln nur nach vorne zu,
auf den Schienen durchaus gekielt. Die oberen Schwanzschuppen
sind scharf dachig gekielt, am Hinterrande spitz ausgezogen.
Die Zahl der Sublabialen beträgt 7—8. Die Kehlschuppen sind
ziemlich groß, nach rückwärts nicht merklich vergrößert, die Kehl-
furche deutlich, das aus 6—ı2 großen Schuppen bestehende Hals-
band grob gezähnt. Die Ventralen stehen in sechs!) Längsreihen
deren mittlere die schmälsten sind, die Oberschildchen haben etwa
die doppelte Größe der daranstoßenden Schuppen. Die Unterseite
der Schenkel ist mit 3—4 Reihen flacher Schuppen besetzt und von
II—20, gewöhnlich aber von 15—ı8 Poren durchzogen; das Anale
ist meistens gut doppelt so breit als lang, vorne von 6—Io Schuppen
umgeben, deren mittlere oft vergrößert sind. Die unteren Kaudal-
schuppen sind anfangs schwach, weiterhin schärfer gekielt, ihr Ende
nur anfangs verrundet, dann aber in eine ziemlich lange und scharfe
Spitze ausgezogen; von den zwei Mittelreihen derselben sind höchstens
die im ersten Wirtel stehenden breiter als lang.
Bei jungen Tieren ist das Frontale länger und schmäler, die ande-
ren Pileusschilder dagegen breiter als bei Erwachsenen; desgleichen
sind auch die Supraciliarkörner Senn noch mehr reduziert,
ja nicht selten ganz fehlend.
Die Färbung ist nach Alter, Geschlecht und Standort vielen
Verschiedenheiten unterworfen. Ganz junge Tiere sind oberseits
einfarbig lederbraun, grau- oder braungrün, welche Farbe bei etwas
größeren Stücken namentlich gegen die Seiten zu in ausgesprocheneres
Grün übergeht, so daß dann eine bräunliche Rücken- und eine grün-
liche Seitenzone meist ziemlich gut unterschieden werden kann. Zu
1) Bei drei von M&hely bei Ogulin in Kroatien erbeuteten Exemplaren
betrug die Anzahl der Ventralen acht; bei denselben war auch das Frontale merklich
kürzer als dessen Abstand von der Schnauzenspitze, der Discus palpebralis von keinen
oder nur ein paar vereinzelten Körnern gesäumt, die auffallend langen Supraciliaren
nur in der Zahl von 2—4 vorhanden, das Occipitale breiter und kürzer als das Inter-
parietale und die Seitenschuppen nicht vergrößert. Diese Form, welche übrigens in
Färbung und Zeichnung von der typischen nicht abweicht, ward von ihrem Ent-
decker in den Annal. mus. nation. hungar. v. Jh. 1905 pag. 304 als var. intermedia
beschrieben.
4 9 4 Lacertidae.
dieser eintönigen Färbung gesellen sich dann später einzelne, dunkle,
oft mehr oder weniger deutlich gereihte Flecken hinzu, mitunter auch
zwei zu seiten des Rückens hinziehende, aber meist nur schwach
hervortretende hellere Längsstreifen. Die ferneren Veränderungen
des Tieres sind im allgemeinen nach den Geschlechtern ziemlich
verschieden; so setzt sich beim Männchen die Grundfarbe der Ober-
seite immer mehr ins Grüne um, während die bei Jüngeren auf-
getretenen schwarzen Flecken durch allmählich weiter gehende
Zerteilung zugleich immer kleiner werden, zwischen die stets vor-
herrschender werdende grüne Hautfärbung bald nur als dunkle
Punkte eingestreut erscheinen und mit zunehmendem Alter endlich
oft gänzlich verschwinden, so daß sehr alte Exemplare häufig fast
ganz rein und einfarbig sind. Doch kommt diese Form (var. con-
color Dug.) nicht bloß den Männchen, sondern mitunter auch den
Weibchen zu, nur ist bei diesen die Grundfarbe dann gewöhnlich
viel heller und meist noch weniger mit schwarzen Flecken unter-
mischt, als im anderen Geschlechte. Bei mittelgroßen Männchen
zeigt sich hingegen das Grün sehr oft mit gelben, braunen und schwar-
zen, gegen den Kopf zu manchmal selbst mit blauen Schuppen in sehr
verschiedenartiger Weise gemischt, wobei bald die eine, bald die andere
Farbe vorherrschen kann und durch Zusammenstoßen von gleich-
farbigen Schuppen häufig unregelmäßige Striche und Schnörkeln
entstehen (Lacerta variolata Dug.). Mitunter treten die schwarzen
Schuppen partienweise zusammen und bilden hiedurch mehr oder
weniger zahlreiche und meist ziemlich gedrängt stehende schwarze
Flecken, weit seltener größere voneinander mehr entfernte und
isolierte derartige Makeln (var. maculata Dug.).. Ausnahmsweise
kommt es auch vor, daß die schwarzen Zeichnungen so ausgedehnt
und häufig werden, daß sie die Grundfarbe bis auf vereinzelte Schup-
pen fast, ja in seltenen Fällen selbst ganz verdrängen, wodurch
dann solche Stücke eine vorherrschend (var. zstriensis Wern.) oder
sogar ganz einfarbig tiefschwarze Oberseite erhalten (var. nigra
Gach.). Doch treten derlei Tiere nicht als ständige, an bestimmte
Lokalitäten gebundene Formen oder Rassen auf, sondern kommen
als große Seltenheiten höchst vereinzelt an den verschiedensten
Orten unter und zwischen den normal gefärbten vor und sind daher
auf alle Fälle nur als durch Überhandnehmen und Zusammenfließen
der schwarzen Flecken entstandene Varietäten zu betrachten, die
den bei anderen Lacerten vorkommenden melanotischen Formen
durchaus nicht gleichzustellen sind.
Das häufigere Auftreten schwarzer Flecken ist vorwiegend
bei Weibchen zu bemerken und wäre es nicht unmöglich, daß die
letzterwähnten Nigrinos gerade oder wenigstens meistens diesem
Geschlechte angehören. Bei demselben ist häufig auch die ganze
Oberseite braun gefärbt und treten auch sehr oft gelbe oder weiß-
grüne Supraciliar-, selten noch Subokularstreifen auf, so daß dann
derartige Tiere eine sehr ausgesprochene Längsstreifung zeigen;
solche Stücke sind unter den Namen var. bilineata Dug. und guadri-
radiata D. B. bekannt, in älteren Sammlungen auch mitunter als
Lacerta Michahellesii Fitzg. aufgestellt. Doch sind diese Streifen
Lacerta. j | 495
nicht immer ganz und zusammenhängend, sondern oft auch mehr
oder weniger in hintereinanderstehende Flecken oder Striche auf-
gelöst, was besonders bei den subokularen häufig ist. Manchmal
setzen sich die schwarzen Flecken auch zu beiden Seiten des Supra-
ciliarstreifens an, und indem sie in diesem Falle sehr oft der Länge
nach zusammenstoßen, bilden sie dann zwei den obgenannten Streifen
einsäumende schmale Binden, welche die helle Mittellinie besonders
gut hervortreten lassen. Bei einem einzigen, aus dem südlichsten
Ungarn stammenden Exemplare meiner Sammlung zeigt sich an der
Innenseite des Supraciliarstreifens eine starke schwarze Flecken-
binde, welche am Rumpfende mit der der anderen Seite zusammen-
stoßend ein bis über die Schwanzmitte fortgesetztes breites schwarzes
Mittelband bildet, welches seitlich hell gesäumt ist, während die
Seitenflecken des Rumpfes zu einer ähnlichen der mittleren parallelen,
aber viel schmäleren Längsbinde vertließen.
Auf der zu den Cycladen gehörenden Insel Milo lebt eine voll-
kommen gleichfarbig braun gefärbte Form (var. fusca Bedrg.). Dieser
ähnlich ist die um Konstantinopel wohnende Varietät Vaillanti
Bedrg., nur daß letztere öfters, wenigstens am Rücken, mitunter
aber auch ganz grün und an den Seiten fast immer schwarz punktiert
ist; auch ist sie von geringerer Größe als die Stammform und zeichnet
sich überdies durch die außerordentliche Entwicklung des Masse-
tericums aus, welches so groß ist, daß es fast die ganze Schläfen-
gegend bedeckt und gewöhnlich: von den hinteren Supralabialen
bis zu den Supratemporalen reicht.
Der Pileus ist bei allen Formen teils von Körperfarbe, weit öfters
aber bräunlich, bei jüngeren Tieren fast immer einfarbig oder mit
wenig merkbaren schwärzlichen Pünktchen, ım Alter aber und
namentlich im männlichen Geschlechte sehr häufig mit zahlreichen,
lichtgelben oder hellgrünen, fast immer fein schwärzlich umrandeten
Makeln besetzt. Die Beine und der Schwanz sind wie der Körper,
letzterer jedoch häufig auch in größerer oder geringerer Ausdehnung
braungelb gefärbt; dabei ist derselbe wenigstens in der hinteren
Hälfte fast immer einfarbig und zeichnungslos, an der Basıs dagegen
durch Fortsetzung der Rumpfzeichnung mitunter noch mit mehr
oder weniger, oft sogar längsbindenartig zusammentretenden schwar-
zen Flecken versehen, die manchmal noch von dem hellen Supraciliar-
streifen begleitet sind.
Die Unterseite ist immer ungefleckt, hell grünlich- oder schwefel-
gelb, die Kehle nicht selten tief blau; letztere Färbung ist übrigens
nicht immer als Hochzeitskleid oder als ein Attribut des Männchens,
sondern häufig als eine rein lokale Eigentümlichkeit zu betrachten,
indem in manchen Gegenden alle erwachsenen Tiere ohne Unterschied
der Geschlechter vom ersten Frühjahr bis zum Spätherbste eine
blaue Kehle besitzen, während diese anderweitig niemals oder nur
beim Männchen und zur Brunstzeit angetroffen wird.
Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt 30—40 cm, frisch
ausgekrochene sind etwa 8—g cm lang.
Lacerta viridis ist eine äußerst flinke, scheue und behendige
Echse, welche sich am liebsten an trockenen, hellen und sonnigen
496 Lacertidae.
Orten aufhält, besonders wenn selbe mit Gesträuch und Buschwerk
bestanden sind. Kahle Felspartien, vegetationsarme Strecken sowie
den dichten Wald vermeidet sie; auch in der Nähe menschlicher
Wohnungen läßt sie sich nicht gerne nieder; in lichten Wäldern ist
sie dagegen namentlich in Schneißen und an Wegrändern, auf Kahl-
schlägen u. dgl. eine ganz gewöhnliche Erscheinung. Hier pflegt
sie sich besonders gerne auf Baumstrünken und größeren Stämmen
zu sonnen, läuft mit großer Gelenkigkeit auf den letztern auf und ab,
klettert bei Verfolgung immer weiter hinauf und springt, sich auch
hier nicht mehr sicher fühlend, wohl auch aus ziemlicher Höhe auf
den Boden hinab, um dann hier wieder in raschem Laufe weiter zu
fliehen. Bei solcher Gelegenheit weicht sie auch einem kleineren
Wasserlaufe nicht aus und vermag mit ziemlicher Gewandtheit
schwimmend leicht das ihr Rettung verheißende jenseitige Ufer zu
erreichen. Ist ihr aber die Möglichkeit der Flucht abgeschnitten,
so stellt sie sich dem Verfolger mutig entgegen, sperrt drohend den
Rachen auf und springt wohl auch auf die sich ıhr nähernde Hand
zu, um sich in derselben zu verbeißen. Ihr Biß ist wegen der großen
Kraft ihrer Kiefer immerhin nicht angenehm, zumal sie, einmal
festgebissen, oft lange Zeit hindurch nicht auszulassen pflegt; ich
habe mitunter so ein kampfbereites Tier in den Stock beißen lassen
und es dann an demselben oft weite Strecken lang getragen, bevor
es wieder losließ. Um sich, von so einer Eidechse gebissen, von der-
selben zu befreien, tut man am besten, ihr Tabaksrauch an den Kopf
zu blasen, wo sie dann alsbald losläßt. Viridis ist überhaupt ein
streitbares und wehrhaftes Tier, das sich selbst gegen ıhr an Größe
vielfach überlegene Verfolger oft sieghaft verteidigt. So hatte ich
einst einer über meterlangen Zamenis carbonarius eine solche Ei-
dechse als Futter in den Käfig gegeben; da die Schlange dieselbe
beim ersten Vorschnellen verfehlt hatte, gelang es der sich plötz-
lich ihrem Angreifer zuwendenden Echse, den Kopf ihres Feindes
mit den Kiefern zu erfassen, wobei sie denselben förmlich platt
drückte, so daß der unglücklichen Zamenis das Blut aus Mund und
Nasenlöchern quoll und die Augen weit aus ihren Höhlen heraus-
gepreßt wurden. Das arme Opfer, welches sich von ihrem Angreifer
vergebens zu befreien suchte, ging, nachdem letzterer nach längerer
Zeit die bereits ermattete Schlange endlich losgelassen hatte, infolge
der ihr durch die Eidechse zugefügten schweren Verwundung nach
etwa zwölf Stunden ein.
Sehr merkwürdig ist der Umstand, daß dieses sonst so mutige
und kampfbereite Tier, wenn es ganz plötzlich in seinem Verstecke,
beispielsweise unter einem aufgehobenen Stein, überrascht wird,
weder an Flucht noch an Verteidigung denkt, sondern in diesem
Falle wie gelähmt unbeweglich sitzen bleibt und sich, falls man
nur nicht zu lange zögert, ruhig mit der Hand ergreifen läßt.
Viridis hält sich in nördlicheren Gegenden mehr in der Ebene
und im Hügellande auf und geht daselbst selten über 600 m hinauf;
weiter nach Süden zu trifft man sie aber schon in bedeutenderen
Höhen, so beispielsweise schon in Tirol bis zu IIoo, in der Schweiz
bis zu I300 m hoch an. In Bosnien ist sie nach Tomasini auf
Lacerta. 497
Bergen von 800—1000 m noch eine ganz gewöhnliche Erscheinung,
ja in der Herzegowina selbst bei I500 m Meereshöhe stellenweise
noch recht häufig anzutreffen. Sie haust hier unter Wurzelwerk,
in hohlen Bäumen, unter großen Steinen und dichtem Pflanzen-
gewirr, am liebsten aber in Erdhöhlen, die sie teils schon zu ihrem
Gebrauch geeignet vorfindet, teils auch, falls der Boden nicht zu
fest ist, selbst gräbt. Sie wühlt sich dann oft meterlange Gänge,
die sie am Ende zu einer Art Kammer erweitert und daselbst mit
Moos oder. trockenem Gras anfüllt. In diese Schlupfwinkel zieht
sie sich bei Nacht und ungünstiger Witterung, sowie auch während
der kalten Jahreszeit zurück. Zur Erleichterung der Flucht sind bei
einem solchen Baue mitunter vom Hauptgange noch mehrere nach
außen führende Röhren angelegt.
Die Nahrung besteht vorzugsweise aus Gliedertieren, sehr häufig
werden aber auch Eidechsen und deren Eier, junge Blindschleichen
sowie frisch ausgekrochene Schlangen u. dgl. gefressen.
Die Eier, deren Anzahl 5—ı3 beträgt, sind weißlichgelb und
bei etwa 8 mm Durchmesser 17—I8 mm lang. Sie werden in eine
mit Erde zugedeckte Grube gelegt und ihre Ausbrütung der Sonnen-
wärme überlassen.
Lacerta viridis hat eine ziemlich weite Verbreitung, indem sie
vom äußersten Westen bis zum äußersten Osten Europas fast un-
unterbrochen zu finden ist. Auf der Pyrenäischen Halbinsel kommt
sie sowohl in Spanien als auch in Portugal vor, bewohnt aber daselbst
mehr die nördlichen Distrikte, da sie in den südlicheren Teilen des
Landes im Kampfe ums Dasein von der bedeutend größeren und
stärkeren Lacerta ocellata zu sehr beeinträchtigt wird. Von Spanien
tritt sie dann durch die Pyrenäenpässe nach Frankreich über, hier
aber umgekehrt in den südlichen Provinzen häufiger, nach Norden
zu entschieden seltener und über Paris hinaus nicht mehr vorkom-
mend; sie ist daher auch weiter aufwärts in Luxemburg, Belgien und
den Niederlanden, sowie auch in ganz Großbritannien und Irland
nicht mehr zu finden, wird aber merkwürdigerweise auf der im Westen
von der Normandie gelegenen Insel Jersey wieder angetroffen. Von
Frankreich geht dann die Art durch die westliche und südliche Schweiz
nach Italien über, wo sie sowohl auf dem Festlande und den benach-
barten Inseln (mit Ausnahme von Sardinien und Korsika) allent-
halben sehr verbreitet ist. Desgleichen erstreckt sie sich von hier aus
durch Südtirol, das österreichische Littorale und Dalmatien, wo-
selbst sie nur an den Küstenstrichen durch major vertreten wird,
über die ganze Balkan-Halbinsel, hier überall in Menge vorkommend.
In östlicher Richtung finden wir das Tier durch Ungarn und die
Karpathenländer längs der Nordküste. des schwarzen Meeres durch
Ciskaukasien bis an den Kaspisee und zur Wolga verbreitet, welcher
Fluß jedoch nicht mehr überschritten wird; nach Norden hin ist es
jedoch nur stellenweise anzutreffen, indem es dem Laufe der Flüsse
folgend seinen ursprünglichen Verbreitungsbezirk hie und da ziem-
lich weit überschreitet. So ist unsere Eidechse aus Frankreich
längs der Mosel durch Deutsch-Lothringen bis in die Rheinprovinz
und längs des Oberrheins etwa bis zu den unteren Maingegenden
Schreiber, Herpetologia europaea. 32
498 Lacertidae.
vorgedrungen und geht auch von Ungarn aus die Donau hinauf
nach Österreich über, wo sie namentlich in der Wiener Gegend nicht
selten, einzeln aber auch bis an die bayerische Grenze zu finden ist.
Von Österreich zieht sich dann die Eidechse durch Böhmen, Mähren
und Schlesien nach Preußen, woselbst sie zwischen der Elbe und
Oder bis zur Ostsee hinauf vorkommt, dagegen dem ganzen Land-
striche zwischen Rhein und Elbe fehlt. Um die Mitte des vorigen
Jahrhunderts soll sie selbst noch auf der Insel Rügen vorgekommen
sein, doch ward sie daselbst in neuerer Zeit nicht mehr gefunden.
Die Grünechse ist nach meiner Meinung die intelligenteste aller
einheimischen Lacerten und infolgedessen eines so hohen Grades
von Zähmung fähig, wie keine andere Art ihrer Gattung. Obwohl
frisch eingefangen oft wild und unbändig und den sich nähernden
Pfleger mit aufgesperrtem Rachen kampfbereit erwartend, legt sie
doch diese üblen Eigenschaften meist schon in kurzer Zeit ab und
lernt den Menschen als ihren Freund und Futterspender bald kennen;
sie verliert ihre ursprüngliche Scheu, ergreift bei der Ankunft ihres
Herrn nicht mehr die Flucht und nimmt ihm auch bald die vor-
gehaltene Nahrung aus der Hand. Ich hatte Exemplare davon,
die nach gar nicht langer Gefangenschaft schon so kirre waren, daß
man sie widerstandslos aus dem Käfig herausnehmen und auf den
Tisch setzen konnte, wo sie dann ruhig sitzen blieben, sich abfüttern
und gesättigt hierauf wieder ebenso geduldig ins Terrarium zurück-
geben ließen. Es ist daher diese Art dem Reptilienliebhaber um
so mehr zu empfehlen, als sie nicht sehr empfindlich ist und stets
leicht beschafft werden kann.
Ich will diesen Artikel nicht schließen, ohne noch der so viel
umstrittenen grünen Eidechsen aus dem südlichen Rußland zu ge-
denken, die ebenso oft für virıdis, als auch für exigua erklärt wurden.
Die in meiner Sammlung von daher stammenden grünen Lacerten
sind unzweifelhafte viridis, und wenn auch die als var. colchica be-
schriebene Form der agilis unserer Echse oft recht ähnlich sieht,
so war ich doch niemals in Verlegenheit, wozu ich das eine oder das
andere dieser Tiere zu stellen hatte. Schon der Habitus ist ein ganz
anderer und läßt den geübten Herpetologen über die Bestimmung
nicht leicht in Zweifel. Viridis ist stets derber und kräftiger und
zeigt in den meisten Fällen ein anderes Farbenmuster als colchica.
Bei dieser sind, wenn die Oberseite auch noch so schön grün ist, doch
fast immer noch die Spuren der exigua-Zeichnung zu bemerken,
so namentlich mehr oder weniger erhaltene schwarze Fleckenreihen
am Rücken und weißliche, dunkel umrandete Ocellen an den Seiten.
Aber selbst beim Fehlen dieser Merkmale half mir der Pileus aus der
Klemme, der bei exigua stets dunkel, bei virıdıs dagegen immer
mit den für diese Art charakteristischen hellgrünen, schwarz um-
säumten Makeln versehen ist.
Sollten aber wirklich einmal diesen zwei verschiedenen Arten
angehörende Stücke gefunden werden, die in Färbung und Zeichnung
absolut übereinstimmen, so wäre die Unterscheidung allerdings
schwierig, ja dem Nichtfachmanne durch eine Beschreibung kaum
zugänglich zu machen, da die Beschuppung und Beschilderung beider
Lacerta, 499
Arten — wenn man von den manchmal bei viridis noch vorkommenden
Supraciliarkörnern absieht — vollkommen gleich ist und dann nur
mehr der verschiedene Habitus übrigbleibt, der aber selbst durch die
minutiöseste Beschreibung nicht klargemacht und nur von dem durch
vieles Material geschärften Blick des Fachmannes erfaßt werden
kann.
22. Lacerta major: Caput magnum, altum, rostro valde sıinuato-
acuminato, disco palpebrali granorum serie limbato, scuto frontalı
occipitali multo latiore. Postnasalia duo, swpralabialia anteriora
quatuor. Tempora scutellis numerosis minusculis, tympanalı
semper distincto. Squamae notaei longulae, distincte carinatae,
supracaudales postice acuminatae. Collare dentatum, ventralium
series oc. — Long. 40—60 cm.
Lacerta viridis Bibr. Bory Exped. scient. Mor. Zool. pag. 66, tab.
X, fig. ı (1832). — Lacerta quinque-vittata Erh. Fauna
d. Cyclad. I, pag. 80 (1858). — Lacerta viridis var. punctata
ettrilineata Bedrg. Beitr. z. Kenntn. d. Lacert. Fam. Abh. Senckenb.
naturf. Ges. XIV, pag. 82, 4, 83, 5 (1886). — Lacerta viridis var.
major Bouleng. Catal. Liz. Brit. Mus. III, pag. 16 (1887).
Typus: Supra flavo-virescens aut viridis, dense nıgro-Punctata, inter-
dum plerumque in feminis pallide tri-vel quinque-striata.
juv. Supra obscure olivacea, striis quinque albıs aut flavidis, infimis
saepe macularibus, per corporis longitudinem decurrentibus.
var. a) Supra flava, parce nigro-punctata (Graecia).
Tropidosaura algira Ehrh. |. c. pag. 80 (1858). — Lacerta
viridis var. aurata Bedrg. Amphib. u. Reptil. Griechl. Bull. soc.
imp. Mosc. pag. 102 (1882).
var. b) Supra viridis, atro-sparsa, dorso pallide trivittato inter strias
supraciliares nigrescente (Dalmat.).
var. c) Supra viridis, maculis lateralibus coeruleis seriatis (Dalmat.).
Nächst Lacerta ocellata unsere größte einheimische Eidechse.
. Der Körper ist kräftig, der Kopf ziemlich groß, etwas breiter als
hoch, am Scheitel flach, nach vorne in fast gerader Linie schwach
abfallend, am Internasale etwas gewölbt, mit verhältnismäßig kurzer
und namentlich im männlichen Geschlechte ‚stark geschweift zuge-
spitzter Schnauze und senkrecht abfallender Zügelgegend; nach
rückwärts ist derselbe etwa vom Vorderwinkel der Augen an bis
gegen die Mitte der Schläfen unten stark backenartig aufgetrieben,
seine größte Breite am sechsten Supralabiale erreichend, von da bis
zur Ohröffnung wieder eingezogen. Der Rumpf ist ziemlich ver-
rundet, der Schwanz zweimal so lang als der übrige Körper.
Der Pileus ist im Alter sehr rauh und uneben und in der Mitte
der Länge nach furchenartig vertieft; er ist etwa dreimal, die Ent-
fernung zwischen Schnauzenspitze und Halsband aber höchstens
zweimal im Rumpfe enthalten. Das Rostrale ist gut doppelt so breit
als hoch, sein von oben sichtbarer Teil gewöhnlich länger als die
gemeinschaftliche Supranasalnaht, das Internasale breiter als lang,
quer rhombisch mit stark gebogenen Seiten. Die Präfrontalen sind
ziemlich breit und höchstens so lang wie der Abstand der hinteren
32*
500 Lacertidae.
Internasalspitze vom Schnauzenende Das Frontale ist relativ
kurz und breit, häufig viel kürzer als seine Entfernung von der
Schnauzenspitze, nach rückwärts nur wenig verschmälert, vorne
nicht weit zwischen die Präfrontalen eingeschoben, die Hinterseiten
schwach bogig und in äußerst stumpfem Winkel zusammenstoßend.
Von den vier Supraokularschildern ist das erste auffallend klein, oft
nur körnerartig, ja manchmal sogar ganz fehlend, das vierte dagegen
ungewöhnlich groß, etwa halb so lang wie das vor ihm stehende
dritte. Der Discus palpebralis ist schmäler als das Frontale, sein
Außenrand stets von einer zusammenhängenden, wenigstens bis zur
Mitte des zweiten Supraokulare reichenden Körnerreihe gesäumt,
das hintere Discusschild kleiner als das vordere.ı Die Frontoparie-
talen sind länger als breit, seitlich mehr oder weniger lappenartig
erweitert, das Interparietale ist
bedeutend kleiner als das Oc-
cipitale, die Parietalen sind nach
außen stark gerundet erweitert.
Die über der ersten Supra-
labialnaht liegenden Nasenlöcher
sind groß, rund, das Rostrale
stets und oft in ziemlicher Aus-
dehnung berührend. Von den
zwei genau übereinanderstehen-
den Postnasalen ist das untere
gewöhnlich kleiner und liegt dem
ersten, manchmal aber auch noch
dem zweiten Supralabiale auf,
das schief nach oben und vorne
gerichtete Frenale ist etwa doppelt
Fig. rot. so breit wie die Postnasalen und
Lacerta major Bouleng. (JS adult. dem zweiten Supralabiale auf-
gesetzt. Das Frenookulare ist
groß, länger als hoch, mindestens so lang wie sein Abstand vom
Vorderrande des Nasenloches, nicht selten aber auch so lang wie seine
Entfernung von der Schnauzenspitze. Supraciliaren sind meistens
sechs, Präokularen zwei vorhanden, das hintere derselben mit scharfer,
auf das Subokulare fortgesetzter Kante. Die Zahl der vorderen
Supralabialen beträgt in der Regel vier, die der hinteren zwei. Die
Schläfen sind mit zahlreichen, nach hinten kleiner werdenden Schildern
bedeckt, deren Zahl wohl niemals bis 20 herabgeht, häufig aber auch
bis 50 ja selbst darüber ansteigen kann. Ein größeres, etwa als
Massetericum geltendes Schildchen ist zwischen denselben kaum
zu bemerken, wohl aber sind oben fast immer zwei große, den ganzen
Außenrand der Parietalen säumende Supratemporalen sowie auch
ein gut entwickeltes Tympanale vorhanden, welches nicht ganz bis
zur Mitte der Ohröffnung herabreicht. Die Körperschuppen, von
denen zwei Querreihen einem Ventrale entsprechen, sind im Nacken
rundlich körnig, werden aber weiterhin bald mehr gestreckt ei- odeı
zungenförmig und sind ihrer ganzen Länge nach sehr scharf gekielt,
längs der Kiele eingedrückt, nach den Seiten zu nur wenig vergrößert,
Lacerta. ! 501
die Kiele aber auch hier, wenngleich schließlich sehr fein werdend,
so doch bis zu den Ventralen hin deutlich sichtbar. Die Schuppen
der Hinterbeine sind größer als am Rumpfe, rhombisch und ebenfalls
scharf gekielt, wie die oberen Schwanzschuppen die hinten in eine
ziemlich kurze Spitze ausgezogen sind.
Die Anzahl der Sublabialen beträgt 7—8, die Kehlschuppen
sind groß, vor der sehr deutlichen Kehlfurche schief, hinter derselben
quer sechseckig. Das meistens aus neun Schuppen bestehende Hals-
band ist sehr stark gezähnt. Die Ventralen stehen in acht Längs-
reihen, die zwei mittelsten sind schmäler, die zwei äußersten kaum
halb so groß wie die daranstoßenden, die Oberschildchen fehlen,
die Schenkel haben unten gewöhnlich vier Schuppenreihen und meist
etwa sechzehn Poren. Das Anale ist über doppelt so breit als lang,
vorne von 8&—Io Schuppen umgeben, deren mittlere stark vergrößert
sind. Die unteren Schuppen des Schwanzes sind anfangs glatt und
werden erst im Verlaufe seiner zweiten Hälfte deutlicher gekielt,
ihre Form ist an der Schwanzwurzel mitunter selbst zungenförmig,
das Ende derselben fast in ihrem ganzen Verlaufe abgestutzt oder
verrundet und höchstens ganz nach hinten zu spitz ausgezogen,
von den zwei Mittelreihen nur die des ersten Wirtels manchmal
breiter als lang.
Bei jungen Tieren ist der Kopf hinten nicht backenartig auf-
getrieben, der Discus palpebralis etwa so breit wie das Frontale und
außen schon immer, wenn auch bei sehr kleinen Stücken nur von
wenigen Körnern gesäumt, das Occipitale kleiner als das Inter-
parietale, die Oberschildchen ziemlich deutlich und die unteren
Schwanzschuppen schon gleich hinter der Basis sichtbar gekielt.
In Färbung und Zeichnung ist ZLacerta major sehr beständig.
Das erwachsene Tier zeigt auf der Oberseite eine lichte span- oder
gelb-, seltener grasgrüne Färbung, welche mit äußerst dichter schwar-
zer Sprenkelung versehen ist, die dadurch entsteht, daß am Rumpfe
jede Schuppe einen, am Schwanze dagegen und an den seitlichen
Kopfschildern mehrere schwarze Punkte besitzt. Der Pileus ist
durch die daselbst in sehr großer Menge auftretenden derartigen
Punkte vorwiegend dunkelgefärbt, und bleibt auf demselben die
helle Grundfarbe nur in Form zahlreicher unregelmäßiger kleiner
Flecken und Schnörkel zurück. Nur die Schnauzenspitze ist ge-
wöhnlich bräunlich und ungefleckt, desgleichen wird auch die hintere
Schwanzhälfte häufig bräunlich, während die schwarzen Körper-
flecken nicht selten auch auf die obersten Ventralen übergehen.
Die Unterseite ist immer einfarbig blaßgelb, die Kehle beim Männ-
chen meist ins Grünliche, beim Weibchen mitunter ins Zitronengelbe
ziehend. Die letzteren, ausnahmsweise auch die ersteren, sind über-
dies am Rumpfe noch gewöhnlich mit 3—5 hellen Längsstreifen ver-
sehen, was fast immer auch bei jungen Tieren der Fall ist, nur daß
bei diesen die Grundfarbe der Oberseite dunkel olivenbraun, der
Pileus wie überhaupt der ganze Körper ungefleckt und der Sub-
okularstreifen in der Regel in eine Reihe hintereinanderstehender
Ocellen aufgelöst ist.
Eine auf der Cykladeninsel Tinos lebende Form, bei welcher
502 ’ Lacertidae.
die grüngelbe Oberseite in ein ausgesprochenes Zitronen-, ja selbst
lebhaftes Goldgelb bei oft ziemlich zurücktretender schwarzer Punk-
tierung umsetzt, ward von Bedriaga als var. aurata bezeichnet.
Bei einem aus Zara erhaltenen, 47 cm langen Männchen meiner
Sammlung ist die grasgrüne Oberseite mit zahlreichen, aber nicht
scharf begrenzten schwarzen Flecken versehen, welche nur drei
ziemlich breite Längsstreifen der Grundfarbe freilassen. Zwischen
diesen hiedurch heller erscheinenden Linien stehen die oberwähnten
dunklen Flecken so dicht und in solcher Menge, daß dadurch die
Grundfarbe fast bis zum Verschwinden verdrängt wird, und die
Rückenzone von zwei breiten, zwischen dem Occipital- und den
Supraciliarstreifen befindlichen schwärzlichen Längsbinden durch-
zogen erscheint.
Eine andere, ebenfalls aus dem südlichen Dalmatien stammende
Varietät ist durch eine Seitenreihe von mindestens sechs schön
blauen Flecken sehr ausgezeichnet und hiedurch auf den ersten
Blick der folgenden Art ähnlich, von der sie aber durch die Beschilde-
rung des Pileus sofort zu unterscheiden ist; ich will daher diese Form
aus dem genannten Grunde mit dem Namen ‚‚subcellata‘ bezeichnen.
Diese Art ist ausschließlich auf die Balkanhalbinsel beschränkt,
woselbst sie von Dalmatien an bis zum äußersten Süden hinab sowohl
auf dem Festlande als auch auf den dazugehörenden Inseln allent-
halben häufig ist! Sie nährt sich hauptsächlich von den in ihrer
Heimat vorkommenden großen Heuschrecken sowie von kleineren
Wirbeltieren bis zur Größe einer Maus und kommt nicht nur auf
bewachsenem, sondern mitunter auch auf felsigem Boden, meist
nicht über 600, in günstigen Lagen aber selbst bis IO00 m hoch vor.
23. Lacerta ocellata: Caput magnum, rvostro modice acuminato, disco
palpebrali granulis limbato, scuto occipitali maximo, frontali
latitudine saltem aequali. Tempora scutellata, masseterico nullo.
Squamae notaei parvae, granosae, subcarinatae, collare dentatum,
ventralium series octo. — Long. 50—64 cm.
Timon ocellatus Tschudi Isis XXIX, pag. 551 (1836). — La-
certa ocellata Dum. Bibr. Erp. gen. V, pag. 218, 7 (1839). — Chry-
solamprus ocellatus Fitz. Syst. rept. I, pag. zo (1843). — La-
certa semegalensis Gray Cat. Liz. brit. Mus. pag. 30 (1845). —
Eacerta ocellata var. iberica Seoane Identit. Lac. Schreib.
pag. 8 (1884).
var. a) Supra viridis aut olivacea, concolor.
var. b) Ut supra, sed squamis flavidis nigrisgue irregulariter inter-
mixtıs.
var. c) Supra griseo-virescens aut olivacea, sguamis flavidis rarioribus
intermixtis; dorso annulıs flavescentibus nigro-ocellatis saebe per
longitudinem seriatıs.
var. d) Supra atra, lineis characteriformibus ocellisgue viridibus
flavisve variegata.
Lacerta ocellata Daud. hist. nat. gen. rept. III, pag. 125, tab.
XXXII (1803), — Lacerta ocellata var. reticulata Due
Mem. sur les espec. indig. du genre Lac. Ann. sc. nat. XVI, pag. 372 (1829).
Lacerta. 5 503
var. e) Supra atra, lineis irregularıbus flavidis maculisque olivaceis
subobsoletis interdum signata.
var. f) Corpore ad latera maculis coeruleis per series duas vel tres
dıspositis.
Lacerta jamaicensis Daud. hist. nat. gen. rept. III, pag. 149
(1803). — Lacerta margaritata Schinz Naturg. u. Abbild. d.
Reptil. pag. 98, tab. 37, fig. 3 (1833).
juv. Supra viridi- aut coeruleo-grisescens, maculis majusculis atris,
flavo-ocellatis interdum transverse confluentibus.
Lacerta lepida Daud. hist. natur. gener. d. reptil. III, pag. 204,
tab. XXXVIII, fig. 1 (1803).
adolesc. Supra flavo-virens, maculis nigris magnis, ocellatis, interdum
confluentibus.
Der Körper ist in der Jugend mehr schlank, im Alter aber ziem-
lich kräftig und gedrungen, der namentlich beim erwachsenen Tiere
durch eine sehr deutliche
QOuerfalte gesonderte Kopf 4
beträgt etwa ein Drittel der «7
Rumpflänge, und dessen X
Höhe kommt _beiläufig
seiner halben Breite und
dem dritten Teile der Länge
gleich; er ist in der Schläfen-
gegend besonders bei grö-
Beren Stücken stark backen-
artıg aufgetrieben, von den
Augen nach vorn bei Jungen
weniger, bei Alten hingegen
ziemlich stark, obwohl nur
allmählich zugespitzt, und
dann im Schnauzenteile
sehr deutlich von der Seite
zusammengedrückt. Der
Gaumen ist immer bezahnt,
die Vorderbeine reichen an
den Körper angelegt nicht
ganz bis zu den Nasen-
löchern, die Hinterbeine
fast immer bis zu den
Achseln. Der an der Wurzel
sehr kräftige, dann allmäh- Fig. 102.
lich in eine sehr dünne Lacerta ocellata Daud. a juvenis, b adolescens.
Spitze ausgezogene Schwanz
nimmt etwa zwei Drittel der ganzen Körperlänge hinweg.
Die Beschilderung des Pileus ist je nach dem Alter sehr ver-
schieden, stets aber durch die bedeutende Entwicklung des Occipitale
ausgezeichnet, dessen Querdurchmesser den des Frontale fast immer
merklich übertrifft, ja nicht selten die ganze Breite des Hinterkopfes
504 Lacertidae.
einnimmt. Die größte Breite zeigt übrigens dieses Schild bei ganz
jungen Tieren, indem es hier vollkommen quer und gewöhnlich
etwa dreimal so breit als lang erscheint; mit zunehmendem Alter
wird es jedoch immer schmäler, so daß es bei mittleren Stücken
etwa zweimal, bei erwachsenen aber anderthalbmal oder auch
noch weniger, aber doch stets entschieden breiter als lang und fast
immer mindestens so breit als das Frontale und gewöhnlich auch
breiter als jedes einzelne Parietale ist; sein Vorderrand ist an der
Spitze stets abgestutzt, die Form also mehr oder weniger trapezisch.
Das Interparietale ist fünfeckig, in der Jugend größer, im Alter kleiner,
hier nach rückwärts immer stark, dort mitunter nur wenig verengt,
seine Veränderlichkeit in Größe und Form übrigens meist weniger
auffallend, als bei den anderen Kopfschildern. Sehr verschieden
nach dem Alter sind hingegen wieder die Frontoparietalen, welche
bei ganz jungen Stücken quer und viel breiter als lang, bei mittleren
etwa ebenso breit als lang, bei erwachsenen aber fast stets länger als
breit und dann an der Parietalnaht oft deutlich ausgebuchtet erschei-
nen; desgleichen ist auch das Frontale ziemlich veränderlich, indem
es sich in der Jugend nach rückwärts bedeutend verschmälert, mit
zunehmendem Alter aber immer breiter wird, so daß es bei ganz
erwachsenen Individuen in seiner ganzen Erstreckung ziemlich
gleich breit erscheint; auch ist sein Hinterrand bei jüngeren Tieren
kurz dreieckig ausgezogen, bei alten Exemplaren jedoch deutlich
zweimal nach einwärts gebuchtet und infolgedessen als kurze, aber
scharfe Spitze zwischen die Frontoparietalia eingekeilt. Der Discus
palpebralis ist in der Jugend wegen des hier bedeutend schmäleren
Frontale etwas breiter als im Alter, der Außenrand desselben stets
durch eine Reihe kleiner Schuppen gesäumt, und während die Prä-
frontalen bei jungen Stücken breiter als lang erscheinen, ist bei den
älteren Tieren das Gegenteil der Fall. Das unveränderlichste aller
Kopfschilder ist jedenfalls das Internasale, welches etwa so lang als
breit und stets von gerundet rhombischer Gestalt ist. Die Beschaffen-
heit der Parietalen ist natürlich je nach der Form und Größe der an
dasselbe stoßenden Schilder verschieden, so daß sie namentlich nach
hinten bald mehr, bald weniger verengt erscheinen; in allen Fällen
sind sie jedoch nach außen stets von zwei größeren, länglichen Supra-
temporalen begrenzt. Endlich werden die bei ganz jungen Tieren
vollkommen ebenen Kopfschilder mit zunehmendem Alter immer
unebener, so daß sie bei Erwachsenen häufig ganz unregelmäßig
vertieft, gefurcht oder gerunzelt, oder auch mit den Rändern pa-
rallelen Linien oder Streifen versehen sind, wobei dann auch sämt-
liche Nähte meist stark vertieft und die Schilder selbst mehr oder
weniger erhaben oder gewölbt erscheinen.
Die über oder etwas hinter der vordersten Supranasalnaht
liegenden, rundlichen Nasenlöcher sind nach hinten von zwei kleinen,
ziemlich gleich großen Postnasalen begrenzt, welche genau über-
einandergestellt sind; das dem zweiten Lippenschilde aufliegende
Frenale ist kaum länger als ein einzelnes, aber etwa ebenso hoch als
beide Postnasalen zusammengenommen, meist etwas schief von vorn
nach hinten gerichtet. Das namentlich im Alter nach vorn stark
Lacerta. j 505
verschmälerte Frenookulare ist sehr groß, etwa so lang wie seine
Entfernung von der Schnauzenspitze. Das untere Augenlid ist in
der Mitte mit kleinen, platten und polygonalen Schildchen bedeckt,
welche in regelmäßige Längsreihen gestellt sind. Von den sieben
bis acht Supralabialen liegt das fünfte unter dem Auge und ist von
einer schief vom Präokulare nach unten und hinten verlaufenden
Längsfurche durchzogen; die Zahl der Supraciliaren beträgt 5—6.
Die Schläfen sind mit großen, bald flachen, bald mehr gewölbten
Schildern bedeckt, welche von unregelmäßig polygonaler Form sind
und gegen die Ohröffnung allmählich an Größe abnehmen, übrigens
in der Jugend im ganzen oft sehr klein und schuppenartig sind; ein
Massetericum ist wohl niemals, das Tympanale nur ausnahmsweise
entwickelt. Das ziemlich weit geöffnete Ohr ist etwa eiförmig.
Die Sublabialen und Submaxillaren sind in der Regel in der Sechs-
zahl vorhanden. Die Körperschuppen sind klein, am Rücken rund-
lich eiförmig, körnig, und — etwa mit Ausnahme jüngerer Stücke —
bei schiefer Ansicht unter der Lupe wenn auch schwach, so doch
immerhin meist ziemlich deutlich dachig gekielt, an den Seiten hin-
gegen nur mehr etwas der Länge nach aufgetrieben, auch weniger
dicht gestellt, gegen den Bauch zu endlich immer größer, flacher,
rhombisch und geschindelt werdend, etwa zwei bis drei Querreihen
der Länge eines Bauchschildes entsprechend. Die Seiten des Halses
sind mit rundlich körnigen Schuppen bedeckt; dasselbe ist in der
Jugend auch mit der Unterseite des Kopfes der Fall, obwohl sie hier
mit zunehmendem Alter schwach konvex und ziemlich regelmäßig
sechseckig werden. Die Kehlfurche ist kaum angedeutet, das aus
etwa 9 bis 14 Schuppen bestehende Halsband gezähnelt. Von
den in 8 Längsreihen stehenden Bauchschildern sind die zwei
äußersten voneinander an Breite kaum verschieden; die Oberschild-
chen sind sehr entwickelt und mitunter so groß, daß sie häufig als
eine zehnte Ventralreihe aufgefaßt werden. Das Anale ist groß,
nach vorn zu von zwei bis drei Bogenreihen rhombischer oder deltoidi-
scher Schuppen umgeben; Schenkelporen sind meist ıı bis I7 vor-
handen, obwohl ihre Zahl manchmal auch bis auf 20 gesteigert er-
scheint. Die verlängert viereckigen Schwanzschuppen sind oben
besonders im Alter ziemlich scharf gekielt, ihr Hinterrand bei jüngeren
leicht abgerundet, bei älteren Tieren jedoch in eine kurze Spitze
ausgezogen; unten sind dieselben glatt und gerade abgestutzt und
erst nach hinten zu mit sehr feinen Kielen versehen.
Ganz junge Exemplare sind auf graugrünem oder braungrauem
Grunde mit mehr oder weniger rundlichen und meist ziemlich großen
schwarzen Flecken besetzt, welche einen im Leben gelben, im Tode
weißlichen Mittelpunkt besitzen. Diese Augenflecken, die gewöhnlich
ziemlich gleichmäßig über den ganzen Oberkörper verteilt sind,
zeigen sich oft in sehr deutliche Reihen gestellt und namentlich bei
ganz jungen Stücken sehr häufig zu unregelmäßigen Querbinden
vereinigt. Der Kopf ist in diesem Alter oft gelblich gefleckt, das
obere Augenlid mit einem großen, schwarzen Punkte versehen; ähn-
liche Fleckenzeichnungen wie am Oberkörper finden sich, obwohl
minder ausgesprochen, auch auf der Oberseite der Beine; der Schwanz
506 Lacertidae.
ist meist unregelmäßig gefleckt oder geringelt, die Unterseite weiß,
mit grünlichem Anflug. Je älter nun das Tier wırd, desto mehr
vergrößern sich die hellen Mittelpunkte obgenannter Augenflecke,
wobei dann ihre Farbe zugleich lichter, grüngelb oder grünlich wird,
während die schwarzen Umrandungen der benachbarten Makeln
zu einem unregelmäßigen Netzwerk zusammenstoßen, in dessen
Maschen sich dann später dunklere Schuppen als Mittelpunkte her-
ausbilden, so daß dadurch wieder ziemlich deutlich Augenflecken
entstehen, die aber mit fortschreitendem Alter durch Vergrößerung
der dunklen Mittelpunkte allmählich in helle Ringe übergehen, die
nun endlich bei ganz erwachsenen Tieren meist auch wieder von
außen oder innen durch die dunklere Farbe durchbrochen werden,
und auf diese Weise in mehr oder weniger unregelmäßige Schnörkel
und Striche zerfallen, die oft die ganze Oberseite überziehen und nur
an den Seiten die ursprüngliche Ringform noch öfters erkennen
lassen. Je nachdem nun das ursprüngliche Dunkle der Ringflecken
oder die hellere Farbe der Zwischenräume im Alter mehr zur Geltung
kommt, sind dann die erwachsenen Tiere entweder lichter oder
dunkler grün oder auch olivenfarben, übrigens nur selten einfarbig,
sondern meist mit gelblichen oder schwärzlichen Schuppen unregel-
mäßig untermischt, oder aber die Oberseite erscheint vorherrschend
schwarz und gewöhnlich mit verloschenen, unregelmäßigen, oliven-
grünen Flecken und gelbgrünen Schuppen unordentlich gesprenkt, die
dann wieder durch Zusammenfließen häufig unregelmäßig schrift-
artige Zeichnungen bilden oder auch größere, inselartige Räume
einschließen, in deren Mitte dann gern hellere, augenförmig gestellte
Schuppen auftreten. Bei ganz großen Exemplaren ist in der Regel
der Kopf und der Anfang des Rumpfes gleich- und einfarbig, ohne
Zeichnung, bei mittelgroßen Stücken die Rumpfseiten häufig mit
zwei bis drei Reihen ziemlich großer, lichtblauer Augenflecken ge-
ziert, die bald mehr, bald weniger hervortreten. Die Beine sind im
allgemeinen wie der Oberkörper, obwohl minder scharf und aus-
gesprochen, gezeichnet, der Schwanz entweder ganz einfarbig, oliven-
oder braungrau, manchmal aber auch bald mehr, bald weniger mit
schwärzlichen Schuppen untermischt, die gern zu mehreren bei-
sammenstehen und namentlich bei jüngeren Tieren oft zu teilweisen
dunklen Ringen zusammenfließen. Die Unterseite ist immer un-
gefleckt, einfarbig weißgelb.
Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt 50—64 cm; Be-
driaga gibt dieselbe in seinen „Beiträgen zur Kenntnis der La-
certiden-Familie‘‘ pag. 26 auf ı m an. So riesige Stücke sind mir
aber weder selbst jemals untergekommen, noch finde ich deren
anderweitig in der Literatur erwähnt.
Lacerta ocellata gehört der Fauna des südwestlichsten Europas
an. Von der Pyrenäischen Halbinsel, woselbst sie in Spanien und
Portugal gleich häufig ist, tritt sie nach Frankreich über, wo sie
allerdings nur in den südlichen Departements vorkommt, nach
Norden zu aber schnell abnehmend nur bis gegen den 46. Breitegrad
zu finden ist. Längs der Küsten des Mittelmeeres zieht sich dann
die Art auch noch in einen kleinen Teil Italiens hinein, wo Spezzia,
Lacerta. \ 507
etwa unter dem 10.° ö. L. v. Gr., der östlichste Punkt ihrer Ver-
breitung sein dürfte.
Das Tier hält sich in seiner Heimat besonders gerne unter den
am Boden liegenden Blattwedeln der Zwergpalme (Chamaerops hu-
milis L.) auf und steigt während der heißesten Sommermonate
häufig in die ausgetrockneten Betten von Bächen und Flüssen hinab.
Es nährt sich von größeren Insekten und kleineren Wirbeltieren,
besonders von Eidechsen, ist äußerst scheu und flüchtig und vermag
sich mit seinem kräftigen Gebisse ganz nachhaltig zu verteidigen,
daher es auch von den Eingeborenen ziemlich gefürchtet wird; in
Zorn und Erregung stößt es die Luft mit solcher Gewalt aus den
Lungen aus, daß hiedurch ein förmliches Zischen entsteht. Wie die
meisten Eidechsen paart sich ocellata schon vor Vollendung ihres
Wachstums, doch scheinen von solchen Tieren abgelegte Eier selten
zur Entwicklung zu kommen; bei reifen Weibchen sind dieselben
etwa 26 mm lang.
Die Gefangenschaft verträgt diese Art ganz gut und hat ein
Exemplar im Wiener Hofmuseum einmal volle neun Jahre gelebt;
sie gewöhnt sich auch nach und nach an den Menschen, obwohl sie
kaum jemals so zahm wird, wie Lacerta viridis. Als Hauptbedingung
für das Gedeihen der Pfleglinge ist reichliche Fütterung und eine
gleichmäßige Temperatur anzusehen. Erstere kann aus allen mög-
lichen, selbstverständlich nicht zu kleinen Insekten, aus Blind-
schleichen, jungen Schlangen und Eidechsen, ja selbst aus Mehl-
würmern bestehen, die sie auch nicht ungerne fressen, deren sie aber
wegen ihrer Größe eine ziemliche Menge bedürfen, so daß diese
Art der Fütterung verhältnismäßig ziemlich teuer kommt. Bei
meinen Gefangenen habe ich auch wiederholt beobachtet, daß, wenn
sie früher auch noch so gerne Mehlwürmer fraßen, dieselben, sobald
sie einmal Eidechsen erhalten hatten, nicht mehr genommen wur-
den; nur Küchenschaben ( Periplaneta orientalis L.) wurden immer
und mit großem Appetit verzehrt. Da die Tiere gerne und oft trinken,
ist auch diesem Bedürfnisse Rechnung zu tragen. Was die Tempera-
tur anbelangt, so soll dieselbe im allgemeinen unter 15° C. nicht
herabgehen und sind namentlich plötzliche und unv enifel- Ände-
rungen in dieser Richtung zu vermeiden. Ungeachtet dessen sind
diese Eidechsen auch in bezug auf Wärme nicht immer sehr an-
spruchsvoll und sind manche meiner Gefangenen in der Sonne schon
öfters anfangs März, ja mitunter selbst bereits Ende Februar zum
Vorschein gekommen. Den Winter haben dieselben ziemlich tief
im Boden unter Moos in einer von ihnen selbst angelegten kreis-
förmigen Vertiefung zusammengekrümmt liegend zugebracht. Ganz
kleine, erst im Hochsommer ausgekrochene Junge blieben wohl
auch die ganze kalte Jahreszeit hindurch ruhig unter einem größeren
Steine sitzen. Die Überwinterung fand stets im ungeheizten, aber
frostfreien Zimmer statt.
Daß für ein so großes Tier das Terrarium nicht zu klein sein darf,
versteht sich wohl von selbst, ebenso daß es wegen seiner Stärke
und Raubgier nicht mit kleineren Gattungsyenwandizuig vereint
gehalten werden kann.
508 Lacertidae.
24. Lacerta praticola: Caput mediocre, rostro obtuse acuminato, dis-
co palpebrali margine externo granulis instituto, scuto occipitali
parietali multo breviori. Postnasale unicum, supralabialibus
anteriorıbus quatuor. Tempora scutellata, masseterico et tym-
panalı distincto. Squamae notaei oblongo-hexagonae, carinatae,
laterales dorsalibus minores. Collare subdentatum, ventralium
series sex. — Long. I2—I5 cm.
Lacerta praticola Eversm. Lac. Imp. ross. Nouv. mem. soc. imp.
natur. Mosc. III, pag. 345, tab. XXX, fig. 2 (I834), — Lacerta mu-
ralis subsp. fusca DBedrg. Bull. Mosc. no. 3, pag. 29 (1879).
Eine in Habitus und Zeichnung der Lacerta muralis und vivipara
ähnliche, aber etwas kleinere und schmächtigere Art.
Der Körper ist schlank, der Kopf mäßig groß, merklich breiter
als hoch, nach hinten nur wenig backenartig erweitert, oben vom
Lacerta praticola Eversm.
a Internasale, b Praefrontalia, c Frontale, d Fron-
toparietalia, e Interparietale, / Occipitale.
Scheitel nach vorne zu
sehr sanft nach abwärts
gewölbt, mit kurzer, ziem-
lich breit verrundet zu-
gespitzter Schnauze und
deutlich vertiefter Zügel-
gegend. Der Pileus ist
etwa dreimal, der Abstand
von der Schnauzenspitze
zum Halsband etwas über
anderthalbmal im Rumpfe
enthalten, dieser abge-
flacht, beim Weibchen
etwas länger als beim
Männchen; die Hinter-
beine reichen bei letzterem
bis zur Achselhöhle, bei
ersterem zum vorderen
Rumpfdrittel. Der nach
rückwärts allmählich ver-
dünnte Schwanz beträgt
etwa zwei Drittel der ge-
samten Körperlänge und
ist beim Männchen ge-
wöhnlich etwas länger als
beim Weibchen.
Wenn wir den Pileus dieser Art unter Zugrundelegung eines
größeren Materiales einer näheren Prüfung unterwerfen, so wird man
alsbald bemerken, daß derselbe häufig so mannigfache Abänderungen
zeigt, wie bei keiner anderen ZLacerta und muß man daher praticola als
eine noch in der Differenzierung begriffene Eidechse ansehen, bei dersich
die Speziesmerkmale noch nicht endgültig festgesetzt haben. In den
fünf nebenstehenden, die Mittellinie des Pileus darstellenden Zeich-
nungen haben wir versucht die hauptsächlichsten, aber lange nicht
alle diese Verschiedenheiten zur Anschauung zu bringen.
Lacerta. 509
Das Rostrale ist niedrig, mindestens zweimal so breit als lang,
in sehr stumpfem Winkel auf den Pileus übergewölbt, sein von oben
sichtbarer Teil länger als die hinter ihm liegende Supranasalnaht.
Das Internasale ist in der Regel breiter als lang, nach rückwärts
bald mehr, bald weniger, mitunter aber selbst bis zum Frontale
verlängert, seine hintere Spitze manchmal abgeschnürt und als
akzessorisches Schildchen zwischen das Internasale und Frontale
eingeschoben, in allerdings sehr seltenen Fällen sogar der ganzen Länge
nach geteilt. Die Präfrontalen sind gewöhnlich breiter als lang, ihre
Form aber selbstverständlich durch das obgeschilderte Verhalten
des Internasale bedingt. Das Frontale ist stets länger als sein Ab-
stand von der Schnauzenspitze, ziemlich breit, im Alter gewöhnlich
nicht stark, in der Jugend dagegen merklich nach rückwärts verengt,
seitlich meistens nur mäßig eingebuchtet, vorne meist stumpf oder ver-
rundet, hinten aber fast immer ziemlich spitz ausgezogen. Der Discus
palpebralis ist in der Regel etwas schmäler als das Frontale und am
Außenrande mit 2—7 Körnern versehen, die gewöhnlich neben der
Ouernaht der Discoidalschilder stehen, deren vorderes, wenn auch
nicht bedeutend, so doch meist deutlich größer ist, als das hintere; das
letzte Supraokulare ist manchmal in 2—3 Schilder zerfallen. Die
Frontoparietalen sind länger als breit und die beständigsten der
ganzen Kopfbedeckung. Das Interparietale ist bei normaler Pileus-
bildung stets bedeutend länger als das Occipitale und nach rück-
wärts immer merklich verschmälert; sehr häufig zeigt sich aber
zwischen diesen beiden Schildern ein kleineres drittes eingeschoben,
das durch Ouerteilung des einen oder des anderen der genannten
entstanden ist und natürlich dann auch die Form derselben modifi-
ziert ; seltener kommt es vor, daß das Interparietale von dem Occipitale
durch die zwischen ihnen zusammenstoßenden Parietalen getrennt.
ist, oder es sind zwischen denselben sogar drei kleine Schildchen
eingeschoben, von denen das vorderste aus der abgetrennten Hinter-
spitze des Interparietale, die beiden seitlichen aber aus Abschnitten
der Parietalen bestehen. Letztere sind länger als breit, nach außen
verrundet, hinten abgestutzt und das oberste Postokulare niemals
berührend.
Das über der vordersten Supralabialnaht stehende Nasenloch
ist rund und ziemlich groß, vom Rostrale etwas entfernt, hinten von
einem einzigen Postnasale begrenzt, das Frenale etwa doppelt so breit
wie das Postnasale, vorwiegend über das zweite Supralabiale ge-
stellt; das kurze Frenookulare ist höchstens so lang wie seine Ent-
fernung vom Hinterrande des Nasenloches. Supraciliaren sind 5,
seltener 6, vordere Supralabialen 4, hintere 2 vorhanden. Die Schläfen
sind mit Schildern von sehr verschiedener Zahl und Größe bedeckt
die am Außenrande der Parietalen gewöhnlich zu 2—3 größeren
Supratemporalen entwickelt sind. Das fast niemals fehlende Masse-
tericum, sowie das stets vorhandene Tympanale sind sehr groß,
ersteres mitunter vom vordersten Supratemporale bis zu den hinteren
Supralabialen hinabreichend, übrigens von diesen und meist auch
von jenem in der Regel durch eine einzige Schuppenreihe getrennt.
Der Rumpf ist in höchst eigentümlicher und sehr charakteristi-
510 Lacertidae.
scher Weise beschuppt. Die ganze Rückenzone in der Breite des Pileus
zeigt nämlich große, verrundet sechseckige und scharf gekielte Schup-
pen neben welchen viel kleinere liegen, die eine dem Temporalbande
entsprechende Längszone von den ersteren an Größe bedeutend nach-
stehenden Schuppen bilden; unter diesen kommen dann ziemlich
unvermittelt wieder bedeutend größere. Man kann sonach am Rumpfe
drei Längszonen von an Größe scharf geschiedenen Schuppen unter-
scheiden, und zwar eine Zone großer Rücken- und unterer Seiten-
und dazwischen ein Längsband bedeutend kleinerer Schuppen. Von
den untersten entsprechen meistens zwei, seltener drei Querreihen
einem Ventrale. Die Schenkelschuppen sind kleiner als die dorsalen
und körnig, die der Schienen größer, rhombisch und gekielt. Die obe-
ren Schwanzschuppen sind scharf gekielt, hinten stumpfwinklig
ausgezogen.
Die Anzahl der Sublabialen beträgt 6—7, die Kehlschuppen
sind nach hinten stark vergrößert, die Kehlfurche durch etwas kleinere
Schuppen kaum angedeutet, das aus 6—7 Schuppen gebildete Hals-
band gezähnelt. Von den in sechs Reihen stehenden Ventralen sind
die zwei mittleren. schmäler, Oberschildchen sind in der Regel keine
entwickelt, die Schenkel vor den Poren gewöhnlich nur mit zwei
Reihen kleinerer Schuppen, jene meist 9—ı2 vorhanden. Das sehr
große Anale ist von 8—Io Schildchen gesäumt, die anfangs glatten
und abgestutzt oder verrundeten unteren Schwanzschuppen werden
sehr bald scharf gekielt und zugespitzt, von den zwei Mittelreihen
sind höchstens die im ersten Wirtel stehenden breiter als lang.
Die Färbung und Zeichnung weist wenig Verschiedenheiten auf.
Die Oberseite ist grau, braun oder olivenfarben, mitunter mit ziemlich
zerstreut stehenden kleinen schwarzen Punkten besetzt. Über die
Rückenmitte zieht bis auf die Schwanzwurzel fast immer ein nach dem
Pileus zu schmäler werdendes, bald mehr, bald weniger breites brau-
nes ÖOccipitalband hin, das durch demselben seitlich anliegende
schwarze Punkte oder Striche oft gezackt erscheint. Nach M&hely
soll diese Mittelbinde bei grauen Stücken manchmal auch ziegelrot
sein. An den Körperseiten läuft dann in der Regel jederseits eine viel
breitere und meistens auch dunklere, oft nahezu schwarze Temporal-
binde hin, welche durch einen weißlichen Längsstreifen im unteren
Drittel geteilt ist und auch an dem oft mehr oder minder zackigen
Oberrande manchmal heller gesäumt erscheint. Der obere Teil dieser
Binde fällt gewöhnlich mit der früher erwähnten Zone der kleine-
ren Seitenschuppen zusammen. Der Pileus und die Beine sind wie
der Rücken gefärbt, ersterer öfters mit meist ziemlich vereinzelt
stehenden schwarzen Sprenkeln, letztere gewöhnlich ungefleckt
oder nur mit äußerst schwachen Spuren hellerer Tupfen. Ebenso ist
auch der Schwanz gefärbt, der meistens auch ungezeichnet oder nur
hie und da mit kleinen schwarzen Punkten oder Strichflecken ver-
sehen ist. Die Unterseite ist stets ungefleckt, am Kopf und Schwanz
weißlich, am Rumpfe beim Männchen hell erbsengrün, beim Weib-
chen lebhaft schwefelgelb.
Praticola ist die kleinste europäische ZLacerte, indem ihre Gesamt-
länge das Ausmaß von 15 cm kaum überschreitet.
Lacerta. 5ı1
Diese bisher nur aus dem Kaukasus bekannt gewesene Eidechse
ward von dem verdienstvollen Herpetologen Prof. v. Mehely auch
im südöstlichsten Ungarn entdeckt, woselbst sie bei Zlaticza im Lokva
Gebirge in der Nähe von Fehertemplom (Ungarisch Weißkirchen),
sowie im Czernatale um das berühmte Herkulesbad bei Mehadia
in der Nähe von Orsowa, und zwar hier auf Bergen bis zu 569 m Meeres-
höhe recht häufig vorkommt. Nach dem genannten Forscher hält sie
sich mit Vorliebe besonders in der Nähe des Wassers an lichten
Waldstellen in selbstgegrabenen, bis 15 cm langen Gängen zwischen
Gebüsch und Wurzelwerk auf und ist am leichtesten in den frühen
Vormittags- oder späteren Nachmittagsstunden zu erbeuten, da
sie eine allzustarke Besonnung scheut; außer ihrer Grabfähigkeit
kann sie auch ganz gut klettern. Die Paarung findet wohl im Monate
Mai statt und die 4—6 Eier werden Ende Juni gelegt; dieselben haben
eine ziemlich derbe, pergamentartige Schale, bei einer Länge von etwa
Io mm gegen 6,5 mm Durchmesser, sind rein weiß und von gewöhn-
licher Eiform.
Das Tier wird in der Gefangenschaft bald zahm und kann mit
Fliegen, Heuschrecken, Spinnen, Cikaden, Kleinschmetterlingen
und nackten Raupen von entsprechender Größe ernährt werden;
Blattläuse, Ohrwürmer und Blattwespen werden weniger gerne ge-
nommen, Käfer, Würmer und Nacktschnecken stets verschmäht;
es trinkt wenig und beschränkt sich in dieser Richtung meist nur auf
das Auflecken von Wassertropfen, daher eine öftere Bebrausung
des Terrariums geboten erscheint.
25. Lacerta vivipara: Caput parvum, depressum, rostro obtuse acu-
minato, disco palpebrali granulis destituto, scuto occipitali parvo.
Postnasale unicum, swpralabialia anteriora quatuor. Tempora
scutellata. Squamae notaei oblongo-hexagonae, distincte carinatae
supracaudales apice acutae. Cauda basım crassiuscula corpore
paulo longior. Collare denticulatum, ventralium series sex. —
Long. 12—ı6 cm.
Lacerta agilis Linne Syst. nat. I, pag. 363, part. (1748). — La-
certa vivipara ]Jacq. nov. acta helvet. I, pag. 33, tab. I (1787). —
Lacerta aedura Sheppard Descript. et Brit. Liz. in Transact. Linn.
Soc. VII, pag. 50, 2 (1804), — Zootoca vivipara Wagl. nat. Syst.
d. Amphib. pag. 155 (1830. — Zootoca muralis Gray Catal. slend.
tong. in Jard. Ann. nat. hist. I, pag. 279 (1838. — Zootoca montanal
Bonap. Amphib. europ. pag. 21 (1839).
Typus: Supra fuscescens, taenia dorsali nigrescenti,; lateribus ob-
scurioribus punctis flavidis seriatis. Subtus crocea, nigro-punc-
tata (&) aut albida vel rubescens, concolor (Q).
Lacerta crocea Wolfin Sturm Deutschl. Fauna III, 4. Hft. c, fig.
(1805). — Lacerta pyrrhogaster Merr. Syst. amphib. pag. 67,
16 (1820). — Lacerta chrysogastra Andrzejowski Amphipb.
nostr. in Nouv. mem. de la soc. imp. d. natur. de Moscou II, pag. 325, 2,
tab. XXII, fig. 9 (1832). — Zootoca crocea Wiegm. Herpetol.
mexic. I, pag. 9 (1834). —Zootoca pyrrhogastra Tschudi Monogr.
d. Schweiz. Eidechs. pag. 27 (1837).
512
var.
var.
var.
var.
var.
var.
var.
juv.
Lacertidae.
a) Supra fuscescens, maculis seriatis nigris lineis flavidis albisve
adjacentibus.
Lacerta viridis Latr. hist. natur. d. Salam. de France XVI, g
(1800). — Zootoca Jaquinii Cocteau in Guer. Magas. de Zool.
Reptil. tab. 9. (1835).
b) Ut supra, sed lineis albescentibus ad latera Praesertim per
longitudinem confluentibus.
Zootoca Guerinii Cocteau in Guer-Magas. de Zool. Reptil. tab. 9. (1835).
c) Ut supra, sed etiam maculis atris per longitudinem confluen-
tibus.
Lacerta Schreibersiana Milne Edw. Recherch. pour. serv. a
l’hist. d. lez. in Ann. d. scienc. natur. XVI, pag. 83, 4, tab. V, fig. 5 (1829).
d) Ut supra, sed maculis nigrescentibus laterum evanıdıs, dorsa-
libus plus minusve conspieuis.
e) Maculis taeniisgue omnibus plus minusve obsoletis.
f) Supra fuscescens, punctis atris albo-ocellatis; subtus albo-
chalybaea.
Lacerta.montana Mikan in Sturm’s Deutschl. Fauna III, Hft. 4 c,
fig. (1805). — Zootoca montana Tschudi Monogr. d. Schweiz.
Eidechs.
g) Supra et subtus atra, concolor.
Lacerta nigra Wolf in Sturm’s Deutschl. Fauna III, Hft. 4 e., fig.
(1805). — Lacerta atra ibid. Index (1805). — Atropis nigra
Glückselig Böhm. Reptil. u. Amphib. Lotos. pag. 138 (1851).
Supra et subtus atra aut aeneo-nigrescens, dorso punctis seriatıs
albicantibus plus minusve conspicuns.
Lacerta unicolor Kuhl Beitr. z. Zool. pag. 121 (1820).
Der Körper ist bald mehr, bald weniger schlank, der mäßig
gestreckte Kopf von den Augen nach vorne allmählich verengt, oben
flach, gegen die Schnauzenspitze sehr sanft
nach abwärts geneigt, mit ziemlich senk-
rechten Seiten. Die Beine sind kurz, die
vorderen meist nur bis zum Vorderrande der
Augen, die hinteren gewöhnlich nicht viel
über die Rumpfmitte oder höchstens bis
gegen die Achseln, nie aber bis zu ihnen
selbst reichend. Die schwach kompressen,
schwärzlichen Krallen sind etwas nach auf-
wärts geneigt, die vorderen länger als an der
Wurzel breit, die hinteren fast immer so
lang als breit. Der sehr kräftige Schwanz
Fig. 104. ist in seiner ersten Hälfte fast gleich dick,
Lacerta vivipara Ja, dann aber allmählich in eine kurze Spitze
ausgezogen, seine Länge die des übrigen
Körpers im männlichen Geschlechte um etwa ein Drittel, beim
Weibchen kaum übertreffend.
Das vom Nasenloch stets gesonderte Rostrale ist meistens ziem-
lich stark auf den Pileus übergewölbt, hinten mit scharfer Spitze;
Lacerta. 513
die Supranasalen sind nach innen manchmal nur wenig, in der Regel
aber ziemlich stark verengt, so daß sie mitunter gar nicht in der Mittel-
linie zusammenstoßen und dann das Röstrale das Internasale berührt;
letzteres ist im ganzen von gewöhnlicher Bildung, obwohl vorn ge-
wöhnlich deutlich spitzer als hinten; desgleichen sind die Präfrontalen
nach innen stets mehr oder weniger verengt, was in manchen Fällen
in dem Grade der Fall ist, daß sie sich nicht einmal gegenseitig be-
rühren und dann das Internasale mit dem Frontale zusammenstößt.
Dieses ist groß, kurz und breit, mit ziemlich parallelen oder sanft
geschwungenen Seiten, nach hinten nicht oder nur unmerklich ver-
engt und deutlich breiter als der Discus palpebralis. Die Fronto-
parietalia sind von gewöhnlicher Bildung, das Interparietale meist
bedeutend, wenigstens aber fast immer merklich größer als das
Occipitale. Der Discus palpebralis zeigt nach außen keine Körner-
reihe und das vierte Supraokulare ist verhältnismäßig groß und
gut entwickelt. Die meist ziemlich kurzen und breiten Parietalen
sind am Außenrande gewöhnlich durch keine größeren Schilder gesäumt.
Das einzige Postnasale ist schmal, viel höher als lang, nach oben meist
stark verengt, das ebenfalls schmale Frenale etwa doppelt so hoch
als lang, in seiner ganzen Erstreckung in der Regel ziemlich gleich
breit und das Postnasale stets deutlich überragend. Das Freno-
okulare ist viereckig, am Hinterrande manchmal mit schwachem
Vorsprung. Die vier Supraciliaren sind länglich, schmal, von vorn
nach hinten an Größe abnehmend, die Schläfen mit unregelmäßigen
Schildern bedeckt, die mitunter ein größeres Massetericum zwischen
sich einschließen; das Tympanicum ist stets vorhanden, das Auge
nach unten von dem fünften Supralabiale begrenzt. Sublabialia sind
gewöhnlich fünf, manchmal aber auch nur vier, Submaxillaria sechs
vorhanden, die zwei vorderen Paare der letzteren fast doppelt so breit
als lang. Die Nackenschuppen sind rundlich körnig, glatt, die des
Rückens regelmäßig länglich sechseckig, sehr deutlich gekielt, schwach
von außen nach innen geschindelt und nach den Seiten zu etwas
breiter werdend; im allgemeinen entsprechen etwa zwei Schuppen-
gürtel der Länge eines Bauchschildes. Die Kehlschuppen sind schwach
konvex, die mittleren nach hinten bedeutend vergrößert, die Kehl-
furche fehlt; das gezähnelte Halsband ist im Mittel aus 9 (8 bis Io)
Schuppen zusammengesetzt. Die Bauchschilder stehen in 6 Längs-
reihen, die eine etwa viereckige Gestalt haben und mit Ausnahme der
deutlich schmäleren Mittelreihen ziemlich gleich breit sind, die Ober-
schildchen sind klein und parabolisch. Die Aftergegend ist fast ganz
durch das große Anale bedeckt, das von sechs bis sieben ebenfalls
ziemlich großen Schuppen umgeben ist. Die Zahl der Schenkelporen
wechselt zwischen 9 und I2, die Schenkel sind unten nur mit zwei
Reihen kleinerer Schuppen bedeckt, die Schwanzschuppen oben sehr
deutlich gekielt und hinten spitzwinklig ausgezogen, unten hingegen
an der Schwanzwurzel vollkommen glatt mit verrundetem Hinter-
ende, nach rückwärts aber immer mehr spitzwinklig und gekielt
werdend, so daß sie etwa in der zweiten Hälfte des Schwanzes denen der
Oberseite gleich werden; von den zwei Mittelreihen sind nur die des
ersten Wirtels breiter als lang.
Schreiber, Herpetologia europaea. 33
514 Lacertidae.
Hinsichtlich der Färbung und Zeichnung ändert diese Art nicht
so bedeutend ab, als die meisten anderen europäischen Lacerten,
so daß verhältnismäßig nur wenig scharf ausgesprochene Varietäten
entstehen.
Die Grundfarbe der Oberseite ändert von Grau oder Graubraun
durch Grünlich- oder Rötlichgrau ins Nuß- oder Holzbraune, ja
ausnahmsweise bis zu Schwarz verschiedenartig ab, wobei in der Regel
der Rücken heller als die Seiten erscheint und besonders die braunen
Varietäten oft mit einem mehr oder weniger ausgesprochenen Bronze-
schiller überzogen sind. Diese Färbungen treten jedoch nur selten
allein auf, sondern sind in der Regel von verschiedenartigen dunkleren
und helleren Flecken unterbrochen, die gewöhnlich mehr oder weniger
deutlich gereiht sind, ja nicht selten auch zu binden- oder streifen-
artigen Längszeichnungen verschmelzen. Bei der meist bräunlich
gefärbten Grundform findet sich namentlich eine vom Occipitale
über die Mittellinie des Rückens bis gegen die Schwanzmitte hin-
ziehende Reihe von dunkelbraunen oder schwärzlichen Flecken, die
nicht selten in ein mehr oder weniger zusammenhängendes Längsband
vereinigt sind; auch sind die Seiten gewöhnlich mit Längsreihen
gelblicher oder weißlicher Flecken oder Punkte versehen, von denen
besonders eine vom Außenrande der Parietalen über die Rücken-
seiten hinziehende Reihe am häufigsten auftritt. Indem nun diese
Flecken oder Linien bald allein stehen, bald wieder an der Seite
schwärzlicher Makeln liegen, können sie voneinander zugleich voll-
kommen isoliert bleiben, oder auch zu bindenartigen Zeichnungen
zusammenfließen, was sowohl mit den hellen, als auch mit den
dunklen Flecken, manchmal aber auch mit beiden zugleich der Fall
sein kann. Mitunter können auch nur die dunklen Makeln allein
vorhanden sein, die dann ebenfalls oft zu streifenartigen Bändern
zusammenhängen. Die Unterseite ist bei dieser Form im männlichen
Geschlechte lebhaft dottergelb oder selbst orangegelb gefärbt und
mit zahlreichen schwarzen Punkten gesprenkelt, beim Weibchen
hingegen hell perlgrau oder weißbläulich und ungefleckt. Doch
verhalten sich in letzterer Beziehung die Stücke nach den Stand-
orten sehr verschieden, so daß sich einerseits das lebhafte Safran-
gelb der Männchen bis zu einem unscheinbaren Lederfarben auf-
hellen, anderseits wieder das Weiß der Weibchen mehr oder weniger
ins Karminrote neigen kann: ersteres findet sich besonders bei nörd-
lichen, letzteres namentlich bei Varietäten aus dem östlichen Europa.
Bei der als Lacerta montana Mikan unterschiedenen Form
zeigt die Oberseite eine etwas hellere, meist etwa grünlichbraune
Grundfarbe, die von mehr oder weniger zahlreichen schwarzen Makeln
unterbrochen ist, welche von gelblichen oder weißlichen Flecken
begleitet oder geaugt erscheinen; die Unterseite ist hier in beiden
Geschlechtern bläulichweiß.
Eine dritte Form bildet endlich die Lacerta nigra W olf, welche
durch eine ober- und unterseits ganz einfarbig schwarze Färbung
sehr ausgezeichnet ist, obwohl nach längerem Liegen im Weingeist
mitunter Spuren von Fleckenzeichnungen hervortreten. Bei dem
höchst eigentümlichen Eindruck, den dieses Tier auf den ersten
Lacerta. 515
Anblick hervorbringt, ist es nicht zu wundern, daß diese Form von
einigen Autoren für eine eigene Spezies gehalten wird, ja der selige
Glückselig hat aus dieser Varietät sogar ein eigenes Genus
(Atropis) konstruiert.
Die Jungen sind ebenfalls dunkel, schwarz oder tief erzfarben
und oft mit zwei Reihen hellerer Punkte versehen, die mitunter von
einem dunkleren Hofe umgeben sind.
Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt etwa I4—I6 cm;
nach Werner soll sie selbst 18 cm erreichen, mir sind aber derartige
Stücke niemals untergekommen.
Lacerta vivipara ist ein mehr nordisches Tier, das ebenso hohen
Temperaturen, wie anhaltender Trockenheit und starker Besonnung
abhold ist. Sie hält sich daher vorwiegend auf feuchten oder selbst
nassen Wiesengründen, sowie in Sümpfen und Torfmooren auf und
zieht sich in den südlicheren Gebieten ihres Verbreitungsbezirkes ins
Gebirge, in Wälder oder in die Nähe des Wassers zurück, wo sie die
von ihr verlangten Lebensbedingungen trotz der niederen Breite
noch immer vorfindet. Im Hochgebirge traf ich sie am häufigsten
in der Nähe von Ameisenhaufen, eine Beobachtung, die seinerzeit
schon Prof. Jeitteles auf den Tökeser Bergen in Oberungarn
gemacht hatte. Im Walde hält sie sich am liebsten am Rande von
Wegen und Straßen auf, in den die Seiten derselben einfassenden
Stützmauern ihre Schlupfwinkel wählend; desgleichen wird sie da-
selbst auch auf Baumstrünken namentlich in den Morgen- oder späte-
ren Nachmittagsstunden sich sonnend aufgefunden, unter deren loser
Rinde, sowie unter Moos oder Pflanzengestrüpp sie dann die Nacht
oder die Zeit ungünstiger Witterung zubringt. In den Salzburger
Alpen habe ich sie beispielsweise auch in den ausgetrockneten Betten
von Wildbächen, sowie auf den hölzernen Zuleitungsrinnen der so-
genannten Sussermühlen angetroffen. Sie kommt, wenn auch an ge-
eigneten Örtlichkeiten stellenweise ziemlich häufig, doch niemals
so massenhaft wie manche andere Lacerten, sondern stets mehr ver-
einzelt vor, entfernt sich nicht weit von ihrem Schlupfwinkel, den sie
beunruhigt oder erschreckt sofort aufsucht und sobald nicht wieder
verläßt. Unter allen einheimischen Eidechsen ist sie eine der am
wenigsten flinken und lebhaften und kann daher leicht mit der Hand
gefangen werden, obwohl man sie, da sie schnell flüchtet, häufig
aus ihren Verstecken herausholen muß. Gefangen sucht sie sich in
der Regel nur durch heftige Windungen aber kaum jemals durch beißen
zu befreien; nur in der Nähe des Wassers macht ihre Erbeutung oft
Schwierigkeiten, da sie sich verfolgt sofort ins nasse Element rettet,
in welchem sie trefflich schwimmend einen von ihrem Feinde ent-
fernten Zufluchtsort zu erreichen trachtet, ja nicht selten sogar am
Grunde weiterlaufend in einer am Festlande ausmündenden Höhlung
verschwindet oder sich selbst nach Froschart in den Bodenschlamm
einwühlt. In manchen Gegenden, wie beispielsweise am Nordufer
der Adria im österreichischen Küstenlande, ist sie nahezu ein förm-
liches Wassertier geworden. In den die dortigen Lagunen durchzie-
henden breiten und tiefen Wassergräben traf ich das Tier nicht nur
an deren Rande, sondern ebenso häufig mitten im Wasser auf den
*
33
516 Lacertidae.
großen schwimmenden Blättern der Seerose (N ymphaea alba L.) be-
haglich in der Sonne sitzen; überrascht stürzt sie sich dann sofort in
die Flut und schwimmt unter der Oberfläche und den sie schützenden
Pflanzen weiter um dann in einiger Entfernung ein ihr hinreichende
Sicherheit gewährendes Blatt zu besteigen; unter solchen Verhält-
nissen ist sie allerdings nur mittelst eines langstieligen Netzes, und auch
da nicht immer zu erhaschen.
Wegen ihres verhältnismäßig geringen Wärmebedürfnisses kommt
vivipara im Frühjahre zeitiger als andere Eidechsen zum Vorschein;
sie ist, abweichend von allen Verwandten, lebendig gebärend, indem
die allerdings noch fast immer von der Eihülle umschlossenen Jungen
dieselbe sofort nach dem Wurfe sprengen und als niedliche schwarze
Tierchen herauskriechen. Die Paarung findet gewöhnlich im Mai
und der Wurf im Hochsommer statt, die Tragzeit währt etwa drei
Monate, das Gebären selbst fällt meistens in die Nachtzeit; die Anzahl
der Jungen beträgt 3—Io, gewöhnlich aber 5—8.
Lacerta vivipara hat unter allen europäischen Eidechsen die größte
horizontale Verbreitung, indem sie mit Ausnahme des südlichen
und mittleren Italiens, sowie der Pyrenäen- und der Balkanhalbinsel
unter geeigneten Verhältnissen durch ganz Europa hin vorkommt
und im Gebirge bis gegen 3000 m Meereshöhe hinaufsteigt. Die süd-
lichsten von ihr bewohnten Gebiete sind meines Wissens das Tarno-
waner Gebirge bei Görz im österreichischen Küstenland und das im
äußersten Südosten Siebenbürgens befindliche Burzenland, beide
etwas unter dem 46° n. B. gelegen. In letzterem kommt sie nach
Me&hely bis zu 2400 m hoch vor und auch im ersteren habe ich sie
niemals unter IO00 m, aber stets nur im Walde angetroffen.
In der Gefangenschaft wird diese Eidechse in kurzer Zeit zahm
und zeichnet sich vor anderen Gattungsverwandten vor allem durch
ihre große Gutmütigkeit aus, wobei sie allerdings denselben an Leb-
haftigkeit und Beweglichkeit bedeutend nachsteht; sie ist ruhig und
verträglich, zankt und streitet höchstens beim Fressen, wo sie ihren
Mitgefangenen gerne den schon erfaßten Bissen zu entreißen sucht,
was übrigens fast alle Eidechsen zu tun pflegen. Nach dem über ihre
Lebensweise Gesagten ist es selbstverständlich, daß sie nicht zu trocken
gehalten und vor stärkerer Besonnung zu schützen ist. Sie frißt am
liebsten Regenwürmer, die wohl auch im Freien ihre hauptsächlichste
Nahrung bilden dürften. Die Überwinterung hat in einem frostfreien
Raume, niemals aber im geheizten Zimmer zu geschehen, weil sie
die in letzterem herrschende Trockenheit der Luft nicht verträgt
und unter diesen Verhältnissen fast immer eingeht. Wegen ihrer Vor-
liebe für Feuchtigkeit ist das von ihr bewohnte Terrarium mit einem
nicht zu kleinen Wassergefäße zu versehen, in welchem sie, nament-
lich wenn etwas größere das Niveau überragende Steine darin liegen,
sehr gerne und oft stundenlang verweilt.
Amphisbaenidae. 817
3. Familie. Amphisbaenidae.
Caput antice scutatum.
Oculi auresque latentes.
Truncus ad latera sulcatus.
Cutis plieis transversis et longitudinalibus in areas rectan-
gulares divisa.
Der Leib ist gestreckt, walzenförmig, in der Regel ziemlich
gleichdick, vom Kopf und Schwanz entweder gar nicht oder sehr
wenig unterschieden. Die etwa eiförmige Zunge ist breit und platt,
nach vorn in zwei kleine, dünne Fäden auslaufend. Die Schnauze
ist mit großen Schildern bedeckt, die hintere Kopfhälfte, sowie der
übrige Körper aber durch rund herum ziehende, ziemlich tiefe Ouer-
furchen in zahlreiche Ringe geteilt, welche wieder durch darauf
senkrechte seichtere Längsfalten in lauter rechteckige Täfelchen
zerfallen. Zu beiden Seiten des Rumpfes zieht eine tiefe — im Wein-
geist durch Aufquellung oft verschwindende — Längsfurche hin,
welche durch X-förmige feine Linien zerteilt ist. Die Augen sind
äußerst klein und unvollkommen und durch die über sie hinweg-
ziehende Körperhaut als oft kaum merkbare dunkle Punkte durch-
scheinend. Die äußere Ohröffnung und die Gliedmaßen fehlen. Der
After zeigt eine vor ihm hinziehende Porenreihe, der Schwanz ist von
wechselnder Länge.
Von den wenigen Gattungen dieser Familie ist in Europa nur eine
einzige vertreten.
I. Gattung. Blanus.
Wagler natürl. Syst. d. Amphib. pag. 197, 6 (1830).
Corpus apodum, lumbriciforme.
Caput a trunco subdistinctum, scuto frontorostrali maximo.
Scutelli praeanales poris perforati.
Cauda conica, brevissima.
Der Körper ist gestreckt, walzenförmig,. vollkommen von der
Gestalt und Größe eines Regenwurmes. Der vom Rumpfe oberseits
durch eine etwas tiefere Querfurche gesonderte Kopf ist nach vorn
ziemlich stark, nach hinten kaum merkbar verengt, mit stumpf kegel-
förmiger Schnauze. Die Bekleidung desselben ist sehr einfach, indem
das vordere Drittel desselben oben fast ganz durch ein großes Schild
eingenommen wird, das aus der Verschmelzung des Internasale und
der Präfrontalen entstanden ist und als Frontorostrale bezeichnet
wird. Die an die hinteren Seiten desselben stoßenden Okularia sind
klein, die Augen vollkommen bedeckend, nach unten fast ganz dem
Oberrande des zweiten Supralabiale aufliegend und mit ihrem nach
hinten gerichteten Ende an das dritte stoßend. Der übrige Teil
des Oberkopfes ist mit vier Querreihen regelmäßig rechteckiger
Schildchen bedeckt, von denen sich die drei Vorderreihen durch ver-
hältnismäßig bedeutendere Größe auszeichnen, was namentlich
518 Amphisbaenidae.
von den sechs in der Mittellinie hintereinander liegenden, etwa als
Parietalia zu deutenden, der Fall ist, die an diese stoßenden, quer
stehenden 3—4 Schilder können als Occipitalia betrachtet werden.
Das Rostrale ist ziemlich groß, vierseitig, nach oben übergewölbt,
nach rückwärts schwach verengt und daselbst am Ende breit abge-
stutzt. Das Nasale ist mit dem ersten Supralabiale zu einem einzigen,
großen, vierseitigen Schilde, dem Nasolabiale, verschmolzen, das bis
zum Kieferrande hinabreicht und die kleinen Nasenlöcher trägt.
Hinter diesem Schilde finden sich noch zwei ziemlich große Supra-
labialia, von denen das vordere, mehr in die Höhe entwickelte, etwa
bogig viereckig, das hintere, viel kleinere, aber mehr dreieckig ist.
Die Unterseite des Kopfes trägt außer dem rückwärts breit abge-
stutzten Mentale hinter demselben noch ein unpaares Submaxillare,
das sich an Größe von dem Mentale meist wenig unterscheidet, übri-
gens aber von sehr abwechselnder, gewöhnlich mehr oder weniger
unregelmäßig polygonaler oder selbst rundlicher Gestalt ist. Von
den drei Sublabialen ist das vorderste das kleinste, während von den
zwei darauf folgenden das hintere meist größer ist. Die Mundspalte
ist ganz auf der Unterseite gelegen, die kurz hinter dem Kopfe be-
ginnende Seitenfurche bis zum After hinziehend; dieser selbst ist
bogig, die unmittelbar vor ihm liegenden Täfelchen größer, meist
viereckig, nach außen verschmälert, die vor diesen befindlichen
Schildchen bedeutend kleiner, dreieckig oder trapezisch, nach außen
vergrößert und von je einer Pore durchbohrt. Der Schwanz ist äußerst
kurz, nicht abgesetzt und erst an seinem Ende in eine stumpf kegel-
förmige Spitze ausgezogen. Die Haut ist weich, die Täfelchen auf
Rücken, Schwanz und Seiten schmal, länger als breit, am Halse
und auf der Unterseite etwas breiter.
Die hieher gehörigen Tiere leben nach Art der Regenwürmer,
mit denen sie auf den ersten Blick leicht verwechselt werden können,
unter festaufliegenden Steinen in selbst gegrabenen Gängen, in denen
sie bei herannahender Gefahr mit großer Schnelligkeit verschwinden.
Sie halten sich vorzugsweise an der Nordseite von Böschungen und
Abhängen an mehr kühlen und vegetationsarmen Örtlichkeiten auf.
Außerhalb ihrer Schlupfwinkel an der Oberfläche der Erde werden sie
im Freien selbst bei Nacht niemals angetroffen. Sie leben gerne ge-
sellig und kann man nicht selten mehrere unter ein und demselben
Steine finden. Bei feuchter Witterung, namentlich nach einem Regen-
tage, prall und glänzend, sind sie dagegen bei trockenem Wetter
schlaff und mager. Die Gesteinsart scheint auf die Tiere keinen Ein-
fluß zu haben, da man sie ebensowohl im Urgebirge, wie auf Sediment-
boden findet, ja manchmal sind sie selbst auf sandigem Terrain an
Flußufern anzutreffen. Wie aus dem Mageninhalte getöteter Exem-
plare ersichtlich ist, scheint ihre Nahrung im Freien vorwiegend aus
kleinen Tausendfüßlern (Myriapoden) zu bestehen.
In der Gefangenschaft ist ihnen ein Behälter anzuweisen, der
eine 30—40 cm hohe Lage lockerer, mit Sand gemengter Erde enthält.
welche bald nach allen Richtungen von ihren unteriridischen Gängen
durchsetzt wird, in denen sie sich auch mit großer Schnelligkeit be-
wegen, während sie außerhalb derselben nur langsam weiter kommen.
Blanus. 519
In der kälteren Jahreszeit beständig unter der Erde verweilend,
liegen sie dagegen nach Eintritt höherer Temperatur am liebsten
unter Steinen, die man daher ins Terrarium zu legen nicht unter-
lassen darf. Ein gewisser Grad von Feuchtigkeit ist den Tieren zu
ihrem Wohlbefinden unerläßlich, und obwohl sie sonst niemals an
die Oberfläche kommen, so kann man sie doch, wenn man sie mehr
trocken hält, zum Verlassen ihrer Schlupfwinkel und zum Aufsuchen
des Wassertopfes, ja selbst zum Baden in demselben veranlassen.
Ein besonderes Vergnügen bereiten übrigens die Amphisbaenen
ihrem Pfleger nicht, da er sie in der Regel kaum jemals zu Gesicht
bekommt und selbst die unter Steinen liegenden beim Aufheben
derselben blitzschnell in ihren unterirdischen Gängen verschwinden
und daher auch behufs der Fütterung jedesmal erst ausgegraben
werden müssen. Was letztere anbelangt, so entschließen sich frisch
eingefangene in der Regel erst nach einiger Zeit zur Annahme von
Nahrung. Kleine Insekten und Regenwürmer werden verschmäht,
und obwohl die Tiere mitunter auch in Ameisenhaufen gefunden wer-
den und man daher meinen könnte, daß sie daselbst Ameisenpuppen
fressen, so werden doch auch diese in der Gefangenschaft niemals
genommen. Dagegen werden Mehlwürmer meist begierig ergriffen,
aber, wahrscheinlich ihrer Härte wegen, stets bald wieder losgelassen.
Um ihnen nun dennoch dieses, wie es scheint angenehme Futter zu-
kommen zu lassen, empfiehlt es sich, die Mehlwürmer in zwei Stücke
zu zerschneiden und den Tieren den aus einer solchen Mehlwurm-
hälfte ausgepreßten Brei zum Munde zu führen, der dann auch immer
gerne angenommen und verschluckt wird. In Ermangelung von
Tenebriolarven kann man auch einen dicken Brei aus ordinärem
Mehl (feinere Sorten scheinen ihnen weniger zu behagen) zu dem
Zweck verwenden, der gewöhnlich ‚auch nicht zurückgewiesen wird.
Doch ist nach solcher Speisung der Kopf der betreffenden Tiere
stets mit einem weichen Pinsel zu waschen und gut zu reinigen, da
der sonst an der Schnauze klebenbleibende Brei beim Trocknen
harte Krusten bildet, welche den Pfleglingen beim Abfallen meist
tödlich werdende Wunden verursachen. Da man bei dieser Art von
Fütterung die Tiere gewöhnlich in der linken Hand hält, so ringeln
sie sich dabei oft um einen Finger und halten denselben, trotz ihrer
geringen Größe, doch immerhin mit solcher Kraft fest, daß man beim
Loslösen derselben vorsichtig sein muß, um die zarten Geschöpfe
hiebei nicht zu verletzen. Dieses Ringeln, sowie auch die seitlichen
Schlangenwindungen der Amphisbaenen lassen dieselben auch beim
Fangen sofort von den sich durch Zusammenziehung und Ausdehnung
des Körpers bewegenden Regenwürmern unterscheiden. — Bei der
Häutung wird die Haut, wie bei den Schlangen, in einem zusammen-
hängenden Stücke abgestreift.
Die zwei Arten dieser Gattung können in nachstehender Weise
unterschieden werden:
A. Beide Kiefer gleich lang. Frontorostrale breiter als lang, die
hintersten Parietalen von vier Occipitalen begrenzt. Nacken-
furche mit feinen Körnern. Nasenloch ober der Mittellinie
des Nasolabiale, dieses kaum höher als lang, sein Vorderrand
520
Amphisbaenidae.
nach unten zu ziemlich gerade. After jederseits mit drei Poren-
schilderay "21..7% cinereus Vand.
. Oberkiefer merklich länger als der untere. Frontorostrale län-
ger als breit, die hintersten Parietalen vorwiegend nur von drei
Occipitalen begrenzt. Nackenfurche mit viereckigen Täfelchen.
Nasenloch in der Mittellinie des Nasolabialschildes, dieses deut-
lich höher als lang, mit durchweg stark bogigem Vorderrande.
Afteröffnung jederseits gewöhnlich mit vier Porenschildern.
StrauchiiBeie
1. Blanus einereus: Maxilla superior et inferior subaequales. Fronto-
fr
o Okulare, po Postokularia, p Parie-
talia, o‘ Occipitalia, © Submaxillare,
Be:
Sa
rostrale longitudine latius, parietalia postica occipitalıibus quatuor
contingentia. Sulcus cervicalis granulatus. Scutum nasolabiale
longitudine vix altius, pori praeanales sex. — Long. 26—32 cm.
Amphisbaena cinerea Vandelli Florae et Faunae Lusit. spec.
Mem. de l’Acad. regl. d. sc. de Lisboa I, pag. 69 (1780). — ?Amphis-
baena rufa Hempr. Amph. gen. nov. spec. Verh. d. Ges. nat. Fr. Berl.
pag. 130, 2 (1820, — Amphisbaena oxyura Wagl. in Spix ser-
pent. Brasil. pag. 72, I, tab. XXXV, fig. ı (1824). — Blanus cinereus
Wagl. nat. Syst. d. Amphib. pag. 197 (1830. — Blanus rufus Wiegm.
Üb. d. fusslos.- Amphib. Arch. f. Naturg. pag. 157, 5, ß (1836).
Der Kopf ist nach vorne sehr allmählich bogig verschmälert,
mit kurzer, verhältnismäßig breit
p o' verrundeter, über den Unterkiefer
ni kaum vorragender Schnauze und
polsterartig aufgetriebener Hinter-
hauptsgegend. Der Rumpf ist nach
rückwärts deutlich verjüngt, der
ziemlich spitz kegelförmige Schwanz
bei unverletzten Tieren etwa von
doppelter Kopflänge.
Das Rostrale stößt mit seiner
hinteren kürzesten Seite an das
Frontorostrale; dieses ıst breiter
als lang, von etwa unregelmäßig
sechsseitiger Gestalt, mit seinen
längsten, schief nach außen und
hinten ziehenden und ziemlich ge-
raden Seiten an das Nasolabiale,
mit seinen kürzesten an das drei-
eckige Okulare stoßend; sein Hinter-
rand ist meist zweimal nach vorne
gebuchtet, seltener gerade. Die
hinter dem Frontonasale folgenden
drei Paare von Parietalen sind ziem-
Blanus cinereus Vand. lich gleich groß, im ganzen von
Frontorostrale, nl Nasolabiale, unregelmäßig viereckiger Form; das
letzte Paar derselben wird von vier
anal ebenfalls viereckigen Occipitalen be-
grenzt, deren jedes etwa ein Viertel
im:
0
Fig. 105.
bis einhalbmal so groß wie ein einzelnes Parietale ist; hinter ihnen
Blanus. er
folgt die mit feinen Körnchen ausgekleidete Nackenfurche. Von den
drei an den Mundrand stoßenden, hinter dem Rostrale folgenden
seitlichen Kopfschildern ist das erste, das Nasolabiale, das größte,
im unteren Teile seines Vorderrandes ziemlich gerade, sein kürzester
Hinterrand nach vorne konvex. Die wegen des stark auf den Pileus
übergewölbten Nasolabialschildes von oben ganz sichtbaren Nasen-
löcher sind etwa dreieckig und ober der Mittellinie des genannten
Schildes dem Vorder- und Oberrande desselben genähert. Von den
hierauf noch folgenden zwei Supralabialen ist das hinter dem Naso-
labiale stehende viereckig, höher als breit und oben an das Okulare
stoßend, während das nächste mehr dreieckige mit seiner oberen Spitze
an das erste Postokulare und mit seinem Hinterrande an die zwei
ersten, übereinanderstehenden Temporalen grenzt. Hinter dem Oku-
lare folgen jederseits vier längliche Postokularen, denen sich nach
unten zu zwei Reihen ebenso vieler und ähnlich geformter Temporal-
schilder anschließen. Der untere Mundrand ist von einem großen,
etwa bogig trapezischen Mentale und von je drei Sublabialen be-
grenzt, deren erstes mehr dreieckig und bedeutend kleiner ist als
die zwei darauffolgenden, die an Größe etwa dem Mentale gleich-
kommen. Hinter dem Mentale ist ein fast ebenso großes Submaxil-
lare zu bemerken, das mit seinen zwei kürzesten Rändern an das
erste, mit seinen längsten an das zweite Sublabiale stößt. Zwischen
den letzten Sublabialen stehen noch zwei Reihen von vier und
fünf größeren Schildern, von denen die der‘ ersten Reihe viel länger
als breit, die der zweiten aber von den hinter ihnen folgenden Körper-
täfelchen kaum mehr verschieden sind. Letztere bilden am Rumpfe
II3—I25, am Schwanze bis 23 Querringe; hievon stehen in der
ersten Körperhälfte ober der Seitenfurche 14—1I6, unter derselben
16—ıI9 in einer Querreihe. Vor dem After stehen zwei Reihen von
sechs Schildchen, deren vordere von je einer Pore durchbohrt sind.
Der Schwanz ist bei unverletzten Tieren an seiner Spitze von einem
stumpf kegelförmigen Schilde umgeben.
Die Färbung des Körpers kann oben einerseits von einem ins
Gelbliche ziehenden Rosa durch Rötlichgrau ins Rötlichbraune,
anderseits wieder bis zu einem ins Braune ziehenden Violettrot oder
Eisengrau übergehen. Die Bauchseite ist heller, meist gelblich-
oder graurosa gefärbt. Die Körpertäfelchen sind am Rande hellgelb
oder lichtbraun, das Mentale und die Seitenfurchen ebenfalls heller.
Letzteres ist im ganzen auch bei jungen oder frisch gehäuteten Stücken
der Fall. Nur ausnahmsweise treten auf der Oberseite lichtgelbe oder
grauweiße Flecken auf. — Die Größe des Tieres beträgt etwa 20—30 cm.
Das Vorkommen dieser Art beschränkt sich auf die Pyrenäische
Halbinsel.
2. Blanus Strauchii: Maxilla superior ultra inferiorem Pprolongata.
Frontorostrale latitudine longius, parietalia postica occipitalıbus
praecipue tribus contingentia. Sulcus cervicalis scutellis obtectum.
Scutum nasolabiale longitudine altius, pori praeanales octo.
Long. 20—30 cm.
Blanus Strauchii Bedriaga Amphisb. ciner. u. Strauchii. Arch.
f. Naturg. VIL, ı, pag. 35.
522 Amphisbaenidae.
Von der vorangehenden Art hauptsächlich durch die Form des
Kopfes und dessen Beschilderung verschieden.
Der im Vergleich zu cinereus in seiner hinteren Hälfte viel breitere
Kopf ist nach vorne ziemlich zugespitzt verschmälert mit über den
Unterkiefer weit vorragender Schnauze, daher die Mundöffnung
ganz auf der Unterseite gelegen; nach dem Vorderende zu ist die
Schnauze stark nach abwärts gewölbt. Die Hinterhauptsgegend
ist nicht aufgetrieben, die Zügelgegend nahezu senkrecht abfallend,
daher die Nasenlöcher seitlich gestellt. Der vom Kopfe weniger
gesonderte Rumpf ist abgeplattet, der Schwanz kürzer und stumpfer
als bei der vorigen Art.
Das Rostrale ist weit auf die Unterseite der Schnauze herab-
gebogen, das Frontorostrale länger als breit, mit meist mehr oder
weniger bogigen Seiten. Die Parietalen
nehmen nach rückwärts zumeist an Größe
ab, ihr letztes Paar wird nur von drei viel
kleineren Occipitalen begrenzt. Die bei der
vorigen Art sehr deutliche Nackenfurche ist
n. dadurch, daß sie nicht wie bei dieser mit
- feinen Körnern, sondern mit viereckigen
Täfelchen bedeckt ist, mehr oder weniger
verwischt. Das Nasolabiale ist viel höher
als lang, sein Lippenrand gerade, der Vorder-
rand sehr stark, der hintere schwächer nach
vorne konvex, seine obere und hintere Ecke
als scharfe Spitze zwischen das Fronto-
rostrale und zweite Supralabiale eingekeilt.
Die etwa zugespitzt eiförmigen Nasenlöcher
liegen ziemlich in der Mittellinie des Naso-
labialschildes und sind von dessen Ober-
und Unterrande nahezu gleichweit entfernt.
Das zweite Supralabiale ist ebenfalls be-
deutend höher als breit, etwas schmäler
aber ziemlich ebenso hoch als das erste,
oben mit seinem kürzeren Rande an das
Frontorostrale, mit seinem weit längeren
Fig. 106. aber an das sphenoidische Okulare stoßend,
Blanus Strauchii Bedrg. Jetzteres mit seinem bogigen Hinterrande an
n Nackengürtel. das erste Postokulare und das obere der
zwei ersten Temporalia grenzend. Das dritte
Supralabiale ist, obwohl noch immer groß, so doch merklich kleiner
als die zwei vorangehenden, von etwa unregelmäßig dreieckiger oder
trapezoidischer Gestalt, vom ersten Postokulare gewöhnlich durch
das Okulare und das obere der zwei ersten Temporalen getrennt.
Die Postokularia sind länglich viereckig, alle länger als breit. Die
Temporalen bestehen unmittelbar hinter dem letzten Supralabiale
aus zwei, dann aber aus je drei in einer Querreihe übereinander-
liegenden größeren unregelmäßigen Tafeln. Das Mentale ist bogig
trapezisch, das etwas größere Submaxillare rundlich polygonal, die
drei Sublabialen sind mit Ausnahme des ersten länger als breit, der
Anguidae. 523
Raum zwischen den letzten und größten durch eine Anzahl größerer,
unregelmäßiger Schilder ausgefüllt, denen sich nach hinten bis zum
Nackengürtel gewöhnlich vier Reihen den Körpertäfelchen ähnlicher
Schilder anschließen. Der Rumpf zeigt I02—II2, der Schwanz
18—20 Querringe, die Zahl der Afterporen beträgt in der Regel acht,
die Größe des erwachsenen Tieres 20—30 cm. In der Färbung scheint
Strauchii von cinereus nicht verschieden zu sein.
Diese im westlichen Asien einheimische Art sollnach Strauch
auch in Griechenland und um Konstantinopel vorkommen; in Aufent-
halt und Lebensweise dürfte sie sich von der vorangehenden wohl
kaum unterscheiden.
4. Familie. Anguidae.
Corpus teres, anguiforme, apodum, supra et subtus squamis
subaequalibus plus minusve imbricatis institutum.
Caput a trunco vix distinctum in medio scutis magnis regulari-
bus tectum.
Oculi palpebris per longitudinem fissis.
Collare nullum.
Cauda dimidio corporis saltem longitudine.
Der Körper ist gestreckt, zylindrisch, schlangenartig, ohne Spur
einer halsartigen Verjüngung unmittelbar in den nach vorne all-
mählich abfallenden Kopf übergehend, dessen Schnauze zugespitzt
verrundet, mit verwischtem Canthus rostralis. Die Nasenlöcher
sind vorne zu seiten der Schnauzenspitze gelegen, die Augenlider
längsgespalten. Die vorstreckbare Zunge ist vorne schmal und mit
schuppenförmigen Hervorragungen, hinten dick und mit haar-
förmigen Papillen besetzt, ihr freies Ende mehr oder weniger aus-
gerandet oder selbst schwach gabelspitzig. Die Gliedmaßen fehlen,
der vom Rumpfe nicht oder kaum gesonderte Schwanz ist allmählich
zugespitzt und beträgt mindestens die Hälfte der gesamten Körper-
länge.
Der Kopf ist oben in der Stirn- und Scheitelgegend mit großen,
regelmäßigen Schildern bedeckt, von denen wenigstens das Frontale,
das Interparietale und die Parietalia immer vorhanden sind; der
Außenrand des ersteren wird von 3—6 Supraokularen begrenzt. Die
Zügel- und Schläfengegend sind mit meistens ziemlich zahlreichen,
auf letzterer oft schon mehr oder weniger schuppenartigen Schildern
bedeckt, der Mundrand ist oben von 5—ı2 Supralabialen gesäumt,
der Körper oben und unten mit durchaus gleichartigen Schuppen
bedeckt.
Die Mitglieder dieser Familie sind Landtiere, welche unter
Steinen oder in selbstgegrabenen Höhlen in der Erde leben und
sich von Insekten, Würmern, Schnecken und kleineren Vertebraten
nähren.
Die europäischen Vertreter verteilen sich in zwei Gattungen,
die in folgender Weise unterschieden werden können.
524 Anguidae.
A. Rumpf ohne Seitenfurche, Frontale nicht viel größer als das
Interparietale, Ohröffnung nur ausnahmsweise sichtbar. Schup-
pen vollkommen glatt und nicht gewirtelt
I. Gatt. Anguisrham
B. Rumpf von den Halsseiten bis zum After mit tiefer Längs-
furche, Frontale mehr als doppelt so groß wie das Interparie-
tale, Ohröffnung deutlich sichtbar. Schuppen rhombisch,
hart und knochig, oberseits wenigstens am Schwanze immer
deutlich gekielt und in ringsherumziehende Quergürtel gestellt.
2. Gatt. Ophisaurus Daud.
I. Gattung. Anguis.
Linne Syst. nat. pag. 227, IIo (1758).
Frontale et interparietale latitudine longius.
Oceipitale conspicuum.
Nares in medio scuti nasalıs.
Truncus sulco laterali destitutus.
Der Körper ist durchaus gleich dick. Der durch die etwas auf-
getriebene Schläfengegend schwach abgesetzte Kopf ist nach vorn
allmählich verengt, mit bald mehr, bald weniger breit verrundeter
Schnauzenspitze. Seine Seiten sind fast senkrecht abfallend, die
Schnauzenkante vollkommen verrundet, die Augen ziemlich klein.
Die Ohröffnung ist äußerst verschieden, indem sie teils vollkommen
von der Körperhaut überzogen oder als sehr kleine, kaum merkbare
Ritze etwa in Kopflänge hinter der Mundspalte unter einer Schuppe
verborgen, manchmal aber auch wieder vollkommen nach außen
geöffnet und sehr gut sichtbar ist!). Der längsgefurchte Gaumen
ist zahnlos, beide Kiefer jedoch mit ziemlich schlank kegelförmigen,
nach rückwärts gekrümmten Zähnen versehen, die in der Jugend
gewöhnlich in größerer Anzahl vorhanden sind als im Alter. Die
vorn in zwei kurze Gabelspitzen ausgezogene Zunge ist bei Wein-
geistexemplaren in ihrem vordersten Teil mit einer deutlichen Ein-
schnürung oder OQuerfurche versehen. Der vom Rumpfe kaum
abgesetzte Schwanz ist zylindrisch, im unverletzten Zustande etwa
körperlang und am Ende in eine stumpfe Kegelspitze ausgezogen.
Das kleine Rostrale ist dreieckig, fast vertikal gestellt, sehr
schwach gewölbt und von oben nicht oder kaum sichtbar; es ist
nach hinten zu von drei kleinen Schildchen begrenzt, deren größtes
in der Mitte liegt, während die beiden seitlichen an den Vorderrand
der Nasalia stoßen. Die Supranasalia sind selten einfach, sondern
gewöhnlich in drei bis vier kleine Schildchen aufgelöst, die sich
zwischen die drei früher genannten und das Internasale einschieben;;
dieses selbst ist mittelgroß, meist etwas breiter als lang, am Hinter-
rande fast immer deutlich zweimal gebuchtet. Die etwa um die
!) Auf derartige Stücke, die sich übrigens sonst in gar nichts von der Stamm-
form unterscheiden, gründete Fitzinger seine Gattung Otophis.
Anguis. 525
Hälfte kleineren Präfrontalen stoßen in der Mittellinie in der Regel
in größerer oder geringerer Ausdehnung zusammen, so daß in folge-
dessen das Internasale von dem Frontale gewöhnlich vollkommen
getrennt erscheint. Letzteres, das größte aller Kopfschilder, ist
etwas länger als breit, nach hinten schwach erweitert und daselbst
meistens ziemlich gerade abgestutzt. Das etwas kleinere Inter-
parietale ist vorn nicht viel schmäler als das Frontale, nach hinten
immer stark dreieckig verengt; die etwa unregelmäßig viereckigen
Frontoparietalia sind sehr klein, kaum halb so groß als die Präfron-
talen und sehr weit nach außen gerückt. Das Occipitale, ist kaum
kleiner als ein Präfrontale, von unregelmäßig rhombischer oder
deltoidischer Gestalt, bei jüngeren Tieren durch den stark gerundeten
Hinterteil oft mehr schuppenartig. Von den fünf bis sechs Supra-
okularen, deren drei vorderste an den Seitenrand des Frontale stoßen,
sind die zwei ersten an Länge und Breite wenig verschieden, während
die hinteren gut doppelt so breit als lang sind. Die Parietalia sind
schmal, fast doppelt so lang als breit, nach hinten zu stark gegen-
einander konvergierend. Das kleine Nasale ist durch das in seiner
hinteren Hälfte ausgehöhlte, vollkommen kreisrunde Nasenloch
oft mehr oder weniger ringförmig, liegt größtenteils dem zweiten
Supralabiale auf und wird vom Rostrale durch ein kleines Pränasal-
schildchen getrennt. Die ganze Zügelgegend erscheint mit kleinen,
in drei bis vier Längsreihen übereinanderliegenden schuppenartigen
Schildchen besetzt, welche sich, etwas größer werdend, auch auf die
Schläfengegend fortsetzen; die Augenlider sind beide mit kleinen
Schuppen bedeckt. Supralabialia sind etwa zehn vorhanden, das
Mentale ist sehr klein, dreieckig, die schmalen Sublabialen kaum
überragend; letztere sind an den Seiten stets von zwei Reihen läng-
lich schuppenförmiger Schildchen eingefaßt, denen sich nach außen
zu noch jederseits vier bis fünf größere Submaxillaren anschließen.
Von den Schuppen des Körpers sind die des Rückens und der Unter-
seite am größten, vollkommen quer sechseckig, die seitlichen kleiner,
etwas schief nach hinten gerichtet, mehr rhombisch, mit verrundeten
Hinterecken. Die Anzahl der Schuppenreihen rund um den Körper
beträgt gewöhnlich 25; von den Präanalschuppen sind namentlich
die zwei mittleren etwas größer als die vorangehenden.
Die Gattung enthält nur eine einzige Art.
1. Anguis fragilis: Supra fusco-grisea vel cuprea, aut concolor aut
nigro-fasciata,; lateribus abdomineque pallidioribus aut obscu-
rioribus. — Long. 40—50 cm.
Anguis fragilis Linne Syst. nat. I, pag. 229, 270 (1758). — An-
guis clivica Laur. Synops. reptil. pag. 69, CXXIX (1768). — Erix
clivicus Daud. hist. nat. gener. d. rept. VII, 281 (1803).
Typus: Supra fusco-grisea vel cuprea, concolor, subtus lateribusgue
plumbeo-albida (&) aut nigrescens (9).
Anguis fragilis var. grisea de Betta Erpetol. delle Prov. ven.
pag. 164, c (1857). — Anguis fragilis var. fusca de Bettal.c.
pag. 164, e (1857).
526 Anguidae.
var. a) Ut supra, sed lateribus punctis nigricantibus per longitudinem
plus minusve cohaerentibus,; subtus atra vel obscure plumbea.
Anguis fragilis var. vulgaris de Betta Erpetol. d. Prov. ven.
pag. 164, a (1857).
var. b) Ut supra, sed linea dorsali mediana interdum duplici, rarius
eiam lateralibus nigricantibus.
Anguis eryx Linne Syst. nat. I, pag. 229, 262 (1758). — Anguis
bicolor Risso hist. natur. de l’Eur. merid. III, pag. 89, 16 (1826). —
Anguis Besseri Andrzej. Amphib. nostr. Nouv. mem. soc. imp.
Moscou II, pag. 338, 2, tab. XXII, fig. 7, tab. XXIV (1832). — ?An-
guis vittatus Gravenh. Verz. zoolog. Mus. Bresl. pag. 25, 2. —
Anguisfragilis var. lineata de Betta Erpetol. d. Prov. ven.
pag. 164, b (1857).
var. c) Ut supra, sed sguamis abdominalıbus punctis nigris per longi-
iudinem dispositis.
Anguis cinerea Risso hist. natur. de l’Eur. merid. III, pag. 88, 15
(1826).
var. d) Uta vel b, sed sguamis dorsalibus ommibus nigro-striolatıs.
Anguisfragilis var. nigriventris de Betta Erpetol.d. Prov.
ven. pag. 164, d (1857). ;
var. e) Corpore supra maculis coeruleis sparso,; auribus plerumque
conspicuis.
Anguis incerta Krynicki Observat. de reptil. Bull. soc. imp. nat.
Moscou. VII, pag. 52, 2 (1837). —Anguis lineata Kryn,l.c. pag. 54,
3 (1837). — Siguana Ottonis Gray Cat. of slend. tong. saur. Ann.
of nat. hist. I, pag. 334 (1839). — Otophis eryx var. colchica
Demid. Voyage de la Russie mer. pag. 341, tab. 5, fig. I—3 (1840). —
Otophis Eryx Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 23 (1842).
var. f) Supra et subtus fusco-nigrescens, concolor.
pullus. Supra argenteo-grisescens vel flavescens, lateribus abdomineque
aterrimis, linea dorsali unica vel binis nigricantibus.
Anguis lineata Laur. Synops. reptil. pag. 68, 126 (1768).
juv. Supra fusco-flavescens vel fulvo-testacea, dorso linea nigra Ple-
rumque distincta, abdomine lateribusgue atro-chalybaeis.
Die Färbung des Tieres ist im ganzen eine ziemlich veränder-
liche. Frisch ausgekrochene Exemplare sind oben gewöhnlich hell
grauweiß, fast silber- oder perlmutterglänzend, der Unterleib und
die Seiten nach oben hin sehr scharf abgegrenzt tiefschwarz. Am
Interparietale findet sich ein dunkler Flecken, von dem aus eine,
seltener zwei meist etwas wellige schwarze Linien über die ganze
Mitte des Oberkörpers bis zur Schwanzspitze hinziehen. Je älter
nun das Tier wird, desto mehr geht in der Regel die Grundfarbe ins
Braune über, so daß etwas größere Stücke gewöhnlich hell isabell-
farben oder licht chokoladebraun sind, welche Färbung später ins
entschieden Braune, Kupferfarbige, ja ausnahmsweise selbst ins
Schwärzliche übergehen kann. Mit dieser Umänderung der Grund-
farbe tritt gewöhnlich auch der schwarze Rückenstreifen immer mehr
zurück, die dunklen Partien der Seiten und oft auch des Unterleibes
lösen sich in schwarze Längslinien oder Punktstreifen auf, die sich
Anguis. 527
manchmal im Alter selbst ganz verlieren, sowie überhaupt die Bauch-
seite mit zunehmendem Wachstum häufig lichter wird, vom tiefsten
Schwarz allmählich durch Blauschwarz ins Bleigraue oder selbst
ins Weißliche übergehend. Doch kommen auch ganz erwachsene
Stücke vor, bei denen die Grundfarbe der Oberseite mehr oder weniger
grau oder wenigstens braungrau ist, sowie sich anderseits die schwar-
zen Rücken und Seitenstreifen und auch die dunkle Unterseite im
Alter ebenfalls, namentlich im weiblichen Geschlechte, nicht selten
erhalten; auch kann es vorkommen, daß die meisten oder selbst
sämtliche Schuppen der Oberseite längs ihrer Mitte einen dunklen
Stich zeigen, wodurch dann der ganze Oberkörper mehr oder weniger
mit schwärzlichen Sprenkeln oder Punktstreifen versehen erscheint.
Mitunter trifft man auch auf Tiere, die auf der Rückenseite mit mehr
oder weniger zahlreichen hellblauen Punkten besetzt sind; obwohl
nun diese Zeichnung, besonders wenn sie sehr intensiv ist, ihre Ent-
stehung häufig einer bloßen Abreibung der Oberhaut verdankt,
so ist dies doch sicher nicht immer
der Fall, indem man auch vollkommen
reine Exemplare dieser Form findet,
bei denen, wie man sich mit der Lupe
leicht überzeugen kann — diese eigen-
tümliche Art der Zeichnung dadurch
entsteht, daß durch die feine, braun-
gelbe Oberhaut ein blaßblaues oder
fast weißliches Pigment durchschim-
mert; auch sind es namentlich der-
artige Stücke, bei denen eine äußere
Ohröffnung oft sehr gut sichtbar ist,
obwohl letztere Eigenschaft auch mit
den gewöhnlichen Zeichnungen ver-
bunden sein kann, wie ich mich durch
wiederholte Untersuchungen überzeugt
habe. Solche Exemplare — von einigen
Autoren unter den Namen Otophis
eryx auch als eigene Art unterschieden — scheinen vorzugsweise im
Osten Europas vorzukommen, da ich ein derartiges Verhalten vor-
zugsweise an ungarischen, noch häufiger aber an südrussischen Stücken
beobachtete. — Endlich kann es noch vorkommen, daß in seltenen
Fällen das ganze Tier sowohl oben als unten einfarbig schwarzbraun
oder selbst schwarz erscheint, eine Färbung, die einige Autoren
jedenfalls wohl irrtümlich durch die Feuchtigkeit des Standortes
zu erklären glauben. Übrigens ist bei allen Varietäten die ganze
Oberfläche mehr oder weniger spiegelglatt oder selbst schwach metall-
glänzend, die Kiefer und manchmal auch der Oberkopf dunkel punk-
tiert und die Kehle mit zahlreichen schwarzen Sprenkeln versehen.
Die Ränder der Bauchschuppen sind mit luftgefüllten Hohlräumen
versehen und erscheinen hiedurch bei auffallendem Lichte silber-
glänzend.
Die Länge des Tieres beträgt etwa 40—50 cm.
Die allgemein bekannte Blindschleiche ist fast überall anzutreffen
Fig. 107.
Anguis fragilis Linne.
528 Anguidae.
und vermeidet, da sie mehr Schatten und Feuchtigkeit liebt, nur ganz
trockene und kahle Plätze, während sie dagegen in Wäldern am lieb-
sten wohnt, übrigens auch in Gärten, auf Feldern, Auen u. dgl. nicht
selten gefunden wird. Sie wohnt ebenso gut in der Ebene als im Ge-
birge und steigt in letzterem mitunter bis zu 2000 m Meereshöhe
hinauf. Bei Tage meist in ihren Verstecken, unter tiefer liegenden
Steinen, losen Baumrinden, Brettern und ähnlichen Schlupfwinkeln
verborgen, kommt sie in der Regel erst abends oder nach einem
Regen heraus, vielleicht wohl noch aus dem Grunde, weil sie um diese
Zeit ihre hauptsächlichste, aus Regenwürmern und Nacktschnecken
bestehende Nahrung am leichtesten und häufigsten findet. In der
Sonne liegend trifft man sie nur ausnahmsweise an kühlen Frühlings-
oder Herbsttagen, sowie auch an frühen Morgen- oder späten Nach-
mittagsstunden an; sonst ist sie namentlich während der heißen
Tageszeit ständig verborgen. Den einmal gewählten Wohnplatz
hält sie mit ziemlicher Hartnäckigkeit fest, und entfernt sich ohne
dringende Veranlassung in der Regel nicht weit von demselben.
Den Winter verbringt Anguis meistens gesellig in Erdhöhlen,
die gewöhnlich von größeren Artgenossen mit der Schnauze in Form
von 15—50 cm langen Gängen angelegt werden. Nicht selten werden
in solchen Röhren 20—30 Stück beisammengefunden, wobei das sich
zuerst einwühlende und meistgrößte Exemplar stets zu unterst liegt,
während nach oben zu immer kleinere und ganz zuletzt die im selben
Jahre ausgekrochenen Jungen kommen. Das nach außen mündende
Ende dieser Schlupfwinkel zeigt sich mit Gras und Erde verstopft,
um das Eindringen der kalten Luft zu verhindern. Aus diesen Winter-
quartieren kommen die Tiere selten um Mitte März, gewöhnlich aber
erst im April hervor und, wie aus der obbeschriebenen Lagerung
derselben erklärlich ist, zuerst die jungen und erst später die älteren
und ganz erwachsenen, da diese in ihren tieferen Lagen zuletzt von
der nur allmählich nach abwärts dringenden Sonnenwärme erweckt
werden. Meist bald nach ihrem Erscheinen schreiten die Tiere zur
Paarung, die in der Weise stattfindet, daß das Männchen das Weib-
chen mit den Kiefern hinter dem Kopfe packt und dann, den Kör-
per bogenförmig krümmend, seine Kloake unter die seiner Er-
wählten bringt. Die Begattung scheint, da sie so selten beobachtet
wird, gewöhnlich im Verborgenen vor sich zu gehen, doch habe ich
schon in den fünfziger Jahren ein Pärchen frei im Garten liegend
in Copula angetroffen. Die Tragzeit dauert etwa drei Monate und
der Wurf findet, je nach der früher oder später vollzogenen Paa-
rung, von Mitte Juli bis Mitte September unter der Erde statt;
die meisten hochträchtigen Weibchen werden im August gefunden.
Je nach dem Alter der letzteren schwankt die Anzahl der Jungen
zwischen fünf und sechsundzwanzig, beträgt aber im Durchschnitt
gewöhnlich etwa ein Dutzend. Dieselben kommen in Zwischen-
räumen von 5—IoO Minuten noch in der durchsichtigen, gelblichen
Eihaut zur Welt, die aber alsbald durch heftige Krümmungen
und Bewegungen von den kleinen, etwa 8—g cm langen Schleichen
zerrissen wird. Die Fortpflanzung scheint erst im vierten oder fünften
Lebensjahre zu beginnen. Mit Einbruch der kälteren Jahreszeit,
Anguis. 520
in Mitteleuropa Ende Oktober oder längstens anfangs November,
ziehen sich die Tiere in ihr Winterlager zurück.
Die Blindschleichen sind im ganzen mehr langsame und unbe-
holfene Geschöpfe, die sich, wohl wegen ihrer mit harter Knochen-
unterlage versehenen Schuppen, nur in weiten Seitenwindungen be-
wegen und bloß auf rauhem und bewachsenem Boden einigermaßen
schneller fortkommen können. Aus eben diesem Grunde sind sie
daher auch nicht imstande flinke und schnelle Tiere zu erbeuten
und auf die langsam kriechenden Nacktschnecken und Regen-
würmer in dieser Richtung beschränkt. Verteidigungsmittel stehen
ihnen so gut wie gar keine zu Gebote; manchmal lassen sie ergriffen
ihren Unrat fahren und nur äußerst selten versuchen sie zu beißen,
halten dann aber das Ergriffene mit großer Hartnäckigkeit fest.
Sie haben daher in der Natur auch zahlreiche Feinde und kleinere
Raubtiere, sowie Insektenfresser, desgleichen manche Vögel und
Schlangen vertilgen deren in großer Menge. Ja jüngere Tierewerden
selbst von Kröten — die sie wohl für Würmer halten mögen — ver-
schlungen und ganz kleine mitunter auch von größeren Laufkäfern
(Carabus) angefallen und verzehrt.
Die Häutung findet vom Kopfe angefangen nach rückwärts zu
statt, doch wird die alte Haut nicht wie bei den Schlangen in einem
Stücke, sondern meistens in zwei bis drei zusammengeschobenen
Wülsten abgestoßen, die einen lebhaften Silberglanz zeigen, wäh-
rend vereinzelte Hautfetzen vollkommen glasartig und durchsichtig
sind. Sie trinken schlappend, und obwohl sie das Wasser meiden,
so können sie doch, zufällig in dasselbe gelangt, durch schlangen-
artige Windungen des Körpers ziemlich gut schwimmen und das
Festland gewinnen. Der sehr gebrechliche Schwanz erneuert sich
nicht mehr, sondern wächst an der Wundstelle nur zu einem kurzen,
kegelförmigen Stumpfe aus, der durch Umwandlung der bei der
Verwundung austretenden Blutkörperchen in Pigmentzellen tief-
schwarz gefärbt ist.
Die Blindschleiche ist vom nördlichen Skandinavien und Eng-
land durch ganz Europa verbreitet, woselbst sie etwa vom 65° n. B.
bis zum äußersten Süden zieht und nur auf einigen Inseln, beispiels-
weise auf Sardinien, zu fehlen scheint.
In der Gefangenschaft steht Anguis zwar manchen anderen
Reptilien an Langlebigkeit nach, hält aber bei entsprechender Pflege
immerhin einige Jahre aus. Der betreffende Käfig ist mit einer
ziemlich hohen Schichte aus mit Sand versetzter lockerer Erde
auszustatten, auf welche einige größere flache Steine und Moos zu
liegen kommen. Obwohl das Tier nur selten trinkt, ist doch das
Hineinstellen eines Wassernapfes nicht zu unterlassen. Eine öftere
Bespritzung des ganzen Bodens mittelst einer feinen Brause, oder
in Ermanglung derselben mit einer in Wasser getauchten Bürste,
ist unbedingt nötig, da ein mäßiger Grad von Feuchtigkeit den
Gefangenen ein Lebensbedürfnis ist und das in dem Behälter be-
findliche Moos wenigstens niemals ganz austrocknen darf. Das
Tier wird bald zutraulich und zahm und nimmt dem Pfleger oft schon
nach wenigen Tagen das vorgehaltene Futter aus der Hand. Als
Schreiber, Herpetologia europaea. 34
530 Anguidae.
solches sind am besten Regenwürmer zu empfehlen, von denen die
Blindschleiche ganz gewaltige Stücke zu bewältigen vermag. Ich
sah selbe mitunter schon Regenwürmer verzehren, welche die Länge
der sie fressenden Schleiche um gut die Hälfte übertrafen und ihr
auch an Dicke nicht besonders nachstanden. Freilich gehört dann
zur Herabwürgung eines deratigen Bissens eine ziemliche Zeit. An-
dere Nahrung, etwa mit Ausnahme von nackten Schnecken und
Raupen, wird fast immer verschmäht, und auch an Fleisch sind die
Gefangenen nur höchst ausnahmsweise zu gewöhnen. Ihr Gehör
ist ziemlich gut und oft kommen sie, einmal an die Fütterung ge-
wöhnt, schon bei dem durch das Abheben des Käfigdeckels verur-
sachten geringen Geräusch hervor, um die für sie bestimmte Nah-
rung in Empfang zu nehmen. Um größere Beute zu bewältigen,
wälzen sie sich mit derselben, wahrscheinlich um sie zu betäuben,
manchmal wohl auch mit großer Schnelligkeit wiederholt um ihre
Körperachse herum; haben zwei denselben Bissen gefaßt, so findet
diese Drehung oft von jeder Schleiche in entgegengesetzter Rich-
tung statt, was offenbar das Zerreißen der strittigen Beute beför-
dert. Werden mehrere in demselben Behälter vereinigt, so liegen sie
gerne vielfach ineinander verschlungen gesellig unter Moos oder
Steinen. Während der kalten Jahreszeit sind sie in einem unge-
heizten, aber frostfreien Raume zu überwintern.
2. Gattung. Ophisaurus.
Daudin Hist. gener. et partic. d. rept. VII, 346 (1804).
Pseudopus Merr. Syst. amphib. pag. 78. 30 (1820).
Frontale et interparietale latitudine longvus.
Nares in medio scuti nasalıs.
Apertura aurium libera.
Truncus ad latera sulco longitudinali instructus.
Der ziemlich große Kopf ist hinten am breitesten, nach vorn
allmählich aber stark verjüngt, mit zugespitzt gerundeter Schnauze,
im ganzen von etwa viereckig pyramidenförmiger Gestalt. Seine
Oberfläche ist sanft von hinten nach vorn und abwärts gewölbt,
die Seiten fast senkrecht abfallend. Die ziemlich großen Nasen-
löcher sind in der Mitte des Nasale gelegen, von den Augenlidern das
obere etwas kleiner als das untere; die unmittelbar hinter der Mund-
spalte gelegene Ohröffnung ist klein, horizontal gestellt, spalten-
oder verlängert eiförmig. Die an der Spitze stark dreieckig aus-
gerandete Zunge ist im vorderen Drittel frei, dünn und schwach der
Länge nach gefurcht, dahinter mit einer tiefen, sich beim Aus-
strecken verlierenden Ouerfalte versehen; sie ist vorn mit körnigen,
im größeren hinteren Teile aber mit fadenförmigen oder zottenartigen
Warzen besetzt. Der Gaumen ist bezahnt, die Zähne selbst eine
jederseits in der Mitte unterbrochene Längsreihe bildend. Der
Rumpf zeigt eine sehr deutliche, mit kleinen Schuppen ausgeklei-
dete, tiefe Längsfalte, welche etwas hinter dem Kopfe beginnend
Ophisaurus. 531
beiderseits längs der Bauchgrenze bis zum After hinzieht; die rela-
tive Länge des Rumpfes im Verhältnis zum Kopfe ist übrigens
nach dem Alter nicht immer gleichbleibend, indem bei erwachsenen
Tieren die Entfernung von der Schnauzenspitze bis zur Ohröffnung
etwa achtmal, bei jungen hingegen nur sechs- bis siebenmal in der
Rumpflänge enthalten ist. Am Ende der oberwähnten Längsfurche
findet sich beiderseits des Afters je ein kurzer, stielartiger Stum-
mel, der bald einfach, bald auch wieder zweiteilig erscheint und als
ein Rudiment der Hinterbeine aufgefaßt werden muß. Der vom
Rumpfe nicht abgesetzte Schwanz ist sehr gestreckt, stets weit über
die Hälfte, ja oft selbst zwei Drittel der ganzen Körperlänge weg-
nehmend.
Die Bekleidung des Kopfes ist sowohl hinsichtlich der Form
als auch der Anzahl der Schilder manchen Veränderungen unter-
worfen, so daß die Deutung dieser Bildungen und deren Zurück-
führung auf die gewöhnliche Beschilderung des Eidechsenkopfes oft
ziemlich willkürlich und gezwungen erscheint. Das etwa gerundet
dreieckige Rostrale ist ziemlich groß, wenig breiter als hoch, mit
seinem oberen, stark verengten Ende schwach übergewölbt; es ist
seitlich von dem ersten Supralabiale, am hinteren Rande aber von
drei nebeneinander stehenden Schildchen begrenzt, deren mittleres
das größte ist. Die Oberseite des Kopfes ist nur in der Jugend
ziemlich regelmäßig beschildert, während sie mit zunehmendem
Alter immer unregelmäßiger wird, so daß man unter ganz erwach-
senen Tieren kaum zwei Stücke finden dürfte, die einander in der
Bekleidung des Pileus vollkommen gleichen; doch kann man immer
ein sehr großes Frontale unterscheiden, das in der Jugend ziem-
lich schmal und länglich, mit zunehmendem Alter aber stets breiter
und dann auch nach hinten meist mehr oder weniger erweitert er-
scheint, obwohl die Entwicklung desselben in die Länge die in die
Quere in allen Fällen merklich übertrifft. Dieses Frontale stößt
rückwärts stets unmittelbar an das bedeutend kleinere, nach hinten
immer stark verschmälerte Interparietale, welches seinerseits wieder
unmittelbar an das Occipitale grenzt, das aber nur in der Jugend
immer deutlich, ziemlich klein und nach hinten erweitert ist, bei
alten Tieren aber selten mehr unterschieden- werden kann, indem
es den darauffolgenden Nackenschuppen gleicht oder mit ihnen
mehr oder weniger verschmilzt. Der Raum zwischen Frontale und
Rostrale ist durch eine sehr veränderliche Anzahl kleinerer, unregel-
mäßiger Schilder erfüllt, unter denen sich öfters ein größeres, etwa
als Internasale zu deutendes, merklicher abhebt. Der Außenrand
des Frontale ist in der Regel von drei bis vier Supraokularen be-
grenzt, deren vorletztes die übrigen an Größe gewöhnlich bedeu-
tend übertrifft. In dem Winkel zwischen dem letzten Supraokulare
und dem Frontale einerseits, sowie dem Interparietale anderseits
finden sich die kleinen, nach innen zu meist dreieckig verschmälerten
Frontoparietalia, die im allgemeinen sehr beständig sind, da sie
fast immer deutlich unterschieden werden können. Die Parietalıa
sind gewöhnlich ziemlich groß, obwohl sonst in Form und Größe
äußerst veränderlich, bei Jungen meist ziemlich regelmäßig viel-
34*
533 Anguidae.
eckig, bei Alten hingegen nicht selten ganz undeutlich und kaum
zu unterscheiden. Das Nasale ist klein, durch das verhältnismäßig
große, rundliche Nasenloch in der Jugend fast ringförmig, das Ro-
strale nicht berührend; es liegt den zwei ersten Supralabialen auf
und ist hinten von drei übereinander stehenden kleinen Postnasal-
schildern begrenzt. Die Zügelgegend ist ganz mit kleinen, unregel-
mäßigen Schildern bedeckt, der Oberrand der Augenhöhle von den
Supraokularen durch eine Reihe von vier bis fünf schmalen, läng-
lichen Supraciliaren getrennt; die Augenlider sind mit kleinen, in
mehrere Längsreihen gestellten, schuppenförmigen Schildchen be-
setzt, die Schläfen mit bereits ziemlich regelmäßigen Schindelschuppen
versehen. Supralabialia sind etwa Io bis I2 vorhanden, die unter
dem Auge stehenden von letzterem durch kleine, in Reihen gestellte
Schildchen getrennt. Das ziemlich dreieckige Mentale ist quer, fast
doppelt so breit als lang, die schmalen, länglichen Sublabialia sind
mit Ausnahme des ersten breiten vorn in doppelter, hinten in drei-
facher Reihe gestellt, zwischen sich die neun bis zehn großen Sub-
maxillaria einschließend. Die Seiten des Halses sind unmittelbar
hinter der Ohröffnung mit kleinen, glatten Schuppen bedeckt, die
stark aufeinander geschindelt und am Hinterrande gerundet sind.
Die übrigen Körperschuppen sind etwa rhombisch, von unten nach
aufwärts schwach geschindelt, auf der Bauchseite mehr sechseckig,
breiter als lang; doch ist die Beschuppung auch nach dem Alter
ziemlich verschieden, indem in der Jugend sämtliche Schuppen —
mit Ausnahme der an der Kehle stehenden — an der Spitze aus-
gerandet und sehr scharf und deutlich gekielt sind, so daß die Kiele
über den ganzen Körper hinlaufende, zusammenhängende Längs-
linien bilden. Je älter aber das Tier wird, desto mehr verlieren
sich die Kiele, so daß ganz erwachsene nur mehr am Schwanze
deutlich gekielt sind, während der Rumpf oberseits nur schwache
Streifen, unterseits aber gar keine oder höchstens Spuren von Kielen
zeigt; in gleichem Maße mit den Kielen verschwindet auch die
Ausrandung an der Spitze der Schuppen immer mehr, so daß die-
selben am Hinterrande endlich ziemlich gerade abgestutzt erschei-
nen; desgleichen werden alle Hautbedeckungen mit zunehmendem
Alter immer härter und knochiger. Der Oberkörper enthält in der
Regel ı2, der Bauch meist ro Schuppenreihen; der vollständig er-
haltene Schwanz etwa 240 Quergürtel.
Die einzige Art dieser Gattung lebt im südöstlichen Europa.
1. Ophisaurus apus: Supra griseo-flavescens vel fulvus, sguamis apice
nıgro Punclatıs, subtus flavidus vel carneo-fuscescens,; carinis
trunci subobsoletis, caudae conspicuis. — Long. IO0O—IIO cm.
Lacerta apoda Pall. Reise d. verschied. Prov. d. russ. Reich. III,
pag. 702, 3 (1772). — Bipes Sheltopusik Bonnat. tabl. enc. meth,
Erpetol. pag. 68, 2 (1789). — Lacerta apus Gmel. Linn. Syst. nat.
I, pag. 1079, 77 (1790). — Chalcida apus Meyer Synops. reptil.
pag. 31, 5 (1795). — Chamaesaura apus Schneid. hist. amphib.
II, pag. 212 (1801, — Sheltopusik didactylus Latr. hist. nat.
d. reptil. II, pag. 273 (1802). — Seps sheltopusik Daud. hist.
nat. gener. d. reptil. IV, pag. 35 (1803). — Bipes Pallasii Oppel
Ophisaurus. 533
Ordn. Fam. u. Gatt. d. Reptil. pag. 43 (I8ıı). — Proctopus Pal-
lasii Fisch. Observ. sur le Jeltopous. Mem. ac. Moscou IV, pag. 241
(1813), — Pseudopus serpentinus Merr. Syst. amphib. pag. 78
(1820). — Pseudopus Oppelii Fitzing. Classif. d. Reptil. pag. 50
(1826). — Histeropus Pallasii Bory Dict. class. d’hist. nat. VIII,
pag. 484. — Pseudopus Pallasii Cuv. regne anim. II, pag. 69
(1829). — Ophiosaurus serpentinus Eichw. Zool. spec. Ross.
et Polon. III, pag. 179, 2 (1831). — Ophisaurus apus DBouleng.
Catal. Liz. Brit. Mus. II, pag. 280 (1886).
juv. Supra cinereus, fasciis fusco-badtis transversis,, subtus albidus,;
carınis trunci caudaeque elevatissimis.
Pseudopus d’Urvillii Cuv. regne anim. II, pag. 69 (1829). —
Pseudopus Fischeri M£netr. Catal. rais. d. obj. de Zool. pag. 65,
222 (1832).
Die Färbung und Zeichnung sind je nach dem Alter sehr ver-
schieden; ganz junge Tiere zeigen auf der Oberseite ein ziemlich
helles, fast reines Aschgrau, welches
unten durch Weiß ersetzt wird. Der
Kopf zeigt immer scharf abgehobene
dunkelbraune Streifen, unter denen
einer zwischen Nasenloch und Auge,
ein zweiter hinter dem letzteren und
ein dritter, von einem Auge zum
anderen unter dem Kinne hin-
ziehender am beständigsten sind.
Auch finden sich gewöhnlich am
Beginn der Seitenfurche zwei ebenso
gefärbte Flecken, zwei andere etwas
höher hinter ihnen und hinter diesen
endlich noch ein dritter in der Mitte
des Nackens. Ähnliche Querbinden
stehen auf Hals und Rumpf, deren
vordere meist ziemlich tief nach ab-
wärts reichen und sich mit ihren
unteren Enden oft mehr oder weniger
verbinden, während die hinteren
gegen den Schwanz zu immer un-
deutlicher werden, um endlich ganz
zu verschwinden; an den Seiten des
Körpers zeigen sich in der Regel Fig. 108.
ebenfalls braune Längsflecken, von Ophisaurus apus Pall. a Fußstummel.
denen sich einzelne manchmal bis
auf den Schwanz erstrecken. Je älter nun das Tier wird, desto mehr
geht die ursprünglich graue Grundfarbe allmählich ins Braune oder
Gelbe über, während zugleich die dunklen Flecken- und Binden-
zeichnungen immer mehr zurücktreten, so daß die Tiere meist schon
im zweiten Jahre einfarbig strohgelb, dunkel kupferrot oder kastanien-
braun sind, wobei der Kopf gewöhnlich heller ist, als der übrige
Körper. Die Färbung der Unterseite kann von Grau durch Gelb-
oder Rostbraun bis ins Fleischfarbige wechseln.
Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt gewöhnlich gegen
534 Anguidae.
einen Meter, das größte Stück meiner Sammlung (aus Pola in Istrien
stammend) mißt Iog cm bei einem Körperumfange von II,I7 cm.
Ophisaurus ist in der Wahl seines Aufenthaltes nicht sehr heiklig
und kann man denselben ebenso gut auf Wiesen und Feldern, als
in Gebüschen und an Steinhaufen, sowie im baumlosen Karste und
in lichten Wäldern finden; dicht bewaldete Strecken meidet er, und
geht auch im Gebirge wohl kaum über 400 m Seehöhe hinauf. An
ihm zusagenden Örtlichkeiten ist er meistens sehr häufig und kann
im Frühjahre und Herbst als echtes Tagtier den ganzen Tag hin-
durch, zur heißen Sommerszeit jedoch nur bei Sonnenaufgang, teils
ruhig liegend, teils seiner Nahrung nachgehend, angetroffen werden,
während er den Tag über und auch bei Nacht meist in dichtem
Gebüsch verkrochen bleibt und nur bei umwölktem Himmel oder
auch bei einem leichten Regen im Freien weilt. Er ist äußerst flink
und behendig und sucht überrascht dem Feinde in raschen, großen
Windungen zu entkommen; doch geht seine Flucht meistens nicht
weit, indem er gewöhnlich nur auf 2—3 Meter dahineilt und dann
wieder ruhig bleibt. An diesem nur kurz dauernden, ruckweisen
Fliehen ist er auch von dem geübten Sammler sofort zu erkennen,
da diese Art der Bewegung auf das Gehör einen ganz anderen Ein-
druck macht als das Geräusch einer gleichmäßig dahinkriechenden
Schlange. Ganz ‚junge Tiere (d’Urvullii Cuv.) werden am häufig-
sten unter Steinen und oft in Mehrzahl beisammen, “ähnlich wie
unsere Blindschleichen, gefunden.
Unter den Sinnen ist jedenfalls das in der Zungenspitze ge-
legene Tastvermögen am ausgebildetsten und vermag der Schelto-
pusik hiemit ihm zusagende Nahrungsmittel, wie beispielsweise Ei-
dechsen- oder Vogeleier von neben und zwischen denselben liegen-
den, oft sehr ähnlich aussehenden Steinen durch einfache Berüh-
rung sofort zu unterscheiden.
Wie viele Reptilien geht auch Ophisaurus gerne ins Wasser
und kann oft stundenlang in demselben verweilen. — Bei der etwa
alle zwei Monate erfolgenden Häutung wird die Haut nicht umge-
stülpt, wie bei den Schlangen, sondern wie bei den Blindschleichen
vom Kopfe aus nach rückwärts allmählich bis zur Schwanzspitze
herabgeschoben.
Die Nahrung ist je nach dem Wohnorte verschieden. In Gegen-
den, wo Heuschrecken so häufig sind, daß bei jedem Tritte des
Wanderers ganze Wolken davon in die Höhe stieben, nährt sich
der Scheltopusik ausschließlich von diesen. Wo aber, wie in mehr
schattigen und minder trockenen Strichen, derlei Tiere spärlicher
sind, frißt Ophrsaurus vorwiegend oder selbst ausschließlich Schnecken,
doch nimmt er auch gelegentlich Mäuse, kleine Vögel, Eidechsen,
Blindschleichen, sowie Vogel- und Reptilieneier zu sich; Schlangen
werden verschmäht.
Obwohl der Schwanz durchaus nicht so brüchig ist, wie bei
der Blindschleiche, so fängt man doch häufig Stücke, denen eine
bald größere, bald kleinere Partie des genannten Körperteiles fehlt;
vielleicht daß sich die Tiere dieselben zur Paarungszeit, ähnlich
wie es oft bei Zacerten vorkommt, abbeißen. Das verloren gegan-
Ophisaurus. 535
gene Schwanzstück wächst jedoch nicht mehr nach, sondern heilt
die betreffende Wunde nur zu einem kurzen, stumpfkegelförmigen
Stummel aus.
Obschon mit einem sehr kräftigen Gebisse versehen, macht das
Tier von demselben dem Menschen gegenüber doch niemals einen
Gebrauch und von den zahllosen Exemplaren, die ich teils selbst
fing, teils zugesendet erhielt, ward ich nur ein einzigesmal von einem
ganz kleinen, frisch ausgekrochenen Stücke gebissen. Frisch er-
griffen sucht sich dafür der Scheltopusik, ähnlich wie die Ringel-
natter, durch Ausspritzen seines weißlichen, übelriechenden Unrates
zu verteidigen, eine Gewohnheit, die er übrigens in der Gefangen-
schaft sehr bald ablegt.
Die Paarung findet in gleicher Weise wie bei der Blindschleiche
statt, die Fortpflanzung durch Eier; letztere sind denen der Schlan-
gen ähnlich, länglich elliptisch, gegen die Enden hin nur wenig ver-
jüngt und so weich, daß sie bei festerem Anfassen leicht eingedrückt
werden. Ihre Farbe ist rein weiß, die Länge beträgt etwa 4, die Dicke
gegen 2 cm. Das Gelege wird gewöhnlich im Juni abgesetzt, die
Anzahl der von meinen Gefangenen abgelegten Eier betrug durch-
schnittlich Io; ob diese Zahl bei frei lebenden Tieren nicht etwa
überstiegen: wird, ist mir nicht bekannt.
Ophisaurus ist ein dem Südosten unseres Faunengebietes zu-
kommendes Tier und von Istrien an durch Dalmatien und die Her-
zegowina bis nach Griechenland verbreitet. Der nördlichste Punkt,
wo ich die Art antraf, ist Leme in Istrien (etwas über dem 45° n
B.), von den dalmatinischen Inseln habe ich sie niemals erhalten,
aus dem griechischen Archipel wird sie bloß von den Cykladen an-
geführt Erhardt!). Ich selbst erhielt den Scheltopusik aus der
Umgebung von Konstantinopel, desgleichen kommt er noch im
südlichen Rußland vor, woselbst er aber mit Sicherheit nur vom
Südufer der Krim nachgewiesen zu sein scheint.
Das angebliche Vorkommen am Bachergebirge in Steiermark
habe ich nirgends bestätigt gefunden und dasselbe gilt auch bezüg-
lich der Bukowina; daß er in letzteres Land von Rußland aus vor-
gedrungen sein soll, ist auch kaum anzunehmen, da er hier ja nur
auf den äußersten Süden beschränkt scheint. - Auf dem Troppberge
im Wienerwalde bei Purkersdorf in Nieder-Österreich ward er durch
den verstorbenen Naturalienhändler Erber, im Panowitzer Walde
bei Görz durch mich ausgesetzt.
Die Gefangenschaft verträgt Ophisaurus sehr gut, legt in der-
selben bald seine ursprüngliche Scheu und Wildheit ab und ge-
wöhnt sich ziemlich schnell an den Pfleger. Entsprechend der
Größe und Ungelenkigkeit des Tieres ist demselben ein geräumiger
Käfig anzuweisen; wenn es auch nur selten trinkt, so darf es doch
nicht zu trocken gehalten werden, da ihm hiedurch die Häutung
erschwert wird und es auch leicht an der Mundfäule erkrankt. Mit
Angehörigen seiner Art, sowie mit Schlangen verträgt sich der
Scheltopusik ganz gut und kann ohne weiteres mit ihnen zusammen
gehalten werden; man kann ihn mit größeren Heuschrecken, Mai-
käfern, Küchenschaben, nackten Raupen und Engerlingen, sowie
536 Agamidae.
mit Mäusen, Vögeln, Eidechsen und Blindschleichen füttern und
auch leicht an rohes Fleisch gewöhnen. Die einfachste und bequemste
Fütterung ist aber unstreitig die mit Schnecken, deren man gelegent-
lich eine größere Anzahl nach Hause trägt, wo man sie dann nach
Bedarf verwendet. Die in Reserve gehaltenen Schnecken werden
in einem leeren Käfige, einer Kiste oder in einem größeren Einmach-
glase aufbewahrt und mit Blättern von Salat, Kohl u. dgl. gefüt-
tert. Doch ist hiebei zu beachten, daß die betreffenden Schnecken
mehr weichschaligen Arten angehören, da solche mit zu hartem
Gehäuse — wie beispielsweise Helix pomatia L., cincta Müll., as-
persa Müll. und ähnliche — namentlich wenn sie mehr als halb-
wüchsig sind, nur schwer zerbissen werden; ich selbst habe meine
Gefangenen hauptsächlich mit Helix lefeburiana Fer. und cantıana
Mont. gefüttert, welche wie Nüsse aufgeknackt und samt der Schale
verzehrt wurden. Gut verwendbar sind auch die nackten Limax-
Arten, nur ist das Einsammeln derselben etwas unangenehm. Bei
reiner Schneckennahrung besteht der von den Tieren abgesetzte
Unrat aus rein weißen Konkretionen von harnsaurem Kalk; mit
größerer Beute drehen sich die Gefangenen, ähnlich wie die Blind-
schleichen, wiederholt und mit großer Schnelligkeit so lange um
ihre eigene Körperachse, bis das ergriffene Tier betäubt oder selbst
abgedreht ist; Eidechsen werden meist um die Körpermitte gepackt,
zwischen den Kiefern allmählich bis zum Kopfe weitergeschoben
und dann ganz hinuntergewürgt.
Ophisaurus ist nicht sehr wärmebedürftig und hält im geheizten
Raume bei 12—15° R. auch im Winter aus, ohne das Fressen ein-
zustellen; in dieser Zeit kann er natürlich nur mit Mäusen, Vögeln
oder rohem Fleisch ernährt werden. Da das Tier an glatten Gegen-
ständen nicht hinaufzukriechen vermag, so kann es auch frei im
Zimmer gehalten werden, wobei allerdings darauf zu achten ist,
daß man die Türen nicht offen läßt und den Gefangenen nicht
tritt. Auch im Freien kann der Scheltopusik in einem ummauerten
Raume ganz gut gehalten werden, wie selbe beispielsweise in mei-
nem Hausgarten schon seit Jahren im besten Wohlbefinden leben
und zur Vertilgung der so lästigen Schnecken ein wesentliches bei-
tragen; ihr Lieblingsaufenthalt sind hier dichte Buxusgebüsche, in
welche sie bei Annäherung eines Menschen mit Blitzesschnelle flüch-
ten@und woselbst sie auch bei Nacht verborgen zu sein scheinen.
5. Familie. Agamidae.
Corpus depressum, tetrapodum, supra et subtus sguamosum.
Pedes graciles, digıtıs longis, unguiculatıs.
Pileus irregulariter sguamoso-scutellatus.
Scutum nasale conspicuum, subtubulosum.
Palpebrae per longitudinem fissae, pupilla circularis.
Der ziemlich kräftige und nur mäßig gestreckte Körper ist de-
preß, mit meistens ziemlich kurzem, hinten stark aufgetriebenem
sei EEE Bine RE ee ee ei ee ee EEE
Agamidae. 537
Kopfe. Die gewöhnlich weit nach vorne gerückten Nasenlöcher
sind in oder zwischen etwas wulstig aufgeworfenen Schildchen ge-
legen, die Augenlider stets deutlich und längs gespalten. Die Ohr-
öffnung ist bald frei, bald von der allgemeinen Körperhaut über-
zogen, die dicke, schwammige Zunge kurz und breit, mit Ausnahme
ihrer Spitze am Boden der Mundhöhle festgewachsen und in keine
Scheide zurückziehbar. Der Rumpf ist seitlich mehr oder weniger
bauchig verdickt. Die verhältnismäßig langen und schlanken Beine
sind sämtlich mit fünf dünnen, bekrallten Zehen versehen, After-
poren bald vorhanden, bald fehlend. Der Schwanz ist von mäßiger
Länge und nicht brüchig.
Der Körper ist stets oben und unten _beschuppt, die Schuppen
auf der Oberseite des Kopfes häufig mehr oder weniger zu kleinen,
unregelmäßigen Schildchen vergrößert.
Die Agamen sind Bewohner heißer und dürrer, meistens baum-
loser, wüsten- oder steppenartiger Gegenden und halten sich vor-
wiegend am Boden auf, woselbst sie sich mit großer Schnelligkeit
laufend bewegen. Die sandbewohnenden wühlen sich, wenigstens
bei Nacht, in denselben ein, wobei sie aber nicht mit der Schnauze
graben, sondern durch wiederholte schüttelnde Bewegungen des
ganzen Körpers nach und nach den Sand über sich zusammenfallen
machen; nur einige kletterfähige tummeln sich auch gerne auf
Baumstämmen, Felsen und altem Mauerwerk herum. Viele fallen
durch eigentümlich nickende Bewegungen des Kopfes auf.
In der Gefangenschaft sind diese Tiere, ihrer natürlichen Lebens-
weise entsprechend, im Trockenterrarium zu halten, das eine nicht
zu seichte Lage feinen Sandes als Bodenfüllung enthalten muß.
Da der von ihnen bewohnte Boden des Tages über meist glühend
heiß ist, so ist dementsprechend auch im Käfige für eine ausge-
dehnte Bodenheizung zu sorgen, die aber bei Nacht, wo auch im Freien
eine bedeutende Temperaturerniedrigung eintritt, zu unterbleiben
hat. Die Nahrung hat aus Insekten von entsprechender Größe zu
bestehen und können außer Mehlwürmern, Heuschrecken u. dgl.
auch derbere Käfer gereicht werden, da die Agamen ja wahrschein-
lich im Freien auch viele der an ihren Standorten häufig vorkom-
menden Coleopteren, namentlich Melanosomen und Dorcadien,
fressen dürften.
Die Fortpflanzung geschieht durch Eier, welche, soweit es be-
kannt ist, im Sande vergraben werden.
In unserem Weltteile ist diese Familie auf den äußersten Süd-
osten Europas beschränkt und nur durch zwei Gattungen ver-
treten‘), die durch nachstehende Merkmale unterschieden werden
können.
!) Der in der I. Aufl. der Herpetologie auf Seite 473 und 474 beschriebene
Uromastix spinipes Daud. kommt in unserem Faunengebiete sicher nicht vor da er
seitdem von niemandem mehr weder auf Kreta, noch auf den Cycladen gefunden
ward und kaum anzunehmen ist, daß dieses große und auffallende Tier den sehr sorg-
fältigen Forschungen neuerer Reisenden sollte entgangen sein; es ist daher mehr als
wahrscheinlich, daß alle Angaben älterer Autoren bezüglich des Vorkommens der
genannten Art in Europa auf einer Verwechslung mit einer anderen Art, vielleicht
mit Agama stellio oder wohl gar mit Gymnodactylus Kotschyi beruhen.
538 Agamidae.
A. Äußere Ohröffnung nicht sichtbar, Männchen ohne Afterporen.
I. Gatt. Phrynocephalus Kaup.
B. Äußere Ohröffnung sichtbar, Männchen mit Afterporen.
2. Gatt. Agama Daud.
I. Gattung. Phrynocephalus.
Kaup Zool. Monograph. Isis XX, pag. 614, 4 (1827).
Caput breve, depressum, latum, plica transversa a trunco se-
junctum.
Aures sub cute latentes.
Digiti ad latera denticulatı.
Pori praeanales nulli.
Der Körper ist plump und dick, der Kopf breit, fast krötenartig,
depreß, mit äußerst kurzer, vorne steil abfallender und stumpf ver-
rundeter Schnauze. Die nahe über deren Spitze gelegenen Nasen-
löcher sind schief .von oben nach unten gerichtet, fast senkrecht
zur Oberfläche des Kopfes gestellt. Die Ohröffnung ist nicht sicht-
bar. Die Zunge ist ganz, dreieckig, sehr dick und mit samtartiger
Oberfläche. Der Hals ist eingeschnürt, unten mit einer Querfalte
versehen, von welcher jederseits eine andere Falte unmittelbar vor
der Brust schief nach aufwärts zu den Schultern zieht. Die Schenkel-
und Afterporen fehlen. Die Finger und Zehen sind mit mehr oder
weniger langen, schwach gekrümmten und spitzen Krallen bewaff-
net. Der manchmal greiffähige, mittellange Schwanz ist an der
Wurzel mehr oder weniger verdickt und abgeflacht, sonst aber rund-
lich und ziemlich dünn auslaufend.
Der Kopf ist oben teils mit kleinen Schuppen, teils mit un-
regelmäßig polygonalen Schildchen bedeckt, welch letztere etwas
konvex oder schwach höckerig aufgetrieben sind und mitunter ein-
zelne größere Schildchen hervortreten lassen; an den Augen sind
wenigstens die unteren Lider an ihrem freien Außenrande durch
spitzig abstehende Schuppen gewimpert. Das Rostrale und das
Mentale, sowie die Supraokularen und Submaxillaren fehlen; da-
gegen sind die Labialen, wenn auch klein, so doch von den sie be-
grenzenden Schuppen stets unterscheidbar, die oberen am freien
Rande gewöhnlich bogig, die unteren länglich viereckig. Der Rücken
ist oben mit kleinen, bald flachen, bald mehr oder weniger konvexen
glatten oder gekielten Grundschuppen bedeckt, zwischen denen oft
größere Höckerschuppen teils in Gruppen, teils ganz unregelmäßig
verteilt sind. Die Finger und Zehen sind seitlich durch spitz drei-
eckig abstehende Schuppen mehr oder weniger scharf gesägt, unten
mit Kielschuppen versehen; die Unterseite mit mehr oder weniger
deutlich geschindelten rhombischen, flachen oder gekielten Schuppen
bekleidet.
Die Phrynocephalen sind Steppenbewohner, welche sich aus-
schließlich am Boden aufhalten; die drei europäischen Arten können
in nachstehender Weise bestimmt werden.
Phrynocephalus. 539
A. Mundwinkel ohne Hautlappen.
I. Rückenschuppen gleichartig, Brustschuppen scharf gekielt,
hintere Ventralschuppen glatt. Schwanz gewirtelt
caudivolvulus Pall.
II. Rückenschuppen ungleichartig, Schuppen der Unterseite
sämtlich glatt, Schwanz nicht gewirtelt
helioscopus Pall.
B. Mundwinkel mit großem, ohrförmigem, fein beschupptem und
am Rande gezähntem Hautlappen. Oberseite gleichmäßig be-
schuppt, Schwanz gewirtelt....... mystaceus Pall
1. Phrynocephalus mystaceus: Scutum occipitale parvum, distinctum.
Labia ad oris angulum lobo magno, squamoso et denticulato ın-
structa. Squamae notaei homogeneae, carinatae. Cauda verti-
cillata. — 18—20 cm.
Lacerta mystacea Pall. Reise d. versch. Prov. d. russ. Reich. III,
pag. 702, 36, tab. V, fig. f (1772). Ameiva aurita Meyer Synops.
Reptil. pag. 29, 12 (1795). — Lacerta lobata Shaw. Gener. zool.
III, pag. 244 (1802). — Gecko auritus Latr. Hist. nat. d. reptil.
II, pag. 61, tab. 56, fig. 3 (1802). Agama aurita Daud. Hist. nat.
gen. d. reptil. III, pag. 429, tab. 85, fig. 2 (1803. —Agama mystacea
Merr. Syst. Amphib. pag. 53, 17 (1820. — Phrynocephalus auri-
tus Fitzing. Neue Classific. d. Reptil. pag. 47 (1826). — Phryno-
cephalus mystaceus Kaup. Isis, XX, pag. 614 (1827). —Mega-
lochilus auritus Eichw. Zool. spec. Ross. et Polon. Ill, pag. 185, I
(1831. —Saccostoma auritum Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 87, I
(1843).
Der Körper ist oben schwach gerundet, unten platt, in der
Mitte stark bauchig verdickt, der Kopf dick und aufgetrieben, nur
wenig länger als breit, oben ziemlich
flach, mit gewölbter Supraokulargegend
und mehr oder weniger vertiefter Mittel-
linie, von den Nasenlöchern nach vorn
zu fast senkrecht abfallend, die abgestutzt
gerundete Schnauze mit etwas vorragen-
dem Unterkiefer. Die Seitenteile des
Kopfes zeigen unter den Augen eine
tiefe Furche, welche, allmählich seichter
werdend, nach vorn unter den Nasen-
löchern vorbeizieht und sich hier mit der
von der entgegengesetzten Kopfseite
kommenden vereinigt. Die Nasenlöcher
sind nach aufwärts gerichtet, einander
sehr genähert und ganz am Vorderende
des Kopfes zwischen zwei größeren Schild-
chen gelegen, deren obiges bogig ist.
Die Augen sind groß, stark vertieft, die
Mundwinkel durch eine große, etwa ohr- Fig. 109.
förmige, mit feinen Schuppen bedeckte Phrynocephalus mystaceus Pall.
Hautfalte sehr ausgezeichnet; diese eigen- @ Hinterfuß,
tümliche Hautbildung ist an ihrem freien
Rande mit ungleich großen, spitzen, zahnartig abstehenden Schuppen
540 Agamidae.
versehen und mit beiden Kieferrändern in der Weise verbunden,
daß sie am Unterkiefer viel weiter nach vorn reicht, als am Ober-
kiefer, indem sie hier etwa in der Gegend des hinteren Augenwinkels
plötzlich senkrecht zu den Kopfseiten abgeschnitten erscheint, wäh-
rend sie dort allmählich schmäler werdend beiläufig bis unter den
Vorderrand des Auges hinzieht. Die Vorderbeine überragen mit
der ganzen Fußlänge die Schnauzenspitze, die hinteren erreichen
mit der längsten Zehe etwa den Vorderrand der Augen, die Füße
an den letzteren sind länger als die Schienen. Die etwas flachge-
drückten Zehen sind vorn mäßig, hinten sehr stark verlängert, hier
die äußerste bis zur Wurzel der vorletzten und längsten reichend,
dort die ersten vier stufig, die kleinste äußerste nicht ganz bis zur
Mitte der vorletzten ragend. Der Schwanz ist namentlich in seiner
ersten Hälfte von oben sehr deutlich abgeplattet, gegen Ende hin
rundlich.
Die Oberfläche des Kopfes ist mit zahlreichen Schildchen be-
deckt, welche in der Mittellinie desselben am größten, über den
Augen hingegen am kleinsten sind, obwohl sie hier nach außen zu
allmählich größer werdend in mehr oder weniger spitz oder stumpf
dreieckige, über den freien Rand der Augenbrauen sägeartig hervor-
stehende Täfelchen übergehen. Die Nasenlöcher sind voneinander
gewöhnlich nur durch eine einzige Reihe von Schuppen oder grö-
Beren, unregelmäßigen Schildchen getrennt, das Occipitale obwohl
klein, so doch meist immer ziemlich deutlich, von mehr oder weniger
rundlicher Gestalt. Die Kopfseiten zeigen unter den Augen eine
Reihe nach hinten größer und erhaben werdender Schuppen, in der
darunter liegenden Furche jedoch sehr kleine, polygonale Schild-
chen. Die Schuppen der Postorbitalgegend sind verhältnismäßig
die größten, meist rundlich polygonal und namentlich im Alter teil-
weise ziemlich spitz kegelförmig hervorstehend. Das Rostrale ist
von den Supralabialen in Form und Größe nicht unterschieden,
diese — deren Zahl etwa 30 beträgt — sind an der Schnauzenspitze
unten gerade abgestutzt, werden aber nach den Seiten zu immer
mehr gerundet und endlich spitz dreieckig, so daß dann der Ober-
kiefer am freien Rande nach hinten zu deutlich sägeartig gezahnt
erscheint; nach oben zu sind die Supralabialen von einer oder zwei
Reihen ihnen ähnlicher Schuppen gefolgt. Die Augenlider sind mit
sehr feinen, rundlichen und glatten Körnerschuppen besetzt, die
Wimperschuppen am freien Rande lang und spitz dreieckig. Das
an Stelle des Mentale stehende mittlere Sublabiale ist etwas größer
als die anderen; diese sind etwa fünfeckig, am Oberrande gerade,
der Unterkiefer daher nicht gezähnt.
Der Körper ist oben mit ziemlich kleinen und dicken, durchaus
gleichartigen Schuppen bedeckt, welche stumpf gekielt, rhombisch,
und in etwas unregelmäßige Quer-, sowie in sehr schiefe Längs-
reihen gestellt sind; diese Schuppen, welche in der ersten Hälfte
des Schwanzes etwas größer und deutlicher quer gereiht werden,
erscheinen hier zugleich nach hinten zu immer schärfer gekielt, so
daß sie gegen Ende des Schwanzes scharf dachig erhaben sind. Die
deutlich niedergedrückten Beine sind oberseits mit größeren Schup-
Phrynocephalaus. 541
pen bedeckt, welche sämtlich in regelmäßige Reihen gestellt er-
scheinen, die auf den Hinterschienen fast gerade, sonst aber schief
zur Längenachse des Beines gerichtet sind. Die Schuppen der Unter-
seite sind von denen des Oberkörpers an Größe wenig verschieden,
obwohl im allgemeinen etwas ausgedehnter, sonst übrigens durch-
gängig flach und regelmäßig; am Kopfe werden sie in der Mittel-
linie gegen den Kinnwinkel zu kleiner und schmäler, etwa länglich
sechseckig und zugleich schwach erhaben. Diese Schuppen, welche
in ihrer Mitte von einer Pore durchbohrt werden, sind schief von
innen nach außen gerichtet und werden gegen den Rand des Unter-
kiefers zu allmählich größer und breiter, so daß sie endlich von
den ihnen anliegenden Sublabialen in Form und Entwicklung kaum
mehr verschieden erscheinen. In der Hinterhälfte des Kopfes sind
die Schuppen — mit Ausnahme der in der Mittellinie stehenden,
die fast dreieckig sind — mehr rhombisch oder sechseckig, nicht
viel länger als breit, nach hinten scharf zugespitzt und, mit Aus-
nahme der in der Mittellinie gelegenen, in ziemlich deutliche Ouer-
reihen gestellt. Auch diese Schuppen zeigen sich bei gehöriger Ver-
größerung an der Spitze mit einer Pore versehen, die der Backen-
gegend namentlich bei älteren Stücken mehr oder weniger spitz
kegelförmig ausgezogen. Die Haut ist am Unterhalse deutlich quer
gefaltet, die Brustschuppen sind bedeutend größer, rhombisch oder
dreieckig, scharf gekielt und scharf zugespitzt; nach hinten werden
sie jedoch wieder etwas kleiner, glatt und fast quadratisch, und in-
dem sie zugleich ihre Spitzen immer mehr und mehr verlieren, treten
sie zu allmählich deutlicheren, geraden Querreihen aneinander. Die
an der Basis glatten, dreieckigen Schwanzschuppen erhalten bald
deutliche Kiele, welche durch zunehmendes Schärferwerden die
Schuppen endlich vollkommen zweiseitig dachförmig erscheinen
lassen. Der Oberarm ist auf der Hinterseite nach oben zu mit großen,
flachen, etwa rhombischen Schuppen bekleidet, während der Unter-
arm ebensolche, aber viel kleinere Schuppen zeigt, die in deutliche,
etwas schiefe Querreihen gestellt und kaum merkbar gekielt sind;
ähnliche, aber ganz glatte Schuppen stehen auch auf der Unterseite
der Hinterbeine, wobei die der Schienen größer sind als die an den
Schenkeln befindlichen. Die Zehen sind unten mit einer Längsreihe
breiter Täfelchen bedeckt, die von hinten nach vorn geschindelt und
sehr deutlich der Länge nach gekielt sind. Die Krallen sind mäßig
lang, gekrümmt, etwa von ihrer Mitte an bogig zugespitzt.
Die Oberseite ist schmutzig gelb oder graubraun, mit zahl-
reichen, teilweise zu größeren Flecken zusammenstoßenden schwarzen
Schuppen untermischt. Die Unterseite ist weißlich gelb, das letzte
Schwanzdrittel unten und oft auch oben, mitunter auch ein Fleck
auf der Brust, schwarz.
Bei jungen Tieren sind alle Schuppen viel flacher, weniger
nach hinten zugespitzt, ihre Kiele nur am Schwanze gut ausgebildet,
sonst viel undeutlicher und namentlich auf der Unterseite des Kör-
pers ganz fehlend. Die Färbung ist hier mehr ins Graue geneigt,
die schwarzen Flecken größer, meist kurz länglich, am Rumpfe oft
in ziemlich gut ersichtliche Längsreihen geordnet, am Schwanze zu
542 Agamidae.
bald mehr, bald weniger vollständigen Querringen zusammen-
fließend.
Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt I8—20 cm, wovon
über die Hälfte auf den Schwanz kommt.
Diese interessante, dem westlichen Asien angehörige Art, findet
sich auch schon im südlichen Rußland, wo sie die im Westen des
Caspisees zwischen dem Uralflusse und Don gelegenen Gegenden,
namentlich aber die am rechten Wolgaufer liegenden Lehmwüsten,
bewohnt. Besonders häufig ist sie auch noch im Flugsande der an
den Flüssen Kuma und Terek hinziehenden Steppen. Das Tier ist
sehr flink und lebhaft, wühlt sich mit großer Behendigkeit in den
losen Sandboden ein und zeigt auch seinen Feinden gegenüber wenig
Furcht, indem es selbst auf den Menschen mutig losspringt, wobei
sich die kammartigen Hautfalten in den Mundwinkeln stark auf-
blähen und unter dem Einflusse der Erregung bald eine rote, bald
eine blaue Färbung annehmen.
2. Phrynocephalus helioscopus: Scutum occipitale nullum. : Pholi-
dosis notaei..heterogenea,; squamae abdominales laeves, caudae
haud verticillatae. — IO—I2 cm.
Lacerta helioscopa Pall. Reise d. versch. Prov. d. russ. Reich. I,
pag. 457 (1771). — Lacerta uralensis Gmel. Linn. Syst. nat.
pag. 1073 (1788). — Stellio helioscopa Latr. Hist. nat. d. Reptil.
II, pag. 30 (1802). — Stellio uralensis Latr. 1. c. pag. 39 (1802). —
Agama helioscopa Daud. Hist. nat. gener. et partic. d. Rept. III,
pag. 419 (I8o2. — Agama uralensis Daud.]l.c. pag. 422 (1802). —
Phrynocephalus uralensis Fitzing. Neue Classific. d. Reptil.
pag. 57 (1826). — Phrynocephalus helioscopus Wagl.
Natürl. Syst. d. Amphib. pag. 144 (1830). — Phrynocephalus
persicus Filippi Arch. f. Zool. II, pag. 307.
Der vom Rumpfe durch eine starke Einschnürung abgesetzte
Kopf ist hoch, kaum länger als in der Wangengegend breit, von den
Nasenlöchern nach vorne und unten zu senkrecht abfallend, mit ein-
gesenktem Interokularraum und furchenartig ver-
tiefter Zügelgegend. Der Discus palpebralis und
der Scheitel sind gewölbt, der Hinterkopf mit
kleinen Erhabenheiten und Vertiefungen versehen.
Der kurze Rumpf ist oben schwach gewölbt,
seitlich stark bauchig erweitert, unten flach.
Nach vorne an den Körper angelegt, überragen
die vorderen Gliedmaßen die Schnauzenspitze,
während die hinteren etwa bis zur Halsein-
Er 2
Bi “
& Ar Sn
Fig. 110. schnürung oder zu den Schläfen reichen; die
Phrynocephalus helio- Vorderbeine sind etwa so lang als der Rumpf und
scopus Pall. reichen, an letzteren nach rückwärts angelegt,
mit der Spitze des längsten Fingers bis zur
Einlenkung der Schenkel. Die Finger und Zehen sind von mäßiger
Länge, die Krallen ziemlich kurz und stark, an den Fingern in der
Vorderhälfte unten bogig ausgeschnitten. An den vorderen Glied-
maßen sind der dritte und vierte Finger ziemlich gleich lang, der
erste kürzer als der fünfte; an den Hinterbeinen nehmen die Zehen
Phrynocephalus. 543
von der ersten bis zur vierten allmählich an Länge zu, während die
fünfte etwa dreimal so lang wie die erste ist und bis zur Wurzel der
vierten reicht. Der an der Wurzel sehr stark verdickte und abge-
flachte Schwanz verjüngt sich dann ziemlich plötzlich und ist dann
in seinem weiteren Verlaufe dünn und drehrund. Seine Länge ist
nach dem Geschlechte verschieden, beim Weibchen geringer als beim
Männchen, bei jenem etwa von halber Körperlänge, beim Männchen
etwa um Kopfeslänge mehr.
Die Oberseite ist ungleichmäßig beschuppt indem zwischen
kleinen, unregelmäßig flach körnigen Grundschuppen größere Körner-
oder Höckerschuppen entweder einzeln zerstreut oder zu größeren
warzenartigen Gruppen vereint sind. Unter den oberen Kopfschup-
pen sind die der Schnauze, des Interokularraums und des Scheitels
die größten, dabei alle ziemlich flach oder nur schwach konvex. Ein
ausgesprochenes Occipitale fehlt. An den anderen Partien des
Kopfes sind ebenfalls größere, meistens kegelförmige Schuppen
teils einzeln, teils gruppenweise zu bemerken. Die Augenbrauen
sind scharf vorspringend und an ihrem freien Außenrande durch eine
Reihe flacher, schief auf- und hintereinanderliegender Schuppen
gesäumt. Von den mit feinen Körnerschuppen besetzten Augen-
lidern ist das obere mit viereckigen, das untere mit nach außen spitz
vorgezogenen Schuppen gesäumt, daher jenes ganzrandig, dieses
gesägt. Ein ausgesprochenes Rostrale fehlt, die Ränder der Ober-
lippe erscheinen infolge der nach unten verrundeten Supralabialen
gekerbt. Das Mentale ist klein aber deutlich, trapezisch, nach hinten
erweitert und etwa doppelt so lang als die Sublabialen. Die Quer-
falten des Halses setzen sich am Rumpfe in zwei deutlich abgehobene,
leistenartige Längsfalten fort, von denen die obere im Bogen über die
Schultern, die andere aber unter den Vorderbeinen und an den Rumpf-
seiten bis zur Einlenkung der Schenkel verläuft. Außer diesen
Längsfalten sind noch an jeder Seite des Rumpfes 6—8 kurze, schiefe
Querfalten zu bemerken. Sämtliche der genannten Falten sind in
ihrem ganzen Verlaufe mit Gruppen von größeren Höckerschuppen
besetzt. Die Oberseite der Beine sowie die verdünnte Schwanzpartie
sind mit größeren flach rhombischen und ziemlich deutlich geschin-
delten Schuppen bedeckt, die entweder glatt oder nur sehr schwach
gekielt sind. Ähnliche Höcker und Warzengruppen wie am Rücken
sind auch auf der Oberseite der angeschwollenen Schwanzwurzel
zu bemerken, während sie an den Vorderbeinen nur sehr vereinzelt
vorkommen oder auch, namentlich bei jüngeren Stücken, ganz fehlen
können. Die Finger und Zehen sind seitlich gezähnelt, hinten stärker
als vorne, unten mit von 3—4 Kielen durchzogenen Schuppen besetzt.
Die Unterseite ist mit etwas größeren, flachen und durchaus glatten,
rhombischen Schuppen bedeckt, die in mehr oder weniger schiefen
oder schwach bogigen Querreihen stehen. Die Schwanzschuppen
sind oben mehr unregelmäßig, unten aber in ziemlich regelmäßige
Längsreihen gestellt, welch letztere von deutlichen, aneinander-
stoßenden Kielen durchzogen werden.
Die Oberseite ist aschgrau oder olivengelb, entweder einfarbig,
oder und zwar häufiger mit schwarzen Punkten und Flecken besetzt,
544 Agamidae.
die gewöhnlich zu beiden Seiten der Wirbelsäule stehen und öfters
mehr oder weniger unterbrochene unregelmäßige Querbinden bilden,
die in der Regel noch am Schwanze am deutlichsten hervortreten und
zu Halbringen geschlossen sind. Die Kieferränder sind fast immer
mit größeren, rundlichen dunklen Punkten gesäumt, die Kehle
und oft auch die Brust ebenso gemarmelt, die übrige Unterseite
elfenbeinweiß. — Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt etwa
Io—I2 cm.
Im südlichen Teile des Gouvernements Astrachan in den am
rechten Ufer der Wolga gelegenen Lehmwöüsten.
3. Phrynocephalus eaudivolvulus: Scutum occipitale nullum. Pholi-
dosis notaei homogenea. Squamae pectoris carinatae, abdominis
laeves. Cauda supra retroflexa verticillata. — Long. I0—I2 cm.
Agama guttata Daud. Hist. nat. et partic. d. rept. III, pag. 426
(1804). — Agama caudivolvula Lichtenst. in Eversm. Reise
v. Orenb. n. Buch. pag. 143 (1823). — Agama ocellata Lichtst.
l. c. (1823). — Phrynocephalus caudivolvulus Fitzing.
Neue Classific. d. Rept. pag. 143 (1826). — Lacerta caudivolvula
Pall. Zoogr...Rosso-asiat. III, pag. 200 (1831). — Phrynocephalus
ocellatus Eichw. Zool. spec. Ross. et Polon. III, pag. 186 (1831). —
Phrynocephalus reticulatus Eichw. 1..c..(2837), -EiayE
nocephalus Tickelii Günth. Proc. Zool. soc. pag. 161 part. (1860).
Der Kopf ist flach, etwa um ein Viertel länger als breit, im Inter-
okularraum und in der Zügelgegend vertieft, mit im Bogen nach ab-
wärts gewölbter kurzer Schnauze. Der Rumpf ist kurz, oben nur
schwach gewölbt, seitlich bauchig erweitert, unten flach. Nach vorne
angelegt überragen die vorderen Gliedmaßen die Schnauze merklich,
während die hinteren etwa den Vorderrand der Augen erreichen.
Erstere reichen, nach rückwärts dem Rumpfe angelegt, knapp bis
zu den Schenkeln. An den Vorderbeinen ist der dritte Finger etwas
kürzer als der vierte, der erste kürzer als der fünfte. Von den stark
verlängerten Zehen nehmen die erste bis zur vierten an Länge all-
mählich zu, die fünfte reicht bis zur Wurzel der vierten. Finger und
Zehen sind seitlich spitz gesägt, die letzteren stärker als die ersteren.
Die schwach gebogenen Krallen sind lang und dünn, unten nicht
ausgerandet. Die tiefe Kehlfalte setzt sich nach oben bogig über die
Schultern in nicht besonders ausgesprochene Seitenfalten fort. Der
in seinem ersten Viertel verdickte und flache Schwanz ist in seinem
weiteren Verlaufe dünn und rundlich und etwa in seinem letzten
Drittel nach oben und vorne zurückgebogen.
Die Beschuppung ist gleichartig. Die Kopfschuppen sind kon-
vex, körnig, auf der Schnauze, zwischen den Augen, am Scheitel
und in der Zügelgegend vergrößert, am Hinterhaupte sowie in der
Supraokular- und Schläfengegend am kleinsten. Die Augenbrauen
sind vorspringend, am Rande mit flachen, schief aufeinandergeschin-
delten Tafelschuppen gesäumt, von den feinschuppigen Augenlidern
die oberen am Rande schwach, die unteren stark gezähnelt. Das
Rostrale fehlt, das Mentale ist klein, aber deutlich, verrundet tra-
pezisch, etwas breiter als lang. Der Oberlippensaum ist wegen
der am freien Rande bogigen Supralabialen gekerbt, der Unterlippen-
Agama. 5 4 5
saum ganzrandig. Die Oberseite des Rumpfes, der Beine und des
Schwanzes ist mit durchaus gleichartigen kleinen, flachen, glatten
oder auch schwach gekielten Schindelschuppen bedeckt, die auf dem
Schwanze in deutliche Quergürtel gestellt und hier auch scharf
gekielt sind. Die Schuppen der Unterseite sind größer, flach rhom-
bisch, auf der Brust und am Schwanze mit Ausnahme seiner Basis
scharf gekielt und in eine kurze Spitze ausgezogen. Die Kehlschuppen
sind kleiner, nur die an die Sublabialen grenzenden 2—3 Reihen
bedeutend vergrößert. Die Finger und Zehen sind unten von einem
Längskiele durchzogen.
Die in Europa vorkommende typische Form ist oben graulich
mit dunklen .Flecken-, Schnörkel- oder Marmelzeichnungen; der
Schwanz zeigt unten abwechselnd schwarze und weiße Querbinden
von nahezu gleicher Breite, die übrige Unterseite ist weißlich. Die
Länge beträgt etwa IO—I2 cm.
Im Süden des Gouvernements Astrachan und in den am Flusse
Terek gelegenen Sandwüsten.
2. Gattung. Agama.
Daud. Hist. nat. gen. et part. d. reptil. III, pag. 333 (1803).
Caput postice dilatatum, trigonum.
Aures apertae.
Squamae occipitales haud dilatatae.
Plica gularis distincta.
Mas poris analibus institutus.
Der Körper ist mehr oder weniger kräftig, mit nur mäßig ver-
längertem, in der Backengegend aufgetriebenem, im ganzen etwa
dreieckigem Kopf. Die Ohröffnung ist ziemlich groß und deutlich,
das Trommelfell in dieselbe versenkt, der Hals dünner als der Hinter-
kopf, mit einer Grube jederseits der Kehle und sehr deutlicher Quer-
faltung am Ende der letzteren. Die Schenkelporen fehlen, die After-
poren sind nur im männlichen Geschlechte vorhanden. Der Körper
ist bald gleichartig, bald ungleichartig beschuppt, die Schuppen der
Oberseite stets, die der Unterseite manchmal gekielt, der Pileus
wenigstens vorne mit polygonalen Schildern bedeckt, die Schuppen
des Hinterhauptes niemals vergrößert.
Die zwei europäischen Arten unterscheiden sich durch nach-
stehende Merkmale.
A. Körper ungleichartig beschuppt, Bauchschuppen glatt, Schwanz
gewirtelt. Dritte und vierte Zehe ziemlich gleich lang
stellio Hasselg.
B. Körper gleichartig beschuppt, Bauchschuppen gekielt, Schwanz
nicht gewirtelt. Vierte Zehe die längste
. sanguinolenta Pall.
1. Agama stellio: Pholidosis notaei heterogenea, squamae abdominis
laeves, cauda verticillata. , Digitus tertius quarto longitudine
subaequalis. — Long. 30 cm.
Schreiber, Herpetologia europaea. 35
546 Agamidae.
Lacerta St.ellio Linne Syst. nat. I, pag. 361 (1748). — Iguana
cordylina Laur. Synops. reptil. pag. 47 (1768). — Cordylus
stellio Laur. l. c. pag. 52, 80 (1768). — Stellio vulgaris Latr.
hist. nat. d. reptil. II, pag. 22 (1802). — Agama Sebae Merr. Syst.
amphib. pag. 55, 30 (1820). — Stellio antiquorum Eichw. Zool.
spec. Ross. et Polon. III, pag. 187, 2 (1831). — Stellio cordylina
Gray Catal. Liz. Brit. Mus. pag. 255 (1845). —Agama stellio Bouleng.
Catal. Liz. Brit. Mus. I, pag. 568, 4ı (1885).
Typus. Supra flavo-fuscus vel nigrescens, maculis magnis rhom-
bordeis albo-flavescentibus in dorso,; subtus sordide lutescens,
obsolete obscurius Punctatus.
var. a) Supra griseo-fuscescens, maculis dorsalibus pallıdis per lon-
gütudinem confluentibus.
var. b) Supra nigrescens, dorso irregulariter flavo-nigrogue variegato.
var. c) Supra aterrimus, squamis flavescentibus in fascıas transversas
conmexis.
Stellio cyprius Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 85, 2 (1843).
var. d) Supra griseo-fuscescens, dorso obscuriore squamis atrıs plus
minusve Sparso.
var. e) Supra pallide flavescens aut cinereus, sguamis atris rarissimis
vel nullıs.
juv. Sguamis gularibus simplicibus, granosis, in spinas haud pro-
longatıs.
Der Körper ist ziemlich platt, von der Mittellinie des Rückens
gegen die Seiten zu nur schwach abfallend, der Kopf flach, etwa um
ein Fünftel länger als breit, mit vertiefter Zügel-
gegend, stark ausgeprägter, schon von den Nasen-
löchern an deutlicher, in den vorspringenden
Rand der Augenbrauen übergehender Schnauzen-
kante und aufgetriebener Backengegend. Die
Nasenlöcher sind zu seiten der Schnauzenspitze
unter dem Vorderende des Canthus rostralis ge-
legen. Das Trommelfell ist kreisförmig, die Zunge
an der Spitze etwas verschmälert und ausgerandet.
Der Hals ist mit mehreren welligen, unregel-
mäßigen Falten versehen, wovon gewöhnlich zwei
auf der Unterseite und mehrere verästelte an den
Seiten vorkommen; von letzteren setzen sich
manchmal eine oder zwei bogig über die Wurzel
der Vorderbeine auf den Rumpf fort. Dieser ist oben schwach
gewölbt, mit einer etwa zwischen den Beinen hinziehenden Längs-
falte, die sich nur im Alkohol manchmal verwischt. Die Vorderbeine
reichen, an den Rumpf angelegt, bis zu der Einlenkung der Hinter-
beine, diese, nach vorne gestreckt, etwa bis zu den Ohren. An allen
vier Füßen ist die dritte Zehe nur wenig kürzer als die vierte. Der
an der Basis abgeplattete Schwanz ist im ganzen drehrund, sehr
allmählich und nur mäßig zugespitzt, um die Hälfte länger als der
übrige Körper.
Der Kopf ist oben mit zahlreichen, unregelmäßig polygonalen
Schildern bedeckt, welche teils ziemlich flach und glatt, teils wieder
Bie#ıTT.
Agama stellio Linne.
Agama. 547
mehr oder weniger höckerartig erhaben und gekielt, und namentlich
am Hinterkopf besonders gegen außen hin mehr kegelig oder selbst
dornig zugespitzt erscheinen. Das Rostrale ist groß, quer, nach
oben nicht erweitert, drei- bis viermal breiter als lang. Das zu seiten
der Schnauzenspitze am Vorderrande der Zügelfurche liegende Nasen-
schild ist groß, stark konvex, die vollkommen kreisrunden, nach
rückwärts gerichteten Nasenlöcher nahe dem Hinterrande desselben
ausgehöhlt. Die vorspringende Augenbrauenleiste ist an ihrem
Außenrande mit flachen, schiefstehenden Schindelschuppen be-
deckt, die Augenlider durch ziemlich flache, etwas dreieckig vor-
gezogene Schuppen schwach gewimpert, der Interokularraum mehr
oder weniger deutlich vertieft. Die Seiten des Hinterkopfes sind
namentlich in der Gegend der Ohröffnung und der Halsfalten mit
Gruppen von gekielten oder teilweise selbst messerartig zusammen-
gedrückten Stachelschuppen besetzt, desgleichen sind die Schuppen
des Unterhalses mehr oder weniger spitz kegelförmig oder dornartig
ausgezogen. Die Supralabialen sind von den darüberliegenden,
ebenfalls in regelmäßige Längsreihen gestellten Schildchen nur wenig
verschieden, die den Unterrand der Augenhöhle begrenzende Reihe
in der Regel dachig gekielt. Das Mentale ist verhältnismäßig sehr
groß, unregelmäßig dreieckig, die Sublabialen etwa länglich viereckig
und bedeutend größer als die daranstoßenden Schilder. Sowohl die
Lippen- als auch andere Kopfschilder zeigen sich bald mehr, bald
weniger von feinen Poren durchbohrt. Die Oberseite des Rumpfes
ist mit kleinen, ziemlich flachen und schwach geschindelten Schuppen
bedeckt, denen sich bedeutend entwickeltere, übrigens sehr ungleich
große Schuppen beigesellen, welche gewöhnlich in mehr oder weniger
ausgesprochene QOuerreihen gestellt sind und in der Mitte des Rückens
oft eine ziemlich zusammenhängende Längszone bilden. Diese, an
ihrem Hinterrande unter der Lupe durch aufgesetzte Dornen ge-
zähnelten Schuppen sind bald stumpfer, bald schärfer gekielt, die
Kiele selbst häufig am Ende dornartig ausgezogen. Außerdem zeigen
sich noch die Seiten des Rumpfes mit zahlreichen Stachelgruppen
besetzt, welche aus einer größeren, rundum von kleineren umgebenen
Dornschuppe bestehen, und, da sie namentlich auf den Hautfalten
sitzen, in mehr oder weniger deutliche Längs- und Querreihen ge-
ordnet sind. Die Oberseite der Beine ist mit sehr großen, rhombischen
Schuppen bedeckt, welche sehr scharf und zugespitzt. sind und sich
noch teilweise auch auf die Fußwurzeln erstrecken. Die Unterseite
des Rumpfes und der Beine ist mit durchaus gleichartigen Schuppen
bekleidet, welche auf der Brust etwas größer und mehr sechseckig,
nach rückwärts aber etwas kleiner und mehr rhombisch, übrigens
durchaus glatt und in ziemlich deutliche Querreihen gestellt sind;
vor dem After zeigt sich beim Männchen eine Gruppe von 30 bis 40
Porenschuppen. Die Hinterschenkel führen ziemlich große, etwa
sechseckige, der Unterarm und die Hinterschienen noch größere, aber
mehr bogig verrundete Schuppen. Die Fußsohlen und Handflächen
sind mit derben, rhombischen Kielschuppen, die Unterseite sämt-
licher Zehen mit einer Reihe querer Täfelchen bedeckt. Der Schwanz
ist durch länglich viereckige Schuppen gewirtelt, deren nach hinten
33
548 Agamidae.
steil ansteigende Kiele dornig zugespitzt sind. Der Hinterrand
dieser Schuppen zeigt sich an der oberen Schwanzwurzel meist fein
gezähnelt, auch ist in der Regel jede zweite Querreihe nach rück-
wärts etwas stärker erhaben, wodurch dann namentlich in der ersten
Hälfte des Schwanzes je zwei Schuppengürtel zu ziemlich deutlichen
Doppelwirteln vereinigt erscheinen. Die Krallen sind ziemlich
kräftig, bis über die Mitte gleichbreit, gegen Ende von unten sichel-
förmig zugespitzt.
Die Färbung und Zeichnung ist manchen Veränderungen unter-
worfen. In der Regel zeigt die Oberseite ein ziemlich dunkles Braun-
gelb oder Schwärzlichbraun, das längs der Mittellinie des Rückens
von einigen großen, meist etwa rhombischen lehmgelben Makeln
unterbrochen ist. Desgleichen sind auch die Stachelgruppen an den
Körper- und Halsseiten, sowie auch zu seiten des Hinterkopfes
ebenso gefärbt; da ferner die helle Farbe besonders gern an den
größeren Rumpfschuppen vorkommt, so bildet sie, diesen folgend,
auf dem dunklen Grunde häufig mehr oder weniger deutliche Quer-
binden. Die Schnauzenspitze, sowie auch die Beine namentlich
gegen die Füße zu, sind gewöhnlich ebenfalls heller, die Krallen
hornbraun, mit schwärzlicher Oberkante. Der stets ins Bräunliche
oder Gelbliche ziehende Schwanz ist wenigstens gegen die Spitze zu
immer schwärzlich geringelt, welche Zeichnung aber nach vorn zu
häufig undeutlicher wird oder in unbestimmte Flecken aufgelöst
erscheint. Die Unterseite ist an Rumpf und Beinen schmutzig gelb,
oft undeutlich dunkel gefleckt und gezeichnet, am Kopf hingegen
vorwiegend schwärzlich oder überhaupt dunkel, mit meist ziemlich
zerstreuten gelblichen Flecken gezeichnet. Der Schwanz ist schmutzig
orange- oder ockergelb, einfarbig.
Diese Grundform ist nun manchen Veränderungen unterworfen,
welche teils in dem Wechsel der Grundfarbe, teils in dem wechsel-
seitigen Verhältnis dieser und der hellen Zeichnungen begründet
sind. Was die erstere anbelangt, so kann sie aus dem gewöhnlichen
Olivenbraun, durch Gelbbraun und Graugelb bis ins helle Lehm-
oder Aschfarben, anderseits aber auch bis ins tiefste Sammetschwarz
abändern. Ebenso können auch die lichten Flecken durch Ver-
mehrung und Erweiterung verschiedenartig zusammenfließen und die
Grundfarbe bald mehr, bald weniger verdrängen, was namentlich
in der Mittellinie des Rückens, manchmal aber auch auf der ganzen
Oberseite der Fall ist, so daß diese dann nicht selten fast einfarbig
und nur mit vereinzelten, meist auf größere Schuppen beschränkten
schwarzen Flecken besetzt erscheint. Übrigens werden lichte Varie-
täten nicht immer auf die letztgenannte Art, sondern oft auch durch
Erhellung der Grundfarbe hervorgebracht, da dadurch natürlich die
lichten Flecken immer undeutlicher werden und am Ende ganz in
der Grundfarbe aufgehen. Der Fall, daß die hellen Zeichnungen
von der dunklen Farbe überwuchert werden, scheint im allgemeinen
seltener zu sein, und sind mir wenigstens Exemplare mit ganz dunkler
Rückenseite niemals untergekommen.
Die Jungen sind im Durchschnitt von den Alten nicht ver-
schieden, nur daß hier die Höcker- und Stachelschuppen weniger
Agama. 549
entwickelt und namentlich die Schuppen des Unterhalses niemals
dornig, sondern einfach körnig und ziemlich flach gewölbt sind.
Die Länge des erwachsenen Tieres kann bis 30 cm betragen.
Agama stellio ist, abweichend von seinen Verwandten, nicht als
Bodenbewohner zu bezeichnen, da sie sich, entsprechend ihrer vor-
züglichen Kletterfähigkeit, auch häufig auf Felsen, Mauerwerk und
Baumstämmen herumtummelt; ins Gezweige der Bäume selbst pflegt
sie sich jedoch nur wenn sie verfolgt wird zu flüchten. Sie hält
sich ausschließlich an warmen, trockenen und dürren Örtlichkeiten
auf, sonnt sich sehr gerne und bewegt sich stoßweise mit blitzartiger
Schnelligkeit. Die Häutung findet nur selten statt und geht langsam
vor sich. Das Tier trägt den Kopf gewöhnlich hoch und macht damit
von Zeit zu Zeit eigentümliche nickende Bewegungen. Der abge-
brochene Schwanz wird nicht wieder ersetzt, die Fortpflanzung
geschieht durch Eier.
Die Art ist auch eines ziemlichen Farbenwechsels fähig, der teils
von dem Grade der Erwärmung und Belichtung, teils auch von
psychischen Affekten abhängt. In der Wärme ist sie gewöhnlich
heller, bei Kälte dunkler, wobei sich jedoch nur die Grundfarbe,
nicht aber auch die Zeichnungen ändern; sehr starke Besonnung
wirkt übrigens ebenfalls verdunkelnd und kann das Tier bei längerer
Einwirkung mitunter ganz schwarz färben. Auch zur Paarungszeit
treten grellere Färbungen, namentlich bei Männchen auf, bei welchen
dann besonders die Oberseite des Kopfes samt dem Nacken schön
. ziegelrot wird.
Agama stellio ist vorzugsweise auf den Cykladen verbreitet,
woselbst sie stellenweise äußerst häufig ist; doch wird sie auch auf
Kreta angetroffen. Am Festlande Griechenlands ward das Tier
bisher noch nicht gefunden, kommt dafür aber wieder um Salonicki
vor. Die Angaben über das Vorkommen im Kaukasus dürften wohl
auf einer Verwechslung dieser Art mit der ihr sehr nahestehenden
Agama caucasica Eichw. beruhen.
Die Gefangenschaft verträgt das Tier recht gut, nur muß dasselbe
im außer der Sommerszeit geheizten Trockenterrarium gehalten
werden. Obwohl es im allgemeinen ziemlich starke Temperatur-
schwankungen verträgt, so hält es solchen .gegenüber doch nicht
lange stand, indem es bei Abnahme der Wärme sofort seine Beweg-
lichkeit und Freßlust verliert und diese Eigenschaften selbst bei
wieder steigender Temperatur nie mehr wieder in dem Grade wie
früher erhält und, namentlich wenn sich solche Temperaturschwan-
kungen öfters wiederholen, über kurz oder lang eingeht. Wegen der
Beweglichkeit des Tieres muß der dasselbe beherbergende Käfig
möglichst geräumig und reichlich mit rauhen Felsbrocken, am besten
von Tuffsteinen, sowie mit dicken berindeten Ästen und Stamm-
stücken ausgestattet sein. Letztere Dinge müssen aber alle sehr
solid und gut befestigt sein, da das namentlich anfangs äußerst wilde
und ungeberdige Tier in seinem Ungestüm alles um- und durchein-
anderwirft und das noch so schön eingerichtete Terrarium in kürzester
Zeit in eine wahre Erdbebenlandschaft verwandelt. Stellio ist über-
haupt das wildeste und unbändigste der mir bekannten Reptilien
5 5 o Agamidae.
und braucht sehr lange Zeit, bis es nur ganz allmählich seine ur-
sprüngliche Scheu und Furchtsamkeit verliert und sich in die ihm
neuen Verhältnisse des Gefangenlebens hineinfindet; wirklich zahm
und so zutraulich wie die Lacerten wird es wohl niemals. Auf beson-
ders gespannten Fuß stellt sich das Tier anfangs zu seinem Pfleger
und da es auf ziemliche Entfernung und sehr gut sieht, so braucht
es meistens eine geraume Zeit, bis man in die Lage kommt, dasselbe
genauer zu beobachten, da es die Annäherung des Menschen schon
von weitem bemerkt und dann entweder sofort in dem nächst besten
Schlupfwinkel verschwindet oder in ganz sinnlose Tobsucht aus-
bricht. Besonders lange dauert es gewöhnlich bis sich Siellio ent-
schließt, in Anwesenheit. des Menschen zu fressen, ja manche Tiere
verweigern überhaupt die Annahme jeglicher Nahrung. In solchen
Fällen kann man manchmal noch dadurch etwas erreichen, daß man
den freiwillig Hungernden andere, schon eingewöhnte und gut fressende
Eidechsen beigesellt, deren Freßlust gleichsam als gutes Beispiel
wirkt und die Sitellionen dann auch öfters zur Aufnahme von Nahrung
veranlaßt. Um eine Behelligung solcher Gäste braucht man nicht
besorgt zu sein, da Siellio, trotz seiner sonstigen schlechten Eigen-
schaften, ein durchaus friedliches und verträgliches Tier ist. Als
Nahrung werden am liebsten Heuschrecken, dann aber auch Küchen-
schaben (Periplaneta orientalis), Schmetterlinge u. dgl. genommen,
Käfer meistens verschmäht. Ich habe meine Gefangenen zur Sommer-
zeit besonders mit Seidenschmetterlingen und großen Singcicaden
(Cicada plebeja) gefüttert, die gerne gefressen wurden; auch Stücke
weicher Früchte, wie Feigen, Melonen, Pfirsiche werden mitunter
verspeist.
Allenfalls in der Gefangenschaft abgelegte Eier sind in schwach
befeuchtetem Sande an einem warmen Orte aufzubewahren und
kommen etwa in vier Monaten aus.
2. Agama sanguinolenta: Pholidosis notaei homogenea, squamae
abdominis carinatae, cauda haud verticıllata. Digitus tertius
quarto breviori. — Long. 28—30 cm.
Agama aralensis Lichtenst. in Eversm. Reise v. Orenb. n. Buch.
III, pag. 144 (1823). — Lacerta sanguinolenta Pall. Zoograph.
Rosso-asiat. III, pag. 23, 19 (1831. — Agama oxiana Eichw. Zool.
spec. Ross. et Polon. III, pag. 185 (1831). Trapelus aralensis
Eversm. Lac. imp. Ross. Nouv. mem. soc. imp. nat. Mosc. III, pag. 366
(1834), — Trapelus sanguinolentus Eichw. Fauna casp.
cauc. pag. 112, tab. XIV, fig. 3, 4 (I842).. — Podorrhoasanguino-
lenta Fitzing. Syst. Rept. I, pag. 81, 5 (1843). Agama sangui-
nolenta Dum. Bibr. Catal. meth. Collect. d. Rept. Mus. hist. nat. Par.
pag. 102 (1851). Agama agilis Blanf. Proced. Zool. Soc. pag. 674.
part. (1881).
Der Körper ist ziemlich plump und kräftig, mäßig depreß. Der
kurz dreieckige oder fast herzförmige Kopf ist etwa um ein Drittel
länger als breit, sehr hoch und dick, mit nach vorne zu stark ab-
schüssiger, in der Jugend mehr gerundeter, im Alter mehr zuge-
spitzter Schnauze, deren Seitenkante mehr oder weniger verrundet
ist. Er ist hinter den Augen am breitesten, dann wieder etwas ver-
Agama. 551
engt, mit gerundeten oder fast eckig vorspringenden Backen. Seine
Oberseite ist namentlich in der Supraokulargegend stark gewölbt,
die Brauenplatte besonders im Alter kantenartig über die Augen
vorspringend, der Interokularraum, bald mehr, bald weniger der
Länge nach vertieft. In der Jugend sind die Kopfseiten ziemlich
flach, mit zunehmendem Alter zeigt sich jedoch die Zügelgegend immer
mehr, besonders aber nach vorne zu fast furchenartig vertieft, daher
auch die Schnauzenkante mit fortschreitendem Wachstum immer
besser hervortritt. Die mittelgroßen, rundlichen Nasenlöcher sind
fast senkrecht nach oben gerichtet, einander genähert und genau
über dem Canthus rostralis am Hinterrande des Rostrale in einem
größeren, rundlichen, etwas aufgeworfenen Schildchen gelegen.
Die etwas über und hinter dem Mundwinkel stehende Ohröffnung
ist etwa so groß wie das Auge, rundlich, und durch an ihrem Ober-
rande befindliche Stachelschuppen öfters teilweise verdeckt. Die
nach vorne verschmälerte Zunge ist am Ende ausgerandet und mit
bürstenartigen Warzen besetzt. Der Hals ist seitlich und unten
mit tiefer, doppelter QOuerfalte versehen. Die Beine sind lang und
dünn, deren Schenkel nur wenig verdickt, die vorderen die Schnauzen-
spitze überragend, die hinteren etwa bis zur Ohröffnung reichend;
von den Fingern sind der erste und fünfte ziemlich gleich lang, die drei
mittleren stufig nach außen verlängert, die Zehen werden von der
ersten bis zur vierten allmählich länger, während die erste etwas
kürzer als die fünfte ist. Die Hinterfüße sind schmal und gestreckt,
an die Schienen angelegt, diese etwas überragend. Sämtliche Finger
und Zehen sind ziemlich schlank und lang, etwas zusammengedrückt
und durch seitlich abstehende Schuppen schwach gezähnelt. Der
rundliche Rumpf ist kaum doppelt so lang als der Kopf, der an der
Basis dicke und etwas flachgedrückte Schwanz wird dann schnell
dünn und rundlich und läuft allmählich in eine ziemlich feine Spitze
aus; seine Länge beträgt etwa anderthalbmal so viel, als der übrige
Körper.
Das Männchen ist durch einen sehr kleinen Kehlsack sowie durch
eine zwei- oder dreifache Reihe von Präanalporen vom Weibchen
unterschieden.
Der ganze Körper ist mit mehr oder weniger gleichartigen, ziem-
lich flachen Schuppen bedeckt, die nur am Kopfe etwas gewölbter
und dicker und in der Vorderhälfte desselben durch kleine, unregel-
mäßig polygonale Schildchen ersetzt werden. Die Kieferränder
sind durch eine ziemlich große, aber sehr veränderliche Anzahl kleiner
Schildchen gesäumt, welche sich bezüglich ihrer Form und Größe
im allgemeinen von den daranstoßenden kaum unterscheiden, und
in der Mitte ein etwas größeres Rostrale und Mentale einschließen;
nur die Supralabialen springen deutlich zahnartig vor und lassen
dadurch den Rand des Oberkiefers gesägt erscheinen. Die Augen
sind bei Jungen kaum oder nur wenig, bei Alten hingegen stark
vertieft, so daß sie hier besonders nach unten und hinten von einer
bogigen Furche umgeben sind. Die Augenlider sind dicht mit feinen
Körnerschuppen bedeckt, der freie Rand derselben durch abstehende,
in der Jugend mehr flach gerundete, im Alter namentlich am unteren
552 Agamidae.
Lide sehr spitz dreieckig vortretende Schuppen gewimpert oder selbst
scharf gesägt; letztere, sowie überhaupt die meisten in der Nähe
des Auges gelegenen Schuppen sind besonders bei älteren Stücken
von einer oder mehreren Poren durchbohrt. Der Canthus rostralis
. ist von den Nasenlöchern bis über den Rand der Augenbrauen hin mit
flachen, übereinandergeschindelten Schuppen bedeckt, welche über
den Augen dachartig vorspringen; der vertiefte Interokularraum
zeigt gewöhnlich etwas größere Schilder, die, sowie die des Hinter-
kopfes, unregelmäßig vieleckig und in der Regel vollkommen glatt
oder kaum merkbar gekielt sind. Diese Schildchen, welche auf der
Stirn oft mehr oder weniger gewölbt sind, werden am Hinterkopf
gewöhnlich größer und flacher und schließen hier manchmal ein
größeres, als Occipitale zu deutendes Schild ein. Die Kopfseiten
sind vom Rande des Oberkiefers bis zu den Augen mit in regelmäßige
Längsreihen gestellten, ziemlich flachen Tafelschuppen bedeckt,
das Rostrale ist nur wenig, das Mentale bedeutend von den daran-
stoßenden an Größe verschieden. An den Schläfen sind die Schuppen
dicker und derber, werden in der vorspringenden Backengegend ın
der Jugend stumpf, mit zunehmendem Alter aber immer mehr spitz
kegelförmig, so daß sie bei ganz erwachsenen Exemplaren endlich
in vollkommene Dornen umgewandelt erscheinen. Diese letztge-
“ nannte Beschuppung setzt sich auch auf die Oberseite des Halses
und des Hinterhauptes fort, wo sie meist noch stärker und ausge-
sprochener hervortritt, als in der Schläfengegend. Die mehr oder
weniger rhombischen Körperschuppen sind ziemlich deutlich ge-
schindelt, und schon in frühester Jugend, wenn auch stumpf, so doch
ganz gut sichtbar gekielt, die der Oberseite größer, ihre Kiele vor
der Spitze der Schuppen endend, obwohl gegen dieselbe stärker und
erhabener werdend, so daß sie hier in einen mehr oder weniger aus-
geprägten Kegel, oder im Alter selbst in einen Dorn, ausgezogen
erscheinen. Übrigens ist die Beschuppung des Körpers im ganzen
durchaus nicht sehr regelmäßig, da sie namentlich in der Jugend
aus größeren und kleineren Schuppen ziemlich unordentlich gemischt
ist, und erst mit zunehmendem Alter sich nach und nach so ordnet,
daß bei erwachsenen Stücken die Schuppen in der Mitte des Rückens
schiefe, an den Körperseiten hingegen gerade Querreihen bilden;
hier sind auch die Schuppen am kleinsten, und gehen von da aus all-
mählich in die wieder etwas größer werdenden, regelmäßig rhombischen
und zarteren Flächenschuppen der Unterseite über, die ebenfalls
deutlich gekielt und nach hinten in eine bald mehr, bald weniger
merkbare, glashelle Spitze ausgezogen sind. Die Beine sind wie der
Körper, aber noch viel regelmäßiger beschuppt, indem die hier voll-
kommen rhombischen Schuppen in sehr deutliche schiefe OQuer-
reihen gestellt sind und auch ihre sehr scharfen Kiele zu ziemlich
ausgesprochenen Längslinien aneinanderstoßen. Die Schuppen der
Kehle und des Halses sind etwas derber und dicker als die Bauch-
schuppen, sonst aber weder in Größe noch in Beschaffenheit von
den letzteren merklich verschieden. An den etwas dachig geschin-
delten Schwanzschuppen treten die Kiele mit zunehmendem Alter
immer schärfer hervor und bilden zusammenhängende, deutliche
Agama. 553
Längsstreifen, die Schuppen selbst erscheinen hier in ziemlich ersicht-
liche schiefe Quer- und in zugleich sehr deutliche Längsreihen ge-
ordnet.
Die Oberseite zeigt auf schmutzig erdfarbenem, bald ins Graue,
bald ins Gelbliche oder Bräunliche ziehendem Grunde meist ziemlich
große, schwarze, etwa länglich viereckige Flecken, die gewöhnlich
in vier Längsreihen gestellt sind und gegen den Kopf zu mitunter
zu Binden zusammenstoßen. Der Hals ist seitlich unter den Falten
fast immer schwarz, welche Farbe sich übrigens meist auf den ganzen
Unterhals und selbst auf die Kehle ausdehnt. Der Schwanz zeigt
wenigstens gegen die Spitze zu gewöhnlich helle und schwarze Halb-
ringe, die Unterseite ist in der Regel schmutzig weißgelb einfarbig,
der Kopf mit Ausnahme der schwarzen Kehle im Alter meist ebenso,
in der Jugend hingegen mit dunkleren Schnörkeln oder Flecken.
Die mäßig langen, kräftigen, anfangs ziemlich breiten, am Ende
sichelförmig zugespitzten Krallen sind gelblich oder bräunlich.
Diese hier angeführten Färbungen und Zeichnungen sind aber
im Leben außerordentlich veränderlich und ist während desselben
das Tier eines Farbenwechsels fähig, der dem des Chamaeleons kaum
nachsteht, daher es auch manchmal als russisches Chamaeleon be-
zeichnet wird.
Die Oberseite kann von einem schmutzigen Weiß durch gelb-
lich, Schwefel- oder Rostgelb in Braungelb oder Braungrau, ja in
Grünlich oder Ultramarinblau bis ins Schwärzliche in mannigfachster
Weise abändern. Dieser Farbenwechsel tritt am häufigsten am
Schwanze, oft aber auf der ganzen Oberseite auf, wobei dann die
Zeichnungen, besonders am Rumpfe, gewöhnlich blässer werden,
ja mitunter selbst ganz verschwinden können. Im letzteren Falle
überzieht sich dann oft das ganze Tier mit einem schön weinroten
Ton, aus dem nur feine, gelbliche Flecke und Punkte hervortreten.
Manchmal geht wieder die Fleckenzeichnung des Rückens ın Rot
über, was mitunter auch auf der Vorderhälfte des Schwanzes eintritt.
Bei schwefelgelber Grundfarbe werden die Zeichnungen des Schwanzes
und der Beine, oft auch die unterste Fleckenreihe des Rumpfes tief
ultramarinblau. Am Bauche erscheinen nicht selten graue Linien
oder streifenartige Zeichnungen, längs der Bauchkanten oft nicht
sehr scharf begrenzte braunrote Streifen, ja manchmal wird die ganze
Unterseite prachtvoll ultramarinblau.
Diese Farbenänderungen treten umso häufiger ein, je mehr das
Tier dem Lichte und der Wärme ausgesetzt ist. Die blauen Fär-
bungen werden ausschließlich bei Männchen, die roten häufiger bei
Weibchen beobachtet, doch niemals bei jungen Stücken, die über-
haupt keinen Farbenwechsel zeigen, da derselbe erst im geschlechts-
reifen Zustande und am intensivsten während der Brunstzeit auftritt.
Die Gesamtlänge des erwachsenen Tieres beträgt 26—30 cm.
Agama sanguinolenta lebt im Süden des Gouvernements Astrachan
ebenso in der Ebene, als auch auf Bergen, vorzugsweise auf gut be-
wachsenem Lehmboden, wo sie sich mit besonderer Vorliebe auf
den die Felder abteilenden niederen Lehmmauern herumtummelt,
deren Löcher, die jedoch nicht von dem Tiere selbst gegraben werden,
554 Geckonidae.
demselben auch als Schlupfwinkel dienen. Die Nahrung besteht
teils aus Insekten, kleinen Eidechsen und Schlangen, teils aber auch
und zwar ebenso gerne aus Pflanzen, von denen besonders die auf
dürrem und salzhaltigem Boden so häufigen Fettpflanzen bevorzugt
werden.
Das frisch gefangen äußerst wilde und ungeberdige Tier wird
übrigens auffallend schnell zahm und erweist sich in der Gefangen-
schaft ebenso haltbar als anspruchslos, vorausgesetzt, daß man
ihm ein seinen natürlichen Lebensverhältnissen entsprechendes
geräumiges Terrarium anweist, in welchem, außer zur Hochsommer-
zeit, tagsüber für eine ausgiebige Bodenheizung gesorgt werden muß.
Ähnlich wie die Phrynocephalen erhebt es sich, namentlich beim
Fressen, gern auf die Beine, rollt aber dabei den Schwanz nie ein,
wie diese. Vor Aufnahme der Nahrung sieht es sich seine Beute
einige Zeit an und schnappt dann erst danach, wobei es oft schon früher
den Mund aufmacht und die Zunge herausstreckt. Mit dem Cha-
maeleon hat Agama sanguinolenta auch die voneinander unabhängige
Bewegung beider Augen gemein, so daß es z. B. mit dem einen eine
neben sich auf dem Boden kriechende Raupe und mit dem anderen
eine an der Wand kriechende Heuschrecke gleichzeitig fixieren kann.
Obwohl von Haus aus nur in dürren Gegenden wohnend, ist es doch
ungemein wasserliebend und pflegt nicht nur gerne zu trinken, son-
dern oft auch in dem ihm in seinen Käfig gestellten Wassernapf zu
baden. Im Freien dürfte es daher wahrscheinlich durch reichlichen
Genuß der sehr wasserhaltigen Fettpflanzen seinem Bedürfnisse
nach Feuchtigkeit genüge leisten. Zur Paarungszeit ist das Tier äußerst
zänkisch und rauflustig und darf wegen seiner räuberischen Eigen-
schaften auch mit anderen kleineren Reptilien nicht zusammen
gehalten werden.
6. Familie. Geckonidae.
Corpus tetrapodum, supra et subtus sguamosum.
Prleus irregulariter sguamoso-scutellatus.
Palpebrae connexae, capsulam diaphanam immobilem for-
mantes, pupilla verticalıs.
Aures apertae.
Pedes pentadactyli, digitis saepe dilatatıs et lamellis scansoriüis
subtus institutis.
Der Körper ist meist ziemlich plump, mit verhältnismäßig kurzem,
stark niedergedrücktem, in der Mitte mehr oder weniger bauchig er-
weitertem Rumpf und flacher Unterseite. Der Kopf ist groß, nach vorn
zu mehr oder weniger abgeflacht, hinten dagegen erweitert und durch
eine halsartige Einschnürung von den breit vorstehenden Schultern
getrennt. Die Nasenlöcher sind ziemlich weit voneinander entfernt,
die Augen groß und vorstehend, mit verwachsenen, eine durchsichtige
und unbewegliche Kapsel bildenden Lidern und vertikaler, läng-
licher Pupille. Die Ohröffnung ist immer vorhanden, das Trommelfell
tief in dieselbe versenkt. Die niemals in eine Scheide zurückziehbare
Geckonidae. 555
Zunge ist breit und flach, fleischig und wenig vorstreckbar, an der
freien Spitze abgerundet oder schwach ausgerandet. Der Gaumen ist
immer zahnlos. Die Beine sind kurz und niedrig, von rechts und links
ziemlich weit auseinander gerückt, mit fünf sehr verschieden ge-
bildeten Zehen; diese sind nämlich bald schlank und gestreckt, bald
mehr kurz und kräftig, bald gerade, bald wieder winklig geknickt
oder gebogen und bei der Mehrzahl der hieher gehörigen Tiere nament-
lich dadurch ausgezeichnet, daß sie auf ihrer Unterseite mit eigen-
tümlichen Erweiterungen oder Haftapparaten versehen sind, welche
nach Art der Saugnäpfe wirkend die Tiere zum Klettern an vertikalen
und selbst an überhängenden Gegenständen mit nach abwärts ge-
kehrtem Rücken befähigen. Diese Vorrichtungen haben im allgemeinen
die Form von Scheiben oder Blättern, welche teils ganz, teils gespalten,
und entweder auf der ganzen Unterseite, oder nur an der Spitze oder
am Grunde der Zehen allein entwickelt sind. Die Krallen sind kurz
und unscheinbar, in vielen Fällen an einzelnen Fingern gänzlich feh-
lend und bei sehr vielen zwischen die Kletterscheiben vollkommen
zurückziehbar, so daß sie bei manchen Formen im Tode oft ziemlich
schwer zu sehen sind. Afterporen sind nicht immer, und überhaupt
nur im männlichen Geschlechte vorhanden. Der bald konische, bald
mehr abgeplattete Schwanz ist nur selten länger als der Körper und
außerordentlich gebrechlich, obwohl er sich sehr bald wieder durch
Nachwachsen ersetzt, in welchem Falle er aber durch eine von der
ursprünglichen ganz verschiedene Beschuppung und häufig auch
durch eine etwas monströse Form leicht zu erkennen ist.
Der Körper ist stets oben und unten mit zahlreichen, kleinen,
flachen oder körnigen Schuppen bedeckt, zwischen denen häufig
größere Kiel-, Höcker- oder Stachelschuppen meist in mehr oder
weniger regelmäßige Reihen gestellt sind. Am Kopfe gehen diese
Schuppen in unregelmäßig polygonale Schildchen über, und sind hier
in der Regel nur die Labialen und oft auch die Supraokularen als
größere Schilder hervortretend; desgleichen zeigt sich in manchen
Fällen die Unterseite des Schwanzes mit einer Reihe größerer Schilder
bedeckt.
Die Geckonen sind durchgehends Nachttiere, welche ähnlich
wie die Viperiden, nur um sich zu sonnen bei Tage ab und zu heraus-
kommen, wo sie dann, bewegungslos auf Steinen oder Baumstämmen
klebend, wegen ihrer mit der Unterlage übereinstimmenden Schutz-
färbung dem Ungeübten nur schwer sichtbar sind. In der Regel aber
sind sie tagsüber unter Steinen und lockeren Rinden, in hohlen
Bäumen, sowie in Mauer- und Felsenritzen oder ähnlichen Schlupf-
winkeln verborgen; sehr häufig kommen sie auch in Häusern
vor, woselbst sie, obwohl von den menschlichen Bewohnern der-
selben äußerst gefürchtet und verabscheut, so doch durch Ver-
tilgung von Fliegen, Spinnen und ähnlichem Ungeziefer sehr nütz-
lich sind und, falls sie mit Haftscheiben versehene Zehen haben,
nicht nur an den glattesten Wänden sondern selbst an der Zimmer-
decke mit nach abwärts gekehrtem Rücken nach Art der Fliegen
mit großer Behendigkeit herumlaufen. Durch Naßwerden oder
Bedeckung der Kletterscheiben mit Staub wird übrigens die Haft-
556 Geckonidae.
fähigkeit derselben aufgehoben. Zum Widerwillen Ungebildeter
gegen diese durchaus harmlosen Tiere mag auch das eigentümliche
klebrige Gefühl, welches durch die sich luftdicht an die Haut des
Menschen anlegenden Haftscheiben erzeugt wird, seinen Teil bei-
tragen.
at alle Fälle wickelt sich die Haupttätigkeit unserer Tiere
in der Dämmerung und in mondhellen Nächten ab, wo sie in Masse
ihre Verstecke verlassen um ihrer aus den verschiedenartigsten
Gliedertieren bestehenden Nahrung nachzugehen. Sie sind durch-
wegs ungemein flinke und behendige Tiere, welche sich ruck- oder
stoßweise mit großer Schnelligkeit bewegen.
Unter allen Lacertilien sind die Haftzeher fast die einzigen,
welche eine oft ziemlich gut vernehmbare, meist aus zwei aufeinander-
folgenden kurzen Lauten bestehende Stimme besitzen, auch sind die-
selben eines ziemlichen Farbenwechsels fähig und können je nach der
Beleuchtung von weißlich grau fast bis ins Schwarze abändern.
Obwohl eigentlich nicht gesellig, so leben die Geckonen an ge-
eigneten Orten ebenso wie andere Eidechsen oft in großer Menge
beisammen. Untereinander sind sie sehr streitsüchtig und unverträg-
lich, heben sich im Zorne mit gekrümmtem Rücken auf allen vier Beinen
empor und stürzen fauchend oder selbst schreiend mit großer Wut
aufeinander los; nicht selten trifft man namentlich Männchen oft so
ineinander verbissen an, daß sie während solcher Balgerei mitunter
herunterfallen und dann leicht gefangen werden können. Daß sie
sich hiebei oft arg verletzen, versteht sich von selbst und werden
daher Stücke mit fehlendem oder nachgewachsenem Schwanze fast
ebenso häufig wie unverletzte gefunden. Während aber der letztere
Körperteil, wie schon erwähnt, bald wieder ersetzt wird, nehmen
stärkere Verwundungen, namentlich am Kopfe, oft einen tödlichen
Ausgang. Wenn bei Beginn der kühleren Jahreszeit die Nahrung
knapp wird, kommen sie, um nach solcher zu suchen, nicht selten
auch bei Tage hervor.
Vor der Häutung sind die Tiere, wahrscheinlich infolge der
schon mehr oder weniger gelockerten Oberhaut, mit einem weißen
Anfluge bedeckt und sehen aus, als wenn sie mit einer dünnen Schichte
von weißer Farbe überzogen wären. Die Häutung selbst geht ziem-
lich schwierig vor sich. Die Tiere werden schon vor derselben sehr
unruhig, kriechen viel aber langsam umher, krümmen sich wieder-
holt nach allen Richtungen, reiben sich an rauhen Flächen oder zwän-
gen sich durch enge Spalten und Öffnungen hindurch und tun mit
einem Worte das möglichste durch alle ihnen zu Gebote stehenden
Mittel die alte Haut zu lockern und zu dehnen, um sie endlich zum
Bersten zu bringen, bis sie sich schließlich an den Mundrändern
loslöst. Durch Reiben der Schnauze an rauhen Gegenständen wird
dann die Haut bis etwa in die Schläfengegend zurückgeschoben,
hierauf mit den Vorderfüßen darauf getreten und durch Bewegungen
des Vorderkörpers allmählich weiter nach hinten abgestreift, wobei
die an den vorderen Gliedmaßen hängen bleibenden Hautpartien mit
dem Munde gefaßt und verschlungen werden. Ob dies — wie manche
Herpetologen glauben — zu dem Zwecke geschieht, um sich durch
Geckonidae. 557
etwa liegende Hautfetzen nicht allfälligen Feinden zu verraten,
würde ich bezweifeln. In ähnlicher Weise werden dann auch die Beine
und der. übrige Körper seiner alten Haut entledigt und in etwa einer
halben Stunde ist der ganze Prozeß beendet. Da derselbe das be-
treffende Tier offenbar anstrengt und ermüdet, so ist es begreiflich,
daß es sich dann auf einige Zeit ruhig verhält und zurückzieht, was
überdies auch darin seinen Grund haben mag, daß es die anfangs
wohl noch weiche und empfindliche neue Haut vor schädigenden
äußeren Einflüssen zu bewahren sucht. Bei frisch gehäuteten
Stücken erscheint die Grundfarbe viel heller und die etwa auf ihr
vorkommenden dunklen Zeichnungen heben sich scharf ab.
Beim Fressen schleichen sich die Geckonen langsam und möglichst
nahe an ihre Beute heran, um selbe dann mit einem plötzlichen
Ruck zu ergreifen, das Trinken geschieht lappend.
Die Paarung findet in gleicher Weise wie bei den Lacertiden statt,
die Fortpflanzung geschieht durch Eier. Von letzteren werden stets
nur zwei gelegt, die, entsprechend ihrer geringen Anzahl, verhältnis-
mäßig groß sind. Ihre Schale ist ziemlich hart und bezüglich ihrer
Gestalt sind sie der Kugelform viel mehr genähert, als die der anderen
Eidechsen. Da die Bauchdecke der Haftzeher sehr dünn und mehr
oder weniger durchscheinend ist, so können durch dieselbe die Eier an
einem trächtigen Weibchen schon von außen wahrgenommen werden.
In der Gefangenschaft halten sich alle Geckonen sehr gut und
dauern bei richtiger Behandlung jahrelang aus. Obwohl anfangs sehr
scheu und furchtsam, werden sie doch bald zahm und zutraulich
und lernen in kurzer Zeit ihrem Pfleger die vorgehaltene Nahrung
aus der Hand nehmen. Entsprechend ihrer Lebensweise ist ihnen
dieselbe am besten abends zu reichen, obwohl sie, einmal an den Men-
schen gewöhnt, bei dessen Annäherung nicht selten auch am Tage
hervorkommen.
Das Terrarium braucht durchaus nicht geheizt zu sein; eine
mittlere Wärme von 15—20° R genügt ihnen vollkommen, obwohl
sie sich bei einer höheren Temperatur behaglicher fühlen. Der Sonne
darf aber ihr Behälter, wenigstens zur Sommerszeit, nur in den frühen
Morgen- oder Abendstunden ausgesetzt werden, da ihnen eine zu
starke Insolation unfehlbar den Tod bringt. Im Winter muß der Käfig‘
jedenfalls im geheizten Zimmer und nicht weit vom Ofen stehen,
obgleich sie, falls sie sich nur gehörig verkriechen können, verhältnis-
mäßig auch niedere Temperaturen überstehen; unter 45° R gehen
sie aber meist auch in diesem: Falle ein.
Der den Geckonen zugewiesene Behälter muß am Boden mit
einer Lage Sand und darüber mit Moos, Felsbrocken, hohlaufliegen-
den Ziegelsteinen und Rindenstücken belegt sein; da sie im ganzen
der Feuchtigkeit abhold sind, so ist der Innenraum ihres Gefängnisses
nur ab und zu stellenweise und spärlich zu besprengen, trotzdem
aber ein Wassernapf nicht zu vergessen. Sie-halten sich selbst in ver-
hältnismäßig kleinen Behältern ganz gut, sind bescheiden und aus-
dauernd, hinsichtlich ihrer Pflege sehr anspruchslos, können, ob-
wohl sehr gefräßig, doch auch ziemlich lange hungern und pflanzen
sich in der Gefangenschaft auch ohne Umstände fort. Ist ihre Wohnung
558 Geckonidae.
gut eingerichtet, so werden die Eier von den Weibchen selbst an
passenden Stellen abgelegt und bedürfen seitens des Menschen keiner
besonderen Pflege. Will man übrigens selbe noch besonders schützen,
so genügt es, sie auf trockenes Moos oder in eine hohle Scherbe zu
legen und sie, damit sie durch die herumkriechenden Insassen nicht
beschädigt werden, mit einem umgestürzten Glase zu bedecken,
wo sie dann ohne weiteres zur Entwicklung gelangen und auskriechen.
Gesunde Eier scheinen, gegen das Licht gehalten, anfangs rosen-
rot durch, während späterhin der dunkle Embryo sichtbar wird.
Verdorbene oder unbefruchtete Eier sind dagegen anfangs farblos
und lassen gegen das Licht gehalten einerseits eine dunkle Masse,
anderseits einen milchfarbigen Hohlraum durchscheinen; auch be-
weist ihr nach und nach abnehmendes Gewicht, daß sie, statt sich
zu entwickeln, vertrocknen, sie rollen ferner, auf den Tisch gelegt,
stets auf dieselbe Seite, während nicht abgestorbene Eier in jeder Lage
ruhig liegen bleiben.
Die frisch ausgekommenen Jungen sind natürlich sofort von den
Alten zu trennen, da sie sonst von diesen aufgefressen werden. Aus
demselben Grunde kann man auch nur Geckonen von ziemlich gleicher
Größe zusammenhalten, da kleinere Arten von stärkeren Verwandten -
wenn auch nicht immer verzehrt, so doch meistens getötet werden;
das letztere geschieht gewöhnlich, wenn man in ein schon besetztes
Terrarium ein neues Tier, selbst derselben Art hinein gibt. Die bis-
herigen Insassen desselben fallen meist wütend über den Neuling her
und beißen ihn gewöhnlich nach kurzer Gegenwehr zu Tode.
Krankheiten sind die Haftzeher gewöhnlich nicht unterworfen;
von anderen gleich großen Eidechsen — mit Ausnahme von Chalcides
lineatus — werden sie in der Regel nicht behelligt.
Die Verbreitung dieser Familie ist auf den Süden unseres
Weltteils beschränkt und ist Genua der nördlichste mir bekannte
Punkt, wo dieselbe noch vertreten ist.
Die Tiere kommen nur in der Ebene und vorzugsweise in Küsten-
strichen und auf Inseln vor, was sich wohl dadurch erklärt, daß die-
selben infolge ihres Aufenthaltes in Häusern, Magazinen und Frachten-
räumen mit den daraus entnommenen Waren und Materialien häufig
auf Schiffe und mit diesen dann an ihre Landungsplätze gelangen.
Auch das sporadische, vereinzelte Vorkommen mancher Arten an
von einander oft weit entfernten Orten ist nur auf diese Weise durch
Verschleppung zu erklären.
Die unserem Faunengebiete angehörigen sechs Gattungen können
in nachstehender Auseinandersetzung unterschieden werden.
A. Zehen erweitert.
I. Zehen nur teilweise erweitert.
a) Zehen vom Grunde bis über die Mitte erweitert und
daselbst unterseits mit einer Doppelreihe linsenförmiger
Haftscheiben, das dünne, bekrallte Zehenende vom
Vorderrande dieser Erweiterung abstehend. Oberkörper
mit sehr feinen, ziemlich flachen Körnerschuppen
zwischen denen Reihen bedeutend größerer Höcker-
II.
Tarentola. 559
schuppen verteilt sind. Schwanz unten mit einer
Schilderreihe. . . . 2. Gatt. Hemidactylus Cuv.
b) Zehen an der Spitze mit herzförmiger, unterseits durch
eine tiefe Längsfurche geteilter Haftscheibe, in deren
Ausrandung die sehr kleinen Krallen fast ganz zurück-
gezogen werden können. Rumpf oben gleichmäßig be-
schuppt. Submaxillarschilder fehlend. Schwanz unten
ohne Schilderreihe, an der Basis mit einer größeren, nach
oben und außen gerichteten, halbinselförmigen Schuppe.
3. Gatt. Phyllodactylus Gray.
Zehen vom Grunde bis zur Spitze erweitert und unterseits
mit einer einfachen Reihe querer, breiter Lamellen; nur die
dritte und vierte Zehe bekrallt. Supraokularschilder fehlend.
Oberkörper feinschuppig und mit Längsreihen größerer,
meist dreiseitigpyramidenförmiger Höckerschuppen. Schwanz
unten mit flachen, polygonalen, manchmal in der Mitte zu
einer unregelmäßigen Schilderreihe erweiterten Schuppen.
I. Gatt. Tarentola Gray.
B. Zehen nicht oder höchstens an der Basis insoferne scheinbar
erweitert, als das Basalglied gegen die stark komprimierten
folgenden Glieder deutlich absticht. Unterseite der Finger und
Zehen mit Querlamellen.
I1l.
LV.
Die abstehenden Glieder der Finger und Zehen ebenso
breit wie das Basalglied und nicht komprimiert.
a) Zehen und Finger seitlich ganzrandig, unten mit glatten,
am Vorderrand nicht gezähnelten Querlamellen. Rumpf
oben mit Körner- und Höckerschuppen.
5. Gatt. Alsophylax Fitz.
b) Zehen seitlich deutlich, Finger sehr undeutlich oder gar
nicht gefranst. OQuerlamellen am Vorderrande deutlich
gezähnelt, unten gekielt. Oberseite des Körpers gleich-
artig beschuppt. . . 6. Gatt. Stenodactylus Fitz.
Die abstehenden Glieder der Finger und Zehen viel schmäler
als das Basalglied, mehr oder weniger stark komprimiert
und in der Mitte winklig eingeknickt, unten mit einer Reihe
hintereinander geschindelter Tafelschuppen. Krallen zwi-
schen einem kleinen oberen und einem sehr großen, rinnen-
förmig gebogenen unteren Schilde. Oberseite mit feinen
Körnerschuppen und dazwischen mit bedeutend größeren,
meist regelmäßig gereihten Kiel- oder Höckerschuppen,
welche am Schwanze Halbringe bilden und in Stacheln aus-
gezogen sind. . . . 4. Gatt. Gymnodactylus Spix.
I. Gattung. Tarentola.
Gray Ann. Phil. (2) X, pag. 199 (1825).
Pholidosis notaei heterogenea.
Scuta supraocularia nulla, submaxillaria conspicua.
Digiti partim inermes, per totam longitudinem dilatati, subtus
lamellis transversis integris instructi.
560 Geckonidae.
Der Körper ist mäßig gestreckt, depreß, der Kopf ziemlich ver-
längert, mit stumpfer und konvexer Schnauze; die Pupille und die
Ohröffnung sind senkrecht, die Beine ziemlich stämmig, deren Finger
und Zehen an Länge untereinander wenig verschieden, vom Grunde
bis zur Spitze erweitert und unterseits mit einer Reihe breiter, querer
und ungeteilter Haftscheiben versehen. Von den Fingern und Zehen
sind nur die zwei mittleren bekrallt. Afterporen fehlen. Der Körper
ist oben mit feinen Grund- und in Querreihen stehenden größeren
Höckerschuppen bedeckt.
Die einzige Art lebt im südlichen Europa.
1. Tarentola mauritaniea: Sqguamae pilei convexae, laeves. Margo
aurium anterior edentulus. Dorsi tuberculi magni minoribus
cinch. — Long. I2—I6 cm.
Lacerta mauritanica Linne Syst. nat. I, pag. 361, ıı (1767). —
Gecko muricatus Laur. Synops. Reptil. pag. 44, 58 (1768). —
Stellio mauritanicus Meyer Synops. Reptil. pag. 3I, 3 (1795). —
Gecko fascicularis Daud. Hist. nat. gen. d. rept. IV, pag. 144
(1803). — Gecko Stellio Merr. Syst. amphib. pag. 43, 15 (1820). —
Tarentola stellio Gray Ann. Phil. (2) X, pag. 109, (1825). —
Gecko mauritanicus Risso Hist. nat. del’Eur. merid. III, pag. 87,
rı (1826). — Platydactylus fasciceularis Wagl. Syst. Amph.
pag. 142 (1830). — Platydactylus muralis Dum. Bibr. Erpetol.
gener. III, pag. 319, 8 (1836). — Ascalabotes mauritanicus
Bonap. Amphib. europ. pag. 28, ıı (1839. — Platydactylus face-
tanus Strauch Erpetol. de l’Alger. pag. 22, 8 (1862). — Platydacty-
lus mauritanicus Boettg. Abh. Senck. Ges. IX, pag. 16 (1874). —
Tarentola mauritanica Boulg. Cat. Liz. pag. 196 ı (1885).
Der Körper ist ziemlich plump, der Rumpf mit deutlicher, feiner,
von der Wurzel der Vorderbeine bis zu den Hinterschenkeln hinzie-
hender Seitenfalte, die sich aber bei präparierten Stücken durch
Anquellung manchmal verliert. Der Kopf ist be-
sonders bei jüngeren Tieren unverhältnismäßig groß,
viel länger als der halbe Rumpf, von vorne nach
rückwärts stark erweitert, sein Hinterteil namentlich
im Alter stark aufgetrieben und fast breiter als der
Rumpf; er ist oben nur schwach gewölbt, zwischen
den Augen der Länge nach vertieft, mit ziemlich
gewölbten Augenbrauen und nach vorne abschüssiger
und ziemlich stark, obwohl stumpf zugespitzter
Tarentola mauri- Schnauze. Die ziemlich kleinen, rundlichen Nasen-
nn Be löcher sind ganz oben an der Schnauzenspitze am
“ äußersten Seitenrande des meist noch ziemlich
unterscheidbaren Nasale etwa über der Naht des ersten Supralabiale
mit dem Rostrale gelegen und von letzterem durch das Nasale getrennt.
Die Augenlider sind besonders nach vorne und oben zu mit feinen
Körnerschuppen bedeckt und daher da gut sichtbar. Die Ohröffnung
ist in der Regel schmal und etwas schief nach vorne gerichtet, im Alter
stark vertieft, in manchen Fällen aber auch mehr oder weniger ei-
förmig, die Mundspalte bis zum Hinterrande der Augen reichend.
Der Kopf ist vom Rumpfe durch eine tiefe, seitliche Einschnürung
getrennt, die sich häufig auch noch am Halse als quere Hautfalte
Fig. 112.
Tarentola. 561
bemerkbar macht; auch findet sich bei Erwachsenen auf der Unter-
seite des Kopfes öfters eine hufeisenförmige, vom Kieferrande zum
Hinterrande der Submaxillaren ziehende Falte. Die Beine sind plump
und kräftig, die vorderen die Augen nicht oder nur wenig überragend,
die bedeutend stärkeren Hinterbeine etwa bis zu den Schultern rei-
chend, an jenen alle Finger ziemlich gleichlang, an diesen der erste
etwas kürzer als der zweite, dieser wieder etwas kürzer als die drei
ziemlich gleichlangen anderen. Sämtliche Finger und Zehen sind
übrigens flach, mit kurzen, sammtartigen Haftlamellen, welche die
ganze Breite der Phalangen einnehmen und in der Mitte etwas winklig
gebogen sind; auch sind nur die zwei mittleren Finger und Zehen
bekrallt, der Daumen, der zweite und der fünfte Finger, sowie die
gleichnamigen Zehen unbewehrt. Der Schwanz ist bei Jungen fast
vollkommen drehrund, im Alter jedoch an der Basis meist deutlich
abgeflacht, bei reinen Stücken dem Körper an Länge gleich oder selbst
merklich länger und dann auch sehr fein und spitz auslaufend.
Der Körper ist oben mit feinen, unregelmäßigen und ziemlich
flachen Grundschuppen und außerdem mit größeren, gekielten
Höckerschuppen bedeckt, die etwa eine dreiseitig pyramidale oder
rundlich eiförmige Gestalt haben, bald mehr, bald weniger erhaben
sind und, meist mit Ausnahme ihres Hinterrandes, fast immer von
kleineren, flachen oder schwach kegelförmigen Schuppen umgeben
sind, mit welchen vereint sie dann namentlich an den Leibesseiten
stark hervortretende Warzen bilden. Diese Höckerschuppen sind dann
fast immer in deutliche Querreihen gestellt, welche ebensovielen,
nur in der Rückenmitte manchmal verschwindenden Querfalten
des Rumpfes entsprechen, an deren Hinterrande die betreffenden
Schuppen mit gewöhnlich nach rückwärts gerichteter Spitze ange-
bracht erscheinen; da selbe ferner auf den hintereinander liegenden
Rumpffalten in ziemlich gleichmäßigen Abständen verteilt sind,
so bilden sie auch mehr oder weniger ausgesprochene Längsreihen.
Die Oberseite des Kopfes ist durchweg mit gleichartigen, glatten,
verhältnismäßig ziemlich großen und gegen die Schnauze zu meist
deutlich sechseckigen Schuppen oder Täfelchen besetzt,‘die schwach
konvex oder fast ganz flach und in der Supraokulargegend auch kaum
größer als die daran grenzenden, obwohl hier meist ziemlich regel-
mäßig stumpf fünf- oder sechsseitig sind. Das Rostrale ist ziemlich
klein, zweimal so breit als lang, fünfseitig, mit stumpfer, etwas nach
oben übergewölbter Spitze und von ihr bis zur Mitte reichender
Längsfurche. Die Supralabialen sind gewöhnlich in der Zahl von etwa
neun vorhanden, von vierseitiger oder stumpf fünfeckiger Form,
meistens länger als hoch, nach rückwärts allmählich kleiner werdend.
Die Schläfen sind sehr klein und ziemlich flach beschuppt und zeigen
außerdem noch mehrere große, gewöhnlich der Länge nach gereihte
Höckerschuppen. Das Mentale ist sehr groß, viel länger als breit,
in der Regel ein Sechseck mit bogigen Seiten darstellend, das in seiner
hinteren Hälfte nach rückwärts stark verengt ist, und mit seinem
meist gerade abgestutzten Ende bis an die feinen Kehlschuppen
reicht. Die Sublabialen, deren Anzahl etwa der der Supralabialen
entspricht, sind anfangs (die ersten drei bis vier) groß, viel breiter als
Schreiber, Herpetologia europaea, 36
562 Geckonidae.
lang, werden aber dann schnell kleiner und zuletzt meist ganz undeut-
lich und schuppenartig; an die Hinterseiten des Mentale und an die
Hinterränder der Sublabialen legen sich noch einige Submaxillaren
an, von denen aber gewöhnlich nur die zwei ersten groß, schilderartig
und länger als breit, die folgenden dagegen klein und länglich schuppen-
artig sind. Die Oberseite der Beine ist ebenfalls mit aus größeren
Schuppen gebildeten Höckern besetzt, die auch mehr oder weniger
in Längsreihen stehen, obwohl letztere meist nur auf den Hinter-
schenkeln deutlicher hervortreten, während sie anderweitig ziemlich
schwach ausgesprochen und daher auf den übrigen Teilen der Glied-
maßen gewöhnlich ziemlich unregelmäßig zerstreut sind. Der Schwanz
ist bei reinen Stücken auf seiner mit kleinen, ziemlich flachen oder
schwach gekielten und meist mehr oder weniger deutlich geschindelten
Grundschuppen besetzten Oberseite deutlich und ziemlich breit quer
geringelt, jeder Ring in der Regel noch mit einer Querreihe von etwa
sechs Kegel- oder Dornschuppen, die aber gegen die Spitze hin ver-
schwinden, versehen; das Weibchen zeigt außerdem an der Schwanz-
wurzel jederseits eine Reihe größerer Stachelschuppen. Über die
Mitte des Schwanzes zieht sich eine fast immer sehr deutliche Längs-
furche, die manchmal auch noch auf den hintersten Teil des Rückens
fortsetzt. Auf regenerierten Schwänzen bilden sich die Dornschuppen
nie wieder, und ist der genannte Körperteil in diesem Falle stets
mit durchaus gleichartigen, nach hinten glatter werdenden Kiel-
schuppen bedeckt. Die Bekleidung der Unterseite besteht aus kleinen,
flachen Tafelschuppen, welche ziemlich regelmäßig rundlich sechs-
eckig, kaum geschindelt, in schiefe Ouerreihen gestellt und zwischen
den Hinterbeinen besonders im Alter deutlich vergrößert sind, an
der Kehle hingegen viel kleiner werden, um sich dann gegen die Kiefer-
ränder zu wieder bedeutend zu vergrößern. Die Beine sind unten
wie der Rumpf beschuppt, der Schwanz hier kaum wahrnehmbar
geringelt und mit flachen, die Rückenschuppen an Größe bedeutend
übertreffenden, unregelmäßigen kleinen Schildern bedeckt, die manch-
mal, längs der Mittellinie desselben vergrößert, daselbst eine mehr
oder weniger deutliche Längsreihe bilden.
Die Färbung der Oberseite kann von einem sehr hellen, fast
weißlichen Aschgrau, durch Dunkelgrau, Gelblich oder Bräunlich
bis nahezu ins Schwarze in mannigfacher Weise abändern. Bei greller
Beleuchtung, namentlich im Sonnenlichte, sind die Tiere meist dunkler,
während sie im Schatten und bei Nacht heller werden. Bei jungen und
noch nicht erwachsenen Stücken sind überdies fast immer dunkle,
am Rücken unregelmäßig wellige oder zackige Querbinden zu be-
merken, welche aber mit zunehmendem Alter immer mehr, gewöhnlich
sogar ganz verschwinden und höchstens am Schwanze noch in Form
von hintereinander stehenden Halbringen erhalten bleiben. Bei
frisch Gehäuteten ist ein Teil der Höcker, namentlich an den Körper-
seiten und den Beinen, oft blaß zitronengelb, welche Färbung manch-
mal auch noch die Schnauzenkante und die obere Augengegend,
ja mitunter selbst die ganzen oberen Seitenpartien des Kopfes zeigen,
andere Warzen sind wieder schmutzig braungelb, andere schwärzlich
gefärbt. Der Körper ist dann gewöhnlich durchscheinend fleisch-
Tarentola. 563
farben, und je nach dem Alter mit mehr oder weniger unbestimmten
Flecken von schmutzig blaßvioletter Farbe versehen; die Beine und
der Schwanz ziehen mehr ins Gelbliche und letzterer, dessen Ende
übrigens stets weiß ist, zeigt außerdem noch dunkle, schwärzlich
violette Querbinden, die gegen die Spitze zu gesättigter und fast
schwarz werden, im vorderen Schwanzteile häufig durch die Grund-
farbe unterbrochen und auf der Unterseite höchstens am Schwanz-
ende noch sichtbar sind. Vom Auge zum Mundwinkel zieht häufig
ein dunkler Streifen. Die Unterseite ist weißlich fleischfarben, mit
dunkel durchscheinenden Eingeweiden und immer ungefleckt, nicht
selten aber im Leben auch lebhaft hellgelb oder selbst ziemlich intensiv
orange- oder ockerfarben. Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt
gewöhnlich 10—ı2 cm, kann aber mitunter selbst 16 cm erreichen,
Tarentola mauritanica ist in ihrer Heimat auf alten Mauern
und Felsen, in Gärten und Häusern allenthalben sehr häufig zu finden,
und obwohl in der Regel nur des Nachts hervorkommend und auf
Nahrung ausgehend, wird das Tier doch nicht selten am Tage behag-
lich in der Sonne liegend außerhalb seiner Verstecke angetroffen;
bei solcher Gelegenheit überrascht, huscht es dann mit blitzartiger
Schnelligkeit davon. Die Stimme dieser Eidechse ist schwach und
kaum vernehmbar, und nur ergriffen oder in der Erregung gibt sie
ein etwas lauteres, gedehntes Quieken oder einen glucksenden Ton
meist in zwei aufeinander folgenden Absätzen von sich. Die Häu-
tung erfolgt in Fetzen, die aber nicht immer von dem betreffenden
Tiere aufgefressen werden; am Schwanz und auf den Fingern und
Zehen spaltet sich hiebei die Haut gewöhnlich der Länge nach. An
von ihnen bewohnten Örtlichkeiten werden ihre Eier, die etwa I3 mm
lang sind und 10 mm im Durchmesser haben, in Mauerlöchern, unter
Steinen und im Grase, meistens zu zweien beisammenliegend, nicht
selten gefunden. Das Tier ist auch eines ziemlich starken Farben-
wechsels fähig, und sind daher die im Früheren erwähnten Färbungen
durchaus nicht als feststehende Varietäten zu betrachten, da sie oft
an einem und demselben Individuum unter Einwirkung ver-
schiedener Beleuchtung oder von Gemütsaffekten in ziemlich rascher
Folge von einem Extrem ins andere übergehen können.
Der Mauergecko gehört der Mediterranfauna an und kommt
vom südlichen Spanien angefangen am ganzen Saume des Mittel-
meeres bis Griechenland, sowohl auf dem Festlande als auch auf
vielen Inseln in ziemlich weiter, aber nicht ununterbrochener Ver-
. breitung vor. Letztere ist übrigens ausschließlich auf die Küsten-
striche beschränkt, während er im Innern der betreffenden Länder
nicht vorkommt. Da ferner seine Fundstellen durchwegs vonein-
ander oft ziemlich entfernte Hafenorte sind und das Tier in den da-
zwischen liegenden Landstrichen fehlt, so unterliegt es wohl keinem
Zweifel, daß dasselbe durch Schiffe dahin verschleppt worden ist.
Der nördlichste mir bekannte Fundort ist Genua. Auch in Dalmatien
kommt die Art, und zwar besonders häufig um Zara vor, woselbst sie
namentlich die Mauern des Stadtwalles bewohnt und überhaupt
wohl kaum einem nuretwasälteren Hause fehlt ; hier hält sie auch unter
den Steinen der Fensterbrüstungen ihren Winterschlaf. Desgleichen
36*
564 Geckonidae.
ist sie auch in den Dörfern der gegenüber von Zara liegenden Insel
Ugliano, sowie noch auf der Insel Lesina zu finden. Möglicherweise
hat das Tier in Dalmatien eine noch weitere Verbreitung, die aber
nicht so leicht zu eruieren ist, da der Dalmatiner, der die Geckonen
für ein ebenso lästiges als schädliches Ungeziefer ansieht, bei allfälligen
Erkundigungen nach denselben deren Anwesenheit in seinem Hause
meistens nicht zugeben will. In Griechenland scheint die Art am
Festlande zu fehlen und sind mir nur die Inseln Kreta und Kephal-
lonıa als Fundorte bekannt; die größten Stücke sind wohl unstreitig
die von Cette in Südfrankreich, von woher man mitunter wahrhafte
Riesen dieses Gecko erhält.
Die Angabe mancher Autoren, daß Tarentola äußerst zart und
hinfällig sei, kann ich nach meinen Erfahrungen nicht bestätigen
und habe ich im Gegenteil gefunden, daß das Tier unter oft selbst
minder günstigen Verhältnissen manchmal jahrelang ausdauert.
Um den Gecko sicher zu überwintern, ist es allerdings geraten, ihn
im gleichmäßig geheizten Zimmer zu halten und hiebei, um eine
allzugroße Trockenheit zu vermeiden, ein nicht allzu kleines Gefäß
mit Wasser, das.man mit Gaze überbindet, in seinen Käfig hinein-
zustellen. Wenn auch nicht so zahm und zutraulich werdend wie die
Lacerten, legt er doch seine ursprüngliche Scheu bald ab, kommt
öfters auch bei Tage heraus und bleibt bei Annäherung des Pflegers
ruhig sitzen, ihm selbst die allenfalls durch das Gitter des Käfigs
vorgehaltene Nahrung aus der Hand nehmend. Trotz seiner Gefräßig-
keit kann Tarentola übrigens auch lange hungern. Untereinander sind
die Tiere sehr streitsüchtig und zänkisch und kommt es namentlich
bei Hinzugabe von Neulingen vor, daß diese von den schon längere
Zeit eingewohnten Gefangenen wütend angegriffen und zerbissen,
ja mitunter selbst getötet werden. Wegen ihrer großen Freßgier und
Streitsucht, empfiehlt es sich auch niemals Tiere von zu ungleicher
Größe in einem Behälter zu vereinigen, da sonst die kleineren von
ihren stärkeren Mitbewohnern. nicht selten verzehrt werden.
2. Gattung. Hemidactylus.
Cuvier Regne anim. II, pag. 57 (1829).
Pholidosis notaei heterogenea.
Scuta supraocularia nulla, submaxillaria conspicua.
Digiti omnes unguiculati, in geniculis anfracti, ad basim
tantum dilatatı, subtus serie duplici discorum lentiformium
instruch.
Cauda subtus scutorum serie.
Der Körper ist mäßig schlank, der Kopf mehr oder weniger
verlängert. Die Beine sind mäßig entwickelt, die Finger und Zehen
alle bekrallt, vom Grunde bis über die Mitte erweitert, die Unterseite
dieser Erweiterung mit einer Doppelreihe linsenförmiger Haftscheiben
versehen, denen sich am Grunde meist einige einfache Scheibchen
anschließen; das aus den zwei letzten Finger- und Zehengliedern
Hemidactylus. 565
nicht erweiterte Ende der Phalangen ist dünn, nach aufwärts gerichtet,
dem Vorderrande der Erweiterung eingefügt. Die Krallen sind kurz,
schnell und fein zugespitzt. Das Männchen ist mit Afterporen ver-
sehen, der Schwanz mittellang.
Die Oberseite des Körpers ist ungleichmäßig beschuppt, die
Supraokularschilder fehlen, die Submaxillaren hingegen sind groß
und deutlich; der Schwanz ist unten mit einer Schilderreihe bedeckt.
Die Gattung ist in unserem Faunengebiete nur durch eine einzige
Art vertreten.
1. Hemidactylus tureieus: Nares scutum rostrale adtingentes, corpus
tuberculis triedris in series 14—16 per longitudinem dispositis. —
Long. 8—10 cm.
Lacerta turcica Linne Syst. nat. I, pag. 362, 13 (1767), — Gekus
cyanodactylus Rafin. Caratt. alc. gen. e spec. anim. d. Sicil. pag. 9,
23 (1810. — Gekko meridionalis Risso Hist. nat. de l’Eur.
merid. III, pag. 87, 12 (1826). Hemidactylus triedrus Fitzing.
Classific. d. Reptil. pag. 46 (1826). — Hemidactylus granosus
Rüpp. Atl. z. Reise im nördl. Afr. Rept. pag. 17, tab. V, fig. ı (1827). —
Hemidactylus robustus Rüpp.l.c. pag. ıg (1827). — Hemi-
dactylus verruculatus Cuv. Regne anim. Il, pag. 54 (1829). —
Hemidactylus verrucosus Gray Synops. reptil. in Griff. anim.
kingd. IX, pag. 146 (1831). — Hemidactylus cyanodactylus
Strauch Erpet. de l’Alger. pag. 23, 10 (1862). — Hemidactylus
turcicus Boettg. Ber. Offenb. Ver. Nat. pag. 57 (1876). — Hemi-
dactylus karachiensis Murray Zool. Sind. pag. 361, pl. fig. 2.
Der Körper ist von oben stark abgeplattet, mit feiner, aber deut-
licher Seitenfalte. Der Kopf ist groß und plump, die Hälfte des
Rumpfes an Länge meist übertreffend, in oder
hinter der Mitte am breitesten, nach rück-
wärts etwas weniger als nach vorne ver-
schmälert, oben schwach konvex, mit zuge-
spitzt verrundeter Schnauze, die etwa so lang
als der Abstand vom Auge zur Ohröffnung Hemidactylus tureicus L.
- - er } - - a Zehe von unten, b von
ist. Die Nasenlöcher sind im hinteren PERLE
Augenwinkel des Rostrale, über dessen Naht
mit dem ersten Supralabiale gelegen. Die Augenlider sind oben
mit ziemlich flachen, nach hinten zu größer werdenden Tafelschuppen
bedeckt und durch oft sehr stark vorstehende, mehr oder weniger
dreieckige Schuppen gekerbt oder selbst spitz gesägt. Die vorne
schwach konkave Ohröffnung ist rundlich oder eiförmig, meist etwas
quer und schief nach vorne gerichtet und nicht ganz halb so groß
wie das Auge. Die Vorderbeine reichen bis zur Schnauzenspitze,
die hinteren nicht bis zu den Achseln. Der zylindrische, an der Basis
schwach depresse Schwanz ist bei reinen Stücken etwa körperlang,
gegen das Ende ziemlich dünn -auslaufend.
Die Oberseite des Körpers ist ungleichmäßig beschuppt, indem
zwischen sehr kleinen, ziemlich flachen und in die Haut tief einge-
senkten Körnerschuppen bedeutend größere Höcker in ziemlicher
Anzahl verteilt sind. Die Schnauze ist oben mit ziemlich konvexen
in der Mittellinie kleineren, rundlichen oder unregelmäßig sechseckigen
er
Fig. 113.
566 Geckonidae.
Körnerschuppen bedeckt, welche bereits zwischen den Augen ein-
zelne größere, etwa flach halbkugelförmige Schuppen einschließen,
die am Hinterkopf zahlreicher und höher werden und am Rücken
in gekielte, stumpf dreieckige und namentlich in der Mittellinie des
Rückens oft etwas in die Länge gezogene Kegel übergehen, welche
meist ziemlich stumpf und niedrig bleiben und nur bei sehr alten
Individuen stärker zugespitzt und deutlich dreikantig werden. Diese
Höcker, welche am Rumpfe größer als ihre Zwischenräume sind,
bilden hier 14—I6 mehr oder weniger regelmäßige Längsreihen,
vergrößern sich am Schwanze bedeutend, werden daselbst entschieden
spitz kegelförmig und sind an seiner Basis gewöhnlich in deutliche
Querreihen (meist zu je 6) geordnet, während sie gegen die Spitze
des Schwanzes allmählich verschwinden. Das Rostrale ist groß,
vierseitig, längsgefurcht, nicht zweimal so breit als lang und etwa
doppelt so hoch als die daranstoßenden Supralabialen, deren Zahl
jederseits 7—Io beträgt. Die Supraokularschilder sind nicht einmal
angedeutet, da gerade die Supraorbitalgegend äußerst feinschuppig
ist, die Kopfseiten zeigen zwischen sehr kleinen, körnigen Grund-
schuppen namentlich über der Ohröffnung zerstreute, größere, halb-
kugelförmige Schuppen. Das Mentale ist ziemlich groß, etwa so lang
als breit, nach rückwärts stark dreieckig verschmälert, mindestens
doppelt so lang als die ihm anliegenden Sublabialen und diese nach
hinten weit überragend; die letzteren, welche von vorne nach rück-
wärts schmäler werden, können von 6-—-II wechseln, stehen aber
gewöhnlich den Supralabialen an Anzahl um ein Paar nach. Den zwei
großen, sich oft berührenden Submaxillaren schließen sich meistens
noch einige kleinere, unregelmäßige Schildchen an. Die Vorderbeine
zeigen in der Regel nur an der Außenseite des Unterarmes, die hinteren
dagegen an ihrer ganzen Oberseite größere, halbkugelförmige oder
kegelige Höcker. Die Schuppen der Unterseite sind vollkommen flach,
rundlich sechseckig und sehr deutlich geschindelt, in bald mehr, bald
weniger ausgesprochene schiefe Querreihen gestellt, die der Kehle
kaum halb so groß als die Bauchschuppen, die der Beine am größten.
Das Männchen besitzt 4—10 (sehr selten nur 2) eiförmige, in der Mitte
je einer Schuppe ausgehöhlte Afterporen, der Schwanz ist an der
Unterseite mit einer Reihe quer sechseckiger Schilder besetzt.
Die Oberseite ist am häufigsten schmutzig fleischfarben, kann
aber von grauweiß ins graue, lehmgelbe, braune ja selbst schwärzliche
abändern. Die Zügelgegend ist nicht selten dunkler, der Rücken mit
ebensolchen, bald mehr, bald weniger scharfen Marmel- oder Tropfen-
flecken unregelmäßig besetzt, dessen Höcker teilweise rein weiß.
Der Schwanz zeigt, namentlich bei jüngeren Stücken, häufig dunkle
Halbringe; die Unterseite ist einfarbig weißlich.
Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt etwa 8—Io cm.
Hemidactylus gehört ebenfalls der Mediterranfauna an, und
kommt in sämtlichen Küstenländern des Mittelmeeres und seiner
Teile vom südlichen Portugal an bis Konstantinopel vor, daselbst
sowohl das Festland als auch die meisten Inseln bewohnend. Der
nördlichste mir bekannte Standort ist die zu Istrien gehörende quar-
nerische Insel Lussin, etwas unter dem 45° n. B. Nach Süden zu
Phyllodactylus. x 567
wird die Art entschieden häufiger, ihr Vorkommen auf Korsika,
obwohl mitunter erwähnt, kann ich nicht verbürgen. Das Tier lebt
sowohl im Freien, unter Steinen, in Felsenspalten usw., als auch,
und zwar weitaus häufiger in Häusern und Ruinen, in alten Mauern
u. dergl. und tritt stellenweise in solcher Menge auf, daß sein massen-
haftes nächtliches Erscheinen in Wohnräumen lebhaft an das unserer
Küchenschaben (Periplaneta orientalis L.) erinnert. Von der Be-
völkerung der betreffenden Gebiete wird es für äußerst gefährlich
und giftig gehalten und daher ebenso verabscheut als gefürchtet,
und während beispielsweise in Dalmatien dem naturforschenden
Reisenden mitunter sogar von alten Weibern ganze Säcke mit Sand-
vipern und anderweitigen Schlangen angeboten werden, ist selbst
der reckenhafteste männliche Landbewohner um keinen Preis zum
Fange eines Geckos zu bewegen; dieselben kann man sich daher
nur durch eigenhändiges Sammeln verschaffen.
Im Dunkeln wird das Tier fast milchweiß und durchscheinend, im
Lichte nimmt es eine gesättigtere Färbung an. Hemidactylus springt
gut und mit Vorliebe und hat eine sehr laute und modulierende
Stimme, welche die all seiner Verwandten an Stärke weitaus über-
trifft. Die bei der Häutung abgelösten Hautfetzen werden von dem
betreffenden Tiere fast ausnahmslos aufgefressen. Die Eier sind
bei einem beiläufigen Durchmesser von IO mm etwa I2 mm lang.
Die Gefangenschaft verträgt dieser Gecko weniger gut, als der
vorhergehende und nur wenn ihm seiner natürlichen Lebensweise
ganz entsprechende Verhältnisse geboten werden, dauert er längere
Zeit aus. Sehr zänkisch und streitsüchtig, balgt er sich mit seines-
gleichen oft und gerne herum, obwohl er in der Verfolgung seines
Gegners weniger hartnäckig ist als Tarentola. Als Nahrung sind
vorzugsweise Fliegen, Spinnen und kleinere weiche Insekten zu
reichen; erwachsene Mehlwürmer sind für diese zarten Tiere zu groß
und zu hart, und will man schon mit solchen füttern, so sind davon
nur halbwüchsige und frisch gehäutete zu verwenden.
3. Gattung. Phyllodactylus.
Gray Spicil. zool. pag. 3 (1830).
Pholidosis notaei homogenea.
Scuta supraocularia et submaxillaria nulla.
Digiti vecti, apice disco scansorio cordiformi, subtus plano
sulcogue per longitudinem wbipartito.
Cauda subtus sguamosa.
Der Körper ist mehr oder weniger verkürzt, mit ziemlich plum-
pem, eiförmigem Kopf; die Pupille ist vertikal. Die Finger und
Zehen sind gerade und schlank, alle bekrallt, unten mit einer Quer-
reihe breiter Lamellen, nur an der Spitze erweitert und daselbst mit
einer flachen, durch eine mittlere Längsfurche geteilten, herzförmigen
Haftscheibe versehen, in deren Ausrandung die sehr kleinen Krallen
568 Geckonidae.
ganz zurückgezogen werden können. Die Afterporen fehlen, der
Schwanz ist von oben mehr oder weniger abgeflacht.
Die Oberseite ist gleichartig beschuppt, die Sure und
Submaxillaren fehlen und auch die Unterseite des Schwanzes ist mit
Schuppen bedeckt.
In Europa ist diese Gattung nur durch eine einzige Art ver-
treten.
1. Phyllodaetylus europaeus: Supra cinereo-carneus aut fuscescens,
maculis punctisve obscuris variegatus; subtus albidus. Cauda
subtus ad basin utringue squama majore, compressa et arcuata
instituta. — Long. 7 cm.
Phyllodactylus europaeus Gene Synops. reptil. Sardin.
indig. Mem. acad. sc. Torino 2. ser. I, pag. 9, tab. I, fig. ı (1839. — Phyllo-
dactylus Wagleri Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 95 (1848). — Eu-
leptes Wagleri Fitzing. Men. d. österr. Hof. pag. 651 (1853). —
Phyllodactylus Doriae Lataste Bull. Soc. zool. France pag. 467
(1877).
Der Körper ist flach mit kurzem Rumpfe, der entweder keine
oder eine nur wenig deutliche Seitenfalte zeigt, der Kopf groß, etwa
von halber Rumpflänge oder selbst darüber, ziem-
„lich dick und kräftig, hinter den Augen erweitert
und nach rückwärts in einen sehr deutlichen und
ziemlich dünnen Hals zusammengezogen, nach
vorne hingegen nur allmählich und wenig ver-
schmälert, von oben stark niedergedrückt und
nur schwach nach abwärts gewölbt. Die etwa
der Entfernung zwischen Auge und Ohröffnung
Fear. gleichkommende Schnauze ist verrundet, die zu
Phylio re curo. Ihren Seiten und gegen deren Spitze stehenden
asus Gene, Nasenlöcher sind am oberen Ende der Rostral-
Hinterzehe von unten. und ersten Supralabialnaht gelegen und überdies
noch von drei Schildern überlagert, von denen
das vorderste das größte ist. Das Augenlid ıst oben mit feinen
Körnchen besetzt, die Ohröffnung mäßig groß, rundlich, hinter
dem Mundwinkel gelegen. Die Beine sind kurz, die vorderen und
schlankeren die Schnauzenspitze nicht erreichend, die hinteren
und etwas stärkeren die Rumpfmitte nur wenig überragend. Die
Finger und Zehen sind namentlich an der Basis abgeplattet, die drei
mittleren ziemlich gleichlang, die ersten und fünften kürzer. Der
Schwanz ist greiffähig, wenn rein, so abgeflacht zylindrisch, anfangs
ziemlich kräftig und gleichstarl, erst von der zweiten Hälfte an all-
mählich gegen die Spitze verjüngt, kaum die Hälfte der Gesamt-
länge betragend; wenn regeneriert, so an der Basis stark eingeschnürt,
dann verdickt, rübenförmig und kürzer als der übrige Körper.
Der Körper ist oben gleichmäßig mit feinen, rundlichen und
ziemlich flachen Schuppen bedeckt, die am Rumpfe schwach ge-
schindelt, am Kopfe aber nebeneinandergestellt und auch etwas
gewölbter und körniger, übrigens noch immer sehr flach und kaum
vergrößert sind. Das Rostrale, welches die länglich viereckigen oder
Phyllodactylus. 569
stumpf pentagonalen Supralabialen an Größe merklich übertrifft,
ist von etwa dreieckiger Gestalt, mit abgestutzter oder verrundeter,
etwas übergewölbter Spitze und beiderseits von einem größeren,
etwa als Supranasale zu deutenden Schildchen begleitet. Die Zahl
der Labialen an der Ober- und Unterlippe beträgt 9—ı0. Das Men-
tale ist breit, trapezoidisch, die Submaxillaren fehlen und die die-
selben vertretenden polygonalen Schuppen gehen allmählich in die
kleinen Kehlschuppen über. Die Bauchschuppen sind rundlich
sechseckig, flach und schwach geschindelt, die der Oberseite an Größe
etwas übertreffend, die des Halses und der Kehle viel kleiner, etwa
halb so groß als die des Unterleibes. Der Schwanz ist durchaus mit
flachen, unten etwas längeren und ziemlich viereckigen Schuppen
bedeckt, welche in deutlichen Quergürteln stehen; die Basis desselben
zeigt beiderseits eine abstehende, bedeutend größere Schuppe, welche
etwa von halbmondförmiger Gestalt und am freien Rande fast schnei-
dig geschärft ist. Die Zehen sind mit kleinen, flachen Schuppen
besetzt, welche beiderseits ziemlich deutlich geschindelt sind und
oben drei Längsreihen bilden.
Die Oberseite ist gewöhnlich rötlichgrau oder bräunlich, mit
unbestimmten dunkleren, rötlichbraunen Punkten und Flecken,
die oft zu verschiedenartigen Marmel- oder Netzzeichnungen, oder
auch zu Querbinden zusammenfließen. Eine ebensolche Binde zieht
sehr häufig an den Kopfseiten von der Schnauzenspitze durch das
Auge hin. Die Unterseite ist stets einfarbig, weißlich. — Die Länge
des erwachsenen Tieres beträgt etwa 6—7 cm.
Die wegen sehr konvexen Schädels und stark verdickten Halses
von Lataste als Phyllodactylus Doriae von der Insel Tinetto
beschriebenen Stücke sind wohl nur Junge oder Weibchen, welch
letztere, wie es mitunter vorkommt, die jugendlichen Merkmale
beibehalten haben. Denn einerseits kommen derartige Junge auch
auf den Inseln Sardinien, Cerboli, Scoglietto und Giannut vor, ander-
seits haben alte Tiere von Tinetto ebenfalls einen flachen Kopf.
Abweichend von seinen Verwandten kommt Phyllodactylus nur
im Freien, hauptsächlich unter losen Baumrinden und unter Steinen
vor. Er hat eine sehr schwache Stimme und frißt bei der Häutung
die abgelösten Epidermisfetzen nur ausnahmsweise auf; seine 7 mm
im Durchmesser haltenden Eier sind etwa 8,5 mm lang.
Diese Art ist außer auf Sardinien und Korsika hauptsächlich
auf den meisten, namentlich kleineren Inseln des ligurischen Meeres
und des toskanischen Archipels verbreitet; der westlichste mir be-
kannte Fundort ist die bei Marseille gelegene Insel Pendus. Vom
Festlande Italiens wird sie nur von Monte Argentario in der Provinz
Grossetto, ebenfalls in Toskana, angegeben.
Phyllodactylus, eine der kleinsten europäischen Eidechsen,
verträgt die Gefangenschaft gut und geht sofort an die ihm dar-
gebotene Nahrung, welche, der Zartheit des Tieres entsprechend,
vorzugsweise aus Stubenfliegen und anderen kleinen weichen Glieder-
tieren zu bestehen hat.
5709 Geckonidae.
4. Gattung. Gymnodactylus.
Spix in Wiegm. Herpet. mex. pag. 19 (1834).
Pholidosis notaeı heterogenea.
Scuta submaxillaria conspicua.
Digiti simplices, in geniculis anfracti, subtus sguamis lamellı-
formibus tecti.
Der Körper ist verhältnismäßig ziemlich schlank, der Kopf groß,
oft über die Hälfte der Rumpflänge betragend, in seinem hinteren Teile
stark aufgetrieben und nach rückwärts deutlich halsartig einge-
schnürt, gegen die gerundet zugespitzte Schnauze hin mäßig ver-
engt und meist ziemlich stark abfallend. Die kleinen rundlichen
Nasenlöcher stehen auf der Oberseite der Schnauzenspitze, etwa um
die Breite des Rostrale voneinander entfernt und dasselbe an seinen
hinteren Außenecken berührend; die vertikale Pupille ist elliptisch.
Das große Ohr ist rundlich, quer eiförmig oder spaltenförmig. Die
einfachen, nicht erweiterten Zehen sind schlank und dünn, seitlich
zusammengedrückt. und nicht erweitert, alle bekrallt, die Krallen
selbst nicht zurückziehbar, zwischen zwei vergrößerten Schuppen,
deren untere depreß und unter der Kralle ausgerandet ist, befestigt;
die Form der Zehen ist sehr eigentümlich, indem dieselben dadurch,
daß das vorletzte Glied mit dem darauffolgenden einen etwa in der
Mitte der Zehe nach unten sehr deutlich vorspringenden Winkel
bildet, gleichsam wie gebrochen erscheinen, ein Umstand, der nament-
lich an den Hinterfüßen sehr auffallend hervortritt; auch sind die
äußersten Zehen nicht verkürzt und an den Hinterfüßen den anderen
entgegensetzbar. Der Schwanz ist bei unverletzten Stücken rund-
lich, an der Basis etwas abgeflacht, ziemlich fein und dünn aus-
laufend.
Die Oberseite ist ungleichförmig beschuppt, indem zwischen
feinen, meist ziemlich flachen, unregelmäßig polygonalen oder fein-
körnigen Grundschuppen bedeutend größere, erhabene und gekielte
Höcker- oder Stachelschuppen eingeschaltet sind, die fast immer in
ziemlich regelmäßigen Reihen stehen und am Schwanze deutliche,
oft dornige Halbringe bilden. Das Rostrale ist groß, breiter als
lang, sehr häufig mit einer von seinem Ende nach unten zu ziehenden
Längsfurche, die Labialen und Submaxillaren sowie das Mentale
sind immer entwickelt, die Supraokularen bald mehr, bald weniger
deutlich. Die Unterseite ist am Kopf und Rumpf mit zahlreichen,
kleinen, flachen und rundlich sechseckigen Schuppen: bedeckt, die
meist ziemlich deutlich geschindelt und am Bauche gut doppelt so
groß als an der Kehle sind. Vor dem After findet sich beim Männ-
chen eine Porenreihe; die Sohlen sind gekörnt, die Zehen unterseits
mit einer Reihe breiter, querer, hintereinandergeschindelter Täfel-
chen besetzt. Der Schwanz ist unten verschiedenartig beschuppt.
Die zwei Arten!) unserer Fauna können in folgender Weise
unterschieden werden:
!) Der in der I. Auflage dieses Werkes pag. 482 beschriebene Gymnodactylus
geccoides Spix gehört nicht in unser Faunengebiet, und beruhen sämtliche Angaben
Gymnodactylus. 571
A. Rumpfseiten ohne Hautfalte, Schwanz unten mit einer Reihe
breiter Querschilder, Männchen mit kurzer Reihe von 3—5
Peansiparen wer leer. ar KRotschyT/Steimd
B. Rumpfseiten zwischen den Beinen mit deutlicher Längsfalte,
Schwanz unten mit kleinen Schindelschuppen. Männchen mit
6 in schwach bogiger QOuerreihe stehenden Präanalporen
Danilewskii Strauch.
1. Gymnodaetylus Kotsehyi: Truncus plica laterali destitutus, cauda
subtus scutorum serie, pori praeanales maris 3—5. — Long.
9—Io cm.
Gymnodactylus scaber Dum. Bibr. Erpet. gener. III, pag.
421. 8. part. (1836. — Gymnodactylus geccoides Gray
Catal. Liz. Brit. Mus. pag. 175 (1845). — Gymnodactylus Kot-
schyi Steindachn. Sitzungsber. d. kais. Acad. d. Wiss. Wien, LXII,
3. Heft (1870).
Typus: Supra griseus, fasciis angulosis nigro-violaceis; subtus
albidus, concolor.
Gymnodactylus Kotschyi var. maculatus Bedr. Amph.
u. Rept. Griech. Bull. Soc. nat. Moscou pag. 88 (1882).
var. Supra cinereus, fasciis obscuris plus minusve obsoletis.
Stenodactylus guttatus Bibr. Bory Expedit. scientif. Moree
III, pag. 69, 13, tab. XI, fig. 9 (1832). — Gymnodactylus Kot-
schyi var. concolor Bedr. I. c. pag. 88 (1832).
juv. Supra pallide cinereus, fasciis obscuris angustioribus valde
distinctis.
Eine kleine Eidechse mit verhältnismäßig ziemlich kräftigem
und gedrungenem Körper. Der Kopf ist ziemlich flach, hinten nur
mäßig erhöht und zwischen den Augen fast
immer deutlich der Länge nach vertieft, mit
tiefer und ziemlich großer, rundlicher oder
mehr eiförmiger Ohröffnung. Von den eben-
2 : Fig. 115.
falls gedrungenen Beinen ragen die vorderen, . e
x & : Gymnodactylus Kotschyi
an den Körper angelegt, höchstens bis zur Steind.
Schnauzenspitze, während die hinteren etwa Hinterzche.
bis zu den Achseln reichen. Der gewöhnlich
sehr deutlich abgeplattete Schwanz ist ziemlich kräftig und etwas
länger als der übrige Körper. |
Die Grundschuppen der Oberseite sind klein, meist gerundet
körnig und von etwas ungleicher Größe, die von ihr bedeckten Flächen
an Ausdehnung die der Tuberkeln weit übertreffend. Letztere sind
verhältnismäßig klein und flach, nicht sehr aus der Haut hervor-
tretend, aber dabei doch scharf dachig gekielt; die seitlichen Zwischen-
räume derselben sind stets größer als die Höcker und sind die neben-
einanderstehenden Tuberkeln der Quere nach durch wenigstens drei
Grundschuppen gegenseitig getrennt. Dagegen sind die hinterein-
früherer Autoren über dessen Vorkommen in Europa, wie ich mich durch genaue
Untersuchungen und Nachforschungen überzeugt habe, durchwegs auf einer Ver-
wechslung der genannten Art mit Gymnodactylus Kotschyi.
572 Geckonidae.
anderliegenden sich etwas nähergerückt, obwohl auch immer durch
mindestens zwei Schüppchen der Länge nach getrennt. Diese Höcker
bilden gewöhnlich I10—ı4 Längsreihen, welche, vom Hinterhaupte
bis zum Schwanze hinziehend, bei älteren Tieren meist ziemlich
regelmäßig, bei jüngeren aber häufig unregelmäßig oder selbst ganz
verwischt sind. Sämtliche Dorsaltuberkeln sind nicht größer als die
Ohröffnung, die größten davon viel länger als breit. Am Schwanze
werden die Höcker selbst schon bei ganz jungen Tieren entschieden
stachelig und bilden daselbst 17—24, meist aus je 6 Dornen bestehende
Halbringe; desgleichen sind die Unterarme mit einigen, die ganzen
Hinterbeine aber oben mit zahlreichen Tuberkeln besetzt, die nament-
lich auf den letzteren und bei größeren Stücken sehr stark dreieckig
kegelförmig, wenn auch nicht stachelig sind; endlich steht noch auf
der Schwanzbasis zu seiten der Kloake links und rechts je ein Höcker.
Die Bauchschuppen sind kleiner als die der Oberseite, flach und
gerundet, mehr oder weniger deutlich geschindelt und in ziemlich
regelmäßige schiefe Querreihen gestellt, der Schwanz trägt unter-
seits eine Reihe breiterer, schilderartiger Schuppen. Die Supra-
okularen sind oft undeutlich und dann von den sie umgebenden
Schuppen nicht oder kaum zu unterscheiden, Supralabialen sind
meistens 9, Sublabialen gewöhnlich 7 vorhanden; auf das dreieckige
Mentale folgen je ein Paar Submaxillaren, in deren Winkel mitunter
noch eine Anzahl deutlich vergrößerter, oft schilderartiger Schuppen
zu bemerken ist.
Die bei dieser Art sehr seltenen Männchen sind kleiner und
schwächer, ıhr Hals ist kürzer und der After weist eine kurze Reihe
von gewöhnlich 4 (seltener 3—5) Präanalporen auf; auch reichen
dessen Vorderbeine bis zur Schnauzenspitze, während sie beim Weib-
chen etwa nur die Mitte der Entfernung zwischen Auge und Nasen-
loch erreichen.
Die Färbung der Oberseite ist aschgrau, graugelb oder schokolade-
braun, entweder einfarbig (var. concolor Bedr.), meist aber mit mehr
oder weniger ausgesprochenen, in der Mitte winkelig nach rückwärts
gerichteten, bräunlich- oder schwärzlichvioletten OQuerbinden ge-
zeichnet (var. maculatus Bedr.), welche hinten gewöhnlich heller
gerandet sind und ım Alter in der Regel nur am Rücken, in der Jugend
aber auch am Schwanze vorkommen, die Unterseite ist immer weiß-
lich und ungefleckt. — Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt
9—Io cm.
Die Jungen haben viel hellere und schmälere, aber weit schärfer
abgehobene Ouerbinden; auch ist deren Kopf stets scharf dunkel
gezeichnet.
Gymnodactylus Kotschyı ıst bisher nur im Freien gefunden
worden, wo er besonders unter Steinen, namentlich aber in den in
südlichen Gegenden zur Abgrenzung der Grundstücke aus groben
Steinen lose zusammengefügten Legmauern stellenweise sehr häufig
ist. Hier pflegt er dann gewöhnlich, platt an die Steine angedrückt
und durch seine mit diesen übereinstimmende Färbung geschützt,
unbeweglich zu sitzen und sich in den Morgen- oder späten Nach-
mittagsstunden behaglich zu sonnen; während der heißen Tages-
Alsophylax. 573
zeit hält er sich in seinen Schlupfwinkeln verborgen. Er hat eine
laute und modulierende Stimme und gibt auch beim Fange oder
überhaupt ergriffen quiekende Töne von sich. Er ist auch eines star-
ken Farbenwechsels fähig, der sich aber nicht auf die dunklen Zeich-
nungen erstreckt. Bei seelischen Affekten erblaßt er, bei inten-
siver Besonnung wird er fast schwarz. Bei der Häutung pflegt er
die abgestoßene Epidermis nicht zu fressen, die Paarung findet in
gleicher Weise wie bei den Lacerten statt, die etwa Io mm langen
Eier halten gegen 8 mm im Durchmesser.
Diese Art ist über den größten Teil von Griechenland verbreitet
und kommt daselbst ebensowohl auf dem Festlande, weit häufiger
aber noch auf den Inseln, namentlich auf denen des Ägäischen
Meeres vor; auch findet sich das Tier im südlichsten Italien, wo es
besonders um Tarent keine Seltenheit ist.
In der Gefangenschaft verhält sich Kotschyi kaum anders als
seine Verwandten.
2. Gymnodaetylus Danilewskii: Truncus »plica laterali distinctus,
cauda subtus sguamosa, pori praeanales 6. — Long. 8 mm.
Gymnodactylus Danilewskii Strauch Geckon. Samml.
im zool. Mus. d. Akad. d. Wiss. z. Petersb. Mem. de l’acad. sc. St. Petersb.
XXXV, Nr. 2, pag. 48, 96 (1887).
Diese in unseren Sammlungen noch äußerst seltene Art, steht
der vorangehenden zwar nahe, unterscheidet sich jedoch ständig
durch das Vorhandensein einer seitlichen, von den Vorder- zu den
Hinterbeinen ziehenden Hautfalte, sowie durch die Bekleidung des
Schwanzes, welcher unterseits nicht wie bei Kotschyi mit einer
Längsreihe querer Schilder, sondern daselbst durchweg mit kleinen,
dachziegelförmig aufeinanderliegenden Schindelschuppen bedeckt ist.
Auch hat das Männchen 6, in einer schwachen Bogenreihe vor dem
After stehende Poren. Die einander gleichen Rückenhöcker sind
etwas konvexer als bei der vorigen Art, stärker dachförmig erhaben
und in 12 Längsreihen gestellt. Der Kopf ist etwa dreimal im Rumpfe
enthalten, der Schwanz etwas unter der halben Körperlänge.
Die Oberseite ist bräunlichgrau, auf Rumpf und Schwanz mit
dunkelbraunen, winkelig geknickten, mit ihrer Spitze nach rück-
wärts gerichteten QOuerbinden. — Die Gesamtlänge beträgt etwa
8 cm.
Gymnodactylus Danilewskii lebt an der Südküste der Krim, wo
er auch in Häusern vorkommt. |
5. Gattung. Alsophylax.
Fitzing. Syst. Reptil. pag. go (1843).
Pholidosis notaei heterogenea.
Scuta submaxtillaria conspicua.
Digiti simplices, subtus serie lamellarum laevium unica, late-
rıbus integris.
Der Körper ist ziemlich gestreckt, wenig abgeflacht, mit klei-
nem, nicht besonders depressem Kopf. Die Nasenlöcher sind zwi-
“
574 Geckonidae.
schen dem Rostrale, dem ersten Supralabiale und einem sehr großen;
oft in zwei Schilder zerfallenen Nasale angebracht. Die Pupille ist
vertikal, die Ohröffnung sehr klein. Die Finger und Zehen sind
alle bekrallt, lang, schlank, nicht erweitert und ganzrandig, unten
mit einer einfachen Reihe querer Lamellen besetzt. Der Schwanz
ist lang, fast drehrund und zugespitzt.
Die Oberseite ist ungleichmäßig beschuppt, indem zwischen den
nebeneinander stehenden flachen oder sehr schwach konvexen un-
regelmäßigen Grundschuppen größere Tuberkeln verteilt sind. Das
Rostrale ist groß, fünfeckig, auf der hinteren Hälfte mit einer Längs-
furche versehen. Die Labialen und das Mentale sind stets vorhanden,
die Bauchschuppen ziemlich groß, flach und geschindelt. Das Männ-
chen hat Afterporen.
Die einzige Art unseres Faunengebietes lebt im südöstlichsten
Europa.
1. Alsophylax pipiens: Tuberculi trunci irregularıter dispositi, sub-
rotundati, laeves aut vix carinali. Cauda squamis aequalibus
imbricatis verticillata, subtus scutorum serie. — Long. 8&—9 cm.
Ascalabotes pipiens Lichtenst. in Eversm. Reise v. Orenb. n.
Buch. pag. 145, (1823). — Stenodactylus pipiens Fitzing.
Neue Classifie. d. Reptil. pag. 47 (1826). — Lacerta pipiens Pall.
Zoogr. Rosso-asiat. III, pag. 27 (1831). — Gymnodactylus pi-
piens Eichw. Zoolog. spec. Ross. et Polon. III, pag. 181 (1831). —Gym-
nodactylus Eversmanni Wiegm. Herpetol. mexic. pag. IQ
(1834). — Stenodactylus Eversmanni Fitzing. Syst. Reptil.
pag. 90 (1843. — Gymnodactylusatropunctatus Lichtenst.
Nomencel. Reptil. et Amphib. Mus. zool. Berol. pag. 6 (1856). — Gymno-
dactylus microtis Blanf. Journ. An. Soc. Beng. (1875). — Also-
phylax pipiens Bouleng. Catal. Liz. Brit. Mus. I, pag. 19, tab. III, °
fig. 5 (1885).
Der Kopf ist mit großen, mehr oder weniger konvexen, nach
hinten zu etwas kleiner werdenden Körnerschuppen bedeckt. Die
Schnauze ist stumpf, den Durchmesser des Auges, sowie dessen Ab-
stand von der Ohröffnung an Länge etwas
übertreffend. Der Interokularraum ist leicht
Fig. 116. vertieft, seine Breite der Länge der Schnauze
A etwas nachstehend. Die Beine sind ziem-
Hinferzehe von unten lich kurz, die vorderen etwa die Schnauzese
spitze, die hinteren lange nicht die Achseln
erreichend. Die Anzahl der Supralabialen beträgt 7—8, die der Sub-
labialen 5—6. Das Mentale ist sehr groß, verrundet dreieckig oder
trapezoidischh mit am Mundrande bogig ausgeschnittener Basis.
Hinter diesem stehen noch 2, seltener 4 Submaxillaren, denen noch
mehrere kleinere folgen, die dann allmählich in die flach polygonalen
Kehlschuppen übergehen. Die zwischen den Grundschuppen ganz
regellos zerstreuten Tuberkeln sind etwa doppelt so groß als jene,
konvex oder selbst schwach gekielt. Die sechseckigen Bauchschuppen
bilden in der Rumpfmitte etwa 20—22 Längsreihen. Das Männ-
chen besitzt eine winkelig geknickte Reihe von 7—ır Präanalporen.
Der Schwanz ist oben mit flachen, in der Regel in Wirteln stehenden
Stenodactylus. 070
Schindelschuppen bekleidet und zeigt unterseits eine mittlere Längs-
reihe breiter Querschilder, die nur gegen die Basis hin etwas undeut-
lich werden.
Die Oberseite ist sandfarben, auf Rumpf und Schwanz mit bald
mehr, bald weniger deutlichen, manchmal sehr regelmäßigen, oft
aber auch verschiedenartig ausgezackten oder unregelmäßigen brau-
nen Querbinden. Vom Nasenloch über die Zügelgegend und durch
das Auge zieht eine dunkle Längsbinde hin, welche sich am Ende
nach innen biegt und mit der entsprechenden der anderen Seite
auf dem Scheitel eine Art hufeisenförmiger Zeichnung bildet; des-
gleichen sind auch die Lippenschilder fast immer braun gefleckt
oder punktiert. Die Unterseite ist einfarbig, gelblichweiß. — Die
Gesamtlänge erwachsener Tiere beträgt 8—Io cm, wovon mehr als
die Hälfte auf den Schwanz kommt.
In Europa kommt diese Art nur im südöstlichsten Rußland
am Berge Groß-Bogdo, südlich vom Elton-See im Gouvernement
Astrachan vor, über die Lebensweise ist mir nichts bekannt.
6. Gattung. Stenodactylus.
Fitzing. Neue Classific. d. Reptil. pag. ı3 (1826).
Pholidosis notaei homogenea.
Scuta submaxillarıa nulla.
Digiti simplices, recti, lateribus denticulatis, subtus lamellis
tricarinatis serie unica tecti.
Cauda subtus squamosa.
Die Pupille ist vertikal elliptischh, der Rumpf ohne seitliche
Hautfalte.e Die Finger und Zehen ‚sind gerade, lang, zylindrisch,
am Ende zugespitzt, nicht erweitert, seitlich spitz gezähnelt, unten
mit einer Reihe dreikieliger Schuppen besetzt und mit langen Krallen
bewaffnet. Der beim Männchen an seiner Wurzel sehr stark ver-
dickte Schwanz ist in seinem weiteren Verlaufe äußerst dünn. Die
Oberseite ist gleichmäßig beschuppt. Afterporen fehlen.
Von dieser Gattung kommt nur eine Art in Betracht.
1. Stenodactylus guttatus: Supra griseus vel fusco-flavescens, obscure
reticulatus et albo-guttatus. Cauda anellata. — Long. 9—Io cm.
Ascalabotes stenodactylus Lichtenst. Verz. Doubl. Mus.
Berl. pag. 102 (1823). — Stenodactylus guttatus Cuv. Regne
anim. II, pag. 58 (1829). — Trapelus Savignyi Aud. Descript.
Egypt. Rept. Suppl. pag. 167, pl. I, fig. 3,4. —Eublepharis gutta-
tus Gray Synops. Reptil. in Griff. anim. kingd. IX, pag. 49 (1831). —
Stenodactylus elegans Fitzing. Syst. reptil. pag. 89 (1843). —
Stenodacetylus maurıtanıceus Guich. Explor. scient. Als.
Rept. pag. 5, pl. I, fig. ı (1850).
Der Körper ist mäßig verlängert, depreß, der Kopf ebenfalls
abgeflacht, in seiner Form übrigens sehr veränderlich, obwohl von
meistens mehr oder weniger gleichschenkelig dreieckiger Gestalt.
576 Geckonidae.
Die Schnauze ist verrundet oder mehr oder weniger zugespitzt, so
lang als die Stirne breit und länger als die Entfernung vom Auge
zur Ohröffnung. Die seitlich in der Mitte einer kleinen Anschwel-
lung gelegenen Nasenlöcher sind klein, eiförmig und durch das Ro-
strale, das erste Supralabiale und drei Nasalen begrenzt. Das Auge
ist sehr groß, das Ohr oval, schief, nicht halb so groß wie das Auge.
Der Hals ist nicht viel schmäler als der Kopf, der Rumpf seitlich
bauchig erweitert. Die Gliedmaßen sind schlank und durchaus gleich
dick, der Oberarm nicht stärker als der Unterarm, der Schenkel
nicht dicker als die Schiene. Der fünfte Finger ist sehr kurz und
viel weiter nach rückwärts eingelenkt als die anderen, die Krallen
sind schwach gekrümmt, spitz, an den hinteren Füßen dünner als
an den vorderen. Der Schwanz ist rundlich, kürzer als der übrige
Körper.
Der Kopf ist oben mit kleinen, gekielten, auf der Schnauze
sechseckigen Körnerschuppen bedeckt. Das Rostrale ist vierseitig,
breiter als lang, oben mit einer Mittelfurche und
daselbst mit zwei Nasalen und einem ganz in der
‚Mitte der Schnauze gelegenen Schilde zusammen-
stoßend. Supralabialen sind 1I—ı3, Sublabialen
1o—ı2 vorhanden. Das Mentale ist groß, vier-
ee sut- eckig, die Submaxillaren fehlen. Der Körper
ee trägt durchaus kleine, flache, nebeneinander
unten. stehende Schuppen, die am Rücken mitunter, am
Bauche aber immer schwach gekielt sind; die Kehle
ist äußerst feinkörnig, der Schwanz oben und unten wie der übrige
Körper beschuppt, nur sind an letzterem die Schuppen alle deutlich
gekielt; beim Männchen ist derselbe an der sehr stark verdickten
Wurzel beiderseits mit 12—I5 abstehenden Stachelhöckern besetzt,
die etwa eine vierseitige Gruppe bilden. Die Beine sind ebenfalls
so wie der Körper, nur feiner beschuppt.
Oben sandgrau, licht braungelb oder lederfarben mit runden,
weißen Tropfenflecken, welche in die Maschen eines braunen Netz-
werkes eingeschlossen sind; der Rücken zeigt manchmal verloschene
dunkle Ouerbinden, der Schwanz ist braun geringelt. Die Um-
gebung der Nasenlöcher und der Augen, sowie die Unterseite sind
weiß. — Die Gesamtlänge beträgt 9—Io cm.
Von dieser Art, welche wegen der fehlenden Haftscheiben nicht
an glatten Flächen zu klettern vermag, befinden sichnach Strauch
im Petersburger Museum zwei Stücke, die von dem einstigen Wiener
Naturalienhändler Erber auf der griechischen Insel Syra ge-
fangen wurden; ein anderweitiges Vorkommen aus unserem Faunen-
gebiete ist mir nicht bekannt.
Fig. 117.
III. Ordnung. Ophidia.
Corpus elongatum, cylindricum.
Pedes, palpebrae tympanumque nulla.
Der Körper ist sehr verlängert, gestreckt, mehr oder weniger
walzig, bald in seiner ganzen Ausdehnung ziemlich gleich dick,
häufiger jedoch nach vorn und rückwärts ziemlich deutlich ver-
schmälert, die Vorderbeine niemals vorhanden, die Hinterglied-
maßen manchmal in Form zweier zu seiten des Afters hervor-
ragender Sporne angedeutet (Boidae). Der Kopf ist bald klein
und hinten in seiner ganzen Breite mit dem Rumpfe verschmolzen,
bald wieder ziemlich groß und durch eine mehr oder weniger aus-
gesprochene halsartige Einschnürung vom Körper deutlich geschie-
den. Seine Form ist entweder die eines stumpf zugespitzten Kegels,
gewöhnlich aber die eines gestreckten Ovales oder einer Ellipse, von
oben meist mehr oder minder abgeplattet, dessen Seiten bald schief
nach außen und abwärts gerichtet, bald wieder plötzlich und ziem-
lich steil, nicht selten sogar senkrecht abfallend, wodurch dann an
der Grenze seines Ober- und Seitenteiles eine von den Nasenlöchern
zum oberen Augenrand hinziehende, bald mehr, bald weniger deut-
liche Kante, die sogenannte Schnauzenkante (Canthus rostralis)
entsteht. Mitunter ist der Kopf der Länge nach gefurcht oder ver-
tieft, was seltener oben (Coelopeltis), häufiger an den Seiten, beson-
ders in der zwischen Nasenloch und Auge liegenden, sogenannten
Zügelgegend (Regio frenalis) der Fall ist. Der Mund ist bei den
einen klein und dann oft ziemlich weit hinter die Schnauzenspitze
an die Unterseite des Kopfes gerückt (Stenostomata), bei anderen
wieder bis weit hinter die Augen gespalten und dann einer außer-
ordentlichen Erweiterung fähig (Eurystomata). Die stets ziemlich
kleinen Nasenlöcher sind immer nach vorn, bald zu seiten, bald über
der Schnauzenspitze gelegen; bei einigen findet sich zwischen Nasen-
loch und Auge eine tiefe, mit Schuppen ausgekleidete Grube (An-
cistrodon). Die Augen sind von verschiedener Größe, manchmal sehr
klein und rudimentär und selbst von der allgemeinen Körperhaut über-
zogen (Typhlopidae), meist jedoch verhältnismäßig groß, ziemlich
in der Mitte der Kopfseiten gelegen und dem Kieferrande stark ge-
nähert. Augenlider sind niemals vorhanden, indem die über das
Auge ohne Unterbrechung ‚hinziehende Oberhaut daselbst glasartig
durchscheinend wird, und dasselbe nach Art eines Uhrglases bedeckt;
die Pupille ist bald rundlich, bald senkrecht gestellt und längsge-
spalten. Das Trommelfell ist niemals sichtbar. Die nie zum Kauen,
Schreiber, Herpetologia europaea. 37
sondern stets nur zum Ergreifen oder Verwunden der Beute die-
nenden Zähne sind hinsichtlich ihrer Bildung und Anordnung man-
chen Verschiedenheiten unterworfen, obwohl ihre Form stets die
eines schlanken, nach rückwärts gekrümmten Kegels ist. Bei den
meisten Europäern sind dieselben im ganzen kurz, unbeweglich und
durchaus solid (Aglyphae), bei anderen ebenfalls unbeweglich, die
hintersten im Oberkiefer aber verlängert und vorne mit einer Längs-
furche (Opistoglyphae), oder endlich die vordersten oben bedeutend
verlängert, nach Art einer Taschenmesserklinge- umschlagbar und
mit einem zentralen, vor der Spitze mündenden Kanal zum Abfluß
des Giftes versehen (Viperidae). Was nun die Stellung der Zähne
betrifft, so sind bei den meisten beide Kiefer und der Gaumen be-
zahnt, obwohl der Oberkiefer bei einigen Giftschlangen oft so rudi-
mentär wird, daß er nur auf einen nach vorn zu stehenden Rest
beschränkt ist, und dann der Oberrand des Mundes fast zahnlos
erscheint. Die zu einem Tastorgan umgewandelte, stets vorstreck-
bare Zunge ist lang und schmal, mehr oder weniger bandförmig,
nach hinten in eine eigene Scheide zurückziehbar, nach vorn gabelig
oder zweispaltig; bei den meisten kann sie durch einen am Vorder-
rande der Oberlippe angebrachten Ausschnitt auch bei geschlos-
senem Munde hervorgestreckt werden. Der Schwanz ist immer
vorhanden, obwohl von sehr wechselnder Form und Länge, bei den
einen sehr kurz und dann meist ziemlich plötzlich und stumpf zu-
gespitzt, bei anderen wieder lang oder sehr lang und in eine dünne
Spitze allmählich verjüngt.
Die Haut der Schlangen ist wie bei den Eidechsen in ihrer ganzen
Ausdehnung stets mit zusammenhängenden Oberhautgebilden be-
deckt, welche wie bei diesen mit dem Namen Schuppen oder Schilder
belegt werden. Die Oberseite des Rumpfes und Schwanzes ist ohne
Ausnahme mit Schuppen bekleidet, die sich in manchen Fällen
auch auf Kopf und Unterseite ausdehnen. Diese Schuppen, deren
Form ım allgemeinen die einer verrundeten Raute oder eines läng-
lichen Sechseckes ist, sind entweder am ganzen Körper ziemlich
gleich groß, häufig jedoch nach den Seiten zu bedeutend vergrößert,
so daß hier ihre Breite die Länge oft deutlich übertrifft, während
am Rücken in der Regel das Gegenteil der Fall ist; desgleichen sind
die Schwanzschuppen gewöhnlich der Ouere nach erweitert. Ihre
Oberfläche ist bald glatt, bald mit längs ihrer Mittellinie hinlaufen-
den erhabenen Leisten oder Kielen (carinae) versehen. Die Länge
und Gestalt der letzteren ist übrigens mancherlei Wechsel unter-
worfen, und während sie bei manchen Gattungen sehr scharf und
deutlich vorspringen, sind sie wiederum bei anderen so schwach
und stumpf, daß sie oft nur bei schiefer Ansicht der Schuppen und
besonders günstiger Beleuchtung hervortreten; sie sind übrigens für
die Systematik von keiner sehr großen Bedeutung, da sie bei vielen
Arten erst im Alter hervortreten, in der Jugend aber oft vollkom-
men fehlen. Weit seltener sind die Schuppen der Länge nach ver-
tieft oder ausgehöhlt, wodurch sie dann in manchen Fällen eine
fast löffelförmige Gestalt erhalten (Coelopeltis), häufig sind sie da-
gegen vor ihrer Spitze mit einem oder zwei vertieften Grübchen ver-
sehen. Was endlich die Stellung der Schuppen betrifft, so sind sie
stets in hintereinander liegende Längs- und zugleich in entweder
- ziemlich gerade, meistens aber mehr oder weniger schiefe Quer-
reihen geordnet, und dabei entweder vollkommen angewachsen und
nebeneinander liegend, oder in ihrem hinteren Teile in größerem
oder geringerem Grade frei und die
vorderen die hinteren teilweise bedeckend
und geschindelt (imbricatus). Obwohl
die Anzahl der Längsreihen sowohl nach
vorn, noch mehr aber nach hinten zu
allmählich abnimmt, so bleibt sie an
den gleichen Körperstellen bei einer und
derselben Art meist ziemlich beständig,
infolgedessen ‚sie ein für die Systematik
gut verwendbares Merkmal abgibt. Man Coluber Dione Pall.
pflegt daher die Schuppenreihen zu a Bauchschilder. — Die Zahlen
zählen, wobei man von der untersten 1, 2, 3 zeigen die aufeinander
Längsreihe beginnend bis zur letzten der an: BROHRERERTEIHER u
k ; die Art sie zu zählen an.
entgegengesetzten Seite fortschreitet,
und, um einer Irrung vorzubeugen, gewöhnlich in einer und der-
selben Querreihe weiter zählt, die Zählung selbst etwa in der Mitte
oder in dem ersten Drittel des Rumpfes vornehmend. Figur 118
sucht die Art und Weise, wie die Schuppen gezählt werden, zur
Anschauung zu bringen.
Bei den meisten Schlangen sind Kopf und Unterseite mit grö-
Beren, polygonalen, tafelartigen Schildern (Scuta), den Kopf-, Bauch-
(Ventralia), und Schwanzschildern — |
‚(Subcaudalia) bedeckt. Die Bauch- \ \ N N
schilder haben in der Regel die Ge- \ N we
stalt von queren Schienen oder Halb-
ringen, die einander in Form und Größe
ziemlich gleichen und fast immer be-
deutend mehr in die Breite als in die
Länge entwickelt sind; sie stehen
stets in einfacher Reihe hintereinander, x ;
während die meist schmäleren Schwanz- Rx S SEN
schilder fast immer eine Doppelreihe
bilden. Alle zuletzt genannten Schilder
sind teils vollkommen auf der Unter-
site gelegen, teils aber auch nicht 1 Äuchehiden b Schransehter
selten mit ihren äußersten Enden mehr schilder (scuta analia), d letzte
oder weniger auf die Körperseiten hin- Schuppenreihe.
aufgebogen, wodurch dann, wenn dies
ziemlich plötzlich geschieht, mitunter eine oft ziemlich deutliche
Leiste entsteht, die an der Grenze zwischen Ober- und Unterseite
hinlaufend, als sogenannte Bauch- oder Seitenkante bezeichnet wird.
Der am hintersten Rumpfende gelegene After stellt eine quer ge-
öffnete Spalte vor, die in der Regel von zwei, seltener von einem
Afterschilde (scutum anale), bedeckt wird (Fig. 119).
Auf der Oberseite des Kopfes, dem Pileus (Fig. 120 A) sind
37%
Fig. 119.
Zamenis gemonensis Laur.
580 Ophidia.
höchstens neun größere Schilder zu bemerken, von denen das mitt-
lere Frontale (Fig. 120, a) unpaarig ist, die vor ihm stehenden
Papa) 7 x
Fig. 120.
A, D Coluber longissimus Laur.
B Tropidonotus viperinus Latr.
C Zamenis hippocrepis Linne.
a Frontale, b Supraokularia, c Praefron-
talia, d Internasalia, e Parietalia, / Rostrale,
g Supralabialia, r Nasale, i Praeokularia,
k Frenale, ! Postokularia, m Temporalia,
n Subokularia, o Mentale, p Sublabialia,
q Inframaxillaria, » Gularia, s Squamae
“ gulares.
Internasalen (Fig. 120,4)»
und Präfrontalen (Fig. I20,c),
sowie die zu dessen Seiten be-
findlichen Supraokularen
(Fig. 120, b) und endlich die den
Scheitel bedeckenden Parie-
talen (Fig. 120, e) aber paarig
sind. Die Kopfseiten sind wie
bei den Lacertiden beschaffen,
nur daß hier ober den Supra-
labialen (Fig. 120, g) zwischen
Rostrale (Fig:, 120, J)e1me
Auge gewöhnlich bloß drei Schil-
der, das Nasale (Fig. 120, h),
Frenale (Fig 120, Ramada
Präokulare (Feen
hintereinanderstehen; das erstere
ist in der Mitte häufig geteilt,
das letztere oft doppelt. Die
Schläfen sind hinter den Post-
okularen (Fig. 120, /) meist
‚mit größeren Tempera
schildern (Fig. 120, m) be-
deckt. Auf der Unterseite des
Kopfes liegen hinter dem Men-
tale (Fig. 120, o) in der Regel
zwei Paar größerer, länglicher
Schilder, de Rinnenschil-
der (scuta inframaxıllaria, Fig.
120, g), deren Begrenzung nach
innen meist die auch über die
gemeinschaftliche Naht des ersten
Supralabialpaares hinziehende
Kinnfurche (sulcus gularis)
bildet. Der durch Auseinander-
treten der hinteren Rinnenschilder
gebildete Raum wird entweder
durch meist in einer Reihe bis
zu den Bauchschildern fortge-
setzte und ihnen ähnliche kleine
Schildchen, de Kehlschilder
(scuta gularia, Fig. 120, r),- oder
aber durch die von den Seiten
des Hinterkopfes herüberziehen-
den Kehlschuppen (sgua-
mae gulares, Fig. I20, s) ausge-
füllt.
Diese Bildung der Kopfschilder ist übrigens in der hier ge-
Ophidia. 581
schilderten Weise nicht immer bei allen Schlangen vorhanden, doch
wird man sich auf Grundlage des eben Auseinandergesetzten bei
etwa vorkommenden Abweichungen leicht zurechtfinden und ihnen
die gehörige Deutung zu geben wissen.
Alle Schlangen sind Raubtiere, welche sich nur von lebend
gemachter Beute nähren, die bei den kleinsten Arten aus Kerbtieren,
sonst aber durchgängig aus Wirbeltieren besteht; die meisten sind
wegen ihres sehr erweiterbaren Mundes befähigt, Tiere zu ver-
schlingen, deren Größe die Dicke ihres Körpers oft um ein Mehr-
faches übertrifft. Da sie auf diese Weise meist ziemlich große Por-
tionen verzehren, so pflegen sie nur in gewissen Intervallen Nah-
rung zu sich zu nehmen, zu deren Verdauung dann aber auch eine
ihrer Größe angemessene Zeitlänge beansprucht wird. Beim Er-
haschen des Fraßes suchen sie das Tier womöglich am Kopfe zu
erfassen, es dann durch abwechselndes Vorschieben ihrer Kiefer-
teile allmählich hinabwürgend; größere Beute pflegen sie vorerst
durch Umschlingungen zu erdrücken und hierauf in bequemer Weise
zu packen; die giftigen Arten bringen dem betreffenden Tiere in
der Regel nur einen Biß bei, dann ruhig die Wirkung desselben
abwartend.
Sämtliche Ophidier sind einer periodisch wiederkehrenden Häu-
tung unterworfen, bei der sich die alte Oberhaut gewöhnlich an
den Lippenrändern ablöst und im Zusammenhange umgekehrt etwa
wie ein Handschuh abgestreift wird. Vor der Häutung, deren Heran-
nahen an dem Trüberwerden der Augen leicht zu erkennen ist,
nehmen die Tiere durch einige Zeit keine Nahrung zu sich, werden
träge und minder bissig und zeigen mehr trübe und unreine Farben;
um jedoch die Haut zu diesem Geschäfte geschmeidig zu machen,
ist ein gewisser Grad von Feuchtigkeit unumgänglich nötig, sowie
auch fremde, namentlich rauhe Gegenstände vorhanden sein müssen,
zwischen denen sich die Schlange beim Abstreifen der Haut durch-
zwängen kann; fehlen diese Bedingungen, so geht dıe Häutung nur
unvollständig vor sich, und kann dadurch eine solche Störung in
dem Lebensprozeß des Tieres hervorgebracht werden, daß es dar-
über nicht selten zugrunde geht.
Die meisten Ophidier sind Landtiere und lieben die Hitze und
den Sonnenschein; man findet sie daher vorzüglich in der heißen
Jahreszeit und am häufigsten an freien, der Sonne ausgesetzten
Stellen. Während manche Arten das Wasser entschieden meiden,
siedeln sich andere mit Vorliebe in dessen Nähe an, sich dann häufig
in dasselbe begebend, teils um sich zu baden, teils um darin nach
Nahrung zu suchen. Obwohl fußlos, sind die Schlangen doch imstande,
mit Hilfe ihrer bis an die Hautdecken reichenden Rippen und der
nach hinten gerichteten Bauchschilder durch nacheinander folgendes
Anstemmen dieser Teile an rauhen Flächen mit ziemlicher Schnellig-
keit weiterzukommen und auch durch zu gleicher Zeit ausgeführte
Windungen und Schlingungen des Körpers auf erhabene Gegen-
stände zu klettern; desgleichen vermögen sie sich im Wasser durch
wellenförmige Biegungen ihres Körpers gewandt fortzuhelfen, so wie
sie auch durch Einbohren des Kopfes in lockeren Boden allenfalls
582 Ophidia.
vorgefundene Höhlungen erweitern und zu ihrem Gebrauche adap-
tieren können. Viele von ihnen sind Nachttiere, die des Tages über
verborgen leben oder höchstens um sich zu sonnen ihre Schlupf-
winkel verlassen, von denen sie sich überhaupt selten weit ent-
fernen; in der Ruhe pflegen sie meist in einen Teller zusammen-
gerollt zu liegen, wobei der Kopf den Mittelpunkt der Scheibe ein-
nimmt.
Die Männchen sind von den Weibchen gewöhnlich durch ge-
ringere Größe, verdickte Schwanzwurzel und manchmal auch durch
etwas lebhaftere Färbung verschieden; häufiger kommt es noch vor,
daß die für die Jungen charakteristische Zeichnung sich beim weib-
lichen Geschlechte durch längere Zeit, mitunter selbst durchs ganze
Leben lang erhält, während sie bei den Männchen meistens bald
verschwindet. Alle Schlangen leben einzeln, obwohl man sie an
geeigneten Örtlichkeiten oft in Menge beisammen findet, ohne daß
sie jedoch durch ein geselliges Band vereinigt würden. Nur zur
Brunstzeit kommt es vor, daß sie sich mitunter in größerer Zahl
zusammenfinden und dann in ganzen Haufen an- und untereinander
liegen; dasselbe geschieht oft auch während des Winterschlafes, wo
sie ebenfalls manchmal in Mehrzahl ein gemeinschaftliches Lager
beziehen. In der Regel legen die Schlangen Eier, die oft nach dem
Legen in einem zusammenhängenden Eischlauch vereinigt sind.
In der Gefangenschaft halten sich die meisten Schlangen gut,
vorausgesetzt, daß sie nicht beim Fange mißhandelt werden, in wel-
chem Falle sie dann häufig die Nahrungsaufnahme verweigern und
sich zu Tode hungern. Da sie weit weniger lebhaft und beweglich
als die Eidechsen sind, so braucht ihr Käfig verhältnismäßig auch
nicht so geräumig zu sein wie bei diesen. Jedenfalls muß derselbe
aber auf einer lockeren Erd- und Moosunterlage, unter welche sie
sich zurückziehen können, auch mit einigen rauhen Felsbrocken
und bei gerne kletternden Arten mit etwas Astwerk versehen sein,
schon um ihnen beim Häuten Gelegenheit zu geben, ihren Balg an
diesen Gegenständen abzustreifen. Da die meisten dieser Tiere
gerne trinken und baden, so ist auch das Hineinstellen eines Wasser-
gefäßes nicht zu versäumen. Wegen der Fähigkeit der Schlangen,
sich durch ganz kleine Öffnungen und Spalten durchzuzwängen, ist
vor allem auf möglichst genauen und sicheren Verschluß des be-
treffenden Behälters zu achten. Aus ihrem Gewahrsam entkommene
Schlangen können, selbst wenn sie ganz harmlos sind, bei damit
nicht vertrauten Personen nicht nur oft großen Schrecken, sondern,
da sie fast überall hin können, durch Um- und Herabwerfen zer-
brechlicher Gegenstände, in Wohnungen auch viel Verdruß und
Schaden verursachen. Da fast alle hieher gehörigen Tiere licht-
und wärmeliebend sind, so ist der Käfig an einem hellen, der Morgen-
oder Abendsonne ausgesetzten Orte aufzustellen; doch hüte man
sich vor zu starker Besonnung, da dieselbe, namentlich wenn der
Behälter Glasscheiben hat, oder selbst nur vor oder hinter einem
geschlossenen Fenster steht, den Gefangenen oft in kürzester Zeit
tödlich wird. Allerdings verhalten sich in dieser Richtung nicht
alle Schlangen gleich, und sind Wüsten- und Steppenbewohner
Ophidia. j 583
‘solchen Einflüssen gegenüber weit weniger empfindlich, als Arten
aus gemäßigten und pflanzenreichen Gegenden. Als Nahrung sind
_ vorzugsweise entsprechend große Wirbeltiere — bei unseren Euro-
päern höchstens neugeborene Katzen und frisch ausgeschlüpfte
Hühner — zu reichen, die in der Regel nur lebend genommen wer-
den; an totes Futter sind sie — etwa mit Ausnahme der Giftschlangen
— nicht immer, an rohes Fleisch nur in den seltensten Fällen zu
gewöhnen. Junge Exemplare können auch mit Insekten, nament-
lich mit größeren dickleibigen Schmetterlingen und Heuschrecken
gefüttert werden, welche übrigens auch von erwachsenen Schlangen
oft gerne genommen und an Orten, wo sie in Menge vorkommen,
selbst zur ausschließlichen Fütterung der letzteren benutzt werden
können.
Sehr bissigen Arten soll man sich wenigstens anfangs so selten
als möglich nähern, damit sie sich nicht durch ihr wütendes Zu-
fahren gegen die Käfigwände die Schnauze abstoßen; nach einiger
Zeit gewöhnen sich aber die meisten an die Gefangenschaft und den
Pfleger und geben dann auch das Beißen aut.
Obwohl Schlangen mitunter erstaunlich lange fasten können,
so ist es doch nicht geraten, sie längere Zeit ohne Nahrung zu lassen,
sondern sollen dieselben wöchentlich wenigstens einmal bis zur vollen
Sättigung gefüttert werden; ausgehungerte Gefangene haben, wenn
sie nach langer Entbehrung gefüttert werden, oft nicht die Kraft,
die ihnen endlich gebotenen Tiere zu verschlingen oder zu ver-
dauen und gehen dann an Entkräftung elend zugrunde.
Die europäischen Ophidier enthalten vier Familien, deren Merk-
male in nachstehender Übersicht zusammengestellt sind.
A. Augen frei und deutlich. Rostrale nicht auffallend vergrößert,
mit seiner Spitze nicht oder nur wenig auf den Pileus über-
gewölbt. Mund groß, bis weit hinter die Augen gespalten,
Körper oben mit Schuppen, unten mit queren Schildern be-
deckt.
I. Von den Inframaxillaren wenigstens das vordere Paar immer
vorhanden. Bauchschilder nicht viel schmäler als der Ouer-
durchmesser des Körpers. Subcaudalia stets doppelt,
Schwanzende zugespitzt. |
1. Pileusschilder häufig mehr oder weniger reduziert oder
selbst ganz fehlend. Pupille immer vertikal, Schuppen
stets gekielt, Anale einfach, Schwanz kurz.
T. .Fam.:N ipericdha
2. Kopf oben stets mit neun großen, symmetrisch ange-
ordneten Schildern bedeckt. Pupille meistens kreisförmig,
Schuppen glatt oder gekielt, Anale stets doppelt, Schwanz
mittelmäßig oder lang... . 2. Fam. Colubridae.
II. Inframaxillaren fehlend. Bauchschilder viel schmäler als der
Querdurchmesser des Körpers. Subcaudalia einfach;
Schwanzende stumpf, kegelförmig . . 3. Fam. Boidae.
B. Augen unter dem dasselbe bedeckenden Okularschilde nur als
dunkle Punkte durchscheinend. Rostrale das größte aller Kopf-
schilder, nach hinten sehr weit auf den Pileus übergewölbt,
584 Viperidae.
Mundspalte klein, hufeisenförmig, weit hinter der Schnauzen-
spitze an der Unterseite des Kopfes gelegen. Körper oben
und unten mit gleichartigen, in die Quere erweiterten und
hinten bogigen Schindelschuppen bedeckt.
4. Fam. Typhlopidae.,
2. Familie. Viperidae.
Scuta pilei saepius plus minusve obsoleta.
Pupilla verticalıs.
Squamae carinatae.
Scutum anale simplex.
Cauda brevis.
Die Viperiden sind vorwiegend kleine Schlangen von meist
kurzem, gedrungenem, selten mehr schlankem Körperbaue und
rundlichem, von oben meist etwas abgeplattetem Rumpfe, der in
der Mitte oft stark verdickt, nach vorn und hinten aber sehr deut-
lich und gewöhnlich auch ziemlich rasch verjüngt ist. Der vom
Halse mehr oder weniger gut gesonderte Kopf ist verhältnismäßig
groß, von elliptisch eiförmiger oder dreieckiger Gestalt, von oben
aus gegen die Schnauzenspitze zu kaum nach abwärts gewölbt, mit
gewöhnlich deutlich erhabenem oder selbst buckeligem Scheitel und
meist gut ausgesprochener Schnauzenkante. Die kleinen, rund-
lichen Nasenlöcher stehen an den Seiten des Kopfes. Die Augen
sind von mäßiger Größe, mit senkrechter, längsgespaltener Pupille,
von den Supralabialen fast immer wenigstens durch eine Reihe
von Schuppen oder kleinen Schiidchen getrennt. Die Oberfläche
des Kopfes ist entweder ganz mit kleinen Schuppen oder zahlreichen,
unregelmäßigen Schildchen, oder auch mit größeren Tafeln oder
Schildern bekleidet. Die Supraokularen sind die beständigsten und
fehlen fast niemals. Das Rostrale ist von dem Nasale meist durch
ein oder mehrere Schildchen getrennt, die Zügelgegend entweder
mit Schuppen oder unregelmäßigen Schildchen bedeckt, welche,
gewöhnlich unter den Augen vorbeiziehend, die letzteren meistens
von den Supralabialen trennen. Die Schläfen sind mit größeren,
öfters schindelartigen Schuppen bedeckt, die hinteren Inframaxil-
laren sehr klein oder selbst fehlend und von den benachbarten
Kehlschuppen oft kaum zu unterscheiden. Der sehr erweiterbare
Mund besitzt in dem äußerst kurzen Oberkiefer nur hohle, verlän-
gerte Giftzähne, die in wulstartige Verdickungen des Zahnfleisches
zurückgelegt werden können; die vordersten derselben sind sehr lang,
während die dahinter stehenden, allmählich kleiner werdenden bei
allfälligem Verluste der ersteren an deren Stelle rücken und daher
auch als Reservezähne bezeichnet werden. Die Schuppen sind immer
scharf gekielt, der Bauch stets mit einer, der kurze Schwanz mit
zwei Schilderreihen unterseits versehen; das Anale ist einfach, un-
geteilt.
Die Viperiden werden wegen ihrer senkrecht spaltenförmigen
Pupille gewöhnlich als Nachttiere bezeichnet; wenn aber auch
Ancistrodon. 585
manche Arten ihre Tätigkeit vorwiegend in der Dämmerung oder
des Nachts entfalten, so hängt doch der Umstand, ob sie ein Tag-
oder Nachtleben führen, von mancherlei Bedingungen ab. Daß bei-
spielsweise viele nächtliche Tiere in der Gefangenschaft ihre Lebens-
weise vollkommen ändern und zu Tagtieren werden, ist allgemein
bekannt. Aber auch im Freien haben Standort und Temperatur
hierauf unstreitig großen Einfluß, und während die betreffenden
Schlangen in kalten Klimaten oder im Frühjahre und Herbste nur
- bei Tage herauskommen, bleiben dieselben Arten bei hoher Tem-
peratur oder in warmen Gegenden um diese Zeit verborgen und
kommen in der Regel nur in den frühen Morgen- oder späten Nach-
mittagsstunden, um sich zu sonnen, aus ihren Schlupfwinkeln her-
aus. Übrigens ist auch der Schluß, daß Nachttiere stets einen verti-
kalen Augenspalt haben, in dieser Allgemeinheit durchaus nicht ge-
rechtfertigt, da viele Amphibien, die entschiedene Nachttiere sind,
eine vollkommen runde Pupille besitzen.
Die Vipern sind vorwiegend mehr gedrungene und plumpe
Schlangen, welche — mit Ausnahme kleinerer Stücke — an der
Schwanzspitze rasch emporgehoben sich in der Regel bis zu der sie
fassenden Hand nicht zurückbiegen können. Sie erdrücken ihre
Beute nur selten, sondern begnügen sich meist damit, ihr einen
Biß zu versetzen, die Wirkung desselben ruhig abwartend; alle Mit-
glieder dieser Gruppe sind lebendiggebärend. Die Wirkungen ihres
Bisses können am besten durch reichlichen Alkoholgenuß aufge-
hoben werden.
Diese Familie wird in Europa nur durch zwei Gattungen ver-
treten, die sich in nachfolgender Weise unterscheiden lassen:
A. Kopf oben mit neun großen, symmetrisch gestellten Schildern
bedeckt. Rostrale mit dem Nasale zusammenstoßend. Zügel-
gegend mit tiefer Grube, Auge vom dritten Supralabiale be-
ae u unsst. Gatt; Anenstro don Pahe.
B. Wenigstens die Internasal- und Präfrontalschilder fehlend. Ro-
strale nie mit dem Nasale zusammenstoßend. Zügelgegend
ohne Grube, Augen von den Supralabialen stets getrennt
2, Gatt. Vipera Lam.
I. Gattung. Ancistrodon.
Palisot Transact. Amer. Philos. Soc. IV, pag. 381 (1799).
Trigonocephalus Schreib. Herpetol. europ. I, pag. ı8ı (1875).
Pileus scutis magnis novem regulariter dispositis tectum.
Scutum rostrale nasalı adnexum.
Capitis partes inter nares et oculos fovea instructae.
Supralabiale tertium oculum adtıngens.
Der vom Rumpfe deutlich abgesetzte Kopf ist oben platt, am
Vorderrand etwas aufgeworfen, mit sehr deutlicher Schnauzenkante,
der Pileus mit neun großen, symmetrisch angeordneten Schildern
bedeckt. Das Rostrale ist höher als breit, unten stark ausgerandet,
nach oben mehr oder weniger verschmälert und kaum auf den Pileus
586 Viperidae.
übergewölbt. Die Internasalen sind klein, viel breiter als lang, die
Supraokularen von dem Frontale an Größe wenig verschieden. Das
Nasale ist unmittelbar an den oberen Seitenrand des Rostrale ange-
fügt, der Quere nach geteilt, mit etwa in der Mitte seiner Teilungs-
linie gelegenen Nasenlöchern. Die Seiten des Kopfes haben in der
Zügelgegend eine tiefe, mit Schildern ausgekleidete Grube. Das
Auge wird unten nur von dem dritten Supralabiale berührt. Die
Schuppen sind gekielt.
Die einzige europäische Art dieser Gattung bewohnt den äußer-
sten Südosten unseres Weltteiles.
1. Ancistrodon halys: Fossa lorealis swpralabialia non adtingens.
Scutum postoculare inferius suberiore plus quam duplo longius,
ad tertium supralabialia usgquam prolongatum. Squamarum
series 23. — Long. 50—75 cm.
Coluber halys Pall. Reise d. versch. Prov. d. russ. Reich. III, pag.
403, 38 (1776). — Vipera halys Latr. Hist. nat. d. Rept. IV, pag. 87
(1802). — Echidna aspis ß Pallasii Merr. Syst. Amph. pag.
151, 9 (1820). — Trigonocephalus halys Lichtenst. in Eversm,
Reise v. Orenb. n. Buch. pag. 147 (1823). — Trigonocephalus
caraganus Eichw. Zool. spec. Ross. et Polon. III. pag. 170 (1831).
— Halys Pallasii Günth. Rept. Brit. Ind. pag. 392 {1864). —
Ancistrodon halys Bouleng. Catal. Snak. Brit. Mus. III, pag.
524, 5 (1896).
Typus: Supra griseo-fuscescens aut flavescens, dorso obscuriore la-
teribusgue fasciis maculisve serratis flavescentibus nigro-limbatıs;
capite picturis obscuris flavo-marginatıs.
var. a) Ut supra, sed fasciis dorsalibus griseo-fuscescentibus limbo
atro destitutis, inde maculis obscuris dorsi maximis, subquadratıs.
var. b) Ut typus, sed dorso obscure fusco.
var. c) Fasciae dorsales plus minusve interruplae, capitis picturis
in maculam magnam irregularem et passim interruplam con-
fluentibus.
var. d) Supra pallide griseo-flavescens, fasciis dorsalibus limbo atro
destitutis, picturis capıtıs plus minusve obsoletis. Subtus imma-
culatus, concolor.
var. e) Ut d, sed maculis atrıs ad latera serie duplice decurrentibus.
var. f) Supra obscuro-fuscescens, fasciis dorsalibus fusco-griseis irre-
gularıbus et saepe interruptis series macularum alternantium
quatuor formantıbus. Subtus nigro punctatus, punctis ad ven-
tralium latera postice saltem in maculas connatıs.
Der Körper ist ziemlich schlank und gestreckt, nur hinter dem
Kopfe etwas verdünnt und gegen den Schwanz zu schwach verdickt,
und da der Bauch fast gar nicht verflacht ist, in seinem ganzen Ver-
laufe nahezu drehrund. Der gut abgesetzte, langelliptische oder
dreieckige Kopf ist oben sehr stark abgeplattet, vorne spitz zuge-
rundet, mit schräg von unten nach oben gerichteter, vorragender
und aufgeworfener Schnauzenspitze und fast senkrecht abfallenden
Seiten, welche durch die in ihrer ganzen Erstreckung sehr ausge-
Ancistrodon. 587
prägte Schnauzenkante von dem Pileus um so schärfer gesondert
erscheinen, als letzterer etwas vertieft ist und hiedurch der Can-
thus rostralis einen nach unten geschwungenen schwachen Bogen
bildet; desgleichen ist auch der Rand des Oberkiefers etwas nach
unten konvex. Die mäßig großen Augen sind von oben nur wenig
sichtbar, der sehr kurze, etwa ein Neuntel bis ein Siebentel der
ganzen Körperlänge betragende Schwanz ist ziemlich stumpf konisch
zugespitzt und läuft am Ende in einen ziemlich langen, hornigen
und leicht gekrümmten Fortsatz aus, welcher jederseits der Länge
nach deutlich gefurcht ist.
Der Pileus ist verhältnismäßig klein und dadurch bemerkens-
wert, daß seine Schilder nicht wie gewöhnlich zusammenstoßen,
sondern mit ihren Hinterrändern etwas übergreifen, daher von vorne
nach hinten geschindelt sind.
Das Rostrale ist so hoch als breit oder auch etwas breiter, durch
eine tiefe Ausbuchtung am Mundrande fast zweischenklig, nach
oben bedeutend bogig verschmälert und
kaum auf den Pileus übergewölbt, mit ab-
gestutzter oder äußerst stumpfwinkliger
Spitze. Die vollkommen queren Internasalen
sind mindestens doppelt so breit als lang
und da sie ihrer Fläche nach gewölbt sind,
so bilden sie eine Art wulstiger Erhaben-
heit, welche mit zum Aufgeworfensein der
Schnauzenspitze beiträgt. Diese beiden
Schilder bilden zusammen eine etwa halb-
mondförmige Figur, deren Konvexität nach
vorne zieht und dort mit dem Rostrale, seit-
lich aber mit dem Nasale und einem Teile
des oberen Frenale in Berührung ist, wäh-
rend seine Hinterseiten nicht immer bogig, Ancistrodon halys Pall.
sondern oft auch mehr oder weniger ge-
rade sind und entweder in einer Linie oder in einem sehr stumpfen
Winkel zusammenstoßen. Die Präfrontalen sind kaum breiter aber
etwa dreimal so lang als die Internasalen, im ganzen von etwa vier-
eckig rhombischer Gestalt, mit vorderen spitzen und hinteren stump-
fen Winkeln, nach außen mehr oder weniger verrundet, ihre hintere
Außenecke dachziegelförmig dem Vorderteile des Supraokulare auf-
liegend. Das Frontale ist etwa so lang als sein Abstand von der
Schnauzenspitze und so lang oder auch etwas kürzer als die Parie-
talen, mit parallelen oder nach rückwärts kaum genäherten Seiten,
vorne fast gerade abgestutzt oder sehr stumpfwinkelig geknickt,
hinten in eine mäßige, häufig verrundete Spitze ausgezogen. Die
Supraokularen sind etwa um ein Drittel schmäler als das Frontale,
hinten etwas verbreitert, mit bogigem, schwach vorspringendem
und etwas buchtigem Augenrande, ihr innerer, an das Frontale
stoßende Rand nahezu gerade, ihre hinteren Winkel stumpf, die
vorderen Innenwinkel durch die Spitze der Präfrontalen bedeckt.
Die Parietalen sind nicht viel größer als das Frontale, seitlich oft
unregelmäßig eingeschnitten oder geteilt, hinten stark verrundet
588 Viperidae.
und mehr oder weniger divergierend, vorne mit spitzen Mittel-
und stumpfen Innen- und Außenwinkeln.
Das Nasale ist groß, etwa trapezoidisch, von vorne nach rück-
wärts bedeutend verschmälert, sein vorderer an das Rostrale gren-
zender Rand fast doppelt so hoch wie der an das obere Frenale
stoßende Hinterrand. Das kleine Nasenloch ist kreisrund nach außen
und hinten gerichtet; ober. und unter ihm zeigt sich eine, dasselbe
gewöhnlich nicht erreichende vertikale Querfurche. Von den zwei
übereinanderstehenden Zügelschildern ist das obere länger, das untere
höher als breit; das erstere, welches etwa ein Parallelogramm mit
zum Teile verrundeten Ecken vorstellt, ist mit seiner Vorderseite
dem Hinterrande des Nasale und mit der hinteren den beiden oberen
Präokularen angefügt, während sein nach innen gelegener Unterrand
mit dem stark ausgehöhlten unteren Frenale eine tiefe Grube bildet.
Der Vorderrand des unteren Frenale liegt dem Nasale und ersten
Supralabiale, sein winkelig geknickter Unterrand dem zweiten Supra-
labiale und dem untersten Präokulare an. Die drei vorderen Augen-
schilder sind alle sehr schmal und lang, das obere, in seiner ganzen
Erstreckung ziemlich gleich hoch, stößt vorne an das obere Frenale
und schiebt sich mit seiner vorderen Innenecke auf den Pileus unter
das ihm entsprechende Präfrontale hinein. Von den folgenden Prä-
okularen berührt das mittlere das obere, das unterste das untere
Frenale; diese zwei Präokularen treten nach vorne in einen die Zügel-
grube umfassenden Winkel auseinander, so daß der Oberrand dieser
Grube vom mittleren, der Unterrand derselben aber vom untersten
Präokulare gebildet wird. Von den Supralabialen bleibt diese Grube
stets entfernt. Bemerkenswert ist noch, daß das unterste Präokulare
durch das mittlere und das bis zu diesem heranreichende dritte Ober-
lippenschild vom Auge derartig abgedrängt wird, daß er letzteres
gar nicht oder höchstens mit seiner äußersten Spitze berührt. Von
den zwei Postokularen ist das obere sehr klein, fast kornartig, das
untere dagegen lang und gestreckt, etwa halbmondförmig und im
Bogen nach unten und vorne ziehend den größten Teil des hinteren
und unteren Augenrandes bildend. Hinter den Postokularen folgen
dann zwei aus je drei Schildern bestehende Längsreihen von Tem-
poralen, die mit den Supralabialen dieselbe Richtung haben und deren
untere die oberen an Größe bedeutend übertreffen; das erste unterste
ist hievon das weitaus größte, das erste obere etwa das kleinste.
Supralabialen sind in der Regel acht vorhanden. Das erste, unmittelbar
unter dem Nasale liegende ist etwa trapezoidisch und ziemlich groß,
das zweite das kleinste, kaum ein Viertel so groß wie das erste, von
vier- oder fünfeckiger Gestalt, oben dem unteren Frenale und untersten
Präokulare angefügt; das dritte und vierte sind die größten, ersteres
vier- bis fünfeckig, vorne kaum halb so hoch als hinten, letzteres
trapezoidisch, jenes vorne das untere Präokulare und oben das Auge,
dieses oben das untere Präokulare und hinten teilweise das erste große
Temporale berührend. Die folgenden Supralabialen sind mehr schmal
und gestreckt, fast immer länger als hoch, das fünfte ziemlich vier-
eckig,- kaum so hoch als das vierte, oben an das erste Temporale
grenzend; das sechste und siebente sind fünfeckig, meistens wieder
Ancistrodon. 589
etwas höher als das fünfte, beide oben je zwei Temporalia berührend;;
das letzte ist endlich trapezoidisch mit verrundeter Spitze. In Aus-
nahmsfällen ist das fünfte Supralabiale mit dem sechsten verschmolzen,
wodurch dann die Zahl der Oberlippenschilder auf sieben reduziert
wird und aus der Vereinigung dieser zwei Schilder ein sehr langes
Supralabiale entsteht, das oben an die zwei ersten Temporalıa grenzt.
Das Mentale ist dreieckig, am freien Vorderrande stark bogig
gewölbt, von den zehn Sublabialen ist das zweite sehr klein, die
folgenden aber ziemlich groß, meist fünfeckig, nach hinten allmählich
kleiner werdend. Inframaxillaren sind eigentlich nur zwei vorhanden,
da die hinteren als solche nicht mehr zu unterscheiden sind und von
den sie begrenzenden Kehlschuppen in Form und Größe kaum ab-
weichen, das vordere Paar ist aber ziemlich groß, von etwa rhom-
bischer Gestalt und nach außen zu von den vier ersten Sublabialen
begrenzt.
Die Schuppen sind länglich oval oder lanzettlich, am Rumpfe be-
deutend länger als am Hinterhaupte und Schwanz, mit Ausnahme der
untersten Reihe scharf gekielt, längs des Rückens schmal, nach den
Seiten zu aber bedeutend vergrößert. Sie sind ziemlich locker an-
liegend, deutlich geschindelt und stets in 23 nicht sehr schiefe Längs-
reihen gestellt. Die Kehlschuppen werden nach außen zu etwas größer,
so daß man am Innenrande der Sublabialen eine Reihe fast schilder-
artiger Schuppen unterscheiden kann. Die Ventralen sind ziemlich
breit, das Anale groß, die Subcaudalen hingegen ziemlich klein;
die Zahl der ersteren wechselt zwischen 149 und 174, die der letzteren
von 3I bis 44.
In Färbung und Zeichnung begegnen wir bei Ancistrodon einer
großen Mannigfaltigkeit. Die Oberseite zeigt gewöhnlich ein ins
Gelbe, Rötliche oder Braune ziehendes Grau, das in der Rückenmitte
stets in ein dunkleres Braun oder Graubraun, ja bei jüngeren Tieren
unmittelbar nach der Häutung selbst ins Grüne übergeht. Der Kopf
weist fast immer eine im ganzen ziemlich wechselnde, aber meistens
mehr oder weniger regelmäßige Zeichnung auf. In den meisten Fällen
hat schon die Schnauze einen oder auch mehrere unbestimmte dunkle
Flecken, hinter denen dann eine meist große, gewöhnlich ziemlich
regelmäßig viereckige Makel steht. Hinter dieser findet sich dann
auf der Stirne eine breite Querbinde, die aber in der Regel weder
den Außenrand der Supraokularen, noch die Mitte des Frontale
erreicht, sonach eigentlich nur aus zwei viereckigen Querflecken
besteht. Desgleichen bemerkt man im hinteren Teile des Pileus noch
jederzeit einen bald größeren, bald kleineren dunklen Flecken, der
etwa die Form eines mit seiner Spitze nach rückwärts gerichteten
Dreieckes hat und am Außenrande der Parietalia hinziehend nicht
selten noch über dieselben hinaus nach hinten oft bis zu einer imNacken
stehenden hufeisenförmigen Makel verlängert ist. Mitunter kommt
es auch vor, daß sich die nach rückwärts gerichteten Schenkel der
letzteren am Ende vereinen, wodurch dann hinter dem Kopfe eine
größere, einen helleren Zwischenraum einschließende dunkle Zeichnung
entsteht; in manchen Fällen zeigt sich auch die gemeinschaftliche
Naht der Parietalen dunkel gefärbt. Schließlich ist noch an den
590 Viperidae.
Schläfen eine nicht sehr breite, mit der Parietalzeichnung mehr
oder weniger parallel verlaufende dunkle Temporalbinde vorhanden,
weche hinter den Augen beginnend am Mundrande vorbei bis an die
Halsseiten hinzieht und daselbst gewöhnlich stumpf zugerundet endet;
endlich können noch die Interokularmakeln mit der Parietalzeichnung
und dem Hufeisenfleck im Nacken verschmelzen, wodurch dann
der ganze hintere Kopfteil zusammenhängend dunkel gefärbt erscheint.
Alle bisher beschriebenen Zeichnungen sind grau oder graubraun und
immer mehr oder weniger deutlich und vollständig gelb gesäumt.
Da die Ränder der Labialen fein schwarz punktiert sind, so erscheinen
sie hiedurch als graue, in der Mitte weißlich gefärbte Schilder.
Was nun den Körper betrifft, so ist vor allem zu bemerken, daß
die dunklere Farbe des Rückens nicht scharf begrenzt ist, sondern
ganz allmählich in die hellere Seitenfärbung umsetzt. Die Zeichnung
besteht nun aus einer großen Anzahl gelber oder gelblicher, mehr oder
weniger vollständig schwarz gesäumter Binden, die an ihrem Vorder-
und Hinterrande sehr stark ausgezackt sind und sich über den ganzen
Rücken bis zur Schwanzspitze hinziehen. Diese Binden, welche nach
und nach aus am Halse noch sehr kurzen Flecken entstehen, sind, mit
Ausnahme der von der hufeisenförmigen Makel ausgehenden, alle
quer gestellt und nichts weniger als regelmäßig, da sie häufig ver-
schiedenartig unterbrochen oder nur halbseitig ausgebildet, nicht
selten auch in Doppelreihen alternierender Flecken aufgelöst, ja in
Ausnahmefällen selbst zu einem unregelmäßigen Netzwerk verbunden
erscheinen. Die Rumpf- und Schwanzseiten zeigen braune Flecken,
die aber auch sehr unregelmäßig verteilt und oft in zwei alternierende
Längsreihen gestellt sind, von denen die untere über die letzte
Schuppenreihe oder auch über den obersten Teil der Ventralen und
Subcaudalen hinzieht. Am Schwanze findet sich immer nur eine
einzige Reihe, deren Flecken durch Streckung nicht selten eine zu-
sammenhängende Längslinie bilden. Die äußerste Schwanzspitze
ist meistens schwarz, seltener rötlich.
Die Unterseite, die im Lebep rötlich sein soll, ist bei konser-
vierten Stücken gelblich weiß, auf der Kehle und im ersten Rumpf-
fünfte leinfarbig, dann aber mit schwarzen Punkten besprenkelt,
welche anfangs nur vereinzelt und auf der Außenseite, später aber
sich vermehrend auch auf der Mitte der Schilder auftreten und mit-
unter durch Überhandnehmen den hinteren Teil des Bauches und den
Schwanz grau erscheinen lassen.
Diese hier geschilderte Färbung und Zeichnung ist nun insoferne
vielen Verschiedenheiten unterworfen, als bald die Grundfarbe heller
oder dunkler wird, bald wieder die Zeichnungen auf Kopf und Rücken
mannigfachen Veränderungen unterworfen sind. So können namentlich
die Kopfzeichnungen mehr oder weniger undeutlich werden oder fast
ganz verschwinden, die Färbung des Rückens einerseits viel dunkler,
oft ganz rein braun und weiter auf die Rumpfseiten herabreichend,
anderseits wieder sehr hell und kaum dunkler als die Unterseite sein.
Noch weit größere Verschiedenheiten zeigen dann die hellen Quer-
binden. So entsteht beispielsweise eine sehr ausgezeichnete Varietät
dadurch, daß die Binden, statt gelb zu sein, die graubraune Farbe
Vipera. 591
der Körperseiten annehmen, wodurch dann die dunkle Rückenfarbe
als Zeichnung erscheint, indem dieselbe eine Längsreihe auffallend
großer, viereckiger und sehr stark ausgeprägter ' Makeln bildet,
welche durch die dazwischen stehenden, viel schmäleren hellen Ouer-
binden voneinander getrennt sind. Anderseits können die Rücken-
binden durch fast regelmäßige Unterbrechung in vier Längsreihen
meist abwechselnd gestellter heller Flecken verwandelt werden,
während in manchen Fällen wieder deren schwarze Umrandung durch
Auflösung in einzelne Makeln auch wieder ziemlich regelmäßige dunkle
Fleckenreihen bilden kann.
Die Länge des erwachsenen Tieres kann 75 cm erreichen; mir
ist jedoch kein Exemplar unter die Hände gekommen, welches das
Ausmaß von 60 cm und die Dicke eines Fingers merklich über-
schritten hätte.
In unserem Faunengebiete kommt diese Schlange nur in dem
südöstlichsten Winkel des europäischen Rußland, und zwar in der
nördlich von Astrachan zwischen Wolga und Ural gelegenen Wüste
Sultan-Murad, sowie noch bei den Inderskischen Bergen unweit der
Festung Inderskaja Gorskaja an der Urallinie vor, scheint aber auch
hier äußerst selten zu sein. Über Sitten und Gewohnheiten ist mir
näheres nicht bekannt, da ich lebende Stücke noch niemals erhalten
oder überhaupt gesehen habe. Wegen ihres verhältnismäßig schlanken
Körperbaues ist es wahrscheinlich, daß sich Ancistrodon, beim
Schwanze aufgehoben, bis zu der sie fassenden Hand zurückbiegen
kann, daher es nicht geraten sein dürfte, das Tier beim Fange in
dieser bei unseren Vipern üblichen und hier ganz gefahrlosen Weise
zu ergreifen.
2. Gattung. Vipera.
Laurenti Synops. Reptil. pag. 99 (1768).
Scuta internasalia et praefrontalia nulla.
Scutum rostrale nasale haud adtingens.
Supralabialia ab oculis scutellis aut squamis interpositis
remota.
Der Körper ist ziemlich plump und gedrungen, in der Mitte meist
mehr oder weniger verdickt, der vom Halse stets deutlich abgesetzte
* Kopf nach rückwärts häufig merklich verbreitert und oben flach-
gedrückt; seine Seiten sind steil abfallend, die Zügelgegend ist kaum
vertieft, die Schnauzenkante immer gut ausgesprochen.
Die Bedeckung des Kopfes ist selbst bei eimer und derselben
Art oft so vielen Verschiedenheiten unterworfen, daß sich hiefür eine
feste Norm kaum aufstellen läßt. Im allgemeinen kann man nur
sagen, daß die bei den meisten Schlangen vorkommenden neun
großen Pileusschilder entweder durch Schuppen ersetzt, oder in mehr
oder weniger zahlreiche und unregelmäßige kleine Schildchen zer-
fallen sind. Dies ist vor allem mit den auf der Schnauze stehenden
Internasalen und Präfrontalen der Fall, welche daher immer fehlen,
während das Frontale und die Parietalen, obwohl in Form und Größe
592 Viperidae.
sehr wechselnd, häufig vorhanden sind. Die beständigsten aller
Kopfschilder sind unstreitig die Supraokularen, welche nur in den
seltensten Fällen gänzlich fehlen. Von den die Oberseite der Schnauze
bekleidenden kleinen Schildern wird das vorne an das Rostrale
stoßende das Apicale (scutum apicale), die zu seiten des Pileus
an die Schnauzenkante grenzenden die Canthalschilder
(scuta canthalia) genannt. Bezüglich der Kopfseiten ist das nach
oben kaum übergewölbte Rostrale von den Nasalen stets durch ein
dazwischen eingeschobenes hohes Schildchen, das Pränasale
(scutum praenasale) und das erste Supralabiale getrennt. Das Nasen-
schild selbst ıst groß, niemals geteilt, am Hinterrande häufig unregel-
mäßig eingeschnitten oder gekerbt, mit in der Regel ziemlich zentral
gestelltem kleinem Nasenloch. Die Zügelgegend ist mit kleinen,
schuppenartigen Schildern bedeckt,
welche sich auch unter dem Auge
in mindestens einer Reihe hin-
ziehen und dasselbe stets von den
darunterstehenden Supralabialen
trennen; die Schläfenschuppen sind
zwar vergrößert, doch niemals zu
eigentlichen Temporalschildern ent-
wickelt. Die Schuppen stehen in
19—27 Längsreihen.
Die Vipern, zu denen mit Aus-
nahme der vorangehenden Art alle
europäischen echten Giftschlangen
gehören, sind meistenteils kleinere
Schlangen, welche das Ausmaß von
einem Meter nur selten erreichen
oder gar überschreiten., Sie be-
wohnen vorwiegend unkultivierten
Heide-, Moor- oder steinigen Boden,
Fig. 122. abgestockte Waldflächen und über-
Vipera Renardi Christ. haupt freie und offene, der Sonne
a Rostrale, d Apicale, c Canthalia. ausgesetzte Landstrecken, während
sie in der Regel bebaute Flächen
meiden und im dichten Walde nur ausnahmsweise zu finden sind.
Obwohl an manchen Orten sehr häufig, leben sie doch wie alle
Schlangen stets einzeln und nur zur Paarungszeit werden sie oft
haufenweise in- und übereinandergerollt angetroffen. Ihre Jungen
kriechen gleich nach dem Legen der Eier aus, daher man sie auch als
lebendig gebärend zu bezeichnen pflegt.
Wenn auch nicht überall, so kommen sie doch ab und zu in solchen
Mengen vor, daß ihnen gegenüber die giftlosen Schlangen nahezu
verschwinden. Der Grund dieser oft wirklich unheimlichen Ver-
mehrung der Vipern dürfte vielleicht in dem Umstande liegen, daß
dieselben lebendig gebärend sind und sich infolgedessen die kleinen,
eben ausgekrochenen Jungen gleich zerstreuen, in sicheren, ihren
Feinden schwer oder auch gar nicht zugänglichen Verstecken bergen
und von diesen daher nicht so leicht und so oft erbeutet werden
Vipera. 593
können, wogegen die an einer Stelle längere Zeit hindurch liegen-
bleibenden Gelege der giftlosen Schlangen jedenfalls viel mehr Zu-
fälligkeiten ausgesetzt erscheinen und namentlich, wenn sie: von
fleischfressenden Tieren gefunden werden, sofort ihrer gänzlichen
Vernichtung anheimfallen, so daß gewiß ein großer Teil der Nach-
kommenschaft schon im Eizustande vertilgt werden dürfte, was bei
den Vipern gewiß niemals der Fall ist.
Diese in manchen Gegenden wahrhaft erschreckende Häufigkeit
der Giftschlangen hat mitunter die Behörden veranlaßt, behufs
Ausrottung dieser gefährlichen Tiere für jedes eingelieferte Stück
einen Preis zu zahlen, und kann man aus den in dieser Richtung ver-
öffentlichten amtlichen Berichten die große Menge der ab und zu
noch in Europa vorkommenden Vipern ersehen.
So hat beispielsweise um Berlin der Schlangenjäger Mattern
innerhalb dreier Jahre nicht weniger als 1400 Kreuzottern erlegt;
um Königsberg wurden 1898 im Privatwalde von Botocki in Trömpau
241 und im Verlaufe von fünf Jahren 1052 Stück eingeliefert. Ebenso
zahlreich wird dieses Tier in Schlesien, namentlich in den Vorbergen
des Riesengebirges angetroffen, wo nach der amtlichen Verlautbarung
des königl. Landrates zu Landshut im Regierungsbezirk Liegnitz
vom Anfange des Frühjahres bis Ende Mai 1891 600 erschlagene
Kreuzottern an ihn abgegeben wurden, wofür er 300 Mark Prämien
zahlte; trotzdem wurden ihm bis Ende August noch täglich 6—1ı2
Stück gebracht und von einer einzigen Person auf der Feldmark
Berthelsdorf am 23. August desselben Jahres in nicht ganz einer
Stunde ıı Ottern erschlagen. 189I sind auch in Schmiedeberg, wo
ebenfalls eine Prämie gezahlt wurde, vom I. Juni bis Mitte August
400 Kreuzottern vernichtet und eingebracht worden und bei Sprottau
wurden in dem Gelände der Ortschaften Schadendorf und Lieblichau
während des Sommers an manchen Tagen 10—ı2 Stück erlegt. In
der Amtshauptmannschaft Oesnitz in Sachsen wurden I889 2140
und 1890 3335 Exemplare eingebracht und für jedes eine Prämie
von 30—50 Pfennigen ausbezahlt, desgleichen bei der Kreisdirektion
Metz, wo für jedes Stück 3 Mark gezahlt ward, im Jahre 1883 ım Ver-
laufe einer einzigen Woche 375 Stück abgeliefert.
Wie verbreitet und häufig übrigens die Kreuzotter in Deutsch-
land ist, geht auch aus der öfters vorkommenden Zusammensetzung
von Ortsnamen mit ‚Otter‘ hervor, von denen Ritters geographisches
Lexikon nicht weniger als zwanzig enthält.
Ich will schließlich nur noch meiner Heimat, der mit Giftschlangen
so überaus gesegneten Steiermark gedenken, woselbst sich der Land-
tag trotz des massenhaften Vorkommens dieser Tiere erst im Jahre
1892 entschloß, für Erlegung derselben eine Prämie auszuschreiben,
welche anfangs mit drei Kronen per Stück festgesetzt, bald aber
wegen der hiefür entfallenden zu großen Ausgaben auf eine Krone
reduziert ward. Hier wurde nun gleich innerhalb der ersten zwei
Jahre die ganz enorme Zahl von II 578 Giftschlangen eingesendet,
worunter 4197 Kreuzottern und 7381 Sandvipern waren. Im Be-
ziırke Franz, der nicht viel über drei Quadratmeilen groß ist, wurden
beispielsweise in einer einzigen Saison nicht weniger als 1039 Sand-
Schreiber, Herpetologia europaea. 38
594 Viperidae.
vipern erlegt und in derselben Zeit in der Gemeinde Weissenbach
bei Liezen von nur zwei Personen 355 Stück Kreuzottern vertilgt.
Dazu muß noch bemerkt werden, daß all diese Schlangen nur aus
dem gebirgigen Nord- und Südsteiermark stammen, da der aus
Flachland bestehende mittlere Teil der Provinz keinerlei Giftschlangen
besitzt.
Wenn man hiebei noch in Erwägung zieht, daß gewiß nicht jede
gesehene Giftschlange auch immer erbeutet, daß ferner so manche
von auf die Prämie nicht reflektierenden Personen erschlagen oder
gefangen und daher nicht abgeliefert wird, daß endlich von vielen
Orten, die ganz sicherlich ebenfalls Giftschlangen beherbergen, wohl
wegen unterlassener oder unpraktischer Verlautbarung der Preis-
ausschreibung, gar keine Sendungen einlangten, daß von letzteren
wegen bereits zu starken Verwesungsgeruches einzelne bei der Post
nicht mehr angenommen und daß endlich wegen der zu großen Kosten
die Prämiierung im Jahre 1892 bereits am 6. August eingestellt
wurde, so kann man sich beiläufig einen Begriff machen, in welch
entsetzlicher Weise Steiermark von der Giftschlangenplage heim-
gesucht ist. |
Trotzdem sind im ganzen Verletzungen durch Schlangenbiß
nicht so häufig, was hauptsächlich darin seinen Grund hat, daß sich
die Vipern größtenteils in öden, von Menschen wenig besuchten
Gegenden aufhalten und das Landvolk nicht barfuß, sondern häufig
in hohen Schaftstiefeln zu gehen pflegt, die natürlich in dieser Rich-
tung ausreichenden Schutz gewähren; desgleichen sind auch die Leute,
an das öftere Zusammentreffen mit diesen Tieren gewöhnt, ent-
sprechend vorsichtig; die Todesfälle der Gebissenen betragen etwa
acht Prozent.
Ein so wirksames Mittel aber auch diese Preisausschreibungen
zur Bekämpfung der Schlangenplage sind, so erfüllen sie ihren Zweck
doch nur dann, wenn sie dauernd aufrecht erhalten und nicht, wie
es so oft geschieht, bei nur einigermaßen merkbarer Abnahme dieser
Tiere gleich wieder aufgelassen werden; im letzteren Falle scheint
zwar das Übel für den Augenblick gehoben, stellt sich aber aus leicht
begreiflichen Gründen in oft gar nicht zu langer Zeit im früheren
Grade wieder ein. Denn mit der Verfolgung der Schlangen geht
selbstverständlich das zunehmende Gedeihen der ihnen zur Nahrung
dienenden Tiere gleichen Schritt, und in dem Grade, als sich die
ersteren vermindern, werden sıch die letzteren, da die Zahl ıhrer
Feinde fortwährend abnimmt, in immer steigendem Verhältnisse
vermehren. Die nach Auflassung der Verfolgung zurückgebliebenen
Schlangen befinden sich nun unter weitaus günstigeren Verhältnissen
als früher, sind in Erwerbung ihrer Nahrung und in Aufsuchung
geeigneter Wohnplätze einer viel geringeren Konkurrenz unterworfen
und haben im ganzen Kampfe ums Dasein viel leichteres Spiel
als ehedem, wo sie in all diesen Dingen durch die große Zahl ihrer
Artgenossen beeinträchtigt wurden. Es ist daher nur eine natürliche
Folge, daß die jetzt viel bessergestellten Schlangen auch besser ge-
deihen, sich stärken und kräftigen und infolge hiedurch erlangter
größerer Fruchtbarkeit ihre durch die frühere Verfolgung herbei-
Vipera. 5095
geführte Verminderung bald wieder ausgleichen werden. Dies hat
denn auch die Erfahrung gezeigt, indem überall, wo die Prämiierung
wegen Abnahme der Schlangen eingestellt ward, die Sache in wenigen
Jahren wieder beim alten war.
Das sicherste und für immer wirksame Mittel zur Ausrottung
der Giftschlangen ist aber die Kultur des Bodens. Abgesehen davon,
daß sie hiedurch immer häufiger mit ihrem Todfeinde, dem Menschen,
zusammenkommen und vernichtet werden, raubt ihnen die Bebauung
des Bodens auch die Existenzbedingungen, indem sie die ganze
Formation der Erdoberfläche verändert, den Schlangen und ihren
Nahrungstieren die zu ihrem Leben notwendigen Verstecke und
Wohnplätze entzieht und dieselben hiedurch nach und nach allmäh-
lich zum Aussterben bringt; wir sehen daher schon heutzutage wenig-
stens in den Kulturländern die Giftschlangen fast nur mehr auf jene
Gebiete beschränkt, welche noch nicht ausreichend kultiviert oder
einer kulturellen Veränderung seitens des Menschen überhaupt
unzugänglich sind, da die Beschaffenheit des Bodens oder auch des
Klimas dieselbe ausschließen.
Die Vipern sind derzeit noch in der Differenzierung begriffen
und haben infolgedessen ihre Charaktere noch nicht soweit gefestigt,
daß selbe als fixe Norm zur Erkennung der Spezies dienen können.
Man stößt daher bei Untersuchung dieser Tiere sehr häufig auf Un-
regelmäßigkeiten in der Bekleidung des Kopfes sowie auf Abweichun-
gen in der Beschuppung, welche Verhältnisse dann die richtige Deu-
tung der Art mitunter recht schwierig machen. Ich könnte da Bei-
spiele erzählen, wo einzelne Exemplare eine förmliche Rundreise
durch die Hände europäischer Herpetologen gemacht haben und
von jedem für etwas anderes gehalten wurden. Es ist daher nach
dem Gesagten auch begreiflich, wenn man selbst in Fachkreisen über
die Abgrenzung der Spezies noch nicht einig ist, und manche Forscher
für eine größere Zusammenziehung, andere für eine weitergehende
Trennung der Arten eintreten. Doch kann man immerhin sagen,
daß sich eine gewisse Anzahl von Vipern der Hauptsache nach bereits
als Arten gleichsam herausgearbeitet hat, so daß sie die von ihnen
erworbenen Merkmale in den meisten Fällen festhalten, wenn auch
stets noch ab und zu Abweichungen oder Übergangsformen an-
getroffen werden, deren Vorhandensein aber dem Wesen der be-
reits zur artlichen Ausbildung gelangten Tiere keinen Abbruch tun
kann.
Die meisten Autoren erkennen derzeit von den Vipern unseres
Faunengebietes acht Formen als gute Arten an und will ich, der Mehr-
zahl meiner Fachgenossen folgend, dieselben hier ebenfalls akzep-
tieren, wobei ich allerdings bemerke, daß sich die in der nachfolgenden
Übersichtstabelle zu deren Bestimmung herangezogenen Merkmale
selbstverständlich nur auf typische Stücke beziehen, während Ab-
weichungen von der Norm erst in den ausführlicheren Diagnosen
Berücksichtigung finden können. Man möge daher auch mit Bezug
auf die bisherigen Ausführungen beim Gebrauch dieser Tabelle
nicht gar zu ängstlich und pedantisch sein und sich dann bei all-
fällig auftauchenden Zweifeln durch Nachsehen in den später
33%
596
Viperidae.
folgenden Detailbeschreibungen nähere Aufklärung und Gewißheit
verschaffen.
A. Supraokularschilder groß und deutlich, Supranasale fehlend.
I. Schnauzenende nicht aufgeworfen. Supraokularen nach
rückwärts den Hinterrand der Augen etwas überragend.
Frontale und Parietalia vorhanden. Augen von den da-
runterstehenden Supralabialen fast immer nur durch eine
einzige Schuppenreihe getrennt.
I. Oberes Ende des Rostrale nur mit einem einzigen, un-
paaren Apicalschildchen zusammenstoßend. Schnauze
ziemlich zugespitzt, mit mehr oder weniger ausgeprägtem
Canthus rostralis.
a) Rumpfschuppen in 19 Längsreihen, Ober- und Hinter-
rand des Nasale eingekerbt, Supralabialen meist 8.
aa)
bb)
Höhe des Augapfels in der Regel deutlich kürzer
als dessen Entfernung von der Mundspalte. Api-
cale gewöhnlich merklich breiter als ein Supra-
okulare. Frontale und Parietalen fast immer
„normal ausgebildet, Nasale meist bedeutend höher
als das Auge. Kehlschuppen und Labialen in der
Regel weiß, erstere gewöhnlich in 4—5 Paaren.
Ursınıi Bonap.
Höhe des Augapfels fast immer größer als dessen
Entfernung von der Mundspalte. Apicale höch- ‘
stens so breit als ein Supraokulare. Frontalen
und Parietalen meist unregelmäßig oder in kleinere
Schilder zerfallen, Nasale höchstens so hoch als
das Auge. Labialen und Kehlschuppen in der
Regel dunkel nr letztere gewöhnlich ın
suPaatene! . » m.acropsuMeh
b) Rumpfschuppen in 21 "Längsreihen, Oberrand des
Nasale ganz, Labialen und Kehlschuppen scharf
dunkel gerandet, von ersteren oben gewöhnlich 9.
Renardi Christ.
2. Oberes Ende des Rostrale an zwei Apicalschildchen
grenzend. Schnauze abgestutzt oder breit verrundet
mit nur schwach ausgeprägtem Canthus rostralis. 21
Sschüppenreihen N. ‚uber useBane
II. Schnauzenspitze deutlich aufgeworfen oder in einen abstehen-
den hornartigen Fleischzapfen endend. Supraokularen nach
rückwärts nicht über den Hinterrand der Augen hinaus-
ragend. Frontale und Parietalia fehlend; Augen von den
darunterstehenden Supralabialen stets durch zwei Schuppen-
reihen getrennt.
3. Schnauzenspitze scharf aufgeworfen oder mit kleinem,
außer dem Rostrale und Pränasale höchstens von noch
6 Schuppen bekleidetem Fleischzapfen. Rostrale stets
höher als breit.
c) Rostrale viel höher als breit, vom Nasale durch zwei
übereinanderstehende Pränasalen getrennt, Schnauzen-
Vipera. 597
spitze mit 5—6 Apicalschildchen. Fleischzapfen, wenn
vorhanden, nach rückwärts gerichtet.
LatastenBosca,
d) Rostrale nicht viel höher als breit, vom Nasale nur
durch ein einziges Pränasale getrennt. Schnauzen-
spitze oben nur mit 2—3 Apicalschildchen.
aspis Linne.
4. Schnauzenspitze mit hohem, konischem, nach vorne ge-
rıichtetem und über dem Rostrale und den Pränasalen
noch mit 15—20 Schuppen bedecktem Fleischzapfen.
Rosgrale nicht höher als breit . ammodytes Linne.
B. Supraokularia in mehrere, die übrigen Kopfschuppen an Größe
etwas übertreffende Schilder zerfallen, daher Auge mit einem
vollständigen Kranze von Schuppen umgeben, welche unter
demselben 2—3 Reihen bilden. Pileusschuppen durchwegs
klein und schwach geschindelt. Supranasale vorhanden.
lebetina Linne.
1. Vipera lebetina: Püeus squamıs parvis, subimbricatis tectus,
scutellis apicalibus 2—3, scuto supraoculari magno_ destituto.
Rostrale latitudine haud altius. Supranasale conspieuum. Oculi
omnino squamıs, infra los series 2—3 formantibus, circum-
datı. Squamarum series 233—27. — Long. I—I,5 m.
Coluber lebetinus Linne Syst. Nat. I, pag. 378 (1766). — Vi-
pera lebetina Daud. Hist. nat. gener. et partic. d. rept. VI, pag. 137
(1803). — Vipera obtusa Dwigubsky Essay Nat. Hist. Russ. Emp.
pag. 30 (1832). — Vipera euphratica Martin Proc. Zool. soc.
pag. 82 (1838). — ? Vipera echis Schleg. in Wagn. Reise Reg. Alg.
Ill, pag. ı3ı (1841). — Echidna mauritanica Guich. en. Ex-
plor. Scientif. de l’Alg. Rept. pag. 24, tab. III (1848. — Daboia xan-
thina Gray Catal. pag. 24 (1849). — Clotho mauritanica
Gray 1. c. pag. 27 (1849). — Daboia euphratica Gray l.c. pag.
ıI6 (1849). — Vipera minuta Eichw. Nouv. Mem. Soc. nat.
Mosc. IX, pag. 438 (1851). — Vipera xanthina Müll. Verh. Nat.
Ges. Basel VI, pag. 700, tab. III, fig. A (1878). — Vipera euphra-
tica var. mauritanica Boettg. Abh. Senckb. Ges. XIII, pag. 105
(1883). — Vipera lebetina var. deserti Anders. Proc. -Zool.
Soc. pag. 20, tab. I, fig. & et 7 (1892).
Typus: Supra grisea vel pallide fuscescens, punctis minutissimis
var.
var.
Var.-
var.
var.
var.
obscuris omnino sparsa. Capite macula subocuları fasciaque
temporali, corpore serie macularum alternantium quadruplicı
obscurioribus. Subtus rubescens (viv.), nigro-Punctata aut ma-
culata.
a) Occipite maculis duabus obligquis cum maculis dorsalibus anticıs
plus minusve confluentibus.
Vipera confluenta Cope Proc. Zool. soc. pag. 229 (1863).
b) Maculis dorsalibus posticis transverse unitıs, inde corpore
serrebus macularum tribus.
c) Maculis dorsalibus in viltam angulosam vel undulatam plus
minusve confluentibus.
d) Maculis dorsalibus nigro-limbatıs.
e) Supra maculis valde dilatatis fere concolor griseo-nigrescens.
f) Supra grisescens, maculis obscuris plus minusve obsoletis.
598 Viperidae.
juv. Supra pallide flavo-fusca (viv. rosea vel carnea), capite praeter
maculam subocularem et fasciam temporalem punctis binis approxi-
matıs in vertice,; subtus albo-fuscescens, crebrius obscuro-punctata.
Der Körper ist plump, der in eine zugerundete Schnauze endende
Kopf ist mit gut ausgeprägtem Canthus rostralis versehen, der Schwanz
so ziemlich den achten Teil der Gesamtlänge betragend.
Das Rostrale ist so hoch als breit, nach oben kaum den Pileus
erreichend und auf denselben nicht übergewölbt, hinten von 2—3
Apicalschildchen gefolgt. Der Pileus ist durchaus mit kleinen
schwach geschindelten Schup-
pen bedeckt, welche zwischen
den Augen in 7—ı2 Längs-
reihen stehen und deren Kiele
am Hinterkopf fein erhabene,
zusammenhängende Linien
bilden. Die bei den meisten
Schlangen großen und wohl
ausgebildeten Supraokularen
sind hier in mehrere kleine,
schuppenartige Schildchen
zerfallen, deren vorderstes
und mittleres die anderen
mitunter an Ausdehnung über-
trifft, und welche alle stets
größer sind als die daran-
stoßenden Pileus- und Seiten-
schuppen. Das Nasenloch
liegt in einem sehr unregel-
mäßigen, etwa ringförmigen
Nasale, dessen Vorderteil
. unten gewöhnlich mit dem
Fig. 123. Pränasale verschmolzen und
b: Vipera lebetina Linne. dabei stark gewölbt ist, wäh-
rend der hintere Teil auf-
fallend breit und tief eingedrückt erscheint. Über ihm steht stets
ein gut entwickeltes Supranasale. Das Nasenschild selbst ist wohl
immer einfach, da es aber stellenweise gefaltet ist, so kann man
leicht diese Falten für Nähte und daher das Nasale für geteilt
halten. Was noch die Nasenöffnung betrifft, so zeigt sich die-
selbe in ihrer Form ganz außerordentlich verschieden, und wäh-
rend sie einerseits groß, rund und stark trichterförmig vertieft
ist, wird sie anderseits wieder sehr klein, nicht selten höher als breit,
und nimmt mitunter sogar die Gestalt einer vertikal stehenden Spalte
an. Diese Verschiedenheiten scheinen dadurch zustande zu kommen,
daß die in dem konkaven Teile gelegene, gefaltete Partie des Nasale
sehr dünn und daher der Zusammenziehung und Ausdehnung fähig
ist, so daß sie sich hiedurch oft sogar klappenartig über das Nasen-
loch legen kann. Das Auge, dessen vertikaler Durchmesser wenigstens
bei erwachsenen Tieren geringer als sein Abstand von der Mundspalte
v;
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Vipera. 5 9 9
ist, zeigt sich wegen Fehlens der Supraokularen rundherum mit einem
Kranze von 12— 18 Schuppen umgeben, von denen die aus dem Zer-
‘ falle der Brauenschilder hervorgegangenen obersten die größten sind.
Diese Schuppen bilden zwischen dem Unterrande des Auges und den
Supralabialen drei, über dem vierten Oberlippenschilde aber gewöhn-
lich nur zwei Längsreihen. Supralabialen sind 9—ı2, Sublabialen ge-
wöhnlich ıı vorhanden, von letzteren 4—5 die Inframaxillaren be-
rührend. Die Schläfenschuppen sind gekielt, die Körperschuppen
in 23—27 Längsreihen gestellt; die Ventralen können von 147—I80,
die Subcaudalen von 20—5I wechseln.
Die Oberseite zeigt ein bald helleres, bald dunkleres, meist mehr
oder weniger ins Bräunliche ziehende Grau, das nur selten durch
ein reines helles Bräunlichgelb oder durch ausgesprochenes, mitunter
ziemlich dunkles Braun ersetzt wird. Mit der Lupe betrachtet,
erweisen sich die Schuppen auf rosagelbem Grunde mit einer Menge
grauer und brauner, äußerst feiner Pünktchen übersäet, die nach
unten zu sparsamer werden und daher die Seitenschuppen heller
erscheinen lassen. Der Kopf hat auf der Mitte des gewöhnlich hell
nußbraunen Pileus oft einen rundlichen, roten Flecken, an den Seiten
dagegen hinter dem Nasenloch und unter dem Auge je eine kleine
braune, schwärzliche oder stahlgraue Makel und an den Schläfen
eine meist wenig ausgesprochene schiefe braune Binde. Von diesen
Zeichnungen sind der Subokularfleck und die Temporalbinde ziemlich
konstant, während die anderen häufig fehlen. Manchmal findet
sich auch noch jederseits des Hinterkopfes eine dunkle Schrägbinde,
die mitunter mit den vordersten Makeln der Halsseiten zu einem
Längsbande verfließt (Vipera confluenta Cope). Über den Körper
ziehen nun in der Regel vier Längsreihen abwechselnd gestellter,
schwärzlicher oder bräunlicher Flecken hin, welche aber am Schwanze
häufig undeutlich werden oder selbst ganz verschwinden, hievon
sind die der zwei mittleren Reihen weitaus die größten, rundlich oder
viereckig, und fast immer schon im zweiten Körperdrittel zu breiten
Quermakeln vereinigt, die häufig bis ans Schwanzende sichtbar
bleiben. Nicht selten fließen auch alle Flecken der zwei Mittelreihen
zu einem buchtigen oder zickzackförmigen Längsbande zusammen,
das dann meist ebenfalls bis an das Ende des Schwanzes zieht; letzterer
Fall kommt übrigens besonders bei bräunlichen, weit seltener bei
grauen Stücken vor. Die seitlichen Fleckenreihen sind meistenteils
aus queren, weit seltener aus runden Makeln gebildet und stoßen
höchstens am Vorderhalse zu einer mehr oder weniger ausgesprochenen
Längsbinde zusammen. Übrigens ist auch die hiedurch hervor-
gebrachte Zeichnung gewöhnlich nur bei bräunlichen Tieren scharf
und deutlich, während sie in der Regel bei grauen von der Grund-
farbe nur wenig abgehoben erscheint. In seltenen Fällen nehmen die
dunklen Zeichnungen derart überhand, daß die ganze Oberseite mehr
oder weniger einfarbig schwarzgrau wird, während sie wieder in
anderen Fällen so zurücktreten, daß die betreffenden Stücke fast ein-
farbig grau oder bräunlich grau aussehen und namentlich die mitt-
leren Fleckenreihen oft nur bei günstiger Beleuchtung sichtbar sind,
wogegen die im Verhältnis zur Grundfarbe dunkleren Seitenflecken
600 Viperidae.
viel länger erhalten bleiben, was übrigens auch wieder hauptsächlich
bei braunen Exemplaren vorkommt.
Die im Leben rötliche oder wenigstens rosa angeflogene Unter-
seite ist im Tode gelblichweiß und stets mit mehr oder weniger zahl-
reichen schwärzlichen oder stahlgrauen Punkten besetzt, die be-
sonders zu seiten der Ventralen und Subcaudalen stark gehäuft
sind und manchmal sogar zu Makeln zusammenstoßen, während
sie in der Bauchmitte stets ganz regellos zerstreut sind und die Vorder-
und Hinterränder der Schilder freilassen.
Die lebend rosa- oder dunkelfleischfarbigen Jungen sind konser-
viert hell bräunlichgelb und haben außer den vorbeschriebenen
Kopfzeichnungen noch zwei kleine, einander sehr genäherte, aus An-
häufung feiner schwarzer Punkte bestehende Makeln auf der Scheitel-
mitte. Die hell bräunlichweiße Unterseite zeigt sehr reichliche Puder-,
punkte, die an den Seiten der Ventralen zu kleinen, im Vorderteil
des Rumpfes zwei alternierende Längsreihen bildenden Makeln zu-
sammenstoßen. Der im allgemeinen wie der Bauch gefärbte Schwanz
ist in der Nähe des Afters rosa, an der Spitze kanariengelb.
Dieses gewaltige Tier, das mitunter bis anderthalb Meter Länge
erreicht, ist bisher mit Sicherheit nur auf der zu den Cykladen gehöri-
gen Insel Milo im Agäischen Meere nachgewiesen worden, dürfte aber
sehr wahrscheinlich auch auf der nordöstlich davon gelegenen, schon
zu Plinius Zeiten wegen ihrer Giftschlangen berüchtigten Insel
Kimolo vorkommen. Es wird von den Eingeborenen mit Recht und
um so mehr gefürchtet, als es sich meistens in Gärten aufhält und
nach Sonnenuntergang nicht selten mitten in den Dörfern angetroffen
wird. Wenn die Schlange gereizt ist und sich zum Beißen vorbereitet,
so läßt sie hinter den Nasenlöchern die im früheren geschilderte
wulstartige Erhebung zum Verschlusse der Nasenlöcher besonders
deutlich hervortreten.
2. Vipera ammodytes: Caput supra squamosum vostro in conum
squamosum pronus inchinatum producto. Supraocularıa ultra
oculos non excedentia, scutum vostrale latitudine haud altius,
scuta praenasalia I—2. Oculi a supralabialibus sgquamarum
serie duplice sejuncti. Squamarum series 21—23. — Long.
60—95 cm.
Coluber Ammodytes Linne Syst. nat. I, pag. 216, 174 (1758).
— Vipera illyrica Laur. Synops. reptil. pag. 100, 120 (1768). —
Vipera ammodytes Latr. hist. natur. d. rept. III, pag. 306 (1802).
— Echidna Ammodytes Merr. Syst. amphib. pag. 151, 8 (1820).
— Cobra Ammodytes Fitzing. Classificat. d. Reptil. pag. 62
(1826). — Pelias Ammodytes Boie Isis XX, pag. 558, 4 (1827).
— Rhinechis Ammodytes Fitzing. Syst. d. Reptil. I, pag. 28
(1843).
Typus: Supra cinerea, fascia flexuosa nigricanti per dorsum decur-
rente, cauda apicem versus rubescente.
var. a) Ut supra, sed dorso roseo aut fusco-rubescente.
var. b) Supra griseo-flavescens, fascia dorsali angustissima, taeniae-
formi. (Graecia.)
var. c) Taenia dorsali fusco-brunnea.
Vipera. 601
var. d) Ut c, sed maculis dorsalibus nigro-limbatıis.
var. e) Taenia dorsali in maculas rhomboidal plus minusve soluta.
var. f) Fascia dorsali maculisque lateralibus plus minusve obsoletis.
var. g) Supra punctis creberrimis atris plus minusve nigrescens
(Slavon.)
var. h) Supra et subtus atra, concolor (Hercegov.).
Der Körper ist plump und gedrungen, in der Mitte stets mehr
oder weniger, sft bedeutend verdickt, nach vorn und rückwärts
merklich verdünnt, mit ziemlich flachem
Rücken und gerundeter Unterseite. Der
Kopf ist sehr deutlich unterschieden, ver-
hältnismäßig groß und namentlich nach
hinten sehr breit, fast herzförmig, von da
nach vorn in etwas ausgeschweiftem
Bogen mäßig verschmälert, mit zugerun-
deter, nach oben in einen hornartigen Fig. 124.
Zapfen ausgezogener Schnauze. Seine vVipera ammodytes Linne.
Oberseite ist nach rückwärts sehr deutlich
gewölbt, am Scheitel oft fast buckelig erhaben, von den Augen
nach vorn zu aber merklich vertieft, wodurch dann die Schnauzen-
kante sehr gut hervortritt; die Kopfseiten sind ziemlich steil ab-
fallend, hinter den Augen oft deutlich eingedrückt oder vertieft.
Der sehr kurze, schnell in eine dünne Spitze ausgezogene Schwanz
beträgt ein Dreizehntel bis ein Siebentel der ganzen Körperlänge.
Das Rostrale ist mittelgroß, etwa so hoch als breit oder selbst etwas
breiter, nach unten zu stark ausgerandet, nach oben stets deutlich ver-
engt, mit abgestutzter oder verrundeter Spitze; dasselbe wird von
dem bereits genannten Fleischzapfen überragt, der mehr oder weniger
nach vorne geneigt und mit I
Die Supraokularia sind ziemlich groß und sehr deutlich über die Augen
vorspringend; sonst ist die ganze Oberseite des Kopfes mit zahlreichen
kleinen Schuppen bedeckt, die von ziemlich unregelmäßiger Form
und stets vollkommen glatt oder höchstens etwas dachförmig erhaben
sind, und erst am Hinterhaupte in die regelmäßigen, gekielten Körper-
schuppen übergehen. In seltenen Fällen sind die Parietalia und
das Frontale mehr oder weniger angedeutet. Zwischen Rostrale
und Nasale ist ein Pränasalschildchen eingeschoben. Das Nasale
selbst ist groß, mehr oder weniger rundlich oder etwas-in senkrechter
Richtung verlängert, in der Mitte gegen das ziemlich große Nasenloch
zu sehr deutlich vertieft, am Hinterrande oft unregelmäßig eingekerbt
oder geteilt. Die Zügelgegend ist vollkommen mit Schuppen bedeckt,
die sich in doppelter Reihe um das Auge herumziehend dieses von
den Supralabialschildern trennen. Das Auge selbst ist meistens
etwas in horizontalem Sinne verlängert, daher sein vertikaler Durch-
messer — wenigstens bei Erwachsenen — geringer als sein Abstand
von der Mundspalte, die dasselbe unmittelbar begrenzende Schuppen-
reihe in der Regel kleiner als die darauffolgende. Die Schläfen sind
mit großen, flachen und ungekielten Schuppen bekleidet, Supra-
labialia sind gewöhnlich neun, Sublabialia etwa zwölf vorhanden,
cr?
>
602 Viperidae.
von denen die vier (seltener fünf) ersten die vorderen Inframaxillaria
berühren. Die Körperschuppen sind lanzettlich eiförmig, deutlich
geschindelt und nach den Seiten zu merklich vergrößert, mit Aus-
nahme der untersten Reihe scharf gekielt, in 2I (sehr selten in 23)
Längsreihen geordnet. Bauchschilder sind 133 bis 164, Schwanz-
schilderpaare 24 bis 46 vorhanden. Die Länge des erwachsenen
Tieres beträgt gewöhnlich 50—60 cm, kann aber mitunter bis gegen
I Meter ansteigen.
Die Färbung und Zeichnung dieser Schlange ist ziemlich ver-
änderlich, obwohl alle Varietäten ihre Beziehung zur Grundform
meistens leicht erkennen lassen. Diese zeigt in der Regel auf der
ganzen Oberseite ein ziemlich gleichförmiges Aschgrau, welches längs
der Rückenfirste durch ein dunkles, aus zusammenhängenden Rhom-
benflecken gebildetes Zickzackband unterbrochen ist. Eine zweite
Reihe aber viel kleinerer Flecke zieht sich an den Seiten des Körpers
hin, ihrer Stellung nach den Buchten der Rückenbinde entsprechend;
endlich finden sich noch am Hinterkopfe vier dunkle Makeln und vom
Auge gegen die Mundwinkel zu eine ähnlich gefärbte Binde. Sämt-
liche Flecken ändern von Braun bis ins tiefste Schwarz ab und können
auch mit einer dieser Farben gesäumt sein. Der Schwanz ist gegen
das Ende ziegelrot (bei Weingeiststücken gelblich) gefärbt. Diese
Grundform ist in .der hier geschilderten Schärfe aber nur selten zu
finden, wogegen durch Änderungen der Farbe und Zeichnung sehr
viele Varietäten hervorgebracht werden. Vor allem kann die Fär-
bung des Grundes aus Aschgrau oft bis zu Weißlichgrau erhellt sein,
während es einerseits durch Gelbgrau ins Sandgelbe, Rötliche oder
Bräunliche in allen möglichen Abstufungen und Zwischentönen über-
gehen kann. Zur Melanose scheint Ammodytes im allgemeinen nicht
zu inklinieren; Schlegel erwähnt zwar auch derartige Stücke,
ich habe aber bisher nur von einem einzigen, ganz einfarbig schwarzen
Exemplare dieser Art Kunde erhalten, das von Veith in der
Herzegowina gefunden wurde; wohl aber sah ich Sandvipern aus
Slavonien, die durch über die ganze Oberseite zerstreute zahlreiche,
schwarze Atome eine sehr dunkle Färbung hatten. Nach Lorenz
Müller sollen auch auf Korfu schwarze Sandvipern vorkommen.
In manchen Fällen ist die ganze Oberseite im Leben mit einem rosen-
roten Anflug übergossen, der dann diesem Tiere ein überaus pracht-
volles Aussehen gibt, im Weingeist aber leider sehr bald verschwindet.
Nicht minder als der Grundton wechselt die Zeichnung dieser Schlange,
obwohl sich die hiehergehörenden Veränderungen weniger auf die
Farbe, als auf die Form, Verbindung und Schärfe der Flecken be-
ziehen. Am unbeständigsten unter allen Makeln sind wohl die am
Hinterhaupte stehenden, da sie nur selten scharf ausgeprägt, sondern
in den meisten Fällen nur schwach angedeutet oder auch ganz ver-
wischt erscheinen. Desgleichen ist auch der vom Hinterrande des
Auges in schiefer Richtung gegen den Mundwinkel ziehende Streifen
sehr häufig nur von geringer Schärfe und auch die Rückenbinde
kann oft fast bis zum Verlöschen undeutlich werden, ein Umstand,
der bei der seitlichen Fleckenreihe noch viel häufiger eintritt. Die
meisten Verschiedenheiten ergeben sich jedoch aus der Form und
Vipera. 603
Verbindungsweise der Rückenflecken: in der Regel bestehen sie
aus großen Rhomben, die mit ihren Spitzen zusammenhängend ein
mehr oder weniger breites Zickzackband vorstellen, das über die
Mittellinie des Rückens oft bis zum Schwanzende hinläuft; nicht
selten ist jedoch diese Binde teilweise unterbrochen, ja manchmal
in ihrer ganzen Erstreckung in isolierte, hintereinanderstehende
Rhombenflecken aufgelöst; andere Varietäten zeigen wieder eine
ununterbrochene, aber in ihrer ganzen Erstreckung durchaus gleich-
breite, oft nur sehr schmal bandförmige Binde; derlei Stücke unter-
suchte ich namentlich aus Griechenland und dem südlichen Illyrien. —
Die Grundfarbe der Unterseite ist eigentlich ein helles Braungelb,
das aber durch zahlreiche schwarze Pünktchen und oft auch noch
durch kleinere oder größere schwarze Flecken meist so sehr verdrängt
wird, daß es mit Ausnahme des stets ungefleckten Hinterrandes der
Schilder fast gar nicht hervortritt, und dieselben dadurch heller oder
dunkler grau erscheinen. Auch können die auf der Bauchseite vor-
kommenden schwarzen Flecken durch Vergrößerung bald weniger,
bald mehr zusammenfließen, so daß dadurch die Unterseite ganz oder
wenigstens vorherrschend schwarz wird und die ursprüngliche Grund-
farbe nur in vereinzelten Flecken erkennen läßt.
Ammodytes lebt mit Vorliebe an trockenen steinigen Örtlichkeiten,
die mit niederem Strauchwerk schütter besetzt sind und dem Tiere
ebenso ausgiebigen Sonnenschein als zahlreiche und sichere Ver-
stecke bieten; an vollkommen kahlen, jeder Vegetation entbehrenden
Strecken fehlt sie jedoch, zweifelsohne weil sie hier einerseits keine
Nahrung und anderseits wegen des daselbst mangelnden Taues nicht
die zu ihrem Wohlbefinden nötige Feuchtigkeit findet. Obwohl in
lichten Wäldern, die ihr noch hinreichend freie, zur Besonnung
geeignete Stellen gewähren, auch vorkommend, meidet sie jedoch
meistens den geschlossenen Hochwald, in dem man sie in der Regel
nur ab und zu unter ihr besonders zusagenden Verhältnissen findet;
hier kann man ihr gewöhnlich nur stellenweise am Rande der Wälder
oder an den hindurchführenden Straßen, deren zum Wegbau ver-
wendete Steine ihr gute Schlupfwinkel bieten, sowie auch manchmal
am Saume größerer Blößen begegnen; desgleichen habe ich sie auch
an mitten im Walde gelegenen freien Steinhalden nicht selten und in
den auf Bergesgipfeln zur Aufrichtung der trigonometrischen Mar-
kierungsstangen aus losen Felstrümmern aufgeführten Steinpyra-
miden fast regelmäßig, wenn auch nur einzeln, gefunden. Ein be-
sonders beliebter Aufenthalt der Sandvipern sind auch die sog.
Legmauern, welche namentlich in den Karstländern aus lose überein-
andergeschichteten großen Steintrümmern in höchstens ein Meter
Höhe aufgeführt werden und zur Abgrenzung von Waldparzellen,
Weideflächen u. dgl. dienen; wegen der zahlreichen Zwischenräume,
die solche Mauern enthalten, bieten sie den darin hausenden Schlan-
gen eine große Menge zusammenhängender Schlupfwinkel und Ver-
stecke dar, in die sie sich bei der geringsten Gefahr sofort zurück-
ziehen und ihren Feinden nahezu unzugänglich machen können.
Einen besonderen Vorzug in dieser Richtung haben aber Legemauern,
die zur Einfriedung der meist in den kesselförmigen Vertiefungen
604 Viperidae.
des Karstes angelegten, kleinen Kulturflächen — meistens Kartoffel-
äcker — dienen, da hier die Tiere wahrscheinlich reichlichere Nahrung
als anderweitig finden dürften.
Die anderweitigen Lebensgewohnheiten von Ammodytes sind
nach Jahreszeit, Klima und Wohnort verschieden. In warmen
Gegenden sowie im Hochsommer hält sie sich gewöhnlich tagsüber
in ihren Schlupfwinkeln verborgen und zeigt sich nur in den frühen
Morgenstunden oder gegen Abend im Freien, treibt sich da wohl
auch bei Nacht im Mondscheine herum, um auf die zu der Zeit häufiger
hervorkommenden Nahrungstiere Jagd zu machen. Im Frühjahr
und Herbste jedoch oder in Gegenden und Höhen, wo ihr der nächt-
liche Aufenthalt im Freien schon zu kühl wird, trifft man sie gewöhn-
lich am Tage außerhalb ihrer Verstecke an. Nach einem warmen
Gewitterregen, namentlich wenn demselben sofort wieder Sonnen-
schein folgt, kommen die Tiere übrigens auch in südlichen Gegenden
und während der heißen Jahreszeit gerne hervor, wahrscheinlich
weil ihnen die unter solchen Verhältnissen gesteigerte Verdunstung
der Bodenfeuchtigkeit wohltut und ihre Haut behufs etwa zu er-
wartender Häutung weich und geschmeidig macht.
Obwohl im allgemeinen wärmeliebend, so ist die Sandviper
doch wieder gegen Kälte weit weniger empfindlich als irgendeine
andere einheimische Schlange und habe ich beispielsweise einzelne
Exemplare im Karste bei Görz an schönen Wintertagen selbst im
Dezember und Jänner freiliegend in der Sonne angetroffen.
Im Freien weilende Ammodytes pflegen gewöhnlich tellerartig
eingerollt in der Nähe ihres Schlupfwinkels zu liegen und warten das
Herannahen des Menschen meist ruhig ab, sich in der Regel erst
im letzten Augenblicke zurückziehend; fern von ihrem Wohnplatze
überrascht, kann sie meistens ohne Mühe gefangen werden, da sie
in ihren Bewegungen sehr plump und langsam ist und oft nicht ein-
mal zu fliehen versucht, sondern, wohl im Vertrauen auf die Furcht-
barkeit ihres Gebisses, den Feind einfach erwartet. Überhaupt
kann man die Sandviper durchaus nicht menschenscheu nennen,
und siedelt sich dieselbe nicht ungern in nächster Nähe von Dörfern
sowie von einzelnstehenden Häusern und Gehöften an, ja wird
manchmal selbst in deren Wohnräumen angetroffen.
Trotz ihrer Plumpheit und des kurzen Schwanzes klettert Ammo-
dytes selbstverständlich nicht nur im Gesteine, sondern auch in dem
Geäste der Pflanzen ziemlich gut und nicht ungern. So wird bei-
spielsweise in der sog. „Macchia‘, wie in Istrien und Dalmatien die
am Meeresufer liegenden, mit fast undurchdringlichem Buschwerk
bestandenen Abhänge genannt werden, unsere Schlange, wahrschein-
lich weil die Sonne durch das dichte Gestrüpp nicht bis auf den
Boden dringt, namentlich im Spätsommer und Herbste häufig auf
den Sträuchern angetroffen, und sind daher die durch die Macchia
führenden, meist sehr schmalen Pfade und Steige, durch die man
sich oft nur mühsam durchwinden kann, ziemlich gefährlich zu be-
gehen, da man die in dem Astwerk verschlungene Viper in dem
dichten Gewirre der meist immergrünen Pflanzen nicht leicht be-
merkt. Zum Glück wird man häufig durch das von der Schlange
Vipera. 605
bei Annäherung des Menschen ausgestoßene Zischen auf ihre An-
wesenheit aufmerksam gemacht; es ist dieses Gezisch ein für die
Sandviper sehr charakteristischer Laut, der in ähnlicher Weise nur
noch bei Coelopeltis vorkommt. Ammodytes läßt nämlich nicht wie
die anderen Schlangen ein gleichmäßig gezogenes Blasen hören,
sondern gibt ein Zischen von sich, das zuerst leise beginnend all-
mählich immer, stärker ansteigt und dann beim höchsten Tonfalle
abbrechend wieder plötzlich schwächer wird und auf kurze Zeit
aufhört. Gar manche Viper, an der ich ohne sie zu sehen, ruhig
vorübergegangen wäre, hat mich durch diesen nicht zu verkennenden
Ton auf ihr Dasein aufmerksam gemacht und sich mir hiedurch aus-
geliefert.
Als Nahrung werden nach meinen Erfahrungen am liebsten
Mäuse und Maulwürfe genommen, übrigens auch kleine Vögel,
Schlangen, Blindschleichen und Eidechsen nicht verschmäht; letztere
werden gewöhnlich ergriffen und lebend hinabgewürgt, die anderen
Tiere aber in der Regel nach einem ihnen versetzten Biß losgelassen
und erst nach dem infolgedessen meist nach I—2 Minuten einge-
tretenen Tode entweder gleich, manchmal aber oft auch viel später,
aufgesucht und verzehrt.
Ammodytes hat unter allen europäischen Giftschlangen nach
Berus die weiteste Verbreitung, indem sich das von ihr bewohnte
Areale etwa vom 47. bis zum 30.°, also nicht weniger als über 16 Breite-
grade erstreckt. Als ursprüngliche Heimat des Tieres habe ich in
meiner ersten Auflage die Balkanhalbinsel aufgestellt und die Meinung
vertreten, daß sieh dasselbe von da aus durch allmähliches Vordrin-
gen nach Norden bis an die Grenzen seiner gegenwärtigen Wohn-
sitze ausgebreitet habe. Die seit dieser Zeit gemachten Erfahrungen
und Beobachtungen haben aber meine diesbezügliche Ansicht be-
deutend verändert und bin ich dermalen dahingekommen, die süd-
lichen Kalkalpen für die eigentliche Heimat der in Rede stehenden
Schlange zu halten. Zu dieser hier ausgesprochenen Meinung ward
ich dadurch geführt, daß sich die Sandviper nicht nur in dem letzt-
genannten Gebiete in größter Menge, sondern auch in vollendetster
Ausbildung findet und von da aus nach Süden zu, wenn auch nicht
überall an Häufigkeit, so doch an Größe entschieden abnimmt.
Denn wenn auch nicht geleugnet werden soll, daß Ammodytes in
Istrien, Dalmatien, Bosnien und der Herzegowina sowie in Griechen-
land stellenweise zu den gemeinsten Schlangen gehört, so halten diese
Vorkommnisse doch selten einen Vergleich aus mit ihrem massen-
haften Auftreten in den südlichen Alpenländern. Desgleichen zeigen
sich die Vipern aus Kärnten, Krain und Steiermark ihren südlich
wohnenden Artgenossen an Größe ganz gewaltig überlegen, und
während letztere, wenigstens in Gegenden mit ausgesprochenem
südlichen Klima gewöhnlich nur 50 bis 60 cm erreichen, sind in den
drei erstgenannten Ländern Stücke von 70—80, ja selbst 90 cm nichts
Außerordentliches. Man könnte allerdings auch der gegenteiligen
Ansicht sein, und die Vermutung aussprechen, daß Ammodytes bei
ihrem Vordringen nach Norden günstigere Verhältnisse vorgefunden
und sich infolgedessen kräftiger entwickelt und stärker vermehrt
606 | Viperidae.
habe. Ich glaube aber kaum annehmen zu können, daß ein aus dem
Süden stammendes Tier bei seinem Vordringen nach Norden und
in kältere Gegenden in für sein Gedeihen ersprießlichere Verhältnisse
gelangt sein dürfte, während hingegen der Schluß viel näher liegt,
daß eine von Norden kommende Art bei allfälliger Einwanderung
in wärmere Gegenden so manche der ihrer bisherigen Lebensweise
entsprechende Bedingungen vermissen und infolgedessen quantitativ
und qualitativ zurückgehen wird.
In den südlichen Kalkalpen ist nun Ammodytes von Bozen in
Südtirol durch Nord-Venetien, Kärnten, Südsteiermark und Krain
verbreitet, dringt von hier aus in die Karstländer ein, daselbst durch
das österreichische Küstenland, Kroatien, Dalmatien, Bosnien und
die Herzogowina nach Serbien und Montenegro ziehend und von hier
aus dann weiter durch die ganze Balkanhalbinsel bis ins südliche
Griechenland, in all diesen Gebieten sowohl auf dem Fest-
lande als auch auf den meisten der dazu gehörenden Inseln vor-
kommend. Von dem Nordosten Serbiens tritt das Tier dann noch
in das südliche Ungarn und südwestlichste Siebenbürgen über, im
ersteren Lande im ganzen Czernatale, namentlich aber um Mehadia
und Orsowa gemein. Obwohl vorwiegend Kalk bewohnend, schließt
das Auftreten der Sandviper doch auch ab und zu vorkommendes
Urgebirge nicht aus, wie beispielsweise gerade die Vorkommnisse
um Bozen (Porphyr) und in Siebenbürgen (Labrador, Trachyt) zeigen.
Der nördlichste mir bekannte Fundort ist Friesach in Kärnten
(46° 57'), der westlichste Bozen (46° 30). Daß vor Dezennien einmal
Ammodytes bei Rosenheim in Südbayern gefangen ward, hat ebenso-
wenig zu bedeuten, als daß ich z. B. im Jahre 1876 eine in einem
Garten bei Worms gefangene Schlange zur Bestimmung zugesandt
erhielt, die sich als eine unzweifelhafte und typische Vipera aspis
erwies. Derlei versprengte oder verschleppte Tiere tauchen ab und
zu immer wieder auf und können selbstverständlich die geographische
Verbreitung der Arten nicht beeinflussen.
Was endlich die vertikale Verbreitung von Ammodytes betrifft,
so reicht dieselbe zwar bis zum Meeresspiegel hinab, kann aber doch
nicht hindern, die Sandviper mehr als ein Gebirgstier zu bezeichnen,
da sie in der Ebene entschieden seltener ist und erst von etwa 400 m
an aufwärts häufiger wird. Im Gebirge geht sie dann ziemlich hoch
hinauf und ist sie beispielsweise im Karste bei Görz in den niederen
Lagen recht selten, auf dem Tarnowaner Plateau (Iooo m) dagegen
häufig; in den julischen Alpen habe ich sie einzeln noch in etwa
2000 m Meereshöhe gesammelt und auch in der Herzegowina kommt
sie eben so hoch vor; weiter hinauf wird sie meist durch die Kreuz-
otter abgelöst.
In der Gefangenschaft hält Ammodytes besser und länger aus,
als vielleicht irgendeine andere Schlange. Wenn sie beim Fange
nicht mißhandelt, sondern schonend eingesackt wird, so zeigt sie sich
durch das über sie hereingebrochene Los nicht sonderlich aus dem
Gleichgewichte gebracht. Stumpfsinniger und schwerfälliger als alle
ihre Verwandten, pflegt sie sich in die neuen Verhältnisse bald zu
fügen, gewöhnt sich leicht an den Menschen, unterläßt das bei anderen
Vipera. 607
Schlangen oft so lange dauernde Stoßen nach den Käfigwänden oder
Schnappen nach dem Pfleger meist schon nach ein paar Tagen. Gut
gepflegt und genährt, fühlt sie sich dann auch bald heimisch, wächst
nach und nach zu einer ansehnlichen Größe heran und hält Dezennien
lang aus. Hiebei erweisen sich die aus den Kalkalpen stammenden
Stücke viel gutmütiger und leichter zähmbar als ihre weit kleineren
aber bedeuten® scheueren und viel bissigeren Artgenossen aus den
Balkanländern.
Bei der Fütterung können auch tote Tiere verwendet werden,
da Giftschlangen auch im Freien ihre Beute meistens tot zu ver-
zehren pflegen.
3. Vipera Latastei: Caput supra sgquamosum ante oculos angulato-
acuminatum plerumgque in conum parvum, retro inclinatum Pro-
ductum. Supraocularia ultra oculos haud excedentia . Scutum
rostrale latitudine multo altius. Scuta praenasalia duo. Oculi
a supralabialibus squamarum serie duplici disjunct. Squa-
marum series 21. — Long. 50—60 cm.
Coluber aspis Vandelli Mem. Acc. Lisb. I, pag. 69 (1779). — Vi-
pera Ammodytes Schleg. Essai Phys. Serp. II, pag. 602, tab. XXI,
fig. 19 et 20 (1837). — Vipera aspis Strauch Erpetol. Alg. pag. 70
(1862). — Vipera Latastei Bosca Bull. Soc. zool. France, pag. II6,
tab. IV (1878). — Vipera berus subsp. aspis var. Camerano
Monogr. Ofid. ital. pag. 48 (1888).
Eine zwischen der vorigen und der nachfolgenden stehende
in Habitus und Zeichnung mehr an Ammodytes, in der Schnauzen-
bildung aber teilweise an Asprs erinnernde ‚Art.
Der Körper ist kräftig und gedrungen, der etwas in die Länge ge-
zogene Kopf nach vorne ziemlich rasch verengt, nach hinten aber
merklich erweitert. Der vor den Augen
liegende Teil desselben ist oben schwach
konkav, seitlich scharf, fast rechtwinklig
gerandet, mit mehr oder weniger aufge-
worfener, meistens aber in einen auf-
stehenden Fleischzapfen endender Schnau-
zenspitze. Die Augen sind vorspringend
aber sehr klein, etwa über die Naht des
vierten mit dem fünften Supralabiale
gestellt, der Oberkiefer ist schmal vor-
ragend, der Hals merklich eingezogen.
Der Pileus ist durchaus mit kleinen, unregelmäßigen Schuppen
bedeckt, welche glatt oder schwach gekielt, etwas geschindelt und ganz
regellos gestellt sind; mitunter sind zwischen ihnen I—2 etwas größere
Schildchen zu bemerken. Die Supraokularen sind klein aber gut
entwickelt, ihr Außenrand nach rückwärts die Augen nicht über-
ragend. Die Schnauzenspitze ist manchmal nur aufgeworfen wie
bei Aspis, in den allermeisten Fällen aber in einen kurzen, dreieckigen,
am Grunde leicht abgeflachten, oben aber verrundeten und mehr
oder weniger nach rückwärts geneigten Fleischzapfen verlängert; dieser
ist-vorne fast nur von dem hohen, fast bis zu seiner Spitze reichenden
Fig. 125.
Vipera Latastei Bosca.
608 Viperidae.
Rostrale, seitlich von zwei übereinanderstehenden schmalen Prä-
nasalen und rückwärts dann noch von drei bis sechs Schuppen be-
deckt. Die Spitze dieses Hornes wird von einer an dessen Hinter-
seite liegenden, an ihrer Basis sehr breiten Schuppe gebildet, welche
sich nach vorne auf das Ende des Rostrale hinüberwölbt, von der
Seite aber nur zum geringsten Teile sichtbar ist. Die Kopfseiten sind
mit kleinen unregelmäßigen Schuppen bedeckt, welche um das Auge
herum einen Kranz von IO—1I2, unter ihm und zwischen den Supra-
labialen aber eine Doppelreihe bilden. Die Schläfenschuppen sind
stark vergrößert, von den I0—ı2 Supralabialen gewöhnlich das vierte
und fünfte am größten. Das Mentale ist dreieckig, seine Basalseite
die größte, die Kehlfurche ist schwach ausgesprochen. Von den
Sublabialen stoßen meist vier oder fünf an die vorderen Infra-
maxillaren, die Schuppen stehen in 2I Längsreihen, deren untere glatt
oder nur schwach gekielt ist. Ventralen sind 125—147, Subcaudalen
32—43 vorhanden.
Die Oberseite ist grau oder bräunlich, mit dunkelbrauner, ge-
wöhnlich schwarz gesäumter Wellen- oder Zickzackbinde über den
Rücken und einer ebenso gefärbten seitlichen Fleckenreihe. Der
Kopf zeigt häufig zwei braune, in der Regel nicht zusammenstoßende
Makeln am Scheitel und seitlich eine hinter dem Auge beginnende
gegen den Hals zu ziehende Schläfenbinde. Die in der Jugend meist
hellen Lippenschilder sind bei erwachsenen Tieren mehr oder weniger
schwarz gefleckt oder gesprenkelt; die bei Jungen schmutzigweiße
Unterseite wird im Alter gewöhnlich vom dritten Ventrale an dunkel
und allmählich schwärzlich, ist aber stets mit hellen Flecken be-
setzt; die hintere Schwanzhälfte zeigt eine ausgesprochen grünlich
ockergelbe Färbung.
Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt etwa 50—60 cm.
Die Verbreitung dieser Art ist auf die Pyrenäische Halbinsel be-
schränkt, woselbst sie sowohl in Spanien als auch in Portugal stellen-
weise gemein ist.
4. Vipera aspis: Caput supra sgquamosum ante oculos angulato-acu-
minatum, scutellis apıcalibus 2—3, supraocularıbus ultra oculos
haud excedentibus. Rostrale latitudine altius. Scutum pränasale
unicum. Oculi a supralabialibus sguamarum serie duplice sejuncti.
Squamarum series 21ı—23. Long. 50—60 cm.
Vipera berus Meißner Mus. d. Naturg. Helvet. pag. 89, 17, tab. I,
fig. I, 2 (1820). — Vipera aspis Merr. Syst. reptil. pag. 151, 9 (1820).
— Vipera communis Millet Faune Maine et Loire II, pag. 646,
tab. V, fig. ı (1828. — Vipera Redii Fitzing. Syst. reptil: I, pag. 28
(1843). — Vipera berus subsp. aspis Camerano Monogr. Ofid.
Ital. Vip. p. 41, tab. I, fig. I—7, 22—32 (1888).
Typus: Supra cinerea, flavescens vel rufa subtus atra, striis trans-
versis nigris alternantibus per series quatuor dispositis.
Vipera Mosis Charas Laur. Synops. reptil. pag. 100, 219 (1768).
— Coluber Chersea Razoum. hist. natur. d. Jorat. I, pag. a: 024
(1789). — Coluber Redii Gmel. Linn. Syst. nat. I, 1091 (1790). —
Vipera Redii Latr. Hist. nat. d. rept. III, pag. 304 (1800). — Co-
luber Charasii Shaw. Gener. Zool. III, pag. 379 (1802). — Vi-
Vipera. 6 09
pera aspis var. a, cinerea de Betta Erpetolog. d. prov. venete
in Atti dell’ Acad. di Agricolt. Arti e Commerce. di Verona, XXXV, pag. 244
(1857).
var. a) Supra cinerea, subtus atra aut fusco-chalybea, passim albo-
rubrove sparsa,; maculis dorsalibus majoribus crebioribusque.
Vipera Franc isi Redii Laur. Synops. reptil. pag. 99, 218 (1768).
— Vipera Redii Metaxa Monograf. d. serp. di Roma. Isis XX
(1827). — Vipera Aspis var.b, cinerascens de Betta Erpetol.
d. prov. ven. pag. 244 (1857).
var. b) Ut supra, sed maculis dorsalibus per longitudinem confluen-
tibus.
Coluber vipera aLatr. hist. natur. d. Salam. de France pag. XXIII
(1800). — Vipera vulgaris Latr. hist. natur. de rept. III, pag.
2124,7.,(1802).
var. c) Supra livida, subtus albida vel rubescens, atro-sparsa,; ma-
culis dorsalibus fuscescentibus subobsoletis, lateralibus nullis.
Niprera Aspisıvar. I, 1isabellıinarde Bettar Erpetol..d. prov.
ven. pag. 245 (1857).
var. d) Supra rufo-flava, maculis atris lucide limbatis; abdomine
nigro-sparso.
Vipera Aspis var. g, fulva de Betta Erpetol. d. prov. ven. pag.
245 (1857).
var. e) Supra vufescens, subtus fusco-chalybea, punctis albis, atrıs
aut rubris sparsa.
Vipera Aspis var. d, rufescens de Betta Erpetol. d. prov.
ven. pag. 245 (1857).
var. f) Supra et subtus rufescens, maculis dorsalibus interdum an-
gustissimis.
Vipera Aspis var. h, rufiventris de Betta Erpetol. d. prov.
ven. pag. 245.
var. g) Supra rufa, subtus atra, rubro-sparsa,; maculis dorsalibus in
vittam angulosam plus minusve cohaerentibus.
Coluber aspis Linne Syst. nat. I, pag. 218, 192 (1758). — Co-
luber berus Razoum. hist. natur. d. Jorat I, pag. Iı5, 22 (1789).
— Coluber berus var. e Bonnat., tabl. encycl. meth. Erpet. pag. 58,
157 (1789). — Vipera berus var. Daud. hist. nat. d. reptil. VI,
pag. 303 (1803). — Echidna Aspis Merr. Syst. amphib. pag. 151,
9, a (1820). — Pelias aspis Boie Bemerk. üb. Merr. Syst. d. Amph.
Isis XX, pag. 558, 3 (1827). — Vipera Aspis var..c, rufa de
Betta Erpetol. d. prov. ven. pag. 244 (1857).
var. h) Supra fusca vel brunnea, subtus atra, albo-rubrove sparsa,
maculis dorsi laterumque plus minusve conspieuis.
Vipera Aspis var.e, fusca etf, brunnea de Betta Erpetol.
d. prov. ven. pag. 245 (1857).
var. ı) Supra fusca, subtus plumbea.
Vipera Aspis var. i, fusca-plumbiventris de Betta FEr-
petol. d. prov. ven. pag. 245 (1857).
var. k) Ut g, sed maculis lateralibus obsoletis.
Coluber vipera b, Latr. hist. natur. d. Salam. de France pag. XXIII
(1800). — Vipera berus Cuv. regne anim. II, pag. gı (1829).
Schreiber, Herpetologia europaea. 39
610 Viperidae.
var. ]) Supra cinerea, immaculata, lateribus vitta longıtudıinali albo-
variegata obscura.
Vipera aspis var. immaculata Calderini in De Betta Atti
Istit,. Ven.; Ser. V, Vol. V (1879). — Vipera.aspis var Calder
na DesBettaul’zea (1879):
var. m) Supra cinerea vel rufa, maculıs dorsalibus lineae medianae
concolori plus minusve adnexis.
Vipera chersea Latr. hist. nat. d. rept. III, pag. 297 (1802).
var. n) Supra cinerea vel vufescens, maculis dorsalibus maximis
rhomboideis in fasciam angulosam conjunctis. (Sterlia.)
Vipera Hugyi Schinz Naturg. u. Abbild. d. Reptil. pag. 179, tab. 78,
fig. 2 (1833). — Vipera Heegeri Fitzing. Mus. Vindob.
var. 0) Supra cinerea vel fusca, maculis dorsalibus magnis rotundatis
nigro-limbatıis.
Vipera ocellata Latr. hist. natur. d. reptil. III, pag. 292, fig. ı
(1802). — Aspis ocellata Fitzing. Classificat. d. Reptil. pag. 62
(1826).
var. p) Supra nigra, concolor, dorso interdum pallidiore.
Vipera prester Metaxa Monograf. d. serp. di Roma pag. 43, 5
(1823). — Vipera atra Meißner Mus. d. Naturg. Helvet. pag. 93,
tab. II, fig 3 (1820).
Der Körper ist ziemlich walzenförmig, von oben etwas nieder-
gedrückt, in der Mitte meist viel weniger verdickt als bei Ammo-
dytes. Der sehr deutlich geschiedene
Kopf ist von hinten nach vorn all-
mählich aber ziemlich stark verjüngt,
im allgemeinen von etwa ei- oder birn-
förmiger Gestalt. Seine Oberseite ist
am Scheitel schwach gewölbt, vorn
flach, mit abgestutzter, scharfkantiger
und deutlich aufgeworfener Schnauzen-
spitze. Die ziemlich großen Nasen-
löcher sind rundlich und in der Mitte
des hinten oft unregelmäßig geteilten
oder eingekerbten Nasalschildes, die
Augen vollkommen seitlich gelegen.
Der Schwanz ist kurz, mit einem nach
abwärts gekrümmten beim Männchen
etwas längeren Stachel an der Spitze.
Das Rostrale ist höher als breit,
schief von unten nach aufwärts ge-
Fig. 126. wölbt, nach oben zu stark verschmä-
Vipera aspis Linne. lert, seine an das Pränasale stoßende
Seite die längste; die Supraokularia sind
klein, länger als breit, mit deutlich vorspringendem Augenrande, der
hinten nicht über die Augen hinausreicht. Die ganze übrige Ober-
seite des Kopfes ist mit zahlreichen, unregelmäßigen kleinen Schup-
pen bedeckt, welche flach oder schwach konvex, und bis hinter
die Augen glatt sind, am Hinterkopfe aber allmählich in die regel-
Vipera. 611
mäßigen, gekielten Körperschuppen übergehen. Zwischen den
Augen finden sich mitunter ein bis drei größere, unregelmäßig poly-
gonale Schildchen, die als Andeutungen des Frontale und der Parie-
talia betrachtet werden müssen. Das an seinem Hinterende von
2—3 Apicalschildchen begrenzte Rostrale ist von dem Nasale durch
ein hohes, nach oben dreieckig erweitertes Pränasalschildchen ge-
schieden, das Nasale selbst groß, vorn und oben ziemlich gerade,
hinten und unten mehr gerundet, in der Regel den zwei ersten Supra-
labialen aufliegend. Die übrigen Kopfseiten sind ganz mit kleinen
Schuppen bedeckt, welche stets in doppelter Reihe unter dem Auge
herumziehend, dieses von den Supralabialen trennen, und auch
noch hinter dem Auge zwei bis drei übereinander stehende, gewöhn-
lich etwas schiefe Reihen bilden. Die Schläfenschuppen sind groß,
flach und geschindelt. Supralabialia sind meistens zehn (9—13),
Sublabialia neun vorhanden, deren vier bis fünf erste die vorderen
Inframaxillaren berühren; die hinteren Inframaxillaren sind meist
undeutlich, schuppenförmig. Die Körperschuppen sind lanzettlich
eiförmig, mit scharfen, am Schwanze etwas schwächer werdenden
Kielen, in 19—25, in der Regel aber in 21 Längsreihen geordnet.
Die Zahl der Bauchschilder wechselt von 34 bis 69, die der Schwanz-
schilderpaare von 30 bis 49. Die Länge des erwachsenen Tieres be-
trägt etwa 50—60 cm.
Die Färbung und Zeichnung dieser Art ist außerordentlich
veränderlich, indem sowohl die Grundfarbe des ganzen Körpers
sehr variiert, als auch die Zahl und Größe, die Form und Färbung,
sowie auch die Verbindung der Flecken dem mannigfaltigsten Wechsel
unterworfen ist. Bei typischen Stücken ist die ganze Oberseite asch-
grau, braungelb oder zimmtbraun, im ersteren Falle oft mehr oder
weniger deutlich ins Grünliche geneigt, durch vier in paralleler
Richtung über Körper und Schwanz hinlaufende Reihen schmaler
dunkler Ouerbinden gezeichnet (Vipera Redit Aut.); doch kann die
Grundfarbe von Aschgrau durch Gelblich und Rötlich ins Braune
und Olivenfarbige bis zum tiefsten Schwarz in allen möglichen
Zwischentönen abändern, ist bald mehr matt und trübe, oft aber
auch, namentlich bei gelblichen und rötlichen Varietäten, sehr in-
tensiv und nahezu brennend. Der Kopf ist im allgemeinen wie der
Rücken gefärbt, bei lichten Varietäten oft gegen die Spitze zu bräun-
lich oder überhaupt dunkler. Am Hinterrande des Auges ent-
springt eine ziemlich breite, in schräger Richtung nach hinten und
unten ziehende dunkle Binde, die bald mehr, bald weniger auf die
Halsseiten verlängert ist. Auf Stirn und Schnauze stehen gewöhn-
lich ebenfalls einzelne, dunkle Makeln, die aber weder in Form noch
in Stellung beständig sind, sondern bald rundlich, bald wieder vier-
eckig oder streifenartig erscheinen, ja in manchen Fällen auch nur
angedeutet oder selbst gar nicht vorhanden sind. Die. Supralabial-
- schilder sind milchweiß oder gelblichweiß, welche Farbe, umschlossen
von dem dunklen Postokularstreif und dem ebenso gefärbten Rande
des Unterkiefers eine Art von weißlicher Binde an der Mundspalte
darstellt. Hinter dem Scheitel stehen zwei dunkle Streifen, die nahe
beieinander entspringend in schiefer Richtung nach den Seiten des
39*
612 Viperidae.
Hinterhauptes gerichtet sind, und in ihrem Winkel einen mehr oder
weniger großen, bald rundlichen, bald viereckigen oder auch unregel-
mäßig geformten Nackenfleck einschließen. Was nun die Körper-
zeichnung anbelangt, so sind die dieselbe bildenden Querflecken
gewöhnlich rechtwinkelig, etwa zweimal so breit als lang und bei
typischen Stücken, wie schon erwähnt, in vier parallele Längsreihen
gestellt. Die mittleren zwei Reihen sind stets größer als die seitlichen,
wenigstens gegen den Kopf zu und am Schwanze fast immer, oft
aber auch durchgängig der Quere nach in eine einzige Reihe zu-
sammenfließend; die Anordnung der Seitenflecken ist gewöhnlich
eine derartige, daß sie mit den Rückenflecken wechseln, wenn diese
zusammenfließen, oder mit den Rückenflecken sich vereinigen, wenn
diese alternieren; doch kann es auch vorkommen, daß die Flecken
in allen vier Reihen fast durchgängig getrennt und abwechselnd ge-
stellt sind. In manchen Fällen sind die zwei mittleren Fleckenreihen
durch ein schmales, über die Firste des Rückens hinziehendes gleich-
gefärbtes Längsband vereinigt, wodurch dann eine von Stelle zu
Stelle mit Ouerfortsätzen versehene Binde entsteht, deren Äste bald
einander gegenüber gestellt, bald miteinander wechselnd erscheinen.
Da die Rückenflecken meist deutlich breiter sind als lang, so ent-
steht durch die seitliche Verschmelzung derselben meist eine hinter-
einander liegende Reihe schmaler, in der Regel etwas schräger,
strichartiger Ouerbinden; sind jedoch schon die ursprünglichen
Flecken größer und breiter, so bilden sie durch ihre Verbindung
mehr unregelmäßig rundliche Makeln, ja es kann in diesem Falle
die Erweiterung der Flecken so weit gehen, daß nicht nur die neben-
einander, sondern auch die hintereinander stehenden Makeln unter-
einander verfließen, wodurch dann eine breite, mehr oder weniger
zusammenhängende Zickzackbinde entsteht, welche dem Tiere in
der Zeichnung eine große Ähnlichkeit mit Ammodytes verleiht. Diese
Form, welche sich von den typischen Stücken meist auch durch
längeren und robusteren Körper unterscheidet, wurde von Schinz
als Vipera Hugyi beschrieben und findet sich auch in den Sammlungen
hier und da unter der Bezeichnung Vipera Heegeri Fitzing. Diese
Varietät scheint vorzugsweise auf Sizilien vorzukommen. Die Farbe
aller Flecken und Zeichnungen ändert vom hellen Rötlichbraun
durch dunkles Schwarzbraun bis zu reinem Schwarz in allen Schat-
tierungen ab; gewöhnlich sind sie einfarbig, manchmal aber auch
heller oder dunkler, namentlich schwarz gesäumt; sind in letzterem
Falle die Rückenflecken quer zusammenfließend und überhaupt alle
Makeln, namentlich die der Mittelreihe, groß und rundlich erwei-
tert, so bildet dies die als Vipera ocellata Latr. bezeichnete Form.
— Die Unterseite ist am Kopfe meist der Oberseite ziemlich ähnlich
gefärbt, am Bauche hingegen von Hellbräunlichgelb durch Bräun-
lichgrau und Dunkelgrau bis zu Schwarz wechselnd, entweder ein-
farbig, oder mit helleren, weißlichen, gelblichen oder rötlichen, an-
derseits mit dunkleren, namentlich schwärzlichen Punkten, die
Sprenkelung durch Überhandnehmen oft die Grundfarbe mehr
oder weniger, mitunter selbst ganz, verdrängend; doch sind die ein-
zelnen Schilder sowohl an ihren hinteren als auch an ihren seitlichen,
Vipera. 613
der untersten Schuppenreihe anliegenden Rändern fast immer hell
oder weißlich, während sich anderseits die Sprenkelung des Unter-
leibes häufig auch auf die meist etwas helleren Körperseiten teil-
weise hinauf erstreckt. Der Schwanz ist unten, manchmal auch
oben, safran- oder selbst orangegelb gefärbt.
Die Jungen sind von den Alten durch minder scharfe Farben
und durch die stets einfarbige, bräunliche oder weißliche Unter-
seite verschieden, die nur sehr unmerklich grau oder schwärzlich
gesprenkelt ist. — In seltenen Fällen nımmt das ganze Tier eine
gleichmäßige tiefschwarze Färbung an, die höchstens in der Mitte
des Rückens etwas heller erscheint, aber keinerlei Zeichnungen auf-
weist; diese Form soll sich namentlich in der Schweiz finden; mir
ist sie übrigens nie zu Gesicht gekommen, so daß ich auch nicht
vollkommen überzeugt bin, ob diesen Angaben nicht mitunter eine
Verwechslung mit der Kreuzotter zugrunde liegt.
Vipera aspis kommt zwar durchaus nicht selten auch in der
Ebene vor, hält sich aber vorwiegend doch ım Hügel- und niederen
Berglande auf, woselbst sie besonders auf dürren, steinigen Orten,
auf Waldblößen, in alten Mauern und mit Gebüsch bewachsenen
Steinhaufen, in Schutthalden u. dgl. zu wohnen pflegt; aber auch
im lichten Niederwalde, welcher durch mehr schütteren Baumwuchs
den Sonnenstrahlen hinreichenden Zutritt gestattet, läßt sie sich
nicht ungerne nieder. Sie liebt vorzugsweise Kalk- und Sandstein-
boden, ist träge, schwerfällig und friedfertig, dem Menschen gegen-
über durchaus nicht aggressiv und nur im äußersten Notfalle stand-
haltend und sich dann durch Beißen zur Wehr setzend. Obwohl
vereinzelte Stücke selbst noch in 2300 m Meereshöhe angetroffen
wurden, so gehören solche Fälle doch zu den Ausnahmen, da sie in
der Regel nicht gerne ins Hochgebirge hinaufsteigt und sich lieber
in mittleren Lagen aufhält, so daß man sie im allgemeinen mehr
als einen Bewohner der unteren Talgegenden und der Hügelregion
bezeichnen kann; auch pflegen sich die in höheren Gebirgen leben-
den Vipern bei herannahender kühlerer Temperatur in tiefer ge-
legene wärmere Lagen herabzuziehen. Einer stärkeren Besonnung
im Hochsommer ist Aspis ebenso wie ihre Gattungsgenossen nicht
hold, und ist sie daher zu dieser Jahreszeit am ehesten noch an
bewölkten Tagen außerhalb ihrer Verstecke anzutreffen. Auf Berg-
wiesen verkriecht sie sich gerne unter den zum Trocknen aufge-
schichteten Heuhaufen, und kann da beim Abräumen derselben
dem Menschen mitunter gefährlich werden, da sie getreten oder an-
gefaßt unbedingt beißt; sie ist ein ausgesprochenes Dämmerungs-
tier, das sich auch in der Gefangenschaft erst allmählich an das
Tagesleben gewöhnt. Im Freien wird sie manchmal paarweise (&
und Q) angetroffen. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Mäusen,
ab und zu vergreift sie sich wohl auch an Nestvögeln. Eidechsen
werden in der Regel nur von jungen, von erwachsenen nur ungerne
gefressen, Amphibien stets verschmäht. Aus dem Winterschlafe
kommt sie je nach der Temperatur und Örtlichkeit, frühestens im
März, spätestens im Mai hervor und schreitet dann 2—3 Wochen
darauf zur Fortpflanzung; die 14—Ig cm langen Jungen, deren
614 Viperidae.
Zahl 10—20 beträgt, werden etwa vier Monate nach der Paarung,
meistens im August, geworfen.
Vipera aspis hat keine sehr große Verbreitung, da sich dieselbe
nur vom 16.—30° ö. L. v. Ferro und vom 49.—37.° n. B., also über
bloß ı5 Längen- und ı2 Breitengrade erstreckt. Zuerst tritt uns
das Tier in Frankreich entgegen, wo es von den Pyrenäen aufwärts
besonders in den hügeligen und gebirgigen südlichen und nordöst-
lichen Provinzen allenthalben häufig, im Westen und im gegen die
Atlantis gelegenen Flachlande dagegen seltener vorkommt; nach
Norden scheint es die Gegend von Rouen, wo es übrigens nur mehr
höchst vereinzelt auftritt, nicht zu überschreiten. Von Frankreich
tritt Aspis dann nordöstlich nach Lothringen und östlich in die
Schweiz über, hier aber auch nur die westlichen und südlichen Kan-
tone bewohnend, während sie in dem östlichen und mittleren Teile des
Landes fehlt; von hier dringt sie dann nördlich noch in den Schwarz-
wald, östlich aber nach Italien vor, woselbst sie auf der ganzen
Halbinsel nicht nur am Festlande, sondern auch auf Sizilien (in
der Form Hugyi) fast allerorten gemein ist. Endlich zweigt sich noch
von Norditalien aus ein Vorkommen nach Südtirol und in das öster-
reichische Küstenland ab, ersteres häufig und bis Meran hinauf-
reichend, letzteres aber nur auf Görz in das mit lichtem Eichenwald
bestandene eokäne Sandsteingebiet, aber äußerst selten, beschränkt.
Alle anderen aus Europa gemeldeten Funde der Asfpis beruhen
unstreitig auf einer Verwechslung mit verwandten Arten und ge-
hören die von der Pyrenäischen Halbinsel angeführten wohl alle zu
Vipera Latastei, während die aus Kärnten, Krain und Bosnien er-
wähnten nichts anderes als die Varietät bosniensis der Kreuzotter
sein dürften, obwohl das bosnische Landesmuseum eine nach Veith
über alle Zweifel erhabene Vipera aspis besitzt, die auf der Gola
Jahorina südlich von Sarajewo gefangen ward.
5. Vipera berus: Caput ante oculos haud angulatum pileo sgquamoso-
scutellato, scutellis aprcalibus vostrale adtingentibus duobus, scuto
frontali ac parietalibus distinctis, supraocularıbus ultra oculos
paulum excedentibus. Rostrum obtuse rotundatum cantho rostrali
subobsoleto,; oculi a supralabialibus sguamarum serie unica ple-
rumque disjuncti. Squamarum series 21. — Long. 50—70 cm.
Vipera communis Leach Zool. Miscell. III, pag. 7, tab. CXXIV
(1817). — Pelias Berus Merr. Syst. amphib. pag. 148, ı (1820). —
Vipera limnaea Bendiscioli in Brugnatelli Giorn. di Fis. Chim. e
Stor. nat. 2. Dec. IX, pag. 431 (1826). — Vipera trilamina Millet
Faune Maine et Loire, II, pag. 651, tab. V, fig. 2 (1828). — Pelias
chersea Wagl. nat. Syst. d. Amph. pag. 178 (1830). — Pelias dor-
salis Gray Zoolog. Miscell. pag. 71 (1831). — Vipera torva Lenz.
Schlangenk. pag. 133, tab. I—IV, et VIII (1832). — Vipera berus
Schleg. Essai sur la physion. d. serp. II, pag. 591, tab. XIV, fig. 15, I6
(1837). — Echidnoides trilamina Mauduyt Herpetol. de la
Vienne pag. 29 (1852). — Vipera Pelias Soubeiran de la Vipere
pag. 30 (1855).
var. a) Supra cinerea vel griseo-olivacea, vitta dorsali dentato-repanda
maculiısque lateralibus atris.
var.
var.
Var.
var.
var.
var.
var.
var.
var.
var.
var.
var.
var.
var.
var.
Var:
Vipera. . +Ory
Coluber Berus Linne Syst. nat. I, pag. 217, 183 (1758). — Co-
luber chersea Sturm Deutschl. Fauna III, 3. Hft. (1802). — Vi-
pera Berus Daud. Hist. nat. d. rept. VI, pag. 89, tab. LXXII, fig. ı
(1803). — Vipera trigonocephalus Daud. l.c. VI, pag. 175
(1803). — Coluber coeruleus Sheppard Transact. of the Linn.
soc. VII, pag. 56 (1804). — Pelias Berus. a Merr. Syst. amphib.
pag. 148, I (1820).
b) Supra straminea, striis transversis alternantibus atris (Slavon.).
c) Supra ferruginea vel rufo-fuscescens, vitta dorsali anguloso-
flexuosa maculisque lateralibus atris.
Coluber chersea Linne in schwed. Abhand. XI, pag. 255, tab. 6
(1749). — Coluber Aspis Müller Zool. dan. prodrom. pag. 36, 303
(1788). — Vipera chersea Link in Voigts Mag. Nat. XII, pag. 294
(1806). — Pelias Berus £ Merr. Syst. amphib. pag. 148, ı (1820).
— Coluber Berus Blumenb. Handb. d. Naturg. pag. 256, 3 (1821).
— Pelias chersea Bonap. Iconogr. d. Fauna ital. (1832).
d) Supra fusca, cinnamomea aut badia, vitta dorsali lucidiore
(Austr. inf.).
e) Ut supra, sed vitta dorsali obsoletissima aut nulla (Austr. inf.).
f) Ut d, sed vitta dorsali angulis nigricantibus (Austr. inf.).
g) Supra fusca, villa dorsali concolore obscurius limbata (Austr.
inf.).
h) Ut supra, sed vitta dorsali interdum brunnea lucidius lim-
bata (Austr. inf.).
i) Supra fusco-nigrescens, striolis punctisque flavescentibus con-
spersa, capıte pallidiore (Carinth.).
k) Supra nigrescens, vitta dorsali serie duplice e punctis albis
vel flavidis indicata (Austr. inf.).
l) Supra punctis obscuris creberrimis sparsa, villa dorsali ob-
scuro-fusca (Austr. inf.).
m) Supra atra, maculis lateralibus rotundis albis (Carinth.
Hungar.). 2
n) Supra atra, vitta dorsali maculisque lateralibus rufescentibus
(Austr. inf.).
0) Ut supra, sed fascia dorsali in maculas rotundatas soluta
(Austr. inf.).
p) Ut n, sed vitta dorsali maculisque lateralibus albo-limbatıs
(Austr. inf.).
q) Supra et subtus atra, fascia dorsali maculisque lateralibus
obsoletis.
Coluber prester Linne Fauna suec. pag. 104, 287 (1761). — Co-
luber vipera Anglorum Laur. Synops. reptil. pag. 98, 217, tab. 4,
fig. ı (1768). —Vipera prester Latr. Hist. nat. d. rept. III, pag. 309
(1802). — Pelias Berus y Merr. Syst. amphib. pag. 148, I (1820).
— Pelias prester Steenstrup in Kroyer Naturhist. Tidschr. II,
545 (1839).
r) Supra atra, opaca, subtus polita, obsolete obscurius maculata,
lateribus coerulescente nebulosis (Rossia).
Coluber melanis Pall. Reise d. versch. Prov. d. russ. Reich. I,
pag. 460, 19 (1771). — Vipera melanis Latr. Hist. nat. d. rept.
Ill, pag. 311 (1802). — Pelias Berus dMerr. Syst. amphib. pag. 149
(1820).
616 Viperidae.
var. s) Supra aterrima, opaca, subtus polita, lactea (Rossia).
Coluber.scytha‘Pall!-.c. I, pag. 713,'34 (1771). Co Foren
schytha Bonnat. Tabl. encycl. meth. Erpetol. pag. 15, 22 (1780). —
Vipera schytha Lat. Hist. nat..d. rept./III, 3721302), 72
lias Berus e Merr. Syst. amphib. pag. 149 (1820).
var. t) Supra fasciis albescentibus binis per tolam corporıs longitu-
dinem percurrentibus (Hıspan. Portug.).
Pelias Berus Seoane Rept. y anfib. de Galic. pag. 7 (1877), —Vipera
berus Seoanmei Lataste Bull. Soc. zool. France pag. 132 (1879).
var. u) Supra fuscescens, fasciis transversis obscuris praecipue in
aversum notata,; oculi a supralabialibus sguamarum serie duwplice
sejuncti (Bosn.).
Vipera berus var. bosniensis Boettg. Arch. f. Naturg. LVI,
2, pag. 204 (1890).
Der Körper ist kräftig, ziemlich plump und dick, nach vorne
mehr als nach rückwärts verjüngt, der beim Männchen längere und
schmälere, beim Weibchen aber
kürzere und breitere Kopf ist mittel-
2 groß, vom Halse ziemlich deutlich
r: geschieden, hinten etwa in der
a Gegend der Mundwinkel am brei-
testen, von da nach vorne in etwas
geschweiftem Bögen mäßig verengt,
mit kurzer, zugerundeter Schnauze.
Seine Oberfläche ist am Scheitel
schwach erhaben, sonst aber voll-
kommen platt und eben, gegen
vorne zu nicht nach abwärts ge-
wölbt, mit sehr deutlicher, obwohl
nicht scharfer Schnauzenkante. Die
Seiten des Kopfes sind steil ab-
fallend, die Zügelgegend vor den
Augen nur selten merkbar vertieft.
Der beim Weibchen stets kürzere
Schwanz ist übrigens bei Tieren aus
verschiedenen Gegenden sehr ver-
schieden und nimmt im allgemeinen
von Westen nach Osten an Länge
ab, so daß er beispielsweise bei
A, Typische} Fo B Fzempfaz aus "nygtischen Stücken noch 2/ Ve
den julisch. Alpen. C Exemplar aus : i 15 m
den karnisch. Alpen. a Apicalen, cCan- Ungarischen und russischen aber nur
thalen, » Rostrale. mehr !/,,, Ja manchmal selbst unter
!/\ der gesamten Körperlänge be-
trägt; beim Männchen im ersten Drittel stark verdickt, läuft er
beim Weibchen schon von der Basis an ganz allmählich kegelförmig
aus. Sein äußerstes Ende wird durch eine ziemlich feine, hornartige
Spitze gebildet, die öfters schwach nach aufwärts gekrümmt ist
und oben fast immer eine ziemlich deutliche, jederseits hingegen
eine etwas minder ausgesprochene, kielartige Längskante zeigt.
Big. 127.
Vipera berus Linne.
Vipera. 617
Das Rostrale ist schief von unten nach aufwärts gewölbt, so
hoch als breit oder auch etwas höher, unten ausgerandet, mit bald
mehr, bald weniger ausgeprochenen Winkeln, nach oben meist sehr
deutlich verengt, mit verrundeter oder stumpfwinkliger Spitze, von
oben nur wenig sichtbar, seine an das Pränasale stoßende Seite die
längste. Die Internasalen und Präfrontalen sind durch acht bis zwan-
zig kleine, unregelmäßig polygonale Schildchen ersetzt, die den ganzen
oberen Teil des Kopfes vor den Augen bedecken und hinten bis zu
dem Frontale reichen. Die zwei vordersten davon stoßen als Api-
calen an das obere Ende des Rostrale, während je zwei jederseits
zwischen jenen und den Supraokularen den Canthus rostralis bilden,
so daß hiedurch der Oberteil der Schnauze von sechs Schildern
umsäumt ist. Das Frontale ist fast immer groß und deutlich, ob-
wohl von sehr wechselnder Gestalt, meistens wohl mindestens so
lang als breit und fast immer kürzer als sein Abstand vom Rostrale,
von den Supraokularen ist es in der Regel beiderseits, wenigstens
teilweise, durch je eine Reihe kleiner, unregelmäßiger Schildchen
getrennt, sein Hinterrand gewöhnlich in eine dreieckige Spitze aus-
gezogen, welche mitunter in Form eines kleinen Schildchens abge-
trennt und zwischen den Grund der Parietalen eingeschoben er-
scheint. Diese sind nur selten länger, fast immer aber merklich
schmäler als das Frontale, häufig auch ganz unregelmäßig, obwohl
nach rückwärts meist mehr oder weniger verengt, manchmal teil-
weise oder sogar ganz in größere Schilder aufgelöst und dann natür-
lich ziemlich undeutlich; in seltenen Fällen kommt es sogar vor,
daß die Parietalen mit dem Frontale teilweise verschmelzen. Die
Supraokularen sind länglich, etwa halb so breit als das Frontale,
mit schwach bogigem, etwas über die Augen vorspringendem und
dieselben überragendem Außenrande.
Zwischen dem Rostrale und dem Nasale findet sich ein senk-
recht gestelltes, nach oben dreieckig erweitertes Pränasalschild, das
mit seiner nach unten gerichteten Spitze fast
immer das vorderste Supralabiale berührt
und nur ausnahmsweise in zwei übereinander
stehende Schildchen zerfällt. Das Nasale ist
sehr groß, nahezu die halbe vordere Kopf-
seite einnehmend, oben und vorne ziemlich
gerade, nach unten und hinten mehr oder
weniger verrundet, in der Mitte um das
Nasenloch herum meist deutlich vertieft, am
Hinterrande fast immer unregelmäßig einge-
schnitten oder gekerbt, den zwei ersten Su-
pralabialen aufliegend; das Nasenloch selbst
hat die Form einer hufeisenförmigen,° mit
ihren Schenkeln nach oben und hinten ge-
richteten Spalte. Der Raum zwischen dem
Nasale und den Augen wird durch vier bis Fig. 128.
zehn kleine, unregelmäßige Schildchen ausge-
füllt, welche bei normalen Stücken in einfacher
Reihe unter dem Auge hinziehen. In seltenen Fällen ist das Auge
Vipera berus Linne.
618 Viperidae.
unten teilweise oder selbst ganz von zwei Schuppenreihen begrenzt,
was aber meistens nur als individuelle Abweichung zu betrachten ist,
da es mitunter nur auf einer Kopfseite vorkommt und auch auf die
Nachkommenschaft nicht vererblich ist, indem entweder alle, oder
doch ein Teil der von solchen Tieren geworfenen Jungen gewöhnlich
wieder die typische Beschuppung zeigen). Das Auge selbst ist in
der Regel über der Naht des vierten mit dem fünften, selten nur
über dem vierten Supralabiale allein gelegen und von 6—-13, ge-
wöhnlich aber nur von 8—10 Schuppen umgeben. Supralabialen
sind meistens neun, Sublabialen zehn vorhanden, von letzteren die
3—4 ersten die vorderen Inframaxillaren berührend; diese sind kurz
und breit, die hinteren dagegen meist so klein und unscheinbar,
daß sie von den darauffolgenden Kehlschuppen und Gularschildern
kaum unterschieden werden können und daher ganz zu fehlen
scheinen. Die Schuppen sind länglich lanzettlich, an den Schläfen
glatt oder nur schwach, sonst aber scharf und deutlich gekielt, ziem-
lich locker aufliegend, nach unten zu deutlich erweitert, die letzte
Reihe glatt und gut doppelt so groß als die vorletzte, fast immer
in 21 Längsreihen geordnet. Die Zahl der Bauchschilder beträgt
132—158, die der Schwanzschilderpaare 24—46.
Die Färbung und Zeichnung dieser Schlange ist nach Geschlecht
und Standort sehr mannigfachen Abänderungen unterworfen; die
Grundfarbe der Oberseite kann einerseits von einem hellen, fast
weißlichen oder selbst bläulichen Silbergrau, durch Asch- und Grün-
grau ins Olivenfarbige und Braungraue, anderseits von Sand- oder
Strohgelb durch Lichtrot und Schwarzbraun bis zu tiefem Schwarz
in allen möglichen Zwischentönen wechseln. Die helleren und nament-
lich die grauen Färbungen kommen vorzugsweise den Männchen zu
und sind am grellsten und intensivsten nach der ersten Frühjahrs-
häutung zur Paarungszeit entwickelt, können daher auch als eine
Art Hochzeitskleid betrachtet werden. Die Oberfläche des Kopfes
ist mit bald mehr, bald weniger ausgepsrochenen dunklen Zeich-
nungen versehen, die bei normalen Stücken aus acht, teils paarigen,
teils unpaarigen Flecken oder Binden bestehen. Gewöhnlich findet
sich ein dunkler Fleck auf der Schnauzenspitze, drei in einer Quer-
reihe zwischen den Augen und vier am hinteren Teile des Kopfes;
von den letzteren sind die nach innen stehenden lang bindenartig,
etwa von den Parietalschildern aus im Bogen nach hinten und außen
ziehend, während die anderen kurz und klein und in der Konkavität
der ersteren gelegen sind; vom Hinterrande der Augen entspringt
ein in schiefer Richtung gegen die Halsseiten verlaufender Streifen,
der sehr häufig mit der vorgenannten Bogenmakel verschmilzt.
Übrigens sind diese Kopfzeichnungen bei verschiedenen Stücken
sehr ungleich entwickelt, oft durch Vereinigung den Kopf mehr oder
weniger schwarz färbend, oft auch teilweise ziemlich undeutlich
oder selbst fehlend; nur die beiden Bogenflecken am Hinterkopf
!) Nur bei der als var. bosniensis Boettg. bezeichneten Form scheint die
doppelte Schuppenreihe unter dem Auge ständig zu sein; nach Strauch’ sollen
auch die um Charkow in der Ukraine vorkommenden Stücke nicht selten zwei Reihen
Subokularschuppen besitzen. .
Vipera. 619
sowie der Augenstreifen sind fast immer vorhanden. Die Supra-
labialia sind gewöhnlich weißlich, an den Nähten häufig dunkler
gesäumt. In den durch die Divergenz der hinteren Kopfbinden
gebildeten etwa dreieckigen Raum schiebt sich ein gewöhnlich rhom-
benförmiger Flecken ein, der den Anfang eines breiten Zackenstrei-
fens bildet, welcher über die Mittellinie des Rückens bis zum Schwanz-
ende hinzieht; ‚diese Zeichnung besteht aus einer Reihe hinterein-
anderliegender, meist unregelmäßig rhombischer Querflecken, die
nur selten teilweise voneinander getrennt sind, sondern gewöhnlich
zu einer ziemlich ununterbrochenen Längsbinde verfließen, indem
die einzelnen Flecken entweder durch bald schmälere, bald breitere,
bandartige Fortsätze verbunden sind, oder auch, namentlich nach
hinten zu und fast ausnahmslos am Schwanze so breit und anein-
ander gerückt werden, daß sie mit ihren stumpfen Winkeln zusam-
menstoßen. An den Seiten des Körpers zieht sich, gleichsam als
Fortsetzung des Augenstreifens, fast immer noch eine zweite Reihe
von Flecken hin, welche auch ziemlich groß und von unbestimmt
rundlicher Gestalt sind, in den Ausbuchtungen der Rückenbinde
stehen, nach vorn gegen den Kopf zu oft der Länge nach zu-
sammenfließen und sich mit dem Halsstreifen verbinden. Endlich
erscheint manchmal nach unten zu an der Grenze der Bauchschilder
noch eine dritte Reihe viel kleinerer und nur selten besonders deut-
licher Flecken, die mit den vorigen abwechselnd gestellt sind, oft
aber auch mit ihnen zusammenfließen, und dann die ganzen Körper-
seiten nach unten zu mehr oder weniger dunkel färben. Die Farbe
sämtlicher Zeichnungen kann von Braungrau durch Braun bis ins
tiefste Schwarz in allen Zwischenstufen abwechseln, erscheint oft,
namentlich bei helleren Stücken, sehr intensiv und scharf abgehoben,
manchmal aber auch wieder sehr undeutlich und nur schwach her-
vortretend. In seltenen Fällen kommt es vor, daß die dunklen Rücken-
flecken fast in ihrer ganzen Ausdehnung zusammenfließen, auf diese
Weise einen nahezu gleichbreiten, seitlich nur stellenweise etwas
wellig erweiterten Streifen bildend; desgleichen kann es geschehen,
daß sich die Grundfarbe an der Grenze der Rückenflecken mehr
oder weniger aufhellt; ist dabei die Dorsalbinde schwach oder kaum
abgehoben und die lichte Säumung sehr hell und zugleich ziemlich
breit, so tritt fast nur die letztere deutlich hervor, und erscheint
dadurch das Tier mit einer lichten Zackenbinde auf dunklerem Grunde
versehen; etwas Ähnliches tritt auch ein, wenn die von dem dunklen
Grunde kaum abgehobene Rückenbinde nur durch zwei, ihren Säumen
entsprechende Zickzackreihen weißer Atome markiert erscheint, wäh-
rend sie in anderen Fällen wieder bloß durch eine ihren Rändern
folgende dunkle Einfassung sichtbar wird; fehlen schließlich auch
derlei Einfassungen, so verschwindet natürlich der Rückenstreif
ganz und das Tier wird vollkommen einfarbig. Diese zuletzt ge-
schilderten Verhältnisse, welche den betreffenden Schlangen ein
sehr auffallendes Aussehen verleihen, kommen namentlich in den
niederösterreichischen Alpen vor. Bei Stücken mit dunkelbrauner
Binde zeigen sich manchmal die Seitenflecken durch eine Unzahl
kleiner dunkler Punkte ersetzt, bei braunen Ottern ist mitunter
620 Viperidae.
die Zeichnung selbst heller als der Grund und das Rückenband
dabei oft in den Ecken schwarz gefärbt.
Wird nun die Hauptfärbung dunkler, mehr oder weniger schwarz-
braun oder schwarz, so kann zwar in manchen Fällen noch immer
die mitunter selbst in Flecke aufgelöste Rückenbinde heller und
bräunlich, ja manchmal sogar noch weiß gesäumt sein, doch kommt
dieses nur sehr vereinzelt vor, und bei den meisten schwarzen Stücken
sind alle Zeichnungen gar nicht, oder erst nach längerem Liegen in
Weingeist sichtbar; letzteres kommt gewöhnlich bei aus dem Tief-
lande stammenden, nicht sehr intensiv schwarz gefärbten Individuen
vor, während bei den tief kohlschwarzen Ottern des Hochgebirges
— der echten Vipera prester Linne — selbst nach jahrelanger Ein-
wirkung des Alkohols niemals auch nur die geringste Spur einer
Zeichnung hervortritt. Nur selten findet man dunkle Stücke, die
am ganzen Körper mit zahlreichen weißen Punkten und Strichel-
chen oder an den Seiten mit runden weißen Augenflecken besetzt
sind; in Rußland sollen auch schwarze Kreuzottern mit milch-
weißen (Coluber melanis Pall.) oder rostroten Punkten (Col. scytha
Pall.) und weißer "Unterseite vorkommen. Mir sind derlei Stücke
nie zu Gesichte gekommen und kann ich daher auch nicht ent-
scheiden, ob selbe feststehende Varietäten oder vielleicht nur der
Häutung vorangehende und später wieder verschwindende Farben-
änderungen sind.
Die mitunter gehegte Meinung, daß die schwarzen Ottern sämt-
lich Weibchen seien, ist entschieden unrichtig und kommt diese Fär-
bung bei beiden Geschlechtern vor; wohl aber sind die aus träch-
tigen Tieren herausgeschnittenen Embryonen, sowie auch die neu-
geborenen Jungen immer typisch gefärbt und werden letztere erst
ım zweiten Jahre oder auch später schwarz.
Außer den bisher besprochenen Varietäten sind noch drei For-
men zu erwähnen, von denen zwei durch ihre auffallende Ähnlich-
keit mit Vipera aspis bemerkenswert sind. Die erste davon, von
Boettger als var. bosniensis beschrieben, ist braun oder braun-
grau und wenigstens auf der hinteren Körperhälfte mit ganz aus-
gesprochenen Querbinden versehen; auch sind die Augen von den
darunterstehenden Supralabialen stets durch zwei Schuppenreihen
getrennt. Diese, oft eine bedeutende Größe erreichende Form, kommt
in Bosnien, Kärnten und Krain vor und gehören die von diesen
Ländern ab und zu erwähnten Aspisvipern ohne Zweifel alle hieher.
— Die zweite diesbezügliche Derus, deren Kenntnis ich meinem
Freunde Hauptmann Veith verdanke, ist auf licht strohgelber
Oberseite durchwegs mit vollkommen getrennten schmalen Quer-
binden versehen; diese Varietät ist in der slavonischen Tiefebene
zu Hause und wohl die einzige Kreuzotterform, die noch südlich
von der Donau im Flachlande zu finden ist. Da dieses sehr ausge-
zeichnete Tier noch nirgends beschrieben und benannt ist, so will
ich es als var. Pseudaspis bezeichnen.
So sehr übrigens die zwei letztbeschriebenen Schlangen auch
auf den ersten Blick einer Asprs ähneln, so sind sie bei näherer Be-
trachtung doch durch die verrundete, nicht aufgeworfene Schnauze,
Vipera. 621
sowie an den drei größeren Pileusschildern als Berus leicht zu er-
kennen.
Als letzte, einige Zeit hindurch sogar als eigene Art angesehene
Form, will ich endlich noch die auf der Pyrenäen-Halbinsel vor-
kommende Vipera Seoanei Lat. erwähnen. Als Merkmale für die-
selbe werden angeführt, daß der Pileus mit untereinander ziemlich
gleichgroßen Schildern bedeckt ist und das Auge nur über dem
vierten Supralabiale liegt; außerdem ist das Tier häufig noch mit
zwei weißlichen Längsstreifen beiderseits des Rückens versehen.
Wenn man aber ein reichliches Material zur Verfügung hat, so sieht
man sehr bald, daß die genannten Charaktere an einem und dem-
selben Individuum nur äußerst selten vereint vorkommen, und habe
ich mich an einer größeren Anzahl solcher Vipern, die mir seiner-
zeit von dem verstorbenen Seoane selbst aus Corufa gesandt
worden waren, überzeugt, daß zwischen der gewöhnlichen Derus und
der typischen Seoanei so viele Zwischenformen und Übergänge vor-
kommen, daß letztere nicht einmal als eine ständige Varietät auf-
rechterhalten werden kann; ein darunter befindliches melanotisches
Stück macht mit seinen der Gattung Vipera sonst durchaus fremden
weißlichen Rückenstreifen allerdings einen sehr frappanten Ein-
druck.
Die Größe der Kreuzotter beträgt gewöhnlich 50—60 cm, kann
aber manchmal weit bedeutendere Ausmaße erreichen. So erwähnt
beispielsweise Lorenz Müller eines Exemplares von 84 cm
und russische Stücke sollen nach Strauch mitunter selbst bis
zu 90 cm anwachsen; die im Hochgebirge lebenden sind, da sie hier
meist spärlichere Nahrung finden und überdies den größten Teil
des Jahres im Winterschlafe zubringen, stets bedeutend kleiner als
die Bewohner der Ebene.
Vipera Berus liebt mehr ein rauhes und feuchtes Klima, sowie
eine nicht zu hohe mittlere Jahrestemperatur von etwa 8—10° C;
sie kommt daher dementsprechend in nördlichen Gegenden mehr
in der Ebene, im Süden dagegen mehr im Gebirge vor, woselbst
sie am häufigsten in Höhen von 1000—2000 m, einzeln aber stellen-
weise bis gegen 2800 m über dem Meere gefunden wird.
Die Standorte, welche die Kreuzotter zu ihrem Wohnplatz
wählt, sind im allgemeinen sehr verschiedener Natur. Doch kommt
sie am liebsten in Haide- und Moorgegenden, sowie in lichten Wäl-
dern und steinigen, mit Gebüsch hinreichend versehenen Halden
und Felswänden vor; nur den reinen Hochwald scheint sie zu
meiden, da sie hier wenigstens nur äußerst selten gefunden wird;
eine Ausnahme machen in dieser Richtung ausgerodete Waldstellen,
wo sich dem Tiere in den umgestürzten Wurzelstöcken und Erd-
schollen vortreffliche Verstecke bieten. Sie kommt im Frühjahre
ziemlich zeitlich hervor, so daß man sie manchmal selbst zu einer
Zeit, wo der Boden noch teilweise mit Schnee bedeckt ist, an ein-
zelnen davon freien Stellen bereits sich sonnend liegen sieht. Bei
Tage gewöhnlich in oder doch nahe ihrer Höhle verweilend, unter-
nimmt sie bei Nacht größere Streifzüge, um nach Nahrung zu suchen.
Die Kreuzotter paart sich im Frühjahr gewöhnlich im April
622 Viperidae.
oder Mai, nur ausnahmsweise auch zu anderen Jahreszeiten. Die
Anzahl der in einem Weibchen zu findenden Eier ist nach der Größe
des Tieres verschieden; jüngere enthalten etwa 5 bis 6, ältere hin-
gegen auch 12 bis 14 Eier. Die Fähigkeit zur Fortpflanzung scheint
übrigens erst ziemlich spät einzutreten, da man bei Schlangen unter
50 cm Körperlänge weder Eier noch bewegliche Spermatozoen an-
trifft; die Jungen, welche bei ihrer Geburt bereits die Giftzähne
besitzen, haben etwa zu dieser Zeit I4—2I cm Länge, und streifen
wenige Stunden nach dem Auskriechen schon ihre Haut ab. Der
Wurf selbst findet in der Regel im Hochsommer statt, meist im
August oder im September.
Unter all unseren Giftschlangen hat Berus unstreitig die wei-
teste Verbreitung, indem sie mit wenigen Ausnahmen den größten
Teil Europas bewohnt, und einerseits vom nördlichen Skandinavien
an südlich bis in die Pyrenäische Halbinsel hinabgeht, anderseits
aber auch nach Osten hin bis in die Balkan-Halbinsel hinein zu
finden ist. Der höchste Punkt, wo die Kreuzotter noch vorkommt,
ist Quickjock in den Lappenmarken, nördlich vom Polarkreise, unter
dem 67° n. B. Von hier aus geht sie durch Finnland und Skandi-
navien nach Jütland über, wo sie sich nicht nur auf dem Festlande,
sondern auch auf den Inseln Seeland und Möen findet. Von da
zieht sie durch Hannover, die Niederlande, Belgien und Frankreich
bis ın die Iberische Halbinsel, woselbst sie sowohl in Spanien als
auch in Portugal vorkommt, allerdings, wie es scheint, im Norden
häufiger als im Süden. Auf den britischen Inseln kommt sie in
England und Schottland vor, fehlt aber auf Irland; dagegen ist sie
auf einigen schottischen Inseln heimisch, wie beispielsweise auf
Arran und wahrscheinlich auch auf Lewis, der nördlichsten der
Hebriden. Von den genannten Ländern geht sie östlich nach Deutsch-
land, nach der Schweiz und nach Italien über, wo sie aber wohl nur
in den nördlichsten Grenzgebirgen vorkommen dürfte; die aus den
südlichsten Teilen des Landes angeführten Berus gehören höchst-
wahrscheinlich alle zu Vipera Ursinii. In der Schweiz ist sie be-
sonders in den nördlichen und Zentralalpen häufig, fehlt aber im
Jura, so wie sie auch im Osten des Landes bis zum Fuße der Albis-
kette nicht angetroffen wird; die nach de Betta in den Sümpfen
Friauls häufigen Kreuzottern sind, wie ich mich selbst überzeugt
habe, nichts anderes als Tropidonotus tessellatus. Von Kroatien ist
sie mir nur aus der Gegend um Warasdin bekannt, im österreichi-
schen Küstenlande habe ich sie noch häufig in den Julischen Alpen,
sowie im nördlichen Karste einzeln auf dem Plateau des Tarno-
waner Gebirges (IO00 m) angetroffen. Mit Ausnahme von Bosnien
scheint sie auf der Balkan-Halbinsel zu fehlen, in der Herzegowina
kommt sie nach Tomasini entschieden nicht vor; in der ganzen
Alpenkette ist sie dagegen, wo sie nicht von aspis und ammodytes
verdrängt wird, allenthalben zu finden. Nördlich von den Alpen
zieht sie sich dann durch Baden, Württemberg und Bayern, sowie
durch Böhmen, Mähren und Schlesien nach Norddeutschland, wo
sie aufwärts bis zur Ostseeküste vorkommt; doch ist sie in den ge-
nannten Ländern in allen Main- und Rheingegenden nur selten
| Vipera. 623
oder selbst gar nicht zu finden, während sie anderweitig mitunter
sehr häufig ist. Was nun endlich ihre Verbreitung im Osten un-
seres Kontinents betrifft, so dringt sie hier über Ungarn und die
Karpathenländer nach Rußland vor, wo sie fast allenthalben an-
getroffen wird und nur in der Krim fehlt.
In der Gefangenschaft hält sich Berus ganz gut. Ein mit einer
Mischung von gleichen Teilen Sand und Erde belegter, wenn auch
ganz kleiner Behälter, der in einer Ecke einen moosbedeckten Stein-
haufen und in einer anderen einen Wassernapf besitzt, bildet für
die Kreuzotter einen ihr vollkommen zusagenden Aufenthalt. Ob-
wohl unter allen einheimischen Giftschlangen die bösartigste und
bissigste, legt sie doch diese unangenehmen Eigenschaften bald ab,
wird dann ebenso zahm und zutraulich, wie irgendeine andere
Schlange, und geht meist auch in kurzer Zeit ans Fressen. Als
Futter sind Blindschleichen und Eidechsen (muralis, agilis, vivipara),
sowie auch Braunfrösche zu verwenden. Mäuse werden nur von
größeren, mindestens einen halben Meter langen Tieren genommen
und mag die allgemein verbreitete Meinung, daß Berus in der Ge-
fangenschaft nicht frißt, hauptsächlich wohl daher kommen, daß
man ihr fast immer Mäuse reicht, die sie gewöhnlich hartnäckig
verschmäht, anderseits mag die Verweigerung der Nahrung wohl
auch an der den Tieren beim Fange zuteil gewordenen Behandlung
liegen, indem die Vipern hiebei meist hinter dem Kopfe gepackt
werden. Einen stärkeren Druck auf den Hals verträgt aber über-
haupt keine Schlange und wird ihr hiedurch meist der Appetit fürs
ganze Leben verdorben. Daher gehen auch von Händlern gekaufte
oder anderweitig erworbene Schlangen in der Regel nie ans Fressen,
pflegen, statt ruhig zu liegen oder sich zu verkriechen, rastlos nach
einem Ausweg suchend im Käfig herumzukriechen, werden dabei
immer matter, magern ab und gehen schließlich ein. Wenn man
aber eine im Freien angetroffene Kreuzotter durch leises und scho-
nendes Berühren mit dem Stocke zum Gehen bringt, sie dann rasch
am Schwanze emporhebt und in den Sammelsack gibt, so wird sie,
zu Hause angelangt, sich bald heimisch fühlen und ans Fressen
gehen. — Mitunter werden in dem Magen aufgeschnittener Berus
auch nackte Mäuse und kleine Vögel gefunden, welche jedenfalls
aus den Nestern genommen worden waren.
6. Vipera Renardi: Caput ante oculos haud angulatum pileo sguamoso-
scutellato, scutello apicalı vostrale adtingente unico, scuto fron-
tali et parietalibus conspicuis, supraocularibus ultra oculos pau-
lum excedentibus. Rostrum subacuminatum cantho rostrali di-
stincto. Oculi a supralabialibus serie sgquamarum unica_ dis-
juncti. Nasale supra integrum, labialia ac squamae gulares ob-
scuro-limbatae. Squamarum series 21. — Long. 50—60 cm.
Pelias Renardi Christoph Bull. Soc. Nat. Mosc. XXXIV, II, pag.
599 (1861). — Vipera berus Strauch Synops. Viper. pag. 32, part.
(1869). — Vipera berus Boettg. Ber. Senck. Ges. pag. I49 (1892).
— Vipera Renardi Bouleng. Proc. Zool. Soc. pag. 598 et 757,
tab. LXIV (1893).
924 Viperidae.
Der Körper ist ziemlich gedrungen, der vom Halse nicht stark,
aber immerhin deutlich abgesetzte Kopf eiförmig, mit ziemlich spitz
zugerundeter Schnauze, oben flach, seitlich steil abfallend, mit
scharfem Canthus rostralis. Der beim Männchen etwas längere
Schwanz beträgt etwa ein Elftel bis ein Siebentel der Gesamtlänge.
Das Rostrale ist kaum so hoch als breit, nach oben beiderseits
stark bogig verengt, am Pileus gerade noch sichtbar; seine breit
verrundet abgestutzte Spitze hinten nur von einem einzigen Apicale
begrenzt, dem sich jederseits zwei Canthalia anschließen, so daß
hiedurch die Schnauzenkante von bloß fünf Schildchen gebildet
wird. Zwischen diesen und dem Frontale liegen drei bis sieben,
untereinander an Größe meist nicht
sehr verschiedene kleine Schilder,
die gewöhnlich ziemlich symmetrisch
gestellt sind. Das Frontale und
die Parietalen sind in der Regel
groß und deutlich, beide stets länger
als breit, aber von sehr wechselnder,
Form; das erstere, welches etwa so
b-.. lang oder auch etwas länger als sein
Abstand von der Schnauzenspitze
a sein kann, ist seitlich von den Supra-
okularen durch zwei bis vier (ge-
wöhnlich drei) dazwischen einge-
schobene kleine Schilder getrennt,
2 sein Hinterende fast immer in eine
dreieckige Spitze ausgezogen. Die
Supraokularen sind schmal, etwa
von halber Breite des Frontale, ihr
etwas vorspringender Außenrand
die Augen wenigstens vorne mehr
oder weniger überragend. Die Parie-
Vipera Renardi Christ. talen sind kaum kürzer als das
Frontale, von diesem mitunter durch
einige kleine Schilder geschieden, neben ihnen ist der Scheitel mit
ziemlich großen Schuppen besetzt.
Zwischen dem Rostrale und dem stets einfachen Nasale steht
ein ziemlich großes, nach unten stark verengtes Pränasale, welches
dem vordersten Supralabiale aufsitzt. Das Nasale ist sehr groß,
oben an die Canthalen, unten an die zwei ersten Supralabialen stoßend,
das in seiner Unterhälfte ausgehöhlte Nasenloch ebenfalls groß, bogig
und nach rückwärts gerichtet. Die Zügelgegend ist mit einer sehr
veränderlichen Anzahl unregelmäßiger Schildchen bedeckt, deren
oberstes in der Regel so lang ist, daß es vom Nasale bis zum Auge
reicht. Letzteres ist von neun bis elf schuppenartigen Schildern
umgeben, von denen unten wenigstens zwei hintereinanderstehende
- das Auge von dem vierten Supralabiale trennen; von diesen, deren
Anzahl fast immer neun beträgt, ist das vorderste bedeutend höher
als die übrigen, nach oben zu stark verschmälert und fast bis zur
Mitte des Nasale reichend. Die Schläfen sind mit großen, glatten
Fig. 129.
Vipera. 625
Schuppen bedeckt. Das Mentale ist ziemlich klein, dreieckig, von
den meist ebenfalls in der Zahl von neun vorhandenen Sublabialen
stoßen gewöhnlich die vier ersten an die vorderen Inframaxillaren,
die hinteren fehlen und sind durch die ziemlich großen, regelmäßig
gestellten Kehlschuppen ersetzt. Die in 21 Längsreihen gestellten
Körperschuppen sind mit Ausnahme der zwei untersten glänzenden
Reihen matt, die an die Bauchschilder stoßenden ungekielt. Ventralen
sind 130—150, Subcaudalen 24—37 vorhanden.
Die Färbung der Oberseite ist bei dem stets kleineren Männchen
aschgrau, olivenfarben oder hellbraun, beim Weibchen gewöhnlich
dunkelbraun, bei beiden mit immer scharf abgehobener dunkel-
brauner oder schwärzlicher, nur selten intensiv rotbrauner Zeichnung.
Der Kopf zeigt oben einige unbestimmte Flecken, am Hinterhaupt
jederseits einen von den Parietalen nach rückwärts und auswärts
ziehenden kurzen Schrägstreif und eine vom Hinterrande des Auges
zum Mundwinkel verlaufende Längsbinde. Das Rostrale und Prä-
nasale sowie die Labialen sind schwarz mit weißen Flecken. Zwischen
den Schenkeln der zwei Nackenmakeln beginnt mit einem rhom-
bischen oder rundlichen Flecken eine über den ganzen Rücken bis
zur Schwanzspitze fortgesetzte Längsbinde, die bald mehr wellen-
förmig, bald wieder mehr oder weniger regelmäßig gezackt, meisten-
teils zusammenhängend, manchmal aber auch wieder teilweise unter-
brochen, ja ausnahmsweise sogar gänzlich in hintereinanderliegende
Rautenmakeln aufgelöst sein kann. Desgleichen findet sich an jeder
Körperseite eine schon am Halse beginnende Längsreihe größerer
rundlicher Flecken, die ebenfalls bis zur Schwanzspitze hinzieht; in
manchen Fällen sind noch zwischen der letztgenannten Fleckenreihe
und der Rückenbinde kleine Längsmakeln mehr oder weniger deutlich
zu bemerken. Die unterste Schuppenreihe ist gewöhnlich schwarz
mit weißen Rändern, seltener weißlich und mit schwarzem Mittel-
fleck. Unterseits ist der Kopf weißlich oder blaßgelb, grau gewölkt,
der Rumpf und Schwanz grau und schwarz gefleckt oder gemarmelt,
die äußerste Spitze des letzteren schwefelgelb. Bei jungen Tieren
treten alle Zeichnungen schärfer hervor als bei alten. — Das Sencken-
bergische Museum in Frankfurt besitzt ein siegellackrotes Stück mit
schwarzer Zackenbinde, das von der Westseite des Uralflusses stammt.
Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt etwa 50—6o cm.
Vipera Renardi kommt von Bessarabien an durch alle nördlich
vom schwarzen Meere und vom Caspisee liegenden Steppen des süd-
lichen Rußlands vor. Das Tier bewohnt vorzugsweise die mit Arte-
misia bewachsenen Steppen sowie mit Gestrüpp bewachsene Fluß-
ufer und auch die von Caragena frutescens, Amygdalus nana und
Rosa canina gebildeten kleinen Wäldchen; unter derartigen Ver-
hältnissen kommt sie auch in der Krim vor und ist an der genannten
Örtlichkeit mitunter äußerst häufig. Sie lebt hauptsächlich in der
Ebene, doch niemals auf Lehmboden und wählt gewöhnlich ver-
lassene Ziesel- und Mäuselöcher zu ihren Schlupfwinkeln, doch
pflegt sie sich auch häufig unter den zum Trocknen ausliegenden Heu-
haufen zu verkriechen. Da sie gegen Kälte ziemlich empfindlich
ist, so kommt sie meist nicht vor Mitte April zum Vorschein und zieht
Schreiber, Herpetologia europaea. 40
626 Viperidae.
sich gewöhnlich wieder in der ersten Hälfte des Oktober in ihr Winter-
lager zurück. Ihre Nahrung besteht vorzugsweise aus kleinen Nage-
tieren, für die Jungen gibt die in ihrer Heimat sehr gemeine Lacerta
exigua das gewöhnliche Futter ab. Renardi paart sich im Mai und
wirft ihre 5—7 Jungen, die bei der Geburt etwa I4 cm messen, im
Monate August. |
7. Vipera Ursinii: Caput ante oculos haud angulatum pileo squa-
moso scutellato, apicali unico scuto supraocuları latiore, frontalı
et parietalibus conspicwis, supraocularıbus ultra oculos exce-
dentibus. Rostrum subacuminatum cantho rostrali parum distincto.
Nasale oculo altius supra et postice incisum, oculi spatio sub-
oculari minores. Supralabialia 8, sguamarum gularınm paria
4—5, sgquamarum trunci series 19. — Long 40—50 cm.
Pelias chersea Bonap. Fauna Ital. Anf. (1335). — Peliaszurz
sinii Bonap. l. c. (1835). — Pelias berus DBonap. Amph. Eur.
Mem. Accad. Tor. II, pag. 440, part. (1839). — Pelias berus var.
Ursinii Cope Proc. Ac. Philad. pag. 342 (1859). — Vipera berus
Tournev. Bull. Soc. France pag. 41 tab. I fig. 785 part. (1881) — Vi-
pera berus var. räkosiensis Meh. Zool. Anz. pag. I9o (1893).
— Vipera Ursinii Boulg. Proc. Zool. Soc. pag. 596, tab. LI (1893).
— Viperaräkosiensis Meh. Magy. Tud. Akad. Math. Term. Ert.,
Budap. XII, pag. 87 (1894).
Typus: Supra fusco-olivacea, fascia dorsali undulata obscurius
limbata, subtus grisescens.
var. Supra pallida flavescens, taenia dorsali cinnamomea passim
nigro-limbata, subtus albida (&) aut grisescens (Q) Jun.
Eine der vorhergehenden sehr nahestehende Art, doch an
der geringeren Schuppenzahl und den Einkerbungen am Ober- und
Hinterrande der Nasenschilder immerhin gut kenntlich.
Der Körper ist ziemlich gedrungen, der vom Halse nur mäßig
abgesetzte Kopf länglich eiförmig, oberseits vor den Augen flach
oder auch etwas vertieft, mit stumpf zugespitzter Schnauze, deren
Seitenkanten nur schwach ausgeprägt, die Zügelgegend vertieft.
Die Augen sind verhältnismäßig klein, ihre Höhe fast immer geringer
als deren Abstand von der Mundspalte. Der beim Männchen etwas
längere Schwanz ist 8&—ızmal in der Gesamtlänge enthalten.
Das Rostrale ist breiter als hoch, nach unten zu von der Mitte an
mehr oder weniger deutlich verengt, hinten in der Regel nur von einem
einzigen Apicale begrenzt. Letzteres ist groß, quer sechseckig, fast
immer breiter als das Supraokulare und meist auch größer als das
vordere Canthale, ausnahmsweise zeigt sich dasselbe in zwei Schild-
chen zerfallen. Die zwei Canthalen sind entweder gleich groß oder das
vordere kleiner. Zwischen den Randschildern der Schnauze und dem
Frontale liegen 3—9 unregelmäßige Schildchen. Die niemals in kleinere
Schilder zerfallenden Syncipitalen — das Frontale und die Parietalen
sind groß, länger als breit, das erstere, welches an Länge mindestens
seinem Abstande von dem Rostrale gleichkommt, auch länger als die
Parietalen. In Ausnahmsfällen kann das Frontale seitlich bis zu
Vipera. 62 7
den Supraokularen verbreitet sein, in der Regel ist es aber von diesen
durch 2—4 unregelmäßige Schildchen getrennt, dessen mittlere nicht
selten der Länge nach verschmelzen. Die Supraokularen sind be-
deutend, meist um das Doppelte, länger als breit und viel schmäler
als das Frontale. Die Parietalen mindestens von der Länge der Supra-
okularen, aber kleiner als das Frontale.
Das Nasale ist sehr groß, viel höher aber meist kürzer als das
Auge, vorne von dem Rostrale durch ein hohes nach unten stark ver-
engtes Pränasale und das ebenfalls hohe erste Supralabiale getrennt,
oben von den Canthalen, unten von den zwei ersten Supralabialen und
hinten von mehreren unregelmäßigen Schildchen begrenzt; der Ober-
und Hinterrand dieses Schildes ist durch mehrere in dasselbe hinein-
gehende kurze Einschnitte mehr oder weniger geteilt oder gekerbt. Das
im unteren Teile des Nasale liegende Nasenloch stellt einen hufeisen-
förmigen, mit seiner Konkavität nach rückwärts gerichteten Spalt
vor. Das Auge ist von 7—1I kleinen
Schildchen umgeben, deren oberstes
in horizontaler Richtung stark ver-
längert ist und nicht selten bis zum
Nasale reicht. Die Schläfen sind mit
großen, glatten, schuppenartigen
Schildchen bedeckt. Supralabialen
sind gewöhnlich 8, seltener 7 oder 9
vorhanden, hievon das vierte und
fünfte die größten, jenes stets, dieses
oft noch teilweise unter dem Auge
stehend, das letzte meist größer als
das vorletzte. Die Zahl der Sublabia-
len beträgt 8—ıı, gewöhnlich aber
9—ıIo, die Inframaxillaren werden von
3—4 Sublabialen berührt, die Kehl-
schuppen sind in 4—5 Paare, die
Rumpfschuppen in Ig (höchst selten
in 20 oder 21) Längsreihen geordnet;
von letzteren ist nur die unterste glatt,
die anderen aber deutlich gekielt. Fig. 130.
Ventralen sind 120—14I, Subcaudalen
30—37 vorhanden.
Die Färbung und Zeichnung sind im ganzen sehr beständig. Die
Grundfarbe der Oberseite besteht gewöhnlich aus einem ziemlich
hellen, häufig ins Grünliche ziehenden Braun, das an den Seiten
dunkler, längs der Dorsalbinde aber lichter, bei jüngeren Tieren
mitunter selbst gelblichweiß wird; bei letzteren ist am Pileus der
Innenrand der Canthalen schwarzbraun gesäumt und das Frontale
in der Mitte mit einer länglichen, braunen, dunkel umrandeten Makel
versehen. Von jedem Supraokulare zieht sich ein dunkler, manchmal
unterbrochener Streifen gegen die gemeinsame Parietalnaht und von
da aus umbiegend zu den Mundwinkeln hin. Stoßen diese Streifen in
der Mitte zusammen, so entsteht dadurch eine einem Multiplikations-
zeichen ähnliche Figur, bleiben sie aber von einander entfernt, so
40*
Vipera Ursinii Bonap.
628 Viperidae.
bildet jeder einen mit seiner Konkavität nach außen gerichteten
Bogen, der meist noch eine dunklere Makel umgibt.
Mit zunehmendem Alter verwischen sich jedoch diese Zeichnungen
oft und erscheint dann nur die hintere Hälfte des Pileus durch mehr
oder weniger häufiges Zusammenfließen derselben verdunkelt. Eine
Ausnahme machen bloß die schräg nach hinten gegen die Mund-
winkel ziehenden Schenkel der Supraokularstreifen, welche in Form
eines nach rückwärts offenen Bogens oder Winkels auch bei er-
wachsenen Tieren fast immer erhalten bleiben und sich an den Seiten
des Nackens nicht selten mit dem wohl auch kaum jemals fehlenden,
schräg über die Schläfen verlaufenden Postokularbande verbinden.
In die Öffnung dieser Zeichnung fügt sich dann die zackenförmige
Mittelbinde ein, welche über den ganzen Rücken bis zur Schwanz-
spitze läuft und aus rhombischen, rundlich eiförmigen oder unregel-
mäßig sechseckigen Makeln besteht; letztere sind bald zusammen-
hängend, bald wieder stellenweise getrennt, haben eine graugrüne
oder hell-, bei jüngeren Stücken mitunter selbst zimmtbraune
Färbung und sind beiderseits entweder mit einer ununterbrochenen
schwarzen oder kästanienbraunen Einfassung oder wenigstens mit
mehr oder weniger länglichen oder bogigen derlei Flecken versehen.
Außer dieser Mittelbinde, die gewöhnlich nur sieben Schuppenreihen
umfaßt, laufen längs der Körperseiten noch je drei Reihen schwarzer
oder kastanienbrauner Makeln hin, deren oberste aus länglichen,
den Einbuchtungen der Rückenbinde entsprechenden Flecken besteht
und nach vorne zu häufig schwächer wird oder selbst ganz verschwindet;
die nächst untere Reihe, welche die Fortsetzung des Subokularstreifens
bildet, setzt sich dagegen aus großen, rundlichen oder unregelmäßig _
viereckigen, undeutlich gerandeten Makeln zusammen, die unter
den Konvexitäten der Vertebralbinde liegen. Endlich ist am Bauch-
rande gewöhnlich noch eine dritte Reihe aber ganz kleiner Flecken
vorhanden, die über die Spitze der untersten glatten Schuppen hin-
zieht. All diese Seitenmakeln sind übrigens nicht immer gesondert,
sondern bilden öfters durch bald mehr bald weniger häufiges Zu-
sammentfließen verschiedenartige zackige oder wellige unregelmäßige
Zeichnungen. Die Schnauzenspitze, die Lippenschilder, sowie die
Unterseite des Kopfes und Halses sind mehr oder weniger gelblich
weiß, der Bauch stahl-, schiefer- oder schwärzlich-grau, im männlichen
Geschlechte in der Regel nur seitlich, beim Weibchen dagegen ganz
mit grauweißen Makeln belegt, welche am Hinterrande der Ventralen
stehend, meist 4—6 Längsreihen bilden; der unterseits in der Jugend
mehr schmutzigweiße, bei älteren Stücken aber lichtgraue Schwanz
zeigt zwei Längsreihen dunkelgrauer Flecke.
Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt 40—50 cm.
Vipera Urvsinti bewohnt vorwiegend baumlose Hügel und Wiesen-
flächen sowie heideartige Niederungen, woselbst sie sich gewöhnlich
in Mäuselöchern aufhält. Ihre Nahrung scheint fast ausschließlich
aus den an ihren Standorten häufigen Zauneidechsen (Lacerta agilis)
zu bestehen, welche sie nicht wie andere Vipern beißt und dann los-
läßt, sondern sofort lebend verschlingt, wobei sie ihre Giftzähne ent-
weder gar nicht oder nur dazu benutzt, um nach Art der Trugnattern
Vipera. 629
ihr Opfer zu betäuben und dessen Widerstand zu brechen; Mäuse,
selbst ganz kleine, werden niemals gefressen. Ihr Gift ist übrigens
nur von geringer Wirkung.
In der Gefangenschaft wird sie ein vollkommenes Tagtier, das
auch ziemlich oft und lebhaft herumkriecht und sich nur des Nachts
in ihre Schlupfwinkel zurückzieht. Schon im Freien nicht sehr wild
und bösartig, wird sie im Terrarium bald vollkommen zahm und
gutmütig.
Sie dürfte wahrscheinlich in der ungarischen Tiefebene ihre
eigentliche Heimat haben und entspricht sonach auch in Lebens-
weise und Aufenthalt der steppenbewohnenden südrussischen Renardı.
Von Ungarn ist sie dann westlich nach Niederösterreich vorgedrungen,
woselbst sie im Wiener Becken, aber nur südlich von der Donau,
stellenweise recht häufig ist. Nebstdem ist sie noch aus Frankreich
(Basses Alpes) und aus Italien (Abruzzen) bekannt, scheint jedoch
in diesen subalpinen Regionen nur sehr vereinzelt vorzukommen.
8. Vipera maecrops: Caput ante oculos haud angulatum Pileo sqguamoso-
scutellato, apicali unico scuto supraocuları latıtudine ad summum
aequali, frontalibus et parietalibus plerumgue irregularıbus,
supraocularibus ultra oculos excedentibus. Rostrum subacu-
minatum cantho rostrali obluso. Nasale oculo altitudine vix aequale
supra et postice incisum. Oculi magnı, spatio suboculari altiores.
Supralabialia 8, squamae gulares per paria 3, trunci per series
19 dispositae. Long. 35—45 cm.
Vipera berus Wern. Zool. Anz. pag. 423 (1893). — Pelias be-
rus Tomas. Wiss. Mitth. Bos. u. Herzeg. pag. 650 (1898). — Vipera
Ursinii Wern. Wiss. Mitth. Bosn. u. Herzeg. pag. 821 (1899). — Vi-
pera macrops Meh. Annal. Mus. nation. hungar. IX, pag. 203 (Igır).
Typus: Supra griseo-fusca, laterıbus obscurioribus, fascıa dorsali
undulata brunnea; subtus grisea, albo-nebulosa.
var. a) Ut supra, sed vitta dorsali maculisque capıtıs ac laterum
nigrofuscis. Subtus postice grisescens.
var. b) Supra fusco-nigrescens, concolor, taenia vertebrali in cauda
tantum conspicua;, subtus grisea, albo-nebulosa.
var. c) Supra-nigro fusca, concolor ; subtus alba.
var. d) Supra taenia dorsali valde dılatata aterrima, subtus nigrescens,
concolor.
var. e) Supra plumbeo-nigrescens, lateribus lucidioribus, subtus
grisea.
In Habitus und Färbung der vorigen ähnlich, aber an dem
kleinen Apicale und Nasale, sowie an den großen, ihre Entfernung von
der Mundspalte an Höhe meist merklich übertreffenden Augen
kenntlich.
- Der Körper ist verhältnismäßig schlank, der vom Halse schwach
abgesetzte Kopf klein, kurz eiförmig und gedrungen, was namentlich
im männlichen Geschlechte hervortritt; die flache Schnauze ist stumpf
zugespitzt, ihre Seitenkanten nur schwach ausgeprägt, die Zügel-
gegend vertieft. Die Augen sind relativ groß, ihr Höhendurchmesser
630 Viperidae.
deren Abstand von der Mundspalte in der Regel merklich übertreffend.
Der beim Männchen etwas längere Schwanz ist 6—ıomal in der Ge-
samtlänge enthalten.
Das Rostrale ist breiter als hoch, von der Mitte an nach unten zu
gewöhnlich nicht verengt, hinten nur von einem einzigen Apicale
begrenzt. Dieses ist klein, länglich sechseckig, nach rückwärts ver-
schmälert, höchstens so breit als ein Supraokulare und meist auch
deutlich kleiner als das vordere Canthale. In Ausnahmefällen kann
es vorkommen, daß das genannte Schildchen gänzlich fehlt und dann
die beiderseitigen vorderen Canthalen über der Schnauzenspitze zu-
sammenstoßen. Von den zwei Canthalen ist in der Regel das vordere
größer als das hintere. Zwischen den Randschildern der Schnauze und
dem Frontale liegen 2—6, gewöhnlich aber
nur 3 ziemlich große Schilder. Frontale
und Parietalen sind häufig sehr unregel-
mäßig entwickelt oder selbst in kleinere
Schilder aufgelöst, was namentlich bezüg-
lich der letzteren oft vorkommt. Das
Frontale ist von den Supraokularen durch
2—4 unregelmäßige Schildchen getrennt,
die häufig der Länge nach verschmelzen.
Die schmalen Supraokularen sind min-
destens doppelt so lang als breit, die im
Vergleich mit dem Frontale viel kleineren
Parietalen immer deutlich, oft sogar be-
trächtlich kürzer als die Supraokularen.
Das Nasale ist verhältnismäßig klein,
meist niedriger als das Auge, vorne von
dem Rostrale durch ein sehr hohes nach
unten verschmälertes Pränasale und das
viel niedrigere erste Supralabiale getrennt,
Fig. 130b. oben von den Canthalen, unten von den
zwei ersten Sublabialen und hinten von
meistens zwei übereinanderstehenden Post-
nasalen begrenzt. Der obere und hintere, mitunter aber auch alle
Ränder des genannten Schildes sind durch in dasselbe hineingehende
kurze Einschnitte mehr oder weniger geteilt oder gekerbt. Das im Unter-
teile des Nasale befindliche Nasenloch hat die Form eines hufeisen-
förmigen, mit seiner Konkavität nach rückwärts gerichteten Spaltes.
Das Auge ist von 6—1o kleinen Schildern umgeben und von dem
vierten und fünften Supralabiale durch 3—4 längliche Schildchen ge-
trennt. Das oberste Präokulare ist gewöhnlich bis zum Nasale ver-
längert. Die Schläfen sind mit großen, glatten, schuppenartigen
Schildern bedeckt. Supralabialen sind 6—9, meistens aber 8 vor-
handen, davon das unter dem Auge stehende vierte und fünfte die
größten, das letzte gewöhnlich merklich größer als das vorletzte.
Die Zahl der Sublabialen beträgt 7—II, die vier ersten berühren
fast immer die Inframaxillaren. Die Kehlschuppen sind in drei
Paare, die Rumpfschuppen in 19 Längsreihen geordnet; von letzteren
ist die unterste glatt, die nächste oft kaum merkbar, manchmal aber
Vipera macrops Meh.
Vipera. 631
auch schon ziemlich deutlich und die übrigen scharf gekielt. Ven-
tralen sind 124—135, Subcaudalen 21—35 vorhanden.
Die Grundfarbe der Oberseite ist in der Regel ein mehr oder
weniger ausgesprochenes Graubraun, das neben der Rückenbinde
heller, auf den Körperseiten aber wegen der hier auftretenden Be-
puderung dunkler ist. Der Kopf zeigt dunkelbraune oder schwärz-
liche Längsflecken, von denen, wenn sie vollkommen ausgebildet
sind, jederseits einer am Innenrande der Canthalen und einer über
die Mitte des Frontale verläuft; desgleichen zieht sich von den Supra-
okularen ein bandförmiger Streifen gegen die gemeinsame Naht
der Parietalen und von da aus sich umbiegend zum Mundwinkel hin.
Durch Zusammenstoßen der letztgenannten Makeln entsteht oft am
Hinterkopf eine andreaskreuzartige Zeichnung, während deren
Konkavität meist noch einen rundlichen Flecken einschließt. End-
lich ist noch an den Schläfen ein meist ziemlich kurzer, besonders
an seinem Unterrande mehrfach ausgebuchteter und schräg nach
unten ziehender Temporalstreifen zu bemerken; derselbe beginnt
gewöhnlich erst in einiger Entfernung hinter dem Auge, hört, ohne
sich mit dem herabsteigenden Ast des Nackenfleckens zu verbinden,
am letzten Supralabiale plötzlich auf und ist daher infolgedessen
fast immer vollkommen isoliert.
Von diesen Zeichnungen sind aber namentlich die am Vorder-
kopf stehenden nicht selten mehr oder weniger, ja mitunter selbst
ganz verwischt; nur der bogenförmige Nackenstreifen und die Tempo-
ralmakel sind sehr beständig. Unter dem Schläfenstreif werden die
Kopfseiten heller und gegen die Mundspalte zu schließlich weißlich,
die Hinterränder fast aller Labialen sind bei Jungen und Männchen
immer, bei Weibchen meistens scharf braun gesäumt; nur das Rostrale
und das erste Supralabiale sind stets, das vorderste Supralabiale
gewöhnlich ganz weiß. Die Iris ist hell kupferbraun oder kupferrot,
am Ober- und Innenrande schwefelgelb.
Zwischen die Hinterschenkel der Nackenzeichnung schiebt sich
nun die meist bis zur Schwanzspitze ununterbrochen verlaufende
dunkelbraune Rückenbinde ein, die aber weniger aus hintereinander-
stehenden Makeln als aus einem ziemlich breiten, oft bis neun Schup-
penreihen einnehmenden Wellenbande besteht; nach außen zu ist
dasselbe meist nur wenig dunkler, seltener schwarz gesäumt. In der
Verlängerung der Temporalstreifen zieht sich dann beiderseits noch
eine Reihe dunkelbrauner, verschieden geformter Flecken hin, wäh-
rend die Körperseiten zwischen dieser und dem Rückenbande stets
ungefleckt sind. Endlich läuft noch eine mehr oder weniger aus-
gesprochene Fleckenreihe über die untersten Seitenschuppen hin.
Auf der Unterseite ist der Vorderteil des Kopfes weiß, die Kehl-
schuppen aber mit dunkelgrauer Bestäubung versehen, die, sich
gegen die Schuppenränder verdichtend, letztere oft mit einem dunklen
Saume versieht. Der Bauch und der Schwanz sind schiefergrau
mit weißen oder weiß mit grauen Flecken, letztere nicht selten in
Längsreihen gestellt. In seltenen Fällen kann eine dieser Farben
die andere mehr oder weniger, ausnahmsweise selbst ganz verdrängen.
Die Schwanzspitze ist niemals gelb.
632 Viperidae.
Sehr alte Männchen werden in Färbung und Zeichnung der
Kreuzotter sehr ähnlich; sie sind meist auffallend hell, grau bis
weißlich oder licht bräunlich bis gelb, mit deutlichen Kopfzeichnungen
und scharfer, schwarzer Zickzackbinde; bei den Weibchen ist da-
gegen die letztere gewöhnlich nur aus einem tieferen Ton der Grund-
farbe gebildet, während jene in der Regel auf den bogenförmigen
Nackenstreifen beschränkt sind. — Die Männchen scheinen bei dieser
Art weit seltener als die Weibchen zu sein.
Außer der hier beschriebenen Normalfärbung kommen aber,
wenn auch nicht häufig, manchmal Varietäten vor, die besonders zur
Melanose neigen. So kann die Oberseite schwarzbraun, ja selbst
schwärzlich werden, wobei dann die dunklen Zeichnungen mehr oder
weniger oder selbst ganz verschwinden und höchstens noch am
Schwanze sichtbar bleiben. In anderen Fällen ist wieder das Rücken-
band sehr verbreitert und von tiefschwarzer Farbe. Die Unterseite
dieser Formen kann bald weiß, bald grau, oder auch ganz einfarbig
schwarz sein.
Die Größe des erwachsenen Tieres überschreitet nur selten
40 cm.
Vipera macrops lebt ausschließlich im Gebirge, woselbst sie nach
Veith auf nicht zu schwerem, mit hohem Grase oder niederem
Buschwerk bewachsenem Karstboden zwischen 10001600 n Meeres-
höhe stellenweise sehr häufig ist. Auf lockerem Gestein kommt sie
nicht vor, sowie sie sich stets auch nur in natürliche Felsspalten,
niemals aber ins Geröll oder unter nur lose aufliegende Steine ver-
kriecht. Sie ist sanften und gutmütigen Naturells, bläht sich, ge-
fangen genommen, nach Art der Ringelnatter auf und macht nur
in den allerseltensten Fällen von ihrem Gebisse Gebrauch. Dies
mag wohl auch mit ihrer ausschließlich aus Heuschrecken bestehenden
Nahrung zusammenhängen, bei deren Bewältigung sie natürlich des
Giftapparates nicht bedarf, so daß sie sich der Verwendung desselben
schon mehr oder weniger entwöhnt haben dürfte. Der Biß selbst
ist wenigstens nach den bisherigen Erfahrungen auch für den Men-
schen mit keinen besonderen Nachteilen verbunden. Wegen dieser
ihrer Eigenschaften ist macrops jedenfalls als nützlich zu bezeichnen
und der Schonung zu empfehlen. Da in ihren Wohnbezirken der
Winter sehr lange dauert und ihre Nahrungstiere erst bei höherer
und länger dauernder Wärme in Massen erscheinen, kommt sie auch
verhältnismäßig spät im Jahre hervor. Aus dem Gesagten ergibt
sich auch, daß diese Schlange in der Gefangenschaft mit allen kleineren
Wirbeltieren ohne Gefahr für die letzteren zusammengehalten werden
kann.
Diese Art ward bisher ausschließlich im Nordwesten der Balkan-
Halbinsel und zwar in Bosnien, der Herzegowina und Montenegro
gefunden. Nach M&hely könnte möglicherweise auch die von
Werner von der Istrianischen Insel Veglia erwähnte Vipbera
Ursinii hieher gehören.
Colubridae. 633
2. Familie. Colubridae.
Pileus scutis magnis novem rvegularıter dispositis tectus.
Scutum rvostrale nasale adtingens.
Pupilla plerumque circularıs.
Scuta ventralia lata, analia et subcaudalia paria.
Cauda mediocris aut longa.
Die Colubriden sind kleine oder mittelgroße Schlangen mit ziem-
lich schlankem, in der Mitte meist nur wenig verdicktem Körper, der
gewöhnlich walzig verlängert und nach unten gegen den Bauch zu
manchmal mit einer schwachen Seitenkante versehen ist. Der vom
Halse bald mehr, bald weniger deutlich geschiedene Kopf ist meist
von elliptischer oder eiförmiger Gestalt, auf seiner flachen oder sanft
nach vorne geneigten Oberseite immer mit neun größeren, symme-
trisch angeordneten Schildern bedeckt; es sind dies zwei Internasalia,
zwei Praefrontalia, zwei Supraokularia, zwei Parietalia und ein
Frontale; unter diesen sind in der Regel die Internasalen die kleinsten,
die Parietalen hingegen die größten. Das Frontale ist immer stark
in die Länge gezogen, in seiner Mittellinie manchmal vertieft oder
gefurcht, nach hinten stets als dreieckige Spitze zwischen die Parie-
talen eingekeilt. Die Kopfseiten fallen bald ziemlich steil oder selbst
senkrecht ab oder sind mehr oder weniger schief nach außen und
unten geneigt; sie sind daher von oben samt den Augen oft nur teil-
weise oder fast gar nicht, manchmal aber auch wieder in ihrer ganzen
Ausdehnung sichtbar; dementsprechend ist auch die Schnauzenkante
bald sehr scharf und deutlich, bald wieder mehr oder weniger ver-
rundet und unmerklich. Die Bekleidung der Kopfseiten besteht vorn
aus dem Rostrale, seitlich aus dem Nasale, aus einem, seltener aus
zwei Zügelschildern, aus einem bis drei Prä- und zwei bis vier Post-
okularen, denen sich nach hinten zu die oft ziemlich undeutlichen
Temporalia anschließen. Das Nasale ist stets seitlich vor der Schnau-
zenspitze, unmittelbar hinter dem Rostrale gelegen und nur selten
einfach, sondern fast immer durch eine die Nasenlöcher durch-
schneidende Quernaht bald mehr, bald weniger geteilt. Das obere
Präokulare ist in den meisten Fällen in Form einer dreieckigen Platte
auf den Pileus übergebogen, vor den Augen oft sehr deutlich einge-
drückt oder vertieft, sein oberer Teil daher oft stark leistenartig nach
außen vorspringend. Die Augen, welche meist eine runde, seltener
eine längsgespaltene und vertikal gestellte Pupille besitzen, sind
nach unten zu von den Supralabialen nur ausnahmsweise durch
Subokularschilder getrennt. Von den Inframaxillaren sind beide
Paare wohl entwickelt, die Kinnfurche ist immer gut und deutlich
ausgesprochen. Die Körperschuppen sind bald glatt, bald gekielt,
ausnahmsweise selbst der Länge nach vertieft, gewöhnlich nach den
Seiten zu merklich vergrößert, bald fest und knapp anliegend, bald
wieder in der hinteren Hälfte mehr oder weniger frei und dann deut-
lich geschindelt. Die Unterseite ist mit großen, quererweiterten
Schildern bedeckt, die am Bauche eine einfache, unter dem Schwanze
aber eine Doppelreihe bilden; der Schwanz selbst ist von mittlerer
63 4 Colubridae.
oder auch bedeutender Länge, von seiner Wurzel gegen die Spitze zu
stets sehr allmählich und stark verdünnt. Das Anale ist immer ge-
teilt. Sämtliche Mitglieder der Familie sind in beiden Kiefern, wie
auch im Gaumen, bezahnt, die Gaumenzähne in zwei parallele Längs-
reihen gestellt, die des Oberkiefers entweder vollkommen glatt,
giftlose Nattern (Aglyphae), oder die letzten derselben
verlängert und vorne längsgefurcht, Trugnattern (Opisto-
glyphae). Bei diesen, zu denen die Gattungen Macroprotodon, Coe-
lopeltis und Tarbophis gehören, sind die Furchenzähne mit. Gift-
drüsen in Verbindung, deren durch die Furche abfließendes Sekret
kleineren Tieren rasch den Tod bringt; dem Menschen sind diese
Schlangen jedoch nicht gefährlich, da abgesehen davon, daß die
betreffenden, weit hintenliegenden Zähne beim Bisse gewöhnlich
nicht zur Verwendung kommen, auch die Wirkung des Giftes nicht
hinreichend stark ist.
Die Colubriden sind meistens Tagtiere, welche die Hitze und
den Sonnenschein lieben und unter diesen Bedingungen ihre größte
Lebhaftigkeit entfalten; sie sind schnell und gelenkig, leicht erreg-
bar und zornmütig und greifen ihre Feinde wütend an, werden aber
auch wieder meist in kurzer Zeit und oft vollständig zahm, so daß
sie in der Gefangenschaft sehr gut fortzubringen sind. Obwohl als
echte Landtiere vorzugsweise am Boden lebend, können die meisten
doch mit viel Geschicklichkeit klettern und schwimmen, ja manche
siedeln sich mit Vorliebe in der Nähe des Wassers an (Tropidonotus),
aus demselben dann teilweise auch ihre Nahrung holend; letztere
besteht nur bei jüngeren Tieren aus Insekten, bei älteren aber fast
ausschließlich aus Wirbeltieren aller Klassen, die sie teils lebend
hinabwürgen, teils durch Umschlingungen früher erdrücken; ihr sehr
erweiterbares Maul setzt sie in die Lage, auch solche Beute zu ver-
zehren, welche im Verhältnis zur Körpergröße der Schlange oft von
ziemlich ansehnlichen Dimensionen ist. Wenngleich viele Nattern
oft fern von allen Gewässern gefunden werden, so lieben sie doch,
wenigstens in der Gefangenschaft, fast alle das Wasser, legen sich oft
stundenlang hinein und trinken es nach langer Entbehrung mit großer
Gier, indem sie entweder den Kopf tief in die Flüssigkeit versenkend
dieselbe aufsaugen, oder aber durch Kaubewegungen des Unterkiefers
das Wasser schöpfen. Unter natürlichen Verhältnissen legen fast
sämmtliche Colubriden Eier, die von den Weibchen stets an solchen
Orten abgesetzt werden, wo sie durch die Wärme der Umgebung zur
Reife gelangen können.
Die Nattern sind im ganzen ziemlich indifferente Tiere, die weder
als schädlich noch als nützlich bezeichnet werden können, da die
meisten den Schaden, den sie einerseits durch Verschlingen von
Vögeln und deren Eiern sowie von nützlichen Eidechsen und Lurchen
anrichten, anderseits wieder durch Vertilgung kleiner Nagetiere wett-
machen.
Die in Europa vorkommenden Arten dieser Familie werden der-
zeit in acht Gattungen untergebracht, welche, da sie teilweise aus-
schließlich auf die Bezahnung basiert, nur schwer durch bloß äußer-
liche Merkmale auseinanderzuhalten sind; in der nachstehenden
Colubridae. 635
Übersicht ist der Versuch gemacht, die Bestimmung der hieher-
gehörigen Schlangen ohne Berücksichtigung des Gebisses zu er-
möglichen.
I Frontale niemals bedeutend schmäler als die Supraokularen und
letztere nach vorne zu nicht überragend. Kopf zwischen den
mäßig großen Augen nicht vertieft. Nur ein einziges Frenale,
Schuppen glatt oder gekielt.
2 Frenale vom Vorderrande des Auges stets durch I—3 Prä-
okularen getrennt.
3 Das sechste Supralabiale nach oben nicht bis zum Parietale
reichend, sondern von ihm durch dazwischenliegende Tempo-
ralschilder oder Schuppen getrennt.
4 Körpermitte mit mindestens Ig Schuppenreihen.
5 Postokularen hinten von zwei Temporalen oder Schup-
pen begrenzt.
6 Schuppen nur in Ig Längsreihen, vollkommen glatt.
7 Augen vorne nur von einem einzigen großen Prä-
okulare begrenzt. Supraokularen am Außenrande
nicht vorspringend, Kopfseiten flach oder höchstens
unmittelbar vor den Augen kaum merkbar ver-.
tieft, Schnauzenkante daher wenig ausgesprochen.
Subcaudalpaare höchstens 70
5. Gatt. Coronella Laur.
7 Augen vorne unter dem großen Präokulare noch
von einem kleinen Subokulare begrenzt. Außen-
rand der Supraokularen vorspringend und an die
über der vertieften Zügelgegend hinziehende leisten-
artige Schnauzenkante angeschlossen. Subcau-
dalpaare mindestens 87
7. Gatt. Zamenis Wagl.
6’ Schuppen in 2I—29 Längsreihen.
7 Augen vorne nur von einem einzigen großen Prä-
okulare begrenzt, Schnauzenkante wenig aus-
gesprochen oder verrundet.
8 Bauch höchstens mit 200 Ventralen
5. Gatt. Coronella Laur.
8 Bauch mit mehr als 200 Ventralen
6: „Gatti Co lu benrEmze:
7’ Unter dem großen Präokulare noch ein viel kleineres
Subokulare.
8 Unterrand der Augen an die Supralabialen
stoßend, Schuppen im Alter manchmal mehr
oder weniger gekielt 6. Gatt.Coluber Linne.
8 Unterrand der Augen von den Supralabialen
durch eine Reihe kleiner Schildchen getrennt.
Supraokularen vorspringend, Schnauzenkante
sehr deutlich, Schuppen immer glatt
7. Gatt. Zamenis Wagl.
5’ Postokularia hinten nur von einem einzigen, großen
Temporale begrenzt. Schuppen, mit Ausnahme der
636 Colubridae.
an die Bauchschilder stoßenden, scharf und sehr deut-
lich gekielt .. 2.8 'Gatt. Tropidonotu's-Kohk
4' Körpermitte mit 15—ıI7 Schuppenreihen. Postokularen
hinten von I—2 Temporalschildern begrenzt. Kopf vom
Halse nur wenig abgesetzt . 4. Gatt. ContiaB. Gir.
3 Das sechste Supralabiale nach oben bis zum Parietale
reichend. Pupille vertikal elliptischh Kopf nur schwach
abgesetzt, Schuppen glatt
I. Gatt: Macroprotodon ’Gıc®
2' Zügelschild unter dem Präokulare vorbei bis zum Auge ver-
längert. Supraokularia klein, viel schmäler und kürzer als
das Frontale. ı Prä- und I—2 Postokularen. Schuppen glatt,
in.1gsLängsreihen ". 4. .3."Gatt.«T ar bophis Feseim
I’ Frontale lang und schmal, kaum halb so breit wie die Supra-
okularen, welche vom ersteren nach vorne zu überragt und von
den Präfrontalen durch die sich dazwischenschiebenden Prä-
okularen getrennt werden. Kopf zwischen den auffallend großen
Augen vertieft, mit vorspringenden Brauenschildern und scharfer
Schnauzenkante.. 2 hintereinanderliegende Frenalen. Schuppen
im Alter der Länge nach vertieft, löffelförmig
2». Gatt..Coelopeltis’Wagk
1. Gattung. Macroprotodon,
Guichen. Explor. scientif. Alg. Rept. pag. 22 (1850).
Scutum rostrale longitudine saltem duplo latius.
Scuta suwpraocularia subemarginata non excedentva.
Scutum praeoculare et temporale unum, postocularia duo.
Pupilla verticalis, elliptica.
Supralabiale sextum altum, usque ad parietale plerumgque
productum.
Squamae laevissimae, per series 19—25 dispositae.
Der Körper ist ziemlich schlank, seitlich nur schwach zusammen-
gedrückt, der Kopf gestreckt, etwa doppelt so lang als breit, oben bis
zu den Internasalen hin vollkommen flach, nach vorne nur wenig
verschmälert, mit auffallend breit verrundet abgestutzter Schnauze.
Seine Seiten fallen schief nach außen und unten ab, und sind infolge-
dessen die Augen von oben ganz sichtbar und der Canthus rostralis
verwischt; eine halsartige Einschnürung zwischen Kopf und Rumpf
ist kaum wahrzunehmen. Das Rostrale ist mindestens doppelt so
breit als hoch, die schwach ausgerandeten Supraokularen springen
nicht vor, die Pupille ıst vertikal elliptisch, Präokulare und Tempo-
rale sind je eins, Postokularen zwei vorhanden. Das sechste Supra-
labiale ist in vertikaler Richtung so stark erweitert, daß es mit dem
Parietale derselben Seite fast immer in kurzer Naht zusammenstößt.
Die Schuppen sind vollkommen glatt und in I9—25 Längsreihen
gestellt.
Von den 1o—ıı Zähnen des Oberkiefers sind der vierte und
Macroprotodon. 637
fünfte, oder auch dieser und der sechste länger und von den darauf-
folgenden, deren zwei letzte gerade hinter den Augen stehenden eben-
falls vergrößert und gefurcht sind, durch einen Zwischenraum getrennt;
die Unterkieferzähne nehmen bis zum sechsten an Länge zu und ist
dieser von den kleineren dahinterliegenden ebenfalls etwas abgerückt.
Die einzige Art dieser Gattung lebt im südwestlichen Europa.
1. Maeroprotodon eueullatus: Supra fuscescens maculis Parvis
nigrescentibus seriatis. Occipite plaga magna versus latera Pro-
longata striague obliqua subocuları obscuris. Subtus flavidus
vel ruber, aut concolor aut nigro-punctatus. — Long. 50 cm.
Colubericweullatus Geoffr. Descript. Egypt. Rept. tab. VIII,
fig. 3 (1827). — Coronella laevis var. Schleg. Essai phys. serp. II,
pag. 69 (1837); — Macroprotodon mauritanicus Guichen.
Rept. et poiss. d. l’Explor. scient. de l’Alg. pag. 22, tab. 2 (1850). — Ly-
cognathus cucullatus Dum. Bibr. Erpetol. gener. VII, pag. 926,
4 (1854). — Lycognathus taeniatus Dum. Bibr. l. c. pag. 930
(1854). — Coronella cucullata Günth. Proceed. zool. Soc. Lond.
pag. 470 (1859). — Coronella brevis Günth. Annal. et Magaz.
Nat. Hist. (3), IX, pag. 58 (1862. — Coronella taeniata Strauch
Erpetol. Alg. pag. 57,(1862).. — Psammophylax cucullatus
Jan. Enum. syst. Of .Coronell. Arch. Zool. Mod. Il, fasc. 2, pag. 309, 4
(1862). Macroprotodon maroccanus Peters Sitzb. Ges.
naturf. Fr. pag. 27 (1882). — Macroprotodon cucullatus
Bouleng. Tr. Zool. Soc. XIII, pag. 143 (1891).
Das sehr niedrige Rostrale ist bogenförmig, nicht auf den Pileus
übergewölbt und daher von oben nur dessen äußerster Hinterrand
sichtbar, die in breiter Naht zusammenstoßen-
den Internasalen sind höchstens so lang wie
die Präfrontalen. Das Frontale ist länger als
sein Abstand von der Schnauzenspitze, nach
vorne nur mäßig erweitert, an der Präfrontal-
naht sehr stumpfwinkelig, hinten aber ziem-
lich weit zwischen die Parietalen eingeschoben.
Die Supraokularen sind bedeutend schmäler,
die nach rückwärts stark verengten Parie-
talen merklich länger als das Frontale. Das
Nasale ist über doppelt so lang als hoch, in |
der Mitte geteilt, das Nasenloch dem Öber- EIS BT:
rande näher als dem unteren, das Schild Macroprotodon cucullatus
selbst den zwei ersten Supralabialen auf- GER
liegend. Das Frenale ist ebenfalls bedeutend
länger als hoch, hinten schief abgestutzt, oben in seiner ganzen
Ausdehnung das Präfrontale, unten das zweite und dritte Supra-
labiale berührend. Das untere keilförmig verschmälerte und nur
dem Anfange des vierten Supralabiale aufsitzende Präokulare ist
nach oben sehr stark erweitert und mit seiner Spitze auf den Pileus
zwischen das Präfrontale und Supraokulare eingeschoben. Von den
zwei Postokularen ist das obere merklich größer als das untere,
von den acht Supralabialen liegen das vierte und fünfte unter dem
Auge, das sechste bedeutend größere ist nach oben in einen drei-
eckigen, in der Regel bis zum Parietale reichenden Fortsatz er-
638 Colubridae.
weitert; zwischen diesem und dem siebenten Supralabiale liegt das
einzige Temporale, welches etwa die doppelte Größe der übrigen
Schläfenschuppen besitzt. Die an der Spitze mit einem nadelstich-
artigen Grübchen versehenen Schuppen sind am Rücken ziemlich
schmal sechseckig, nach den Seiten hin aber merklich kürzer und
breiter. Die Anzahl der Ventralen beträgt 153—ı92, die der Sub-
caudalen 40—54.
Die Färbung ist oben hellbraun oder graulich und gewöhnlich
mit 3—5 ziemlich deutlichen Längsreihen dunkler Flecken ver-
sehen, welche dadurch entstehen, daß die betreffenden Schuppen
mit schwärzlichen Mittel- oder Randstrichen versehen sind. Die
größten, meistenteils drei Schuppen einnehmenden Makeln, stehen
in der Vertebralgegend, während die seitlichen viel kleiner sind und
nur I—2 Schuppen umfassen. Die Pileusschilder sind in der Regel
ziemlich dicht schwarz gesprenkelt, im Nacken steht fast immer
ein dunkelbrauner, schwarz gesäumter oder auch ganz schwarzer
Längsfleck, der sich gewöhnlich vorne auf der gemeinschaftlichen
Parietalnaht auskeilt, während zwei ebensolche Makeln in Form
einer bald schmäleren, bald breiteren Binde von den Hinterrändern
des Frontale schief über die Mitte der Parietalen nach außen und
unten ziehen und sich hinter dem letzten Supralabiale nach vorne
umbiegen; eine ebensolche Binde zieht sich hinter der genannten
am Anfange des Halses auch schief nach vorne und unten hin. All
diese Zeichnungen sind übrigens durchaus nicht immer in der ge-
schilderten Schärfe und Regelmäßigkeit vorhanden, sondern häufig
in der verschiedenartigsten Weise verflossen oder untereinander ver-
bunden und nicht selten so ausgedehnt, daß manchmal nahezu der
ganze Kopf und Nacken mehr oder weniger schwarz gefärbt er-
scheinen. Die Supralabialen sind hellgelb und ungefleckt, über das
fünfte geht vom Auge nach unten und hinten ein schwarzer Strich.
Die Unterseite ist gelblich oder korallenrot, meist einfarbig, manch-
mal aber auch mit gewöhnlich nur wenig hervortretenden schwarzen
Flecken, die in der Mittellinie des Bauches öfters zu einer Längs-
reihe zusammenfließen.
Die Größe des ausgewachsenen Tieres übersteigt wohl kaum 50 cm.
Macroprotodon ist eine Erdschlange, die gewöhnlich nur bei
Nacht, oder um ihrer hauptsächlich aus kleineren Eidechsen be-
stehenden Nahrung nachzugehen, zum Vorschein kommt; sie ist ein
ziemlich sanftmütiges Tier.
Am Festlande von Europa ist dessen Verbreitung ausschließlich
auf Andalusien beschränkt, woselbst er aber, wie es scheint, ziem-
lich selten vorkommt, während er auf den Balearen gemein ist;
auch ward die Art noch auf der südwestlich von Malta gelegenen
Insel Lampedusa gefunden.
2. Gattung. Coelopeltis,
Wagl. Nat. Syst. d. Amph. pag. 189, 76 (1830).
Rhabdodon Fleischm. Dalmat. nova serpent. gen. pag. 25 (1831).
Scutum frontale longissimum, angustum, antice ultra supra-
ocularia productum.
Coelopeltis. 639
Praefrontalia a supraocularıbus scutis praeocularıbus dis-
juncta.
Scuta frenalia duo, postposita.
Praeoculare unum, postocularia duo.
Oculi magni, pupiüla circuları.
Vultus ante oculos sulcatus, cantho rostrali distinctissimo.
Squamae in adultis excavatae, per series 17—IY dispositae.
Der Körper ist gestreckt, walzig, in der Mitte schwach verdickt,
seitlich kaum zusammengedrückt, ohne ausgebildete Bauchkante.
Der Kopf ist hoch und groß, vom Halse wenig gesondert, von den
Augen nach vorne ziemlich kurz und schnell verjüngt, sonst aber
fast gleichbreit. Die Oberseite zeigt vor den Augen gegen die vor-
springende Schnauzenspitze zu eine besonders im Alter sehr aus-
gebildete Vertiefung; desgleichen sind auch die schief abfallenden
Kopfseiten gegen die Augen zu sehr stark furchenartig eingedrückt,
daher die Schnauzenkante sehr deutlich entwickelt ist und als scharf
ausgeprägte Leiste vom oberen Augenrande zur Mitte der Internasalia
hinzieht. Die Nasenlöcher sind groß und nach rückwärts gerichtet,
die ebenfalls stark entwickelten Augen vollkommen seitlich gestellt,
mit rundlichem Sehloch, von oben nur teilweise sichtbar. Der
mittellange Schwanz ist dünn und spitz auslaufend, etwa ein Fünftel
der ganzen Körperlänge betragend.
Das etwa siebeneckige Rostrale ist gewölbt, höher als breit, von
oben teilweise sichtbar, gegen den Mund zu mit tiefer Ausrandung
und einer zu ihr parallelen Furche über derselben. Die Internasalia
sind klein, beilförmig, viel breiter als lang, nach hinten und außen
bis zum vorderen Zügelschilde spitzig ausgezogen; die mehr als
doppelt so großen Praefrontalia sind gegen ihre gemeinschaftliche
Naht hin abschüssig, mit ihrem Außenteile winkelig auf die Kopf-
seiten bis zu den Zügelschildern herabgebogen. Das Frontale ist
das längste aller Schilder, in seinem größeren hinteren Teile schmal
und parallelseitig, in seinem vorderen Ende plötzlich erweitert, ab-
schüssig und die Supraokularia deutlich überragend. Die Parie-
talia sind kaum länger, aber sichtlich breiter als die Supraokularen,
nach rückwärts ziemlich stark verschmälert, letztere gut doppelt so
breit als der hintere Teil des Frontale, nach vorn kaum verengt,
mit stark vorspringendem Augen- und vollkommen gerade abge-
stutztem Hinterrande. Das Nasale ist etwa so groß als die hinter
ihm liegenden Zügelschilder zusammen, nach unten durch eine vom
Nasenloch schief nach rückwärts ziehende Naht geteilt. Das erste
Zügelschild ist gewöhnlich viel höher als breit, ziemlich parallel-
randig, der vorderen Hälfte des zweiten Supralabiale aufliegend,
während das hintere etwas niederere kaum höher als breit, etwa tra-
pezisch ist und beiläufig bis zur Mitte des dritten Lippenschildes
reicht. Das Präokulare ist sehr groß, im unteren Teile schmal, im
oberen Teile sehr stark erweitert, gegen das Auge zu in eine scharfe
Spitze ausgezogen, so daß es im ganzen eine fast beil- oder hammer-
förmige Form hat. Es ist vor den Augen stark eingedrückt ver-
640 Colubridae.
tieft, sein oberer Teil nach außen leistenartig vorspringend und im
Winkel auf die Oberseite des Kopfes übergebogen, wo es, sich zwi-
schen die Praefrontalia und Supraokularia einschiebend, bis zum
Frontale reicht. Die zwei Postokularia sind höher als breit, an Länge
untereinander wenig verschieden, nach hinten von zwei übereinander
liegenden, länglich schuppenförmigen Temporalen begrenzt, deren
unteres das obere an Größe übertrifft. Von den acht Supralabialen
berührt das vierte und fünfte das Auge, von den ıı Sublabialen
liegen die sechs ersten den ziemlich gleich großen, durch eine sehr
tiefe Kinnfurche voneinander getrennten Inframaxillaren an. Die
Schuppen sind ziemlich locker anliegend und deutlich, oft sehr stark,
geschindelt. Sie sind entweder ganz glatt oder in der Mitte mehr
oder weniger der Länge nach gefurcht oder vertieft, was nament-
lich bei alten Stücken mitunter in so hohem Grade der Fall ist, daß
die Schuppen dadurch nahezu löffelförmig werden. Doch gibt es
auch ziemlich erwachsene Stücke mit- fast ganz glatten oder nur
äußerst schwach vertieften Schuppen, so daß dieselben oft nur bei
schiefer Ansicht eine seicht eingedrückte Längslinie erkennen lassen.
Anderseits können ‘aber auch schon ziemlich junge Tiere sehr deut-
lich vertiefte Schuppen zeigen, und nur bei den eben ausgekrochenen
Individuen ist dies niemals der Fall. Die zwei untersten Schuppen-
reihen des Rumpfes, sowie auch die Schwanzschuppen sind übrigens
immer glatt. Die einzelnen Schuppen haben eine länglich rhom-
bische oder lanzettliche Form, sind nach den Seiten zu stark ver-
größert und in 17—I9 Längs- und ziemlich schiefe Querreihen ge-
stellt. Die kaum auf die Oberseite aufgebogenen Bauchschilder be-
tragen gewöhnlich gegen 180 (I68—210), die Schwanzschilderpaare
schwanken meist zwischen 90 und Ioo, können aber auch bis auf 69
reduziert sein.
Der Oberkiefer hat 10—ı7 ziemlich gleichgroße Zähne, auf welche
dann ı—2 unter dem Hinterrande des Auges stehende sehr große
Furchenzähne folgen; im Unterkiefer sind die vorderen Zähne stark
verlängert.
Die einzige europäische Art lebt im südlichen Europa.
1. Coelopeltis monspessulana: Supra testacea, olivacea vel fuscescens,
aut concolor aut nigro-maculata alboque striolata,; subtus albido-
flavescens vel rubescens, saepius atro-signata. — Long. I—2 m.
Coluber monspessulanus Herm. Observat. zoolog. I, pag. 283
(1804). — Natrix monspessulana Merr. Syst. amphib. pag. 130,
152 (1820. —Malpodon lacertinus Fitzing. Classificat. d. Reptil.
pag. 59 (1826, — Psammophis lacertina Boie Bemerk. üb.
Merr. Syst. d. Rept. Isis, XX, pag. 526, 61 (1827). — Coluber Aescu-
lapii Dug. Annal. scienc. natur. XII, pag. 388 u. 394, tab. XLVI, fig.
17, 28. (a827), Koelopeltis-Lacertina Wagl. Nato
Amphib. pag. 189 (1830). — Coluber flexuosus Fisch. de Waldh.
Bull. Soc. Nat. Mosc. IV, pag. 574 (1832). — Coelopeltis mons-
pessulana Bonap. Amph. europ. pag. 45, 45 (1839). — Coluber
monspeliensis Gervais Annal. scienc. natur. 3. ser. X, pag. 207, 4
(1848).
var. a) Supra testacea aut griseo-fuscescens, maculis crebris fuscis
Coelopeltis. | 641
nigrisve alternis saepe striolis albis intermixtis seriatim dis-
positis; subtus flavescens, atro-punctata. — Long. I00—I20 cm.
Natrix lacertina Wagl. in Spix Serpent. Brasil. pag. 18, 4, tab. V
(1824). — Coluber insignitus Geoffr. Descript. de ’Egypt. Rept.
tab. VII, fig. 6 (1827). — Coluber vermicularis Eichw. Fauna
caspio-caucas. pag. 155, tab. XXIX, fig. ı, 2, 3 (1831). — Coluber
vermiculatus Menetr. Catal. rais. d. obj. de Zool. pag. 72, 238 (1832).
— Coluber hippocrepis Schinz Naturg. u. Abbild. d. Reptil.
pag. 148, tab. 62, fig. 2 (1833). —Coluber moilensis Reuss Zool.
Misc. im Mus. Senckenb. I, pag. 142, tab. 7, fig. ı, a, b (1834). — Coelo-
peltis insignitus Dum. Bibr. Erpet. gener. VII, pag. 1130 (1854).
var. b) Supra cinereo-olivacea, lateribus nonnunguam lineolis fla-
vidis intermixtis; subtus flavescens, haud varo Ppraesertim antice
maculis taeniisve nigricantibus. — Long. 1,5—2 Mm.
Coluber rupestris Risso Hist. nat. de l’Eur. m£rid. III, pag. 91,
24 (1826. —Coluber Neumayeri Fitzing. Classif. d. Rept. pag. 57,
13 (1826). — Coluber virens Dwigubsky Nat. Hist. Russ. Amph.
pag. 26 (1832).
var. c) Supra obscure fusca, sguamis lateralibus flavo-limbatis jas-
ciam plerumgque continuam formantibus,; subtus flava, plus mi-
nusve dense obscuro-punctata aut nebulosa. — Long. I—I,5 m.
Rhabdodon fuscus Fleischm. Dalmat. nova serpent. gen. pag. 26,
tab. II (1831). — Coluber fuscus Dwig.l. c. pag. 26 (1832). —
Bothriophis distinctus Eichw. Reise kasp. M. u. Caucas. ],
pag. 748 (1837). — Coelopeltis monspessulanus var. Neu-
mayeri Bonap. Amph. europ. pag. 45 (1839).
juv. Supra testacea aut griseo-olivacea, squamis nigris luteo-margı-
natis seriatim dispositis; subtus albo-flavescens, maculıs fuscıs
interdum variegatus.
Coelopeltis monspessulana Ranzani in Nov. comm. acad.
science inst. Bonon. pag. 95, tab. II, fig. 10 (1836).
Diese Schlange tritt in drei Formen auf, welche teilweise auch
eine verschiedene geographische Verbreitung haben.
Die erste derselben, die ich, da sie im allgemeinen die Färbung
und Zeichnung der Jungen beibehält, als die Stammform betrachte,
wird gewöhnlich als Coelopelitis insignita Geoffr. bezeichnet. Dieselbe
zeigt oberseits ein manchmal ins Rötliche ziehendes Lehmgelb, Oliven-
oder Nußbraun, und ist mit mehr oder weniger zahlreichen aber
meistens ziemlich kleinen schwärzlichen oder tiefschwarzen Flecken
und weißen Schuppenrandstrichen besetzt. Erstere sind stets ab-
wechselnd gestellt und in 5—7 Längsreihen geordnet, letztere setzen
sich besonders gern an die schwarzen Flecken an und werden nach
unten zu häufiger, so daß sie an den Rumpfseiten mitunter regel-
mäßige Längsreihen bilden, ja wenn sie größer werden, ausnahmsweise
selbst zu Längsstreifen verbunden sein können. Manchmal ziehen sich
auch über die Rückenmitte eine oder auch zwei Reihen bedeutend
größerer und rundlicher dunkelbrauner Makeln hın, welche aber
immer ziemlich verwaschen und wenig deutlich sind; nur im Nacken
und am Hinterkopf erscheinen dieselben öfters scharf abgesetzt und
erreichen dann gewöhnlich auch eine merkliche Größe. Bei dunklen
Stücken kommt es manchmal vor, daß die schwarzen Flecken be-
Schreiber, Herpetologia europaea. 4I
642 Colubridae.
sonders im Halsteile des Rumpfes teilweise zusammenfließen oder an
den Seiten zu schrägen, von oben nach vorne und unten gerichteten
Ouerbinden verschmolzen sind. Mitunter wieder werden die schwarzen
Makeln gegen den Bauch zu gestreckter und nehmen dann die Form
von kürzeren oder längeren mit der Körperaxe parallelen Strichen an,
die manchmal selbst zu einer ununterbrochenen Längslinie aneinander-
stoßen können. Ab und zu, und zwar vorzugsweise bei dunkleren
Tieren, laufen an der Bauchgrenze zwei Längsreihen großer weißer
Flecken hin, welche durch die in diesem Falle ebenfalls zu einem zu-
sammenhängenden Längsstreifen verbundenen schwarzen Seiten-
makeln getrennt sind; von diesen Fleckenreihen bildet die obere
ein meist ziemlich ununterbrochenes Längsband, während die untere
durch die schwarzen Ränder der von ihr durchzogenen Ventralen in
große, hintereinanderstehende weiße Makeln aufgelöst erscheint.
Der Pileus ist mit helleren, dunkel ge-
säumten Zeichnungen versehen, welche
gewöhnlich die Präfrontalen, den Vorder-
rand des Frontale und der Supraokularen
= > einnehmen, sich aber manchmal noch
gabelartig vom Frontale aus nach hinten
über die Parietalen erstrecken. Diese
Zeichnungen sind aber in der Regel nur
bei jüngeren oder mittleren Stücken
schön und scharf ausgebildet, während
sie im vorgerückten Alter meist mehr oder
weniger oder selbst gänzlich verschwinden.
Die Kopfseiten sind auf dunklem Grunde
mit milchweißen oder gelblichen, häufig
schwarz gerandeten Makeln besetzt, die
auf den Sublabialen zu einer ununter-
brochenen Längsbinde verfließen. Die
Unterseite ist beinfarben oder hellgelb,
entweder einfarbig, häufiger aber mit
zahlreichen schwärzlichen oder selbst schwarzen Flecken versehen,
die sich hauptsächlich an den Hinterrand der Bauchschilder an-
legen; meist in ziemlich regelmäßigen Längsreihen stehen und am
Unterkopf gewöhnlich zu drei scharfen Längsbinden verschmelzen,
von denen die beiden äußeren und kürzeren über die Sublabialen, die
mittlere und bedeutend längere über die Rinnenschilder bis auf den
Hals hinzieht. Bei sehr alten Stücken nehmen manchmal die schwarzen
Flecken der Unterseite an Ausdehnung dermaßen zu, daß sie nicht
nur am Rande der Ventralen in zusammenhängende Querbinden ver-
fließen, sondern sich auch noch in Form ziemlich breiter, nach vorne
keil- oder knopfartig erweiterter Striche bis gegen das vor ihnen
stehende Bauchschild erstrecken, so daß hiedurch auf der Unter-
seite eine Art unregelmäßiger dunkler und heller Längsstreifung ent-
steht. In diesem Falle sind häufig auch an den unteren Rumpfseiten
die bei den obgeschilderten dunklen Stücken erwähnten zwei scharfen
milchweißen Fleckenbinden gut ausgebildet.
Insignita ist die kleinste Coelopeltisform und erreicht selten viel
Bie.-r32,
Coelopeltis monspessulana Herm.
a Rostrale.
Coelopeltis. 643
über Im Gesamtlänge; das größte in meinem Besitze befindliche
Exemplar mißt 120 cm; sie kommt vorzugsweise im Westen ihres
Verbreitungsbezirkes vor und ist von Nizza an durch ganz Süd-
frankreich sowie auf der Pyrenäischen Halbinsel, hier allerdings
hauptsächlich in den südlichen Teilen des Landes, stellenweise sehr
häufig; desgleichen ist sie auch in Dalmatien nicht selten.
Eine zweite, als Coelopeltis Neumayeri Fitz. unterschiedene Form
ist oben schiefergrau, gewöhnlich einfarbig, seltener mit schwachen
Andeutungen der bei der vorigen so häufigen schwarzen Flecken;
nach unten zu sind die Schuppen öfters mit hellen, gelblichen Seiten-
ecken versehen. Der fast immer einfarbige Pileus zeigt nur ausnahms-
weise Spuren von Zeichnungen, die Supralabialen haben weiße oder
gelbliche Flecken, die Sublabialen sind ganz hell. Bei größeren
Stücken sind die untersten 3—4 Schuppenreihen oft grau oder gelblich
und mit schwarzen wolkigen Säumen oder Makeln versehen; mitunter
erstrecken sich diese Schuppen hinter dem Halse auch auf den Rücken
und da hiebei die lichte Grundfärbung größtenteils oder selbst ganz
zurücktritt, so erscheint dann der betreffende Körperteil in größerer
oder geringerer Ausdehnung ganz oder vorherrschend schwarz gefärbt.
Die Unterseite ist bald einfarbig weißlich oder gelblich, bald wieder
und namentlich bei älteren Stücken mit mehr oder weniger blei-
oder eisengrauen Nebelflecken versehen, welche in manchen Fällen
so überhand nehmen, daß hiedurch die ganze Unterseite vorherrschend
dunkel erscheint. Am Halse fließen diese Flecken oft streifenartig
zusammen und bilden namentlich am Unterkopf wie bei-der vorigen
Form oft 3 mehr oder weniger deutliche Längsbinden. Zu dieser
Form ist wohl auch die von Werner!) als var. occidentalis bezeich-
nete Abart zu ziehen.
Neumayeri erreicht eine stattliche Größe und kommen mitunter
Stücke von 2m Länge und entsprechender Stärke vor; auch ist sie
viel weiter verbreitet als insignita, indem sie nicht nur an denselben
Orten wie diese gefunden wird, sondern in manchen Gegenden, wie
in Istrien — woselbst ich sie übrigens nur auf der Insel Cherso be-
obachtet habe, sowie in Dalmatien und der Herzegowina die vor-
herrschende, ja in Griechenland die allein vorkommende Varietät
bildet, hier nicht nur das Festland, sondern auch die Jonischen Inseln,
namentlich Kephallonia und Korfu bewohnend. Jan gibt sie auch
für Konstantinopel an; ich selbst habe sie jedoch von hier, obwohl
ich von meinen dortigen Sammler jahrelang’mit den daselbst lebenden
Reptilien versehen ward, niemals erhalten.
Die dritte Form ist endlich die Fusca Fleischm., welche übrigens
der vorigen ziemlich ähnlich ist und sich von dieser hauptsächlich
durch die tief dunkel oliven- oder selbst schwarzbraune Färbung
der Oberseite unterscheidet. Die an einzelnen Schuppen auftretenden
gelben Ränder werden nach den Seiten zu häufiger und stoßen
schließlich zu einer schmalen Längsbinde zusammen, die am Ober-
rande der äußersten Schuppenreihe fast bis zum After meist ununter-
brochen hinzieht. Da das unterste Drittel dieser Schuppen ebenfalls
I) Krefft, Das Terrarium pag. 438 (1907).
4ı*
644 Colubridae.
weißlich oder gelblich ist, so entsteht hiedurch bei. Stücken mit
dunkler Unterseite noch eine zweite, mit der vorigen parallele helle
Längsbinde, die meist bis zum Schwanzende lauft; bei Tieren mit
heller Bauchseite fällt diese Binde selbstverständlich mit letzterer
zusammen und verschwindet als solche. Der Kopf, dessen Färbung
im allgemeinen mit der des Rumpfes übereinstimmt, läßt häufig
Spuren von unbestimmten Zeichnungen erkennen, die gewöhnlich
schwarzbraunen Supralabialen sind weißlich oder gelblich gefleckt.
Die ursprünglich gelbliche Unterseite ist meistens mit so zahlreichen
schwarzgrauen Makeln oder Wolkenflecken bedeckt, daß die Grund-
farbe am Schwanze fast immer ganz, am Bauche sehr häufig mehr
oder weniger verdrängt wird und hier oft nur mehr in Form einzelner
Flecken in der Mitte der Ventralen zurückbleibt; mitunter kommt es
auch vor, daß von letzteren die Mitte und der Außenrand fleckenlos
bleiben, wodurch dann die Unterseite drei helle Längsbinden erhält,
welche die zwei von den aneinanderstoßenden dunklen Makeln ge-
bildeten schwarzgrauen Längsbänder einschließen. Der unterseits
helle Kopf ist von drei grauen Längsbinden durchzogen.
Die Größe erwachsener Tiere beträgt I,5—2 m.
Von den hier geschilderten drei Formen hat Fusca die geringste Ver-
breitung, da sie bisher nur in Dalmatien gefunden ward und auch hier
durchaus nicht häufig ist; bemerkenswert erscheint es, daß sowohl
diese als auch Neumayeri gewöhnlich nur siebzehn Schuppenreihen
haben, während insignita in der Regel deren neunzehn besitzt.
Monspessulana ist unter den einheimischen Ophidiern wohl die
wildeste und ungestümste, dabei aber auch die scheueste und flüch-
tigste Schlange. Den Laien erschreckt sie schon durch ihr heftiges
und anhaltendes Zischen, welches sie dann hören läßt, wenn sie nicht
gleich einen sicheren Versteck auffinden kann. Daran wird sie aber
gerade vom Fachmanne leicht erkannt, indem es in stark anfangenden
und allmählich schwächer werdenden Absätzen ausgestoßen wird,
das von dem gleichförmigen Blasen anderer Schlangen sehr ver-
schieden und nur dem Gezische der Sandviper ähnlich ist; letztere
zischt aber, abgesehen davon, daß sie mit monspessulana nicht
immer gemeinschaftlich vorkommt, lange nicht so laut und so stark
als diese. Sie ist unter den bei uns vorkommenden Trug-
nattern unstreitig die giftigste und werden durch ihren Biß selbst die
größten einheimischen Eidechsen, ja sogar Schlangen (gemonensis)
in kurzer Zeit gelähmt. Übrigens sind die Giftzähne für das Tier
kaum von besonderem Nutzen, da sie kleinere Beute meist lebend
verschlingt, größere aber, besonders Säugetiere und Vögel wohl
immer, in der Regel erdrosselt. Auch dem Menschen gegenüber ist
ihr Gift machtlos, wenigstens hat Tomasini selbst nach längerem
Kauen an seinem Finger seitens der genannten Schlange durchaus
keinerlei Wirkung verspürt. Coeloßeltis hält sich ausschließlich in
warmen, sonnigen Lagen auf und kommt in Höhen von über 700 m
nicht mehr vor; unter allen mit ihr das gleiche Wohngebiet teilenden
Reptilien ist sie jedenfalls die am meisten wärmeliebende und wenn
wegen des glühenden Sonnenbrandes alles Getier verschwunden und
verkrochen ist, sieht man monspessulana oft noch behaglich in der
Coelopeltis. 645
Sonne liegen oder herumkriechen; nur bei allzu starker Erhitzung
des Bodens sucht sie mitunter im dichten Gelaube von Sträuchern
und niederen Bäumen Schutz. Nicht ungerne schlägt sie ihre Wohnung
auch an in der Nähe menschlicher Ansiedelungen gelegenen Kultur-
flächen auf, die sie jedenfalls wegen der daselbst in größerer Menge
vorkommenden Futtertiere aufsucht. So sehr diese Schlange übrigens
auch die Wärme und den Sonnenschein liebt, so ist sie doch auch wieder
gegen Kälte nicht sonderlich empfindlich und kommt infolge dessen
schon sehr zeitlich im Frühjahre, wenn noch die ganze Natur ım
Winterkleide liegt, zum Vorschein und zieht sich im Herbste eben
so spät wieder zurück, so daß einzelne Stücke mitunter noch im
November im Freien angetroffen werden.
Die Hauptnahrung dieser Schlange besteht aus den in ihrer
Heimat massenhaft vorkommenden Eidechsen; übrigens werden
gelegentlich auch Mäuse und kleinere Vögel, etwa bis zu Amselgröße
genommen und ist sie außerdem noch eine gewaltige Feindin von
anderen Schlangen, die ihrer Freßgier ebenfalls häufig zum Opfer
fallen. Nur die Tropidonotus-Arten werden wahrscheinlich wegen
ihres unangenehmen Geruches, verschmäht und auch Insekten
niemals genommen; desgleichen ist auch der stellenweise mit ihr in
Menge vorkommende Ophisaurus gegen ihre Angriffe wohl wegen
seiner harten kalkigen Körperbedeckung gefeit. Monspessulana ist
beim Verfolgen ihrer Beute so gierig, daß sie oft schon beim Erblicken
derselben das Maul aufsperrt und mit halbgeöffnetem Munde hinter
ihrem Opfer einherjagt. Größere und wehrhafte Tiere, wie beispiels-
weise Lacerta major, sowie auch warmblütige Vertebraten werden
ergriffen zuerst durch Umschlingung erdrosselt, kleinere und wehr-
lose Eidechsen aber, die durch den Biß der Schlange ohnedies schnell
gelähmt werden, ohne weiteres hinabgewürgt und verschlungen.
Wegen ihrer gewaltigen Freßgier läßt sie, beim Mahle überrascht,
auch nicht nach Art anderer Schlangen ihre Beute fahren, sondern
sucht mit derselben im Maule das Weite und ein sicheres Versteck
zu gewinnen.
Obwohl diese Art im ganzen mehr derb und ungeschlacht ist,
so zeigt sie doch in ihrer Haltung etwas Zierliches, was hauptsächlich
dadurch bewirkt wird, daß sie gewöhnlich den Hals hoch aufgerichtet
und den Kopf wagrecht davon abstehend trägt. — Das Weibchen
legt im Juli 4—ı2 Eier, die gegen 40 mm lang sind und 15 mm Durch-
messer haben; die Jungen kriechen nach etwa zwei- Monaten aus.
Da Vipera ammodytes fast niemals mit monspessulanus zu-
sammen angetroffen wird, so scheinen sich diese zwei Arten gegen-
seitig auszuschließen, was wohl darin seinen Grund hat, daß nach
den Beobachtungen Veiths-die erstere eine gewaltige Feindin der
letzteren ist. Wie mir der Genannte in einem kürzlich erhaltenen
Schreiben mitteilt, fing derselbe am 16. Juni l. J. um Bilek in der
Herzegowina bei strömendem Regen eine 61cm lange weibliche
Ammodytes, die so angefressen war, daß sie sich kaum bewegen
konnte und deren Mageninhalt mindestens 5—6 erwachsene Mäuse
vermuten ließ. Wie sehr war aber Veith erstaunt, als die besagte
Viper nach einiger Zeit eine über 70 cm lange Coelopeltis ausspie,
6 4 6 Colubridae.
welche in dem Magen ihrer Feindin nur dadurch Platz gefunden
hatte, daß sie darin zickzackförmig zu einem etwa 30 cm langen
Wulst zusammengepreßt worden war.
Wie schon aus dem bei den einzelnen Formen Gesagten hervor-
geht, gehört diese Schlange bezüglich ihrer Verbreitung den Küsten-
ländern des Mittelmeeres an, in denen sie vom äußersten Westen
bis zum fernsten Osten hin vorkommt; auf der Pyrenäen-Halbinsel
dringt sie außerdem noch bis an den Atlantischen Ozean vor. Auf-
fallend ist das Fehlen dieser Art in Italien, wo sie bisher mit Sicherheit
nur von den Jnseln Sizilien und Lampedusa nachgewiesen ist; am
weitesten nach Norden zieht sich das Tier in Istrien, woselbst es bis
zum 45. Breitegrad hinaufgeht, während es in Spanien und Portugal,
sowie in Frankreich und in Griechenland nur die südlicher gelegenen
Landesteile bewohnt.
Daß Coelopeltis monspessulana für die Gefangenschaft nicht
taugt und in derselben wegen verweigerter Nahrungsaufnahme stets
eingeht, kann ich weder durch meine, noch durch Tomasinis
Erfahrungen bestätigen, und beruht diese irrige Meinung offenbar
auf dem Umstande, daß die fraglichen Tiere nicht zweckmäßig unter-
gebracht und unrichtig behandelt worden waren.
Daß sich diese ausnehmend wilden und scheuen Schlangen nur
schwer eingewöhnen, versteht sich von selbst, und muß daher das
ihnen gebotene Heim auch mit Rücksicht auf ihr Naturell eingerichtet
werden. Diese Tiere verlangen einen möglich geräumigen Käfig, welcher
am Boden mit einer etwa drei Viertel Teile Sand enthaltenden nicht
zu seichten Erdschichte und darüber in mehrfachen Lagen mit größeren
groben Felstrümmern belegt sein muß, in deren Zwischenräumen,
die noch locker mit Moos zu füllen sind, sich die Gefangenen schnell
verkriechen und bergen können. Da die frisch Eingesetzten noch
sehr scheu sind und bei der geringsten Annäherung des Menschen
sofort verschwinden, so muß man ihnen den gefürchteten Anblick
desselben anfangs tunlichst zu ersparen suchen, was leicht dadurch
erreicht wird, daß man die durchsichtigen Seitenwände des Terrariums
mit Brettern oder Pappendeckel verkleidet, wodurch ihnen dann
nur der Ausblick nach oben bleibt und sie infolgedessen ihren ver-
meintlichen Feind, wenn er nicht gar zu nahe herantritt, nicht sehen
können. Unter diesen Verhältnissen geht Coelopeltis in der Regel
fast immer bald ans Fressen, und ist sie einmal in ihrem neuen Heim
gehörig eingewöhnt und fühlt sich daselbst behaglich, so kann sie
dann auch schon langsam an den Menschen gewöhnt werden. Aller-
dings geht dies nicht immer so schnell als man es oft wünscht und
pflegen die Tiere anfangs bei Annäherung des Wärters noch stets
mit blitzartiger Geschwindigkeit in ihren Löchern zu verschwinden.
Wenn man aber Geduld hat und sich vorsichtig immer näher heran-
schleicht, wobei selbstverständlich jede plötzliche oder auffallende
Bewegung zu vermeiden ist, so scheinen die Gefangenen mit der Zeit
doch die Grundlosigkeit ihrer Furcht einzusehen, gestatten all-
mählich ein immer weiteres Herankommen des Pflegers und bleiben
endlich, selbst wenn derselbe unmittelbar vor ihnen steht, ruhig und
ohne scheinbare Aufregung liegen. Ist man einmal auf diesen Punkt
Tarbophis. 647
angelangt, so kann man auch die Seitenwände des Käfiges von den
sie verdeckenden Hüllen befreien und die Schlangen, so weit es bei
dieser Art überhaupt möglich ist, als gezähmt betrachten. Doch
pflegen sie auch dann im Beisein des Menschen nur selten ans Futter
zu gehen und warten lieber dessen Entfernung oder die Nacht ab,
um sich ihrer Beute zu bemächtigen. — Übrigens sind auch bei dieser
Art, wie bei allen Schlangen die Charaktere verschieden und habe
ich, obwohl nur ausnahmsweise, schon einzelne Exemplare besessen,
die in ganz kleinen, mitunter gar nicht eingerichteten Behältern so-
fort ans Fressen gingen und ihre Beute manchmal selbst vor meinen
Augen verschlangen.
Wegen der großen Gefräßigkeit dieser Tiere ist, falls sie sich
wohlbefinden sollen, eine reichliche Fütterung nötig und kann eine
größere monspessulana immerhin 12—20 kleinere oder selbst mitt-
lere Eidechsen auf einen Sitz verzehren. Natürlich darf eine so
beutelustige und für ihre Umgebung gefährliche Schlange nicht mit
anderen Reptilien zusammengehalten werden, und sind von diesen,
wie schon erwähnt, nur Zropidonotus und Ophisaurus vor ihren An-
griffen sicher, ja letzteren sieht man sogar manchmal einer Coelo-
peltis die schon gefaßte Beute aus dem Maule entreißen. Selbst
ganz große Schlangen sind vor monspessulana nicht sicher, und als
ich einmal einer etwa anderthalb Meter messenden Neumeveri einen
ziemlich gleichlangen Coluber longissimus beigesellte, in der Voraus-
setzung, daß letzterer wegen seiner Größe nichts zu fürchten habe,
sah ıch, als ich nach einigen Stunden zum Käfige trat, aus dem
Rachen der wurstartig aufgedunsenen Trugnatter gerade noch den
Schwanz der unglücklichen Äskulapschlange heraushängen; da aber
die Räuberin diesen, trotz aller Anstrengungen, nicht mehr in ihren
bereits angefüllten Magen hineinbrachte, so ward schließlich nach
längeren vergeblichen Bemühungen der Fraß wieder herausgewürgt,
so daß diese ganze Prozedur schließlich nur mit dem nutzlosen
Tode des Opfers endete.
3. Gattung. Tarbophis.
Fleischmann Dalmat. nova serp. gen. pag. 17 (1831).
Trigonophis Eichw. Zool. spec. Ross. et Polon. III, pag. 174 (1831).
Tachymenis Wiegm. Acta nova Acad. caes. Leop. 1834 pag. 251.
Ailurophis Bonap. Amphib. europ. pag. 17, 32 (1839).
Scutum loreum elongatum usque ad oculum productum.
Scuta supraocularia parva, frontali multo angustiora.
Scuta inframaxillaria brevia, postice valde disjuncta.
Praeoculare ı, postocularia 1—2, pupilla verticalis, elliptica.
Squamae laeves, per series 19—21 dispositae.
Der Körper ist ziemlich kräftig, in der Mitte mehr oder weniger
verdickt, nach vorn mehr als nach hinten verjüngt, seitlich stark
zusammengedrückt und daher höher als breit, mit kaum ausge-
sprochener Bauchkante. Der flache Kopf ist kurz, und namentlich
im hinteren Teile oft sehr breit, bei älteren Tieren rückwärts, be-
648 Colubridae.
sonders zu seiten der Parietalia mehr oder weniger aufgetrieben
und dadurch fast otternartig, von den Augen nach vorn zu schwach
verengt, mit breit zugerundeter Schnauze. Seine Oberseite ist ziem-
lich platt und niedergedrückt, erst unmittelbar vor der Spitze nach
abwärts gewölbt, die flachen Seiten schief nach unten und außen
gerichtet, daher nicht nur die Augen, sondern auch die seitliche
Beschilderung des Kopfes von oben ganz sichtbar und die Schnauzen-
kante verwischt. Die Augen sind mittelgroß mit längsgespaltener
senkrecht gestellter Pupille. Der Schwanz ist kurz, kaum ein Sechstel
der ganzen Körperlänge betragend, in eine mäßig dünne Spitze aus-
gezogen.
Das Rostrale ist breiter als hoch, durch die nach unten deut-
liche Ausrandung und allerseits sehr stumpfe Winkel fast halbmond-
förmig, beinahe ganz auf der Vorderseite der Schnauzenspitze ge-
legen und daher von oben kaum oder nur wenig sichtbar. Die Inter-
nasalia sind etwa trapezisch, wenigstens um die Hälfte kleiner als
die in querer Richtung ziemlich gleichbreiten Präfrontalia. Das
Frontale ist etwa so lang wie sein Abstand von der Schnauzen-
spitze, breit, nach..vorne stets deutlich, oft selbst bedeutend er-
weitert, mit gerade abgestutzter Vorderseite, nach rückwärts in
eine ziemlich große, dreieckige Spitze ausgezogen. Die Parietalia sind
groß, meist länger und auch breiter als das Frontale, ganz auf der
Oberseite des Kopfes gelegen, an ihrem Hinterende gewöhnlich ver-
rundet. Die Supraokularia sind klein, etwa halb so schmal und
bedeutend kürzer als das Frontale, nach hinten erweitert, über den
Augen mehr oder weniger deutlich ausgerandet und nicht vor-
springend. Das den zwei ersten Supralabialen aufliegende Nasale
ist groß, fast über die Hälfte der vorderen Kopfseiten einnehmend,
in seiner ganzen Erstreckung ziemlich gleichhoch und oft nur über
dem Nasenloch, ja mitunter selbst gar nicht geteilt. Das Zügel-
schild ist etwa so lang aber viel niedriger als das Nasale, nach hinten
mehr oder weniger verschmälert und unter dem Präokulare vorbei
bis an das Auge reichend. Das Präokulare ist von mäßiger Größe,
stark auf die Oberseite des Kopfes gerückt und das Frontale mei-
stens, oft sogar in einer kurzen Naht, berührend. Postokularia sind
in der Regel zwei — ausnahmsweise nur eins — vorhanden, unter-
einander an Größe wenig verschieden. Die Temporalia sind als solche
kaum entwickelt, sondern die ganzen Schläfen mit kleinen, von den
Schuppen kaum zu unterscheidenden Schildchen bedeckt. Von den
acht bis neun Supralabialen berührt das vierte und fünfte das Auge,
von den elf bis zwölf Sublabialen sind die vier bis fünf ersten den
Inframaxillaren angefügt. Diese sind kurz, namentlich das hintere
oft sehr klein und fast ganz schuppenförmig. Die ziemlich großen
Schuppen sind glatt, sehseckig, nach den Seiten nur wenig erweitert,
ziemlich locker anliegend, in neunzehn, ausnahmsweise in einund-
zwanzig Längs- und nicht sehr schiefe Querreihen gestellt, an der
Spitze mit zwei, bald mehr, bald weniger deutlichen, vertieften
Punkten versehen. Die Zahl der Bauchschilder wechselt zwischen
ıg9I und 250, die der Schwanzschilderpaare zwischen 40 und 73.
Die 10—ı2 Zähne des Oberkiefers, deren vorderste die läng-
Tarbophis. 649
sten sind, werden nach rückwärts zu allmählich kürzer und sind nach
einer Unterbrechung unter dem Hinterrande des Auges von zwei
abermals vergrößerten Furchenzähnen gefolgt. Die Zähne des Unter-
kiefers sind merklich verlängert.
Die einzige Art dieser Gattung lebt im südlichen und südöst-
lichen Europa.
1. Tarbophis vivax: Supra cinereus, nigro-sparsus, dorso maculıs
fuscis vel nigris magnis, lateribus multo minorıbus, alternis,
subtus albicans, punctis nigris plerumque irroratus. — Long.
60—80 cm.
Coluber vivax Fitzing Classificat. d. Reptil. pag. 57, 27 (1826). —
Tarbophis fallax Fleischm. Dalmat. nova serpent. gen. pag. 18
tab. I (1831). — Trigonophis iberus Eichw. Zool. spec. Ross.
et Polon. III, pag. 175 (1831). — Dipsas fallax Schleg. Essai sur
la phys. d. serp. II, pag. 295, tab. XI, fig. 35, 36 (1837). —Ailurophis
vivax Bonap. Amphib. europ. pag. 44, 41 (1839). — Tarbophis
vivax Dum. Bibr. Erpetol. gener. VII, pag. 913 (1854). — Tachy-
menis vivax Günth. Catal. of Colubr. snak. pag. 33, ı (1858).
Die Färbung und Zeichnung dieser Schlange ist im allgemeinen
ziemlich beständig. Die Grundfarbe der Oberseite bildet in der
Regel ein ziemlich helles Grau, welches
aber dadurch, daß jede Schuppe mit
übrigens nur wenig hervortretenden schwar-
zen Pünktchen gesprengt ist, meist ziemlich
unrein erscheint. Die Oberfläche des Kopfes
ist gewöhnlich mit unbestimmten dunklen
Wolkenflecken versehen, und vom Hinter-
rande der Augen gegen die Mundwinkel
hin zieht sich ein ähnlich gefärbter Fleck
oder Schatten, der aber selten scharf aus-
gesprochen, ja in vielen Fällen auch ganz
verwischt ist. Im Nacken findet sich ein
großer, die ganze Breite desselben ein-
nehmender Flecken, der sich oft seitlich auf
den Hals und manchmal in der Mitte auch
nach vorn in Form eines Streifens bis auf
das Frontale verlängert. In seltenen Fällen
ist diese Makel sehr stark erweitert, und
am Vorderende scharf und gerade abge-
schnitten, so daß sie dann ein großes, die
ganze Halsbasis umfassendes Dreieck mit
nach rückwärts gekehrter Spitze darstellt.
Von dieser Zeichnung an zieht sich über
die Mitte des Rückens eine Reihe großer,
bald ziemlich kreisrunder, bald quer erweiterter und dann schief
gestellter Flecken, die nur ausnahmsweise in zwei Makeln getrennt
sind, und nach dem Schwanz zu undeutlicher und heller werden,
ja gegen dessen Spitze nicht selten auch ganz verschwinden. Da
diese Flecken entweder aus ganz dunkelbraunen oder schwarzen,
Fig. 133.
Tarbophis vivax Fitzing.
a Rostrale.
650 Colubridae.
oder nur aus dunkel genetzten oder gemarmelten Schuppen be-
stehen, so treten sie dementsprechend bald schwächer, bald schärfer
hervor. Gewöhnlich verhält sich die Sache derart, daß die Schuppen
der vorderen Flecken ganz einfarbig dunkel sind, während sich
ihnen nach hinten zu immer mehr bräunliche Flecken einmischen,
durch deren allmähliches Überhandnehmen die ganze Zeichnung
nach rückwärts immer weniger scharf und deutlich wird, und end-
lich meist ganz verschwindet. Abwechselnd mit diesen Rücken-
makeln läuft an den Körperseiten je eine Reihe bedeutend kleinerer
Flecken hin, die etwa mit Ausnahme der vordersten höher als lang,
ziemlich senkrecht gestellt, aber meist viel undeutlicher sind, so daß
sie oft nur in der vorderen Körperhälfte, namentlich an den Hals-
seiten, schärfer hervortreten, während sie nach rückwärts zu fast
immer früher als die Rückenflecken verschwinden oder undeutlich
werden. In seltenen Fällen fließen die letzt besprochenen Makeln
mit den Rückenflecken zusammen, auf diese Weise mehr oder weniger
ununterbrochene, in der Mitte stark erweiterte Querbinden darstel-
lend. Die Unterseite ist hellgrau, weißgelb oder fleischfarben, ent-
weder einfarbig oder durch zahlreiche schwarze Punkte gesprenkt
oder bepudert; nicht selten ist auch die Bauchseite mit meist wolken-
artigen oder viereckigen schwarzen Flecken versehen, die häufig in
Reihen gestellt sind, und durch Überhandnehmen oft die ganze Unter-
seite schwarz färben, obwohl fast immer wenigstens an den Seiten
helle, würfelartige Flecken der Grundfarbe zurückbleiben. Frisch
gehäutete Tiere zeigen namentlich am Kopfe und auf den schwarzen
Rückenflecken einen lebhaft blauen Metallschimmer. — Die Größe
des erwachsenen Tieres beträgt selten viel über 80 cm Gesamtlänge;
nach Strauch soll dieselbe in Persien bis zu 107,5 cm ansteigen.
In Europa kommen aber so große Stücke sicherlich nicht vor.
Tarbophis hat in Aussehen und Lebensweise einige Ähnlichkeit
mit Ammodytes, mit der sie infolgedessen auch häufig verwechselt
und daher ebenso schonungslos verfolgt und getötet wird, wie die
genannte Giftschlange. Die mir in manchen Orten ihrer Heimat
wiederholt gemachten Angaben über das Vorkommen hornloser
Vipern beziehen sich höchstwahrscheinlich meistens auf vivax. Sie
ist zwar nicht so schwerfällig wie die echten Giftschlangen, aber
im Vergleich zu anderen Nattern immerhin wenig beweglich, hält
sich am liebsten auf steinigen Hängen, auf Felswänden und Ge-
röllhalden, sowie in alten Mauern, Ruinen u. dgl. auf, kommt aber
übrigens auch an Weg- und Straßenrändern, im Gebüsch und so
ziemlich überall, wo sie geeignete Verstecke findet, vor. Über 600 m
Meereshöhe wird sie meist nicht mehr angetroffen und nur in gün-
stigen Lagen, wie beispielsweise am Pod velez bei Mostar in der
Herzegowina geht sie bis 800 m hinauf; sie zeichnet sich gewöhnlich
durch große Bissigkeit aus. Ihre Hauptnahrung besteht aus Ei-
dechsen, doch werden im Magen der Tiere mitunter auch Mäuse
gefunden. Bezüglich ihrer Giftigkeit steht sie der vorher besproche-
nen Art entschieden nach, und wenn auch kleinere oder selbst mittel-
große Eidechsen nach ihrem Biß fast sofort gelähmt und in we-
nigen Minuten tot sind, so pflegt doch ein gleich darauf erfolgter
Contia. "651
Biß auf eine zweite Eidechse meist schon ohne Wirkung zu sein,
so daß jedenfalls die Menge des der Schlange zu gebote stehenden
Giftes als eine nur geringe angenommen werden muß; auch sind
die Furchenzähne im Oberkiefer im Vergleich zu den ungefurchten
nicht von auffallender Länge. Dies mag auch der Grund sein, warum
das Tier seine mit dem Maul erfaßte Beute stets noch durch Um-
schlingen tötet. Sie ist mehr ein Dämmerungstier, kommt am lieb-
sten morgens und abends heraus und klettert auch gerne und ziem-
lich gut. Das Weibchen legt gewöhnlich 7—8 Eier, welche bei einem
Durchmesser von etwa I4 mm 33—36 mm lang sind.
Vivax kommt von Istrien an, woselbst die im Quarnerischen
Meerbusen gelegene Insel Veglia der nördlichste Punkt ist, wo ich
sie traf, durch ganz Dalmatien und die Küstenländer des Mittel-
meeres bis Konstantinopel sowohl auf dem Festlande als auf den
meisten dazu gehörigen Inseln vor; von Konstantinopel führen sie
Jan und Werner an, ich selbst habe aber durch meinen Samm-
ler von dorther niemals welche erhalten, so daß sie daselbst jeden-
falls nicht häufig sein dürfte. Dagegen ist sie in Griechenland eine
der gemeinsten Schlangen und kommt, wenn auch selten, noch in
Ciskaukasien vor; die Angabe Fleischmanns, daß dieselbe
bereits um Triest häufig sei, beruht wohl auf einem Irrtume, da ich
während eines nahezu sechzigjährigen Aufenthaltes in dieser Gegend
von dem Tiere niemals eine Spur fand. Scarpa führt ferner
noch an, daß er die Art auch von Nizza durch die Naturalienhändler
Gebrüder G al erhalten habe; da aber die letzteren diese Schlange
selbst von mir verlangt hatten, so wird sie wohl um Nizza kaum
vorkommen, und dürften wahrscheinlich die von Scarpa durch
Gal erhaltenen Stücke die von mir an diese gesendeten gewesen sein.
In der Gefangenschaft ist Tarbophis leicht zu halten, sie ver-
trägt dieselbe ganz gut und gewöhnt sich auch bald an denjPfleger;
der ihr angewiesene Aufenthalt muß selbstverständlich ihrer obge-
schilderten Lebensweise angepaßt sein.
Die von Demidoff im Voyage dans la Russie meridionale
et la Crimee pag. 342 für die unteren Dongegenden angeführte Psam-
mophis sıbilans, welche infolgedessen in der ersten Auflage, meiner
Herpetologie als zu unserem Faunengebiet gehörend aufgenommen
ward, kommt nach den neueren Untersuchungen von Strauch
im europäischen Rußland entschieden nicht vor.
4. Gattung. Contia.
Baird u. Gir. Catal. N. Am. 'Rept. pag. ııo (1853).
Caput parvum, subdistinctum.
Nares in medio indivisi scuti nasalıs.
Praeocularia 1—2, postocularia 2, temporale 1.
Supralabialia 7, primum longissimum, ad frenalem usque sal-
tem productum.
Squamae laevissimae, per series 15—17 disbositae.
Der Körper ist mäßig schlank mit kleinem, aber breitem, vom
Rumpfe kaum gesondertem Kopf; die Seiten des letzteren fallen
652 Colubridae.
schief nach außen und unten ab und ist infolgedessen die Schnauzen-
kante verwischt. Der Bauch ist verrundet, der Schwanz relativ kurz.
Das Rostrale ist etwas breiter als hoch, sein auf den Pileus
übergewölbter Teil nicht als Spitze zwischen die Internasalen ein-
geschoben, sondern den Vorderrand derselben in breiter Naht be-
rührend. Die Internasalen selbst sind breiter als lang, vorn und hinten
fast gerade abgestutzt, ihre gemeinsame Naht stets länger als der
von oben sichtbare Teil des Rostrale, die Präfrontalen viel breiter
als lang, ihre Hinterseiten in sehr stumpfem Winkel zusammen-
treffend. Das Frontale ist ziemlich schmal, fast parallelseitig, nach
hinten nur wenig zugespitzt und länger als sein Abstand von der
Schnauzenspitze. Die Supraokularen sind merklich schmäler als
das Frontale, am Außenrande nicht vorspringend, daher die Augen
von oben ganz sichtbar, die nach rückwärts stark verschmälerten
Parietalen viel länger und nahezu doppelt so breit wie das Frontale.
Das Nasale ist ungeteilt, fast zweimal so lang als hoch, dem ersten
Supralabiale aufliegend, das Nasenloch in der Mitte desselben ange-
bracht, das Frenale viel kleiner, etwas länger als hoch, vier- oder
fünfeckig. Die Anzahl der Präokularen beträgt I—2; im letzteren
Falle sind dieselben aber in ihrem hinteren Teile fast immer ver-
schmolzen, indem die sie trennende, von der Frenalecke nach rück-
wärts and aufwärts ‚ziehende Naht gewöhnlich vor dem Auge auf-
hört. Die in der Regel ebenfalls in der Zweizahl vorkommenden
Postokularen sind manchmal auch in ein einziges verschmolzen,
während mitunter die sich abtrennende Oberecke des vierten Supra-
labiales ein scheinbar drittes Postokulare bildet. Hinten sind die
letztgenannten Schilder von einem einzigen großen Temporale be-
grenzt. Von den sieben Supralabialen, welche mit Ausnahme des
ersten und letzten alle viel höher als lang sind, zieht jenes minde-
stens längs des ganzen Nasale, nicht selten aber auch noch unter
dem Anfang des Frenale hin; unter dem Auge steht das dritte und
vierte, unter dem Temporale das fünfte und sechste Supralabiale,
von den sieben Sublabialen stoßen die fünf ersten an die Infra-
maxillaren, deren hintere etwa nur halb so groß wie die vorderen
und durch Schuppen getrennt sind. Die vollkommen glatten, mit
einer Apicalgrube versehenen Körperschuppen stehen in I5—I7
Längsreihen, die Bauchschilder sind verrundet.
Der Oberkiefer besitzt 13—ı14 sehr kleine, ziemlich gleichlange
Zähne, welche lückenlos in gleiche Abstände gestellt sind.
Die einzige Art lebt im südöstlichsten Europa.
1. Contia eollaris: Supra cinerascens, squamis laterıbus nıgro punc-
tatıs stria media lucidiori, occipite macula magna, obscura.
Subtus albida, concolor. Ventralia 150—IQI, subcaudalia 50—78.
— Long. 40—50 cm.
Coluber collaris Menetr. Catal. rais. obj. zool. rec. voyage au
Caucase, pag. 67 (1832). — Coluber nigricollis Dwigubs. Nat.
Hist. Russ. Emp. Amphib. pag. 26 (1832). — Coluber reticulatus
Kryn. Bull. Soc. nat. Mosc. pag. 60 (1837). — Coronella modesta
Martin Proc. Zool. Soc. pag. 82 (1838). — Tyria argonauta Eichw.
Bull. Soc. nat. Mosc. pag. 306 (1839). — Psammophis moniliger
Contia. 653
Nordm. in Demid. Voy. Russ. mer. III, pag. 342, tab. IV, fig. ı (1840). —
Coronella collaris Berth. in Wagn. Reise n. Kolch. pag. 332
(1850). — Ablabes modestus Günth. Catal. Col. Snak. Coll. Brit.
Mus. pag. 27 (1858). — Contia modesta Cope Proc. Ac. Philad.
pag. 339 (1862). — Eirenis collaris Jan Arch. Zool. Anat. Phys.
II, pag. 257 (1863). — Ablabes collaris Strauch Schlang. russ.
Reich. Mem. Acad. Imp. Sc. Petersb. XXI, pag. 41, tab. I, fig. 2 (1873). —
Cyclophis modestus Blanf. Zool. :E. Pers. pag. 403 (1876). —
Eyelophis collarıse Blanf. 1. c. pag.'4053 (18706). — Contia
collaris Bouleng. Catal. Snak. Brit. Mus. II, pag. 261 (1896).
Diese Schlange kommt in zwei Formen vor, welche von vielen
auch als eigene Arten betrachtet werden.
Bei der als Contia modesta Mart. bezeichneten Form ist die
Oberseite asch- oder bleigrau, jede Schuppe seitlich mit 1—2 schwar-
zen Punkten und über die Mitte mit einem lichten Strich versehen,
wodurch dann eine mehr oder weniger deutliche hellere und dunkle
Längsstreifung entsteht, die besonders an den
Körperseiten wegen der daselbst merklich
größeren schwarzen Punkte gut hervortritt
und dem Tiere eine oberflächliche Ähnlichkeit
mit Zamenis trabalis verleiht. Der Pileus ist
bis gegen die hellere Schnauzenspitze zu
dunkel bräunlich mit einer mehr oder weniger
scharfen, im Leben zinnoberroten, nach länge-
rem Liegen in Alkohol aber gelb werdenden
Ouerbinde zwischen den Postokularen und den
ebenso gefärbten, mit sehr veränderlichen
schwarzen Nahtflecken versehenen Kopfseiten.
Im Nacken steht eine ziemlich breite dunkel-
braune oder schwarze Querbinde, welche vorne ER
an zwei hellgelbe, in der Mitte nur selten
zusammenstoßende schräge kolbige Makeln Fig. 134.
grenzt und am Hinterrande ebenfalls gelb ge- Contia collaris Menetr.
säumt ist; auf diese folgen dann auf jeder
Rumpfseite noch einige kleine, aber ganz unregelmäßige schwarze
Flecken. Die Unterseite ist weißlich oder gelblich und stets ein-
farbig. Die zwei Präokularen sind gegen das Auge zu fast immer
verschmolzen, die Schuppen stehen in siebzehn Längsreihen, die An-
zahl der Ventralen beträgt I74—I90, die der Subcaudalen 59—71.
Bei der zweiten, speziell als collarıs Menetr. benannten Form
ist die Oberseite hell asch-, in der Jugend sogar weißlichgrau und
die Schuppen mit zahlreichen, feinen schwarzen Seitenpunkten, so-
wie mit einer weißlichen Mittellinie versehen; jene sind besonders
bei älteren Stücken stark entwickelt und bringen dann eine aus-
gesprochene Längsstreifung hervor. Der Pileus ist bräunlichgelb
und in der Jugend mit Ausnahme der Schnauzenspitze ganz mit
tiefschwarzen Makeln besetzt, welche aber bei fortschreitendem
Wachstum sowohl an Zahl als auch an Intensität allmählich von
vorne nach rückwärts zu abnehmen, so daß sie dann schließlich
nur mehr auf den hintersten Kopfschildern, und bei sehr alten
Tieren auch hier nur mehr in schwachen Andeutungen zu bemerken
654 Colubridae.
sind; dasselbe Verhältnis zeigen auch die Kopfseiten, deren in der
Jugend sehr deutliche schwarze Nahtflecken mit zunehmendem
Alter immer mehr verschwinden. Nur die tiefschwarze Nackenbinde
bleibt stets erhalten und sind die halsbandartig nach abwärts zie-
henden, leicht zugeschrägten unteren Enden derselben an der Kehle
durch etwa sechs Längsreihen von Schuppen getrennt. Das Prä-
okulare ist meist ungeteilt, die Schuppen stehen in fünfzehn Längs-
reihen, die Zahl der Ventralen beträgt höchstens 173.
Die Länge der erwachsenen Tiere übersteigt nur ausnahmsweise
50 cm.
Diese dem Westen Asiens angehörende Art kommt nach
Strauch in beiden Formen bereits in dem südöstlichsten Teile
des europäischen Rußland vor; modesta wurde von Krynickiam
Berge Maschuka bei Pjatigorsk im Gouvernement Stawropol (45°
n. B.) gesammelt; falls ferner Nordmanns Psammophıs monnliger
ebenfalls hieher gehört, was gegenwärtig ziemlich allgemein ange-
nommen wird, so kommt das Tier auch in den unteren Dongegenden
vor. Ob die von Jan aus Odessa bezogenen Stücke auch dort
gefangen wurden, würde ich bezweifeln, da modesta von dem da-
selbst seit Jahren wohnenden und um die faunistische Durchfor-
schung Südrußlands sehr verdienten Direktor Brauner in dieser
Gegend niemals angetroffen ward; die von Eichwald aus der
Krim angeführten gehören aber unzweifelhaft nicht hieher, sondern
zu Zamenis trabalis. Auch collaris überschreitet nach Strauch
den Kaukasus, doch ist es noch nicht bekannt, wie weit diese Form
nach Norden vordringt; nach Boulenger besitzt das British
Museum in London dieselbe auch von Konstantinopel.
5. Gattung. Coronella.
Laurenti Synops. reptil. pag. 84, XXV (1768).
Zacholus Wagler natürl. Syst. d. Amphib. pag. 190, 78 (1830).
Caput mediocre, subdistinctum.
Pupilla _circularis.
Scuta supraocularia subemarginata non excedentia.
Praeoculare unum, postocularıa et temporalia duo.
Squamae laevissimae per series 19— 21 dispositae.
Die Coronellen sind kleine Schlangen von bald ziemlich schlan-
kem, bald mehr gedrungenem, walzenförmigem Körper, der in seiner
ganzen Erstreckung ziemlich gleichdick und nach vorn und rück-
wärts nur wenig verdünnt ist; die Seitenkante ist niemals sichtbar.
Der mittelgroße Kopf ist in der Jugend mehr, im Alter weniger
abgesetzt, von elliptischer oder länglich eiförmiger Gestalt, mit bald
ziemlich breit gerundeter, bald mehr oder weniger stumpf zuge-
spitzter oder auch abgestutzter Schnauze, oberseits stets deutlich
abgeplattet, seine flachen Seiten entweder ziemlich senkrecht oder
schief nach außen und abwärts gerichtet. Die kleinen Augen stehen
wenig vor, sind von oben immer sichtbar und haben eine rundlich
Coronella. 655
kreisförmige Pupille. Der bald ziemlich stumpfe, bald aber auch
ziemlich stark zugespitzte Schwanz ist kurz, höchstens den vierten
Teil der ganzen Körperlänge betragend.
Das Rostrale ist höchstens so lang als breit, von oben teils
kaum sichtbar, teils wieder mit seinem Hinterende stark auf den
Pileus übergebogen. Die Internasalia sind meistens breiter als lang,
nach innen gewöhnlich bald mehr, bald weniger erweitert, hinten
ziemlich gerade abgestutzt. Die Präfrontalen haben im allgemeinen
eine ziemlich viereckige Gestalt, das Frontale ist mittelgroß, mei-
stens nach vorn, mitunter sogar stark, erweitert, sein Vorderwinkel
sehr‘ stumpf oder fast verschwindend, sein Hinterteil stets als ziem-
lich breit dreieckige Spitze zwischen die Parietalia eingeschoben.
Diese sind groß, nach hinten verschmälert, vorn gewöhnlich winkelig
zwischen das Frontale und die Supraokularia eingefügt; letztere
springen an ihrem Außenrande nicht vor und sind über den Augen
zwar schwach, aber dennoch ziemlich deutlich ausgebuchtet. Das
Nasale ist stets länglich, mit ziemlich parallelen Rändern, entweder
ganz oder in der Mitte geteilt, mit nicht besonders großem, zen-
tralem Nasenloch; es ist dem ersten Supralabiale entweder an Länge
gleich, oder ragt über dasselbe mehr oder weniger hinaus. Das
Zügelschild ist ebenfalls länger als breit, viel niedriger als das Na-
sale, höchstens bis zum vierten Supralabiale reichend. Das einzige
Präokulare ist stets bedeutend höher als breit, nach oben oft kaum
merkbar erweitert, sein Oberende mitunter als mehr oder weniger
deutliches Dreieck auf den Pileus zwischen die Praefrontalia und
Supraokularia eingeschoben. Die zwei Postokularia sind entweder
gleichgroß oder das obere ist größer als das untere. Die zwei Tem-
poralia sind meist schmal und länglich. Supralabialia sind 7 bis 8,
Sublabialia 9 bis Io vorhanden, die hinteren Inframaxillaria meist
deutlich kürzer als die vorderen. Die Schuppen sind immer voll-
kommen glatt und glänzend, von ziemlich regelmäßig rhombischer
oder sechseckiger Gestalt, bald nur wenig, bald auch ziemlich deut-
lich geschindelt, in 19 bis 2ı (sehr selten 23) Längsreihen geordnet.
Die hieher gehörenden Schlangen besitzen im Oberkiefer nach
rückwärts allmählich größer werdende Zähne, während die des
Unterkiefers alle ziemlich gleich sind.
Die Coronellen leben an trockenen, mit Gebüsch und Steinen
versehenen Orten, wo sie sich vorzüglich von Eidechsen und Blind-
schleichen, mitunter wohl auch von Mäusen und selbst von Insekten
nähren.
Die zwei europäischen Arten können in nachstehender Weise
unterschieden werden.
A. Rostrale viel breiter als hoch, kaum auf den Pileus überge-
wölbt, Frenale dem zweiten und dritten Supralabiale auflie-
gend. Oberlippenschilder 8, das vierte und fünfte unter dem
Auge. 2I Schuppenreihen. Nasale stets geteilt.
girondica Daud.
B. Rostrale etwa so breit als hoch, sein Hinterteil als große drei-
eckige Spitze auf den Pileus zwischen die Internasalen einge-
schoben. Frenale dem ersten und zweiten Supralabiale auf-
656 Colubridae.
liegend. Oberlippenschilder 7, das dritte und vierte unter dem
Auge. Ig Schuppenreihen. Nasale häufig ganz
austriaca Laur.
1. Coronella girondiea: Rostrale latum, in pileum vix deflexum, an-
gulo posteriore obtusissimo,; nasale divisum, frenale labiali se-
cundo tertiogue superpositum, supralabialia 8, güuarto quintoque
oculo subpositis; sguamarum series 21. — Long. 60—70 cm.
Zacholus girondicus Wagl. natürl. Syst. d. Amphib. pag. 190
(1830). — Coronella laevis part. Schleg. Essai phys. serp. II,
pag. 69 (1837), — Coronella girundica Dum. Bibr. Erpetol.
gener. VII, pag. 612, 2 (1854).
Typus: Supra flavo-aut cinereo-fuscescens, dorso maculıs virregula-
ribus nigris per seriem unicam dispositis,; lateribus subobsolete
nigro-maculatis; subtus sulfurea, nigro-tessellata.
Coluber girondicus Daud. hist. natur. d. reptil. VI, pag. 432
(1803). — Natrix girondicus Merr. Syst. amphib. pag. 108, 61
(1820). — Coluber laevis Rosenh. Tiere Andalus. pag. 15 (1856).
— Coronella laevis var. hispanica Böttg. Beitr. z. Kennt.
d. Rept. Span. u. Portug. Offenb. Ver. f. Naturk. X, pag. 7, 4 (1869).
var. a) Ut supra, sed maculis dorsalibus divisıs alternis.
Coluber meridionalis Daud. hist. natur. d. reptil. VII, pag. 158
(1803). — Natrix meridionalis Merr. Syst. Amphib. pag. 129,
147 (1820). — Coronella meridionalis Boie Bemerk. üb. Merr.
Syst. d. Amph. Isis XX, pag. 539, 3 (1827).
var. b) Uta, sed maculis lateralibus cum dorsalibus transverse con-
fluentibus.
var. c) Uta, sed maculis lateralibus per longiütudinem confluentibus.
var. d) Supra cinereo-rufescens, dorso maculis nigris seriatim positis,;
squamis lateralibus interdum albo-rufove marginatis creberrime
rubro sbarsis.
Coluber Riccioli Metaxa Monogr. d. Serp. di Roma pag. 41, fig. 3,
4 (1823). — ?Coluber strigatus Risso hist. natur. de l’Eur. merid.
III, pag. 90, 23 (1826). — Coluber rubens Gachet Bull. Soc. Linn.
Bord. III, pag. 225 (1829). — Zamenis Riccioli Bonap. Amph.
europ. pag. 47, 48 (1839). — Coronella Riccioli De Betta Mem.
Accad. Verona, XXXV, pag. IgI (1857).
Der Körper ist schlank, kaum kleiner, aber meist viel dünner
als bei austriaca, der Kopf mittelgroß und namentlich nach vorne
zu verhältnismäßig viel gestreckter als bei der folgenden Art. Er
ist vom Halse bald mehr, bald weniger geschieden, von hinten nach
vorn in der Jugend mehr, im Alter weniger, aber stets nur allmäh-
lich in fast gerader Linie verschmälert, mit zugerundeter Spitze,
im allgemeinen von gestreckt elliptischer oder verlängert eiförmiger
Gestalt, seine Oberseite ist flach, die Schnauzenkante verrundet
oder höchstens unmittelbar vor den Augen schwach angedeutet. Die
Kopfseiten sind meist etwas minder steil als bei austriaca, die Zügel-
gegend nur vor den Augen kaum merkbar vertieft; letztere sind
mittelgroß, mäßig vorragend, ziemlich vertikal, bei älteren Tieren
durch Verflachung der Kopfseiten oft etwas schief und dann von
oben mehr sichtbar, mit kreisrunder Pupille. Der Schwanz ist viel
EEE ee
Coronella. 657
dünner und schlanker als bei austriaca, etwa ein Viertel der ganzen
Körperlänge betragend, in eine ziemlich lange und feine Spitze aus-
laufend.
Das Rostrale ist viel breiter als lang, ziemlich halbkreisförmig,
von oben nicht oder sehr wenig sichtbar, am Mundrande deutlich
ausgerandet, sein äußerst stumpfer oder fast verrundeter Hinter-
winkel nicht zwischen die Internasalia eingeschoben. Diese sind
klein, unregelmäßig viereckig, mit mehr oder weniger gerundeten
Seiten, gegen ihre gemeinschaftliche Naht zu etwas verschmälert.
Die Präfrontalen sind meist deutlich breiter als lang, das Frontale
ist mäßig groß, so lang oder etwas länger als seine Entfernung von
der Schnauzenspitze, nach vorn merklich erweitert, mit geraden
Außenseiten und äußerst stumpfem oder fast verwischtem Vorder-
winkel, sein Hinterteil als ziemlich lange Spitze zwischen die Parie-
talia hineinragend; diese sind groß, viel länger als das Frontale,
nach hinten zu stark verschmälert, vorn in
scharfem Winkel zwischen das Frontale und die ;
Supraokularia eingefügt; letztere sind länglich,
nach rückwärts etwas erweitert, mit schiefem
Hinter- und deutlich ausgebuchtetem Augen-
rande. Das Nasale ist etwa doppelt so lang als
hoch, länglich, hinten manchmal etwas erweitert, 94:5 =
das erste Supralabiale stets bedeutend über- TIL! Be
ragend und meist vollständig oder wenigstens er
über dem rundlichen Nasenloch deutlich geteilt.
Das Zügelschild ist merkbar niedriger als das x
Nasale, stets länger als hoch, nach rückwärts =
gewöhnlich etwas verschmälert und als deutliche Fig. 135.
Spitze zwischen das Präokulare und das dritte ronella eirondi
: Sr B r oronella girondica
Supralabiale hineinragend, letzteres meist bis zu Dan
seinem Ende begleitend. Das Präokulare ist Resten
schmal, stets merklich höher als breit, vertikal
gestellt, nach aufwärts kaum erweitert, in der Mitte manchmal sehr
schwach vertieft oder eingedrückt und etwas nach oben übergebogen,
so daß es als kleines Dreieck vom Pileus aus gewöhnlich teilweise
sichtbar ist. Das obere Postokulare ist fast immer merklich größer
als das untere, die zwei Temporalia sind deutlich, schmal, etwa dop-
pelt so lang als breit, der Außenrand der Parietalia ist von zwei
bis vier kleinen Schildern oder Schuppen begrenzt. Supralabialia
sind stets acht vorhanden, das vierte und fünfte unter das Auge
gestellt; von den neun bis zehn Sublabialen erscheinen gewöhnlich
die fünf ersten den Inframaxillaren angefügt, deren hintere meist
etwas kürzer als die vorderen sind. Die Schuppen sind rhombisch,
deutlich geschindelt, nach den Seiten zu nur wenig vergrößert, in
der Mitte des Körpers in 2I (sehr selten in 23) Längsreihen gestellt.
Die Zahl der Bauchschilder wechselt von 170—200, die der Schwanz-
schilderpaare von 55—72. Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt
etwa 60—70 cm.
Die Grundfarbe der Oberseite ist in der Reget ein bald lichteres
bald dunkleres Gelb- oder Graubraun, das nur selten bis zu rötlıch
Schreiber, Herpetologia europaea. 42
658 Colubridae.
Olivenfarben gesteigert ist, die Rückseite fast immer heller. Im
Leben zeigt das Tier oft einen rosafarbenen Anflug, der durch rote
Wolkenpunkte entsteht, die nur auf der Mitte des Rückens fast ganz
verschwinden, nach den Seiten hin aber immer häufiger werden, so
daß hiedurch die untersten Schuppenreihen vorherrschend rötlich
gefärbt erscheinen. Vom Hinterrande des Auges bis zum Mund-
winkel zieht gewöhnlich ein schiefer schwarzer Streifen hin, der
jedoch fast niemals auf die Halsseiten, sondern meistens nach vorne
und aufwärts bis auf die Präfrontalen verlängert ist und am Hinter-
rande derselben durch Zusammenstoßen mit dem der anderen Seite
eine bald schmälere, bald breitere Querbinde bildet; dergleichen zeigt
auch die unter dem Auge stehende Naht zwischen dem vierten und
fünften Supralabiale einen meist strichartigen schwarzen Saum
oder Fleck; der hintere Kopfteil ist in der Regel durch schwärzliche
Makeln und Punkte mehr oder weniger dunkel gewölkt oder gesprenkelt,
nach vorn zu oft mit einem deutlicher abgesetzten Flecken versehen.
Am Anfange des Halses finden sich zwei längliche, ziemlich parallele
oder auch etwas konvergierende Streifen, die an ihrem Hinterende
oft durch einen Querfleck zu einer hufeisenförmigen Zeichnung ver-
bunden sind und nach vorn meistens undeutlich werden, indem
sie daselbst unter sich oder auch mit der dunklen Kopffarbe ver-
schmelzen. Von hier aus zieht sich nun bei der Stammform (Coro-
nella girondica Daud.) über die Mitte des Rückens eine Reihe
schiefer, unregelmäßiger Flecken hin, die durch schwarz gerandete
Schuppen gebildet werden, aber namentlich nach hinten zu oft
ziemlich undeutlich sind, und ausnahmsweise in zwei schief neben-
einanderstehende Makeln aufgelöst erscheinen (Coronella meridionalis
Daud.). Häufig bemerkt man auch an den Seiten des Körpers eine
ähnliche Fleckenreihe, die gewöhnlich mit einem langen dunklen
Streifen jederseits des Halses beginnt, aber stets mehr oder weniger
undeutlich ist und oft nur in schwachen Spuren erkannt werden
kann; manchmal stoßen diese Seitenflecken mit den Rückenmakeln
zusammen, manchmal bilden sie wieder durch Zusammenfließen
einen in der Regel nicht besonders ausgeprägten schwärzlichen Seiten-
streifen. Zu beiden Seiten der letztgenannten Fleckenreihe zeigt
der Körper öfters eine sehr intensive rötliche Färbung, welche da-
durch entsteht, daß die daselbst oft unregelmäßig braun oder weiß
gerandeten Schuppen eine große Anzahl korallenroter Punkte tragen
(Coronella Riccioi Metaxa). Diese Form scheint 'namentlich in
Italien vorzukommen, während man bei spanischen Stücken (wenig-
stens im Tode) keine Spur einer derartigen Färbung bemerkt. Außer
den genannten Zeichnungen sind fast immer noch die Körperschuppen
mit sehr feinen schwarzen Atomen besetzt, ohne jedoch an der Spitze
einen größeren dunklen Punkt zu haben, wie er bei austriaca sö häufig
vorkommt. Die bei Weingeistexemplaren weißliche Unterseite ist
im Leben schön schwefelgelb oder namentlich bei Jungen selbst
orange oder rot, und beiderseits fast immer mit einer Reihe von-
einander entfernt stehender, schwarzer Flecken versehen, welche,
bald mehr, bald weniger ausgeprägt, meistens eine längliche vier-
eckige oder trapezische Form haben, und indem sie nach rückwärts
Coronella.. 659
fast immer, mitunter aber auch nach vorn quer erweitert sind, nicht
selten die Gestalt von römischen Einsern annehmen. Diese Flecken
welche in der Regel alle ziemlich gleich sind, erscheinen meist auf
nicht unmittelbar hintereinanderliegende Schilder verteilt, obwohl
sie hie und da auch zu zweien, selten jedoch zu mehreren aufeinander
folgen, ja manchmal selbst zu mehr oder weniger zusammenhängen-
den Längsreihen aneinanderstoßen; auch werden diese Makeln nach
vorn zu meist undeutlicher und kleiner, so daß der Hals gewöhnlich,
die Kehle aber immer einfarbig und ungefleckt ist; endlich kommt
es noch vor, daß sich zwischen diese seitlichen Fleckenreihen in der
Nähe des Halses noch manchmal teilweise eine dritte mittlere ein-
schiebt, deren Flecken dann mit den seitlichen wechseln, sowie es
anderseits auch geschehen kann, daß letztere sich am Halse zu einer
einzigen Reihe vereinen. — Die helleren Jungen haben am Rücken
zwei Reihen dunkler Flecken und einen lebhaft roten Bauch.
Coronella girondica ist ein Dämmerungstier, das tagsüber ge-
wöhnlich verkrochen bleibt und in der Regel nur nach Sonnenunter-
gang oder in mondhellen Nächten herauskommt. Es scheut die helle
Belichtung und wird selbst im Frühjahre nur selten in der Sonne
liegend angetroffen. Sie hält sich nur an absolut trockenen Ört-
lichkeiten, sowohl im Flach- als auch im Hügellande auf, daselbst
besonders gerne reich bebuschte sonnige Hänge, Hecken, Feldränder
und verlassene Maulwurfslöcher bewohnend; nicht selten wird sie
auch unter Steinen, unter Holz und Reisig, im Winter selbst in
Düngerhaufen und sehr häufig auch in Gärten gefunden. Sie ist
eine ebenso große Feindin von Nässe wie von Kälte und nährt sich,
wie es scheint, ausschließlich von kleinen Eidechsen, welche sie
aus deren Verstecken holt und erwürgt. Sie ist viel sanfter als ihre
nördlichere Verwandte und setzt sich bei Gefangennahme nur aus-
nahmsweise durch Beißen zur Wehr. Nach Gene sollen die Tiere
im Mai zum Behufe der Paarung in größeren Mengen zusammen-
kommen. Sie ist nicht sonderlich flink und behend und flüchtet nur
langsam, daher es wohl auch kommen mag, daß man auf Fußsteigen .
und Wegen so häufig zertretene und überfahrene findet.
Die eigentliche Heimat dieser Art scheint die Pyrenäische Halb-
insel zu sein, von wo aus sie dann durch das südliche Frankreich und
Italien, das sie in seiner ganzen Ausdehnung einschließlich Siziliens
bewohnt, bis nach Südtirol vorgedrungen ist; desgleichen kommt
das Tier auch noch auf Sardinien, und zwar hauptsächlich in der
Varietät meridionalis vor. Das von älteren Autoren erwähnte Vor-
kommen in Griechenland ward durch neuere Untersuchungen nicht
bestätigt, die aus Dalmatien erwähnten Stücke haben sich als junge
Coluber quatourlineatus Lacep. herausgestellt.
In der Gefangenschaft wird girondica sehr bald zahm, geht oft
schon am ersten Tage ans Fressen und zeichnet sich durch ihre Ver-
träglichkeit, große Haltbarkeit und Lebenszähigkeit aus; ins Wasser
geht das Tier niemals.
2. Coronella austriaca. Rostrale longiusculum, in pileum distincte
deflexum, angulo posteriore acuto ; frenale labiali primo et secundo
42*
660
Colubridae.
superpositum ; supralabialia 8, quarto quintoque oculo subpositis ;
squamarum series 19. — Long. 60—84 cm.
Coronella austriaca Laur. Synops. reptil. pag. 84, 48, tab. 5,
fig. ı (1768). — Coluber laevis Lacep. Hist. nat. d. quadr. ovip.
et d. serp. pag. 98, 158 (1789). — Coluber versicolor Razoum.
Elist.. nat. Jor. I, pa2.%1r22,027.2(1789). —: Colu ber va us Eraaresues
Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1114 (1790.. — Coluber coronella
Bonnat. Tabl. encycl. meth. Erpet. Ophiol. pag. 31, 68, tab. 36, fig. 2 (1790).
— ?Coluber oculus cati Suckow Anfangsgr. d. Naturg. III,
pag. 247, 189 (1798). — Natrix coronella Schrank Fauna boica I,
pag. 291 (1798). — ?Coluber ponticus Georgi Geogr. phys. naturh.
Beschr. d. russ. Reich. III, vol. VI, pag. 1884, Nr. 20 (1800). — Coluber
alpinus Georgil. c. Nr. 22 (I800). — Coluber thuringiacus
Bechst. in Lacep. Naturg. d. Amphib. III, pag. 182, tab. ı, fig. 2 (1800). —
Coluber gallicus Herm. Observat. zoolog. pag. 281 (1804). —
Coronella laevis Boie Bemerk. üb. Merr. Syst. d. Amphib. Isis
XX, pag. 539, I (1827). — Zacholus austriacus Wagl. Natürl.
Syst. d. Amphib. pag. 190 (1830). — ?Coluber maeota Pall. Zoogr.
Rosso-asiat. III, pag. 47, no. 45 (1831). — Coluber nebulosus
Mentetr. Catal. rais. obj. Zool. rec. voyage Cauc. pag. 73 (1832). —Coluber
paedera Dwig. Nat. Hist. Russ. Emp. Amphib. pag. 21, no. 43 (1832). —
Coronella laewis Schles. Phys. serp. Il, pag. 65, tab I Howe:
part. (1837). — Natrix Dumfrisiensis Flem. Hist. Brit. anim.
pag. 156, 4 (1838). — Zacholus laevis Eichw. Fauna casp. cauc.
pag. 149 (1842). — Tropidonotus austriacus Gemmerthal
Correspond. Blatt d. naturf. Ver. Riga, I, pag. 116 (1845). — Tropido-
notus thwringiacus Merkel, Corr. Bl. nat. Ver. Riga, I, pag. 117
(1845).
Typus: Supra grisescens aut vubescens, maculis alternis seriatis,
var.
var.
var.
var.
var.
var.
var.
fascia postocuları et macula occipitali postice emarginata obscuris 5
subtus flavescens, rubescens aut nigrescens.
a) Rostro acuminato valde prominente, ventre subanguloso ;
maculis atris minimis interdum linea obscuriore per longitudinem
connexis.
Zacholus Fitzingeri Bonap. Amph. europ. pag. 47 (1839). —
Coronella austriaca var. italica Schreib. Herpetol. europ. I,
pag. 307 (1875).
b) Fascia postoculari in colli latera plus minusve prolongata.
c) Maculis dorsalibus transverse connexis.
Coronella austriaca var. fasciata Dürig. Deutschl. Amph.
mRepilspaess25, 121897):
d) Maculis obscuris der longitudinem in taenias duas vel quatuor
confluentibus.
Coronella austriaca var. marginata Fatio Fauna Vert.
Suisse, III, pag. 180 (1872). — Coronella austriaca var. tae-
niata Dürig. 1. c. pag. 325, 2 (1897).
e) Utsupra, sed maculis doralibus etiam transverse cohaerentibus.
f) Supra punctis crebris atris irregulariter sparsa.
Coluber tetragonus Latr. Hist. nat. Salam. France XXXV, ıo
(800. — Coronella austriaca var. sparsa Dürig. l. c. pag.
325, 3 (1897).
g) Supra fusco-olivacea, pileo nigrescente; macula cervicali
fasctisque colli transversis plus minusve distinctis ; corporis
maculis evanidis ; subtus fusca, lateribus lucidioribus.
Coronella laevis var. Demid. Voyage d. la Russie merid. tab. 12,
fig. 2 (1840).
Coronella. 661
var. h) Supra et infra fusco-cuprea, concolor, scutis abdominalıbus
nitidissimis.
Coluber cupreus Georgi. c. pag. 1884, no. 20 (1800).
var. i) Supra fusca, immaculata, medio lateribusque lucidiorıbus ;
subtus rosea, lateribus flavescentibus.
Coronella laevis var. caucasica Demid. l.c. tab. ı3 (1840).
var. k) Supra fuscescens, fere concolor, subtus albida vel flavescens,
aut concolor aut cinereo-nebulosa.
Coluber caucasicus Pall. Zoogr. Rosso-asiat. III, pag. 46, 43
(1831). — Coronella laevis var. caucasica Jan Arch. Zool.
Anat. Phys. II, pag. 238 (1863).
var. ]) Supra fusco-cinerea, squamarum linea media lateribusque
corporis obscuriorıbus.
Coronella austriaca var. lateralis Wern. Reptil. u. Amphib.
Österr. Ung. pag. 66. D (1897).
var. m) Maculis dorsalibus maximis passim cohaerentibus.
?Coronella laevis var. leopardina Müll. Verhandl. naturf.
Gesellsch. Basel, VII, pag. 283 (1884).
var. n) Supra coeruleo-grisescens, maculis obscuris dorsi minusculıs,
lateralibus rubrıs.
var. 0) Supra fusco-cinerea plerumque parce maculata, taeniıs qua-
tuor fuscescentibus per totam corporis longitudinem decurrentibus.
Cöoromella austriaca var. quadfrilineata "Wem. L.c.
pag. 66, E (1897).
var. p) Supra concolor, maculis fasciisque omnino nullıs.
Coronella austriaca var. immaculata Dürig.l.c. pag. 325, 4
(1897). — Coronella austriaca var. concolor Wern.l.c.
pag. 66, F (1897).
var. q) Supra atro-chalybaea, nitens, maculis dorsalibus nigris
opacıs.
juv. Maculis omnibus distinctissimis, nigris, fascia postoculari ad
nares usque producta, abdomine rubro.
Coluber ferrugineus Sparm. Neue schwed. Abhandl. XVI,
pag. 180, tab. 7, fig. A, B (1795).
Der Körper ist micht sehr schlank, nach vorn und hinten nur
wenig verdünnt, im Allgemeinen von ziemlich walzenförmiger Ge-
stalt; der. nur wenig abgesetzte Kopf ist mittelgroß, ziemlich breit
mit etwas hinter der Mitte gelegenem größtem Querdurchmesser,
von da nach vorn in gerader Linie und ziemlich stark verschmälert
mit gerundet abgestutzter, bald mehr, bald weniger vorstehender
Spitze; er ist oben flach, die Schnauzenkante stark verrundet, seine
ziemlich senkrecht abfallenden Seiten in der Zügelgegend längs der
Obernaht der Supralabialia schwach vertieft. Die kleinen, schwach
vorragenden Augen sind von oben teilweise sichtbar, der nicht sehr
dünn auslaufende Schwanz ist kurz, etwa den sechsten Teil der
ganzen Körperlänge wegnehmend.
Das Rostrale ist mindestens so hoch als breit, unten schwach
ausgerandet, hinten stark auf den Pileus übergebogen und als ziem-
662 Colubridae.
lich große, dreieckige Spitze zwischen die Internasalia eingekeilt;
diese Spitze ist mindestens halb, manchmal sogar eben so lang als
ihr Abstand von dem Frontale, ja mitunter erreicht sie selbst die
Präfrontalnaht und trennt dann die Internasalen vollständig von-
einander; letztere sind viel breiter als lang, quer trapezisch oder
dreieckig, nach außen mehr oder weniger erweitert und kürzer als die
hinten wenig verschmälerten Präfrontalen; das Frontale ist groß,
so lang oder auch länger als sein Abstand von der Schnauzenspitze
nach vorn stets deutlich erweitert, mit geraden Seitenrändern und
äußerst stumpfem Vorderwinkel, hinten als breite dreieckige Spitze
zwischen die Parietalia eingeschoben; diese sind groß, länger und
breiter als das Frontale, nach hinten verschmälert, vorn in ziemlich
scharfem Winkel zwischen dieses und die Supraokularia eingefügt,
letztere länglich, etwa halb so breit wie jenes, nach hinten schwach
erweitert, mit schiefem Hinter- und etwas aus-
gebuchtetem Augenrande. Das Nasale ist
etwa doppelt so lang als hoch, länglich recht-
eckig, vom ersten Supralabiale an Länge wenig
‘ verschieden, entweder gar nicht oder nur un-
vollständig geteilt, mit rundem, zentralem
Nasenloch. Das Frenale ist klein, etwa halb
so lang, aber viel niedriger als das Nasale,
meist ziemlich regelmäßig viereckig liegend,
gewöhnlich merklich kürzer als letzteres oder
höchstens bis zu dessen Hinterrand reichend.
Das Präokulare ist über doppelt so hoch als
A das Zügelschild, nach oben meist etwas ver-
4
schmälert, vollkommen flach und senkrecht
gestellt, vom Pileus aus nicht oder kaum
Fig. 736. sichtbar; die beiden Postokularia sind in der
Coronella austriaca Laur. Regel ziemlich gleich groß, die zwei Tempo-
a Rostrale. ralia mäßig entwickelt, der Außenrand der
Parietalia gewöhnlich von drei Schildchen be-
grenzt, deren hinterstes meistens das größte. Supralabialen sind
immer nur sieben vorhanden, das dritte und vierte unter das Auge
gestellt. Von den neun Sublabialen berühren in der Regel die fünf
ersten die Submaxillaren, deren hintere meist den vorderen an Länge
nachstehen. Die Schuppen sind spiegelglatt, glänzend, nach den
Seiten zu deutlich vergrößert, in der Mitte des Körpers in IQ
Längsreihen geordnet!). Die Anzahl der Bauchschilder wechselt
zwischen 153 bis 199, die der Schwanzschilderpaare von 42 bis 70.
Das größte von mir gemessene Exemplar maß 75 cm.
Die Grundfarbe ist auf der Oberseite gewöhnlich braun, manchmal
ins Olivenfarbige, häufiger ins Graue, Gelbliche, namentlich aber
ins Rötliche geneigt, am Rücken in der Regel dunkler als an den
Seiten, die einzelnen Schuppen meist mit bald mehr, bald weniger
1) Strauch gibt in seiner Erpetologie de l’Algerie pag. 54 die Anzahl der
Schuppenreihen bei dieser Art mit 2ı an. Ich zählte, übereinstimmend mit Du-
meril und Jan, bei einer großen Anzahl untersuchter Exemplare stets aus-
nahmslos nur 19 Reihen.
Coronella. 663
ausgesprochenen dunklen Sprenkeln besetzt, nicht selten auch mit
einem oder zwei deutlicheren dunklen Punkten an der Spitze, der
stets dunklere Kopf ebenfalls schwärzlich gesprenkelt; die dunkle
Farbe des letzteren wird gegen hinten zu immer gesättigter und
tiefer, so daß sie endlich in eine nach vorn undeutliche, nach rück-
wärts aber besonders in der Jugend sehr scharf begrenzte, meist
zweischenklige oder ausgerandete Nackenmakel übergeht, die bei
älteren Tieren meist braun und manchmal undeutlich, bei jungen
fast immer tief schwarz erscheint; sehr häufig ist dieser Flecken nach
hinten in Gestalt eines Hufeisens verlängert, dessen Schenkel mit-
unter ziemlich weit am Halse hinziehen. Außerdem findet sich,
bei Jungen meist schon vom Nasenloch, bei älteren Tieren gewöhnlich
erst vom Auge an ein längs der Kopfseiten zur Mundspalte laufender
dunkler Streifen, der ebenfalls nicht selten mehr oder weniger auf
die Halsseiten verlängert ist. An die Schenkel des Nackenfleckens
schließt sich nun bei typischen Exemplaren eine Doppelreihe unregel-
mäßiger, abwechselnd gestellter Flecken an, die gewöhnlich die achte
Schuppenreihe ganz, die siebente und neunte aber teilweise einnehmen,
sowie auch an den Seiten des Körpers in gleicher Höhe mit den Augen-
streifen eine Reihe viel kleinerer und undeutlicher Flecken meist
über die dritte und vierte Schuppenreihe hinzieht. Sämtliche Flecken
entstehen in der Regel dadurch, daß einzelne Schuppenreihen mehr
oder weniger dunkelbraun gefärbt und besonders an den Rändern mit
schmalen, schwärzlichen Längsflecken und Strichelchen untermischt
oder gesäumt sind, obwohl namentlich bei den Seitenflecken nur das
letztere der Fall ist. Die Unterseite ist besonders in der Jugend
fast immer einfarbig ziegelrot, weit seltener grau oder weißlich, bei
älteren Stücken meist gelbgrau oder rötlich, manchmal selbst stroh-
gelb und entweder einfarbig, oder mit dunkleren, schwärzlichen
Sprenkeln und Wolkenflecken bald mehr, bald weniger besetzt,
durch Überhandnehmen und Zusammenfließen derselben öfters auch
teilweise oder ganz schwarz. Die Lippenschilder sowie die Unter-
seite des Kopfes sind aber stets hell, mit dunklen Sprenkeln und
unregelmäßigen Flecken oft ziemlich dicht besetzt. Das Auge ist braun,
die Iris gelb.
Diese eben beschriebene Grundform ist jedoch in ihrer vollen
Reinheit nur selten zu finden, indem namentlich die Fleckenzeichnung
der Oberseite sehr mannigfaltig abändert und zu vielen, mitunter
sehr ausgezeichneten Varietäten Veranlassung gibt. - Am häufigsten
kommt es vor, daß je zwei nebeneinander stehende Rückenmakeln
zu etwas schief gestellten Querbinden verschmelzen, was besonders
nach vorn zu öfters der Fall ist; seltener geschieht es, daß die hinter-
einander stehenden Flecken in mehr oder weniger regelmäßige Längs-
binden zusammenfließen, was auch nur meist in dem vorderen Teile
des Körpers eintritt, manchmal jedoch allerdings so weit geht, daß
die Fleckenreihen in ihrem ganzen Verlaufe durch ununterbrochene
Längsstreifen ersetzt sind. Wenn in diesem Falle die Flecken der
Mittelreihen auch noch in die Quere zusammenstoßen, so wird hiedurch
einemanchmal sehr regelmäßige, leiterartige Zeichnung hervorgebracht,
die über die Mitte der Oberseite bald auf kürzere, bald auf längere
664 Colubridae.
Erstreckung hinziehend dem Tiere ein sehr ausgezeichnetes Aus-
sehen verleiht. Nur ausnahmsweise finden sich Stücke, bei denen
die vier Fleckenreihen in zahlreiche kleine Makeln und Sprenkeln
aufgelöst erscheinen, welche über die ganze Oberseite unregelmäßig
zerstreut sind; diese Form, welche noch dadurch ausgezeichnet ist,
daß die zwei Temporalschilder gewöhnlich zu einem einzigen ver-
schmelzen, findet sich namentlich in den Kaukasusländern.
Eine andere Reihe von Varietäten entsteht dadurch, daß die
bei den bisher erwähnten Formen sehr ausgesprochenen dunklen
Flecken viel weniger entwickelt sind, immer kleiner und undeutlicher
werden, ja in manchen Fällen selbst vollkommen verschwinden, so
daß dann die ganze Oberseite vorherrschend oder auch durchaus
gleichfarbig und ungefleckt erscheint. Am häufigsten tritt diese
Rückbildung bei den Seitenflecken ein, während die Rückenmakeln
weit beständiger sind und namentlich am Halse wenigstens in Spuren
fast immer noch teilweise erkennbar bleiben. Im Allgemeinen scheint
die Tendenz der Zeichnungen, sich in kleinere und allmählich undeut-
lich werdende Flecken aufzulösen, mit dem Vordringen des Tieres
nach Südosten zuzunehmen, so daß Stücke mit vorherrschend ein-
farbiger Oberseite namentlich in der Krim, sowie in den Kaspi- und
Kaukasusländern angetroffen werden; die von einigen Autoren als
Coronella causasica, P all. unterschiedene Form wird eben durch
derartige Exemplare gebildet, welche sich von ihren mitteleuro-
päischen Verwandten auch durch die gewöhnlich ziemlich dunkel-
braune, meist auch auf der Unterseite ausgedehnte Grundfärbung
unterscheiden. Doch ist letztere manchmal auch weiß oder gelblich,
bald einfarbig, bald mit dunklen Flecken verschiedenartig gewölkt
oder gezeichnet, die gelbe Grundfarbe des Bauches in seltenen Fällen
selbst ins Rosenrote übergehend, sowie anderseits der Oberkörper
längs der Seiten mitunter eine dunklere, verwaschene Längsbinde oder
einen etwa über die Außenränder der Bauchschilder hinziehenden
gelblichen Streifen zeigt.
Diesen russischen Stücken nahe steht eine andere Varietät,
welche man wegen ihres vorherrschenden Vorkommens in Italien
und den dazu gehörenden Inseln als Coronella italıca Fitzing. be-
zeichnen könnte. Die Grundfarbe der Oberseite ist
hier bei den meisten ein lichtes Graubraun, das
EIS aber in seltenen Fällen bis ins dunkle Olivenbraune
na. vabäandert; ‚die -Fleckenzeichnungen! sind hiegsenz
wenig ausgebildet, so daß sie in der Regel bloß auf
Fig. 137. vereinzelte, dunkle Schuppenränder reduziert sind;
Coronella italica @ese sehr undeutlichen schwarzen Fleckenreihen
Fitzing. werden dann gewöhnlich noch von einem dunkel-
braunen Längsband durchzogen, das gesättigter als
die Körperfarbe, aber heller als die Flecken, die letzteren meistens
noch deutlich erkennen läßt. Doch kommen derlei dunkle, über die
Flecken hinziehende Längsstreifen manchmal auch bei der Stamm-
form vor, obwohl sie bei Stücken mit verschwindenden Makeln viel
häufiger auftreten und ihre Deutlichkeit und Farbentiefe in der Regel
mit der Abnahme der letzteren zunimmt, so daß sie bei gänzlichem
Coronella. 665
Schwinden derselben am dunkelsten sind und daher auch am schärfsten
abgehoben erscheinen. Übrigens ist Coronella italica von allen anderen
Varietäten dieser Art namentlich dadurch verschieden, daß das Ros-
trale viel stärker als sonst gewölbt ist, sich zwischen die Internasalen
nicht selten bis zu deren vollständigen Trennung einschiebt, und so
stark kegelförmig über den Unterkiefer vorragt, daß die Physiognomie
des Tieres fast Ähnlichkeit mit Coluber scalaris Schinz erhält; auch
sind hier die Bauchschilder auf die Seiten des Körpers meist so plötz-
lich aufgebogen, daß dadurch in der Regel eine ziemlich deutlich er-
sichtliche Seitenkante gebildet wird. Trotz dieser, auf den ersten An-
blick sehr auffälligen Unterschiede glaube ich diese Form doch nicht als
eigene Art auffassen zu müssen, da sie in der Beschilderung des Kopfes
und in der Anzahl der Schuppenreihen ganz mit austriaca überein-
stimmt. Sehr ausgezeichnete Stücke dieser Varietät untersuchte
ich namentlich aus Sizilien, doch ist sie nicht ausschließlich auf
Italien beschränkt, da ich mit dieser Form vollkommen identische
Exemplare auch aus der Pyrenäischen Halbinsel vor mir hatte und
dieselbe auch in Dalmatien häufig ist. Sie ist gewöhnlich nur 50 bis
60 cm lang.
Bei schwach gefleckten Stücken kommt es auch vor, daß Rücken-
mitte und Körperseiten viel lichter sind, so daß dann derlei Tiere
von drei allerdings nicht scharfen aber ziemlich breiten hellen und
vier meist etwas schmäleren aus der Grundfarbe gebildeten dunklen
Längsbinden durchzogen werden. Bei einem im Wiener Hofmuseum
befindlichen Exemplare, das eine von der Rückenseite scharf ab-
gegrenzte dunklere Seitenzone besitzt, sind sämtliche Schuppen
mit einem dunklen Mittelstrich versehen. So wie aber einerseits die
dunklen Körperflecken bis zum gänzlichen Verschwinden abnehmen
können, so tritt auch anderseits manchmal wieder das Gegenteil ein
und zeigen sich besonders die Rückenmakeln mitunter so bedeutend
entwickelt und vergrößert, daß sie ab und zu sowohl der Länge. als
auch der Quere nach zusammenstoßen und dieser Form dann einige
Ähnlichkeit mit Coluber leopardinus Bonap. verleihen.
Eine höchst auffallende Varietät ward von Hauptmann Veith
bei Friesach in Kärnten gefunden. Dieselbe besitzt eine glänzend
blauschwarze Grundfarbe, von der sich die Normalzeichnung als
mattschwarze Flecken in eigentümlicher Weise abhebt; ich will
diese ausgezeichnete, von allen bisher bekannten Färbungen der
austriaca abweichende Form, ihrem Entdecker zu. Ehren als var.
Veithi benennen. Derselbe fand auch um Laibach ein Stück,
das unter jeder der ziemlich kleinen Rückenmakeln einen etwas
größeren grellroten Fleck besaß.
Bei den Männchen sind auf der Oberseite in der Regel rötliche
und bräunliche, bei den Weibchen gewöhnlich mehr ins Graue zie-
hende Färbungen vorherrschend. Die Jungen sind im allgemeinen
von den Erwachsenen nicht verschieden, nur daß die Fleckenzeich-
nungen in diesem Alter fast immer sehr scharf und regelmäßig und
meistens mehr oder weniger schwärzlich sind, welche Farbe in der
Regel auch die ganze Hinterhälfte des Kopfes zeigt; die Unterseite
ist fast immer einfarbig, am häufigsten ziegelrot. Die Angabe
666 Colubridae.
Frivaldszkys (Monogr. Serp. Hung. pag. 39), daß die Jungen
fast ganz weiß seien, dürfte wohl auf einer Verwechslung mit Tro-
pidonotus tessellatus Laur. beruhen.
Coronella austriaca lebt auf trockenen, sonnigen und steinigen
Stellen, in Holzschlägen, an altem Mauerwerk u. dgl., namentlich
wenn die genannten Örtlichkeiten mit Gebüsch und Erdlöchern ver-
sehen sind; kahle und vegetationslose Felspartien meidet sie ebenso
wie den dichten Wald und feuchte Wiesen oder Moore. Sie hält
sich am liebsten im Hügel- und mittleren Berglande auf, obwohl sie
auch in der Ebene vorkommt und anderseits namentlich in mehr
südlichen Gegenden stellenweise bis zu 2000 m Meereshöhe hinaufgeht.
Ihren einmal gewählten Wohnplatz hält sie mit ziemlicher Hart-
näckigkeit fest und unternimmt nur behufs Aufsuchen von Beute
nicht weit davon abführende Streifungen, wobei sie nackte Flächen
und Blößen tunlichst vermeidet und ihren Weg womöglich durch
Gesträuch, Wurzelwerk und Blätterdickicht nimmt. Wegen ihrer
verhältnismäßig geringen Beweglichkeit, welche ihr eine erfolgreiche
Flucht sehr erschwert, kommt sie überhaupt nicht gerne ganz heraus
und hält sich lieber unter Moos, losen Baumrinden, größeren Steinen
und Laubwerk versteckt, dabei nur den Kopf behufs Erspähung all-
fälliger Beute hervorgestreckt haltend. Sie ist ein Tagtier, doch habe
ich sie beispielsweise im Siebenbürgischen Waldgebirge auch schon
in mondheller Nacht gefangen. Zum Klettern ist sie wegen ihrer
Schwerfälligkeit wenig geeignet, dagegen schwimmt sie, obwohl sie
das Wasser in der Regel nicht aufsucht, im Notfalle ganz gut; von
jähzornigem und bissigem Charakter setzt sie sich, falls sie nicht
sofort in ihrem nahen Schlupfwinkel verschwinden kann, im Teller
eingerollt mutig und nachdrücklich zur Wehre Ihre Nahrung
besteht fast ausschließlich aus kleineren Eidechsen, aus Blind-
schleichen und jungen Schlangen, obwohl sie mitunter auch Mäuse
nimmt; von ersteren frißt sie nicht selten 2—3 hintereinander, ihre
Beute pflegt sie in der Regel durch rasches Umschlingen zu erdrücken.
Nach dem Erwachen aus dem Winterschlaf, das gewöhnlich im April
stattfindet, schreiten die Tiere bald zur Paarung, wobei das sehr
zänkische und eifersüchtige Männchen das Weibchen nach Eidechsen-
art manchmal mit dem Maule am Halse festhält. Letzteres wirft
von Ende August bis Oktober, meistens aber im September, 2—1I5
noch in der Eihaut eingeschlossene Junge, die sich aber sofort nach
dem Wurfe freimachen, daher diese Schlange gewöhnlich als lebendig
gebärend bezeichnet wird; die frisch ausgekrochenen Jungen sind
etwa I5 cm lang.
Diese Art hat eine ziemlich weite geographische Verbreitung
und kommt vom 63.’ n. B. nach Südosten bis zum Schwarzen und
Kaspischen Meere vor. Als eigentliche Heimat ist aber wohl Mittel-
europa zu betrachten, da sie von hier aus gegen Norden an Häufig-
keit entschieden abnimmt und in vielen Ländern des südwestlichsten
Europas durch die vorhergehende Art ersetzt wird. Von Mittel-
europa dringt austriaca nördlich durch Dänemark nach Skandinavien
und Großbritannien vor, dort im südlichen Norwegen bis Drontheim
und in Schweden bis zum 60. Breitegrade, hier aber nur in den süd-
Coluber. 667
lichsten Teilen Englands vorkommend, obwohl seinerzeit noch in
Dumfries im südlichsten Schottland ein Stück gefunden ward. Über
ganz Deutschland und Österreich-Ungarn verbreitet, tritt sie dann
einerseits durch Holland, Belgien, Luxemburg und die Schweiz nach
Nord- und Westfrankreich und von hier über die Pyrenäen selbst
bis ins mittlere Spanien, anderseits nach Italien, Sizilien und auf die
Balkanhalbinsel über, woselbst sie außer in Dalmatien und Bosnien
auch noch in Serbien und Rumelien stellenweise häufig ist. Ein
weiteres Vorkommen nach der Balkanhalbinsel ist bisher nicht mit
Gewißheit konstatiert, obwohl nach Bedriaga im Athener Mu-
seum Stücke aus dem Veluchi-Gebirge in Nordgriechenland stehen,
vorausgesetzt, daß die Fundortsangabe nicht unrichtig ist; übrigens
ist auch das oberwähnte Vorkommen in Drontheim nicht ganz sicher
verbürgt. Nach Südosten zieht sich dann die Verbreitung von der
Düna an durch Litauen, Wolhynien, Podolien und Kleinrußland
bis in die Krim und weiter bis an die Wolga und bis zum Terek am
Nordabhange des Kaukasus hin. In Sardinien und Korsika fehlt
die Art, desgleichen ist sie mir auch in Istrien niemals untergekommen,
während sie in den übrigen Teilen des österreichischen Küstenlandes
auf das Gebirge beschränkt ist.
Im Käfige fühlt sich das Tier, wenn es licht und trocken gehalten
wird und passende Schlupfwinkel findet, bald heimisch, legt, wenn
man sich öfters mit ihm abgibt, in kurzer Zeit seine anfängliche
Bissigkeit ab und wird mit dem Pfleger nach und nach so vertraut,
daß es ihm mitunter die vorgehaltene Nahrung selbst aus der Hand
nimmt; nur muß man sich hüten, ihm kleinere Schlangen beizuge-
sellen, da es dieselben gerne verzehrt, ja selbst im Terrarium eventuell
zur Welt gekommene Junge der eigenen Art sind, wenn einem daran
gelegen ist, sofort zu entfernen, da sie nicht nur häufig von der eigenen
Mutter verschlungen werden, sondern sich auch gar nicht selten
gegenseitig auffressen.
6. Gattung. Coluber.
Linne Syst. Nat. I, pag. 375 (1766).
Caput longiusculum, distinctum.
Pupilla circularıs.
Praeocularia I—2, postocularıa 2.
Temporalia 2.
Squamae aut laeves aut carinatae, per series 21I—29 dispositae.
Die Coluberarten. sind ziemlich große Schlangen mit deutlich
abgesetztem, nach vorne mehr oder weniger verschmälertem Kopf.
Der bald schlanke, bald aber wieder ziemlich plumpe Körper ist in
der Mitte nur mäßig verdickt, seitlich mitunter schwach zusammen-
gedrückt, mit im ganzen flacher Unterseite und verhältnismäßig
kurzem, höchstens ein Viertel der Gesamtlänge betragendem Schwanz.
Das Rostrale ist meistens breiter als lang, was ebenso von den
Internasalen und Präfrontalen gilt. Das Frontale und namentlich
die Parietalen sind groß. Das Nasale ist mindestens zweimal so lang
668 Colubridae.
als hoch und in der Mitte stets deutlich geteilt, das zweite Supra-
labiale niemals überragend. Das einem oder auch zwei Supralabialen
aufliegende Zügelschild ist viel kleiner als das Nasale. Präokularen
sind eines oder zwei vorhanden, im letzteren Falle das untere stets
viel kleiner als das obere. Die Zahl der Postokularen und Tempo-
ralen beträgt immer zwei. Das mit rundlicher Pupille versehene
Auge stößt unten in der Regel an das vierte und fünfte Oberlippen-
schild; von den 7—8 Supralabialen sind namentlich die vor und unter
dem Auge liegenden meist höher als lang. Die mit Apicalgrübchen
versehenen Schuppen sind in der Jugend immer glatt, im Alter
jedoch bald mehr bald weniger deutlich, wenn auch nicht scharf
gekielt und in 21—29 Längsreihen geordnet. Die Zahl der Ventralen
beträgt 172—260, die der Subcaudalpaare 48—-91.
Bei den hiehergehörigen Schlangen sind die Zähne im Ober-
kiefer ziemlich gleich, während im Unterkiefer der erste am az
sten ist.
Diese Nattern leben vorwiegend in lichten Wäldern und an
trockenen, mit Buschwerk bestandenen Orten, sind im allgemeinen
Tagtiere, nicht besonders schnell und lebhaft und gewöhnlich auch
von minder heftigem und bösartigem Charakter; ihre Nahrung
besteht aus Vogeleiern und kleineren Wirbeltieren bis zur Größe
einer ausgewachsenen Wanderratte.
Die fünf unserem Faunengebiete angehörenden Arten können
in nachstehender Weise unterschieden werden.
A. Internasalen wegen des nur schwach übergewölbten Rostrale
in der Mittellinie des Pileus fast in ihrer ganzen Breite zusam-
menstoßend, der Hinterteil des Rostrale mit den übrigen Kopf-
schildern in gleicher Fläche.
I. Augen vorne nur von einem einzigen großen Präokulare
begrenzt.
I. Frontale nach vorne stark erweitert, mit seiner vorderen
Außenecke das obere Ende des Präokulare fast immer
erreichend. Vorderer Teil des Nasale niedriger als der
hintere. Schuppen ziemlich groß, fast immer mit mehr
oder weniger weißen Randstrichen, im Alter mitunter
in der hinteren Körperhälfte kaum merkbar gekielt, in
21—23 Längsreihen. Bauch mit deutlicher Seitenkante.
Farbenkleid unansehnlich .. longissimus Laur.
2. Frontale ziemlich gleichbreit, mit seiner vorderen Außen-
ecke das obere Ende des Präokulare niemals erreichend.
Nasale in der Mitte des Oberrandes erniedrigt. Schuppen
klein, ohne weiße Randstriche und stets vollkommen
glatt, in 25—27 Längsreihen. Bauch ohne Seitenkante.
Färbung und Zeichnung sehr bunt und auffallend
leopardinus Bonap.
II. Augen unter dem großen und hohen Präokulare noch mit
einem viel kleineren Subokulare. Schuppen im Alter mehr
oder weniger gekielt.
3. Frontale nach vorne merklich erweitert mit nach innen
geschweiften Außenrändern, hinten als lange und scharfe
Coluber. 669
Spitze zwischen die kaum längeren Parietalen eingescho-
ben. Präfrontalen kaum breiter als lang. Vorderer Teil
des Nasale mit ziemlich rechtwinkeliger, zwischen das
Rostrale und Internasale kaum eingekeilter Spitze. In-
framaxillaren en, nur mit fünf Sublabialen in
Berührung . . ...quatuorlineatus Lacep.
4. Frontale nach vorne nur mäßig erweitert mit kaum ge-
schwungenen Seitenrändern, hinten als mäßig lange
ziemlich stumpfe Spitze zwischen die merklich längeren
Parietalen eingeschoben. Präfrontalen merklich breiter
als lang. Vorderer Teil des Nasale als scharfe und ziem-
lich lange Spitze zwischen das Rostrale und Internasale
eingekeilt. Inframaxillaren gewöhnlich mit sechs Sub-
labialen in Berührung . . Done Pal:
B. Internasalen durch die weit übergewölbte und zwischen die-
1.
juv.
selben eingeschobene lange Rostralspitze wenigstens in ihrer
vorderen Hälfte getrennt, Rostrale viel länger als breit, im Alter
spitz kegelförmig vorstehend und den anderen Kopfschildern
als viel stärker gewölbte Kuppe aufliegend. Frontale im
Alter nach vorne bedeutend erweitert und kürzer als die auf-
fallend breiten Parietalen . ...... .scalaris Schinz.
Coluber sealaris: Rostrale maximum, valde prominens, latitudine
multo longius, postice inter internasalia acute et longe productum ;
supraocularia non excedentia, frontale et parietalia magna et lata.
Praeoculare unicum. Squamae laeves, per series 27—29 dispo-
sitae. — Long. 80—Ioo cm.
Coluber scalaris Boie Bemerk. üb. Merr. Syst. d. Amph. Isis, XX,
pag. 536, 2 (1827), — Rhinechis Agassizii Michah. in Wagl.
Icon. u. descript. amph. tab. XXV (1839). — Coluber Agassizii
Dug. Ann. scienc. nat. III, pag. 139 (1835). — Xenodon Micha-
hellesi Schleg. Essai phys. serp. II, pag. 92, 6 (1837), — Rhinechis
scalaris Bonap. Amph. europ. pag. 48, 51 (1839).
Supra cinereus aut lutescens, maculis regularıbus transversıs
ber totam corporis longitudinem decurrentibus, lateribus nigro-
maculatus ; subtus chalybaeus aut flavescens, maculis pallidis
obscurisve variegatus.
Coluber laevis var. Dug. Annal. scienc. natur, ı ser. XII, pag. 369
(1825). — Coluber Hermanni Lesson Acta Soc. Linn. Bord. XII,
pag. 58 (1838).
adolesc. Supra griseo-fuscescens aut testaceus, maculis dorsalibus
transversis ad latera lineis obscurioribus per longitudinem connexis.
Subtus dilute griseus, maculis obscurioribus irregularıter notatus.
Coluber scalarıs Sehinz in Guv. Thierr. II, pag. .123,(1822).
adult. Supra fulvus, lutescens aut pallide olivaceus, lineis dualus
nigro-fuscis per totam corporis longitudinem decurrentibus ;
subtus flavescens, concolor.
Coluber bilineatus Schinz Naturg. u. Abbild. d. Reptil. pag. 148,
tab. 63, fig. ı (1833).
670 Colubridae.
Der kräftige Körper ist im erwachsenen Zustande ziemlich
plump und gedrungen, von walzenförmiger oder schwach kompresser
Gestalt, nach vorne und hinten nur sehr allmählich verjüngt mit
meist wenig hervortretender oder auch ganz verwischter Seiten-
kante. Der namentlich im Alter wenig unterschiedene Kopf ist
kurz, hinten sehr breit, oben ziemlich platt, nach vorne zu allmählich
besonders bei größeren Stücken stark zugespitzt, mit weit über den
Unterkiefer vorragender Schnauzenspitze, daher im ganzen von
fast kegelförmiger Gestalt. Die Kopfseiten sind bei ganz jungen
Tieren vollkommen flach und senkrecht, was für die Zügelgegend
auch bei Erwachsenen der Fall ist, während die Supralabialia und
die Schläfengegend mit zunehmendem Alter immer mehr nach außen
vortreten, wodurch dann der Kopf über den Lippenschildern nament-
lich gegen und unter das Auge zu mehr oder weniger vertieft oder
selbst gefurcht wird und dessen untere Seiten stark nach außen
gerichtet erscheinen, was namentlich bei sehr alten Exemplaren in
auffallendem Grade hervortritt. Die Schnauzenkante ist ziemlich
verwischt, die großen, von oben hinreichend sichtbaren Augen stehen
nur wenig vor und.haben eine rundliche Pupille. Der namentlich
bei alten Tieren ziemlich stumpfe und überhaupt nicht sehr spitz
auslaufende Schwanz ist kurz, höchstens den sechsten Teil der ganzen
Körperlänge betragend.
Das Rostrale ist groß, viel länger als breit, mit den anderen
Kopfschildern nicht in einer Fläche liegend, sondern sehr stark über
dieselben hervorgewölbt, so daß es nament-
lich im Alter fast kegelförmig vorsteht.
Es ist in stark schiefer Richtung von unten
nach vorn und dann nach rückwärts ge-
richtet, sein oberer Teil als große, drei-
eckige Spitze kuppenförmig weit nach
hinten zwischen die Internasalen eingekeilt,
so daß dieselben hiedurch wenigstens in
ihrer Vorderhälfte stets mehr oder weniger
voneinander getrennt sind. Es ist am
Mundrande ziemlich stark ausgerandet, an
der schief gegen denselben geneigten Fläche
meist deutlich vertieft, die an das erste
Supralabiale stoßenden Ränder sehr kurz,
die darauffolgenden fast doppelt so lang
und nach einwärts geschweift, die Hinter-
Hie-Ens2. seiten unter sehr spitzem Winkel zu-
Coluber scalaris Schinz. sammenstoßend, sein oben sichtbarer Teil
a Rostrale. mitunter fast so lang wie dessen Abstand
von dem Frontale. Die Internasalia sind
kürzer als die Präfrontalen, meistens deutlich breiter als lang,
schief nach hinten gegeneinandergerichtet, nach außen in der
Regel bald mehr, bald weniger merkbar erweitert, ihre gemein-
schaftliche Naht gewöhnlich die kürzeste Seite, ihr Außenrand
gegen das Nasenloch hin in stumpfem Winkel erweitert. Die Prä-
frontalıa sind quer, bedeutend breiter als lang, in der Jugend meistens
Coluber. 671
ziemlich gleichbreit, im Alter jedoch gewöhnlich deutlich nach außen
vergrößert. Das Frontale ist verhältnismäßig kurz, höchstens seinem
Abstande vom Schnauzenende gleichkommend, dabei aber sehr
breit, bei Jungen oft kaum merkbar, bei erwachsenen Stücken aber
stets bedeutend nach vorn erweitert, so daß seine Seitenecken da-
selbst mit der oberen Ecke des Präokulare in einem Punkte zusam-
menstoßen; seine Außenränder sind meist bald mehr, bald weniger
geschweift, sein Vorderende fast gerade abgestutzt, die Gesamtform
etwa fünfeckig oder selbst glockenförmig. Die Parietalia sind nament-
lich bei ganz jungen Tieren sehr breit und hier etwa ebenso lang, bei
älteren Exemplaren aber etwas länger als das Frontale, mit mehr oder
weniger gerundeten Außenrändern, nach vorn zu als breite und ziemlich
scharfe Spitze zwischen das Frontale und die Supraokularia eingefügt.
Diese sind ebenfalls breit, nach hinten stark erweitert, an ihrem
geraden, nicht vorspringenden Außenrande fast so lang als das Fron-
tale. Das den zwei ersten Supralabialen aufliegende Nasale ist läng-
lich, in der Mitte stets deutlich geteilt, jede Hälfte nach oben zu etwas
winkelig erweitert, die erste mit stark bogigem Vorderrande, die
zweite mit etwa in der Mitte winkelig nach rückwärts gebrochenem
Hinterrande; das Nasenloch ist mittelgroß, kreisrund, stark nach
oben gerückt. Das dem zweiten und dritten Supralabiale aufliegende
Zügelschild ist trapezisch oder fünfeckig, beiläufig von halber Höhe
des Nasale, in der Jugend wenig, im Alter bedeutend länger als hoch,
bald ziemlich gleichbreit, bald auch teilweise, obwohl nicht bedeutend,
erweitert. Das einzige Präokulare ist gut doppelt so hoch als breit,
nach vorn zu in der Mitte winkelig erweitert und als dreieckige Platte
bis zu den Vorderecken des Frontale auf den Pileus umgebogen.
Die zwei Postokularia sind klein, das untere in der Regel größer,
manchmal unter ihm noch ein drittes, das sich vom fünften Supra-
labiale abtrennt. Die zwei Temporalen der ersten Reihe sind ziem-
lich groß, länglich, das obere stets das untere Postokulare berührend;;
hinter diesem sind in zweiter Reihe drei bis vier kleinere, länglich
schuppenförmige Schildchen übereinandergestellt. Supralabialen
sind bei normalen Stücken sieben vorhanden, welche Zahl jedoch
sehr häufig dadurch auf acht erhöht ist, daß das fünfte davon unter
dem Postokulare geteilt ist. Von diesen Schildern berühren in der
Regel das vierte und fünfte das Auge; nur in dem Falle, wenn drei
Postokularen vorhanden sind, wird durch das unterste derselben das
fünfte Supralabiale vom Auge getrennt, so daß dieses dann nach
unten zu bloß von dem vierten Lippenschilde begrenzt ist. Sublabia-
lıa finden sich neun bis zehn, die hinteren Inframaxillaren sind meist
sehr deutlich kürzer als die vorderen. Die etwas gewölbten Schuppen
sind vollkommen glatt, länglich rhombisch, ziemlich deutlich geschin-
delt, in 27 bis 29, sehr ausnahmsweise nur in 25 Längs- und sehr
schiefe Querreihen gestellt. Die Bauchschilder, deren Zahl von 201
bis 220 wechselt, sind breit, auf die Körperseiten umgebogen und
so weit gegen den Kopf vorgeschoben, daß nur wenige Kehlschuppen
vorkommen. Die Zahl der Schwanzschilderpaare kann von 48 bis
68 ändern.
Die Färbung und Zeichnung dieser Schlange ist nach den ver-
67 2 Colubridae.
schiedenen Altersstufen manchem Wechsel unterworfen. Ganz
junge Tiere besitzen in der Regel eine mehr oder weniger helle, graue,
oft deutlich ins Grüne neigende Grundfarbe. Der Kopf zeigt häufig
eine breite, schwarzbraune Gabelbinde, die vom Vorderrande des
Frontale ausgehend sich mit ihren Schenkeln bis über das Nasenloch
erstreckt, manchmal aber durch Verkürzung der beiderseitigen Äste
auch in zwei isolierte, schiefe Streifen getrennt ist. Desgleichen
findet sich an den Seiten des Kopfes ein schwärzlicher, in senkrechter
Richtung durch die Augen ziehender breiter Streifen, der nach unten
zu schmäler wird und nach hinten einen vom oberen Augenwinkel
bis zur Mundspalte ziehenden Ast abgibt. Endlich steht noch im
Nacken ein breiter, oft undeutlicher Querfleck, der in der Mitte
durch einen hellen Zwischenraum der Grundfarbe mehr oder weniger
geteilt ist. Von hier aus beginnt eine Reihe breiter, in ziemlich
regelmäßigen Abständen hintereinanderfolgender schwärzlicher oder
dunkelbrauner Querflecken, welche auf der Längsachse des Körpers
senkrecht stehend über die Mitte des Rückens bis zur Schwanz-
spitze hinziehen; diese Makeln sind voneinander meist vollkommen
getrennt oder erscheinen höchstens unmittelbar hinter dem Kopfe
durch seitliche Längslinien unter sich und mit dem Nackenfleck ver-
bunden; doch trennen sich diese Verbindungslinien in der Regel
sehr bald, obwohl sie als nach rückwärts und vorwärts reichende
seitliche Verlängerungen der Quermakeln noch eine Weile, in aller-
dings immer mehr abnehmendem Grade angedeutet sind, wodurch
dann die Rückenflecken etwa die Gestalt von liegenden römischen
Einsern erhalten. Abwechselnd mit diesen, am meisten in die Augen
fallenden Zeichnungen läuft auch an den Seiten des Körpers eine
zweite Reihe kleinerer, gewöhnlich längsgestellter Flecken hin, unter
welcher man oft noch eine dritte, ja manchmal selbst eine vierte
Reihe noch kleinerer Makeln bemerkt; doch sind diese Flecken
seltener in deutlich unterscheidbare Längsreihen gestellt, sondern
meist ziemlich unregelmäßig über die Körperseiten verteilt, die über
einanderstehenden mitunter wohl auch zu mehr oder weniger senk-
recht gestellten Querbinden teilweise oder ganz verschmolzen.
Je älter nun das Tier wird, desto mehr geht die anfangs meist
graue Grundfarbe ins Rötliche oder Gelbbraune über, so daß etwas
größere Stücke gewöhnlich eine licht graubraune oder lehmgelbe
Hauptfärbung zeigen. Zugleich fangen die Kopfzeichnungen zu ver-
schwinden an, indem sie allmählich weniger scharf und undeutlicher
werden, obwohl sich als Reste derselben namentlich an den Schilder-
nähten stehende unbestimmte dunkle Zeichnungen oft noch lange
erhalten, und besonders die vom Auge zu den Mundwinkeln ziehende
Binde gewöhnlich noch recht gut sichtbar ist, wie denn überhaupt
letztgenannter Streifen in der Regel erst bei sehr großen Stücken
vollkommen verschwindet. Der Nackenfleck ist meist ziemlich regel-
mäßig dreieckig, mit nach vorn gerichteter Spitze, nach hinten
zu in zwei anfangs über die vordere Körperhälfte, mit zunehmendem
Alter aber immer weiter nach rückwärts reichende Längslinien fort-
gesetzt, welche in Verbindung mit den noch vorhandenen Quer-
flecken des Rückens eine oft sehr regelmäßig leiterartige Zeichnung
Coluber. 673
bilden, deren viel lichtere Sprossen stets merklich schmäler als die
sie trennenden Zwischenräume der Grundfarbe sind, und dort, wo sie
mit den beiden Längsstreifen zusammenstoßen, viel dunkler, ja oft
fast schwarz gefärbt erscheinen. Doch sind auch die Längsstreifen
in diesem Alter nur selten bis zur Spitze des Schwanzes durchaus
gleich scharf, sondern werden gegen Ende desselben immer lichter
und verwaschener, so daß sie mit Ausnahme der den Seitenenden
der Rückenmakeln entsprechenden Stellen oft kaum mehr kenntlich
erscheinen. Außerdem finden sich meist noch zu seiten des Körpers
bald mehr, bald weniger kleinere, oft in unregelmäßige Längsreihen
gestellte schwärzliche Flecken. Die Schuppen sind gegen den Bauch
zu namentlich an den oberen Seitenecken öfters weißlich gesäumt,
die Unterseite ist mit schwärzlichen Flecken meist in ziemlich regel-
mäßiger Weise gezeichnet.
Je älter nun das Tier wird, desto mehr macht sich die gelbliche
oder rötliche Färbung geltend, die Seitenflecken verschwinden
bald ganz, und in dem Maße, als sich die beiden Seitenstreifen immer
weiter und schärfer nach hinten fortsetzen, werden die Quermakeln
des Rückens immer undeutlicher, so daß sie bei großen Stücken
meist nur stellenweise angedeutet erscheinen, ja bei ganz alten Exem-
plaren wohl stets vollkommen fehlen, bei denen dann die ganze
Oberseite eine einförmig lehmgelbe oder rötlichbraune, seltener eine
lichtolivengrüne Färbung zeigt, welche von zwei dunkelbraunen oder
schwarzen, vom Nacken bis zur Schwanzspitze laufenden Längs-
linien durchzogen wird. Ausnahmsweise kommt es vor, daß auch
schon ziemlich kleine Tiere vollkommen die Färbung der Alten
zeigen und nach Duge&s soll sich umgekehrt die leiterartige Zeich-
nung jüngerer Stücke im weiblichen Geschlechte häufig durch die
ganze Lebenszeit erhalten, was auch in neuerer Zeit von Feok-
tistow im ‚„Zoologischen Garten 1886‘ behauptet ward; dem-
ungeachtet glaube ich, daß dieser Fall, wenn er überhaupt vorkommt,
gewiß sehr selten ist, da mir wenigstens niemals ein vollkommen
ausgewachsenes Exemplar zu Gesichte kam, das eine andere als die
obbeschriebene Zeichnung hatte und überdies auch der ausgezeichnete
Beobachter Joh. v. Fischer, dem bezüglich dieser Schlange
unzweifelhaft eine weit größere Erfahrung als mir zu Gebote steht,
derselben Ansicht ist. Nur die Schnauze erscheint auch im Alter
häufig dunkler, welche Färbung sich allmählich verlierend als ein
dunkler Schatten über den Hinterkopf bis zu den Halsseiten hinaus-
reicht. Die dunklen Bauchflecken werden im Alter auch zunehmend
seltener, so daß ganz erwachsene Tiere eine meist einfarbig gelbliche
oder weißliche Unterseite zeigen.
Scalaris ist verhältnismäßig die stärkste europäische Schlange,
da sie, obwohl die Länge von einem Meter nur selten überschreitend,
dabei manchmal doch eine Dicke von 2,5 cm erreicht!).
Die Treppennatter wohnt nur an absolut trockenen und lichten
Örtlichkeiten, woselbst sie sich mit besonderer Vorliebe in Hecken
!) Feoktistow gibt die Länge bis zu I4o cm an; mir sind so große Stücke
niemals untergekommen.
Schreiber, Herpetologia europaea. 43
674 Colubridae.
und Weingärten ansiedelt. Sie ist unter allen einheimischen Ophi-
diern eine der am meisten wärme- und sonnenliebenden und während
sich sonst in der Regel fast alle Reptilien während der heißen Mittags-
stunden verbergen, sieht man gerade diese Art zu der Zeit oft munter
herumkriechen oder im Teller eingerollt behaglich in der brennenden
Sonnenglut liegen, während sie an schattigen Tagen unter größeren
Steinen, in hohlen Bäumen oder Erdlöchern u. dgl. zurückgezogen
verweilt. Sie ist ein echtes Tagtier, das erst spät am Vormittage
herauskommt und lange vor Sonnenuntergang wieder verschwindet.
Obwohl mehr am Boden lebend, versteht sie doch auch vortrefflich
zu klettern und schlingt sich mit wunderbarer Raschheit behend durch
das Geäste der Sträucher. Unter allen Coluberarten ist sie wohl die
scheueste und flinkste und ergreift bei Annäherung des Menschen,
den sie vermöge ihres sehr scharfen und weitreichenden Sehvermögens
schon ın beträchtlicher Ferne erblickt, rasch und in rasender Eile
die Flucht, sich pfeilschnell durch alle Terrainhindernisse Bahn
brechend und meist sofort verschwindend, daher sie auch nur schwer
zu erbeuten ist. Desgleichen ist scalarıs von ihren anderen Gattungs-
genossen noch durch ihr äußerst heftiges und zornmütiges Naturell
verschieden, sie faucht und beißt gefangen wütend um sich und sucht
sich der sie haltenden Hand durch rasche Drehungen um ihre Körper-
achse zu entziehen. Nach der Ende Mai oder anfangs Juni wieder-
holt erfolgten Paarung, die manchmal kaum fünfzehn Minuten,
oft aber auch wieder mehrere Stunden lang dauert, legt das Weib-
chen in etwa 20—25 Tagen gegen zehn langgestreckte, rein weiße
und lederschalige Eier, die je nach der Größe der Mutter oft bis 60 mm
lang und etwa 20 mm dick sind. Die Fruchtbarkeit ist sonach keine
große und da überdies die Jungen im Gegensatz zur großen Beweg-
lichkeit der Alten auffallend schwerfällig sind und infolgedessen
jedenfalls vielen Feinden zum Opfer fallen, so erklärt es sich auch,
daß diese Schlange im allgemeinen ziemlich selten ist. Die Nahrung
besteht vorzugsweise aus Feldmäusen, die sie in ihren Schlupfwinkeln
aufsucht, daher diese Natter eher als ein nützliches Tier zu betrachten
ist, obwohl sie gelegentlich auch Eidechsen und kleinere Vögel bis zu
Sperlingsgröße verspeist.
Coluber scalaris gehört zur Südwestfauna unseres Erdteiles und
kommt von Nizza an durch Südfrankreich und die Pyrenäische
Halbinsel vor.
In der Gefangenschaft ist sie eine der ausdauerndsten und halt-
barsten Schlangen, nur muß sie selbstverständlich trocken und recht
warm gehalten werden, so daß die Temperatur des von ihr bewohnten
Terrariums wohl niemals unter 20° R sinken soll, dagegen aber auch
bis 40° ansteigen kann, ohne ihr Unbehagen oder gar Nachteil zu brin-
gen. Da das Tier vor allem die Sonnenglut liebt, so empfiehlt es sich,
dasselbe in keinem Glas-, sondern lieber in einem Gitterkäfig zu halten,
da sich im ersteren in der Sonne oft eine immerhin zu große, der
Inwohnerin eventuell tödlich werdende Hitze entwickelt, während
man sie im letzteren in jeder bei uns herrschenden Sommertempera-
tur unbesorgt den Sonnenstrahlen aussetzen kann. Wegen der dieser
Schlange angeborenen Scheu muß dieselbe jedoch sehr rücksichtsvoll
Coluber. 675
behandelt und ihr der Anblick des Menschen soviel als möglich erspart
werden, da sie wohl kaum jemals ganz zahm wird und meist selbst
nach jahrelanger Gefangenschaft schon beim Vorübergehen des
Pflegers so wütend auf die Terrarienwand losschnellt, daß sie sich
hiedurch leicht die Schnauzenspitze abstößt; selbst ganz kleine und
eben ausgekrochene Stücke zeigen schon diese Scheu und dieses
mißtrauische Verhalten gegen den Menschen. Obwohl die Tiere meist
bald ans Fressen gehen, so kommt es doch manchmal vor, daß sie
mitunter erst monatelang fasten, ja ausnahmsweise erhält man auch
ab und zu ein Stück, das jede Nahrung hartnäckig verweigert und
sich zutode hungert.
Bei der großen Gefräßigkeit dieser Schlangen ist eine ausgiebige
Fütterung vonnöten und sind 4—5 Mäuse für eine einzige Mahlzeit
durchaus nicht zuviel; da überdies die Verdauung sehr rasch von-
statten geht, so darf auch die Verabreichung der Nahrung nicht in
zu langen Zwischenräumen geschehen; übrigens nehmen sie lebende
Tiere ebenso gerne wie tote und pflegen sie auch die letzteren vor
dem Verzehren zu umschlingen. Daß man die.Tiere, wie Feok-
tisto w berichtet, nach längerer Haltung dahin bringt, dem Pfleger
die Nahrung aus der Pinzette zu nehmen. dürfte wohl äußerst selten
der Fall sein. Ganz kleine Stücke sind mit Heuschrecken, die Neu-
geborenen am besten mit den weichen Larven derselben, später dann
mit jungen Eidechsen zu füttern; gibt man ihnen zu große Tiere, so
werden diese zwar manchmal bewältigt, aber wegen Überladung des
Magens häufig wieder ausgespieen, was dann nicht selten den Tod des
betreffenden Pfleglings zur Folge hat.
Mit anderen Schlangen kann man scalaris ganz unbedenklich
zusammenhalten, da sie trotz ihrer Wildheit dem Menschen gegen-
über mit anderen Ophidiern im besten Einvernehmen bleibt und
niemals einen Käfiggenossen angreift oder gar verzehrt, ja nicht
selten sieht man sie mit mehreren derselben zu einem dichten Knäuel
auf einem Ast lange Zeit hindurch ruhig verharren. Einmal ein-
gewöhnt, schreitet sie häufig auch zur Fortpflanzung und Eier-
ablage, vor welch letzterer sich das Weibchen meist schon einige Tage
früher, gewöhnlich unter dem Wasserbehälter, verkriecht.
2. Coluber longissimus: Scutum frontale antice valde dilatatum, supra-
ocularia non excedentia, praeoculare unicum, nasalıs pars an-
terior posteriore humilior. Squamae majusculae, aut laeves aut
subtillime carinatae, per series 21—23 dispositae. Abdomen ad
latera angulosum. — Long.
Coluber Aesculapii Lacep. Hist. nat. d. quadrup. ovip. et d.
serp. 11, Pag; 98, 1265, tab. VIEL. ’2'41789)..== Coluber! matrix
Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1100, ß, (1790). —Coluber natrix var.
a Daud. Hist. nat. gener. d. rept. VII, pag. 38 (1803). — Zamenis
Aesculapii Wagl. Nat. Syst. d. Amphib. pag. 188 (1830). — Callo-
peltis flavescens Bonap. Amphib. europ. pag. 47, 49 (1839). —
Elaphis Aesculapii Dum. Bibr. Erpetol. gener. VII, pag. 278, 12
(1854). — Elaphis flavescens Lichtenst. Namensverz. d. Berl.
Reptil. u. Amphib. pag. 27 (1856). — Callopeltis Aesculapii
Schreib. Herpetol. europ. I, pag. 281 (1875). — Elaphislongissima
43*
676
Colubridae.
Camer. Monogr. Ofidi ital. Colubr. pag. 54 (1891). — Coronella
austriaca Sarauw. Nat. og. Mennesk. Copenh. X, pag. 216. part. (1893).
Typus: Supra fusco-olivaceus vel nigrescens, sgquamis dorsalibus
var.
var.
var.
var.
var.
var.
juv.
subtillime carinatis ad latera praecipue plus minusve albo-mar-
ginatis; macula subconspicua pone orıs angulum abdomineque
flavescentibus.
Natrix longissima Laur. Synops. reptil. pag. 74, 145 (1768). —
Coluber Aesculapii Hostin Jacq. coll. bot. chem. et hist. nat. IV,
pag. 336, tab. 27 (1790). — Coluber longissimus Bonnat. tabl.
encycl. meth. Erpet. Ophiol. pag. 59, 159 (1790). — Coluber ascle-
piadeus Donnd. Zool. Beitr. III, pag: 205, 21 (1798). — Natıız
Aesculapii Merr. Syst. Amphib. 117, 99 (1820).
a) Supra lividus aut flavo-fuscus, squamis laevibus varıus albo-
marginatis,; subtus flavescens.
Coluber flavescens Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1115 (1890).
— Coluber Sellmanni Donnd. Zool. Beitr. III, pag. 207, 36 (1798).
— Coluber pannonicus Donnd.l.c. pag. 208, 37 (1798). — Na-
trix Scopolii Merr. Syst. Amphib. pag. Io4, 48 (1820).
b) Supra fusco-olivaceus vel nigrescens, taeniis subflavidis tri-
bus per totam corporis longitudinem decurrentibus,; subtus fla-
Vvescens.
Coluber romanus Suckow Anfangsg. d. Naturg. III, pag. 198, 75
(1798). —Coluber Aesculapii Latr. hist. nat. Salam. France XXX,
6 (1800). — Coluber flavescens S£hinz Naturg. u. Abbild. d.
Reptil. pag. 147, tab. 61, fig. 2 (1833). — Coluber Aesculapii
var. virgatus Dürig. Deutschl. Amphib. u. Reptil. pag. 311, 2 (1897).
c) Supra griseus, squamarum marginibus albidis crebrioribus
versus latera interdum per longitudinem aut decussatim coenti-
bus,; subtus flavescens ‚aut albidus.
Coluber leprosus Bechst. in Lacep. Naturg. d. Amphib. IV, pag.
Zi7stalb83 3, Her (1802)).
d) Supra obscure olivaceus, abdomine atro-griseo-vel nigrescenti
ad latera maculis albis seriatim positis; sguamarum marginibus
albis abdomen versus der longitudinem saede confluentibus. Eur.
orient.)
GaalompreltısAsescnulapiis var, d2Schreib., Herpetol.zemopses
pag. 282 (1875). — Coluber Aesculapii var. niger Dürig.l.c.
pag- 311, 5 (1897), — Coluber Tongissiımnus var, Diemspeik
Meh. Termesz. Köst. XXIX, pag. 209 (1897). — Coluber longissi-
mus var. subgrisea Wern. Reptil. u. Amphib. Österr. Ung. pag. 60, 3
(1897).
e) Striolis albis sguamarum varioribus, ventralibus ad latera et
in margine postico obscuris.
Coluber fugax Eichw. Zonl. spec. Ross. et Polon. III, pag. 174, 4
(a8310)7 —E CoNlmupier FAleschalapii var) "men tnıma char
Dürig. 1. c. pag. 3II, 4 (1897).
f) Supra et subtus atro-Piceus, concolor (Dalmat. mer.).
Supra fusco-cinereus, maculis obscurioribus caudam versus saepe
confluentibus per series quatuor dispositis; macula subocuları,
temporali et cervicali nigrescentibus,; subtus plumbeus.
Coluber sauromates Nordm. in Demid. Voy. Russ. mer. et Crim.
III, pag. 346, Rept. tab. VI, fig. 2 (1840).
Coluber. 677
Der Körper ist bald mehr schlank, bald auch wieder ziemlich
dick, gegen den Kopf zu meist merklich verdünnt, höher als breit,
mit flachem, an den Seiten eine sehr deutliche Kante bildendem
Unterleibe. Der ziemlich abgesetzte Kopf ist schmal gestreckt ei-
förmig, nicht ganz zweimal so lang als breit, die Schnauzenkante
verrundet, die Zügelgegend nicht vertieft. Die mäßig großen Augen
sind von oben größtenteils sichtbar, der nicht sehr dünn auslau-
fende Schwanz ist mittellang, etwa den. fünften Teil der ganzen
Körperlänge wegnehmend.
Das ziemlich gewölbte Rostrale ist breiter als hoch, hinten ent-
weder gar nicht oder nur in äußerst stumpfem Winkel zwischen
die Internasalia eingeschoben, von oben gerade noch sichtbar, die
Internasalia selbst sind meist —<E
etwas breiter als lang und
kürzer als die Präfrontalen,
nach außen kaum verschmä-
lert, diese wenig breiter als
lang; das Frontale ist groß,
etwa so lang wie sein Abstand
von der Schnauzenspitze, nach
vorn in gerader Linie stark
erweitert und mit dem oberen
Ende des Präokulare häufig
in einem Punkte zusammen-
stoßend. Die Supraokularıa
sind nach hinten merklich er-
weiter, mit geradem oder
kaum ausgebuchtetem Augen-
rande, die ziemlich breiten
Parietalen merklich länger als
das Frontale. Der vor dem
rundlichen und ziemlich großen Fig. 139.
Nasenloch liegende Teil des
Nasale ist höher als breit und
als nicht sehr lange, aber ziem-
lich scharfe Spitze zwischen das Rostrale und die Internasalia ein-
gekeilt; sein hinterer Teil ist viel höher und nach oben zu als spitze
Erweiterung etwas zwischen die Internasalia und Präfrontalia ein-
geschoben. Das Frenale bleibt ziemlich gleichhoch ‘oder ist nach
hinten etwas erniedrigt, das auch von oben sehr gut sichtbare Prä-
okulare ist fast doppelt so hoch als breit, das obere Postokulare
viel größer als das untere, die Temporalen sind schmal und läng-
lich. Die länglich sechseckigen Schuppen sind ziemlich groß, nach
den Seiten zu etwas erweitert, unter der Lupe betrachtet an der
Spitze oft mit zwei vertieften Punkten versehen, im vorderen Teile
des -Körpers stets vollkommen glatt, nach hinten zu aber, nament-
lich bei etwas schiefer Ansicht, wenn auch sehr fein, so doch häufig
deutlich gekielt, in 21 bis 23 Längs- und nicht sehr schiefe Quer-
reihen gestellt. Die im sehr deutlichen Winkel nach oben umge-
knickten Bauchschilder wechseln von 212 bis 248, die Schwanz-
Coluber longissimus Laur.
a, b juvenis.
678 Colubridae.
schilderpaare von 60 bis 88. Die Größe des erwachsenen Tieres
beträgt meistens ein bis anderthalb, seltener bis zwei Meter.
Die Grundfarbe der Oberseite ändert von einem mehr oder
weniger dunklen Strohgelb durch Grau- und Braungelb ins Oliven-
farbige, Grau- oder Schwarzgrüne fast bis zum Schwarzen in allen
möglichen Zwischentönen ab. Doch ist diese Grundfarbe nur selten
gleichmäßig über die ganze Oberseite verteilt, sondern zeigt durch
stellenweise Erhellung oder Verdunkelung meist an verschiedenen
Körperteilen verschiedene Schattierungen oder auch streifenartige
Andeutungen. So wird namentlich nach vorn und nach den Seiten
zu die Färbung fast immer heller, und ist daher auch bei sonst
ziemlich dunklen Stücken besonders der Hals und Kopf oft ganz
strohgelb. Diese gelbliche Färbung zieht sich häufig auch nach
rückwärts bis zur Schwanzspitze in Form dreier,gegen die dunklere
Körpermitte immer deutlicher werdender Streifen fort, von denen
namentlich der mittlere am häufigsten und deutlichsten hervortritt,
während die beiden seitlichen gewöhnlich weniger ausgesprochen
sind, sowie diese Längsstreifen überhaupt von der sie begleitenden
Grundfarbe nicht ‘sehr scharf gesondert und abgehoben erscheinen
(Coluber romanus Suck.).. Desgleichen sind auch die Lippenschilder
und ein senkrechter, nach unten erweiterter, halsbandartiger Flecken
hinter den Mundwinkeln gelblich; doch ist auch letzterer nicht be-
sonders scharf abgesetzt, wird manchmal ziemlich undeutlich und
kann sogar ausnahmsweise gänzlich verschwinden, sowie er ander-
seits in manchen Fällen nach hinten -zu eine mehr oder weniger
sichtbare, schwarze Begrenzung zeigt. Sehr bezeichnend für diese
Art sind an einzelnen Schuppen bald häufiger, bald seltener auf-
tretende weiße Strichflecken, die besonders an den mittleren Körper-
seiten häufig sind, nach vorn und hinten aber, sowie auch gegen
den Rücken zu meist an Häufigkeit abnehmen. Diese Striche treten
besonders an den Oberrändern der Schuppen auf, können aber auch
an den unteren, ja sogar an allen Rändern vorkommen, und stellen-
weise durch Aneinanderstoßen oft V- oder X-förmige Zeichnungen
hervorbringen. Bei mehr gelblich gefärbten Stücken sind diese
weißen Flecken gewöhnlich nur spärlich vorhanden (Coluber fla-
vescens Gmel.), während sie bei dunkel olivengrünen oder schwärz-
lichen Exemplaren in der Regel viel häufiger auftreten (Coluber
Aesculapii Host.), ja bei ganz grauen, meist in Gebirgsgegenden
vorkommenden Varietäten oft nahezu auf alle Ränder sämtlicher
Schuppen ausgedehnt erscheinen und durch Aneinanderstoßen der
hintereinanderliegenden mitunter eine ziemlich regelmäßige weiße
netz- oder selbst längsstreifenartige Zeichnung hervorbringen (Co-
luber leprosus Donnd.).
Die fast immer gefleckte Unterseite ist in den meisten Fällen
schwefelgelb, seltener weißgelb, welche Farbe sich auch auf die
Körperseiten bald mehr, bald weniger hinaufzieht, so daß nament-
lich die unterste, oft auch die vorletzte Schuppenreihe ganz oder
teilweise hell erscheinen. Doch zeigen diese, sowie auch die aufge-
bogenen Oberränder der Bauchschilder nach hinten zu gewöhnlich
einen dunklen, an den oberen Schuppen an Größe abnehmenden
Coluber. 679
Flecken. Obwohl diese ungefleckte, oft schön kanariengelbe Unter-
seite für diese Art meist sehr bezeichnend ist, so kommen doch auch
Stücke vor, wo diese Regel eine Ausnahme erleidet, indem hier die
Bauchseite eine dunkel eisengraue, ja mitunter fast schwarze Fär-
bung annimmt. In diesem Falle zeigen dann die Bauchschilder an
der Seitenkante fast immer bald größere, bald kleinere milchweiße
Flecke, welche durch Zusammenstoßen einen mehr oder weniger
deutlichen Längsstreifen erzeugen; indem dann zu gleicher Zeit die
Bauchschilder an ihren aufgebogenen, namentlich aber an den die
unterste Schuppenreihe berührenden Rändern ebenfalls mehr oder
weniger weißlich gewölkt sind, wird durch diese hintereinander-
liegenden Zeichnungen eine Art zweiter, mit dem obgenannten
paralleler Längsstreif gebildet, dem sich nach oben zu oft noch
einige anschließen, die durch das Aneinanderstoßen der bei dieser
Form besonders nach den Seiten zu sehr zahlreichen weißen Schup-
penflecken entstehen. Die in der Mitte des Körpers meist ziemlich
großen weißen Seitenmakeln werden nach rückwärts zu allmählich
kleiner und schmäler, so daß sie in der Regel am Schwanze nur
mehr in schwachen Andeutungen oder auch gar nicht zu sehen sind;
gegen den Hals zu werden jedoch diese Flecken immer größer,
fließen nach und nach am Hinterrande der Schilder ineinander, so
daß letztere endlich gegen den Kopf zu nur mehr am Vorderrande
und immer schmäler schwarz gewölkt erscheinen. Außer diesen Seiten-
zeichnungen zeigt manchmal auch der Unterleib selbst noch hie
und da vereinzelte, weiße Makeln. Alle diese Zeichnungen werden
jedoch mit zunehmendem Alter immer kleiner und undeutlicher, ob-
wohl sich selbst bei ganz ausgewachsenen Stücken ein Rest derselben
in Form einer schmalen weißen Säumung der Seitenkante fast immer
noch erkennen läßt. Diese von der Stammform so abweichende,
interessante Varietät scheint nur im südöstlichen Europa vorzu-
kommen; sie ist außer den bereits erwähnten Merkmalen meist auch
noch durch das gänzliche Fehlen des hellen Halsbandfleckens aus-
gezeichnet. Daselbst lebt auch noch die als Coluber fugax Eichw.
benannte Form. Dieselbe zeichnet sich durch das starke Zurück-
treten der weißen Schuppenstriche und vornehmlich noch dadurch
aus, daß die an den Seiten dunklen Ventralen auch an ihrem Hinter-
rande ebenso gesäumt sind, so daß hiedurch der Bauch namentlich
nach rückwärts zu mehr oder weniger deutlich quergebändert er-
scheint. Desgleichen gehören wohl auch die als var: Deubeli Meh.
und subgrisea Wern. beschriebenen Abarten hieher. Bei ersterer ist
die Oberseite dunkel eisengrau bis schwarz, nur gegen Hals und Kopf
zu etwas lichter, während der stahlgraue Unterleib an der Seiten-
kante auf jedem Ventrale ein kleines weißes Dreieck zeigt. Letztere
dagegen ist oben und unten schwarzgrau oder selbst schwarz gefärbt
mit manchmal über die Bauchkante hinlaufenden hellen Seiten-
streifen.
Die Jungen sind von den Alten ziemlich verschieden. Die
Färbung der Oberseite bildet hier ein bald helleres, bald dunkleres
Grau- oder Gelbbraun und ist von vier, sehr selten von sechs Reihen
mittelgroßer, dunkler, viereckiger oder rundlicher Flecken unter-
680 Colubridae.
brochen, die namentlich am Halse in der Regel sehr scharf und
deutlich hervortreten, nach hinten aber oft undeutlich werden oder
aber auch sich allmählich nähernd zu vier ununterbrochenen Längs-
binden verfließen, deren seitliche meist am After enden, während
die mittleren über den Körper hinaus bis zur Schwanzspitze hin-
ziehen; auch zeigt der Rücken oft weiße, mitünter ın senkrechte
Querbinden gestellte Sprenkeln. Die oft bräunlich gefleckte oder
gewürfelte Unterseite ist nach vorn zu mehr gelblich, welche Farbe
aber nach rückwärts immer mehr ins Stahlgraue oder Bleifarbige
übergeht. Der Kopf ist gewöhnlich kürzer, plumper und weniger
flach als im Alter, das Frontale nach vorn oft kaum erweitert, das
Präokulare mitunter geteilt. Vom Hinterrande der Augen bis
gegen die Mundwinkel zieht in etwas schiefer Richtung ein schwärz-
licher Flecken hin, der nach unten und außen sehr scharf begrenzt
ist, nach oben aber meist ziemlich unmerklich in die braune Färbung
des Kopfes übergeht; desgleichen steht am Unterrande der Augen
fast immer ein bald mehr, bald weniger deutlicher schwärzlicher
Fleck, der an der Naht des vierten und fünften Supralabiale oft
bis auf die Unterlippe fortgesetzt erscheint; auch findet sich häufig
am Mundwinkel eine gewöhnlich etwas schief nach vorn gerichtete
Makel, die oft mit dem Augenstreifen zu einer Bogenbinde zusam-
menfließt, sowie endlich noch im Nacken ein zweischenkliger oder
hufeisenförmiger, mehr oder weniger scharf begrenzter Flecken.
Der zwischen der schwarzen Kopf- und Nackenzeichnung befindliche
Raum ist durch eine helle, besonders nach hinten sehr scharf be-
grenzte gelbliche oder weißliche Färbung ausgefüllt, welche eine
ziemlich deutliche halsbandartige Zeichnung darstellt und dem Tiere
im Vereine mit der plumpen und gedrungenen Kopfform und der
eigentümlichen Färbung einige Ähnlichkeit mit Tropidonotus natrix
verleiht. In manchen Fällen kommt es auch vor, daß die im Nacken
zusammenstoßenden dunklen Halsbandflecken nach rückwärts in
einen bald kürzeren, bald längeren Fortsatz erweitert sind. Die so-
eben erwähnten Merkmale sind aber nur bei ganz jungen Tieren
in der geschilderten Weise zu finden, und verschwinden meist schon
im Verlaufe des ersten Jahres ganz vollständig, um der bleibenden
Färbung der Alten Platz zu machen. Am ersten erhält der Rumpf
seine Normalfarbe, während sich die Kopfzeichnungen, obwohl auch
schnell schwächer werdend, doch etwas länger erhalten, ja die unter
dem Auge auf die Labialen herabziehende Makel als ein dunkler
Schatten sogar oft bei fast erwachsenen Stücken ziemlich gut unter-
schieden werden kann; die mitunter geäußerte Ansicht, daß die
Art mit zunehmendem Alter immer dunkler werde, ist übrigens
nach meinen Erfahrungen nicht richtig, indem ich die den einzelnen
Varietäten zukommende Farbe und Zeichnung in allen Altersstufen
als ziemlich beständig fand. Auch sind die einzelnen Formen nicht
auf bestimmte Standorte beschränkt, obwohl im allgemeinen im
Süden die dunkleren Stücke vorzuherrschen scheinen ‚vorwiegend im
Gebirge fand ich stets nur die graue, oben als Zeprosus bezeichnete
Varietät, obwohl ich sie einzeln, allerdings sehr selten, auch im
Tale gefangen habe.
Coluber. 681
Von dieser Art sind schon wiederholt Albinos beobachtet wor-
den und habe ich ein derartiges Tier im Jahre 1870 bei dem verstor-
benen Naturalienhändler Erber in Wien gesehen und später ein sehr
großes Stück aus dem Görzer Stadtparke erhalten; die betreffenden
zwei Exemplare hatten beide eine auffallend hell stroh-, beziehungs-
weise kanariengelbe Färbung und waren an den roten Augen, sowie
an der fleischfarbigen Zunge sofort als leukotisch zu erkennen.
Longissimus ist nächst der Ringelnatter die größte deutsche \
Schlange, indem sie schon in unserem Vaterlande nicht selten an-
derthalb Meter Länge erreicht. Im Süden Europas nimmt sie jedoch
bedeutend größere Dimensionen an, und sind daselbst Stücke von
170—200 cm gerade nichts Außerordentliches. Ich selbst traf ein-
mal in unmittelbarer Nähe von Görz auf ein, leider nicht zu erbeu-
tendes Stück, das ich gegen zwei Meter schätzte. Wenn aber Mar-
tens in seiner Reise nach Venedig (II, pag. 406) erzählt, in den
Euganeischen Hügeln bei Padua derlei Schlangen von über zwei
und einhalb Meter Länge begegnet zu sein, so dürfte diese Angabe
wohl mehr auf einer Augenmaßschätzung, als auf einer wirklichen
Messung beruhen.
Diese Art hält sich vorzugsweise in lichten. Laubwäldern, an
alten Mauern und steinigen Orten auf, woselbst sie ihren Wohnsitz
teils in hohlen Bäumen, teils in den Fugen und Zwischenräumen
des Gesteines nimmt. Auch unter und in den auf Feldern oder in
Ökonomiehöfen befindlichen Düngerhaufen, ja selbst in Ställen und
verfallenen Häusern siedelt sie sich gerne an, wahrscheinlich weil
sie hier nicht nur günstige Gelegenheiten zur Ablage ihrer Eier, son-
dern auch geschützte und passende Winterherbergen findet. Sie
lebt im allgemeinen mehr in der Ebene als im Gebirge, obwohl sie
in letzterem stellenweise bis zu I600 m hinaufgeht. Im Piemonte-
sischen soll sie nach Bedriaga im Frühjahr und Herbste im Ge-
birge, im Sommer aber, wenn daselbst die Wasserläufe versiegen,
nur in der Ebene zu finden sein und sich hier auch paaren und ihre
Eier legen, dabei am liebsten in der Nähe des Wassers weilend. Sie
ist im Vergleich zu anderen Verwandten mehr ruhig und gelassen,
kommt kriechend nicht sehr rasch weiter, besitzt aber dafür ein
ausgezeichnetes Klettervermögen, welches sie dazu benutzt, um ihre
Raubzüge auch auf Bäume, Felswände und alte Mauern auszudehnen;;
sie kommt hiebei nicht nur durch Umschlingen der Äste und jüngeren
Stämme weiter, sondern vermag auch ganz dicke und alte Stämme
zu besteigen, indem sie, sich in die Spalten und Furchen der Rinde
mit großer Geschicklichkeit einzwängend, nicht selten fast gerade
in die Höhe strebt; desgleichen weiß sie auch auf Felswänden und
Mauern jeden Vorsprung und jede Erhabenheit zu benutzen, um
sich daran anstemmend weiterzuhelfen. Die auf solchen Kletter-
partien angetroffenen Vogelnester werden ihrer Eier oder Jungen
schonungslos beraubt und habe ich mitunter schon angefressene
Äskulapnattern erbeutet, welche nach dem Fange eine ganze Fa-
milie von Nestvögeln ausspieen; die ihnen am wenigsten zusagende
Nahrung scheinen Eidechsen zu sein, wie sie sich überhaupt be-
hufs Stillung ihres Hungers vorwiegend an warmblütige Tiere halten.
682 Colubridae.
Obwohl die Wärme und den Sonnenschein liebend, kann man
sie doch zu jeder Zeit im Freien finden und habe ich diese Schlangen
sowohl in den Siebenbürgischen Karpaten als auch in Illyrıen schon
wiederholt in mondhellen Nächten gefangen; zu diesen nächtlichen
Wanderungen werden die Tiere wahrscheinlich durch ihre Vorliebe
für Mäuse veranlaßt, obwohl sie sich dieselben auch bei Tage aus
ihren Schlupfwinkeln holen; derlei bei Nacht herumstreifende Äsku-
lapschlangen fallen nicht selten größeren Eulen zur Beute. Longissı-
mus schwimmt auch gut, geht aber im Freien, wenigstens ohne
dringende Veranlassung, kaum ins Wasser.
Die Paarung findet je nach Gegend und Klima im Mai oder
Juni, die Eiablage etwa im Juni oder Juli statt. Die Fruchtbarkeit
ist in der Regel gering, und obwohl Lenz angibt, im Leibe ge-
öffneter Weibchen 12-20 Eier gefunden zu haben, dürfte deren
Anzahl doch nur selten zehn übersteigen, ja die meisten Autoren
geben deren nur 5—8 an; ich selbst habe als höchste Zahl auch nur
acht beobachtet. Dieselben haben etwa die Form riesiger Ameisen-
puppen, frisch gelegt eine schöne weiße Farbe und werden in den
Mulm hohler Bäume, unter tiefe Moosschichten, in Düngerhaufen
oder in die Löcher und Spalten von Felsen und alten Mauern, wenn
es der Raum gestattet, zu einem Haufen vereinigt abgesetzt. Ihre
Länge kann von 3,7—5,5 cm ändern, während ihre Dicke weit we-
niger wechselt und gewöhnlich gegen 24 mm beträgt. Übrigens habe
ich bei außergewöhnlich großen, 5 cm Länge überschreitenden Eiern
eine gewisse Deformität insoferne beobachtet, als selbe nicht durch-
aus gleich dick und walzig, sondern mehr keulen- oder lang birnförmig
waren, so daß sie sich gegen das eine Ende bis zur Hälfte des anfäng-
lichen Durchmessers verjüngten; es scheint hier bei der Ausbildung
des Eies eine Streckung auf Kosten der Dicke eingetreten zu sein,
während das Volumen so ziemlich gleich blieb; in seltenen Fällen
habe ich auch eine schwache Einschnürung in der Mitte der Eier
beobachtet. Die Jungen, welche im Spätsommer aus einem Gelege
etwa im Laufe einer Woche durch einen Spalt der Eihülle hervor-
brechen, sind frisch ausgeschlüpft etwa 12 cm lang.
Gegen den Biß von Giftschlangen verhalten sich diese Nattern
sehr verschieden; während Tomasini dieselben in dieser Rich-
tung als vollkommen immun erklärt, sah Veith in seinem Ter-
rarium ein von einer Vipera ammodytes gebissenes I60 cm langes
Exemplar nach 22 Stunden zugrunde gehen, wogegen ein von dem-
selben wenige Tage später angestellter derartiger Versuch vollständig
wirkungslos verlief. Es scheinen daher in dieser Hinsicht noch man-
cherlei Verhältnisse zu herrschen, die derzeit noch der Aufklärung
bedürfen.
Als eigentliches Vaterland dieser Art dürfte Italien zu betrachten
sein, woselbst sie sehr weit verbreitet ist, obwohl sie auch stellen-
weise, wie z. B. im Genuesischen, gänzlich fehlt. Von hier aus
dringt sie durch die am Südabhange der Alpen gelegenen Länder
nach Norden vor, und scheint ein solches Fortschreiten noch gegen-
wärtig und ziemlich rasch stattzufinden, da ich z. B. ganz bestimmte
Erfahrungen habe, daß das Tier in einigen südalpinen Landstrichen,
Coluber. 683
wo es noch vor 50—60 Jahren entweder gar nicht oder nur äußerst
selten vorkam, gegenwärtig bereits ziemlich häufig ist. Hier scheint
longissimus mit gemonensis im Kampfe ums Dasein begriffen zu
sein, da ich in den genannten Gegenden in früheren Zeiten die
letztgenannte Art als die häufigste Landschlange antraf, während
ich seit dem Auftreten und Überhandnehmen der ersteren eine ent-
schiedene Abnahme von gemonensis bemerkte; diese Beobachtungen
gelten namentlich für das südliche Illyrien, wofür ich diese Tat-
sache durch während einer fast sechzigjährigen Zeitdauer gepflogene
sehr sorgfältige Untersuchung und genaue Aufzeichnungen als ziem-
lich entschieden hinstellen kann.
Von Italien und Illyrien aus tritt die Schlange dann nördlich
in die Alpen über, denen sie in ihrem Zuge bis zur Donau folgt,
obwohl hier allerdings nur stellenweise vorkommend. So findet
man sie beispielsweise in der südlichen Schweiz und in Tirol, von
wo sie, wahrscheinlich den Tälern des Inn folgend, durch das Salz-
burgische nach Österreich kam, hier längs der Donau bis Wien ge-
langend, wo sie namentlich bei Baden nicht selten ist. Von hier
aus tritt sie, dem Laufe der Donau bis zu ihrer Mündung folgend,
nach Ungarn und in die Karpatenländer über, wo sie allenthalben
ziemlich häufig ist. Desgleichen kommt sie, obwohl selten, noch in
den Sudetenländern, häufiger dagegen in Dalmatien, Bosnien und
der Herzegowina vor und scheint unter den österreichischen Län-
dern nur in Vorarlberg und Böhmen gänzlich zu fehlen. — Eine wei-
tere Verbreitung in den südlich von den Donauländern liegenden
Teilen der griechisch-türkischen Halbinsel konnte ich nicht kon-
statieren. Zwar stehen nach Boettger im Senckenbergischen
Museum zu Frankfurt zwei griechische Stücke, von denen das eine
aus Prevesa in Epirus, das andere aus Vrachori in Ätolien stammt,
doch führen weder De Betta noch Bedriaga die Art für
Griechenland an und haben weder der verstorbene Erber, der
die Reptilien mit besonderer Vorliebe sammelte und das betreffende
Land samt den dazu gehörenden Inseln wiederholt besucht hatte,
noch neuere Reisende das fragliche Tier daselbst jemals gesehen.
Wohl aber tritt die Äskulapnatter aus den unteren Donauländern
nach Südrußland über, wo sie beispielsweise, allerdings sehr selten,
bei Odessa und in der Krim vorkommt. Außerdem werden die
Alpen von unserem Tiere auch nach Westen zu überschritten, indem
die Schlange von der Schweiz und von Italien aus nach Frankreich
übertritt, daselbst namentlich in den mittleren und südlichen Teilen
des Landes vorkommend; ja sie tritt von hier aus selbst nach Spa-
nien über, woher ich sie aus Andalusien erhielt, während sie von
Rosenhauer für die Sierra Nevada und von Machado für
die Gegend von Sevilla angeführt wird; in Portugal scheint sie zu
fehlen. In ihrer Verbreitung nach dem weiteren Norden scheint
longissimus namentlich dem Rheine gefolgt zu sein, längs dessen
sie bis Schlangenbad im Taunus vorgedrungen ist, während sie in
dem darunterliegenden Baden wenigstens gegenwärtig nicht mehr
vorkommt.
Aus dem Umstande, daß longissimus mitunter inselartig an von-
684 Colubridae.
einander sehr entfernten Örtlichkeiten auftritt, glauben einige Natur-
forscher schließen zu können, daß die von den Römern zu religiösen
Zwecken gehaltene Schlange auf ihren Eroberungszügen nach Deutsch-
land verschleppt worden sei. Obwohl die Tatsache, daß unser Tier
mitunter an altrömischen Niederlassungen getroffen wird, diese An-
sicht unterstützt, so dürfte doch die Schlange selbst durch allmäh-
liche Erweiterung ihres Verbreitungsbezirkes vielleicht in dieser
Richtung mehr geleistet haben, als man etwa in der Regel anzuneh-
men geneigt ist, zumal gewiß nicht in Abrede zu stellen ist, daß sie
alle Standorte, an denen sie heutzutage gefunden wird, auch auf
ganz natürliche Weise durch Wanderung, namentlich längs größerer
Flußtäler erreicht haben kann.
Übrigens ist es auch durchaus nicht erwiesen, daß die Schlangen,
welche unter dem: Konsulat’ von O0. Fabius'! und C Bretse
zur Beschwörung der damals herrschenden Pest auf die Tiberinsel
gebracht und zu Ehren des Äskulap gepflegt wurden, gerade zu der
in Rede stehenden Art gehört haben; denn da dieselben von Epi-
daurus auf der Insel Aegina südlich von Salamis geholt worden
waren, wo meines "Wissens longissimus gar nicht vorkommt, so
dürften die betreffenden Ophidier weit wahrscheinlicher Exemplare
von Coluber quatuorlineatus oder von Zamenis trabalis gewesen sein.
Auch scheint das eben als ‚Verschleppungsbeweis besonders zitierte
Schlangenbad zur Römerzeit noch gar kein Bad gewesen zu sein,
da es als solches erst im Jahre 1641 von Merian angeführt wird,
während es in der 1581 erschienenen Beschreibung der ebenfalls im
Wiesbadenschen gelegenen Mineralquellen von Katzenelnbogen noch
nicht erwähnt ist. Was endlich das oft inselartige, von anderen
Standorten oft durch weite Zwischenräume getrennte Vorkommen
betrifft, so erklärt sich dasselbe ganz ungezwungen dadurch, daß
die Schlangen bei ihren Wanderungen eben nicht überall zu even-
tueller Niederlassung günstige Bedingungen vorfanden und infolge-
dessen ihnen nicht zusagende Gebiete einfach überschritten, oder,
falls sie sich daselbst ansiedelten, hier wieder über kurz oder lang
eingegangen sind.
An die Gefangenschaft gewöhnt sich diese Art sehr leicht; sie
legt hier in kurzer Zeit ihre anfängliche Bissigkeit ab, läßt ihren
Pfleger bald und ohne sich beunruhigt zu zeigen, herankommen,
sich von demselben anfassen und aus dem Käfig herausnehmen,
ohne derlei Eingriffen irgendeinen Widerstand entgegenzusetzen;
auch geht sie meist gleich ans Futter, namentlich wenn man ihr
lebende Mäuse, ihre Lieblingsspeise, hineingibt. Mitunter sind sie
auch an tote Tiere, ja in seltenen Ausnahmsfällen selbst an rohes
Fleisch zu gewöhnen. Entsprechend ihrer Größe muß das ihnen
zugewiesene Terrarium nicht zu klein und wegen ihrer Vorliebe
zum Klettern mit groben, viele Zwischenräume bildenden Fels-
brocken und Astwerk versehen sein. Da die Tiere gerne und viel
trinken und sich überdies vor der Häutung oft auf längere Zeit ins
Wasser legen, so ist die Beistellung eines diesen Gepflogenheiten
Rechnung tragenden entsprechend großen Behälters nicht zu ver-
absäumen.
Coluber. 685
3. Coluber leopardinus: Scutum frontale antice vix dilatatum, nasale
supra nares attenwatum. Praeoculare unum. Squamae minus-
culae, laeves, per series 235—27 dispositae. — Long. 80—102 cm.
Coluber leopardinus DBonap. Iconogr. d. Fauna ital. II, Anf-
(1834). — Callopeltis leopardinus DBonap. Amph. europ.
Mem. acad. sc. Tor. ser. 2, II, pag. 432 (1839, — Ablabes quadri.
lineatus Dum. Bibr. Erpetol. gener. VII, pag. 319, 6 (1854). — Co-
luber quadrilineatus Günth. Catal. Colubr. snak. collect. Brit.
Mus. pag. 83, 3 (1858). — Natrix leopardina Cope Proc. Ac.
Philad. pag. 338 (1862), — Coronella quadrilineata Jan
Ennum. sist. Of. Coronell. Arch. Zool. Mod. II, pag. 247, 8 (1863. —Callo-
peltis quadrilineatus Schreib. Herpetol. europ. I, pag. 277, I
(1875).
Typus: Supra cinereo-flavescens, dorso pallidiore maculis badiıs
transversis nigro-limbatis; subtus in medio atro-chalybaeus, utrin-
que albidus.
Coelopeltis leopardinus Leunis Synops. d. Naturg. d. Thier-
reich. pag. 328 (1860).
var. a) Ut supra, sed maculis dorsalibus sanguineis, lateribus inter-
dum fusco-fasciatıs.
Coluber cruentatus Steven Bullet. Soc. imper. natur. Mosc. VIII,
pag. 317 tab. IX (1835). — Coluber leopardinus var. cruen-
tatus Demid. Voyage d. la Russ. merid. tab. 9 (1840).
var. b) Praeter maculas dorsales etiam taeniis quatuor fuscescentibus
subobsoletis per totam corporis longitudinem decurrentıbus.
var. c) Supra taeniis duabus badiis vittam albidam includentibus et
intus saltem nigro-limbatis dorsum percurrentibus.
Coluber situla Linne Syst. Nat. I, pag. 223 (1758). — Coluber
trilimeatus Metaxa Monogr. d. serp. di Roma, pag. 44 (1823). —
Coluber quadrilineatus Pall. Zoogr. rosso-asiat. III, pag. 40,
34 (1831). — Callopeltis leopardina var. Metaxia PBonap.
Amph. europ. pag. 48 (1839). — Coluber quadrilineatus var.
Pallasii Bedrg. Amph. u. Rept. Griechl. pag. 149, 34 (1882).
var. d) Supra punctis crebris nigris irregulariter transverse dispo-
sitis taeniaque vertebrali albida atro-limbata.
var. e) Supra flavo-griseus aut pallide flavescens, taeniis obscuriori-
bus quatuor subobsoletis, squamis in medio fulvo-Punctatis,; ab-
domine immaculato.
var. f) Supra cinereo-olivaceus, dorso maculis obsoletis striolis nigris
sparso,; subtus in medio chalybaeo-nigricans, utrınque carneus.
Der Körper ist schlank und ziemlich gleich dick, fast walzig,
der hinreichend deutlich abgesetzte Kopf gestreckt dreieckig, etwa
doppelt so lang als in der Augengegend breit, oben fast flach oder
kaum merkbar der Länge nach gewölbt, von der Seite gesehen ziem-
lich gleich hoch, nach vorn meist etwas mehr als nach rückwärts
verengt, mit gestutzt gerundeter, schwach vorragender Schnauze
Seine Seiten sind in der Jugend fast senkrecht, im Alter etwas schief
aber noch immer ziemlich steil abfallend und entweder vollkommen
flach oder höchstens vor den Augen kaum merkbar vertieft; diese
sind ziemlich groß, mäßig vortretend, von oben namentlich bei alten
686 Colubridae.
Tieren gut sichtbar. Der Schwanz ist kurz, ziemlich dünn aus-
laufend, etwa ein Sechstel der ganzen Körperlänge betragend.
Das von oben kaum sichtbare Rostrale ist breiter als hoch und
nicht zwischen die Internasalia eingeschoben; diese sind quer, breiter
als lang und kürzer als die Präfrontalia, welche höchstens so lang
als breit sind. Das Frontale ist sehr breit, mit fast parallelen oder
nur wenig nach vorn divergierenden Seiten, etwa so lang wie sein
Abstand von der Schnauzenspitze. Die Parietalia sind seitlich mit
spitzem Außenwinkel ziemlich weit auf die Postokulargegend herab-
gebogen, und merklich länger als das Frontale, die Supraokularia
fast doppelt so lang als breit, mit ziemlich parallelen Seiten und
sehr schwach ausgebuchtetem, über die Augen nicht vorspringendem
Außenrande. Das Nasale ist in der Mitte des Oberrandes über dem
Nasenloch deutlich winkelig verengt, letzteres selbst von mittlerer
= Größe und fast ganz nach oben gerückt.
Der Vorderteil des Nasale ist bedeutend
höher als breit und als lange und ziem-
lich scharfe Spitze zwischen das Rostrale
und die Internasalia eingekeilt; der hintere
Teil ist gewöhnlich deutlich kleiner und
namentlich schmäler als der vordere. Das
GL SH . Zügelschild ist bald ziemlich gleich hoch,
X a bald nach hinten etwas erhöht, das Prä-
I okulare etwa doppelt so hoch als hinten
breit, von den zwei Postokularen das obere
SR a größer als das untere, die zwei Temporalıa
% Sr sind schmal. Die länglich rhombischen
z -
h Schuppen sind klein, nach den Seiten
Fig. 140. etwas erweitert, vollkommen glatt, oft mit
zwei eingedrückten Punkten an der Spitze;
sie sind ziemlich schief gestellt und in 25
bis 27 Längsreihen geordnet. Die Zahl der
Bauchschilder schwankt zwischen 222 und 260, die der Schwanz-
schilderpaare zwischen 68 und 89. Die Länge des erwachsenen
Tieres übersteigt kaum I m.
Die Grundfarbe der Oberseite ist gewöhnlich ein ziemlich helles
Gelb- oder Rötlichgrau, welches nach den Seiten zu mehr ins Braune,
gegen den Bauch und den Rücken zu aber mehr ins Lichtgraue oder
selbst Weißliche übergeht, wodurch mitunter ziemlich deutliche, von
einander jedoch niemals scharf abgesetzte Längsstreifen entstehen.
Die Oberseite des Kopfes ist fast immer mit sehr scharfen, aber
manchen Veränderungen unterworfenen bindenartigen Zeichnungen
versehen, die gewöhnlich von tief schwarzer Färbung, manchmal
aber auch braun und nur im Umkreise schwarz gesäumt sind. Ty-
pische Exemplare zeigen über die Präfrontalia eine mehr oder weniger
breite, im Bogen zu den Augen ziehende Binde, die manchmal hinter
denselben bis zu den Mundwinkeln verlängert ist; zwei andere, aber
schmälere Streifen beginnen am Hinterrande der Supraokularia,
in schiefer Richtung hinter den Augen vorbei bis zum Mundwinkel
ziehend; endlich entspringt etwa von der Mitte des Frontale noch
Coluber leopardinus Bonap.
a Rostrale, d Schuppen.
Coluber. 687
ein gewöhnlich mehr oder weniger spieß- oder lanzettförmiger Längs-
fleck, der über die Naht der Parietalia verlaufend vor deren Ende
oft jederseits einen nach außen oder vorn gerichteten, winklig run-
den oder selbst länglichen Fortsatz abgibt und nach rückwärts ın
einen hufeisenförmigen Nackenfleck übergeht. Auch finden sich auf
den Labialen häufig einzelne, mehr oder weniger nach unten ziehende
senkrechte Längsflecken, von denen namentlich der unter dem Auge
stehende kaum jemals fehlt. Hinter dem obengenannten Nacken-
flecken, dessen Schenkel sich nach rückwärts oft miteinander ver-
binden, beginnt bei der Stammform eine Reihe großer, kastanien-
oder nußbrauner Makeln, die am Halse oft unregelmäßig geformt sind
und nach rückwärts an Breite zunehmend bald in etwas schief stehende,
mehr oder weniger elliptische QOuerflecken übergehen. Diese Makeln,
welche durch eine schwarze Umgrenzung von der Grundfarbe fast
immer sehr scharf abgehoben erscheinen, sind meist nur im Anfange
ihres Verlaufes ganz und rundlich, während sie in der Regel weiter
nach hinten zu in ihrer Mitte eine immer tiefer werdende Einbuch-
tung erhalten, so daß sie bald als eine Doppelreihe verbundener
Querflecken erscheinen, die in der Jugend als solche bis zur Schwanz-
spitze hinlaufen, sich aber, namentlich im Alter, wenigstens in der
hinteren Körperhälfte öfters trennen und in zwei etwas schief neben-
einanderstehende Flecken auflösen. Abwechselnd mit diesen Rücken-
makeln läuft an den Seiten des Leibes eine Reihe schwarzer meist
quer gestellter Flecken hin, die aber stets viel kleiner und oft nur durch
einige schwarzgerandete Schuppen angedeutet sind, ja wohl manch-
mal auch gänzlich fehlen und am Halse mitunter braun grundiert
sind, während sie am Schwanze nicht selten zu Längsbinden verfließen.
In einigen Fällen ist nebst der hier geschilderten Zeichnung der
Körper. noch von vier bräunlichen, aber nur schwach hervortretenden
Längsbinden durchzogen.
Aus dieser Grundform, der echten leopardinus der Autoren,
entwickelt sich nun eine zweite, als Coluber quadrilineatus unter-
schiedene Rasse, die vorzugsweise im Osten Europas angetroffen
wird. Indem nämlich hier die Rückenflecken schon von Anfang an
vollkommen getrennt sind, fließen die derselben Reihe angehörenden
der Länge nach zusammen, so daß an Stelle der Fleckenreihen zwei
vom Halse bis zur Schwanzspitze verlaufende, braune Längsbinden
entstehen, die jedoch meist durch teilweise Erweiterung ihren Ur-
sprung aus verflossenen Makeln noch deutlich dartun und nur selten
die Form vollkommen gleichbreiter, regelmäßiger Streifen annehmen.
Da diese Binden, entsprechend dem schwarzen Rande der dieselben
bildenden Flecken namentlich nach innen zu ebenfalls schwarz
gesäumt sind, so grenzen sie sich besonders von der helleren Mittel-
zone um so schärfer ab, als letztere durch ihre oft bis zu Milchweiß
aufgehellte Grundfarbe in Gestalt eines Längsstreifens sehr deutlich
hervortritt. Die kleineren schwarzen Seitenflecken sind bei dieser
Form oft sehr undeutlich, während das Braun der Leibesseiten hin-
gegen meist tiefer und gesättigter ist, so daß dasselbe zu beiden
Seiten des Körpers ebenfalls je eine braune Längsbinde bildet, und
somit der Oberkörper in seiner ganzen Erstreckung von vier braunen,
688 Colubridae.
durch helle Zwischenzonen geschiedene Streifen durchzogen wird,
deren Entstehung aber eine sehr verschiedene ist.
An diese Rasse schließt sich eine in Dalmatien zwar selten
vorkommende Form an, bei welcher die oben erwähnten vier Längs-
streifen so schwach ausgeprägt sind, daß sie aus der Grundfarbe oft
kaum hervortreten, während zugleich sämtliche Schuppen in ihrer
Mitte einen braunen, punktförmigen Fleck zeigen. Eben so selten
sind Stücke, denen sowohl die Flecken als auch die Streifenzeichnung
vollkommen fehlt und die auf der ganzen Oberseite mit zahlreichen
unregelmäßig zerstreuten oder zickzackförmig zusammengestellten
schwarzen Strichen besetzt sind. Ausnahmsweise bleibt bei solchen
Exemplaren die weiße, schwarzgesäumte Vertebralbinde noch er-
halten (var. sparsus m.). .
Endlich findet sich im südlichen Rußland noch eine vierte
Varietät, welche, obwohl in der Anlage der Zeichnung mit der Stamm-
form übereinstimmend, sich doch von derselben wesentlich dadurch
unterscheidet, daß die Farbe der Rückenmakeln statt Braun ein
lebhaftes Blutrot ist (Coluber cruentatus Stev.). Die von Ehr-
hard von den Cykladen erwähnte Varietät der Coronella austriaca
mit korallenroten Streifen dürfte wahrscheinlich als eine Verbindung
dieser mit der vierstreifigen Form ebenfalls hierher gehören.
Die Unterseite ist wenigstens an der Kehle fast immer weiß,
durch schwarze, meist ziemlich trapezische Flecken mehr oder weniger
gewürfelt, welche Flecken aber an Zahl gewöhnlich von vorne nach
hinten bald so zunehmen, daß sie durch Ineinanderfließen die Unter-
seite vorherrschend schwarz färben und die ursprüngliche Grundfarbe
nuran den Seiten noch teilweise übrig lassen, obwohl sie auch hier durch
meist auf die Körperseiten mehr oder weniger hinaufgreifende Flecken
in ziemlich regelmäßigen Abständen unterbrochen ist. Dieses Schwarz
der Unterseite zeigt im Leben, namentlich bei frisch gehäuteten
Stücken, oft einen entschieden stahlblauen Glanz, der besonders
bei Drehung und schief auffallendem Lichte mitunter prachtvoll
rosenrot schillert; nur in sehr seltenen Fällen ist die Unterseite ganz
oder vorherrschend hell, gelblich, manchmal auch bräunlich gefärbt.
Die einzelnen Altersstufen weisen in Färbung und Zeichnung
keine Verschiedenheit auf; bei jungen Stücken aus Konstantinopel
habe ich mitunter bemerkt, daß sich am Halse die dunklen Säume
der Rückenflecken zu zwischen den hintereinanderfolgenden Makeln
hinziehenden schwarzen Verbindungslinien vereinen.
Coluber leopardinus lebt unter ähnlichen Verhältnissen wie die
vorige Art, mit welcher er auch in seinem Gebaren ziemlich überein-
stimmt. Das Tier ist mehr ruhig und gemessen, kein Freund von
übermäßiger Hitze, daher lieber im Gebüsch und an vor den brennen-
den Sonnenstrahlen geschützten Orten verweilend; offene und noch
mehr kahle Stellen trachtet es möglichst zu vermeiden. Wegen seiner
vorzugsweise aus Mäusen bestehenden Nahrung ist es nicht unwahr-
scheinlich, daß es vielleicht auch bei Nacht herumschweift, obwohl
mir in dieser Richtung Erfahrungen fehlen und auch darauf bezügliche
Angaben nicht bekannt sind. Ins Gebirge scheint leopardinus nicht
zu gehen, wenigstens ist er meines Wissens auf 300 m übersteigenden
Coluber. 689
Höhen niemals gefangen worden. Wohl wegen seiner Scheu vor offenen
und stark besonnten Plätzen erscheint er im Frühjahre erst dann,
wenn die bereits vollständig entfaltete Vegetation ıhm hinreichend
Schutz vor der Sonne und genügende Sicherheit vor Feinden, zu
denen namentlich Coelopeltis monspessulana und Zamenis gemonensts
gehören, bietet.
Die Verbreitung dieser Schlange erstreckt sich von Rom an
durch das ganze südliche Italien bis auf Sizilien und Malta, sowie
mit Ausnahme von Serbien und Bosnien durch die ganze Balkan-
halbinsel bis nach Konstantinopel, desgleichen kommt sie noch in
der Krim vor. Was die,mitunter gemachten Angaben über das Vor-
handensein dieser Art um Triest betrifft, so dürften dieselben wohl auf
die Erbeutung eines zufällig aus der Gefangenschaft entkommenen
Exemplares basiert sein, da mir während eines bereits über fünfzig
Jahre währenden Aufenthaltes in dieser Gegend von einem Vor-
kommen dieses Tieres daselbst niemals etwas zur Kenntnis kam.
Ebenso ist auch das angebliche Vorkommen um Pola mit Reserve
aufzunehmen; mir selbst ist Zeopardinus am Festlande von Istrien
niemals untergekommen und auch von meinem in verschiedenen
Teilen des Landes seit 19 Jahren in Verwendung stehenden Sohne
nie gesehen worden; wohl aber habe ich die Art ziemlich häufig von
der im Quarnerischen Meerbusen gelegenen Insel Lussin erhalten
und führt se Mojsisovics für die südlich von Fiume befindliche
Insel Veglia an, desgleichen kommt sie auch im kroatischen Littorale
vor. Gemein dagegen ist das Tier fast auf der ganzen Balkanhalbinsel,
woselbst es nicht nur auf dem Festlande, sondern auch auf vielen
Inseln, wie beispielsweise auf Korfu, Kephallonia, Kreta und den
Cykladen häufig ist. Was die zwei Hauptformen dieser Schlange
betrifft, so ist der typische leopardinus mehr im Westen, guadrilineatus
dagegen vorzugsweise im Osten des Verbreitungsbezirkes heimisch;
doch kommen auch in Dalmatien schon um Spalato gestreifte häufig
vor und in den Bocche di Cattaro bilden sie von Risano an die vor-
wiegende Form. Dasselbe scheint auch in der Krim der Fall zu sein,
während um Konstantinopel, wo nach dem mir von dort zugekommenen
Materiale diese Art die häufigste Schlange zu sein scheint, beide
Formen angetroffen werden.
In der Gefangenschaft ist leopardinus äfnlieh wie longissimus
zu halten, nur daß er wegen seiner geringeren Körpergröße keines
so geräumigen Käfiges bedarf wie dieser. Anfangs noch ziemlich
bissig, gewöhnt sich diese Schlange doch bald ein und ist dann ihrem
phlegmatischen Temperament entsprechend imstande, oft halbe
Tage lang auf einem und demselben Fleck liegend oder um einen Ast
gewickelt, ruhig zu verweilen. Als Futter sind womöglich Mäuse zu
verwenden, von denen sie am liebsten noch ganz junge nackte Nest-
exemplare nimmt, Eidechsen werden nicht immer und lange nicht
so gerne verspeist, auch von den Vögeln kann sie wegen ihrer geringen
Größe nur noch ganz unbefiederte Nestlinge bezwingen. Sie ist sowohl
mit ihresgleichen als auch mit anderen Schlangen sehr verträglich
und können ihr, falls man nicht für sie selbst zu fürchten hat und hin-
reichender Mäusevorrat zur Verfügung steht, alle anderen Reptilien
Schreiber, Herpetologia europaea. 44
690 Colubridae.
ganz unbedenklich beigesellt werden. Daß sie andere Schlangen ver-
zehrt, habe ich niemals beobachtet. — Wegen ihrer fast ausschließlich
aus Mäusen bestehenden Nahrung ist diese Art unstreitig als nützlich
zu betrachten, und wenn sie auch hie und da ein Nest von noch nackten
Vögeln ausnehmen dürfte, so werden diese kleinen gelegentlichen
Diebereien durch die große Zahl der von ihr vertilgten schädlichen
Nager gewiß mehr als wett gemacht.
4. Coluber Dione: Scutum frontale antice subdilatatum, lateribus vix
sinuatis, postice obtuse et modice acuminatum, parietalibus
distincte brevius. Praefrontalia longitudine latiora. Supra-
ocularia emarginata, praeocularia duo, postocularia subaequalia.
Inframaxillaria plerumgue sublabialibus sex adjacentia. —
Long. I00—IIO cm.
Typus: Supra canescens, fuscescens aut olivaceus, taeniis Pallidio-
ribus tribus maculisque fasciisve transversis obcuris alternan-
tibus seriatis ; occipite maculis divergentibus binis. Subtus albido-
flavescens nigro maculatus.
Coluber Dione Pall. Reise d. versch. Prov. d. russ. Reich. II, pag.
117, 38 (1771). — Natrix Dione Merr. Syst. Amphib. pag. 133,
175 (1820). — Chironius Dione Fitzing. neue Classif. d. Reptil.
pag. 60 (1826). — Coluber maeoticus Rathke Mem. Sav. etr.
Ac. St. Petersb. III, pag. 433, tab. I, fig. 9—ı2 (1837), — Coelopeltis
Dione Eichw. Fauna caspio-caucas. pag. 15I, tab. XXVIII, fig. 1—3
(1842. — Elaphis Dione Dum. Bibr. Erpetol. gener. VII, ı, pag. 254,
4 (1854).
var. a) Ut supra, sed taenüis albicantibus quinque, inferiorıbus per
corporis latera ad anum usque decurrentibus minus conspicuis.
var. b) Utsupra, sed taeniis pallescentibus vix conspicuis aut obsoletis.
Coluber eremita Eichw. Zool. spec. Ross. et Polon. III, pag. 174,
5 (1831). — Coluber trabalis Schleg. Essai phys. d. serp. II, pag.
167, 24 (1837). — Coluber poecilocephalus Brandt Note
sur quat. esp. serp. Bull. scient. de l’Ac. sc. Petersb. III, Nr. 16, pag. 244, 2
(1838).
var. c) Supra albido-testaceus, maculis obscuris plus minusve ob-
soletis.
juv. Supra maculis crebris transversis, nigro-reticulatis ; taentis albes-
centibus vix aut antice tantum distinctis.
Der Körper ist mäßig schlank, in der Mitte kaum verdickt,
mit gerundetem Rücken und nur wenig ausgesprochener Seitenkante.
Der verhältnismäßig kleine und abgesetzte Kopf ist etwa in der
Gegend der Mundwinkel am breitesten, nach vorn viel mehr als nach
hinten verschmälert, im ganzen von länglich elliptischer Gestalt.
Seine Oberseite ist kaum merkbar gewölbt, nach vorn gegen die ver-
rundete Schnauzenspitze zu schwach nach abwärts geneigt und
komprimiert, daher im ganzen als ziemlich spitz zulaufend zu be-
zeichnen. Die Kopfseiten sind steil, gegen die Augen zu schwach
eingedrückt, mit verrundeter Schnauzenkante. Die Mundspalte
ist nach hinten etwas in die Höhe gezogen, mit mehr oder weniger
Coluber. 691
aufgeworfenen Lippenrändern. Die mittelgroßen Augen sind voll-
kommen seitlich gestellt, von oben gut sichtbar, mit kreisrunder
Pupille.. Der dünne Schwanz ist in eine ziemlich stumpfe Spitze aus-
gezogen, von nur mäßiger Länge, etwa ein Sechstel oder ein Fünftel
des ganzen Tieres betragend.
Das große Rostrale ist gewölbt, breiter als hoch, über dem
Munde sehr stark ausgerandet, mit allerseits sehr stumpfen Winkeln,
von oben nur wenig sichtbar und kaum zwischen die Internasalia
eingeschoben. Diese sind quer, etwas breiter als lang, im stumpfen
Winkel nach vorn zu gegeneinander konvergierend und kürzer als
die etwa doppelt so großen Präfrontalia, welche der Ouere nach ziem-
lich gleich breit, nach hinten schwach verengt, nach außen auf die
Kopfseiten zum Zügelschilde hinabgebogen, im ganzen von ziemlich
viereckiger Gestalt sind. Das auffallend kurze und breite Frontale
ist am fast gerade abgestutzten Vorderrande nicht viel schmäler als
im ganzen lang, nach hinten etwas verengt und in eine kurze Spitze
ausgezogen; die Parietalia sind groß, viel länger und breiter als das
Frontale, nach hinten in gerader Linie stark
dreieckig verschmälert, nach außen zu die ge-
meinschaftliche Naht der Postokularia nicht
erreichend, an der Spitze gewöhnlich etwas
schief nach innen abgestutzt. Die mittelgroßen
Supraokularia sind nach vorn stark verschmä-
lert, über den Augen deutlich ausgerandet,
am Hinterende schief nach innen abgestutzt.
Das Nasale ist länglich, dem ersten und zweiten
Supralabiale aufliegend, in der Mitte sehr
deutlich geteilt, seine vordere, als ziemlich
lange und scharfe Spitze zwischen das Rostrale
und die Internasalia eingekeilte Hälfte viel
höher als lang, sein Hinterteil am Ende meist Coluber Dione Pall.
ausgerandet, nach oben in der Mitte in eine
deutliche Ecke erweitert. Das ziemlich große Nasenloch ist rund-
lich, nach oben gerückt, am Ende der vorderen Nasalschildhälfte
gelegen. Das dem zweiten und dritten Supralabiale aufliegende
Zügelschild ist höher als breit, schief von oben nach unten und hinten
gerichtet, im ganzen von etwa rhomboidischer oder trapezischer
Gestalt; das obere Präokulare ist sehr groß, fast beilförmig, sein
oberer breiterer Teil stark gewölbt, nach vorn zu etwa-in der Mitte
in eine stumpfe, nach hinten gegen die Augen zu in eine ziemlich
scharfe Ecke erweitert, sein oberstes Ende als dreieckige Platte auf
den Pileus übergebogen; sein unterer schmälerer Teil ist deutlich
konkav, dessen untere Vorderecke die Spitzen des Frenale, des dritten
Supralabiale und des unteren Präokulare erreichend. Dieses ist sehr
klein, schuppenförmig, in einen Ausschnitt am Oberrande des dritten
und vierten Supralabiale eingeschoben. Die Postokularia sind höher
als lang, das obere kaum größer als das untere, nach hinten in der
Regel von zwei schmalen, länglichen Temporalen begrenzt, von denen
das untere nur ein, das obere dagegen beide Postokularen berührt.
Von den Lippenschildern, deren die meisten höher als lang sind, liegen
44*
692 Colubridae.
oben das vierte und fünfte unter dem Auge, von den 1ı—ı2 Sub-
labialen berühren die an Größe allmählich zunehmenden sechs ersten
die Inframaxillaren ; von diesen sind die hinteren viel kürzer und auch
schmäler als die vorderen und, obwohl nicht divergierend, doch durch
zwei Schuppenreihen vollkommen von einander getrennt. Die Körper-
schuppen sind verlängert sechseckig, am Rücken klein und kaum
gekielt, sondern nur sehr schwach dachförmig gewölbt, nach den
Seiten zu bedeutend vergrößert und vollkommen flach, in 25 bis
27 Längs- und ziemlich schiefe Querreihen gestellt. Die Zahl der
Bauchschilder wechselt von 188 bis 202, die der Schwanzschilder-
paare von 63 bis 75. Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt
I00—IIO cm.
Färbung ‘und Zeichnung dieser Schlange sind im Allgemeinen
ziemlich veränderlich. Die Oberseite zeigt in der Regel ein helles
Aschgrau oder Gelbbraun, das aber einerseits bis ins Weißlichgrau,
anderseits bis ins bräunliche Olivenfarbene übergehen kann. Der
Kopf ist an den Nähten oft schwärzlich gesäumt oder beschattet
und besitzt außerdem noch meistens vor den Augen etwa über den
Hinterrand der Präfrontalia gegen die Präokularıa hinziehend einen
dunklen Fleck oder eine unregelmäßig wellige QOuerbinde. Vom
Hinterteil des Frontale und der Supraokularıa entspringt beider-
seits je ein länglicher, bandartiger Flecken, der in schiefer Richtung
nach außen und hinten über die Parietalia ziehend weit über den
Pileus hinaus bis auf den Nacken verlängert und an seinem Ursprunge
oft mit dem der anderen Seite verschmolzen ist. Die hiedurch ent-
stehende, nach vorne bogige Zeichnung sendet dann oft aus der Mitte
ihres konkaven Hinterrandes einen über die Parietalnaht ziehenden
Fortsatz aus, welcher etwa von seiner Mitte häufig noch einen im
rechten Winkel gegen die Hauptbinden gerichteten Seitenast abgibt, der
entweder jene erreicht, oder, wenn er frei bleibt, sich manchmal wieder
nach vorne oder nach hinten umbiegt, wodurch dann am Hinterkopf
sehr mannigfache, kreuz-, ankerförmige oder gefensterte Zeichnungen
entstehen, zumal sich der über die Parietalnaht ziehende Streifen
mitunter noch nach vorne auf das Frontale verlängert. Obwohl diese
Binden gewöhnlich nur wenig dunkler als die Grundfarbe sind, so treten
sie doch meistens dadurch sehr gut hervor, daß sie an ihren Rändern
gewöhnlich scharf schwärzlich gesäumt oder gefleckt erscheinen,
ja namentlich nach vorn zu durch eben diese Säume oft nur noch
angedeutet sind. Eine ähnliche, aber meist schmälere Binde erstreckt
sich vom Hinterrande der Augen schief gegen die Mundspalte, und ist
oft, namentlich bei jüngeren Tieren, auch vor den Augen längs der
Kopfseiten etwa über die Schnauzenkante hin bis zum Rostrale,
obwohl bedeutend schmäler oder auch nur in Spuren, fortgesetzt;
mit der Scheitelmakel meist vereint ziehen oft noch am Hinterkopf
zwei größere, in der Mitte gewöhnlich erweiterte Binden von oben
nach unten und hinten, welche, falls sie mit einer dahinterstehenden
Rückenmakel verschmelzen, eine biskuitförmige Zeichnung bilden.
Die Labialia sind gewöhnlich bald mehr, bald weniger schwarz ge-
säumt oder umschattet. — Die Grundfarbe der Oberseite ist durch
drei über die ganze Körperlänge verlaufende Längsstreifen unter-
Coluber. 693
brochen, von denen der über die Rückenfirste hinziehende gewöhnlich
die drei mittelsten, die Seitenstreifen hingegen die sechste und siebente
Schuppenreihe umfassen. Diese Längsbinden sind jedoch nur bei
größeren Stücken scharf ausgesprochen, während sie bei jüngeren
Exemplaren meist nur schwach angedeutet oder auch gar nicht —
wenigstens in der hinteren Körperhälfte — sichtbar sind; mitunter
ist unter diesen Binden jederseits noch eine zweite sichtbar, die aber
in allen Fällen viel weniger scharf ausgeprägt ist und auch vor dem
After immer endet. Die von den drei Hauptstreifen gebildeten
Zwischenräume sind durch je eine Reihe hintereinanderstehender
Flecken ausgefüllt, die in der Weise gestellt sind, daß die Makeln der
einen Reihe mit denen der Nebenreihe alternieren, ja nicht selten
stellenweise, den sie trennenden hellen Rückenstreifen durchbrechend,
zu schiefen, zackigen Querbinden verschmelzen. Diese Flecken,
welche entweder rundlich oder unregelmäßig winkelig und meist
auch etwas schräg gestellt sind, werden gewöhnlich durch eine Ver-
bindung mehrerer, am Rande in größerer oder geringerer Ausdehnung
schwarz oder braun gefärbter Schuppen gebildet, daher sie in der
Regel mehr netzförmige Zeichnungen darstellen, die sich nur durch
Erweiterung der dunklen Schuppenränder manchmal zu vollen Flecken
gestalten. Obwohl diese Flecken auch am Schwanze fast immer noch
gut sichtbar sind, so werden sie hier doch allmählich kleiner und gegen
die Spitze endlich undeutlich; auch findet sich, abwechselnd mit den
obgenannten Makeln, an den Körperseiten fast immer noch eine
Reihe ähnlich gebildeter, meist senkrechter, mehr oder weniger zackiger
Flecken, die aber stets viel kleiner und undeutlicher sind, als die am
Rücken stehenden. Nur ausnahmsweise kommt es vor, daß die dunklen
Zeichnungen mehr oder weniger verschwinden, in welchem Falle
dann gewöhnlich nur mehr in der Rückenmitte schwache Spuren der
dunklen Schuppenränder zurückbleiben. Die Unterseite ist weißlich,
gelblich oder fleischfarben, in der Regel mit rundlichen schwarzen
Punkten besetzt, die meist vier bis fünf ziemlich regelmäßige Längs-
reihen bilden, gegen Kopf und Schwanz zu aber gewöhnlich an Menge
abnehmen, um endlich am Vorderhalse und in der hinteren Schwanz-
hälfte ganz zu verschwinden; durch Überhandnehmen und Ver-
größerung der Flecken kann manchmal die Bauchseite bis auf die
Hinterränder der Schilder fast ganz dunkel werden.
Die Jungen sind von den Alten hauptsächlich dadurch ver-
schieden, daß bei ihnen die ganze Oberseite mit einer so großen Menge
netzförmiger, untereinander mehr oder weniger verfließender Flecken-
zeichnungen bedeckt ist, daß dadurch die hellen Körperstreifen
fast ganz verschwinden, oder höchstens nur in der vorderen Leibes-
hälfte schwach sichtbar bleiben.
Diese schöne Art findet sich nordwestlich vom Kaspi-See in den
zwischen dem Kuma- und Uralflusse liegenden Steppen Südrußlands,
namentlich an der unteren Wolga und auf deren Inseln, und dringt
nördlich bis Sarepta und Zarizyn vor. Die von Nordmann
aus der Umgebung’ von Odessa und von Keßler aus der Krim
angeführten Stücke dürften wohl auf einer Verwechslung mit Sauro-
mates beruhen. Das Tier ist schnell und flüchtig, liebt dürre, sandige,
694 Colubridae.
namentlich aber salzhaltige Standorte, findet sich aber ausnahms-
_ weise auch in Gehölzen und kleineren Wäldern.
5. Coluber quatuorlineatus: Scutum frontale antice dilatatum_ lateri-
bus sinuatis, postice longe et acute acuminatum, Parietalibus vix
brevius. Praefrontalia longitudine et latitudine subaegualia.
Praeocularia duo, postocularıa inaequalia. Inframazillaria ple-
rumque sublabialibus quingue adjacentia. — Long. 150—220 cm.
Coluber quatuorlineatus Bouleng. Catal. Snak. Brit. Mus. II,
pag. 45 (1894).
Typus: Supra fuscus aut fusco-flavescens, taentis quatuor atris per
totam corporis longitudinem decurrentibus.
Coluber quatuorlineatus Lacep. Hist. nat. quadr. ovip. et
serp. pag. 82, 163, tab. VII, fig. ı (1789). — Coluber Naui Donnd.
Zool. Beitr. III, pag. 206, 27 (1798). — Coluber quadristriatus
Donnd. 1. c. III, pag. 207, 31 (1798). — Coluber quaterradiatus
Gmel. Naturf. XX VIII, pag. 169, c. tab. fig. ı (1799). — Coluber qua-
drilineatus Latr. Hist. nat. Sal. France, pag. XXXI, 7 (1800). —
Coluber elaphis Shaw Gener. Zool. III, pag. 450 (1802). — Na-
trix elaphis Merr. Syst. Amphib. pag. 117, 98 (1820). — Natrix
Naui Merr.].c. pag. 134, 81 (1820, — Tropidonotus elaphis
Wagl. Nat. Syst. d. Amphib. pag. 179 (1830), — Elaphis quadri-
lineatus DBonap. Amph. europ. pag. 49, 52 (1839). — Elaphis
quaterradiatus Dum. Bibr. Erpetol. gener. VII, ı, pag. 254, 4
(1854), — Elaphis quadriradiatus Erh. Fauna d. Cyclad.
pag. 75 (1858). — Elaphis cervone Schreib. Herpet. eur. I, pag.
254, 2 (1875).
var. a) Ut supra, sed Jasciis obscuris dorsalibus transversis plus
minusve conspicuis.
var. b) Supra fuscus, maculis obscurioribus nigro limbatis et taemüis
subobsoletis connexis in dorso magnis et obliquis, ad latera parvis
et elongatis; subtus sordide flavescens, scutis fusco-limbatıs.
var. c) Supra lutescens, maculis fuscescentibus oblongis seriatis.
Elaphis sauromates var. graeca DBedrg. Amph. u. Reptil.
Griechl. Bull. Soc. nat. Mosc. pag. 157 (1882).
var. d) Supra obscure fuscus, maculis striüisgue nigrescentibus omnino
obsoletis.
var. e) Supra ater, concolor.
var. f) Supra fusco-flavoque variegatus et striatus, plerumgue ma-
culıs magnis obscuris interdum nigro-limbatis per series 4—-6
dispositis, dorsalibus saepissime transverse connexis. Subtus
aut concolor aut nigro-maculatus.
Coluber pictus Georgi Phys. u. nat. Beschr. d. russ. Reich. III,
vol. VI, pag. 1883, no. 17 (1800), — Coluber sauromates Pall.
Zoogr. rosso-asiat. III, pag. 42, no. 37 (1811). — ?Coluber alpestris
Pall. 1. c. III, pag. 46, no. 44 (1811). — Coluber xanthogaster
Andrz. Amph. nost. Nouv. Mem. Soc. imp. nat. Mosc. II, pag. 333, 5, tab.
XXI, fig. 4, tab. XXIII (1832). — Coluber poecilocephalus Fisch.
W. Bull. Soc. nat. Mosc. IV, pag. 575 (1832). — Coluber cereus
Dwig. Nat. Russ. Hist. Emp. Amph. pag. 27, no. 65 (1832). — Coluber:
fulvus Dwig.l.c. pag. 28, no. 68 (1832). — Coluber taeniothys
Fisch. W. 1. c. pag. 575 (1832). — Elaphe Parreyssii Fitzing. in
Wagl. Icon. et descript. Amphib. tab. XXVII (1833). — Coluber
maeota Kryn. Observ. rept. indig. Bull. Soc. imp. nat. Mosc. X, no. III,
Coluber. 69 5
pag. 59 (1837). — Elaphis Parreyssii Bonap. Amph. europ.
pag. 50, 54 (1839. — Tropidonotus sauromates Eichw.
Fauna casp. cauc. pag. 140, tab. XXV, fig. ı, 2 (1842). — Elaphis
sauromates Dum. Bibr. Il. c. pag. 288, ı4 (1854).
var. g) Ut supra, sed maculis dorsalibus in fasciam angulosam plus
minusve cohaerentibus.
Coluber sauromates Demid. Voyage Russ. mer. tab. VII (1840).
adolesc. Supra fusco-griseus, vel rufescens, vel flavo-cinereus, maculis
nigrescentibus triseriatis taeniis obscuris per longitudinem con-
nexis,; subtus albo-chalybaeoque varius.
Elaphis sauromates var. Münteri Bedrg. l. c. pag. 160
(1882).
juv. Supra cinereus vel flavo-griseus, maculis atris per series 4—5
dispositis; subtus pallide obscureque varius.
Coluber elaphis Metaxa Memor. zool. med. pag. 36, fig. 2 (1833). —
Elaphis Dione Jan Iconogr. Ophid. XXI, tab. III, fig. B (1867).
Der Körper ist ziemlich kräftig, in der Mitte nicht besonders
verdickt, seitlich stark zusammengedrückt und daher viel höher als
breit, mit ziemlich flacher Unterseite
und namentlich bei größeren Stücken
meist deutlich ausgesprochener Seiten-
kante. Der ziemlich große Kopf ist
deutlich unterschieden, hinter den Mund-
winkeln am breitesten, von da nach
vorn sehr allmählich, aber ziemlich
stark verschmälert, mit gerundeter,
etwas vorstehender Schnauze, im all-
gemeinen von gestreckt eiförmiger oder
elliptischer Gestalt, seine Länge die
Breite fast um das Doppelte über-
treffend. Die Oberseite desselben ist
flach, nach vorn zu sanft nach abwärts
gewölbt, die Seiten fast senkrecht ab- Coluber quatuorlineatus Lacep.
fallend. Die Zügelgegend ist vor den
Augen deutlich vertieft, die Schnauzenkante jedoch nicht besonders
scharf ausgesprochen. Der Schwanz ist mittellang, etwa ein Fünftel
bis ein Viertel der ganzen Körperlänge betragend, am Ende in
eine nicht sehr dünne, längsgefurchte Spitze auslaufend.
Das Rostrale ist etwas gewölbt, deutlich breiter als hoch, mit
äußerst stumpfem Hinterwinkel und kaum zwischen die Internasalia
eingeschoben. Diese sind breiter als lang, gegen ihre gemeinschaft-
liche Naht hin kaum verschmälert, so daß sie mit den längeren
Präfrontalen in einer ziemlich geraden oder nur äußerst stumpf-
winkelig gebrochenen Linie zusammenstoßen. Das Frontale ist etwa
so lang wie seine Entfernung von der Schnauzenspitze, mittelgroß
und ziemlich breit, nach vorn zu zwar deutlich, aber nicht bedeu-
tend erweitert, vom oberen Ende des Präokulare ziemlich weit ab-
stehend, mit fast geradem Vorder- und meist etwas ausgebuchtetem
Seitenrande, sein hinterer Teil als mäßige Spitze zwischen die Parie-
Fig. 142.
696 Colubridae.
talia eingeschoben. Diese sind groß und breit, länger als das Fron-
tale, nach hinten stark verschmälert, mit ziemlich geraden Außen-
rändern; sie sind fast ganz auf der Oberfläche des Kopfes gelegen
und an ihren vorderen Außenecken nur äußerst wenig auf die Seiten
desselben hinabgebogen. Die Supraokularia sind sehr groß und
breit, nach hinten zu stark erweitert und am Ende schief abgestutzt,
am Außenrande ziemlich deutlich über die Augen vorspringend.
Das Nasale ist etwa doppelt so lang als hoch, in seiner ganzen Er-
streckung ziemlich gleichbreit, das erste Supralabiale fast immer
mehr oder weniger überragend, in der Mitte vollkommen geteilt,
mit ziemlich großem, an den Oberrand gerücktem Nasenloch. Das
Zügelschild ist rhombisch oder lanzettlich, dem zweiten und dritten
Supralabiale aufliegend. Das obere Präokulare ist sehr groß, nach vorn
und aufwärts stark erweitert und als kleines Dreieck auf den Pileus
übergebogen, das untere hingegen sehr klein, bedeutend länger
als hoch, dem dritten und vierten Supraokulare aufliegend. Mit-
unter ist zwischen diesem und dem Frenale noch ein kleines, dem
dritten und vierten Supralabiale aufliegendes Schildchen einge-
schoben, was namentlich bei der als sauromates bezeichneten Va-
rietät öfters vorkommt, in welchem Falle dann das eigentliche Sub-
okulare dem vierten und fünften Supralabiale aufgesetzt erscheint.
Das obere Postokulare ist meist deutlich größer als das untere.
Die mittelgroßen Schläfenschilder sind länglich, meist in der Zahl
von drei bis vier vorhanden und gewöhnlich dem sechsten und sie-
benten Lippenschilde anliegend; manchmal schieben sich zwischen
diesen und den Postokularen noch einige kleine Schildchen ein.
Supralabialia sind 8&—9 vorhanden, im ersteren Falle das vierte und
fünfte, im letzteren das fünfte und sechste das Auge berührend.
Von den elf bis zwölf Sublabialen stoßen in der Regel die 4—5 ersten
an die Inframaxillaren, deren vordere meist größer als die hinteren
sind, welche häufig durch Schuppen voneinander getrennt erscheinen.
Die Körperschuppen sind länglieh sechseckig, nach den Seiten hin
allmählich größer werdend, mit zwei vertieften Punkten an der
Spitze, in der Jugend glatt, im Alter deutlich, aber nicht sehr scharf
gekielt, die Kiele überhaupt nur am Rücken und hinter der Basis
der Schuppen mehr hervortretend, nach den Körperseiten zu aber
allmählich ganz verschwindend; sie sind in 25 — höchst ausnahms-
weise in 23 — Längs- und nicht sehr schiefe Querreihen gestellt.
Die Zahl der Bauchschilder beträgt 195 bis 234, die der Schwanz-
schilderpaare 63 bis 90. Die größten mir untergekommenen Exem-
plare maßen etwa 220 cm.
Diese Schlange tritt in zwei geographisch getrennten Rassen
auf, welche nur in ihren Jugendständen einigermaßen übereinstim-
men, im erwachsenen Zustande aber so verschieden sind, daß sie
bis in die neueste Zeit für eigene Arten gehalten wurden.
Die eine, dem Westen des Verbreitungsbezirkes angehörende,
daher uns viel näher stehende und infolge dessen auch allgemeiner
bekannte Varietät ist die als Coluber guatuorlineatus im engeren Sinne
bezeichnete Form. Bei dieser sind die frisch ausgekrochenen Tiere
oben hellgrau und mit 5—6 Längsreihen abwechselnd gestellter
Coluber. 69 7
schwarzer Flecken versehen, von denen die über die Rückenmitte
hinziehenden die größten, die am Bauchrande stehenden aber die
kleinsten sind. Auch sind die ersteren nur ausnahmsweise isoliert,
sondern in der Regel zu gewöhnlich schrägstehenden Querbinden
verschmolzen, welche ihre Entstehung aus zwei alternierenden Ma-
keln teils durch ihre schiefe Stellung, teils durch eine mehr oder
weniger deutliche Einschnürung in ihrer Mitte erkennen lassen.
Über den Hinterrand der Präfrontalen zieht eine schwarze Bogen-
binde und eine zweite über den Hinterrand der Supraokularen und
das Ende des Frontale, letztere tritt jedoch für sich selten deut-
lich hervor, da sie fast immer mit zwei langen und breiten, über die
Parietalen bis auf den Hals reichenden schwarzen Flecken zusam-
menstößt, welche, da sie an ihrem hinteren Ende einen Bogen nach
außen beschreiben, einen mehr oder weniger großen Längsfleck der
hellen Grundfarbe einschließen. Endlich verläuft noch vom Hinter-
rande des Auges bis zum Mundwinkel ein ziemlich breites schwarzes
Band und sind noch die Nähte der Lippenschilder mit schwarzen
Randmakeln gesäumt. Die weißliche Unterseite ist mit nach hinten
meist zahlreicher werdenden eisengrauen ‚oder schwärzlichen Flecken
besetzt.
Je älter nun das Tier wird, desto mehr hellen sich die ursprüng-
lich schwarzen Zeichnungen auf, werden anfangs dunkel-, nach und
nach aber immer heller braun, bis sie endlich allmählich ganz ver-
schwinden und in der sich zu gleicher Zeit ebenfalls verändernden
Grundfarbe aufgehen, welche mit zunehmendem Wachstum aus dem
ursprünglichen Hellgrau durch gelblich und lehmfarben in ein immer
tiefer werdendes Braun übergeht. Mit diesen Veränderungen zu-
gleich erscheinen nach und nach jederseits zwei dunkle Längslinien,
welche an den Außenseiten der großen Rückenmakeln so wie über
die darunterliegenden Seitenmakeln hinziehen und dann mit den
ersteren eine Art leiterförmiger Zeichnung bilden, die den Tieren
in diesem Alter eine oberflächliche Ähnlichkeit mit Coluber scalaris
verleiht. Mit fortschreitendem Wachstum verschwinden aber die
Flecken meist ganz und das im Alter gewöhnlich ungefleckte heller
oder tiefer braun gefärbte Tier zeigt sich dann nur jederseits von
zwei dunklen Längsstreifen durchzogen, deren untere bis zum After
laufende in der Regel über die vierte und fünfte, die zwei oberen
aber über die achte und neunte Schuppenreihe laufen und auch auf
den Schwanz fortsetzen, in dessen Verlauf sie dann allmählich ver-
schwinden. Diese Längsstreifen sind entweder gleichförmig schwarz,
häufig aber auch dunkelbraun und nur an den Stellen, wo sie ur-
sprünglich über die Makeln zogen, schwarz gefärbt. Manchmal
bleiben, namentlich im weiblichen Geschlechte, die den Jungen zu-
kommenden Flecken auch im Alter bestehen, nur daß sie dann nie-
mals schwarz, sondern nur dunkler als die Grundfarbe sind, dabei
aber häufig durch eine schwarze Umrandung von letzterer gut ab-
gehoben erscheinen. Äußerst selten findet man endlich noch Stücke,
bei denen selbst die Längsstreifen fehlen und ebenso selten ganz
eintönig schwarz gefärbte; letztere scheinen, wie ich aus dem ge-
ringen diesbezüglichen Materiale beurteilen kann, nicht nur durch
69 8 Colubridae.
Vergrößerung und Verschmelzung der schwarzen Flecken, sondern
auch durch eine gleichzeitig eintretende Verdunklung der Grund-
farbe entstanden zu sein. Mit der bisher geschilderten Reduzierung
der dunklen Körperflecken hält auch die Kopfzeichnung gleichen
Schritt, indem sie aus schwarz allmählich in braun über- und dann
schließlich in der allgemeinen Körperfärbung aufgeht; nur der
schwarze Temporalstreifen bleibt als niemals verschwindendes Merk-
mal in allen Altersstufen und Varietäten unveränderlich erhalten.
Was endlich die Unterseite betrifft, so geht ihre anfangs weiß-
liche Grundfarbe allmählich in ein bald mehr, bald weniger ausge-
sprochenes Schwefel-, ja selbst Kanariengelb über, während zu
gleicher Zeit die dunklen Makeln, welche in der Jugend zahlreich und
nicht selten in Längsreihen geordnet waren, im Alter fast ganz ver-
schwinden und nur noch manchmal auf den Ventralen als Seiten-
flecken oder Randsäume erhalten bleiben; nur am Schwanze gehen
dieselben fast niemals ganz verloren.
Die östliche, als Coluber sauromates Pall. unterschiedene Form
weicht von der westlichen mitunter schon durch die Bekleidung der
Kopfseiten ab. Dieselbe zeigt näm-
lich nicht selten zwischen dem
Subokulare und dem Frenale ein
kleines, accessorisches Schildchen,
das Pseudosubokulare,
welches am dritten und vierten
Supralabiale aufsitzt; desgleichen
sind häufig neun Oberlippenschilder
vorhanden, so daß dann das fünfte
und sechste unter dem Auge liegt
und endlich sieht man hinter den
Postokularen noch einige unregel-
mäßige kleine Schildchen entwickelt,
die sich zwischen diese und die
Temporalen einschieben. Da mir
bei der Verfassung der ersten Auf-
lage dieses Werkes nur ein einziges
im Wiener Hoimuseum befindliches
a Exemplar dieser Form zur Verfü-
a gung stand, so hielt ich damals die
Fig. 143. hier genannten Merkmale für spe-
Coluber sauromates Pall. zifische und zwar um so mehr, als
dieselben auch von anderen Autoren
erwähnt und als solche aufgefaßt wurden. Seitdem habe ich mich
aber an aus Rumänien und der Krim erhaltenen Stücken über-
zeugt, daß die besprochenen Eigentümlichkeiten durchaus nicht bei
allen Individuen dieser Rasse vorhanden sind und daher zur Unter-
scheidung von quatuorlineatus nicht dienen können, so daß in-
folgedessen die spezifische Trennung dieser zwei Formen aufgegeben
werden mußte.
Was nun die Färbung und Zeichnung der sauromates betrifft,
so zeigt dieselbe allerdings meist eine sehr auffallende Verschiedenheit,
Coluber. 699
obwohl im ganzen gesagt werden kann, daß sich die Jugendzeichnung
der vorigen hier wiederholt und meistens auch das ganze Leben
hindurch erhält, so daß dieselbe wahrscheinlich als die Stammform
anzusehen ist.
Ganz junge Tiere sind auf der Oberseite mehr gelbgrau und lassen
einen in der Regel nur schwach angedeuteten und wenig hervor-
tretenden braunen Längsstrich über jede Schuppe bemerken. Die
bei der vorigen Form geschilderten Kopfzeichnungen finden sich in
gleicher Weise auch hier, nur daß sie in der Regel dunkelbraun und
selten scharf von einander gesondert sind, da sie die Tendenz zeigen,
sich auf der Pileusmitte zu vereinen, was namentlich häufig durch
eine über die Medianlinie des Kopfes ziehende breitere oder schmälere
Längsbinde bewirkt wird. Die Kopfseiten zeigen außer der Tem-
poralbinde noch in der Zügelgegend eine vom Nasenloch bis zum
Präokulare reichende Frenalbinde und gewöhnlich auf den Vorder-
rand der Supralabialen beschränkte braune oder schwarze Flecken.
Auf Rumpf und Schwanz sind gewöhnlich 3—4 Längsreihen alter-
nierender schwarzbrauner und schwarz umrandeter Makeln, von denen
die dorsalen häufig der Ouere, die seitlichen am Anfange des Halses
stets der Länge nach verschmolzen sind. Die Unterseite ist schmutzig-
grau- oder strohgelb, der Bauch jederseits mit einer oder mehreren
Längsreihen viereckiger dunkler Flecken, die bis auf die Kehle fort-
gesetzt erscheinen, versehen.
Diese hier geschilderte Jugendzeichnung erhält sich manchmal
auch noch im Alter, nur sind dann die Flecken sehr hell und mitunter
selbst etwas verschwommen.
In den allermeisten Fällen geht aber mit fortschreitendem
Wachstum die in der Jugend mehr graugelbe Farbe der Schuppen
nach und nach in ein immer entschiedeneres Gelb über, das sich
gewöhnlich zu lichtem Stroh-, ja manchmal selbst ausgesprochenem
Zitronengelb steigert, während sich der anfangs kaum merkbare
dunkle Schatten auf den Schuppen verdichtet und zu einem braunen
oder schwärzlichen Flecken entwickelt; letzterer wird dann am
Rücken so groß, daß häufig nur der Rand der Schuppen davon frei
bleibt, verkleinert sich dagegen nach den Seiten zu allmählich so
sehr, daß er an den untersten Reihen nur mehr als ein feiner Strich
über die Mitte oder als ein kleiner Punkt an der Spitze der betreffenden
Schuppen zurückbleibt. Infolgedessen hat dann der Körper am
Rücken eine vorwiegend braune Färbung, in welcher die gelben
Schuppenränder eine Art unregelmäßigen Netzwerkes bilden, wird
aber nach den Seiten zu allmählich heller und schließlich gegen den
Bauch zu der Hauptsache nach gelb mit von den aneinanderstoßenden
braunen Mittelstrichen der Schuppen gebildeten dunklen Längs-
linien. Zu dieser hier geschilderten Zeichnung kommen fast noch
immer die schon bei der Jugendform erwähnten Längsreihen von
braunen, mehr oder weniger deutlich schwarz umrandeten Flecken
hinzu, von denen die dorsalen ausnahmsweise zu einer Wellenbinde
vereinigt sind. Der Pileus erscheint im Alter durch Ausdehnung und
Verschmelzung der auf demselben befindlichen Makeln meist bis gegen
die Schnauzenspitze zu dunkel gefärbt; die Unterseite ist bei den
700 Colubridae.
übrigens seltenen ungefleckten Stücken gewöhnlich einfarbig hell,
bei den gewöhnlichen gefleckten Exemplaren aber fast immer mit
mehr oder weniger zahlreichen bräunlichen Makeln versehen, die
nach den Seiten zu meist größer und öfters ziemlich deutliche Längs-
reihen bilden.
Coluber quatuorlineatus ist eine unserer größten und stärksten
Schlangen, indem sie bei einem Umfange von 9—Io cm mitunter bis
zu zwei und ein Viertel Meter Länge erreicht. Bezüglich ihres Auf-
enthaltes, den sie einmal gewählt nicht gerne wieder verläßt, ist
sie im allgemeinen nicht sehr heiklich. Obwohl ich sie in Istrien fast
nur in lichten Laubwäldern gefunden habe, kommt sie nach To-
masınııin der Herzegowina doch ebenso im fast kahlen Karste,
wie auch auf feuchtem Moorboden vor. In Sümpfen ist sie nament-
lich zur Brutzeit der Wildenten, auf deren Eier und Junge sie es wohl
abgesehen hat, häufig zu treffen und kann man sie da oft weit vom
Lande entfernt, mitten im Wasser ruhig liegen sehen; obwohl sie
niemals taucht, schwimmt sie doch gut; desgleichen ist sie auch im
Klettern recht gewandt und kommt selbst auf intakten Mauern,
falls selbe rauh beworfen sind, allmählich hinauf. Im ganzen nicht
sehr sonnenliebend, kommt sie am häufigsten an bewölkten aber
warmen Tagen heraus. Ins Gebirge scheint sie nicht zu gehen, und
übersteigt die höchste ..Erhebung, auf der sie Tomasini gefunden,
kaum 800 m. Sie ist nicht sehr schnell und behend und mehr von
ruhigem, phlegmatischem und bedächtigem Charakter; sie pflegt
daher auch vor Verlassen ihres Schlupfwinkels oft durch längere
Zeit, bloß den Kopf herausgesteckt, vorsichtig herumzuspähen; plötz-
lich überrascht, flieht sie meist nicht, sondern rollt sich zusammen
und sucht durch starkes Fauchen bei halbgeöffnetem Munde ihren
Gegner in Respekt zu halten, seltener kommt es vor, daß sie auch
nach ıhm beißt; in den meisten Fällen läßt sie sich ruhig und wider-
standslos aufheben und erst wenn man sie in der Hand hat, versetzt
sie dem Fänger aber auch nur ausnahmsweise einen dann allerdings
ganz tüchtigen Biß. — Die Männchen bekommt man im allgemeinen
häufiger als die Weibchen, was vielleicht daran liegt, daß letztere
träger sind und meist mehr an ein und demselben Platze bleiben,
während die lebhafteren Männchen weiter herumschweifen; bei.den
in der Gefangenschaft ausgekrochenen Gelegen sind übrigens beide
Geschlechter in ziemlich gleicher Zahl vertreten.
Ihre Nahrung besteht aus entsprechend großen Säugetieren und
Vögeln; Schlangen werden niemals und Eidechsen in der Freiheit
wenigstens wie es scheint, nur von ganz jungen Tieren gefressen.
Kleinere Beutestücke, namentlich Fledermäuse und Vögel, werden
meist lebend verzehrt, größere der letzten und Säugetiere, von diesen
selbst Mäuse, durch Umschlingen erdrückt; ist das Opfer auf diese
Weise wehrlos gemacht, so wird es ausgelassen, an dem zum Ver-
schlingen geeigneten Körperteile erfaßt und in den Rachen ge-
schoben.
Die Paarung dauert etwa von Ende Juni bis Ende September
und zeigt sich hiebei das Männchen weit früher begattungssüchtig
als das Weibchen; da aber letzteres meist schon anfangs Juni so
Coluber. gi ol
hoch trächtig ist, daß man die Eier beim Betasten der Bauchdecke
nicht nur durchfühlen, sondern oft sogar schon äußerlich bemerken
und selbst zählen kann, so vermutet Tomasini, daß dieselben
erst in einem schon sehr vorgeschrittenen Stadium ihrer 50—56 Tage
währenden Entwicklung befruchtungsfähig sind und infolgedessen
das Männchen erst so spät — gewöhnlich nicht vor Ende Juni —
zugelassen wird; frühere Annäherungsversuche werden von dem
Weibchen durch sehr heftige Bewegungen des Hinterleibes nach-
drücklichst zurückgewiesen. Diese hier ausgesprochene Ansicht
wird überdies noch durch den Umstand gestützt, daß sich guwatuor-
lineatus seines Geleges schon wenige Tage nach der erfolgten Paarung
entledigt. Bei derselben pflegt das Männchen seine Erwählte auch
manchmal nach Eidechsenart mit dem Maule am Halse zu fassen, ein
Fall, den ich unter den Schlangen nur noch bei Zamenis carbonarius
beobachtet habe.
Die während des Austretens aus der Kloake langen und kaum
fingerdicken Eier nehmen, wenn sie den Körper der Schlange ver-
lassen haben, sofort die Normalform an, die etwa in Gestalt und
Größe einem Hühnerei gleicht, nur daß sie mehr ellipsoidisch und
bloß ausnahmsweise nahezu zylindrisch sind. Manchmal finden sich
auch in einem Gelege einzelne kleinere, mitunter ganz unregelmäßig
gestaltete Eier, die aber in der Regel nicht zur Entwicklung kommen.
Auch dehnen sich die anfangs schlaffen Eier bald aus und werden
voll und prall; die Anzahl derselben beträgt bei mittleren Tieren ge-
wöhnlich 12—ı6, bei sehr alten und großen aber meist nur 7—8,
höchstens Io; sie werden entweder alle auf einmal, mitunter aber
auch durch längere Zeit hindurch und dann in der Regel täglich nur
eines, selten zwei, gelegt, im ersteren Falle kleben sie durch den sie
umhüllenden und an der Luft bald trocknenden Schleim nicht selten
mehr oder weniger zusammen. Die zum Legen eines Eies nötige Zeit
beträgt etwa 20 Minuten, die zu ihrer Entwicklung erforderliche
Temperatur im Mittel 23—24°C. Nachdem sie etwa durch 30 Tage
ganz unverändert geblieben sind, werden sie nach dieser Zeit abermals
weich und schlaff, nach beiläufig 50 Tagen aber wiederum prall,
obwohl nie mehr in dem Maße wie im frisch gelegten Zustande.
Knapp vor dem Auskriechen der Jungen bildet sich dann in der
Eihaut ein an der Oberseite derselben befindlicher vollkommen
geradliniger, wie mit einem scharfen Messer geschnittener, etwa
2cm langer Spalt, dem häufig noch andere gleiche folgen, die den
ersteren durchschneiden und hiedurch die Entstehung dreieckiger,
mit ihren Spitzen zusammentreffender Lappen veranlassen, durch
deren Emporheben dann das kleine Schlängelchen den Kopf heraus-
zustecken vermag. Tritt diese Spalte nicht über dem Kopf, sondern
anderweitig auf, so wiederholt sich deren Bildung mehrmals und so
oft, bis sie schließlich an die richtige Stelle kommt. Die Entstehung
‚dieser Spalten ist höchst eigentümlich und kann durchaus nicht
durch etwaigen Druck des Schlangenkopfes auf die Eihaut erklärt
werden, da diese so derb und zähe ist, daß es, wenn man in ein leeres
Ei von innen mit dem Finger oder einem ungespitzten Bleistift auf die
Schale drückt, einer ziemlichen Kraft bedarf um sie durchzustoßen;
702 Colubridae.
a
auch entstehen hiedurch nichts weniger als geradlinige Spalten,
sondern ganz unregelmäßige und zackige Risse. Desgleichen kann
man auch nicht annehmen, daß diese Öffnungen an einer ganz be-
stimmten, etwa allmählich dünner werdenden Stelle der Eihaut
gebildet werden, da die von Gefangenen gelegten Eier behufs deren
Untersuchung häufig aufgehoben und dann ohne weiteres wieder
beliebig weggelegt werden, wobei sicherlich nicht immer dieselbe
Stelle des Eies nach oben zu liegen kommt.
Nach dem Entstehen der jetzt besprochenen Spalten bemerkt
man ım Ei stets noch eine geringe Menge Dotters, der aber von
dem oft schon mit dem Kopf herausschauenden Jungen innerhalb
24 Stunden resorbiert wird, worauf dann erst das Auskriechen des
Tieres erfolgt, das hierauf durch Herumkriechen den noch an ihm
hängenden Nabelstrang bald abstreift. Die eben ausgekrochenen
Schlängelchen sind je nach der Größe der Eier 20—36 cm lang und
nehmen bis zu ihrer etwa nach 1o—ı2 Tagen erfolgenden ersten
Häutung keine Nahrung zu sich, obwohl sie während dieser Zeit um
5—6 cm wachsen.
Da diese Schlange in zwei geographisch getrennten Formen
auftritt, so ist auch deren Verbreitung eine verschiedene.
Der typische quatuorlineatus kommt meines Wissens nur vom
südlichen Istrien durch Dalmatien und die Herzegowina bis Griechen-
land hinein vor; der nördlichste Punkt, wo ich das Tier noch antraf,
sind die lichten Eichenwälder an Canal di Leme, eines am Festlande
von Istrien nördlich von Rovigno tief einschneidenden Fjords, der
etwas über dem 45.° n. B. liegt und mitunter ganz gewaltige Stücke
beherbergt. Auf den Inseln bin ich dieser Schlange niemals be-
gegnet, obwohl sie Werner — ob auf Grund eigener Erfahrung
weiß ich allerdings nicht — für Lussin angibt. Nach Me&hely
kommt sie auch bei Fiume in Kroatien vor. Von Dalmatien kenne ich
sie nur aus dem Festlande, während sie in Griechenland auch auf der
zu den Cykladen gehörenden Insel Mykonos vorkommt, wo sie nach
Bedriaga selbst mitten in der Stadt eine ganz gewöhnliche Er-
scheinung ist, da sie von den Bewohnern derselben aus abergläubischen
Gründen geschont wird; auch vermutet der genannte Herpetologe,
daß die von Erimomilo, einem westlich von Milo gelegenen Felsen-
eiland, erwähnten enormen Schlangen zu quatuorlineatus gehören.
Alle älteren Angaben über das Vorkommen dieser Art im Genuesischen,
in Südfrankreich und auf der Pyrenäischen Halbinsel beruhen ganz
unzweifelhaft auf einer Verwechslung des fraglichen Tieres mit dem
ihm in Färbung und Zeichnung sehr ähnlichen Coluber scalaris. Selbst
das Vorkommen in Italien ist ein sehr beschränktes und ist die Art
daselbst mit Sicherheit bisher nur von der Umgebung Roms und
einigen neapolitanischen Küstenorten, sowie aus Sizilien mit Sicher-
heit konstatiert. De Betta gibt zwar in seiner „Fauna d’Italia“
auch Bologna und Toskana als Fundorte an, da er aber außer diesen
Lokalitäten auch noch Nizza, Südfrankreich, Spanien, ja selbst das
südliche Ungarn als Wohnorte dieser Schlange anführt, was ohne
Zweifel ein gewaltiger Irrtum ist, so sind auch dessen Angaben be-
züglich Italiens um so mehr zu bezweifeln, als der genannte Autor
Coluber. 703
alle ihm von anderweitig zukommenden Mitteilungen ohne weitere
Prüfung-derselben stets als authentisch anzunehmen scheint, wodurch
dann in seine faunistischen Angaben, wie ich mich oft selbst über-
zeugt habe, häufig arge Unrichtigkeiten hineinkommen!). Von den
uns näherliegenden Gegenden scheint die Streifennatter jedenfalls
am häufigsten in der Herzegowina zu sein, während das durch seine
Größe auffallende und wegen seiner Schwerfälligkeit leicht zu er-
beutende oder zu erlegende Tier in den meisten Teilen von Dalmatien
schon ziemlich selten geworden ist; auch in Griechenland scheint es
besonders am Festlande nur stellenweise und auch da nicht häufig
zu sein.
Was den Coluber sauromates betrifft, so ıst derselbe ein aus-
schließliches Steppentier, das von Bulgarien und Rumänien an über
das südliche Podolien durch die beiderseits des Bug und des Dnjepr
im Norden des schwarzen Meeres gelegenen Tiefebenen Rußlands
bis zum Donez hin und außerdem noch in der Krim vorkommt, aber
mit Ausnahme der Landenge von Perekop nirgends häufig ist; eine
weitere Verbreitung nach Osten über den Donez hinaus konnte ich
nicht konstatieren, obschon dieselbe nicht unwahrscheinlich ist. Was
schließlich das Vorkommen dieser Rasse in Griechenland anbelangt,
so halte ich die von Jan und Bedriaga von dort beschriebenen
Stücke nur für Varietäten des guatuorlineatus und kann ich wenigstens
die mir aus dem Süden der Balkanhalbinsel als sauromates zuge-
sandten Exemplare von Jungen der erstgenannten Form nicht
unterscheiden.
In der Gefangenschaft benimmt sich diese Schlange ganz ihrem
Charakter gemäß; sie fährt, frisch eingesetzt, nicht wie oft andere
Ophidier wild und wie besessen herum, dabei die Schnauze an den
Glasscheiben oder Drahtwänden des Käfigs mitunter bis aufs Blut
reibend, sondern fügt sich in der Regel sofort mit stoischer Ruhe
in ıhr Schicksal und zeigt auch dem Menschen gegenüber keine be-
sondere Scheu, indem sie sich bei dessen Annäherung nur selten
verkriecht, sondern meist tellerförmig eingerollt, und ihr Mißtrauen
bloß durch Öffnen des Maules und Schnauben, seltener durch Zu-
schnappen dokumentiert. Übrigens sind in dieser Richtung die
Tiere auch individuell sehr verschieden und hatte ich beispielsweise
ein schon längere Zeit in der Gefangenschaft gehaltenes großes Stück,
das außerhalb des Käfiges ein wahres Muster von Sanftmut und Gut-
mütigkeit war, aber sobald man zu ihm in das Terrarium hineingriff,
sofort wütend schnaufte und nach der Hand schnappte, so daß ich
dasselbe, um mich nicht unnützerweise seinen Bissen auszusetzen,
wenn ich es jemandem vorführen wollte, stets mit einem gekrümmten
Stockgriff aus seinem Behälter heraushob.
Es versteht sich wohl von selbst, daß so einer großen Schlange,
falls sie sich behaglich und heimisch fühlen soll, auch ein entsprechend
geräumiger Wohnplatz geboten werden muß, in welchem auch dem
Bedürfnisse derselben nach Feuchtigkeit genügend Rechnung zu
1) Siehe beispielsweise das gelegentlich der Verbreitung der Kreuzotter in dieser
Richtung auf S. 622 Gesagte.
704 Colubridae.
tragen ist. Da die Tiere nämlich sehr gerne baden, so ist das Ter-
rarıum wenigstens mit einem den Größenverhältnissen der Gefangenen
angemessenen Wassergefäß zu versehen oder, wenn es die Verhält-
nisse gestatten, am besten mit einem kleinen Teich auszustatten.
In kleinere Behälter kann sich das Tier natürlich nur zusammen-
gerollt hineinlegen, während es sich in geräumigen Badeeinrichtungen
gerne unter große, am Grunde liegende Steine verkriecht und darunter
oft halbe Tage lang versteckt bleibt, höchstens etwa einmal in der
Stunde den Kopf bis zu den Nasenlöchern behufs Atemholens an die
Luft hebend. Da diese Tiere nicht nur groß, sondern auch sehr ge-
fräßig sind, so müssen sie selbstverständlich auch stets mit einer hin-
reichenden Nahrungsmenge versehen werden. Ganz große Exemplare
habe ich mit Meerschweinchen, erwachsenen Wanderratten und
frisch geworfenen Katzen gefüttert, von denen je ein Stück für eine
jedesmalige Mahlzeit genügt. Kleinere Tiere, wie beispielsweise
Sperlinge, Mäuse u. dergl. müssen natürlich in größerer Menge ge-
reicht werden, und sind von ersteren 5—6, von letzteren 8&—Io nach-
einander durchaus nicht zu viel; Eidechsen werden nicht gerne und
nur im Notfalle genommen, dagegen sind ihnen Hühnereier meist
sehr willkommen. Die Schlange bildet hiebei mit ihrem Körper um
das Ei herum einen größeren oder kleineren Kreis, aus dem es nicht
entgleiten kann, und schiebt dasselbe dann, es an irgend einen Teil
des von ihrem Leibe gebildeten Ringes anstemmend, mit dem spitzeren
Ende voran in den Rachen. Kleine Vogeleier werden wohl auch mit
dem Maule aufgenommen, worauf dann die Schlange durch Empor-
heben des Halses und Kopfes das Hinabgleiten derselben bewirkt.
Alle Eier, selbst die größten, werden stets ganz verschlungen und erst
im Halse durch Zusammenziehen der Leibeswände zerquetscht und
hierauf schnell weiter in den Magen hinabgeschoben. Die Schale der
Eier geht immer unverdaut ab, ja selbst die feine innere Eihaut ist
in den Exkrementen noch zu finden. Ist die Schlange gesättigt, so
bleibt sie gewöhnlich ruhig liegen, ist sie aber noch hungrig, so sucht
sie mit der Zunge tastend das ganze Terrarium nach etwa noch vor-
handener Nahrung ab. Bei der großen Gefräßigkeit dieser Tiere
kommt es manchmal auch vor, daß sie mehr verschlingen als sie
auf einmal verdauen können, in welchem Falle dann die ganze
Mahlzeit ausgespien und hierauf einige Tage gefastet wird. Nach
längerer Eingewöhnung kann man die Gefangenen auch zur An-
nahme toter Tiere, ja selbst zum Fressen aus der Hand des Pflegers
bringen.
Schließlich sei noch bemerkt, daß alles über das Gebaren und
die Lebensweise dieser Art hier Gesagte sich ausschließlich auf die
Form guatuorlineatus bezieht; über sauromates ist in dieser Richtung
noch nichts Näheres bekannt. Ich habe den letzteren zwar mitunter
lebend erhalten, mich aber in Anbetracht der großen Seltenheit
dieser Tiere und der Schwierigkeit sie zu erhalten, nicht auf riskante
Versuche mit ihnen eingelassen, sondern sie nach gepflogener Unter-
suchung sofort meiner Sammlung einverleibt.
Zamenis. 705
7. Gattung., Zamenis.
Wagl. Natürl. Syst. d. Amphib. pag. 188, 73 (1830).
Caput magnum, elongatum, distinctum, cantho rostrali con-
spieuo.
Scuta supraocularia excedentva.
Scuta prae- et postocularia nec non temporalia duo.
Squamae laeves, per series 19—27 dıspositae.
Der Körper ist schlank, gestreckt, in der Mitte meist wenig ver-
dickt mit ziemlich flacher Unterseite und häufig deutlich ausge-
sprochener Bauchkante. Der deutlich geschiedene Kopf ist groß,
platt, mit steil abfallenden Seiten und verrundeter Schnauzenspitze,
im ganzen etwa von elliptischer oder länglich eiförmiger Gestalt.
Die Zügelgegend ist gegen das Auge zu deutlich vertieft, die
Schnauzenkante daher hier gut ausgesprochen. Die Augen sind
groß, ‚vollkommen seitlich gestellt, wenig vorragend, mit rundlicher
Pupille. Der Schwanz ist sehr allmählich in eine dünne Spitze
ausgezogen.
Das Rostrale ist stets breiter als lang, von oben bald mehr, bald
weniger sichtbar, mit äußerst stumpfer Spitze. Die Internasalia sind
meist breiter als lang und oft kaum länger als die Präfrontalen. Das
Frontale ist groß, in seiner hinteren Hälfte ziemlich gleichbreit,
von der Mitte nach vorn zu stark erweitert; sein Vorderrand ist
fast gerade abgestutzt, sein hinteres Ende als breit dreieckige Spitze
zwischen die Parietalia eingeschoben; diese sind groß, hinten ab-
gestutzt, nach vorn in stumpfem Winkel zwischen das Frontale
und die Supraokularia eingefügt, nach außen bis gegen das untere
Postokulare auf die Kopfseiten herabgewölbt und stets länger als das
Frontale. Die Supraokularen sind groß, mit geradem, stark vor-
springendem Augenrand. Das Nasale ist länglich, in der Mitte voll-
kommen geteilt, mit ziemlich großem, rundem Nasenloch, das Zügel-
schild stets niedriger als das Nasale. Das obere Präokulare ist be-
deutend größer und höher als das untere, senkrecht gestellt, seine
untere Hälfte schmal und konkav, der obere Teil nach außen stark
leistenartig vorspringend und als ziemlich große dreieckige Platte auf
den Pileus umgebogen. Das untere Präokulare ist klein, oft fast
schuppenförmig. Von den zwei Postokularen ist das obere meist
größer als das untere, jenes nach rückwärts von dem -herabgebogenen
Teil des Frontale, dieses von zwei länglichen Temporalschildern be-
grenzt. Die Zahl der Supralabialen beträgt 8—9. Die in 19— 27 Längs-
reihen geordneten Schuppen sind vollkommen glatt. Die Zähne im
Oberkiefer sind nach hinten allmählich verlängert.
Die Zamenisarten leben an trockenen, sonnigen Orten, nament-
lich gern in dürren, steinigen Gegenden, mitunter aber auch in Ge-
büschen und an lichten Waldstellen;; sie sind äußerst bissig und schwer
zähmbar und nähren sich von Eidechsen, Nagetieren und Vögeln,
mitunter auch von Insekten.
Die drei europäischen Spezies können in nachfolgender Weise
unterschieden werden:
Schreiber, Herpetologia europaea. 45
706 Colubridae.
A. Augen unten an die Lippenschilder stoßend, Schuppen in IQ
(ausnahmsweise 17) Längsreihen.
I. Schuppen mit einem einzigen Grübchen vor der Spitze,
Bauchseiten mit deutlicher Längskante, Hals mit nach
rückwärts kleineren, schwarzen, weißumrandeten Flecken
Danlıimaz
II. Schuppen mit zwei Apicalgrübchen, Bauchseiten mit kaum
merkbarer Längskante, Hals ohne Augenflecken
gemonensisykagr
B. Augen von den Supralabialen durch eine Reihe dazwischen
eingeschobener kleiner Schildchen getrennt, Schuppen in
25—27 Längsreihen '. ...°...‘...hippocre pıs’Dam>
1. Zamenis hippocrepis: Oculi a supralabialibus serie scutellorum
disjuncti, sguamae per series 25—29 dispositae, abdomen ad
latera carınatum. — Long. IO0—I40 cm.
Typus: Supra flavidus, dorsi maculis magnis, rhombeo-rotundatıs,
laterum minoribus fasciisque puei transveris obscuris ; subtus
flavescens, ventralibus ad latera nigro-maculatıs.
Coluber domesticus Linne Syst. nat. I, pag. 389, 341 (1767). —
Natrix hippocrepis Laur. Synops. reptil. pag. 77 (1768). —Hae-
morrhois hippocrepis Boie Generalübers. d. Fam. u. Gatt. d.
Ophid. Isis, XIX, pag. 982 (1826. — Periops hippocrepis Wagl.
Natürl. Syst. d. Amphib. pag. 189 (1830), — Calopeltis hippo-
crepis Eichw. Nouv. mem. soc. imp. nat. Mosc. IX, pag. 441 (1839). —
Zamenis hippocrepis Günth. Catal. Colubr. snak. pag. 103, 2
(1858).
var. a) Ut supra, sed dorso griseo-olivaceo.
var. b) Dorsi maculis distinctis, laterum irregularıter confluentibus.
var. c) Supra praecipue posterius nigro-flavogue varius.
juv. Supra viridiflavus aut grisescens, maculis dorsalibus orbiculatis
laterumque rhombeis ‘aut. transversis distinctissimis,; subtus
albidus concolor.
Coluber hippocrepis Linne Mus. reg. Ad. Frid. pag. 36, tab. 16,
fie. 2%(1754), - - Natrix bahiensis Wagl. in Spix Serp- Bay
pag. 27, tab. 10, fig. 2 (1824). -
Der Körper ist gestreckt und ziemlich schlank, nach vorne und
hinten sehr allmählich verdünnt, mit flacher Unterseite, welche nach
oben zu eine deutliche Längskante zeigt. Der Kopf ist in der Jugend
mehr, im Alter weniger gesondert, verhältnismäßig breiter und nament-
lich seitlich mehr gerundet als bei den folgenden Arten, in der Jugend
nach vorn zu schwach nach abwärts gewölbt, mit zugerundeter, etwas
vorragender Schnauze. Die ziemlich steilen, obwohl etwas schief
abfallenden Kopfseiten sind gegen die Augen zu schwach vertieft,
die Schnauzenkante daher nur hier ziemlich deutlich. Die Augen
sind von oben gut sichtbar. Der ziemlich kräftige Schwanz ist viel
kürzer als bei den folgenden Arten, etwa den fünften Teil der ganzen
Körperlänge betragend.
Das sehr große Rostrale ist bedeutend breiter als hoch, nament-
lich im Alter gewölbt, mit sehr deutlicher Ausrandung über dem
Zamenis. 707
Munde, von oben in der Regel gut, nur bei sehr großen Exemplaren
oft kaum sichtbar, mit allerseits sehr stumpfen Winkeln. Die Inter-
nasalia sind meist breiter als lang, nach außen hin fast immer deut-
lich erweitert, daher in ihrer Naht gewöhnlich unter stumpfem Winkel
zusammenstoßend, an Länge von den Präfrontalen meist wenig ver-
schieden, welch letztere bald ziemlich gleichbreit, bald nach außen
etwas verschmälert und stark auf die Kopfseiten hinabgebogen
sind. Das Frontale ist hinten schmal und fast gleichbreit, von der
Mitte nach vorn zu meist bogig und sehr stark erweitert, den oberen
Teil des Präokulare gewöhnlich in einer kurzen Naht berührend, mit
zwischen die Parietalia als nıcht sehr scharfe Spitze eingekeiltem
Hinterende, im ganzen etwa von glockenförmiger Gestalt. Die
Parietalia sind groß, länger als das Frontale, mit schiefem, ziemlich
geradlinigem Außenrande und breit abgestutztem Hinterende. Die
Supraokularia sind gut so breit als die Mitte des Frontale, schwach
gewölbt, nach vorn zu stark verschmälert, mit bogigem Innenrande,
hinten in der Regel schief abgestutzt. Das Nasale ist länger als hoch,
dem ersten und zweiten Supralabiale auf- |
liegend, seine größere Vorderhälfte nach
hinten und unten stark verlängert, das
Nasenloch an den Öberrand gerückt.
Das etwa trapezische Zügelschild ist
niedriger als das Nasale, länger als hoch,
dem dritten Supralabiale aufliegend. Das
Präokulare ist wenigstens doppelt so
hoch als breit, mitunter in zwei über-
einanderstehende Schildchen geteilt, deren
unteres aber stets bedeutend kleiner ist,
vor den Augen schwach vertieft, sein
oberer Teil weit auf den Pileus über-
gebogen. Das Auge ist von den Supra-
labialen durch drei bis vier kleine, unregelmäßige Subokularschild-
chen getrennt. Die zwei Postokularia sind gewöhnlich nahezu von
gleicher Größe, mitunter aber auch das obere etwas stärker ent-
wickelt als das untere. Die Schläfen sind meist mit ziemlich zahl-
reichen, kleinen, unregelmäßig schuppenartigen Schildern bedeckt,
obwohl bei ganz normalen Stücken unmittelbar hinter den Post-
okularen zwei übereinanderstehende Temporalia vorkommen, die
aber selten besonders hervortreten. Von den neun Supralabialen
berührt das erste den vorderen, das zweite meist diesen und den
hinteren Teil des Nasale und mit seiner Spitze manchmal auch das
Frenale, das dritte das Frenale, das vierte bis siebente die Subokularen.
Die hinteren Inframaxillaria sind länger als die vorderen und von-
einander gewöhnlich durch Schuppen getrennt, die sich manchmal
sogar noch zwischen die letzteren einschieben; gewöhnlich werden
nur vier Sublabialen von den Rinnenschildern berührt. Die gestreckt
lanzettlichen Körperschuppen sind ziemlich klein, nach den Seiten
zu etwas vergrößert, vollkommen glatt und vor der Spitze mit zwei
vertieften Punkten versehen, die bald mehr, bald weniger hervor-
treten. Sie sind deutlich geschindelt, etwas locker anliegend und
45*
Fig. 144.
Zamenis hippocrepis Linne.
708 Colubridae.
in 25 bis 29, am häufigsten aber in 27 Längs- und stark schiefstehende
Ouerreihen geordnet. Die nach aufwärts umgebogenen Bauch-
schilder wechseln von 214 bis 258, die Schwanzschilderpaare von
775.015 107.
Hippocrepis ist nächst leopardinus die bunteste und am lebhaf-
testen gefärbte europäische Schlange.
Die Grundfarbe der Oberseite ist in der Jugend gewöhnlich
grüngelb oder graulich, im Alter hingegen meistens ziemlich rein
gelb, mitunter, namentlich nach vorn zu selbst orange, manchmal
auch ins Rötliche oder Braune geneigt, seltener schmutzig oliven-
braun. Der Kopf zeigt in den meisten Fällen ziemlich regelmäßige,
dunkle Zeichnungen, deren vorderste in Gestalt einer bald mehr,
bald weniger breiten Querbinde zwischen den Augen steht, und
öfters auch nach abwärts unter die Augen über die Subokularia hin
bis zum Mundrande verlängert ist; dieser Flecken ist entweder gerade
oder schwach gebogen, bald ziemlich gleichbreit, bald auch, nament-
lich am Vorderrande, in der Mitte etwas ausgerandet oder verschmälert
auch ist vor dieser Binde oft noch eine andere angedeutet, die aber
gewöhnlich nur in’schwachen Spuren bemerkbar ist. Hinter dieser
Augenbinde findet sich dann eine zweite, nach vorn bogige Binde,
welche über die Parietalia hinziehend nach den Seiten gegen abwärts
und rückwärts meist bis über die Mundwinkel auf die Halsseiten
herabläuft; der zwischen diesen Binden befindliche Raum ist manch-
mal noch mit einer am Pileus ganz schmalen, an den Kopfseiten aber
breiteren Parallelbinde versehen. Der zwischen den Schenkeln der
hintersten Binde nach rückwärts befindliche Raum wird durch eine
große, meist elliptische oder eiförmige, nach vorn zu oft spitz aus-
gezogene oder dreieckige Makel teilweise ausgefüllt, wodurch dann
der zwischen dieser und der voranstehenden Zeichnung freibleibende
Teil der Grundfarbe als hellerer, hufeisenartiger Flecken hervor-
trıtt. Manchmal werden die zwei Querbinden des Kopfes durch
einen über die Kopfmitte ziehenden Längsstreifen verbunden, und
bei älteren Tieren nehmen sie oft allmählich so in die Breite zu, daß
sie endlich den ganzen Pileus schwarz oder überhaupt dunkel färben,
und das ursprüngliche Gelb meist nur in der Form unregelmäßiger
Flecken oder Bänder besonders an den Schildernähten zurückbleibt.
Bei gelben Stücken sind diese Binden schwarz, bei mehr grauen aber
braun mit schwarzer und weißer Einfassung; die hinterste Binde läßt
auf der Parietalnaht mitunter eine herzförmige, mit der Spitze nach
rückwärts gerichtete Makel frei und ein ähnlicher, aber weniger aus-
gesprochener Flecken findet sich manchmal auch am Hinterteile des
Frontale. Der Rand der Oberkiefer ist gelb eingefaßt oder gesäumt,
der Unterkiefer blasser; die Iris ist orangefarben. Hinter der ob-
genannten Nackenmakel beginnt eine Reihe großer, bald mehr
rhombischer, bald mehr rundlicher dunkler Flecken, die hinter dem
Kopfe meist breiter und quer elliptisch sind, weiter nach rückwärts
zu jedoch gewöhnlich ziemlich kreisförmig oder rhombisch werden,
und über die ganze Rückenmitte hinziehend meist voneinander
getrennt bleiben, gegen den Schwanz zu aber häufig in eine unregel-
mäßige Längsbinde zusammenfließen. In die Zwischenräume dieser
Zamenis. 709
Rückenflecken fügt sich, abwechselnd mit ihnen gestellt, seitlich eine
zweite Reihe kleinerer, meist mehr unregelmäßig viereckiger oder
rundlicher Makeln ein, unter welcher, abermals alternierend, eine
dritte Reihe noch kleinerer, mehr senkrecht gestellter Flecken hin-
zieht, die meistens nach abwärts bis auf die Bauchschilder reichen.
Übrigens sind die drei mittleren Fleckenreihen für gewöhnlich so groß,
daß die ursprüngliche Grundfarbe nur am Umkreise derselben als
schmaler Saum ersichtlich bleibt, wodurch dann eine oft sehr regel-
mäßige Kette heller Ringe entsteht, die über die ganze Oberseite
bald mehr, bald weniger deutlich ausgesprochen hinziehen. Häufig
sind jedoch nur die Mittelflecken scharf und deutlich ausgeprägt,
während die seitlichen namentlich nach hinten und unten zu öfters
undeutlich werden, die übereinanderliegenden nicht selten zu schiefen
Querbinden zusammenfließen oder sich überhaupt nach unten hin
sehr unregelmäßig ausbreiten und mitsammen verschmelzen, so daß
dann die Körperseiten ganz unregelmäßig hell und dunkel gesprenkt
erscheinen; nur in seltenen Fällen sind auch die Rückenflecken un-
deutlich, so daß dann die ganze Oberseite mit schwärzlichen und
gelben Schuppen unregelmäßig untermischt ist, wodurch das Tier
dann mit einigen Varietäten von Zamenis gemonensis große Ähn-
lichkeit erhält. Doch kommt dies wohl nur bei alten Stücken vor,
bei denen überhaupt die Zeichnung oft weniger bestimmt hervor-
tritt, während dieselbe in der. Jugend gewöhnlich sehr scharf und
deutlich abgehoben erscheint; sämtliche Flecken werden übrigens
gegen den Schwanz zu meistens mehr gestreckt und fließen schließ-
lich auf demselben oft zu Längsbinden zusammen. Die Färbung
der Kopfbinden und Körperflecken wechselt von einem helleren
oder dunkleren Braun bis zu Schwarz ın allen Zwischentönen ab;
letztere Farbe tritt jedoch oft nur am Umkreise der Zeichnungen
als mehr oder weniger dunkle Säumung hervor, was besonders bei
jüngeren Exemplaren häufiger der Fall ıst. Die Unterseite ist in der
Jugend vorherrschend weißlich, im Alter mehr gelblich, orange- oder
selbst rotgefärbt, welch grellere Färbungen sich besonders häufig
an den Halsseiten entwickeln; außerdem ist der Unterleib besonders
an den Seiten mit schwarzen, in ziemlich gleichen Abständen auf-
einanderfolgenden Flecken besetzt, die nach hinten zu meist häufiger
werden und durch gegenseitiges Zusammenfließen namentlich den
Schwanz in manchen Fällen vorherrschend dunkel färben, während
sie anderseits nicht selten, besonders gegen den Hals zu, in unregel-
mäßige Längsbinden zusammenstoßen.
Die Gesamtlänge des erwachsenen Tieres kann bis zu I4o cm
erreichen.
Diese Schlange ist in unserem Faunengebiete bisher nur auf der
Pyrenäischen Halbinsel und auf Sardinien gefunden worden; auch
wird sie von der zu Italien gehörigen, zwischen Sizilien und Afrika
unter dem 12.° ö. L. (v. Greenw.) gelegenen Insel Pantellarıa ange-
führt; die Angaben BonapartesundErhards über das Vor-
kommen in Griechenland haben sich nicht bestätigt. Auch der ver-
storbene Naturalienhändler Erber behauptete nach seiner letzten
Reise in Griechenland eine Anzahl dieser Tiere daselbst gefangen zu
Rn
710 Colubridae.
haben und bot dieselben auch in seinem mir zugesandten Preisver-
zeichnisse an. Auf meine diesbezügliche Bestellung erhielt ich jedoch
zur Antwort, daß ihm sämtliche Stücke bereits vom Berliner Aqua-
rium abgenommen worden wären. Da ich dieselben infolgedessen
nicht zu Gesicht bekam, so glaube ich an der Richtigkeit der be-
treffenden Bestimmung um so mehr zweifeln zu müssen, als hrppo-
crepis auch in neuerer Zeit von sehr tüchtigen und sammelgewandten
Reisenden niemals auf der Balkanhalbinsel gefunden ward.
Die Hufeisennatter hält sich für gewöhnlich nur am Boden auf,
klettert selten und ist lange nicht so schnell und gewandt wie die
zwei folgenden Arten; sie ist ein äußerst heftiges und bösartiges Tier,
das bei der Gefangennahme wütend um sich beißt; ihre Nahrung
besteht fast ausschließlich aus Mäusen, weshalb sie unstreitig als
nützlich erklärt werden muß.
In der Gefangenschaft bleibt sie ziemlich lange Zeit wild und
bissig, und ist es daher geraten, sie anfangs so viel als möglich un-
gestört zu lassen, damit sie sich nicht durch unnützes Zufahren und
Stoßen gegen die Käfigwände die Schnauzenspitze verletzt. Nach
und nach gewöhnt sie sich aber doch an den Menschen und wird
ziemlich zahm. Als Nahrung sind womöglich Mäuse zu reichen,
die sie auch tot, sogar lieber als lebend, nimmt und gewöhnlich erst
während der Nacht verzehrt. Eidechsen werden nicht gerne gefressen,
zu trinken pflegt sie nicht oft.
2. Zamenis Dahlii: Corpus gracillimum. Oculi swpralabialibus ad-
jacentes, sguamae fossa apicali unica, per series 19 dispositae,
abdomen ad latera distincte carinatum. — Long. I00—130 cm.
Typus: Supra cinereo-virens aut fusco-griseus, collo ad latera ma-
culis 3—5 magnis nigrescentibus, albo-marginatis. Subtus
albidus, concolor.
Coluber Dahlii Sav. Descript. Egypte, Suppl. tab. 4, fig. 4 (1809). —
Tyria Dahlii Fitzing. Classific. d. Reptil. pag. 60 (1826). — Psam-
mophis Dahlii Schleg. Ess. Phys. Serp. IL, pag., 275, tanzynle
fig. 12, 13 (1837), — Dendrophilus Dahlii Fitzing. Syst. Rept. I,
pag. 26 (1843). — Zamenis Dahlii Dum. Bibr. Erpetol. gener. VI,
pag. 692, 3 (1854).
var. a) Maculis lateralibus numerosis (10—20), anterioribus in medio
colli confluentibus.
Tyria najadum Eichw. Zool. spec. Ross. et Polon. III, pag. 174, I
(1831. — Zamenis Dahlii var. collaris Wern. in Krefft Terrar.
pag. 426 (1907).
var. b) Maculis lateralibus exceptis anticis in series macularum
punctiformium solutıis.
Tyria ocellata Eichw.l.c. pag. 174, 2 (1831. — Coluber ocel-
lata Menetr. Catal. rais. obj. Zool. rec. voyage au Cauc. pag. 70, 236
(1832).
var. c) Capite a narıbus ad oris angulos linea nigra, corbore serie
macularum unica media.
var. d) Maculis lateralibus colli ommino obsoletis.
Zamenis. 711
Eine durch ihren äußerst schlanken und gestreckten Körper-
bau vor allen europäischen Schlangen sehr ausgezeichnete Art, die
höchstens mit den Jungen der folgenden Spezies einige Ähnlichkeit
besitzt. Der Kopf ist ziemlich breit und niedrig, von hinten nach vorn
sehr allmählich verschmälert, mit breit zugerundeter Schnauze,
Der Rumpf, welcher selbst bei Erwachsenen kaum die Dicke eines
starken Bleistifts übertrifft, ist fast durchaus gleichdick, an den
Bauchseiten mit deutlicher Längskante und nach hinten nur sehr
allmählich in den äußerst dünnen und lang zugespitzten Schwanz
auslaufend, der etwa ein Drittel der ganzen Körperlänge beträgt.
Das Rostrale ist gewölbt, etwas breiter als hoch, von oben gerade
noch sichtbar, die Internasalen so lang oder etwas kürzer als die
der Quere nach ziemlich gleichbreiten Prä-
frontalia, die Parietalia ebenfalls breit, gegen
ihr meist ziemlich gerade abgestutztes Hinter-
ende nur mäßig verschmälert. Die nach
hinten kaum erweiterten Supraokularia sind
fast breiter als die Mitte des Frontale,
welch letzteres meist länger ist .als seine
Entfernung von der Schnauzenspitze; die
Parietalen sind sehr groß. Das Nasenloch
ist ziemlich in der Mitte des Nasale gelegen,
das etwa trapezische, dem zweiten und dritten
Supralabiale aufliegende Zügelschild vorn um
die Hälfte niedriger als das Nasale. Das
Präokulare ist nach oben stark erweitert,
das kleine Subokulare zwischen das vierte
und fünfte Supralabiale eingekeilt. Die Post- Fig. 145.
okularia sind schmal, das obere fast doppelt Zamenis Dahlii Sav.
so hoch als das untere. Von den acht bis
neun Supralabialen liegt das vierte und fünfte, oder dieses und das
sechste unter dem Auge. Die Schuppen sind länglich sechseckig
oder rhombisch, mit einer einzigen Apicalgrube. Die Zahl der
Bauchschilder beträgt 205 bis 230, die der Schwanzschilderpaare
98 bis 132. Die Größe des erwachsenen Tieres ist etwa I00—I30 cm.
Die Färbung der Oberseite ist in der Regel ein namentlich am
Halse oft sehr deutlich ausgesprochenes Hell- oder Grünlichgrau,
das aber nach hinten zu fast immer ins Gelbbräunliche oder selbst
Rötlichbraune übergeht, welche Farbe im allgemeinen auch dem
Pileus zukommt. An den Seiten des Halses finden sich stets große,
rundliche oder längliche Augenflecken, die meist etwas dunkler als
die Grundfarbe und schwarz und weißlich umrandet sind. Diese
Augenflecken, welche zu beiden Seiten meist etwas abwechselnd
gestellt sind, können übrigens an Größe und Anzahl äußerst ver-
schieden sein. In der Regel sind nur wenige vorhanden, meist drei
bis fünf, manchmal aber auch mehr, so daß namentlich bei Stücken
aus dem südöstlichen Europa ihre Anzahl mitunter bis über 20 steigen
kann (Zamenis najadum Eichw.). In allen Fällen nehmen sie
jedoch von vorn nach hinten an Größe ab, so daß sie meistens nur
am Vorderhalse als deutliche Augenflecken auftreten, nach rück-
712 Colubridae.
wärts aber bald auf einfache Makeln oder selbst Punkte reduziert
erscheinen. Äußerst selten kommt es vor, daß die Flecken in senk-
rechter Richtung so ausgedehnt sind, daß je zwei gegenüberstehende
am Rücken zu schiefen, in der Mitte gewöhnlich ausgerandeten Quer-
binden zusammenstoßen, was aber auch nur bei den unmittelbar
hinter dem Kopfe stehenden eintritt, in welchem Falle dann noch oft
ein von den Nasenlöchern durch das Auge bis zu den Mundwinkeln
ziehender schwarzer Längsstreifen angetroffen wird (var. najadum
Eichw.). Noch weit seltener kommt es vor, daß sämtliche Seiten-
flecken so weit nach oben rücken, daß sie in der Mittellinie des Körpers
zusammenstoßend als eine einzige Längsreihe über denselben hin-
ziehen. Bei einem einzigen, aus Dalmatien stammenden Exemplare
meiner Sammlung fehlen die Augenflecken gänzlich und ist nur von
dem vordersten derselben noch eine Spur in Form einiger schwärz-
licher, mitunter weiß umrandeter oder endender Schuppen vorhan-
den; hinter denselben zieht eine anfangs ziemlich scharfe, bald aber
verschwindende schwarze Linie hin, deren davon getroffene Schuppen
anfangs oben weiß sind. Ich will diese ganz eigentümliche Abart
als var. immaculata bezeichnen. Die Zügelgegend ist, besonders
an den Schildernähten, meist mehr oder weniger geschwärzt, sowie
auch die hinteren Supralabialia nach oben zu häufig ın größerer
oder geringerer Ausdehnung dunkel gesäumt erscheinen; sonst sind
die Labialia, desgleichen, wenigstens zum Teile, auch die Prä- und
die Postokularia hellgelb oder weißlich, welche Färbung ohne Aus-
nahme auch der stets ungefleckten Unterseite zukommt.
Die Jungen sind von den Alten im allgemeinen nicht unter-
schieden, nur daß sich bei jenen Varietäten, welche eine größere
Anzahl von Flecken besitzen, die letzteren oft in viele kleinere Flecken
oder Punkte auflösen, die in unregelmäßigen Reihen mitunter ziem-
lich weit über die Körperseiten hinziehen (Zamenis ocellaia Eich w.).
Zamenis Dahlii, unstreitig die eleganteste unserer einheimischen
Schlangen, hält sich am liebsten in buschreichen Karstgegenden,
an alten und lockeren Mauern, in Weingärten, ja mitunter selbst in
unmittelbarer Nähe von menschlichen Wohnungen auf. Sie ist ein
echtes Tagtier, sehr wärmeliebend und zieht daher die tiefgelegenen
Landstriche dem Gebirge vor, obwohl sie im letzteren nach Toma-
sini beispielsweise in den Bocche di Cattaro noch in Höhen bis zu
I00o0 m, wo im April noch Schnee liegt, angetroffen wird. Ihre Be-
wegungen sind ungemein rasch und flüchtig, obwohl minder an-
ziehend als bei anderen Schlangen, da dieselben mehr nach Art der
Schleichen in weiten Bogenwindungen ausgeführt werden. Obwohl
sie sehr gewandt klettert und sich mit pfeilartiger Schnelligkeit
durch das Gezweige hindurch schlingt, hält sie sich für gewöhnlich
doch immer am Boden auf; ins Wasser geht sie ungezwungen wohl
niemals, ihren Versteck wählt sie nicht ungerne auch unter größeren
Steinen. Die Nahrung besteht fast ausschließlich aus kleineren Ei-
dechsen, welche sie im Laufe verfolgt und ergriffen, ohne sie zu um-
schlingen, lebend verzehrt; mitunter werden auch Insekten, be-
sonders Heuschrecken und Grillen, gefressen. Gefangen genommen,
beißt sie tüchtig um sich, sucht sich auch, am Halse gepackt, durch
Zamenis. 713
heftig schnellende Bewegungen des Körpers zu befreien oder spritzt
wohl auch nach Art der Ringelnatter ihren Unrat aus. Obwohl
verfolgt mit blitzartiger Geschwindigkeit davoneilend und daher
auf der Flucht nur schwer zu erhaschen, hat sie doch die eigentüm-
liche Gewohnheit, sich, sobald sie den Kopf in einen Versteck ge-
borgen hat, bereits für sicher zu halten und dann nicht weiter zu-
rückzuziehen, in welchem Falle sie dann leicht zu fangen ist. Natür-
lich hat der Sammler gar sehr auf die Zartheit und Empfindlichkeit
dieses Tieres Rücksicht zu nehmen, da dasselbe infolge eines nur
etwas zu starken Druckes fast immer, wenn auch manchmal erst
nach mehreren Tagen, eingeht. Dahlii kommt im Frühjahr ziemlich
spät heraus und zieht sich auch im Herbste meist schon in der ersten
Hälfte des Oktobers zurück; ihre Fruchtbarkeit ist eine geringe,
da sie selten mehr als drei Eier legt, welche entsprechend der Schlank-
beit ihres Körpers auffallend gestreckt walzenförmig und bis gegen
4 cm lang sind.
Diese Art findet sich in Dalmatien, der Herzegowina und in
Albanien, desgleichen in Südgriechenland und auf den größeren im
Jonischen und Ägäischen Meere gelegenen Inseln, sowie in Nord-
kaukasien; das Berliner Museum besitzt auch Stücke aus der Wa-
lachei.
Da dieses zarte Tier sehr hinfällig ist, so hält es in der Gefangen-
schaft nur bei sorgsamer Pflege längere Zeit aus. Obwohl im Freien
in der Regel nur am Boden anzutreffen, hält es sich doch im Terrarıum
mit Vorliebe in darin befindlichem Astwerk auf und klettert gerne
in demselben. Infolge der großen Schlankbeit seines Körpers vermag
es in die engsten Spalten und Schlupfwinkel einzudringen, in denen
es sich manchmal so fest anschmiegt und zusammenzwängt, daß man
oft Mühe hat, es aus solchen Höhlungen herauszubekommen; auch
hat man sich bei solchen Gelegenheiten sehr vor etwaigen Flucht-
versuchen in acht zu nehmen, da die scheinbar ruhig und teilnahms-
los zusammengekauerte Schlange oft auf einmal blitzschnell hervor-
schießt und über die Hand des Pflegers hinweg aus dem Käfige
entwischt. Daß Dahlii, wie Erber behauptet, in der Gefangen-
schaft niemals Nahrung zu sich nimmt, kann ich nicht bestätigen;
da ich unter meinen Pfleglingen recht arge-Fresser hatte, welche die
ihnen hineingegebenen Eidechsen, deren 2—3 für eine Mahlzeit genügen,
vor meinen Augen sofort ganz ungeniert packten und verzehrten.
3. Zamenis gemonensis: Oculi supralabialibus adjacentes. Squa-
mae fossis apicalibus duabus, per series novemdecim dispositae.
Abdomen ad latera vix carınatum. Long. I00—250 cm.
Zamenis viridiflavus Wagl. Natürl. Syst. d. Amphib. pag. 188
(1830. — Hierophis viridiflavus Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 26
(1843). — Zamenis atrovirens Günth. Catal. snak. collect. Brit.
Mus. pag. 101, 7 (1858). — Zamenis gemonensis Bouleng. Catal.
Snak. Brit. Mus. I, pag. 395 (1893).
Typus: Supra griseo-fuscescens, striolis atris in maculas connatis
punctisque albis praecipue ad collum versus notatus, squamıs linea
media lucidiore,; subtus albidus. — Long. IoO cm.
714 Colubridae.
Natrix gemonenis Laur. Synops. reptil. 76, 93 (1768). — Co-
luber natrix Daud. Hist. nat. gener. d. reptil. VII, pag. 38, var. 2
(1803). —Zamenis gemonensis var. Laurenti Bedrg. Amph.
u. Rept. Griechl. Bull. Soc. nat. Mosc. pag. 144, 32 (1882).
var. a) Supra griseo-fuscescens, dorso antice maculis biseriatis magnis
fuscis nigro-limbatis, lateribus alternantibus parvis, atrıs.
Zamenis viridsftlavus var. ocellata De-Betta, Raung
d’Ital. IV, pag. 42 (1874).
var. b) Supra obscure fuscescens vel nigrescens, maculis striolisque
flavidis antice transverse, postice per longitudinem confluentibus ;
subtus flavescens. — Long. IO0—I50 cm.
Coluber viridiflavus Lacep. Hist. nat. quadr. ovip. serp. pag. 86
(1789). — Coluber communis Donnd. Zool. Beitr. III, pag. 208, 40
(1789). — Coluber vulgaris Bonnat. Tabl. encycl. method. Ophiol.
pag. 28, 60, tab. 38, fig. 3 (1790). — Coluber Franciae Suck.
Anfangsgr. d. Naturg. III, pag. 241, 176 (1798). — Coluber atro-
virens Shaw. Gener. Zool. III, pag. 449 (1802). — Coluber glau-
coides Millet Fauna Maine u. Loire I, pag. XVI (1828).
var. c) Ut supra, sed corpore aterrimo strüisque sulphureis vel aurantia-
cis. — Long. I50—200 cm.
Col wbrer sardu's Suck. 1. c. pag. 224, 6 (1798). — Gorliuupres;
luteostriatus Gmel. Naturf. XXVIII, pag. 170, tab. 3, fig. 2 (1799).
var. d) Supra ater,"concolor, subtus griseus, abdomine in medio ple-
rumque pallidiore. — Long. 150—200 cm.
Coluber viridiflavus var. acarbonarius Fitzing. Classific.
d. Reptil. pag. 57, 14 (1826). — Zamenis atrovirens A. car-
bonarius Günth. Catal. Colubr. snak. Brit. Mus. pag. IoıI, 7 (1858).
juv. Supra plumbeo-olivaceus, aut concolor, aut maculis fasciisve
obscurioribus praecipue ad collum versus notatus ; capite nigrescente
regulariter flavo-picturato ; subtus albidus.
Colubier personatus Daud.-1.e. VII, pag: 324, tab 10001282
(1803). — ?Coluber gallicus Herm. Observ. zoolog. pag. 281
(1804). — Natrix personatus Merry. Syst. amphib. pag. II4, 81
(1820).
Subspec. Supra griseo-fuscescens vel fuscus, lineis pallidioribus per
medias squamas decurrentibus ; subtus flavescens vel aurantiacus.
— Long. 150—250 cm.
Coluber caspius Iwan Voyage Russ. Il, pag. 317, tab. 21 (1769). —
Coluber jaculator Pall. Bemerk. a. e. Reise d. d. südl. Statthalt.
d. russ. Reich. I, pag. ııı (1799). — Coluber jugularis Georgi
Phys. u. naturh. Berch. d. russ. Reich. III, vol. VI, pag. 1882, no. 13 (1800).
— ?Coluber pethola Georgil. c. pag. 1883, no. 15 (1800). — Co-
luber petularius Georgil.c. pag. 1883, no. 16 (ISoo). — Natrix
PetholaMerr. Syst. Amphib. pag. 109, 65y (1820). — Haemorrhois
trabalis Boie Isis XX, pag. 538 (1827). — Coluber trabalis
Pall. Zoogr. rosso-asiat. III, pag. 42, 38 (1831). — Coluber acon-
tistes Pall.1. c. pag. 43, 39 (1831), — Coluber griseo-coeru-
leus Dwig. Nat. Hist. russ. emp. Amphib. pag. 25, no. 58 (1832). —
Coluber erythrosaster Fisch. W. Bull. Soc. Nat. Mosc. IN,
pag. 574 (1832). — Bothriophis erythrogaster Eichw. Reise
Casp. M. u. Cauc. I. Abt. 2, pag. 748 (1837). —Cdelopeltisery-
throgaster Eichw. Fauna casp. caucas. pag. 153 (1841). — ?Co-
luber viridiflavus Berth. in Wagn. Reise n. Kolch. pag. 334
Zamenis. 725
(1850). — Zamenis trabalis Dum. Bibr. Erpetol. gener. VII, ı,
pag. 689 (1854), — Zamenis atrovirens B. caspius Günth.
Catal. Colubr. snak. Brit. Mus. pag. 101, 7 (1858). —Zameniscaspius
Jan Iconogr. Ophid. XXIII, tab. I (1867).
var. Supra flavo-fuscus, maculis atris alternantibus Per corporis
longitudinem decurrentibus.
juv. Supra fuscescens, maculis quadriseriatis atris alternantibus,
dorsalibus majoribus et transversis, ad caudam versus evanescenti-
bus. Pıleus obsolete obscuro-flavoque varıius.
Coluber thermalis Pall. Zoogr. rosso. asiat. III, pag. 44, 40 (IS3r).
— Zamenis Karelinii Kessl. in Auerbach, pag. 73 (1871).
Der Körper ist kräftig, durch seitliche Zusammendrückung etwas
höher als dick, mit ziemlich flach gewölbter, am Schwanze fast platter
Unterseite und namentlich im Alter
nur wenig ausgesprochener Seiten-
kante. Der vom Halse ziemlich
deutlich gesonderte Kopf ist ei-
förmig, etwa um die Hälfte länger
als breit, am Scheitel ziemlich flach,
an der Schnauze nach vorn zu
schwach nach abwärts gewölbt, in
der hinteren Hälfte ziemlich gleich-
breit, von den Augen nach vorn zu
sehr allmählich in sanftem Bogen
verschmälert, mit ziemlich gerun-
deter Schnauzenspitze. Die Kopf-
seiten fallen nach unten zwar ziem-
lich steil, aber doch immerhin so
schief nach außen ab, daß gewöhn-
lich der größte Teil der seitlichen
Beschilderung von oben fast ganz Fig. 146.
sichtbar ist. Die fast vollkommen Zamenis gemonensis Laur.
senkrecht gestellten Augen sind a Rostrale.
groß, der sehr lang und dünn aus-
gezogene Schwanz nimmt etwas über ein Drittel, mindestens ein
Viertel der gesamten Körperlänge ein.
Das Rostrale ist gewölbt, etwas breiter als hoch, am Mundrande
ziemlich stark ausgebuchtet, nach oben zu bogig verengt, mit kaum
zwischen die Internasalia eingeschobener Spitze. Diese sind nur
wenig breiter als lang, etwa viertelkreisförmig, nach außen hin bogig
verschmälert, so lang oder auch etwas kürzer als die Präfrontalen,
welche selbst wieder viel breiter als lang sind. Das Frontale ist so
lang oder etwas länger als seine Entfernung von der Schnauzen-
spitze, an Breite von den nach rückwärts stark erweiterten Supra-
okularen, deren Hinterrand etwas bogig ist, kaum verschieden. Die
Parietalia sind nach rückwärts mäßig verengt, mit ziemlich geraden
Außenrändern und breit abgestutzter oder verrundeter Spitze.
Das den zwei ersten Supralabialen aufliegende Nasale ist etwa um
ein Drittel länger als hoch, sein etwas erweiterter Vorderteil als drei-
716 Colubridae.
eckige Spitze zwischen das Rostrale und die Internasalia eingeschoben,
das Nasenloch dem Oberrande genähert. Das Frenale ist länger als
hoch und über das zweite und dritte Supralabiale gestellt, das sehr
hohe Präokulare oben gegen das Auge in eine scharfe Spitze erweitert
und oft bis zum Frontale auf den Pileus übergebogen, das kleine
Subokulare zwischen das dritte und vierte Supralabiale eingefügt,
das obere Postokulare merklich größer als das untere. Die beiden
Temporalia sind groß, das untere bedeutend größere das sechste und
siebente Supralabiale berührend. Hinter den Schläfenschildern
sind zwischen die Parietalia und das hinterste Supralabiale in der
Regel sechs schuppenartige Schildchen in zwei Reihen zu je drei
übereinandergestellt. Supralabialia sind gewöhnlich acht vorhanden,
das vierte und fünfte unter dem Auge, Sublabialia neun, davon
meist die fünf ersten an die hinten nur wenig auseinandertretenden
Inframaxillaren angefügt. Die Schuppen sind ziemlich regelmäßig
rhombisch sechseckig, mit etwas abgestumpfter Spitze und zwei
vertieften Punkten vor derselben, ziemlich deutlich geschindelt, nach
den Seiten zu allmählich breiter werdend. Der Schwanz erscheint
durch die an seiner Wurzel fast plötzlich um wenigstens das Doppelte
vergrößerten Schuppen auch an seiner Oberseite deutlich abgesetzt.
Die Zahl der Bauchschilder beträgt 160—250, die der Schwanz-
schilderpaare 87—131.
Diese Schlange tritt in vier voneinander sehr verschiedenen
Formen auf, welche meistens auch geographisch ziemlich getrennt
sind und von denen namentlich die dem äußersten Osten des Ver-
breitungsbezirkes angehörende nicht nur durch die Färbung sondern
auch durch die Beschaffenheit der Jungen von den drei anderen so
abweicht, daß ihr mindestens der Rang einer Unterart zuerkannt
werden muß.
Bei den drei ersten Formen (var. a—d) stimmen die Jungen in
Habitus und Zeichnung vollkommen überein; sie sind durch ihre
äußerst schlanke und langgestreckte Form der vorigen Art sehr ähn-
lich und zeigen auf der Oberseite eine meist ziemlich eintönige Fär-
bung, indem sie am Vorderteile des Körpers, namentlich aber am
Halse, meist mehr oder weniger bleigrau oder hell schieferfarben
erscheinen und daselbst häufig hintereinander dunklere, aber sehr
selten scharf ausgeprägte Querbinden besitzen, die durch braune,
schwärzlich gerandete Schuppen gebildet werden. Diese Farbe des
vorderen Körperteils ändert sich aber nach rückwärts in der Regel
sehr bald, indem die dunklen Außenränder der Schuppen allmählich
kleiner und undeutlicher werden, während das Braun der Schuppen-
mitte sich immer mehr ausbreitet und nach kurzer Erstreckung gegen
hinten zu bald alle Schuppen einfarbig nuß- oder schmutzig gelbbraun
erscheinen läßt, welche Färbung sich dann meist gleichmäßig bis ans
Ende des Schwanzes erhält. Manchmal sind die obgenannten Quer-
binden auch heller, indem sie durch Aneinanderstoßen von an der
Basis mehr oder weniger weißlichen Schuppen gebildet werden,
sowie überhaupt die Schuppen der vorderen Körperhälfte und na-
mentlich die des Halses an ihren seitlichen Ecken oder Rändern oft
mit weißen Flecken oder Strichen versehen sind; in sehr seltenen
Zamenis. H17
Fällen können endlich diese Binden sehr scharf ausgeprägt sein,
indem sie von tiefschwarzen Schuppen gebildet werden, die teilweise
gelb gefärbt sind, was besonders am Umfange der Binden häufiger
auftritt. Bei solchen Stücken ist in der Regel diese Zeichnung, wenn
auch etwas schwächer werdend, bis weit nach hinten fortgesetzt und
wird noch überdies an den Körperseiten von ähnlichen, aber kleineren
und in unregelmäßige Längsreihen gestellten Flecken begleitet; auch
ist dann gewöhnlich die Unterseite mit sehr regelmäßig gereihten
schwarzen Flecken versehen, die meist am Hinterrande der Bauch-
schilder stehen. In den meisten Fällen sind aber, wie schon erwähnt,
alle bis jetzt besprochenen Zeichnungen eben nur am Halse deutlich,
während der übrige Teil der Oberseite in der Regel eine eintönige,
gewöhnlich hell nußbraune Färbung zeigt; nur selten kommt es auch
schon in diesem Alter vor, daß die Schuppen längs ihrer Mittellinie
etwas heller sind, was gegen hinten zu deutlicher hervortretend dann
eine allerdings nur wenig bemerkbare Längsstreifung hervorbringt.
Mit Ausnahme des oberwähnten Falles ist die Unterseite stets ein-
farbig, weißlich oder hellgelb, die Bauchschilder höchstens an den
Seiten mit schwärzlichen Flecken. Die Oberseite des Kopfes ist in
der Jugend schwärzlich oder dunkelbraun, nach vorn zu etwas
lichter, am Pileus stets mit ziemlich beständigen, weißgelben Zeich-
nungen versehen. Davon sind zwei in der Mitte des Kopfes, etwa
über den Hinterrand der Supraokularia und des Frontale ziehende,
oft in Flecken aufgelöste Ouerbinden noch am häufigsten, da sie
wenigstens bei ganz jungen Tieren wohl nie zu fehlen scheinen.
Ähnliche, aber öfters undeutlichere Zeichnungen erstrecken sich
meist in schiefer Richtung über die Mitte der Parietalia, sowie auch
der Hinterrand dieser Schilder nicht selten mehr oder weniger gelb
gefleckt oder gesäumt erscheint; die zwischen den Augen befindliche
Zeichnung setzt sich auf die Postokularia, die den Hinterrand der
Parietalia umgebende meist auf die letzten Supralabialen fort. End-
lich sind noch die Präokularen und oft auch das Zügel- und Nasen-
schild bald mehr, bald weniger gelblich, und zeigen sämtliche Zeich-
nungen des Pileus mitunter einen dunkleren Saum. Im Nacken
findet sich häufig ein breiter, häufig gelblich gesäumter dunkler
Hufeisenflecken und die stets hellen, weißlichen oder blaßgelben
Labialia sind meist an den Nähten dunkel gesäumt.
Diese jugendliche Färbung wird bei derjenigen Varietät, welche
ich als die Stammform betrachte, mit geringen Abänderungen auch
ım Alter ziemlich beibehalten, nur daß hier die Kopfzeichnungen
fast niemals in der obgeschilderten, regelmäßigen Weise auftreten,
sondern meist als unbestimmte, bald mehr, bald weniger deutliche
Schnörkel und Flecken über den ganzen Pileus zerstreut und zu-
gleich minder rein und hell gefärbt sind als bei jungen Exemplaren;
auch ist der dunkle Hufeisenfleck im Nacken gewöhnlich nicht mehr
zu bemerken. Die im Vergleich zu den Jungen meist etwas dunkler
graubraune Oberseite ist in der Vorderhälfte des Körpers mit zahl-
reichen dunklen Flecken gezeichnet, die durch aneinanderstoßende
an ihren Außenseiten schwarzgefärbte Schuppen entstehen und
namentlich im Anfange des Halses sehr deutlich sind, woselbst sıe
718 Colubridae.
auch öfters zu größeren oder kleineren Querbinden zusammenfließen ;
auch zeigen sich die Schuppen der vorderen Körperhälfte an ihren
Seiten sehr häufig weißgefleckt oder gerändert. Die hintere Körper-
hälfte ist von der vorderen stets sehr abweichend gefärbt, und kom-
men in dieser Richtung bei der in Rede stehenden Form zwei Varie-
täten vor, deren Verschiedenheit durch das spätere Verhalten der die
Flecken des Vorderkörpers bildenden Schuppen bedingt wird. Bei
der einen Form breitet sich das Schwarz zu seiten letztgenannter
Schuppen so weit aus, daß es, den größten Teil derselben überziehend,
nur einen schmalen, bräunlich gelben Mittelstrich übrig läßt, wodurch
dann die vordere Hälfte des Körpers ziemlich deutlich längsgestreift
erscheint. Indem nun diese schwärzlichen Ränder nach hinten zu
immer heller und undeutlicher werden, nimmt in demselben Maße
die gelbbraune Mittelfarbe der Schuppen immer mehr überhand,
bis endlich durch vollkommenes Verschwinden der dunkeln Rand-
färbung die hintere Körperhälfte einfarbig nuß- oder gelbbraun wird.
Weit häufiger kommt es jedoch vor, daß der Vorderkörper nur mit
mehr oder weniger zahlreichen, aus dem Zusammentreten schwarzer
Schuppenstriche entstehenden kleinen Flecken besetzt ist, die an
Zahl und Größe nach hinten zu allmählich abnehmend in der zweiten
Rumpfhälfte ganz verschwinden, so daß die Oberseite von hier bis
zur Schwanzspitze gewöhnlich ziemlich einfarbig heller oder dunkler
nußbraun ist, und nur die in der Regel etwas hellere Schuppenmitte
manchmal noch eine wenig hervortretende Längsstreifung bewirkt.
Die Unterseite ist stets weißlich oder hell- seltener rotgelb, die Bauch-
schilder seitlich sehr häufig dunkel gefleckt, in seltenen Fällen auch
in Ihrer ganzen Erstreckung mit dunklen Wolkenflecken oder schwärz-
lichen Punkten mehr oder weniger besetzt; bei einzelnen Stücken
zieht sich die Färbung der Körperseiten auch oft ziemlich weit auf
die Unterseite hinab, so daß daselbst die helle Grundfarbe oft nur
als eine Art Mittelstreifen über die Bauchfläche hinläuft.
Diese Form, welche man nach der ganz gut kenntlichen Lau-
rentischen Beschreibung als Zamenis gemonensis bezeichnen
kann, findet sich von Norditalien und den südlichsten Alpenländern
an nach Osten hin durch ganz Illyrien und Dalmatien bis in die Her-
zegowina, und nach Bedriaga auch bei Tatoi und am Parnaß
in Griechenland; das mitunter erwähnte Vorkommen in den Kar-
patenländern scheint mir mehr als zweifelhaft. Sie ist unter allen
die kleinste, da ihre Gesamtlänge I m nur selten übersteigt.
Bei einer äußerst seltenen, bisher nur in Italien beobachteten
Form (var. ocellata De Betta) heben sich vom ziemlich hellen Grunde
am Vorderkörper zwei alternierende Längsreihen großer, brauner,
schwarz umrandeter Makeln ab, die einander bald mehr, bald weniger
genähert sind und ab und zu in eine schiefe Querbinde verschmelzen;
seitlich zieht sich dann noch eine untere Reihe kleinerer unregel-
mäßiger schwarzer Flecke hin, die zu den oberen abwechselnd ge-
stellt sind; die hintere Körperhälfte ist längsgestreift.
Während bei der zuerst geschilderten Form die dunklen oder
schwärzlichen Schuppen meist nur am Halse und auch mehr verein-
zelt vorkommen, zeigen bei der zweiten Varietät — der echten viridi-
Zamenis. var)
flavus der Autoren — sämtliche Schuppen eine dunkel nußbraune
oder selbst schwarze Färbung, welche an den meisten derselben
einen lichtgelben Flecken freiläßt; diese Flecken sind am Halse mehr
an das Ende der Schuppen gerückt, meist breiter als lang und durch
Zusammenstoßen häufig zu schmalen, in der Mitte des Rückens
ziemlich geraden, an den Seiten jedoch mehr buchtigen Querbinden
gruppiert. Indem nun diese Flecken nach rückwärts allmählich
schmäler und länger werden, fangen sie etwa im zweiten Drittel des
Körpers an sich von den neben ihnen liegenden zu sondern, während
sie zugleich durch ihre zunehmende Verlängerung den hinter und vor
ihnen liegenden immer näher rücken, bis sie endlich mit denselben
zusammenstoßend gegen den Schwanz hin zu vollkommen regel-
mäßigen gelben Längslinien verfließen, deren Anzahl der Anzahl
der Schuppenreihen entspricht. Der Kopf ist hier wie bei der ersten
Form oft noch ziemlich regelmäßig gelb gefleckt oder gezeichnet,
die Okular- und Supralabialschilder sind meist ebenfalls hellgelb,
die letzteren mit gewöhnlich dunkleren Nähten. Die Unterseite ist
einfarbig stroh- oder schwefelgelb, welche Färbung sich auch auf die
untersten Schuppenreihen hinaufzieht; die Bauchschilder sind seit-
lich häufig mit schwarzen Flecken versehen.
Diese elegante Form scheint sich ausschließlich in Frankreich
und dem nordöstlichsten Spanien sowie — mit Ausnahme Norditaliens
— auf der Apenninischen Halbinsel zu finden. Im ersteren Lande
kommt sie aber nur in den mittleren und südlicheren Departements,
im letzteren dagegen ebensowohl auf dem Festlande als auch auf den
Inseln vor, obwohl sich die tief schwarzen Stücke (Zamenis sardus
Suckow) nur im Süden finden. Einzeln findet sich diese Varietät
nach Erhard, obwohl selten, auch auf den Cykladen. Diese Form
kann bis zu I5o cm Gesamtlänge erreichen.
Bei der nächsten, als Zamenis carbonarius Fitz. bekannten Form
nimmt die ganze Oberseite schon im dritten Lebensjahre eine glänzend
tiefschwarze Färbung an, wobei selbst die gelblichen Kopfzeichnungen,
wenigstens im Alter, fast immer spurlos verschwinden, so daß nur
die Lippen- und seitlichen Augenschilder — wie überhaupt bei allen
Varietäten dieser Art — mehr oder weniger gelblich oder weißlich
bleiben. Die Körperseiten zeigen besonders im Leben und bei frisch
gehäuteten Stücken oft einen ziemlich ausgesprochenen bläulichen
Schiller. Die Unterseite ist gewöhnlich dunkel aschgrau, in der Mitte
meist weißlich, oft auch dunkel gefleckt und gesprenkelt, am Schwanze
wenigstens gegen die Spitze zu einfarbig stahl- oder eisengrau.
Diese Form ist von Südtirol einerseits durch ganz Italien bis nach
Sizilien, anderseits durch das österreichische Küstenland bis in das
westliche Kroatien verbreitet; von den istrianischen Inseln habe ich
sie nur auf Veglia beobachtet. Weiter nach Süden dringt sie im Osten
der Adria nicht mehr vor, und habe ich aus Dalmatien als außer-
ordentliche Seltenheit erst vor kurzem das erste Stück, das überhaupt
dort gefunden wurde, durch die Güte meines Freundes Tomasıni
erhalten. Nur auf der südwestlich von Lagosta im offenen Meere
zwischen Italien und Dalmatien unter 42°23’29° n.B. und 33°
55’ ır” ö. L. liegenden, noch zu letzterem Lande gehörenden Insel
720 Colubridae.
Pelagosa ist carbonarius die überhaupt einzige daselbst vorkommende
Schlange. — Obwohl mitunter auch mit der Stammform zugleich
auftretend, scheint sie dieselbe im allgemeinen doch mehr oder weniger
auszuschließen, da in Gegenden, wo letztere häufig ist, erstere meist
nur selten oder selbst gar nicht angetroffen wird und umgekehrt. —
Diese Form erreicht schon eine ganz ansehnliche Größe, indem hievon
bis 2m lange Stücke vorkommen.’
Während die bisher behandelten Formen trotz mancher Ver-
schiedenheit in Färbung und Zeichnung einander dennoch sehr nahe-
stehen und namentlich in früher Jugend absolut nicht zu unter-
scheiden sind, steht die als Zamenis caspius Iw. oder trabalıs Pall.
bezeichnete Schlange den vorangegangenen so ferne, daß ich selbe
ohne weiteres für eine eigene Art erklärt hätte, wenn hiezu die Körper-
bedeckungen nur den geringsten Anhalt gäben. Da es mir aber nicht
gelang in dieser Richtung scharfe und ständige Unterschiede zu
finden, so muß ich mich damit begnügen, ihr vorderhand nur den
Rang einer Unterart zuzusprechen und es dem Scharfsinne anderer
Herpetologen überlassen, spezifische Merkmale zu entdecken.
Schon die Jungen sind von denen der drei anderen Haupt-
formen wesentlich verschieden; während nämlich die der letzteren,
abgesehen von ihrer durchaus übereinstimmenden Färbung, durch
ihre Schlankheit sehr an Dahlii erinnern, hat caspius wegen seines
etwas kräftigeren Körperbaus mehr Ähnlichkeit mit einer Coronella.
Desgleichen ist auch die Färbung wesentlich verschieden; die nuß-
braune Oberseite ist mit vıer Längsreihen abwechselnd stehender
schwarzer Flecken versehen, von denen die mittleren bedeutend
größer und am Halse zu QOuerbinden verschmolzen sind, und auch
nach rückwärts allmählich kleiner werdend gegen den Schwanz zu
ebenfalls meistens zusammenstoßen. Die viel kleineren Seitenflecken
verlieren sich nach und nach gegen den Schwanz hin; eine Erhellung
der Schuppenmitte tritt erst auf letzterem mehr oder weniger hervor.
Die für die anderen Formen so charakteristische Kopfzeichnung fehlt
hier gänzlich und ist durch eine wenig deutliche Marmorierung oder
Wolkung von unbestimmten dunklen und hellen Flecken ersetzt,
die sich von der braunen Pileusfärbung nicht sonderlich abheben;
nur die Kopfseiten sind mit Ausnahme der Schläfengegend vorwiegend
gelblich gefärbt. Die Unterseite ist einfarbig, weißlich.
Mit zunehmendem Alter wird nun die Anzahl und Größe der
schwarzen Körperflecken immer geringer, bis sie endlich bei Er-
wachsenen gänzlich verschwinden; nur bei einem einzigen, aus Korfu
stammenden etwa anderthalb Meter langen Stücke fand ich diese
Makeln noch deutlich und scharf erhalten, was aber äußerst selten
vorzukommen scheint, da ich einen solchen Fall in der Literatur
nirgends erwähnt finde. Mit der Abnahme der Flecken tritt dann
auch der Gegensatz zwischen der hellen Schuppenmitte und den
dunkleren Seiten derselben immer deutlicher hervor, so daß dann
schließlich das erwachsene Tier auf meist nußbraunem Grunde mit
bald mehr bald weniger hellen Längsstrichen über die Mitte jeder
Schuppe gezeichnet ist. Diese gewöhnlich weißlichen oder gelblichen
Schuppenstriche nehmen im äußersten Osten des Verbreitungsbezirkes
Zamenis. 721
mitunter eine rötliche Farbe an. Der Pileus ist wie die Oberseite ge-
färbt, manchmal mit wenig hervortretenden dunklen Flecken, die
Kopfseiten sind, namentlich nach unten zu, heller; die Bauchseite
ist gelb bis lebhaft orange, manchmal sogar ziegelrot.
Diese Schlange ist von Budapest an die Donau abwärts durch
ganz Syrmien, das südliche Banat und die unteren Donauländer bis
zum schwarzen Meere und nördlich desselben durch ganz Südrußland
bis zum Kaspisee verbreitet; desgleichen kommt sie auch um Ban-
jaluca und Serajewo sowie überhaupt im Bosnatale nicht selten vor
und soll auch auf der zu Dalmatien gehörenden, südlich von Curzola
liegenden Insel Lagosta leben ; endlich ist sie noch von den griechischen
Inseln Korfu, Andros und Keriphos bekannt. — Zamenis caspius ist,
wenn auch nicht die stärkste, so doch unstreitig die längste Schlange
unseres Faunengebietes, da sie mitunter bis 2,5 m Gesamtausmaß
erreicht.
Bezüglich des Aufenthaltes, sowie hinsichtlich des Charakters
und der Lebensweise unterscheidet sich diese Art kaum von ihren
Gattungsverwandten. In der Nähe des Wassers wird sie in der Regel
nicht angetroffen, dagegen geht sie stellenweise ziemlich hoch ins
Gebirge hinauf; so lebt beispielsweise carbonarius in Südtirol nach
Tomasini selbst in 800 m Meereshöhe noch ziemlich häufig, und
habe ich gemonensis im österreichischen Küstenlande im Tarnowaner
Gebirge noch in 1400 m Höhe gefangen, während daselbst carbonarius
nicht halb so hoch hinaufgeht ; merkwürdig ist noch der Umstand, daß,
während letztere Form auf dem nahe der Adria gelegenen Karste sehr
häufig ist, ich auf den benachbarten Inseln stets nur gemonensis
antraf. Unter günstigen Verhältnissen kommt diese Schlange mit-
unter in großer Menge vor und kann man im Karste, wenn man die
richtigen Plätze kennt, an einem sonnigen Tage nicht unschwer etliche
dreißig carbonarius erbeuten; auch erinnere ich mich bei der Gelegen-
heit eines Schreibens Lataste’s, in welchem er mir mitteilt, ın
einem Pyrenäen-Bade, dessen Name mir bereits entfallen ist, inner-
halb einer Stunde nicht weniger als achtundfünfzig viridiflavus ge-
fangen zu haben. — Betreffs der Lebensweise weicht nur caspıus
insoferne ab, als sie vorwiegend das Tiefland bewohnt und beispiels-
weise in den südrussischen Steppen die häufigste Schlange ist.
Inbetreff der Nahrung ist diese Natter nichts weniger als ein
Kostverächter, da sie mit Ausnahme von Fischen fast alles was sie
bewältigen kann, anfällt und verzehrt. Ihre Hauptnahrung besteht
allerdings in Eidechsen, mit welchen sie wegen ihres Aufenthaltes
an trockenen und sonnigen Örtlichkeiten eben am häufigsten zu-
sammentrifft; hiebei zeigt sie sich trotz ihrer Bösartigkeit und Wild-
heit übrigens nicht sonderlich mutig, indem sie sich vorwiegend an
kleinere Arten hält, dagegen die größeren und wehrhaften vırıdıs
lieber in Ruhe läßt. In lichten Wäldern, wo die Lacerten seltener sind,
traf ich carbonarius auch schon beim Verzehren von Springfröschen
(Rana agilis und Latastei) an, ja in manchen Karstgegenden, wo
einige riesige Heuschrecken, wie beispielsweise Cuculligera hystrix
Germ. so wie Orphania und Decticus Arten massenhaft vorkommen,
nähren sich diese Schlangen vorwiegend von Orthopteren. Da sie
Schreiber, Herpetologia europaea., 46
nad Colubridae.
gerne klettern und nicht selten auf Sträuchern und niederen Bäumen
angetroffen werden, so schonen sie selbstverständlich auch bei der
Gelegenheit angetroffene Vogelnester nicht, ja nach Lataste soll
die französische viridiflavus gar nicht so selten selbst Schwalben-
nester ausnehmen. Desgleichen ist sie auch eine gewaltige Schlangen-
feindin und verzehrt von diesen oft Stücke, die ihr an Größe wenig
nachstehen, so wie sie auch nach meinen Erfahrungen gegen den
Vipernbiß immun ist. Als ich einst, um in dieser Richtung einen
Versuch zu machen, eine frisch eingefangene erwachsene carbonarius
zu einer Ammodytes in den Käfig gab, wärd sie von letzterer sofort
mit wütenden Bissen traktiert; die so schlecht Empfangene schoß
auf das hin einige Minuten wie rasend im Terrarium herum, flüchtete
dann in das Wassergefäß und blieb in demselben ruhig liegen; am
nächsten Morgen fand ich sie außer dem Wasser ohne irgendein
Zeichen von Unbehagen und stellten sich auch weiterhin keinerlei
nachteilige Folgen ein.
Was die Fortpflanzung anbelangt, so habe ich bei carbonarius
einmal eine Beobachtung gemacht, die von der gewöhnlichen Paarungs-
weise der Schlangen so abweicht, daß ich nicht umhin kann darüber
Fig. 147.
Zamenis carbonarius Fitz. in Copula.
ausführlicher zu berichten. Als ich am 22. Mai 1881 von einer Ex-
kursion ım Karste nach Hause ging, sah ich um 6 Uhr abends neben
der Fahrstraße in der Furche eines frisch gepflügten Ackers zwei
carbonarıus nebeneinander liegen. Indem ich mich näherte um sie
aufzunehmen, bemerkte ich, daß die Tiere in Copula waren, wobei
sie sich gegenseitig mit dem Maul am Halse gefaßt hatten, während
die Schwänze spiralig wie eine Schraube zusammengerollt waren; sie
trennten sich auch nicht als ich ganz hintrat, sondern krochen nur
wegen ihrer eigentümlichen Verbindung langsam und unbeholfen in
der Ackerfurche geradeaus weiter, so daß ich sie dann beide zusammen
ganz bequem bei den verschlungenen Schwänzen aufheben konnte.
Aber selbst dann blieben sie noch vereint und ließen sich nur zeitweise
mit den Köpfen los, sich aber gleich darauf wieder packend oder
wenigstens zu fassen trachtend, wobei sie mit dem Halse zuckende,
pendelartige Hin- und Herbewegungen machten, und erst beim Hinein-
geben in den Sammelsack trennten sich die krampfartig zusammen-
gedrehten Schwänze. Auffallend war hiebei noch der Umstand, daß
diese sonst so scheuen und bösartigen Schlangen in diesem Falle
weder an eine schnelle Flucht, noch an eine Verteidigung durch
Beißen dachten, sondern alles ruhig und gleichgültig über sich ergehen
ließen; die geschlechtliche Erregung war hier jedenfalls so stark, daß
sie allen anderen Einflüssen gegenüber eine vollständige Apathie
erzeugte. Auch zu Hause im Terrarium packte die eine die andere
Tropidonotus. 723
noch ab und zu auf einige Zeit am Halse, aber zu einer Verschlingung
der Schwänze, sowie zu einer geschlechtlichen Vereinigung kam es
hier nicht mehr, obwohl es nicht ausgeschlossen bleibt, daß letztere
vielleicht in der Nacht noch fortgesetzt wurde. Ich war durch den hier
angeführten Fall um so mehr überrascht ‚als ich früher schon wieder-
holt auf paarende carbonarius gestoßen war, die aber immer nur
einfach beisammen lagen und bei meinem Anblick sich sofort trennend
stets in schleuniger Flucht auseinanderstoben. — Die beigefügte ein-
fache Konturskizze mag die obgeschilderte Vereinigung veran-
schaulichen. |
Die Fruchtbarkeit dieser Schlange ist gering, da das Gelege
gewöhnlich nur aus 5—6 Eiern besteht; letztere sind abgerundet
walzenförmig und bei einem Durchmesser von etwa I4 mm etliche
30 mm lang; die frisch ausgekrochenen Jungen werden meist schon
im Juli oder August angetroffen. Letztere kommen, da die Weibchen
gerne die Fugen und Löcher alter Bauten als Nistplätze wählen, dann
häufig in das Innere dieser Gebäude hinein und habe ich beispielsweise
in der Basilika von Aquileja schon des öfteren ganz junge derartige
Schlangen gefunden.
Die geographische Verbreitung ist bereits bei den einzelnen For-
men besprochen worden.
Die Gefangenschaft verträgt diese Art ganz gut, obwohl sich die
einzelnen Tiere in dieser Hinsicht individuell sehr verschieden ver-
halten ; während manche so wild sind, daß sie sich in den ersten Tagen
durch unausgesetztes Reiben und Bohren an den Käfigwänden die
Schnauze derart abstoßen, daß man sie als unbrauchbar wieder in
Freiheit setzen muß, hungern sich andere nicht selten zu Tode, andere
gehen dagegen wieder bald ans Fressen; ja mir ist es vorgekommen,
daß ein frisch gefangener carbonarius beim Hineingeben ins Terrarium,
während ich noch seinen hinteren Körperteil in der Hand hielt, schon
die im Käfig befindlichen Eidechsen ergriff und zu verzehren anfing.
Betreffs des Futters braucht man nach dem früher Gesagten nicht in
Verlegenheit zu sein, die anfängliche Bissigkeit und Wildheit ge-
wöhnen sich die meisten Gefangenen bei entsprechender Behandlnung
in der Regel bald ab. Daß man diese Art als eine gewaltige Schlangen-
fresserin nicht mit anderen Ophidiern, ja nicht einmal mit kleineren
Stücken der eigenen Art zusammenhalten kann, braucht wohl nicht
weiter in Erinnerung gebracht zu werden; nur die Tropidonotus-
arten, sowie von Amphibien Kröten und Unken werden verschmäht,
dagegen Blindschleichen und große, dickleibige Schmetterlinge,
namentlich Schwärmer, gerne genommen.
8. Gattung. Tropidonotus.
Kuhl Isis XV, pag. 473, ı2 (1822).
Caput distinctum cantho vostrali vix consprcuo.
Scuta supraocularia subemarginata haud excedentra.
Scuta praeocularıa I—3, postocularıa 2—5.
Scutum temporale unicum, maximum.
Squamae carinatae, per series I9—21 dispositae.
46*
724 Colubridae.
Kleine oder mittelgroße Schlangen mit oft ziemlich kräftigem,
von der Seite meist etwas zusammengedrücktem Rumpfe und ge-
wölbtem, mit keiner Seitenkante versehenem Unterleibe. Der mittel-
große, vom Halse stets deutlich geschiedene Kopf ist oben meist
ziemlich flach oder nur schwach nach vorn und abwärts gewölbt,
mit ziemlich oder vollkommen flachen, etwas schief nach außen
und unten abfallenden Seiten und daher nur wenig entwickelter
Schnauzenkante. Die Augen sind groß, von oben gut sichtbar,
mit rundlicher Pupille. Der verhältnismäßig dünne und spitz aus-
laufende Schwanz ist kurz, etwa ein Fünftel der ganzen Körperlänge
betragend.
Das Rostrale ist schwach gewölbt, quer, stets deutlich breiter als
lang, mit namentlich nach hinten zu sehr stumpfen Winkeln, von oben
mehr oder weniger sichtbar. Die Internasalia haben im Allgemeinen
eine etwa dreieckige oder trapezische Form, ihre nach außen ge-
richteten meist bogigen Seiten sind immer die längsten. Die Prä-
frontalia sind selten merklich länger als die Internasalia, das Fron-
tale ist mittelgroß, ziemlich breit, mit fast parallelen oder schwach
nach vorn divergierenden Seiten und verwischtem oder wenig aus-
gesprochenem Vorderwinkel. Die Parietalia sind bei den einzelnen
Arten verschieden entwickelt, übrigens nach rückwärts stets deut-
lich verschmälert ‚und nach außen nur wenig auf die Kopfseiten
hinabgebogen. Die länglichen, über das Auge nicht vorspringenden
Supraokularen sind nach hinten meist deutlich, obwohl nicht be-
deutend erweitert, am Außenrande schwach eingebuchtet. Das Na-
sale ist stets bedeutend länger als breit, im ganzen ziemlich gleich-
hoch, bald sehr deutlich, bald aber auch nur unter dem mittelgroßen,
dem Oberrande genäherten Nasenloch geteilt. Das Zügelschild ist
selten merklich länger als hoch, die Zahl der Präokularia zwischen
eins und drei, die der Postokularia zwischen zwei bis fünf wechselnd;
die ersteren sind entweder ganz flach oder nur wenig vertieft, als
kleine dreieckige Platte auf die Oberseite des Kopfes übergebogen,
die letzteren nach rückwärts stets von einem einzigen, großen Tem-
porale begrenzt. Supralabialia sind sieben bis acht, Sublabialia
acht bis zehn vorhanden. Die hinteren Inframaxillaren sind meist
etwas länger als die vorderen, stark divergierend, durch dazwischen
eingeschobene Schuppen oft voneinander getrennt. Die Körper-
schuppen sind am Rücken klein, nach den Seiten aber meist stark
vergrößert, sehr schwach geschindelt und mit der Lupe besehen an
der Spitze fast immer deutlich ausgerandet. Sie sind von mehr oder
weniger scharfen, schon in der Jugend deutlichen Kielen durchzogen
und in IQ bis 21 Längs- und nicht sehr schiefe Querreihen geordnet.
— Von den Zähnen des Oberkiefers ist der letzte der längste, die
des Unterkiefers sind alle ziemlich gleichlang.
Die Arten dieser Gattung leben vorzugsweise in der Nähe des
Wassers, schwimmen und tauchen vortrefflich und nähren sich vor-
wiegend von Amphibien und Fischen, obwohl sie ausnahmsweise
auch Kerbtiere zu sich nehmen.
Die drei europäischen Spezies können in folgender Weise unter-
schieden werden.
Tropidonotus. 725
A. Postokularen 3—4, Schuppen in Ig Längsreihen.
I. Ein Prä- und drei Postokularen. Frontale nach vorne etwas
erweitert. Supralabialen . das dritte und vierte unter
diem‘ Auge ”.!BHR SIE IRTNKE:
II. Zwei bis drei Prä- di 2 Bi vier PT Frontale
nach vorne kaum erweitert. Supralabialen acht, das Auge
fast nur von dem vierten allein gestützt
tesselldatussEaur.
B. Nur zwei Postokularen. Frontale nach vorne kaum erweitert.
Supralabialia sieben, das vierte und fünfte unter dem Auge.
Schuppen in 21 Längsreihen naar, VERERTERWS TAU
1. Tropidonotus viperinus: Scutum frontale antice vix dilatatum, prae-
ocularıa I—2, postocularia 2. Scuta supralabialia 7, quarto
quintogque oculo subpositis,; squamarum series 21. — Long.
80—I00 cm.
Coluber maurus Daud. Hist. nat. gen. et part. d. rept. VII, pag. 143
(1803). — Natrix viperina Merr. Syst. amphib. pag. 126, 127
(1820), — Tropidonotus-viperinus Boie Isis XIX, pag. 206
(1826), — Tropidonotus tessellatus Wagl. nat. Syst. d.
Amphib. pag. 179, partim (1830). — Coluber viperinus Gervais
Ann. d. sc. natur. 2, ser. VI, pag. 312 (1836). — Tropidonotus
Bonellii Fitzing. Vers. ein. Gesch. d. Menag. d. k. öst. Hof. Sitzb. d.
k. Akad. d. Wiss. Wien, X, pag. 659 (1853).
Typus: Supra flavo-griseus vel cinereo-olivaceus, maculis dorsalibus
alternis nıgricantibus in taeniam angulosam plus minusve cohae-
rentibus,; lateribus pallidioribus maculis verticalibus nigris ple-
rumque albo-ocellatis ; subtus flavescens, nigro-tessellatus.
Goriuipre nei hpleye 1 neniscgBate hist znat. derepe>IV, page. maer ig:
pag. 32, 4 (1802).
var. a) Ut supra, sed maculıs dorsalibus vix cohaerentibus.
var. b) Taentis flavescentibus binis per totam corporis longiütudinem
decurrentibus ; maculis dorsi laterumque distinctis.
Tropidonotus Oppelii Boiel. c. pag. 206 (1826). — Coluber
VPE nnlSsALygE. Dasunlollinieiaitiuist Gervassı "Annld.selnamneN2
ser. VI, pag. 312 (1836). — Natrix viperina var. bilineata
Bonap. Amph. europ. pag. 53 (1839). — Tropidonotus cher-
soides Dum. Bibr. Erpetol. gener. VII, ı, pag. 562, 3 (1854).
var. c) Ut supra, sed dorso inter taenias obscuriore maculis plus mi-
nusve obsoletis.
Natrix ocellata Wagl. in Spix Serpent. Brasil. pag. 32, tab. XI
fig. I (1824).
var. d) Uta, sed maculis omnibus parum distinctis.
Natrix chersoides Wagl. in Spix Serp. Bras. tab. X, fig. ı (1824).
var. e) Supra fuscus, lateribus cinereus, maculis omnibus paullum
conspiceus.
juv. Pileo nigrescenti pallide variegato ; maculis dorsalibus laterumque
distinctissimns.
726 Colubridae.
Eine ziemlich veränderliche Art, deren extreme Formen einer-
seits mit Zessellatus, anderseits mit natrix oft große Ähnlichkeit be-
sitzen, aber an der Beschilderung des Kopfes und der Zahl der
Schuppenreihen immer sicher zu erkennen sind.
Der Körper ist ziemlich plump und gedrungen, mit stark ver-
dünntem, vom Kopfe sehr deutlich abgesetztem Halse. Der Kopf
ist ziemlich groß und flach, viel breiter und kürzer als bei Zessel-
latus, an den Seiten meist deutlich gerundet, nach vorn zu gewöhnlich
sehr allmählich und bogig verschmälert, im Ganzen von ziemlich
elliptischer, seltener von mehr länglich dreieckiger oder eiförmiger
Gestalt. Die Schnauze ist kurz, breit zugerundet und sehr wenig
über den Unterkiefer vorstehend. Die Kopfseiten sind schief von oben
nach unten und außen gerichtet, daher die Schnauzenkante kaum
merkbar und die großen rundlichen Augen von oben ganz sichtbar.
Der ziemlich spitz auslaufende Schwanz
ist kurz, etwa ein Fünftel der ganzen
Körperlänge betragend.
Das Rostrale ıst breiter als hoch,
ziemlich groß, unten schwach ausgerandet,
von oben mehr oder weniger sichtbar,
mit sehr stumpfem oder fast verrundetem
Hinterwinkel. Die Internasalia sind
etwa dreieckig, mit gerundetem Außen-
rande, höchstens so lang als breit, von
den Präfrontalen an Länge kaum ver-
schieden; diese sind quer, viel breiter als
lang; das fast durchaus gleichbreite
Frontale ist etwa so lang wie seine
Entfernung von der Schnauzenspitze,
hinten als ziemlich große Spitze zwi-
schen die viel längeren Parietalia ein-
gefügt, welche sehr groß und nach den
Seiten gewöhnlich bis zur Hälfte des
oberen Postokulare herabgebogen sind.
Die über dem Auge deutlich ausgeran-
deten Supraokularia sind ebenfalls ziemlich groß, entweder in ihrer
ganzen Länge fast gleich breit oder nach rückwärts sehr mäßig er-
weitert. Das dem ersten Supralabiale aufliegende Nasenschild ist
länglich, ziemlich gleich hoch, mit bogigem Vorderrand, nach rück-
wärts etwa in der Mitte in eine stumpfe Ecke erweitert und nach vorn
zu als ziemlich scharfe Spitze zwischen das Rostrale und die Inter-
nasalia eingekeilt. Es ist in der Mitte gewöhnlich nur unter dem
Nasenloch deutlich geteilt, letzteres selbst von mäßiger Größe, rund-
lich oder trapezoidisch, dem Oberrande des Schildes näher als dem
Unterrande. Das meist etwa trapezische Zügelschild liegt größten-
teils dem zweiten Supralabiale auf. Präokularia sind in der Regel
zwei, manchmal aber auch nur eins, vorhanden, davon das obere fast
immer größer als das untere und als dreieckige Platte auf den Pileus
übergebogen. Postokularia finden sich stets zwei, deren oberes das
untere an Größe gewöhnlich um das Doppelte übertrifft. Das Tem-
Fig. 148.
Tropidonotus viperinus Latr.
a Rostrale, 5 Schuppen.
Tropidonotus. 727
porale ist sehr groß, länglıch fast horizontal gestellt, dem fünften und
sechsten Supralabiale aufliegend; Oberlippenschilder sind immer nur
sieben, Sublabialen acht vorhanden; von den ersteren berühren das
dritte und vierte das Auge, von den letzteren liegen in der Regel die
vier, seltener die fünf ersten den Inframaxillaren an, deren hinteres
meist längeres Paar oft durch eingeschobene Schuppen getrennt ist.
Die Schuppen sind länglich, gerundet sechseckig, sehr deutlich und
ziemlich scharf gekielt, in 21, höchst ausnahmsweise in 23 Längs-
reihen gestellt. Die Anzahl der Bauchschilder wechselt von 147 bis
160, die der Schwanzschilderpaare von 47 bis 72. Die Länge des er-
wachsenen Tieres beträgt höchstens einen Meter, doch sollen nach
Erhard!) auf den Cycladen selbst doppelt so große Exemplare
nicht selten sein; mir sind übrigens solch riesige Stücke niemals zu
Gesicht gekommen.
Die Färbung und Zeichnung dieser Schlange ist nach Alter und
Standort vielen Verschiedenheiten unterworfen. Die Grundfarbe der
nach den Seiten gewöhnlich lichter werdenden Oberseite kann von
einem helleren oder dunkleren Grau oder Gelbgrau durch Braun oder
Olivenfarben fast bis ins Schwarze in allen Abstufungen wechseln,
wobei im allgemeinen die dunkleren Färbungen häufiger bei alten,
die helleren hingegen mehr bei jungen Tieren angetroffen werden.
Bei letzteren ist der gewöhnlich mehr dunkle oder selbst schwärzliche
Kopf oben mit übrigens sehr veränderlichen helleren Flecken oder Bin-
den gezeichnet, von denen besonders zwei vom hinteren Teile der Parie-
talia in divergierender Richtung nach rückwärts und außen ziehende
Längsflecken noch am beständigsten sind, nicht selten ziemlich scharf
abgehoben erscheinen und oft auch verhältnismäßig spät verschwinden.
Im Nacken finden sich sehr häufig zwei oft zusammenfließende
schwärzliche Flecken, die oft mit einer an den hinteren Kopfseiten
stehenden Makel mehr oder weniger verschmelzend nach vorn zu einen
helleren, halsbandartigen Raum einschließen. Die gelben Labialia
zeigen dunkle, gewöhnlich schwarz gesäumte Wolkenflecken, vom
Auge gegen die Mundwinkel zieht ein in den meisten Fällen ziemlich
deutlicher, bandartiger Streifen. Hinter den dunklen Nackenflecken
beginnt eine Reihe ähnlich gefärbter querer, unregelmäßig rhombischer
oder rundlicher Flecken, die meist durch seitlich schwarz gefärbte
Schuppen entstehen, und abwechselnd nach rechts und links aus der
Mittellinie des Rückens etwas nach den Seiten gerückt sind. Da nun
die hintereinander stehenden Flecken nicht selten zusammenstoßen
oder teilweise verschmelzen, so wird dadurch häufig ein bald mehr,
bald weniger regelmäßiges Zickzackband hervorgebracht, welches,
in Verbindung mit den zweischenkeligen Nackenflecken und der
ziemlich kurzen, gedrungenen Körperform dem Tiere auf den ersten
Blick oft eine täuschende Ähnlichkeit mit der Kreuzotter gibt. Doch
findet man diese Rückenbinde meist nur bei jüngeren Stücken sehr
scharf und ohne Unterbrechung bis zur Schwanzspitze fortgesetzt,
während sie bei mittleren Exemplaren im Verlaufe des Schwanzes
fast immer verschwindet, und bei ganz ausgewachsenen Tieren in der
oberwähnten Vollkommenheit kaum jemals vorkommen dürfte.
t) Fauna der Cycladen pag. 75 (1858).
728 - Colubridae.
Abwechselnd mit den jetzt besprochenen Rückenflecken stehen an
den Körperseiten kleinere, längliche und senkrecht gestellte Flecken,
die häufig einen, mitunter aber auch zwei übereinander stehende,
weißliche oder gelbliche Punkte einschließen, wodurch im letzteren:
Falle, da die Flecken dann gewöhnlich in der Mitte auch etwas ein-
geschnürt sind, eine etwa achterförmige Zeichnung entsteht. Doch
sind diese Augenflecken meist nur bei jüngeren Tieren, und auch hier
durchaus nicht immer, zu sehen, während beı älteren Stücken die
schwarzen Seitenmakeln entweder gar nicht, oder nur in ganz unregel-
mäßiger Weise mit helleren Flecken untermischt sind. Diese senk-
rechten Seitenflecken hängen nach unten in der Regel mit den schwar-
zen Bauchflecken zusammen, sich hier mitunter in zwei Schenkel
teilend, die einen von den Bauchschildern kommenden helleren Flecken
zwischen sich aufnehmen; doch fließen diese zwei Schenkel in der
hinteren Körperhälfte fast immer zusammen, wodurch dann diese
Seitenmakeln an ihrem unteren Ende dreieckig erweitert erscheinen.
Bei hellgefärbten Stücken sind die in den Zwischenräumen der Rücken-
flecken stehenden Schuppen öfters gelb gerandet; desgleichen sind
auch die hinteren und besonders unter den Seitenflecken liegenden
Schuppen oft in größerer oder geringerer Ausdehnung gelblich. Die
Unterseite ist gelb oder orange, im Tode weißgelb, nach hinten zu oft
ins Graue geneigt, durch rechtwinklige oder trapezische, meist zu
zweien neben oder hintereinander stehende schwarze Flecken bald
mehr, bald weniger gewürfelt, die seitlichen Flecken mitunter mehr
oder weniger zu unregelmäßigen Längsbinden zusammenfließend. Nur
selten fehlen diese Makeln fast ganz, während sie anderseits durch
Überhandnehmen die Unterseite vorherrschend schwarz färben
können, was namentlich gegen den Schwanz zu fast immer geschieht,
so daß in der Regel an letzterem die ursprüngliche Grundfarbe ge-
wöhnlich nur mehr in der Form heller, meist alternierender Quer-
flecken, ersichtlich ist; desgleichen werden die dunklen Flecken der
Unterseite nach vorne zu meist spärlicher, so daß sie gewöhnlich
schon am Halse größtenteils verschwinden, am Kopfe aber niemals
mehr vorhanden sind.
Die Zeichnung der Oberseite ist im Allgemeinen vielen Ver-
änderungen unterworfen; während bei manchen sämtliche Flecken
und Binden ziemlich tief schwarz und sehr scharf abgehoben er-
scheinen, sind sie bei anderen nur schwach ausgesprochen, oft nur
wenig dunkler als die Grundfarbe, die des Rückens nicht zusammen-
hängend, die der Seiten meist noch undeutlicher, öfters nur durch
dunkler gerandete Schuppen hie und da angedeutet; solche Stücke
mit weniger ausgesprochenen Zeichnungen zeigen, da sie namentlich
gern mit bräunlicher Grundfärbung vereint zu sein pflegen, mitunter
eine sehr große Ähnlichkeit mit Zessellatus.
Bei der als Tropidonotus chersoides oft als eigene Art unter-
schiedenen Form ist die Oberseite mit zwei gelblichen, meist über die
siebente und achte Schuppenreihe hinziehenden Längsstreifen ge-
zeichnet; solche Stücke zeigen bei genauer Grundfärbung und minder
ausgebildeter Fleckenzeichnung oft viel Ähnlichkeit mit analogen
Varietäten von natrix. Auch ist bei chersoides der Rücken zwischen
Tropidonotus. 729
den gelben Linien nicht selten dunkler, olivenbraun ja selbst schwärz-
lich gefärbt, sowie in seltenen Fällen auch ungestreifte Stücke zu
finden sind, bei denen der bräunliche Rücken von den grauen Seiten
scharf abgegrenzt erscheint.
Tropidonotus viperinus lebt vorzugsweise in der Nähe größerer
Wasseransammlungen, an deren Ufern er unter Moos, angeschwemmtem
Genist, unter großen Steinen, sowie in den Spalten und Fugen von
Dämmen und Umfassungsmauern seinen Wohnsitz aufschlägt; ım
Gebirge geht er höchstens bis zu 1200 m hinauf. Er nährt sich ge-
wöhnlich von Fischen und Fröschen, soll aber auch Molche und
Kröten, ja selbst Regenwürmer und zwar sehr gerne, fressen. Ein
mir von Paris zugesandtes Exemplar hatte unterwegs eine Wasser-
spitzmaus (Crossopus fodiens) gespien; bei massenhaftem Vorkommen
an Teichen können die Tiere durch Vertilgung der jungen Fischbrut
ziemlich schädlich werden.
Die Heimat dieser Art ist die Pyrenäische Halbinsel, von wo
aus sie nördlich nach Frankreich bis in die Gegend von Paris vor-
dringt, daselbst beispielsweise in den Sümpfen von Franchard bei
Fontainebleau sehr häufig vorkommend. Aus letzterem Lande kam
sie dann in die südliche Schweiz und vielleicht auch in den Westen
von Norditalien, vorausgesetzt, daß die von Lessona aus dem
Piemontesischen gemeldeten diesbezüglichen Funde richtig bestimmt
waren, wofür ich allerdings nicht einstehen will, da se De Betta
nur für Sardinien und Sizilien angibt. Da nämlich der in Italien
stellenweise häufige Tropidonotus viperinus Metaxa nicht selten für
den viperinus Latr. gehalten wird — ich selbst erhielt schon mitunter
den ersten statt des bestellten zweiten — so könnte dies mit den
Lessona schen Stücken auch der Fall sein, namentlich da De
Betta sagt, daß er aus der dortigen Gegend stets nur Zessellatus
erhalten hat; der viperinus Metaxa ist aber nichts anderes als ein in
der Zeichnung mit der typischen Vipera Redii sehr ähnlicher Tropr-
donotus natrix. Auch das öfters erwähnte Vorkommen des Tieres ın
Griechenland ward durch neuere Reisende und Forschungen nicht
erwiesen, und neige ich sehr zur Vermutung hin, daß die riesigen
Ehrhard’schen viperinus der Cycladen weit eher zu Zessellatus
gehören dürften.
In der Gefangenschaft ist diese Schlange am besten in einem sog.
Kombinationsvivarium, d.h. in einem Behälter, dessen einer Teil
durch Festland, der andere dagegen durch Wasser ‚ausgefüllt wird,
unterzubringen; auch ein Insularium, nämlich ein Aquarium mit einer
Insel, kann hiezu verwendet werden. Auf alle Fälle muß aber der
Wasserteil ziemlich tief und mindestens ebenso groß als der Landteil
und letzterer mit vielen Spalten und Schlupfwinkeln zum Verbergen
des Tieres versehen sein; desgleichen ist auch der Boden im Wasser
mit einigen größeren, möglichst unebenen Steinen oder Felsbrocken
zu belegen, da sich die Gefangenen unter diesen sehr gerne und oft
halbe Tage lang verkriechen. Nur unter solchen, ihren Lebensgewohn-
heiten entsprechenden Verhältnissen werden sich die Tiere behaglich
und wohl befinden. — Die Art ist ziemlich fruchtbar, da sich die An-
zahl der Eier eines Geleges oft bis zu 20 beläuft.
739
Colubridae.
2. Tropidonotus tessellatus: Scutum frontale antice vix dilatatum ;
praeocularia 2—3, postocularia 3—4. Scuta supralabialia 8,
quarto fere solo subposito ; squamarum series 19. — Long.
80—IIO ccm.
Typus: Supra flavo-fuscus aut olivaceus, maculıs nigrescentibus al-
var.
var.
var.
var.
var.
var.
ternis parum conspicuis per series quatuor dispositis ; subtus flavo-
nigroque variegatus ; pracocularıbus binis, postocularibus tribus.
Coronella tessellata Laur. Synops. reptil. pag. 87, 188 (1768). —
Coluber tessellatus Bonnat. tabl. encycl. meth. Erpetol. Oph.
pag. 60, 164 (1780). — ?Coluber hydrophilus Lindacker Syst.
Verz. d. böhm. Amph. in Abh. d. k. böhm. Ges. d. Wiss. I, pag. I23, 3
(1791). — Natrix tessellatus Merr. Syst. amphib. pag. 136,
144 (1820). — Coluber viperina Bendiscioli Monogr. serpent.
Mantov. pag. 423 (1826). — Tropidonotus tessellatus Wagl.
nat. Syst. d. Amphib. pag. 179 (1830). — Tropidonotus viperi-
nus Schleg. Essai phys. serp. II, pag. 325, tab. XII, fig. 14, 15. partim
(1837). — Natrix viperina de Betta Catal. syst. rer. natur. I],
pag. 2ı (1853). — Tropidonotus tessellatus subspp. Lau-
renti Bedrg. Amph. u. Rept. Griechl. Bull. Soc. nat. Mosc. pag. 143, b
(1882).
a) Supra maculis plus minusve obsoletis fere concolor.
Tropidonotus elaphoides Brandt Note s. quatre nouv. serp.
Bull. sc. Ac. imp. Petersb. III, no. 16, pag. 244, I (1838). — Tropido-
notuws tessellatus war. concolor Jan. Ennumer Fsehwor
Potamoph. pag. 20 (1864).
b) Lateribus sguamis flavidis aut rubescentibus cum maculis ni-
gris alternantibus aut permixtıs.
Tropidonortus tessellatus” var "rub’ro- mac Frorsiuss
Dürig. Deutschl. Amph. u. Rept. pag. 299, 4 (1897).
c) Supra fusco-olivaceus, subtus medio saltem niger, lateribus
rubro-tessellatis.
Coluber gabinus Metaxa Monogr. d. Serp. Roma pag. 31, fig. I, *
a, b (1823). — Natrix gabina Bonap. Iconogr. d. Fauna ital. (1832).
d) Supra et subtus nigrescens vel ater, maculis omnibus fere
aut plane obsoletıs.
Natrix torquata var. nigrescens de Betta Catal. syst. rer.
natur. pag. 22 (1853).
e) Supra albido-flavescens, maculıs atris seriatis, dorsalibus non-
numquam transverse connexis,; pupilla et lingua rubra.
Tropidonotus tessellatus var. flavescens Wern. Verh.
d. zool. bot. Ges. Wien, XLI, pag. 766 (I18gı).
f) Scutis praeocularıbus tribus, postocularibus guatuor.
Coluber hydrus Pall. Reise d. versch. Prov. d. russ. Reich. I, pag.
459 (1771). — Coluber ponticus Pall. Zoogr. rosso-asiat. III,
pag. 38. (18121, -Coluber scutatus var. $ Pall.l. ce. pag. 39,20, 32
(1811). — Enhydris caspius Oken Lehrb. d. Naturg. III, pag. 232
(1816. — Natrix hydrus Merr. Syst. Amphib. pag. 127, 135 (1820).
— Tropidonotus hydrus Eichw. Zool. spec. Ross. u. Polon.
III, pag. 172, 2 (1831). — Coluber scutatus Menttr. Catal. rais.
obj. Zool. rec. d. voy. Cauc. pag. 69, 232. part. (1832). — Coluber reti-
culatus Menetr. l.c. pag. 7I, no. 237 (1832), — Coluber Mura-
vievii Dwig. Nat. Hist. Russ. Emp. Amph. pag. 24, 57 (1832). — Co-
luber griseus Dwig.l.c. pag. 26, 63 (1832). — Tropidonotus
Tropidonotus. 731
scutatus var. elaphoides Eichw. Fauna casp. cauc. pag. 137
(1841). Tropidonotus angusticeps Blyth. Journ. As. soc.
Beng. XXIII, pag. 295. part. (1855).
juv. Supra albescens vel pallide testaceus, maculis atris valde distinctis,
pileo nigro-picturato ; subtus albidus, nigro-tessellatus.
Tropidonotus tantalus Eichw..Zool. spec. Ross. et Polon. III,
pag. 173, 5 (1831). — Tropidonotus gracilis Eichw. Il. c. pag.
173, 6 (1831).
Der Körper ist mäßig schlank, in der Mitte kaum verdickt,
durch starke Zusammendrückung von den Seiten deutlich höher als
breit, auf der Unterseite schwach gewölbt. Der stets deutlich gesonderte
Kopf ist sowohl in seiner Gestalt, als auch namentlich in der Bildung
des Frontalschildes nach dem Alter manchen Veränderungen unter-
worfen. Bei eben ausgekrochenen Exemplaren ist er im Ganzen
mehr länglich elliptischh nach vorn
nicht sehr stark verschmälert, mit
ziemlich breit gerundeter Schnauze,
bei älteren Stücken hingegen sehr
gestreckt, verlängert ei- oder fast
herzförmig, hinten am breitesten, nach
vorn zu stark und ziemlich gerade
zugespitzt verschmälert, so daß — mit
Ausnahme ganz junger Tiere — diese
Schlange an der länglich dreieckigen
Kopfform von allen Verwandten schon
auf den ersten Blick zu unterscheiden
ist. Die etwas schief von oben nach
außen und unten abfallenden Kopf- alt
seiten sind flach oder höchstens vor —— Sı23
den Augen kaum merkbar vertieft. Eis.,140.
Die Schnauzenkante ist verrundet, die
srolen, kreisformigen Augen,sind: von, u. unssnitze Jon inten B-von
oben ganz sichtbar. Der verhältnis- ee
mäßig dünne und fein auslaufende
Schwanz ist ziemlich deutlich abgesetzt, kurz, etwa ein Fünftel der
ganzen Körperlänge betragend, sein Ende oft mit drei bis vier spitzen,
von einander durch deutliche Längsfurchen getrennten Schuppen
versehen.
In der Beschilderung des Kopfes ist diese Schlange manchen
Veränderungen unterworfen, welche mitunter als. spezifische Ver-
schiedenheiten aufgefaßt werden, eine Annahme, die aber um so
weniger statthaft erscheint, als diese Abweichungen, wie ich mich
durch Untersuchung zahlreicher Exemplare überzeugt habe, nicht
einmal an bestimmte Standorte oder Altersformen gebunden sind, oft
nur an einer Seite des Kopfes auftreten und auch nicht von ander-
weitigen Merkmalen konstant begleitet werden.
Die erste Tendenz zur Veränderlichkeit finden wir bereits am
Rostrale, das bei Vergleichung eines bedeutenden Materiales so
viele Verschiedenheiten zeigt, daß etwas allgemein Gültiges über
seine Hauptform kaum gesagt werden kann. Sehr seltene Fälle
Tropidonotus tessellatus Laur.
732 Colubridae.
ausgenommen, ist es jedoch schwach gewölbt, quer, seine Breite die
Höhe sehr deutlich überwiegend, unten flach ausgerandet. Seine an
das erste Supralabiale stoßenden Seiten sind ziemlich gerade, an
ihrem oberen Ende mit gut ausgesprochenem Winkel; alle anderen
Seiten hingegen sind in der Regel sehr undeutlich, indem die übrigen
Winkel gewöhnlich äußerst stumpf oder auch ganz verrundet sind,
so daß die an die Nasalia und Internasalia stoßenden vier Nähte von
vorn betrachtet, meist in eine ziemlich zusammenhängende Bogen-
linie verfließen, die nach hinten bald sehr stumpf zugespitzt, bald aber
auch fast gerade abgestutzt erscheint und von der Oberseite des
Kopfes gewöhnlich gut sichtbar ist. Die Internasalia stellen im All-
gemeinen zwei ziemlich rechtwinkelige, an der vorderen Spitze
häufig abgestutzte Dreiecke dar, deren äußere, oft bogige Seite
immer die längste ist. Die Präfrontalia sind gewöhnlich nicht be-
deutend länger, als die Internasalia und der Ouere nach so ziemlich
gleich breit. Das mäßig große Frontale ist so lang oder etwas kürzer
als eine Entfernung von der Schnauzenspitze, im Ganzen ziemlich
gleichbreit, mit geraden oder nur ausnahmsweise schwach bogigen
Rändern, in der Jugend nicht selten nach vorn und rückwärts ziemlich
gleichmäßig, ja nach hinten manchmal sogar etwas mehr erweitert,
ım Alter jedoch nahezu parallelseitig oder nur wenig nach vorne ver-
breitert. Die ziemlich großen und viel längeren Parietalia sind drei-
eckig, nach hinten ziemlich stark verschmälert, mit gewöhnlich etwas
schief nach innen abgestutztem Hinterrande. Die Supraokularia
sind etwa über halb so breit als das Frontale, nach rückwärts in der
Jugend weniger, im Alter mehr erweitert, über den Augen sehr deut-
lich und ziemlich stark ausgerandet. Das Nasale ist doppelt so lang
als breit, ziemlich gleich hoch, das erste Supralabiale nach hinten
stark überragend, bald vollkommen, bald unvollkommen oder auch
gar nicht geteilt, das etwas hinter die Mitte gerückte Nasenloch dem
Oberrande genähert. Das in seiner Form äußerst veränderliche
Zügelschild liegt bei normalen Stücken dem zweiten und dritten
Supralabiale auf. Am unbeständigsten ist jedoch die Zahl der vorderen
und hinteren Augenschilder: typische Exemplare haben in der Regel
zwei Prä- und drei Postokularia, doch gibt es auch Stücke, bei denen
drei vordere und vier hintere Okularia vorkommen, was namentlich
bei südrussischen Formen normal zu sein scheint, daher auch zur Ab-
trennung derselben als eigene Art unter
dem Namen Tropidonotus hydrus Veran-
lassung gab. Da übrigens außer dieser Ver-
schiedenheit in der Zahl der Augenschilder
zwischen echten Zessellatus und hydrus
Fig. 150. durchaus kein Unterschied besteht, und auch
Tropidonotus hydrus Pal. Dei Stücken von anderen Standorten die Zahl
der Okularen, oft nur einerseits, oft auch
auf beiden Seiten vergrößert erscheint!), so dürfte eine spezifische
Trennung beider Formen um so weniger statthaft sein, als diese Art
\) So besitze ich beispielsweise Exemplare aus Illyrien, bei denen die Zahl
der Postokularia auf einer Seite bis zu fünf erhöht ist.
Tropidonotus. 733
in der Beschilderung des Kopfes überhaupt sehr veränderlich ist. Von
den Präokularen ist das oberste stets das größte und als dreieckige
Platte bald mehr, bald weniger, aber niemals stark auf den Pileus
übergebogen; die Postokularen sind entweder untereinander ziemlich
gleich groß, oder nach oben hin deutlich vergrößert. Das Temporale
ist groß, länglich am Außenrande der Parietalia gewöhnlich noch von
zwei größeren, schuppenartigen Schildchen gefolgt. Supralabialia
sind in der Regel acht, ausnahmsweise sieben, vorhanden, das Auge
im ersten Falle größtenteils dem vierten, im letzteren Falle dem
dritten Lippenschilde aufliegend. Von den neun bis zehn Sublabialen
berühren die vier oder fünf ersten die Inframaxillaren, deren hintere
gewöhnlich länger, ziemlich stark divergierend und häufig durch
dazwischen geschobene Schuppen voneinander getrennt sind. Die
Körperschuppen sind mittelgroß, von länglich lanzettlicher Gestalt,
nach unten zu stark vergrößert, in neunzehn Längs- und nicht sehr
schiefe Querreihen geordnet; sie sind mit ziemlich scharfen Kielen
versehen, die am Schwanze zu deutlichen Längsreihen zusammen-
stoßen. Die Anzahl der Bauchschilder beträgt gewöhnlich etwas über
160 (148 bis 197), die der Schwanzschilderpaare meist etliche 60
(48 bis 86). Die Länge des erwachsenen Tieres erreicht höchstens
120 cm, soll aber nach Erhard auf den Cycladen oft bis zu 2m
ansteigen.
Obwohl tessellatus in Zahl und Bildung der Kopfschilder sehr
veränderlich ist, so zeigt sich die Art doch in Färbung und Zeichnung
ziemlich beständig, und kommen in dieser Richtung nur geringe Ver-
schiedenheiten vor. Frisch ausgekrochene Tiere zeigen eine fast weiß-
liche oder nur schwach ins Graue oder lichte Gelbbraun ziehende
Grundfarbe, und sind am Kopfe mit sehr veränderlichen schwarzen
Zeichnungen und Flecken versehen, die übrigens meistens schon in
ziemlich kurzer Zeit verschwinden. Vom Hinterrande der Parietalia
entspringen in schiefer Richtung von innen nach außen divergierend,
zwei meist allmählich etwas breiter werdende schwärzliche Streifen, die
bis gegen die Mundwinkel hinziehend sich daselbst oft in einen läng-
lichen, nach rückwärts gerichteten Flecken fortsetzen. Diese Nacken-
zeichnung ist auch im Alter fast immer noch ziemlich deutlich, ob-
wohl sie dann wegen der dunkleren Grundfärbung nie mehr so scharf
abgehoben erscheint, wie in der Jugend. Gleich hinter dem Kopfe be-
ginnen vier Reihen abwechselnd gestellter, rundlicher oder unregel-
mäßig viereckiger schwärzlicher Flecken, deren mittlere oft in schiefe
Querbinden zusammenfließen, während die seitlichen und viel größeren
senkrecht gestellt sind; die letzteren sind, wenigstens in der Jugend,
meist bis an das Schwanzende deutlich ausgeprägt, während die
ersteren in der Regel im Laufe des Schwanzes verschwinden. Bei
älteren Stücken ist die Grundfarbe gewöhnlich lederbraun oder grau-
gelb, geht aber durch Ölbraun und dunkel Olivenfarben ausnahms-
weise sogar bis ins Schwarze über. In dem Maße, als sich die Grund-
farbe verdunkelt, werden meistens auch die Flecken undeutlicher,
so daß sie bei älteren Individuen oft nur mehr durch schwärzliche
Ränder oder Anflüge der Schuppen schwach angedeutet erscheinen.
Übrigens kommt es nur selten vor, daß jede Spur von schwarzen Zeich-
734 Colubridae.
nungen gänzlich fehlt, und die Tiere, abgesehen von Alter und Grund-
farbe, auf der Oberseite vollkommen einfarbig sind. Die zwischen den
senkrechten Seitenflecken befindlichen Schuppen sind nicht selten
mehr oder weniger gelb oder rötlich gefärbt, und stoßen mitunter zu
ziemlich deutlichen, mit den schwarzen Flecken alternierenden oder
teilweise vermengten Querbändern zusammen. In seltenen Fällen
sind die Seiten mit weißen Punkten und Ouerlinien versehen (var. albo-
lineata Bonap.) und noch seltener kommt es vor, daß der ganze Körper
mit zahlreichen weißen Punkten besäet ist, welche seitlich in kurzen
Ouerreihen stehen, während sie oben zu zwei kontinuierlichen Supra-
ciliarstreifen zusammenstoßen (var. decipiens De Betta). Die Unter-
seite ist immer hell und dunkel gewürfelt, wobei bald die eine, bald
die andere Farbe vorherrschen kann. Kopf und Kehle sind übrigens
stets weißlich, ungefleckt, während im Verlaufe des Halses bald früher,
bald später, schwarze Flecken auftreten, die namentlich in der Mittel-
linie des Körpers immer größer und zusammenfließender werden, so daß
die hintere Hälfte der Unterseite und besonders der Schwanz in den
meisten Fällen wenigstens in der Mitte breit zusammenhängend
schwarz gefärbt erscheint, und die ursprüngliche Grundfarbe des Unter-
leibes bis auf die an den Schilderseiten stehenden Flecken, ja nament-
lich am Schwanze, oft auch ganz verdrängt wird. Bei ganz jungen
Tieren sind die hellenStellen der Unterseite stets weißlich, bei älteren
Stücken jedoch geht das anfängliche Weiß der Kehle und des Kopfes
nach rückwärts bald in gelb, orange oder selbst ins Rötliche über, auf
diese Weise eine namentlich längs der Bauchseiten oft sehr lebhafte
Würfelzeichnung bildend. Dort, wo die Seitenränder der Bauch-
schilder mit der untersten Schuppenreihe zusammenstoßen, zeigen
einzelne von ihnen sehr häufig einen schwarzen, meist auch die be-
nachbarte Schuppe teilweise umfassenden Flecken; da diese Flecken
gewöhnlich in ziemlich regelmäßigen Abständen aufeinander folgen,
so bilden sie bei jungen Tieren oft eine sehr ausgesprochene Längs-
reihe, während sie bei älteren Stücken meist mit den seitlichen Körper-
flecken zusammenfließen. Bei Individuen mit schwärzlicher Grund-
farbe — die übrigens nur selten vorkommen — ist auch die Unter-
seite vorherrschend schwarz, indem hier die hellen Würfelflecken
nur vereinzelt, meist in zwei unterbrochenen Längsreihen, auftreten,
die erst gegen den Hals zu häufiger werden und zu zwei kontinuier-
lichen Seitenbändern verfließen. Doch ist selbst bei solchen Stücken
die Zeichnung der Oberseite gewöhnlich noch in Spuren bemerkbar,
und kommen vollkommen einfarbige, tief schwarze Stücke im All-
gemeinen nur äußerst selten vor; häufiger sind dagegen leukotische
Tiere (var. flavescens Wern.), bei denen die Oberseite hell lehmgelb,
ja oft nahezu weißlich gefärbt ist und die schwarzen Flecken sehr
scharf hervorstehen. Die Unterseite ist weißlich, mit einer Längsreihe
schwarzer Makeln in der Mitte und mit lebhaft zitronengelbem Anflug
auf der Seite der Ventralen. Diese Varietät, welche übrigens als
Albino an den roten Augen und der ebenso gefärbten Zunge sofort zu
erkennen ist, habe ich stets nur aus Dalmatien erhalten.
Wegen ihrer fast ausschließlich aus Fischen bestehenden Nahrung
lebt diese Schlange in der Regel nur an klaren Gewässern, daher sie
Tropidonotus. 735
vorzugsweise am Ufer von Bächen, Flüssen, Seen und Teichen, sowie
auch am Meere angetroffen wird, wo sie unter ganz gleichen Ver-
hältnissen wie die vorige Art ihren Wohnsitz aufschlägt. Obwohl
auch am Lande gerade nicht langsam, entwickelt sie ihre eigentliche
Beweglichkeit doch erst im Wasser, in welchem sie mit großer Eleganz
und Schnelligkeit zu schwimmen und zu tauchen versteht; abweichend
von den anderen: Arten ihrer Gattung klettert sie auch gerne und
gut und habe ich sie mitunter schon in den Kronen von am Ufer
stehenden Bäumen angetroffen. Sie ist sanften und gutmütigen
Charakters und sucht sich der Gefangennahme wohl kaum jemals
durch Beißen, selten sogar durch Entleerung ihres Unrates zu ent-
ziehen.
Die ihr zur Nahrung dienenden Fische werden entweder gejagt,
oder von der ruhig im Wasser liegenden Schlange im Vorbeischwimmen
durch plötzliches Zufahren gewöhnlich in der Körpermitte erfaßt,
mitunter wohl auch unter Steinen hervorgeholt; kleinere Fische
werden meistens sofort verzehrt, größere oder schlecht, z.B. am
Schwanz erfaßte und infolgedessen stark zappelnde, regelmäßig aufs
Trockene getragen. Mitunter sollen auch Kaulquappen und Frösche,
ja manchmal selbst junge Kröten und Wasserspitzmäuse gefressen
werden.
Nach Veith pflegen sich die Würfelnattern im Frühjahre weit
weg vom Wasser an einzelnen Orten zum Zwecke der Paarung in
großen Mengen (I50—200) zu versammeln und erst nach beendetem
Fortpflanzungsgeschäft das Wasser aufzusuchen; da sie in dessen
Nähe auch im Herbste nur selten, häufig dagegen entfernt davon
gefunden werden, so scheinen sie den Winter ebenfalls unter letzteren
Verhältnissen zuzubringen.
Die Eier werden Ende Juli oder Anfangs August in der Zahl von
5—25 unter Steinen oder Genist, in Mauer- und Felsspalten u. dergl.
abgelegt; befinden sich am Wohnort der Schlangen Gerbereien, so
wird mit Vorliebe die Lohe als Legestätte benützt. Die etliche 30 mm
langen und etwa 20 mm dicken Eier sind weiß und walzig, einzelne
durch eine schwache Einschnürung in der Mitte auch etwas mehr
bohnenförmig. Sie hängen frisch gelegt manchmal noch in Klumpen
zusammen und auch die meist im September auskriechenden Jungen
werden oft, namentlich unter größeren am Ufer liegenden Steinen,
zu Haufen ineinandergeknäult, noch neben den verlassenen Eihüllen
angetroffen. Manchmal findet noch eine zweite Vereinigung der Ge-
schlechter im Spätsommer statt und Werner erzählt einen Fall,
daß ein Weibchen, das sich im September gepaart hatte, den darauf-
folgenden Juli Eier legte.
Als eigentliche Heimat dieser Schlange dürften die Kaukasus-
länder zu betrachten sein, in denen sie noch gegenwärtig ganz außer-
ordentlich häufig ist; von hier scheint sie dann durch Südrußland
nach Mittel- und über Kleinasien und die Balkanhalbinsel nach Süd-
europa gekommen zu sein, so daß sie in fortschreitender Wanderung
ihren Verbreitungsbezirk im Laufe der Zeiten allmählich von der
Westküste des Kaspisees bis an den atlantischen Ozean ausgedehnt
hat. Von Südrußland und der Balkanhalbinsel kam sie dann offenbar
73 6 Colubridae.
zuerst nach Österreich-Ungarn, woselbst sie nur in Oberösterreich und
Salzburg fehlt, und von hier aus durch Oberitalien und die südliche
Schweiz schließlich bis in das mittlere Frankreich. Auf der Apenninen-
Halbinsel hat sie sich übrigens erst im Norden recht heimisch gemacht,
während sie in den anderen Teilen Italiens weit seltener, und auf den
dazu gehörenden Inseln gar nicht vorkommt; die Pyrenäische Halb-
insel hat sie noch nicht erreicht, dagegen ist sie von Frankreich
längs der Mosel bis in die Lahngegenden und von Koblenz den Rhein
aufwärts südlich bis Bingen vorgedrungen, von wo aus sie auch noch
in das Tal der Nahe einwanderte. Der Umstand, daß diese Art an
dem genannten Stücke des Mittelrheines besonders um Ems häufig
ist, hat mitunter die Ansicht auftauchen lassen, daß dieselbe eben-
falls von den Römern in das ihnen schon bekannte Bad gebracht
worden sei; doch haben wir gezeigt, daß die Schlange diesen Ort auch
auf ganz natürlichem Wege erreicht haben kann und beweist übrigens
noch ein bei Diez an der Lahn in einer mit Löss ausgefüllten Dolomit-
spalte gemachter Knochenfund, daß das Tier schon in vorhistorischer
Zeit in dieser Gegend gelebt hat. — Ins Gebirge geht Zessellatus nicht
hinauf. “
Gefangene werden bald zahm, sind in derselben Weise wie die
vorige Art zu behandeln und halten bei entsprechender Pflege jahre-
lang aus; wegen ihrer Vorliebe zum Klettern empfiehlt es sich, auch
etwas Astwerk in den Käfig zu geben.
3. Tropidonotus natrix: Scutum frontale antice subdilatatum ; prae-
oculare 1, postocularia 3, suwpralabialia 7, tertio guartogue oculo
subpositis ; sgquamarum series 19. — Long. I—2 m.
Coluber natrix Linne Mus. reg. Ad. Frid. I, pag. 27 (1754). — Na-
trix vulgaris Laur. Synops. reptil. pag. 75, 149 (1768). — Coluber
helveticus Bonnat. tabl. encycl. meth. Ophiol. pag. 5I, 134 (1780). —
Coluber bipes Gmel. Linne Syst. nat. I, pag. 1099 (1788). — Co-
luber tyrolensis Gmel. l. c. pag. ıIo2 (1788). — Coluber
helvetus Donnd. Zoolog. Beitr. III, pag. 207, 33 (1798). — Coluber
vulgaris Razoum. Hist. nat. Jor. I, pag. 121, 26 (1789). — Coluber
torquatus Lacep. Hist. nat. quadrup. ovip. et d. Serp. pag. 100 u. 147
(1789). —Coluber bipedalis Bechst. in Lacep. Naturg. d. Amphib.
IV, pag. 174, 30 (1802. —Coluber scopolianus Daud. hist. nat.d.
reptil. VIII, pag. 328 (1803). — Coluber; minutus Pall. Zoogr.
rosso-asiat. III, pag. 41, 36. juv (ISıı). — Natrix torquatus Merr.
Syst. amphib. pag. 124, 123 (1820). — Natrix hybridus Merr.l.c.
pag. 125, 124 (1820). — Tropidonotus natrix Boie Isis XIX,
pag. 206 (1826). — Tropidonotus hybridus Boie Isis XX,
pag. 534, 4 (1827). — Natrix torquata Bonap. Iconogr. Fauna ital.
(1834).
Typus: Supra cinereus vel griseo-olivaceus, maculis alternis nigris
per series 4—6 dispositis, occipite ad latera macula transversa
alba aut flavescente pone nigro-limbata,; subtus albo-nigrogue
varius.
var. a) Ut supra, sed abdomine nigrescente.
Natrix gronoviana Laur. Synops. Rept. pag. 75, I5o (1768). —
Coluber gronovianus Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. ııor (1790).
— Coluberarabicus Gmel.l.c.pag. 1102, 23441790, — Coluber
gronovius Bechst. in Lac&p. Naturg. d. Amphib. IV, pag. 175, 31,
tab. 26, fig. I (1802).
var.
var.
var.
var.
var.
var.
var.
var.
MAR:
var.
var.
var.
var.
Tropidonotus. 237
b) Supra cinereus, maculis magnis fuscescentibus distinctissimis.
(Eur. mer.)
c) Supra cinereus, cinnamomeo-fuscescens aut nigrescens, ma-
culis magnis atris in fascias transversas interdum confluentibus ;
macula occipitali alba obsoleta. (Eur. merid.)
Coluber viperinus Metaxa Mongr. Serp. Roma pag. 34 (1823).
— Coluber siculus Cuv. Regne anim. II, pag. 84 (1829). — Na-
trix sicula De Betta Catal. sist. Rett. Eur. pag. 22 (1853). — Tro-
pidonotus natrix var. nigro-torquata Ninni Sulle var.
Tropid. natr. Ven. '‘Atti Soc. It. Sc. nat. XXIII (1880). — Tropido-
notus natrix var. fasciatus Dürig. Deutschl. Amph. u. Rept.
pag. 278, 5, part. (1897).
d) Supra cinereo- fuscescens, maculis atris regularibus maximis
alternis ber series tres dispositis (Corcyra).
e) Supra griseus, lateribus irregulariter nigro-varregatis ( Aust.)
f) Supra cinereus vel sordide olivaceus, maculis lateralibus in
fascias transversas perpendiculares connexis (Eur. mer.)
g) Supra griseus aut cinereo-fuscescens, maculis omnibus an-
gustis transversa elongatis (Eur. mer.)
h) Supra cinereus vel sordide olivaceus, maculıs fere ommibus in
annulos transversos plus minusve conjunctis ; collare plerumgque
obsoleto (Corsica, Sardın.).
Natrix Cetti Gene Synops. reptil. Sardin. indig. Mem. reale acad.
sc. Tor. ser. 2, I, pag. 18, XII, fig. ı (1839), — TropidonotusCetti
Leunis Synops. d. Tierr. pag. 328 (1860). — Tropidonotus na-
ans var kasichat us Düne, le 02pari (1897).
i) Supra-fusco-olivaceus aut cinnamomeus, maculis dorsalibus
magnıs rhombeis, lateralibus alternis verticaliter elongatis ; col-
lare obsoleto (Eur. mer.).
k) Supra fusco-griseus, maculis parvis distinctissimis per series
sex dispositis. (Austria).
l) Supra griseus, nigro-maculatus striolisgue albis creberrimis
sparsus. (Illyria).
m) Supra fusco-griseus vel nigrescens, punctis striolisque cinereis
vel fusco-flavidis creberrimis picturatus; collare interdum ob-
soleto.
Tropidonotus sparsus Schreib. Herpetol. europ. I, pag. 243
(1875).
n) Supra cinereus vel sordide olivaceus vel cinnamomeus, aut
concolor, aut maculis parvis rarioribus plus minusve obsoletis.
(Hercegov. Ross. mer).
Coluber ponticus Pall. Zoogr. rosso-asiat. III, pag. 38, 3ı (I8ı1).
— Tropidonotus natrix v. concolor Müll. Verhand. nat.
Ges. Bas. VII, pag. 681 (1855).
0) Supra concolor cinereus aut fuscescens, collare maculisque
omnino nullis (Hispan.)
Tropidonotus natrix var. astreptophorus Seoane Ident.
Lac. Schreib. y. vir. pag. 15 (1884).
Schreiber, Herpetologia europaea. 47
738
var.
var.
var.
var.
var.
var.
var.
var.
var.
Colubridae.
p) Supra griseus, nigro-maculatus, lineis albis aut flavidis per
totam corporis longüudinem decurrentibus.
Coluber'’persa.-Pall:l.c..pag. 41, 35 (181T)..— T.ro pid on0%05
Oppelii Boie Isis XX, pag. 534, 2 (1827). — Coluber, natrız
var. dalmatinus Schinz Naturg. u. Abbild. d. Reptil. pag. 144,
tab. 58, fig. ı (1833). — Coluber bilineatus Bibr. Bory Exped.
scient. Mor. pag. 73, 22, tab. XIV, fig. 2 (1836). — Natrix torquata
var. murorum Bonap. Amph. eur. pag. 54 (1839). — Tropido-
notus persa Eichw. Fauna casp. cauc. pag. 132, tab. XXI, fig. 1—3
(1842). — Tropidonotus natrix var. subbilineata Jan
Ennum sist. Potamoph. pag. 8 (1864).
q) Supra griseus, albo-bilineatus, maculis nigris minimıs ; subtus
albus, scutis regulariter atro-limbatis.(Ins. Jon.)
r) Supra obscure olivaceus, maculis atris plus minusve obsoletis,
lineis pallescentibus binis minus conspicurs, collare non num-
gquam vix distincto.
s) Supra nigrescens aut ater, punctis albis in series duas per
corporis longitudinem dispositis ; collare plus minusve obsoleto.
( Dalmat.).
t) Ut supra, sed lineis albescentibus aut flavidis continuis et
distinctissimis. (Dalmat. Graec. Ross. mer.)
Tropidonotus persicus Eichw. Zool. spec. Ross. et Polon. III,
pag. 173, 7.(1831). — Tropitonotus natrix var. bilineata Jan
l. c. pag. 8 (1864). — Tropidonotus natrix var. moreoti-
cus Bedrg. Amph. u. Reptil. Griechl. Bull. Soc. nat. Mosc. pag. 140, 3
1(882).
u) Supra niger, punctis parvis lacteis irregularıter sparsus ;
collare plus minusve obsoleto.
Tropidenotus ater Eichw. l. c. pag.. 173, 44(1832) 2 Top
donotus natrix var. niger Demid. Voyage d. la Russ. mer.
pag. 350, tab. II (1840). — Tropidonotus natrix var. pic-
turata Jan l.c. pag. 8 (1864).
v) Supra nigrescens aut ater, squamis lateralibus striolis albıs
interdum per longitudinem confluentibus (Ross. mer.).
Tropidonotus natrix var. colchicus Demid. l.c. pag. 350,
tab12,, Ho 1 (840).
w) Supra atro-fuscus, concolor, collare plerumgue subobsoleto.
(Illyr. Hispan.).
x) Supra et subtus ater, concolor, collare plerumque indistincto.
Gorlinprer zsenurta tiusy Pall, Reise, dyversch. Brov..d. muss. DReiense,
pag. 459, 17 (1771). — Coluber Aesculapii fem. Sturm Deutschl.
Fauna III, 2. Heft, c. fig. 2 (1799). — Coluber niger Dwig. Nat.
Hist. Russ. Emp. Amph. pag. 27, no. 66 (1832. — Natrix torquata
var. minax Bonap.l.c. pag. 54 (1839), — Tropidonotus scu-
tatus Eichw. Fauna casp. cauc. pag. 135, tab. XXIII, fig. ı, 2 (1842).
— Tropidonotus natrix var. nigra ]Janl.c. pag. 8 (1864).
— Tropidonotus fallax Fatio Vertebr. Suisse, III, pag. 153
(1872).
Der Körper ist gestreckt, ziemlich dick, von den Seiten merklich
zusammengedrückt, mit stark gewölbter Unterseite. Der in der Jugend
mehr, im Alter weniger deutlich gesonderte Kopf ist ziemlich groß,
bei eben ausgekrochenen oder sehr jungen Stücken von länglich
Tropidonotus. 739
elliptischer Gestalt, bei älteren Exemplaren aber von hinten nach
vorn allmählich verengt, bei sehr großen Stücken nach rückwärts
breit dreieckig erweiterbar mit gerundet abgestutzter Schnauze. Seine
Oberseite ist in der Jugend fast vollkommen platt, bei älteren Tieren
hingegen schwach von hinten nach vorn und abwärts gewölbt, im
ersteren Falle mit fast senkrechten, im letzteren mit etwas schief
nach außen abfallenden Seiten. Die Zügelgegend ist höchstens vor
den Augen kaum merkbar vertieft, die Schnauzenkante daher fast
vollkommen verrundet. Die großen rundlichen Augen sind von oben
größtenteils sichtbar, der ziemlich dünne und spitz auslaufende
Schwanz ist nicht abgesetzt, mittellang, etwa ein Fünftel der ganzen
Leibeslänge betragend. Die Länge des ausgewachsenen Tieres beträgt
I—2m.
Das Rostrale ist gewölbt, quer, bedeutend breiter als hoch,
über dem Munde deutlich ausgerandet, mit allerseits sehr stumpfen
Winkeln, von oben in der Jugend
weniger, im Alter etwas besser sichtbar. |
Die Internasalia sind breiter als lang, (/
ebenfalls quer, im Allgemeinen von etwa \,.
dreieckiger oder trapezischer Form, mit
bogiger Außenseite, etwa um ein Viertel
kürzer als die Präfrontalia. Das Fron-
tale ist ziemlich groß und breit, etwa
so lang als seine Entfernung von der
Schnauzenspitze, mit in der Jugend fast £
parallelen, im Alter nach vorn schwach \%
divergierenden Seiten, vorn mit äußerst
stumpfem oder fast‘ undeutlichem
Winkel, hinten als mäßige Spitze
zwischen die etwas längeren Parietalia
eingeschoben. Diese sind von mäßiger
Größe, nach hintenziemlich verschmälert,
am Ende mehr oder weniger abgestutzt, Fig. 151.
seitlich bis gegen das zweite Postokulare Tropidonotus natrix. Linne.
hinabgebogen, am Außenrande nur von a Rostrale.
zwei Schildern begrenzt. Die Supra-
okularia sind länglich, über den Augen meist deutlich aber schwach
ausgerandet, nach rückwärts merklich erweitert. Das das erste Supra-
labiale nur selten überragende Nasale ist länglich, ziemlich gleich
hoch, wenigstens nach unten zu deutlich geteilt, sein vorderer Teil viel
größer als der hintere, das mäßig große Nasenloch ganz nach oben
gerückt. Das Zügelschild ist viereckig, etwas höher als breit, dem
zweiten Supralabiale aufliegend. Das einzige Präokulare ist gut
doppelt so hoch als breit, bei jungen Tieren ganz flach, bei älteren
in der Mitte zwar schwach aber doch deutlich konkav, nach oben
etwas erweitert und als kleines Dreieck auf den Pileus übergebogen.
Die drei Postokularia sind an Größe untereinander meist wenig ver-
schieden, die zwei untersten nach rückwärts von dem sehr großen,
länglichen Temporale begrenzt, das dem fünften bis siebenten Supra-
labiale aufliegt. Auf dieses folgen nach hinten noch zwei größere,
47*
740 Colubridae.
übereinanderstehende, schuppenartige Schilder. ‘ Supralabialia sind
sieben vorhanden, das dritte und vierte unter das Auge gestellt. Von
den zehn Sublabialen berühren in der Regel die sechs ersten die Sub-
maxillaren, deren hintere die vorderen an Länge übertreffen, stark
divergieren und meist durch dazwischen eingeschobene Schuppen von-
einander getrennt sind. Die Körperschuppen sind ziemlich klein,
rhombisch, nach den Seiten bedeutend vergrößert, in Ig9 Längs- und
nicht sehr schiefe Ouerreihen geordnet, ihre Kiele scharf und deutlich.
Die ziemlich weit nach aufwärts umgebogenen Bauchschilder wechseln
von 157 bis Igo, die Schwanzschilderpaare von 48 bis 88.
Bei der außerordentlich weiten Verbreitung dieser Art durch
fast ganz Europa und noch darüber hinaus kann es nicht auffallen
wenn wir bei ihr eine große Menge teils klimatischer, teils lokaler
Varietäten antreffen. So verschieden übrigens auch die einzelnen
Extreme sind, so lassen sich doch all diese mannigfaltigen Formen
durch Übergänge um so leichter verbinden, als diese Schlange in der
Beschilderung des Kopfes ziemlich beständig bleibt.
Bei der Stammform zeigt die Oberseite ein bald ziemlich reines,
bald mehr ins Schieferblaue oder Olivenfarbene ziehendes Aschgrau,
das aber bei den verschiedenen Varietäten durch Braungrau und
dunkel Ölfarben bis ins tiefe Schwarz übergehen kann. Bei süd-
lichen Stücken zeigt die Grundfarbe mitunter einen Stich ins Gelb-
liche oder Bräunliche, der manchmal selbst bis zu brennendem Zımmt-
braun gesteigert erscheint. Die Oberseite des Kopfes ist jedoch
immer dunkler und einfarbig, die seitlichen Okularıa meist etwas
heller, die Supralabialia weißlich, lichtgrau oder hellbräunlich, an
den Nähten mit schwarzen Säumen, die sich gewöhnlich auch auf die
Sublabialia ausdehnen. In der Regel findet sich hinter den Mund-
winkeln nach aufwärts ein meist etwas bogiger, bald schmälerer,
bald breiterer, weißlicher (var. albotorguata Cam.) oder gelblicher
Flecken, der nach vorn zu oft undeutlich wird, nach hinten aber
durch eine meist größere, rückwärts in der Regel etwas verlängerte,
beiläufig dreieckige schwarze Makel fast immer sehr scharf begrenzt
erscheint. Dadurch bildet sich an den hinteren Kopfseiten eine Art
von Halsband, welches nach oben zu durch die dazwischenliegende
Grundfarbe in größerer oder geringerer Ausdehnung getrennt ist,
da die hellen Flecken niemals, die schwarzen hingegen nur ausnahms-
weise so sehr in die Ouere erweitert sind, daß sie in der Mittellinie des
Nackens zu einer zusammenhängenden Binde verfließen. Hinter
dieser für die typischen Stücke sehr charakteristischen Zeichnung
beginnen drei bis sechs Reihen abwechselnd stehender Flecken, deren
Größe und Deutlichkeit übrigens bei verschiedenen Exemplaren
außerordentlich wechselt. Während sie in seltenen Fällen voll-
kommen fehlen oder nur hie und da durch einzelne, dunkel gerandete
Schuppen angedeutet werden, sind sie bei anderen Stücken wieder
sehr scharf und deutlich ausgeprägt, oft untereinander ziemlich
gleichgroß, oft wieder in den einzelnen Reihen von sehr verschiedener
Größe. Die Farbe dieser Flecken ist in der Regel ein ziemlich reines
Schwarz, doch können sie auch eine oft ziemlich ausgesprochene
braune Färbung zeigen, was besonders bei solchen Individuen vor-
Tropidonotus. 741
kommt, bei denen auch der Grundton mehr ins Gelbliche oder Bräun-
liche geneigt ist. Nicht selten fließen auch die nebeneinanderstehen-
den Flecken der Mittelreihe zu größeren schiefen Makeln oder Ouer-
binden zusammen, während anderseits dasselbe auch an den Seiten
des Körpers geschehen kann, wo dann die übereinanderliegenden
Flecken zu ziemlich hohen, senkrecht gestellten Binden verschmelzen;
ja in sehr seltenen Fällen können bei ziemlich großen Flecken die-
selben der Quere nach so sehr erweitert sein, daß sie untereinander
zusammenstoßend sich zu unregelmäßigen, nur hie und da unter-
brochenen breiten Querringen vereinen (Tropidonotus Cetti Gene).
Doch kommt dieses Verfließen der Flecken nur bei südlichen Stücken
vor, und scheint namentlich die zuletzt erwähnte Form ausschließ-
lich auf Korsika und Sardinien beschränkt zu sein; ebenso selten
kommt es vor, daß die Körperseiten mit großen, unregelmäßig mit-
einander verbundenen und verfließenden schwarzen Makeln besetzt
sind. Solche Stücke wurden von Hauptmann Veith in Nieder-
österreich gesammelt.
Bei anderen Varietäten erscheinen außer den bisher genannten
Zeichnungen noch zwei schmale weiße oder gelbliche Binden, welche
hinter dem Kopfe anfangend über die ganze Länge des Körpers
hinziehen, in der Regel die sechste und siebente Schuppenreihe um-
fassend. Doch sind diese Binden meist nur bei heller gefärbten
Stücken scharf ausgesprochen (Tropidonotus persa Pall.), während
sie bei dunkleren Exemplaren im allgemeinen viel schwächer hervor-
treten (Tropidonotus subbilineatus Jan.). Bei einer schwarzen
Varietät dieser Form mit undeutlichem oder fehlendem Halsband
sind die weißen Längsstreifen in dünne Punktreihen aufgelöst. Solche
Stücke kenne ich nur von Metkovich in Dalmatien, woher ich sie
durch die Güte meines Freundes Veith erhielt.
Je mehr sich nun die Grundfarbe verdunkelt und aus Grau
durch ein schmutziges Braun bis ins Schwarze übergeht, desto un-
deutlicher werden auch in der Regel die Flecken, während in dem-
selben Maße gewöhnlich auch das Halsband undeutlicher wird oder
selbst ganz verschwindet, indem zuerst nur der helle Vorderteil
desselben ins Graue oder Bräunliche übergeht, das hintangrenzende
Schwarz aber noch ziemlich deutlich ersichtlich bleibt, bis endlich
die dunkle Grundfarbe die ganze Oberseite gleichmäßig überzieht
(Tropidonotus scutatus Pall.). Doch gibt es auch ziemlich lichte
Stücke mit vollkommen verloschenem hellem Halsband (var. nıgro-
torgquata Camer.), während dasselbe anderseits wieder bei ganz
schwarzen Exemplaren in aller Schärfe vorhanden sein kann, ın
welchem Falle dann gewöhnlich auch die seitlichen Okularschilder
eine gelbliche oder weißliche Färbung zeigen; Stücke von der erst-
genannten Form, welche überdies auch noch gewöhnlich durch sehr
scharfe, oft in Querbinden erweiterte oder zusammenstoßende Flecken
ausgezeichnet sind, wurden von Cuvier als eigene Art unter dem
Namen Tropidonotus siculus beschrieben, und sind vorzüglich ın
Griechenland und Süditalien zu finden.
In seltenen Fällen ist bei sonst normaler Grundfärbung die ganze
Oberseite mit zahlreichen kleinen, meist schmutzig braungrauen bis
742 Colubridae.
\
schwarzen und grauen oder lichtbräunlichen Flecken und Strichen
ganz gleichmäßig gesprenkelt (Tropidonotus sparsus mihi). Solche
Stücke fand ich im südlichen Ilyrien und im Salzburgischen, das
kaiserliche Kabinett in Wien besitzt deren aus Spanien. Die schwarzen
Exemplare zeigen oft auf der ganzen Oberseite zerstreute, milch-
weiße Punkte (Tropidonotus ater Eich w.), oder es sind die unteren
Schuppen an ihren Seitenrändern bald mehr, bald weniger mit weißen
Strichen gesäumt, die bei häufigerem Auftreten öfters zu unregel-
mäßigen Längslinien zusammenstoßen (Troprdonotus colchicus D e -
mid.). — Sehr auffallend sind endlich noch die spanischen Stücke,
welche bei grauer oder bräunlicher Grundfarbe vollkommen flecken-
los sind und keine Spur eines Halsbandes zeigen (var. astreptophorus
Seoane.).
Die Unterseite zeigt sich im ganzen weit weniger veränderlich.
Kopf und Kehle sind hier stets weiß und ungefleckt, welche Fär-
bung auch nach rückwärts auf größere oder geringere Erstreckung
noch vorherrscht. In der Regel erscheinen aber bald hinter dem
Kopfe vereinzelte schwarze Flecken, die gewöhnlich an den Schilder-
rändern stehen, am Halse meistens noch ziemlich schmal sind, nach
rückwärts hingegen zunehmend breiter und auch häufiger werden,
so daß sie endlich in der Mittellinie zusammenfließend die Unter-
seite immer mehr und vorherrschend schwarz färben, so daß von der
hellen Grundfarbe zuletzt nur noch bald größere, bald kleinere,
namentlich an den Seiten stehende Flecken zurückbleiben. Exem-
plare mit ganz einfarbig heller Unterseite dürften wohl kaum vor-
kommen, während das Gegenteil ziemlich häufig, ja bei auch ober-
seits dunklen Stücken sogar gewöhnlich der Fall ist. Bei Tropido-
notus ater zeigen auch die dunklen Makeln der Unterseite milch-
weiße Punkte, während die hellen Flecken schwarz gesprenkelt sind;
bei Tropridonotus colchicus nehmen die Bauchschilder mitunter an
den Seiten eine gelbliche oder. bräunliche Färbung an. Individuen
von den jonischen Inseln sind an der hellen Unterseite durch am
Hinterrande schmal schwarz gesäumte Schilder oft in sehr regel-
mäßiger Weise quergestreift, und bei südlichen Formen soll endlich
das Weiß des Bauches manchmal in Gelb übergehen; doch stehen
mir über die letztere Angabe, da sich selbe nur durch lebende Tiere
nachweisen läßt, keine eigenen Erfahrungen zu Gebote. |
Die Jungen sind von den Alten nur wenig verschieden, indem
sie, mit Ausnahme der melanotischen Formen, in der Regel schon als
Neugeborene die den einzelnen Varietäten zukommenden Merkmale
in kaum geringerem Grade als die erwachsenen Tiere an sich tragen;
nur das Halsband tritt in der Jugend stets merklich schärfer und
auffallender hervor, als im späteren Lebensalter, während sich
dıe Melanose erst Ende des zweiten oder im dritten Lebensjahre aus-
bildet. — Ausnahmsweise kommen auch Albinos vor, welche oben
hell fleischfarben mit rötlichen Körperflecken sind; das Halsband ist
orangegelb, die Unterseite weiß mit rotem Anflug, die Eingeweide
scheinen durch die Bauchdecken blaurötlich durch. Andere derlei
Stücke sind grauweiß, fleischfarben angeflogen und mit milchweißem
Halsband, dessen hintere schwarze Begrenzung verblaßt ist. Die
Tropidonotus. 743
dunklen Nähte der Supralabialen sowie die Bauchflecke sind nur
schattenhaft angedeutet, Augen und Zunge immer rot.
Um schließlich noch einmal auf die Größe zurückzukommen,
welche diese Art erreicht, so nımmt dieselbe im allgemeinen wie bei
den meisten Schlangen nach Süden hin zu, obwohl auch in Mittel-
europa manchmal ganz stattliche Exemplare davon vorkommen,
welche früher bei noch nicht so vorgeschrittener Kultur des Bodens
jedenfalls noch häufiger waren, wie aus verschiedenen Berichten
aus dem vorigen Jahrhundert ersichtlich ist. Wieweit aber diese
Zunahme der Größe geht, kann ziffermäßig leider nicht festgestellt
werden, da viele Reisende wohl von enormen Dimensionen der Ringel-
natter sprechen, ohne jedoch bestimmte Maße davon anzugeben.
Das größte Stück, von dem mir eine wirkliche Messung vorliegt,
stammt von der im OQuarnerischen Meerbusen befindlichen Istria-
nischen Insel Veglia. Am Plateau dieser Insel ist ein einsamer ziem-
lich großer Sumpf, in welchem die betreffenden Tiere jedenfalls ganz
ungestört sind und Gelegenheit haben, ein ebenso hohes Alter als
auch eine demselben entsprechende Größe zu erreichen, da sie, wenn
sie nicht weit von ihrem Standort abschweifen, daselbst bei reich-
licher Nahrung ein ganz unbehelligtes Dasein führen können. Etwa
eine Viertelstunde von dem genannten Sumpfe entfernt führt ein
etwa zwei Meter breiter Weg über die Hochfläche; hier lag nun eine
leider erschlagene kolossale Ringelnatter, welche von ihrem Erleger
über die ganze Breite der Straße ausgestreckt worden war und deren
Gesamtausmaß genau 205 cm betrug. Da derart große Tiere stets
auch an Dicke bedeutend zunehmen, so machen dieselben einen ganz
gewaltigen und wirklich imponierenden Eindruck; möglicherweise
dürften in den südlichsten Teilen des Verbreitungsbezirkes unter
günstigen Verhältnissen noch größere Stücke vorkommen.
Tropidonotus natrix hält sich vorzugsweise an stehenden Ge-
wässern, namentlich an Sümpfen und Mooren, an Wassergräben
und blinden Seitenarmen von Flüssen sowie an mit verschilften Ufern
versehenen Seen und Teichen auf, ist aber in Lagunengegenden
auch am Meeresufer zu finden; obwohl er mitunter selbst bis 2300: m
hoch ins Gebirge hinaufgeht, zieht er doch das Hügelland und die
Ebene vor und ist daher namentlich in ausgedehnten Flußniederun-
gen oft außerordentlich häufig. An den genannten Orten schlägt
die Schlange ihren Wohnsitz im Schilf und Riedgras, unter dem
Wurzelwerk von Uferpflanzen, in am Wasser gelegenen Erdhöhlen
und Mauerwerk u. dgl. auf. Der einmal gewählte Standort wird
meist hartnäckig festgehalten und nur behufs Aufsuchung der Beute
aber gewöhnlich auch nicht auf weitere Entfernung hin verlassen;
sie schwimmt und taucht vortrefflich und gleitet meist an der Ober-
fläche des Wassers mit erhobenem Kopfe in zierlichen Windungen
rasch dahin. Hiebei pflegt sie, um sich leichter zu machen, Luft
einzunehmen, während sie dieselbe beim Tauchen ausstößt. Mit-
unter wird sie auch in großer Entfernung vom Festlande angetroffen
und Strauch erwähnt eines Falles, wo eine Ringelnatter fünf-
undzwanzig Meilen von der Küste Norwegens im offenen Meere ge-
fangen wurde, Wenn auch nicht anzunehmen ist, daß die betreffende
744 j Colubridae.
Schlange diese weite Reise freiwillig unternommen hat, so gibt dies
doch ein Zeugnis für ihre außerordentliche Schwimmfähigkeit ab.
Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Fröschen, von denen
sie wieder die Laub- und Braunfrösche allen anderen vorzieht; da sie
nicht klettert, so fallen ihr die ersteren in der Regel nur im Früh-
jahre, wo sie sich der Paarung halber im Wasser aufhalten, zur Beute,
und aus eben dem Grunde trifft sie zu dieser Zeit auch die letzteren
daselbst an. Außer der Paarungszeit wird auf die Braunfrösche
auf feuchten Wiesen oder im Walde Jagd gemacht, bei welcher Ge-
legenheit man dann die Natter oft weit vom Wasser antreffen kann.
Bei diesen Raubzügen dürfte auch der dem Tiere anhaftende pene-
trante Moschusgeruch eine Rolle spielen, denn da nicht anzunehmen
ist, daß eine im hohen Grase kriechende Schlange von einem daselbst
ruhig hockenden Frosche gesehen wird, letzterer aber doch bei An-
näherung derselben sofort in gewaltigen Sprüngen die Flucht ergreift,
so dürfte ihm das Herankommen seines Todfeindes wohl durch
dessen Geruch verraten worden sein und er infolgedessen in seiner
Kopflosigkeit entsetzt das Weite gesucht haben, während er ruhig
am Platze bleibend.höchstwahrscheinlich nicht entdeckt worden wäre.
Weniger gerne als die obgenannten Tiere werden Wasserfrösche,
noch seltener kleinere Molcharten und jüngere Kröten gefressen, die
übelriechenden und schäumenden Unken dagegen stets verschmäht;
die in den Ausleerungen der Ringelnatter manchmal vorkommenden
Insektenreste stammen wohl aus dem Verdauungskanal der von
ihnen gefressenen Tiere.
Natrix ist wie alle Tropidonotusarten sanften und gutmütigen
Charakters; überrascht, flieht sie womöglich ins Wasser und ergriffen
sucht sie sich wohl kaum jemals durch Beißen, sondern nur durch
heftige Körperbewegungen sowie durch Ausspritzen ihres übel-
riechenden kalkartigen Unrates zu wehren; hiebei verfällt sie nicht
selten in Starrkrampf, wobei sie sich zusammenrollt und oft unter
Aufsperrung des Rachens bis zu einer halben Stunde lang regungslos
und wie tot verharrt.
Sobald die wärmere Jahreszeit herannaht, in Mitteleuropa ge-
wöhnlich im Monate April, kommt die Ringelnatter aus ihrem meist
im Oktober bezogenen Winterlager hervor, das sie häufig, zu größeren
Mengen vereinigt, in Höhlungen des Ufers oder alten Baumstämmen,
unter aufgehäuften Torfschichten, in Düngerhaufen u. dgl. aufge-
schlagen hatte. Bei günstigen Witterungsverhältnissen schreitet sie
dann manchmal gleich zur Fortpflanzung; in der Regel findet aber
die Paarung erst von Mitte Mai bis Juni statt, wobei an hiezu geeig-
neten Stellen mitunter mehrere Paare beisammenliegend angetroffen
werden; ausnahmsweise kommt es noch im Herbste zum zweitenmale
zu einer Vereinigung der Geschlechter. Die Eier werden gewöhnlich
im Juli und meist in den Morgenstunden gelegt; sie sind weiß und
haben frisch ausgetreten eine weiche, klebrige Hülle, daher sie auch
oft schnur-, klumpen- oder traubenartig zusammenhängen; nach
einiger Zeit wird die Schale jedoch härter und trocken. An Größe
und Gestalt sind sie nicht immer gleich, obwohl letztere meist läng-
lich walzig, seltener ei- oder birnenförmig ist; erstere hängt dagegen
Tropidonotus. 745
von der Größe des betreffenden Weibchens ab und kann daher von
21—33 mm Länge und II— 21 mm Dicke wechseln; dasselbe ist auch
in bezug auf die Anzahl der Fall, und während jüngere Tiere selten
über 15—20 Eier legen, kann das Gelege großer Stücke deren bis zu
40 enthalten. Zur Ablage derselben werden Moospolster, Dünger-
haufen, alte tiefe Laublagen, Anhäufungen von Sägespänen an
Bretterschneiden, mit Mulm und faulenden Blättern angefüllte
Baumhöhlungen u. dgl. gewählt; da derartig geeignete Legestätten
öfters nur vereinzelt vorhanden sind, so werden selbe häufig von
allen Ringelnattern der Umgebung gemeinsam benützt und kann
man dann an solchen Plätzen mitunter mehrere hundert Eier an-
gehäuft finden, ja in einem Falle wurden einem alten Fichtenstrunke
gegen 1500 derselben entnommen.
Die Entwicklung dauert 7—Io Wochen, kann aber bei warmem
Wetter auch viel schneller vor sich gehen; die frisch ausgekrochenen
Schlängelchen sind etwa 1I5—ı18 cm lang und nähren sich anfangs
von ganz kleinen Fischen, jungen Molchen und eben entwickelten
Batrachiern, vielleicht wohl auch von Regenwürmern, nackten
Raupen und ähnlichem kleinen Getier; erfolgt das Ausschlüpfen
erst spät im Herbste, so verkriechen sie sich sofort und finden dann
beim Wiedererscheinen im Frühjahre an den zu der Zeit massenhaft
vorhandenen Kaulquappen reichliche Nahrung.
Tropidonotus natrix ist mit Ausnahme des höchsten Nordens
und Irlands über ganz Europa verbreitet und erstreckt sich ihr
Wohngebiet vom 65. Breitegrad im nördlichen Skandinavien bis
zum äußersten Süden und von der atlantischen Küste der Pyre-
näischen Halbinsel bis zum Kaspisee; sie kommt ebenso häufig am
Festlande als auch auf den Inseln vor.
Die Gefangenschaft verträgt die Ringelnatter sehr gut und wird
sie in kurzer Zeit so zahm, daß sie sich aufgenommen all ihrer gewöhn-
lichen Verteidigungsmittel entschlägt und dem Pfleger selbst das
Futter aus der Hand nimmt. Als Nahrung sind die oberwähnten
Tiere zu verwenden; Eidechsen, Vögel und Mäuse werden in der
Regel nicht genommen. Sie sind auch an tote Tiere, ja mitunter
selbst an rohes Fleisch zu gewöhnen; übrigens ist die Geschmacks-
richtung der einzelnen Nattern sehr verschieden, und während bei-
spielsweise Kröten von einigen standhaft verschmäht werden, bilden
sie für andere wieder eine Lieblingsspeise, was wahrscheinlich davon
herrührt, daß sie an ihrem Wohnort im Freien eben auf die betreffende
Nahrung gewöhnt und angewiesen waren. Das Tier ist ziemlich
gefräßig und 4—5 Frösche zu einer Mahlzeit sind durchaus nicht
zuviel. Etwa im Terrarium erhaltene Eier kann man auf ein Ge-
misch von Gerberlohe und Pferdemist, auf Moos oder verwesendes
Laubwerk legen, woselbst sie, wenn man die Unterlage vor Ver-
trocknung bewahrt, nicht unschwer zur Entwicklung kommen.
746 Boidae.
3. Familie. Boidae.
Pileus scutellis numerosis irregularıter tectus.
Pupilla verticalıs.
Scuta ventralia angusta, anale et subcaudalia simplicra.
Cauda brevis.
Der Kopf ist mittelgroß, die Augen frei mit senkrechter Pupille,
die Zähne stets vollkommen solid, weder durchbohrt noch gefurcht,
nach hinten allmählich verkleinert. Die Körperschuppen sind klein
und zahlreich, die Bauchschilder viel schmäler als der Querdurch-
messer des Rumpfes. Zu beiden Seiten des Afters befindet sich ein
kleiner, klauenartiger Sporn als Überbleibsel der hinteren Glied-
maßen. 3
In Europa ist diese Familie nur durch eine einzige Gattung
vertreten.
I. Gattung. Eryx.
Daud. Hist. natur. gener. d. reptil. VII, pag. 251 (1803).
Caput a trunco non distinctum.
Oculi scutellis cinctt.
Gula tota squamosa, scutis inframazxillaribus nullıs.
Cauda obtuse contca.
Der Körper ist kräftig, durchaus gleichdick und walzenförmig,
der etwa kegelförmige Kopf nach vorn zu schwach und allmählich
verjüngt, mit ziemlich stark abgestutzter, über den Unterkiefer weit
vorragender Schnauze; seine Oberseite ist von den Augen nach vorn
zu schwach nach abwärts gewölbt, sein hinterer Teil vollkommen
von der Dicke des Rumpfes und ohne Spur einer halsförmigen Ver-
engung in denselben übergehend. Das bis weit hinter die Augen
gespaltene Maul ist nur einer geringen Ausdehnung fähig; die Nasen-
löcher sind klein, spalten- oder punktförmig, die Augen ebenfalls
ziemlich klein, deutlich gewölbt aber kaum vorstehend, von oben
gut sichtbar, mit länglich elliptischer, senkrecht gestellter Pupille.
Die kurzen, oft schwer zu unterscheidenden Sporen sind nach innen
gekrümmt, in einer Vertiefung zu seiten des Afters gelegen. Der
nicht rollfähige Schwanz ist sehr kurz, nach rückwärts nur wenig
verdünnt, von stumpf kegelförmiger Gestalt.
Das Rostrale ist das größte aller Kopfschilder, gut doppelt so
breit als lang, oberseits gewölbt und in der Mitte im Bogen in eine
ziemlich scharfe Spitze nach hinten ausgezogen, seine Unterseite
vollkommen horizontal gestellt, vor dem deutlich ausgebuchteten
Mundrande mit bogiger Querfurche, die Ober- und Unterseite nament-
lich in der Jugend in ziemlich scharfer Kante zusammenstoßend;
die Internasalia sind etwa ein Drittel so breit als das Rostrale und
beiläufig so lang als dessen oberer Teil längs der Mittellinie gemessen.
Außer den genannten Schildern ist der ganze Pileus mit zahlreichen,
kleinen, unregelmäßig vieleckigen Schildchen bedeckt, die sich auch
Eryx. 747
auf die Zügelgegend ausdehnen und am Scheitel allmählich kleiner
werdend in die gewöhnlichen Körperschuppen übergehen. Das
Nasale ist in der Jugend fast immer geteilt, im Alter hingegen der
vordere Teil desselben sehr häufig mit dem daran stoßenden Inter-
nasale verschmolzen, das Nasenloch selbst immer an der Grenze dieser
drei oder zwei Schilder gelegen. Die Augen sind mit einem Kranze
von gewöhnlich neun bis zehn kleinen, schuppenförmigen Schildchen
umgeben, die Schläfen wie der übrige Körper beschuppt. Supralabialia
sind etwa zehn bis zwölf vorhanden, mit Ausnahme der hintersten alle
höher als lang, die vordersten zwei bis drei in der Regel die höchsten,
die letzten fünf bis sechs etwa die niedrigsten. Das Mentale ist wenig
breiter aber deutlich länger als die daran grenzenden Sublabialia,
von vorn nach rückwärts dreieckig verschmälert und etwas über die
Sublabialen hinausragend; von letzteren sind nur die fünf bis sechs
ersten deutlich, breiter als lang, die folgenden aber kaum zu unter-
scheiden, klein und schuppenförmig. Der übrige Unterkopf ist gänzlich
mit kleinen, flachen, gerundet rhombischen Schuppen bedeckt, die
in schiefe Ouerreihen gestellt sind; die kurze, meist nur zwischen zwei
bis drei Schuppenpaaren hinziehende Kinnfurche ist fein und
seicht, mitunter nur schwach bemerkbar. Die gerundet sechseckigen
Körperschuppen sind klein und zahlreich, nach den Seiten zu mäßig
vergrößert, schwach gewölbt, bei Weingeistexemplaren oft mehr oder
weniger eingedrückt; sie sind namentlich am Rücken größtenteils
glatt, gegen den Schwanz zu jedoch mit immer deutlicheren, stumpfen
Kielen versehen, die aber gewöhnlich nur in der Mitte der Schuppen
hervortreten, gegen die Spitze aber und häufig auch gegen die Basis der-
selben in der Regel mehr oder weniger verschwinden. Diese Schuppen
sind in 35 bis 52 Längs- und nur mäßig schiefe Ouerreihen gestellt.
Der Bauch und Schwanz sind mit einer einzigen Reihe schmaler,
quer sechseckiger Schilder versehen, deren Breite die Länge selten
um mehr als das Doppelte übertrifft; das Anale ist einfach, von
den vorangehenden Ventralen an Form und Größe kaum verschieden.
Die Anzahl der Bauchschilder kann von I65.bis 200, die der Schwanz-
schilder von I5 bis 34 wechseln. Die Spitze des Schwanzes ist mit
einer großen, stumpf kegelförmigen Schuppe bedeckt.
Die Eryxarten sind schnelle und flinkeTiere, die in offenen
Gegenden namentlich auf Sandboden leben, in den sie sich mit Hilfe
ihrer kegelförmigen Schnauze mit großer Behendigkeit einwühlen;
ihre Nahrung besteht aus Eidechsen, Schleichen und kleineren Säugern,
die sie sowohl über als auch unter der Erde aufsuchen.
Die einzige Art unserer Fauna lebt im südöstlichsten Europa.
1. Eryx jaculus: Supra maculis fascisve transversis pallidis ob-
scurisque irregulariter variegatus ; subtus griseo-flavescens, con-
color. — Long. 50—60 cm.
Anguis colubrina Linne Syst. nat. I, pag. 390 (1758). — An-
guis cerastes Linnel.c. pag. 391 (1758). — Anguis miliaris
Pall: Reise-d. versch. Prow. d\ russ, Reich. II, pag. 718 (1735). Eryx
cerastes Daud. hist. natur. gener. d. rept. VI, pag. 254 (1803). —
Eryx colubrina Daud.l.c. pag. 251 (1803. —Anguis helluo
Pall. Zoogr. rosso-asiat. III, pag. 54 (1811). — Tortrix miliaris
748 Boidae.
Merr. Syst. amphib. pag. 82, 3 (1820). — Tortrix jaculus Merr.
l. c. pag. 83, 5 (1820). — Tortrix colubrina Merr.|.c. pag. 83, 6
(1820). — Eryx turcica Merr.].c. pag. 85, ı (1820). — Pseudo-
boa turcica Schneid. Classif. d. Riesenschl. Denkschr. Akad. Wiss.
Münch. VII, pag. 129 (1821). — Boa tatarica Lichtenst. in Eversm.
Reise pag. 146, ı6 (1823). — Eryx miliaris Eichw. Zool. spec.
Ross. et Polon. III, pag. 176 (1831). — Tortrix eryx Schleg. Abbild.
neuer od. unvollst. bek. Amphib. tab. 33, fig. 18:bis 20 (1837). — Eryx
jaculus Bonap. Amph. europ. pag. 44, 43 (1839).
var. a) Supra griseo-flavescens, maculis fasciisque nigro-fuscis ad la-
tera praesertim confluentibus irregularıter varregatus.
Boa turcica Oliv. Voyage emp. Ottom. I, pag. 329 (1801. — Eryx
turcica Daud. hist. natur. gener. d. reptil. VII, pag. 267, tab. LXXXV,
fig. 2, tab. LXI, fig. 34, 35 (1803).
var. b) Supra obscuro-fuscus vel nigrescens, maculis fasciisque griseo-
flavidis ad latera praesertim confluentibus irregularıter variegatus.
Anguis jaculus Linne Syst. nat. I, pag. 228, 209 (1758. — Eryx
jaculus Daud. hist. natur. gener. d. reptil. VII, pag. 257 (1803).
var. c) Supra flavo-griseus vel pallide fuscescens, maculıs numerosıs
atris passim majoribus vix confluentibus.
Eryx familiaris Eichw. Zool. spec. Ross. et Poln. III, pag. 176,
2, 1830),
Die Grundfarbe der Oberseite ist in der Regel ein ziemlich helles,
unreines Strohgelb. Die Vorderhälfte des Kopfes ist fast immer
einfarbig, vom Hinterrande des Auges zieht schief gegen die Mund-
winkel ein dunkler, am Ende meist winkelig nach vorn umgebogener
Streifen; auch sind die vorderen Labialia häufig ebenso gesäumt
oder gewölkt. Die Grundfarbe des Körpers ist auf der ganzen Ober-
seite durch zahlreiche dunkle Flecken unterbrochen, deren Zahl und
Gestaltung übrigens in mannigfacher Weise wechseln kann; in den
meisten Fällen sind sie jedoch mehr in die Breite entwickelt und
namentlich am Rücken zu unregelmäßigen Ouerbinden ausgebildet,
die bald isoliert, bald wieder stellenweise zusammenhängend über
den ganzen Körper bis zur Schwanzspitze hinziehen. Ähnliche aber
viel kleinere und unbestimmtere Flecken stehen an den Seiten, sich
häufig in die Zwischenräume der Rückenbinden teilweise hinein-
schiebend; doch sind letztere meist nur bei jüngeren Tieren von
ersteren ziemlich getrennt, während sie im Alter gewöhnlich mit
ihnen zu einem unregelmäßigen Netzwerk zusammenfließen. Die
Farbe sämtlicher Flecken und Zeichnungen kann von einem oft
ziemlich hellen Braun bis zu tiefem Schwarz wechseln. Je nach
der Größe dieser Zeichnungen ist bald das Hell der Grundfarbe,
bald das Dunkel der Flecken vorherrschend, so daß in manchen
Fällen bei Überhandnehmen der letzteren diese zur Grundfarbe
wird und das ursprüngliche Gelblich die Zeichnungen bildet. Ge-
wöhnlich sind übrigens die helle und die dunkle Farbe ziemlich
gleichmäßig verteilt und habe ich ein bedeutendes Überwiegen
der ersteren überhaupt nur bei sehr großen Stücken beobachtet.
Nur ausnahmsweise kommt es vor, daß die ganze Oberseite mit zahl-
reichen, bald kleineren, bald größeren, meist ziemlich isoliert bleiben-
den Makeln in unregelmäßiger Weise besetzt ist (Eryx familiaris
Eryx. 749
Eich.), während anderseits wieder sämtliche Makeln zu einem bald
mehr grob- bald mehr feinmaschigen Netzwerk verfließen. Die Unter-
seite ist schmutzig weißlich oder graugelb, fast immer einfarbig oder
höchstens mit zerstreuten, schwärzlichen Pünktchen namentlich an
den Seiten besetzt.
Das erwachsene Tier erreicht bei Fingerdicke etwa die Länge
von 50—60 cm; sehr alte Stücke können dieses Ausmaß jedoch
auch überschreiten, was namentlich hinsichtlich der Dicke oft be-
deutend der Fall ist.
Eryx jaculus ist trotz seiner senkrechten Pupille ein echtes Tag-
tier, das ausschließlich in trockenen Niederungen, auf Steppen und
Hügeln mit sandigem Grunde und
dürftiger Vegetation lebt; da er die
heiße Sonnenglut scheut, so kommt
er meist nur in den Morgen- oder
späteren Nachmittagstunden her-
aus, während er die übrige Tages-
zeit und die Nacht im Sande ver-
graben zubringt. Er ist eine starke
und kräftige Schlange, die trotz
ihrer mehr plumpen Gestalt doch
schnell, beweglich und zielsicher
ist, so daß ihr eine ins Auge ge-
faßte Beute nicht so leicht entgeht;
ihre Nahrung besteht hauptsächlich
aus Eidechsen, Blindschleichen und
Mäusen, deren sie bei ihrer Ge-
fräßigkeit eine ziemliche Menge ver- „_
tilgt, nachdem sie dieselben früher
in schnell geschlossenen Windungen
ihres muskulösen Leibes erdrückt ;
hat, was sie wohl niemals unter- „-
läßt. Das Wasser sucht sie niemals
auf, und da sie nicht nach Art
der anderen Ophidier schlürfend, Fig. 152.
sondern wie die Eidechsen trinkt, Eryx jaculus Linne.
so begnügt sie sich behufs Stillung a Bauchschilder, d Afterschild,
des Durstes wohl mit dem Ablecken c Schwanzschilder, d Aftersporen.
der auf den Pflanzen liegenden
Tautropfen. Sie ist sanft und gutmütig und sucht sich bei Gefangen-
nahme niemals durch Beißen zu wehren.
In der Gefangenschaft muß das Tier in einem absolut trockenen
Terrarium gehalten werden, dessen Boden mit einer mindestens
15—20 cm hohen Sandlage bedeckt ist, da es sich nur unter solchen
Verhältnissen wohl befindet. Einer besonders großen Wärme be-
dürfen übrigens die Gefangenen trotz ihrer südlichen Herkunft nicht,
und ist eine Temperatur von 18—24°C. vollkommen genügend,
weshalb auch eine zu starke Besonnung des Käfigs zu vermeiden ist;
da die Tiere überdies wasserscheu sind und ihren Durst kaum aus
dem Trinknapf stillen, so ist auch das Hineinstellen eines solchen
750 F Typhlopidae.
nicht nötig, wohl aber ab und zu irgend ein Teil des Behälters, aber
ja nicht der ganze, mittelst einer Brause zu besprengen, wo dann die
daran haftenden Wassertropfen mit der Zunge aufgenommen werden.
Die Häutung wird gewöhnlich bei Nacht oder in den frühen Morgen-
stunden vorgenommen und findet auch bei größter Trockenheit voll-
kommen anstandslos statt.
Obwohl man die Gefangenen im allgemeinen selten zu sehen
bekommt, da sie fast immer im Sande eingewühlt liegen, so kann
man bei genauerem Zusehen doch bemerken, daß eines oder das andere
der Tiere mit dem Kopfe bis über die Augen hervorlugt, hiebei jeden-
falls nach einer sich etwa nahenden Beute spähend; wirft man dann
irgend ein Futtertier hinein, so schießt die Schlange sofort wie der
Blitz aus dem Boden hervor und stürzt sich auf ihr Opfer, das auch
fast in demselben Augenblicke erfaßt und erwürgt ist; der ganze
Vorgang spielt sich meist mit außerordentlicher und wirklich über-
raschender Schnelligkeit ab.
Eryx wird sehr leicht zahm und geht meist schon in den ersten
Tagen seiner Gefangenschaft ans Futter; bei der starken Freßlust
dieser Tiere darf dasselbe nicht zu spärlich gereicht werden und
5—6 Mäuse oder Eidechsen werden oft in wenigen Minuten erwürgt,
wobei gewöhnlich keine fallen gelassen und wenn der Vorrat er-
schöpft ist, eine nach der anderen verschlungen wird. Mit anderen
ihresgleichen zusammengehalten, zeigen diese Tiere einen gewaltigen
Futterneid und kommt es nicht selten vor, daß eine dieser Schlangen,
während sie schon ein Tier umschlungen hat, einer Mitgefangenen
die ebenfalls schon umwundene Beute entreißt.
Diese dem westlichen Asien angehörende Art ist aus ihrer ursprüng-
lichen Heimat einerseits über den Bosporus nach Konstantinopel —
woher ich sie selbst lebend erhielt — und von hier nach Bulgarien
und Rumänien bis in die Dobrudscha an den Donaumündungen,
anderseits über die Inseln des Ägäischen Meeres bis auf das Festland
von Griechenland gelangt, woselbst sie namentlich in Attika nicht
selten ist. Desgleichen kommt sie auch auf Korfu vor, während sie
in den Süden des europäischen Rußlands noch nicht vorgedrungen ist.
4. Familie. Typhlopidae.
Caput indistinctum, scutis magnis antice tectum.
Oculi sub cute latentes.
Os parvum, arcuatum, inferum.
Corpus supra et subtus sgquamis homogeneis imbricatis tectum.
Kleine, wurmförmige Schlangen mit etwas abgeplattetem, nach
rückwärts schwach verdicktem Körper. Der Kopf ist nicht unter-
schieden, hinten vollkommen von der Dicke des Rumpfes, meist ziem-
lich flach, mit breiter, stumpfgerundeter oder abgestutzter, am
Rande oft fast schneidiger Schnauze. Die Mundspalte ist sehr klein,
hufeisenförmig und vollkommen auf der Unterseite des Kopfes weit
hinter der Schnauzenspitze gelegen; das Maul ist nicht erweiterbar,
Typhlopidae. 7517
die Oberlippe mit ihrem Rande die untere bedeckend. Die kleinen
nur in geringer Zahl vorkommenden Zähne sind solid und nur in
einem Kiefer vorhanden, die kleinen Nasenlöcher seitlich, ei- oder
spaltenförmig, die etwa in der Mitte der Kopflänge liegenden Augen
verkümmert und nur als sehr kleine dunkle Punkte unter dem sie
ganz bedeckenden Okularschilde durchscheinend. Der vom Rumpfe
nicht abgesetzte Schwanz ist äußerst kurz, etwa so lang als breit, der
sehr weit nach rückwärts gerückte After nach hinten bogig.
Der Kopf ist nur in seiner Vorderhälfte mit sieben Schildern
bedeckt, welche so groß sind, daß sie von oben über die Seiten hın bis
nach unten reichend, die ganze Schnauze etwa von den Augen an bis
gegen die Mundspalte bedecken. Das größte derselben ist das Rostrale,
welches auf der Unterseite des Kopfes am Mundrande beginnend,
bogig über die Schnauzenspitze hinweg bis auf den Oberkopf über-
gewölbt ist und daselbst in Form einer etwa eiförmigen Platte nach
rückwärts verschmälert bis weit nach hinten gegen die Stirngegend
reicht. Der auf der Unterseite gelegene Teil desselben ist wenigstens
um die Hälfte kleiner als der obere und gegen den Mund zu ebenfalls
stark verschmälert. Diesem Rostrale schließen sich nach hinten zwei
andere große Schilder an, welche ebenfalls nach unten herumgebogen
sind und von verschiedenen Herpetologen verschieden gedeutet
werden. Das vordere derselben, welches man, da es das Nasenloch
trägt und zugleich auch auf die Stirne reicht, das Frontonasale nennen
könnte, ist viel höher als lang, nach oben bedeutend verschmälert,
dem Rostrale fast in seiner ganzen Erstreckung zu beiden Seiten
angefügt, sein schief und ziemlich breit abgestutzter Hinterrand
auf der Oberseite des Kopfes von dem der anderen Seite durch zwei
schuppenartige, etwa halbkreisförmige Schildchen getrennt, sein
hinterer Seitenrand deutlich nach vorn gebuchtet. Das nun folgende,
etwas kleinere Zügelschild ist ebenfalls viel höher als lang, mit ziem-
lich senkrecht abgestutztem Hinterrande. Die Okularia sind etwa
halb so hoch und viel schmäler als die Frenalia, hinten stark bogig
gerundet, die Augen in ihrem Vorderwinkel gelegen, ihre bis gegen
die Kopfmitte hinaufreichenden äußersten Spitzen durch ein großes,
schuppenartiges Schildchen von einander getrennt, sein Oberrand von
einem schief gestellten, gerundet rechteckigen Supraokulare über-
lagert. Außer diesen Schildern ist der ganze Körper sowohl oben als
unten mit sehr fest anliegenden, flachen Schindelschuppen bedeckt,
welche stets vollkommen glatt, hinten bogig gerundet, etwa doppelt
so breit als lang und am Rücken etwas größer als an den Seiten sind.
Die Kinnfurche ist niemals vorhanden, die Zunge ziemlich lang vor-
streckbar, am Ende in zwei Spitzen ausgezogen.
Die hieher gehörigen Tiere leben unter Steinen und ım feuchten
Erdreich, wo sie nach Art der Regenwürmer Gänge wühlen und auf
kleine Würmer und Kerbtiere Jagd machen. In Europa sind sie nur
durch eine einzige Gattung vertreten.
7 5 2 Typhlopidae.
I. Gattung. Typhlops.
Schneider histor. amphib. II, pag. 339 (1799).
Scutum vostrale maximum, frontonasale et frenale magna.
Gula tota squamosa, scutis submaxillarıbus et sulco gulari
deficientibus.
Cauda brevissima, conica, deorsum subcurvata.
Der Kopf ist nach vorne etwas verschmälert mit stark gewölbter,
am Ende breit zugerundeter Schnauze, die Seitenschilder desselben von
der Mundspalte durch eine Schuppenreihe getrennt. Der Schwanz ist
an seinem abwärts gelegenen Ende mit einer spitzkegelförmigen
Schuppe versehen.
Die einzige Art lebt im südöstlichsten Europa.
1. Typhlops vermieularis: Supra fusco-flavescens, subtus flavidus,
squamis dorsalibus apice nigro-punctatis. — Long. 25—30 cm.
Anguis lumbricalis Daud. Hist. natur. gener. d. reptil. VII,
pag. 308 (1803). — Typhlops vermicularis Merr. Syst. amphib.
pag. 158, ı (1820). — Typhlops lumbricalis Cuv. regne anim.
II, pag. 74, nota ı (1829). — Typhlops flavescens Bibr. Bory
Expedit. scientif. Moree III, pag. 72, 19, tab. 13, fig. 3 (1836). — Argy-
rophis vermicularis Gray Catal. Liz. Brit. Mus. pag. 137 (1845).
— Typhlops. vermicalis Brehm illustr. Tierleb. V, pag. 189
(1869).
Der ganze Körper ist mehr oder weniger glänzend, im Leben
schön fleischrot, konserviert gelbbraun oder lederfarben, oben in der
Regel dunkler, mehr ins Braune geneigt,
unterseits dagegen lichter, hellgelb oder
weißlich. Die Rückenschuppen sind
vor ihrem Ende mit einem schwärzlichen
Punkte versehen. Der Schwanz ist
stumpf kegelförmig, fast so lang wie
breit, der etwa federkieldicke Körper
meist 20—25 cm lang; dieser besitzt
rundherum 2I—24, jener nur zwölf
Schuppenreihen.
Das Tier ist in Europa bisher nur
in Griechenland gefunden worden, wo
es sowohl auf dem Festlande, als auch
auf den Inseln vorkommt und etwa bis
zum 40. n. B. hinaufgeht.
Typhlops ist trotz seiner Blindheit
durchaus nicht stumpfsinnig und steht
an Lebhaftigkeit und Behendigkeit den
Fig. 153. anderen Schlangen, denen er auch in
Typhlops lumbricalis Daud. der Art seiner Bewegung und in dem
beständigen Züngeln gleicht, in keiner
Weise nach. Er ist im Verhältnis zu seiner Körpergröße kräftig,
wickelt sich fest um den Finger der ihn haltenden Hand, und stemmt
Typhlops. 753
sich beim Fange mit solcher Kraft gegen die Wände des von ihm
bewohnten Erdganges, daß es geratener ist ihn lieber auszugraben
als gewaltsam herauszuziehen, da man ihn sonst leicht abreißen
kann; beim Kriechen pflegt er den Kopf etwas über den Boden zu
erheben.
Über Fortpflanzung und Gefangenleben ist mir nichts bekannt;
doch dürfte sich das Tier weniger zur Haltung eignen, da es fast immer
in der Erde vergraben oder unter Steinen im Teller eingerollt liegt.
Zur Fütterung werden eventuell wohl am besten Regenwürmer zu
verwenden sein.
Schreiber, Herpetologia europaea. 48
IV. Ordnung. Chelonia.
Corpus in testa clausum.
Os endentulum.
Digiti nunguam libert.
Der Körper ist breit, scheibenförmig, von einer knöchernen,
knorpeligen oder lederartigen Schale umgeben, welche nur vorn und
hinten eine Öffnung zum Durchtritt des Kopfes, der Gliedmaßen und
des Schwanzes frei läßt. Der Kopf ist im Allgemeinen kurz und
plump, hinten am breitesten und gerade abgestutzt, nach vorn bald
mehr, bald weniger verengt oder zugespitzt, im Durchschnitt von
etwa vierseitig pyramidenförmiger Gestalt. Die Kiefer und auch der
Gaumen sind niemals bezahnt, erstere aber am Rande schneidig
geschärft und mit hornigen Scheiden überzogen; diese als Ober-
schnabel (Rhinotheca) und Unterschnabel (Gnathotheca)
unterschiedenen Hornüberzüge sind bald ganzrandig, bald gekerbt
oder selbst kammartig gesägt, in der Mitte oft in eine sehr scharfe
Spitze ausgezogen und vor derselben namentlich am Oberschnabel
häufig mit größeren, zahnartigen Vorsprüngen oder Ausschnitten
versehen. Die Nasenlöcher sind verhältnismäßig klein, ziemlich
nahe bei einander ganz vorn an der Schnauzenspitze gelegen, die
Augen stets mit deutlich längs- oder querspaltigen Lidern versehen,
das Ohr bald nach außen geöffnet, bald von der allgemeinen Körper-
haut überzogen. Der Hals ist immer gut ausgebildet, obwohl an
Länge sehr wechselnd, seine meist ziemlich schlaffe Haut oft quere
Runzeln oder Falten bildend, in welche dann der Kopf nach Art einer
Kapuze zurückgezogen werden kann. Die Zahl der Gliedmaßen
beträgt ausnahmslos vier, die Form derselben ist jedoch manchen
Abänderungen unterworfen; niemals sind übrigens die Zehen frei,
sondern stets durch Spannhäute oder selbst durch vollständige Ver-
wachsung mit einander bis zu den Krallen verbunden. Was die Form
der Füße selbst anbelangt, so können hier im Ganzen vier Formen
unterschieden werden, die wir mit dem Namen der Flossen-,
Ruder-, Klump- und Schwimmfüße bezeichnen. Nur
bei den letztgenannten (Fig. 154 d) allein können die einzelnen Zehen
als solche unterschieden werden und sind auch einer wenigstens teil-
weise gesonderten Bewegung fähig, obwohl sie auch hier durch derbe
Spannhäute bis zu den Krallen verbunden sind; bei allen anderen
Arten der Füße sind jedoch die Finger durch Verwachsung meist
so innig mit einander verschmolzen, daß man dieselben für sich gar
nicht mehr unterscheiden kann, und der ganze Fuß eine zusammen-
Chelonia. 25
hängende ungegliederte Masse bildet; ist derselbe dabei von mäßiger
Länge, mehr oder weniger rundlich und mit ziemlich wohl entwickelten
Krallen versehen, so heißt er Klumpfuß (Fig. 154 c); ist er be-
deutend verlängert und abgeplattet, so nennt man ihn Ruder-
fuBß (Fig. 154 d), während der Flossenfuß (Fig. 154 a) im Gegen-
teil verkürzt, sehr stark abgeflacht und schaufelartig verbreitert ist.
Ruderfüße kommen übrigens nur an den vorderen, Flossenfüße nur
an den hinteren Gliedmaßen vor, auch sind an beiden die Nägel meist
mehr oder weniger verkümmert und in der Regel höchstens in der Zwei-
zahl vorhanden. Der Schwanz ist von sehr verschiedener Länge, sein
Ende in manchen Fällen mit
einem hornigen Nagel versehen.
Die Haut der Schildkröten
is6 immer derb wund-in.: der
Regel mit schuppen- oder
tafelartigen, oft ziemlich dicken
Oberhautgebilden bedeckt,
welche am Kopfe in vielen
Fällen bald mehr, bald weniger
regelmäßige Schilder bilden,
die im Allgemeinen ebenso
wie bei den Schlangen und
Eidechsen benannt werden.
Obwohl die Beschilderung des
Kopfes bei den Cheloniern im
Ganzen weit weniger Bedeu-
tung hat, als bei den anderen Fig. 154.
Reptilien, da sie nicht immer a Flossenfuß von Dermochelys coriacea,
so beständig und regelmäßig b Ruderfuß von Thalassochelys caretta,
ist und namentlich mit zu- ° Klumpfuß von Testudo graeca, d Schwimm-
nehmendem Alter durch Ver- le ne
schmelzung der Schilder oft ganz verwischt wird oder nur schwer zu
deuten ist, so wollen wir doch die hieher gehörigen Verhältnisse
etwas näher betrachten.
Wenn wir zu dem Ende den Kopf einer Seeschildkröte, an dem
sich die Beschilderung meistens am besten entwickelt zeigt, wählen,
so finden wir denselben oben von einer übrigens bei verschiedenen
Arten sehr wechselnden Anzahl teils paariger, teils unpaariger Schilder
bedeckt, wovon im Allgemeinen die Zahl der ersteren stets bedeutend
größer als die der letzteren erscheint. Was die paarigen Schilder
anbelangt, so bemerken wir von vorn nach rückwärts schreitend,
zuerst unmittelbar hinter den Nasenlöchern ein mit dem Namen
der Präfrontalia bezeichnetes Schilderpaar (Fig. 155, A, b);
manchmal ist jedes dieser Schilder in zwei hintereinanderliegende
Teile geschieden, in welchem Falle man dann nur das hintere als Prä-
frontale, das vordere hingegen als Nasale benennt (Fig. 155,
B,a,b). Zwischen den Präfrontalen, abgesehen davon ob sie
einfach oder geteilt sind, sieht man oft ein unpaariges Schildchen,
das sogenannte Internasale, eingeschlossen (Fig. 155, B, c).
Auf diese jetzt genannten Schilder folgen dann zwei in der Regel
48*
756 Chelonia.
unmittelbar aneinander stoßende unpaare Schilder, von denen das
vordere und gewöhnlich kleinere das Stirnschild (scutum fron-
tale, Fig. 155, A, B, e), das hintere meist bedeutend größere aber das
Syncipitalschild (scuum syncipitale, Fig. 155, A,B,f)
heißt. An das Frontale schließt sich dann nach rechts und links das
oft in zwei oder auch mehrere Teile zerfallende Supraokulare
(Fig. 155, A, B,d) und an das Syncipitale das häufig ebenfalls in
zwei Teile getrennte Parietale (Fig. 155, A, B,g) an. Hinter
dem Syncipitale und zwischen die Parietalia eingeschoben finden sich
dann ein oder zwei Paar Occipitalia
(Fig. 155, A, B, h), welche in manchen
Fällen noch ein unpaares Interoc-
cipitalschild zwischen sich
haben (Fig. 155, B, ?).
Was ferner die Seiten des Kopfes
... anbelangt, so sind hier die Verhältnisse
“ noch einfacher, indem der Schnauzen-
und Kieferteil fast ganz durch die
hornigen Schnabelscheiden bedeckt
werden, und gewöhnlich nur die
Schläfengegend mit bei den einzelnen
Familien übrigens sehr wechselnden
Schildern bekleidet ist.
Ein in systematischer Beziehung
sehr wichtiger Bestandteil des Schild-
krötenkörpers ist die Schale (testa),
welche bei allen ohne Ausnahme aus
zwei Teilen, der Ober- oder
Fig. 155. Rückenschale (testa dorsalis,
carapax) und der Brust- “oder
A Chelone mydas, 3 Thalassochelys
EN Bauchschale (esta ventralis, ster-
Beide Teile können
a Scuta nasalia, b sc. praefrontalia,
c scutum internasale, d scuta supra-
ocularia, (d, anteriora, d, posteriora),
e scutum frontale, / sc. syncipitale,
g scuta parietalia (g, anteriora,
g, posteriora), A sc. occipitalia,
i scutum interoccipitale.
num) besteht.
natürlich in Form und Gestaltung
mannigfaltig abändern, obwohl die
Rückenschale die Bauchschale an
Größe stets übertrifft und hinsichtlich
der Form auch immer mehr weniger ge-
wölbt und erhaben ist, während die
Brustschale stets flach oder namentlich im männlichen Geschlechte
selbst schwach konkav oder eingedrückt erscheint. Beide Schalen sind
ferner teils durch feste Knochennähte (Symphyse) vollkommen unbe-
weglich mitsammen verwachsen, teils wieder durch Knorpel- oder Haut-
massen untereinander vereinigt und dann natürlich auch einer aller-
dings sehr geringen Bewegung fähig. Auch kann jeder dieser Panzer-
teile selbst wieder aus einzelnen, der Quere aneinander stoßenden
Stücken zusammengesetzt sein, was übrigens bei den europäischen
Arten nur bei der Brustschale der Fall ist. Was nun die Oberfläche
dieses Panzers betrifft, so ist derselbe nur in Ausnahmefällen mit einer
ununterbrochenen und durchaus zusammenhängenden Hautschichte
bedeckt, sondern gewöhnlich mit ziemlich leicht ablösbaren poly-
Chelonia. 757
gonalen Horntafeln oder Schildern (scuta) bekleidet, welche das
sogenannte Schildpatt bilden und hinsichtlich ihrer Form und
Zahl, sowie auch in Rücksicht ihrer gegenseitigen Lage für die
Systematik sehr brauchbare Anhaltspunkte abgeben. Bei den meisten
dieser Tafeln kann man eine in der Fläche derselben liegende Stelle
unterscheiden, welche durch besondere Glätte oder Erhabenheit über
ihre Umgebung schärfer hervortritt und häufig auch von mehr oder
weniger konzentrischen Streifen oder Furchen umgeben ist; diese
Stelle, von der das Wachstum der Horntafeln ausgeht, heißt das
Mittelfeld oder de Areola, und die dasselbe umgebenden
Linien werden Anwachsstreifen genannt. Außerdem können
noch die einzelnen Schilder von einem bald mehr, bald weniger
deutlichen Längskiel (carina) durchzogen sein, ein Umstand,
der namentlich bei jüngeren Tieren häufiger gefunden wird.
Wenn wir nun die Anordnung der einzelnen Hornplatten auf den
beiden Schalen untersuchen, so finden wir zunächst am Rückenpanzer
eine Summe von die äußerste Begrenzung
desselben bildenden Tafeln, welche eine
andere, meist geringere Anzahl von
Schildern umgeben; die ersteren bilden
die sogenannten Rand- oder Margi-
nalschilder (scuta marginalia, Fig. 156,
Io—22), die letzteren hingegen in ihrer
Gesamtheit die Scheibe oder den Dis-
cus (Fig. 156, I—9). Hier werden die
längs der Rückenmitte hinziehenden
Platten als Wirbelschilder /(scuta
vertebralia, Fig. 156, I—5), die links und
rechts daran stoßenden aber als Rippen-
schilder (scuta costalia, Fig. 156, 6—9)
unterschieden. Auch bezeichnet man
noch die einzelnen Randschilder nach
ihrer Stellung mit verschiedenen Namen: Pe
so wird die unmittelbar über dem Halse une See
stehende unpaare Platterdas Nacken-.)29, Scheibe ‚(diseus), yoz 22
: - Rand (margo), ı—5 Wirbel-
schild (scutum nuchale, Fig. 156, IO), schilder (te ed
die zwei ihm entgegengesetzten am
Hinterende der Schale gelegenen werden
die Schwanzschilder (scuta supra-
caudalia, Fig. 156, II) genannt. Die an
das Nuchale links und rechts grenzenden
heißen die Halsrandschilder (scuta
margino-collaria, Fig. 156, I2), die näch-
sten über den Vorderbeinen stehenden,
die Armrandplatten (scuta margino-
6—9 Rippenschilder (sc. costa-
lia), ro Nackenschild (sc. nuchale),
ır Schwanzschilder (scuta supra-
caudalia), ı2 Halsrandschilder
(scuta margino-collaria), 13, 14
Armrandschilder (sc. margino-
brachialia), 15—ıg Seitenrand-
schilder (sc. margino-lateralia),
20— 22 Schenkelrandschilder (sc.
margino-femoralia).
brachialia, Fig. 156, 13,14), die über der Einlenkung der Hinterbein
befindlichen de Schenkelrandschilder (scuta margino-
femoralia, Fig. 156, 20, 22), und die zwischen den beiden letzt-
genannten am Seitenrande der Schale liegenden endlich die Seiten-
randschilder (scuta margino-lateralia, Fig. 156, I5—IY).
7 5 8 ’ Chelonia.
Die Unterschale enthält in der Regel eine geringere Anzahl von
Schildern als der Rückenpanzer und ist von diesem auch noch da-
durch unterschieden, daß bei ihr sämtliche Platten fast immer paarig
vorhanden sind. Es können hier in den meisten Fällen sechs hinter-
einanderliegende Paare unterschieden werden, welche von der Mitte
nach vorn und hinten zu an Größe und namentlich an Breite immer
merklich abnehmen und in nachfolgender Weise benannt werden:
die ersten, unmittelbar unter dem Halse gelegenen Schilder heißen
die Kehlschilder (scuta gularia, Fig. 157, I), die darauf folgen-
den die Armschilder (scua humeralia, Fig. 157, 2). An
diese schließen sich dann nach hinten
in aufeinanderfolgender Reihe die
Brust- (scuta pectoralia, Fig. 157, 3),
dann die Bauch- (scuta abdominalia,
Fig. 157, 4), die Schenkel- (scuia
femoralia, Fig. 157, 5) und endlich die
Afterschilder (scufa analia, Fig.
157, 6) an. Die Verbindung der Brust-
mit der Rückenschale wird teils durch
unmittelbares Aneinanderstoßen der
betreffenden Platten, teils aber auch
durch kleinere, zwischen beide Schalen
eingeschobene Schilder gebildet, von
denen man namentlich ein unter den
Achseln befindliches als Achsel-
schild (scutum axıllare, Fig. 157, 7),
und ein über den Schenkeln gelegenes
als Leistenschild (scutum ingui-
nale, Fig. 157, 8) bezeichnet. In
manchen Fällen findet sich die Ver-
gr nn ae bindung der beiden Panzerstücke auch
a ER AN durch eigene Randschilder hergestellt,
Armschilder (sc. humeralia), welche sich den mittleren der bisher
Brustschilder (sc. pectoralia), genannten Platten nach außen an-
nn (se. N legend, dann als untere Rand-
enkelschilder sc. jemoralla), - 7 .
Ace (sc. nn), zAchse. Schilder (scua inframarginalia,
schilder (sc. axillaria), 8 Leisten- Fig. 158, 9—13) unterschieden werden.
schilder (sc. inguinalia). Auch schließen mitunter die beiden
Gularschilder noch ein einzelnes, un-
paariges und meistens dreieckiges Schildchen zwischen sich ein, welches
mit dem Namen des Zwischenkehlschildes (scutum inter-
gulare, Fig. 158 I4,) bezeichnet wird.
Die Schildkröten sind träge und langsame Tiere, welche teils
im Wasser, teils auf dem Festlande leben und sich vorzugsweise von
animalischen, manchmal aber auch von vegetabilischen Stoffen
ernähren ; sie legen sämtlich kugelförmige, mit einer lederartigen Schale
überzogene Eier, welche von den Weibchen oft in großer Anzahl an
geeigneten Stellen in den Boden verscharrt werden. Die eben aus-
gekrochenen Jungen haben noch eine weiche, knorpelartige Schale,
welche aber durch allmählich zunehmende Kalkablagerung in Bälde
Fig. 157.
wnawN H
Chelonidae.
759
erhärtet. Die Lebenszähigkeit der hieher gehörigen Tiere ist eine ganz
außerordentliche, und man sieht sie oft die furchtbarsten Verwun-
dungen und Verstümmelungen scheinbar mit Gleichmut durch lange
Zeit ertragen. Eine eigentliche
Stimme kommt den Schildkröten
nicht zu, doch lassen alle in
der Erregung ein bald mehr,
bald weniger lautes Zischen ver-
nehmen.
Die zu unserer Fauna ge-
hörenden Chelonier zerfallen in
zwei Familien, welche sich in
nachfolgender Weise leicht unter-
scheiden lassen:
A. Vorderbeine sehr lang, ruder-
förmig, in den Ellenbogen-
gelenken nach rückwärts ge-
- krümmt, die hinteren viel
kürzer, breit, flossenförmig.
Füße höchstens mit zwei
Krallen. Panzer nach rück-
wärts sehr deutlich verschmä-
lert, ei- oder herzförmig. Kopf,
Gliedmaßen und Schwanz
nicht zurückziehbar, ersterer,
ohne sichtbares Trommelfell,
letzterer sehr kurz, stummel-
artig, die Rückenschale nicht
oder nur wenig überragend
I. Fam. Chelonidae.
Se
Fig. 158.
Thalassochelys caretta Linne.
(Bauchschale.)
9—ı3 untere Randschilder (scuta infra-
marginalia), 14 Zwischenkehlschild (scu-
tum intergulare). — Die anderen Ziffern
haben dieselbe Bedeutung wie in der
vorigen Figur.
B. Beine ziemlich gleich lang, vorne mit fünf, hinten mit vier Krallen.
Schale nach rückwärts niemals merklich verengt, Kopf, Beine
und Schwanz unter dieselbe zurückziehbar; ersterer mit freiem
Trommelfell und oben höchstens bis hinter die Augen beschildert.
Discus immer mit dreizehn Hornplatten
2,:Fam.: Test udinsdae
1. Familie. Chelonidae.
Pedes cum capıte caudaque haud retractiles, ıllorum antici
maxımi, remiformes, retroflexi, postici multo minores, pin-
niformes, plantarum et palmarum digiti ad summum duo.
Tympanum latens.
Cauda brevissima, vix prominens.
Testa postice attenuata, ovalis aut subcordata.
Große oder sehr große Tiere mit flach gewölbter, hinten stark
verschmälerter Schale, die stets bedeutend länger als breit und von
etwa ei- oder selbst herzförmiger Gestalt ist.
Der kurze, fast vier-
7 60 Chelonidae.
seitige Kopf ist etwa in der Augengegend so hoch als breit, mit sehr
kleinen, unter Wasser namentlich in der Jugend vollkommen ver-
schließbaren Nasenlöchern. Die Augen sind groß und vorspringend,
die Lider meist schief oder fast senkrecht gespalten, das Trommelf£ell
nicht sichtbar. Die Kiefer sind kräftig, schneidig geschärft, am Rande
oft gesägt oder mit vorspringenden spitzen Zähnen versehen, der den
Unterschnabel umfassende Oberschnabel stets nach abwärts, jener
meist nach aufwärts gekrümmt. Der kurze und dicke Hals ist mit
quer herumlaufenden Runzeln oder Hautfalten versehen und nur
unvollkommen zurückziehbar. Die Gliedmaßen sind untereinander
an Länge sehr verschieden, von oben bald mehr, bald weniger zu-
sammengedrückt; die vorderen sind sehr entwickelt, ruderförmig,
in den Ellenbogengelenken nach rückwärts gekehrt, der Oberarm
sehr kurz, der Unterarm hingegen viel länger und mit den Füßen und
Zehen zu einer zusammenhängenden, ungegliederten Masse ver-
schmolzen, an der höchstens zwei am Außenrande stehende kurze
Krallen vorkommen. Die Hinterbeine sind bedeutend kürzer, noch
mehr abgeplattet, fast schaufel- oder flossenartig und ebenfalls
höchstens zwei krallig; sämtliche Gliedmaßen können unter den Panzer
nicht zurückgezogen werden. Der Schwanz ist sehr kurz, kegel-
förmig, das Ende der Oberschale nicht oder nur wenig überragend.
Der Kopf ist oben bis einschließlich zum Hinterhaupte mit
großen polygonalen Schildern bedeckt, die aber ebenso bei den
einzelnen Arten, als auch nach dem Alter ziemlich veränderlich sind;
desgleichen sind die Seiten des Kopfes namentlich in der Schläfen-
gegend mit gewöhnlich nicht sehr zahlreichen unregelmäßigen Tafeln
bekleidet, von denen die an den hinteren Rand des Auges stoßenden
die Postokularia, die anderen aber die Schläfen- oder
Temporalschilder genannt werden; manchmal ist auch noch
der Vorderrand des Auges von Schildern begrenzt, die man dann
als Praeokularia unterscheidet. Was die übrigen freien Körper-
teile betrifft, so sind die Schultern, Achseln und die Schenkel an der
Wurzel immer nackt, sonst aber der Schwanz und die Gliedmaßen
wenigstens bei jüngeren Tieren mit gewöhnlich ziemlich flachen,
unregelmäßig vielseitigen Schildern bedeckt, welche in der Regel an
der Schneide der Beine am entwickeltsten sind.
Die Schale ist entweder durch die ganze Lebenszeit weich und
lederartig und dann im Alter vollkommen glatt, in der Jugend aber
mit zahlreichen polygonalen Schildern bekleidet, oder aber hart und
knöchern und in gewöhnlicher Weise mit großen, symmetrisch an-
geordneten Hornplatten bedeckt. Diese sind immer glatt, in der Regel
flach, manchmal aber auch gekielt und teils mit ihren Rändern an-
einander stoßend, teils auch auf der Scheibe dachziegelartig ge-
schindelt, Areolen und Anwachsstreifen fehlen oder sind höchstens
bei ganz jungen Tieren mitunter in Spuren vorhanden. Die Ober-
schale ist nach vorn zu immer deutlich zusammengezogen, über dem
Halse bald abgestutzt, bald mehr oder weniger ausgerandet; die
Scheibe enthält 13 bis 2I, der Rand 25 bis 27 Schilder; das Nuchale
ist quer, viel breiter als lang, das Supracaudale immer doppelt. Das
Brustschild ist vorn und hinten stets deutlich zusammengezogen, sein
Dermochelys. 761
Mittelteil aus I2 in zwei Längsreihen gestellten Schildern gebildet,
welche meist am Vorderrande noch ein dreizehntes, unpaares Inter-
gulare einschließen. Die Verbindung der Unterschale mit der Ober-
schale wird durch eigene Inframarginalschilder bewerkstelligt, welche
zu beiden Seiten des Mittelteiles eine Reihe von vier bis sechs ziemlich
gleichgroßen, meist vier- oder fünfeckigen Platten bilden.
Alle Mitglieder dieser Familie sind Seetiere, welche besonders
die tropischen Meere bewohnen; sie kommen nur zum Zwecke des
Eierlegens, dann aber oft in sehr großen Gesellschaften ans Land
und sind außerordentlich fruchtbar. Ihre Lebensweise ist im All-
gemeinen noch wenig bekannt, doch sollen sie vorzugsweise Pflanzen-
stoffe verzehren, eine Behauptung, welche durch die überaus kräftigen
und mit spitzen Zahnausschnitten bewaffneten Kiefer einiger Arten
allerdings nicht sehr unterstützt zu werden scheint.
Die bisher in Europa beobachteten Seeschildkröten sind, etwa
mit einer einzigen Ausnahme, nur als Gäste zu betrachten, welche
zeitweise durch Stürme von ihren eigentlichen Wohnbezirken in
unsere Breiten verschlagen werden. Die hier in Betrachtung kommen-
den Arten gehören zu drei Gattungen, welche in nachfolgender Weise
unterschieden werden können:
A. Panzer hart und knöchern, mit polygonalen Hornplatten be-
deckt, die Oberschale mit der unteren durch Inframarginal-
schilder verbunden. Vorderbeine höchstens bis zur Körper-
mitte reichend, Füße wenigstens mit je einer Kralle.
I. Scheibe der Rückenschale mit 13 Schildern, Nuchale tra-
pezisch, Costalen jederseits 4, Brustschale breit, ihre Humeral,
Pectoral-, Abdominal- und Femoralplatten durch die Infra-
marginalen mit der Oberschale verbunden. Supraokulare
einfach. Interoccipitale und Internasale fehlend
3 Gatt.!Gh &lo.n&; Brogn.
II. Scheibe der Rückenschale mit 15 Schildern. Nuchale sechs-
eckig, Costalen jederseits 5, Brustschale schmal, ihre Pectoral-,
Abdominal- und Femoralplatten durch die Inframarginalen
mit der Oberschale verbunden. Supraokulare geteilt, Inter-
nasale und Interoccipitale meistens vorhanden.
2, Gatt«Eh’zlasısio.ch elys.-Eilze
B. Panzer weich, lederartig, nicht mit hornigen Schildern bedeckt,
von zusammenhängenden Längskielen durchzogen. Vorder-
beine weit über die Mitte des Körpers zurückreichend, Füße
krallenlos. Oberschnabel in der Mitte tief ausgeschnitten und
mit scharfem Zahn beiderseits dieser Ausrandung.
I. Gatt. Dermochelys Blain.
I. Gattung. Dermochelys.
Blainville Journ. d. Phys. LXXXIII, pag. 259 (1816).
Sphargis Merr. Syst. amphib. pag. ıg, 2 (1820).
Coriudo Fleming Phil. Zool. II, pag. 271 (1822).
Dermatochelys Wagler, natürl. Syst. d. Amphib. pag. 133, 2 (1830).
Testa coriacea, per longitudinem carinata.
Pedes mutici, anteriores corporis fere longitudine.
Rhinotheca tripartıta.
762 Chelonidae.
Der Panzer ist weich, lederartig, die Ober- und Unterschale aus
einem Stück bestehend, die Scheibe und der Rand nicht zu unter-
scheiden. Die rippenartig verlängerten Querfortsätze der Wirbelsäule
und die Rumpfwirbel sind frei, nicht mit dem Panzer verwachsen.
Die Rückenschale ist herzförmig, vorne rundlich ausgeschnitten,
hinten in eine spitze, den Schwanz bedeckende Supracaudalpartie
verlängert. Sie ist von sieben Längskielen durchzogen, im Alter
vollkommen glatt, in der Jugend jedoch mit zahlreichen, meist ziem-
lich flachen, mosaikartig aneinander stoßenden Knochenstücken
besetzt. Die wenigstens in der Mitte stets weiche Bauchschale zeigt
fünf Längsreihen von Knochenschildern. Der in der Jugend regel-
mäßig beschilderte Kopf ist im Alter glatt, desgleichen sind auch die
Beine und die Körperhaut bei kleinen Stücken durch sich durch-
schneidende zahlreiche Furchen in polygonale, schilderartige Felder
zerteilt, die aber mit zunehmendem Wachstum allmählich verschwin-
den. Der Unterschnabel ist scharf spitzig nach aufwärts gerichtet
und paßt in einen entsprechenden, tief winkeligen Querschnitt des
Oberkiefers hinein; zu beiden Seiten des letzteren findet sich je ein
großer, spitz dreieckiger und etwas schief nach rückwärts und ab-
wärts gerichteter Zahn. Die Vorderbeine sind bis gegen das Schalen-
ende nach rückwärts verlängert, die Füße alle krallenlos.
Die Gattung enthält nur eine einzige Art.
1. Dermochelys eoriacea: Fuscescens vel nigrescens, aut concolor, aut
flavo-variegata, collo et capite subtus pallidioribus. — Long. 2 m.
Testudo coriacea Linne Syst. Nat. I, pag. 350 (1766). — Testudo
arcuata Castesby Nat. Hist. Carol. II, pag. 40 (1771). — Chelonia
coriacea Schweigg. Prodr. pag. 20 (1840). — Sphargis mercu-
rialis Merr. Syst. Amphib. pag. 19, ı (1820. — Coriudo coria-
cea Harlan Journ. Ac. Phil. VI, pag. 37 (1827). — Dermochelys
atlantica Lesueur in Cuv. Regne anim. II, pag. 14 (1829). — Der-
matochelys coriacea Wagl. Natürl. Syst. d. Amphib. pag. 133,
tab, 1, fg. 123, juv. (1836), — Sphargis’tuberculata2Gey
Synops. Reptil. I, pag. 51 (1831). — Dermatochelys porcata
Fitzing. Syst. Reptil. I, pag. 30 (1843). — Sphargis coriacea Schreib.
Herpetol. europ. I, pag. 509 (1875). — Dermochelys coriacea
Bouleng. Catal. Chelon. Rhynchoc. a. Crocod. pag. Io, I (1889).
adult. Testa corporeque glabris.
juv. Testa cum corpore scutellis numerosis irregularıbus tecta.
Die Schale ist etwa herzförmig, um ein Drittel länger als breit,
die obere vorn über dem Halse und den Oberarmen sehr deutlich
ausgerandet, hinten stark dreieckig verschmälert, die äußerste Spitze
selbst etwas abgestutzt. Da übrigens der Hals und die Schultern
knapp an die Schale anliegen, so sind die an deren Vorderrande be-
findlichen Einbuchtungen wenig auffallend, indem sie, wenigstens in
der Jugend, fast mit der Schale verschmelzen, da der Körper eben
nicht unter der Schale liegt, wie bei den anderen Schildkröten, son-
dern mit seinen freien Teilen der Schale gleichsam aufgesetzt und
genau angepaßt erscheint, und nicht von dem Panzer wie gewöhn-
lich mehr oder weniger überragt oder gedeckt wird. Diese Oberschale
wird nun von sieben erhabenen Längskielen durchzogen, von denen
Dermochelys. 763
einer über die ganze Mittellinie, je einer längs des Außenrandes,
und zwei andere jederseits zwischen den drei erstgenannten in von
einander ziemlich gleicher Entfernung hinziehen. Die Unterschale
ist vorn etwa viereckig abgestutzt, hinten in stumpfem Winkel ver-
längert und mit fünf erhabenen Kielen durchzogen, deren einer in
gerader Richtung über die Mittellinie, die vier anderen aber zu je
zweien beiderseits des früheren bogig über die Seitenteile der Schale
verlaufen. Bei ganz jungen Stücken weicht hier der eigentlich aus
zwei Teilen zusammengesetzte Mittelkiel in der Nabelgegend mehr
oder weniger auseinander, die äußersten reichen bis zu den Vorder-
beinen und die zwischen dem Außen- und Mittelkiel hinziehenden
sind gewöhnlich am höchsten, machen an den Vorderbeinen ange-
langt einen stumpfen Winkel nach innen und stoßen am Vorderende
der Schale mit dem Mittelkiel unter ziemlich spitzem Winkel fast
oder auch ganz zusammen.
Der Panzer ist bei jüngeren
Tieren weich und lederartig,
wird aber mit zunehmendem
Alter allmählich härter und
knöchern, was zuerst bei der
Rücken-, später aber auch
bei der Bauchschale eintritt,
bei welcher nur der mittlere
Teil — da hier das Ento-
plastron fehlt — durch das
ganze Leben hindurch weich
bleibt. Die die Längskiele
bildenden Tuberkeln sind je-
doch stets hart und knöchern.
Der Kopf ist etwa so lang
a
als hinten breit, oben schwach Fig. 158.
konvex, vorn etwas zusam- Dermochelys coriacea Linne (juv.).
mengedrückt, die Augenlider a Brustschale.
fast senkrecht gespalten, im
geschlossenen Zustande das hintere das vordere bedeckend. Der
Hals ist kurz und dick, die Beine sehr stark abgeplattet, die
vorderen in der Jugend bis zum Schalenende reichend, der Schwanz
sehr kurz, kompreß, das spitze Schalenende kaum überragend.
Die freien Körperteile sind im Alter vollkommen glatt, leder-
artig, in der Jugend aber mit polygonalen Täfelchen bedeckt, welche
am Kopfe zu mehr oder weniger deutlichen Schildern entwickelt
sind. Gewöhnlich finden sich zwei nach oben zu häufig mit dem Inter-
nasale verschmolzene Nasalia, die durch diese Vereinigung in ihrer
Gesamtheit ein hinter der Schnauzenspitze liegendes, etwa herz-
förmiges Schildchen bilden. Am Scheitel sieht man ein verhältnis-
mäßig sehr großes, nach vorn verengtes Syncipitale, an das sich
zwischen den Augen ein bis zwei kleine, etwa dem Frontale ent-
sprechende Schilder anfügen. Endlich sind meistens noch vier oder
auch mehr Supraokularia vorhanden, von denen das erste und letzte
gewöhnlich deutlich größer, die mittleren hingegen in der Regel
764 Chelonidae.
untereinander ziemlich gleich sind. Was die übrigen Pileusschilder
betrifft, so sind sie im allgemeinen so unregelmäßig und veränder-
lich, daß ein näheres Deuten derselben kaum angezeigt erscheint.
Die Schläfen sind ganz mit großen, unregelmäßig polygonalen Schil-
dern bekleidet. Die Halshaut zeigt oben etwas größere, unten hin-
gegen viel kleinere, ziemlich flache und zahlreiche unregelmäßig
vielseitige Täfelchen, welche in ähnlicher Weise auch die Oberfläche
der Gliedmaßen überziehen. Die Schale ist im Alter zwischen den
Kielen glatt, in der Jugend aber mit zahlreichen, bald ziemlich
flachen, bald wieder schwach höckerförmigen unregelmäßigen Schild-
chen bedeckt, die Kiele selbst an der Oberschale beim erwachsenen
Tiere durch schwach schneidige Zähne gesägt, bei jungen aber mit
unregelmäßig vier- oder sechseckigen, stark erhabenen und meist
deutlich gekielten tafel- oder höckerartigen Schuppen besetzt, die in
jedem der fünf Mittelkiele in einer einfachen Reihe von 20 bis 35
hintereinander liegen; auch wird hier der Mittelkiel gegen den Hals
zu schwächer und undeutlicher, so daß er meist nicht so weit reicht
wie die seitlich und namentlich nach vorn zu etwas bogigen benach-
barten, welche den mittleren nach vorn zu fast immer mehr oder
weniger überragen. Die diesen nach außen zu folgenden Kiele sind
die kürzesten, während die Randkiele, welche in der Regel auch die
am meisten erhabenen Schuppen zeigen, meist bis an das Ende des
Schalenumfanges hinziehen. Die in den Zwischenräumen der Kiele
liegenden Täfelchen sind untereinander an Größe wenig verschieden,
ziemlich eben und stets viel kleiner als die auf den Kielen gelegenen;
auch sind die letzteren am Mittelkiele in zwei Reihen geordnet. An
der Brustschale sind die Kiele viel unregelmäßiger, indem sie außer
den großen, über die Höhe derselben ziehenden Schildern noch am
Rande von mehr oder weniger kleinen begleitet sind; auch sind hier
der Mittel- und die Randkiele ziemlich gleich hoch, die beiden anderen
aber höher, obwohl sie etwa auf dem ersten Viertel der Schale nie-
driger und oft undeutlich werden und von hier aus in stumpfem
Winkel nach vorn zum Anfange des Mittelkieles ziehen.
Die Färbung ist in der Jugend schwarz oder tief dunkelbraun,
mit weißgelben oder bräunlich weißen Kielen; die letztgenannte
Färbung zeigt sich auch am schneidig geschärften Rande der Beine,
von denen die hinteren eine schief gerundet dreieckige oder beil-
förmige Form haben. Ähnliche Flecken finden sich hier und da
auch am Kopf und meist in größerer Menge auch auf den Ellen-
bogen. Der Hals und die Kehle sind fast ganz hell, gelblich oder
licht weißbraun, desgleichen finden sich gewöhnlich am Brustschilde,
namentlich in den zwei mittleren Kielzwischenräumen, zahlreiche
lichte Täfelchen. Im Alter setzt sich die dunkle Grundfarbe in
Hellbraun, die der Kiele in schmutziges Braungelb um; die Beine
sind aber auch bei erwachsenen Stücken stets mehr oder weniger
schwärzlich.
Die Größe des erwachsenen Tieres beträgt von der Schnauzen-
spitze bis zum Schwanzende 2 m.
Diese in unseren Sammlungen noch immer seltene Schildkröte
lebt im Atlantischen Ozean und wurde an den europäischen Küsten
Thalassochelys. . 765
einzeln schon bis Cornwallis gefunden; sehr selten verirrt sie sich
auch ins Mittelmeer. Über die Lebensweise des Tieres ist nur wenig
bekannt, doch dürfte sich dasselbe, aus der Bildung der Kiefer zu
schließen, wohl jedenfalls von Tieren, namentlich von Crustaceen
und Mollusken nähren. Dem Fleische werden schädliche Eigen-
schaften zugeschrieben.
2. Gattung. Thalassochelys.
Fitzinger System. Anordn. d. Schildkr. pag. ıIo, 2.
Scuta disci quindecim.
Sternum angustum, ope scutorum pectoralium, abdominalium
et femoralium metathoraci affıxum.
Scuta supraocularia duo, internasale et interoccipitale con-
spicua.
Der Rückenschild ist stark gewölbt, nach den Seiten und noch
mehr nach hinten zu schräg abfallend, am Discus normal mit 15, am
Rande mit 25—27 Hornplatten bekleidet. Die mäßig breite Brust-
schale ist durch vier große Inframarginalschilder mit der Rücken-
schale und anderseits durch die Pectoral-, Abdominal- und Femoral-
platten mit den genannten Inframarginalen verbunden. In der
Axillargegend sind noch einige kleine, in Form und Zahl übrigens
sehr wechselnde Schilder zu bemerken. Die Kiefer sind einfach,
an den Enden schwach gegeneinander gekrümmt, der Kopf mit
großen Schildern in regelmäßiger Weise bekleidet; Supraokularen
sind jederseits zwei vorhanden, das Internasale und Interoccipitale
meist deutlich entwickelt. Die Beine sind mäßig abgeplattet, die
vorderen etwa bis zur Mitte der Schale nach rückwärts verlängert,
die Füße sämtlich zweikrallig, die hinteren Nägel übrigens sehr
klein und namentlich an den Hinterfüßen oft kaum zu bemerken.
Der Schwanz ist sehr kurz, kegelförmig, von oben schwach zusammen-
gedrückt.
Die einzige Art findet sich namentlich im Mittelmeere.
1. Thalassochelys earetta: Testa fusco-badia, subtus flavida; pedibus
margine pallidioribus. — Long. 1,5 m.
Testudo atra Linne Mus. reg. Ad. Frid. I, pag. 50 (1754). — Te-
studo caretta Linne Syst. nat. I, pag. 197, 2 (1758). — Testudo
cephalo Schneid. allg. Naturg. d. Schildkr. pag. 303, II (1783). —
Testudo coauana Daud. Hist. nat. gener.. d. reptil. II, pag.2 54,
tab. 16, fig. 2 (1803). — Chelonia coauana Schweigg. Prodr.
pag. 22 (1814). —Caretta atra Merr. Syst. amphib. pag. 17, I (1820).
— Caretta cephalo Merr.l.c. pag. ı8, 2 (1820). — Chelonia
multiscutata Kuhl Beitr. z. Zool. pag. 78 (1820), — Caretta
Coauana Fitzing. Classif. d. Reptil. pag. 44, 5 (1826. — Chelonia
olivacea Eschholtz Zool. Atl. pag. 3, tab. III, (1829), — Chelonia
cephalo Temm. et Schleg. Faun. Japon. Reptil. pag. 23, tab. IV, VI
(1833). — Chelonia virgata Wagl. Descript. et icon. amphib.
tab XXXIX (1835). —Chelonia Dussimierd ‚Dum 4BibrzEr
petol. gener. II, pag. 257, täb. XXIV, fig. ı (1835). — Caretta oli-
vacea Rüpp. N. Wirblt. Abyss. Amph. pag. 7, tab. III (1835). — Che-
lonia caretta Bonap. Fauna Ital. (1835). — Thalassochelys
766 . Chelonidae.
caretta Bonap. Amph. europ. pag. 24, 3 (1839). — Halichelys
atra Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 30 (1843). — Coauana caretta
Gray Catal. Tort. pag. 52 (1844), — Coauana elongata Gray
l. c. pag. 53 (1844). — Coauana olivacea Grayl.c.pag. 53 (1844).
— Chelonia Cavuana Lichtenst. Rept. et amph. mus. berol. pag. I
(1856). — Thalassochelys coauana Agass. Contr. N. H. U.
S. I, pag. 384, tab. VI, fig. 13—32 (1857). — Thalassochelys cor-
ticata Girard U. S. Explor. Herp. pag..431, tab. XXIxX (1858)
Lepidochelys olivacea Girard |. c. pag. 435 (1858), — Le-
pidochelys Dussimieri Girard l. c. pag. 437 (1858). — Che-
lonia corticata Strauch Erpetol. de l’Alger. pag. 19, 5 (1862). —
Thalassechelys olivacea Strauch Chelonol. Stud. passe
(1862). — Thalassochelys elongata Strauchl. c. pag. 63 (1862).
— Cephalochelys oceanica Gray Proc. Zool. Soc. pag. 408
(1873). — Eremobia elongata Gray |. c. pag. 408 (1873). —
Thalassochelys taraponica - Philippi Zool.Gart. DER
pag.. 84 (1887). — Caretta caretta Steineger Rep. U. St. nat.
Mus. pag. 715, fig. 187—Igo (1902).
juv. Testa margine profunde serrato,; scutis vertebralibus et costalibus
carınatıs.
adolesc. Testa margine serrulato, carinis vertebralibus elevatıssimis,
costalibus nullıs.
adult. Testa margine integro, carinis omnibus obsoletis.
var. Scutis marginalibus viginti quinque.
Chelonia pelasgorum Valenc. Expedit. scientif. Moree III, tab.
VI (1835).
Die erst bei Erwachsenen vollkommen verknöcherte Rücken-
schale ist etwa ei-herzförmig, längs der mehr oder weniger kielartig
hervortretenden Mittellinie beiderseits
stark abschüssig, über den Oberarmen
in schiefer Richtung zu dem in der Jugend
seicht ausgerandeten, im Alter aber ziem-
lich verrundeten Vorderrande zusammen-
gezogen, über dem Schwanze tief winkelig
ausgerandet; der Außenrand ist bei er-
wachsenen Tieren vollkommen ganz-
randıg, bei mittelgroßen schwach, bei
kleineren sehr tief gesägt. Der Discus
zeigt fast immer fünfzehn Schilder, in-
dem sowohl die Vertebral- als auch die
Dorsalplatten jederseits in der Fünfzahl
entwickelt sind; ausnahmsweise kommen
jedoch von letzteren sechs Paare vor.
Erstere sind ziemlich regelmäßig sechs-
Fig. 159. eckig, in der Jugend sehr stark in die
Thalassochelys caretta Linne. Quere erweitert und oft über doppelt so
Oberschale (adolescens). breit als lang, im Alter jedoch bedeutend
kürzer, von den an die Costalen stoßenden
Seitenrandschildern die vorderen im Durchschnitt länger als die hin-
teren. Von den Costalen ist das erste sehr klein, ungleichseitig fünf-
eckig, seine drei Vorderwinkel stumpf, der hinterste spitz, der mit der
Außenecke des ersten Vertebrale zusammenstoßende meist ziemlich
Thalassochelys. 767
rechtwinkelig; die vier anderen Costalen sind quer fünfeckig, die drei
ersten davon mit gerundetem Außen- und stumpfwinkeligem Innen-
rand, die zwei mittelsten und größten etwa doppelt so breit als lang,
das vorderste noch breiter, das letzte Costale ist stark ungleichseitig
fünfeckig, mit etwa in der Mitte stumpfwinkeligem Außen- und ziem-
lich breit schief abgestutztem Innenrande. In der Jugend ist die
Scheibe mit drei deutlichen, über die Vertebral- und Costalplatten
laufenden Kielen versehen, die namentlich an den erstgenannten
Schildern nach rückwärts höckerartig erhöht sind; mit zunehmendem
Wachstum verschwinden jedoch zuerst die Costal- und später auch
die Vertebralkiele, so daß bei
ganz alten Tieren die Schilder
vollkommen glatt oder höchstens
am Hinterrande der Vertebralen
schwach höckerförmig erhaben
sind. Randplatten sind in der
Regel siebenundzwanzig, aus-
nahmsweise aber auch .nur fünf-
undzwanzig (Chelonia pelasgorum
Valenc.) vorhanden. Das Nuchale
ist quer, drei- bis viermal so breit
als lang, seine hinteren Winkel
stumpf-, seine seitlichen spitz
oder rechtwinkelig; das vordere
Marginobrachiale ist ziemlich
fünfeckig, die anderen Rand-
schilder bis zum letzten Margino-
femorale etwa länglich rechteckig
oder rhomboidisch, diese und die
Supracaudalen bedeutend ver- Fig. 160.
größert, erstere ungleichseitig Thalassochelys caretta Linne.
fünfeckig, letztere ziemlich tra- (Brustschale.)
pezisch, mit etwas zugespitzter
Hinterecke. Das Brustschild ist fast kreuzförmig, sein hinterer freier
Teil viel schmäler als der vordere, beide stets deutlich verrundet. Das
namentlich in der Jugend nicht immer vorhandene Intergulare ist
klein, gleichschenkelig dreieckig, die Gularen bedeutend größer,
meist ebenfalls mehr oder weniger dreieckig. Die Brachialen sind
etwa viereckig, die Pectoral-, Abdominal- und Femoralschilder mehr
oder weniger fünfeckig, die zwei erstgenannten breiter als lang, die
Abdominalen die größten, die Analplatten sind dreieckig mit bogigem
Außenrande, der auch stets die längste Seite ist. Inframarginalia
sind jederseits fünf entwickelt, das erste sehr klein, die anderen,
welche mit der Rückenschale zusammenstoßen, groß, vier- oder
fünfeckig, alle untereinander ziemlich gleich. Die Brustschale ist
bei ganz jungen Tieren ebenfalls mit zwei sehr starken, obwohl stum-
pfen und nach hinten erhöhten Kielen versehen.
Der Kopf ist groß und dick, oben schwach gewölbt, im ganzen
etwa von vierseitig pyramidaler Gestalt, die Schnauze stumpf ge-
rundet, die Nase in der Jugend spitz vorstehend. Bei vollkommen
768 Chelonidae.
normalen Stücken, die übrigens ziemlich selten sind, ist der Pileus
mit zwanzig Schildern bedeckt, von denen vier in der Mittellinie
und acht zu jeder Seite des Oberkopfes liegen. Das oft fehlende
Internasale ist rhombisch oder fünfeckig, beiderseits von den Nasalen
und Präfrontalen eingeschlossen; von diesen sind die ersteren und
kleineren etwa sechseckig, die letzteren und größeren mehr oder
weniger fünfeckig, jene mehr in die Breite, diese mehr in die Länge
entwickelt. Das Frontale ist mäßig groß, ziemlich gleichbreit, ın
den meisten Fällen ein etwas verlängertes Viereck mit gerundeter
Vorder- und Hinterseite darstellend, sehr häufig aber auch durch
Knickung der genannten Seiten mehr oder weniger deutlich fünf-
RE, oder sechseckig, das Internasale bald
Be berührend, bald wieder durch die
dazwischen eingeschobenen Präfron-
talen von demselben getrennt. Das
Syncipitale ist das größte aller Kopf-
schilder, sonst aber von sehr wech-
selnder, obwohl gewöhnlich mehr
oder weniger rundlich polygonaler
Form, in der Jugend ebenso wie
das Frontale deutlich konvex; dieses
Syncipitale ist, mit Ausnahme der
Nasalen und des Internasale,
sonst mit allen Kopfschildern
in Berührung, indem es vorn an
das Frontale, seitlich an die Supra-
okularen und Parietalen und hinten
endlich an die Occipitalen und an
das Interoccipitale grenzt. Die
Supraokularen sind jederseits dop-
. pelt, das vordere stark schief ge-
stellt und etwa fünfeckig; das hin-
tere meist ziemlich quer trapezisch
Fig. 161. oder durch Knickung der Außenseite
Thalassochelys caretta Linne. ebenfalls fünfeckig. Dieselbe Haupt-
form haben im allgemeinen auch
die Parietalen, welche übrigens immer quer und bedeutend breiter
als lang sind; auch ist gewöhnlich das hintere im Vergleich zum
vorderen stark nach außen vergrößert. Die Occipitalen sind un-
gemein veränderlich, in der Regel klein und zu je zweien jederseits
des Interoccipitale entwickelt; doch kann das letztgenannte Schild
öfters auch fehlen. Die Nasenlöcher sind klein und eiförmig, das
hintere Augenlid das vordere nicht bedeckend, die Ränder derselben
mit ziemlich großen, konischen Tuberkeln. Die Schläfen sind mit
einer sehr veränderlichen, aber niemals großen (etwa 10—12) An-
zahl unregelmäßig polygonaler Schilder bedeckt, die nach hinten
an Größe abnehmen und wovon in der Regel drei, sehr selten vier,
den hinteren Augenhöhlenrand begrenzen. Die Beine sind mit
flachen Schildern bekleidet, die vorn am Ende und am Hinterrande
der Flossen und rückwärts ebenfalls am Rande bedeutend ver-
Chelone. 769
größert, längs der Mittellinie des Unterarmes aber am kleinsten
sind; der das Schalenende kaum überragende Schwanz ist beim
Weibchen kürzer als beim Männchen und mit flach polygonalen, in
Reihen gestellten Täfelchen besetzt.
Die Farbe der Oberschale ist im Alter tiefer, in der Jugend
heller kastanienbraun, dort einfarbig, hier mit mehr oder weniger
dunklen oder schwärzlichen Mittelfeldern, die Brustschale ist gelblich.
Kopf und Beine sind im allgemeinen mit der Schale übereinstimmend
gefärbt, letztere an den Rändern gewöhnlich lichter oder gelblich.
Das Tier erreicht eine Länge von über ı mt).
Diese Art ist an allen Mittelmeerküsten häufig, kommt aber
auch in der ganzen Adria bis Triest und Venedig durchaus nicht
selten vor, desgleichen ist sie auch an den atlantischen Küsten unseres
Weltteiles allenthalben gemein. Auf Sizilien und namentlich auf den
benachbarten kleineren Inseln geht sie auch nicht selten ans Land
und legt daselbst ihre Eier ab. Das Tier nährt sich nur von anima-
lischer Kost und wird in der Regel nicht gefangen, da weder sein
Fleisch, noch sein Schildpatt nutzbar ist; auf den Markt kommt es
nur selten, wie beispielsweise in Nizza, da es hier von der ärmeren
Volksklasse gegessen wird. Die frischerbeutete Schildkröte gibt
einen sehr starken, blasenden Zischton von sich und hat man sich
bei der Gelegenheit auch vor ihren gewaltigen Kiefern gehörig in acht
zu nehmen, da sie nicht zu schnell zahm wird und anfangs wütend
nach dem Menschen schnappt.
3. Gattung. Chelone.
Brognart in Bullet. des scienc. par la soc. philom. (1800).
Scuta disci terdecim.
Sternum latum, ope scutorum humeralium, pectoralium, abdo-
minalium et femoralium metathoraci affixum.
Scuta supraocularia simplicra, internasale et interoccipitale
nulla.
Der ei- oder herzförmige Rückenschild ist ziemlich gewölbt, nach
den Seiten und namentlich nach hinten zu schräg abfallend, im Alter
glatt, in der Jugend mit bald schwächeren, bald stärkeren, in drei
Längsreihen stehenden Kielhöckern versehen. Die Scheibe besitzt
fünf Vertebral- und vier Costalplatten, deren erste stets größer als
die letzte ist. Diese dreizehn Discoidalschilder stoßen entweder
mit ihren Rändern zusammen oder sind auch teilweise schindelförmig
übereinandergelagert. Marginalen sind stets 25 vorhanden. Die
Brustschale ist ziemlich breit und mittelst der Humeral-, Pectoral-,
Abdominal- und Femoralplatten an die Inframarginalen stoßend;
vor den letzteren liegen noch einige kleine, an Form und Zahl nicht
beständige Schilder.
Die Kiefer sind entweder ganzrandig oder fein sägeartig gezähnt,
1) Bei den Schildkröten ist, wenn nicht anderes gesagt wird, bei der Größen-
angabe gewöhnlich die Länge der Oberschale gemeint.
Schreiber, Herpetologia europaea. 49
7 7 oO Chelonidae.
der Kopf mit 12—ı4 großen Schildern in regelmäßiger Weise be-
kleidet; die,Supraokularen sind nur in der Einzahl vorhanden, das
Internasale ‚und Interoccipitale in der Regel nicht vorhanden. Die
Beine sind ’mäßig entwickelt, ein- bis zweikrallig, die vorderen
höchstens ‚bis zur Mitte der Schale nach rückwärts verlängert, der
Schwanz, ‚obwohl sehr kurz, so doch manchmal den Panzer deutlich
überragend.
Die beiden bisher in Europa beobachteten Arten dieser Gattung
sind in nachfolgender Weise leicht zu unterscheiden:
a) Platten der Scheibe nebeneinandergestellt und sich mit ihren
Rändern vollkommen berührend; Füße nur mit einer Kralle,
Unterkiefer stark sägeartig gezähnt, Schwanz den Panzer deut-
lich überragend . . ...mydax%, Linse,
b) Platten der Scheibe geschindelt, einander mit ihren Rändern
teilweise bedeckend; Füße, wenigstens die vorderen, immer
zweikrallig. Kiefer nicht gesägt, Schwanz den Panzer nicht
überragend „une. naar. Warten Im brie aa
1. Chelone mydas: Scuta disci contigua, pedes solidunguli; man-
dibulae denticulatae, cauda ultra testam prolongata. Long.
I—I,5 m.
Testudo mydas Linne Syst. nat. I, pag. 350 (1768). — Testudo
macropus Walbaum Chelonogr. pag. ıız (1782). — Testudo vi-
ridis Schneid. allg. Naturg. d. Schildkr. pag. 299, tab. II (1783). —
Testudo japonica Thunberg Velensk. Acad. Handl. VIII, pag. 178,
tab. VII, fig. ı (1778). — Testudo cepediana Daud. Hist. nat.
gen. et part. d. reptil. II, pag. 50 (I802). — Chelonia japonica
Schweigg. Prodr. pag. 21 (1814). — Chelonia virgata Schweigg.
l. c. (1814). — Chelonia mydas Schweigg. 1. c. pag. 22 (1814). —
Grarzeitst ae Crerprerdai ie, MerralenteSyst Amphib. pag. 18 (1820). —
Caretta esculienta Merr. |. ce. (1820) — Camerttarınrarsse
clorwnıs Merr. 1. ec. (1820, — Caretta Thunbererr Merzalze
pag. I9 (1820), — Chelonia maculosa Cuv. Regne anim. ed. II,
pag. 13 (1829). — Chelonia lachrymata Cuv. l. c. (1829). —
Chelonia bicarinata Lesson in Belong. Voy. Ind. or. Zool. pag.
301 (1834), — Chelonia marmorata Dum. Bibr. Erpetol. gen.
II, pag. 546, tab. XXIII, fig. ı (1835). — Chelonia viridis Temm.
et Schlegel Fauna japon. pag. 18, 2 ‚tab. IV, fig. 4, 5, 6 et tab. VI, fig. ı, 2
(1838). — Euchelys macropus Girard U. S. Explor. Herp. pag.
448, tab. XXXI, fig. 9—ı1 (1858). — Chelonia formosa Girard
l. c. pag. 456, tab. XXXI, fig. 1—4 (1858). — Chelonia tenuis
Girard 1. c. pag. 450, tab. XXXI, fig. 8 (1858). — Chelone macro-
pus Strauch Chelonolog. Stud. pag. 61 (1862). — Chelone virgata
Strauch 1. c. pag. 183 (1862). — Chelone viridis Strauch |. c.
pag. 185, 63 (1862). — Chelone maculosa Strauch l. c. pag. 186
(1862). — Chelone marmorata Strauch l. c. pag. 187 (1862). —
Mydas viridis Gray Suppl. Catal. Sh. Rept. I, pag. ııg (1870). —
CheloniaAgassizii Bocourt Miss. Sc. Mex. Rept. pag. 26, tab. VI
(1870). — Chelonia depressa Garman Bull. Mus. Comp. Zool. VI‘
pag. 124 (1880). — Chelonia lata Philippi Zool. Gart. XXVIII,
pag. 84 (1887). — Chelone mydas Bouleng. Catal. Chelon. pag. 180
(1889).
juv. Disco scabriusculo, scutis vertebralibus distincte, costalibus ob-
solete carinatis.
adolesc. Testa glabra, margine obtuse serrulato.
adult. Testa glabra, margine integerrimo.
Chelone. TEL
Die Schale ist etwa ei-herzförmig, die obere beiläufig um ein
Viertel länger als in der Mitte breit, längs der Mittellinie des Rückens
fast flach oder nur sehr wenig der Quere nach gewölbt, nach den
Seiten zu aber ziemlich stark abschüssig; ihr Außenrand ist ganz,
über dem Halse und den Öberarmen schwach nach einwärts ge-
schwungen, an den Seiten sanft gerundet und allmählich nach rück-
wärts in einen stumpfen Winkel zusammengezogen; bei jüngeren
Tieren ist jedoch der Rücken von rechts nach links mehr oder weniger
dachförmig, und der Seitenrand etwa von der dritten Marginalplatte
an zwar stumpf, aber immerhin ganz deutlich gesägt. Von den
fünf Vertebralen ist das erste quer gewölbt, nach vorn geneigt und
Fig. 162.
Chelone mydas Linne. a Rücken-, b Brustschild.
im Alter etwas, in der Jugend aber bedeutend breiter als lang, sein
Hinterrand etwas schmäler als der Vorderrand, seine äußersten
Seiten bei kleinen Stücken bogig oder selbst stumpfwinkelig ge-
brochen; seine an das nächste Vertebrale stoßenden Winkel sind
ebenso wie die zwei vorderen stumpf, die seitlichen spitz. Die drei
darauffolgenden Vertebralen sind ziemlich regelmäßig sechseckig,
das vierte nach hinten verschmälert, das letzte siebeneckig, nach
rückwärts stark erweitert. Das erste Costalpaar ist etwa trapezisch,
seine unregelmäßig gerundete Außenseite die längste, die an das
zweite Vertebrale stoßende Innenseite die kürzeste, die hintere länger
als die Vorderseite; die zwei folgenden Costalpaare sind im Ganzen
ziemlich quer fünfeckig, nach innen zu mit je drei stumpfen Winkeln,
das dritte nach außen zu schwach erweitert. Das letzte Paar ist
trapezisch sechseckig, nach innen deutlich verschmälert, seine Hinter-
seite kürzer als die vordere. Das Nuchale ist dreimal so breit als lang,
vierseitig nach vorn mit zwei stumpfen, nach hinten mit zwei sehr
spitzen Winkeln; die Marginocollaria sind trapezisch, mit bogigem
Außenrande und sehr kurzer Innenseite, oft selbst ziemlich dreieckig,
im Ganzen kurz und klein. Das vordere Marginobrachiale ist groß,
49*
772 Chelonidae.
länglich fünfseitig, nach rückwärts verschmälert, sein vorderer, gegen
das Nuchale gerichteter Winkel spitz, sein innerer stumpf, die zwei
hinteren ziemlich rechtwinkelig. Die anderen Marginalschilder sind
im Allgemeinen länglich rechteckig, das zweite und vierte Margino-
laterale, sowie das erste und letzte Marginofemorale durch stumpf-
winkelige Knickung des Innenrandes namentlich bei jüngeren Tieren
häufig-mehr oder weniger deutlich fünfeckig. Die Supracaudalen sind
trapezisch, nach hinten erweitert, der an das letzte Marginofemorale
stoßende Rand der kürzeste. Der Brustschild ist an seinen freien
Enden verrundet, sein Vorderteil weniger verschmälert als der Hinter-
teil. Das Intergulare ist klein, gleichschenklig dreieckig, die Gularia
groß, ziemlich gleichseitig trapezisch, die Humeralen etwa doppelt
so breit als lang, fünfseitig, die zwei äußeren und kürzesten Seiten im
stumpfen Winkel zusammenstoßend. Die Pectoralia sınd etwas größer
aber kaum breiter, ihre drei Außenseiten kurz und untereinander
ziemlich gleich, die hintere meist etwas länger als die vordere. Die
wieder etwas größeren Abdominalen haben im Allgemeinen eine mit
den Pectoralen übereinstimmende Form, obwohl sie, da ihre drei
Außenseiten unter äußerst stumpfen Winkeln zusammenstoßen, im
Ganzen mehr den Eindruck von queren Vierecken machen. Die be-
deutend schmäleren Femoralen sind fünfeckig, ihre zwei Außenseiten
fast unter rechtem. oder nahezu spitzem Winkel zusammenstoßend,
die hintere Seite bedeutend kürzer als die vordere. Die Analen sind
ungleichseitig dreieckig, ihre gerundete Außenseite die längste, ihre
Vorderseite die kürzeste und mit der inneren rechtwinklig zusammen-
stoßend. Von den fünf Inframarginalen ist das erste das kleinste,
das dritte in der Regel das größte, die zwei genannten sowie das
letzte fünfseitig, das zweite und vierte hingegen mehr vierseitig.
Beim neugeborenen Tiere sind sämtliche Discoidalplatten schwach
gerunzelt und die Vertebralen von einem breiten und flachen, aber
ziemlich dicken Längskiel durchzogen, desgleichen zeigen auch die
Costalia schwache Andeutungen von kielförmigen Erhabenheiten.
Der Kopf ist plump und dick, im Ganzen etwas höher als breit,
von hinten nach vorn sehr allmählich verjüngt mit zusammen-
gedrückten Seiten und kurz gerundeter, unter den Nasenlöchern etwas
vorspringender Schnauze. Der Pileus ist mit zwölf großen, in Form
und Zahl ziemlich beständigen Schildern bedeckt, von denen zwei
unpaare in der Mitte des Kopfes und zehn paarige zu je fünf auf
beiden Seiten gelegen sind, von den ersteren ist das vordere — das
Frontale — klein, ziemlich regelmäßig fünfeckig, mit nach vorn
gerichteter Spitze und kurzem, gerade abgestutztem Hinterrande, das
unmittelbar darauf folgende Syncipitale bedeutend größer, sieben-
seitig, links und rechts an die Supraokularen, hinten mit spitz zu-
sammenstoßenden Rändern an die Occipitalia grenzend. Von den zehn
paarigen Schildern stoßen die Präfrontalen und Occipitalen unmittel
bar in einer Naht an einander, die ersteren sind etwa doppelt so lang
als breit, fünf- oder sechseckig, vorn und rückwärts mit stumpfen
Winkeln, mit ihrem inneren Hinterrande an das Frontale, mit dem
äußeren an die vorderen Supraokularen stoßend; die Occipitalen sind
ungleichseitig fünfeckig, länger als breit, ihre Vorder- und Hinter-
Chelone. 7 ji 3
seiten ziemlich gleich und parallel, die an das hintere Parietale
stoßende in der Regel die kürzeste. Die Supraokularen sind meistens
wenig kleiner als das Syncipitale, sechseckig, mit dem Vorderrande
an das Präfrontale, mit den zwei Innenrändern an das Frontale
und Syncipitale, mit den zwei Außenrändern an die Augenhöhle und
das oberste Postokulare und mit dem Hinterrande an das vordere
Parietale grenzend; dieses ist ungleichseitig sechseckig, länger als breit,
nach rückwärts gewöhnlich mehr oder weniger verschmälert. Das
hintere Parietale ist in der Regel das kleinste aller Kopfschilder, ganz
unregelmäßig sechseckig, nach innen an ein Occipitale, nach außen
meist an zwei Temporalen stoßend. Der Oberkiefer ist vorn seicht aus-
gerandet und seitlich mit äußerst schwachen, kaum ausgesprochenen
Zähnen versehen, der Unterkiefer hingegen durch große und starke,
etwas schief nach hinten gerichtete, spitz dreieckige und längs-
gefurchte Zähne sehr vollkommen
gesägt und überdies noch in der Mitte
mit einem bedeutend größeren Zahn
bewaffnet; auch ist jeder Ast des
Unterkiefers fast ganz von einem ein-
zigen, sehr langen Sublabiale bedeckt.
Der Seitenteil des Kopfes ist ebenfalls
mit großen, übrigens in Zahl und Form
ziemlich veränderlichen Schildern be-
deckt; doch finden sich fast immer
vier übereinanderstehende, vier- oder
fünfseitige Postokularen, während die
Zahl der sehr unregelmäßigen Schläfen-
schilder beiläufig zwischen acht und
zwölf beträgt. Der Nacken ist mit
kleinen, dünnen und anliegenden
Schuppen, die Unterseite des Kopfes
mit einer längsgefurchten Haut ver-
sehen, welche hie und da durch
seichtere Querfurchen in Form eines Fig. 163.
groben Netz-oder Maschenwerkes unter- Chelone mydas Linne. (adultus).
brochen wird. Die Vorderbeine sind
an der Außenschneide mit etwa zwölf bis vierzehn.großen, polygonalen
Tafeln bedeckt, welche nach hinten zu etwas vergrößert und auf die
Unterseite der Gliedmaßen winkelig umgebogen sind; ‘ähnliche, aber
mehr rundlich polygonale Schilder finden sich auch auf der Hinter-
schneide der Flossen; der dazwischen liegende Teil ist oberseits mit
mittelgroßen, unterseits aber mit viel kleineren ganz unregelmäßigen
Tafeln bedeckt, nur daß unten die an die vorderen Randschilder
stoßende Reihe bedeutend vergrößert und in der Ellenbogengegend
ebenfalls ein stärker entwickeltes, etwa kreisförmiges Schild bemerk-
bar ist. Die Hinterbeine sind in ähnlicher Weise wie die vorderen
bekleidet, die Füße — mit Ausnahme von Jungen, bei denen manch-
mal auch der zweite Finger bekrallt ist — sämtlich nur mit einer
einzigen Kralle bewaffnet. Der den Panzer deutlich überragende
Schwanz ist mit kleinen, in Längsreihen gestellten Schuppen besetzt.
774 Chelonidae.
Die Färbung der Oberschale ist im Leben mehr grünlich, im
Tode hingegen mehr bräunlich, mit sehr unbestimmten helleren und
dunkleren Flecken versehen; das Brustschild ist gelb. Der Kopf
und die Gliedmaßen sind oben bräunlich, an den Seiten mehr gelblich,
der Hals und die Beine unten grünlich. Bei ganz jungen Tieren
sind die Rückenkiele und der Körper dunkelbraun und nur die
Schnauzenspitze, der Hals, die Oberarme und die Schenkel weißlich,
das Brustschild hingegen sowie überhaupt alle unteren Teile mit
Ausnahme der dunkler gefleckten Flossen gelblich (C’helone albiventris
Nardo).
Die Länge des erwachsenen Tieres kann oft über 2 m, das Gewicht
dabei einige Zentner betragen.
Diese im Atlantischen Ozean einheimische Art wurde einzeln so-
wohl im Mittelmeer, als auch an den europäischen Westküsten bis
nach England hinauf gefunden; die Nahrung besteht in Seepflanzen,
welche das Tier mit seinen sägeartigen Kiefern meist am seichten
Meeresgrunde abweidet. In der Jugend nehmen sie aber auch ani-
malische Nahrung, namentlich Schaltiere, zu sich; ihr Fleisch ist sehr
geschätzt. z
2. Chelone imbrieata: Scuta disci imbricata, pedes bisungues,; man-
dibulae integrae, cauda ultra testam non prolongata. — Long.
85 cm.
Testudo imbricata Linne Syst. nat. I, pag. 350, 2 (1767). —
Testudo caretta Bonnat. tabl. enc. meth. Erpet. pag. 21 (1789).
— Chelonia imbricata Schweigg. Prodr. pag. 21 (1814). —
Caretta imbricata Merr. Syst. amphib. pag. 19, 6 (1820). — Che-
lonia multiscutata Kuhl Beitr. z. Zool. pag, 78 (1820). — Che-
lonia pseudomy.das Lesson in Belang. Voy. Ind. or. Zool. pag.
299 (1834). — Chelonia pseudocaretta Lesson |. c. pag. 302
(1834). — Caretta bissa Rüpp. N. Wirbelt. Abyss. Amph. pag. 4,
tab. II (1835). — Eretmochelys imbricata Fitzing. Syst.
reptil. I, pag. 30 (1843). — Eretmochelys squamata Agass.
Contr. N. H. U. S. I, pag. 382 (1857. — Caretta squamosa Girard
U. S. Explor. Exped. Herp. pag. 442, tab. XXX, fig. 1—7 (1857). — Ca-
retta rostrata Gifardl.c. pag. 446, tab. XXX, fig. 8$—ı3 (1857). —
Chelone imbricata Strauch Chelon. Stud. pag. 181, 61 (1862). —
Caretta squamata Günth. Rept. Brit. Ind. pag. 54 (1864). —
Onychochelys Kraussi Gray Proc. Zool. Soc. pag. 398, c. fig.
(1873).
juv. Testa striata, scutis vertebralibus distincte, costalibus obsolete
carıinatıs ; sterno bicarinato.
adult. Testa glabra, scutis vertebralibus subcarinatis ; sterno laevi.
var. Scutis discoidalibus omnibus tricarinatis.
Die Schale ist etwa ei-herzförmig, ziemlich niedrig und flach,
beiläufig um ein Fünftel länger als in der Mitte breit, ihre beiden
Seiten längs der Mittellinie in sehr stumpfem Winkel gegen ein-
ander geneigt; ihr Außenrand ist über dem Halse und den Oberarmen
schwach nach einwärts geschwungen und nach außen abschüssig,
an den Seiten hingegen in gleichmäßiger Rundung nach rückwärts
verschmälert und ziemlich wagerecht abstehend. Auch ist derselbe
bei erwachsenen Stücken in der Marginofemoral- und Supracaudal-
Ve
Chelone. 775
gegend, bei jüngeren jedoch schon vom fünften Marginalpaare ange-
fangen durch die nach hinten immer stärker dreieckig vorspringenden
Randplatten sehr deutlich gesägt. Das Nuchale ist vierseitig, dreimal
so breit als lang, mit zwei sehr stumpfen Vorder- und zwei sehr spitzen
Hinterwinkeln, bei jüngeren Tieren mit seinem etwas ausgezackten
Hinterrande das erste Vertebrale bedeckend. Die Marginocollaria
sind gleichschenkelig dreieckig, ihr Außenrand gekrümmt, ihre
manchmal abgestutzte und gegen innen gerichtete Spitze die Scheibe
namentlich bei erwachsenen Exemplaren nicht immer berührend; die
Marginobrachialen sind rechtwinkelig viereckig, die Marginofemoralia
und Supracaudalia deltoidisch. Die Platten der Scheibe sind nicht
wie es gewöhnlich der Fall ist, neben-, sondern teilweise übereinander
gestellt, indem sie sich mit ihren freien Rändern in der Jugend be-
trächtlich, im Alter aber nur unbedeutend schindelartig decken; auch
sind diese Schilder im letzteren Falle dünn, vollkommen glatt und nur
auf den Vertebralen mit einem schwachen Kiel versehen, bei jüngeren
Tieren hingegen etwas dicker, auf den Vertebralen scharf, auf den
Costalen schwächer gekielt und überdies noch in ihrer ganzen Aus-
dehnung mit erhabenen Strahlenstreifen durchzogen, welche an den
Wirbelschildern von der Mitte des Hinterrandes, auf den Rippen-
platten hingegen von dem
hinteren Oberwinkel gegen den
Rand gerichtet sind. Von den
fünf Vertebralen ist das erste
dreieckig, die anderen del-
toidisch, von den vier Costal-
paaren ist das erste etwas Fig. 164.
kleiner als die folgenden, vier-
seitig, die den Außenrand bil-
dende Seite gerundet und zugleich die längste, die an das erste
Vertebrale stoßende gewöhnlich die kürzeste; ihr hinterer Marginal-
sowie auch der zwischen die Vertebralen eingeschobene Winkel sind
spitz, die zwei anderen stumpf. Das zweite und dritte Costale
sind etwas größer, doppelt so breit als lang, ungleichseitig fünf-
eckig, ihre zwei Außenwinkel ziemlich recht, die drei inneren
stumpf, das letzte endlich bedeutend verkleinert, ebenfalls fünfeckig,
die Hinterseite die kürzeste. Sämtliche Wirbelplatten sind übrigens
an ihren freien Rändern niemals glatt, sondern sehr verschieden-
artig ausgeschnitten, gezackt oder gewellt. Das in der Jugend
beiderseits stark gekielte, im Alter aber glatte Brustschild besitzt
ein dreiseitiges Intergulare, welches links und rechts von einem
vierseitigen Gulare eingeschlossen wird, dessen Vorderwinkel stumpf,
dessen Hinterwinkel hingegen spitz sind, auch ist von den zwei
letzteren in der Regel der äußere schärfer als der innere. Die vier
darauf folgenden Plattenpaare sind alle quer, um die Hälfte breiter
als lang, fünf oder sechseckig, ihre Außenseiten immer die kürzesten;
. das Anale ist länglich vierseitig mit verrundetem Außenwinkel, die
fünf Inframarginalen vier- oder fünfseitig.
Der Kopf ist flach, von den Seiten vor den Augen stark zu-
sammengedrückt und zugespitzt und überhaupt länger und gestreckter
Chelone imbricata Linne.
77 6 Chelonidae.
als bei irgend einer anderen Seeschildkröte. Der Pileus besitzt in der
Regel vierzehn Schilder, von denen zwei in der Mitte gelegene unpaarig,
sechs andere zu beiden Seiten hingegen paarig entwickelt sind. Von
den ersteren ist das vordere oder Frontale verhältnismäßig klein,
ziemlich regelmäßig sechseckig, vorn an die Frontonasalen, seitlich
an die Supraokularen und hinten an das Syncipitale stoßend; dieses
ist sehr groß, seiner Hauptform nach ebenfalls sechs- oder sieben-
eckig, seitlich an die Supraorbitalen und vorderen Parietalen, hinten
an die Occipitalen stoßend; letztere schließen in seltenen Fällen noch
ein kleines Interoccipitale ein. Von den paarigen Kopfschildern sind
die vordersten oder die Nasalen gewöhnlich die kleinsten, breiter als
lang, fünfseitig, die darauf folgenden Präfrontalia merklich größer,
länger als breit, übrigens auch fünfseitig. Die das Syncipitale von
beiden Seiten einschließenden
Supraorbitalen und vorderen
Parietalen haben eine ziemlich
übereinstimmende, etwa länglich
sechseckige Gestalt, die bedeu-
tend kleineren hinteren Parietalen
sind beiläufig unregelmäßig vier-
eckig, die dieselben an Größe
etwa übertreffenden Occipitalia
meist mehr oder weniger sechs-
eckig. Die Kiefer sind kräftig
gestreckt und zusammengedrückt,
der obere merklich länger als der
untere, ihre geraden und unge-
zähnten Hornscheiden schnabel-
artig gegeneinander gebogen. Die
Schläfen sind etwa mit sieben bis
acht großen, unregelmäßigen poly-
gonalen Schildern bedeckt, von
Fig. 165. denen immer drei den hinteren
Chelone imbricata Linne. Augenrand begrenzen; der Unter-
kiefer zeigt jederseits ein großes
längliches Sublabiale.e Die Beine sind mit tafelartigen Schildern
bekleidet, welche an der Schneide der Flossen bedeutend vergrößert
sind; der erste Nagel ist in der Regel deutlich nach abwärts ge-
krümmt, der an den Hinterfüßen manchmal fehlende zweite hin-
gegen gerade. Der Schwanz ist sehr kurz, über die Oberschale
nicht hervorragend.
In der Jugend ist die Rückenschale blaßbraun, der Bauchschild
schwärzlich; im Alter erstere gelb und dunkelbraun gemarmelt,
letzterer gelb. Die Schilder auf Kopf und Beinen sind dunkelbraun,
mit gelben Rändern.
Die Größe beträgt bis 85 cm. Eine seltene Varietät zeigt auf
sämtlichen Scheibenplatten drei deutliche Längskiele, wovon die
beiden seitlichen jedes einzelnen Schildes oft etwas nach rückwärts
gegen den mittleren geneigt sind. Auch ist die Oberschale manchmal
vorherrschend gelb und dann mit hell kastanienbraunen auf den
Testudinidae. 17
Vertebralen der Länge nach, auf den Costalen aber strahlig gestellten
Streifen gezeichnet.
Diese in allen Tropenmeeren häufige Art wurde bisher nur sehr
vereinzelt an den europäischen Küsten beobachtet.
2. Familie. Testudinidae.
Pedes rvetractiles, subaequales, antici unguibus quinque, posticı
quatuor armalı.
Testa scuteis corneis magnis vegularıibus tecta, scutis discor-
dalıbus terdecim.
Tympanum conspicuum.
Cauda testa dorsali longior.
Der in seiner Form sehr wechselnde Panzer ist bald mehr, bald
weniger gewölbt und nach rückwärts niemals stark verengt oder zu-
sammengezogen; während die Oberschale immer nur aus einem
Stücke besteht und daher stets ungegliedert ist, zeigt sich der Bauch-
schild oft aus 2—3, mit dem konstant unbeweglichen Mittelstücke
gelenkig verbundenen Teilen zusammengesetzt. Die beiden Schalen
sind stets direkt miteinander verbunden, indem die mittleren Platten
der Bauchschilder unmittelbar an die Randschilder des Rücken-
panzers stoßen und von diesen niemals durch dazwischen einge-
schobene Inframarginalen getrennt sind. Die beiden Panzerstücke
sind teils fest miteinander verwachsen, teils wieder durch eine häutige
. Naht mehr oder weniger beweglich verbunden. Die Oberschale weist
stets 13 Scheiben- und 4—5 Randplatten, der Brustpanzer 12 Horn-
platten auf; häufig sind auch Axillar- und Inguinalschilder entwickelt.
Areolen und Anwachsstreifen sind teils vorhanden, teils fehlend, die
Rückenschilder entweder glatt, oder — namentlich in der Jugend —
der Länge nach gekielt. Der Kopf, die Schwanz und die Gliedmaßen
sind stets vollkommen unter die Schale zurückziehbar, an ersterem
das Trommelfell stets frei zutageliegend. Die Beine sind in Form
und Länge von einander wenig verschieden, die Finger und Zehen
entweder durch derbe Schwimmhäute bis ans Ende verbunden oder
gänzlich mit einander verwachsen. Der die Oberschale ausnahmslos
überragende Schwanz ist von sehr wechselnder Länge, die freien
Körperteile sind mit schilder-, schuppen- oder höckerartigen Horn-
gebilden bedeckt.
Die Männchen sind gewöhnlich an der längs der Mitte mehr
oder weniger vertieften Bauchschale von den Weibchen unterschieden.
Die Mitglieder dieser Familie wohnen teilweise am Lande, teils im
süßen Wasser; die ersteren sind Allesfresser, die letzteren Raubtiere,
jene wühlen sich zur Winterszeit in die Erde, diese in den Schlamm
der Gewässer ein.
Die drei in unserer Fauna vertretenen Gattungen können in nach-
stehender Weise unterschieden werden.
A. Zehen deutlich unterscheidbar, obwohl durch derbe Schwimm-
häute bis zu den ziemlich langen, scharf gekrümmten Krallen
778 Testudinidae.
verbunden. Hals und Schwanz ziemlich lang, Kopf nicht be-
schildert. Schale flach gewölbt, nicht sehr hart, Areolen und
Anwachsstreifen im Alter schwach ausgebildet oder fehlend.
I. Brustschale aus zwei in der hinteren Pectoralnaht beweglich
aneinander gefügten Stücken bestehend und mit dem
Rückenschilde durch eine häutige Naht ebenfalls mehr oder
weniger beweglich verbunden. Axillar und Inguinalschilder
fehlen. Seitenrand des Rückenpanzers kaum leistenartig
abgesetzt "..U: : 2. Gatt. Em ys Me
II. Brutschale einfach, ungegliedert, mit der Rückenschale fest
und unbeweglich verwachsen; zwischen Ober- und Unter-
schale jederseits ein deutliches Axillare und Inguinale.
Seitenrand des Rückenpanzers mehr oder weniger leisten-
artig abgesetzt oder aufgebogen.
3. Gatt. Clemmys Wagl.
B. Zehen nicht unterscheidbar, sondern bis zu den ziemlich geraden
und dicken Krallen in eine ungegliederte Masse verwachsen
(Klumpfüße). Hals und Schwanz kurz, Kopf bis zwischen die
Augen mit großen Schildern. Schale hoch gewölbt, sehr hart,
die obere mit der unteren in knöcherner Naht fest verwachsen.
Areolen und Anwachsstreifen sehr deutlich.
I. Gatt: Testugo Em:
I. Gattung. Testudo.
Linne Syst. nat. I, pag. 197 (1758).
Püeus scutatus.
Testa gibba, scutis axillarıbus et inguinalibus institula.
Pedes clavatı, digitis indistinctis.
Cauda brevis.
Der Panzer ist schon in der Jugend vollkommen verknöchert,
sehr hart, hochgewölbt, von länglicher, eiförmiger oder elliptischer
Gestalt. Sein über dem Halse oft mehr oder weniger deutlich aus-
gebuchteter Rand ist fast immer nach außen und unten geneigt, ja
namentlich an den Seiten nicht selten selbst senkrecht abfallend,
hinten und über den Beinen aber manchmal nur sehr sanft abschüssig
und dabei bald ganz, bald wieder stärker oder schwächer gezähnt. Die
Oberschale zeigt immer dreizehn Discoidal- und vierundzwanzig bis
fünfundzwanzig Marginalplatten; diese Schilder, welche niemals ge-
schindelt, sondern stets mit ihren Rändern durch Nähte aneinander-
stoßen, sind zwar an Ausdehnung bei den einzelnen Formen ungemein
verschieden, zeigen aber hinsichtlich ihrer Gestalt und Seitenzahl
durch die ganze Familie hin eine große Übereinstimmung. So er-
weisen sich die Vertebralen fast immer als sechsseitig, indem nur das
erste derselben manchmal fünfeckig ist, desgleichen hat von den
Costalen das erste Paar fünf, sieben oder acht, das dritte sieben oder
acht, das zweite und vierte hingegen immer sechs oder sieben Seiten;
das Nuchale ist stets, sämtliche andere Marginalen sind dagegen
Testudo, 779
fast ausnahmslos vierseitig, indem nur das Marginocollare allein
manchmal fünfeckig erscheint. Die Oberfläche sämtlicher Rücken-
schilder ist nur sehr ausnahmsweise, und dann meistens bloß als
Resultat der durch hohes Alter bedingten Abreibung, glatt, sonst
aber stets mit gut abgehobenen Areolen versehen, welche von ebenso
deutlichen konzentrischen Anwachsstreifen umgeben sind; diese
Areolen, welche in ihrer Form den sie deckenden Schildern gleichen,
sind bei ganz jungen Tieren fast über die ganze Oberseite der ein-
zelnen Platten ausgedehnt, werden aber, obwohl sie eigentlich an
Größe nicht abnehmen, mit zunehmendem Alter doch insofern relativ
kleiner, als sich um dieselben mit fortschreitendem Wachstum immer
mehr Hornmasse in der Form von Anwachsstreifen absetzt. Was
endlich noch die Lage der Areolen betrifft, so nehmen sie an den Verte-
bralen entweder die Mitte der Platten ein, oder sind teils dem Vorder-,
teils dem Hinterrande derselben genähert; an den Costalen hingegen
sind sie fast immer an den Innenrand, an den Marginalen an den
hinteren Außenwinkel der betreffenden Schilder gerückt.
Die mit der Rückenschale immer durch feste Knochennaht ver-
bundene Brustschale ist bald einfach, bald aus zwei bis drei hinter-
einander liegenden, mit dem stets unbeweglichen Mittelteile gelenkig
vereinigten Stücken bestehend. Sie ist im Ganzen ziemlich flach
oder höchstens im männlichen Geschlechte längs der Mitte schwach
eingedrückt vertieft, in der Regel hinten deutlich, vorn aber nicht
oder nur wenig kürzer als die Brustschale, ihre freien Teile unter dem
Halse mehr oder weniger ausgerandet, ihr Hinterende winklig nach
innen einspringend. Sie besitzt in den meisten Fällen zwölf, aus-
nahmsweise aber auch nur elf Platten, die in ähnlicher Weise wie die
Schilder des Rückenpanzers hinsichtlich ihrer Seitenzahl sehr be-
ständig sind; so sind die Humeralen und Analen immer vier-, die
Gularen und Femoralen vier- oder fünf-, die Pectoralen fünf bis
sieben- und die Abdominalen sechs- oder siebenseitig. Die Axillaren
und Inguinalen sind von wechselnder Größe.
Der kurze und dicke Kopf ist etwa vierseitig pyramidal, oben
gewöhnlich flach oder nur wenig nach vorne geneigt, hinten ziemlich
gleichbreit, mit kurz dreieckig verengter, an der äußersten Spitze
selbst etwas abgestutzter Schnauze. Die Augen sind seitlich, dem
Vorderende des Kopfes näher als dessen Hinterende gelegen, Ihre
Lider etwas schief von vorn nach hinten und oben gespalten. Das
Trommelfell ist frei, groß, kreisförmig. Der den Unterkiefer umfassende
Oberkiefer ist ganzrandig. Der Kopf ist sowohl seitlich als auch oben
mit hornigen Schildern bedeckt, von denen die des Pileus aber nur
bis etwa zwischen die Augen hin größer und regelmäßig, sonst aber
zahlreich, klein, und ganz unregelmäßig sind.
Oberseits sind gewöhnlich nur zwei größere, unpaare, unmittelbar
hintereinander liegende Schilder ausgebildet, welche als Präfron-
tale (Fig. 166 a) und als Frontale (Fig. 1665) aufgefaßt werden
können. Zu Seiten des ersteren und vorderen findet sich etwa von
der Schnauzenspitze bis zum Vorderrande der Augen hinziehend je
ein längliches, meist ziemlich viereckiges Schildchen, dasals Nasen-
schild (scutum nasale, Fig. 166, c) bezeichnet wird. Endlich ist
780 Testudinidae.
auch noch die Schläfengegend mit größeren Schildern, aber nur in
geringer Zahl bekleidet, von denen wieder das größte, längs der
Seiten des Hinterkopfes von dem Augenrande bis über das Trommelfell
sich erstreckende als Tympanale (Fig. 166, d) und ein ebenfalls
ziemlich großes, unter diesem am Hinterrande des Auges stehendes
Schildchen als Massetericum (Fig. 166c) besonders unter-
schieden wird. Die Kieferränder sind ungezähnt, an den nur mäßig
vorstehenden Augen das untere Lid etwas größer als das obere.
Der ziemlich kurze, unter die Schale vollkommen zurückziehbare
Hals ist mit einer schlaffen, faltigen Haut bedeckt, welche nach vorne
zu kapuzenartig über den Kopf gestülpt werden kann. Die unter die
Schale ebenfalls ganz retraktilen Beine sind ziemlich gleichlang,
kurz und plump, die vorderen sehr deutlich zusammengedrückt und
’b in den Ellbogengelenken nach rück-
wärts gekrümmt. Die eigentlichen
Füße sind von der unteren Hälfte der
Beine nicht unterschieden, sondern
mit ihnen und den ebenfalls nicht
sichtbaren und unbeweglich mit ein-
ander verwachsenen Zehen zu einer
einzigen Masse, zu sogenannten
Klumpfüßen (Pedes clavatı),
verbunden, die vorn mit fünf, hinten
aber nur mit vier ziemlich kurzen
und stumpfen plattgedrückten Krallen
versehen sind, auf deren Spitzen die
Tiere mit dabei nach rückwärts ge-
richteten Sohlen auftreten. Die Ober-
N fläche der Beine ist mit höckerartigen
Fig. 166. Horngebilden bedeckt, die bald flach,
polygonal oder rundlich, bald wieder
a Präfrontale, 5 Frontale, ce Nasale, mehr ei- kegel- oder schuppenförmig
d Tympanale, e Massetericum. und dann oft deutlich geschindelt
sind; manchmal findet sich auch auf
der Innenseite der Hinterschenkel nahe der Schwanzbasis ein
größerer, horniger Höcker.
Der sehr kurze, etwa kegelförmige Schwanz ist an seiner Wurzel
stets deutlich verdickt, an seinem Ende oft mit einem hornigen, den
letzten Wirbel umhüllenden Nagel bewaffnet, sonst aber in ähnlicher
Weise wie die Beine bekleidet.
Die Weibchen sind von den Männchen, abgesehen von der schon
erwähnten flachen Unterschale auch noch durch bedeutendere Größe
sowie auch durch den in der Regel längeren und an der Basis meist
stärker verdickten Schwanz unterschieden. Die Jungen sind vor den
Alten durch eine viel gedrungenere, selbst bei den im erwachsenen
Zustande gestreckten Arten fast halbkugelige Form, sowie auch durch
eine eigentümliche, an der Schnauzenspitze befindliche Hervor-
ragung ausgezeichnet, die dem auskriechenden Tiere zum Öffnen der
Eischale dient.
Die Testudoarten sind Landtiere, welche in offenen Gegenden
Testudo graeca Linne.
4
Testudo. 781
vorwiegend von faulenden Tier- und Pflanzenstoffen leben, aber
auch nicht ungerne frische Pflanzen fressen, wobei sie die Blätter
mit den Vorderfüßen niederdrücken und mit ihren scharfen Kiefern
Stücke davon abreißen. Sie sind in ihren Bewegungen ziemlich
plump und schwerfällig, können sich, auf den Rücken gelegt, bloß
auf unebenem Boden und auch hier nur mit vieler Mühe umdrehen,
und vergraben sich zur Winterszeit, aber nicht tief, in die Erde.
Sie kommen ebensowohl in der Ebene, als auch in bergigen
Gegenden vor, hier aber kaum über 700 m hinaufgehend. Gegen
Kälte sind sie sehr empfindlich und kommen deshalb im Frühjahr
erst dann heraus, wenn das Thermometer wenigstens schon 15° R im
Schatten zeigt. Obwohl also nach dem Gesagten wärmeliebend, so
vermeiden sie doch hohe Hitzegrade eben so sehr, wie niedrige Tem-
peraturen. Daß sich die Tiere, we Dumerilund Bibron an-
geben, mit Vorliebe von den brennendsten Sonnenstrahlen oft stunden-
lang in der Weise durchglühen lassen, daß man mitunter nicht im-
stande ist, die Hand auf ihrem Panzer zu halten, kann ich nach meinen
Erfahrungen durchaus nicht bestätigen, sondern muß geradezu das
Gegenteil behaupten. Die von mir in meinem parkartigen Haus-
garten gehaltenen Schildkröten waren wenigstens im Sommer nur
in den Morgen- und Abendstunden sichtbar, während sie sich zur
heißen Tageszeit durch Verkriechen in das dichteste Gebüsch vor den
sengenden Sonnenstrahlen zu schützen suchten. Deswegen werden
die Tiere im Freien hauptsächlich im Frühjahre angetroffen, während
sie in den heißen Sommermonaten wohl nur bei Nacht herauskommen
oder bei anhaltender Hitze und Dürre vergraben oder verkrochen eine
Art Sommerschlaf halten. Daher findet man auch in Städten, wo
Schildkröten als Nahrungsmittel verkauft werden, dieselbe in der
Regel nur im Mai am Markte.
Von den Sinneswerkzeugen unserer Tiere scheint der Geruch
die Hauptrolle zu spielen, wie schon aus der Stellung ihrer an der
Schnauzenspitze gelegenen Nasenlöcher hervorgeht, nit denen sie
beim Fressen durch Beschnuppern des ihnen vorliegenden Stoffes
den zu ihrer Nahrung geeigneten heraussuchen.
Obwohl vorwiegend in trockenen und wasserarmen Gegenden
lebend, trinken sie doch, wenn ihnen hiezu Gelegenheit geboten wird,
gerne und viel, nehmen auch ab und zu ein Bad und bleiben dann
oft lange im Wasser. Des aktiven Schwimmens sind sie absolut
unkundig, bleiben aber, wenn die freien Körperteile aus der Schale
hervorgestreckt sind, auf der Oberfläche des Wassers wie ein Stück
Holz liegen. Ziehen sie aber den Kopf und die Gliedmaßen ein, so
sinken sie sofort wie Blei unter, obschon sie hiebei nur selten ertrinken
dürften, da sie in diesem Falle gewöhnlich am Grunde des Wassers
weiterkriechend, in kürzerer oder längerer Zeit das Ufer erreichen.
Die Paarung beginnt gleich nach dem Hervorkommen aus den
Winterquartieren und dauert bis in den Herbst hinein. Hiebei pflegt
das Männchen seine Erkorene gewöhnlich mit dem Maule an einem
Bein zu packen, reibt und stößt sich mit dem Vorderteile der Schale
an dem Weibchen und steigt endlich auf dessen Rücken. Die Be-
gattung selbst erfolgt in einzelnen, meist durch kürzere oder längere
782 Testudinidae.
Intervalle getrennten momentanen Stößen, wobei das am Rücken
des Weibchens sitzende Männchen den Hals und die Vorderbeine
schlaff herabhängen läßt und hiebei piepende Laute von sich gibt.
Die Fortpflanzung findet schon lange bevor die Tiere ausgewachsen
sind statt, und erhält man sehr häufig von erst halbwüchsigen Weib-
chen Eier, während oft noch viel kleinere Männchen schon in der
Paarung angetroffen werden.
Die Eier werden meist einzeln in eine kleine, selbst ausgescharrte
seichte Grube, die dann mit den Füßen wieder mit Erde bedeckt wird,
oft aber auch oberflächlich unter dichtes Gebüsch, hinter Steine
u. dgl. gelegt.
Die Schildkröten wachsen sehr langsam, erreichen aber dafür
ein sehr hohes Alter. Ich selbst weiß einen Fall, wo in meinem Wohn-
orte Görz in dem Hausgarten einer mir bekannten Familie eine
Testudo graeca schon über hundert Jahre gelebt hatte und wahrschein-
lich noch leben würde, wenn sie nicht zufällig von einem neu auf-
genommenen Gärtner, den man auf das Tier aufmerksam zu machen
vergessen hatte, auf einem Beete beim Fressen junger Salatpflanzen
betreten, ergriffen und über die Gartenmauer geworfen worden wäre.
Da aber hierzulande nur erwachsene Schildkröten auf den Markt
kommen, so dürfte das erwähnte Stück bei seiner Aussetzung in den
Garten wahrscheinlich auch nicht mehr jung gewesen sein und hatte
also sicher eine ganz achtenswerte Reihe von Jahren hinter sich.
In der Gefangenschaft halten die Schildkröten bei ihrer Anspruchs-
losigkeit und Stumpfsinnigkeit lange aus, wenn sie nur vor dem Ein-
fluß der ihnen verderblichen Kälte bewahrt werden. Für Terrarien
eignen sich übrigens nur kleinere Stücke, während größere Exemplare
weit besser in einem Hofe oder Garten frei zu halten sind, woselbst
sie sich jedenfalls wohler und behaglicher fühlen, da sie hier eine ihren
natürlichen Verhältnissen mehr entsprechende Lebensweise führen
können. Auch braucht man sich dann beim Eintritte der kühleren
Jahreszeit nicht weiter um sie zu kümmern, da sie in diesem Falle
schon selbst eine passende Winterherberge aufsuchen. Den nicht im
Freien überwinternden muß man jedoch beizeiten eine mit Erde
gefüllte Kiste bieten, damit sie sich, sobald sie das Bedürfnis dazu
fühlen, einwühlen können. Da sich die Tiere übrigens nicht tief
vergraben, so ist eine Erdschichte von höchstens einem halben Meter
Höhe hiezu mehr als genügend.
Gefangene Schildkröten werden sehr bald zahm und nehmen
ihrem Pfleger das vorgehaltene Futter oft schon nach wenigen Tagen
aus der Hand. Bei Verkühlung oder ausschließlicher Pflanzenfütterung
treten oft Krankheiten auf, die sich im ersteren Falle meist durch einen
schleimigen Ausfluß aus Mund und Nasenhöhlen, im letzteren durch
dünne, wässerige Stuhlentleerungen zu erkennen geben; in beiden
Fällen ist auch eine Abnahme der Freßlust und ein ruhiges Verweilen
an ein und derselben Stelle mit eingezogenem Kopfe und Gliedmaßen
zu bemerken. Durch Abstellung der das Unwohlsein verursachenden
Schädlichkeiten genesen dann die Tiere, obwohl durchaus nicht immer.
Am sichersten ist es jedenfalls, sobald man in dieser Richtung etwas
bemerkt, die betreffenden Schildkröten sofort ins Freie auszusetzen,
Testudo. 783
wo dann fast ausnahmslos — wenn man dies nicht schon zu spät aus-
führt — eine baldige Genesung eintritt.
Die drei europäischen Arten der Gattung können durch folgende
Merkmale unterschieden werden:
A. An der Bauchschale die gemeinsame Naht der Femoralplatten
so lang als die Mittelnaht der Pectoralschilder. Oberschenkel
ohne Höcker.
I. Femorale Mittelnaht merklich kürzer als die humerale.
Fünftes Vertebrale viel breiter als drittes. Supracaudale fast
immer geteilt. Schuppen auf der Vorderseite des Vorderarmes
klein, in 7—-10 Längsreihen. Schwanzende benagelt
graeca Linne.
II. Femorale und humerale Mittelnaht an Länge kaum ver-
schieden, fünftes Vertebrale kaum breiter als das dritte,
Supracaudale stets einfach. Schuppen auf der Vorderseite
des Vorderarmes groß, geschindelt, in 4—5 Längsreihen.
Schwanz unbenagelt. . .... . marginata Schoepf.
B. An der Bauchschale die gemeinsame Naht der Femoralplatten
doppelt so lang als die Mittelnaht der Pectoralschilder und so
lang als die Mittelnaht der Humeralen. Supracaudale stets
ungeteilt. Vorderfläche der Vorderarme mit großen, in 4 Längs-
reihen stehenden Schindelschuppen. Schwanznagel fehlend,
Oberschenkel mit großem, konischem Tuberkel..ibera Pall.
1. Testudo graeca: Sutura communis pectoralium sutura media femo-
ralium aequalis, haec sutura communi humeralium brevior.
Vertebrale guintum tertio multo latius, Supracaudale divisum.
Squamae antibrachii parvae, per series 7—IO dispositae. Cauda
apice ungue instituta. Femur haud tuberculatum. 20—25 cm.
Testudo graeca Linne Syst. nat. I, pag. 198, 6 (1758. — Testudo
Hermanni Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1041, 22 (1790. — Cher-
sine graeca Merr. Syst. Amph. pag. 31, 38 (1820). — Peltastes
graecus Gray Proc. Zool. pag. 173. part. (1869. — Chersinella
graeca Grayl.c. pag. 725, tab. IX, fig. 4 (1873).
juv. Testa suborbiculata areolis maximis, granosis.
adult. Testa ovali-elliptica areolis parvis, glabrıs.
var. a) Scutorum vertebralium et costalium marginibus antıicıs et
lateralibus maculaque areolari atrıs.
var. b) Ut supra, sed costalibus fascia atra a margine externe areolas
versus prolongata.
var. c) Scutis discoidalibus excepto margine postico plus minusve
atratis.
Die Rückenschale ist beim eben ausgekrochenen Tiere mehr
rundlich kreisförmig, von vorne nach hinten ziemlich gleichmäßig
gewölbt, ihre größte Höhe aber meist etwas hinter der Mitte gelegen, bei
ausgewachsenen Stücken hingegen mehr elliptisch oder schwach
eiförmig, stark gewölbt, ihre größte Höhe meist ziemlich in der Mitte
gelegen und etwa ihrer halben Länge gleichkommend. Der Umfang
derselben ist hinten gewöhnlich stärker als vorne nach abwärts geneigt,
784 Testudinidae.
was in der Jugend immer sehr deutlich, im Alter jedoch öfters weniger
hervortritt, ıhr äußerster Rand selbst vorne meist deutlich, obwohl
sehr seicht ausgerandet, an den fast senkrecht abfallenden Seiten
ziemlich gerade, hinten gleichmäßig gerundet, nur wenig verbreitert
und nicht gesägt. Die Vertebralen sind beträchtlich schmäler als die
Costalen, das erste fünfeckig, bei jüngeren Tieren immer deutlich,
bei erwachsenen oft aber kaum breiter als lang, seine Hinterseite
am kürzesten und ziemlich gerade, alle anderen Seiten geschwungen,
die zwei vorderen in einem sehr stumpfen, in seinem Zusammenstoße
mit dem Nuchale kurz abgestutzten Winkel konvergierend. Die drei
folgenden Vertebralen sind etwas kürzer, sechseckig, das mittlere
davon immer, das zweite und vierte gewöhnlich breiter als lang, an
allen die unter sehr stumpfen Winkeln zusammenstoßenden Außen-
seiten am kürzesten und ziemlich gleichlang, das dritte ziemlich
gleichbreit, das zweite nach vorn, das
vierte nach hinten verschmälert; das
letzte Wirbelschild ist endlich das größte,
nach rückwärts bedeutend erweitert, im
Grunde eigentlich ungleichseitig sechs-
eckig, obwohl es durch die drei unter
äußerst stumpfen oder fast verschwin-
denden Winkeln zusammenstoßenden
Marginalränder im Ganzen mehr den
Eindruck eines Trapezes mit gerundeter
Hinterseite macht. Von den vier Costal-
paaren ist das erste trapezoidisch, deut-
lich breiter als lang, sein gebogener
Außenrand der größte, seine Innenränder
die kleinsten, die an das erste Vertebrale
stoßende Seite kürzer als die hinterste;
von seinen vier Winkeln ist der hintere
Testudo graeca Linne. und äußerste nahezu ein rechter, der an
die gemeinschaftliche Naht der zwei
ersten Vertebralen grenzende der stumpfeste. Die zwei folgenden
Costalen sind im Ganzen ziemlich gleich groß, nicht ganz doppelt so
breit als lang und quer fünfeckig, ihre unter sehr stumpfen Winkeln
zusammenstoßenden Innenseiten die kürzesten, ihre auf die Axe des
Körpers ziemlich rechtwinkelig gerichteten Vorder- und Hinterseiten
am längsten. Das letzte Costale ist endlich bedeutend verkleinert, deut-
lich breiter als lang und trapezoidisch, nach außen mäßig erweitert, sein
Vorderrand etwas größer als der hintere. Sämtliche Discoidalplatten
sind gegen die Areolen zu bald mehr, bald weniger, oft selbst höcker-
förmig gewölbt, ein Umstand, der an den Costalen nur mäßig, an den
Vertebralen — besonders den drei mittleren — meist in bedeutend
stärkerem Grade hervortritt, daher auch die zwischen den letzteren
und den Costalen gelegenen Nähte besonders stark furchenartig vertieft
erscheinen. Die Areolen selbst sind im Alter glatt, mäßig groß, und von
sehr deutlichen, gegen den Rand der Schilder immer tiefer werdenden
Anwachsstreifen umgeben, in der Jugend hingegen feinkörnig und so
groß, daß sie fast die ganze Fläche der betreffenden Platten bedecken.
Testudo. 785
Unter den fünfundzwanzig Marginalien ist das Nuchale das kleinste,
schmal, bis doppelt so lang als breit, vorn und rückwärts meist ziem-
lich gerade abgestutzt, nach hinten sehr häufig erweitert. Die Margino-
collaren sind ungleichseitig fünfeckig, bei Jungen breiter als lang,
bei älteren Stücken aber etwas länger als breit, ihre an das erste Costale
stoßende Seite die kürzeste, die dem nächstfolgenden Marginale
angefügte in der Regel die längste, die vordere und die an das erste
Vertebrale grenzende ziemlich gleichgroß. Die Marginobrachialen
sind etwas trapezisch und sowie alle anderen Marginalen breiter als
lang, das vordere und größere nach außen stärker, das hintere und
kleinere weniger erweitert, die übrigen Randschilder alle rhomboidisch
viereckig, das stets doppelte Supracaudale trapezisch, mit gerundetem
Hinterrande, nach vorn bedeutend verschmälert.
Die Bauchschale, welche vorn nicht, hinten aber merklich kürzer
ist als die Rückenschale, zeigt etwa eine elliptische Gestalt, mit
schwacher Erweiterung nach hinten; ihr
freier Teil ist vorn deutlich nach aufwärts
gebogen, in der Jugend verrundet oder
abgestutzt, im Alter aber sehr seicht aus-
gerandet, ihr freier Hinterteil flach und
über dem Schwanze tief winkelig aus-
geschnitten. Die Gularen sind ihrer
Hauptform nach ziemlich rechtwinkelig
dreieckig, bei sehr jungen Stücken breiter
als lang, bei älteren Exemplaren aber
immer länger als breit, ihre Außenseite
die größte, ihre meist geschwungene oder
manchmal selbst winkelig gebrochene
Vorderseite die kürzeste. Die Humeralen u
sind etwa trapezoidisch, beiläufig so lang En Be
als breit, nach innen zu mäßig verschmä-
lert, ihre gegen außen zu stark geschwun- Fig. 168.
gene Hinterseite die längste, die Vorder- Testudo graeca Linne.
seite die kürzeste, der Außenrand stark
bogig gerundet. Die Pectoralen sind die kürzesten, die Abdominalen
die längsten aller Brustschilder, jene weit über doppelt so breit als
lang, nach innen zu sehr stark verschmälert, etwa in der Verlänge-
rung des äußeren Humeralrandes am längsten, dann unter den Vorder-
beinen tief bogig ausgeschnitten, ihr gegen die Oberschale aufgebogener
Teil nach außen zu wieder mehr oder weniger stark erweitert, der an
das vierte Marginale stoßende Rand schief von hinten nach vorn ge-
richtet, der dem fünften Marginale angefügte und etwas größere nach
innen stark bogig geschwungen. Die Abdominalen sind die größten
aller Brustplatten, indem sie den hinteren freien Teil der Unterschale
immer, den vorderen sehr häufig an Länge übertreffen; sie sind im
Ganzen genommen etwas breiter als lang, ihr Vorderrand nach außen
zu nur schwach, ihr Hinterrand jedoch ebenda sehr stark nach hinten
bogig, ihr gegen die Oberschale abgebogener Teil das sechste und siebente
Marginale ganz, das fünfte hingegen nur in geringer Ausdehnung oder
wohl auch gar nicht berührend. Die Femoralen sind trapezoidisch,
Schreiber, Herpetologia europaea, 50
8 6 Testudinidae.
deutlich breiter als lang, nach innen mehr als auf die Hälfte ihrer
größten Länge verschmälert, mit schwach gerundetem Außenrande.
Die deutlich kürzeren Analen sind endlich auch trapezisch, der Quere
nach ziemlich gleichbreit, ihr Vorder- und Hinterrand schief nach
auswärts gerichtet, der erste deutlich länger als der letzte, der dem
Innenrande ziemlich gleichkommende Außenrand gerade oder schwach
gebogen und schief nach hinten gerichtet. Die Axillaren und Inguinalen
endlich sind ziemlich klein und stark nach innen gerückt, die ersteren
sehr lang und schmal trapezisch, die letzteren etwa gleichseitig drei-
eckig, an jenen die Innenseite die längste, die Außenseite die kürzeste,
diese an das vierte, der Vorderrand an das dritte Marginale, die etwa
gleichgroße Hinterseite aber an den Vorderrand der Humeralflügel
stoßend; an den Inguinalen hingegen ist die etwas schief nach vorn
gerichtete Spitze desselben dem siebenten, die Außenseite dem
achten Marginale, die Vorderseite aber dem hinteren Flügelrand des
Abdominale angefügt. Von den Mittelnähten sind die zwischen den
Pectoralen und Femoralen befindlichen ziemlich gleich lang und viel
kürzer als die humeralen.
Der Kopf ist etwas dicker als der Hals, etwa in der Wangen-
gegend am breitesten, die seitlich stark zusammengedrückte Schnauze
nach vorn zu mäßig und kurz zugespitzt; die Nasenlöcher sind klein
und rundlich, die Augen mäßig vorstehend, das Trommelfell kaum
kleiner und ziemlich deutlich. Die vorn bogig zusammenstoßenden
Oberkiefer sind ganzrandig oder an der Spitze sehr undeutlich ge-
zähnelt, deren Seiten etwa im Beginne des letzten Drittels bogig
nach abwärts geschwungen, den Unterschnabel deutlich umfassend.
Der Pileus ist vorn mit zwei großen in gerader Naht an einander-
stoßenden Schildern bedeckt, von denen das Frontale dem Prä-
frontale an Ausdehnung meistens nachsteht. Der hintere Teil des
Kopfes ıst dagegen mit zahlreichen, ganz unregelmäßig polygonalen
Schildchen besetzt, die gewöhnlich nach rückwärts zu deutlich ver-
kleinert, in der Supraokulargegend aber in der Regel am größten sind.
Die äußerste Schnauzenspitze zeigt über den Nasenlöchern ein kleines,
oft längsgeteiltes und ziemlich regelmäßig fünfeckiges Internasale,
dem sich zu Seiten des Präfrontalschildes je ein längliches,
vier- oder fünfseitiges Nasale anschließt. Das Tympanale ist sehr
groß, gut doppelt so lang als breit, in seiner hinteren Hälfte über dem
Trommelfell im Bogen verschmälert, das vorn unter ihm stehende
Massetericum unregelmäßig vielseitig, nach unten gewöhnlich von
zwei kleinen, nach hinten aber nur von einem einzigen, ziemlich
großen und etwa dreieckigen Schildchen begrenzt, das den ganzen
noch übrigen Raum zwischen dem Tympanale und dem Trommelfell
einnimmt. Die Kehle ist mit zahlreichen, flach polygonalen Schildchen
bedeckt, die im allgemeinen ziemlich klein, meist länger als breit und
gegen die Kieferränder zu deutlich vergrößert sind. Die Halshaut ist
durchaus mit sehr kleinen und flachen Körnerschuppen besetzt, die
an ihrer Unterseite nur wenig vergrößert sind. Die Beine sind im
ganzen mit ziemlich flachen, unregelmäßig vieleckigen Schildern
bekleidet, die an der Hinterseite der Vordergliedmaßen, sowie an dem
größten Teile der Hinterbeine sehr zahlreich und ziemlich klein, an der
Testudo. 787
Oberseite und Vorderschneide der Unterarme, sowie auch an den
Fußballen der Hinterbeine bedeutend vergrößert und zu teilweise
ziemlich dicken, hornigen Schindelschuppen umgebildet sind, welche
an der Vorderfläche des Vorderarmes 7—Io Längsreihen bilden.
Desgleichen ist die Hinterseite der Schenkel und die Sohle der Hinter-
füße mit größeren polygonalen Tafelschuppen, die Sohle der Vorder-
füße aber mit sehr großen und dicken Schindelschuppen besetzt. Die
Nägel sind länglich, an der Spitze meist etwas abgestutzt, die hinteren
etwas schlanker und gestreckter als die vorderen. Der äußerst kurze,
mit polygonalen Tafelschuppen bedeckte Schwanz ist am Ende mit
einem verhältnismäßig langen, gegen die Spitze sehr schwach ver-
dünnten und nach abwärts gekrümmten Nagel versehen, der auf seiner
Oberseite durch eine Längsfurche geteilt und nach vorne zu meist
von einigen größeren, paarigen Schildern begrenzt ist. Endlich ist
noch die Unterseite der Vorderbeine gegen das Ellbogengelenk zu
mit einer sehr großen, etwa eiförmigen Hornschuppe versehen.
Die Grundfarbe der Schale ist ein bald ziemlich reines, bald
wieder mehr ins Grünliche ziehendes Gelb, das in der Jugend ge-
wöhnlich unreiner als im Alter und durch schwarze Zeichnungen
und Flecken in nicht immer gleichbleibender Weise unterbrochen
ist; doch sind der Vorderrand der Vertebralen und Costalen, sowie
auch die Seitenränder der ersteren immer, der Außenrand der letzteren
wenigstens teilweise schwarz. Desgleichen besitzen auch wenigstens
die vorderen Vertebralen und in der Regel sämtliche Costalen einen
bald größeren, bald kleineren, unregelmäßigen schwarzen Fleck,
der in der Jugend namentlich auf den Wirbelplatten gern an den
Vorderrand gerückt, sonst aber gewöhnlich auf die Areolen gestellt ist.
Dann zeigen endlich auch noch sämtliche Marginalen einen vom
Vorderrande gegen die hintere Ecke der Schilder gerichteten Flecken,
der aber namentlich in der Jugend oft nur sehr klein und unbestimmt,
in anderen Fällen wieder in eine einfache schiefe Ouerbinde, ja manch-
mal selbst in mehrere unregelmäßige Makeln verwandelt sein kann.
Zu diesen Zeichnungen tritt dann sehr häufig an den Costalen ein
bald mehr bald weniger deutlicher, länglicher Querflecken dazu, der
von dem Außenrande der genannten Schilder ausgehend gegen die
Areolen hinzieht und nicht selten mit der Areolarmakel verschmilzt.
Endlich kann es noch geschehen, daß sämtliche schwarze Zeichnungen
sich so sehr erweitern, daß sie gegenseitig untereinander zusammen-
fließen und dann einen bald größeren, bald geringeren Teil der Rücken-
platten zusammenhängend schwarz färben. Doch geht diese Über-
handnahme der schwarzen Farbe niemals so weit, daß sie das Gelb
vollständig verdrängt, und wenn auch der größte Teil der Schilder
oft vorherrschend dunkel erscheint, so bleiben doch deren Hinter-
ränder in größerer oder geringerer Ausdehnung unter allen Um-
ständen immer gelb. Die weniger lebhaft gefärbte Unterschale zeigt
zu beiden Seiten eine bald schmälere, bald breitere, unregelmäßige
schwarze Längsbinde, die aber namentlich an den Schildernähten
sehr häufig unterbrochen und dann in unbestimmte Makeln und
Flecken aufgelöst erscheint, in der Jugend aber oft so ausgedehnt
ist, daß sie den größten Teil der Platten fast ganz schwarz färbt.
50*
7 88 Testudinidae.
Die Farbe der freien Körperteile ist etwa ein schmutziges Grün-
gelb, das an der Vorderseite der Vorder- sowie an der Hinterseite
der Hinterbeine mehr ins Braungraue, an der Vorder- und der Seiten-
partie des Kopfes aber ins Schwärzliche umsetzt. Die Sohlen sämt-
licher Füße sind verhältnismäßig am hellsten, meist schmutzig
weißgelb, die größeren Beinschuppen oft mit schwarzen Flecken
versehen.
Die Länge des Tieres kann bis 25 cm ansteigen.
Da die Schildkröten nach den Satzungen der katholischen
Kirche zu den Fastenspeisen gehören, so werden dieselben in vielen
Klöstern Südeuropas schon seit langen Zeiten zum eventuellen
Gebrauche als Haustiere gehalten und sind dann von da aus, teils
nach Auflassung der genannten Institute, teils auch durch Desertion,
häufig in Freiheit gelangt, woselbst sie sich unter ıhnen günstigen
Verhältnissen nicht nur erhalten, sondern mitunter auch vermehrt
haben. Es ist daher aus diesem Grunde sehr schwer, die ursprüng-
liche Heimat dieser Tiere von den durch die erwähnten Umstände
herrührenden Vorkommnissen zu trennen und läßt sich erstere
derzeit kaum mehr mit ganz zweifelloser Sicherheit konstatieren.
Als eigentliche Heimat von Testudo graeca glaube ich den nörd-
lichen, zwischen der Adria und dem schwarzen Meere liegenden,
etwa vom 40.—45. Breitegrade sich erstreckenden Teil der Balkan-
halbinsel annehmen zu müssen; als Grund hiefür dient mir sowohl
die Erfahrung, daß diese Art in den daselbst gelegenen Gegenden —
dicht bewaldete Landstriche ausgenommen — allenthalben in Menge
vorkommt, als auch der Umstand, daß die daher stammenden Stücke
alle andern in Europa vorkommenden Artgenossen an Größe weitaus
übertreffen. Ich glaube daher die Herzegowina, Montenegro, Ru-
mänien und Bulgarien, sowie die südlich davon liegenden Teile der
europäischen Türkei als das ursprüngliche Vaterland dieser Art be-
trachten zu können. Hier lebt dieselbe sowohl im Gebirge, als auch
im Flachlande und habe ich beispielsweise gerade von der Dobrudscha,
im Anschwemmungsgebiet der Donaumündungen, die größten mir
je zu Gesichte gekommenen Stücke, wahrhafte Riesen, erhalten.
Die nördlichsten mir bekannten und noch zu ihrer ursprünglichen
Heimat gehörenden Standorte sind das Czernatal im südungarischen
Banate und die in der Nähe befindliche Umgebung von Orsowa am
sog. Eisernen Tore an der Donau, woselbst unser Tier noch allent-
halben häufig und in ganz gewaltigen Exemplaren vorkommt.
Von dem bisher besprochenen ursprünglichen Wohngebiete hat
sich dann Testudo graeca östlich nach Dalmatien und südlich nach
Griechenland verbreitet, in welchen Ländern sie jedoch viel kleiner
bleibt und weit seltener ist, so daß sie hier fast durchwegs nur ver-
einzelt angetroffen wird und nur an wenigen Örtlichkeiten, wie bei-
spielsweise auf den Bergen längs der Narenta in Dalmatien, sowie in
Akarnanien, auf Euböa und den Cykladen in Griechenland häufiger
vorkommt; vertikal geht sie höchstens bis 600 m hinauf.
Alle anderen Schildkröten die, von der Pyrenäischen Halbinsel
und den Balearen, von Südfrankreich und Italien, von Korsika,
Sardinien und Sizilien angeführt werden, sowie nicht minder die von
Testudo. 789
mir im österreichischen Friaul bei Ajello konstatierten, halte ich
nicht für endemisch, sondern für verschleppte oder Flüchtlinge,
die sich hier unter ihnen zusagenden Verhältnissen eingebürgert
haben. Hiefür spricht auch der Umstand, daß die meisten der er-
wähnten Fundorte teils durch das Meer getrennt, teils weit von-
einander entfernt sind, und da im letzteren Falle in den dazwischen-
liegenden Landstrichen die Schildkröten fehlen, so ist kaum anzu-
nehmen, daß selbe auf dem natürlichen Wege der allmählichen Er-
weiterung ihres ursprünglichen Wohngebietes zu diesen isolierten
Fundstellen gelangt sein können.
Testudo graeca ist von erstaunlicher Lebenszähigkeit und erträgt
selbst die schwersten Verwundungen mit scheinbarer Gleichgültig-
keit, da sie sich wenigstens in ihren Lebensverrichtungen weiter
hiedurch nicht stören läßt. Exemplare mit vielfach vernarbtem, von
einstigen Zertrümmerungen herrührendem Panzer gehören durchaus
nicht zu den Seltenheiten. Der Widerstand der Tiere gegen die
Tötung ist geradezu grauenhaft. Die zur Nahrung bestimmten
Stücke müssen natürlich behufs ihrer Zubereitung für die Küche
aus dem Panzer gelöst werden. Weil dieser aber äußerst hart ist
und die beiden Schalenteile in fester Knochennaht verwachsen sind,
so kann dies nur durch gewaltsame Zertrümmerung geschehen. Da
das gemeine Volk den Biß des Tieres für gefährlich hält, so wird vor
allem auf die Entfernung des Kopfes gedacht. Zu dem Ende wird
das unglückliche Geschöpf über Kohlenfeuer gehalten, infolgedessen
es dann, um der Pein zu entgehen, alle freien Körperteile von sich
streckt, bei welcher Gelegenheit sofort der Kopf durch einen raschen
Griff erfaßt und vom Halse getrennt wird. Nun wird mit einem
eisernen Hammer oder mit der Kehrseite eines Beiles mit aller Kraft
auf den Panzer losgeschlagen, bis derselbe in Trümmer geht, von
welchen dann der Inhalt abgelöst wird. Hiebei bewegen sich sowohl
die Gliedmaßen als auch die einzelnen Teile des ausgelösten Inneren
noch lange Zeit selbständig nach den verschiedensten Richtungen
und zur Zeit der Schildkrötensaison kann man auf Dünger- und
Kehrichthaufen die abgeschnittenen Köpfe der verspeisten Tiere
noch tagelang mit den Augen blinzeln und mit dem Munde schnappen
sehen. Ja Tomasini sah ein Exemplar, dem die ganze rechte
Kopfhälfte vollkommen fehlte und das trotz dieser fürchterlichen
Verstümmelung nicht nur gemütlich fraß, sondern sich sogar
paarte.
In der Gefangenschaft kann man die Schildkröten mit frischem
und gekochtem Fleisch, mit Äsern und Küchenabfällen sowie mit
Obst und Grünzeug füttern. Von frischen Pflanzen werden groß-
blättrige und saftige den grasartigen und schmalblättrigen oder
mehr trockenen vorgezogen; eine Lieblingsspeise bildet der wilde
Wein (Ampelopsis hederacea Mich.), eine zur Verkleidung der Mauern
allgemein verwendete Kletterpflanze, auch Brot in Milch getaucht
wird nicht ungerne genommen. Im Freien gehaltene Stücke delek-
tieren sich sogar an tierischen und menschlichen Exkrementen, um
welche man sie nicht selten zu gemeinsamem Mahle versammelt
trifft. Vor dem Eintritt des Winterschlafes stellen sie das Fressen
790 Testudinidae.
ein, sowie sie auch beim Hervorkommen im Frühjahre erst nach
einiger Zeit ans Futter gehen.
Trotz ihrer Stumpfsinnigkeit finden sie sich übrigens doch nicht
sofort und gleichmütig in die Gefangenschaft, sondern suchen anfangs
fortwährend herumtrampelnd eifrig nach einem Ausgange. In der
Paarungsperiode bemächtigt sich der Männchen sogar eine merkbare
Erregung, indem sie die Weibchen hartnäckig verfolgen, sich die-
selben gegenseitig streitig machen und durch Schieben und Stoßen
mit dem Panzer ihre Nebenbuhler zu vertreiben trachten.
Da die Tiere offenbar das Bewußtsein haben, auf den Rücken
gelegt, nicht mehr aufstehen zu können, so suchen sie diese Eventuali-
tät tunlichst zu vermeiden und kann man sie infolgedessen tagelang
frei auf einem Tische lassen, ohne daß sie herunterfallen würden.
2. Testudo ibera: Sutura communis femoralium suturae mediae
pectoralium duplo longior, suturae mediae humeralium aequalıs.
Vertebrale quarto tertio haud latius. Supracaudale integrum.
Squamae antibrachii magnae, imbricatae, per series 4—5 dis-
positae. Cauda inungnis; femora tuberculo magno, conico insti-
tuta. — Long. 20—25 cm.
Testudo pusilla Shaw Zool. III, Amph. pag. 53 (1802). — Testudo
graeca Daud. Hist. nat. gen. et part. d. rept. II, pag. 218. part. (1802). —
Testudo 'ibera Pall. Zoogr. rosso-asiat. III, pag. 19 (1831). —
Testudo ecaudata ‚Ball. 1. c. (1837). — Testudo oraech
Bell. Monogr. Testud. pl. (1835). — Testudo mauritanica Dum.
Bibr. Erpet. gener. II, pag. 44 (1835). — Testudo Whitei Bennett
Whites’ Nat. hist. Selborne pag. 361 (1836). — Peltastes graecus
Gray Proc. Zool. Soc. pag. 176. part. (1869). — Peltastes mauri-
tanicus Gray Hand. l. Sh. rept. pag. ı2 (1873).
Die Rückenschale ist bald mehr, bald weniger stark gewölbt,
nicht doppelt so lang als hoch, nach vorne und rückwärts ziemlich
gleichmäßig schief und nur bei ganz jungen
Tieren hinten steil abfallend. Ihr Außenrand
ist über dem Halse schwach eingebuchtet,
an den Seiten senkrecht nach abwärts
gerichtet, über den Hinterbeinen bei jungen
nicht, bei älteren Tieren aber, wenn auch
schwach, so doch deutlich schief nach aus-
wärts erweitert und daselbst schwach ge-
sägt. Ihre Gestalt ist im ganzen ziemlich
elliptisch, ihre größte Höhe gewöhnlich in
der Gegend des dritten Vertebrale gelegen.
Von den fünf letzteren ist das erste fünf-
eckig, bei größeren Stücken etwa so lang
als breit, bei ganz jungen etwas breiter, bei
ersteren die Vorderecken stark, bei letzteren
Fig. 169. weniger vorgezogen, bei diesen die Seiten-
Testudo ibera Pall. ränder gerade, bei jenen nach außen ge-
rundet, die zwei an die Marginalen
stoßenden Seiten die kürzesten. Die zwei folgenden Vertebralen
sind quer sechseckig, meistens breiter als lang, das dritte gewöhn-
Testudo. 791
lich kleiner als das zweite, ihre unter stumpfem Winkel zu-
sammenstoßenden Außenseiten die kürzesten, die Hinterseite beim
zweiten länger, beim dritten kürzer oder so lang als die Vorderseite,
das zweite in der Jugend kaum, im Alter meist deutlich nach vorne
verschmälert. Das vierte Vertebrale ist kleiner, ebenfalls sechseckig,
nach rückwärts merklich verengt, seine Vorderseite die längste,
die an die Kostalen grenzenden Seiten ziemlich gleich oder die
hintere davon etwas länger. Das letzte Vertebrale ist das größte,
nach rückwärts fast immer stark erweitert, ungleichseitig fünfeckig,
wegen der unter sehr stumpfem Winkel zusammenstoßenden Hinter-
seiten aber im ganzen mehr trapezisch erscheinend. Von den Costalen
ist das erste trapezoidisch, deutlich breiter als lang, sein gebogener
Außen- und der Hinterrand ziemlich gleich, der an das zweite Verte-
brale grenzende der kürzeste, all seine Ecken bald mehr stumpf-,
bald mehr rechtwinkelig. Die 2 folgenden Costalen sind einander
ziemlich gleich, nahezu doppelt so breit als lang, quer fünfeckig, ihre
unter sehr stumpfen Winkeln zusammenstoßenden Innenseiten die
kürzesten, die ziemlich gleichen Vorder- und Hinterseiten die längsten
und ziemlich rechtwinklig zur Körperachse gerichtet. Das letzte
Costale ist endlich wieder viel kleiner, trapezoidisch, breiter als lang,
sein vorderer Rand etwas länger als der hintere, der an das vierte
Vertebrale grenzende der kürzeste. Mit Ausnahme ganz junger
Stücke sind im Umkreise der Areolen die Vertebralen (besonders die
drei mittleren) sowie auch die Costalen, letztere jedoch weniger,
deutlich gewölbt. Die Areolen selbst sind glatt, in der Jugend relativ
größer als im Alter, die Anwachsstreifen namentlich an der Außen-
seite der Costalen tief und furchenartig. Von den Randschildern
ist das Nuchale sehr schmal, 2—3 mal so lang als breit, fast immer
parallelseitig und über die benachbarten Schilder vorspringend,
nur selten nach rückwärts schwach erweitert und nicht vorstehend.
Die Marginocollaren sind quer fünfeckig, viel breiter als lang, in der
Jugend alle, später wenigstens ihr Innen-, Außen- und Vorderrand
ziemlich gerade, ersterer der kürzeste, letzterer der längste. Die
zwei folgenden Marginobrachialen sind trapezisch, viel höher als
lang, das erste merklich größer als das zweite, ihre Außenseiten die
längsten, die Innenseiten die kürzesten. Bei ganz jungen Tieren
sind alle nun folgenden Randschilder mehr oder weniger rechteckig
und nur die zwei letzten schwach rhombisch, während beı größeren
nur die zwei ersten Marginolateralen rechteckig, die nächsten aber
und besonders die Marginofemoralen nach unten schwach erweitert
und von diesen das letzte wieder schief rechteckig oder rhombisch,
selten durch Knickung der Oberseite fünfeckig ist. Das Supracaudale
ist immer ungeteilt, etwa doppelt so breit als lang, bei jungen ziem-
lich flach und senkrecht gestellt, bei älteren Tieren aber stark ge-
wölbt und am Ende nach einwärts gebogen.
.Das in der Abdominofemoralnaht bewegliche Brustschild ist
vorne so lang, hinten aber merklich kürzer als das Rückenschild, im
ganzen ziemlich gleichbreit oder im hinteren Teile etwas verschmälert,
gegen den Hals zu schwach aufgebogen, unter demselben in der
Jugend abgestutzt, später aber meistens spitzwinkelig eingeschnitten,
792 Testudinidae.
unter dem Schwanze bei alten Tieren bogig ausgeschnitten, bei jungen
schwach ausgerandet. Die rechtwinklig vorspringenden Gularen
sind dreieckig, bei Erwachsenen länger als breit, bei jungen um-
gekehrt, ihr Außenrand der längste. Die Humeralen sind etwa
trapezoidisch, in der Jugend merklich, im Alter nur wenig breiter
als lang, nach innen vorne verschmälert, ihre Außenseite bei jungen
wenig, bei etwas größeren Tieren aber stark geschwungen, die vordere
Seite etwa so lang als die innere, die hintere die längste. Die Pecto-
ralen sind die kürzesten, die Abdominalen die längsten aller Brust-
schilder, jene etwa doppelt so breit als nach außen zu lang, in der
Mitte sehr stark verschmälert, hinter den Vorderbeinen tief aus-
geschnitten, ihr gegen die Oberarme gebogener Teil stark erweitert,
das vierte und fünfte Marginale berührend, die an das erstere stoßRende
Seite nach außen, die an das letztere grenzende nach innen geschwun-
gen. Die Abdominalen machen so ziemlich den dritten Teil des
ganzen Bauchpanzers aus, sind breiter als lang, nach außen zu am
Vorderrande schwach, am Hinterrande
stark bogig, gewöhnlich das sechste und
siebente, seltener auch noch das achte
Marginalschild berührend. Die Femoralen
sind verrundet trapezoidisch, breiter als
lang, nach innen verschmälert, ihr Außen-
rand stark geschwungen. Die etwa nur
halb so großen Analen sind trapezoidisch
oder rhombisch, der Quere nach meist
ziemlich gleichbreit, ihr Vorder- und
Hinterrand schief nach auswärts gerichtet,
ersterer kaum oder nur wenig länger als
der letztere. Die Axillaren und Ingui-
nalen sind ziemlich klein und stark nach
innen gerückt, die ersteren sehr lang und
Fig. 170. schmal trapezisch, die letzteren etwa
Tesah bern Pal gleichseitig dreieckig, an jenen die Innen-
seite die längste, die Außenseite die
kürzeste, diese an das vierte, der Vorderrand an das dritte Marginale,
die etwa gleichgroße Hinterseite aber an den Vorderrand der
Humeraltlügel stoßend; an den Inguinalen hingegen ist die etwas
schief nach vorne gerichtete, häufig abgestutzte Spitze desselben
dem siebenten, die Außenseite dem achten Marginale, die Vorder-
seite aber dem hinteren Flügelrande des Abdominale angefügt. Von
den Mittelnähten ist die pectorale viel kürzer als die humerale, die
femorale etwa doppelt so lang als die pectorale und ebenso lang
oder etwas kürzer als die humerale und die anale meist kürzer als
die humerale.
Der Kopf ist mit den für.alle Testudoarten charakteristischen
zwei größeren Schildern, dem Frontale und Präfrontale, bedeckt,
welche ziemlich gleichgroße Fünfecke darstellen, deren Basen anein-
anderstoßen, während ihre Spitzen nach vorne, beziehungsweise nach
hinten gerichtet sind. Den Vorderrändern des ausnahmsweise
längsgeteilten Präfrontale schließen sich die viel kleineren Nasalen
Testudo. 793
an. Die Seiten des Kopfes sind in der bei der Gattung geschilderten
Weise bekleidet; der Oberkiefer zeigt an der Spitze einen schwachen,
jederseits von einem stumpfen Zahne begrenzten, bogigen Ausschnitt,
seine Ränder erweisen sich unter der Lupe mit sehr feinen Kerb-
zähnen besetzt. Der Unterkiefer ist an der Spitze sehr schwach
hackig nach oben gebogen und zu seiten derselben ebenfalls mehr
oder weniger deutlich gezähnelt. Die Vorderseite des Vorderarmes
ist mit großen, in 4—5 Längsreihen stehenden Schindelschuppen
besetzt, die Hinterbacken haben beiderseits der Schwanzwurzel
einen großen, kegelförmigen Höcker, der Schwanz ist nagellos.
Die Schale ist gelblich oder olivenfarben; auf der Rückenschale
sind gewöhnlich die Schildernähte sowie ein größerer Areolarfleck
schwarz. Die Marginalen sind bald einfarbig, bald mit einem meist
am Außenrande liegenden schwarzen Flecken; das Brustschild ist
längs der Mitte mehr oder weniger ausgedehnt tiefschwarz. Die
freien Körperteile sind in der Jugend hell schmutzigolivengelb,
werden aber mit zunehmendem Alter meist dunkler und schwärzlich.
Die Größe beträgt bei erwachsenen Tieren gewöhnlich 20 bis
25 cm.
Das Vorkommen von Testudo ibera ist ebenfalls auf den nörd-
lichen Teil der Balkanhalbinsel beschränkt, woselbst sie einerseits
von Konstantinopel an längs der Küste des Schwarzen Meeres nach
Norden zu bis in die Dobrudscha, anderseits nach Osten zu über
Adrianopel durch Mazedonien bis nach Albanien verbreitet ist.
Pallas führt das Tier auch aus der Krim an, doch wird dieses Vor-
kommen von neueren Forschern in Abrede gestellt. Die vereinzelt
auf Sizilien und Sardinien angetroffenen Stücke dieser Art dürften
wohl nicht endemisch, sondern von der nahen Küste Nordafrikas
importiert sein, was umso wahrscheinlicher ist, als die wenigen auf
den genannten Inseln bisher gefundenen Exemplare sämtlich aus
der Umgebung von an der Südküste liegenden Hafenorten stammen.
In Sitten und Lebensweise ist ibera von graeca kaum verschieden
und stimmen beide Arten auch bezüglich ihres Verhaltens in der
Gefangenschaft vollkommen überein.
3. Testudo marginata: Sutura communis femoralium sutura media
pectoralium aequalis, illa suturae communi humeralium sub-
aequalis. Vertebrale quintum tertio vix latius. Supracaudale
simplex. Squamae antibrachii magnae, imbricatae, per series
4—5 dispositae. Cauda ungue destituta, femora haud tuberculata.
Long. — 25—30 cm.
Testudo marginata Schöpf Naturg. d. Schildkr. pag. 58, tab.
XI, XII, fig. ı (1792). — Testudo graja Hermann Observ. zool.
pag. 219 (1804). — Chersine marginata Merr. Syst. amphib.
pag. 31, 39 (1820). — Chersus marginatus Wagl. Nat. Syst. d.
Amphib. pag. 138, 20 (1830). — Testudo campanulata Strauch
Erpetol. de l’Algerie, Mem. de l’Acad. imp. d. scienc. de St. Petersb. VL,
ser. IV, no. 7, pag. 14, ı (1862). — Peltastes marginatus Gray
Proc. zool. soc. pag. 173 (1869). — Testudo nemoralis Schreib.
Herpetol. europ. I, pag. 557 (1875).
juv. Testa elliptica, lateribus rectis, margine postico praerupto, integro.
794 Testudinidae.
adult. Testa praelonga, lateribus retusis, margine postico expanso,
serrulato.
var. a) Testa flavescenti, scutorum discoidalium marginibus anticis et
lateralibus atrıs.
var. b) Disco nigrescenti maculis areolarıbus flavidis.
Die Oberschale ist in der Jugend ziemlich elliptisch, an den
Seiten gerade, hinten kaum erweitert, nach vorn sanft nach ab-
wärts geneigt; mit senkrechtem Seiten- und steil abfallendem Hinter-
rande. Mit fortschreitendem Wachstum biegen sich jedoch die
hinteren Randschilder immer mehr nach außen, wodurch sich dann
der betreffende Teil der Schale, vom achten Marginale angefangen,
sehr deutlich erweitert und verflacht, während zugleich die bezüg-
lichen Schilder selbst an ihrem hinteren Außenwinkel allmählich
stärker vorspringen, so daß dadurch die
bei jüngeren Stücken vollkommen ganz-
randige oder höchstens sanft wellige hintere
Saumlinie mit zunehmendem Alter immer
ausgeprägter gesägt wird. Während ferner
bei kleinen Exemplaren der vordere über
den Armen gelegene Randteil der Schale
ebenso, ja manchmal selbst etwas weniger
breit als die Mitte derselben ist, breiten
sich die an den obgenannten Teilen befind-
lichen Marginalen bei größeren Individuen
ebenfalls, wenn auch in viel geringerem
Grade als am Hinterrande, aus, so daß
dadurch die Oberschale auch nach vorn
schwach erweitert und infolgedessen ın
der Mitte sehr deutlich verengt und nach
innen eingezogen erscheint. Zugleich
| streckt sich die Schale mit zunehmendem
Fig. 17r. Alter immer mehr, so daß sie bei er-
Testudo marginata Schöpf. wachsenen Tieren gut doppelt so lang als
(adultus). hoch wird. Die Längswölbung derselben
bildet von vorn nach hinten eine ziem-
lich gestreckte, in der Mitte selbst sehr flache Kurve, die nach vorn
zu sanft, nach hinten aber viel steiler nach abwärts geneigt ist. Von
den fünf Vertebralen ist das erste fünfeckig, in der Jugend kaum,
ım Alter aber meist merklich länger als breit, nach rückwärts fast
immer verengt; von seinen Seiten sind die den Costalen angefügten
in der Regel die längsten, die hintere dagegen die kürzeste, die zwei
vorderen unter sehr stumpfem, an seiner Spitze selbst mehr oder
weniger abgestutztem Winkel zusammentretend. Die drei folgenden
Vertebralen sind ziemlich regelmäßig sechseckig, stets bedeutend
breiter als lang, an dem zweiten, das gewöhnlich länger als das dritte
ist, der Hinterrand etwas breiter, an dem vierten bedeutend schmäler
als der Vorderrand, an allen die unter sehr stumpfen Winkeln zu-
sammenstoßenden Außenränder untereinander ziemlich gleichlang.
Das letzte Vertebrale ist endlich trapezisch mit verrundetem Hinter-
Testudo. 795
rande, nach rückwärts bedeutend erweitert, seine Außenseiten bald
gerade, bald mehr oder weniger geschwungen. Von den vier Kostal-
paaren ist das erste etwa trapezisch, gegen seinen gerundeten Außen-
rand hin sehr stark erweitert, seine an das erste Vertebrale stoßende
Seite viel kürzer als die hintere, die an das zweite Vertebrale grenzende
die kürzeste; von seinen vier Winkeln ist der mittlere innere der
stumpfste, der untere hintere nahezu ein rechter. Das zweite und
dritte Costale sind bedeutend breiter als lang, sehr steil nach unten
abfallend und hier auf die Längsachse des Körpers ziemlich senkrecht
gestellt; ihre Form ist gewöhnlich fünfeckig, bei sehr alten Stücken
aber durch Verfließung der überhaupt unter sehr stumpfem Winkel
zusammenstoßenden Innenseiten manchmal selbst viereckig, in ihrer
ganzen Erstreckung der Länge nach ziemlich gleichbreit, ihre an
die Vertebralen stoßenden Seiten die kürzesten und unter sich ziem-
lich gleichlang. Das deutlich verkleinerte letzte Costale ist endlich
trapezoidisch, sein Innenrand der kleinste, seine Hinterseite kürzer
als die vordere. Das Nuchale ist in der Jugend etwa so lang als breit,
ja bei sehr. kleinen Exemplaren auch wohl kürzer, wird aber mit
zunehmendem Alter allmählich länger, so daß es bei erwachsenen
Tieren gut doppelt so lang als breit und dabei meistens nach rück-
wärts etwas erweitert, manchmal aber auch in seiner ganzen Er-
streckung ziemlich gleichbreit ist und mit seinem Vorderende über
die daran stoßenden Schilder gewöhnlich etwas hinausragt. Die
Marginocollaren sind ungleichseitig fünfeckig, nach außen bedeutend
erweitert, daher auch der Saum der Schale über dem Halse tief aus-
gerandet erscheint; von seinen Seiten ist die an das erste Costale
stoßende der dem Nuchale angefügten an Länge kaum oder nur
wenig überlegen, bei Jungen sein freier Vorderrand, bei Alten der
Außenrand der längste. Die Marginobrachialen sind trapezisch,
das erste stets, das zweite aber nur im Alter merklich nach außen
erweitert, bei kleineren Stücken aber oft nahezu rechteckig. Die
folgenden Randschilder bilden etwa bis zum ersten Marginofemorale
sehr sanft nach vorn gerichtete, fast einem Rechtecke in ihrer Form
genäherte Rhomboide, welche stets bedeutend breiter als lang, und
in der Mitte des Schalenrandes so stark nach abwärts gebogen sind,
daß das zweite bis vierte-Marginolaterale von oben entweder gar nicht
oder nur äußerst wenig sichtbar ist. Dieselbe Form wie die eben be-
sprochenen Randschilder haben so ziemlich auch die Marginofemoralen,
nur daß diese nach außen sehr häufig in größerem .oder geringerem
Grade erweitert und daher bald mehr, bald weniger trapezisch sind,
ein Umstand, der namentlich an dem letzten derselben fast immer,
oft aber auch schon an dem fünften Marginolaterale eintritt. Das
Supracaudale ist endlich immer einfach und ungeteilt, deutlich breiter
als lang, trapezisch, gegen seinen gerundeten Hinterrand zu mäßig
erweitert. Sämtliche Rückenschilder sind mit deutlichen, besonders
in der Jugend sehr scharf begrenzten und feinkörnigen, im Alter
aber glatten Areolen versehen, die von zahlreichen Anwachsstreifen
umgeben sind; von diesen sind die an den Costalen vor und hinter den
Areolen gelegenen und zur Schalenlänge senkrecht gerichteten
fein und schmal, die nach außen liegenden und zur Schalenachse
796 Testudinidae.
parallelen aber breit und furchenartig, so daß diese zweierlei An-
wachsstreifen auf jeder Hornplatte sehr scharf abgegrenzte Felder
bilden. Ähnliche Verhältnisse sind auch auf den Marginalen zu be-
merken.
Die Bauchschale (Fig. 172), welche vorn nicht, hinten aber merk-
lich kürzer ist als die Rückenschale, zeigt etwa eine verlängert elliptische
Gestalt und ist im weiblichen Geschlechte in der Mitte vollkommen
flach, beim Männchen aber leicht der Länge nach konkav; von ihren
freien mit der Oberschale nicht verbundenen Teilen ist der vordere
etwas kürzer als der hintere, und gewöhnlich auch etwas schmäler
und stärker nach aufwärts gebogen, über dem Halse bald abgestutzt,
bald schwach herzförmig ausgerandet, der hintere dagegen nicht
oder nur wenig nach aufwärts geneigt, in der Jugend nur mäßig, im
Alter jedoch ziemlich stark nach rückwärts verengt und über dem
Schwanze stark winkelig ausgeschnitten;
auch ist dieser hintere Teil der Brust-
schale mit dem Mittelstück in der Ab-
B domino-Femoralnaht gelenkig verbunden,
& wodurch er eine allerdings nur geringe
|) Beweglichkeit gegen die Oberschale zu
besitzt. Die Gularen sind, obwohl ihr
| j freier Vorderrand nach außen zu fast
| immer mehr oder weniger deutlich winkelig
gebrochen ist, ihrer Hauptform nach doch
ziemlich dreieckig, stets länger als breit,
= nach hinten zu stark spitzwinkelig ver-
engt, ihre an die Brachialen stoßende
a Seite immer die längste, wegen ihrer unter
N stumpfem Winkel gegen einander ge-
N neigten Vorderränder beide zusammen
N etwa die Gestalt eines Kartenherzens
bildend. Die darauf folgenden Humeralen
sind beiläufig trapezoidisch, schief von
Testudo marginata Schöpf. außen nach innen und hinten gerichtet
und breiter als lang; sie sind gegen ihre
gemeinschaftliche Naht zu bald mehr, bald weniger verengt, ihr
gerader oder auch geschweifter Hinterrand immer der größte, die
gerundete Außenseite länger als jede einzelne innere. Die Pec-
toralen sind die kürzesten, die Abdominalen aber die längsten aller
Brustschilder, jene weit über doppelt so breit als an ihrem Zu-
sammenstoße lang, nach außen in der Jugend weniger, im Alter hin-
gegen stärker erweitert, etwa in der Verlängerung des äußeren Brachial-
randes am längsten, von da nach der Oberschale zu aber nur unmerk-
lich erweitert oder ziemlich gleichlang bleibend, ihr Hinterrand deutlich
gebogen, ihre gegen die Rückenschale aufgewölbten Flügel größten-
teils dem fünften, zu geringem Teile aber auch dem vierten und
sechsten Marginale angefügt. Die Abdominalen sind die größten aller
Brustplatten, indem sie etwa an Länge dem hinteren freien Teile des
Brustbeines gleichkommen, hinter dem vorderen aber in dieser
Richtung meist merklich zurückbleiben; sie sid, allenfalls mit Aus-
Kie., 172.
Testudo. 797
nahme von sehr alten Stücken, in der Regel etwas breiter als lang,
ihr Hinterrand nach außen zu bogig stark nach abwärts gerichtet,
ihr gegen aufwärts gebogener Teil das sechste und siebente Marginale
berührend. Die Femoralen sind ziemlich trapezisch, etwa so breit
als lang, nach innen beiläufig auf die Hälfte ihrer Außenlänge ver-
schmälert, ihre Vorderseite immer die längste, ihre äußere gerade
oder nur schwach bogig. Die deutlich kleineren Analen sind end-
lich trapezoidisch, nach rückwärts merklich verschmälert, von ihren
vier Seiten die vordere die größte, die hintere die kleinste, die äußere
meist etwas länger als die innere. Die Axillaren und Inguinalen sind
groß und sehr deutlich, meist mehr oder weniger dreieckig, die
letzteren gewöhnlich etwas länger und schmäler als die ersteren.
Sämtliche Bauchplatten sind nur im hohen Alter ganz glatt, sonst
aber mit ziemlich deutlichen Anwachsstreifen versehen, von denen
besonders die der Länge nach gerichteten im männlichen Geschlechte
wegen der vertieften Bauchschale der Abreibung ziemlich lange
widerstehen, und daher auch oft bei schon ziemlich großen Indi-
viduen noch recht deutlich sind. Von den die Bauchschale durch-
ziehenden Mittelnähten sind die drei ersten — die gulare, humerale
und pectorale — an Länge wenig verschieden, die femorale etwa so
lang als die pectorale und letztere so lang oder etwas kürzer als die anale.
Der Kopf ist oben mit zwei großen, hinter einander liegenden
und in gerader Naht zusammenstoßenden Schildern bedeckt, welche
im Allgemeinen von ziemlich sechseckiger Form sind und von denen
das Frontale das Präfrontale an Größe meist etwas übertrifft oder
ihm wenigstens gleichkommt. Zu beiden Seiten des letzteren findet
sich je ein mittelgroßes, viereckiges, nach vorn verschmälertes Na-
sale; der Hinterkopf ist mit kleinen polygonalen Schildern in sehr
veränderlicher Zahl und Form bedeckt, die Augenhöhle nach hinten
von zwei großen Schildern begrenzt, zwischen welchen sich gegen das
Trommelfell noch ein kleineres dreieckiges, nach unten zu ein bis
zwei etwa gleichgroße, rundliche oder polygonale Schildchen be-
finden. Der Schnabel ist schwach hakig. Die Vorderseite der Vorder-
arme ist mit großen, dicken, mehr oder weniger geschindelten Schuppen
in 4—5 Längs- und 5—6 Querreihen besetzt, welche immer deutlich
abgeplattet und an ihrem freien Rande gerundet sind; ähnliche
Schuppen finden sich auch an sämtlichen Sohlen, sowie an den Hinter-
beinen über denselben, obwohl sie hier bald in kleine, schilderartige
Bildungen übergehen. Die Halshaut ist sehr fein -warzig, der die
Oberschale kaum überragende Schwanz am Ende ohne Nagel und auf
seiner Oberseite mit größeren, derberen, polygonalen Höckerschuppen
bekleidet.
Die Färbung der Schale besteht, wie bei den vorigen Arten, aus
Gelb und Schwarz, nur daß diese beiden Farben hier anders verteilt
sind. Bei jungen Tieren ist die Oberschale vorwiegend gelb, mit
schwarzen Säumen an den Vorder- und Außenrändern sämtlicher
. Discoidalplatten; desgleichen zeigen auch die Vorderränder der
Marginalien schwarze, nach unten gewöhnlich dreieckig erweiterte
Flecken. Diese eben geschilderte Zeichnung bleibt manchmal auch
im Alter noch bestehen, obwohl es hier in der Regel der Fall ist, daß
79 8 Testudinidae.
mit zunehmendem Wachstume der Tiere sich auch die schwarzen
Schilderränder vergrößern, so daß bei älteren Stücken alle Discoidal-
platten fast vorwiegend schwarz gefärbt erscheinen und die ursprüng-
liche gelbe Grundfarbe nur an den Areolen als mehr oder weniger
ausgedehnte helle Fleckenzeichnung zurückbleibt. Die Brustschale
ist vorherrschend gelb, mit großen schwarzen Flecken an den meisten
oder auch an allen Schildern ; diese Flecken, welche stets vom Vorder-
rande der Platten ausgehen, nehmen gern eine mehr oder weniger
dreieckige, nach hinten verschmälerte Gestalt an und sind in der
Regel auf den Abdominalen am stärksten und ausgeprägtesten ent-
wickelt. Die Farbe der freien Körperteile ist etwa olivenbraun,
das an der Vorderseite der Vorderbeine sowie auch an der Innen-
seite der Hinterglieder gegen die Füße zu in Schwarz übergeht;
die dicken Armschuppen sind gelblich grün, die Hinterseite der
Vorderbeine, die Unterseite des Schwanzes und die Schenkel sowie
die untere Halshaut sind gelblich, hie und da dunkel und schwarz-
braun gezeichnet, von den Nägeln die vorderen schmutzig grau, die
hinteren bräunlich.
Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt etwa 25—30 cm.
Die Verbreitung dieser Art ist eine sehr beschränkte, indem sie
mit Sicherheit bisher nur in Griechenland nachgewiesen ward, wo-
selbst sie nach Norden zu den vierzigsten Breitegrad nicht zu über-
schreiten scheint; die stellenweise in Italien gefundenen Stücke sind
nachweisbar durch Mönche eingeführte und aus Klostergärten ent-
kommene Exemplare oder deren Nachkommen.
2. Gattung. Emys.
Merrem Syst. amphib. pag. 22. 5 (1820).
Testa modice fornicata.
Pileus scutis destitutus.
Sternum articulatum, metathoraci ligamento adnexum.
Scuta axillaria et inguinalia nulla.
Pedes palmati, digıtis distinctis.
Cauda longiuscula.
Der Panzer ist mäßig gewölbt, die Brustschale gegliedert, aus
zwei hinter einanderliegenden, ungleich großen Querstücken be-
stehend, welche in der den Pectoral- und Abdominalplatten gemein-
schaftlichen Naht durch weiche Knorpelmasse in der Weise verbunden
sind, daß der kleinere vordere Teil nach aufwärts gegen den Kopf
zu bewegt werden kann. Die Pectoralen und Abdominalen sind mit
dem Rückenschild durch eine ebenfalls knorpelige Naht vereinigt,
welche namentlich bei größeren Stücken als eine mehr oder weniger
deutliche Furche erscheint und dem ganzen Brustpanzer eine geringe
Beweglichkeit gestattet. Axillar- und Inguinalschilder sind keine
vorhanden; die Form der Unterschale ist länglich, ihr vorderer freier
Teil über dem Halse in der Jugend meist abgestutzt, im Alter hingegen
gewöhnlich mehr oder weniger verrundet, hinten über dem Schwanze
Emys. 799
bei kleineren Stücken ebenfalls ziemlich gerade abgestutzt, bei mehr
erwachsenen aber schwach ausgerandet. Der aus 25 Marginalen be-
stehende Rand der Oberschale ist an den Seiten weder leistenartig
abgesetzt noch nach aufwärts umgebogen. Der unbeschilderte Kopf
ist mitunter durch das Zusammenstoßen ihn durchziehender linien-
förmiger Eindrücke und Furchen mit schilderartigen Bildungen ver-
sehen, die Oberfläche des Halses und der Gliedmaßen mit bald
größeren, bald kleineren, meist ziemlich rundlichen und flachen
Oberhautgebilden bedeckt, welche an der Vorder- und Unterseite der
Vorderbeine tafelartig erweitert sind. Der ziemlich lange Schwanz
ist mit reihenförmig gestellten Schildern besetzt.
Die einzige europäische Art dieser Gattung ist fast über unseren
ganzen Weltteil verbreitet.
1. Emys orbieularis: Testa medio subcarinata postice paullulum di-
latata, scutum vertebrale primum ceteris longius. — 20—25 cm.
Testudo orbicularis Linne Syst. nat. I, pag. 198, 3 (1758). —
Testudo europaea Schneid. Naturg. d. Schildkr. pag. 323, V
(1783). —Testudo lutaria Schneid.1l.c.pag. 338 (1783). —Testu-
do meleagris Shaw natur. miscell. IV, pag. 144 (1789). — Testudo
flava Daud. hist. natur. gener. d. reptil. II, pag. 107 (1803). — Emys
lutaria Schweigg. Prodr. pag. 35 (1814). E miyse europa ea
Schweigg. 1. c. pag. 36 (1814). — Terrapene europaea Bell. Zool.
Journ. II, pag. 308 (1826). — Cistudo europaea Gray Synops.
reptil. pag. 19, 4 (1831). — Lutremys europaea Gray Catal. Sh.
Rept. I, pag. 40 (1855). — Cistudo lutaria Strauch Erpetol. de
l’Algerie pag. 17, 3 (1862). — Emys orbicularis Blanf. Zool. E.
Pars. pag. 508 (1867).
Typus: Testa obscure olivacea aut fusca aut nigrescens, scutis lineis
Hlavescentibus radiatis ; corpore punctis maculisque flavıdis sparso.
var. a) Ut supra, sed lineis flavescentibus plus minusve interrußtis.
var. b) Testa flavescente vel_ olivacea lineis nigrescentibus radıatıs.
var. c) Ut supra, sed maculis areolaribus atrıs.
var. d) Testa obscure olivacea vel nigrescente lineis radiatis subob-
soletis.
var. e) Ut supra, sed punctis numerosis flavescentibus sparsa.
Testudo europaea Wolfin Sturm’s Fauna III, Heft 3, c. fig. (1803).
var. f) Testa fusco olivacea vel atra, concolor.
Testudo lutaria Shaw gener. Zool. II, pag. 32 (1802).
var. g) Testa convexiuscula margine subrecto ; sterno fuscescente, cor-
pore flavido.
Cistudo hellenica Bibr. Bory Expedit. scientif. Moree III, pag. 614
(1832). — Emys hellenica Valenc.l. c. tab. VIII, fig. 2 (1832).
var. h) Testa aterrima, vadiis flavidis areolas versus evanescentrbus.
Scutis discoidalibus et marginalibus gibbis, scabris, suturıs pro-
fundis, sulciformibus. Sternum laeve, flavescens.
Emys Hoffmanni Fitzinger Mus. Vindob.
pull. Testa orbiculata fusco-olivacea, concolor, scutis discordalibus gra-
nosis, vertebralibus distincte carinatis latissimis. Cauda sterno
longitudine subaequalıs.
800 Testudinidae.
adolesc. Scutis discoidalibus sulcatis areolis granosıs, vertebralibus
modice carinatıs.
Testudo pulchella Schoepf Naturg. d. Schildkr. pag. 134, XXVI
(1792). — Emys pulchella Merr. Syst. amphib. pag. 25, 15 (1820).
adult. Scutis discoidalibus glabris, vertebralibus subcarinatıs.
Die Schale ist beim eben ausgekrochenen Tiere kaum talergroß,
fast vollkommen kreisrund, weich und lederartig, sehr schwach ge-
wölbt, wird aber mit zunehmender Größe allmählich gestreckter,
härter und zugleich stärker gewölbt, so daß sie bei erwachsenen
Stücken etwa eine elliptisch eiförmige Gestalt besitzt. Sie ist längs
der Mittellinie bei Jungen von vorn nach rückwärts sanft und ziemlich
gleichmäßig gewölbt, bei alten Exemplaren jedoch längs der drei
mittleren Vertebralen ziemlich abgeflacht oder nur äußerst schwach
der Länge nach gewölbt, vom Hinterrande des ersten Vertebrale an
10 sehr mäßig, vom Hinterrande des vierten
aber ziemlich stark nach abwärts, beziehent-
lich nach vorwärts und rückwärts geneigt;
von den bei Jungen schwächer, bei Alten
hingegen stärker nach außen abfallenden
Costalen sind das zweite und dritte kaum,
die anderen jedoch deutlich der Länge nach
gewölbt; der Randteil der Oberschale ist
bei jungen Tieren vorn nur sehr wenig nach
abwärts geneigt, ja bei eben ausgekrochenen
Stücken fast horizontal abstehend, bei alten
Exemplaren jedoch sanft nach unten ge-
richtet, hinten immer, namentlich aber in
der Jugend, ziemlich flach nach außen und
abwärts geneigt, die bei ganz kleinen In-
dividuen kaum stärker abschüssigen Seiten-
teile mit zunehmendem Wachstume immer
steiler. werdend, so daß dieselben etwa in
der Gegend des zweiten und dritten Marginolateralschilde am
stärksten nach unten abfallen; die äußerste Randlinie selbst ist
vorn nur bei frisch ausgekrochenen Tieren vollkommen gerade,
sonst aber, wenn auch schwach, so doch immerhin deutlich aus-
gerandet, an den Seiten bis zum Schwanze bei sehr jungen Stücken
gleichmäßig gerundet, sonst aber in der Gegend der vorderen Margino-
lateralen mit zunehmendem Alter immer deutlicher und besonders
bei größeren Exemplaren fast geradlinig eingezogen, von da aber
nach rückwärts wieder deutlich erweitert, so daß sie etwa am Beginn
der Marginofemoralen den größten Querdurchmesser erreicht. Von
den fünf Vertebralen ist das erste immer länger und schmäler als die
drei folgenden, fünfeckig, vorn sehr stumpfwinkelig, hinten ver-
schmälert, bei ganz jungen Individuen breiter als lang, bei mittleren
und älteren umgekehrt. Die drei folgenden Vertebralen sind quer
sechseckig, breiter als lang, seitlich stumpfwinkelig, ihre Vorder-
und Hinterseiten fast immer ziemlich gerade, die Seitenränder ebenso
oder namentlich im Alter auch manchmal geschweift, jene am zweiten
Piearza®
Emys orbicularis L.
(adultus).
Emys. 801
und dritten Schilde fast gleichlang oder nur der Vorderrand des
zweiten etwas schmäler, beim vierten, gewöhnlich auch etwas ver-
kleinerten hingegen die Hinterseite stets bedeutend kürzer als die
vordere; das letzte und kleinste Vertebrale ist endlich ebenfalls fünf-
eckig, nach rückwärts stark erweitert und daselbst in der Mitte mit
äußerst stumpfem, mitunter fast verrundetem Winkel, bei jüngeren
Stücken breiter als lang, bei alten umgekehrt; auch sind die Verte-
bralen in der ersten Jugend mit einem über ihre Mitte hinlaufenden,
ziemlich dicken und verrundeten Längskiel versehen, der sich aber
in der vorderen Schalenhälfte ziemlich frühzeitig verliert, während
er auf der hinteren Hälfte nur bei ganz alten Tieren vollkommen ver-
schwindet, obwohl er auch hier als eine über die Höhe der Schalen-
wölbung hinziehende stumpfe Auftreibung in Spuren fast immer noch
zu erkennen ist. Von den acht Costalen ist das des ersten Paares das
größte, ungleichseitig viereckig, sein Innenrand am kürzesten, sein
gebogener Außenrand am längsten, der Vorderrand kürzer als der
hintere; von seinen vier Winkeln ist der hintere äußere so ziemlich
ein rechter, die anderen stumpf. Die zwei folgenden Costalen sind im
Ganzen ziemlich gleichgroß oder das dritte etwas kleiner als das zweite,
beide quer, fünfeckig und stets breiter als lang, ıhre bei eben aus-
gekrochenen Exemplaren in ziemlich spitzem, mit zunehmendem
Alter aber unter immer stumpferem Winkel zusammenstoßenden
Innenseiten die kürzesten, ihre Vorder- und Hinterseiten die längsten,
auf die Achse des Körpers ziemlich rechtwinkelig gestellt, an dem
zweiten ziemlich gleichgroß, an dem dritten der Hinterrand schmäler
als der vordere. Das letzte Costale ist endlich bedeutend verkleinert,
nach außen schwach erweitert, von entweder fünfeckiger, oder durch
Verrundung des überhaupt sehr stumpfen mittleren Außenwinkels von
ungleichseitig viereckiger Form, seine Hinterseite meist etwas kürzer
als die vordere. Sämtliche Discoidalen sind bei jüngeren Individuen
mit sehr deutlichen, feinkörnigen Areolen versehen, welche in ihrer
Gestalt den betreffenden . Schildern gleichend, an den Vertebralen
auf der Mitte vor dem Hinterrande stehen, an den Costalen aber mit
Ausnahme des letzteren etwas mehr nach vorn und oben gerückt er-
scheinen; bei eben ausgekrochenen Stücken sind diese Areolen so
groß, daß sie mit Ausnahme des äußersten schmalen Randes die ganze
Fläche der Platten bedecken, daher dieselben in ihrer gesamten Aus
dehnung mit feinen Körnchen bedeckt sind. Bei etwas größeren
Tieren zeigen sich dann noch auf allen Discoidalen feine, furchen-
artige Streifen, welche in etwas divergierender Richtung von den
Areolen gegen die Ränder der einzelnen Platten hinziehen; desgleichen
sind noch die Costalen mit den Areolen parallel verlaufenden Anwachs-
streifen und überdies bei ziemlich jungen Exemplaren mit nament-
lich gegen den Außenrand gerichteten, undeutlich kielartigen Auf-
treibungen versehen. All diese zuletzt besprochenen Bildungen ver-
lieren sich aber mit fortschreitendem Wachstum immer mehr, so daß
infolge dessen ganz alte Individuen fast immer vollkommen glatte
Schilder besitzen. Unter den 25 Marginalen ist das Nuchale das
kleinste, bei ganz kleinen Stücken etwa um die Hälfte, bei älteren aber
doppelt so lang als breit, gewöhnlich von ziemlich regelmäßiger,
Schreiber, Herpetologia europaea. 5I
802 Testudinidae.
schmal rechteckiger Gestalt oder nur in äußerst seltenen Fällen nach
hinten kaum merkbar erweitert. Die Marginocollaren sind quer tra-
pezisch, nach außen deutlich erweitert und bedeutend breiter als
lang; die nun folgenden Marginobrachialen sowie die zwei ersten
Marginolateralen sind im Allgemeinen länglich viereckig, von den
letzteren das vordere durch Knickung des Innenrandes oft stumpf
fünfeckig, das vierte Marginolaterale und das erste und letzte Mar-
ginofemorale in der Regel stumpf fünfeckig, die anderen rechteckig
oder schwach trapezisch; auch ist das letzte Marginofemorale meist
deutlich höher als breit, während bei den Supracaudalen das Gegenteil
der Fall ist. Ähnlich wie die Discoidalen sind auch die Marginalen
in der Jugend mit Anwachsstreifen und Areolen versehen, deren
letztere in den hinteren Außenwinkel der Schilder gestellt sind.
Die Brustschale, welche vorn wenig oder kaum, hinten aber
merklich kürzer ist als die Rückenschale, erscheint nur bei ganz
jungen Exemplaren sehr deutlich nach hinten
verschmälert, sonst aber bei jüngeren In-
dividuen ziemlich gleich breit, bei mittleren
und alten hingegen nach rückwärts schwach
erweitert, so daß sie dann im Ganzen etwa
eine elliptisch eiförmige Gestalt besitzt.
Sie ist im weiblichen Geschlechte ziemlich
flach und eben, beim Männchen jedoch in
der Mitte namentlich im Alter sehr deutlich
vertieft, demungeachtet aber an ihren freien
Vorder- und Hinterteilen kaum nach auf-
wärts gebogen; auch zeigt sich jener in der
Jugend ziemlich gerade abgestutzt, im Alter
aber mehr zugerundet, während dieser nur
bei eben ausgekrochenen Stücken abge-
rundet, sonst bei kleineren ziemlich gerade
abgeschnitten, bei mittleren sehr schwach,
bei alten Tieren aber etwas stärker, obwohl
auch nur immer sehr mäßig winkelig
ausgeschnitten erscheint. Die Gularen sind ziemlich rechtwinkelig
dreieckig, ihre Außenseite die längste, ihre Vorderseite die kürzeste,
ihr hinterer Winkel immer der spitzeste; ihre Form ist im Ganzen
sehr beständig, indem sie immer länger als breit und im Alter ver-
hältnismäßig nur wenig schmäler als in der Jugend sind. Die Humeralen
sind quer trapezoidisch, breiter als lang, nach innen bedeutend ver-
schmälert, ihr Außenrand schwach gerundet oder auch besonders in
der Jugend und nach vorn zu ziemlich gerade, ihre Hinterseite die
längste. Die zwei folgenden Paare sind, wenn man von ihren gegen
die Oberschale aufgebogenen Seitenteilen absieht, etwa quer vier-
eckig, breiter als lang, ziemlich gleich groß, die nach außen sehr schwach
erweiterten Pectoralen mit dem herabgebogenen Teile des fünften,
die nach außen meistens kaum merkbar verschmälerten Abdominalen
mit dem des sechsten Marginale zusammenstoßend. Die merklich
längeren und, mit Ausnahme von ziemlich kleinen Exemplaren auch
etwas breiteren Femoralen sind trapezoidisch, deutlich breiter als lang,
N
h | || «l
Age
Fig. 175.
Emys orbicularis L.
Emys. 803
nach innen etwa auf die Hälfte ihrer Außenlänge oder selbst noch
. stärker verschmälert, mit Ausnahme des gemeinschaftlichen Naht-
randes sämtliche Seiten immer etwas geschweift, die vordere unter
allen die längste. Die kaum kürzeren Analen sind ebenfalls trape-
zoidisch, nach hinten etwa auf die Hälfte ihrer Vorderbreite ver-
schmälert, ihre dem Schwanze zugekehrte Seite die kürzeste, der
Vorder- und Außenrand ziemlich gleichlang. Von den Mittelnähten
deren relative Länge übrigens vielen Verschiedenheiten unterliegt,
sind gewöhnlich die Pectoral- und Abdominalnaht ziemlich gleich,
die humerale — manchmal aber auch die femorale — die kürzeste,
die anale hingegen immer die längste.
Der Kopf ist dicker als der Hals, etwas breiter als hoch, mit
kurz zugespitzter, am äußersten Ende selbst aber etwas abgestutzter
Schnauze, im Ganzen von etwa vierseitig, pyramidenförmiger Gestalt;
die scharf schneidigen Kieferränder stoßen am Oberschnabel in der
Mitte im spitzen Winkel zusammen, den in entsprechender Weise
kurz zugespitzten Unterschnabel zwischen sich einschließend. Der
Pileus ist nicht beschildert, zeigt jedoch manchmal in seinem hinteren
Teile durch unregelmäßig zusammenstoßende Linien und Eindrücke
einige schilderartige Bildungen, was in derselben Weise auch an den
Kopfseiten der Fall ist, wo dadurch ein besonders im Alter ziemlich
deutliches, von der Oberhälfte des hinteren Augenrandes bis gegen
das Tympanum reichendes Postorbitale gebildet wird. Die schlaffe
Halshaut ist mit ziemlich flachen, rundlichen Erhabenheiten bedeckt,
welche oberseits kleiner sind als am Unterhalse und im Alter ziemlich
stark hervortreten, während sie bei kleineren Stücken namentlich
unterseits meist nur wenig abgehoben erscheinen. Von den Glied-
maßen sind die vorderen fast ganz mit schwach geschindelten, tafel-
artigen Schuppen bedeckt, welche in ziemlich deutliche Querreihen
gestellt und auf der Unterseite und Vorderschneide bedeutend ver-
größert sind; die Hinterbeine sind dagegen mit ziemlich unregel-
mäßigen, etwa linsenförmigen Schuppen bekleidet, welche an der Ober-
seite am kleinsten, auf der Vorderseite der Schenkel und der Hinter-
schneide der Fußwurzel aber bedeutend tafelartig erweitert sind. Die
Zehen sind bis zu den mäßig langen und schwach gekrümmten Krallen
durch eine am Rande unregelmäßig gekerbte Schwimmhaut verbunden.
Der gegen sein Ende stark kegelförmig verdünnte Schwanz ist bei eben
ausgeschlüpften Tieren fast von der Länge der Bauchschale, wird aber
mit zunehmendem Wachstume allmählich kürzer, so daß er beim
alten Männchen etwa zwei Drittel, beim Weibchen aber beiläufig halb
so lang wie die Brustschale ist. Er zeigt in seiner ersten Hälfte auf der
Unterseite eine meist sehr deutliche Längsfurche und ist mit in Längs-
und zugleich mehr oder weniger deutliche Querreihen gestellten,
etwa unregelmäßig viereckigen Täfelchen besetzt.
Die Färbung und Zeichnung ist im Allgemeinen sehr veränder-
lich, obwohl sich sämtliche Varietäten leicht auf dieselbe Grundform
zurückführen lassen. Bei dieser ist nämlich die Oberschale schwärzlich,
mit gelben, von den Areolen gegen die Ränder der Schilder strahlig ver-
laufenden Punkten oder Strichen gezeichnet. Je nachdem nun diese
Zeichnungen mehr oder weniger vorherrschen, kommt bald das
Brig
80 4 Testudinidae.
Schwarz des Grundes, bald wieder das Gelb der Zeichnungen mehr
zur Geltung, so daß die einzelnen Platten entweder schwarz und mit.
gelben Linien, oder durch Vorherrschen der letzteren auch überwiegend
gelb‘ erscheinen, wo dann die ursprüngliche Grundfarbe die Strahlen-
zeichnung bildet. Da diese Linien stets gegen die Areolen zu konver-
gieren, so stoßen sie hier sehr häufig zusammen, und bilden dann durch
ihre gegenseitige Vereinigung ein bald größeres, bald kleineres schwarzes
oder gelbes Feld. Übrigens können diese Strahlenstreifen bald kurz,
bald lang, bald schmal, bald breit sein, sowie sie anderseits auch in
sehr wechselnder Anzahl auftreten und teils ganz und ununterbrochen,
teils wieder in viele Striche und Punkte aufgelöst sind. Auch kann
sich ihre Deutlichkeit sehr verschieden verhalten, und während sie
häufig sehr scharf und gut abgehoben erscheinen, können sie anderseits
wieder bis zum Verschwinden undeutlich werden, so daß dann die
ganze Oberschale einfarbig gelblich oder schwärzlich wird. Bei einer
namentlich in der Donau häufigen Form ist die Oberschale auf
schwarzem Grunde mit zahlreichen, gelblichen Punkten gezeichnet,
welche im allgemeinen klein, rundlich und ganz unregelmäßig gestellt
sind. Ebenso verschieden wie die Oberschale ist hinsichtlich der
Färbung das Brustschild, obwohl auch hier Schwarz und Gelb immer
die Grundlage bilden. Nur sind diese Farben sehr selten in Form von
strahlenförmigen Zeichnungen geordnet, sondern entweder ganz
unregelmäßig unter einander gemischt und gemarmelt, oder aber
es bildet die eine Farbe auf der vorherrschenden anderen verschieden-
artige Flecken und Streifen, die namentlich gern an die Schilder-
nähte gestellt sind. Noch viel häufiger als auf der Oberschale kommt
es hier vor, daß die eine der beiden Farben die andere gänzlich ver-
drängt, so daß dann die Brustschale einfarbig schwarz oder gelblich
ist. Bei kleineren Stücken ist meistens die ganze Oberschale ein-
farbig schmutzig olivengrün und ohne oder nur mit wenig merkbaren
Zeichnungen.
So veränderlich übrigens die Färbung der Schale, so beständig
zeigt sich im Allgemeinen die des Körpers. Dieser ist gewöhnlich
schwärzlich, nur der Kopf bei jüngeren Exemplaren mehr oder
weniger bräunlich, in der Jugend ziemlich oder auch ganz einfarbig,
sonst aber mit bei zunehmendem Alter in der Regel allmählich zahl-
reicher werdenden, lebhaft gelben Flecken gezeichnet, die am Kopfe
gewöhnlich am kleinsten, auf der Unterseite der Beine aber am
größten sind. Die zwischen der Schale eingeschlossene Haut der
Schulter und Weichengegend ist gelblich, hier mit sparsamen, dort
mit zahlreicher und dichter gestellten bräunlichen Marmelflecken
gezeichnet. Bei einer in Griechenland vorkommenden, als Cistudo
hellencca V alenc. beschriebenen Form dehnt sich die Zeichnung
der von der Schale bedeckten Teile auch auf die freien Körperteile
aus, so daß infolge dessen dieselben vorherrschend gelb und mit un-
regelmäßigen bräunlichen Zeichnungen netzartig durchzogen er-
scheinen; übrigens ist diese Varietät von der Stammform auch noch
durch eine stärker gewölbte, an den Seiten mehr gerade oder selbst
etwas nach einwärts geschwungene Oberschale verschieden.
Eine höchst eigentümliche Form dieser Art (Cistudo Hoffmanni
Emys. 8o5
Fitzing.) findet sich noch in Dalmatien. Sie weicht von den typischen
Stücken nicht nur durch bedeutendere Größe, sondern besonders
noch dadurch ab, daß die Schilder der Oberschale, besonders aber
die Marginalen sehr uneben und gegen die Areolen zu stark gewölbt
und infolge dessen die Nähte mehr oder weniger vertieft, ja selbst
furchenartig erscheinen. Die Färbung des Rückenpanzers ist tief und
glänzend schwarz, mit feinen und langen gelben Strahlen, die an den
Costalen ziemlich häufig sind, während sie an den Vertebralen,
namentlich an den mittleren, sowie auch an den hinteren Marginalen
in der Regel nur als sehr vereinzelte gelbliche Striche auftreten. Die
Unterschale ist einfarbig gelblich.
Die Länge des erwachsenen Tieres kann bis zu 20 cm ansteigen.
Das Männchen ist an der viel flacheren Rückenschale und an der
vom Hinterrande des Brustschildes weiter entfernten Afteröffnung zu
erkennen.
Emys orbicularis gehört mit zu den verbreitetsten Reptilien, in-
dem sie mit geringen Ausnahmen den größten Teil Europas bewohnt.
Sie findet sich von Mecklenburg an einzeln durch ganz Brandenburg,
Posen und Schlesien, tritt von hier durch Sachsen und Böhmen nach
Österreich über, um sich von da südwärts durch ganz Italien und
dessen Inseln, sowie durch Ungarn, Dalmatien, Bosnien und die
Herzegowina bis nach Griechenland zu verbreiten. Von den genannten
Ländern dringt sie westwärts durch die Schweiz — wo sie namentlich
in der Rhöne und in dem Genfersee, einzeln aber auch im Reußtale
vorkommt — nach Frankreich, hier aber auch nur die südliche Hälfte
des Landes bewohnend, und von da über die Pyrenäen in die Iberische
Halbinsel hinein, wo sie sich, etwa mit Ausnahme der südlichsten Teile,
ebenfalls allenthalben findet. Nach Osten verbreitet sich dann das
Tier von Preußen und den Karpathenländern aus nach Rußland,
wo die Art von Kurland durch Litthauen, Wollhynien und Podolien
nach Südosten zu in allen dem Pontus und Kaspisee zuströmenden
Flüssen und Gewässern vorkommt, obwohl hier nordwärts nicht
überall gleich weit hinaufgehend; so findet sie sich beispielsweise ın
den Dnjeprgegenden nur bis Orel, in der Wolga bis Saratow, im Ural
bis Orenburg; desgleichen wird das Tier auch in der Krim gefunden.
In den anderen Gegenden des nördlichen und nordwestlichen Europas
fehlt sie, sowie sie auch in Österreich bisher in Tirol nicht sicher nach-
gewiesen ist. Als eigentliche Heimat des Tieres ist jedenfalls der Süden
und Südosten unseres Weltteiles zu betrachten, indem die Art hier un-
streitig am häufigsten ist, nach Norden zu aber entschieden seltener
wird; übrigens war ihre Verbreitung in vorhistorischer Zeit noch eine
weit ausgedehntere, indem man Reste dieser Schildkröte aus der
Steinzeit selbst noch im südlichen Schweden findet.
Diese Schildkröte lebt namentlich in langsam fließenden Ge-
wässern mit schlammigem Grunde, in größeren Strömen und weit
lieber noch im stehenden Wasser von Teichen, Seen und Sümpfen.
Sie hält sich tagsüber gewöhnlich im Wasser auf, das sie zu dieser
Zeit, nur um sich zu sonnen, verläßt, wo sie dann oft in Menge neben
und übereinander gelagert ist, um sich von den Strahlen des Tages-
gestirnes durchwärmen zu lassen, doch bleiben die Tiere auch in
806 Testudinidae.
diesem Falle stets in der Nähe des Wassers, um sich bei allfällig
herannahender Gefahr sofort und mit großer Schnelligkeit in das
ihnen Schutz gewährende Element zu flüchten. Nur bei Nacht
machen sie größere Landausflüge und können da öfters in ziemlicher
Entfernung vom Wasser angetroffen werden. Abgesehen von ihrer
ausgezeichneten Schwimm- und Tauchfähigkeit ist auch ıhr Lauf
ein verhältnismäßig ziemlich schneller, sowie sie auch eventuell auf
den Rücken zu liegen kommend, rasch wieder aufzustehen vermögen.
Wenn sie ungestört sind, pflegen sie oft längere Zeit mit hervorge-
streckten Beinen ruhig unmittelbar .unter dem Wasserspiegel zu
schweben, wobei sie Hals und Kopf in die Höhe biegen, um die Nasen-
löcher zum Zwecke der Atmung frei zu halten. Sie pflegen oder
können vielleicht auch nicht alle vier Gliedmaßen zu gleicher Zeit
unter der Schale verbergen, sondern lassen, sobald sie die Vorder-
beine einziehen, dabei die hinteren stets etwas hervortreten; der
Schwanz wird beim Zurückziehen seitlich zwischen die Schalenenden
umgelegt.
Die Nahrung dieser Schildkröten besteht aus kleinen Fischen,
aus Fröschen, Kaulquappen, Würmern und Insekten; diese Tiere
werden, falls sie nicht zu groß sind, ganz verschlungen, sonst aber
mit den Vorderfüßen festgehalten und, mit den schneidigen Kiefern
in Stücke gerissen, partienweise verzehrt. Das Fressen findet niemals
im Trocknen statt und werden selbst am Lande erbeutete Tiere aus-
nahmslos ins Wasser geschleppt und unter demselben verspeist.
Die ım Freien gewöhnlich im Juni vor sich gehende Paarung
findet ebenfalls im Wasser statt, wobei das Weibchen mit dem auf
seinem Rücken sitzenden Männchen oft durch Stunden, ja mitunter
selbst einen ganzen Tag lang, herumschwimmt, ohne sich dabei in
seinen gewöhnlichen Verrichtungen, wie z. B. beim Fressen, stören
zu lassen, wogegen das Männchen während der Begattung keine
Nahrung zu sich nimmt. Hiebei pflegt letzteres mit seinem Kopfe
dem seiner Erkorenen oft derbe Hiebe zu versetzen, die sie dann zum
Zurückziehen dieses Körperteiles veranlassen. Etwa einen Monat nach
der Vereinigung der Geschlechter werden die Eier in der Nähe des
Wassers in eine mittelst des Schwanzes und der Hinterbeine ge-
‚grabene, nach unten etwas verengte Höhle mit dem unter die Kloake
gehaltenen Hinterfuße gelegt, die Öffnung wieder zugedeckt und die
Erde dann durch Drücken mit der Bauchschale festgepreßt. Die von
Farbe weißen Eier gleichen an Größe etwa denen einer Turteltaube,
nur daß sie etwas mehr walzig und langgestreckt sind; ihre Anzahl
beträgt gewöhnlich 6—10, soll aber manchmal bis zu dreißig ansteigen.
Die Jungen kriechen in der Regel im Hochsommer, wie von manchen
Seiten berichtet wird, aber ausnahmsweise erst im nächsten Früh-
jahre aus.
Den Winter bringen die Tiere im Bodenschlamm der von ihnen
bewohnten Gewässer zu; einzelne Stücke sollen jedoch auch am
Lande vergraben gefunden worden sein.
Wie alle Schildkröten verträgt auch orbicularis die Gefangen-
schaft sehr gut und ist selbe in der bei Clemmys caspica geschilderten
Weise zu halten. Da man ihr unter der Vorsorge des Menschen weit
Emys. 807
günstigere Bedingungen als im Freien bieten kann, so wickelt sich
daselbst auch ihr Lebenslauf in beschleunigterem Grade ab. Steht
das Aquarium, was wohl immer der Fall sein soll, im gleichmäßig
geheizten Zimmer, so erwachen sie hier schon meist im März aus dem
Winterschlaf und schreiten bereits Ende April oder Anfangs Mai zur
Fortpflanzung. Nur ihre Eier sind in der Gefangenschaft sehr schwer
zum Auskriechen zu bringen, da sie unter Sand gelegt und der Sonne
ausgesetzt, regelmäßig vertrocknen, während sie in feuchter Erde ge-
halten, wieder sehr leicht in Fäulnis übergehen, wenn ihnen nicht
fortwährend der zu ihrer Entwicklung gerade notwendige Feuchtig-
keitsgrad geboten wird, was natürlich immer seine große Schwierig-
keit hat.
Da die Tiere sehr wärmeliebend sind, so ist das Wasser im
Aquarium stets lau zu halten und letzteres auch an einen von der
Sonne beschienenen Ort zu stellen, damit die Gefangenen ihrer Lieb-
lingsneigung, sich besonnen zu lassen, recht oft und ausgiebig nach-
kommen können; sie suchen sich dann sowohl im als auch außer dem
Wasser stets die sonnigsten Plätze auf und bleiben daselbst, alles von
sich gestreckt, oft die längste Zeit mit sichtbarem Behagen im Sonnen-
schein liegen; nur bei sehr großer Hitze kommt es bisweilen vor, daß
sıe sich unter Wasser im Pflanzengewirre oder im Trocknen an feuchten
Stellen längere Zeıt verkrochen halten.
Trotz dieser ihrer Wärmeliebe ist aber Emys auch gegen Kälte
durchaus nicht empfindlich, frißt noch bei ziemlich niederer Tem-
peratur und kann mitunter, selbst wenn sie durch längere Zeit stein-
hart gefroren war, wieder auftauen und zu ihrer früheren Lebens-
tätigkeit erwachen. Mit den in der Gefangenschaft meist gehaltenen
kleinen Stücken wären diesbezügliche Versuche allerdings etwas
gewagt. Nur der plötzliche Übergang aus wärmerem in frisches und
kaltes Wasser bringt, wenigstens Jungen, fast immer den Tod, daher
ein solcher Wechsel stets mit der bei Clemmys caspica geschilderten
Vorsicht durchzuführen ist. Dagegen sind die Tiere gegen Verletzungen
weitaus empfindlicher als die stumpfsinnigen Landschildkröten und
bei der verhältnismäßigen Weichheit ihrer Schale wirkt meist schon
der Fall aus einer etwas größeren Höhe oder das Darauftreten tödlich.
Abweichend von ihren frei lebenden Artgenossen verweilen die
Gefangenen, sobald sie ihre anfängliche Scheu abgelegt haben, auch
bei Tage oft und längere Zeit auf dem Lande; nur bei trübem Wetter
bleiben sie in der Regel im Wasser und stellen meist auch das Fressen
ein. Im Aquarium pflegen sie im Winter gewöhnlich an einer seichten
Stelle, von der sie ab und zu behufs Atmung den Kopf über die
Obertläche des Wassers heben können, ruhig zu verharren; im Früh-
jahre erwacht, gehen sie meist erst nach kürzerer oder längerer Zeit
ans Fressen, und kann man dabei beobachten, wie sich mit der all-
mählichen Zunahme der Temperatur auch der Appetit der Tiere
zunehmend steigert.
Als Nahrung für die Gefangenen ist am besten rohes Fleisch zu
verwenden, das man ihnen in Streifen an eine lange Nadel gespießt
oder mit der Pinzette gefaßt, vorhält. Die Tiere gewöhnen sich unge-
mein schnell an diese Art der Fütterung, schwimmen, sobald sich der
808 Testudinidae.
Pfleger nähert, auf denselben zu, kommen an die Oberfläche und
strecken bettelnd den Kopf über das Wasser um den ihnen gebotenen
Bissen in Empfang zu nehmen, tauchen dann sofort unter und fressen
das Gereichte am Grunde oder überhaupt im Wasser auf. Zur Ab-
wechslung kann man ihnen auch Kaulquappen, Regenwürmer u. dergl.
geben. Mit der Zeit gewöhnen sich dann die Schildkröten so an die
Fleischnahrung, daß sie mitunter, vorausgesetzt daß sie absolut
nicht Hunger leiden, selbst in ihr Bassin eingesetzte Goldfische
unbehelligt lassen; mit wertvollen Zierfischen oder Amphibien das-
selbe versuchen zu wollen, wäre aber immerhin nicht geraten.
Gelegentlich der Fütterung kann man auch die Beobachtung
machen, daß sich Emys, wie alle Wasserschildkröten, entgegen den
Landcheloniern, beim Aufsuchen ihrer Nahrung ausschließlich durch
den Gesichtssinn leiten läßt, indem sie nach allem, was sich bewegt
oder rohem Fleisch ähnlich sieht, schnappt und einen etwaigen Fehl-
griff erst wenn sie den Bissen im Munde hat, wahrnimmt. Niemals
sieht man eine Wasserschildkröte etwas beschnuppern, wie es die
Testudo-Arten mit ihrer Nahrung vor dem Fressen regelmäßig zu tun
pflegen. Es ist dieses Vorwiegen des Gesichtssinnes auch beim Fange
der Tiere wohl zu beachten, indem man dieselben, um sie nicht zu ver-
scheuchen, möglichst von rückwärts beschleichen und auch jede heftige
und rasche Bewegung tunlichst vermeiden soll. Aus Geräuschen
scheinen sie sich dagegen nichts zu machen. Irgend welche Laut-
äußerungen wurden bei Emys, selbst während der Paarung, noch
nicht beobachtet.
3. Gattung. Clemmys.
Wagler Natürl. Syst. d. Amphib. pag. 136, 13 (1830).
Testa modice fornicata.
Pileus scutis destitutus.
Sternum simplex, inarticulatum, metathoraci per symphy-
sin affıxum.
Scutella axillaria et ingwinalia conspicua.
Podes palmatı, digitis distinctis.
Cauda longiuscula.
Der Panzer ist nicht sehr hart, mit nur schwach gewölbter, im
Verhältnis zu seiner Länge und Breite niedriger Rückenschale, deren
aus fünfundzwanzig Marginalen bestehender Rand an den Seiten bei
erwachsenen Tieren mehr oder weniger leistenartig abgesetzt, ja selbst
nach aufwärts gebogen ist, wodurch dann eine oft ziemlich deutliche,
längs des seitlichen Schalenrandes hinlaufende furchenartige Ver-
tiefung entsteht. Das Supracaudale ist stets geteilt. Die Brust-
schale ist ziemlich breit, ungegliedert, aus einem einzigen Stücke be-
stehend und mit dem Rückenschilde in fester Knochennaht unbe-
weglich verbunden; ihr Vorderrand ist abgestutzt oder kaum ein-
springend, der Hinterteil jedoch durch lappenartige Verlängerung der
Analplatten tief ausgebuchtet. Die Axillar- und Inguinalschilder sind
Clemmys. 809
stets vorhanden. Der Kopf ist unbeschildert, aber oft mit linsenartigen
Vertiefungen und seichten, furchenartigen Eindrücken versehen,
welche durch ihre gegenseitige Durchschneidung mitunter mehr
oder weniger schilderartige Zeichnungen hervorbringen. -Die Beine
sind mit ziemlich flachen, höcker- oder schuppenartigen Bildungen,
die unter einander frei beweglichen Zehen oben mit hintereinander
liegenden Täfelchen bedeckt und bis zu den Krallen durch eine derbe
Schwimmhaut verbunden. Der verhältnismäßig lange Schwanz ist
dünn und spitz, unterseits mit einer Doppelreihe flacher Tafeln besetzt.
Die Clemmys-Arten sind amphibisch lebende Schildkröten, die
sich zwar vorzugsweise in Sümpfen, Teichen, Seen und langsam
fließenden Gewässern aufhalten, aber auch sehr häufig lange Zeit im
Trocknen verweilen, wobei sie sich oft weit vom Ufer entfernen.
Daselbst erweisen sie sich auch viel flinker und beweglicher als die
plumpen und schwerfälligen Landschildkröten, bewegen sich in ziem-
lich schnellem Laufe fort und sind auch imstande auf dem Rücken
liegend schnell wieder auf die Füße zu kommen. Besonders gewandt
zeigen sie sich aber im Wasser, in welchem sie sich als vorzügliche
Schwimmer und Taucher bewähren. Hier gehen sie auch hauptsächlich
ihrer Nahrung nach, die aus kleineren Fischen, Kaulquappen, Insekten-
larven u. dergl. besteht; doch gehen sie mitunter auch am Lande auf
Beute aus, obwohl sie dieselbe nicht gerne im Trockenen fressen,
sondern, falls sie nicht allzuweit vom Ufer entfernt sind, lieber ins
Wasser tragen und dort verzehren. Größere Stücke verschlingen sie
nicht ganz, sondern halten sie mit den Vorderfüßen fest und reißen
dann einzelne Bissen davon mit den Kiefern ab. Sie sind ungemein
bissig und gefräßig und können in größeren Mengen vorkommend,
selbst der Fischzucht schädlich werden. Ihre Eier sind etliche 30 mm
lang und haben etwa 20 mm im Durchmesser. Im Winter wühlen sich
die Tiere in den Schlamm der von ihnen bewohnten Gewässer ein,
weshalb sie auch Wasseransammlungen mit steinigem Grunde zu
ihrem ständigen Aufenthalt vermeiden.
Gefangene gibt man am besten in nicht zu kleine Aquarien mit
etwa handhohem Wasserstande, in denen sich eine hinreichend
große Insel zum Ausstiege auf das Land befindet; selbstverständlich
kann man nur junge Tiere im Zimmer halten, während größere Exem-
plare in Gartenbassins oder ähnlichen, geräumigen Wasseransamm-
lungen unterzubringen sind. Obwohl die Tiere ganz gut klettern, so soll
der Aufstieg doch nicht gar zu steil oder allzu glatt gehalten sein, um
den Gefangenen das Landen nicht unnötigerweise zu erschweren;
aber auch übermäßig rauhe Ufer sind zu vermeiden, da sich an diesen
beim Heraussteigen nicht selten die Bauchschilder mehr oder weniger
abreiben. Die Fütterung geschieht am besten mit Streifen rohen
Fleisches, das sie dem Pfleger meist schon nach wenigen Tagen von
der Pinzette zu nehmen pflegen ; daneben können gelegentlich auch die
vorhin erwähnten natürlichen Nahrungsmittel verwendet werden,
wie überhaupt Abwechslung im Futter dem Gedeihen der Tiere nur
förderlich ist. Sie gewöhnen sich sehr bald an den Menschen und
kommen, wenn er sich ihrem Behältnisse naht, sofort an die Ober-
fläche des Wassers, mit emporgehaltenem Kopfe um Futter bettelnd.
810 Testudinidae.
Sie sind im allgemeinen nicht sehr wärmebedürftig und pflegen selbst
bei 10—ıI2°C. noch zu fressen. Dagegen sind sie gegen plötzlichen
Temperaturwechsel sehr empfindlich und gehen in der Regel sofort
ein, wenn man sie unvermittelt aus wärmerem Wasser in viel kälteres
bringt. Es ist daher bei allfälligem Wechseln des Aquariums die
Vorsicht zu gebrauchen, die Schildkröten samt einer entsprechenden
Quantität des von ihnen bisher bewohnten Wassers in ein kleines
Gefäß, etwa ein großes Konservenglas zu geben, dieses dann in das
frische Wasser zu stellen und so lange darin stehen zu lassen, bis es
allmählich die Temperatur des letzteren angenommen hat und dann
erst die Gefangenen wieder in ihr früheres Behältnis einzusetzen.
Die zwei auf Südeuropa beschränkten Arten dieser Gattung
lassen sich durch nachstehende Merkmale auseinanderhalten:
A. Oberkiefer in der Mitte ausgeschnitten und fein gezähnt, Breite
der Unterkiefer-Symphyse geringer als der Querdurchmesser der
Augenhöhle, pectorale Mittelnaht meist kürzer als die femorale.
Rückenpanzer braun oder olivenfarben mit netzartiger oder
strahliger gelber Zeichnung, Bauchschale dunkelbraun oder
schwarz, Haütfalten an der Basis der Gliedmaßen gelbweiß
und grau gemarmelt . . .„ncasprea Miehzk
B. Oberkiefer in der Mitte ausgeschnitten, aber nicht gezähnt,
Breite der Unterkiefer-Symphyse gleich dem Querdurchmesser
der Augenhöhle, pectorale Mittelnaht länger als die femorale.
Schilder des Rückenpanzers bei Jungen mit orangegelbem
Mittelfleck, bei Erwachsenen einfarbig braun oder olivengrau,
Bauchschale gelbbraun; Hautfalten an der Wurzel der Glied-
maßen emfarbig, gelb . .. .. . 2. z „.xleprosa Schwer.
1. Clemmys easpieca: Maxillae denticulatae, scutorum Ppectoralium
sutura media brevior quam femoralium. Regio axıllarıs ac
inguinalis griseo-flavogue variegata. — Long. Id—20 cm.
Emysrivulata Valenc. Bory Exp. sc. Mor. pag. 57 (1833). — Terra-
pene caspica Bonap. Amph. europ. pag. 25, 5 (1839. — Clemmys
caspica var. rivulata Boulg. Catal. Chelon. pag. IO4 (1889). —
Clemmys caspica DBoettg. Ber. Senckenb. Ges. pag. 276, part.
(1889).
juv. Testa sordide lutescens, aut concolor, aut scutis costalibus et
marginalibus macula flavescente obscure limbata, scutis dorsalibus
omnibus carinatıs.
Emys pulchella Gravenh. Delic. mus. zool. vratisl. I, pag. 14, tab.
IV, fig. I, 2 (1839).
jun. Testa lineis flavidis curvis variegata, marginalibus fusco-macu-
latıs. Sternum obscure fuscum, scutis flavo-maculatis; caput
parce luteo-striatum, ocellis nullıs.
Clemmys caspica Michah. Isis pag. 1295 (1829. — Emys cas-
pica Michah. ]l. c. pag. 816 (1830. — Emys pannonica Gray
Proc. Zool. Soc. pag. Igo (1869). — Clemmys caspica orien-
talis Bedrg. Bull. Soc. Nat. Mosc. LVI, pag. 335 (1882).
dulta. Testa fusco-olivacea lineolis crebris flavis variegata,; sternum
in medio atrum interdum maculis flavidıs plus minusve inter-
jechs.
Clemmys. 811
Die Schale ist mäßig und ziemlich flach gewölbt, von vorn
nach hinten schwach erweitert und daher im ganzen von etwa ellip-
tisch eiförmiger Gestalt. Sie ist längs der Mittellinie bei jungen
Tieren von vorn nach rückwärts sanft und ziemlich gleichmäßig
gewölbt, bei alten Exemplaren jedoch längs der drei mittleren Verte-
bralen bald mehr, bald weniger, ja bei sehr großen Stücken oft fast
vollkommen flach, vom ersten Vertebrale mäßig, vom fünften an
ziemlich stark nach abwärts, beziehentlich nach vorwärts und rück-
wärts geneigt; die bei Jungen und Weibchen schwach, beim Männchen
hingegen stärker nach außen abfallenden Costalen sind bei erwachse-
nen Tieren sehr schwach der Länge nach gewölbt. Der Randteil der
Oberschale ist hinten mäßig, vorn äußerst schwach, seitlich hingegen
bei Jungen und Weibchen wenig, bei den Männchen hingegen sehr
steil nach abwärts geneigt, so daß im letzteren Falle die Margino-
lateralschilder oft nahezu senkrecht gestellt erscheinen; die äußerste
Randlinie ist über dem Halse abgestutzt
oder äußerst seicht ausgerandet, an den
Seiten bis zum Schwanze hin gleichmäßig
gerundet, bei älteren Männchen in der
Marginolateralgegend oft ziemlich gerade
und übrigens fast immer mehr oder weniger
leistenartig abgehoben oder selbst aufge-
bogen, wodurch dann zu beiden Seiten der
Schale eine innerhalb des Randes ver-
laufende furchenartige Vertiefung entsteht,
ein Verhältnis, das namentlich bei mittleren
Exemplaren gut hervorzutreten pflegt,
während es bei ganz jungen und sehr alten
Stücken viel weniger, ja oft kaum merkbar
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ist und bei ersteren die Tendenz zur Auf- Fig. 175.
wulstung meist nur durch eine bald mehr, Clemmys caspica Gmel.
bald weniger ausgesprochene Konkavität (adultus).
der betreffenden Schilder angedeutet er-
scheint. Von den fünf Vertebralen ist das erste bei sehr alten
und ganz jungen breiter, bei mittleren Exemplaren aber gewöhn-
lich schmäler als die drei darauffolgenden, seine Form die eines
hinten verengten und breit abgestutzten Fünfeckes, dessen zwei
Vorderseiten unter einem sehr stumpfen, oft verrundeten Winkel
zusammenstoßen. Die drei nächstfolgenden Wirbelschilder sind im
allgemeinen quer sechseckig, breiter als lang, seitlich stumpfwinklig,
ihre Vorder- und Hinterseiten namentlich im Alter gern winkelig
nach vorn gebrochen, beim zweiten und dritten ziemlich gleichlang,
beim vierten jedoch der Hinterrand fast um die Hälfte schmäler als
der vordere; das letzte Vertebrale ist endlich im ganzen etwas kleiner
als die vorangehenden, nach hinten bedeutend erweitert und gewöhn-
lich‘ von mehr fünfeckiger, durch Verrundung der Vorderseiten
aber oft auch, namentlich in der Jugend, von mehr trapezischer
Form. Auch sind sämtliche Vertebralen bei jüngeren Stücken zu
beiden Seiten deutlich dachig nach auswärts und abwärts geneigt
und zugleich mit einem über ihre Mitte hinlaufenden, stumpf gerunde-
812 Testudinidae.
ten Längskiel versehen; bei älteren Tieren erscheint jedoch nur das
letzte Vertebrale stark, das erste sehr schwach dachig, während die
drei mittleren nur sehr schwach der Quere nach gewölbt oder bei
sehr alten Exemplaren fast vollkommen flach und in einer Ebene
gelegen sind; desgleichen erscheinen hier die früher erwähnten Mittel-
kiele gar nicht oder nur mehr schwach angedeutet, so daß sie nament-
lich an dem zweiten und dritten Vertebrale meist nur als schwache
Auftreibungen in der Mitte des Hinterrandes zurückbleiben, während
sie sich am ersten und an den zwei letzten Wirbelschildern gewöhnlich
noch etwas deutlicher, obwohl auch nur als stumpfe Erhebungen,
erhalten. Von den acht Costalen ist das erste ungleichseitig viereckig,
sein Innenrand am kürzesten, sein gebogener Außenrand am längsten,
der Vorderrand kürzer als der hintere; von seinen vier Winkeln ist
der hintere und äußere ziemlich recht, die anderen stumpf. Die
zwei folgenden Costalen sind ziemlich gleichgroß oder das dritte
etwas größer als das zweite, beide quer fünfeckig und wenigstens
das vordere immer breiter als lang, ihre unter sehr stumpfen Win-
keln zusammenstoßenden Innenseiten die kürzesten, ihre Vorder-
und Hinterseiten ‘die längsten, auf die Achse des Körpers ziemlich
rechtwinkelig gerichtet, an dem zweiten ziemlich gleichgroß, an dem
dritten der Hinterrand schmäler als der vordere. Das letzte Costale
ist endlich bedeutend kleiner, nach außen stets deutlich erweitert,
von entweder fünfeckiger, oder durch Verrundung des überhaupt
äußerst stumpfen Außenwinkels, von ungleichseitig viereckiger Ge-
stalt, seine Vorder- und Hinterseite an Länge meist wenig verschie-
den. Ähnliche Kiele wie an den Vertebralen finden sich in der
Jugend auch an den Costalschildern, nur daß sie hier mehr auf die
hintere Hälfte der Platten beschränkt sind, infolgedessen dann die-
selben, obwohl die Kiele selbst verhältnismäßig ziemlich früh ver-
schwinden, an den betreffenden Stellen auch bei älteren Tieren oft
noch mehr oder weniger aufgetrieben erscheinen; desgleichen be-
sitzen sämtliche Discoidalschilder bei jungen Stücken eine sehr
deutliche, feinkörnige Areola, die von sehr gut ausgebildeten An-
wachsstreifen umgeben ist, welch letztere sich übrigens, wenigstens
am Umfange der Platten, ziemlich lange erhalten und erst bei ganz
alten Tieren vollkommen verschwinden. Unter den 25 Marginalen
ist das Nuchale das kleinste, in der Jugend nicht, im Alter bedeutend
länger als breit, dort stark, hier nur mäßig nach rückwärts erweitert,
hinten bald mehr, bald weniger ausgerandet oder winkelig einge-
schnitten. Die Marginocollaren sind trapezoidisch, nach außen
stets deutlich erweitert, ihr an das Nuchale stoßender Rand immer
der kürzeste, ihr innerer Hinterwinkel im Alter wenig, in der Jugend
hingegen meist sehr stumpf, daher dann die Form dieser Schilder
mehr sphärisch dreieckig erscheinend. Das erste Marginobrachiale
ist ebenfalls trapezoidisch, nach außen mäßig erweitert, sein vor-
derer Marginalwinkel spitzig; das zweite Marginobrachiale sowie die
drei ersten Marginolateralen sind länglich rhomboidisch, die hinteren
Marginolateralen, die Marginofemoralen und Supracaudalen hingegen
mehr trapezoidisch und breiter als lang, das letzte Marginofemorale
sowie auch die Supracaudalen mit Ausnahme ihrer etwas gehobenen
Clemmys. 813
Spitze im Alter und besonders beim Männchen viel stärker nach
abwärts geneigt, als die mehr nach außen gerichteten vorangehenden
Schilder. Ähnlich wie bei den Discoidalen sind auch an den Mar-
ginalplatten die Anwachsstreifen selbst bei ziemlich großen Tieren
meist noch ziemlich deutlich.
Die Brustschale, welche vorn nur wenig, hinten aber merklich
kürzer ist als die Rückenschale, erscheint im Alter ziemlich gleich-
breit, in der Jugend hingegen deutlich nach rückwärts verschmälert
und ist im weiblichen Geschlechte vollkommen flach und eben, beim
Männchen jedoch längs der Mittellinie und noch mehr am Zusammen-
stoß der Femoral- und Abdominalplatten schwach vertieft sowie am
Vorder- und am Hinterende deutlich nach aufwärts gebogen, jenes ist
ziemlich gerade abgestutzt, dieses tief winkelig ausgeschnitten. Die
Gularia sind dreieckig, mit abgerundeten und nach innen gebogenen
Vorderrändern, ihre Außenseite die
längste, ihre Vorderseite die kürzeste,
der vordere Nahtwinkel ein rechter,
die anderen Winkel ziemlich spitzig;
doch ist die Form dieser Schilder in-
sofern veränderlich, als sie bei jungen
Tieren breiter als lang, bei älteren
hingegen länger als breit sind. Die
Humeralen sind quer trapezoidisch,
breiter als lang, nach innen bedeutend
verschmälert, ihr Außenrand gerundet,
ihre Hinterseite die längste. Die zwei
folgenden Paare sind, wenn man von
ihren gegen die Oberschale aufge-
bogenen Seitenteilen absieht, ziemlich
viereckig, breiter als lang, bald voll-
kommen quer, bald, namentlich in
der Jugend, etwas schief nach vorn
und außen gerichtet, die etwas kürzeren Fiese.
Pectoralen mit dem herabgebogenen
Teil des vierten und fünften, die
etwas längeren Abdominalen mit dem
des fünften und oft auch des sechsten Marginalschildes zusammen-
stoßend. Die wenig kürzeren aber viel schmäleren Femoralen sind
trapezoidisch, meist wenig oder, besonders in der Jugend, selbst
nicht breiter als lang, nach innen mäßig verschmälert, ihr verrundeter
Außenrand der längste. Die viel kleineren Analen sind ebenfalls
trapezoidisch, nach hinten spitz dreieckig verschmälert, die dem
Schwanze zugekehrte Seite die kürzeste. Anwachsstreifen sind an
den genannten Schildern niemals zu bemerken. Die Axillaren und
Inguinalen sind bald dreieckig, bald unregelmäßig viereckig, länger
als breit, die ersteren kleiner und dem dritten und vierten, die
letzteren größer und dem siebenten, oft teilweise auch dem sechsten
Marginale angefügt. Von den die Mitte des Brustschildes durch-
ziehenden Nähten ist die abdominale gewöhnlich die längste und die
humerale die kürzeste, während die pectorale, femorale und anale
Clemmys caspica Gmel. (adultus).
814 Testudinidae.
voneinander nicht stark verschieden sind und letztere die gulare an
Länge bald mehr, bald weniger übertrifft.
Der Kopf ist in der Jugend am Scheitel schwach gewölbt, im
Alter jedoch oben vollkommen flach, mit kurzzugespitzter, am
äußersten Ende selbst aber etwas abgestutzter Schnauze. Die
scharfen Ränder des Oberschnabels stoßen in der Mitte im spitzen
nach oben oft etwas ausgebuchteten Winkel zusammen und schließen
den in entsprechender Weise kurzzugespitzten Unterschnabel zwischen
sich ein, der Rand der Kiefer ist fein gezähnelt. Der Pileus ist stets
vollkommen schilderlos, die Seiten des Kopfes zeigen jedoch häufig
in der Schläfengegend ein bald mehr bald weniger deutliches, großes
Postokulare, welches von der oberen Hälfte des hinteren Augenrandes
bis nahe zum Trommelfell reicht. Die Halshaut ist mit zahlreichen
dicht stehenden rundlichen Erhabenheiten bedeckt, welche bei mitt-
leren und noch mehr bei älteren Stücken fast die Form von Körner-
schuppen annehmen und auf der Unterseite flacher und gewöhnlich
auch etwas größer sind, als am Oberhalse. Ähnliche Bildungen
finden sich auch an den Oberarmen und den Hinterbeinen, nur daß
sie hier im allgemeinen etwas größer und flacher sind und sich an den
Hintergliedern am Hinterrande und auf den Füßen in dickere, schwach
geschindelte Schuppen verwandeln, während sie an den Unterarmen
und besonders auf deren Oberseite in verhältnismäßig sehr große,
quergestellte, tafelartige Schindelschuppen übergehen. Sämtliche
Sohlen sind mit dicken, nicht sehr dicht stehenden Schuppen bedeckt,
welche im allgemeinen von unregelmäßig rundlicher Gestalt und
an der Innenseite der Fußwurzeln vergrößert und stark abstehend,
an den Handwurzeln aber von bedeutend erweiterten, etwa linsen-
förmigen Schuppen begrenzt sind. Die Zehen sind mit Ausnahme
ganz junger Tiere bis zu den Krallen mit dicken, am Rande unregel-
mäßig gezähnelten Schwimmhäuten verbunden, die Krallen selbst
zıemlich lang, spitz, seitlich zusammengedrückt und schwach ge-
krümmt. Der Schwanz ist oben wenigstens zur Hälfte, unten aber
nur an der Wurzel mit kleinen, etwa derbkörnigen Schuppen bedeckt,
sonst aber mit einer Doppelreihe flacher, unterseits meist längs einer
deutlichen Furche hinziehender Täfelchen bekleidet, die sich bei
jungen Stücken auch an der Oberseite ziemlich weit nach vorn er-
strecken, während sie hier bei alten meist nur an der Spitze, und
selbst da oft nur unvollkommen zu bemerken sind. Die Länge des
Schwanzes erscheint nach dem Alter ziemlich veränderlich, und
während er bei eben ausgekrochenen Exemplaren fast die Länge
der Brustschale erreicht, wird er mit zunehmendem Wachstum ver-
hältnismäßig immer kürzer, so daß er im Alter beim Männchen in
der Regel etwas über, beim Weibchen aber meist etwas unter ein
Drittel von der Länge der Unterschale erreicht.
Die im Wasser gelb- oder braungrün erscheinende Oberschale
ist im Trockenen olivenfarben und mit mehr oder weniger zahlreichen,
meist geschwungenen, schwarz gesäumten gelben Strichen und
Linien versehen, die in der Regel sehr hübsche strahlige oder netz-
artige Zeichnungen bilden und besonders bei jüngeren Tieren gut
hervortreten. Die Brustschale zeigt in der Mitte stets einen großen,
Clemmys. 815
schwarzen Fleck, der sich in der Jugend oft bis gegen den Rand hin
ausdehnt, mit fortschreitendem Wachstum jedoch allmählich kleiner
und durch gelbe Makeln mehr oder weniger unterbrochen wird. Die
Marginalschilder sind unten stets gelblich, durchwegs mit schwarzen
Nähten und ab und zu auch mit ebensolchen Flecken versehen.
Bei manchen Varietäten, namentlich bei jüngeren Stücken
mit noch deutlichen Costalkielen, ist oft die Rückenschale mit gelben
Bogenlinien sehr hübsch gezeichnet, während die Marginalen unten
braune, breit eiförmige Flecken zeigen und das dunkelbraune Brust-
schild an der Außenseite jeder Platte eine kleine, gelbliche Makel hat.
Der Kopf ist mit einigen feinen gelben Linien, aber niemals mit
Ocellen gezeichnet. Diese Spielart, die man in Sammlungen häufig
als Clemmys rivulata Valenc. aufgestellt findet, ist aber mehr eine
Jugendform, da die hiefür angeführten Merkmale mit zunehmendem
Alter immer mehr verschwinden und die betreffenden Tiere dann
von typischen Stücken kaum mehr verschieden sind.
Was nun die Färbung der freien Körperteile anbelangt, so
sind dieselben im allgemeinen heller oder dunkler olivenfarben, der
Kopf meist einfarbig, der Hals, der Schwanz und die Gliedmaßen
hingegen mit bald mehr, bald weniger ausgebildeten weißgelben Längs-
streifen versehen. Diese, im ganzen meist ziemlich geraden, gleich-
breiten und voneinander auch gleichweit abstehenden Linien sind
fast immer schwärzlich gesäumt und namentlich an den Halsseiten
sehr deutlich, ziemlich gerade und parallel, mitunter aber auch,
besonders nach hinten zu, mehr oder weniger zusammenfließend
und beiderseits gewöhnlich in der Zahl von vier bis fünf vorhanden.
Auf dem Oberhalse stehen ebenfalls drei bis fünf solcher Streifen,
die aber nach vorn meistens etwas divergieren und deren mittlerer
und deutlichster bis zum Hinterhaupte reicht, während die anderen
häufig weniger scharf und nach vorn zu nicht selten verkürzt sind.
Am Unterhalse sind endlich diese Streifen fast immer so zahlreich
und einander so stark genähert, daß sie hier die Grundfarbe vollkom-
men verdrängen und dieser Körperteil abwechselnd schwarz und gelb-
lich längsgestreift erscheint, wobei in der Regel die schwarzen Linien
nur die halbe Breite der gelben besitzen; auch treten diese Streifen
nach vorn hin meist etwas auseinander und gehen an der Kehle in
eine unregelmäßige Marmorzeichnung über. Besonders scharf sind
dann diese Streifen noch an der Schneide der Beine entwickelt,
während sie auf deren Oberseite meist nur wenig ausgeprägt und an
den Hinterbeinen sowie auch an der Hinterseite aller Gliedmaßen
mehr unregelmäßig und verschiedentlich netzartig verbunden oder
verzweigt sind. Die Haut in der Achsel- und Weichengegend ist
gelbweiß und grau gemarmelt.
Beim Männchen ist die Oberschale hinten bedeutend breiter als
vorne, der Rand derselben nur in der Nackengegend stark nach auf-
wärts gebogen und der Schalenumfang vollkommen ganzrandig.
Die Analen sind an den freien Rändern meist verrundet und bilden
eine mehr oder weniger deutliche Einbuchtung, der After ist vom
Hinterrande der Bauchschale entfernt, der längere und stärkere
Schwanz vom Ursprung bis zu etwa zwei Drittel seiner Länge sehr
816 Testudinidae.
dick; desgleichen sind auch die hellgelben Zeichnungen am Pileus
schärfer, die Streifen an den Kopfseiten aber schmäler.
Beim Weibchen hingegen besitzen die Marginolateralen, die
Marginofemoralen und die Supracaudalen eine Neigung nach oben
und ist auch der Schalenumfang bei den genannten Schildern schwach
gezähnt. Die Analen sind spitz und bilden mit ihren freien Rändern
einen scharfen Winkel, der After ist dem Hinterrande der Unterschen-
kel genähert, der Schwanz kürzer und dünner; auch sind die hellen
Zeichnungen am Pileus meist undeutlich oder selbst ganz fehlend,
die Streifen am Hals und an den Kopfseiten aber viel breiter.
Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt etwa 20 cm.
Die Lebensweise dieser Art ist in ihren allgemeinen Zügen bereits
bei Besprechung der Gattung geschildert worden. Das Tier scheint
nur nachts aus dem Wasser zu gehen und sich von demselben nicht
weit zu entfernen, da man es bei Tage in der Regel nicht zu sehen
bekommt und höchstens in den ersten Vormittagsstunden in Rohr-
dickichten und auf Grasinseln erbeuten kann; doch pflegt es, wo
dichtes Gestrüpp bis an den Uferrand reicht, wohl um sich zu sonnen,
auch auf jenes zu klettern und sich bei Annäherung einer Gefahr
von da aus ins Wasser fallen zu lassen. — Die 4—5 Eier, deren Länge
bei einem Durchmesser von etwa IQ mm gegen 34 mm beträgt, werden
gewöhnlich Ende Juli gelegt.
Clemmys caspica ist eine für die Balkanhalbinsel charakteristische
Schildkröte und daselbst nicht nur auf dem Festlande, sondern auch
auf den meisten der dazugehörigen Inseln allenthalben sehr gemein;
nach Norden dringt sie bis in die Gegend von Ragusa in Dalmatien
vor, hier namentlich in der Ombla lebend, aber noch lange nicht so
häufig, wie beispielsweise bei Teodo in den Bocche di Cattaro, wo-
selbst sie in allen Drainagegräben in Menge zu finden ist; sie geht
auch ins Meer hinein und wird namentlich in Häfen nicht selten
angetroffen.
2. Clemmys leprosa: Maxillae edentulae, scutorum pectoralium sutura
media longior gquam femoralium. Cutis axillarum inguinum-
que concolor. — Long. 20—25 cm.
Emys leprosa Schweigg. Prodr. pag. 29 (1814), — Emys Si-
gritzii Michah. Isis, XII, pag. 1295 (1829. — Emys vulgaris
Gray Syn. Rept. pag. 24, tab. IV (1831). — Terrapene Sigriz
Bonap. Saggio distr. metod. pag. 29 (1832). — Emys lutaria Bell
Monogr. Test. tab. XXXI et XXXII (1835). — Emys Sigriz Dum.
Bibr. Erpetol. gener. II, pag. 240, 2 (1835). — Emys caspica Gray
Catal. Tort. pag. 19. part. (1844). — Emys laticeps Gray Proc.
zool. soc. pag. 134 (1853). — Emys fuliginosa Grayl.c. pag. 223,
tab. XXX (1860). — Clemmys marmorea Strauch Chelon. Stud.
pag. 32 (1862). — Clemmys laticeps Strauch. I. c. (1862). —
Clemmys leprosa Strauch Il. c. pag. 122 (1862. — Mauremys
laniaria Gray Proc. Zool. Soc. pag. 499, tab. XXXVII (1869). —
Mauremys fuliginosa Gray |. c. pag. 500 (1869). — Emys
flavipes Grayl. c. pag. 643, tab. I (1869). — Emys Fraseri
Gray l. c. pag. 643 (1869). — Emys laniaria Gray Suppl.-Catal.
Sh. Rept. pag. 37 (1870). — Eryma laticeps Gray l.c. pag. 45
(1870). — Emys caspica var. leprosa Boettg. Abh. Senckb.
Ges. IX, pag. 126 (1874). — Clemmys caspica sigriz Bedrg.
Bull. Soc. nat. Mosc. LVI, pag. 340 (1882).
Clemmys. 817
juv. Testa olivacea, maculis aurantiacıs nigro-limbatis ocellata,; sterno
fusco flavogue varıo, macula magna utringue nigra.
Emys caspica var. a Schreib. Herpetol. europ. I, pag. 529 (1875).
adult. Testa flavido-olivacea aut fusco-flavescens, maculis evanes-
centibus plus minusve concolor,; sterno flavido, vix maculato,
caudae pedumgue liners flavescentibus parum conspiceuis.
Emys caspica var. b Schreib. Herpetol. europ. I, pag. 529 (1875).
Der vorangehenden Art sehr nahestehend, aber von ihr in fol-
genden Merkmalen ständig verschieden. Der Kopf ist viel größer
und massiver, kurz und namentlich in der Wangengegend breit, die
Entfernung der Augen von einander viel bedeutender, die Kiefer
kräftig und stets ungezähnt. Die nur bei Neugeborenen deutlich
gekielte Oberschale ist etwas breiter und höher, die Schalenöffnung
größer und ihre Hornplatten rauher, die Humeralen dagegen kürzer
als bei caspica. Die Marginolateralschilder sind von unten gesehen
stark gewölbt, die Inguinalen fast dreimal so groß wie bei der vorigen
Art; die Gularen sind länger als bei letzterer, die Humeralen dagegen
kürzer, jene vorne deutlich spitz, im ganzen flach und am Vorderrande
wie abgeschnitten. Die Bauchschilder zeigen deutliche Anwachs-
streifen; endlich sind noch die Beine größer, die Krallen stumpfer
und die Handwurzeln breiter.
Auch das System der Färbung und Zeichnung ist ein ganz anderes
und während letztere bei caspica vorwiegend netzartig ist, tritt sie
bei Zeprosa in Fleckenform auf. Allerdings kommen diese Verhält-
nisse nur bei jungen und mittleren Stücken zum Ausdruck, während
bei alten Tieren beider Arten die Zeichnungen überhaupt mehr oder
weniger verschwinden. Doch ist zwischen Netzung und Fleckung
eine solche Grundverschiedenheit, daß selbe immerhin als spezifische
Unterschiede angesprochen werden können.
Die Rückenschale von Zeprosa zeigt nämlich auf olivenfarbenem
Grunde auf jedem Schilde einen schwarzumrandeten, lebhaft orange-
gelben ovalen Fleck oder kurzen Längsstrich, die Axillaren und
Inguinalen sind rosa angeflogen, und die gelbbraune Bauchschale
hat an der gemeinsamen Naht der Pectoralen und Abdominalen
jederseits eine meist etwas eingeschnürte, tiefschwarze, etwa läng-
lich eiförmige Makel. Der Kopf ist oben einfarbig, die anfangs
roten Halsstreifen werden gegen den Rumpf zu orange, während die
zahlreichen Flecken zwischen gelb, orange und rosa wechseln. Die
Schläfen tragen lebhaft orangegelbe Ocellen, die von einem grün-
gelben Ring umgeben sind; endlich sind noch die Wurzeln der Vorder-
beine mit orangegelben und schwarzen, die Beine selbst reichlich mit
orangefarbigen Flecken und jeder Finger mit einem dunkelgelben
Längsstrich versehen. Die Achsel- und Weichenhaut ist in der Regel
einfarbig gelb.
Wie schon oben erwähnt, gehen aber all diese hübschen Zeich-
nungen mit zunehmendem Wachstum allmählich verloren, so daß
dann ganz alte Tiere einen einfarbig olivengrünen Panzer aufweisen
und die freien Körperteile einfach gelblich oder gelbbraun werden.
Schreiber, Herpetologia europaea. 52
818 Testudinidae.
Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt etwa 25 cm.
In Sitten und Lebensweise dürfte sich diese Art kaum von der
vorigen unterscheiden; nur scheint sie sich öfters weiter vom Wasser
zu entfernen und pflegt mitunter auch am Lande nach Würmern
und Insekten zu graben.
Die Verbreitung ist auf Portugal und das südliche Spanien
beschränkt.
Über die geographische Verbreitung der europäischen
Kriechtiere.
So wie die Herpetologie überhaupt, so haben auch die Kennt-
nisse über die geographische Verbreitung der Kriechtiere in den
letzten Dezennien mancherlei Bereicherung und Berichtigung, und
infolge dessen auch die in der ersten Auflage dieses Werkes in dieser
Richtung angeführten Daten bedeutende Veränderungen erfahren.
Einerseits haben sich manche früher als europäisch angeführte Arten
als nicht hieher gehörig erwiesen, anderseit sind durch fortgesetzte
Forschungen neue Spezies hinzugekommen und mußten endlich
einige bisher vereinigte Formen in selbständige Arten zerlegt
werden.
Nach der von uns angenommenen systematischen Auffassung
ist die Klasse der Reptilien in dem hier behandelten Faunengebiete
durch 95 Arten vertreten, die sich in 39 Genera verteilen, von denen
auf die Rhiptoglossen, ı Gattung mit I Spezies, auf die Lacertilien
20 Genera mit 56 Arten, auf die Odhidier 12 Gattungen mit 28 Spezies
und auf die Chelonier 6 Genera mit Io Arten entfallen.
Um nun von unserer Reptilienfauna zuerst ein übersichtliches
Bild zu gewinnen, wollen wir der Besprechung derselben ein systema-
tisches Verzeichnis der in ihr vertretenen Gattungen und Arten vor-
angehen und demselben dann eine Aufzählung der den einzelnen
Ländern zukommenden Arten folgen lassen (siehe Seite 82).
Aus ersterem ersehen wir, daß die Eidechsen den größten, die
Schildkröten dagegen den kleinsten Teil unseres Kriechtierbestandes
ausmachen; jene betragen weit über die Hälfte, diese etwa nur ein
Zehntel aller aus Europa bekannten Arten, während die Schlangen
nicht ein Drittel derselben ausmachen.
Stellen wir den Bestand unserer Reptilien nach den Ordnungen
übersichtlich zusammen, so ersehen wir, daß an demselben
die Lacertilien in 20 Gattungen mit 56 Arten oder mit 58,95 %
N, Ophidier 1 55 FR 28 „ „ „ 29,47 % S
" Chelonier 9) 2 KEIERTO, E05 re
‚„ Rhiptoglossen,, ı ch PRSNEN] ,, EN
beteiligt sind.
52*
820 Reptilien.
Rhiptiglossae.
Genus. Species.
I. Chamaeleon. ı. vulgaris. I
VI.
IX.
Läcertilia.
Genus.
. Chalcides.
. Ablepharus.
. Ophio-
mOrUus.
. Eremias.
. Ophiops.
. Acantho-
dactylus.
. Psammo-
dromus.
kaeerta!
X. Blanus.
Algiroides.
Spezies
lineatus.
. tridactylus.
. ocellatus.
. Bedriagae.
. pannonicus.
punctatissi-
mus.
velox.
. arguta.
. elegans.
. vulgaris.
. hispanicus.
. algirus.
. Fitzingeri.
. moreoticus.
nigropunc-
tatus.
oxycephala.
Bedriagae.
sardoa.
saxicola.
Derjugini.
mosorensis.
. Oertzeni.
. gTaeca.
. Horvathı.
. muralıs.
. hispanica.
. fiumana.
. Jonica.
„tanzlea
. serpa.
. pelopon-
neslaca.
Lilfordi.
. agılis.
. strigata.
. Schreiberi.
. viridis.
. major.
. ocellata.
. praticola.
. vivipara.
T,
Di
cinereus.
Strauchn.
VIM.
Ophidia.
Genus.
I. Ancıstrodon.
II.
Vipera.
. Macropro-
todon.
. Coelopeltis.
. Tarbophis.
. Cöontiar
. Coronella.
Coluber.
DH u
Hoy au Bu
Geographische Verbreitung.
Spezies.
halys.
. lebetina.
ammodytes.
Latasteı.
aspis.
berus.
Renardıi.
. Ursinii.
. macrops.
. cucullatus.
. MONSpessu-
lana.
vivax.
. collaris.
. girondica.
austrIiaca,
scalaris.
. lJongissimus.
. leopardinus.
Dione.
. quatuor-
lıineatus.
821
fragilis.
. apus.
. mystaceus.
. helioscopus.
. caudivol-
vulus.
. stellio.
. sanguino-
lenta.
. mauritanica
SHRTOICHE,
. europaeus.
. Kotschyi.
2. Danilewski.
. pipiens.
. guttatus.
Species.
. corlacea.
. caretta.
. mydas.
."ımbricata.
. grTaeca.
ibera.
marginata.
. orbicularis.
. caspica.
XI. Anguis. ı.
XII. Ophisau- ı
rus.
XIII. Phryno- ı
cephalus
2
3
XIV. Agama. ı
2
XV. Taten-"7
tola.
XVI. Hemi- ı
dactylus
XVII. Phyllo- ı
dactylus
XVIII. Gymno- ı
dactylus
XIX. Alsophy- ı
lax.
X. 7Steno-, =
dactylus
Chelonia.
Genus.
I. Dermo- I
chelys.
II. Thalasso- T
chelys.
III. Chelone. I
2
IV. Testudo. I
2:
2:
V. Emys. I
VI. Clemmys.. =:
2
. leprosa.
822 Reptilien.
IX. Zamenis. 1. hippocrepis.
2. Dahlii.
3. gemonensis.
X. Tropido- ı. viperinus.
notus.
2. tessellatus.
= Band
AL. En 7
XII. Typhlops. ı
. jaculus.
. vermicu-
laris.
I. Skandinavien.
. Lacerta agilis.
. Anguis fragilıs.
. Vipera berus.
. Coronella austriaca.
. Tropidonotus natrix.
ou pawDNDH
. Lacerta agilis.
$ vivipara.
. Anguis fragilıs.
. Vipera berus.
. Coronella austriaca.
. Tropidonotus natrix.
Sun pwBNH
. Lacerta agilis.
s vivipara.
. Anguis fragilis.
Vipera berus.
Coronella austriaca.
Tropidonotus natrix.
SUR@NH
I. Lacerta muralis. 13
Zr ” agilis.
3. ss Saydparz: 14
4. Anguis fragilis. I
5. Vipera berus. 16
6. Coronella austriaca.
7. Tropidonotus natrix.
V. Deutschland und Schweiz. :
I. Lacerta muralis. 2
2. 7 agılis. 3
3. B% viridis. 4.
4 5 vivipara. 54
3
6
Soıge 72
„ vivipara. 8
g
0)
je
2
3
4.
III. Dänemark. a
7
8
,
Eaeerta-saxteola:
. Anguis fragilis.
. Vipera aspis.
„. "berus:
. Coronella austriaca.
. Coluber longissimus.
. Tropidonotus viperinus
(Schweiz).
. Tropidonotus tessellatus.
II. Großbritannien und Irland. 12. i
. Emys orbicularis.
2 natrix.
VI. Krim.
. Eremias arguta.
. Lacerta saxicola.
s.. Derjueıme
N muralis.
5 taufiea:
agilis (exigua).
. Ophisaurus apus.
. GymnodactylusDa-
nilewski.
. Vipera Renardi.
. Coronella austriaca.
. Coluber leopardinus.
IV. Niederlande und Belgien. 1?
„ 4. lineatus (sauro-
mates).
. Zamenis gemonensis (cas-
pius).
. Tropidonotus tessellatus.
2% natrix.
. Emys orbicularis.
VI. Rußland
(ohne Krim).
A (Eremias velox).
arguta.
5 muralis.
U: .agulis!
28.
. Emys orbicularis.
D
Ne)
ke
HSooua
Algiroides Fitzingeri.*
Hlacerta Bedriagae,*
N SUuRwNH
Geographische Verbreitung.
. Lacerta (strigata).
r viridis.
eh praticola.
r vivipara.
. Anguis fragilis.
Phrynocephalus my-
SIE A c ErU)S;
.Phrynocephalus (he-
1053 C0:pus).
ehrynocepkbalus
(caudivolvulus).
.‚Agama sanguino-
lent.a.
eAtsophylax pipiens.
„Ancistrodonhalys:
. Vipera berus.
„» . Renardıi.
. (Tarbophis vivax).
> Contiacolharüis).
. Coronella austriaca.
. Coluber longissimus.
er Dione.
%, 4. lineatus (sauro-
. Zamenis gemonensis (caspius)
sed Dahlii.
. Tropidonotus tessellatus (hy-
drus).
Tropidonotus natrix.
VII. Frankreich.
. Chalcides lineatus.
. Acanthodactylus vulgaris.
Psammodromus hispanicus.
algirus.
Mi muralis.
. agılis.
2 virıidis.
ocellata.
‚vivipara.
. Anguis fragilis.
. Tarentola mauritanica.
. Hemidactylus turcicus.
. Phyllodactylus europaeus.*
. Vipera aspis.
» . berus.
se: Ursin.
19.
20
HH
IH
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DH
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DH ©
DHH HH HHHH HH
SO OS SUAWEH OD ON QUAD H
DNNDDNDDDN
SONS Sum
823
Coelopeltis monspessulana.
Coronella girondica.
I austriaca.
. Coluber scalaris.
» longissimus.
. Zamenis gemonensis.
. Tropidonotus viperinus.
Re tessellatus.
A natrix.
. Testudo graeca.*
. Emys orbicularis.
IX. Pyrenäische Halbinsel.
. Chamaeleon vulgaris.
. Chalcides lineatus.
4 Bedriagae.
. Acanthodactylus vulgaris.
Psammodromus hispanicus.
5 algirus.
. Lacerta muralis.
2 hispanica.
” serpa*.
ro
„Schrekberi.
e viridis.
ocellata.
+ Blanusrcibereus:
. Anguis fragilis.
. Tarentola mauritanica.
. Hemidactylus tureicus.
. Vipera Latastei.
berus.
»,
. (Macroprotodon cucullatus).
. Coelopeltis monspessulana.
. Coronella girondica.
austrlaca.
„
. Coluber scalaris.
longissimus.
»)
. Zamenis hippocrepis.
(gemonensis).
>}
. Tropidonotus viperinus.
natrix.
)
. Testudo graeca.*
. Emys orbicularis.
. Clemmys leprosa.
X. Italien.
. Chaleides/tridaetyrus
ocellatus.*
BE
. Algiroides Fitzingeri.*
‘©
Reptilien.
kacertasatdea®
= muralis.
Mr serpa.
ei viridis.
* ocellata.
vivipara.
& Anguis fragilis.
. Tarentola mauritanica.
. Hemidactylus turcicus.
. Phyllodactylus europaeus.
. Gymnodactylus Kotschyı.
. Vipera (ammodytes).
». Vaspis.
‚„ /lbemus).
u. .Ursinm
. (Macroprotodon cucullatus*).
. Coelopeltis monspessulana.
. Coronella girondica.
N austrlaca.
. Coluber longissimus.
35 leopardinus.
RR quatuorlineatus.
. Zamenis hippocrepis.*
$: gemonensis.
. Tropidonotus viperinus.
5 tessellatus.
# natrix.
. Testudo graeca.*
N ibera.*
. Emys orbicularis.
XI. Österreich-Ungarn.
Ablepharus pannonicus.
. Algiroides nigropunctatus.
Lacerta oxycephala.
” mosorensis.
X Eliorw.atth@.
hr muralis.
R fiumana.
H taunea.
E serpa.
5 agllis.
r viridis.
or major.
s praticola.
vivipara.
Anguis fragilis.
. Ophisaurus apus.
. Tarentola mauritanica.
. Hemidactylus turcicus.
©
. Vipera ammodytes.
„usaspis:
15 VDEEBS:
„SAÜTSInN:
„ Mmacrops.
. Coelopeltis monspessulana.
. Tarbophis vivax.
. Coronella (girondica).
austriaca.
. Coluber longissimus.
2 leopardinus.
3 quatuorlineatus.
. Zamenis Dahlıi.
gemonensis.
{ Tropidonotus tessellatus.
= natrix.
. Testudo graeca.
. Emys orbicularis.
. Clemmys caspica.
XI. Balkan-Halbinsel.
. Chalcides ocellatus.
. Ablepharus pannonicus.
Ophiomoruspunc-
tatıisisstm us
. Eremias arguta.
Ophiops elegans.
. Algiroides moreoticus.
« nigropunctatus.
.Lacerta ox ycephale:
e mosorensis.
nr Vertzenis
r graeca.
iu muralis.
3 fiumana.
208] O.Duelang
A taurica.
e serpa.
„.. »pelop o naese
aca.
£ agılis.
nn viridis.
r major.
“ praticola.
vivipara.
. Blanus Strauch
. Anguis fragilis.
. Ophisaurus apus.
.Agama s’bellio:
. Tarentola mauritanica.
Geographische Verbreitung. 825
28. Hemidactylus turcicus. 40. Coluber quatuorlineatus.
29. Gymnodactylus Kotschyi. 4I. Zamenis Dahlii.
Bonistenodactylusgut- 22. = gemonensis.
tatus).* 43. Tropidonotus tessellatus.
Bavipera lebetina* 44. ® natrix.
32. „ ammodytes. ASAEEYZILAE RU, S
33. Dr... berüs: 46. Typhlops vermicu-
34. N rmaeropS: a
35. Coelopeltis monspessulana. 47. Testudo graeca.
36. Tarbophis vivax. 48. „» ‚«ibera:
37. Coronella austriaca. 49. „ marginata.
38. Coluber longissimus. 50. Emys orbicularis.
39. » leopardinus. 51. CIemmys asp da.
In den Verzeichnissen I—XII sind die einem Gebiete ausschließ-
lich zukommenden Arten durch gesperrten Druck hervorgehoben,
dagegen die nur äußerst selten und vereinzelt auftretenden und daher
für den Charakter der betreffenden Fauna wenig erheblichen in
Klammern eingeschlossen und endlich die auf dem Festlande fehlen-
den Spezies mit einem Sternchen (*) bezeichnet. Die Seeschildkröten,
welche als Bewohner des offenen Meeres nur gelegentlich an die euro-
päischen Küsten verschlagen werden und daher wohl nicht zu unserer
ständigen Fauna gehören, sind in den vorangehenden und ferneren Zu-
sammenstellungen nicht berücksichtigt.
Um nun die verschiedenen Faunenbestände leicht überblicken zu
können, wollen wir dieselben vorerst hier noch einmal nach Zahl der
Gattungen und Arten und auf nächstfolgender Seite in Form einer
Tabelle genau spezifiziert zusammenstellen.
Nach den bisher angeführten Daten entfallen nämlich
auf Skandinavien . . .. 5 Gattungen mit 6 Azten
„ Großbritannien und Irand . 5 N ee De
“Dänemark .. De er 2 EHNORLN
„ Belgien und die Nırderlande LE N ER
‚ Deutschland und die Schweiz. 7 n a
ee die’ Krim... ,.... ERRTO Eu I LO
„ Rußland (ohne Krim) REN RL N RA Ah
= Fraskreich ..\. OS 977 ee. EZ
„ die Pyrenäische lea RR on ET.
meltahlen : 'r . ; N Ür En
„ Österreich- -Ungarn nr A ee, % a
=rdie Balkan-Halbinsel .... . .27 iR ET ER E
(Siehe die umstehende Tabelle.)
Österr.- | Balkan-
Ungarn | Halbinsel
Skandi-
navien
britannien
und
Irland
Chamaeleon
Chalcides
Ablepharus
Ophiomorus
Eremias .
Ophiops . ;
Acanthodactylus
Psammodromus
Algiroides .
Bacerta
—_
*
*
2
IATEUISE nee I
Ophisaurus & —
Phrynocephalus ==
Agama er —
Tarentola —
Hemidactylus —
Phyllodactylus . —
Gymnodactylus —
Alsophylax .... —
I
I
I
6
*
Reptilien.
er] As Are] ee
—_
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*
—_
Stenodactylus
Ancistrodon
Vipera 5
Macroprotodon -
Coelopeltis .
Tarbophis .
Contia
Coronella
Coluber
Zamenis .
Tropidonotus
IR am
Typhlops
Testudo .
Emys .
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826
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D
Ko)
w
D
w
w
w
SI
aa
Lau}
Spezies
Geographische Verbreitung. 827
Aus der letzten Tabelle, in welcher die Sternchen und Klammern
die bereits früher erwähnte Bedeutung haben, kann man sowohl die
Reptilienfauna der verschiedenen Länder, als auch die den einzelnen
Gattungen zukommenden Verbreitungsbezirke mit der darauf kom-
menden Artenzahl sehr gut übersehen. Es entfallen hiernach, wenn
wir nach Hinweglassung der Seeschildkröten die Zahl der europäischen
Kriechtiere auf etwa einundneunzig reduzieren, auf Skandinavien,
Großbritannien und Irland sowie auf Dänemark genau je ein Fünf-
zehntel, auf die Niederlande mit Belgien fast ein Dreizehntel, auf
Deutschland mit der Schweiz nahezu ein Siebentel, auf die Krim
weniger als ein Fünftel, auf Rußland und Frankreich fast je ein Drittel,
auf Italien, die Pyren. Halbinsel und auf Österreich-Ungarn mehr als
ein Drittel, und endlich auf die Balkanhalbinsel weit über die Hälfte
aller einheimischen Reptilien.
Wie man aus den bisherigen Zusammenstellungen überdies ersieht,
enthalten die nördlichsten Länder unseres Weltteiles nur wenige und
fast durchweg dieselben Reptilien, während nach Süden hin der Arten-
reichtum immer mehr zunimmt und schließlich auf der Balkanhalb-
insel den höchsten Grad erreicht; auffallend ist noch die relativ große
Anzahl der in Österreich-Ungarn vorkommenden Kriechtiere, was dieser
Staat wohl seiner in dieser Hinsicht besonders günstigen geographischen
Lage verdankt, indem er sich nicht nur östlich weit gegen die Kar-
pathen und die unteren Donauländer vorschiebt, sondern auch südlich
längs der Adria ein gutes Stück in die Balkan-Halbinsel hinabreicht,
daher manche nur der letzteren eigentümliche Arten zugleich auch
zur österreichisch-ungarischen Fauna gehören.
Von eigentümlichen Arten, die außerhalb der betreffenden Ge-
biete nicht vorkommen, finden sich in Frankreich I (Lacerta Be-
driagae) in Österreich-Ungarn ı (Lacerta Horvathi), in der Krim 2
(Lacerta Derjugini, Gymnodactylus Danilewski), in Italien 2 (Chalcı-
des tridactylus, Lacerta sardoa), auf der Pyrenäen-Halbinsel 7 (Cha-
maeleon vulgaris, Chalcides Bedriagae, Lacerta hispanica, Lilfordi,
Schreiberi, Blanus cinereus, Vipera Latastei), in Rußland 9 (Eremias
velox, Phrynocephalus mystaceus, helioscopus, caudivolvulus, Agama
sanguinolenta, Alsophylax pipiens, Ancistrodon halys, Contra collarıs,
Coluber Dione), und auf der Balkan-Halbinsel 19 Spezies (Ophio-
morus punctatissimus, Ophiops elegans, Algiroides moreoticus, Lacerta
oxycephala, mosorensis, Oertzeni, graeca, jonica, peloponnesiaca, major,
Blanus Strauchi, Agama stellio, Stenodactylus guttatus, Vipera lebetina,
macrops, Eryx jaculus, Typhlops vermicularıs und Clemmys caspica).
Endlich sind von den Arten mancher Faunen einzelne ausschließlich
pelasgische Tiere, welche auf den betreffenden Festländern voll-
kommen fehlen; dies ist bei der Pyrenäischen Halbinsel mit 3 (La-
certa sera, Lilfordi, Testudo graeca), bei Frankreich mit 4 (Algiroides
Fitzingeri, Lacerta Bedriagae, Phyllodactylus europaeus, Testudo graeca),
bei der Balkan-Halbinsel mit 4 (Lacerta Oertzeni, jonica, Stenodactylus
guttatus, Vipera lebetina) und bei Italien mit 7 Spezies (Chalcides
ocellatus, Algiroides Fitzingeri, Lacerta sardoa, Macroprotodon cucullatus,
Zamenis hippocrepis, Testudo graeca, ibera) der Fall.
Betrachten wir nun die den einzelnen Gattungen und Arten zu-
828 Reptilien.
kommenden Verbreitungsbezirke, so finden wir, daß unter den ersteren
die Genera Lacerta, Vipera, Coronella und Iropidonotus als echt
europäische Charaktergattungen anzusehen sind, indem sie, obwohl
nicht immer in denselben Arten, so doch über alle zwölf Länder-
gebiete verbreitet sind; diesen zunächst steht dann die Gattung
Anguis, welche mit Ausnahme der Krim ebenfalls in ganz Europa
vorkommt; hierauf folgen dann in absteigenderReihe die Genera
Coluber und Emys mit je 8, Zamenis mit 7, Tarentola, Hemidactylus,
Coelopeltis und Testudo mit je 5, Chalcides und Algiroides mit je 4,
Eremias, Ophisaurus, Gymmnodactylus, Tarbobhis und Clemmys mit
je 3, Ablepharus, Acanthodactylus, Psammodromus, Blanus, Agama,
Phyllodactylus und Macroprotodon mit je 2 und endlich Chamaeleon,
Ophiomorus, Ophiops, Phrynocephalus, Alsophylax, Stenodactylus,
Ancistrodon, Contia, Eryx und Typhlops, also über ein Zehntel
aller europäischen Gattungen, mit nur je einem Verbreitungs-
bezirke.
Wenn wir nun in dieser Richtung auch die einzelnen Arten unter-
suchen, so können wir hiebei die in ihrer Gattung alleinstehenden
weglassen, da sich ihr Vorkommen bereits aus dem über das bezügliche
Genus Gesagte ergibt; betreff der anderen Spezies mag folgendes
hervorgehoben werden: Zu den in Europa am weitesten verbreiteten
Reptilien gehören" unstreitig Coronella austriaca und Tropidonotus
natrix, da beide in sämtlichen Ländergebieten vorkommen; diesen
zunächst steht Vrpera berus, welche nur in der Krim fehlt. Diesen
schließen sich dann in fallender Reihe an Lacerta agılıs und vivipara,
welche in je Io, Lacerta muralis, die in 9, Emys orbicularis, welche
in 8, Lacerta viridis, Coluber longissimus, Zamenis gemonensis und
Tropidonotus tessellatus, die in je 7, Vipera aspis, Coluber quatuor-
lineatus und Testudo graeca, welche in je 5, Lacerta serpa, Coronella
girondica, Coluber leopardinus und Tropidonotus viperinus, welche in
je 4, Eremias arguta, Lacerta taurica, ocellata, praticola, Vipera ammo-
dytes, Ursinii und Zamenis Dahlii, die in je 3, Chalcides lineatus, ocel-
latus, Psammodromus hispanicus, algirus, Algirordes Fitzingert, nigro-
punctatus, Lacerta saxicola, finmana, Gymnodactylus Kotschyi, Vipera
Renardi, Coluber scalaris, Zamenis hibpocrepis und Testudo vbera,
die in je 2 und endlich Chalcides tridactylus, Bedriagae, Eremias velox,
Algiroides moreoticus, Lacerta oxycephala, Bedriagae, sardoa, Derjugini,
mosorensis, Oertzeni, graeca, Horvathi, hispanica, jonıca, peloponnesiaca,
Lilfordi, strigata, Schreiberi, major, Blanus cinereus, Strauchi, Phryno-
cephalus mystaceus, helioscopus, caudivolvulus, Agama stellio, sanguino-
lenta, Gymnodactylus Danilewski, Vipera lebetina, Latastei, macrops,
Coluber Dione, Testudo marginata, Clemmys caspica und leprosa,
welche nur in je einem Ländergebiete vorkommen. Von diesen ge-
hören 5 ausschließlich der Balkan-Halbinsel eigentümliche Arten
(Lacerta oxycephala, mosorensis und major, Vipera macrops sowie
Clemmys caspica) auch zur österreichisch-ungarischen Fauna.
Wenn man berücksichtigt, daß unter den im vorigen Absatz
aufgezählten Gattungen von denen, die bloß in einem einzigen Gebiete
vorkommen, nicht weniger als 9 derselben nur je eine Art enthalten,
so ersieht man, daß mit den zuletzt genannten 34 Spezies im ganzen
Geographische Verbreitung. 829
43, d.i. nahezu die Hälfte aller einheimischen Kriechtiere nur in
einem einzigen Verbreitungsbezirke vorkommen.
Um nun das zuletzt besprochene übersichtlich beisammen zu
haben, wollen wir sämtliche Genera und Spezies schließlich nochmals
unter Beifügung der von ihnen bewohnten Länder zusammenstellen,
wobei wir von den weiter verbreiteten zu den weniger verbreiteten
herabsteigen. Klammern und Sternchen haben dieselbe Bedeutung
wie im Früheren.
362
Lacerta: Skandinavien, Großbritannien und Irland, Dänemark,
Niederlande und Belgien, Deutschland und Schweiz, Krim,
Rußland, Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich-
Ungarn, Balkan-Halbinsel.
. Vipera: Skandinavien, Großbritannien, Dänemark, Niederlande
und Belgien, Deutschland und Schweiz, Krim, Rußland,
Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich-Ungarn,
Balkan-Halbinsel.
. Coronella: Skandinavien, Großbritannien, Dänemark, Nieder-
lande und Belgien, Deutschland und Schweiz, Krim,
Rußland, Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich-
Ungarn, Balkan-Halbinsel.
. Tropidonotus : Skandinavien, Großbritannien, Dänemark, Nieder-
lande und Belgien, Deutschland und Schweiz, Krim, Ruß-
land, Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich-
Ungarn, Balkan-Halbinsel.
. Angwis: Skandinavien, Großbritannien und Irland, Dänemark,
Niederlande und Belgien, Deutschland und Schweiz,
Rußland, Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich-
Ungarn, Balkan-Halbinsel.
. Coluber : Deutschland und Schweiz, Krim, Rußland, Frankreich,
Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich-Ungarn, Balkan-
Halbinsel.
. Emys: Deutschland und Schweiz, Krim, Rußland, Frankreich,
Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich-Ungarn, Balkan-
Halbinsel.
. Zamenis: Krim, Rußland, Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien,
Österreich-Ungarn, Balkan-Halbinsel.
. Tarentola: Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich,
Balkan-Halbinsel.
. Hemidactylus: Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich,
Balkan-Halbinsel.
. Coelopeltis: Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich,
Balkan-Halbinsel.
. Testudo: Frankreich*, Pyren. Halbinsel*, Italien*, Österreich-
Ungarn, Balkan-Halbinsel.
. Chalcides: Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, Balkan-
Halbinsel.
. Algiroides: Frankreich*, Italien*, Österreich-Ungarn, Balkan-
Halbinsel.
. Eremias: Krim, Rußland, Balkan-Halbinsel.
. Ophisaurus: Krim, Österreich, Balkan-Halbinsel.
Reptilien.
. Gymnodactylus: Krim, Italien, Balkan-Halbinsel.
. Tarbophis: (Rußland), Österreich, Balkan-Halbinsel.
. Clemmys: Pyren. Halbinsel, Österreich, Balkan-Halbinsel.
. Ablepharus: Ungarn, Balkan-Halbinsel.
. Acanthodactylus: Frankreich, Pyren. Halbinsel.
. Psammodromus.: Frankreich, Pyren. Halbinsel.
. Blanus: Pyrenäische und Balkan-Halbinsel.
. Agama: Rußland, Balkan-Halbinsel.
. Phyllodactylus : Frankreich*, Italien.
. Macroprotodon: (Pyren. Halbinsel, Italien.*)
. Chamaeleon: Pyren. Halbinsel.
. Ophiomorus : Balkan-Halbinsel.
. Ophiops: (Balkan-Halbinsel]).
. Phrynocebhalus: Rußland.
. Alsophylax: Rußland.
. Stenodactylus: (Balkan-Halbinsel*).
. Ancistrodon: Rußland.
. Contia: (Rußland).
. Eryx: Balkan-Halbinsel.
. Typhlops: Balkan-Halbinsel.
Aus diesen Zusammenstellungen ist ersichtlich, daß Irland keine
Schlangen hat und daß von den Io nur in einem einzigen Gebiete ver-
tretenen Gattungen I (Chamaeleon) auf die Pyren. Halbinsel, 4 ( Phry-
nocebhalus, Alsophylax, Ancistrodon, Contia) auf Rußland und
5 (Ophiomorus, Ophiops, Stenodactylus, Eryx, Typhlops) auf die
Balkan-Halbinsel entfallen.
Wenn wir nun in eben solcher Weise auch sämtliche Arten an-
einanderreihen, so erhalten wir unter gleichzeitiger Angabe ihrer Ver-
breitungsbezirke nachstehende Folge:
I. Coronella austriaca: Skandinavien, Großbritannien, Dänemark,
D
a
Niederlande und Belgien, Deutschland und Schweiz, Krim,
Rußland, Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich-
Ungarn, Balkan-Halbinsel.
. Tropidonotus natrix: Skandinavien, Großbritannien, Dänemark,
Niederlande und Belgien, Deutschland und Schweiz, Krim,
Rußland, Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich-
Ungarn, Balkan-Halbinsel.
. Anguis fragilis: Skandinavien, Großbritannien und Irland, Däne-
mark, Niederlande und Belgien, Deutschland und Schweiz, 2
Rußland, Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich-
Ungarn, Balkan-Halbinsel.
. Vibera berus: Skandinavien, Großbritannien, Dänemark, Nieder-
lande und Belgien, Deutschland und Schweiz, Rußland,
Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich-Ungarn,
Balkan-Halbinsel.
. Lacerta agılis: Skandinavien, Großbritannien und Irland
Dänemark, Niederlande und Belgien, Deutschland und
Schweiz, Krim, Rußland, Frankreich, Österreich-Ungarn,
Balkan-Halbinsel.
IO.
Geographische Verbreitung. 831
. Lacerta vivipara: Skandinavien, Großbritannien und Irland,
Dänemark, Niederlande und Belgien, Deutschland und
Schweiz, Rußland, Frankreich, Italien, Österreich-Ungarn,
Balkan-Halbinsel.
. Lacerta muralis: Niederlande und Belgien, Deutschland und
Schweiz, Krim, Rußland, Frankreich, Pyren. Halbinsel,
Italien, Österreich-Ungarn, Balkan-Halbinsel.
. Emys orbicularis: Deutschland (und Schweiz), Krim, Rußland,
Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich-Ungarn,
Balkan-Halbinsel.
. Lacerta viridis: Deutschland undSchweiz, Rußland, Frankreich,
Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich-Ungarn, Balkan-
Halbinsel.
Coluber longissimus : Deutschland und Schweiz, Rußland, Frank-
reich, Pyren. Halbinsel, Italien, Österreich-Ungarn, Balkan-
Halbinsel.
. Zamenis gemonensis: Krim, Rußland, Frankreich, Pyren. Halb-
insel, Italien, Österreich-Ungarn, Balkan-Halbinsel.
. Tropidonotus tessellatus: Deutschland und Schweiz, Krim, Ruß-
land, Frankreich, Italien, Österreich-Ungarn, Balkan-
Halbinsel.
. Tarentola mauritanica: Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien,
Österreich, Balkan-Halbinsel.
. Hemidactylus turcicus: Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien,
Österreich, Balkan-Halbinsel.
. Vipera aspis: Schweiz, Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien,
Österreich.
. Coelopeltis monspessulana : Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien,
Österreich, Balkan-Halbinsel.
. Coluber quatuorlineatus: Krim, Rußland, Italien, Österreich,
Balkan-Halbinsel.
. Testudo graeca: Frankreich*, Pyren. Halbinsel*, Italien, Öster-
reich-Ungarn, Balkan-Halbinsel.
. Lacerta serpa: (Pyren. Halbinsel*), Italien, Österreich, Balkan-
Halbinsel.
. Coronella girondica: Frankreich, Pyren. Halbinsel, Italien,
Österreich.
. Coluber leopardinus: Krim, Italien, Österreich, Balkan-Halb-
insel.
. Tropidonotus viperinus: Schweiz, Frankreich, Pyren. Halbinsel,
Italien.
. Eremias arguta: Rußland, Krim, Balkan-Halbinsel.
. Lacerta taurica.: Krim, Ungarn, Balkan-Halbinsel.
. Lacerta ocellata: Pyren. Halbinsel, Frankreich, Italien.
. Lacerta praticola: Rußland, Ungarn, Balkan-Halbinsel.
. Ophisaurus apus: Krim, Österreich, Balkan-Halbinsel.
. Vipera ammodytes: (Italien), Österreich-Ungarn, Balkan-Halb-
insel.
. Vipera Ursinii: Frankreich, Italien, Österreich-Ungarn.
. Tarbophis vivax: (Rußland), Österreich, Balkan-Halbinsel.
Reptilien.
. Chalcides lineatus : Frankreich, Pyren. Halbinsel.
. Chalcides ocellatus : Italien*, Balkan-Halbinsel.
. Ablepharus pannonicus: Ungarn, Balkan-Halbinsel.
. Acanthodactylus vulgaris: Frankreich, Pyren. Halbinsel.
. Psammodromus hispanicus: Frankreich, Pyren. Halbinsel.
. Psammodromus algirus.: Frankreich, Pyren. Halbinsel.
. Algiroides Fitzingeri : Frankreich,* Italien.*
. Algiroides nigropunctatus : Österreich-Ungarn, Balkan-Halbinsel.
. Lacerta oxycephala : Österreich, Balkan-Halbinsel.
. Lacerta saxticola :Krim, Rußland.
. Lacerta mosorensis : Österreich, Balkan-Halbinsel.
. Lacerta fiumana : Österreich-Ungarn, Balkan-Halbinsel.
. Lacerta major : Österreich, Balkan-Halbinsel.
. Phyllodactylus europaeus: Frankreich*, Italien.
. Gymnodactylus Kotschyi: Italien, Balkan-Halbinsel.
. Vipera Renardi: Krim, Rußland.
. Vipera macrops : Österreich, Balkan-Halbinsel.
. Macroprotodon cucullatus.: Italien*, Pyren. Halbinsel.
. Coluber scalaris: Pyren. Halbinsel, Frankreich.
. Zamenis hippocrepis: Pyren. Halbinsel, Italien.*
. Testudo ıbera: Italien,* Balkan-Halbinsel.
. Clemmys caspica.: Österreich, Balkan-Halbinsel.
. Chamaeleon vulgaris: Pyren. Halbinsel.
. Chalcides tridactylus: Italien.
. Chalcides Bedriagae: Pyren. Halbinsel.
. Ophiomorus punctatissimus : Balkan-Halbinsel.
. Eremias velox: Rußland.
. Ophiops elegans : Balkan-Halbinsel.
. Algiroides moreoticus : Balkan-Halbinsel.
. Lacerta Bedriagae: Frankreich.*
. Lacerta sardoa.: Italien.*
. Lacerta Derjugini: Krim.
. Lacerta Oertzeni: Balkan-Halbinsel.
. Lacerta graeca: Balkan-Halbinsel.
. Lacerta Horvathi: Ungarn.
. Lacerta hispanica: Pyren. Halbinsel.
. Lacerta jonica: Balkan-Halbinsel*.
. Lacerta peloponnesiaca: Balkan-Halbinsel.
. Lacerta Lilfordi: Pyren. Halbinsel.*
. Lacerta strigata: Rußland.
. Lacerta Schreiberi: Pyren. Halbinsel.
. Blanus cinereus: Pyren. Halbinsel.
. Blanus Straucht: Balkan-Halbinsel.
. Phrynocephalus mystaceus: Rußland.
. Phrynocephalus (helioscopus): Rußland.
. Phrynocephalus (caudivolvulus): Rußland.
. Agama stellio: Balkan-Halbinsel.
. Agama sanguinolenta: Rußland.
. Gymnodactylus Danilewski: Krim.
. Alsophylax pipiens: Rußland.
Geographische Verbreitung. 833
82. Stenodactylus guttatus: (Balkan-Halbinsel*).
83. Ancistrodon halys: Rußland.
84. Vipera lebetina: (Balkan-Halbinsel*).
85. Vipera Latastei: Pyren. Halbinsel.
86. Contia collaris: (Rußland).
87. Coluber Dione: Rußland.
88. Eryx jaculus: Balkan-Halbinsel.
89. Typhlops vermicularis: Balkan-Halbinsel.
90. Testudo marginata: Balkan-Halbinsel.
gI. Clemmys leprosa: Pyren. Halbinsel.
Von den 38 nur in einem einzigen Bezirke vorkommenden Arten
sind 6 pelasgische, die auf den betreffenden Festländern fehlen;
auffallend ist noch, daß davon nicht weniger als 26, also fast zwei
Drittel, dem äußersten Osten Europas (Balkan-Halbinsel, Rußland,
Krim) angehören, eine Erscheinung, die wohl dadurch zustande
kommt, daß hier viele westasiatische Formen noch mehr oder weniger
in unser Faunengebiet hineinragen.
Damit wir nun über alles bisher Gesagte einen Gesamtüber-
blick gewinnen, wollen wir zum Schlusse noch eine die Verbreitung
aller Gattungen und Arten ersichtlich machende Tabelle hinzufügen,
in der wir die Genera durch römische, die sie umfassenden Spezies
aber durch arabische Ziffern bezeichnen und endlich .noch die in
Prozenten ausgedrückte Anzahl der Reptilien den einzelnen Länder-
gebieten beigeben.
Es gestaltet sich hiemit eine Totalübersicht der verschiedenen
Lokalfaunen mit Rücksicht aller in denselben vertretenen Gattungen
und Arten, sowie auch der ihnen zukommenden eigentümlichen
Formen in nachstehender Weise:
(Siehe umstehende Tabelle.)
Wenn wir aus dieser Tabelle auch keinerlei neue Tatsachen
ersehen, so ist sie doch geeignet uns über die Menge und Vertei-
lung der Reptilien in den einzelnen Lokalfaunen eine vergleichende
Übersicht zu verschaffen. Vor allem tritt aber bei Durchsicht der-
selben die große Gleichförmigkeit der nördlichen Faunengebiete,
sowie die fast plötzliche und sehr bedeutende Zunahme der Kriech-
tiere nach Süden hin sofort hervor; sehr auffällig ist daraus noch
die große Anzahl eigentümlicher Formen in Rußland und auf der
Balkanhalbinsel ersichtlich, welche der Reptilienfauna dieser Länder
einen teilweise schon sehr fremdartigen Charakter verleiht und durch
das schon vorhin erwähnte Vordringen westasiatischer Arten in
unser Faunengebiet bedingt wird. Die in dieser Richtung zunächst
stehende Pyren. Halbinsel besitzt wiederum mehrere aus der ein-
stigen Verbindung dieses Landes mit Nordafrika von hier zurück-
gebliebene Spezies.
Um nun die geographischen Beziehungen unserer Klasse noch
besser hervortreten zu lassen, bleibt uns endlich noch die Auf-
gabe übrig, die Verteilung der Kriechtiere über jene größeren Teile
unseres Faunengebietes zu untersuchen, die wir nach ihrer Lage
Schreiber, Herpetologia europaea. i 53
Reptilien.
834
Davon Eigentüm- Artenzahl
Gebiet Genera liche en Brozerten
Rhiptoglossa| Lacertilia Ophidia Chelonia Formen
Skandinavien. 2... v6 -- I} Is — — 6,59
Großbritannien und Irland . . Vo — 3 UL — —— 6,59
Danemack re: b v6 — Kee> UL, —— == 6,59
Niederlande und Belgien . : Mon — 11.4 | U 3 — — 7,69
Deutschland und Schweiz VI. ST3 _ 1025 IND. 97 Il, a — | 14,29
Kata Fran Ser X. 16 — INVG NV TEST I 17,58
Rußland (ohne Krim) . . XV. 29 — WAS Ars NANLE 103) SET Io 31,87
IEranikneichne. u. ee XVII. 29 — IX. 15 VeT2 112 I 31,87
Pyren. Halbinsel. . ne RI 32 Ser NONE, lo) VIRET> NE) 7 35,16
kt ae ee ee. XVII. 33 = VAR VII. 16 1 3} 2 36,26
Österreich-Ungarn . . . . XVII. 37 — VII. 18 VII. 16 173 I 40,66
Balkan-Halbinsel© 2: EUR 5 == XV. 30 Der RS Ig 57,14
Geographische Verbreitung. 835
als Nord-, Mittel- und Südeuropa bezeichnen. Ersteres, als dessen
Südgrenze etwa der 55° n. B. angenommen werden kann, umfaßt
außer der hier gar nicht in Betracht kommenden Insel Island
Schottland, Dänemark, Südskandinavien und Nordrußland; zu
Mitteleuropa, vom 55. bis 45. n. B. reichend, gehört Irland und Eng-
land, die Niederlande und Belgien mit dem größten Teile Frank-
reichs, ferner Deutschland und die Schweiz mit dem nördlichsten
Teile Italiens und dann noch Österreich-Ungarn mit Ausnahme der
Balkan-Provinzen, sowie das übrige Rußland mit Ausnahme der
Südspitze der Krim und Nordkaukasiens. Südeuropa endlich um-
faßt alle vom 45° n. B. nach abwärts gelegenen Länder, wie die Pyre-
näische Halbinsel, Südfrankreich und Italien, Dalmatien, die Balkan-
Halbinsel, die südlichste Krim und Nordkaukasien.
Wir wollen nun im Nachfolgenden die diesen drei Faunen-
gebieten zukommenden Reptilien zusammenstellen, wobei wir, um
die vergleichende Übersicht zu erleichtern, die gleichnamigen Arten
nebeneinanderstellen, den Raum für etwa tehlende Spezies durch
Striche ersetzend. Es finden sich demnach in:
Nordeuropa. Mitteleuropa. Südeuropa.
_- — j I. Chamaeleon vulgaris.
2. Chalcides lineatus.
3. > tridactylus.
u —— 4. $ ocellatus.
9)
6
— h 7 Bedriagae.
u I. Ablepharus panno- . Ablepharus pannoni-
nicus. cus.
— — 7. Ophiomorus puncta-
tissimus.
— — 8. Eremias (velox).
— 9. n arguta.
— E— 10. Ophiops elegans.
— — ıI. Acanthodactylus
vulgaris.
_—— 12. Psammodromus_ his-
panicus.
— — 13. Psammodromus algi-
rus.
— 14. Algiroides Fitzingeri.
— =. I5. a moreoticus
= 2. Algiroides nigro- 16. nigropunc-
punctatus. tatus.
= — 17. Lacerta oxycephala.
— —= 18. ® Bedriagae*.
— — IQ. re sardoa*.
er —e BO saxicola.
u — 21. R Derjugini.
— nn 22. n mosorensis.
— — 23, I (Oertzeni*)
g= — DAR graeca.
537
836
3. Anguis fragilis. 12.
ae
4. Vipera berus.
Io.
2. Lacerta vivipara. II.
IA.
15.
16.
SON Oper
Reptilien.
. Lacerta Horvathı.
R muralıs.
. Laeerta Iumana.
‚kacerta tauriea.
u SSerpa;
. Lacerta agilıs.
„ Lacerta vindıs.
(Lacerta praticola).
Lacerta vivipara.
Anguis fragilis.
Ophisaurus apus.
Vipera ammodytes.
Vipera aspis.
£ berus.
. Lacerta murals:
r hispanica.
PR fiumana.
” jonica.
A taurica.
„2 serpa.
a peloponne-
siaca.
F Lilfordi*.
er (agılis).
er (strigata).
Y Schreiberi.
er viridis.
x major.
r ocellata.
1 praticola.
. Blanus cinereus.
N: Strauchn.
. Anguis fragıilıs.
3. Ophisaurus apus.
. Phrynocephalus my-
staceus.
. Phrynocephalus (he-
lioscopus).
. Phrynocephalus
caudivolvulus).
. Agama stellio.
> sanguino-
lenta.
. Tarentola maurita-
nica.
. Hemidactylus turci-
CUS.
. Phyllodactylus euro-
paeus.
. Gymnodactylus Kot-
schy1.
. Gymnodactylus Da-
nilewsk1.
. Alsophylax pipiens.
. (Stenodactylus gut-
tatus).
. Ancistrodon halys.
. Vipera (lebetina*).
„ ammodytes.
M Latasteı.
„.. „aspis.
5 berus.
aca.
6. Tropidonotus
natrix.
17.
18.
19.
20.
5. Coronella austri- 21.
22.
26.
27.
28.
Geographische Verbreitung.
Vipera Ursinu.
(Coelopeltis mon-
spessulana).
(Tarbophis vivax).
Coronella(girondica).
u austri-
aca.
Coluber longissimus.
. Coluber quatuor-
lineatus.
. Zamenis gemonensis.
. (Tropidonotus vipe-
rinus).
Tropidonotus tessel-
latus.
Tropidonotus natrix.81.
Emys orbicularis.
DE
72.
2)*
837
. Vipera Renardi.
* Ursini.
.. . maerops.
. (Macroprotodon cu-
cullatus).
. Coelopeltis mon-
spessulana.
. Tarbophis vivax.
. (Contia collaris).
69.
79%
Coronella girondica.
er austrlaca.
Coluber scalaris.
longissimus.
u leopardinus.
Ns Dione.
” quatuor-
lineatus.
. Zamenis hippocrepis.
77:
78.
79:
80.
> Dahlii.
4 gemonensis.
Tropidonotus vipe-
rinus.
Tropidonotus tessel-
latus.
Tropidonotus natrix.
. Eryx jaculus.
. Typhlops vermicu-
larıs.
. Testudo graeca.
y: ibera.
Re marginata.
. Emys orbicularis.
. Clemmys caspica.
89.
E leprosa.
Nachdem wir hier die Arten zusammengestellt, wollen wir nun
in gleicher Weise auch noch die Genera nebeneinander reihen, da
dadurch der Überblick derselben und infolgedessen auch die sich
daraus ergebenden Schlüsse noch besser und deutlicher hervortreten.
Es finden sich nämlich in den drei Hauptteilen Europas fol-
gende Reptiliengattungen:
Nordeuropa.
I6z
Mitteleuropa.
Ablepharus.
——
Su2wnH
Südeuropa.
. Chamaeleon.
. Chalcides.
Ablepharus.
Ophiomorus.
Eremias.
. Ophiops.
838
TI. Lacerta:
2. Anguis.
4. Coronella,
. Tropidonotus.
Reptilien.
. Algiroides.
. Lacerta.
. Anguis.
. Ophisaurus.
Qi. w N
6. Vipera.
7. (Coelopeltis).
8. (Tarbophis).
9. Coronella.
Io. Coluber.
II. Zamenis.
12.
13. Emys.
Acanthodactylus.
Psammodromus.
. Algiroides.
. Lacerta.
. Blanus.
. Anguis.
. Ophisaurus.
. Phrynocephalus.
. Agama.
. Tarentola.
. Hemidactylus.
. Phyllodactylus.
. Gymnodactylus.
. Alsophylax.
. Stenodactylus.
. Ancistrodon.
. Vipera.
. (Macroprotodon).
. Coelopeltis.
. Tarbophis.
. (Contia).
. Coronella.
. Coluber.
. Zamenis.
Tropidonotus. 31.
Erys
. Typhlops.
. Testudo.
. Emys.
. Clemmys.
Tropidonotus.
Endlich wollen wir zur Vervollständigung des Bildes noch
sämtliche Familien nach ihrem Vorkommen in den drei Haupt-
faunen zusammenstellen, wobei wir die einer Familie entpsrechenden
Genera abermals durch römische, die darauf entfallenden Arten aber
durch arabische Ziffern bezeichnen. Es zeigen sich nämlich die Rep-
tilien nach den einzelnen Familien in den drei Hauptgebieten unserer
Fauna in nachstehender Weise verteilt:
Familie Nordeuropa | Mitteleuropa | Südeuropa
Chamaeleontuldaes era ame — — 15T
DEIN EIdaley Wat We Warren, — Eger INES.
acentidaen.se. Maps Bl erh IM2 Il. ıo VI. 32
Amphispaenidae ser ner — — 12
ANSYEDUROENENN le der Bet Ya lern 0, DE 1.17 > 2
Aoamidaeh sen Den — -— 1T,s5
Geckontdaetzal- erde Var
Niperidae tg er lESST lese 11.29
Colubridaeneye se: > VE 1® VE
Beidaecı regnen AR ee nee. — eat
INYpRlopIidaesn be RE == — Tr
AreStuldinuudae.ue ro er. — RT DU
Geographische Verbreitung. 839
Die Schlußfolgerungen, welche wir nun aus den bisher gemachten
Zusammenstellungen ziehen können, sind ohne Schwierigkeiten er-
sichtlich. Vor allem ist hieraus die schon wiederholt erwähnte ge-
waltige Zunahme der Kriechtiere von Norden nach Süden zu in die
Augen springend, indem schon Mitteleuropa fast fünfmal, Südeuropa
aber nahezu fünfzehnmal so viel Reptilien wie Nordeuropa besitzt,
da letzteres nur den fünfzehnten, Mitteleuropa fast den dritten
Teil, Südeuropa aber nahezu die Gesamtheit (89 Arten) aller Euro-
päer enthält. Aus einer Vergleichung der diesen drei Hauptgebieten
zukommenden Artenmenge ergibt sich ferner, daß die nördliche
Fauna hinter der mitteleuropäischen um 22, hinter der südeuro-
päischen aber um 83 Arten zurücksteht, während diese jene wieder
um 61 Spezies übertrifft.
Ebenso auffallend tritt der Reptilienreichtum Südeuropas her-
vor, wenn wir auf die einzelnen Genera Rücksicht nehmen, indem
der Süden alle in unserem Weltteile vorkommenden Genera ent-
hält und da Nordeuropa nur 5, Mitteleuropa 13, Südeuropa hin-
gegen 36 Gattungen besitzt, so sehen wir, daß sich die Menge der-
selben in den drei Hauptfaunen etwa wie die Zahlen I zu 2,6 und
zu 7,2 verhalten, daß also Mitteleuropa über zweieinhalbmal, Süd-
europa dagegen über siebenmal so viel Genera beherbergt, als der
Norden. Betreffs der für die einzelnen Faunengebiete charakte-
ristischen Arten mag noch hervorgehoben werden, daß der Norden
gar keine, Mitteleuropa nur eine, Südeuropa aber nicht weniger als
62 ihm eigentümliche Formen besitzt, so daß auf diese Weise über
zwei Drittel aller einheimischen Kriechtiere ausschließlich auf den
Süden unseres Weltteiles beschränkt erscheinen; da ferner von der
Gesamtzahl der europäischen Reptilien in der südlichen Fauna nur
zwei Arten fehlen, und alle Nordeuropäer auch in Mitteleuropa ver-
treten sind, so ersieht man auch, daß den im Norden vorkommenden
Formen eine, viel weitere Verbreitung nach Süden hin zukommt,
als dies umgekehrt mit den südlichen Arten der Fall ıst. Wenn
wir nun endlich noch die über die Familien gemachte Zusammen-
stellung überblicken, so sehen wir, daß von den 12 Familien, welche
unsere einheimischen Kriechtiere umfassen, nur vier (Lacertidae,
Anguidae, Viperidae und Colubridae) über alle drei Faunengebiete
wenn auch in sehr verschiedener Zahl von Gattungen und Arten,
. verbreitet sind, während im Süden keine einzige Familie der Ver-
tretung entbehrt; auch mag noch bemerkt werden, ‘daß die sechs
Familien der Chamaelcontidae, Amphisbaenıdae, Agamidae, Gecko-
nidae, Boidae und Typhlopidae ausschließlich, die der Scincidae fast
ganz auf Südeuropa beschränkt erscheinen.
Nachdem wir die Verbreitung unserer Tiere von Norden nach
Süden hin verfolgt haben, wollen wir noch den Westen und Osten
unseres Weltteiles einer ähnlichen vergleichenden Betrachtung unter-
ziehen, wobei wir wieder den 20° ö. L. v. Gr. als Grenze zwischen
West- und Osteuropa annehmen; zu ersterem gehören sonach die
britischen Inseln und fast ganz Skandinavien, ferner Dänemark,
die Niederlande und Belgien, sowie Frankreich und die Pyrenäische
Halbinsel, endlich noch Deutschland mit der Schweiz, Italien und
840 Reptilien.
Österreich-Ungarn bis zu dem genannten Längengrade; Osteuropa
hingegen umfaßt Österreich-Ungarn von 20° an, sowie die Balkan-
Halbinsel und Rußland mit Einschluß der Krim.
Stellen wir nun für beide Teile zuerst die Arten in einer der
früheren analogen Weise zusammen, so ergibt sich folgende Über-
sicht:
Westeuropa. Osteuropa.
I. Chamaeleon vulgaris. —
2. Chalcides lineatus. _
3. A tridactylus. —
4. % ocellatus. I. Chalcides ocellatus.
5. 7 Bedriagae. —
6. Ablepharus pannonicus. 2. Ablepharus pannonicus.
En 3. Ophiomorus punctatissimus.
— 4. Eremias (velox).
— 5. ;. arguta.
— 6. Ophiops elegans.
7. Acanthodactylus vulgaris. -
8. Psammodromus hispanicus. —
9. % algirus. —
10. Algiroides Fitzingeri*. —
— 7. Algiroides moreoticus.
ıI. Algiroides nigropunctatus. 8. x nigropunctatus.
12. Lacerta oxycephala. —
T3; „» Bedriagae*. —
TA, sansareoa*. _
— 9. Lacerta saxicola.
— TO! Lr Derjugini.
15. Lacerta mosorensis. —
= ıI. Lacerta (Oertzeni*).
— 12: a graeca.
16. Lacerta Horvathi. —
17. ” muralis. 13. Lacerta muralis.
18. r hispanica. —
IQ. 5 fiumana. —
— 14. Lacerta jonica.
20. Lacerta taurica. 15. % taurica
DI H serpa. —
— 16. Lacerta peloponnesiaca.
22. Lacerta Lilfordi*. —
23. s agılıs. 17. Lacerta agilis.
— Iß. 55 (strigata).
24. Lacerta Schreiberi. —
25. ke: virıdis. 19. Lacerta viridis.
26. a major. 20% wi major.
27° R ocellata. —
— 21. Lacerta praticola.
28. Lacerta vivipara. 22 "x vivipara.
. Blanus cinereus.
30.
31.
32.
33:
34.
35-
Geographische Verbreitung.
Anguis fragilis.
Ophisaurus apus.
Tarentola mauritanica.
Hemidactylus turcicus.
Phyllodactylus europaeus.
Gymnodactylus Kotschyi.
Vipera ammodytes.
er Kataster:
”. ‚aspis.
a berus.
. Vipera Ursinii.
n macrops.
. (Macroprotodon cucullatus).
. Coelopeltis monspessulana.
. Tarbophis vivax.
. Coronella girondica.
EA austriaca.
Coluber scalaris.
ve longissimus.
en leopardinus.
. Coluber quatuorlineatus.
. Zamenis hippocrepis.
$ Dahlı.
n gemonensis.
. Iropidonotus viperinus.
y tessellatus.
a natrix.
. Testudo graeca.
. Emys orbicularis.
. Clemmys caspica.
. Clemmys leprosa.
23,
24.
HOR:
26.
2
28:
29.
30,
SI.
32.
841
Blanus Strauchi.
Anguis fragilis.
Ophisaurus apus.
Phrynocephalus mystaceus.
= (helioscopus).
& (caudivol-
vulus).
Agama stellio.
; sanguinolenta.
Tarentola mauritanica.
Hemidactylus turcicus.
. Gymnodactylus Kotschyi.
Danilewskı.
. Alsophylax pipiens.
. Stenodactylus guttatus.
. Ancistrodon halys.
. Vipera lebetina*.
ar ammodytes.
. Vipera berus.
R Renardı.
. Coelopeltis monspessulana.
. Tarbophis vivax.
. Contia collaris.
. Coronella austriaca.
. Coluber longissimus.
> leopardinus.
„ ".Dione.
fr quatuorlineatus.
. Zamenis Dahliı.
” gemonensis.
. Tropidonotus tessellatus.
Fr natrix.
. Eryx jaculus.
. Typhlops vermicularis.
. Testudo graeca.
. Testudo ibera.
. Testudo marginata.
. Emys orbicularis.
. Clemmys caspica.
| 842
Reptilien.
Stellen wir nun auch die Genera in gleicher Weise zusammen,
so ergibt sich folgende Übersicht.
Westeuropa.
. Chamaeleon.
. Chalcides.
. Ablepharus.
DH
w
4. Acanthodactylus.
5. Psammodromus.
6. Algiroides.
7. Lacerta.
8. Blanus.
9. Anguis.
0. Ophisaurus.
ıI. Tarentola.
12. Hemidactylus.
13. Phyllodactylus.
14. Gymnodactylus.
15. Vipera.
16. (Macroprotodon).
17. Coelopeltis.
18. Tarbophıs.
19. Coronella.
20. Coluber.
21. Zamenis.
22. Iropidonotus.
23. Testudo.
24. Emys.
25. Clemmys.
ARUNH
Osteuropa.
Chalcides.
Ablepharus.
Ophiomorus.
Eremias.
Ophiops.
. Algiroides.
‚lacerta.
. Blanus.
. Anguıs.
. Ophisaurus.
. Phrynocephalus.
. Agama.
. Tarentola.
. Hemidactylus.
. Gymnodactylus.
. Alsophylax.
. Stenodactylus.
. Ancistrodon.
. Vipera.
. Coelopeltis.
. Tarbophıs.
. Contia.
. Coronella.
. Coluber.
. Zamenis.
. Tropidonotus.
ARTE
. Typhlops.
. Testudo.
. Emys.
. Clemmys.
Stellen wir nun endlich noch die in West- und Osteuropa ver-
tretenen Familien in einer Tabelle zusammen, so erhält dieselbe,
wenn wir wie im Früheren die Genera mit römischen und die in ihnen
enthaltenen Spezies mit arabischen Ziffern bezeichnen, die nach-
stehende Form:
Geographische Verbreitung. 843
Familie Westeuropa | Osteuropa
Chamaeleontidae 18 —
Seinerlaegen er... Nee, nisa
Bacerudaes eh. sk. IV222 IVSTO
Amphisbaenidae.. . . . Teer, ler
Anetuidaem en en. 2 IE >,
Neamidaensr un. n_ IT. 5
m Geckonrdderan ne. IV. 4 V.6
NIpericaemEr a I. 6 Il. 5
Colubridaeme Paare WALDES Sr: VIraTz
Boldacee were — er
iBy,phlopidaeus raue... — V.T.
esiudinidaemaee.n. IT. 4 IIT.25
Wenn wir nun die Resultate dieser letzten Zusammenstellungen
überblicken, so ersehen wir daraus, daß bezüglich des Reptilien-
reichtums zwischen dem Westen und Osten unseres Weltteiles kein
Unterschied besteht. In beiden Gebieten kommen gemeinschaftlich
29, ausschließlich im Westen 30, im Osten 31 Spezies vor; bezüglich
der Gattungen sind beiden Bezirken 20 gemeinsam, während 5 nur
dem Westen, II dagegen ausschließlich dem Osten Europas angehören,
woraus ersichtlich ist, daß dieser jenem an eigentümlichen Formen um
mehr als das Doppelte überlegen ist; ein ähnliches Verhältnis finden
wir endlich noch hinsichtlich der Familien bestätigt, von denen dem
Westen nur I, dem Osten dagegen 3 eigentümlich und 8 beiden
gemeinsam sind.
Stellen wir schließlich das über die Verbreitung der Kriechtiere
in den fünf Hauptteilen Europas angeführte zum Zwecke einer End-
übersicht in einer Tabelle zusammen, so erhält dieselbe mit Rücksicht
sämtlicher einheimischen Gattungen und Arten nachfolgende Form:
I]
zu $E
Genera Davon DE: 5 Ri 2
Gebiet und Rhipto- SS E 5.88
Species glossae Lacertilia| Ophidia | Chelonia |@ = = 5 £
Nordeuropa Ve26 = ms; Inu = — 6,06
Mitteleuropa | XIII. 28 == V.T8 VI»14 Ion I 30,77
Südeuropa |IXXXVI. 89) I.ı RRXTr54) RIIr2sol TITLE 63 97,80
Westeuropa || XXV. 60 ler SRIET 2e3 45 EVER 2 a 3I 65,93
Osteuropa XXXI. 60 u DVEI36 SETS TERSS 3I 65,93
Wenn wir nun aus all den bisherigen Ausführungen ein Endresultat
ziehen wollen, so können wir dasselbe in der Form von fünf Grund-
gesetzen kurz zusammenfassen; es ergibt sich nämlich aus dem über
die geographische Verbreitung der europäischen Kriechtiere ge-
pflogenen Untersuchungen, daß:
I. die Menge der Reptilien von Norden nach Süden hin sowohl
betreffs der Arten als auch der Gattungen bedeutend zunimmt,
und daß sich das Anwachsen der Spezies von Nord durch
Mittel- und Südeuropa wie die Zahlen I: 4,67:24,66 und das
der Gattungen wie die Zahlen 1: 2,6:7,2 verhält.
2. daß die Artenzahl im Westen und Osten gleich ist, während die
Gattungen nach Osten hin um 24 Prozent zunehmen.
84 4 Reptilien.
3. daß die Chelonier im Norden Europas gänzlich fehlen und sich
die Lacertilien und Ophidier hier sowie in Mitteleuropa ziem-
lich das Gleichgewicht halten.
4. daß in Südeuropa die Lacertilien fast die doppelte Zahl der
Ophidier betragen und
5. daß die Anzahl der Schlangen der der Eidechsen sowohl im
Westen als auch im Osten Europas bedeutend nachsteht und
daß diese zwei Ordnungen in beiden Gebieten ziemlich gleich stark
vertreten sind. |
Die mitunter vereinzelten Funde an isolierten, von dem Ver-
breitungsbezirk der betreffenden Art weit abliegenden Orten, wie
beispielsweise der Fang einer Vipera ammodytes bei Rosenheim und
einer aspis bei Worms, sowie der eines Blanus cinereus auf der dal-
matischen Insel Lesina, die wohl nur durch eine zufällige Verschleppung
zu erklären sind, können selbstverständlich das über die geographische
Verbreitung Gesagte nicht alterieren.
Über das Sammeln, Präparieren und Aufbewahren von
Amphibien und Reptilien.
Der Fang von Lurchen und Kriechtieren erheischt im ganzen
weit weniger Umständlichkeit, als der der Mitglieder irgendeiner
anderen Tierklasse, und wenn wir demungeachtet darüber Einiges
anführen, so tun wir dies nur aus dem Grunde, weil vieljährige Er-
fahrungen sowie lange Beschäftigung mit diesem Gegenstande doch
manche Vorteile an die Hand geben, deren Kenntnis namentlich für
den angehenden Herpetologen nicht ohne Interesse sein dürfte.
Das Sammeln von Amphibien und Reptilien kann in unserem
Klima in der Regel nur in der wärmeren Jahreszeit betrieben werden,
indem es nur ausnahmsweise, wie bei Straßen- und Bahnbauten,
bei Ausrodung von Bäumen und dergleichen gelingt, hieher gehöriger
Tiere auch im Winter habhaft zu werden, wo man sie dann allerdings
unter geeigneten Verhältnissen oft in Menge beisammen findet. Was
aber die eigentliche und gewöhnliche Sammelzeit betrifft, so ist sie
teils nach der Gegend, teils auch wieder nach den betreffenden Tieren
selbst nicht immer gleich. Im Allgemeinen erscheinen die Amphibien
früher als die Reptilien, indem die letzteren in der Regel erst bei schon
ziemlich vorgerückter Jahreszeit aus ihrem Winterschlafe erwachen,
während jene oft schon bei sehr geringer Wärme, sobald nur die Ge-
wässer eisfrei geworden sind, ihre Schlupfwinkel verlassen und auch
alsbald zur Fortpflanzung schreiten. Es wird sich daher der Fang
in den ersten schönen Tagen des Vorfrühjahres fast nur auf Lurche
beschränken, die man zu der Zeit in stehenden oder langsam fließenden
Gewässern, oft schon im Februar, in Menge findet. Im Allgemeinen
kommen aber auch hier die Anuren früher als die Urodelen hervor,
und ist der Fang derselben namentlich deshalb im Frühlinge sehr
lohnend, weil man sie dann nicht nur zum Behufe des Laichens in
beiden Geschlechtern oft in Masse im Wasser gesellig beisammen
findet, sondern auch zu der Zeit die später meist wieder verschwin-
denden äußeren Geschlechtsunterschiede sehr gut ausgeprägt er-
scheinen. Dasselbe gilt im Allgemeinen von den meist etwas später
erscheinenden Tritonen, die in ihrer vollendeten Schönheit und im
Wasser eben auch nur gewöhnlich zur Paarungszeit anzutreffen
sind. Allerdings können Amphibien mit Ausnahme des Winters auch
noch zu jeder anderen Jahreszeit erbeutet werden, obwohl dann ihr
Auffinden häufig mehr ein Werk des günstigen Zufalles als der vor-
aussichtlichen Berechnung ist. Übrigens gewähren Sümpfe und
846 Sammeln.
Uferplätze, sowie überhaupt feuchte und dumpfige Örtlichkeiten stets
Aussicht auf mehr oder weniger Erfolg, und sind in dieser Richtung
vorzüglich die frühen Morgen- und späteren Abendstunden zu em-
pfehlen, da zu der Zeit viele Lurche das Wasser oder ihre Schlupf-
winkel verlassen und am Lande nach Nahrung ausgehen. Desgleichen
findet man in schattigen und nicht zu trockenen Gegenden oft unter
größeren, nicht zu fest aufliegenden Steinen, in Erdlöchern, unter
Moos, Baumrinden und dergleichen mancherlei Amphibien, sowie
man anderseits zur Regenzeit oft deren am Lande kriechend antrifft.
Die Reptilien erscheinen, wie bereits erwähnt, meist erst im
späteren Frühjahr und wählen mit geringen Ausnahmen mehr sonnige
und trockene Orte zu ihrem Aufenthalte; namentlich sind es die
Ränder der Wälder sowie steinige, teilweise mit Buschwerk bestandene
Gegenden, welche dem Sammler die meiste Aussicht auf Erfolg ver-
sprechen und daher jedenfalls vor allem begangen werden müssen;
vollkommen wüste und vegetationslose Strecken bieten dagegen in der
Regel keine Ausbeute, schon aus dem Grunde, weil daselbst die den
Reptilien nötigen Nahrungstiere meist gänzlich fehlen. Während man
aber die Amphibien, wenigstens zur Laichzeit, oft in größer Menge
beisammen findet, ist dies bei Reptilien weit seltener der Fall? und
wenn man auch im Süden an günstigen Stellen mitunter einzelne
Arten der Saurier oft massenhaft beisammen findet, so werden doch
die Ophidier in den meisten Fällen nur vereinzelt angetroffen. Da die
Reptilien ohne Ausnahme die Wärme und den Sonnenschein lieben,
so ist ein schönes und vor allem windstilles Wetter zu einem erfolg-
reicheren Fange eine unerläßliche Bedingung und müssen dann ein-
zelne von der Sonne durchwärmte Stellen, besonders frei liegende
größere Steine, kahle Felsen und altes Mauerwerk, sowie auch die
stehengebliebenen Stumpfe gefällter Bäume einer genauen Besichtigung
unterzogen werden. Unter den angeführten Verhältnissen sind dann
an den genannten Stellen die betreffenden Tiere besonders im ersten
Frühjahre den ganzen Tag über im Freien zu finden, während die
Reptilien im Hochsommer zur Zeit der größten Hitze verkrochen
bleiben und nur in den ersten Morgen- oder späten Nachmittagsstunden
hervorkommen, ja viele ziehen sich während der heißesten Jahreszeit
zu einer Art Sommerschlaf zurück. Sehr günstig ist es, wenn nach
einem kurzen Gewitterregen plötzlich warmer Sonnenschein eintritt,
bei welcher Gelegenheit namentlich die Vipern gerne herauskommen.
Schlangen können übrigens manchmal auch in warmen, mondhellen
Nächten erbeutet werden, was besonders bei von Nagetieren lebenden
Arten vorkommt, doch gehören derlei Fänge im ganzen mehr zu den
Ausnahmen.
Der Apparat, der zum Fange von Lurchen und Kriechtieren
gebraucht wird, ist im ganzen sehr geringfügig; für erstere ist zum
Wasserfange ein Hamen oder Kötscher, wenn man überhaupt größere
Mengen erbeuten will, das einzige aber auch unentbehrliche Instrument. -
Es besteht dasselbe aus einem starken Drahtbügel, der an einen festen
Spazierstock zum Anschrauben eingerichtet wird und mit einem aus
ungebleichtem Garn verfertigten Netz versehen sein muß, dessen
Maschen zum leichten Durchtritt des Wassers möglichst weit, immer-
Sammeln. 847
hin aber auch wieder so eng sein müssen, daß die Gefangenen durch
dieselben nicht entschlüpfen können; die Weite dieses Hamens braucht
nicht bedeutend zu sein, doch ist es unumgänglich nötig, daß der
Bügel aus möglichst dickem und sehr starkem Draht gefertigt sei,
damit man, falls sich etwa Lurche in dem Schlamm des Grundes ver-
bergen, in denselben mit dem Kötscher tief hineinstoßen und das Tier
dann mit einer oft tüchtigen Partie Erdreich herausheben kann. Jst
hier das Instrument nicht hinreichend fest, so bricht es oft schon nach
einmaligem Gebrauche ab oder biegt sich wenigstens an der Einfügungs-
stelle des Bügels in störender Weise um und wird zur ferneren Dienst-
leistung bald untauglich. Es empfiehlt sich hiebei das Drahtgestell
nicht wie bei den Insektenschöpfern reifartig, sondern als gleich-
schenkeliges Dreieck mit kürzerer gerader Hinterseite und etwas
längeren in spitzem Bogen nach vorne zusammenstoßenden Außen-
seiten anfertigen zu lassen, weil man dann mit der Spitze desselben
leichter und tiefer in den Boden und allfällige Löcher des Uferrandes
eindringen kann, was namentlich beim Froschfange wichtig ist. Beim
Molchfange kann man dann entweder aufs Geratewohl mit diesem
Kötscher in dem Pflanzengewirre des
Wassers herumfahren, oder bei ein-
zelnen in Sicht befindlichen Stücken
den Netzsack zuerst nach rückwärts
über den Stock herumwerfend das be-
treffende Tier mittelst eines raschen,
von rückwärts nach unten und dann
nach oben geführten Stoßes heraus-
fischen; man trachte hiebei dem-
selben von hinten beizukommen, da es
im Gegenfalle beim Erblicken des
Hamens meistens flieht. Was den
Fangsack selbst anbelangt, so möge
man sich diesen, da derlei Gewebe
meist nur an größeren Orten in Hand-
lungen von Fischereigeräten bestellt Fig. 178.
werden können, von einer des Netzens Netzbügel offen.
kundigen Person anfertigen lassen.
Während des Nichtgebrauches kann das ganze Netz, wenn man
die entsprechend zusammengedrückten Seitenteile des Drahtbügels
mit einer Schnur festbindet, bequem in der inneren Brusttasche
des Rockes, in die es mit der Spitze nach abwärts gesteckt wird,
untergebracht werden.
Während dieser Hamen beim Fange der Amphibien sehr wesent-
liche Dienste leistet, kann er dagegen beim Sammeln der Reptilien
ganz entbehrt werden; denn wenn es auch manchmal gelingt, damit
Wasserschlangen herauszufischen, sowie Eidechsen oder im Teller
liegende Ophidier mit ihm zu bedecken, so wird man doch nur äußerst
selten in diese Lage kommen, und kann im ersteren Falle das Tier weit
sicherer mit dem Stockgriff herausgeschleudert, im letzteren aber mit
den Händen ergriffen werden. Es ist also hier der Kötscher durch-
aus unnötig, und weiß man im vorhinein, daß die zu besuchende
848 Sammeln.
Gegend vollkommen trocken und wasserlos ist, so kann man besagtes
Instrument ohne weiteres zu Hause lassen, da man dann sicher nicht in
die Lage kommt, selbes zu verwenden. Überhaupt ist beim Sammeln
der Reptilien der Fang mit freier Hand fast das einzige und sicherste
Mittel, welches namentlich bei Schlangen kaum durch ein anderes zu
ersetzen ist.
Da der Fang von Eidechsen und Schlangen ganz verschiedene
Maßnahmen erfordert, so soll derselbe für jede der beiden Ordnungen
abgesondert beschrieben werden.
Was die ersteren anbelangt, so ist für dieselben die sicherste Fang-
methode die mit der Roßhaarschlinge. Das hiezu nötige Haar ent-
nehme ich der Mähne eines weißen Pferdes, da das aus dem Schweife
zu dick ist und wegen seiner infolgedessen größeren Elastizität nament-
lich bei kleineren Eidechsen oft nicht zusammengezogen bleibt.
Für große und schwere Lacerten, wie ocellata, major und dergl., wo
letzterer Umstand nicht, wohl aber das Zerreißen einer zu feinen
Schlinge zu befürchten ist, ist das Haar allerdings dem Schwanze zu
entnehmen. Da die Anfertigung der entsprechenden Schlingen,
obwohl sehr einfach, so doch, wie ich aus Erfahrung weiß, wegen der
Elastizität des Roßhaares manchem Schwierigkeiten bereitet, so
will ich die Herstellung derselben im kurzen auseinandersetzen.
Ich nehme zu dem Ende eine nicht zu dünne Stricknadel, die ich
mit der Brust gegen den Tischrand stemme; über diese schlinge ich
dann von unten nach oben das eine Ende des Roßhaares und binde es
über der Nadel und auf derselben in einem doppelten Knoten fest zu-
sammen. Wenn man nun den auf diese Weise um die Stricknadel
geknüpften Teil des Roßhaares von jener abstreift, so hat man hiedurch
ein Öhr erhalten, von dem man dann das aus ihm hervorstehende
kurze Ende des Haares etwas über dem Knoten abschneidet; durch
dieses Öhr wird nun das lange Ende des Roßhaares hindurchgezogen
und so eine Schlinge hergestellt, deren Weite man für mittlere Lacerten
etwa auf 3—4 cm hält. Für große Eidechsen muß die Weite natürlich
auch entsprechend größer sein. Die geschilderte Schlinge kann man
nun an einem Stocke oder besser noch an einer Rute festmachen,
um dann mittelst dieser Vorrichtung die sich ruhig sonnenden Tiere
zu fangen. Da aber die sichere Befestigung des elastischen Roßhaares
am Ende der Rute meist ziem-
lich umständlich und nicht immer
so leicht ist und überdies manche
Eidechsen bei noch so vorsich-
Fangschlinge. tigem Nahen mit der Rute vor
a Roßhaar. 5 Draht, c Rute. derselben scheuen und die Flucht
ergreifen, so habe ich mir die
Sache anders eingerichtet, indem ich die Schlinge nicht unmittelbar
an den Stab, sondern zuerst an einen Draht befestige, der gut aus-
geglüht und daher sehr weich und biegsam ist.
Man kauft sich zu diesem Ende einen sehr dünnen, sogenannten
Blumendraht, jedoch nicht von der allerfeinsten, fast haarartigen
Sorte, da ein solcher, obwohl er den Vorteil einer sehr geringen Sicht-
barkeit besitzt, so doch wegen seiner Schwäche nicht ruhig bleibt,
Sammeln. 849
sondern fortwährend oszilliert, was natürlich die Sicherheit der Hand-
habung beeinträchtigt. Von diesem Drahte schneide ich nun mit
der Schere Stücke von etwa 20 cm Länge ab; an einem Ende eines
solchen Stückes bilde ich dann, indem ich etwa anderthalb Zentimeter
des Drahtes quer über eine dünne Stricknadel lege und die beiden
Drahtenden parallel nach abwärts biege unter Festhaltung der
letzteren mit einer Zange durch Drehung der ersteren ebenfalls ein
Öhr, welches ich, wenn das kurze Drahtende ganz aufgedreht ist, von
der Stricknadel abstreife. Durch dieses Drahtöhr ziehe ich nun das
freie Ende der Roßhaarschlinge und knüpfe es knapp hinter dem auf-
gedrehten Teil des kurzen Drahtendes fest, den dann noch etwa übrig
gebliebenen Haarteil abschneidend. Der Draht wird hierauf mit seinem
unteren Ende fest über eine etwa I%—2 m lange Rute derart ge-
wickelt, daß beiläufig 12 cm desselben zwischen Schlinge und Ruten-
ende frei bleiben. Es hat diese Einrichtung den großen Vorteil, daß
der dünne Draht das zu fangende Tier viel weniger geniert als das ihm
ganz genäherte weit dickere Rutenende, daß ferner die Befestigung
desselben durch Umwickeln an dem Rutenende sehr leicht und sehr
schnell bewirkt wird und daß man endlich infolge der Biegsamkeit des
Drahtes die Schlinge stets in die der Stellung der Eidechse ange-
messene Lage bringen kann. Derlei mit Schlingen versehene Drähte
pflege ich vor Exkursionen stets mehrere unter das am Innenrande der
Kopfbedeckung herumlaufende sogen. Schweißleder zu geben, von
wo aus sie jederzeit schnell und vollkommen gebrauchsfähig her-
genommen werden können.
Was die zur Befestigung des Drahtes verwendete Rute betrifft,
so ist dieselbe wohl stark aber ziemlich dünn aus einem elastischen
und markfreien Holze zu nehmen; am besten hiefür sind die sog.
Stockloden oder Wassertriebe, worunter man die unmittelbar über
dem Boden oder aus stehengebliebenen Baum- oder Strauchstrünken
meist schnurgerade emporwachsenden Zweige versteht, die gewöhnlich
auch astlos sind und daher nur von den Blättern befreit werden
müssen. Als die hiezu geeigneten Pflanzen kann man die Haselnuß
und die Esche bezeichnen, in südlichen Gegenden liefert der zur
Verfertigung der Peitschenstiele dienende Zürgelbaum (Celtis australis
L.) ein ausgezeichnetes Material. Schöne und passende Ruten sind
nicht immer so leicht zu finden und empfiehlt es sich daher, solche zu
öfterem Gebrauche aufzubewahren; ich wenigstens pflege dieselben
beim Verlassen des Fanggebietes stets an einer geeigneten Stelle zu
verbergen, um sie ein andermal gleich wieder bei der Hand zu haben
und nicht durch oft langes Herumsuchen nach einer neuen Rute
unnütze Zeit zu verlieren.
Demjenigen, der im Meere liegende, an interessanten und wert-
vollen Lacerten oft besonders reiche Inseln besucht, ist zu raten,
sich schon am Festlande mit einem hinreichenden Vorrat von Ruten
zu versehen, da derlei Inseln sehr häufig des tauglichen, ja oft selbst
jedes Holzwuchses entbehren und man hiedurch behufs geeigneter
Befestigung der Fangschlinge in arge Verlegenheit kommen kann.
Mit der Schlinge kann man selbst kleinere Schlangen, namentlich
nicht selten ruhig im Teller liegen bleibende Vipern aufheben, nur
Schreiber, Herpetologia europaea. 54
850 Sammeln.
daß hiezu ein stärkeres oder doppelt genommenes Roßhaar von-
nöten ist, ja selbst Molche habe ich damit wiederholt aus dem Wasser
herausgeholt, wozu aber eine schwarze Schlinge gehört, da das weiße
Haar im Wasser nur schwer sichtbar ist.
‚Will man nun in der obgeschilderten Weise eine Eidechse fangen,
so wartet man, bis sie ruhig liegen bleibt und womöglich die Augen
schließt, was sie, sich behaglich sonnend, meistens auch bald zu
tun pflegt. Nun tritt man derselben unter Vermeidung jeder hef-
tigen Bewegung schrittweise sehr langsam und vorsichtig näher,
und zwar in der Weise, daß der Schatten des Fängers nicht auf das
Tier fällt. Ist man so weit gekommen, daß man dasselbe mit der
Rute erreichen kann, so streift man demselben sachte die Schlinge
bis zum Halse über den Kopf und schwingt dann die Rute mit einem
plötzlichen Ruck in die Höhe. Die in der Luft zappelnde Beute
muß rasch ergriffen werden, da sich die Schlinge, namentlich bei
kleineren Eidechsen, wenn sie momentan ruhig sind, wegen zu ge-
ringen Zuges vermöge der Elastizität des Roßhaares nicht selten
erweitert und dann der Gefangene wieder entrinnt. Übrigens kann
man selbst in letzterem Falle, wenn man Geduld hat, den Flücht-
ling noch erbeuten, denn da die Lacerten sehr neugierig sind, so Kom-
men selbst die der Schlinge entschlüpften bald wieder zum Vor-
schein und ist es mir nicht selten gelungen, sogar bereits zweimal
entkommene zum drittenmale endlich dingfest zu machen. Wird
das Tier, während man sich zum Fange anschickt, unruhig, so hat
man sofort unbeweglich stehen zu bleiben, bis sich dasselbe wieder
beruhigt, um dann aufs neue sein Glück zu versuchen.
Während des Fangens verbogene oder in Unordnung geratene
Schlingen bringe ich dadurch wieder auf gleich, daß ıch, zu Hause
angekommen, in dieselben eine kurze Rolle steifen Papiers hinein-
stecke, das durch seine Elastizität auseinandergehend sich fest an
die Schlinge andrückt und dieselbe hiedurch bis zum nächsten Ge-
brauche wieder in die richtige Lage bringt.
Weit seltener wird man in die Lage kommen, sich zum Fange
der Lacerten der sog. Eidechsenfallen zu bedienen. Als solche kann
man im allgemeinen jedes größere Gefäß oder Behältnis, das eine
entsprechende Tiefe und vollkommen glatte Seitenwände hat, ver-
wenden; man kann hiezu ein großes Einsudglas, eine Blechbüchse,
ein innen glattgehobeltes Kistchen oder einen aus einer nahen Bauern-
oder Fischerhütte ausgeborgten Kupferkessel nehmen. Der betref-
fende Behälter wird dann an geeigneter Stelle so tief eingegraben,
daß sein Oberrand mit dem daranstoßenden Boden in vollkommen
gleicher Fläche liegt; als Köder wird hierauf eine Hand voll Mehl-
würmer oder auch eine Partie Insekten hineingeworfen. Von letz-
teren sind hiezu am geeignetsten solche, die entweder gar keine
oder nur eine geringe Kletterfähigkeit besitzen, von Käfern nament-
lich die Lamellikornen (Aphodius, Onthophagus, Hoplia, Anisoplia
u. dgl.) und selbstverständlich alle anderen Kerbtiere, die an glatten
Wänden nicht leicht hinaufkommen. Wegen der letzteren können
dann auch die dem Köder nachgesprungenen Eidechsen nicht mehr
heraus. In Fällen, wo die Beschaffenheit des Bodens das Eingraben
Sammeln. 851
derartiger Behälter nicht gestattet, wird derselbe einfach aufgestellt
und bis zu seinem Oberrande mit einem Aufbau von Steinen oder
Felsbrocken umgeben, der den Eidechsen den Zutritt zur Falle er-
möglicht.
Da das Tragen solcher Behälter, wenn man nicht einen eigenen
Träger bei sich hat, lästig und störend ist, so habe ich mir zur Ver-
meidung der hiemit verbundenen Unannehm-
lichkeiten eine zerlegbare Falle konstruiert. |
Ich habe mir zu dem Ende vom Klempner
eine Blechkiste von 35 cm Länge, 25 cm Breite
und 20 cm Höhe anfertigen lassen, deren fünf
Wände aber nicht zusammengelötet, sondern
unverbunden gelassen sind. An den zum An- |
einanderfügen bestimmten Seiten der einzelnen |
Blechtafeln sind etwa 3 cm lange enge Röhr-
chen angebracht, welche, wie beistehende Figur
zeigt, abwechselnd gestellt sind und beim Zu-
sammengeben der Tafeln ineinandergreifen ;
mittelst eines durch dieselben eingeschobenen |
Drahtes wird dann deren Verbindung herge-
stellt. Diese fünf Blechtafeln nehmen auf-
einandergelegt nur wenig Raum ein, können
leicht im Rucksack untergebracht und an be- ar ee
treffender Stelle zu der besagten Kiste an- „neinan rn
einandergefügt werden. Flächen zu zeigen.
Der Fang mittels solcher Fallen ist aber
nur dort lohnend, wo Lacerten in Masse herumlaufen, oder wo man
einige Zeit hindurch ausruht oder länger verweilt; wenn man in meh-
reren ist, so kann man auch die Eidechsen der Falle zutreiben, in die
sie dann, .in wilder Flucht dahinstürmend, oft in Menge hineinfallen.
Besonders geeignet erweist sich aber eine derartige Vorrichtung zum
Fange ganz kleiner Eidechsen, die mittelst der Schlinge nur schwer zu
bekommen sind, da der durch ihr geringes Gewicht auf diese ausgeübte
Zug meist geringer als die Elastizität des Roßhaares ist und sich
infolgedessen die Schlinge, sobald deren durch das Aufschnellen be-
wirkte Zusammenziehung aufgehört hat, in solchen Fällen fast immer
von selbst wieder öffnet und hiedurch natürlich das Entrinnen der
Gefangenen zur Folge hat. Man kann sich zwar bezüglich solcher
Tiere durch Verwendung einer aus einem durch Einreibung mit
Wachs etwas gesteiften Seidenfaden gemachten Schlinge behelfen,
aber eine solche ist immer zu weich, zieht sich oft nicht leicht zu
und gewährt nur selten befriedigende Ergebnisse. So kleine Ei-
dechsen können, wenn sich das Aufstellen von Fallen nicht lohnt,
überhaupt nur mit der Hand oder durch Hervorholen aus ihren
. Schlupfwinkeln, sowie durch Ausgraben erhalten werden. Dasselbe
ist auch mit den Geckonen der Fall, die man auch nur selten mit
der Schlinge erbeuten kann. Man sieht zwar manchmal auch ab und
zu einzelne derselben am Tage behaglich in der Sonne liegen, bei
ihrer großen Scheu und außerordentlichen Flüchtigkeit lassen sie
aber den Menschen nur selten nahe genug herankommen und sind
54*
Fig. 180.
852 Sammeln.
daher sicherer aus ihren Schlupfwinkeln hervorzuholen. Unter
losen Steinen und Baumrinden, unter Brettern und im Gerümpel
alter Häuser sind dieselben meist in Menge zu finden und hat man
dann nur darauf Bedacht zu nehmen, daß man das aufgedeckte
Tier, bevor es sich von seiner Überraschung erholt, rasch und so-
fort mit der Hand zudeckt.
Sehr scheue Eidechsen, die sich mit der Schlinge absolut nicht
an den Leib rücken lassen, kann man auch mittelst einer dünnen
Gerte erbeuten, mit der man dem sich ruhig sonnenden Tiere einen
raschen, aber nicht zu starken Schlag zwischen die Vorder- und
Hinterbeine, also auf die Rumpfmitte, versetzt. Dieser die Wirbel-
säule treffende Streich hat wegen der damit verbundenen Erschütte-
rung des Rückenmarkes eine sofortige Lähmung zur Folge, die das
Tier am Entfliehen hindert, nur muß man die gewöhnlich zappelnd
daliegende Eidechse rasch ergreifen, weil sie sich meist bald wieder
erholt und dann natürlich wieder das Weite sucht. Bei einiger
Übung wird man die Stärke des Schlages der Größe des Tieres
bald anzupassen verstehen und hiedurch meist den gewünschten
Zweck erreichen.
Da sowohl Schlangen als Eidechsen ihren einmal gewählten
Schlupfwinkel festzuhalten und sich von demselben selten weit zu
entfernen pflegen, so gelingt es, wenn man ein erwünschtes Stück
nicht gleich das erstemal erwischt, an den von ihm bewohnten Platz
öfters zurückkehrend, häufig doch noch dasselbe über kurz oder
lang zu erbeuten.
Beim Anfassen der gefangenen Eidechsen hat man sich sehr in
acht zu nehmen, daß man den sich meist heftig wehrenden nicht
den Schwanz abbricht; die in der Schlinge hängenden sind mit der
linken Hand zu halten, während man mit der rechten durch allmäh-
liches Zurückschieben des frei gebliebenen Teiles der Schlinge letz-
tere nach und nach so weit öffnet, daß man das Tier herausziehen
oder ihm dieselbe abstreifen kann.
Eine ganz andere Methode erfordert dagegen die Erlangung
der Schlangen; bei diesen kommt, wie schon früher erwähnt, die
Schlinge nur höchst selten zur Verwendung, und ist man bei Er-
beutung derselben fast ausschließlich auf den Fang mit der Hand
beschränkt. In den meisten Fällen werden Schlangen nicht in Be-
wegung, sondern gewöhnlich ruhig liegend angetroffen; man sucht
dann denselben womöglich von rückwärts so nahe als möglich zu
kommen. Manchmal gelingt es auf diese Weise ein Stück so zu
beschleichen, daß man es einfach mit einem raschen Griff erfassen
kann, ja mir ist einmal der gewiß sehr seltene Fall begegnet, daß
eine sich sonnende Zamenis carbonarıus so fest schlief, daß ich sie
beim Aufnehmen für tot hielt, indem sie erst beim Hineingeben in
den Sack erwachte. In den meisten Fällen wird man aber schon
früher bemerkt und die Schlange eilt in schleuniger Flucht davon,
ja sehr häufig wird man erst hiedurch zur Entdeckung derselben
geführt. Hier heißt es nun rasch vorgehen, um sich dıe erwünschte
Beute nicht entkommen zu lassen. Ist das Tier von seinem Ver-
stecke weiter entfernt und sind nicht anderweitige Schlupfwinkel in
Sammeln. 8 53
der Nähe, so gelingt es fast immer dasselbe zu erhaschen, da die. Ge-
schwindigkeit unserer Schlangen der des Menschen weit nachsteht.
Allerdings bildet hiebei auch die Bodengestaltung einen wichtigen
Faktor. In mehr oder weniger ebenem, mit wenigen Hindernissen
versehenem Terrain ist der Sammler entschieden im Vorteil, bei
gegenteiligen Verhältnissen aber wieder die Schlange, ja über felsige
und abschüssige Stellen schießt ein solches Tier oft wirklich pfeil-
schnell hinab, während ihm hier der Mensch kaum folgen kann.
Ist die Schlange eingeholt, so stellt sie sich mitunter auch wohl,
rollt sich im Teller zusammen und verteidigt sich oft durch wütende
Bisse; will man selbe vermeiden, so braucht man nur die in einen
Leinensack gesteckte Hand dem Tiere vorzuhalten, dasselbe, wenn
es hineinbeißt, sofort beim Kopfe zu fassen und daran festzuhalten.
Man stülpt hierauf den Sack über die Schlange, hält ihn hierauf
mit der linken Hand um das Tier herum fest zu und schiebt dasselbe
dann unter Loslassen des Kopfes allmählich mit der rechten ganz
in den Sack hinein, den man schließlich fest zubindet, wobei man
sich in acht zu nehmen hat, daß man bei der Gelegenheit nicht etwa
das Ende des Schweifes verschnürt. Sollte man aber beim Fange
gebissen werden, so bewege man die angegriffene Hand nicht und
mache die Zähne der Schlange durch Vorschieben ihrer Kiefer von
der erfaßten Stelle los, in welchem Falle dann der Biß nur ganz
unbedeutende, kaum blutende Spuren zurückläßt. Fährt man je-
doch mit der gebissenen Hand plötzlich zurück, so fügt man sich
hiedurch eine mehr oder weniger lange, oft stark blutende Rißwunde
zu, die man beim Ruhighalten leicht vermeiden kann.
Das hier geschilderte Verfahren bezieht sich jedoch nur auf
die giftlosen Ophidier, während die Giftschlangen eine ganz andere
Behandlung erheischen. Da die europäischen Vertreter dieser Gruppe
alle zu den plumpen und kurzschwänzigen Viperiden gehören, die sich
(vielleicht mit Ausnahme von Ancistrodon und etwa ganz kleiner
Stücke) am Schwanzende erfaßt zu der sie haltenden Hand nicht
zurückbiegen können, so ergibt sich aus letzterem Umstande auch
die Art ihres Fanges. Die meist langsam kriechende, oder, falls sie
zusammengerollt liegt, durch Berührung mit dem Stocke zum Krie-
chen gebrachte Schlange wird, sobald sie ziemlich gestreckt ist, an
der Schwanzspitze ergriffen und rasch in die Höhe gehoben, wobei
man den Arm gerade von sich streckt, um nicht etwa einen Biß
ins Gesicht zu bekommen; die also gefaßte Schlange wird dann in
entsprechender Weise versorgt.
Diese, dem Ungeübten immerhin etwas bedenklich erscheinende
Fangart habe ich nach jahrelanger Ausübung derselben später durch
eine andere, vollkommen gefahrlose ersetzt. Ich führe nämlich in
Viperngegenden stets einen Stock mit umgebogenem Handgriff und
einen gegen 30 cm langen und etwa halb so weiten Stoffsack bei mir,
dessen offenes Ende an einem 8 cm langen und 3 cm im Durchmesser
haltenden Blechrohr, das nach außen zu durch einen gut passenden
Korkstöpsel verschlossen wird, fest und sicher angebunden ist. Um
ein allfälliges Abgleiten des Sackes zu verhüten, sind die Ränder
des Rohres durch eine nach außen gebogene, etwa 3—4 mm breite
854 Sammeln.
und festgelötete Umstülpung etwas verdickt. Komme ich nun an
eine Örtlichkeit, wo Giftschlangen zu erwarten sind, so trage ich
den Stock umgekehrt mit dem Griffe nach abwärts in der rechten
Hand, während ich den obgeschilderten Sack mit abgenommenem
Stöpsel in der linken äußeren Rocktasche bereithalte. Stoße ich
dann auf eine Viper, so wird dieselbe mit dem Stockgriff am Boden
angedrückt und der Sack mit der linken Hand sofort in der Weise
herausgenommen, daß ich das geschlossene hintere Ende desselben
festhalte, das offene Rohrende dagegen nach unten hängt. Da die
Schlange hiebei den Kopf ohnedies ab und zu in die Höhe hebt, so
gelingt es meist bald ihr das Blechrohr über denselben zu stülpen
und sie hierauf durch Nachhilfe mit dem Stocke zum Hineinkriechen
in den dann losgelassenen und am Boden liegenden Sack zu be-
wegen; ist dieses geschehen, so drücke ich, um ein Entweichen der
Schlange zu verhindern, den Sack unmittelbar unter dem Rohre
mit dem Stock fest an den Boden an, schiebe dann den Korkstöpsel
hinein und das Tier ist gefangen. — Auf diese Weise kann man
die Vipern, ohne sie zu berühren und sich der mindesten Gefahr aus-
zusetzen, sehr einfach in Sicherheit bringen. Es wird dann der
Sack, nachdem er vorerst unter dem Rohre fest zugebunden wird,
von diesem herabgenommen und behufs eines etwaigen neuerlichen
Fanges durch einen anderen leeren ersetzt.
Die mitunter empfohlene Methode, die Giftschlangen beim
Fange mit dem Stock niederzudrücken und dann hinter dem Kopfe
zu ergreifen, ist nicht nur wegen des auf den Hals des betreffenden
Tieres ausgeübten Druckes demselben sehr nachteilig, sondern auch
durchaus nicht ungefährlich; denn die sich der erfassenden Hand zu
erwehren suchende Viper pflegt nicht selten die Äste des Unterkie-
fers einander so zu nähern, daß hiedurch ihre Giftzähne beiderseits
über denselben hervorragen und dann leicht die Finger des Fängers
erreichen können.
Auf alle Fälle ist sowohl beim Eidechsen- als auch beim Schlan-
genfang das betreffende Sammelgebiet unter Vermeidung jeder hef-
tigen oder auffallenden Bewegung und unter scharfem, nach allen
Seiten späihendem Umschauen vorsichtig und langsam zu begehen,
um die in Aussicht stehenden Tiere womöglich zu entdecken, bevor
sie ihren Feind erblicken und sich infolgedessen zur Flucht wenden,
da sie dann natürlich weit schwieriger zu erbeuten sind. Die hiezu
nötige Ausrüstung ist, wie aus dem vorigen ersichtlich, die einfachste,
die man sich für einen Naturforscher denken kann; für kleinere,
nur einen halben Tag währende Ausflüge ist man in unseren Breiten
mit 3—4 Schlingen im Hute, einem Stock in der Hand und einigen
Säcken in der Tasche vollkommen ausgestattet. Die zur Unter-
bringung der Gefangenen dienenden Säcke sind natürlich diesen
entsprechend herzustellen und kann der hiezu dienende Stoff sehr
verschieden sein. Für nicht zu große Eidechsen empfiehlt sich mehr
ein leichtes, durchsichtiges Gewebe, das unter dem Namen Tüll
oder Gaze überall erhältlich ist. Nur müssen hiebei die Maschen
sechseckig sein, da bei sich senkrecht durchkreuzenden Fäden die
letzteren von den Lacerten mit ihrer spitzen Schnauze leicht aus-
Sammeln. 8 55
einandergeschoben werden und dann die Gefangenen entfliehen
lassen. Sehr empfehlenswert ist hiezu das zum Durchbeuteln des
Mehles dienende sog. Müllertuch, das, aus weißen Seidenfäden in
verschiedener Dichte verfertigt, sehr fest und stark, dabei aber
leider sehr teuer ist. Wer zufällig in der Nähe eines größeren Mühlen-
werkes wohnt, kann übrigens Reste oder mit einem kleinen Fehler
versehene und daher ausgeschiedene Stücke dieses Stoffes leicht zu
einem billigen Preis, ja wenn er daselbst einen guten Bekannten
hat, auch umsonst erhalten. Von diesem Gewebe sind die dichteren
Sorten selbst für die größten Schlangen absolut sicher und gewähren
dabei noch den großen Vorteil der Durchsichtigkeit. Die Säcke
mögen übrigens aus was immer für einem Stoffe sein, so ist darauf
zu sehen, daß sie fest und sicher mit doppelt umgelegter Naht ver-
näht sind und müssen dieselben vor dem Gebrauche auf ihre Fehler-
losigkeit stets sorgfältig untersucht werden; der Bequemlichkeit
halber empfiehlt es sich auch, das zum Zubinden derselben die-
nende Band etwas unter der Öffnung an einer Stelle festzunähen;
das Durchziehen einer Schnur durch die umgenähte Sacköffnung
ist nicht so gut, da sich selbst durch festestes Zusammenziehen
niemals ein so absolut sicherer Verschluß herstellen läßt, wie durch
das Binden unter der Sackmündung.
Die Länge der Säcke ist derart zu halten, daß dieselbe die Breite
etwa um das Doppelte übertrifft; kürzere oder gar quadratische
Säcke sind höchst ungeschickt, da sie beim Zubinden den für die
Gefangenen bleibenden freien Raum zu sehr beschränken.
In derlei durchsichtige Beutel pflege ich namentlich die ge-
fangenen Eidechsen zu geben und können in einen von den Dimen-
sionen des obgeschilderten Vipernsäckchens im Notfalle 10—ı12 Stück
von muralis-Größe untergebracht werden. Beim Hineingeben der
Tiere hat man natürlich sehr acht zu geben, daß von den bereits im
Sacke befindlichen nicht wieder welche entwischen. Man drängt
zu dem Ende die bereits gefangenen mit der linken Hand in den
unteren Teil des Sackes, hält denselben mit den drei letzten Fin-
gern über ihnen zu und gibt dann den neuen Ankömmling in den
oberen freien Teil des Beutels hinein; hiebei ist derselbe mit dem
Daumen und Zeigefinger der rechten Hand hinter dem Kopfe zu
halten, ihm mit eben diesen Fingern der Linken die Mündung des
Sackes über den Kopf zu stülpen und das Tier auf diese Weise vor-
sichtig nach und nach so weit hineinzuschieben, bis’ der Rumpf
desselben geborgen ist, worauf es dann losgelassen von selbst weiter
hineinschlüpft und der dann oben rasch zugehaltene Beutel wieder
zugebunden wird. Bei großen Eidechsen hat man sich während
dieser Manipulationen vor deren Bissen zu schützen, die, obwohl
nicht gefährlich, so doch bei der Kraft ihrer Kiefer und wegen der
Hartnäckigkeit, mit der sie den einmal erfaßten Körperteil festhalten,
immerhin nicht angenehm sind; auch ist hiebei oft das Verbeißen
in das Säckchen sehr lästig und dem schnellen Unterbringen der
Tiere hinderlich. Durch Anblasen mit Tabakrauch kann man übri-
gens häufig das Loslassen der also Verbissenen herbeiführen. Die
mit Gefangenen gefüllten Säckchen pflege ich, um ihnen mehr Be-
856 Sammeln.
wegungsfreiheit zu gestatten, wenigstens so lange ich im Fanggebiete
bin, nicht einzustecken, sondern in einem Knopfloche des Rockes
frei aufgehängt zu tragen. Natürlich können statt der Tüllbeutel
auch Leinwandsäckchen benutzt werden, nur daß in diesem Falle
die geschilderten Manipulationen durch die Undurchsichtigkeit des
Stoffes erschwert werden.
Für Schlangen verwende ich gewöhnlich weißen Baumwollen-
battist, der sehr dicht und stark, dabei aber doch so durchscheinend
ist, daß er, gegen das Licht gehalten, das darunter befindliche Tier
leicht erkennen läßt; die Größe derselben übertrifft natürlich die
für die Eidechsen gebräuchlichen mehr oder weniger. In Gegenden,
die reiche Ausbeute versprechen, führe ich außer zahlreichen Ei-
dechsenbeuteln für Schlangen noch große, bis I m lange und etwa
20 cm breite starke Leinensäcke mit. Ist in einem solchen die zu-
erst gefangene untergebracht, so wird sie durch Schütteln und
Streifen mit den Händen bis auf den Grund des Sackes befördert
und dieser dann über dem Tiere zugebunden. Beim zweiten Stück
verfährt man ebenso, schnürt über demselben zu, löst aber dann
die Verschnürung ober der ersten auf; in dieser Weise fährt man
dann fort, bis der Sack etwa bis zur Hälfte gefüllt ist. Ein noch
weiteres Hineingeben von Tieren ist nicht angezeigt, da dieselben
hiedurch allzusehr aufeinander drücken und auch zu wenig Bewegungs-
raum haben. Bei kleineren Schlangen, die aus so langen Säcken ohne-
dies nicht herauskriechen können, ist jedoch ein Zubinden über den
einzelnen Stücken nicht nötig, wenn man den Sack, ohne daß er
den Boden berührt, hängend hält. Übrigens kann man sich auch
ohne Einschnürungen behelfen, wenn man den oben zugebundenen
Sack beim Hineingeben der einzelnen Tiere nur so weit öffnet, daß
man sie gerade mit dem Kopt durchstecken und dann durch Nach-
schieben mit der Hand weiter befördern kann. Gittschlangen läßt
man durch das geöffnete Rohr des Fangsäckchens in den großen
Sack kriechen oder schüttelt sie auch nach Entfernung der Blech-
röhre einfach in denselben hinein.
Sowohl bei Schlangen als auch bei Eidechsen ist übrigens der
Grundsatz festzuhalten, niemals Tiere von zu verschiedener Größe
zusammenzugeben, da in diesem Falle leicht die schwächeren durch
die stärkeren erdrückt werden; besonders wertvolle und kostbare
Stücke sind am besten einzeln in kleineren Säcken zu verwahren.
Die Unterbringung der mit gefangenen Reptilien versehenen
Säcke geschieht bei kürzeren Ausflügen und geringem Sammel-
ergebnis in den Rocktaschen, bei längeren Partien und reichlicherer
Ausbeute am besten in einem Rucksacke, wobei nur darauf zu sehen
ist, daß die größeren und schwereren Tiere nach unten, die kleineren
und leichteren dagegen nach oben zu liegen kommen. Auch eine
Botanisierbüchse kann eventuell hiezu verwendet werden, ist aber
weit weniger praktisch, denn abgesehen davon, daß sie nicht fest-
sitzt, sondern fortwährend hin und her schlenkert, fällt sie auch
bei allfälligem Bücken in störender Weise nach vorne und hat außer-
dem noch den großen Übelstand, daß sie von der Sonne beschienen
in ihrem: Inneren eine wahre Bratwärme entwickelt, die den darin
Sammeln. 857
befindlichen Tieren, wenn sie nur etwas anhält, unfehlbar den Tod
bringt. Dies tritt namentlich bei Amphibien leicht ein und soll daher
eine solche Blechbüchse sobald Sonnenschein eintritt, wenigstens
unter dem darüber gehängten Rock oder Plaid getragen werden.
Lurche sind überhaupt nur in nassen, mit feuchtem Moos oder
Wasserpflanzen gefüllten Leinwandsäcken transportabel, die über-
dies von Zeit zu Zeit auf ihren Zustand untersucht werden müssen
und bei allfälligem Trockenwerden sofort wieder zu befeuchten sind.
Am besten werden sie hiezu einfach ins Wasser getaucht und wenn
sie herausgenommen ordentlich abgetropft sind, wieder an Ort und
Stelle gebracht. Noch mit Kiemen versehene Larven lassen sich
am besten in mit stark genäßtem Moose gefüllten Blechbüchsen
nach Hause bringen.
Fußlose Lacertilien werden wie die Schlangen behandelt, ver-
langen aber wegen ihrer geringen Geschmeidigkeit verhältnismäßig
größere Säcke.
Über den Fang der Chelonier ist kaum etwas zu sagen. Land-
schildkröten werden einfach aufgenommen und in ein Tragnetz oder
einen Sack gegeben, Wasserschildkröten, wenn sie, wie es manch-
mal vorkommt, in kleinen Tümpeln in Menge herumschwimmen,
mit dem Hamen herausgefischt; natürlich muß derselbe stärker
sein, als der für den Amphibienfang bestimmte und ist am besten
hiezu ein sog. Handnetz zu verwenden. Kommen die betreffenden
Tiere aber nicht so häufig vor, so ist es am besten, sich behufs deren
Erwerbung an Fischer zu wenden, die sie ab und zu gelegentlich er-
beuten und, da sıe als Nahrung gewöhnlich nicht besonders geschätzt
sind, gerne gegen eine geringe Entlohnung abgeben. Mitunter können
Sumpfschildkröten in mondhellen Nächten in der Nähe des Wassers
auch am Lande angetroffen werden. Da beim Verzehren der Fische
durch Chelonier die sich hiebei loslösenden Schwimmblasen der er-
steren oft auf die Oberfläche steigen, so geben solche am Wasser
treibende Blasen meist ein ziemlich sicheres Kennzeichen für das
Vorhandensein dieser Tiere ab und sind daher betreffs Erhaltung
derselben namentlich solche Gewässer in Aussicht zu nehmen.
Auf längeren Sammelreisen durch reptilienreiche Gegenden kann
man selbstverständlich die ganze Ausbeute nicht immer mitschleppen,
sondern ist genötigt, seinen Fang ab und zu nach Hause zu senden,
wobei natürlich schon früher Vorsorge zu treffen ist, daß die Tiere
bei ihrer Ankunft sofort von kundiger Hand ausgepackt und entspre-
chend untergebracht werden. Die Verpackung geschieht in den ob-
geschilderten Säcken, die aber, um das Schütteln auf der Reise zu
vermeiden, bei Reptilien mit schwach angefeuchtetem Moose locker,
bei Amphibien jedoch mit stärker genäßtem ziemlich dicht zu füllen
sind. Da die in einer entsprechend großen Kiste verpackten Säcke
beim Transport durch die Erschütterung des Fahrens, sowie durch
Stürzen und Aufstellen der Kiste in Waggons oder auf Schiffen leicht
zusammensinken und hiebei manches erdrückt werden kann, so emp-
fiehlt es sich, die einzelnen Säcke in mehrere kleine Schachteln oder
Büchsen zu geben und diese dann in der mit einigen Luftlöchern
versehenen Versendungskiste fest und unbeweglich zu verpacken.
858 Sammeln.
Dasselbe Resultat kann auch dadurch erreicht werden, daß man
die Hauptkiste inwendig in mehrere, bis auf den Deckel reichende
Fächer teilt. Wer übrigens die Tiere nicht lebendig braucht und
auf schön und naturgemäß präparierte Stücke nichts hält, kann
seinen Fang auch an Ort und Stelle in Alkohol töten und in die
Konservierungsflüssigkeit einlegen.
Kleinere Mengen können aber immerhin auf nicht gar zu langen
Reisen lebend mitgeführt werden, in welchem Falle denselben aller-
dings eine entsprechende Pflege zu teil werden muß. Schlangen und
die meisten Amphibien sind in dieser Richtung nicht heiklich und
können ganz gut in den Fangsäcken belassen werden, nur darf man
deren nicht zu viele zusammengeben und hat die Lurche beständig
feucht zu halten. Die mehr zarten und empfindlichen Eidechsen
erfordern dagegen schon eine sorgfältigere Behandlung. Zu deren
Erhaltung werden dieselben in wenigen Stücken in etwas größere
Tüllsäcke gegeben, in denen man sie der Luft und der Sonne aus-
setzen, bespritzen und auch füttern kann. Diese Gazebeutel werden
bei einer Seefahrt am Bord des Schiffes, in dem jeweiligen Stand-
quartier aber an passenden Stellen im Freien aufgehängt und wo
dies nicht tunlich, am besten in Körben untergebracht. Am ge-
eignetsten sind hiezu etwas höhere Körbe, in denen die Säckchen
teils auf QOuerstäben, teils am Innenrande aufgehängt und hiedurch
sowohl vor gegenseitigem Druck als auch vor stärkeren Erschütte-
rungen während der Fahrt bewahrt werden.
Verweilt man länger an einem Orte, den man sich etwa als
Mittelpunkt seiner Sammeltouren ausgewählt hat, so ist es sehr er-
wünscht, die Tiere während dieser Zeit in einem
Käfige unterzubringen; da aber die Mitnahme
eines solchen kaum tunlich ıst, so habe ich mir
zu dem Ende einen in jedem Koffer oder selbst
in einem etwas größeren Rucksack leicht Platz
findenden Behälter konstruiert. Ich habe mir
nämlich hiefür zwei gleichgroße, kreisrunde, etwa
20 cm im Durchmesser haltende Holzscheiben und
dazu einen zylindrischen, 35 cm langen Tüllsack
von gleichem Umfang machen lassen. Die Ränder
der Scheiben sind mit einer nicht zu seichten
Rinne versehen, während die beiden Mündungen
des Sackes, teils der größeren Festigkeit halber,
teils um das Abgleiten zu verhindern, um eine
Fig. 181. Schnur genäht sind. Die eine dieser Scheiben ist
Zusammenlegbarer in der Mitte mit einer 3 cm weiten, runden, durch
Tüllkäfig. einen Korkstöpsel verschließbaren Öffnung und
am Umfange mit drei in gleicher Entfernung
stehenden, durch Drahtösen oder Löcher gezogenen 20—25 cm
langen Schnüren versehen, die an ihren freien Enden zusammen-
geknüpft werden. Wenn man nun die freien Ränder des Sackes
in den Umfangsrinnen je einer Holzscheibe festbindet, und dann
dieselben voneinander abhebt, so erhält man hiedurch einen zylin-
drischen Gazebehälter (Fig. 181), der etwa den zu Beleuchtungs-
Präparieren. 859
zwecken dienenden Papierlaternen gleicht und am Vereinigungs-
punkt der drei Schnüre aufgehängt werden kann. In diesem auf
die geschilderte Weise hergestellten Käfige können Eidechsen sehr
gut untergebracht werden, und wenn man noch den Boden mit
einer 2—3 Finger hohen Moosschichte bedeckt, in die sich die Tiere
bei Nacht oder ungünstiger Witterung verkriechen können, so be-
finden sie sich daselbst ganz wohl und halten, wenn sie öfters be-
spritzt und gefüttert werden, darin lange Zeit aus.
Die einzige Schwierigkeit bei diesem Behälter bildet die Heraus-
nahme der Gefangenen; wenn man dies aber zu einer Zeit vornimmt,
wo sie verkrochen sind, so können sie, wenn man nach Ablösen der
Oberscheibe den Rand des Sackes mit der linken Hand festschlie-
Bend an die Handwurzel der rechten andrückt, mit dieser aus ihren
Verstecken nicht unschwer hervorgesucht werden. Wo mir zufällig
ein großes Blechbecken oder eine Badewanne zur Verfügung stand,
habe ich die Tiere einfach in diese entleert und dann die an den
glatten Wänden vergeblich Emporstrebenden ohne Mühe heraus-
geholt. Nach Entleerung des Käfiges werden die Holzscheiben
aufeinandergelegt und eingepackt.
Wenn die erbeuteten Tiere nicht für Aquarien oder Terrarien,
sondern nur für die Sammlung bestimmt sind, so können dieselben,
wie schon oben erwähnt, gleich nach ihrem Fange in Weingeist
geworfen werden, was aber, sobald man mehr sammelt, meist schon
wegen der Größe der zu dem Zwecke mitzutragenden Gefäße un-
tunlich erscheint. In der Regel werden auch solche Tiere lebend
nach Hause gebracht und erst hier getötet. Das beste und ein-
fachste Tötungsmittel ist der Weingeist, der jedoch nicht für alle
Fälle gleich stark zu nehmen ist. Amphibien, denen durch hoch-
gradigen Alkohol so viel Wasser entzogen wird, daß sie sich hie-
durch in oft ganz entstellender Weise zusammenziehen und ein-
schrumpfen, sind nur in ganz schwachem Weingeist zu töten und
ist hiezu am besten ein solcher zu verwenden, der durch schon län-
geren Gebrauch eine tief weingelbe Färbung angenommen hat.
Man wirft zu dem Ende das Tier in ein entsprechend großes, etwa
zur Hälfte mit der genannten Flüssigkeit gefülltes Glas, das bei
Anuren, um das Herausspringen zu verhindern, mit einem nicht zu
leichten Gegenstand zugedeckt werden muß; in wenigen Minuten
hat dann der Lurch ausgerungen.
Für Reptilien dagegen ist, um ihnen den Todeskampf tunlichst
abzukürzen, ein möglichst starker Alkohol zu verwenden; der im
Handel als sog. denaturierter Weingeist käufliche Brennspiritus ge-
nügt übrigens hiezu. Die Tiere werden in ein nicht zu großes Glas
gegeben, das, nachdem man dessen Mündung durch einen henkel-
losen Trichter geschlossen hat, durch Hineingießen von Alkohol bis
zum Rande gefüllt wird; bei stärkeren Tieren ist der Trichter vor
der Füllung festzubinden oder nach derselben zu beschweren. Da
- das hineingegebene Tier stets etwas Flüssigkeit verschluckt, so sinkt
diese nach kurzer Zeit wieder unter den Rand herab und muß infolge-
dessen wieder frisch nachgefüllt werden, damit der so entstandene
Luftraum von dem eingeschlossenen Reptil nicht zur Atmung be-
860 Präparieren.
nutzt werden kann; dies muß öfters und so lange geschehen, bis das
Gefäß bis zum äußersten Rande gefüllt bleibt. Eidechsen werden
auf diese Weise in kurzer, Schlangen und Schildkröten jedoch erst
in längerer Zeit getötet. Sollte nach Herausnahme des Tieres der
Schwanz noch Reflexbewegungen machen, so ist dasselbe wieder in
den Weingeist zurückzugeben und so lange darin zu belassen, bis
vollkommene Bewegungslosigkeit eingetreten ist. Statt in der hier
geschilderten Art zu verfahren, kann man auch die in Säcken ein-
gebundenen Reptilien in das betreffende Glas geben, wobei nur
darauf zu sehen ist, daß dieselben durch den dann hineingegossenen
Weingeist vollkommen überdeckt werden. Von manchen Seiten
werden zur Tötung der Tiere auch betäubende Flüssigkeiten, wie
Äther, Chloroform, Schwefelkohlenstoff u. dgl. empfohlen, die man
in das die Reptilien enthaltende Glas in geringer Menge hineinträuft,
worauf dann dasselbe, um das Entweichen der aus den genannten Sub-
stanzen entstehenden Dämpfe zu verhüten, gut verschlossen wird. Ob-
wohl dieses Verfahren sehr rasch zum Ziele führt, so kann ich dasselbe
doch niemandem raten, da hiedurch die betreffenden Tiere solche
Krämpfe bekommen, daß sie ganz verzerrt werden und später kaum
oder auch gar nicht mehr in eine ordentliche Lage zu bringen sind.
Bevor man nun die getöteten Tiere in die zu ihrer definitiven
Aufbewahrung und Aufstellung bestimmten Gläser gibt, sind Ei-
dechsen und Schlangen, um das Eindringen der Konservierungs-
flüssigkeit in das Innere des Körpers zu bewirken, vorerst mit einer
feinen, spitzen Schere aufzuschneiden. Bei ersteren genügt ein
einziger, etwa den dritten Teil der Bauchlänge öffnender, von hinten
nach vorne geführter Längsschnitt, bei letzteren sind aber je nach
der Größe und Stärke derselben mehrere, bei kleineren Schlangen
in Abständen von 4—5 cm etwa I cm lange, bei größeren dagegen
in etwa I2 cm Abstand 2 cm lange derlei Schnitte zu führen. Trifft
ein solcher Schnitt zufällig das Herz, so entsteht eine ziemlich starke
Blutung, bis zu deren Aufhören das Tier in schon verunreinigten
Weingeist zu legen ist. Bei abgemagerten Stücken kann man auch
durch Ausstopfen die ursprüngliche Körperform wieder herstellen,
wenn man durch die Schnittspalten mittelst einer bei kleinen Exem-
plaren dünnen, bei größeren aber stärkeren Stricknadel nach vorne
und hinten zu lose reine Watte hineinstopft, nachdem man früher
durch Hin- und Herschieben der Nadel hiefür Raum geschaffen hat.
Namentlich werden Eidechsen hinter den Vorderbeinen durch Aus-
stoßen der Luft während des Todeskampfes fast immer etwas ein-
gefallen und ist hier durch Einführen von Watte diesem das Prä-
parat entstellenden Übelstande leicht abzuhelfen; auch dringt durch
die Watte der Alkohol viel leichter in die Leibeshöhle des Tieres
ein und gewährt hiedurch für die Erhaltung desselben eine größere
Sicherheit. Selbstverständlich darf man in dieser Richtung nicht
des Guten zuviel tun, damit hiedurch nicht der natürliche Habitus
beeinträchtigt wird.
Statt des Ausstopfens kann auch das Injizieren des Präparates
mit Weingeist angewendet werden. Man bedient sich dazu der ge-
wöhnlichen kleinen, in Glashandlungen oder Apotheken käuflichen
Präparieren. 861
gläsernen, besser aber metallenen Injektionsspritzen, an denen lange
und dünne Ausflußröhrchen von verschiedener Stärke ansteckbar
sind. Mit einer solchen Spritze wird dann durch Mund und After
so viel von der Konservierungsflüssigkeit eingeführt, bis das Tier
hiedurch die gewünschte Form und Stärke erhalten hat. Im ersteren
Falle wird das Rohr der Spritze tief in den Hals geschoben und dieser
hiebei fest zugehalten; bei der Einspritzung durch den After ist ein
Zuhalten weniger nötig. Da man aber dabei die Formung des Prä-
parates weit weniger in seiner Gewalt hat, dasselbe sehr leicht zu
plump ausfällt oder durch Ausfließen der eingespritzten Flüssigkeit
wieder die ursprüngliche Gestalt annimmt, außerdem noch mehr
oder weniger steif und ungelenk wird und infolgedessen oft nur
schwer in eine gefällige Stellung gebracht werden kann, so ziehe
ich im allgemeinen das Stopfen vor, da durch dieses alle zuletzt
erwähnten Übelstände vermieden werden.
Letzteres, sowie das Injizieren ist besonders bei Schlangen
nötig, die durch längeres Fasten zu beiden Körperseiten die das
Präparat sehr entstellende sog. Hungerfalte zeigen. Beim Stopfen
lege ich das Tier auf den Rücken, hebe die mit dem Daumen und
Zeigefinger der linken Hand vor einem Einschnitt gefaßte Bauch-
haut in die Höhe, mache den hiedurch erhaltenen Raum durch
öfteres Hin- und Herschieben der Stricknadel frei und stopfe dann
so lange Watte hinein, bis die oberwähnte Falte ausgeglichen ist.
Man gebe aber nach und nach stets nur kleine Partien locker ge-
zupfter Baumwolle hinein, da sonst leicht knotenartige Ballen ent-
stehen, die von außen als entstellende Anschwellungen sichtbar sind
und auf alle Fälle wieder durch die Pinzette oder einen am Ende
zugespitzten und hakig umgebogenen Draht herausgenommen wer-
den müssen; der vorderste Halsteil wird durch den Mund gestopft.
Beim Präparieren der Viperiden hat man sich vor einer even-
tuellen Verletzung durch die Giftzähne in acht zu nehmen und darauf
zu sehen, daß dieselben bei allen durch den Mund vorgenommenen
Verrichtungen stets am Gaumen angelegt bleiben.
Dieses hier geschilderte Verfahren kann höchstens bei ganz
kleinen Reptilien unterlassen werden, obwohl auch bei diesen das
Aufschneiden behufs deren Konservierung größere Sicherheit bietet.
Sieht man hievon ab und wirft die Tiere ohne weiteres in Wein-
geist, so werden sie nur in seltenen Ausnahmsfällen schön und rein
erhalten bleiben. Da nämlich der Alkohol durch die ziemlich derbe
Haut nur langsam eindringt, so entwickeln sich im Innern, nament-
lich zu wärmerer Jahreszeit, Fäulnisprozesse, die in erster Instanz
zur Bildung von Gasen führen; diese steigen nun empor und treiben
die Oberhaut in Gestalt größerer oder kleinerer Blasen auf, welche
das Präparat nicht nur verunstalten, sondern durch ihre leichte
Ablösung dann die darunter befindliche hellere Haut bloßlegen.
Bei weiter fortgeschrittener Zersetzung bilden sich besonders am
Bauche blutunterlaufene Flecken, die mitunter selbst platzen und
dann eine jauchenartige, die Konservierungsflüssigkeit verunreini-
gende Masse absondern. Große und starke, zumal im Hochsommer
eingelegte Tiere werden natürlich viel leichter schlecht als kleinere
862 Präparieren.
und in kälteren Monaten präparierte. Die größte Sorgfalt erheischen
aber trächtige Stücke, da die in ihnen enthaltenen Eier einen wahren
Verwesungsherd darstellen; letztere müssen unbedingt herausge-
nommen und der hiedurch entstandene Hohlraum durch Ausstopfen
mit Watte gefüllt werden. In gleicher Weise sind auch im ange-
fressenen Zustande gefangene Schlangen zu behandeln. Endlich
vermeide man noch unmittelbar vor der Häutung stehende Tiere ein-
zulegen, da bei diesen die oberwähnte Ablösung der Oberhaut am
häufigsten eintritt; man warte in diesen Fällen womöglich den Eintritt
der Häutung ab, der sich durch eine Trübung der Färbung, bei Schlan-
gen aber namentlich durch das Weißwerden der Augen ankündigt.
Sollten sich trotz aller Vorsichtsmaßregeln dennoch Blasen
bilden, so sind die davon betroffenen Exemplare herauszunehmen,
die Blasen aufzustechen und behutsam auszudrücken, desgleichen
noch ihr flüssiger Inhalt durch Betupfen mit Stückchen von Lösch-
papier möglichst aufzusaugen, wodurch sich dann die aufgetrieben
gewesene Oberhaut wieder fest anlegt. Wenn dann nach gewöhn-
lich ein- bis zweistündigem Freiliegen die so behandelte Stelle voll-
kommen getrocknet ist, so wird sie mittelst eines feinen Haarpinsels
mit einer Lösung von Gummi arabicum überstrichen und das Tier
erst nach vollständiger Trocknung dieses Anstriches wieder in die
Konservierungsflüssigkeit gegeben; tut man dies vor der besagten
Zeit, so wird der ım Alkohol unlösliche flüssige Gummianstrich
durch die Einwirkung des ersteren weiß und bildet dann abermals
einen mißfarbigen, entstellenden Flecken. — Im allgemeinen sind
Schlangen viel heiklicher als Eidechsen und erfordern behufs ihrer
Präparierung eine weit größere Aufmerksamkeit als diese.
Bei Amphibien sind alle bisher angegebenen Vorsichtsmaß-
regeln nicht nötig, da wegen ihrer dünnen Hautbedeckung das Kon-
servierungsmittel den ganzen Körper bald durchdringt und daher
ein Schlechtwerden des Präparates nicht zu befürchten ist.
Von den in der geschilderten Weise behandelten Tieren können
nun die Schlangen ohne weiteres in die zu ihrer definitiven Auf-
bewahrung bestimmten Gläser gegeben werden. Man füllt zu dem
Ende dieselben auf etwa zwei Drittel ihres Rauminhaltes mit star-
kem Weingeist, faßt die Schlange mit der linken Hand am Kopfe
und mit der rechten am Schwanzende, so daß ihre beiden Hälften
ziemlich vertikal und parallel nach abwärts hängen und senkt dann
die hiedurch entstehende, etwa der Körpermitte entsprechende Bie-
gung bis auf den Boden des Gefäßes hinab; indem man nun die den
Kopf enthaltende Körperhälfte in den Vordergrund, die den Schwanz
enthaltende aber in den Hintergrund des Gefäßes bringt, gibt man
zugleich beiden Teilen derart hin- und hergehende Biegungen, daß
die der Vorderhälfte denen der Hinterhälfte entgegengesetzt laufen
und sich daher gegenseitig nicht decken, so daß auf diese Art die
Schlange in etwa wiederholt achtförmigen Windungen das Glas von
oben bis unten durchaus gleichmäßig ausfüllt, wodurch das ganze
Tier nicht nur vollständig sichtbar wird, sondern das Präparat auch
eine sehr hübsche und gefällige Form erhält. Natürlich muß das
Glas während dieser Arbeit ganz gefüllt werden und kann die letz-
Präparieren. 863
tere durch Nachhelfen mit einem am Ende kurzhakig umgebogenen,
mäßig dicken Draht erleichtert und gefördert werden. Sollte aber
die Schlange stark zusammensinken und den Zylinder nicht schön
und vollständig ausfüllen, so kann man sie auch zwischen einen in
denselben geschobenen Glasstreifen einklemmen, wobei der hiedurch
verringerte Spielraum das Verharren des Präparates in der ihm ge-
gebenen Stellung wesentlich erleichtert. Nach dem Erhärten des
Tieres kann derselbe wieder herausgenommen ebensogut aber auch
darin gelassen werden.
Das nun endgiltig fertige Präparat wird hierauf verschlossen
und weggestellt. Da aber die Schlangen, teils durch ihr Gewicht,
teils durch Zusammenziehung im Alkohol, nach einiger Zeit häufig
etwas zusammensinken und infolgedessen tiefer herabsinken, so kann
man diesem Übelstande dadurch vorbeugen, daß man die obersten
Partien des Tieres, namentlich aber dessen Kopfteil durch eine oder
nötigenfalls auch mehrere Roßhaarschlingen an ein unter dem Deckel
des Glases angebrachtes QOuerstäbchen hängt. Bei diesem Verfahren
entsteht aber besonders bei schwereren Stücken durch den Zug nach
abwärts in dem in der Schlinge hängenden Halsteile fast immer ein
mehr oder weniger tiefer Einschnitt, der die Reinheit des Präparates
stört; ich pflege daher dasselbe anfangs lieber sich selbst zu überlassen,
falls es sich aber senkt, nach dessen vollkommener Erhärtung wieder
herauszunehmen, und dann den Boden des Gefäßes mit so viel Glas-
platten zu belegen, als nötig sind, um das daraufruhende Tier in der
entsprechenden Höhe zu erhalten.
Eine weit umständlichere Behandlung erheischen dagegen die
Eidechsen ; dieselben müssen vor ihrer Einverleibung in die Sammlung
nicht nur aufgeschnitten, eventuell gestopft oder injiziert, sondern,
damit sie sich in einer gefälligen und naturgemäßen Stellung präsen-
tieren, auch aufgespannt werden. Ich bediene mich zu dem Ende
dünner Korkplatten, welche ich in Streifen schneide, die in ihrer
Länge und Breite dem Innenraum des für das Tier bestimmten Glases
entsprechen. In Ermangelung von Kork kann man auch dünne
Brettchen weichen Holzes verwenden. Diese Spannstreifen dürfen
aber nicht zu knapp in das Glas hineinpassen, sondern sind eher etwas
schmäler als dessen innere Weite zu halten, da sie sich sonst durch
ihre von der Konservierungsflüssigkeit verursachte Ausdehnung,
wenn sie zu letzterer nicht Raum haben, biegen würden. Dasselbe
ist auch bezüglich ihrer Länge zu bemerken.
Auf eine solche Platte wird nun das Tier in einer dem Leben
entsprechenden Stellung gelegt, dann vorerst der Kopf durch ein
darunter gegebenes, festgenadeltes Korkklötzchen etwas erhöht und
hierauf dieser, sowie der Schwanz durch beiderseits neben gesteckte
Nadeln in der gewünschten Lage erhalten. Nun werden die Beine ge-
richtet, um das Herabsinken des Präparates beim Aufstellen zu ver-
hindern hinter die Einlenkung jeder Gliedmaße eine Nadel gesteckt
und schließlich noch Hände und Füße mittelst durch deren Flächen
gestochene Nadeln ebenfalls auf der Unterlage befestigt. Die Nadeln
dürfen natürlich das Tier nicht viel überragen, da sie sonst beim
Hineinbringen desselben in das Glas hinderlich wären; es sind daher
864 Präparieren.
hiezu nur ganz kurze Nadeln zu nehmen und falls solche etwa nicht
käuflich zu haben wären, gewöhnliche Stecknadeln durch Abkneipen
mit einer scharfen Zange auf die gewünschte Höhe zu bringen. Die
Nadeln sind ferner wohl ganz knapp neben die betreffenden Teile des
Tieres zu stecken, jedoch nicht anzudrücken, da sonst neben den-
selben leicht Eindrücke entstehen, die später nicht mehr wegzubringen
sind und der Tadellosigkeit des Präparates Eintrag tun; desgleichen
sind zum Durchstechen der Hand und Fußstellen, damit die hiedurch
verursachten Löcher nicht sichtbar bleiben, sehr feine, am besten
ganz dünne Insektennadeln zu nehmen. Da das Einstecken der
Nadeln wegen ihrer Kürze mit den Fingern etwas schwierig ist, so tut
man dies besser mit einer fest fassenden Pinzette oder Zange, und
leistet hiezu namentlich die von den Entomologen benutzte krumme
Steckzange gute Dienste.
Ist das Präparat auf diese Weise fertiggestellt, so wird noch ein
kleiner Zettel von Visitkartenpapier mit Angabe des Fundortes, des
Fangdatums und eventuell auch des Einsenders auf den Kork gesteckt
und das ganze dann in das zur schließlichen Aufstellung des Tieres
bestimmte Glas gegeben; in diesem bleibt es in starkem Alkohol so-
lange stehen, bis es vollkommen erhärtet ist und von der Spannplatte
abgenommen, seine Form und Lage nicht mehr verändert, was aber
vor Ablauf einer Woche kaum, bei größeren Stücken erst nach längerer
Zeit der Fall zu sein pflegt.
Um mehrere Stücke auf einmal zu präparieren, bediene ich mich
auch viereckiger Blechschachteln von entsprechender Größe, deren
zusammenstoßende Seiten gut verlötet sind, oder wenn nicht, so
doch behufs der Undurchlässigkeit mit Wachs ausgestrichen sein
müssen. Die Höhe derselben braucht die der hineinzugebenden Tiere
nur um einen Zentimeter zu überragen, der Boden wird mit einer
drei Millimeter dicken Schichte von Wachs ausgegossen, dem man,
um ihm seine allzu große Härte zu benehmen, etwa ein Viertel des Ge-
wichtes Unschlitt beigeschmolzen hat. In diesen Schachteln werden
nun die hineingelegten Tiere wie auf den Korkplatten behandelt und
die Eidechsen erst nach, die Amphibien wegen ihrer schnellen Ein-
trocknung aber schon vor dem Aufspannen, und zwar jene mit
starkem, diese dagegen mit dem schon früher erwähnten schwachen
Weingeist übergossen; um die zu rasche Verdunstung zu verhüten,
wird dann eine Glasplatte darüber gedeckt und die allenfalls ver-
dunstete Flüssigkeit ab und zu wieder ersetzt.
Unter den Lurchen ist mit den Urodelen im allgemeinen wie mit
den Eidechsen zu verfahren und bedarf hier nur der bei manchen
Molchen zur Brunstzeit vorkommende Rückenkamm der Männchen
einer besonderen Sorgfalt. Damit derselbe schön aufrecht bleibt und
sich nicht um- oder gar an den Körper anlegt, ist er beiderseits durch
Watte zu stützen oder zwischen Streifen von Visitkartenpapier beim
Liegen in der Konservierungsflüssigkeit in seiner natürlichen Lage
zu erhalten, was aber nur in den obenerwähnten Blechschachteln leicht
durchführbar ist. Am schnellsten kommt man hiebei zum Ziele, wenn
man die betreffenden Tiere mit dem zu ihrer Tötung benützten
schwachen Alkohol übergießt und dann, nachdem sie mittelst Steck-
Präparieren. 865
nadeln in eine natürliche Stellung gebracht worden sind, den Kamm
mit einer Pinzette oder Stricknadel ab und zu so lange gerade richtet,
bis er sich nicht mehr umlegt, was gewöhnlich schon innerhalb einer
Viertelstunde der Fall ist, da diese kurze Zeit meistens schon genügt,
um das Präparat vollkommen zu erhärten, worauf es dann der Spann-
schachtel entnommen und, falls es nicht gleich aufgehängt wird,
mit dem Kopfe .nach abwärts in ein Glas mit Formalin gegeben
werden kann. Ein Höherstellen des Kopfes ist hier höchstens bei den
in kriechender Stellung präparierten vorzunehmen, hat aber bei den
schwimmend dargestellten Schwanzlurchen zu entfallen.
Bei den Anuren ist die Behandlung viel einfacher und beschränkt
sich darauf bis zu deren Erhärtung die Beine in natürlicher Lage zu
erhalten. Da aber bei denselben die Art und Weise, in welcher das
Männchen das Weibchen während der Begattung umfaßt, ein Familien-
charakter ist, so erscheint es sehr lehrreich, solche Paare in ihrer
geschlechtlichen Vereinigung auch in der Sammlung aufzustellen.
Wirft man sich paarende Frösche oder Kröten in Weingeist, so lassen
sie sich sofort los und ist daher ein anderes Mittel anzuwenden, das
die letztgenannte Wirkung hintanhält. Ein solches Mittel ıst das auf
alle Kriechtiere und Lurche sehr stark wirkende Nikotin. Will man
nämlich ein in Copula befindliches Paar in diesem Zustande zur Auf-
stellung bringen, so trage man sie in einem eigenen Säckchen nach
Hause. Bei der Intensität des diesen Tieren zukommenden Geschlechts-
triebes werden sie sich unterwegs nur höchst ausnahmsweise trennen,
sondern in der Regel auch während des Transportes vereint bleiben.
Dieses Paar gibt man nun in ein entsprechend großes Glas, das man
so weit mit Wasser füllt, daß die am Boden des Gefäßes sitzenden
Tiere etwa bis zur Hälfte davon bedeckt sind. Nun nimmt man eine
handvoll Zigarrenstummel, die man in einem Viertel Liter Wasser
etwa zwei Stunden lang auskocht und schließlich beim Herausnehmen
noch in das Kochgefäß ausdrückt; die auf diese Weise erhaltene
braune Flüssigkeit bildet dann ein vortreffliches Betäubungsmittel
für die in Copula befindlichen Anuren. Nur muß man sich hüten,
dasselbe in zu großer Menge auf einmal anzuwenden, weil sich in diesem
Falle die sich paarenden Tiere ebenfalls sofort trennen würden. Gießt
man aber die besagte Flüssigkeit in Abständen nach und nach und
nur tropfenweise in das die Anuren umgebende Wasser, so nehmen
sie das hiedurch ganz kleinweise hineinkommende Nikotin durch
die Körperhaut nur ganz allmählich und ohne es zu spüren auf und
werden durch dessen Wirkung in kurzer Zeit vollkommen betäubt
und unbeweglich. Ist dieser Zustand eingetreten, so gibt man, um
ein späteres Erholen zu verhüten, noch etwas mehr Tabaksaft hineın,
nimmt die sich Paarenden nach etwa einer halben Stunde heraus
und setzt sie in Weingeist, in welchem sie, ohne wieder zu sich zu
kommen, in der von ihnen eingenommenen Stellung in kurzer Zeit
_ erhärten.
Will man etwa Froschlurche in sitzender oder hockender
Stellung zur Anschauung bringen, so braucht man sie, eventuell durch
Nikotin betäubt, nur in der bei den Urodelen geschilderten Weise
in der gewünschten Lage erhärten zu lassen und kann deren auch zwei
Schreiber, Herpetologia europaea. 55
866 Präparieren.
oder mehrere Stücke auf ein und demselben Glasstreifen mittelst
durch den Körper gezogenen Roßhaares übereinander befestigen.
Die Larven von Amphibien sind in äußerst schwachem Weingeist
zu töten, den man erst nach und nach durch allmählich stärkeren
ersetzt. Um dieselben ganz rein zu erhalten, werden sie am besten
gleich beim Fange einzeln mit dem Kopfe nach abwärts in ganz
kleine Zylindergläschen geworfen, wodurch dann der das Tier um-
gebende zarte Flossensaum in Form und Lage vollkommen erhalten
bleibt. Will man ganze Entwicklungsreihen aufstellen, so tut man
am besten, den Laich zu Hause in einem mit lebenden Wasserpflanzen
versehenen Glasgefäß zum Auskriechen zu bringen, aus dem man dann
einzelne Larven in allen Größen und Entwicklungsstadien ent-
nehmen und für die Sammlung präparieren kann. — Will man, was
zur Bestimmung unbekannter Kaulquappen unerläßlich ist, die Bildung
des Mundes untersuchen, so braucht man dieselben nur mit den
Fingern der linken Hand am Körper von oben nach unten leise zu
drücken, wodurch sich dann das Maul sofort öffnet und die Bezahnung
sammt den Lippenpapillen mit der Lupe leicht gesehen werden können.
Um dann noch die oft schwer bemerkbaren Drüsenlinien zur Anschau-
ung zu bringen, läßt man eine Larve auf der konvexen Seite eines
Probiergläschens trocknen, wobei dann der Verlauf der Drüsen-
punkte in der durchsichtigen Haut gut sichtbar wird. — Etwa auf-
zubewahrender Laich ist am besten in einer schwachen Formalin-
lösung, eventuell in sehr verdünnten Alkohol zu geben.
Reptilieneier werden zuerst in eine Schale mit schwachem Wein-
geist gelegt, dem man nach und nach allmählich immer etwas stärkeren
zusetzt. Sollten die Eier hiebei einschrumpfen, so ist dies ein Zeichen,
daß die Lösung zu stark ist, daher man dieselbe durch etwas Wasser-
zusatz wieder schwächer macht, worauf dann das Gelege bald wieder
die frühere Form annehmen wird. Dieses abwechselnde Zugießen von
Wasser und Alkohol wird nun unter beständiger Verstärkung der
Mischung so lange fortgesetzt, bis endlich die Eier selbst in ganz
starkem Weingeist ihre ursprüngliche pralle Gestalt nicht mehr
ändern.
Was endlich die Schildkröten betrifft, so werden die kleinen in
Weingeist gegeben, die größeren aber durch Stopfen präpariert. In
letzterem Falle werden die beiden Schalen, wenn sie durch ein häutiges
oder Knorpelligament verbunden sind, mittels eines festen scharfen
Messers, wenn sie aber in knöcherner Symphyse verwachsen sind,
durch einen mit einer feinen Säge längs des Unterrandes der Marginalen
geführten Schnitt getrennt. Der auf diese Weise geöffnete Panzer wird
dann ausgeleert und dessen Innenseite von allen daran haftenden
Weichteilen sorgfältig. gereinigt. Hierauf wird der Hals bis zum
Kopf, die Beine bis zu den Füßen und der Schwanz bis gegen dessen
Ende abgestreift und die von der Haut bedeckt gewesenen Teile nach
Abkneipung der betreffenden Endknochen entfernt. Dann nehme
ich einen ziemlich starken Draht, den ich an beiden Enden mittelst
einer Feile zuspitze und einerseits in den Hinterkopf, anderseits in
den Schwanz einführe, hiedurch eine Art Körperachse bildend.
Nun stecke ich einen etwa halb so starken, am Ende ebenfalls zu-
Präparieren. 867
gespitzten Draht in die Gliedmaßen fest ein und fülle dieselben sowie
Hals und Schwanz mit aufgeweichtem Ton, der aber nur so stark
durchnäßt sein darf, daß er sich gerade noch formen läßt und nicht an
den Fingern klebt. Hievon mache.ich etwa haselnußgroße Klumpen,
die ich mittelst eines Holzstabes oder noch ungebrauchten Bleistiftes
nach und nach in die betreffenden Körperteile bis zu deren vollständiger
Füllung hineinstopfe, wobei darauf zu sehen ist, daß der Draht
ziemlich in der Mitte bleibt. Nachdem man dann durch Drücken und
Kneten, was bei der Plastizität des Tones leicht ist, diesen Teilen die
natürliche Form gegeben hat, werden sie durch Biegen in die richtige
Lage gebracht und schließlich die hervorragenden Drahtenden fest
mit dem Axendraht verbunden; all diese Drähte müssen behufs ıhrer
leichten Behandlung möglichst weich und daher gut ausgeglüht sein.
Jetzt setzt man noch anstatt der herausgenommenen Augen ein Paar
Glasperlen ein und. wird dann das fertige Präparat zum Trocknen
weggestellt; damit hiebei nicht Fäulnis eintritt, mache ich den Ton
nicht mit Wasser, sondern mit Weingeist an. Die beiden Schalen-
hälften können hiebei bloß auf einander gelegt, besser aber mit Syn-
detikon zusammengeleimt werden. — Die großen Seeschildkröten
stopft man in ähnlicher Weise mit Werg aus.
Indem ich hiemit den das Präparieren der Lurche und Kriech-
tiere behandelnden Abschnitt schließe, kann ich nicht umhin noch-
mals zu bemerken, daß alle hieher gehörigen Verrichtungen und
Arbeiten gleich nach der Tötung der betreffenden Tiere vorzunehmen
sind, da dieselben nur dann jene Geschmeidigkeit besitzen, daß ihnen
leicht jede beliebige Stellung gegeben werden kann, während dies mit
schon in Weingeist erhärteten Stücken nicht mehr möglich ist. Man
lasse sich daher, wenn tunlich, alles lebend zusenden, da man nur auf
diese Weise eine vollkommen tadellose, allen Anforderungen ent-
sprechende Mustersammlung herstellen kann. In Weingeist erhaltene,
nicht allzusehr verkrümmte und verzerrte Exemplare können zwar
manchmal durch langes Liegen im Wasser wieder etwas erweicht und
dann notdürftig einigermaßen gerichtet, jedoch weitaus nicht so wie
frisch getötete präpariert werden.
Von den also behandelten Tieren sind die Amphibien mindestens
noch zwei bis drei Wochen in schwachem Weingeist zu belassen,
während die Reptilien nach ihrer vollständigen Erhärtung sofort ın
starken Alkohol gegeben werden und in die Sammlung kommen.
Das hier bei den Schlangen zu befolgende Verfahren ward schon in
Früherem besprochen, die Lurche und Eidechsen müssen aber auf-
gehängt oder aufgezogen werden, was nur bei das betreffende Glas
ganz ausfüllenden Stücken, und auch da gewöhnlich nur bei den
Anuren manchmal wegfallen kann, letztere werden nämlich häufig
mit ausgestreckten Hinterbeinen präpariert und haben dann in dieser
Stellung eine weitere Befestigung selten mehr nötig. — Übrigens sind
auch ganz definitiv abgefertigte und in die Sammlung gestellte
Reptilien in den ersten Wochen nach ihrer Einreihung noch immer ab
und zu behufs ihrer Erhaltung anzusehen, da sich namentlich be!
Schlangen manchmal noch Blasen bilden, die gleich bei ihrer Ent-
stehung in der bereits geschilderten Weise zu entfernen sind.
53%
868 Präparieren.
Zum Aufhängen bedient man sich eines möglichst feinen Roß-,
bei kleinen Tieren selbst eines blonden Frauenhaares, das man in eine
Nadel eingefädelt von der Mundhöhle nach außen durch den Kinn-
winkel des Präparates durchzieht; letzteres wird daselbst festgebunden,
ersteres aber an demam Munde bleibenden Ende mit einem Krioten
versehen, der das Durchschlüpfen des außerhalb befindlichen Haar-
stückes verhindert. Dieses steckt man hierauf durch ein in der Mitte
eines unter den Glasdeckel gelegten Querstäbchens gebohrtes Loch,
windet es ein paar mal herum und klemmt es schließlich in einem
kurzen schiefen Einschnitt desselben fest. Damit dieses rechteckig
zugeschnittene Hölzchen sicher sitzt, wird es noch beiderseits schief
nach unten und innen zugeschärft, wodurch es sich dann dem
meist etwas eingebogenen obersten Glasrande besser anfügt. Das
betreffende Tier ist stets so zu hängen, daß es von der am Glas
unten angebrachten Etikette und dem Deckel desselben gleich weit
entfernt ist.
Mitunter kommt es vor, daß einzelne Stücke zu leicht sind
um einen vertikalen Zug nach abwärts auszuüben oder die Elastizität
des sich krümmenden Roßhaares zu überwinden und infolgedessen
eine schiefe Lage einnehmen. In diesem Falle kann man das vertikale
Hängen dadurch bewirken, daß man dem betreffenden Tiere durch
einen etwa fingerhutgroßen, mit einem ziemlich langen Ausflußröhrchen
versehenen Glastrichter etwas Quecksilber durch den Schlund ein-
träufelt; doch kann man sich zu dem Zwecke auch je nach Bedarf
größerer oder kleinerer Schrotkörner bedienen, die man mit einer
Pinzette möglichst tief in den Rachen hinabschiebt.
Das Aufhängen ist besonders bei größeren Tieren, namentlich -
aber bei das Glas nicht ganz ausfüllenden Anuren, ferner bei Sala-
mandern und mit Kämmen versehenen Molchen nötig, da bei letzteren
der stark erhöhte lanzettförmige Schwanz ein Aufziehen nicht möglich
macht. Alles andere aber, namentlich mittlere Eidechsen und kleinere
Lurche sind weit besser aufzuziehen. Hiezu werden Streifen von ge-
wöhnlichem oder von weißem Beinglas benutzt, deren Länge und
Breite der Innenseite der Aufstellungsgläser entspricht. Die letzt-
genannten Streifen machen sich allerdings hübsch, weil sich das darauf
ruhende Präparat von der weißen Unterlage sehr gut abhebt; da
dieselben aber schwer erhältlich und auch ziemlich teuer sind, so ziehe
ich gewöhnliche Glasstreifen vor, die überdies noch den Vorteil ge-
währen, daß das auf ihnen befestigte Objekt auch von unten be-
trachtet werden kann, was bei undurchsichtigen Platten nicht der
Fall ist.
Solche Glasstreifen kann man sich, wenn man deren nicht viele
braucht, in jeder Glaswarenhandlung um einen äußerst geringen
Preis anfertigen lassen ; wer aber eine größere Sammlung und infolge-
dessen hievon auch einen größeren Bedarf hat, tut besser sich die-
selben selbst zu schneiden, zu welchem Ende man sich natürlich einen
Schneidediamanten anschaffen muß. Da dieser außer zu dem be-
sprochenen Zwecke auch zum Zuschneiden von Aquarienscheiben
und zu einer Menge anderer einschlägiger Arbeiten und Verrichtungen
brauchbar ist, so kann ich den Ankauf eines solchen jedem Herpe-
Präparieren, 869
tologen um so mehr empfehlen, als sich dessen Preis nur auf etwa acht
bis Io Kronen stellt.
Um nun diesen Diamanten zu verwenden, muß man sich allerdings
auch die Kunst seiner Handhabung aneignen, was übrigens eine leicht
und bald zu erlangende Fertigkeit ist. Die für die erwähnten Zwecke
geeignetsten Schneidediamanten sind nach meinen Erfahrungen die
von hammerförmiger Gestalt. Der Diamant ist hier auf der Ober-
seite des Hammers in der Mitte befestigt, die Arme des letzteren
durch einen tiefen Einschnitt jederseits zweiteilig, der Griff mit
einer Marke, die beim Gebrauche links zu halten ist, versehen. Will
man sich nun einen Streifen schneiden, so legt man das betreffende
Glasstück auf eine vollkommen ebene am besten noch mit einer
dünnen Lage Löschpapier bedeckte Tischplatte, fasse den Schneide-
diamanten bei nach innen gerichteter Marke an und fahre längs eines
auf die Glasscheibe festgedrückten ziemlich hohen und nicht zu
schmalen Lineales gegen sich zu über jene mit dem Diamanten hinweg.
Die hiedurch entstandene feine Ritze wird nun nach Umkehrung der
Glasscheibe ihrer ganzen Länge nach von unten ein paar mal#mit
dem Hammer leicht ab- n
geklopft, wodurch dann
die Streifenlänge des
Schnittes oft schon von
selbst .herabfällt. Sollte
dies aber nicht geschehen,
so dreht man die Scheibe
wieder um, SO daß die Glasschneider. a Diamant, b Hammer, c Marke.
Ritze abermals nach
oben kommt, hält sie mit der linken Hand fest und drückt dann
den Streifen mit dem Daumen und Zeigefinger def rechten am
unteren Ende des Schnittes und unmittelbar neben demselben nach
abwärts, was dann sofort die gänzliche Ablösung zur Folge hat.
Da die Aufstellungsgläser nach unten manchmal etwas stärker und
daher enger werden, so empfiehlt es sich die Streifen nach einer Seite
um ein paar Millimeter schmäler zu schneiden. Der abgetrennte Strei-
fen wird nun mit der schmäleren Seite nach unten in das Glas gestellt,
das auf letzteres gelegte Lineal dem ersteren angedrückt und samt
ihm abgehoben, dann unter dem Lineal längs desselben mit dem
Diamanten noch ein Strich gemacht und schließlich der über dem-
selben befindliche Teil des jetzt ganz fertigen Streifens abgebrochen.
Um diesen ohne jedesmal wieder zu messen, schnell und leicht genau
zu schneiden, habe ich mir für die verschiedenen Größen derselben
entsprechende Papierstreifen geschnitten, welche unter das Glas
gelegt, das Ausmaß des herzustellenden Streifens markieren, wobei
darauf Rücksicht zu nehmen ist, daß beim Anlegen des Lineals der
Diamant genau über den Rand des Papieres zu stehen kommt. Kleine
vorstehende Glasteile können zwischen die Arme des Hammers ge-
bracht mit diesen abgebrochen, eventuell durch Auf- und Abwärts-
bewegen desselben auch losgesprengt werden.
Die auf diese Weise hergestellten Glasstreifen dienen nun zur
endlichen Aufstellung der nach der früher geschilderten Methode
870 Präparieren.
in passender Stellung vollkommen erhärteten Kriechtiere und Lurche.
Um dies zu bewirken, wählt man ein langes, einem weißen Pferde-
schweife entnommenes Roßhaar, das man durch das entsprechende
Objekt hindurchzieht und zu dem Zwecke in eine möglichst lange
Nähnadel einfädelt. Es ist hiebei von Vorteil, wenn letztere in
der Spitzenhälfte schwach gebogen ist. An Orten, an denen sich
eine Nadlerwerkstätte befindet, kann man sich derlei Nadeln machen
lassen, man kann sich dieselben aber auch selbst herrichten, wenn
man sie durch längeres Glühen erweicht, sie in diesem Zustande
ins Wasser wirft, wodurch sie dann ihre ursprüngliche Härte wieder
erhalten. Diese Nadel wird nun entweder durch den Mund, oder
bei erhobenem Kopfe hinter demselben auf der Unterseite des be-
treffenden Tieres eingesteckt und bei kleineren Stücken samt dem
daran befindlichem Roßhaar beim After wieder herausgezogen.
Übersteigt das Präparat die Länge der Nadel, so wird diese zuerst
bei dem am Bauche gemachten Einschnitt desselben heraus-, dann
am Ende desselben wieder in den Hinterteil hinein-, und endlich
beim After herausgezogen. Mitunter muß beim Herausziehen der
Nadel eine Zange zu Hilfe genommen werden. Ist dies geschehen,
so wird das Roßhaar über die vordere und hintere Längsfläche des
Glasstreifens gelegt, möglichst angespannt und am oberen Ende
desselben fest zusammengebunden,; damit dasselbe während dieser
Operation durch die scharfen Ränder des Streifens nicht zerschnitten
wird, müssen diese früher mittels einer Feile abgestumpft werden.
Schließlich wird das Tier durch Hin- und Herschieben auf und mit
dem Roßhaar in die gewünschte Stellung gebracht und samt dem
Glasstreifen in das mit der Konservierungsflüssigkeit gefüllte Gefäß
gegeben. Bis zur genaueren Etikettierung und Katalogisierung des
nun ganz vollendeten Präparates werden die auf dasselbe bezüg-
lichen Daten, auf einen kleinen Zettel notiert, provisorisch dem
Glase angeklebt. Von ganz kleinen Tieren, namentlich von Jugend-
zuständen, können auch mehrere hinter einander auf ein Roßhaar
gezogen und zwei bis drei solcher Reihen in entsprechender Ent-
fernung neben einander auf einem und demselben Glasstreifen zur
Aufstellung kommen.
Statt die Tiere in der beschriebenen Weise mit Roßhaar auf-
zuziehen, können dieselben auch mittels Photoxylin oder Gummi
arabıcum angeklebt werden. Da bei letzterem das betreffende Ob-
jekt nicht nur vorerst ganz trocken sein, sondern bis zum Fest-
werden der Gummilösung auch noch längere Zeit frei liegen bleiben
muß, so ist dieses Klebemittel nur für Reptilien geeignet, während
die außerhalb der Flüssigkeit schnell einschrumpfenden Lurche nur
mittels Photoxylin angeleimt werden können. Hiebei wird das Tier
auf der Bauchseite in der Weise mit dem Klebestoff bestrichen, daß
dieser beim Auflegen des Objektes nicht über dasselbe hinausdringt,
bei Verwendung von Gummi bis zum Festwerden desselben frei
liegen gelassen, bei Photoxylinpräparaten aber, wenn dieselben Am-
phibien sind, möglichst schnell in die Konservierungsflüssigkeit ein-
gesetzt. Wenn übrigens auch das Aufkleben weit weniger umständ-
lich als das Befestigen mit Roßhaar ist, so ziehe ich doch letzteres
Präparieren. 871
vor, da hiebei das Objekt auch aufgezogen noch immer verschoben
und gerichtet werden kann, was bei aufgeleimten Stücken nicht
mehr der Fall ist, da diese, sollten sie nicht schön in die Mitte des
Glases zu stehen gekommen sein, behufs Korrigierung ihrer Lage
durch Auflösung des Klebestoffes wieder abgelöst werden müssen.
Von den Amphibienlarven sind nur die größeren für diese Be-
handlung geeignet; will man aber ganze Entwicklungsreihen vom
frisch ausgekrochenen bis zum vollendeten Tiere aufstellen, so ist
dies nur so möglich, daß man jedes einzelne Stück in ein separates
Gläschen gibt und diese Fläschchen dann mit Gummi arabicum
oder Kollodium nach Alter und Größe geordnet auf einen Glas-
streifen anklebt oder mittels eines über jede QOuerreihe desselben
gebundenen Roßhaares befestigt. Ein unmittelbares Ankleben der
Larven an den Glasstreifen würde sich allerdings viel hübscher aus-
nehmen, da aber diese überaus zarten Tiere auch nur einen Moment
an die Luft gebracht, sofort trocknen, und man infolgedessen mit
ihnen nur unter der Konservierungsflüssigkeit arbeiten kann, so
müßte es ein Klebemittel geben, das erst in dieser nach und nach
fest wird, was aber meines Wissens wenigstens bisher noch nicht
bekannt ist.
Fußlose Reptilien werden nicht aufgeschnitten, wohl aber von
Mund und After aus injiziert; dasselbe geschieht auch mit den in
Weingeist aufgehängten Schildkröten, bei denen übrigens noch ein
tiefer Einschnitt in die weiche Haut der Hüften zu machen ist.
Als Konservierungsmittel ward bisher stets nur der Weingeist
erwähnt. In neuerer Zeit hat aber auch eine andere Flüssigkeit zu
diesem Zwecke schon eine ziemlich starke Verbreitung erlangt, d. i.
das sogen. Formol (Formaldehyd CH,O), welches auch unter dem
Namen ‚„Formalin‘“ in vierzigprozentiger Lösung in den Handel
kommt. Da es einen niedrigen Preis hat und überdies in großer
Verdünnung verwendet wird, so kommt es weitaus billiger als der
Alkohol, vor dem es noch das Gute voraus hat, daß es die Farben
besser erhält, in kleineren Mengen meist wasserhell bleibt, nicht
feuergefährlich ist und außerdem die darin aufbewahrten Tiere nicht
zusammenzieht, ja eher etwas ausdehnt, so daß selbst ziemlich ab-
gemagerte Stücke darin nach einiger Zeit prall und voll werden.
Um nun diese Konservierungsflüssigkeit zu verwenden, stellt
man sich von dem käuflichen Formol eine zwei- bis höchstens vier-
prozentige Lösung dar. Eine sehr schwache Lösung ist namentlich
zur Aufbewahrung zarter Objekte, wie beispielsweise des Laiches
und der Larven von Amphibien, eine etwas stärkere für diese so-
wie für Reptilieneier geeignet. Kriechtiere dürfen jedoch nicht ın
Formol kommen, da sie in demselben nach kurzer Zeit mißfarbig,
grau, ja selbst schwarz werden. Doch soll diese unangenehme
Wirkung nach neueren Mitteilungen durch baldiges, eventuell wieder-
holtes Wechseln der Flüssigkeit vermieden werden können. Außer-
dem soll noch die Berührung des Formalins mit Eisen ebenfalls
das Mißfarbigwerden der darin konservierten Reptilien bewirken, -
daher bei den diesbezüglichen Arbeiten von der Verwendung des-
selben abzusehen ist. Da die in Rede stehende Flüssigkeit giftig
872 Präparieren.
ist und namentlich die Schleimhäute der Augen und der Nase an-
greift, so hat man die Operationen damit rasch abzuwickeln, dabei
das Gesicht möglichst entfernt zu halten und sich auch nach voll-
endeter Arbeit die Hände zu waschen, da eine längere Berührung
derselben mit Formol ätzend wirkt.
Amphibien können, da Formalin nicht zusammenziehend wirkt,
wie schon erwähnt, gleich nach dem Tode, ebensogut aber auch
nach schon langem Liegen in Weingeist in dasselbe gegeben werden.
Da aber ein Zusammengeben beider Flüssigkeiten eine starke Trü-
bung verursacht, so muß beim Übertragen eines Präparates aus
Weingeist in Formol, diesem zuerst der Alkohol entzogen werden.
Man erreicht dies dadurch, daß man das betreffende Tier zuerst
ins Wasser legt, wodurch dann um dasselbe bald eine wolkige
Trübung entsteht; das nun herausgenommene Objekt wird hierauf
‚abermals in reines Wasser gegeben, und dies so lange wiederholt,
bis letzteres vollkommen klar bleibt, worauf dann auch das Ein-
setzen in Formol anstandslos stattfinden kann.
Da die Lurche im Todeskampfe meist viel Drüsensekret ab-
sondern, das dann auf ihrer Oberfläche erhärtend daselbst mehr
oder weniger große weißliche Flocken und Überzüge bildet, so
müssen dieselben hievon vor dem Einlegen in die Konservierungs-
flüssigkeit mit einem kurzgeschnittenem steifen Borstenpinsel oder
auch mit einem spatelförmig zugeschnittenen weichen Hölzchen ge-
reinigt werden.
Zur endgültigen Aufstellung der in die Sammlung einzureihenden
Tiere hat man eigene Zylindergläser, welche im Verhältnis zu ihrer
Weite eine bedeutende Höhe haben. Dieselben müssen aus voll-
kommen fehlerfreiem farblosem Glase hergestellt und an ihrer Mün-
dung mit einem horizontal umgebogenen, 5—8 mm breiten, flach
abgeschliffenen Rande versehen sein. Derlei Gläser sind in größeren
Städten käuflich zu haben, können aber mit genauer Angabe der
Maße auch direkt in einer Glashütte bestellt werden, woher man
sie infolge Vermeidung des Zwischenhandels viel billiger erhält, doch
muß man da stets größere Mengen bestellen, da sich der Fabrik
die Anfertigung der hiezu nötigen Formen für eine nur geringe An-
-zahl nicht lohnt. Für Eidechsen und namentlich für Schlangen
sind diese Gläser am engsten und längsten, für Anuren und Schild-
kröten dagegen am kürzesten und weitesten; für letztere hat man
mitunter auch flachgedrückte Gläser, die sich allerdings sehr hübsch
ausnehmen, bei dem Umstande aber, daß sie ziemlich teuer sind,
und fast für jedes Stück ihre eigene Größe haben müssen, nur
selten zur Verwendung kommen. Für diese Tiere kauft man sich
am besten ihrer Größe entsprechende, halslose Einmachgläser, die
in jeder Glashandlung zu haben sind.
Was nun die verschiedenen Gläser betrifft, die für eine Samm-
lung nötig sind, so kommt man im allgemeinen für Europäer mit
zwölf Nummern aus, von denen vier für Anuren und acht für Rep-
tilien in Verwendung kommen. Ich will die Größe derselben unter
beiläufiger Angabe von Höhe und Umfang hier anführen.
“
Präparieren. 873
I. Für Anuren: 11. Für Reptilien:
No. Höhe Weite No. Höhe Weite
I I0—II cm 3, cm. I ı10—ıIı cm Io—IIcm
TL 13—I4 ,„ 16—1I7 „, II 13—14 „ I2—I3
III 16 je Ig—20 ,, II 17-18 „, I4—15 ‚,
IV 20 ” 24—28 ‚, IV, 2022. I6—18 ‚,
V 25 % Ig—20 ,,
VI 28-30 ,, 22—23 „
VII 32 w 25—26 ‚,
VIII 36—42 ‚, 30
Größere Gläser als die hier genannten wird man nur sehr
selten, höchstens für ausnahmsweise vorkommende riesige Stücke,
deren Länge das Ausmaß von anderthalb Metern merklich über-
steigt, benötigen. Für schlankere Tiere sind natürlich bei gleicher
Länge etwas engere, für stärkere und plumpere Exemplare ver-
hältnismäßig weitere Nummern zu nehmen, von den Reptiliengläsern
sind die 4—5 untersten Größen auch für Urodelen verwendbar.
Der flach abgeschliffene Rand hat je nach der Größe der Gläser
5—8 mm breit zu sein.
Nachdem man nun die bloß aufgehängten oder auf Glasstreifen
präparierten Tiere in die betreffenden Gläser gegeben hat, müssen
dieselben möglichst fest und luftdicht verschlossen werden, da sonst
die Konservierungsflüssigkeit verdunstet und nach kürzerer oder
längerer Zeit ein neuerliches Nachfüllen nötig macht. Der beste
Verschluß wird allerdings durch eingeriebene Glasstöpsel hergestellt,
welche, wenn sie eingefettet und noch am Rande verschmiert werden,
einen vollkommen hermetischen Abschluß ermöglichen und überdies
noch den Vorteil haben, daß das betreffende Glas jederzeit leicht
geöffnet und wieder geschlossen werden kann. Da aber derlei Gläser
ziemlich kostspielig sind und daher meist nur von mit reichen
Dotationen ausgestatteten Museen angeschafft werden können, so
kommen sie in kleineren Kabinetten oder Privatsammlungen nur
selten zur Verwendung.
Der hier am häufigsten gebrauchte Verschluß ist der mittels
Glasplatten; dieselben sind kreisförmig geschnitten, dürfen aber den
Rand des zu bedeckenden Zylinders nicht überragen, sondern eher
einen gerade ums Kennen geringeren Durchmesser haben, als dieser;
auch können sie nur bei kleineren Zylindern aus gewöhnlichem
Fensterglas sein, während sie bei größeren Gefäßen aus dickerem '
Glase geschnitten werden müssen, da dünne Deckplatten, wenn sie
einen größeren Durchmesser haben, beim Aufdrücken leicht springen.
Ihre Befestigung geschieht dadurch, daß man sie auf den flach ab-
geschliffenen Glasrand fest andrückt, nachdem man denselben vor-
her mit einem in der Konservierungsflüssigkeit nicht löslichen Kitt
überzogen hat. Die hiezu meistens verwendete Substanz ist die
sogen. Ceratmasse, die man in Naturalienhandlungen käuflich er-
hält, aber ebensogut und billiger auch selbst herstellen kann. Man
schmilzt zu dem Ende gleiche Gewichtsteile von Spermazet, Wachs
und Unschlitt unter öfterem Umrühren in mäßiger Wärme zusammen,
874 Präparieren.
gießt das ganze dann in ein beliebiges flaches Gefäß und stürzt es
nach dem Festwerden durch schwache Erwärmung der Form aus
dieser heraus. Sollte, was manchmal im Hochsommer vorkommt,
die Masse zu weich werden, so wird sie umgeschmolzen mit noch
etwas Wachs und Spermazet versetzt, während bei zu großem Hart-
werden auf eben solche Weise etwas Unschlitt zugesetzt wird. Be-
hufs Verschlusses schabt man nun von dieser Ceratmasse mittels
eines mit runder Schneide versehenen Taschenmessers oder Skalpelles
etwas ab, streift das Weggeschabte an dem flachen Außenrande
des Glases ab und streicht es dann mit der flachen Klinge möglichst
gleichmäßig auf denselben, so auf diese Art nach und nach den
ganzen Umfang mit dem Kitte nicht zu dünn überziehend. Da
hiebei oft etwas von demselben über den flachen Glasrand hinaus-
ragt, so setzt man an denselben von innen den Mittelfinger der
rechten Hand an und dreht zugleich mit der linken den Zylinder
um seine Achse herum, wodurch dann alle vorstehenden Teile der
Verschlußmasse nach oben gedrückt und hierauf mit dem Messer
niedergestrichen werden; ebenso sind auch die über den Außenrand
vorstehenden Kittpartien mit dem Messer ab- und dann oben auf-
zustreichen. — Man kann aber auch von der Ceratmasse mit dem
Finger wurmförmige Streifen, deren Länge dem Umfange des Glas-
randes entspricht; auswälzen, einen solchen dann in der Mitte des
flachen Randes ringsherum auflegen und den hiedurch entstandenen
Kittring durch Anpressen des Deckels flach drücken. Selbstver-
ständlich darf dieser Verschlußring nicht so dick sein, daß beim
Zusammendrücken desselben zu viel davon über den Glasrand hin-
ausgepreßt wird. Schließlich ist noch die zwischen Rand und Deckel
befindliche Außenfuge mit Messer und Finger zu verstreichen, wozu
schon oft die unter dem Deckel hervortretende Ceratmasse genügt,
manchmal aber auch von dieser noch etwas zugesetzt werden muß.
Zu dem Ende schabt man eine kleine Partie von der Kittmasse ab,
wälzt sie zwischen Zeigefinger und Daumen der rechten Hand dünn
aus und drückt sie dann leicht in die Furche hinein, sie dann schließ-
lich noch mit dem Messer oder Finger feststreichend;; hiebei ist es gut,
dem am Außenrande sichtbaren Kitt nicht eine ebene und schiefe,
sondern eine verrundete Oberfläche zu geben, was durch sanftes
Streichen und Andrücken mit dem Finger geschieht. Bei niederen
Temperaturen empfiehlt es sich, die Deckplatte vor deren Aufdrücken
auf den Zylinderrand über einer Weingeistlampe etwas zu erwärmen,
wobei man aber, um das Springen der Glasscheibe zu verhindern,
dieselbe durch weites Abhalten von der Flamme und beständiges
Drehen nur sehr allmählich erhitzt und sie dann, wenn sie so heiß
geworden ist, daß man sie nicht mehr halten kann, rasch auf den
Glasrand anpreßt. Schließlich wird noch mittels des Messers der
obere Rand des Deckels und des Glases von etwa auf denselben ge-
ratenen Kitt gereinigt und der Verschluß ist fertig.
Will man später einen derart verschlossenen Zylinder wieder
öffnen, so braucht man nur eine sehr flache Messerklinge zwischen
Glasrand und Deckel zu schieben, wodurch dann der letztere abge-
trennt wird. Doch hüte man sich hiebei, sich des Messers, sobald
Präparieren. 875
es unter die Deckplatte eingedrungen ist, hebelartig zum Aufheben
der letzteren zu bedienen, da sie in diesem Falle, wenn sie nicht
sehr dick ist, springt; man tut daher besser, mit der Klinge ganz
rund herum zu fahren, bis Deckel und Glasrand vollständig ge-
trennt sind.
Außer der bis jetzt besprochenen Ceratmasse gibt es noch
andere Verschlußmittel, die den genannten Zweck mehr oder weniger
gut erfüllen.
So ist beispielsweise der in Fahrradhandlungen erhältliche Kaut-
schukkitt besonders für mit Formol gefüllte Gläser recht gut ver-
wendbar. Für solche, die, wie es meist bei Schulsammlungen der
Fall ist, nie mehr geöffnet werden, gibt auch der Kanadabalsam
einen ausgezeichneten Verschluß ab. Diese beiden Substanzen werden
gewöhnlich wie die Ölfarben in kleinen, bleiernen oder zinnernen
Tuben verkauft, deren Hals durch eine Schraube verschlossen ist.
Durch schwaches Zusammendrücken der Tuben wird nun deren In-
halt ringsum auf den flachen Glasrand nicht zu dünn aufgetragen,
dann der Deckel einfach darauf gelegt und den ersten Tag über
leicht beschwert. Der Kautschukverschluß kann wie der mittels
Ceratmasse geöffnet werden, während der Kanadabalsam mit der
Zeit so vollständig erhärtet, daß er nur durch starke Erhitzung
wieder flüssig wird, was aber in diesem Falle nicht anwendbar ist;
eventuell könnte auch, wenn man das Glas umgekehrt durch längere
Zeit in einem flachen Gefäß mit starkem Alkohol stehen läßt, der
Verschluß nach und nach erweicht werden.
Als ein sehr einfaches und gutes Verschlußmittel hat sich mir
auch eine dicke Lösung von Gummi arabicum bewährt, der man,
um ihr die Sprödigkeit zu benehmen, etwas Zucker (auf !/, dl.
I Würfel) zusetzt; dieselbe kann aber nur für Weingeistpräparate
verwendet werden, da sie über dem fast nur aus Wasser bestehenden
Formalin nicht fest wird. Das Öffnen hiedurch verschlossener Gläser
kann ebenfalls mittels einer flachen Messerklinge geschehen.
Zu sehr festem und luftdichtem Verschluß wird endlich ab und
zu auch noch der gewöhnliche Glaserkitt verwendet, der sich nament-
lich für nie mehr zu öffnende Gläser eignet,. da er, festgeworden,
nur äußerst schwer wieder loszubringen ist. Diesen Kitt, den man
um einen äußerst geringen Preis, in den Drogerien erhält, kann
man sich auch selbst machen, wenn man Schlemmkreide mit ge-
kochtem Leinöl auf einer flachen Steinplatte mittels eines Spatels
oder eines flachen Messers bis zur gehörigen Konsistenz verreibt.
Man mache sich davon aber nur so viel an, als man auf einmal
oder in kürzerer Zeit braucht, da er beim Liegen bald vertrocknet;
will man ihn hievor bewahren, so muß er ab und zu wieder mit
Öl befeuchtet und tüchtig durchgeknetet werden. Zu dem be-
sagten Zwecke muß dieser Kitt nicht zu dicht angemacht und da-
mit der flache Glasrand bestrichen werden, auf den man dann die
Deckplatte aufdrückt und schwach beschwert.
Dieser Glaserkitt ist übrigens auch noch zu manchen anderen
Dingen verwendbar, wie beispielsweise zum wasserdichten Einsetzen
von Aquarienscheiben, zu welchem Ende er allerdings dicker anzu-
876 Präparieren.
machen ist. Endlich bediene ich mich desselben noch um an Gläsern,
deren Mündung nicht umgebogen und abgeschliffen ist, einen künst-
lichen flachen Rand herzustellen. Ich wälze mir zu dem Behufe
von diesem Kitte einen nicht zu dünnen, wurmförmigen Streifen
‘aus, den ich auf der Innenseite des Glasrandes teils mit den Fingern,
teils mit dem Messer fest andrücke und mit letzterem oben in ent-
sprechender Breite flachstreiche, wodurch dann ein zu festem Ver-
schlusse vollkommen tauglicher Rand hergestellt wird, der aller-
dings erst nach längerer Zeit erhärtet und gebraucht werden kann;
man hüte sich hiebei, den Kitt zu trocken anzumachen, da er dann
nicht hinreichend haftet und später bei etwaigem Abheben des
Deckels leicht als ganzer, zusammenhängender Ring losgeht. Auf
diese Weise hergerichtete Gläser können dann mit jedem beliebigen
Klebemittel verschlossen werden.
Der Verschluß mit Glaserkitt ist, wie schon erwähnt, nur für
solche Gläser zu raten, die voraussichtlich nicht mehr geöffnet
werden; sollte aber einmal dennoch die Notwendigkeit des Öffnens
eintreten, so wäre dies ebenfalls durch Einzwängen einer äußerst
flachen Klinge zwischen Deckel und Glasrand zu versuchen. Man
muß hiebei aber nur ganz allmählich und sehr vorsichtig zu Werke
gehen, da die Sache um so schwieriger wird, je älter der Kitt ist,
ja bei schon vollkommener Verhärtung desselben ist selbst bei größter
Behutsamkeit ein Springen der Deckplatte, ja mitunter auch des
Glasrandes, oft kaum zu vermeiden. Hiedurch oder auf andere
Weise entstandene Beschädigungen der Gläser können, wenn sie sich
nur auf ausgebrochene Stücke des Randes beschränken, durch
Glaserkitt ersetzt und wieder gebrauchsfähig gemacht werden.
Andere, sonst noch empfohlene Verschlußmittel, wie beispiels-
weise Wasserglas und Hausenblase, taugen nach meinen Erfahrungen
nichts; ersteres zersetzt sich nach kurzer Zeit, letztere schließt nicht
hermetisch ab und macht ein baldiges Nachfüllen der Konservie-
rungsflüssigkeit nötig.
Jedweder Verschluß ist aber erst dann vollkommen, wenn er
von der Konservierungsflüssigkeit nicht benetzt wird, da er an den
naß gewordenen Stellen nicht haftet. Es ist daher besser, das noch
leere Glas mit Kitt zu bestreichen, es dann etwa zu zwei Drittel
mit Weingeist oder Formol zu füllen, hierauf das Präparat vorsichtig
hineinzusenken, nun erst bis gegen den Rand nachzugießen und
schließlich den Deckel darauf zu drücken. Damit beim Verschmieren
der Randfuge, wobei das Glas nach und nach um seine Achse ge-
dreht werden muß, jede Erschütterung, die das Benetzen des Ver-
schlusses bewirken könnte, vermieden wird, stelle ich den Zylinder
auf eine mit etlichen Wassertropfen befeuchtete Glasplatte, auf der
er sich mit der linken Hand ganz unten angefaßt, sehr leicht
drehen läßt. Sollte bei diesen Operationen der Kitt dennoch be-
netzt werden, so ist mit dem Aufsetzen des Deckels bis zum voll-
kommenen Trocknen des Randes zu warten. Wo ein Verschmieren
der Randfuge und infolgedessen auch ein Drehen des Glases
nicht nötig ist, wie es beim Verschluß mittels Gummi arabicum
‘oder Kanadabalsam der Fall ist, können diese Lösungen auch bei
Präparieren. 877
schon gefüllten Gläsern mit gehöriger Vorsicht deren Rande auf-
getragen werden.
Um das Fettigwerden des Glases beim Verkitten möglichst zu
verhindern, empfiehlt es sich, den-Zylinder während dieser Verrich-
tung mit Papier oder einem Tuch zu umgeben.
Die fertig montierten Gläser werden schließlich unter Vermei-
dung jeder Erschütterung zuerst mit einem je nach der verwendeten
Verschlußmasse in Weingeist oder Wasser angefeuchteten und dann
mit einem trockenen Lappen gereinigt, am Deckel mit einem die
nötigen Daten enthaltenden Zettel versehen und vorsichtig weg-
gestellt. Bei den zwei letztgenannten Verschlüssen ist es besser, die-
selben an Ort und Stelle einige Zeit ruhig stehen zu lassen, daher
es sich empfiehlt, diese Operation nicht am Arbeitstische vorzu-
nehmen.
Schließlich muß noch bemerkt werden, daß das Formalin wegen
seines großen Wassergehaltes dem Gefrieren unterliegt, und dürfen
daher damit gefüllte Gläser in keinem Raume aufgestellt werden,
dessen Temperatur im Winter bis auf Null sinkt, da sie in diesem
Falle durch die beim Erstarren der Flüssigkeit vor sich gehende
Ausdehnung derselben gesprengt werden.
Doubletten werden bis zu ihrer vollständigen Erhärtung in der
früher geschilderten Weise präpariert und dann in Mehrzahl in be-
liebigei Gläsern untergebracht. Hiezu eignen sich wegen ihrer Weite
namentlich die sogen. Einmach- oder Konservengläser, die in ver-
schiedenen Größen überall zu haben sind. Um Raum und Konser-
vierungsflüssigkeit zu sparen, empfiehlt es sich, möglichst viele Tiere
in einem einzigen solchen Gefäße zu vereinen. Ich nehme zu dem
Ende eines, dessen Höhe der Länge der einzulegenden Objekte
entspricht, lege es leer mit der Mündung nach rechts auf den Tisch,
dessen Öffnung dabei etwas nach oben neigend. Nun fasse ich die
hinein zu legenden Tiere, und zwar die kleineren mit der Pinzette,
die größeren mit der Hand hinten an und lege deren mit dem Kopf
nach unten so viele aufeinander in das Glas hinein, bis selbes gänz-
lich gefüllt ist. Durch Schütteln nnd Beklopfen desselben rücken
dann die darin befindlichen Objekte möglichst nahe zusammen und
gelingt es auf diese Weise, oft eine erhebliche Menge davon in einem
einzigen Gefäße unterzubringen. Geht nichts mehr hinein, so wird
das Glas aufgestellt, und bis auf etwa Dreiviertel mit der Konser-
vierungsflüssigkeit gefüllt. Hiebei richten sich die Tiere auf und
treten deren obere Teile etwas auseinander, zwischen welche man
dann, um den vorhandenen Raum möglichst auszunützen, noch ab
und zu einzelne kleine Stücke hineinstecken kann. Schließlich wird
das Glas vollständig gefüllt und durch einen Deckel geschlossen.
Als Verschlußmittel nehme ich gewöhnlich Gummi arabicum, da
dieses am schnellsten zum Ziele führt und auch leicht zu öffnen ist.
Unter den Urodelen muß man bei den mit Kämmen versehenen
Molchen wegen des schnellen Vertrocknens dieser Brunstattribute das
aufgestellte Glas schon früher zum größten Teil mit Formol füllen und
auch nicht zu viel Tiere hineinpferchen, damit sie sich nicht gegen-
seitig drücken und deren Hautanhänge vollkommen frei in der
878 Präparieren.
Flüssigkeit flottieren können. Man vergesse schließlich ja nicht,
jedes Tier mit einem kleinen, die nötigen Daten, namentlich den
Fundort enthaltenden Zettel aus Karten- oder Pergamentpapier zu
versehen, den man bei vierfüßigen am besten über den Hinterbeinen,
bei fußlosen aber, nachdem man ihn mit einem Faden durchzogen,
in der Körpermitte anbindet; man hüte sich hiebei, den Faden zu
fest anzuziehen, sondern lasse ihm lieber einen nicht zu kleinen
Spielraum, da sich derselbe in der Flüssigkeit zusammenzieht und
hiedurch, wenn er zu knapp gebunden war, das betreffende Objekt
in entstellender Weise einschnürt.
Übrigens sind auch Exemplare, die man nicht präparieren kann
oder will, namentlich von wertvolleren Arten, durchaus nicht weg-
zuwerfen, sondern so wie sie sind, aufzubewahren, da man sie als
Studientiere immerhin verwenden kann; die Anheftung eines Fund-
ortzettels ist aber auch bei derlei Stücken niemals zu versäumen.
Die nach den bisher besprochenen Verfahrungsweisen präpa-
rierten Lurche und Kriechtiere können nun endgültig der Sammlung
einverleibt werden, nachdem sie selbstverständlich vorher noch mit
einer den systematischen Namen des Tieres sowie den Fundort und
Autor enthaltenden Etikette am untersten Teile des Glases ver-
sehen worden sind. Diese Zettel sind derart zu schreiben, daß in
der Mitte in größerer Schrift der Name, eventuell auch die Varietät,
darunter links in kleinerer Schrift der Fundort und rechts der meist
abgekürzte Autor ersichtlich ist. Als Schriftart ist hiezu am besten
die sehr gut hervortretende, von jedermann leicht zu erlernende Rund-
schrift zu empfehlen, für welche die Federn von verschiedener Stärke
käuflich sind. Man verschwende ja nicht nutzlos Zeit und Mühe, um
sich diese Etiketten etwa selbst anzufertigen, da man dieselben in
jeder Größe und bereits gummiert in den Schreibrequisitenhand-
lungen haben kann; nur ist es gut, selbe noch auf der Rückseite
mit Syndetikon zu bestreichen, da Gummi arabicum am Glase nicht
fest haftet und infolgedessen die Zettel leicht abspringen. Auf den
Deckel des Zylinders klebe ich dann noch eine Nummer an, welche
mit der des Sammlungskataloges übereinstimmt. Letzterer ist am
besten in Zettelform anzulegen, wodurch ein öfteres Umschreiben
desselben vermieden wird und jede Neuerwerbung leicht an richtiger
Stelle untergebracht werden kann. Dieser Katalog hat außer dem
wissenschaftlichen Namen noch eine kurze Beschreibung des be-
treffenden Stückes, namentlich aber allfällige Abweichungen von der
Stammform, ferner dessen Größe, eventuell auch das Alter, dann
den Fundort und das Datum der Erwerbung und endlich bei nicht
selbst gefangenen Tieren noch den Namen des Einsenders zu ent-
halten.
Da bei frisch eingelegten Tieren der Weingeist durch die aus
den in ihm befindlichen Objekten extrahierten Stoffe nach und nach
gelb wird, so ist er ab und zu durch frischen und farblosen so oft
und so lange zu ersetzen, bis er vollkommen rein und wasserhell
bleibt. Dieser Weingeistwechsel ist bei Schlangen mit großer Vor-
sicht zu bewerkstelligen, da sich beim Herausnehmen derselben sehr
leicht einzelne Schuppen ablösen und die von ihnen entblößten
Präparieren. 879
Stellen dann durch hellere Färbung von der Umgebung in störender
Weise abstechen. Es ist daher besser, falls das Glas inwendig ganz
rein geblieben ist, das darin befindliche Objekt gar nicht heraus-
zunehmen, sondern bloß den Alkokol abzugießen und durch reinen
zu ersetzen. Zeigt sich jedoch die innere Glaswand durch aus-
geschiedene Substanzen belegt oder verunreinigt, so muß das Gefäß
gewaschen und hiezu das in ihm enthaltene Tier herausgenommen
werden. Man gehe hiebei sehr behutsam zu Werke, und wenn sich
dabei trotzdem einzelne Schuppen ablösen und in dem vorderhand
noch gefüllt gelassenen Glase herumschwimmen, so fische man sie
heraus und lege sie am besten in ein kleines Schälchen beiseite.
Nachdem nun die Haut der unterdes auf einen Bogen Löschpapier
gelegten Schlange vollkommen trocken geworden, tauche man den
Kopf einer Stecknadel in eine Lösung von Gummi arabicum, be-
netze hiemit den von der Schuppe entblößten Fleck, hebe dann
mittels eines feinen, im Munde befeuchteten Haarpinsels die beiseite
gelegte Schuppe auf und drücke sie auf der von ihr früher einge-
nommenen Stelle fest. Nach etwa einstündigem Liegen kann dann
das also restaurierte Tier wieder vorsichtig in das vorher mit Wein-
geist gefüllte Glas versenkt werden. Sollten bei dieser Operation
Schuppen verloren gehen, so kann man sie durch andere von der-
selben Art entnommene ersetzen. Ich bewahre daher von schlecht
gewordenen und skartierten Schlangen stets eine Quantität solcher
losgelöster Schuppen in kleinen Fläschchen mit Weingeist auf, welche
ich gelegentlich zu obgenanntem Zwecke verwende.
Sollte sich gelegentlich dieses Wechselns auch die Schlange mit
abgelagerten Substanzen belegt zeigen, so ist dieselbe herausgenommen
sofort mittels eines weichen größeren Haarpinsels von vorne nach
hinten behutsam mit Weingeist oder Wasser zu waschen, dann mit
letzterem noch vorsichtig abzuspülen und hierauf, um die Reibung
möglichst zu vermindern, wieder in das schon vorher mit Flüssig-
keit gefüllte Glas langsam einzusenken.
Der beim Wechseln zurückbleibende gelbe Spiritus ist aber
nicht wegzuwerfen, sondern kann, abgesehen von seiner Benützung
zur Tötung und ersten Einlegung von Amphibien, wieder vollkommen
entfärbt werden. Ich bediene mich zu dem Behufe der Knochen-
kohle, die auch unter dem Namen Spodium in den Handel kommt.
Man nehme hiezu sogen. Griesspodium, den man sich, falls man
ihn nicht bekommt, durch Reiben gröberer Sorten aüf einer alten
Kaffeemühle auch selbst herstellen kann. Nun nehme ich einen
nicht zu kleinen Glastrichter, stopfe dessen Rohr möglichst fest mit
reiner Watte ganz aus, fülle ihn bis etwa auf einen Finger unter
dem Rande mit Spodium und gieße dann, nachdem ich ihn in eine
Flasche gesteckt, den zu klärenden Weingeist darauf. Um die Ver-
dunstung tunlichst zu verlangsamen, wird schließlich noch eine
Glasplatte darüber gedeckt. Ab und zu ist dann natürlich ein
Nachgießen nötig, obwohl der Alkohol durch die dichte Spodium-
lage und die hohe Watteschichte des Rohres nur äußerst langsam
und tropfenweise durchdringt, so daß zum Filtrieren eines Liters
meist mehrere Tage erforderlich sind. Die in dem untergestellten
880 ‚Präparieren.
Gefäß sich ansammelnde Flüssigkeit ist vollkommen farblos und
wasserhell, sobald sie aber anfängt auch nur einen kleinen Stich
ins Gelbliche zu zeigen, muß der Spodium im Trichter weggeworfen
und durch frischen ersetzt werden. — Statt des hier geschilderten
Verfahrens könnte man den Weingeist auch durch Destillieren
reinigen, welche Operation sich aber nur für größere Mengen lohnen
dürfte.
Wenn die Konservierungsflüssigkeit definitiv wasserhell bleibt
und behufs Wechselns derselben ein ferneres Öffnen des Glases nicht
mehr nötig erscheint, so kann man letzteres auch mit einer aufge-
weichten Tierblase überbinden, die man unter dem Rande fest zu-
schnürt. Nach dem Trockenwerden schneidet man das unten Her-
vorstehende ab und überstreicht eventuell noch die Blase einschließ-
lich der Verschnürung mittels eines kurzgeschnittenen, mäßig weichen
Pinsels mit schwarzem Wienerlack, wonach man dann den Pinsel
behufs Lösung des in ihm zurückgebliebenen Firnisses einige Zeit
lang in etwas starkem Alkohol liegen läßt. Auch ein Überzug von
Staniol oder Zinnfolie macht sich sehr gut, wobei man sich davon
eine den Deckel entsprechend überragende Scheibe schneidet, dieselbe
auf die schwach gummierte Glasplatte fest- und den vorstehenden
Teil um den Rand bis zu dessen Vereinigung mit dem Zylinder
herumdrückt.
Die Sammlung selbst wird dann in hohen Kästen von geringer
Tiefe oder auf sicher befestigten Stellagen aufgestellt. Bei beiden
müssen die Bretter verschiebbar sein, indem die sie stützenden
QOuerhölzer in vorne und hinten an den Innenseiten der Stellage an-
gebrachte Zahnleisten beliebig einzustellen sind. Sowohl der Hinter-
grund als auch alle übrigen Teile sind mit Zinnweiß anzustreichen,
oder mit weißem Papier zu überziehen und die bleichende Wirkung
des Lichtes durch einen dunkelgrünen Vorhang abzuhalten, falls die
Sammlung nicht in einem eigenen Zimmer steht, dessen Balken für
gewöhnlich geschlossen bleiben.
Indem wir nun den über die Aufstellung und Konservierung der
Lurche und Kriechtiere handelnden Abschnitt schließen, bemerken
wir nur, daß alle hier geschilderten Kunstgriffe und Vorteile das
Resultat reichlicher Erfahrung und vieljähriger Praxis sind, und
daß es nur bei genauer Befolgung und gewissenhafter Einhaltung
sämtlicher hier gegebenen Ratschläge gelingen wird, seine Samm-
lung mit durchaus schönen und fehlerfreien Präparaten zu versehen.
Es versteht sich übrigens von selbst, daß man sich in einer ordent-
lichen Sammlung nicht damit begnügen wird, von den verschiedenen
Arten bloß einzelne Exemplare zu besitzen, sondern daß man jede
Spezies nur dann als gehörig vertreten ansehen kann, wenn man
sie in allen Varietäten und Altersstufen sowie in beiderlei Ge-
schlechtern in reinen und tadellosen Stücken aufgestellt hat.
Versenden. 881
Über das Versenden von Amphibien und Reptilien.
Die Lurche und Kriechtiere können natürlich sowohl im lebenden,
als auch im toten Zustande versendet werden.
Was den ersten Fall anbetrifft, so wurden die hiefür bezüg-
lichen allgemeinen Regeln schon bei Besprechung der Sammelreisen
angegeben. Amphibien werden am besten in Blechbüchsen mit
feuchtem Moos versendet, die mit einigen Luftlöchern zu versehen
sind. Geschieht die Versendung in Kisten, so müssen deren mög-
lichst starke Bretter wegen des durch den feuchten Inhalt bedingten
leichten Verwerfens derselben .nicht mit Nägeln, sondern durch
Schrauben aneinander befestigt werden. Bei sehr heiklichen Lurchen,
wie beispielsweise bei den Molchen der Untergattung Euproctus, ist
stets frisches, noch ungebrauchtes Moos zu verwenden. Geht die
Sendung ins Ausland, woselbst sie an der Grenze geöffnet wird,
so sind die springenden Anuren besser in vorher naß gemachte
Säcke einzubinden, denen eine den Inhalt bezeichnende Etikette in
einer womöglich den Zollbeamten verständlichen Sprache anzuheften
ist. Selbstverständlich darf der Inhalt nicht so feucht sein, daß
bei der Aufgabe etwa noch Wasser herausrinnt, da die Sendung in
diesem Falle zurückgewiesen wird. Man lasse daher die Blechbüchse
zu Hause so lange liegen, oder die Kiste so lange stehen, bis durch-
aus kein Wasser mehr herausdringt und gebe sie erst dann auf.
Eine Ausnahme von dieser Regel machen bloß die Proteiden,
die nur in blechernen Fischkübeln oder in Flaschen versendet werden
können. Erstere sind in Aquarienhand-
lungen käuflich zu haben, können aber,
wo derlei Geschäfte nicht existieren,
auch von jedem Klempner angefertigt
werden. Dieselben bestehen aus einer
entsprechend großen, zylindrischen Blech-
büchse, der ein kegelförmiger, mit Luft-
löchern versehener Deckel fest schließend
aufgesetzt werden kann. Ein über den-
selben verlaufender, am ÖOberrande der °
Büchse in Ösen beweglich befestigter
Drahtbügel dient als Handhabe.
|» Statt des hier geschilderten Fisch-
kübels kann man sich zu derlei Sen-
dungen auch einer starken, möglichst
kurzhalsigen Glasflasche bedienen, welche
man in eine entsprechende Schachtel
oder Kiste derart verpackt, daß sie rund Fig. 183.
_ herum von Moos oder Holzwolle um- Fischkübel.
geben und daher vor Schütteln und Zer-
brechen hinlänglich geschützt ist. Die Schachtel oder Kiste muB
hiebei etwas niedriger als die Flasche sein, so daß der Hals der
letzteren aus einem entsprechenden Ausschnitt des Deckels hervor-
steht, welcher, wie es die umstehende Figur zeigt, behufs genauer
Schreiber, Herpetologia europaea. 56
882 Versenden.
Umfassung des Flaschenhalses am besten aus zwei knapp anein-
ander passenden Brettern zu schneiden ist. Verschlossen wird die
Flasche durch einen festsitzenden Korkstöpsel, durch dessen Mitte
ein oben und unten etwas hervorragendes Blech- oder Glasrohr,
eventuell auch: ein Federkiel durchgeht. Die Füllung darf nur so
hoch gehen, daß das Niveau des Wassers bei umgelegtem Glase
etwas unter das Rohr zu stehen kommt, so daß auch in diesem
Falle keine Flüssigkeit ablaufen kann. Übrigens kann die Flasche
d auch durch ein mittels sehr
weichen Drahtes fest um den
Hals derselben gebundenes
Metallnetz verschlossen wer-
den; ein Zubinden mit, wenn
auch mehrfach zusammenge-
falteten Gazestoff ist weniger
zu empfehlen.
In dieser Weise können
auch noch kiementragende
Junge, namentlich Kaulquap-.
pen sowie auch der Laich von
Amphibien versendet werden,
nur sind‘ für'letzteremedes
leichteren Einfüllens wegen
mehr weithalsige Flaschen, am
besten sogen. Einmachgläser
zu verwenden. Die Larven
der Urodelen vertragen üb-
rigens nicht zu lange Trans-
porte auch ganz gut in mit
stark durchnäßtem Moos oder
mit Wasserpflanzen gefüllten
Gefäßen und ist es auch bei
Fig. 184. Kaulquappen geraten, einige
Versendungsflasche. der letztgenannten Pflanzen
a Kiste, b Flasche, c Stöpsel, d Rohr, e Wasser dazuzugeben, weil sich hie-
f Emballage. ' durch das Wasser länger at-
mungsfähig erhält.
Bei allen in der letztbesprochenen Art gemachten Sendungen
ist auf der Adresse der Vermerk ‚Lebende Fische‘ anzubringen.
Von Reptilien können die Schlangen, falls sie nicht über die
Landesgrenze gehen, frei in Kisten verpackt werden, die aber um
ein zu starkes Schütteln während der Reise zu vermeiden, mit Moos
oder nicht zu feiner Papierwolle ziemlich dicht zu füllen sind. Bei
ins Ausland gehenden Sendungen, welche von den Zollämtern ge-
öffnet und untersucht werden, sind jedoch die Tiere stets in Säcke
zu geben und deren Inhalt durch an die Verschnürung befestigte
Zettel mit der Aufschrift „Lebende Schlangen oder Eidechsen“ zu
bezeichnen; bei ersteren füge ich noch die Worte ‚harmlos‘ oder
„giftig, Vorsicht !“ dazu. Bei Giftschlangen ist übrigens das Ein-
binden in Säcke auch für Inlandsendungen zu empfehlen, um vor
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Versenden. 883
eventuellen unliebsamen Überraschungen gesichert zu sein. So ist
mir beispielsweise einst der Fall passiert, daß ich fünf schon vorher
angekündigte Vipern erhielt, die in einer mit Moos gefüllten Kiste
frei ankamen. Nachdem ich dieselben herausgenommen hatte, stellte
ich die nun offene Kiste beiseite. Als ich nach etwa einer Viertel-
stunde zufällig an derselben vorüber ging, glaubte ich an einer
Stelle des Mooses eine Bewegung wahrzunehmen und fühlte mich
hiedurch veranlaßt, dasselbe näher zu untersuchen; hiebei fand ich
nun auf dem Boden des Kistchens nicht weniger als zwölf frisch
geworfene Vipern, die offenbar unterwegs geboren waren und jeden-
falls ins Zimmer geraten wären, wenn ich sie nicht zufälligerweise
entdeckt hätte.
Übrigens können freigepackte Schlangen auch in mit einem
Drahtfenster versehenen Kästchen verschickt werden, was aber nicht
sehr zu empfehlen ist, da die Gefangenen durch die Maschen des
Gitters gerne die Zunge herausstecken und ihnen dieselbe dann von
boshaften Leuten manchmal abgeschnitten wird, was fast regelmäßig
das Eingehen des betreffenden Stückes zur Folge hat. Will man
schon derlei Behälter nehmen, so ist es besser, dieselben noch in
ganz verschlossene, mit ein paar Luftlöchern versehene Kisten zu
verpacken. Die mit Drahtgitter versehenen Kästchen können des
leichteren Öffnens halber auch mit einer in einem Scharnier beweg-
lichen Türe versehen sein, die natürlich sicher verschlossen und bei
nicht weiterer Verpackung noch zugebunden und versiegelt wird.
Chelonier werden einfach neben- und übereinander in Kisten ge-
legt und zwar die Landschildkröten mit trockener, die Wasserschild-
kröten dagegen mit feuchter Emballage.
Schlangen können ganz trocken verschickt werden, da sie selbst
ohne Feuchtigkeit lange aushalten, was bei den viel zarteren Eid-
echsen nicht der Fall ist. Diese sind wegen ihrer Flüchtigkeit stets
in Säckchen, die man zuerst naß macht und dann ausdrückt, mit
schwach befeuchtetem Moos oder, wenn die Sendung nicht weit geht,
mit frischem Gras oder grünen Blättern zu verpacken. Hat die Reise
länger zu dauern, so empfehlen sich hiezu besonders die sogenannten
Fettpflanzen, namentlich die an Mauern und steinigen Stellen aller-
orts häufigen Arten der Gattung Sedum L., da deren fleischige Blätter
nicht so bald vertrocknen und durch Abgabe der in ihnen reichlich
enthaltenen Feuchtigkeit die in ihnen verpackten Tiere lange Zeit
frisch erhalten.
Das Versenden kann im allgemeinen zu jeder Jahreszeit ge-
schehen, nur sind im Hochsommer hölzerne Behälter den blechernen
vorzuziehen, da sich letztere leicht zu stark erwärmen, was bei ersteren
nicht der Fall ist. In den kalten Monaten sind hiezu größere, mit
schlechten Wärmeleitern dichter und stärker gefüllte Kistchen zu
nehmen, damit die darin verpackten Tiere nicht etwa unterwegs er-
frieren und sind in dieser Beziehung die Reptilien heiklicher als die
Amphibien. Für letztere sind die heißen Monate tunlichst zu ver-
meiden und gewährt eine Lurchsendung um so mehr Aussicht auf
glückliche Ankunft, je zeitlicher im Frühjahre dieselbe abgeht.
Tote Kriechtiere und Lurche können, wenn sie bereits vollständig
56*
884 Gefangenleben.
montiert sind, bei der Versendung in ihren Gläsern belassen werden,
nur muß deren guter Verschluß gesichert sein, auf daß während
des Transportes nicht etwa die Konservierungsflüssigkeit ausläuft.
Sie sind daher, falls nicht mit einem absolut fest haftenden Kitte
verschlossen, vor dem Einpacken mit Tierblase, nassem Pergament-
papier oder auch Stofflappen straff zuzubinden. Sind die Objekte
nicht montiert, so werden sie einzeln oder auch zu mehreren in
Gläser oder Blechbüchsen gegeben, die zwischen ihnen bleibenden
freien Räume mit Watte ausgefüllt, die betreffenden Gefäße etwa
zur Hälfte mit Formol oder Weingeist gefüllt, oben noch mit einer
Lage von Watte bis zur Unbeweglichkeit zugedeckt und dann fest
verschlossen. Die Gläser werden endlich in eine nicht zu schwache
Kiste bruchsicher verpackt, die Blechbüchsen vom Klempner ver-
lötet. Statt der Gläser oder Büchsen kann man sich übrigens auch
einer Rindsblase bedienen, in welche man, nachdem sie früher auf-
geweicht worden, die Tiere in der obengeschilderten Weise unbeweg-
lich verpackt; die so gefüllte Blase, die vor den Gläsern noch den
Vorteil der Billigkeit und Unzerbrechlichkeit für sich hat, muß dann
selbstverständlich noch in einer Kiste oder Blechbüchse expediert
werden. Unter den nicht montiert gesandten Reptilien sind die
Schlangen am heiklichsten zu behandeln, da sich beim Anfassen
derselben sehr leicht Schuppen ablösen und hiedurch das Präparat
verunstaltet wird. Ich nehme daher dieselben sehr vorsichtig aus
dem zu beherbergenden Glase heraus, lege sie auf einen entsprechend
langen und breiten Streifen starker Pappe, fülle die Zwischenräume
der Ringe mit Watte aus, bedecke sie dann noch mit einer Lage
der letzteren und binde schließlich das Ganze mittelst eines Fadens
fest und unverrückbar zusammen. — Daß bei all diesen Sendungen
jedes Stück mit einer Nummer oder einer die nötigen Daten ent-
haltenden Etikette versehen sein muß, versteht sich wohl von selbst.
Endlich will ich noch bemerken, daß es nicht geraten ist, prä-
parierte und lebende Tiere in demselben Behälter zu versenden, da
die letzteren durch eventuell verdunstenden oder gar ausfließenden
Weingeist leicht den Tod finden können.
Über das Halten von Amphibien und Reptilien
in der Gefangenschaft.
Über die Haltung der Lurche und Kriechtiere ist bereits bei
der Beschreibung der einzelnen Arten das Nötige gesagt worden,
abgesehen davon, daß über diesen Gegenstand in den letzten De-
zennien so viel Spezialwerke und Fachzeitschriften erschienen sind,
daß sich darüber jedermann aus denselben zur Genüge Rat holen
kann).
!) Als die ausführlichsten Spezialwerke will ich hier nur die unter dem Titel
„Das Terrarium‘ von Joh. v. Fischer 1884in Frankfurta.M.undvon Krafft
Gefangenleben. 885
Wenn ich demungeachtet in dieser Hinsicht noch einiges an-
führe, so will ich hiemit hauptsächlich jenen an die Hand gehen,
die mit Glücksgütern weniger gesegnet nicht in der Lage sind, sich
die im Handel erhältlichen meist mehr oder weniger kostspieligen
Aquarien und Terrarien anzuschaffen, aber doch ihren Lieblingen
mit geringen Kosten durch Selbstanfertigung eine möglichst ent-
sprechende Unterkunft herstellen möchten.
Zum Halten der im Wasser lebenden Proteen und Molche kann
man sich im Notfalle auch möglichst großer Einmachgläser bedienen,
die man für die letztgenannten Tiere, um ihnen die naturgemäße
Ablage ihrer Eier zu ermöglichen und den Wasserwechsel zu ver-
meiden, mit nicht im Boden wurzelnden, also schwimmenden Wasser-
pflanzen versieht, wozu namentlich die sogenannten Wasserlinsen,
namentlich Lemna trisulca L. sowie die auch ohne Erdreich schnell
und üppig treibenden Zweige der Wasserpest (Elodea canadensis Rich.)
gehören. Erstere Pflanze ist hauptsächlich in nicht zu kleinen und
reinen fließenden Wasserläufen zu finden, letztere in Fisch- und
Aquarienhandlungen käuflich, häufig aber auch in Teichen und
Wassergräben verwildert oft massenhaft anzutreffen; da sie sehr
schnell wächst, so ist ihrer übermäßigen Wucherung von Zeit zu Zeit
durch Lichtung des hiedurch entstehenden allzu dichten Gewirres
vorzubeugen.
Doch kann man auch ein allen Anforderungen entsprechendes
Aquarium ohne viele Kosten auf nachstehende Weise anfertigen. Man
nimmt zu dem Ende eine entsprechend große, möglichst starke
Kiste, aus der man mittelst einer sog. Loch- oder auch einer Laubsäge
die Seitenwände bis auf einen je nach der Größe der Kiste schmä-
leren oder breiteren Rand herausschneidet. Nun richtet man sich
fünf Glastafeln her, von denen eine dem Boden, die vier anderen
aber je einer Innenseite des stehen gebliebenen Kistenrahmens so
angelegt werden, daß sich dieselben mit ihren zusammenstoßenden
Rändern berühren; letztere werden dann mit Glaserkitt fest und
wasserdicht verstrichen. Da der so hergestellte Glaskasten einen
nicht unbedeutenden Wasserdruck auszuhalten hat, so müssen die
Rahmenteile verschraubt, oder durch einen oben und unten längs
des ganzen Umfanges herumgehenden Blechstreifen versichert sein.
Um das Entkommen der darin gehaltenen Tiere zu verhüten, schneide
ich vier den Seiten der Kiste entsprechende Glasstreifen, die ich
dem mit weichem Glaserkitt bestrichenen Oberrande des Rahmens
fest andrücke und die so breit sind, daß sie etwa 3—4 cm nach
innen horizontal vorragen. Nachdem das ganze auf 8—ıo Tage zum
trocknen weggestellt worden war, wird der Boden mit einer I—2
Finger hohen Lage von Lehm, Erde oder Sand, eventuell auch mit
kleinen Steinchen bedeckt und kann nun bis zwei Drittel seiner
Höhe mit Wasser gefüllt werden; damit hiebei durch Aufwühlung
des Grundes keine Trübung entsteht, wird während der Füllung
der Boden mit einer nicht zu kleinen Glasplatte belegt und auf
1908 in Berlin erschienenen größeren Handbücher, sowie von Zeitschriften die in
Braunschweig erscheinende ‚Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde‘ von
Wolterstorff erwähnen,
886 Gefangenleben.
diese dann das Wasser allmählich und vorsichtig gegossen. —
Selbstverständlich kann man sich einen solchen Kasten auch aus
Zinkblech herstellen lassen, wobei aber auch, um das Rosten zu
verhüten, der Boden immer noch mit einer genau darauf passenden,
am Rande dicht verkitteten Glasplatte belegt werden soll; auch ist
ein solches Aquarium, um bei etwaigem Heben des Behälters den
infolge des starken Wasserdruckes zu befürchtenden Durchbruch
desselben zu verhindern, stets auf ein starkes Brett zu stellen. —
Hiezu kann man übrigens auch die im Handel vorkommenden,
zwanzig Liter fassenden Petroleumbüchsen sehr vorteilhaft ver-
wenden. Wer das Steinöl nicht im Haushalte selbst in solchen
Mengen sammt den Büchsen kauft, kann sich letztere geleert in
Droguerien oder Spezereigeschäften zu ganz geringem Preise ver-
schaffen. Diese länglich viereckigen Blechkästen werden dann in
gleicher Weise wie die Holzkisten zu einem Rahmen hergerichtet,
indem man fünf Wände derselben bis auf einen 4—6 cm breiten
Rand mit einer Blechscheere entweder selbst herausschneidet oder
diese Arbeit durch einen Klempner besorgen läßt. Der stehenge-
bliebene Rand wird dann von der Innenseite aus schief gegen die
Ecken des Kastens bis zur Hälfte eingeschnitten und der einge-
schnittene Teil hierauf mit einer breitmauligen Zange scharf ein-
und auf den nicht eingeschnittenen Teil bis zur Berührung mit ihm
herabgebogen, wodurch dannein fester und starker Rahmen entsteht,
der aber, damit ihm die Glasscheiben recht gut anliegen, noch
mittelst Zange und Hammers vollkommen eben und flach gemacht
werden muß. Als letzterer ist hiezu ein hölzerner zu benutzen, da
nur ein solcher das Blech einfach flach klopft, während ein eiserner
das Metall auch ab und zu ausdehnt, wodurch dann stellenweise
kleine Ein- oder Ausbuchtungen entstehen, die dem genauen An-
liegen der Glasscheiben hinderlich sind. Will man einen Eisen-
hammer benutzen, so muß jedenfalls auf den zu beklopfenden Blech-
teil ein Brettchen gelegt werden. Der oben nach innen vorstehende
Rand hindert dann auch zugleich das Heraussteigen der Tiere. Um
das Rosten zu verhüten, wird dann noch das ganze lackiert und end-
lich nach dem Trocknen innen mit Glasplatten belegt.
Derartige Kastenaquarien sind den aus einem einzigen Stücke
verfertigten teueren Glaswannen weitaus vorzuziehen, da diese bei
einer eventuellen Beschädigung sofort gänzlich unbrauchbar werden,
während bei jenen eine etwa gebrochene Scheibe leicht und mit
geringen Kosten durch eine neue ersetzt werden kann.
Um den Bewohnern solcher Wasserbecken auch Gelegenheit zu
geben aufs Trockene zu gehen, kann man in der Mitte derselben
eine Insel errichten, welche man aus mit Zement zusammenge-
kitteten lockeren Steinbrocken aufbaut. Gut ist es, wenn dieselbe
nur mit 3—4 fußartigen Fortsätzen am Boden aufsteht, so daß
darunter ein Hohlraum entsteht, der den Tieren das Verweilen und
Durchschwimmen unter der Insel gestattet; desgleichen sind zum
Verkriechen der Gefangenen auch diverse Höhlungen und Schlupf-
winkel herzustellen, die aber weder zu tief, noch zu klein oder gar
zu eng sein dürfen, weil sich in letzterem Falle mitunter einzelne
Gefangenleben. 887
Tiere in ihnen so einzwängen, daß sie oft nur schwer mehr heraus-
zubringen sind. Der aus dem Wasser hervorragende Teil der Insel
kann einen Hohlraum enthalten, der, mit Erde gefüllt, das Einsetzen
von Sumpfpflanzen ermöglicht. Will man auch die Schönheit dieses
Aufbaues berücksichtigen, so kann man denselben mit Schnecken,
Muschelschalen u. dergl. verkleiden; man hüte sich aber hiezu Ko-
rallen zu verwenden, die sich zwar hübsch ausnehmen, aber durch
ihre scharfen Spitzen und Fortsätze den daraufkriechenden Tieren
oft arge Verwundungen beibringen. — Damit der die Bestandteile
der Insel verbindende Kitt gehörig erhärtet, muß dieselbe bis zu
ihrer Vollendung und auch nach derselben noch ein paar Tage im
Wasser stehen bleiben. Da in letzteres aus dem Zement viel Kalk
eintritt, so empfiehlt es sich, dasselbe öfters zu erneuern, bis es all-
mählich so rein wird, daß es zur Aufnahme der Tiere geeignet ist.
Jedenfalls überzeuge man sich, bevor man dem Aquarium die für das-
selbe bestimmten Lurche anvertraut, durch vorheriges Hineingeben
eines oder mehrerer wertloser Versuchstiere, ob der den Tieren meist
tödlich werdende Kalkgehalt schon so weit entfernt ist, daß man
die Bevölkerung des Aquariums anstandslos vornehmen kann.
Da aber in derlei Inseln einzelne Stücke mitunter monatelang
verkrochen bleiben, so ist der Aufbau einer solchen im allgemeinen
nicht sehr empfehlenswert und sind den Gefangenen weit besser
andere Aufstiege herzustellen; am geeignetsten erweisen sich hiezu
größere Bimstein- oder Korkstücke, die man, damit sie hübsch in
der Mitte schwimmen bleiben, mittelst eines an einer Schnur be-
festigten Steines am Grunde verankert. Weil der Bimstein durch
allmähliches Eindringen des Wassers nach und nach immer schwerer
wird und schließlich untergeht, so muß er ab und zu durch frischen
ersetzt und der herausgenommene durchnäßte zum Trocknen an die
Luft gelegt werden.
In nicht mit Pflanzen versehenen Gefäßen wird natürlich das
Wasser nach kürzerer oder längerer Zeit schlecht und muß daher
ab und zu durch frisches ersetzt werden. Das Entleeren ist am
besten mittelst eines Hebers vorzunehmen, der aus einem Glasrohr
oder einem Kautschukschlauch besteht, mit dem man das Wasser
abzieht; damit hiebei der auf den Boden des Behälters reichende
Arm des Hebers nicht Bestandteile des Grundes mitnimmt, ist unter
denselben eine Glasplatte zu legen, auf der die Öffnung des Rohres
nicht knapp aufliegt. Ist das abgestandene Wasser ‚bis zur Boden-
füllung entleert, so kann man das noch in dieser enthaltene durch
Neigen des Gefäßes in einem Winkel desselben ansammeln und eben-
falls abziehen. Nun wird das Aquarium ordentlich gereinigt und
unter Beobachtung der schon früher erwähnten Vorsichtsmaßregeln
mit frischem Wasser versehen. Die schon vordem mittelst eines Tee-
siebes oder kleinen Hamens herausgefischten Inwohner desselben
werden in ein mit dem alten Aquariumwasser gefülltes Glas gegeben,
dieses in den mit frischem Wasser gefüllten Behälter gestellt und
die Tiere aus jenem erst dann wieder in dieses zurückgegeben, wenn
sich die Temperatur des ersteren allmählich auf die des letzteren
abgekühlt hat. Hiedurch wird einzig und allein der den meisten
888 Gefangenleben.
Wasserbewohnern schädliche, ja häufig tödliche plötzliche Übergang
aus einem wärmeren in ein viel kälteres Medium vermieden.
Ein Durchlüftungsapparat, wie er bei Fischaquarien häufig zur
Verwendung kommt, ist bei den bezüglich des Atmungsbedürfnisses
weit anspruchloseren Amphibien wohl nicht nötig.
Außer vielen Urodelen können in Aquarien, wenn sie genügend
groß sind, auch manche Anuren, namentlich Unken, gehalten und
von ersteren besonders die meisten Molche leicht zur Fortpflanzung
gebracht werden. Um letztere zu sichern, ist es geraten, die be-
treffenden Tiere möglichst zeitlich im Frühjahre, gleich nach deren
Hervorkommen aus den Winterquartieren, einzusetzen, damit sie
beim Eintritte der Brunst bereits an die neuen Verhältnisse gewöhnt
sind. Schon trächtig eingefangene Weibchen pflegen unter plötzlich
veränderten Umständen das Legen oft einzustellen und sind häufig
nicht mehr zur Ablage der Eier zu bringen. Anuren pflanzen sich
in der Gefangenschaft weit seltener fort, doch kann man schon in
der Begattung befindliche Paare einsetzen, die dann meist regelmäßig
im Aquarium laichen; desgleichen kann man auch im Freien ge-
fundene Laichmassen in einem mit Wasser gefüllten Gefäße nach
Hause tragen und sie hier dann zum Auskriechen bringen.
Bei Molchen ist behufs Ablage der Eier für eine hinreichende
Menge passender Wasserpflanzen zu sorgen. Da die auskriechenden
Jungen von den Alten gefressen werden, so sind die betreffenden
Pflanzen täglich nach etwa an
ihnen befestigten Eiern zu unter-
suchen und letztere in ein eigenes
Brutgefäß zu geben, wobei ent-
weder die Pflanze ganz heraus-
gehoben oder nur der das Ei
enthaltene Teil derselben abge-
schnitten wird. Wächst letzterer
in dem Zuchtglas nicht weiter
und verfault, so geht auch das
ihm anhängende Ei fast immer
durch Verschimmeln zugrunde
und scheint der durch den Le-
bensprozeß der Pflanze ausge-
schiedene Sauerstoff die Ent-
wicklung der Larve zu bedingen.
Man wähle daherzu dem Zwecke
nur solche Pflanzen, von denen
auch ganz kleine Stücke abge-
trennt anstandslos fortvegetie-
ren, wie dies beispielsweise bei der schon vordem erwähnten Wasser-
pest der Fall ist. Noch besser eignen sich hiezu die Wasserlinsen
und davon vor allem Lemna trisulca, die als ganze Pflanzen samt
der Wurzel herausgehoben werden und in dem Brutglase unentwegt
weiter gedeihen; daß in letzterem die Wassertemperatur von der des
Aquariums nicht verschieden sein darf, versteht sich bei der Zart-
heit und Empfindlichkeit der Eier von selbst.
Fig. 185.
Lemna trisulca Linne.
Gefangenleben. 889
Hat man in Paarung befindliche Froschlurche eingesetzt, so
werden dieselben nach Ausstoßen des Laiches herausgenommen und
ist letzterer in dem mit Wasserpflanzen nicht zu spärlich versehenen
Aquarium bis zum Auskriechen der Kaulquappen sich selbst zu über-
lassen. Da die Anzahl derselben fast immer eine ziemlich große ist,
so muß dafür gesorgt werden, daß deren für die vorhandene Wasser-
menge nicht zu viele werden, daher die Zahl derselben, sobald man
das Absterben einzelner bemerkt, sofort auf das nötige Quantum
reduziert werden muß. Dies hat natürlich mit fortschreitendem
Wachstum der Tiere von Zeit zu Zeit immer wieder zu geschehen
und sind die so herausgenommenen Larven entweder in andere Ge-
fäße zu verteilen oder zu konservieren.
Damit die bei guter Fütterung schnell wachsenden Jungen nicht
. Not leiden, ist selbstverständlich für reichliche Nahrung derselben
zu sorgen. Für frisch ausgekrochene Molche eignen sich hiezu am
besten die kleinsten, dem freien Auge gar nicht sichtbaren Lebe-
wesen (Infusorien), die man durch die schon in dem systematischen
Teile geschilderte Herstellung eines sogenannten Aufgusses erhält.
Später geben dann die in stehenden und mit faulenden Stoffen ver-
sehenen Gewässern häufig leben-
den kleinen Krebse (Cyelops,
Daphnia), die sich dem Sammler
als kaum stecknadelkopfgroße,
stoßweise herumschwimmende
Punkte bemerkbar machen, so-
wie die besonders in Garten-
cisternen oft häufigen schon
größeren und durch ihre rote
Färbung leicht sichtbaren Was-
sermilben (Hydrachna) und end- -
lich die fast in allen der erst- >
genannten Wasseransammlungen ;
meist massenhaft gesellig auf-
tretenden Rotwürmer (Tubifex
rivulorum) ein treffliches Futter
ab. Letztere machen sich in übel-
riechenden Lachen und Wasser-
gräben als mehr oder weniger ausgedehnte blutrote Flecken bemerk-
lich, die oft aus Tausenden der genannten Würmer bestehen. Wenn
man mit einem an einen Stock angebundenen Teesieb oder einem
etwa einen Dezimeter weiten aus starkem Draht und dichter Gaze
verfertigten Hamen rasch unter eine solche Kolonie hineinstößt und
selbe heraushebt, so kann man oft einen ganzen Klumpen dieser
Tiere auf einmal erbeuten. Dieselben werden dann samt dem mit
herausgeschöpften Schlamm in eine festschließende Blechbüchse ent-
leert und diese, wenn sie nahezu voll ist, nach Hause getragen, wo-
selbst man deren ganzen Inhalt in ein flaches Gefäß, beispielsweise
in den Deckel einer möglichst großen Blechbüchse ausschüttet und
ein paar Finger hoch mit Wasser übergießt. Da an den Wänden der
Sammelbüchse viel kleben bleibt, so wird diese noch gut ausge-
‚Fig. 185b.
a Cyclops, b Daphnia.
890 Gefangenleben.
schwemmt und ihr Inhalt auch in das Aufbewahrungsgefäß entleert.
Läßt man das ganze ruhig stehen, so wird sich das Wasser bald
klären und sind nun die sich in Gruppen vereinigenden Würmer
leicht zu sehen; auch wird man nicht selten bemerken, daß man
bei der Gelegenheit oft ohne darauf ausgegangen zu sein, zugleich
eine Menge Daphnien und Cyeclops nach Hause gebracht hat.
Um nun die genannten Tiere zur Fütterung zu verwenden, werden
letztere mit einem kleinen Hamen aus ziemlich dichtem, aber immer-
hin durchlässigem Gewebe abgeschöpft und nachdem das Wasser ab-
gelaufen ins Aquarium durch Herumschwenken ausgespült. — Um
die Rotwürmer gesondert heraus zu bekommen, nehme ich einen
flachen Teller, in den ich gerade so viel Wasser gieße, daß eben der
Boden davon bedeckt ist. Nun hebe ich mittelst einer an der Spitze
rechtwinkelig umgebogenen Nadel aus dem die Würmer beherbergen- .
den Gefäße kleine Klumpen Schlammes heraus, die ich auf der von
mir abgekehrten Tellerhälfte dermaßen verteile, daß sie etwa einen
Zentimeter von einander entfernt bleiben. Aus diesen Schlamm-
klümpchen kriechen dann bald die darin befindlichen Würmer hervor
und können jetzt leicht mit der gebogenen Nadelspitze gefaßt und ab-
gehoben werden. Sobald sich dann nur mehr vereinzelte Würmer
zeigen, streicht man die Schlammhäufchen mit der Nadel glatt und
auseinander und gelingt es dann, wenn man mit dem umgebogenen
Ende derselben durch dieselben hinstreicht, oft noch ganze Knäuel
der in Rede stehenden Tiere auf einmal hervorzuholen. Hierauf legt
man dieselben auf die dem Arbeiter zugewendete frei gebliebene
Tellerhälfte, woselbst sie sich meist bald von den ihnen etwa noch
anhaftenden Unreinigkeiten befreien; sollte dies bei einzelnen Stücken
nicht geschehen, so kann man diesen, wenn man sie mit der Nadcl
beim reinen Ende aufhebt und das unreine über den Tellerrand
hinwegzieht, meist auch noch die ihnen anklebende Erde abstreifen.
Die auf diese Weise gereinigten Würmer werden dann, damit sie
nicht wieder in den Schlamm zurückkriechen, sofort mit der Nadel
abgehoben und in ein kleines, mit etwas reinem Wasser gefülltes
Schälchen gegeben, aus dem man sie endlich wenn deren genügend
beisammen sind, in das Aquarium entleert.
Fast noch schneller kommt man zum Ziele, wenn man IO—I2
Klümpchen der Schlammasse auf den in oberwähnter Weise herge-
richteten Teller gibt und dann denselben rasch einige male hin und
her bewegt. Hiebei verteiltsich die gesammte Schlammasse ziemlich
gleichmäßig über den Tellerboden, in dem bald klar werdendenWasser
treten die anfangs zusammengerollten Würmer in kurzem deutlich
hervor und können dann, sobald sie zu kriechen anfangen, leicht
herausgehoben werden.
Zu bemerken wäre noch, daß 'sich die genannten Würmer mit
Vorliebe am Rande der von ihnen bewohnten Gewässer und Behälter
oder wenigstens in dessen Nähe anzusammeln pflegen.
Um Rotwürmer mühelos zu gewinnen wird auch empfohlen den
sie beherbergenden Schlamm auf ein feinmaschiges Drahtnetz zu
geben, das man auf ein mit Wasser gefülltes Gefäß derart legt, daß
die Oberfläche des letzteren gerade das Sieb berührt; die nach der
Gefangenleben. 891
Tiefe strebenden Würmer gelangen dann ganz von selbst in das dar-
unter gestellte Gefäß. Mir hat sich jedoch diese Methode nicht son-
derlich bewährt, da einerseits dasWasser durch den auch mehr oder
weniger hinabsinkenden Schlamm stark verunreinigt wird, anderseits
viele Würmer in dem Schlamm auf dem Siebe zurückbleiben und
dann beim Trocknen desselben zugrunde gehen.
Da sıch endlich in einer eventuellen festen Bodenlage dieWürmer
meist schnell verkriechen und hiedurch den Tieren, für welche sie
bestimmt sind, schwerer zugänglich werden, so ist es bei dieser Art
der Fütterung besser, den Boden des betreffenden Gefäßes ganz un-
bedeckt zu lassen.
Schon ziemlich erwachsene Urodelenlarven sowie bereits ans
Land gehende Junge nehmen auch kleine nackte Räupchen, In-
sektenlarven und entsprechend große
. oder zerstückelte Regenwürmer, ja
meistens anstandslos auch rohes
Fleisch, das ibnen in feinen Streifen
mit der Pinzette oder auf eine Nadel
gespießt vorgehalten wird. Für mittel-
wüchsige Stücke geben namentlich die
Larven und Puppen der Stechfliege
(Culex pipiens Linne) ein gutes und
stellenweise leicht zu beschaffendes
Futter ab. Dieselben sind namentlich UNTERE, SY
in größeren, ständig im Freien stehen- b & ei
den Bottichen und Trögen, in denen INS
sie mit schnellenden Bewegungen be- Fig. 186. Culex pipiens Linne.
sonders im warmen und der Sonne a Larve, b Puppe.
ausgesetzten Wasser lebhaft herum-
schwimmen, oft in Menge anzutreffen und können dann leicht heraus-
‚gefischt und ins Aquarium gegeben werden.
Die Kaulquappen der Froschlurche sind im allgemeinen wie die
Larven der Urodelen zu halten und zu füttern, nur muß ihnen
wenigstens in den ersten Jugendzuständen stets ein Aquarium mit
schlammiger Bodenfüllung und reichlichem Pflanzenwuchs angewiesen
werden, denn manche derselben nehmen wenigstens anfangs nur den
Schlamm des Grundes auf, sich von den in ihm enthaltenen organi-
schen Stoffen ernährend, während andere Pflanzen, namentlich fau-
lende, sowie kleine Tierleichen benagen.
Zur Fütterung ganz kleiner Larven beider A benütze
ich auch manchmal gekochtes Fleisch, das ich durch längeres Zer-
schneiden mittelst einer Schere auf der Handfläche in ganz feine,
staubartige Partikel bringe, die, in kleinen Portionen in das Wasser
gestreut, oft gerne aufgenommen werden. Der leichteren Auffindbar-
keit dieser kleinen Fleischteilchen halber ist es besser, daß das be-
treffende Glas keine feste Bodenlage enthält.
Weit schwerer sind dagegen die schon ans Land gegangenen
jungen Anuren fortzubringen, da dieselben nicht wie die gleichaltrigen
Schwanzlurche zur Not auch rohes Fleisch, sondern nur lebendes
Futter, hauptsächlich kleine Würmer und Gliedertiere annehmen.
892 Gefangenleben.
Um sich letztere, besonders Insekten, in Masse zu verschaffen, streift
man mit einem sog. Schöpfer oder Kötscher, d. i. mit einem an einen
starken Drahtreif genähten und an einen festen Stock befestigten
dichten Leinwandsack niedere, am besten blühende Pflanzen auf
Wiesen und in Wäldern ab, wodurch dann eine große Menge dieser
Tiere erbeutet wird. Um dieselben nun ohne viel Mühe einzu-
heimsen, bediene ich mich eines trichterförmigen Sackes, an dessen
Ende ein durch einen Korkstöpsel gut verschließbares, etwa 3 cm
weites Blechrohr angebunden ist. Da sich die in den Schöpfer ge-
ratenen Tiere bei längerem Streifen durch ihre Menge leicht gegen-
seitig erdrücken, so empfiehlt es sich, natürlich je nach dem Reich-
tum der abgesuchten Stelle, nach etwa Io—ı2 maligem Streifen den
Hamen jedesmal zu entleeren. Man nimmt zu dem Ende ein mög-
lichst großes Glas, oder da das Tragen desselben lästig ist, auch einen
dichten Stoffsack mit, die beide mit Holzwolle locker gefüllt sind und
zur Aufnahme der gekötscherten Tiere dienen.
Um den jeweiligen Fang zu entleeren, werden zuerst die in den
Schöpfer geratenen Pflanzenteile, damit die auf ihnen sitzenden Tiere
nicht darauf bleiben, in demselben tüchtig abgeschüttelt und dann
weggeworfen. Indem man hierauf den Hamen mit der linken Hand
etwa in der Mitte zuhält, wird dessen Inhalt durch Schütteln und
Klopfen mittelst des Blechrohres in dasGlas oder den Sack befördert.
Bei jenem darf der Hals nicht viel weiter als das durch ihn gesteckte
Rohr sein, bei diesem ist dessen Öffnung fest an dasselbe anzudrücken.
Ersteres wird nach dem Hineingeben der Beute durch einen Kork-
stöpsel, letzterer durch festes Zubinden verschlossen. Vor jedem
Hineinleeren müssen namentlich beim Sacke die schon darin befind-
lichen Tiere durch vorheriges Schütteln möglichst in die Tiefe ge-
bracht werden, damit sie nicht etwa entkommen.
Endlich kann man sich zahlreiche Insekten und Spinnen noch
dadurch verschaffen, daß man einen aufgespannten Regenschirm unter
Sträuche und niedrige Bäume hält und deren Äste mit einem dicken
Stock rasch aber stark beklopft. Um die hiebei oft in Menge herab-
fallenden Tiere leichter zu sehen, ist es von Vorteil, daß der hiezu
verwendete Schirm von möglichst lichter, am besten von weißer
Farbe sei. Die in demselben befindlichen Kerfe werden dann in ein
mit Holzwolle locker gefülltes Glas gegeben, in dessen Korkstöpsel ein
etwa I5 mm weites, unten nur I, oben aber etwa Io cm hervorragen-
des Blechrohr eingelassen ist, welches, des leichteren Auffassens der
erbeuteten Tiere halber, an seinem freien Ende stark schief abge-
schnitten und am Rande möglichst zugeschärft ist. Mit diesem
schiefen Rohrende werden nun die auf der Innenfläche des Schirmes
herumkriechenden Insekten leicht abgestreift und durch Emporheben
des Glases in dasselbe hineinfallen gelassen. Während des Nicht-
gebrauches wird das Blechrohr durch einen kleinen Stöpsel verschlossen,
der mittelst einer ihm hinreichend Spielraum lassenden Schnur an
dem Glashalse befestigt ist.
Zu Hause angelangt wird dann die heimgebrachte Beute in das
Terrarium entleert, dessen Verschluß natürlich derartig sein muß,
daß die hineingebrachten Futtertiere nicht entkommen können.
Gefangenleben. 893
Daß auch beim Fange mit dem Schirme blühende Pflanzen das
reichste Ergebnis liefern, versteht sich wohl schließlich von selbst;
auch mag bemerkt werden, daß für die zwei letzten Arten des Insekten-
fanges die späten Nachmittagsstunden von 5—8, sowie schattige
Lagen die beste Ausbeute geben, während zur heißen Tageszeit und
besonders im Sonnenschein viel weniger oder oft auch gar nichts zu
finden ist.
Ein sehr gutes und meist leicht zu beschaffendes Futter für be-
reits entwickelte aber noch ganz kleine Lurche sind endlich noch
die allgemein bekannten Blattläuse (Aphidia), welche namentlich in
ungeflügeltem Zustande oft massenhaft beisammen sitzen und einfach
samt den von ihnen bedeckten Zweigen nach Hause gebracht und
in das Terrarium gelegt werden.
Die schon verwandelten Amphibien sowie die Reptilien sind
sämtlich in Terrarien zu halten und empfiehlt sich namentlich für
Molche ein sog. Combinationsvivarium, d.i. ein Behälter, dessen
Boden zum Teile mit festem Materiale, zum Teile aber mit Wasser
gefüllt ist. Zur Aufnahme des letzteren läßt man sich am besten
eine in das Terrarium genau hineinpassende und dasselbe teilweise
ausfüllende Blechwanne von entsprechender Höhe machen, zur Not
leistet aber auch ein beliebiges anderweitiges Gefäß dieselben Dienste,
stets muß aber dafür gesorgt sein, daß den Gefangenen das Heraus-
steigen aus demselben leicht möglich ist, was durch an den Innen-
rand des Wasserbehälters angekittete Steinbrocken oder Muschel- und
Schneckenschalen erreicht wird.
Salamander sowie manche Tritonen und Froschlurche können
übrigens auch in reinen Terrarien untergebracht werden, die aber
stets entsprechend feucht zu halten sind. Der Boden derselben ist
wenigstens für die grabenden Arten mit einer 4—6 cm hohen Lage
aus mit Sand vermischter lockerer Erde und darüber mit einer Moos-
schichte zu bedecken. Zum Verkriechen der Tiere sind auf letztere
noch einige Stücke Hohlziegel, Blumentopfscherben oder Baumrinden
zu legen. Das Moos muß beim Einsetzen der Lurche stets frisch
genommen werden, da solches, das schon längere Zeit mit Amphibien
in Berührung war, den zarteren Arten leicht schädlich, ja selbst tödlich
wird. So geht selbst unsere Salamandra atra ın solchem Moos bald
zugrunde und manchen südeuropäischen Molchen, namentlich denen
der Untergattung Euproctus, die überhaupt mit zu den heiklichsten
Urodelen gehören, fault unter solchen Umständen der Schwanz von
der Spitze an bei lebendigem Leibe ab.
Die Wände eines Lurchterrariums können sowohl aus Glas, als
auch aus Drahtgeflecht sein; letzteres hat den Vorteil, daß die
Anuren nicht so gern wie gegen das erstere anspringen und sich
hiebei die Schnauze zerstoßen; desgleichen muß das Terrarium
auch stets so hoch sein, daß es die Sprunghöhe der Gefangenen über-
trifft, da sie sich sonst am Deckel desselben abstoßen. — Übrigens
können Amphibien mit Ausnahme der gut kletternden Molche auch
in ganz gewöhnlichen, offenen Holzkisten gehalten werden, deren
Innenwände glatt gehobelt sind und deren Ausstattung der für die
Terrarien angegebenen entspricht.
894 Gefangenleben.
Statt der Moosschichte kann man den Boden der Lurchbehälter
auch mit lebenden Pflanzen besetzen und zwar namentlich mit sol-
chen, die sich mehr auf der Erde hinziehen und nicht in die Höhe
wachsen; als in dieser Hinsicht besonders geeignet erweist sich die
als Ampelpflanze allgemein gehaltene Tradescantia virıdıs, da deren
in den Grund gesteckte Zweige sofort Wurzel fassen und weiter ve-
getieren. Die zum Fortkommen derselben nötige Feuchtigkeit genügt
auch dem Lebensbedürfnisse der meisten Amphibien, namentlich
wenn deren Käfig noch einen Wassernapf enthält. In diesem Falle
ist aber das betreffende Terrarium erst dann mit seinen Inwohnern
zu versehen, wenn die eingesetzten Pflanzen schon bewurzelt sind,
da sie sonst von den herumkriechenden Tieren herausgewühlt werden.
Da schließlich die meisten Amphibien Nacht- und Dämmerungs-
tiere sind, so ist eine Besonnung der von ihnen bewohnten Käfige
nicht nötig oder höchstens auf die frühen Morgen- und späten Nach-
mittagstunden zu beschränken.
Was die Reptilien betrifft, so sind davon höchstens die wasser-
liebenden Tropidonotus Arten sowie die Sumpfschildkröten in Kom-
binationsvivarien zu halten, alle anderen aber in Trockenterrarien
unterzubringen, die nur mit einem Trink- oder Badenapf zu ver-
sehen sind; für Schlangen empfehlen sich verhältnismäßig längere und
niedrigere, für Eidechsen dagegen etwas höhere Behälter. Die Wände
derselben können sowohl aus Glas als auch aus Drahtgeflecht be-
stehen. Letzteres ist insofern vorteilhafter, als es unzerbrechlich ist
und außerdem den Gefangenen die Wohltat der Besonnung in viel
ausgiebigerem Maße gestattet, als dies bei Glaskäfigen der Fall ist,
welche wegen der durch längere und stärkere Insolation in ihnen ent-
stehenden Gluthitze den direkten Sonnenstrahlen nur kurze Zeit und
mit großer Vorsicht ausgesetzt werden können. Auch haben Draht-
käfige noch den Vorzug, daß sie dem Kletterbedürfnis ihrer Bewohner
weit mehr genüge leisten, was namentlich bei Eidechsen von Bedeu-
tung ist, desgleichen ist auch deren Durchsichtigkeit vollkommen
hinreichend um die darin befindlichen Tiere ganz gut sehen und be-
obachten zu können. Aufalle Fälle sollen aber Giftschlangen wegen
ihrer Gefährlichkeit niemals in dem Zerbrechen ausgesetzten Glas-
terrarien, sondern stets nur in Drahtbehältern untergebracht werden.
— Heizbare Terrarien müssen selbstverständlich aus Glas sein, sind
aber für europäische Kriechtiere und Lurche kaum nötig, da für
diese im äußersten Falle das Hineinstellen des Käfigs in ein warmes
Zimmer genügt.
Wer sich nicht ein Terrarium kaufen will, kann sich einen ganz
netten Drahtkäfig mit wenig Mühe und Kosten in nachstehender
Weise selbst anfertigen. Man kauft sich ein etwa I cm starkes Brett
und hiezu das für die Größe des zu machenden Behälters nötige
Drahtgewebe. Vom ersteren sägt man ein entsprechend langes und
breites Bodenstück und zwei ebenso breite untereinander gleiche, oben
verrundete Seitenstücke heraus. Aus einem der letzteren schneidet
man mittelst einer Laubsäge von der Unterkante aus eine vier-
eckige Öffnung heraus, die so groß ist, daß man mit der Hand be-
quem durch kann. Auf dieses hiedurch erhaltene Brettchen wird mit
Gefangenleben. 895
kurzen Nägeln ein zweites von derselben Form befestigt, das aber
etwas größer ist, so daß es das erstere oben und seitwärts um etwa
ıcm überragt. Hiedurch wird eine Türplatte gebildet, welche in
und auf die zuerst geschnittene-Öffnung vollkommen genau paßt
und durch eine jederseits angebrachte Schraubklemme fest und
sicher geschlossen werden kann. Nun werden die Seitenteile so an
den Boden genagelt, daß die Rundung
derselben nach oben sieht. Dieses Ge- RE ZEREEE
stell überzieht man hierauf mit dem ai
Drahtnetz, das mittelst kurzer aber
breitköpfiger Nägel an den Kanten
aller drei Bretter befestigt wird und
der Käfig ist fertig. Bemerkt wird
nur, daß der Draht des Gewebes
nicht zu fein sein darf, weil sonst
der Behälter zu wenig fest und solid Fig. 187.
wird. Die Weite der Maschen richtet Drahtkäfig. a Türe.
sich natürlich nach der Größe der
zu haltenden Tiere, darf aber ja nicht zu groß sein, da es kaum
glaublich ist, durch was für kleine Öffnungen sich namentlich die
Schlangen oft durchzuzwängen vermögen. Vor allem hat sich aber
das Gitter nach der Größe der betreffenden Futtertiere zu richten
und darf selbstverständlich niemals so weit sein, daß diese durch das-
selbe entkommen können. Ein derartiger Käfig, welcher beispielsweise
52 cm lang, 23 cm hoch und 2 cm tief ist, kann in einigen Stunden
fertig sein und betragen dessen Herstellungskosten kaum mehr als
eine Krone; ein kleinerer kommt natürlich entsprechend billiger. Der
Boden desselben wird nun mit Moos bedeckt, auf das einige hohl
aufliegende Ziegel- und Rindenstücke gelegt werden und schließlich
noch mit einem Futter- und Wassernapf versehen. Sind die darin
gehaltenen Tiere Gräber oder Sandwühler, so ist der Behälter statt
auf. flachen Boden auf ein ladenartiges Untergestell zu befestigen,
welches mit Sand oder lockerer Erde zu füllen und je nach Bedarf
von verschiedener Tiefe ist.
In solchen höchst einfachen Käfigen befinden sich die Gefangenen
ausnehmend wohl, fühlen sich wie in freier Luft und können den
ganzen Tag in der Sonne stehen. Denn während in Glasterrarien
im letzteren Falle eine wahre Brathitze entsteht, welche den Be-
wohnern derselben in kurzer Zeit tödlich wird, kann in Drahtkäfigen
niemals eine höhere Temperatur als die durch direkte Besonnung
bewirkte entstehen, und wenn man einen Teil des Behälters be-
schattet, bleibt dann die größere Wärme auf den besonnten Teil be-
schränkt und steht es den Tieren frei je nach ihrem Behagen in
diesem zu verharren oder den kühleren Schatten aufzusuchen. Bei
Glasterrarien muß man in dieser Richtung höchst vorsichtig sein,
darf sie nur im ersten Frühjahre oder in den Morgen- und späten
Nachmittagsstunden der Sonne aussetzen und ist das kleinste Ver-
säumnis in der Beziehung oft von den verderblichsten Folgen be-
gleitet, bei Drahtkäfigen braucht man sich dagegen keine Sorge zu
machen. Das einzige, worauf hiebei zu achten ist, besteht darin,
Eiiene
896 Gefangenleben.
daß dieselben nicht vor oder hinter eine Fensterscheibe zu stehen
kommen, weil sich in diesem Falle auch eine den Pfleglingen gefähr-
lich werdende Hitze entwickeln kann.
Desgleichen können die Tiere in Drahtbehältern auch ohne letztere
zu öffnen durch das Gitter gefüttert und bebraust werden.
Zu ersterem Behufe werden die mit den Fingern gefaßten Futter-
tiere einfach durch eine Masche des Gitters etwa bis zur Hälfte in
den Käfig hineingeschoben, worauf sie dann meist bald von den Ge-
fangenen geholt werden. Ist das Geflecht zu enge, um etwa Fliegen
oder Mehlwürmer hindurchzulassen, so braucht man nur eine Masche
desselben nach Bedarf etwas zu erweitern. Es empfiehlt sich hiebei
die Mehlwürmer am Kopfende zu halten, da sie im Gegenfalle den
Fingern leicht entgleiten und in das Terrarium fallend sich sofort
verkriechen. Für die Bebrausung kauft man einen mit Kautschuk-
ballen versehenen diesbezüglichen Apparat, kann sich aber, wenn
man hiefür die Ausgabe scheut, mit sehr geringen Kosten eine ihrer
Aufgabe vollkommen genügende Brause leicht selbst herstellen. Man
nimmt zu dem Ende ein ziemlich weit-
halsiges Glas, das man durch einen Kork-
stöpsel fest verschließt; letzterer wird
(Fig. 188) an seinem oberen Ende derart
zugeschnitten, daß dessen eine Hälfte die
andere merklich überragt. In denselben
werden dann zwei an einem Ende fein
zugespitzte Glasröhren so eingelassen,
daß die eine durch den niederen Stöpsel-
teil senkrecht bis gegen den Flaschen-
boden, die andere dagegen durch den
höheren Stöpselteil in horizontaler Rich-
tung hindurchgeht. Die Spitzen beider
Röhren müssen hiebei einander möglichst
genähert sein. Bläst man nun in das
Fig. 188. wagrechte Rohr kräftig hinein, so steigt
das Wasser aus der Flasche in dem Ver-
tikalrohr in die Höhe und wird bei seinem
Ausfließen durch den aus dem anderen Rohre ausströmenden starken
Luftstrom in einen staubartigen Sprühregen zerteilt. — Sollte man
nicht imstande sein, sich eine derartige Brause selbst zusammen-
zustellen, so kann man sich dieselbe um einen geringen Preis in jeder
Apotheke machen lassen.
Endlich kann man sich noch selbst ohne diese Vorrichtung be-
helfen, wenn man das Wasser aus einer entsprechenden Höhe ein-
fach in Tropfenform auf das Terrarium fallen läßt. Man stellt dies
zu dem Ende auf den Boden, nimmt ein etwa bis zum Drittel ge-
fülltes Glas Wasser und verschließt es mit der linken Handfläche
derart, daß das Wasser bei horizontaler Lage des Glases nur heraus-
tröpfeln kann. Hält man das Glas hiebei etwa in Brusthöhe, so
kann man über dem Käfig hin- und herfahrend, das ganze Innere
desselben -besprengen, da die aus dem Glase herauskommenden
Tropfen durch das Auffallen auf dem Gitter regenartig zerstieben.
Flaschenbrause.
Fütterung. 897
Dieses Benetzen, das öfters und namentlich in der warmen
Jahreszeit vorzunehmen ist, tut den Gefangenen ungemein wohl,
ersetzt ihnen den im Freien fallenden Tau und macht ihre Epi-
dermis zum Behufe der Häutung-weich und geschmeidig.
Was die Nahrung der gefangenen Amphibien und Reptilien be-
trifft, so sind die ersteren sowie die Eidechsen vorzugsweise mit
Insekten und Würmern, die Schlangen aber in der Regel mit klei-
neren Wirbeltieren zu füttern.
Von Gliedertieren sind namentlich Fliegen und Heuschrecken,
für frisch ausgekrochene und kleine Eidechsen besonders Blattläuse
und die nach der früher erwähnten Methode mit dem Schöpfer oder
Schirme erbeuteten Tiere das am leichtesten zu beschaffende Futter.
Fliegen können mit der Hand, besser aber mit den käuflichen Glas-
fallen gefangen werden, bei denen man natürlich den nach innen
umgebogenen Rand nicht mit Flüssigkeit füllt, während man an
Stelle des Stöpsels an der oberen Mündung eine Glasflasche be-
festigt, in welcher sich die Fliegen ansammeln können. Diese wird
dann offen und mit Papier umwickelt in das Terrarium gelegt, wo-
selbst dann die nach dem Lichte strebenden Zweiflügler bald
herauskriechen. Übrigens kann man Fliegen auch züchten, indem
man kleine Tierleichen oder noch mit Fleisch- und Knorpelresten
versehene Knochen im Freien auslegt, wobei nur das Trocknen der
letzteren durch tägliche Befeuchtung derselben zu verhindern ist.
Diese Lockmittel werden von den Fliegen sofort zur Ablage der
Eier benützt und bei der kurzen Entwicklungszeit derselben bald
von Larven wimmeln. Da letztere auch sehr gerne genommen
werden, so kann man sie schon als solche verfüttern; will man
aber das Auskriechen der Fliegen abwarten, so muß man natürlich
die obengenannten Gegenstände in ein weites offenes Gefäß legen,
das man nach dem Erscheinen der Maden mit Gaze zubindet, die
man am besten sackartig macht, damit man die hineingekommenen
Fliegen leichter in Sicherheit bringen kann. Man braucht dann nur
den Tüllsack an einer kleinen Flasche zu befestigen, die man, nach-
dem man die Fliegen in sie hineingejagt, in der obbeschriebenen
Weise in den Käfig legt. — Die ergiebigste Fliegenzucht erhält man
nach Wolterstorff, wenn man ein nicht zu kleines Gefäß, am
besten ein größeres Einmachglas,. einige Finger hoch mit Kleie oder
Sägespänen füllt, diese Substanzen dann bis zur Sättigung mit
Milch begießt und schließlich noch ein Stück Käse darauf legt; das
Ganze wird dann, natürlich offen, auf einen warmen, aber nicht
zu stark besonnten Ort, beispielsweise auf ein Fenster oder in der
Küche aufgestellt.
Heuschrecken sind, allerdings mehr im Sommer und im Herbste,
besonders an sonnigen Stellen oft in Masse zu finden, werden am
besten mit einem Schmetterlingsnetz gefangen und natürlich lebend
in einer nicht zu kleinen Flasche oder Blechbüchse, die mit Holz-
wolle oder sperrigen Pflanzen ganz locker gefüllt ist, nach Hause
getragen. Um die Büchse nicht jedesmal öffnen zu müssen, wobei
viele Gefangene entspringen würden, empfiehlt es sich den Deckel
am übergreifenden Rande mit einer entsprechend großen Öffnung zu
Schreiber, Herpetologia europaea, f 57
898 Fütterung.
versehen, die auf eine gleiche am Schachtelrande paßt und durch
Drehung des Deckels bei jedesmaligem Hineingeben eines Stückes be-
liebig geöffnet und dann sofort wieder geschlossen werden kann.
Man kann übrigens Heuschrecken auch in einem Sacke, der an ein
durch einen Kork verschließbares Blechrohr gebunden ist, nach
Hause tragen, doch darf derselbe nicht aus Tüll sein, weil dieser
von den Heuschrecken durchgebissen wird. Da ferner beim. Unter-
bringen desselben in der Tasche die darin befindlichen Tiere leicht
zerdrückt werden können, so pflege ich den Sack im Innern meines
Rockes, etwa unter dem Ärmelschlupf hängend an einen daselbst
angenähten Knopf oder mittelst einer Sicherheitsnadel zu befestigen.
Auch die Schaben geben ein sehr erwünschtes Futter und ist
die kleine, gelbbraune Phyllodromia germanica L. namentlich durch
Abklopfen der Sträucher in den Schirm, mitunter auch in Häusern, die
große Küchenschabe (Periplaneta orientalis L.) ausschließlich in
letzteren zu erhalten. Um diese in größerer Menge zu bekommen, legt
man an dunkeln und warmen Stellen, am besten unter dem Herd in
der Küche, mit Bierneige oder Fruchtsaft getränkte Lappen aus, unter
denen man dann die betreffenden Tiere am Morgen meist massen-
haft beisammen findet. Auch kann man Schüsseln aufstellen, in
welche man beliebige Speisereste als Lockmittel wirft und die man
behufs ihrer Zugänglichkeit ringsherum mit einem einerseits bis zum
Rande, anderseits bis auf den Boden reichenden Tuche umgibt.
Damit die als Nahrung verwendeten Schaben nicht aus dem Futter-
troge entkommen, muß derselbe ziemlich tief sein. Wirft man sie
einfach in das Terrarium hinein, so verkriechen sie sich sofort und
kommen erst wieder bei Nacht hervor, daher diese Art der Fütterung
nur für nächtliche Tiere, wie es die meisten Lurche sowie die Gek-
konen sind, zu empfehlen ist.
Auch Asseln, Ohrwürmer (Forficula) und Schmetterlinge, von
letzteren namentlich die dickleibigen Abend- und Nachttalter, sowie
nackte Raupen werden mitunter gerne genommen. Die Ohrwürmer
findet man nicht selten in den Blattscheiden größerer Pflanzen ver-
steckt und können manchmal auch dadurch in Mehrzahl erbeutet
werden, daß man hohle Pflanzenstengel auslegt, in welche sich die
Tiere gerne verkriechen. Raupen werden mit dem Schöpfer und dem
Schirm am öftesten erhalten, müssen aber von anderen Tieren ge-
sondert in eigenen, lose mit frischen Pflanzen gefüllten Behältern
in nicht zu großer Zahl untergebracht werden.
Aus der reichhaltigen Ordnung der Käfer (Coleoptera) wird nur
von den Froschlurchen fast alles meist anstandslos genommen,
während die Eidechsen in der Beziehung viel heiklicher sind und in
der Regel nur die weichhäutigen Arten fressen. Die Maikäfer
(Melolontha ) sowie dieabends oft in Menge aufGrasplätzen schwärmen-
den Junikäfer (Rhizotrogus) sind nur für größere Lacertilien zu ver-
wenden, während sämtliche Mitglieder der so zahlreichen Blattkäfer
(Chrysomelidae) meist von allen verschmäht werden.
Von den Hautflüglern (Hymenoptera) sind nur die mit keinem
Stachel versehenen, namentlich die Blattwespen ( Tenthretinidae) zu
verwenden, zumal man solche auch im Larvenzustande als sog.
Fütterung. 899
Afterraupen oft in Menge auf Bäumen und Sträuchern erbeuten
kann. Hievon ist vor allem der in Föhrenwaldungen oft verheerend
auftretende Lophyrus pin L. zu erwähnen, eine 8&—g mm lange, im .
männlichen Geschlechte schwarze, im weiblichen aber gelb und
dunkelbraun gefleckte Wespe, von der man gelegentlich sowohl die
bis 25 mm erreichenden grünen Larven als auch die vollendeten
Tiere in Masse erbeuten kann; desgleichen lohnt es sich auch die
Cocons zu sammeln, welche im Sommer auf den Bäumen, im Herbste
und Winter aber am Fuße derselben unter Moos oder in der Erde
oft in gewaltige Klumpen vereinigt zu finden sind: nach Hause ge-
bracht liefern dann die auskriechenden Wespen eine ganz mühelos
erhaltene sehr ergiebige Futterquelle.
Aus der Ordnung der Hautflügler stammen auch die Ameisen-
puppen (Ameiseneier), die von manchen Terrarienbewohnern ebenfalls
gerne aufgenommen werden. Die käuflich zu erhaltenden erweisen
sich meist mehr oder weniger eingeschrumpft und sind daher vor
ihrer Verwendung in heißem Wasser aufzuquellen. Doch kann man -
sich dieselben auch frisch und leicht selbst verschaffen, wenn man
ein großes weißes Tuch an einem Ameisenhaufen ausbreitet, dessen
vier Ecken ziemlich weit umschlägt und selbe behufs Herstellung
eines Hohlraumes mit Zweigen unterlegt. Schüttet man nun den
Ameisenhaufen darauf, so suchen die Bewohner desselben vor allem
ihre Brut zu retten und tragen zu dem Ende mit großer Geschäftig-
keit ihre Puppen unter die bergenden Hohlräume der umgeschlagenen
Tuchzipfel, von wo aus sie dann mühelos weggenommen werden.
Als das am häufigsten gebrauchte Insektenfutter sind endlich
noch die unter dem Namen Mehlwürmer allgemein bekannten Larven
von Tenebrio molitor L. zu erwähnen; dieselben können leicht da-
durch erbeutet werden, daß man in Mühlen oder Getreideböden
feuchte Tücher auslegt, unter denen sie sich bald in Menge an-
sammeln; da sie übrigens auch als Vogelfutter verwendet werden,
so sind sie bei Vogelhändlern auch käuflich zu haben. Weit vor-
teilhafter und nahezu kostenlos ist es aber dieselben selbst zu züchten,
zu welchem Ende man sich eine sog. Mehlwurmhecke anlegt, die
aus einem mit grober Kleie etwa bis zu zwei Drittel Höhe gefüllten
Behälter besteht. Gläser, glasierte Töpfe sowie Blechbüchsen sind
hiezu nicht zu empfehlen; da nämlich durch däs beständige Herum-
krabbeln der Mehlwürmer eine bedeutende Wärme entsteht, so fangen
die Innenwände solcher undurchlässiger Gefäße bald zu schwitzen
an, werden feucht und naß und verwandelt sich die daran grenzende
Kleie dadurch allmählich in eine schwarze, klebrige Masse, welche
die Entwicklung von Milben in hohem Grade begünstigt und durch
deren rapide Vermehrung meist in kurzer Zeit die ganze Zucht zer-
stört. Es ist daher weit besser, hiezu eine Holzkiste zu ‚nehmen
und wenn dieselbe auch nach längerer Zeit hie und da zerfressen
wird; so kann man doch die dadurch schadhaft gewordenen Stellen
mit Siegellack oder Glaserkitt verstreichen und so das Entkommen
der Tiere verhindern. Um letzteres auch nach oben hin zu ver-
hüten, wird der Rand der Kiste innen ringsherum mit etwa 4 cm
breiten Glasstreifen belegt, die durch kleine Blechdreiecke befestigt
5%
900 Fütterung.
werden, von denen man die Spitze in das Holz, den anderen Teil
aber umgebogen an das Glas drückt. Ein Deckel ist vorderhand
. nicht nötig. Eine solche Kiste, welche bei einer ungefähren Länge
von 35 cm, 20— 25cm Höhe und Breite hat, ist etwa mit tausend
Mehlwürmern zu besetzen. Die Oberfläche der Kleie pflege ich etwa
zur Hälfte mit einer drei- bis vierfachen naßgemachten und dann
gut ausgewundenen Stofflage zu bedecken, was den Vorteil hat, daß
sich die feuchtigkeitliebenden Larven in Menge darunter sammeln und
nach Abheben der 2—3 obersten Lagen ohne die Kleie zu durch-
wühlen leicht mit der Pincette aufgenommen werden können. Außer-
dem ist es noch gut ab und zu Stückchen angefeuchteten und aus-
gedrückten Brotes, Scheiben von Rüben und Salatstrünken, aber
nicht in zu großer Anzahl, sowie auch kleine Tierleichen hineinzu-
geben, was alles gerne gefressen wird. Eine besondere Lieblings-
speise bilden aber ausgepreßte Zitronen, in denen sich die Tiere ver-
kriechen und deren Fruchtfleisch sie bis zur Schale verzehren. Die
übrig gebliebenen Nahrungsreste, namentlich aber schimmelig ge-
wordene, müssen sofort entfernt werden. Da die Füllung der Kiste
durch Verzehrung derselben allmählich einsinkt, so muß ab und zu
Kleie, aber in nicht zu großer Menge, nachgeschüttet werden. Ist
der ganze Inhalt in eine staubartige Masse verwandelt, so muß er
entleert und nach Herausnahme der Mehlwürmer durch frische Kleie
ersetzt werden. Dies geschieht am besten zu einer Zeit, wo die
Mehlwürmer schon ziemlich groß sind, da das Heraussuchen der kleinen
Larven nicht nur sehr mühsam und zeitraubend ist, sondern viele
derselben auch leicht übersehen werden können. Will man dies
dennoch zu einer in dieser Richtung ungünstigen Zeit tun, so bleibt
nichts übrig, als die Kleie durchzuseihen, da man sonst zu viele Ver-
luste hat. Man breitet zu dem Ende einen Bogen weißen Papieres
auf den Tisch, gibt kleine Partien der Kleie in einen mit nicht zu
großen. Löchern versehenen Seihlöffel und siebt dieselbe durch Hin- und
Herschütteln in einer möglichst feinen Schichte auf das Papier; hiebei
bleiben die größeren Larven in dem Siebe zurück, während die kleinen
etwa noch durch die Löcher durchfallenden auf der dünnen Kleien-
schichte des Papieres durch die von ihren Bewegungen entstandenen
Furchen leicht entdeckt und mittelst einer Pincette abgenommen
werden können.
Ein noch weit ausgiebigeres Futter sind die Larven von Tenebrio
obscurus Fabr., welche die von molitor an Größe bedeutend über-
treffen, aber nicht in Mühlen und auf Kornböden, sondern haupt-
sächlich in Ställen in dem Genist der Krippen sowie in den oft in
Winkeln zusammengekehrten Abfällen von Heu und Hafer zu
finden sind und auch in diesen Substanzen gezüchtet werden
müssen.
Wenn im Hochsommer die Larven weniger werden und allmäh-
lich Puppen und Käfer erscheinen, so ist es am besten nichts mehr
herauszunehmen und erst wenn von den letzteren keine lebenden
mehr zu sehen sind, die etwa noch vorhandenen Mehlwürmer in eine
frisch hergerichtete Kiste zu geben, die alte aber behufs Entwicklung
der Eier sich selbst zu überlassen. Da immerhin einzelne Käfer
Fütterung. 901
durch Herausfliegen zu entkommen pflegen, so ist es gut beim Er-
scheinen derselben die Kiste durch einen Deckel zu verschließen.
In ähnlicher Weise können auch die Arten der Gattung Tribolium,
sowie Tenebrioides mauritanicus L: und Gnathocerus cornutus Fabr.
gezogen werden. Da dieerste und letzte der genannten Arten nament-
lich in Bäckereien vorkommen, so empfiehlt es sich bei der Zucht
derselben die Kleie etwa zur Hälfte mit grobem Mehl zu vermengen.
Die Mehlwürmer sind wegen ihrer harten Hautbedeckung vor-
zugsweise als Nahrung für Anuren und Eidechsen, die sehr kleinen
und zarten Larven der letztgenannten Käfer besonders zur Aufzucht
junger Lurche und Kriechtiere geeignet.
Sollten sich in einer Mehlwurmhecke trotz aller Vorsicht dennoch
Milben zeigen, so ist die Kiste über Nacht auf eine warme Unter-
lage zu stellen und die Kleie mit einem Tuche zu bedecken. Die
von der Bodenwärme nach oben flüchtenden Schmarotzer sammeln
sich dann in dem die Füllung bedeckenden Tuch und können durch
Schütteln und Abklopfen desselben leicht entfernt werden; desgleichen
tut auch eine kräftige Besonnung der Kiste der Entwicklung der
ungebetenen Gäste Abbruch.
So gerne übrigens die Mehlwürmer von fast allen Gefangenen
genommen werden, so ist bei deren Verwendung, namentlich den
Eidechsen gegenüber, immerhin eine gewisse Vorsicht zu beachten.
Da sie nämlich wegen ihrer oberwähnten Eigenschaft schwer ver-
daulich sind, so dürfen sie besonders anfangs nur in geringer Zahl
verabreicht werden, indem eine größere Portion meist wohl gierig
verschlungen aber nicht immer auch verdaut und dann von den be-
treffenden Tieren oft wieder ausgespieen wird, was stets ein Unwohl-
sein, mitunter aber selbst den Tod des damit gefütterten Pfleglings
zur Folge hat.
Als letztes Futter aus dem Kreise der Gliedertiere sind endlich
noch die Spinnen anzuführen, welche von allen Gefangenen sehr
gerne genommen werden. Obwohl mitunter stellenweise sehr häufig
und unschwer zu fangen sind sie doch wegen ihrer weichen Körper-
bedeckung leicht zu beschädigen und da sie meist schon infolge ge-
ringer Verletzungen sterben, so sind sie, wenigstens in Menge, nur
schwer in noch brauchbarem Zustande nach Hause zu bringen, daher
man sich bezüglich derselben meist auf die in Wohnungen oder dazu
gehörigen Gärten und Parkanlagen anzutreffenden beschränken muß.
Von Avertebraten können endlich noch Regenwürmer und
Schnecken manchmal als. Nahrung verwendet werden. Erstere sind
aber womöglich aus reiner Erde zu entnehmen, da die neben oder
unter Dünger gefundenen in der Regel verschmäht werden; legt man
übrigens derlei Stücke in Kaffeesud, so verlieren sie nach und nach
die ihnen von ihrem früheren Wohnorte anhaftenden unangenehmen
Eigenschaften. Stößt man an Stellen, wo man Regenwürmer ver-
mutet, einen Stock in die Erde und rüttelt ihn tüchtig hin und her,
so kommen sie mitunter selbst aus dem Boden hervor. Zu Hause
können sie in mit etwas faulenden Pflanzenstoffen versetzter und
schwach befeuchteter Erde in zugedeckten Gefäßen zum Gebrauche
vorrätig gehalten werden. Große Exemplare sind in dem Körper-
902 Fütterung.
maße der Pfleglinge entsprechende Stücke zu zerschneiden, da diese
sonst daran ersticken können.
Von Schnecken sind namentlich die nackten und nicht mit
allzu harter Schale versehenen Arten zu gebrauchen, von denen man
‘sich gelegentlich einen größeren Vorrat einträgt und die, mit frischen
Pflanzen gefüttert, beliebig lange behalten werden können.
Die Wirbeltiere kommen in der Regel nur bei Fütterung der
Schlangen, höchstens noch bei den größeren Eidechsen in Betracht.
Da unsere einheimischen Ophidier die Länge von anderthalb Meter
selten übersteigen, so kann es sich hiebei selbstverständlich nur um
kleinere Vertebraten handeln. Fische, Molche, Frösche, Eidechsen
Vögel und deren Eier, sowie Mäuse und Ratten kommen da am
häufigsten zur Verwendung. Von den zwei letzten werden gewöhnlich
die weißen Abarten gehalten, die in Tierhandlungen allgemein käuf-
lich sind und auch leicht gezüchtet werden können, wozu sie sich
wegen ihrer außerordentlichen Fruchtbarkeit besonders eignen. Sie
werfen jeden Monat 6—ıo Junge, die nach I—2 Monaten schon
wieder fortpflanzungsfähig sind, so daß man, wenn man nicht viele
Tiere zu füttern hat, sich vor lauter Nachkommenschaft bald nicht zu
helfen weiß. Gehalten werden diese Nager in Drahtkäfigen, Vogel-
bauern oder Holzkisten, die innen bis zu einer entsprechenden Höhe
mit Blech auszuschlagen sind. Ein hineingestelltes kleines Kästchen
ist etwa bis zur Hälfte mit Werg zu füllen, unten mit einem Schlupf-
loche zu versehen und dient als Nest und Schlafstätte. Damit der
von diesen Tieren ausgehende unangenehme Geruch möglichst be-
schränkt werde, ist eine tägliche Reinigung der von ihnen bewohnten
Behälter nötig und ausschließlich vegetabilische Nahrung zu reichen.
Übrigens können statt weißer Mäuse und Ratten auch die gewöhn-
lichen gezogen werden und empfiehlt sich von letzteren mehr die
allerdings schon selten vorkommende kleinere Hausratte als die große
Wanderratte. Meerschweinchen, die zu dem Zwecke auch mitunter
gehalten werden, sind wegen ihrer weit geringeren Fruchtbarkeit
viel weniger zu empfehlen. Auch werden die weißen Abarten nicht
immer genommen und besaß ich beispielsweise Schlangen, die solche
hartnäckig verschmähten und sie erst dann nahmen, wenn sie durch
längeren Aufenthalt in einer Kohlenkiste eine graue Färbung be-
kommen hatten; bei dem Umstande, daß im Freien weiße Beutetiere
in der Regel nicht vorkommen, erscheint dieses Verhalten nicht gar
so befremdlich.
Alle hier genannten Futtertiere sind in der Regel lebend zu
reichen, obwohl manche Schlangen, wenigstens nach einiger Zeit,
oft auch tote nehmen; nur die Giftschlangen pflegen ihre durch einen
Biß getötete Beute erst in der Nacht zu verzehren. Wenn man
den Gefangenen Gliedertiere reicht, die nicht im Futternapf bleiben,
sondern sich im Terrarium herumbewegen, empfiehlt es sich während
der Fütterung das Trinkgefäß herauszunehmen, da sonst manches
in dasselbe hineinfällt und ersäuft; doch sind derlei Verunglückte
durchaus nicht gleich wegzuwerfen, sondern herauszunehmen und an
einem ihr Entkommen verhindernden Ort ins Trockene, am besten
auf Löschpapier zu legen, woselbst sie sich, falls sie nicht gar zu,
Zähmung. 903
lange im Wasser gelegen sind, meist bald wieder erholen und neuer-
dings verwendet werden können.
Endlich kann man für Molche und Eidechsen auch rohes Fleisch
verfüttern, welches in Streifen geschnitten, von ersteren fast immer,
von letzteren, wohl erst nach allmählicher Gewöhnung, nicht selten
genommen wird. Bei jenen wird dasselbe an eine Nadel gespießt
den Tieren vorgehalten, bei diesen aber anfangs in den Futtertrog
unter die Mehlwürmer gemengt, später aber hingegen, wenn sie schon
an die Gitterfütterung gewöhnt sind, durch dieses gereicht, wobei
.es oft gut ist, dasselbe etwas zu bewegen.
In seltenen Fällen sind auch Vegetabilien zu verwenden und
nehmen namentlich aus südlichen Gegenden stammende Lacerten
weiche und saftige Früchte, beispielsweise ausgelöste Kirschen, süße
Beeren, Stücke von frischen Feigen und Melonen und dergl. mitunter
recht gerne, während die steppenbewohnenden Agamen am liebsten
Fettpflanzen und die Köpfe von Klee und Kompositen fressen.
Bei allen Tieren ist übrigens möglichste Abwechslung in der
Nahrung ein wesentliches Moment zu ihrem Gedeihen und kommt
es nicht selten vor, daß eine anfangs gierig verschlungene Speise,
wenn sie durch längere Zeit hindurch gereicht wird, auf einmal ver-
schmäht wird. Auch hat man sich gar sehr vor der oft schädlich
werdenden Überfütterung zu hüten, da ja die im engen Gewahrsam
gehaltenen Gefangenen im Vergleich zu ihren freien Genossen eine
weit geringere Bewegungsmöglichkeit haben und infolgedessen auch
keinen so großen Verbrauch von Nahrungsstoffen benötigen.
Will man Tiere zähmen, so gebe man sie in einem mehr kleinen
Käfig auf den womöglich vor einem Fenster stehenden Arbeitstisch,
woselbst sie den Pfleger fortwährend vor Augen haben und sich so
allmählich an seinen Anblick gewöhnen. Anfangs wird ihnen das
Fressen noch in den Futtertrog gegeben, sobald sie aber ihre Scheu
verloren haben und den Menschen nicht mehr fliehen, versucht man
ihnen die Nahrung durch das Gitter zu reichen. Wenn auch nicht
immer gleich die ersten Versuche gelingen, so werden doch, wenn
man beispielsweise einen recht zappelnden Mehlwurm hineinhält,
nicht mehr alle dieser Lockung wiederstehen und einzelne beherztere
herankommen, um die beliebte Speise zu packen und damit schleu-
nigst zu enteilen. Nach und nach werden auch die anderen diesem
Beispiele folgen und in meist nicht zu langer Zeit sind dann die
Gefangenen so weit, daß sie bei Annäherung des Pflegers von selbst
ans Gitter kommen und ihm den dargebotenen Bissen aus der Hand
nehmen.
‘Die letzte Art der Behandlung bezieht sich hauptsächlich auf
die Eidechsen, von denen einzelne manchmal so zahm werden, daß
sie sich anstandslos aus dem Käfig herausnehmen, auf den Tisch
oder die Hand stellen, hier ruhig abfüttern und dann wieder in das
Terrarium zurückgeben lassen, ohne hiebei den geringsten Flucht-
versuch zu machen. — Einer ähnlichen Zähmung sind auch die
Kröten fähig.
Obwohl die meisten Kriechtiere und Lurche, wenn sie nur
unter einigermaßen entsprechenden Verhältnissen untergebracht sind,
904 Zucht.
gewöhnlich über kurz oder lang ans Fressen gehen, so kommt es
doch namentlich beı ersteren auch nicht zu selten vor, daß sie die
ihnen angebotene Nahrung standhaft ablehnen. In solchen Fällen
führt es manchmal zum Ziele, wenn man denselben schon einge-
wöhnte und gut fressende Exemplare beigesellt, wo sie dann mit-
unter das Beispiel ihrer Genossen zum Aufgeben ihrer Enthaltsam-
keit veranlaßt. Nützt dies nicht, so kann man eventuell die Zwangs-
fütterung versuchen, die am ehesten noch dann gelingt, wenn, wie
es besonders bei Eidechsen vorkommt, sich die betreffenden Tiere
mit aufgesperrtem Rachen dem Pfleger entgegen stellen. Man kann
dann denselben mit der Pincette einen lebenden Bissen ins Maul
stecken, der den Hungerkünstler durch seine Bewegungen fast immer
zum Zubeißen und Verschlingen des Angebotenen bringt. Im
äußersten Falle kann man auch zur gewaltsamen Öffnung des
Mundes und zum Schoppen schreiten, wobei aber die Tiere meist
so malträtiert werden, daß sie nur selten in dieser Weise zum end-
lichen Selbstfressen zu bringen sind, obwohl manche auch hiedurch
günstige Resultate erreicht haben wollen. Ist übrigens das be-
treffende Stück durch langes Hungern schon stark abgemagert, so
fehlt ihm auch meist schon die Kraft, die ihm gewaltsam beige-
brachte Nahrung zu verdauen und es gibt dieselbe entweder wieder
von sich oder geht an Verdauungsstörung zugrunde. Derlei Tiere
sind, wenn sie leicht wieder beschafft werden können, am besten
in Freiheit, wenn sie aber wertvoll sind, in Weingeist zu setzen.
Schließlich braucht es wohl kaum bemerkt zu werden, daß die
Anzahl der in einem Käfige gehegten Stücke der Größe desselben
angemessen sein soll und daß eine Überfüllung der Behälter mög-
lichst zu vermeiden ist; besonders aber hüte man sich, Tiere zu-
sammen zu geben, die einander gefährlich sind, was auch bei solchen
derselben Art, wenn sie an Größe sehr verschieden sind, der Fall
sein kann.
So leicht sich, wie aus dem vorher Gesagten ersichtlich ist,
im allgemeinen die Amphibien züchten lassen, so schwer ist dies
bezüglich der Reptilien. Schon die Paarung findet bei den Mit-
gliedern dieser Klasse in der Gefangenschaft weit seltener statt, als
bei vielen Lurchen. Um dieselbe zu fördern, empfiehlt es sich nicht
zu viele, namentlich aber nur wenige Männchen zusammen zu halten,
da letztere, besonders bei den Eidechsen, sehr eifersüchtig sind und
infolgedessen oft wütende Kämpfe untereinander ausfechten, die
nicht selten mit der Verstümmelung, ja manchmal selbst mit dem
Tode eines der Gegner enden.
Die Eier der Kriechtiere werden im Freien in Fels- oder Mauer-
spalten, in lockere Erde und Sand, in hohle Bäume oder unter
Moos, ja selbst in Düngerhaufen und nur ausnahmsweise frei auf
den Boden abgelegt; das Ausreifen derselben wird teils der Luft-
und Sonnenwärme, teils der durch die Zersetzung der sie umgeben-
den Stoffe sich entwickelnden höheren Temperatur überlassen.
Will man dieselben in der Gefangenschaft ausbringen, so geht dies
allerdings am leichtesten, wenn man den Weibchen Legeplätze her-
stellt, die den von ihnen im Freien aufgesuchten entsprechen, und
Zucht. 905
hierin die Eier sich selbst überläßt. In diesem Falle muß aber der
Käfig auf einer Kiste stehen, die mit Sand oder lockerer Erde ge-
füllt ist; auch darf diese Bodenlage nicht zu seicht sein, da schon
unsere Lacerta agılıs und virıdıs.ihre Eier I2—20 cm tief vergraben,
während Psammodromus hispantcus nach Fischer sein Gelege bis
40 cm tief im Sande verscharrt. Da die Gefangenen ihre Eier ge--
wöhnlich unter oder neben den Trinknapf, wo stets etwas Feuchtig-
keit herrscht, ablegen, so empfiehlt es sich auch in die Boden-
füllung des Terrariums ein Stück stets feucht gehaltenen Bade-
schwammes oder Torfes einzusenken, der seine Feuchtigkeit an seine
nächste Umgebung abgibt, welche dann meistens als Legestelle ge-
wählt wird.
Stellt man den Tieren aber keine derartigen Brutplätze her, so
müssen vor allem die Eier gleich nach dem Legen, und bei im
Käfig ausgekrochenen Jungen auch diese sofort aus dem Terrarium
entfernt werden, da sowohl erstere als letztere, namentlich, wenn
es sich um Eidechsen handelt, von den Erwachsenen häufig gefressen
werden. Die ganze Kunst der Aufzucht besteht nun darin, die
Eier in solche Verhältnisse zu bringen, daß ihnen die zur Entwick-
lung der Embryonen nötigen Bedingungen, nämlich der richtige
Grad von Wärme und Feuchtigkeit, stets in gleichmäßiger Weise
erhalten bleiben. Darin besteht aber die große Schwierigkeit und
kann namentlich ein zu viel oder zu wenig an Feuchtigkeit einer-
seits ein Verschimmeln, anderseits wieder ein Vertrocknen des Ge-
leges zur Folge haben.
Um Schlangeneier auszubrüten, kann man den Boden einer
Holzkiste 15—20 cm hoch mit Pferdemist und darüber mit einer
dünnen, lockeren Erdschichte bedecken, auf welche man die Eier
legt, die dann noch mit einer etwa I5 cm hohen Lage von Moos,
dürrem Laube u. dergl. überdeckt werden. Die mit einem Draht-
gitter verschlossene Kiste ist dann in die Sonne zu stellen und
damit sich in derselben eine feuchtwarme Temperatur entwickelt,
die über den Eiern liegende Moosschichte öfters zu bespritzen.
Nach Joh. v. Fischer, der in dieser Richtung wohl als die
höchste Autorität anzusehen ist, bringt man Schlangeneier am
besten zur Entwicklung, wenn man den Boden eines möglichst großen,
unglasierten Blumentopfes zuerst mit Scherben, darüber mit
grobem Kies und letzteren endlich 6—8 cm hoch mit lockerer, ein
Drittel Sand enthaltender Erde bedeckt. Das ganze wird dann ins
Wasser gestellt, bis es von unten auf von demselben ganz durch-
zogen erscheint. Nun wird der Topf herausgenommen, I—2 Tage
im Trockenen an einem schattigen Orte stehen gelassen, die zu oberst
befindliche Erdschichte gelockert und auf diese schließlich die Eier
‘ganz lose und ohne sie in den Boden zu drücken gelegt. Letztere
werden dann endlich noch mit einer 3—4 cm hohen Lage feuchten
aber recht fest ausgepreßten Mooses sehr locker bedeckt, und der
mit einer Glasplatte zugedeckte Topf an einen warmen, aber nicht
direkt von der Sonne getroffenen Ort gestellt. Aus dem Verhalten
der Glasscheibe kann man dann den im Topfe herrschenden Feuch-
tigkeitsgrad beurteilen; ist dieselbe trocken, so muß die oberste
906 Zucht.
Moosschichte wieder bebraust werden, ist deren Beschlag aber bis
zur Tropfenbildung gestiegen, so ist es im Topfe zu naß und muß
derselbe einige Zeit unbedeckt stehen bleiben. Selbstverständlich
ist hiebei auch die Natur der auszubrütenden Schlangen in Betracht
zu ziehen, und sind beispielsweise die Eier der in der Nähe des
Wassers wohnenden Tropidonotus-Arten mehr, die der an dürren
und trockenen Orten lebenden Ophidier dagegen weniger feucht zu
halten.
Übrigens kann man Schlangeneier auch ausbringen, wenn man
sie in eine mittelst Drahtdeckels verschließbare Blechbüchse gibt,
die man zur Hälfte mit Sand füllt, in den man die Eier so tief
eingräbt, daß sie eben noch von demselben bedeckt werden; darüber
wird dann eine ständig feucht erhaltene Moosschichte gegeben.
Auf ähnliche Weise werden auch Eidechseneier behandelt, nur
daß dieselben im allgemeinen trockener zu halten sind. Für tief
im Sande vergrabene nimmt Fischer ein Glas, das er mit einem
nassen, in einen Leinwandlappen gehüllten Moosstöpsel verschließt.
Ich selbst bediene mich hiezu eines unglasierten Blumentopfes,
dessen untere Abflußöffnung mit Zement fest verschlossen wird. In
denselben gebe ich dann 3—4 Finger hoch Sand, auf welchen dann
die Eier in entsprechend große eingedrückte Vertiefungen gelegt
werden. Dieser Topf steht beständig in einem mit Wasser gefüllten
glasierten Untersatz und ist mit einer Glasplatte zugedeckt. Da
der unglasierte Ton infolge seiner Porosität aus dem Untersatze
Wasser aufsaugt, so wird der Blumentopf bald bis gegen die Mitte
hinauf feucht, die in demselben enthaltene Feuchtigkeit teilt sich
auch dem Innenraume mit und genügt in der Regel die Eier vor
dem Vertrocknen zu bewahren, ohne dabei so groß zu sein, um
Anlaß zu Schimmelbildungen zu geben; behufs Luftwechsels wird
die Glasscheibe täglich auf ein paar Stunden abgehoben.
Bei allen diesen Zuchtverfahren ist hauptsächlich darauf zu achten,
. daß der gerade nötige Feuchtigkeitsgrad immer eingehalten bleibt;
es sind daher die Eier täglich anzusehen und bei etwaigem Ein-
schrumpfen derselben die Feuchtigkeit zu vermehren, bei der leisesten
Spur von Schimmelbildung aber zu verringern. Von letzterer schon
ergriffene Eier sind sofort zu entfernen.
Schildkröteneier' dürften wahrscheinlich in Sand vergraben an
sonnige Plätze zu stellen sein, doch fehlen mir hierüber sowohl eigene
als auch fremde Erfahrungen.
Schließlich wäre noch zu erwähnen, wie die gefangenen Kriech-
tiere und Lurche während der kalten Jahreszeit zu behandeln sind.
Man kann dieselben zwar in geheizten Lokalitäten das ganze Jahr
munter erhalten, da aber alle hieher gehörigen Tiere in unseren Brei-
ten in Winterschlaf verfallen, so ist es naturgemäßer und ihrem
Wohlbefinden viel zusagender, ihnen denselben auch in der Gefangen-
schaft nicht zu entziehen, abgesehen davon, daß die Beschaffung
der Nahrung für viele derselben zu dieser Jahreszeit oft große
Schwierigkeiten bereitet; auch schreiten den Winter hindurch künst-
lich wach erhaltene Amphibien und Reptilien im darauf folgenden
Frühjahre nicht mehr zur Fortpflanzung.
Überwintern. . 907
Vor allem muß bemerkt werden, daß man trachte, die Gefangenen
möglichst gut und reichlich zu füttern, auf daß sie der ihnen bevor-
stehenden Ruhepause gleichsam sorgenlos entgegen gehen, da nur
bei wohlgenährten Tieren die Aussicht besteht den Winter zu über-
dauern, während ausgehungerte und abgemagerte Stücke in der
kalten Jahreszeit meist eingehen oder wenn sie doch noch im Früh-
jahr herauskommen, so doch derartig matt und entkräftet sind, daß
sie in der Regel nicht mehr ans Fressen gehen und bald hinsterben.
Was nun deren Haltung betrifft, so wird von manchen Seiten
empfohlen, die Gefangenen im Spätherbste in eine geräumige, mit
Moos, Erde, Heu und Holzwolle gefüllte Kiste zu geben, diese dann
verschlossen in ein geheiztes Zimmer oder in einen Keller zu stellen
und eventuell noch mit Stroh zuzudecken. Ich selbst habe mit dieser
Methode keine besonders guten Erfahrungen gemacht und halte es
für meinen Teil als das Beste, die Tiere auch im Winter dort zu be-
lassen, wo sie die schöne Jahreszeit zugebracht haben. Denn während
sie im ersteren Falle. in ganz neue Verhältnisse kommen, unter denen
sie sich erst zurecht finden und ein Winterlager einrichten müssen,
sind sie im zweiten Falle schon eingewöhnt, haben daselbst ihre
ständigen Verstecke und Schlupfwinkel, in die sie sich zurückziehen
können und wenn man sie dann noch mit einer stärkeren Moosschichte
bedeckt und den Käfig in ein ungeheiztes Lokal, dessen Temperatur
aber nicht unter den Gefrierpunkt sinkt, stellt, so überstehen sie die
kalte Jahreszeit. meist besser, als nach der zuerst genannten
Überwinterungsart. Nur müssen die Tiere natürlich vor dem Ver-
trocknen geschützt werden, was namentlich hinsichtlich der Amphi-
bien gilt, bei denen ein Teil des Winterlagers stets feucht zu halten
ist. Dochsindauch Reptilien durchaus nicht zu trocken zu halten und
gehen nach meiner Ansicht die meisten Gefangenen im Winter an
Mangel der nötigen Feuchtigkeit zugrunde. Wenn man bedenkt, daß
im Freien die Winterlager derselben einerseits durch ihre oft nicht
unbedeutende Tiefe, anderseits durch die zu dieser Jahreszeit häufigen
Niederschläge gewiß immer mehr oder weniger feucht erhalten
werden, so kann man daraus schließen, daß eine länger währende
Trockenheit schädlich wirken muß; es sind daher auch die Reptilien-
käfige im Winter etwa einmal in der Woche ordentlich zu bebrausen.
Noch besser ist es bei den zur Überwinterung bestimmten Behältern
auch den Boden aus Drahtgeflecht zu machen, wobei derselbe aber
behufs größerer Festigkeit noch mit einigen Drähten der Länge und
der Breite nach zu unterstützen ist. Dieser Käfig wird dann auf
eine 3—4 cm hohe gleich große Blechwanne gestellt, die bis gegen
‘oben zu ständig mit Wasser gefüllt ist, dessen Dünste den darüber
verkrochenen Tieren den zu ihrem Wohlbefinden hinreichenden
Feuchtigkeitsgrad liefern. Nur für nicht im Freien gehaltene Land-
chelonier empfiehlt sich das oberwähnte Einpacken, während die
Überwinterung der Fluß- und Sumpfschildkröten im Aquarium zu
geschehen hat, das aber nur so viel Wasser enthalten darf, daß die
am Boden sitzenden Tiere ab und zu die Schnauzenspitze behufs
Atemholens in die Luft erheben können.
Schließlich möchte ich noch einiges darüber bemerken, wie man
908 Aussetzen.
zu verfahren hätte, falls man etwa aus der Fremde stammende
Tiere bei sich im Freien aussetzen und einbürgern wollte. Selbst-
verständlich kann dies nur in Gegenden geschehen, welche bezüglich
ihrer klimatischen Verhältnisse von der Heimat der betreffenden
Arten nicht zu sehr verschieden sind und derselben auch hinsicht-
lich der Terrainbildung entsprechen; auch darf die hiezu gewählte
Lokalität nicht von den neuen Ansiedlern gefährlichen Arten bewohnt
sein.
Bei oberflächlicher Betrachtung könnte man da leicht in Ver-
suchung geraten, hiezu einen Platz zu wählen, der überhaupt keinerlei
Lurche und. Kriechtiere beherbergt, in der Meinung, daß hier die
Ankömmlinge im Kampf ums Dasein keine Konkurrenz erfahren
und sich infolgedessen ganz sicher und ungestört heimisch machen
können. Dies wäre aber weit gefehlt, da man bedenken muß, daß
eine Örtlichkeit, an der sich keine Amphibien und Reptilien finden,
jedenfalls der denselben nötigen Lebensbedingungen ermangelt und
sie daher gewiß auch den Auszusetzenden nicht bieten wird. Man
suche daher zu dem genannten Zwecke gerade solche Plätze aus,
die von den neu Einzubürgernden möglichst nahestehenden Arten
in Menge bewohnt sind und daher jedenfalls auch für das Gedeihen
der ersteren eine Gewähr bieten; um ihnen aber die Ansiedelung zu
erleichtern, empfiehlt es sich vor deren Aussetzung die an der be-
treffenden Stelle lebenden Verwandten in möglichst großer Zahl weg-
zufangen, damit dieselben den Fremdlingen in Bezug auf Nahrung
und Wohnung nicht zu vielKonkurrenz machen. Natürlich ist hiebei
auch die Anzahl der Ausgesetzten von Belang und je größer die
Menge derselben ist, desto mehr hat man Aussicht auf Erfolg. Führt
man die Sache in der besprochenen Weise durch, so gelingt es oft
fremde Arten nicht nur an neuen Standorten zu erhalten, sondern
sie daselbst auch vollkommen zu akklimatisieren, ja selbst zur Fort-
pflanzung und Vermehrung zu bringen. Allerdings ist dies auch
nach den einzelnen Arten sehr verschieden, und während sich manche
leicht und bald in ihrer neuen Heimat zurechtfinden, ist bei anderen
wieder alle Mühe und Plage vergebens. So ist es mir beispielsweise
absolut nicht gelungen, die Zacerta oxycephala bei mir einzuführen
und obwohl ich dieselbe wiederholt, in einem Falle nicht weniger als
hundert Stücke auf einmal, im Karste bei Görz an ihrer Heimat
ganz entsprechenden und mit Futtertieren reichlichst versehenen
Stellen ausgesetzt hatte, so war doch nach Verlauf von vier Jahren
keine einzige mehr zu sehen, trotzdem unter den in Freiheit gesetzten
auch eine große Zahl trächtiger Weibchen war.
Bei der Gelegenheit fühle ich mich verpflichtet, um allfälligen
Irrtümern behufs der geographischen Verbreitung unserer Tiere vor-
zubeugen, zu bemerken, daß ich um Görz Triton palmatus, Bufo
calamıta, Ophisaurus apus, Lacerta oxycephala und ocellata, Coelopeltis
monspessulana, Zamenis Dahlii, Coronella austriaca, Coluber quatuor-
lineatus und Clemmys caspica ausgesetzt habe.
Krankheiten. 909
Über die Krankheiten der gefangenen Lurche und
Kriechtiere.
Im Freileben scheinen die Amphibien und Reptilien an Krank-
heiten kaum zu leiden und wenn man auch mitunter auf eine Kröte
stößt, die durch in die Nasenhöhlen eingedrungene Fliegenlarven be-
lästigt, ja manchmal selbst zu Tode gequält wird, so kommt es doch
fast niemals vor, daß man ein hieher gehöriges Tier fängt, das auch
nur die geringsten Spuren irgend einer Krankheitserscheinung zeigt.
Bei Gefangenen hingegen, die unter mehr oder weniger unnatür-
lichen Verhältnissen untergebracht sind, kommen derlei Störungen
des Lebensprozesses allerdings ab und zu vor, obwohl sie bei nur
einigermaßen richtiger Haltung der Pfleglinge im ganzen weit sel-
tener sind, als man etwa im vorhinein annehmen möchte.
Ich selbst habe in dieser Richtung sehr wenige Erfahrungen ge-
macht und muß mich daher bei Besprechung der einschlägigen Ver-
hältnisse vorwiegend auf fremde Mitteilungen stützen.
Die einzige tödliche Krankheit, die ich bisher selbst, und zwar
nur bei Amphibien beobachtet habe, ist der Starrkramp f, :oder
wie ich ıhn nach der Art, in welcher er in die Erscheinung tritt
lieber nennen möchte, der Streckkrampf. Derselbe scheint
ausschließlich infolge der Überfüllung oder der mangelhaften Rei-
nigung der von den davon befallenen Tieren bewohnten Behälter
aufzutreten. Ich habe diese eigentümliche Erscheinung das erste
Mal beobachtet, als ich einst eine größere Anzahl von Bufo calamita
zugesandt erhielt, welche ich, da sieabends ankamen, erst am nächsten
Tage ordnungsgemäß einquartieren wollte und daher für die Nacht
in eine große hölzerne Badewanne entleerte. Als ich sie am nächsten
Tage herausnehmen wollte, fand ich den größten Teil derselben mit
gestrecktem Körper und gerade nach hinten gerichteten Hinterbeinen
tot in der Wanne liegen und nur einige versuchten noch unter
zuckenden Bewegungen der Gliedmaßen mühsam von der Stelle zu
kommen. Ich gab hierauf die letzteren in ein großes, etwa 30 Liter
enthaltendes Gefäß mit reinem Wasser, in dem sich dann nach
längerem Liegen darin einige, bei denen die genannten Erscheinungen
noch nicht in zu hohem Grade aufgetreten waren, nach und nach
wieder allmählich bis zur gänzlichen Genesung erholten. Später
machte ıch einmal denselben Versuch mit Salamandra atra und er-
hielt ganz die gleichen Ergebnisse. In diesen Fällen hatten sich die
betreffenden Tiere offenbar durch ihr eigenes Hautsecret vergiftet,
das von der großen Menge der erregt herumkriechenden Lurche
reichlich abgesondert am Boden der sie beherbergenden Holzwanne
angehäuft und durch die dünne und poröse Haut derselben wieder
aufgenommen ward. Bei den hierauf ins Wasser gegebenen ward
dieser Drüsensaft unstreitig wieder ausgelaugt und hatte daher dieses
Dauerbad für die noch nicht zu stark Infizierten infolgedessen eine
heilende Wirkung.
Dieselbe Krankheit kann auch entstehen, wenn man in einem
Käfige zu viele Tiere vereinigt oder denselben zu lange nicht mit
910 Krankheiten.
frischem Moos versieht, da letzteres nach und nach ebenfalls mit
einer solchen Menge der giftigen Hautausscheidung überzogen wird,
daß später hineingegebene Tiere, namentlich zartere oder heiklichere
Ordnungsgenossen, davon Schaden leiden können. So ging mir einst
beispielsweise eine Partie von Salamandra atra, die ich in ein schon
längere Zeit von einer Kröte bewohntes Terrarium gegeben hatte,
innerhalb vierundzwanzig Stunden, offenbar aus der genannten Ur-
sache, zugrunde. — Die am Streckkrampf eingegangenen Tiere ver-
breiten einen penetranten, moschusartigen Geruch. — Die zur Ver-
meidung dieser Krankheit nötigen Maßregeln ergeben sich aus dem
über ihre Entstehung Gesagten von selbst.
Bei Tritonen kommt manchmal eine Art Wassersucht vor,
die sich durch eine starke Anschwellung des Bauches kenntlich
macht. Solche Tiere können oft durch Anstechen und Auspumpen
mit einer fein zugespitzten Injektionsspritze wieder auf ihr normales
Volumen gebracht werden, obwohl sich das alte Übel oft nach einiger
Zeit wieder einstellt. Doch können nach meinen Erfahrungen auch
wassersüchtige Molche immerhin lange Zeit hindurch leben. — Bei
Fröschen sind ab und zuGeschwüre an den Zehen und bei
freilebenden Rana agılis Warzenbildungen beobachtet worden. End-
lich schwillt noch bei Bombinator die Zunge mitunter so stark an,
daß sie nicht in den Mund zurückgezogen werden kann.
Anderweitige Krankheiten sind meines Wissens bei Amphibien
noch nicht beobachtet worden. Die mitunter auftretenden Ver-
letzungen, welche sich die Gefangenen teils gegenseitig, teils
durch Reibung an rauhen Gegenständen zufügen, heilen in der Regel
ohne weitere Behandlung von selbst. Sollten derlei Wunden schwären,
so kann man sie eventuell mit dem in der Apotheke erhältlichen
Xeroformpulver bestäuben, indem man einen größeren, feinen Haar-
pinsel in dasselbe taucht und den daran haften bleibenden Staub
von dem Pinsel über der kranken Stelle abklopft. Die von früheren
Bestäubungen etwa zurückbleibenden Krusten sind entweder durch
Bäder oder durch sorgsames Abwischen mit einem feinen Pinsel oder
einem weichen reinen Leinwandläppchen zu entfernen. Selbstver-
ständlich darf ein derartig behandeltes Tier nicht im Wasser gehalten
werden, sondern ist am besten in ein kleineres Gefäß zu geben,
dessen Boden mit einer mehrfachen Lage beständig feucht erhaltenen
Löschpapieres belegt ist.
Bei Reptilien kommen namentlich im ersten Frühjahre A ffek-
tionen der Atmungsorgane nicht selten vor, die sich
bei den Eidechsen hauptsächlich durch öfteres Nießen äußern und
wohl meistens von Zugluft herrühren. Durch Abhaltung der letzteren
kann dieses Übel verhütet, eventuell auch behoben werden; geht es
aber in eine Kehlkopf- oder Lungenentzündung über, so sind die
betreffenden Tiere wohl immer verloren. Die hievon Befallenen
verlieren ihre sonst gewohnte Lebhaftigkeit, sitzen mit halb geöffnetem
Munde, angeschwollenen Lidern und heraustretenden Augen auf den
Vorderbeinen aufgerichtet oft tagelang schwer atmend auf derselben
Stelle und gehen nach kurzer Zeit ein. Übrigens werden Eidechsen
auch oft ohne scheinbare Ursache krank, stellen das Fressen ein,
Krankheiten. gIl
bleiben an einem und demselben Platze ruhig liegen. und ziehen sich
selbst bei Nacht nicht in ihre gewohnten Schlupfwinkel zurück.
Derlei Kranke sind besonders an dem starken Einfallen des Discus
palpebralis zu erkennen und sind bevor sie noch zu sehr herunter-
kommen am besten gleich in Weingeist, oder falls sie wertlos und
leicht ersetzbar sind, in Freiheit zu setzen.
Mitunter treten auch an der Haut der Eidechsen warzen-
artige Bildungen auf, die sich aber durch wiederholtes Be-
tupfen mit in Wasser getauchtem Höllenstein nach und nach meist
leicht entfernen lassen. Diese, sowie andere, Hautkrankheiten, na-
mentlich speckige Ablagerungen zwischen Leder- und Oberhaut, sind
meistens harmlos und gehen bei der Häutung gewöhnlich mit der
Haut ab, hiebei in der Regel nur unbedeutende und bald heilende
Wunden hinterlassend. Manche besonders an den Gliedmaßen der
Lacertilien entstehende Wucherungen haben allerdings nicht selten
auch Lähmungen der davon betroffenen Teile sowie den Verlust
von Zehen oder Krallen zur Folge. Doch kann auch in diesen
Fällen durch das oberwähnte Ausbrennen mit Lapis oft noch Heilung
erzielt werden.
Krankheiten der Respirationsorgane kommen übrigens auch bei
Schlangen nicht selten vor und scheint bei vielen der während des
Fanges auf den Hals derselben ausgeübte Druck die Ursache hievon
zu sein. Die daran leidenden Tiere sind außer an der Anschwellung
der die betreffenden Organe enthaltenden Körperteile noch durch
das bei geöffnetem Munde schwere und fauchende Atmen sowie
durch den hiebei senkrecht gestellten, ja mitunter selbst nach rück-
wärts geneigten Hals zu erkennen. Eine Heilung dieses Übels ist
meines Wissens bisher noch niemals gelungen.
Eine bei gefangenen Schlangen am häufigsten auftretende
Krankheit ist die sog. Mundfäule, die sich durch das Er-
scheinen weißer, käsiger Pünktchen und Klümpchen an den Lippen-
rändern bemerkbar macht. Diese Bildungen wuchern dann weiter,
überziehen nach und nach die ganzen Kieferränder samt dem Zahn-
fleisch und breiten sich bei stetem Fortschreiten allmählich auch im
Inneren des Mundes so weit aus, daß endlich dem Tiere das
Schließen desselben nicht mehr möglich ist und durch die Masse
der erwähnten Ablagerungen oft sogar beide Kiefer gegen einander
verschoben werden. Diese häufig tödliche Krankheit läßt sich nach
Tomasini sehr leicht heilen, wenn man die davon befallene
Schlange gleich beim Entstehen des Übels in ein mit einem Draht-
gitter verschlossenes Gefäß gibt, das so hoch mit Wasser gefüllt
ist, daß das betreffende Tier ganz in demselben liegt und gerade
noch den Kopf zum Zwecke des Atemholens über die Oberfläche
der Flüssigkeit emporheben kann. In diesem Dauerbade läßt man
nun den Patienten so lange liegen, bis sich durch Trübung der
Augen die bevorstehende Häutung ankündet, nimmt ihn dann,
wenn durch wiederkehrende Klärung der Augen das baldige Ein-
treten derselben zu erwarten ist, heraus und gibt ihn in das
Terrarium zurück, woselbst er sich bald häutet und jetzt als genesen
zu betrachten ist. Es scheint daher diese Krankheit vornehmlich
912 Krankheiten.
durch den Mangel der den Schlangen behufs der Häutung not-
wendigen Feuchtigkeit hervorgerufen zu werden.
Die Chelonier, namentlich die Wasserschildkröten, werden
manchmal von Krankheiten der Seh- und Atmungsorgane
heimgesucht. Erstere haben nicht selten den Verlust des betroffenen
Auges zur Folge, letztere sind meist an einem schleimigen Ausfluß
an Mund und Nase, sowie an dem ständig vorgestreckten Halse kennt-
lich. All diese Übel werden übrigens am ehesten und sichersten durch
ein zeitweiliges Aussetzen der betreffenden Tiere ins Freie geheilt.
Zu den nicht eigentlichen Krankheiten, die aber das Wohl-
befinden der Gefangenen doch oft beeinträchtigen, sind dann noch
die Häutungs- und Legenot sowie die Verstopfung zu
zählen. Bei ersterer kann häufig ein laues Bad, desgleichen auch
die Nachhilfe mit der Hand oder der Pincette helfen, wobei man
aber nur jene Hautpartien ablösen darf, die sich ganz leicht und
ohne Zwang abziehen lassen. Bei Häutungsschwierigkeiten kommt
es selbst im Freileben manchmal vor, daß sich die alte Haut vor
der Schwanzspitze schoppt und nicht abgestreift werden kann, in-
folgedessen dann der hinter der Hautschoppung liegende Schwanz-
teil vertrocknet und abfällt,‘ wodurch dann das betreffende Stück
in unangenehmer Weise entstellt wird. Die mitunter ohne Schwanz-
spitze gefangenen ‚Schlangen haben den Verlust dieses Körperteils
wohl meistens dem erwähnten Umstande zu verdanken.
Von der Legenot werden hauptsächlich Eidechsen, aber auch
nur kümmerliche und schlecht genährte, befallen und läßt sich der-
selben durch gute und reichliche Fütterung fast immer vorbeugen,
da gesunde und wohlgenährte Tiere meist auch die nötige Kraft
haben, sich ihres Geleges zu entledigen; eventuell könnte man auch
durch laue Bäder nachhelfen, welch letzteres Mittel auch bei Ver-
stopfungen zu empfehlen ist. Bei Schlangen entsteht diese oft auch
dadurch, daß die von ihren Futtertieren stammenden Haare und
Federn nicht abgehen, was an einer mehr oder weniger sichtbaren
Anschwellung des sie enthaltenden Körperteiles zu erkennen ist.
In solchen Fällen ist es nach Tomasini am besten, dem betreffen-
den Tiere durch das gewaltsam geöffnete Maul ein Stück rohes
Fleisch etwa von seiner Kopfgröße in den Rachen zu stopfen; das-
selbe wird fast immer hinabgewürgt, verdaut und zieht beim Ab-
gange der Exkremente auch das in dem Darmkanal zurückgebliebene
Gewölle mit sıch.
Endlich wären noch die oft häufigen Schmarotzer zu er-
wähnen, von denen die an der Haut festgesogenen Zecken (Ixodes)
den Tieren jedenfalls lästig fallen, aber durch öfteres Betupfen mit
Petroleum in Bälde entfernt werden können. Die fast bei allen
Schlangen und oft massenhaft vorkommenden Eingeweide-
würmer scheinen jedoch ihre Wirte nicht zu genieren.
Schließlich ist es wohl selbstverständlich, daß kranke Tiere von
gesunden stets zu isolieren sind ; letztere werden herausgenommen
und der von ihnen bewohnt gewesene Käfig samt allem, was darin
ist, durch siedendes Wasser desinfiziert.
Systematische Übersicht der in diesem Werke
beschriebenen Arten.
(Zugleich als Katalog der europäischen Lurche und Kriechtiere dienend.)
I. Amphibia.
I. Ordnung. Urodela (9).
1. Familie. Proteidae (11).
I. Gattung.
Proteus Laur. (12).
anguinus Laur. (13).
. Zoisii Fitzg. (19).
. xanthostictus Fitzg. (IQ).
Haivdingeri Fitzg. (19).
. Laurentii Fitzg. (I9).
. Carrarae Fitzg. (20).
. Schreibersii Fitzg. (20).
. Freyeri Fitzg. (20).
is isıs
2. Familie. Salamandridae (20).
I. Gattung.
2. Gattung.
3. Gattung.
Spelerpes (23).
fuscus Bonap. (23).
Salamandrina Fitgz. (29).
perspicıllata Savi (30).
Triton Laur. (36).
Waltli Mich. (42).
asper Dug. (48).
v. dyrenaeus DB. (50).
v. rugosus Dug. (50).
montanus Savi (53).
Rusconi Gene. (58).
Boscae Lat. (62).
v. Maltzani Boettg. (63).
Montandoni Boulg. (66).
italicus Peracca (70).
balmatus Schneid. (73).
v. Sesqueirai Wolt. (78).
1) Die eingeschlossenen Zahlen beziehen sich auf die betreffende Textseite.
Schreiber, Herpetologia europaea. 58
914 Systematische Übersicht.
meridionalis Boulg. (79).
v. graeca Wolt. (83).
v. Tomasinii Wolt. (83).
v. corcyrensis Wolt. (83).
vulgaris Linne. (85).
v. Kammereri Wolt. (90).
vittatus Jen. (92).
alpestris Laur. (95).
v. apuanus Bonap. (95).
v. marmoratus Schinz. (98).
v. Reiseri Wern. (98).
marmoratus Latr. (IO2).
Blasii De l’Isle (106).
v. Troussarti Peracca (IO09).
cristatus Laur. (IIO).
v. carnıfex Laur. (II5).
v. flavigaster Fejerv. (II4).
v. ictericus Reichb. (II4).
4. Gattung. Chioglossa Barb. (120).
lusitanica Barb. (121).
5. Gattung. Salamandra Laur. (126).
maculosa Laur. (128).
. faeniata Dürg. (128).
. quadrivirgata Dürg. (128).
. fastuosa Schreib. (131).
corsica Savi. (132).
. Molleri Bedıg. (132).
speciosa Schreib. (132).
atra Laur. (I40).
<<<
==
II. Ordnung. Anura (148).
1. Familie. Discoglossidae (159).
ı. Gattung. Alytes Wagl. (160).
Cisternasii Bosca. (163).
obstetricans Merr. (165).
v. Boscae Lat. (167).
2. Gattung. Bombinator Merr. (171).
pachypus Bonap. (174).
| igneus Laur. (178).
3. Gattung. Discoglossus Otth. (181).
pictus Otth. (183).
v. sardus Gene. (I84).
v. ocellatus Cam. (I83).
v. viltatus Cam. (185).
2. Familie. Pelobatidae (187).
I. Gattung. Peiodytes Bonap. (188).
punctatus Daud. (189).
Systematische Übersicht. g15
2. Gattung. Pelobates Wagl. (193).
fuscus Laur. (195).
v. insubricus Corn. (197).
cultripes Cuv. (201).
3. Familie. Hylidae (202).
I. Gattung. Hyla Laur. (203).
arborea Linne. (203).
v. intermedia Boulg. (206).
v. Molleri Bedrg. (206).
v. Savignyi Aud. (206).
v. meridionalis Boettg. (206).
y: orientalis Bedrg. (206).
v. sarda Bon. (207).
4. Familie. Bufonidae (210).
I. Gattung. Bufo (210).
vulgaris Laur. (212).
v. spinosus Daud. (212).
virıdis Laur. (218).
v. cruciger Eichw. (220).
v. lineatus Ninni. (218).
v. concolor Cam. (218).
v. balearicus Boettg. (218).
calamıta Laur. (223).
5. Familie. Ranidae (228).
I. Gattung. Rana Linne. (228).
macrocnemis Boulg. (231).
agılis Thom. (233).
Latastei Boulg. (238).
iberica Boulg. (242).
graeca Boulg. (244).
v. bosniensis Wern. (245).
temporaria Linne. (247).
. nigromaculata Wern. (247).
. marmorata Wern. (247).
. atra Bonnat (249).
. flavomaculata Cam. (250).
. longipes Müll. (248).
Honoratii Her. Roy. (250).
. gracılis Koch. (250).
Entzii Meh. (247).
. striata Dürg. (250).
. flaviventris Mill. (250).
. cruenta Pall. (250).
Cameranı Boulg. (252).
arvalıs Nils. (254).
v. maculata Dürg. (255).
v. striata Koch. (255).
ee ee en
58*
916
1. Familie.
1. Familie.
2. Familie.
Systematische Übersicht.
esculenta Linne. (258).
. alpina Risso. (259).
. hispanica Mich. (259).
. Bolkayi Fejerv. (259).
. Lessonae Cam. (262).
. maritima Risso. (259).
. marmorata Massal. (260).
. roseovirens Massal. (260).
ridibunda Pall. (265).
v. cachinans Pall. (265).
v. caucasica Pall. (266).
<4444<dad
II. Reptilia.
I. Ordnung. Rhiptoglossa (292).
Chamaeleontidae (292).
I. Gattung.
Chamaeleon (293).
vulgaris Daud. (294).
I. Ordnung. Lacertilia (299).
Scincidae (312).
I. Gattung.
2. Gattung.
3. Gattung.
Lacertidae
I. Gattung.
2. Gattung.
Chaleides Laur. (313).
lineatus Leuck. (314).
tridactylus Laur. (316).
v. concolor Bonap. (316).
v. vittatus Leuck. (310).
v. quadrilineatus Met. (316).
v. striatus Bonap. (316).
ocellatus Wagl. (318).
v. bıiligugu Daud. (321).
Bedriagae Bosca. (322).
Ablepharus Fitzg. (324).
pannonicus Fitzg. (325).
Ophiomorus DB. (328).
punctatissimus Bibr. Bory. (329).
(330).
Eremias DB. (339).
velox Menetr. (341).
arguta Meyer (344).
v. deserti Andr. (345).
v. variabılıs Poll. (345).
Ophiops Menetr. (347).
elegans Menetr. (350).
3. Gattung.
4. Gattung.
5. Gattung.
6. Gattung.
Systematische Übersicht. 917
Acanthodactylus Wiegm. (351).
vulgaris DB. (353).
Psammodromus Fitzg. (357).
hispanicus Fitzg. (358).
v. cinereus Bonap. (361).
algirus Linne. (363).
Algiroides Bibr. Bory. (367).
Fitzingeri Wiegm. (368).
moreoticus Bibr. Bory. (370).
v. Doriae Bedrg. (371).
nigroßunctatus DB. (371).
Lacerta Linne. (375).
oxycephala DB. (383).
v. Tomasinii Schreib. (386).
Bedriagae Cam. (387).
sardoa Peracca. (391).
saxicola Eversm. (392).
Derjugini Nik. (395).
mosorensis Kolomb. (398).
Oertzeni Wern. (402).
graeca Bedrg. (403).
Horvathi Meh. (406).
v. monticola Boulg. (409).
muralıs Laur. (410).
. hesperica Schreib. (943).
. Rasquineti Bedrg. (416).
. maculiventris Wern. (417).
. nigriventris Bonap. (419).
Brüggemanni Bedrg. (419).
. flaviundata Bedrg. (419).
. fufolensis Bedrg. (419).
. chrysochlora Schreib. (420). ;
quadrilineata Gray. (421).
. corsica Bedrg. (423).
. Bocagei Seoane. (424).
. milensis Bedrg. (425).
. Erhardi Bedrg. (425).
hispanica Steind. (429).
fiumana Wern. (431).
v. lissana Wern. (433).
v. modesta Eim. (433).
v. bocchensis Schreib (435).
jonica Lehrs (436).
v. olivicolor Schreib. (439).
taurica Pall. (439).
serba Raf. (444).
v. albiventris Bonap. (444).
v. rubriventris Bonap, (444),
Beasaaaaadaadae
918
ERFREUT
liolepis Boulg.
Systematische Übersicht.
. campestris De Betta. (451).
subcampestris Schreib. (452).
multifasciata Posit. (445).
viridiocellata Bedrg. (452).
Pelagosae Schreib. (452).
Cazzae Schreib. (454).
argus Schreib. (455).
melisellensis Braun. (454).
Doderleini De Betta. (450).
. olivacea Raf. (456).
tiliguerta Cetti. (456).
. monaconensis Eim. (457).
. coeruleo-coerulescens Eim. (457).
coerulea Eim. (457).
(458).
? Vaucheri Boulg. (458).
? breviceps Boulg. (459).
beloponnesiaca Bibr. Bory. (459).
Lilfordi Günth. (464).
\Y2
Vi
a
balearica Bedrg. (467).
pityusensis Bosca. (470).
Giglioli Bedrg. (471).
agilıs Linne. (473).
S.
. v. colchica Eichw. (482).
. v. eremioides Schreib. (
v. annulata Wern. (474).
v. dorsalis Wern. (479).
v. spinalis Wern. (474),
v. albolineata Dürg. (479).
v. rubra Laur. (474).
v. melanota Dürg. (475).
V.
V
v
v
S.
S
S
nigricans Dürg. (480).
. immaculata Dürg. (479).
. exigua Gray. (480).
. bosnica Schreib. (483).
v. chersonensis Andrz. (482).
482).
v. concolor Schreib. (482).
strigata Eichw. (485).
Schreiber! Bedrg. (486).
viridis Laur. (490).
De Me EEE = u en
. cyanolaema Glücks. (490).
. punctata Latr. (491).
. mentocoerulea Bonap. (491).
maculata Dug. (491).
. istriensis Wern. (491).
. nigra Gach. (491).
fusca Bedrg. (491).
. concolor Dug. (491).
. bilineata Daud. (491).
. quadriradiata DB. (491).
3. Familie.
4. Familie.
5. Familie.
6. Familie.
Systematische Übersicht.
v. Vaillanti Bedrg. (491).
v. intermedia Meh. (493).
major Boulg. (499).
. aurata Bedrg. (502).
. subocellata Schreib. (502).
. ocellata Daud. (502).
. reticulata Dug. (502).
. margarılata Schinz. (502).
praticola Eversm. (508).
vivipara Jacq. (511).
v. Jacguinii Coct. (512).
v. Guerinii Coct. (312).
<< SsS <<
v. Schreibersiana M. Edw. (512).
v. montana Mik. (512).
v. nıgra Wolf. (512).
Amphisbaenidae (517).
I. Gattung.
Blanus Wagl. (517).
cinereus Vand. (520).
Strauchii Bedrg. (521).
Anguidae (523).
ı. Gattung.
2. Gattung.
Agamidae
I. Gattung.
2. Gattung.
Anguis. Linne. (524).
fragılıs Linne. (525).
. vulgaris De Betta. (526).
. eryx Linne. (526).
. cinerea Risso. (526).
. nigriventris De Betta. (526).
. incerla Wiegm. (526).
Ophisaurus Daud. (530).
apus Pall. (332).
(536).
Phrynocephalus Kaup. (538).
mystaceus Pall. (539).
helvioscopus Pall. (542).
caudivolvulus Lichtst. (544)
Agama Daud. (545).
stellio Linne. (545).
v. cyprius Fitzg. (540).
sanguinolenta Pall. (550).
“d444<
Geckonidae (554).
I. Gattung.
2. Gattung.
3. Gattung.
Tarentola Gray. (559)
mauritanica Linne. (560).
Hemidactylus Cuv. (564).
turcicus Linne. (565).
Phyllodactylus Gray. (567).
europaeus Gene. (508).
919
920 Systematische Übersicht.
4. Gattung. Gymnodactylus Spix. (570).
Kotschyi Steind. (57I).
v. guttatus Bibr. Bory. (571).
Danilewskii Strauch. (573).
5. Gattung. Alsophylax Fitzg. (573).
pipiens Lichtst. (574).
6. Gattung. Stenodactylus Fitzg. (575).
guttatus Cuv. (575).
III. Ordnung. Ophidia (577).
1. Familie. Viperidae (584).
I. Gattung. Aneistrodon Palis. (585).
halys Pall. (586).
2. Gattung. Vipera. Laur. (591).
lebetina Linne. (597).
v. confluenta Cope. (597).
ammodytes Laur. (600).
_Latastei Bosca. (607).
aspis Linne. (608).
. Redii Met. (611).
. vulgaris Latr. (609).
. isabellina De Betta. (609).
. fulva De Betta. (609).
vufescens De Betta. (609).
rufiventris De Betta (609).
rvufa De Betta. (609).
fusca De Betta. (609).
brunnea De Betta. (609).
. fusca-blumbiventris De Betta. (0609).
. Hugyi Schinz. (612).
. ocellata Latr. (610).
atya Meissn. (610).
erus Linne. (614).
. bosniensis Boettg. (618).
. chersea Linne. (615).
. pseudaspis Schreib. (620).
. scytha Pall. (620).
. melanis Pall. (620).
v. prester Linne. (620).
Renardi Christ. (623).
Ursinii Bonap. (626).
macrops Meh. (629).
2. Familie. Colubridae (633).
ı. Gattung. Maeroprotodon Guich. (636).
cucullatus Geoffr. (637).
PERERERELEEE
om
Se ee
2. Gattung.
3. Gattung.
4. Gattung.
5. Gattung.
6. Gattung.
V
v
v
v
v
v. caucasıca Pall. (661).
IaM
v
v
v
v
Systematische Übersicht.
Coelopeltis Wagl. (638).
monspessulana Herm. (640).
v. insignita Geoffr. (641).
v. Neumeyeri Fitzg. (643).
v. fusca Fleischm. (643).
Tarbophis Fleischm. (647).
vivax Fitzg. (649).
Contia Baird. (651).
collarıs Menetr. (652).
v. modesta Mart. (653).
Coronella Laur. (654).
girondica Wagl. (656).
v. mertidionalis Daud. (658).
v. Riccioli Met. (658).
austriaca Laur. (659).
. Fützingeri Bonap. (660).
. fasciata Dürg. (660).
. taeniata Dürg. (660).
. sparsa Dürg. (660).
. cuprea Georgi. (661).
. lateralis Wern. (661).
. leopardina Müll. (661).
. quadrilineata Wern. (661).
. immaculata Dürg. (661).
. Veithii Schreib. (665).
Coluber ‘Linne. (667).
scalarıs Schinz. (669).
longissimus Laur. (675).
. Havescens Gmel. (678).
. Aesculapti Latr. (678).
. leprosus Bechst. (678).
. Deubelii Mech. (676).
. subgriseus Wern. (676).
. fugax Eichw. (676).
niger Dürg. (676).
leopardinus Schleg. .(685).
v. cruentatus Stev. (688).
v. quadrilineatus Pall. (687).
v. sparsus Schreib. (688).
Dione Pall. (690).
v. eremita Eichw. (690)
quatuorlineatus Lacep. (694).
v. sauromates Pall. (698).
v. graecus Bedrg. (694).
v. Pictus Georgi. (694).
<<id4<dd<d
921
922
7. Gattung.
8. Gattung.
Systematische Übersicht.
Zamenis Wagl. (705).
hippocrepis Linne. (706).
Dahlii Sav. (710).
v. najadum Eichw. (712).
v. ocellata Eichw. (712).
v. immaculata Schreib. (712).
gemonensis Laur. (713).
v. virıdiflavus Wagl. (718).
. ocellatus Bedrg. (718).
. sardus Suck. (719).
. carbonarius Fitzg. (719).
. caspius Ivan. (720).
Sees
Tropidonotus Kuhl. (723).
viperinus Latr. (725).
v. aurolineatus Gerv. (725).
v. ocellatus Wagl. (725).
v. chersoides Wagl. (728).
tessellatus Laur. (730).
. hydrus Pall. (732).
. concolor Jan. (730).
. gabinus Met. (730).
. nigrescens De Betta. (730).
. flavescens Wern. (734).
. albolineatus Bonap. (734).
. decipiens De Betta. (734)
natrix Linne. (736).
. gronovianus Laur. (730).
viberinus Met. (737).
Cettii. Gene. (741).
. sparsus Schreib. (742).
. ponticus Pall. (737).
. astreptobhorus Seoane. (742).
. subbilineatus Jan. (741).
. persa Pall. (741).
persicus Eichw. (738).
ater Eichw. (742).
. colchicus Demid. (742).
. scutatus Pall. (741).
el ee
SU NE ee
3. Familie. Boidae (746).
1. Gattung.
Eryx Daud. (746).
jaculus Linne. (747).
v. turcicus Oliv. (748).
v. familiaris Eichw. (748).
4. Familie. Typhlopidae (750).
I. Gattung.
Typhlops Schneid. (752).
vermicularis Merr. (752).
Systematische Übersicht.
IV. Ordnung. Chelonia (754).
1. Familie. Chelonidae (759).
I. Gattung.
I. Gattung.
2. Gattung.
Dermockelis Blainv. (761).
coriacea Linne. (762).
Thalassochelys Fitzg. (765).
caretta Linne (765).
Chelone Brogn. (769).
mydas Linne. (770).
imbricata Linne. (774).
2. Familie. Testudinidae (777).
I. Gattung.
2. Gattung.
3. Gattung.
Testudo Linne. (778).
graeca Linne. (783).
ibera Pall. (790).
marginata Schöpf (793).
Emys Merr. (798).
orbicularis Linne. (799).
v. europaea Wolf. (799).
v. lutarıa Shaw. (799).
v. hellenica Bibr. Bory. (799).
v. Hoffmanni Fitzg. (799).
Clemmys Wagl. (808).
caspica Gmel. (810).
v. obsoleta Schreib. (944).
leprosa Schweigg. (816).
923
Literaturverzeichnis).
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Über Lacerta oxycephala Fitz. et judaica Cam. (Arch. f. Naturg. 1880.)
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Über die Auffassung und Anwendung der Begriffe Spezies, Subspezies und Va-
rietas. (Zool. Anz. 1881.)
Prof. Naucks Mitteilung über die Fortpflanzung der Tritonen. (Ebenda 1881.)
Uber Megapterna montana Savi. (Ebenda 1882.)
Über die Begattung bei einigen geschwänzten Amphibien. (Ebenda 1882, 1893.)
Die Amphibien und Reptilien Griechenlands. Berichtigungen. (Ebenda 1883.)
!) Es sind hier nur die wichtigeren seit der I. Aufl. meiner Herpetologie erschie-
nenen oder daselbst nicht angeführten und in allgemeiner verständlichen Sprachen
geschriebenen Werke und Abhandlungen zitiert.
Literaturverzeichnis. 925
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kein Adelsprädikat, als welches es von den Deutschen gewöhnlich aufgefaßt wird;
es entspricht etwa dem französischen ‚Du‘ (Dufour) oder dem russischen ‚‚itsch‘
(Iwanowitsch), nur daß es meistens getrennt geschrieben wird und weist auf die Ab-
stammung oder den früheren Wohnort hin. Familiennamen, wie „De Bassa, Del
Mestri, Della Bonna‘ u. dgl. sind in Italien sehr häufig und heißt beispielsweise ‚‚De
Bassa‘‘ der von ‚„Bassa‘‘ abstammende und ‚Della Bonna‘‘ der aus „Bonn Ge-
kommene. Das dem deutschen ‚‚von‘ entsprechende Adelsprädikat wird auch in den
romanischen Sprachen klein geschrieben (de Bedriaga, Collin de Plancy). Dies schließt
allerdings nicht aus, daß der betreffende Namensträger auch von Adel sein kann,
z. B. Il Conte Del Mestri (der Graf Del Mestri, nicht aber der Graf von Mestri).
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— Sur une nouvelle espece des Batraciens urodeles d’Espagne. Pelonectes Boscai.
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1) Es sind hier nur die wichtigsten Abhandlungen angeführt; ein vollständiges
Verzeichnis sämtlicher Arbeiten des genannten Autors sind als ‚Publications scienti-
fiques de Fernand Lataste‘‘ in Bordeaux bei Durand 1889 erschienen,
Literaturverzeichnis. 935
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(Act. Soc. Linn. Bord. 1879.) >
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Die Tritonen der Untergattung Euproctus Gene. Stuttgart 1902.
Zur Synonymik der Gattung Triton Laur. (Zool. Anz. 1903.)
Über die Eiablage und Entwicklung von Triton (Pleurodeles) Waltlii und Triton
(Euproctus) Rusconi. (Zool. Gart. 1903.)
Über Triton Blasii de l’Isle und den experimentellen Nachweis seiner Bastard-
Natur. (Zool. Jahrb. 1903.)
Beiträge zur Fauna der Tucheler Heide. (Jahresh. d. Westpreuß. Bot. Zool. Ver.
Danzig 1904.)
Triton Blasii de l’Isle, ein Kreuzungsprodukt zwischen Triton marmoratus und
Triton cristatus. (Zool. Anz. 1904.)
Triton palmatus bei Harburg. (Ebenda 1904.) i
Triton Blasii und die Mendelschen Regeln. (Compt. rend. Congr. int. Zool.
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Zwergformen der paläarktischen Urodelen. (Ebenda 1905.)
Zur Biologie der Rana temporaria. (Wolterst. Woch. Schr. f. Aq. u. Terr. Kd.
1905.)
Über den griechischen Teichmolch, Triton vulgaris subsp. graeca Wolt. (Ebenda
1905.)
Beiträge zur Kenntnis des Triton vittatus Gray. (Wolt. Wochenschr. f. Aq. u.
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Über neue Tritonenformen Österreichs. (Zool. Anz. XXXI, Nr. 23, 1907.)
Über Triton Montandoni Boulg. und sein Vorkommen in Mähren. (Ebenda 1907.)
Zur Entstehung der Zwergformen bei den Urodelen. Ebenda 1907.)
Über Triton (Molge) vittatus Gray forma ophrytica Berth. (Blätt. f. Aq. und Terrkd.
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Zacharias: Triton alpestris im Riesengebirge. (Zeitschr. f. wiss. Zool. 1884.)
Zander: Einige transkaspische Reptilien. (Zool. Gart. 1895.)
Zeller: Über die Larve des Proteus anguinus. (Zool. Anz. 1888.)
Über die Fortpflanzung des Proteus anguinus und seine Larve. (Jahresh. d. Ver.
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Über die Befruchtung bei den Urodelen. (Zeitschr. f. wiss. Zool. 1890.)
Vorläufige Berichtigung betreffend die Befruchtung bei den Tritonen. (Zool.
Anz. 1893.)
Nachträge.
S. 4Io. Lacerta muralis, Nachdem der Artikel über diese Art
bereits gedruckt war, erhielt ich aus Zaragoza im nordöstlichen
Spanien eine eigentümliche fusca, die ich als var. hesperica be-
zeichnen will. Dieselbe ıst zierlicher, schlanker und namentlich
kleiner als die Stammform, indem ihre Größe höchstens I6 cm be-
trägt, wovon der Schwanz beim Männchen etwa drei Viertel, beim
Weibchen dagegen kaum zwei Drittel der Gesamtlänge ausmacht.
Die Beschilderung des Kopfes ist im ganzen normal, nur daß
das Frontale meist etwas länger als sein Abstand von der Schnauzen-
spitze ist; ein weibliches Stück besaß zwischen den Präfrontalen ein
längliches accessorisches Schildchen. Die Reihe der Supraciliar-
körner hört in der Regel etwa in der Mitte des zweiten Supra-
okulare auf, kann aber mitunter auch vollständig, ja ausnahmsweise
selbst doppelt sein. Supraciliaren sind gewöhnlich 6, seltener 5 vor-
handen, das vorderste derselben meist bedeutend länger als das da-
rauffolgende. Die relativ großen und ziemlich flachen Schläfen-
schuppen sind von den Parietalen durch 3—5 wenigstens anfangs
längliche Supratemporalen geschieden; das Massetericum ist von sehr
wechselnder Größe, mitunter in 2—3 Schilder geteilt und dadurch
undeutlich, ja manchmal selbst ganz fehlend. Von den vollkommen
glatten Rückenschuppen entsprechen in der Regel 3, selten 4, aus-
nahmsweise namentlich bei Weibchen stellenweise auch nur 2 Quer-
reihen der Länge eines Ventrales.
Die Färbung der Oberseite ist meist ein ziemlich lichtes Nuß-
braun, das bei einzelnen Exemplaren oft so hell ist, daß es nahezu
ins Sandgelbe übergeht. Der Pileus ist bald ungefleckt, bald wieder
mit kleinen, aber nur wenig hervortretenden schwarzen Punkten
besetzt. Ebensolche Punkte oder ganz kurze Strichelchen finden
sich auch am Rumpfe, und zwar beim Männchen weit zahlreicher
als beim Weibchen, ja bei letzteren können sie ausnahmsweise selbst
ganz fehlen, so daß dann die Rückenzone in diesem Falle voll-
kommen einfarbig erscheint. Diese dunklen Zeichnungen, die beim
Männchen meist ganz unregelmäßig zerstreut sind, zeigen sich beim
Weibchen fast immer in drei Längsreihen geordnet, von denen eine
über die Mittellinie, die zwei anderen dagegen über die Seiten des
Rückens hinziehen. Eine dunkelbraune Temporalbinde ist im männ-
lichen Geschlechte kaum merkbar, bei den Weibchen aber immer
944 Nachträge.
scharf und deutlich und fast stets auch von zwei hellen Längs-
streifen gesäumt. Mitunter kommt es vor, daß die Temporalbinde
einen Kettenstreifen von schwärzlichen Flecken einschließt, in
welchem Falle dann unter diesem meist noch eine zweite Reihe
etwa doppelt so großer aber weniger scharfer Ringflecke hinzieht.
Die Hinterbeine sind mit beim Männchen ziemlich undeutlichen,
beim Weibchen aber gut abgehoben weißlichen Tropfenflecken be-
setzt, der höchstens an der Basis noch spärlich gefleckte Schwanz
wird nach hinten zu lichter. Die Unterseite ist stets einfarbig
weißlich, an der Kehle manchmal mit bläulichem, an der hinteren
Bauchhälfte sowie auf Schwanz und Beinen mit schwach rötlich-
gelbem Anflug.
S. 473. Lacerta agilis. Die von mir auf S. 483 als bosnica be-
zeichnete Form stimmt fast in allen Stücken mit der südrussischen
Varietät exigua überein, von der sie sich eigentlich nur dadurch
unterscheidet, daß bei jener sowohl das Postokulare als auch das
Frenale stets nur in der Einzahl vorhanden sind. Desgleichen
sind auch die Rückenschuppen nicht wie bei der Stammform von
den seitlichen als deutliche, scharf zu unterscheidende Mittelzone
getrennt, sondern gehen ganz wie bei exigua allmählich ineinander
über. Auch bezüglich der Größe und der Proportionen der ein- _
zelnen Körperteile stimmen beide Formen ziemlich überein, sowie
auch in Färbung und Zeichnung kein wesentlicher Unterschied be-
steht. Nur ist zu bemerken, daß bei bosnica die einzelnen Farben-
elemente besonders gerne der Länge nach zusammenfließen, so daß
namentlich ältere Tiere sehr häufig gestreift erscheinen; fast immer
findet sich eine helle Occipitallinie, die oft von einem durch Ver-
bindung der Dorsalflecken entstandenen, nicht selten sehr scharfen
und kontinuierlichen dunkelbraunen oder schwärzlichen Bande
beiderseits begleitet wird. Ebenso treten die seitlichen Flecken
häufig zu mehr oder weniger deutlichen Längsbinden zusammen.
Interessant ist noch zu erwähnen, daß in Bosnien auch die var.
erythronotus in sehr ausgesprochener Weise vorkommt, eine Form,
die ich unter den zahlreichen aus Südrußland erhaltenen exıgua
niemals antraf.
S. 614. Vipera berus. Die in Bosnien vorkommenden Stücke
zeigen, wie neuere Funde von Veith beweisen, durchaus nicht
immer das für die var. bosniensis angeführte Merkmal der doppelten
Schuppenreihe unter den Augen, sondern stimmen in der Bekleidung
des Kopfes häufig ganz mit der Stammform überein; in Färbung
und Zeichnung sind sie allerdings von letzterer insofern stets, auf-
fallend verschieden, als sie oberseits auf braunem Grunde keine
Zackenbinde, sondern die für die typische Vipera Redii charakte-
ristischen kurzen schwarzen Querbinden zeigen. Sie entsprechen
daher zum großen Teile der bisher nur aus der slavonischen Tief-
ebene bekannten, von mir auf S. 620 als var. pseudaspis bezeich-
neten Form.
I}
Nachträge. 945
S. 713. Zamensis gemonensis. Aus Versehen ist bei Besprechung
dieser Art das Vorkommen derselben in der Schweiz nicht erwähnt
worden, obwohl sie daselbst, allerdings nur in den zwei südlichsten
Kantonen Wallis und Tessin, häufig auftritt und jedenfalls von Tirol
und Italien dahin gelangt ist. Nach Fatios ‚Vertiebres de la
Suisse‘ scheinen die von ihm beschriebenen Schweizer Exemplare
viridiflavus zu sein, was mir sehr sonderbar scheint, da diese Form
weder in Tirol, noch ın Norditalien zu finden ist. Ebenso auf-
fallend ist die Behauptung des genannten Autors, daß in den be-
treffenden Kantonen carbonarius fehlt, da gerade diese Form in den
daran grenzenden Nachbarländern sehr häufig ist, während Fatio
dieselbe nur ein einziges Mal bei Lugano gefangen zu haben angibt.
S. 810. Clemmys caspica. Vor kurzem erhielt ich aus dem
südlichen Dalmatien eine Schildkröte dieser Art, die sich von der
Stammform durch den gänzlichen Mangel der Streifung wesentlich
unterscheidet.
Bei ganz jungen Tieren erscheint der Rückenpanzer im Wasser
vollkommen einfarbig dunkel olivenbraun. Im Trockenen bemerkt
man jedoch an jedem Marginale einem blaßgelben, fein dunkel ge-
säumten Streifen, der bald, gerade bald wellig und zum Schalen-
rande senkrecht gerichtet ist, hier dann sich etwas erweiternd weiß
wird und hierauf auf die Bauchseite hinabbiegt. Bei etwas größeren
Stücken von 4—5 cm Schalenlänge entwickelt sich dann eine sehr
hübsche Zeichnung, indem auf allen Schildern schmal bandförmige,
fein schwarz umrandete gelbe Linien entstehen, die durch Queräste in
sehr mannigfacher Weise verbunden sind. Diese Zeichnungen, welche
übrigens nur außer dem Wasser und bei schwacher Vergrößerung
sichtbar sind, zeigen sich namentlich auf den Costal- und Marginal-
schildern entwickelt, während sie auf den Vertebralen viel weniger
ausgebildet sind und hier überhaupt bald verschwinden. Die Unter-
schale ist tief schwarz, mit je einem, nur an den Gularen und
Humeralen gewöhnlich fehlenden weißen Flecken am umgebogenen
Rande der Schilder. Mit zunehmendem Alter, wenn die Tiere etwa
ihre halbe Größe erreicht haben, wird die Oberschale heller, im
ganzen mehr gelblich und sind die geschilderten Zeichnungen dann
auch schon mit freiem Auge im Trockenen gut sichtbar, zumal die
von den Bandzeichnungen eingeschlossenen Felder in der Mitte
einen schwärzlichen, von einem helleren Hofe der Grundfarbe um-
gebenen Fleck zeigen. Die Brustschale weist in diesem Alter noch
keine Veränderung auf, nur erscheint mitunter auf der gemeinsamen
Humeralnaht ein weißer Wisch. Bei Erwachsenen sind endlich die
Zeichnungen der Rückenschale nur mehr hie und da in Spuren zu
bemerken und sind dieselben oben ganz unregelmäßig gelblich und
schwarz gewölkt. Der Bauchschild zieht dann, mit Ausnahme des
stets tief schwarz bleibenden umgebogenen Seitenrandes, mehr ins
Bräunliche, das ab und zu von weißlichen Schattierungen durchsetzt
wird, während die hellen Seitenmakeln häufig bis zur ganzen Länge
der betreffenden Schilder erweitert sind.
Diese meines Wissens in der Literatur noch nicht erwähnte
Schreiber, Herpetologia europaea. 60
4
946 Nachträge.
Form der caspica findet sich sehr häufig in den Bocche di Cattaro
und geht von.hier aus nördlich bis zur Halbinsel Sabbioncello unter
42° 55’ n. B. hinauf, woselbst sie namentlich in dem Sumpfe
„Stagno piccolo‘“ in. Menge vorkommt. Nur wenig weiter oben an
der Narenta fehlt sie bereits, doch dürfte sie sich wahrscheinlich
südlich nach Albanien hinabziehen, wofür mir aber Belege allerdings
fehlen.
Wegen ihrer gänzlich geschwundenen Streifung will ich diese
Varietät mit dem Namen obsoleta belegen.
S. 860. Injizieren. Hiezu eignen sich nach meinen neuesten
Erfahrungen ganz vorzüglich die für ärztliche Zwecke gebrauchten
Injektionsspritzen, die aus einem kurzen Glasrohr und einer sehr
feinen, nadelförmigen, an der Spitze schief abgeschliffenen metallenen
Ausflußröhre bestehen. Während bei dem gewöhnlichen Einspritzen
durch Mund und After das ganze Tier oft sackartig aufgebläht
wird und überdies die eingeführte Flüssigkeit nur zu oft wieder
durch die natürlichen Körperöffnungen heraustritt, gewähren die
obengenannten Spritzen den Vorteil, daß man die feine Nadel an
jeder Körperstelle wo es nötig scheint einführen kann, aus dem da-
mit gemachten äußerst feinen Einstich ein Zurückströmen der
Flüssigkeit nicht zu befürchten braucht und hiedurch die richtige
Formung des Körpers ganz in seiner Gewalt hat.
I
Verzeichnis der Gattungen und höheren Gruppen’).
A.
Ablepharus 313, 322, 324, 820, 826, 828,
830, 837, 842.
Acanthodactylus 304, 33I, 334, 338,
351, 320, 823, 826, 828, 830, 838, 842.
Acrodontes 299.
Agama 538, 545, 821, 826, 828, 830,
838, 842.
Agamidae 311, 536, 838, 839, 843.
Aglyphae 578, 634.
Ailurophis 647.
Algiroides 338, 367, 820, 826, 828, 829,
838, 842.
Alsophylax 559, 5783, 821, 826, 828, 830,
842.
Alytes 7, 137, 160, 186, ıgI, 270, 274,
2159 2710,,281,.283.
Amphibia 1, 3.
Amphisbaenidae 311, 517, 838, 839, 843.
Ampystes 347.
Aneistrodon 577, 985, 821, 826, 828, 830,
838, 842.
Anguidae 311, 523, 838, 839, 843.
Anguis 524, 821, 826, 829, 838, 842.
Anura 3, 6, 8, 148, 270, 271, 281, 284.
Archaeolacertae 378.
Aspistis 357.
Atropis 515.
B.-
Blanus 299, 517, 820, 826, 828, 830, 838,
842.
Boidae 583, 746, 338, 839, 843.
Bombinator 160, 171, 270, 274, 275, 276,
281, 283, gIo.
Bradybates 22.
Brevilingues 299.
Bufo 210, 271, 274, 275, 281, 283.
Bufonidae 159, 210.
C.
Calamita 203.
Chalcides 312, 313, 820, 826, 828, 829,
837, 839, 842.
Chamaeleon 293, 820, 826, 828, 830, 837,
842.
Chamaeleontidae 292, 838, 839, 843.
Chelone 761, %69, 821, 826.
Chelonia 291, 754.
Chelonidae 759.
Chioglossa 20, 22, 120, 271, 274, 275, 276,
281, 283.
Clemmys 778, 808, 821, 826, 828, 830,
838, 842.
Coelopeltis 578, 631, 636, 638, 821, 826,
828, 829, 838, 842.
Coluber 635, 667, 821, 826, 828, 829, 838,
842.
Colubridae 583, 633, 838, 839, 843.
Contia 636, 651, 821, 826, 828, 830, 838,
842.
Coriudo 761.
Coronella 635, 651, 821, 826, 828, 829,
838, 842.
Crassilingues 299.
Cultripes 193.
D.
Dendrohyas 203.
Dermatochelys 761.
Dermochelys 761, 821, 826.
Discoglossidae 158, 159.
Discoglossus 160, 181, 270, 274, 275, 276,
281,283.
E.
Emys 778, 798, 821, 826, 828, 829, 838,
842.
Eremias 304, 33I, 338, 339, 820, 826, 828,
829, 837, 842.
Eryx 746, 822, 826, 828, 830, 838, 842.
Euproctus 7, 76, 123, 881, 893.
Eurystomata 577:
F.
Fissilingues 299.
G.
Geckonidae 301, 311, 554, 838, 839, 843.
Geotriton 23.
Gymnodactylus 559, 970, 821, 826, 828,
830, 838, 842.
Gymnophthalmi 312.
lt) Die cursiv gedruckten Namen sind Synonyma oder nur anmerkungsweise er-
wähnte Genera, die fetten Zahlen verweisen auf die systematische ‚Beschreibung.
60*
948 Verzeichnis der Gattungen und höheren Gruppen.
E:
Hemidactylus 559, 564, 821, 826, 828,
829, 838, 842.
Hyas 203.
Hyla 203, 215, 270, 274, 275, 276, 281,
283.
Hylidae 150, 158, 202.
Hypochthon 12.
L.
Lacerta 307, 338, 367, 375, 820, 826, 828,
829, 838, 842.
Lacertidae 311, 330, 838, 839, 843.
Lacertilia 291, 299, 819, 820, 834.
Leiodactyles 300, 333.
M.
Macroprotodon 621, 636, 821, 826, 827,
828, 830, 838, 842.
Molge 36.
Neolacertae 378.
N.
Neuerges 120.
Notopholis 367.
O.
Oiacurus 36.
Ophidia 291, 577, 819, 834.
Ophiomorus 313, 328, 820, 826, 828, 830,
33,0 842.
Ophiops 339, 347, 820, 826, 828, 830, 837,
842.
Ophisaurus 524, 530, 645, 647, 821, 826,
829, 838, 842.
Opistoglyphae 578,. 634.
Otophis 524.
Oxycephalae 378.
P.
Pelobates 167, 188, 193, 227, 262, 274,
272,270, 281,283,
Pelobatidae 158, 187.
Pelodytes 188, 270, 274, 275, 276, 281,
283.
Pelophylax 230.
Phrynocephalus 299, 538, 554, 82I, 826,
828, 830, 838, 842.
Phyllodactylus 559, 56%, 821, 823, 824,
826, 827, 828, 830, 838, 842.
Platycephalae 378.
Pleurodontes 299.
Pristidactyles 300, 333.
Proteidae 9, 11.
Proteus 12, 145, 270, 274, 275, 276, 281,
283.
Psammodromus 307, 339, 357, 820, 823,
826, 828, 830, 838, 842.
Pseudopus 530.
Pyramidocephalae 378.
R.
Rana 228, 271, 274, 275, 281, 283.
Ranidae 158, 228.
Reptilien 289.
Rhabdodon 638.
Rhiptoglossa 291, 292, 819, 820, 834.
S.
Salamandra 2ı, 22, 126, 271, 274, 275,
276, 28I, 283.
Salamandridae ı1, 20.
Salamandrina 2ı, 22, 29, 123, 270, 274,
275,276, 281,283.
Saurophthalmi 312.
Scincidae 302, 311, 312, 838, 843.
Seiranota 29.
Spelerpes 9, 20, 2I, 22, 98, 123, 274, 275,
270, 281,283.
Sphargis 761.
Stenodactylus 559, 575, 821, 826, 828,
830, 838, 842.
Stenostomata 577.
Abe
Tachymenis 647.
Tarbophis 636, 647, 821, 826, 828, 830,
838, 842.
Tarentola 559, 567, 821, 826, 828, 829,
838, 842.
Testudinidae, 759, 777, 838, 843.
Testudo 778, 808, 821, 826, 828, 829,
838, 842.
Thalassochelys 755, 756, 761, 765, 821,
826.
Trigonocephalus 585.
Trigonophis 647.
Triton 22, 36, 270, 274, 275, 278, 281,
283.
Tropidonotus 634, 636, 645, 647, 723,
822, 826, 828, 829, 838, 842, 894,
906.
Typhlopidae 584, 750, 838, 839, 843.
Typhlops 752, 822, 826, 828, 830, 838,
842.
U.
Urodela 3, 6, 8, 9, 278, 281, 282, 284.
V.
Vipera 585, 591, 821, 826, 828, 829, 838,
842.
Viperidae 555, 578, 583, 584, 838, 839,
843.
2.
Zacholus 654.
Zamenis 635, 705, 822, 826, 828, 829,
838, 842.
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ir „ee gi Fan
ui
Namen der Arten und Varietäten.
949
Namen der Arten und Varietäten.
A.
abdominalis Sal. 86, Trit. 79.
acontistes Col. 635, 667.
acrolampa Lac. 446, 450.
acutirostris Rana 247, 248, 250.
aedura Lac. 511.
Aesculapii Call. 675, Col. 640, 675, 676,
678, 738, El. 675, Natr. 676.
africanus Cham. 294.
Agassizii Chel. 770, Col. 669, Rhin. 669.
agilis Ag. 550, Lac. 300, 35I, 383, 410,
4ıı, 473, 487, 489, 498, 511, 623,
628, 820, 822, 823, 824, 828,.830,
836, 840, 905, Rana 193, 231, 233,
239, 241, 242, 243, 244, 245, 246,
254, 271, 272, 277, 278, 280, 283,
gIo,
albiventris Chel. 774, Lac. 474, Pod. 410,
416, 444:
albolineata Lac. 444.
albolineatus Trop. 740.
albotorquatus Trop. 740.
aleira Am. 363, Lac. 363, Psamm. 363,
Trop. 363, 499.
algirus Psamm. 358, 363, 820, 823, 828,
832, 835, 840, Scinc. 363.
alliacea Rana 195.
alpestris Col. 694, Hemitr. 95, Molge 95,
Sal. 95, 140, Trit. 40, 53, 67, 68, 69,
88, 95, 271, 272, 273, 277» 278, 280,
283.
alpina Rana 247, 259.
alpinus Bufo 212, Col. 660.
americanus Trit. 95.
ammodytes Cobra 600, Col. 600, Pel. 600,
Vip. 597, 600, 607, 612, 622, 645,
682, 821, 824, 825, 828, 829, 331,
836, 841, 844.
Anglorum Col. 615.
anguiformis Lac. 474.
anguina Sir. 13.
anguinus Hyp. ı3, Prot. 13, 270, 272,
273, 277, 278, 279, 282.
angusticeps Trop. 731.
annulata Lac. 474, 478.
antiquorum Stell. 546.
apoda Lac. 532.
apuanus Trit. 95.
apus Chalc. 532, Cham. 532, Oph. 524,
532, 821, 822, 824, 829, 831, 836,
84I, 908.
aquatica Lac. 85, IIo.
aquaticus Gek. IIo, Trit. 86.
arabicus Col. 736.
aralensis Ag. 550, Trap. 550.
arborea Dendr. 203, Hyas 203, Hyla 203,
279,9272,0272,,.21733, 2703 278,0.2,80,
283, Rana 203.
arboreus Cal. 203.
archipelagica Lac. 4Iı.
arcuata Test. 762.
arenicola Lac. 474.
argonauta Tyr. 652.
argus Lac. 455, Seps. 474.
arguta Am. 344, Erem. 341, 344, 820,
822, 824, 828, 829,.831, 835, 840,
Lac. 345, Pod. 344.
arvalis Rana 23I, 233, 235, 250, 254,
27T, 272, 277302983, 280:
asclepiadeus Col. 676.
asper Hemitr. 48, Trit. 42, 48, ııo, 270,
272, 274, 278, 279, 282.
aspera Molge 44.
aspis Col. 609, 615, Ech. 586, 609, Pel.
609, Vip. 597, 606, 607, 608, 609,
620, 622, 821, 822, 823, 824, 828,
829, 831, 836, 841, 844.
astreptophorus Trop. 731.
ater Trop. 738, 742.
atlantica Derm. 762.
atra Car. 765, Halych. 766, Lac. 140,
512, Rana 147, 249, 250, Sal. 5, 21,
57, 127, 130, 140, 271, 272, 277, 278,
280, 282, 909, g9Io, Test. 765, Vip.
610.
atrovirens Col. 714, Zam. 713.
aurata Lac. 449, 450.
aurita Ag. 539, Am. 5309.
auritum Sacc. 539.
auritus Gecko 539, Meg. 539, Phryn. 539.
aurolineatus Trop. 731.
austriaca Cor. 656, 657, 658, 659, 660,
676, 688, 821, 822, 823, 824, 825,
828, 830, 836, 837, 84I, 908.
austriacus Col. 660, Trop. 660, Zach. 660.
B.
bahiensis Natr. 706.
balearica Lac. 464, 465, 467.
balearicus Bufo 218.
barbarica Alg. 363.
barytonus Hyla 203.
Bedriagae Chalc. 314, 322, 820, 823, 827,
828, 832, 835, 840, Gong. 322, Lac.
380, 387, 820, 823, 827, 828, 832,
835, 840, SepS 322.
BEellmeNCH 353:
berus Col. 609, 615, Pel. 614, 615, 616,
626, 629, Vip. 596, 605, 607, 608,
609, 614, 615, 623, 626, 629, 311,
821, 822, 823, 824, 825, 828, 830,
836, 841. .
Besseri Ang. 526.
Bibroni Hemitr. 48, Trit. 48.
bicarinata Chel. 740.
bicolor Ang. 526,
950 Namen der Arten und Varietäten.
bilineata Lac. 49I, 494, Natr. 425.
bilineatus Col. 699, Trop. 738.
bipedalis Col. 736.
bipes Col. 736.
bissa Car. 774:
bistriata Lac. 491.
Blanci Zerz. 366.
Blasii Trit. 40, 106, ııı, 116, 27I, 272,
277, 278.
Blasiusii Trit. 106.
Bocagei Lac. 412, 424, 428.
bocchensis Lac. 435. £
Bolkayi Rana 259.
bombinus Bufo 174.
Bonellii Trop. 725.
Boscae Al. 167, 169, Molge 63, Trit. 41,
62, 76, 105, 270, 272, 277» 278, 279;
282.
Boscai Al. 65, Cyn. 63, Pelon. 63.
boschianus Ac. 353.
bosnica Lac. 483.
bosniensis Rana 245, Vip. 614, 616, 618,
620.
Boulengeri Bufo 218.
breviceps Lac. 459.
brevipes Bomb. 174.
brevis Cor. 637.
Brogniardi Lac. 41o.
Brüggemanni Lac. 4Iı, 419, 421, 428,
445:
brunnea Vip. 609.
Bufina Bufo 218.
Bufo Rana 165, 2I2, 218, 223.
C.
cachinans Rana 265.
calamita Bufo IgI, 2I2, 215, 2I8, 220,
223, 271, 272, 273, 277, 278, 280,
283, 908, 909, Ep. 223.
calcarata Rana 201.
calcaratus Bufo 201, Did. 201.
Calderinii Vip. 610.
caliscertula Lac. 4ıI, 446.
Camerani Rana 231, 252, 271, 273, 278,
280, 283.
campanisona Rana 165.
campanisonus Bufo 165.
campanulata Test. 793.
campestris Lac. 444, 450.
carbonarius Col. 714, Zam. 496, 70I, 7I4,
719, 721, 722, 723.
caregonicus Trig. 586.
caretta Car. 766, Chel. 765, Coau. 766,
Test. 765, 774, Thal. 765, 766.
carnifex Gek. ııı, Sal. ırı, Trit. ııı,
II5, IIQ.
Carrarae Prot. 20.
easpica Clemm. 755, 758, 806, 807, 810,
82T, 824, 825, 827,.828,.832,40975
841, 908, Em. 810, Terr. 810.
caspius Col. 714, Enh. 730, Zam. 715,
720, 721. F
caucasica Ag. 549, Cor. 661, 668, Rana
266.
caucasicus Col. 661.
caudivolvula Ag. 544, Lac. 544.
caudivolvulus Phryn. 539, 544, 821, 823,
827, 828, 832, 836, 841.
cavigonica Rana 147.
Cavuana Chel. 766.
Cazzae Lac. 454, 469.
cepediana Test. 770.
Cepedii Car. 770.
cephalo Car. 765, Chel. 765, Test. 765.
cerastes Ang. 747, Er. 747-
cereus Col. 694.
cervone EI. 694.
Cettii Lac. 446, Natr. 737, 741, Trop.
737:
chalcides Seps 314, 316.
chalcidica Seps 316, Zygn. 316.
chalcis Cham. 316, Seps 314, 316.
Chamaeleon Lac. 249.
Charasii Col. 608.
chersea Col. 608, 615, Pel. 614, 615, 626,
Vip. 610, 615.
chersoides Natr. 725, 728, Trop. 725.
chersonnensis Lac. 475, 482.
chloronota Lac. 490.
chrysochlora Lac. 420.
chrysogastra Lac. 511.
cincta Sal. 95.
cinerascens Vip. 609.
cinerea Amph. 520, Ang. 526, Molge 86,
Vip. 609.
cinereo-nigrescens Lac. 491.
cinereus Blan. 520, 522, 523, 820, 823,
827, 828, 832, 840, 844, Bufo 212,
Hemitr. 48, Psamm. 348, 361, Trit.
48.
Cisternasii Al. 168, 272, 280, 282, Amm.
163.
clivica Ang. 225.
clivicus Er. 525.
coauana Car. 765, Chel. 765, Test. 765,
Thal. 765.
coccinea Lac. 341.
coerulea Lac. 446, 457-
coeruleo-coerulescens Lac. 446, 457:
coerulescens Lac. 473:
coeruleus Col. 615.
colchica Lac. 475, 482, 498.
colchicus Bufo 213, Otoph. 526, Trap.
738, 742.
collaris Abl. 653, Col. 657, Cont. 652,
821,.823, 827, 833, 337, 841, Cor
653, Cycl. 653, Eir. 653.
colubrina Ang. 747, Er. 747, Tortr. 747.
communis Bufo 212, Col. 714, Vip. 608,
614.
commutatus Bufo 212.
concolor Bufo 218, Cor. 661, Gymn. 57I,
572, Lac. 445, 482, 491, 494, Seps.
316, Trop. 730, 737-
Namen der Arten und Varietäten.
condylura Scir. 30.
confluenta Vip. 597, 599.
corcyrensis Trit. 79.
cordylina Jg. 546, Stell. 546.
coriacea Chel. 762, Cor. 762, Derm. 755,
762, Spharg. 762, Test. 762.
coronella Col. 660, Natr. 660.
corsica Lac. 412, 423, Sal. 128, 132, 138.
corticata Chel. 766, Thal. 766.
corythophorus Trit. 128.
eristata Hemis. ıro, Molge ııo, Sal. ı1o.
cristatus Trit. 40, 90, 92, IO5, IO6, 107,
109, 110, 111, 271, 272, 273, 276,
278, 280, 288.
crocea Lac. 5ıı, Zoot. 511.
eruciatus Bufo 223.
crucigera Bufo 218, 220.
cruenta Lac. 341, Rana 247, 250.
cruentatus Col. 685, 688, Scinc. 341.
cuclocephalus Trit. 110.
cucullata Cor. 637.
cucullatus Col. 637, Macr. 637, 821, 823,
824, 828, 832, 837, 841, Psamm. 637.
eultuipes 'Belx 167, 795, 201, 270, 272,
Rana 201.
cupreus Col. 661.
cupriventris Pod. 410.
cursor Bufo 223.
cyanodactylus Hem. 565, Gek. 565.
cyanolaema Lac. 490, Pod. 490.
cyprius Stell. 546.
D.
Dahlii Col. 710, Dendr. 710, Psamm. 710,
ARye. 770, Zam. 706, .710, 720,822,
823, 824, 825, 828, 837, 84I, 908.
dalmatina Rana 233, 236.
dalmatinus Trit. 90, Trop. 738.
Danilewskii Gymn. 571, 5%3, 821, 822,
827, 828, 832, 836, 841.
Daudinii Pel. 189, Rana 189.
decipiens Trop. 734.
Delislei Al. 165.
dentex Rana 266.
depressa Chel. 770, Lac. 393, Pod. 392.
Derjuginii Lac. 381, 395, 820, 822, 827,
828, 832, 835, 840.
deserti Lac. 34I, 345, Vip. 597, Pod. 345.
Deubeli Col. 676, 679.
didactylus Shelt. 532.
dilepis Lac. 474.
Dione Chir. 690, Coel. 690, Col. 669, 690,
821, 823, 827,828, 833, 841, El. 695.
distinctus Bothr. 641.
dobrogicus Trit. IIo.
Doderleinii Pod. 446, 449, 456.
domesticus Col. 706.
doniensis Lac. 475.
Doriae Alg. 370, 371, Phyll. 568, 569.
dorsalis Pel. 614.
Dumfrisiensis Natr. 660,
951
D’Urvillii Pseud. 533.
Dussimieri Chel. 765, Lepid. 766.
Dybowskii Rana 247.
E.
ecaudata Rana 233, Test. 790.
echis Vip. 597.
Edwardsiana Asp. 358, Lac. 358, Not.
358.
Edwardsianus Psamm. 358.
Edwardsii Psamm. 358.
Ehrenbergi Am. 350.
elaphis Col. 694, Natr. 694, Trop. 694.
elaphoides Trop. 730, 731.
elegans Lac. 445, 490, Oph. 350, 820,
824, 827, 832, 835, 840, Sal. 86, 102,
Sten. 579.
elongata Coau. 766, Erem. 766, Test. 766.
Entzii Rana 427.
eremioides Lac. 482.
eremita Col. 690.
Erhardi Lac. 425.
erythrogaster Bothr. 714, Coel. 714.
erythronotus Lac. 475, 480.
erythrura Lac. 533.
ery& 014 526,527, Nortr. 748:
esculenta Car. 770, Rana 185, 187, IgI,
230, 237, 258, 265, 266, 268, 271,
272, 2735, 270, 278, 280, 283.
esculentus Peloph. 258.
euphratica Dab. 597, Vip. 597.
europaea Cist. 799, Em. 799, Lac. 475,
Eute. 799, llert. 799, lest 709:
europaeus Phyll. 568, 821, 823, 824, 827,
828, 832, 841.
Eversmanni Gymn. 574, Sten. 574.
exasperatus Pleur. 42.
exigua Lac. 475, 480, 483, 484, 498, 626,
Nucr. 475, Sal. 78, 86.
exiguus Trit. 79.
154
facetanus Plat. 580.
fallax Dips. 649, Tarb. 649, Trop. 738.
familiaris Er. 748.
faraglionensis Lac. 446, Pod. 440.
fasciata Cor. 660, Lac. 410.
fasciatus Tıop. 737.
fascicularis Gecko 560, Plat. 560.
fastuosa Sal. I3I, 135, 138.
ferrugineus Bufo 212, Col. 661.
filfolensis Lac. 4II, 419, 428, Pod. 411.
Fischeri Pseud. 533.
Fitzingeri Alg. 367, 368, 820, 823, 827,
828, 832, 835, 840, Lac. 368, Not.
368, Trop. 368, Zach. 660.
fiumana Lac. 375, 377, 380, 4831, 450,
820, 824, 828, 832, 836, 840.
flava Test. 799.
flavescens Call. 675, Col. 640, 676, 678,
El. 675, Trop. 730, 734, Typhl. 732.
952
flavigaster Trit. 114.
flavigastra Molge Iı1.
flavipes Em. 816.
flaviundata Lac. 4II, 419, 428.
flaviventris Pod. 410, Rana 247, 250.
fluviatilis Rana 258.
foetidissima Rana 233.
fortis Rana 265.
fragilis Ang. 525, 821, 822, 823, 824, 830,
836, 841.
Franciae Col. 714.
Franeisci Redii Vip. 609.
Fraseri Em. 816.
Freyeri Prot. 2o.
Fugax Col. 676, 679.
fuliginosa Em. 816, Maur. 816.
fulva Vip. 609.
fulvus Col. 691.
fusca Ang. 525, Bomb, 195, Lac. 393,
410, 412, 4I5, 416, 42I, 422, 423,
424, 425, 426, 427, 429, 580, Rana
195, 247, Sal. I40, I4I, Vip. 109.
fusca-plumbiventris Vip. ‚609.
fuscus Bomb. 195, 30I, Bufo 212, Col.
641, Geotr. 23, Pel. 187, 195, 2zoI,
270, 271, 277, 278, 280, 283, Rhabd.
641, Spel. 28, 270, .273, 277, 278,
279, 282.
G.
gabina Natr. 730.
gabinus Trop. 730.
Gadovi Lac. 486.
gallensis Lac. 446, 457.
gallicus Col. 660.
gargarizans Bufo 213.
geccoides Gymn. 570, 571.
gemonensis Col. 660, Natr. 714, Zam. 644,
683, 689, 706, 799; 713, 822, 823,
824, 825, 828, 829, 831, 837, 841.
GeneiN Geotr. 23,5 lacz AUT, 412, 421,
Sala2za»
Gesneri Trit. 102.
gigas Rana 265.
Giglioli Lac. 465, 471. f
girondica Cor. 655, 656, 821, 823, 824,
828, 829, 837, 841.
girondicus Col. 656, Natr. 656, Zach. 656.
girundica Cor. 656.
glacialis Trit. 48, 53.
glaucoides Col. 714.
gracilis Aspid. 341, Trop. 731.
graeca Chers. 783, El. 694, Lac. 383, 408,
404, 820, 824, 827, 828, 832, 835,
840, Rana 231, 238, 242, 244, 271,
273, 277, 278, 280, 283, Test. 755,
783, 790, 821, 823, 824, 825, 827,
828, 829, 831, 837, 841.
graecus Pelt. 783, 790, Trit. 79, 83.
graja Test. 793.
grammica Lac. 353, 392.
granosus Hem. 565.
Namen der Arten und Varietäten.
grisea Ang. 525.
griseo-coeruleus Col. 714.
griseus Bufo 212, Col. 730.
gronoviana Natr. 736. \
gronovianus Col. 736.
gronovius Col. 736.
Guerinii Zoot. 512.
guttata Ag. 544.
guttatus Eubl. 575, Sten. 571, 575, 821,
825, 827, 833, 836, 841.
gyrinoides Gek. 95, Lac. 95.
Tr.
Haidingeri Prot. 19.
halys Col. 586, Anc. 586, 821, 823, 827,
836, 841, Vip. 586.
Heegeri Vip. 610.
helioscopa Ag. 542, Lac. 542, Stell. 542.
helioscopus Phryn. 539, 942, 821, 823,
827, 828, 832, 836, 841.
hellenica Cist. 794, 804, Em. 799.
helluo Ang. 747.
helveticus Cöl. 736, Trit. 73. |
helvetus Col. 736.
Hermanni Col. 669, Test. 783.
hesperica Lac. 943.
hippocrepis Coel. 706, Col. 641, Haem.
706, Natr. 706, Per. 706, Zam. 706,
822, 823, 824, 827, 828, 832, 837, 841.
hispanica Cor. 656, Lac. 380, 429, 458,
820, 823, ,827,.828,. 832,0. °408
hispanicus Cham. 294, Psamm. 357, 358,
820, 823, 828, 832, 835, 840, 905.
Hoffmanni Cist. 804, Em. 799. |
holomelas Lac. 491.
holtzii Rana 252.
honorati Rana 247, 250.
Horvathi Lac. 381, 406, 820, 824, 827,
828, 832, 836, 840.
Hugyi Vip. 610, 614. u
hybridus Natr. 736, Trop. 736.
hydrophilus Col. 730.
hydrus,@01,2730,..1r0P.7730, 732%
Hyla Rana 203.
2 Sue ee
T.
ibera Test. 783, 790, 821, 824, 8259027, |
828, 832, 837, 84T. .
iberica Lac. 502, Rana 231, 242, 245,
271, 2723280,5282:
iberus Trig. 649.
ictericus Trit. III, 114.
ignea Bomb. 174, Molge 95, Rana 274,
Sal. 95.
igneus Bomb. 174, 178, ı81, 199, 270,
271,°272,,273, 278, 280, 1882, Bio
178.
ignicolor Bufo 178.
illyrica Vip. 600.
imbricata Chel. 770, 774, 821, Eretm. i
774, Test. 774.
Namen der Arten und Varietäten.
immaculata Cor. 661, Lac. 475, 479,
Rana 259, Vip. 610, Zam. 712.
immaculatus Trit. 96.
incerta Ang. 526.
insignitus Coel. 64I, 644, Col. 641.
insubricus Pel. 195, 197.
insulanica Lac. 446.
intermedia Hyla 203, 206, Lac. 493.
intermedius Trit. 90.
irritans Pod. 345.
isabellina Vip. 609.
istriensis Lac. 491, 494. .
italica Cor. 660, 665, Molge 90.
Italiens, Irit. 41,,40, 271, 273, 277, 278,
280, 282. Y
J.
jaculator Col. 714.
jaculus Ang. 748, Er. 747, 822, 825, 827,
833, 837, 841, Tortr. 748.
jamaicensis Lac. 503.
japonica Chel. 770, Test. 770.
japonicus Bufo 230.
Jaquinii Zoot. 512.
jonica Lac. 380, 436, 824, 827, 828, 832,
840.
jugularis Col. 714.
K.
Kammereri Trit. 90.
Kapelana Molge 78, 79.
karachiensis Hem. 564.
Karelini Molge ııı, Trit. 15, Iıı.
Kitaibeli Abl. 325.
koritana Lac. 398.
Kotschyi Gymn. 302, 571, 573, 821, 824,
825, 828, 832, 836, 841.
Kraussi Onych. 774.
L.
Lacepedii Sal. 86.
lacertina Coel. 640, Natr. 641, Psamm.
640.
lacertinus Malp. 640.
lachrymata Chel. 770.
lacustris Lac. 95, IIo.
laevis Col. 660, 669, Cor. 600, 637, 696,
Trit. 86, Zach. 660.
laniaria Em. 816, Maur. 816.
lata Chel. 770.
Latastei Lac. 445, 453, Rana 231, 238,
244, 245, 259, 269, 27I, 273, 277,
278, 280, 283, Vip. 597, 607, 614,
820,8235827,.828,.835,.830, 34%
latastii Rana 238.
lateralis Cor. 661.
laticauda Sal. ııı.
laticeps Clemm. 816, Em. 816, Eryma
816.
latifrons Pel. 195, 197.
Laurentii Hyp. 13, Lac. 474, Prot. 19,
Trop. 730, Zam. 714.
953
lebetina Vip. 597, 821, 825, 827, 828,
833, 836, 841.
lebetinus Col. 597.
leopardina Call. 685, Cor. 661, 665, Natr.
685.
leopardinus Call. 685, Col. 665, 668, 685,
821, 822, 823, 824, 825, 828,.829,
831, 841.
lepida Lac. 503.
leprosa Clemm. 810, 816, 821, 823, 828,
833, 837, 841, Em. 816.
leprosus Col. 660, 676, 678.
Lessonae Rana 259, 262, 265.
leucostieta Lac. 344.
Lilfordi Lac. 380, 464, 465, 820, 823,
827, 828, 832, 840, Zoot. 4II, 465.
limnaea Vip. 614.
lineata Ang. 526, Chalc. 317, Lac. 411,
412, 459, Seps 316.
lineatus Bufo 218, Chalc. 313, 314, 820,
823, 828, 832, 835, 840, Seps 314.
lineo-maculatus Ac. 353.
liolepis Lac. 485.
lissana Lac. 433.
littoralis Lac. 443.
livornensis Lac. 444:
lobata Lac. 539.
lobatus Trit. 78, 86.
longipes Bufo 218, Rana 247, 248, 250,
Ai a rT:
longissima Natr. 676.
longissimus Col. 647, 668, 675, 676, 689,
821, 822, 823, 824, 825, 828, 829,
831, 837, 841.
lumbricalis Typhl. 752.
lusitanica Chiogl. 121, 271, 272, 278,
280, 282.
lutaria Cist. 799, Em. 799, 816, Test.
799-
luteostriatus Col. 714.
M.
mabuya Scinc. 319.
macrocnemis Rana 231, 232, 273, 278,
280, 283.
macrodactylus Oph. 350.
macrops Vip. 596, 629, 821, 824, 825,
827, 8281 832083 7,1847.
macropus Chel. 770, Euch. 770, Test.
779.
maculata Lac. 86, 403, 4Io, 446, 459,
491, 494, Pod. 444, Rana 255, 259,
Sal. 128.
maculato-striata Lac. 444.
maculatus Gymn. 57I, 572.
maculiventris Lac. 4II, 417, 42I, 423,
428.
maculosa Chel. 770, Sal. 127, 128, 143,
144, 145, 278,0272,. 2775, 278,.280,
282.
maeota Col. 660, 694.
maeoticus Col. 690, Trop. 738.
954
major Lac. 366, 382, 497, 499, 645, 820,
824, 827, 828, 832, 840, 848, Sal. 42.
Maltzani Trit. 63.
margaritata Lac. 503.
marginata Chers. 793, Cor. 660, Test.
783, 793, 821, 825, 828, 833, 837,
841.
marginatus Chers. 793, Pelt. 793.
maritima Rana 259, 260, 261.
marmorata Bomb. 195, Car. 770, Chel.
7790, Hemis. 102, Molge 102, Pyr.
Io2, Rana 247, 260, Sal. Io2.
marmoratus Trit. 40, 60, 63, 98, 10%,
1005, 107010957 1710,51 ER:O,0270,
272.277, 278,280, 262,
marmorea Clemm. 810.
maroccanus Macr. 637.
mauritanica Clo. 597, Ech. 597, Lac.
560, Tar. 300, 560, 821, 823, 824,
829, 831, 836, 841, Test. 790,
Vip. 597.
mauritanicus Asc. 560, Gecko
Macr. 637, Pelt. 790, Plat.
Stell. 566, Sten. 559, 575-
maurus Col. 725.
meizolepis Gymn. 350.
melanis Col. 615, 620, 'Vip. 615.
melanota Lac. 475, 480.
meleagris Test. 799.
melisellensis Lac. 445, 454.
mentocoerulea Lac. 491.
mephitica Rana 233.
mercurialis Spharg. 762.
meridionalis Col. 656, Cor. 656, 658,
659, Geck. 565, Hyla 203, Molge
78, Natr. 656, Trit. 39, 66, 70, 72,
78, 79, 271, 272, 273, 277, 278, 280,
282.
Merremia Lac. 41o.
Merremii Lac. 444, Pod. 444.
Metaxia Col. 685.
Michahellesii Lac. 496, Xen. 669.
microtis Gymn. 574.
Middendorffi Rana 254.
milensis Lac. 425.
miliaris Ang. 747, Er. 748, Ophiom. 329,
Tortr. 747.
minax Natr. 738.
minor Cultr. 195, Trit. 73.
minuta Vip. 597.
minutus Bufo 212, Col. 736.
modesta Cont. 653, Cor. 652, Lac. 393,
403, 434, 435, 439:
modestus Abl. 653, Cyel. 653.
moilensis Col. 641.
Molleri Hyla 203, Sal. 129, 132, 135, 138.
moncheriana Sal. 128.
moniliger Psamm. 652.
monspelliensis Col. 640.
Monspessulana Coel. 640, 689, 821, 823,
824, 825, 829, 831, 837, 841, 908,
Natr. 640.
560,
560,
Namen der Arten und Varietäten.
monspessulanus Col. 640.
montana Lac. 5II, 512, 514, Meg. 53,
Molge 53, Zoot. 511.
Montandoni Molge 66, Trit. 40, 66,
270, 272, 273, 277,278, 280,82924
montanus Eupr. 53, Trit. 41, 58, g9I,
270, 272, 277, 278, 279, 282.
monticola Lac. 409.
moreotica Lac. 370, Not. 370.
moreoticus Alg. 367, 370, 820, 824, 827,
828, 832, 835, 840.
Mosis Charas Vip. 608.
mosorensis Lac. 383, 398, 820, 824, 827,
828, 832, 835, 840.
mosoriensis Lac. 406.
Münsteri El. 695.
multiscutata Chel. 765, 774.
multifasciata Lac. 445, 452.
Murajavi Col. 730.
muralis Lac. 302, 305, 353, 369, 37I,
374, 380, 387, 391, 392, 393, 395,
396, 402, 403, 407, 408, 409, 410,
4II, 429, 435, 436, 440, 444, 458,
459, 464, 465, 508, 5II, 623, 822,
823, 824, 828, 831, 836, 840, Plat.
560, Zoot. 510, 5II.
muricatus Gecko 560.
murorum Trop. 738.
muta Rana 247.
mutabilis Cham. 294.
mydas Chel. 756, 770, Test. 770.
mystacea Ag. 539, Lac. 539.
mystaceus Phryn. 300, 539, 821, 823,
827, 828, 836, 841.
N.
najadum Tyr. 710, 7II, 712.
nasicornis Car. 770.
natrix Col. 614, 636, 675, Trop. 680,
125, 726, 728, 729, 736, 822, 823,
824, 825, 828, 830, 836, 841.
Naui Col. 694, Natr. 694.
neapolitana Lac. 4ıI, 412,
440.
nebulosus Col. 660.
neglectus Trit. 95.
nemoralis Test. 793.
Neumayeri Coel. 641, 643, 644, Col. 641.
niger Col. 676, 738, Trop. 738.
nigra Atr. 512, Lac. 368, 491, 494, 512,
514, Petr. 111, Sal, 140, Trop36B:
nigrescens Natr. 713.
nigricans Lac. 475, 480.
nigricollis Col. 652.
nigriventris Ang. 526, Lac. 4II,
42I, 428.
nigroguttata Rana 250.
nigromaculata Rana 247, 248, 250.
nigropunctata Lac. 371, Not. 371.
nigropunctatus Alg. 368, 371, 400, 405,
436, 820, 824, 828, 832, 835, 840.
nigrotorquatus Trop. 737, 741.
4306, 444,
419,
Namen der Arten und Varietäten.
nigrovittata Rana 260.
nycthemerus Trit. 86, III.
@:
obsoleta Clemm. 944:
obstetricans Al. 159, 163, 165, 270, 272,
277, 278, 280, 282, Bufo 165, Rana
164.
obtusa Vip. 597.
obtusirostris Rana 247, 250.
occidentalis Coel. 643.
oceanica Ceph. 766.
ocellata Ag. 544, Asp. 610, Lac. 318,
383, 489, 497, 499, 502, 820, 823,
828, 829, 831, 840, 848, 908, Mab.
rs Natr. 725, Dil. 318,319, Iyr:
780, V1p. 610, 612, .Zam. 712, 714,
718.
ocellatus Chalc. 302, 303, 305, 314, 318,
820, 823, 824, 827, 828, 832, 835,
8408 Chnys-502,,.Col. 710, Cyst,
190, Disc. 183, Gong. 318, 320,
Phryn. 544, Scinc. 318, Tim. 748.
oculus cati Col. 660.
Oertzeni Lac. 383, 402, 820,: 824, 827,
828, 832, 835, 840.
olivacea Car. 765, Chel. 765, Coau. 765,
Lac. 434, 445, 456, Lep. 766, Thal. 765.
olivicolor Lac. 439.
ophryticus Trit. 92.
Oppelü Pseud. 533, Trop. 725, 738.
orbicularis Em. 767, 799, 821, 822, 823,
824, 825, 828, 831, 837, 841, Test.
799.
orientalis Em. 8ıo, Hyla 204, 206, Lac.
As lit. 78.
Ottonis Sig. 526.
oxiana Ag. 550.
oxycephala Lac. 298, 383, 387, 398, 40I,
403, 429, 820, 824, 827, 828, 832,
835, 840, 908, Pod. 387.
oxyrhinus Rana 254.
oxyrrhina Rana 252, 254.
oxyura Amph. 520.
P.
pachypus Bomb. 174, 180, 181, 270,
202, 2773, 21:7, 2,80, 282.
paedera Col. 660.
Pallasii Bip. 532, Col. 685, Ech. 586,
Hal. 586, Hist. 533, Proct. 533,
Pseud. 533.
palmarum Bufo 212, 215.
palmata Molge 73, Sal. 73.
palmatus Loph. 73, 79, Trit. 39, 66, 78,
278,80, 88, 104, 270.272, 2735 278;
278, 280, 282, 908.
palmipes Liss. 75, 92, Sal. 73.
palustris Gek. ııo, Lac. 85, 86, ı1o,
Molge ııo, Trit. 85, IIo.
pannonica Em. 810,
955
pannonicus Abl. 317, 324, 8325, 8z2o,
824, 832, 835, 840, Col. 676, Scinc.
325.
paradoxa Lac. 475, 482, 483.
paradoxus Trit. 18.
pardalis Lac. 473.
parisiensis Trit. 63, 85.
parisiensium Cham. 294.
Parreyssii El. 694, 695.
parvipalmata Rana 247, 248, 250.
Pelagosae Lac. 452.
pelasgorum Chel. 766, 767.
Pelias Vip. 611.
peloponnesiaca Lac. 381, 436, 440, 459,
820, 824, 827, 828, 832, 840.
Perezii Hyla 203, Rana 269.
persa Col. 738, Trop. 738, 741.
persicus Phryn. 542, Trop. 738.
personata Natr. 714.
personatus Col, 714.
perspicillata Sal. 30, 273, 277, 278, 279,
282, Sell 30.
pethola Col. 714, Natr. 714.
petularius Col. 714.
pieta Rana 269.
pieturatus Trop. 738.
pictus Col. 694, Disc. 183, 255, 270, 272,
273, 278, 280, 282, Pseud. 187.
pipiens Ascal. 574, Als. 574, 821, 823,
827, 832, 836, 841, Gymn. 574, Lac.
574, Sten. 574.
pityusensis Lac. 458, 465, 470.
platycauda Sal. ııı.
platycephala Molge 53, 58.
platycephalus Eupr. 53, 58, Pel. 53, 58,
Trit. 48, 53, 58.
platyrhinus Rana 247.
platyrrhina Rana 247.
platyura Sal. ıı1.
pleurodeles Sal. 42, Trit. 42.
plicata Rana 190.
plicatus Bomb. 189.
pluvialis Bufo 174.
poecilocephalus 691, 694.
podarcis Lac. 446.
ponticus Col. 660, 730, 737-
porcata Derm. 762.
porosa Lac. I1o.
portentosus Bufo 223.
praetextus Bufo 212.
praticola Lac. 381, 396, 508, 518, 820,
823, 824, 828, 831, 836, 840.
prester Col. 615, Pel. 615, Vip. 610, 615,
620.
provincialis Cultr. 2o1.
pruinosa Sal. IIo, II4.
pseudaspis Vip. 620.
pseudomydas Chel. 744.
pulchella Em. 800, 810, Test. 800.
pumilus Cham. 295.
punctata Alg. 350, Lac. 490, 49I, 499,
Molge 86, Pyr. 86, Rana 270, Sal. 86.
956 Namen der Arten und Varietäten.
punctatissima Ang. 329.
punctatissimus Oph. 329, 820, 824, 827,
832, 833, 840.
punctato-fasciata Lac. 444.
punctato-striata Lac. 431.
punctatus Al. 189, Liss. 86, Loph. 86,
Obst. 189, Pel. 189, 270, 272, 277,
278, 280, 283, Trit. 78, 86.
puncticulatus Trit. 48.
punctulatus Calotr. 48.
pusilla Test. 790.
pyrenaeus Eupr. 48. Trit. 48.
pyrrhogaster Lac. 511.
pyrrhogastra Zoot. 5I1.
Q.
quadrilineata Cor. 661, 685, Lac. 421,
428, Seps 316, Zygn. 4II, 412.
quadrilineatus Abl. 185, Call. 685, Col.
685, 687, 689, 694.
quadriradiata Lac. 49I, 494.
quadriradiatus EI. 694.
quadristriatus Col. 694. ..
quadrivirgata Sal. 128.
quadrivittata Lac. 485, 499.
quaterradiatus Col. 694.
quatuorlineatus Col. 659, 669, 684, 694,
821, 822, 823, 824, 825, 828, 829,
831, 837, 841, 908, EI. 694.
R.
radiata Lac. 491.
rakosiensis Vip. 626.
Rasquineti Lac. 4Io, 4I6, 428.
Rathkei Lac. 440, 459.
Redii Col. 608, Vip: 608, 729.
Reiseri Molge 96.
Renardi Pel. 623, Vip. 596, 623, 629,
821, 822, 823, 828, 832, 837, 841.
repandus Hemitr. 48, Trit. 48.
reticulata Lac. 387, 446, 459.
reticulatus Col. 652, Phryn. 544.
Riccioli Col. 656, 658, Cor. 656, Zach.
656.
ridibunda Rana 230, 265, 271, 272, 273,
2477, 27835280, 2833:
ridibundus Bufo 265.
rivulata Clemm. 810, Em. 810.
robustior Bufo 213.
robustus Hem. 565.
Roeselii Bufo 212.
romanus Col. 676, 678.
roseiventris Lac. 4II, Pod. 444.
roseovirens Rana 260.
roseus Bufo 218, 220.
rostrata Car. 774.
rubens Col. 656.
ruber Seps 474.
rubeta Bufo 212, Rana 178, 212, 213, 214.
rubriventris Pod. 4Io, 416, 444, Sal. 95.
rubromaculosus Trop. 730.
rufa Amph. 520, Rana 247, Vip. 609.
rufescens Vip. 609.
rufiventris Vip. 609.
rufus Blan. 520.
rugosa Molge 48.
rugosus Hemitr. 48, Trit. 48, 50, 51.
rupestris Col. 641.
Rusconi Eupr. 48, 53, 58, Molge 58, Trit.
41, 58, 80, 270, 273, 277, 278, 279,
282.
TB.
Salamandra Gek. ı1ı8, Lac. 86, 128,
140.
salamandroides Trit. 95.
salsa Rana 174, 223.
salsus Bufo 174.
sanguinolenta Ag. 545, 550, 821, 823,
827, 828, 832, 836, 841, Lac. 550,
Pod. 550.
sanguinolentus Trap. 550.
sarda Dendr. 204, Hyla 204, Rana 204,
207.
sardoa Lac. 381, 391, 820, 824, 827, 828,
832, 835, 840, Pseud. 183.
sardus Col. 714, Disc. 183, 184, Zam. 719.
sauromates Col. 676, 693, 694, 698, 703,
704, El. 695, Trop. 695.
Savignyi Ac. 353, Hyla 203, 206, Trap.
575-
saxicola Lac. 330, 392%, 820, 822, 828,
832, 835, 840.
scaber Gymn. 571.
scalaris Col. 665, 669, 697, 702, 821,
823, 828, 833, 837, 841, Rhin. 669.
Schreberianus Bufo 218.
Schreiberi Lac. 382, 486, 820, 823, 827,
828, 832, 840.
Schreibersiana Lac. 512.
Schreibersii Proöt. 19.
Schluetteri Oph. 350.
schytha Col. 616, Vip. 616.
scitula Col. 685.
scopolianus Col. 736.
Scopolii Natr. 676.
scorodosma Rana 198.
scotica Rana 247. .
scutatus Col. 730, 738, TIrop. 73I, 738,
741.
scytha Col. 615, 620.
Sebae Ag. 546.
Selmanni Col. 676.
senegalensis Lac. 502.
Seoanei Vip. 616.
sepium Lac. 474.
seps Chalc. 316.
Sequieirai Trit. 78.
sericea Lac. 475, 491.
sericeus Seps 4Io. f
serpa Lac. 377, 378, 380, 42I, 434, 435»
444, 459, 469, 820, 823, 824, 827,
828, 829, 831, 836, 840.
serpentinus Oph. 533, Pseud. 533.
Namen der Arten und Varietäten.
Sheltopusik Seps 532.
sibilans Psamm.. 651.
sicula Lac. 444, Natr. 737.
siculus Cham. 294, Col. 737, 741, Pod.
444:
Sigritzii Em. 816.
Sigriz Em. 816, Terr. 816.
silvatica Rana 258.
sitibunda Rana 218.
sitibundus Bufo 218.
smaragdina Lac. 490.
sonans Rana 174.
sparsa Cor. 660. '
sparsus Col. 688, Trop. 737, 742.
speciosa Sal. 132.
spelaeus Bufo 212.
spinalis Lac. 474, 479.
spinipes Ur. 537.
spinosus Bufo 212.
squamata Car. 774, Eretm. 774.
squamosa Car. 774.
Steindachneri Lac. 429.
stellatus Seps 474, 475:
stellio Ag. 302, 537, 545, 821, 824, 827,
828, 832, 836, 841, Cord. 546, Gecko
560, Lac. 456, Tar. 560.
stenodactylus Ascal. 575.
stirpium Lac. 474.
Strauchiü Blan. 520, 521, 820, 824, 827,
828, 832, 841, Erem. 341.
striata Chalc. 317, Lac. 444, Rana 250,
255, 256, Seps 314, 316, Zygn. 314.
striato-fasciata Lac. 444.
strigata Lac. 382, 485, 820, 823, 828,
832, 840.
strigatus Col. 656.
subbilineata Natr. 738.
subbilineatus Trop. 741.
subcampestris Lac. 452.
subgriseus Col. 676, 679.
subocellata Lac. 502.
sylvicola Lac. 475.
Ik
taeniata Cor. 637, 660, Molge' 73, 86,
Sal. 86, 128.
taeniatus Trit. 70, 78, 86, 88.
taeniothys Col. 694.
tantalus Trop. 731.
tarraponica Thal. 766.
tatarica Boa 748.
taurica Lac. 38, 307, 380, 392, 412, 436,
439, 820, 822, 824, 828, 829, 831,
836, 840, Phen. 440, Pod. 440, 459,
Zoot. 440.
temporaria Rana 23I, 233, 24I, 243,
- 245, 246, 247, 254, 257, 258, 271,
2725 2735,2402.78,72,80,5.282,0283:
tenuis Chalc. 770.
terdigitata Sal. 30.
terrestris Rana 254, Sal. 128.
tessellata Cor. 730, Natr. 730.
957
tessellatus Col. 730, Trop. 622, 666, 725,
726, 728, 930, 822, 823, 824, 825,
828, 829, 831, 837, 841.
tetragonus Col. 660.
thermalis Col. 715.
Thunbergi Car. 770.
thuringiacus Col. 660.
thyro Scinc. 319.
Tickelii Phryn. 544.
tigrina Lac. 34I, Rana 265.
tiliguerta Am. 466, Lac. 4II, 444, 446,
456, Pod. 411, 446.
tiligugu Am. 318, Gong. 321, Scinc. 318.
Tiligugus Scinc. 319.
Tomasinii Lac. 384, 386, 387, Trit. 79.
torquata Natr. 730, 736.
torquatus Col. 736.
torva Vip. 614.
trabalis Col. 690, 714, Haem, 714, Zam.
653, 654, 684, 714, 720.
tridactyla Molge 30, Sal. 30.
tridactylus Chalc. 314, 8316, 820, 823,
827, 828, 832, 835, 840, Seps 316.
triedrus Gecko 86, Hem. 555.
trigonocephalus Vip. 615.
trilamina Ech. 614, Vip. 614.
trilineata Lac. 499.
trilineatus Col. 685.
triton Lac. 86, 95.
tritonius Prot. 128.
Truessarti Trit. 109.
tuberculosus Bufo 212.
turcica Boa 748, Er.
. Pseudob. 748.
turcicus Hem. 300, 565, 821, 823, 824,
825, 831, 836, 841.
tyrolensis Col. 736.
tyrus Scinc. 319.
748, Lac. 565,
U.
unicolor Lac. 512.
uralensis Ag. 542, Lac. 542, Phryn. 542,
Stell. 542.
Ursinii Pel.-626, Vip. 596, 622, 626, 629,
632, 821, 823, 824, 828, 829, 831,
837, 841.
V.
Vaillanti Lac. 491, 494.
variabilis Bufo 218, Er. 305, 344, Lac.
345, Pod. 344, 345, Rana 218.
variegata Rana 178.
variegatus Gong. 319, Scinc. 318.
variolata Lac. 49I, 494.
varius Seps 490.
Vaucheri Lac. 458.
Veithi Cor. 665.
velox Erem. 341, 820, 822, 827, 828,
832, 835, 840, Lac. 341, 353, Pod.
341.
ventricosus Brad. 42, Bufo 212, Pleur. 42.
ventrimaculatus Col. 676.
958 Terminologisches Register.
ventromaculata Lac, 411.
vermicularis Ang. 752, Col. 641, Typhl.
752, 822, 825, 827, 833, 837, 841.
vermiculatus Col. 641.
verrucosissima Rana 213.
verrucosus Hem. 565.
verruculatus Hem. 565.
versicolor Col. 660, Lac. 490.
vespertina Rana 195.
vespertinus Bufo 195.
vinearum Bufo 212.
vipera Col. 609, 615.
viperina Col. 730, Natr. 725, 730.
viperinus Col. 725, 737, Trop. 725, 730,
822, 823, 824, 828, 829, 831, 837,
841.
virens Col. 641.
virgata Chel. 765, 779°.
virgatus Col. 676.
viridiflavus Col. 714, Hier. 713, Zam.
710, 713, 72I, 722.
viridiradiatus Bufo 218.
viridis Bufo 212, 218, 223, 224, 225,
226, 227, 271, 272, 273, 277, 278,
280, 283, Chel. 770, Dendr. 203, Hyla
203, Lac. 302, 382, 4II, 475, 479
485, 486, 489, 490, .499, 507, 5II,
820, 822, 823, 824, 828, 831, 836,
840, 905, Rana 258, 259, SepS 490,
Mese770:
viridissima Lac. 491.
vittata Lac. 381, Molge 92.
vittatus Disc. 184, 185, Omat. 92, Seps
316, Trit. 40, 76, 92, 271, 273, 277;
278, 280, 282.
vivax Ail. 649, Col. 649, Tach. 649,
Tarb. 649, 821, 823, 824, 825, 829,
831, 837, 841.
vivipara Lac. 335, 381, 407, 409, 459,
508, 5ll, 623, 820, 822, 823, 824,
828, 831, 836, 840, Zoot. 5II.
vulgaris Ac. 300, 302, 307, 353, 820,
823, 832, 835, 840, Bufo 163, 212,
221, 222, 208, 271, 272, 217382798
280, 283, Cham. 294, 820, 823, 827,
832, 835, 840, Col. 714, 736, Em.
816, Molge 86, 92, Natr. 736, Obst.
165, Phryne 2ı2, Rana 258, Sal.
128, Stell. 546, Trit.= 39,2 055.09
75, 79, 85, 86, 119, 27I, 272, 273,
276, 278, 280, 282, Vip. 609.
W.
Wagleri Eupl. 658, Phyll. 568.
Waltli Molge 42, Pleur. 423, 102, Trit
42, 5ı, 76, 105, 123, 133, 135, 270,
272, 277, 278, .279, 282.
Whitei Test. 790.
Wurfbeini Molge 95, Trit. 95.
x
xanthina Dab. 597, Vip. 597.
xanthogaster Col. 694.
xanthostictus Prot. 19.
2.
Zoisii Prot. 19.
Terminologisches Register.
A.
Abdominalia 758.
Achselschild 758.
Afterschild 303, 758:
Aftersporn 303.
alamplex 150.
Albino 335.
Anale 303, 333, 758.
Anwachsstreifen 759.
Apicale 592.
Areolen 757.
Armrandplatten 757.
Armschilder 758.
Atemloch 153.
Augenbrauenschilder 304.
Augenhöhlenschilder 305.
Augenschilder 304, 305.
Axillare 758.
Axillarfleck 335.
B.
Band 334.
Bauchkante 579. .
Bauchschilder 333, 758.
Binde 334.
Brunstschwielen 150.
Brustdreieck 333.
Brustschale 756.
Brustschilder 758.
C.
Canthale 592.
Canthus rostralis 4.
chagriniert Io.
Choanen 4.
Costalia 757.
Chromatophoren 5.
Cycloidschuppen 270, 302.
Ah
D.
Discus 757.
Discus palpebralis 304.
Dorsalstreifen 335.
Drüsenpunkte 154.
F.
Femoralia 758.
Fersenhöcker 150.
“Flossenfüße 754, 755-
Frenale 305, 306.
Freno-oculare 305, 306.
Frontale 330, 304, 7506.
Frontonasale 751.
Frontorostrale 517.
G.
Gelenkshöcker 150.
Greiffüße 293.
Gularia 580, 758,
H.
Halsband 307.
Halsrandschilder 757.
Helm 295.
Hinterhauptschild 304.
Hüftschlinge 205.
Humeralia 758.
I
Inframarginalia 758.
Inframaxillaria 580.
inguinalamplex 151.
Inguinale 758.
Intergulare 758.
Internasale 303, 304, 309, 755-
Internasalraum 4.
Interoccipitale 756.
Interokularraum 4.
Interparietale 303, 304.
K.
Kaulquappen 3, 153.
Kehlfalte 4, 308.
Kehlfurche 307, 580.
Kehlschilder 580, 758.
Kehlschuppen 580.
Kiemen 7.
Kinnfurche 308, 380.
Kinnschild 305, 307.
Kletterfüße 300.
Klumpfüße 754, 755-
I.
Larven 3.
Laevogyrinen 153.
Leistenschild 758.
Leucose 335.
M.
Marginalia 757.
Terminologisches Register.
Margino-brachialia 757.
Margino-collaria 757.
Margino-femoralia 757.
Margino-lateralia 757.
Massetericum 305, 306.
Maxillarband 335.
Mediogyrinen 153.
Melanismus 335.
Melanose 335.
Mentale 305, 306, 307.
Metamorphose 3.
Metatarsalgelenk 150.
Metatarsalhöcker 150.
Mittelfeld 757.
N.
Nackendrüse 149.
Nackenschild 757.
Nasale 305.
Nasenschild 305, 755.
Nasofrenale 305.
Nasolabiale 518.
Neotenie It.
Nickhaut 3.
Nuchale 757.
OÖ,
Oberlippenschilder 305.
Oberschilder 333.
Oberschnabel 754.
Ocecipitalband 334.
Occipitale 303, 304, 756.
Ohrdrüsen 5.
Ohrschild 305.
ovovivipar 29I.
P.
Paarungsspiele Io.
Papillen 154.
Parietalband 334.
Parietale 304, 756.
Parotiden 5.
Pectoralia 758.
Phrynin 5.
Pileus 303.
Postnasale 305.
Postoculare 305, 760.
Praeanale 333, 592.
Praefrontale 303, 304, 755.
Praeoculare 305, 306, 760.
Pseudosubocularia 689.
R.
Randschilder 757, 758.
Reservezähne 584.
Rinnenschilder 580.
Rippenschilder 757.
Rostrale 305.
Rückenbinde 335.
Rückenschale 756.
Rückenzone 334.
959
960
Ruderfüße 754, 755-
Ruderschwanz II.
Rüsselschild 305.
S.
Salamandrin 5.
Samenmasse IO.
Samentasche 10.
Samenträger Io.
Schallblase 149.
Scheibe 757:
Scheitelschilder 304.
Schenkelporen 300.
Schenkelrandschilder 757.
Schenkelschilder 758.
Schilder 301, 757-
Schildpatt 757.
Schläfenschilder 306.
Schläfenschuppen 305, 306.
Schnauzenkante 4.
Schulterfalte 308.
Schuppen 301.
Schutzfarben 6. H
Schwanzschilder 579, 757:
Schwimmfüße 754.
Seitendrüsenwulst 150.
Seitenkante 579.
Seitenrandschilder 757.
Spermatophor Io.
Spiraculum 153.
Stirndrüse 155.
Stirnschild 304, 75.
Streifen 334.
Subarticulartuberkeln 150.
Subcaudalia 579.
Subdorsalleiste 150.
Sublabialia 305, 300.
Submaxillaria 306, 307.
Terminologisches Register.
Subocularia 305, 332.
Subocularlinie 334.
Suborbitalia 305, 306.
Superciliaria 304.
Supracaudalia 757.
Supraciliarstreifen 334.
Supralabialia 305, 332.
Supranasalia 303, 304, 332.
Supraocularia 303, 304, 580.
Supratemporalia 305, 306, 331.
Syncipitalia 626, 756.
T.
Temporalband 335.
Temporalia 305, 306, 760.
Tibiotarsalgelenk 150.
Tympanale 300, 305.
U.
Unterkieferschilder 306, 307.
Unterlippenschilder 306, 307.
Unterschnabel 754.
Vv.
Ventralia 333.
Vertebralia 757.
Verwandlung 3.
W.
Wirbelschilder 757.
2.
Zügelgegend 4.
Zügelschild 305.
Zwischenkehlschild 758.
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